gerne möchten wir Ihnen den Standpunkt von Ingo Müller, CEO des Deutschen Milchkontor, mit dieser zusätzlichen heutigen Ausgabe nachreichen. Angekündigt hatten wir ihn bereits im regulären Freitags-Briefing heute früh. Aufgrund eines technischen Fehlers wurde der Standpunkt allerdings nicht versendet. Dies bitten wir zu entschuldigen und wünschen nun viel Spaß bei der Lektüre!
Ihre Henrike Schirmacher
Standpunkt
Zukunftsfähige Agrarpolitik: Die nächste Bundesregierung muss die Weichen stellen
von Ingo Müller
Ingo Müller, CEO der DMK Deutsches Milchkontor GmbH.
Eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik ist eine Aufgabe, die über die Branche hinweg und nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Das fängt bei den Erzeugern an, geht über die Industrie bis hin zum Handel. Gemeinsam mit der Politik können wir die Weichen für eine stabile Wertschöpfungskette stellen, die sowohl die Branche als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher im Blick hat. Als wichtiger Akteur in der Lebensmittelbranche sehen wir uns in der Verantwortung, unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft zu leisten.
Dazu gehören die Erweiterung unseres Sortiments um vegane Produkte, die Verringerung von Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung. Wir haben zum Beispiel unseren Spritzgussbecher für die Quarkproduktion optimiert und konnten so 20 Prozent des Kunststoffs Polypropylen und 20 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Daneben arbeiten wir an umfangreichen Projekten zur Steigerung der Energie- und Wassereffizienz in unseren Werken. Wir haben unsere Milchsammelwagenflotte auf den umweltfreundlichen Kraftstoff Bio-LNG umgestellt und testen Maßnahmen zur Emissionsminderung auf vier landwirtschaftlichen Pilotbetrieben.
Zielkonflikt in der Landwirtschaft
Wir befinden uns in der Landwirtschaft in einem Zielkonflikt: Gesellschaftlich und politisch sind die Anforderungen hoch, dass die Branche Klimaziele einhält, Tierwohl garantiert und nachhaltige und gesunde Ernährungskonzepte vorlegt. Das alles funktioniert aber nur, wenn unsere Landwirte dafür entsprechend bezahlt werden. Wir tragen als Gesellschaft eine gesamtheitliche Verantwortung, die nicht allein auf den Schultern der Landwirte getragen werden kann. Die Erwartungshaltung seitens der Endverbraucher nimmt zu – umso wichtiger ist es, zu vermitteln, dass die Umsetzung dieser Erwartungshaltung nur in Verbindung mit einer Kostenübernahme möglich ist.
Dieser Zielkonflikt kann und muss politisch aufgelöst werden, in dem wir den Dialog verstärken und auf Instrumente setzen, die auch wirklich funktionieren. Natürlich braucht ein nachhaltiger Wandel Zeit. Jetzt steht ein neues Lernen an, das Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz, Biodiversität oder die Ernährung der Zukunft finden muss.
Investitionen in den Klimaschutz fördern
Das beginnt spätestens in der neuen Legislaturperiode. Die Aufgabenliste ist lang: Es braucht eine verstärkte politische und finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Staatliche Förderprogramme für klimafreundliche Technologien müssen ausgeweitet werden, um Investitionen in die emissionsarme Produktion, erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturen zu erleichtern.
Die Landwirtschaft leistet einen essenziellen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und geht oftmals wirtschaftliche Risiken ein, um nachhaltig zu produzieren und politischen Vorgaben zu entsprechen. Es fehlt aber an zielgerichteter Unterstützung, um beispielsweise klimafreundliche Technologien einzusetzen. Ein Hebel ist die Vereinfachung und Ausweitung von staatlichen Förderprogrammen. Ein Beispiel dafür, wo es bisher hakt, ist die Förderung regenerativer Energien wie Biogas. Insbesondere fehlen Förderinstrumente für Bio-LNG, das immer noch wie normaler Diesel besteuert wird.
Mehr Tierwohl braucht Transparenz und finanzielle Unterstützung
Im Bereich Tierwohl haben wir eine der größten Baustellen vor uns. Durch zu viel Bürokratie und einen Kennzeichnungsdschungel sind nicht nur die Verbraucher überfordert. Ein Haltungskennzeichen muss für weniger Bürokratie und mehr Transparenz sorgen. Das kann bedeuten: bestehende Haltungsformregelungen niedrigschwellig in ein einheitliches, staatliches Kennzeichen übernehmen, statt neue Regelungen einzuführen. Wichtig ist hierbei, den Landwirten auch eine klare finanzielle Perspektive aufzuzeigen und nicht nur durch Vorgaben höhere Standards zu fordern. Da ist auch der Verbraucher gefragt, denn ohne Preiserhöhungen für Verbraucher ist mehr Tierwohl langfristig nicht zu finanzieren.
Unser Credo ist daher: Für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland bedarf es klarer Zukunftsaussichten für die Landwirte, Produzenten und den Handel. Politik können wir nur gemeinsam gestalten – dafür stehen wir jetzt und in Zukunft ein.
Ingo Müller ist CEO der genossenschaftlich organisierten DMK Deutsches Milchkontor GmbH, dem größten deutschen Molkereiunternehmen.
gerne möchten wir Ihnen den Standpunkt von Ingo Müller, CEO des Deutschen Milchkontor, mit dieser zusätzlichen heutigen Ausgabe nachreichen. Angekündigt hatten wir ihn bereits im regulären Freitags-Briefing heute früh. Aufgrund eines technischen Fehlers wurde der Standpunkt allerdings nicht versendet. Dies bitten wir zu entschuldigen und wünschen nun viel Spaß bei der Lektüre!
Ihre Henrike Schirmacher
Standpunkt
Zukunftsfähige Agrarpolitik: Die nächste Bundesregierung muss die Weichen stellen
von Ingo Müller
Ingo Müller, CEO der DMK Deutsches Milchkontor GmbH.
Eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik ist eine Aufgabe, die über die Branche hinweg und nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Das fängt bei den Erzeugern an, geht über die Industrie bis hin zum Handel. Gemeinsam mit der Politik können wir die Weichen für eine stabile Wertschöpfungskette stellen, die sowohl die Branche als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher im Blick hat. Als wichtiger Akteur in der Lebensmittelbranche sehen wir uns in der Verantwortung, unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft zu leisten.
Dazu gehören die Erweiterung unseres Sortiments um vegane Produkte, die Verringerung von Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung. Wir haben zum Beispiel unseren Spritzgussbecher für die Quarkproduktion optimiert und konnten so 20 Prozent des Kunststoffs Polypropylen und 20 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Daneben arbeiten wir an umfangreichen Projekten zur Steigerung der Energie- und Wassereffizienz in unseren Werken. Wir haben unsere Milchsammelwagenflotte auf den umweltfreundlichen Kraftstoff Bio-LNG umgestellt und testen Maßnahmen zur Emissionsminderung auf vier landwirtschaftlichen Pilotbetrieben.
Zielkonflikt in der Landwirtschaft
Wir befinden uns in der Landwirtschaft in einem Zielkonflikt: Gesellschaftlich und politisch sind die Anforderungen hoch, dass die Branche Klimaziele einhält, Tierwohl garantiert und nachhaltige und gesunde Ernährungskonzepte vorlegt. Das alles funktioniert aber nur, wenn unsere Landwirte dafür entsprechend bezahlt werden. Wir tragen als Gesellschaft eine gesamtheitliche Verantwortung, die nicht allein auf den Schultern der Landwirte getragen werden kann. Die Erwartungshaltung seitens der Endverbraucher nimmt zu – umso wichtiger ist es, zu vermitteln, dass die Umsetzung dieser Erwartungshaltung nur in Verbindung mit einer Kostenübernahme möglich ist.
Dieser Zielkonflikt kann und muss politisch aufgelöst werden, in dem wir den Dialog verstärken und auf Instrumente setzen, die auch wirklich funktionieren. Natürlich braucht ein nachhaltiger Wandel Zeit. Jetzt steht ein neues Lernen an, das Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz, Biodiversität oder die Ernährung der Zukunft finden muss.
Investitionen in den Klimaschutz fördern
Das beginnt spätestens in der neuen Legislaturperiode. Die Aufgabenliste ist lang: Es braucht eine verstärkte politische und finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Staatliche Förderprogramme für klimafreundliche Technologien müssen ausgeweitet werden, um Investitionen in die emissionsarme Produktion, erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturen zu erleichtern.
Die Landwirtschaft leistet einen essenziellen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und geht oftmals wirtschaftliche Risiken ein, um nachhaltig zu produzieren und politischen Vorgaben zu entsprechen. Es fehlt aber an zielgerichteter Unterstützung, um beispielsweise klimafreundliche Technologien einzusetzen. Ein Hebel ist die Vereinfachung und Ausweitung von staatlichen Förderprogrammen. Ein Beispiel dafür, wo es bisher hakt, ist die Förderung regenerativer Energien wie Biogas. Insbesondere fehlen Förderinstrumente für Bio-LNG, das immer noch wie normaler Diesel besteuert wird.
Mehr Tierwohl braucht Transparenz und finanzielle Unterstützung
Im Bereich Tierwohl haben wir eine der größten Baustellen vor uns. Durch zu viel Bürokratie und einen Kennzeichnungsdschungel sind nicht nur die Verbraucher überfordert. Ein Haltungskennzeichen muss für weniger Bürokratie und mehr Transparenz sorgen. Das kann bedeuten: bestehende Haltungsformregelungen niedrigschwellig in ein einheitliches, staatliches Kennzeichen übernehmen, statt neue Regelungen einzuführen. Wichtig ist hierbei, den Landwirten auch eine klare finanzielle Perspektive aufzuzeigen und nicht nur durch Vorgaben höhere Standards zu fordern. Da ist auch der Verbraucher gefragt, denn ohne Preiserhöhungen für Verbraucher ist mehr Tierwohl langfristig nicht zu finanzieren.
Unser Credo ist daher: Für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland bedarf es klarer Zukunftsaussichten für die Landwirte, Produzenten und den Handel. Politik können wir nur gemeinsam gestalten – dafür stehen wir jetzt und in Zukunft ein.
Ingo Müller ist CEO der genossenschaftlich organisierten DMK Deutsches Milchkontor GmbH, dem größten deutschen Molkereiunternehmen.