in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen in der Rubrik Wirtschaft und Unternehmen die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Agrifood-Szene vor. Die Redaktion hat zehn herausragende Persönlichkeiten aus dem Agrar- und Ernährungssektor ausgewählt, die bestens vernetzt sind und für die Interessen ihrer Branche einstehen.
Zusätzlich zur Ehrung der “Top of the Table”, lesen Sie wie gewohnt wichtige Neuigkeiten und Hintergründe im Professional Briefing Agrifood.Table. Im Oktober jährt sich beispielsweise die Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung. Das haben wir zum Anlass für eine Recherche genommen, um herauszufinden, wie das staatliche Bio-Siegel in der Gastronomie angenommen wird. Das Ergebnis lesen Sie in der Analyse unseres Autors Martin Rücker.
Viel Spaß bei der Lektüre!
Vor etwa einem Jahr – Anfang Oktober 2023 – trat die neue Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung, kurz Bio-AHVV, in Kraft. Seitdem dürfen Gastro-Betriebe eines der neuen Bio-Siegel nutzen, die an Medaillen erinnern. In Bronze, wenn ihre Küche zu einem Anteil von 20 bis 49 Prozent Öko-Zutaten verarbeitet, in Silber bei einem Bio-Anteil bis 89 Prozent und ab 90 Prozent in Gold. Zwei Ziele verband Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit dem staatlichen Label: Transparenz für die Kunden einerseits, einen Schub für die Branche und für die Bio-Strategie des BMEL andererseits. “Der Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) soll für Verbraucherinnen und Verbraucher künftig auf einen Blick erkennbar sein”, sagte der Grünen-Politiker bei Vorstellung seines Entwurfs. “Zugleich stärken wir den Öko-Landbau, indem wir die Nachfrage befördern – das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu 30 Prozent Bio bis 2030“, ergänzte er später.
Dass die staatlichen AHV-Kennzeichen bereits viel Transparenz bringen oder gar eine Hebelwirkung für Bio entwickeln, lässt sich allerdings nicht behaupten. Nur wenige Unternehmen zeigen bisher Interesse an ihnen, wie eine Recherche von Agrifood.Table zeigt. Interessant dabei: Das BMEL hat die neuen Siegel eingeführt – es hat jedoch selbst keinerlei Erkenntnisse darüber, wie stark es bisher genutzt wird. “Es liegen uns hierzu derzeit keine Zahlen vor”, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Auch der Bundesverband der Öko-Kontrollstellen, der eine bundesweite Suche nach Bio-zertifizierten Betrieben über eine Online-Maske anbietet, hat nach eigener Auskunft technisch keine Möglichkeit einer direkten Abfrage der Daten, die verteilt bei den einzelnen Kontrollstellen liegen. Eine zentrale Information darüber, wie viele Restaurants und Kantinen in Deutschland ein goldenes, silbernes oder bronzefarbenes Siegel nutzen, gibt es also nicht.
Durch eine Abfrage bei den Bio-Behörden in den Bundesländern lässt sich jedoch ein erster Eindruck gewinnen. Die Bio-AHVV schreibt vor, dass sich Unternehmen bei ihnen melden, wenn sie sich nach der Verordnung zertifizieren lassen wollen. Nach Auskunft der Behörden von Ende August und Anfang September hatten dies deutschlandweit rund 670 Betriebe getan – am meisten in Bayern (194), Baden-Württemberg (151) und Berlin (93), am wenigsten in Bremen (7), Thüringen (6) und im Saarland (2). Hamburg sah sich als einziges Land nicht imstande, eine Angabe zu machen. Insgesamt dürfte die Zahl damit auf rund 700 steigen.
Angesichts von rund 150.000 Gastronomiebetrieben in Deutschland ist das kein besonders großer Wert. Die Zahl der Betriebe, die ein Bio-AHV-Kennzeichen aushängen, dürfte jedoch noch deutlich niedriger liegen. Einerseits liegt dies an den noch nicht etablierten Meldewegen: Die Behörden müssen von den Unternehmen zwar einen Hinweis erhalten, wenn diese ein Zertifikat nach der neuen Verordnung anstreben – die meisten bekommen bisher jedoch noch keine Nachricht von den Öko-Kontrollstellen, wenn ein Zertifikat tatsächlich ausgestellt ist. Andererseits können sich die Unternehmen auch zertifizieren lassen, um beispielsweise auf Bio-Zutaten in ihrer Speisekarte hinzuweisen – ohne jedoch eines der staatlichen Siegel nutzen zu wollen, was eine Berechnung des Bio-Anteils ihrer Küche voraussetzt. So wusste die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt zu berichten, dass landesweit bisher zwar zwölf Betriebe nach Bio-AHVV zertifiziert sind – nur einer von ihnen jedoch ein Kennzeichen nutzt.
Die aktuellsten Daten über die bereits erfolgten Zertifikate liegen derzeit nur den privaten Öko-Kontrollstellen vor. Die meisten von ihnen antworten jedoch nicht auf eine Anfrage nach den Zahlen. Diejenigen, die Auskunft geben, bestätigen die Tendenz: So hat die Abcert AG in Esslingen rund 400 Bio-AHVV-Betriebe erfasst – von denen nur etwa 40 ein AHV-Kennzeichen nutzten (die Hälfte von ihnen das goldene). Auch bei der Berliner Control Union Certifications Germany GmbH ist nur von “wenigen” Unternehmen die Rede, die eines der neuen Siegel aushängen möchten: “Die meisten KundInnen haben sich aktuell dafür entschieden, den Bio-Anteil nicht berechnen zu lassen.”
Zu den bei den Behörden bekannten Unternehmen könnten in den nächsten Monaten weitere hinzukommen, die noch auf alter Rechtsgrundlage, nach der EU-Bio-Verordnung zertifiziert worden sind. Danach durften sie in der Speisekarte ebenfalls Bio-Zutaten ausloben, auch mit dem sechseckigen deutschen Bio-Siegel. Ein Kennzeichen für den gesamten Betrieb, wie jetzt von Özdemir eingeführt, gab es bis vor einem Jahr jedoch nicht. Die Zertifikate dieser Unternehmen wurden und werden nach und nach auf die Bio-AHVV umgestellt. Wie viele von ihnen künftig ein Interesse an den staatlichen Medaillen entdecken, bleibt abzuwarten.
Der Agrarmarketing-Experte Achim Spiller, der auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats im BMEL ist, hält die Kennzeichen grundsätzlich für “eine sinnvolle Idee”, da es “nicht ganz einfach” sei, Bio in der Gastronomie einzuführen. Er kann den verhaltenen Start der Medaillen jedoch nachvollziehen: “Einerseits ist der Siegeldschungel bei Lebensmitteln bereits unübersichtlich, andererseits sind die Konsumenten im AHV-Bereich bisher keine Label gewöhnt und erwarten das dort auch nicht”, sagte er Table.Briefings. “Umso wichtiger wäre es, dass ein neues staatliches Kennzeichen von einer größeren Informationskampagne begleitet wird. Dies sollte das BMEL nachholen. Kein Unternehmen würde auf die Idee kommen, eine neue Marke ohne ein größeres Werbebudget einzuführen.”
Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sieht in der Einführung der Siegel nur den ersten Schritt. “Wichtig ist, dass das BMEL nun auch in eine entsprechende Infokampagne investiert und die Beratung der Küchen ausbaut“, forderte der geschäftsführende BÖLW-Vorstand Peter Röhrig gegenüber Table.Briefings.
Grundsätzlich ist er von den Siegeln überzeugt: “Die Gold-Silber-Bronze-Bio-Kennzeichnung ist ein gutes Instrument, um mehr Bio in die AHV zu bringen.” Schließlich könnten Verbraucher in der AHV – anders als im Einzelhandel – Bio bisher nicht so gut erkennen. Röhrig setzt auf das Vorbild Dänemark, wo viele Betriebe eine ähnliche Kennzeichnung bereits seit langem nutzten: “Allein in Kopenhagen werden täglich über 60.000 Essen mit einem Bio-Anteil von über 90 Prozent ausgegeben – ohne dass diese teuer wurden. Voraussetzung dafür war neben der Kennzeichnung eine gute Beratung der Küchen, Fortbildungen für deren Mitarbeitende, eine Informationskampagne und der politische Wille, gesündere Menüs und mehr Frische auf die Teller zu bringen.“
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Steffen Bilger, lehnt dies ab – das BMEL gibt aus seiner Sicht “bereits zu viel Geld für Kampagnen” aus. “Die Label funktionieren offenbar nicht und der Mehrwert für die Verbraucher erschließt sich nicht”, sagte der CDU-Politiker Table.Briefings. Die Bio-AHV-Kennzeichen hält er für “eine reine Showveranstaltung des BMEL”.
Julia Adou – Director of Sustainability, Aldi Süd
Mit Julia Adou als “Director of Sustainability” hat sich der Discounter Aldi Süd zum Öko-Marktführer entwickelt. Zuvor promovierte die Sozialpädagogin über “Corporate Volunteering”: gemeinwohlorientiertes Mitarbeiterengagement. Aus Theorie und Praxis weiß sie, wie man Menschen für sinnhaftes Handeln begeistert.
Martin Courbier – Geschäftsführer, Bundesverband Agrarhandel
Der studierte Agrarökonom vertritt in seiner Position als Geschäftsführer die Interessen des Agrarhandels in Deutschland. Die Mitgliedsunternehmen des Verbands beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz-, Dünge- und Futtermitteln. Courbier bezieht klar Stellung zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Diese sollten zukunftsfähig gemacht, statt pauschal reduziert werden.
Annika Ahlers – Vorstandsvorsitzende, German Agri Food Society
Die im Münsterland tätige Landwirtin setzt sich als Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society dafür ein, den Standort Deutschland für Start-ups in der Branche attraktiv zu machen. Auf ihrem Social-Media-Kanal “Erklärbauer” vermittelt sie seit 2017 landwirtschaftliches Wissen und beantwortet Fragen über die Arbeit auf dem Hof.
Markus Mosa – Vorstandsvorsitzender, Edeka-Zentrale
Der gebürtige Rheinländer ist als Vorstandsvorsitzender der Edeka-Zentrale für den strategischen Kurs des LEH-Verbunds aus sieben Regionalgesellschaften verantwortlich. Seit er die Rolle 2008 übernahm, hat er unter anderem die Zusammenarbeit mit europäischen Handelspartnern vorangetrieben. Mosa ist zudem Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland.
Emilie Bourgoin – Group Director Public Affairs, Rewe Group
Die gebürtige Französin steuert als Group Director Public Affairs von Köln, Berlin und Brüssel aus die politische Kommunikation der Rewe Group. Gemeinsam mit ihrem Team ist sie unter anderem für die politische Interessenvertretung im Bereich Lebensmittelhandel verantwortlich. Zugleich ist sie Vorsitzende des Kompetenzzentrums Landwirtschaft, das der Konzern als erster Lebensmittelhändler in Deutschland 2023 gegründet hat.
Nikola Steinbock – Sprecherin des Vorstands, Landwirtschaftliche Rentenbank
Sie war viele Jahre für die Commerzbank tätig, bis sie 2022 Sprecherin des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank wurde. Die gelernte Außenhandelskauffrau verantwortet unter anderem das Fördergeschäft, welches neben der Land- und Forstwirtschaft auch die gesamte Wertschöpfungskette Lebensmittel, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung der Bioökonomie umfasst. Steinbock engagiert sich außerdem für die interne Transformation der Rentenbank: Sie will mehr Frauen in der Führung sehen.
Matthias Berninger – Executive Vice President Public Affairs, Science and Sustainability & HSE, Bayer AG
Der ehemalige Grünen-Politiker leitet seit 2019 den Bereich Public Affairs und Nachhaltigkeit der Bayer AG. Unter seiner Führung entwickelten die Leverkusener eine globale Nachhaltigkeitsstrategie und setzten sich für ein deutsches und europäisches Lieferkettengesetz ein. Berninger ist heute auch Menschenrechtsbeauftragter des Konzerns.
Björn Börgermann – Geschäftsführer, Milchindustrie-Verband
Der promovierte Agraringenieur ist bestens vernetzt im politischen Berlin. Im August dieses Jahres hat er das Amt des Hauptgeschäftsführers beim Milchindustrie-Verband von seinem Vorgänger Eckhard Heuser, der in den Ruhestand ging, übernommen. Bereits seit 2021 ist Börgermann in der Geschäftsleitung. Seine Karriere beim MIV begann bereits 2010.
Götz Brandau – Leiter Brüsseler Büro / Public Affairs, Schwarz Gruppe
Brandau leitet das Brüsseler Public-Affairs-Büro der Schwarz Gruppe, zu der unter anderem Lidl und Kaufland gehören. In der EU-Hauptstadt vertritt er die Interessen der Unternehmensgruppe zu Themen wie der Regulierung von Lieferketten, Produktstandards oder Lebensmitteletikettierung.
Hubertus Paetow – Präsident, Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft
Als Präsident der DLG vertritt der studierte Agraringenieur und ausgebildete Landwirt die Interessen von mehr als 30.000 Mitgliedern. Paetow ist Mitglied in wichtigen Gremien und pflegt einen engen Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern. Beispielsweise berät er die Bundesregierung im Rat für nachhaltige Entwicklung und der Zukunftskommission Landwirtschaft.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kommt einer Forderung des Deutschen Bauernverbands nach. Der Ressortchef will die Stoffstrombilanzverordnung aussetzen. Darauf einigte er sich mit den Agrarministern der Bundesländer während der Agrarministerkonferenz (AMK) im thüringischen Oberhof. “Zum nächstmöglichen Zeitpunkt”, ergänzte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) aus Baden-Württemberg.
Völlig neu ist dies nicht. Im Juli schlug das BMEL den Bundesländern einen Deal vor: die Stoffstrombilanz aufzuheben, wenn diese einer Änderung des Düngegesetzes im Bundesrat zustimmen. Bekanntlich vergebens. Kritiker der Stoffstrombilanz hoffen, dass Özdemir sein Versprechen bis spätestens zur kommenden Düngesaison einlösen wird. Für Landwirte wäre die Dokumentation der ausgebrachten Nährstoffmengen (Stickstoff und Phosphor) für die Behörden dann nicht mehr verpflichtend.
Unabhängig davon hält der Grünen-Politiker daran fest, den Vermittlungsausschuss für eine Änderung des Düngegesetzes einzuschalten. Die Gesetzesnovelle ist Voraussetzung, um eine Rechtsverordnung für ein Monitoring in roten Gebieten erlassen zu können. Özdemir wolle die Monitoring-Verordnung “schlank” umsetzen, betonte er in Oberhof.
Die Stoffstrombilanzverordnung sollte ursprünglich durch die von der Ampel-Koalition geplante Nährstoffbilanzverordnung abgelöst werden. Zwar ist dieser Plan nicht offiziell von Özdemir gekippt worden, jedoch rückt dessen Umsetzung in weite Ferne und ist in dieser Legislatur unwahrscheinlich. Özdemir zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund sich mit der EU-Kommission auf differenzierte Maßnahmen in roten Gebieten, in denen flächendeckend strenge Düngeregeln gelten, einigen werde. has
Künftig könnte über “Nature Credits” oder “Naturgutschriften” privates Kapital mobilisiert werden, um Anreize für Umwelt- und Artenschutz zu schaffen. Das schlug EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag in München in einer Rede vor der DLD Nature Konferenz vor. Wasserversorger, die sauberes Quellwasser brauchten, oder Obsthändler, die auf Bestäuber angewiesen seien, könnten über Naturgutschriften lokale Akteure und Landwirte unterstützen, die Ökosystemleistungen erbringen, führte die CDU-Politikerin aus.
Für von der Leyens zweite Amtszeit könnte ein solches Modell zum zentralen Baustein der Agrarpolitik werden. Denn so könnte die wiedergewählte Kommissionspräsidentin ihr Versprechen einlösen, Landwirten mehr Anreize für Umweltleistungen zu bieten, ohne dafür das GAP-Budget aufstocken zu müssen. Kritik kommt vom EU-Bauernverband Copa Cogeca: “Nature Credits” seien nicht im Einklang mit den Empfehlungen des Strategischen Dialogs.
Umweltschützer sehen dagegen Potenzial. “Ein Zusammenspiel aus staatlichen und privaten Systemen ist wichtig, denn kein Akteur kann die Naturkrise alleine lösen”, sagt Laura Henningson, Nabu-Referentin für Agrobiodiversität, zu Table.Briefings. Wichtig sei aber, dass nicht im Gegenzug staatliche Mittel reduziert würden, zum Beispiel in der GAP. Auch Greenwashing sieht sie als Risiko. Denn für Biodiversitätsleistungen gebe es, anders als im Klimabereich, noch kein anerkanntes Messsystem, und ein solches zu entwerfen, sei komplex.
Um Greenwashing vorzubeugen, müssten ein verifizierter Standard und ein effektives Monitoring-Programm entwickelt werden, fordert Henningson. Von der Leyen verweist darauf, dass die Europäische Kommission gemeinsam mit der UN bereits an einer globalen Norm für Naturgutschriften arbeite. Mit den Mitgliedstaaten bereite man zudem erste Pilotprojekte in dem Bereich vor. jd
19.07.2024 – 9.00-11.00 / Straßburg
EU-Parlament Plenartagung
“Dürren und extreme Wetterereignisse als Bedrohung für lokale Gemeinschaften und die EU-Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels” TAGESORDNUNG
23.09.2024 / Brüssel
Europäischer Rat Landwirtschaft und Fischerei
Themen:
– Marktlage auf den Agrarmärkten, insbesondere nach der Invasion in die Ukraine
– GAP-Strategiepläne: Bestandsaufnahme
– Fischerei: EU-Vereinigtes Königreich und EU-Norwegen sowie Küstenstaaten: Jährliche Konsultationen 2025 INFO
23.09.2024 – 15.00 – 17.00 Uhr / Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal E 200
Fachgespräch “Verpflichtende Weitergabe genießbarer Lebensmittel”
Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft beschäftigt sich in seinem öffentlichen Fachgespräch am Montag, 23. September 2024, mit dem Thema “Zu Empfehlung 3: Verpflichtende Weitergabe von genießbaren Lebensmitteln durch den Lebensmitteleinzelhandel” des Bürgergutachtens “Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben”. INFO
17.09. – 19.09.2024 / Berlin
Landscape 2024 Konferenz “Agrarökosysteme im Wandel: Visionen, Technologien und Akteure”
Die Konferenz LANDSCAPE 2024 bringt internationale Expertinnen und Experten zusammen, um die Forschung an der Transformation von Agrarlandschaften zu diskutieren. Das Thema der Konferenz lautet “Agrarökosysteme im Wandel: Visionen, Technologien und Akteure” und unterstreicht, wie wichtig eine klare Vision, innovative Technologien und Akteure sind, um nachhaltige Veränderungen in Agrarlandschaften voranzutreiben. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO
18. – 22.09.2024 / Fulda
71. Forstvereinstagung Wald im Wandel – 125 Jahre Engagement
Die Forstvereinstagung ist der Treffpunkt, wenn es um Wissenstransfer und Netzwerk rund um den Wald geht. Organisiert wird die Veranstaltung in enger Zusammenarbeit mit dem Land Hessen und dem Landesbetrieb HessenForst. Die Exkursionen und Seminare werden den Blick zudem weit über die Landesgrenzen hinaus lenken. Ziel der Tagung ist es, sowohl den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis als auch die Gemeinschaft der Forstleute und Waldfreunde zu be- und (er)leben. INFO & ANMELDUNG
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO
30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO
01.10. – 02.10.2024 / Kassel
Kongress 9. Agroforst-Kongress
Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO
7.10. – 8.10.2024 / Crowne Plaza Kongresshotel, Lyoner Straße 44-48, 60528 Frankfurt am Main
International Non-GMO Summit 2024 Internationale Konferenz zur Zukunft der Ohne-Gentechnik-Wirtschaft
Die wichtigsten europäischen Verbände der “Ohne Gentechnik”-Wirtschaft laden am 8. Oktober 2024 zum “International Non-GMO Summit 2024” nach Frankfurt am Main ein. Internationale Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft informieren zu aktuellen Brennpunkten und Trends der “Ohne-Gentechnik”-Märkte weltweit. Im Fokus steht die aktuelle politische Debatte um die Neue Gentechnik und deren potenzielle Auswirkungen auf “Ohne Gentechnik” und Bio. PROGRAMM
07.10. -10.10.2024 / Leipzig
2. Nationaler Leguminosen-Kongress Perspektiven für Landwirtschaft und Ernährung
Beim zweiten Leguminosen-Kongress sollen Beiträge aktueller Forschung und Entwicklungen über die ganze Breite der Wertschöpfungskette aller Arten und Verwendungen von Leguminosen dargestellt werden: Züchtung, Anbau, Technik, Verarbeitung, Fütterung, Handel und Ernährung.
Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und der Deutschen Agrarforschungsallianz organisiert. INFO & ANMELDUNG
08.10. – 10.10.2024 / Messe Dortmund
Messe VertiFarm: International trade fair for next level farming and new food systems
Mit der VertiFarm, der ersten und einzigen reinen Messe für Vertical Farming & New Food Systems, vereint die Messe Dortmund seit 2022 Wissen, Technik, Entwicklung und Netzwerk an einem der bedeutendsten Logistikstandorte Deutschlands. Themenschwerpunkte der VertiFarm 2024: Alternative Proteine: Vielfältige Quellen für nachhaltige Ernährung INFO
08.10.2024 – 10.00 – 11.00 Uhr / online
Webinar Energieeffizienz in der Landwirtschaft
In nahezu allen landwirtschaftlichen Betrieben lässt sich an der einen oder anderen Stelle die Energieeffizienz verbessern. Energie einzusparen lohnt sich dabei nicht nur für’s Klima sondern auch wirtschaftlich. Die Referenten Daniel F. Eisel, Experte für Energiemanagement bei LandSchafftEnergie und Stefanie Althammer, Projektkoordination, erläutern dabei anhand von Beispielen, wo sich Einsparpotenziale verbergen, geben Tipps zur Förderung und diskutieren Chancen und Möglichkeiten für die Energieerzeugung am Hof. INFO
Top Agrar: Rukwied bringt neue Bauernproteste ins Spiel. DBV-Präsident Joachim Rukwied schließt neue Bauernproteste nicht aus. Zwar sei derzeit nichts geplant, sagt er im Interview mit der Funke Mediengruppe. Der Verband könne aber “innerhalb von drei, vier Tagen mobilisieren”, sollte das aus Sicht des Berufsstandes nötig werden. Als Quellen für Frust unter den Landwirten nennt er die bisherigen Ampel-Pläne zum Düngegesetz sowie das Tierschutzgesetz. (“Rukwied droht der Ampel mit neuen Bauernprotesten”)
Lebensmittelzeitung: Großbritannien schränkt Junkfood-Werbung ein. Während in Deutschland die Pläne für ein Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz weiter in der Schwebe sind, führt Großbritannien ein ähnliches Gesetz ein: Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt darf ab Oktober 2025 nur noch nach 21 Uhr im Fernsehen erscheinen. Im Internet gilt ein vollständiges Werbeverbot. (“Großbritannien setzt auf Werbeverbot für Junkfood”)
Ariva: Karawanskij will Dorfläden retten. Bund und Länder sollten gemeinsam das Sterben von Läden in ländlichen Regionen aufhalten, fordert die Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Susanna Karawanskij (Linke). Zum Beispiel durch Investitionshilfen für Geschäfte, die oft nur geringe Gewinne erzielen. Oft dienten Läden auch als Treffpunkt für die Bewohner kleiner Orte, böten Sitzgelegenheiten oder Services wie Post- und Bankdienstleistungen an, argumentiert sie. (“Agrarministerin: Wieder mehr Dorfläden ermöglichen.”)
Stern: Landesbauernpräsident verteidigt Proteste. Karsten Trunk, der Bauernpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, hat die massiven Bauernproteste zu Jahresbeginn verteidigt und von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen gefordert. Er wirft der Bundesregierung vor, eine Agrarpolitik nach Bauchgefühl zu betreiben und die Meinung der Betroffenen zu ignorieren. (“Bauern fordern verlässliche Rahmenbedingungen von Politik”)
Zeit: Hauptaufgabe Deregulierung. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betrachtet den Abbau der Regelungsdichte in der Land- und Forstwirtschaft als die wichtigste Aufgabe der Agrarpolitik. Auch seine Amtskollegen in anderen Bundesländern teilen diese Ansicht. (“Kieler Agrarminister sieht Fortschritt beim Bürokratieabbau”)
Brian Niccol wird ein Privatjet zur Verfügung stehen, damit er seiner neuen Rolle als Starbucks-Chef gerecht werden kann. Es heißt, Nicoll dürfe weiterhin in Kalifornien leben, obwohl sich der Firmensitz der US-Kaffeekette viel weiter nördlich in Seattle befindet. Für die Zukunft von Starbucks wäre es vielleicht besser, wenn Niccol das Flugzeug für regelmäßige Trips nach China nutzen würde. Denn dort befindet sich derzeit die größte Baustelle des Konzerns.
Das Problem mit dem künftigen Boss, der im September seinen Job antritt: Niccol hat praktisch keine China-Erfahrung. Starbucks wählte ihn aus, weil er seinen vorherigen Arbeitgeber, die US-Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill, nach einem Lebensmittelskandal erfolgreich aus der Krise geführt hat. Chipotle ist jedoch nicht in China tätig, und Niccol hatte in seiner bisherigen Laufbahn keine spezifischen Führungsrollen, die ihn direkt mit dem chinesischen Markt in Kontakt gebracht hätten.
Diese fehlende China-Erfahrung könnte nun eine Herausforderung darstellen. Denn die aktuellen Entwicklungen in China sind für Starbucks alarmierend. Die Umsätze in der Region sind allein im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken, obwohl Kaffee dort immer populärer wird. Die sinkenden Kundenzahlen hängen einerseits mit der allgemeinen Konsum-Schwäche in China zusammen. Ein wichtiger Faktor ist jedoch auch der extrem harte Wettbewerb.
Der gefährlichste chinesische Angreifer für Starbucks ist Luckin Coffee. Das Unternehmen schien vor wenigen Jahren noch vor dem Aus zu stehen. Schließlich wurde 2020 bekannt, dass Luckin Coffee in großem Umfang seine Umsätze gefälscht hatte, um seine finanzielle Leistung besser darzustellen, als sie tatsächlich war. Die Folge war ein Delisting von der US-amerikanischen Börse Nasdaq. Auf die Expansion in China hatte der Anleger-Betrug jedoch keine Auswirkungen.
Mittlerweile hat Luckin Coffee in China mehr als 16.000 Filialen, während Starbucks etwa 7.300 betreibt. Luckin Coffee hat somit eine deutlich größere Präsenz, insbesondere in kleineren Städten. Für Starbucks ist es vor dem Hintergrund der rückläufigen Umsätze entscheidend, wie sich die angekündigte Expansion in China auf landesweit 9.000 Filialen bis Ende 2025 auswirkt.
Keineswegs kann man dem Unternehmen vorwerfen, dass es nicht darum bemüht ist, seine chinesischen Kunden abzuholen. Zu Jahresbeginn machte Starbucks von sich Reden, weil es einen Kaffee mit Schweinfleisch-Aroma auf den Markt brachte – wohlwissend, dass chinesische Geschmäcker westliche Konsummuster gerne konterkarieren.
Der Wettbewerb mit Luckin Coffee wird für Starbucks auch außerhalb Chinas massiv zunehmen. Das Unternehmen macht den Amerikaner bereits in Südostasien zunehmend Konkurrenz und will auch in die USA expandieren.
Viel zu tun also für den begeisterten Golfspieler Niccol, der im Jahr 2019 von Bloomberg und Fortune gleichermaßen zur Businessperson of the Year erkoren worden war. Der 50-Jährige wird gemeinhin verantwortlich gemacht für den großen Aufschwung des mexikanischen Grill-Restaurants Chipotle, das Niccol von 2018 bis vor wenigen Wochen führte. Das Unternehmen verdoppelte seinen Umsatz und vervielfachte seinen Gewinn unter Niccols Leitung. Der Aktienkurs von Chipotle ging in dieser Zeit steil nach oben. Bei Mitarbeitern war er beliebt, weil die Sozialleistungen für die Angestellten ausbaute.
Ob er die gleiche Strategie für den chinesischen Markt von Starbucks wählt, wird die nahe Zukunft zeigen. Niccols Entscheidungen sind der Kaffeekette dem Vernehmen nach ein Paket wert, dass dem neuen Chef in seiner Amtszeit bis zu 113 Millionen US-Dollar einbringen könnte. “Brian Niccol hat bewiesen, dass er eine der effektivsten Führungskräfte in unserer Branche ist und über viele Jahre hinweg erhebliche finanzielle Erträge erwirtschaftet hat”, sagte ein Sprecher von Starbucks zu Fortune.
Der Aktienkurs von Starbucks hatte bereits einen großen Sprung gemacht. Als die Personalie bekannt wurde, kletterten die Papiere an der US-Börse um 24,5 Prozent nach oben, während Chipotle um 7,5 Prozent nachgab. Jörn Petring
in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen in der Rubrik Wirtschaft und Unternehmen die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Agrifood-Szene vor. Die Redaktion hat zehn herausragende Persönlichkeiten aus dem Agrar- und Ernährungssektor ausgewählt, die bestens vernetzt sind und für die Interessen ihrer Branche einstehen.
Zusätzlich zur Ehrung der “Top of the Table”, lesen Sie wie gewohnt wichtige Neuigkeiten und Hintergründe im Professional Briefing Agrifood.Table. Im Oktober jährt sich beispielsweise die Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung. Das haben wir zum Anlass für eine Recherche genommen, um herauszufinden, wie das staatliche Bio-Siegel in der Gastronomie angenommen wird. Das Ergebnis lesen Sie in der Analyse unseres Autors Martin Rücker.
Viel Spaß bei der Lektüre!
Vor etwa einem Jahr – Anfang Oktober 2023 – trat die neue Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung, kurz Bio-AHVV, in Kraft. Seitdem dürfen Gastro-Betriebe eines der neuen Bio-Siegel nutzen, die an Medaillen erinnern. In Bronze, wenn ihre Küche zu einem Anteil von 20 bis 49 Prozent Öko-Zutaten verarbeitet, in Silber bei einem Bio-Anteil bis 89 Prozent und ab 90 Prozent in Gold. Zwei Ziele verband Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit dem staatlichen Label: Transparenz für die Kunden einerseits, einen Schub für die Branche und für die Bio-Strategie des BMEL andererseits. “Der Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) soll für Verbraucherinnen und Verbraucher künftig auf einen Blick erkennbar sein”, sagte der Grünen-Politiker bei Vorstellung seines Entwurfs. “Zugleich stärken wir den Öko-Landbau, indem wir die Nachfrage befördern – das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu 30 Prozent Bio bis 2030“, ergänzte er später.
Dass die staatlichen AHV-Kennzeichen bereits viel Transparenz bringen oder gar eine Hebelwirkung für Bio entwickeln, lässt sich allerdings nicht behaupten. Nur wenige Unternehmen zeigen bisher Interesse an ihnen, wie eine Recherche von Agrifood.Table zeigt. Interessant dabei: Das BMEL hat die neuen Siegel eingeführt – es hat jedoch selbst keinerlei Erkenntnisse darüber, wie stark es bisher genutzt wird. “Es liegen uns hierzu derzeit keine Zahlen vor”, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Auch der Bundesverband der Öko-Kontrollstellen, der eine bundesweite Suche nach Bio-zertifizierten Betrieben über eine Online-Maske anbietet, hat nach eigener Auskunft technisch keine Möglichkeit einer direkten Abfrage der Daten, die verteilt bei den einzelnen Kontrollstellen liegen. Eine zentrale Information darüber, wie viele Restaurants und Kantinen in Deutschland ein goldenes, silbernes oder bronzefarbenes Siegel nutzen, gibt es also nicht.
Durch eine Abfrage bei den Bio-Behörden in den Bundesländern lässt sich jedoch ein erster Eindruck gewinnen. Die Bio-AHVV schreibt vor, dass sich Unternehmen bei ihnen melden, wenn sie sich nach der Verordnung zertifizieren lassen wollen. Nach Auskunft der Behörden von Ende August und Anfang September hatten dies deutschlandweit rund 670 Betriebe getan – am meisten in Bayern (194), Baden-Württemberg (151) und Berlin (93), am wenigsten in Bremen (7), Thüringen (6) und im Saarland (2). Hamburg sah sich als einziges Land nicht imstande, eine Angabe zu machen. Insgesamt dürfte die Zahl damit auf rund 700 steigen.
Angesichts von rund 150.000 Gastronomiebetrieben in Deutschland ist das kein besonders großer Wert. Die Zahl der Betriebe, die ein Bio-AHV-Kennzeichen aushängen, dürfte jedoch noch deutlich niedriger liegen. Einerseits liegt dies an den noch nicht etablierten Meldewegen: Die Behörden müssen von den Unternehmen zwar einen Hinweis erhalten, wenn diese ein Zertifikat nach der neuen Verordnung anstreben – die meisten bekommen bisher jedoch noch keine Nachricht von den Öko-Kontrollstellen, wenn ein Zertifikat tatsächlich ausgestellt ist. Andererseits können sich die Unternehmen auch zertifizieren lassen, um beispielsweise auf Bio-Zutaten in ihrer Speisekarte hinzuweisen – ohne jedoch eines der staatlichen Siegel nutzen zu wollen, was eine Berechnung des Bio-Anteils ihrer Küche voraussetzt. So wusste die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt zu berichten, dass landesweit bisher zwar zwölf Betriebe nach Bio-AHVV zertifiziert sind – nur einer von ihnen jedoch ein Kennzeichen nutzt.
Die aktuellsten Daten über die bereits erfolgten Zertifikate liegen derzeit nur den privaten Öko-Kontrollstellen vor. Die meisten von ihnen antworten jedoch nicht auf eine Anfrage nach den Zahlen. Diejenigen, die Auskunft geben, bestätigen die Tendenz: So hat die Abcert AG in Esslingen rund 400 Bio-AHVV-Betriebe erfasst – von denen nur etwa 40 ein AHV-Kennzeichen nutzten (die Hälfte von ihnen das goldene). Auch bei der Berliner Control Union Certifications Germany GmbH ist nur von “wenigen” Unternehmen die Rede, die eines der neuen Siegel aushängen möchten: “Die meisten KundInnen haben sich aktuell dafür entschieden, den Bio-Anteil nicht berechnen zu lassen.”
Zu den bei den Behörden bekannten Unternehmen könnten in den nächsten Monaten weitere hinzukommen, die noch auf alter Rechtsgrundlage, nach der EU-Bio-Verordnung zertifiziert worden sind. Danach durften sie in der Speisekarte ebenfalls Bio-Zutaten ausloben, auch mit dem sechseckigen deutschen Bio-Siegel. Ein Kennzeichen für den gesamten Betrieb, wie jetzt von Özdemir eingeführt, gab es bis vor einem Jahr jedoch nicht. Die Zertifikate dieser Unternehmen wurden und werden nach und nach auf die Bio-AHVV umgestellt. Wie viele von ihnen künftig ein Interesse an den staatlichen Medaillen entdecken, bleibt abzuwarten.
Der Agrarmarketing-Experte Achim Spiller, der auch Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats im BMEL ist, hält die Kennzeichen grundsätzlich für “eine sinnvolle Idee”, da es “nicht ganz einfach” sei, Bio in der Gastronomie einzuführen. Er kann den verhaltenen Start der Medaillen jedoch nachvollziehen: “Einerseits ist der Siegeldschungel bei Lebensmitteln bereits unübersichtlich, andererseits sind die Konsumenten im AHV-Bereich bisher keine Label gewöhnt und erwarten das dort auch nicht”, sagte er Table.Briefings. “Umso wichtiger wäre es, dass ein neues staatliches Kennzeichen von einer größeren Informationskampagne begleitet wird. Dies sollte das BMEL nachholen. Kein Unternehmen würde auf die Idee kommen, eine neue Marke ohne ein größeres Werbebudget einzuführen.”
Auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) sieht in der Einführung der Siegel nur den ersten Schritt. “Wichtig ist, dass das BMEL nun auch in eine entsprechende Infokampagne investiert und die Beratung der Küchen ausbaut“, forderte der geschäftsführende BÖLW-Vorstand Peter Röhrig gegenüber Table.Briefings.
Grundsätzlich ist er von den Siegeln überzeugt: “Die Gold-Silber-Bronze-Bio-Kennzeichnung ist ein gutes Instrument, um mehr Bio in die AHV zu bringen.” Schließlich könnten Verbraucher in der AHV – anders als im Einzelhandel – Bio bisher nicht so gut erkennen. Röhrig setzt auf das Vorbild Dänemark, wo viele Betriebe eine ähnliche Kennzeichnung bereits seit langem nutzten: “Allein in Kopenhagen werden täglich über 60.000 Essen mit einem Bio-Anteil von über 90 Prozent ausgegeben – ohne dass diese teuer wurden. Voraussetzung dafür war neben der Kennzeichnung eine gute Beratung der Küchen, Fortbildungen für deren Mitarbeitende, eine Informationskampagne und der politische Wille, gesündere Menüs und mehr Frische auf die Teller zu bringen.“
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Steffen Bilger, lehnt dies ab – das BMEL gibt aus seiner Sicht “bereits zu viel Geld für Kampagnen” aus. “Die Label funktionieren offenbar nicht und der Mehrwert für die Verbraucher erschließt sich nicht”, sagte der CDU-Politiker Table.Briefings. Die Bio-AHV-Kennzeichen hält er für “eine reine Showveranstaltung des BMEL”.
Julia Adou – Director of Sustainability, Aldi Süd
Mit Julia Adou als “Director of Sustainability” hat sich der Discounter Aldi Süd zum Öko-Marktführer entwickelt. Zuvor promovierte die Sozialpädagogin über “Corporate Volunteering”: gemeinwohlorientiertes Mitarbeiterengagement. Aus Theorie und Praxis weiß sie, wie man Menschen für sinnhaftes Handeln begeistert.
Martin Courbier – Geschäftsführer, Bundesverband Agrarhandel
Der studierte Agrarökonom vertritt in seiner Position als Geschäftsführer die Interessen des Agrarhandels in Deutschland. Die Mitgliedsunternehmen des Verbands beliefern die Landwirtschaft mit Saatgut, Pflanzenschutz-, Dünge- und Futtermitteln. Courbier bezieht klar Stellung zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Diese sollten zukunftsfähig gemacht, statt pauschal reduziert werden.
Annika Ahlers – Vorstandsvorsitzende, German Agri Food Society
Die im Münsterland tätige Landwirtin setzt sich als Vorstandsvorsitzende der German Agrifood Society dafür ein, den Standort Deutschland für Start-ups in der Branche attraktiv zu machen. Auf ihrem Social-Media-Kanal “Erklärbauer” vermittelt sie seit 2017 landwirtschaftliches Wissen und beantwortet Fragen über die Arbeit auf dem Hof.
Markus Mosa – Vorstandsvorsitzender, Edeka-Zentrale
Der gebürtige Rheinländer ist als Vorstandsvorsitzender der Edeka-Zentrale für den strategischen Kurs des LEH-Verbunds aus sieben Regionalgesellschaften verantwortlich. Seit er die Rolle 2008 übernahm, hat er unter anderem die Zusammenarbeit mit europäischen Handelspartnern vorangetrieben. Mosa ist zudem Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland.
Emilie Bourgoin – Group Director Public Affairs, Rewe Group
Die gebürtige Französin steuert als Group Director Public Affairs von Köln, Berlin und Brüssel aus die politische Kommunikation der Rewe Group. Gemeinsam mit ihrem Team ist sie unter anderem für die politische Interessenvertretung im Bereich Lebensmittelhandel verantwortlich. Zugleich ist sie Vorsitzende des Kompetenzzentrums Landwirtschaft, das der Konzern als erster Lebensmittelhändler in Deutschland 2023 gegründet hat.
Nikola Steinbock – Sprecherin des Vorstands, Landwirtschaftliche Rentenbank
Sie war viele Jahre für die Commerzbank tätig, bis sie 2022 Sprecherin des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank wurde. Die gelernte Außenhandelskauffrau verantwortet unter anderem das Fördergeschäft, welches neben der Land- und Forstwirtschaft auch die gesamte Wertschöpfungskette Lebensmittel, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung der Bioökonomie umfasst. Steinbock engagiert sich außerdem für die interne Transformation der Rentenbank: Sie will mehr Frauen in der Führung sehen.
Matthias Berninger – Executive Vice President Public Affairs, Science and Sustainability & HSE, Bayer AG
Der ehemalige Grünen-Politiker leitet seit 2019 den Bereich Public Affairs und Nachhaltigkeit der Bayer AG. Unter seiner Führung entwickelten die Leverkusener eine globale Nachhaltigkeitsstrategie und setzten sich für ein deutsches und europäisches Lieferkettengesetz ein. Berninger ist heute auch Menschenrechtsbeauftragter des Konzerns.
Björn Börgermann – Geschäftsführer, Milchindustrie-Verband
Der promovierte Agraringenieur ist bestens vernetzt im politischen Berlin. Im August dieses Jahres hat er das Amt des Hauptgeschäftsführers beim Milchindustrie-Verband von seinem Vorgänger Eckhard Heuser, der in den Ruhestand ging, übernommen. Bereits seit 2021 ist Börgermann in der Geschäftsleitung. Seine Karriere beim MIV begann bereits 2010.
Götz Brandau – Leiter Brüsseler Büro / Public Affairs, Schwarz Gruppe
Brandau leitet das Brüsseler Public-Affairs-Büro der Schwarz Gruppe, zu der unter anderem Lidl und Kaufland gehören. In der EU-Hauptstadt vertritt er die Interessen der Unternehmensgruppe zu Themen wie der Regulierung von Lieferketten, Produktstandards oder Lebensmitteletikettierung.
Hubertus Paetow – Präsident, Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft
Als Präsident der DLG vertritt der studierte Agraringenieur und ausgebildete Landwirt die Interessen von mehr als 30.000 Mitgliedern. Paetow ist Mitglied in wichtigen Gremien und pflegt einen engen Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern. Beispielsweise berät er die Bundesregierung im Rat für nachhaltige Entwicklung und der Zukunftskommission Landwirtschaft.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kommt einer Forderung des Deutschen Bauernverbands nach. Der Ressortchef will die Stoffstrombilanzverordnung aussetzen. Darauf einigte er sich mit den Agrarministern der Bundesländer während der Agrarministerkonferenz (AMK) im thüringischen Oberhof. “Zum nächstmöglichen Zeitpunkt”, ergänzte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) aus Baden-Württemberg.
Völlig neu ist dies nicht. Im Juli schlug das BMEL den Bundesländern einen Deal vor: die Stoffstrombilanz aufzuheben, wenn diese einer Änderung des Düngegesetzes im Bundesrat zustimmen. Bekanntlich vergebens. Kritiker der Stoffstrombilanz hoffen, dass Özdemir sein Versprechen bis spätestens zur kommenden Düngesaison einlösen wird. Für Landwirte wäre die Dokumentation der ausgebrachten Nährstoffmengen (Stickstoff und Phosphor) für die Behörden dann nicht mehr verpflichtend.
Unabhängig davon hält der Grünen-Politiker daran fest, den Vermittlungsausschuss für eine Änderung des Düngegesetzes einzuschalten. Die Gesetzesnovelle ist Voraussetzung, um eine Rechtsverordnung für ein Monitoring in roten Gebieten erlassen zu können. Özdemir wolle die Monitoring-Verordnung “schlank” umsetzen, betonte er in Oberhof.
Die Stoffstrombilanzverordnung sollte ursprünglich durch die von der Ampel-Koalition geplante Nährstoffbilanzverordnung abgelöst werden. Zwar ist dieser Plan nicht offiziell von Özdemir gekippt worden, jedoch rückt dessen Umsetzung in weite Ferne und ist in dieser Legislatur unwahrscheinlich. Özdemir zeigte sich zuversichtlich, dass der Bund sich mit der EU-Kommission auf differenzierte Maßnahmen in roten Gebieten, in denen flächendeckend strenge Düngeregeln gelten, einigen werde. has
Künftig könnte über “Nature Credits” oder “Naturgutschriften” privates Kapital mobilisiert werden, um Anreize für Umwelt- und Artenschutz zu schaffen. Das schlug EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag in München in einer Rede vor der DLD Nature Konferenz vor. Wasserversorger, die sauberes Quellwasser brauchten, oder Obsthändler, die auf Bestäuber angewiesen seien, könnten über Naturgutschriften lokale Akteure und Landwirte unterstützen, die Ökosystemleistungen erbringen, führte die CDU-Politikerin aus.
Für von der Leyens zweite Amtszeit könnte ein solches Modell zum zentralen Baustein der Agrarpolitik werden. Denn so könnte die wiedergewählte Kommissionspräsidentin ihr Versprechen einlösen, Landwirten mehr Anreize für Umweltleistungen zu bieten, ohne dafür das GAP-Budget aufstocken zu müssen. Kritik kommt vom EU-Bauernverband Copa Cogeca: “Nature Credits” seien nicht im Einklang mit den Empfehlungen des Strategischen Dialogs.
Umweltschützer sehen dagegen Potenzial. “Ein Zusammenspiel aus staatlichen und privaten Systemen ist wichtig, denn kein Akteur kann die Naturkrise alleine lösen”, sagt Laura Henningson, Nabu-Referentin für Agrobiodiversität, zu Table.Briefings. Wichtig sei aber, dass nicht im Gegenzug staatliche Mittel reduziert würden, zum Beispiel in der GAP. Auch Greenwashing sieht sie als Risiko. Denn für Biodiversitätsleistungen gebe es, anders als im Klimabereich, noch kein anerkanntes Messsystem, und ein solches zu entwerfen, sei komplex.
Um Greenwashing vorzubeugen, müssten ein verifizierter Standard und ein effektives Monitoring-Programm entwickelt werden, fordert Henningson. Von der Leyen verweist darauf, dass die Europäische Kommission gemeinsam mit der UN bereits an einer globalen Norm für Naturgutschriften arbeite. Mit den Mitgliedstaaten bereite man zudem erste Pilotprojekte in dem Bereich vor. jd
19.07.2024 – 9.00-11.00 / Straßburg
EU-Parlament Plenartagung
“Dürren und extreme Wetterereignisse als Bedrohung für lokale Gemeinschaften und die EU-Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels” TAGESORDNUNG
23.09.2024 / Brüssel
Europäischer Rat Landwirtschaft und Fischerei
Themen:
– Marktlage auf den Agrarmärkten, insbesondere nach der Invasion in die Ukraine
– GAP-Strategiepläne: Bestandsaufnahme
– Fischerei: EU-Vereinigtes Königreich und EU-Norwegen sowie Küstenstaaten: Jährliche Konsultationen 2025 INFO
23.09.2024 – 15.00 – 17.00 Uhr / Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal E 200
Fachgespräch “Verpflichtende Weitergabe genießbarer Lebensmittel”
Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft beschäftigt sich in seinem öffentlichen Fachgespräch am Montag, 23. September 2024, mit dem Thema “Zu Empfehlung 3: Verpflichtende Weitergabe von genießbaren Lebensmitteln durch den Lebensmitteleinzelhandel” des Bürgergutachtens “Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben”. INFO
17.09. – 19.09.2024 / Berlin
Landscape 2024 Konferenz “Agrarökosysteme im Wandel: Visionen, Technologien und Akteure”
Die Konferenz LANDSCAPE 2024 bringt internationale Expertinnen und Experten zusammen, um die Forschung an der Transformation von Agrarlandschaften zu diskutieren. Das Thema der Konferenz lautet “Agrarökosysteme im Wandel: Visionen, Technologien und Akteure” und unterstreicht, wie wichtig eine klare Vision, innovative Technologien und Akteure sind, um nachhaltige Veränderungen in Agrarlandschaften voranzutreiben. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO
18. – 22.09.2024 / Fulda
71. Forstvereinstagung Wald im Wandel – 125 Jahre Engagement
Die Forstvereinstagung ist der Treffpunkt, wenn es um Wissenstransfer und Netzwerk rund um den Wald geht. Organisiert wird die Veranstaltung in enger Zusammenarbeit mit dem Land Hessen und dem Landesbetrieb HessenForst. Die Exkursionen und Seminare werden den Blick zudem weit über die Landesgrenzen hinaus lenken. Ziel der Tagung ist es, sowohl den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis als auch die Gemeinschaft der Forstleute und Waldfreunde zu be- und (er)leben. INFO & ANMELDUNG
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO
30.09.2024 – 10:00 – 11:00 Uhr / online
Webinar Mehrjährige Energiepflanzen in Bayern – Potenziale zum Klimaschutz
Derzeit werden deutschlandweit auf einer Fläche von etwa 2,3 Millionen Hektar Energiepflanzen angebaut, auf etwa 61 Prozent davon als Substrat für Biogasanlagen. Aufgrund seiner pflanzenbaulichen und technologischen Vorteile, bildet Silomais (Energiemais) mit über 60 Prozent den größten massebezogenen Substrateinsatz. Jedoch ist es im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftsweise das Ziel, das Artenspektrum an Energiepflanzen auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu erhöhen und damit die Anbau-Vielfalt zu steigern. Der Online-Vortrag gibt einen Einblick über die Vielfalt der am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) untersuchten mehrjährigen Energiepflanzen. INFO
01.10. – 02.10.2024 / Kassel
Kongress 9. Agroforst-Kongress
Die Landwirtschaft braucht Agroforst – denn Agroforst ist vielfältig, bäuerlich und notwendig! Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die BaumLand-Kampagne, der Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und die Universität Kassel laden alle Interessierten, speziell Landbewirtschafter:innen, Naturschützer:innen, sowie die Agroforst- und Streuobstszene zum Austauschen und Lernen ein. INFO
7.10. – 8.10.2024 / Crowne Plaza Kongresshotel, Lyoner Straße 44-48, 60528 Frankfurt am Main
International Non-GMO Summit 2024 Internationale Konferenz zur Zukunft der Ohne-Gentechnik-Wirtschaft
Die wichtigsten europäischen Verbände der “Ohne Gentechnik”-Wirtschaft laden am 8. Oktober 2024 zum “International Non-GMO Summit 2024” nach Frankfurt am Main ein. Internationale Expert:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft informieren zu aktuellen Brennpunkten und Trends der “Ohne-Gentechnik”-Märkte weltweit. Im Fokus steht die aktuelle politische Debatte um die Neue Gentechnik und deren potenzielle Auswirkungen auf “Ohne Gentechnik” und Bio. PROGRAMM
07.10. -10.10.2024 / Leipzig
2. Nationaler Leguminosen-Kongress Perspektiven für Landwirtschaft und Ernährung
Beim zweiten Leguminosen-Kongress sollen Beiträge aktueller Forschung und Entwicklungen über die ganze Breite der Wertschöpfungskette aller Arten und Verwendungen von Leguminosen dargestellt werden: Züchtung, Anbau, Technik, Verarbeitung, Fütterung, Handel und Ernährung.
Die Veranstaltung wird gemeinsam von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und der Deutschen Agrarforschungsallianz organisiert. INFO & ANMELDUNG
08.10. – 10.10.2024 / Messe Dortmund
Messe VertiFarm: International trade fair for next level farming and new food systems
Mit der VertiFarm, der ersten und einzigen reinen Messe für Vertical Farming & New Food Systems, vereint die Messe Dortmund seit 2022 Wissen, Technik, Entwicklung und Netzwerk an einem der bedeutendsten Logistikstandorte Deutschlands. Themenschwerpunkte der VertiFarm 2024: Alternative Proteine: Vielfältige Quellen für nachhaltige Ernährung INFO
08.10.2024 – 10.00 – 11.00 Uhr / online
Webinar Energieeffizienz in der Landwirtschaft
In nahezu allen landwirtschaftlichen Betrieben lässt sich an der einen oder anderen Stelle die Energieeffizienz verbessern. Energie einzusparen lohnt sich dabei nicht nur für’s Klima sondern auch wirtschaftlich. Die Referenten Daniel F. Eisel, Experte für Energiemanagement bei LandSchafftEnergie und Stefanie Althammer, Projektkoordination, erläutern dabei anhand von Beispielen, wo sich Einsparpotenziale verbergen, geben Tipps zur Förderung und diskutieren Chancen und Möglichkeiten für die Energieerzeugung am Hof. INFO
Top Agrar: Rukwied bringt neue Bauernproteste ins Spiel. DBV-Präsident Joachim Rukwied schließt neue Bauernproteste nicht aus. Zwar sei derzeit nichts geplant, sagt er im Interview mit der Funke Mediengruppe. Der Verband könne aber “innerhalb von drei, vier Tagen mobilisieren”, sollte das aus Sicht des Berufsstandes nötig werden. Als Quellen für Frust unter den Landwirten nennt er die bisherigen Ampel-Pläne zum Düngegesetz sowie das Tierschutzgesetz. (“Rukwied droht der Ampel mit neuen Bauernprotesten”)
Lebensmittelzeitung: Großbritannien schränkt Junkfood-Werbung ein. Während in Deutschland die Pläne für ein Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz weiter in der Schwebe sind, führt Großbritannien ein ähnliches Gesetz ein: Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt darf ab Oktober 2025 nur noch nach 21 Uhr im Fernsehen erscheinen. Im Internet gilt ein vollständiges Werbeverbot. (“Großbritannien setzt auf Werbeverbot für Junkfood”)
Ariva: Karawanskij will Dorfläden retten. Bund und Länder sollten gemeinsam das Sterben von Läden in ländlichen Regionen aufhalten, fordert die Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Susanna Karawanskij (Linke). Zum Beispiel durch Investitionshilfen für Geschäfte, die oft nur geringe Gewinne erzielen. Oft dienten Läden auch als Treffpunkt für die Bewohner kleiner Orte, böten Sitzgelegenheiten oder Services wie Post- und Bankdienstleistungen an, argumentiert sie. (“Agrarministerin: Wieder mehr Dorfläden ermöglichen.”)
Stern: Landesbauernpräsident verteidigt Proteste. Karsten Trunk, der Bauernpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, hat die massiven Bauernproteste zu Jahresbeginn verteidigt und von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen gefordert. Er wirft der Bundesregierung vor, eine Agrarpolitik nach Bauchgefühl zu betreiben und die Meinung der Betroffenen zu ignorieren. (“Bauern fordern verlässliche Rahmenbedingungen von Politik”)
Zeit: Hauptaufgabe Deregulierung. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betrachtet den Abbau der Regelungsdichte in der Land- und Forstwirtschaft als die wichtigste Aufgabe der Agrarpolitik. Auch seine Amtskollegen in anderen Bundesländern teilen diese Ansicht. (“Kieler Agrarminister sieht Fortschritt beim Bürokratieabbau”)
Brian Niccol wird ein Privatjet zur Verfügung stehen, damit er seiner neuen Rolle als Starbucks-Chef gerecht werden kann. Es heißt, Nicoll dürfe weiterhin in Kalifornien leben, obwohl sich der Firmensitz der US-Kaffeekette viel weiter nördlich in Seattle befindet. Für die Zukunft von Starbucks wäre es vielleicht besser, wenn Niccol das Flugzeug für regelmäßige Trips nach China nutzen würde. Denn dort befindet sich derzeit die größte Baustelle des Konzerns.
Das Problem mit dem künftigen Boss, der im September seinen Job antritt: Niccol hat praktisch keine China-Erfahrung. Starbucks wählte ihn aus, weil er seinen vorherigen Arbeitgeber, die US-Fast-Food-Kette Chipotle Mexican Grill, nach einem Lebensmittelskandal erfolgreich aus der Krise geführt hat. Chipotle ist jedoch nicht in China tätig, und Niccol hatte in seiner bisherigen Laufbahn keine spezifischen Führungsrollen, die ihn direkt mit dem chinesischen Markt in Kontakt gebracht hätten.
Diese fehlende China-Erfahrung könnte nun eine Herausforderung darstellen. Denn die aktuellen Entwicklungen in China sind für Starbucks alarmierend. Die Umsätze in der Region sind allein im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken, obwohl Kaffee dort immer populärer wird. Die sinkenden Kundenzahlen hängen einerseits mit der allgemeinen Konsum-Schwäche in China zusammen. Ein wichtiger Faktor ist jedoch auch der extrem harte Wettbewerb.
Der gefährlichste chinesische Angreifer für Starbucks ist Luckin Coffee. Das Unternehmen schien vor wenigen Jahren noch vor dem Aus zu stehen. Schließlich wurde 2020 bekannt, dass Luckin Coffee in großem Umfang seine Umsätze gefälscht hatte, um seine finanzielle Leistung besser darzustellen, als sie tatsächlich war. Die Folge war ein Delisting von der US-amerikanischen Börse Nasdaq. Auf die Expansion in China hatte der Anleger-Betrug jedoch keine Auswirkungen.
Mittlerweile hat Luckin Coffee in China mehr als 16.000 Filialen, während Starbucks etwa 7.300 betreibt. Luckin Coffee hat somit eine deutlich größere Präsenz, insbesondere in kleineren Städten. Für Starbucks ist es vor dem Hintergrund der rückläufigen Umsätze entscheidend, wie sich die angekündigte Expansion in China auf landesweit 9.000 Filialen bis Ende 2025 auswirkt.
Keineswegs kann man dem Unternehmen vorwerfen, dass es nicht darum bemüht ist, seine chinesischen Kunden abzuholen. Zu Jahresbeginn machte Starbucks von sich Reden, weil es einen Kaffee mit Schweinfleisch-Aroma auf den Markt brachte – wohlwissend, dass chinesische Geschmäcker westliche Konsummuster gerne konterkarieren.
Der Wettbewerb mit Luckin Coffee wird für Starbucks auch außerhalb Chinas massiv zunehmen. Das Unternehmen macht den Amerikaner bereits in Südostasien zunehmend Konkurrenz und will auch in die USA expandieren.
Viel zu tun also für den begeisterten Golfspieler Niccol, der im Jahr 2019 von Bloomberg und Fortune gleichermaßen zur Businessperson of the Year erkoren worden war. Der 50-Jährige wird gemeinhin verantwortlich gemacht für den großen Aufschwung des mexikanischen Grill-Restaurants Chipotle, das Niccol von 2018 bis vor wenigen Wochen führte. Das Unternehmen verdoppelte seinen Umsatz und vervielfachte seinen Gewinn unter Niccols Leitung. Der Aktienkurs von Chipotle ging in dieser Zeit steil nach oben. Bei Mitarbeitern war er beliebt, weil die Sozialleistungen für die Angestellten ausbaute.
Ob er die gleiche Strategie für den chinesischen Markt von Starbucks wählt, wird die nahe Zukunft zeigen. Niccols Entscheidungen sind der Kaffeekette dem Vernehmen nach ein Paket wert, dass dem neuen Chef in seiner Amtszeit bis zu 113 Millionen US-Dollar einbringen könnte. “Brian Niccol hat bewiesen, dass er eine der effektivsten Führungskräfte in unserer Branche ist und über viele Jahre hinweg erhebliche finanzielle Erträge erwirtschaftet hat”, sagte ein Sprecher von Starbucks zu Fortune.
Der Aktienkurs von Starbucks hatte bereits einen großen Sprung gemacht. Als die Personalie bekannt wurde, kletterten die Papiere an der US-Börse um 24,5 Prozent nach oben, während Chipotle um 7,5 Prozent nachgab. Jörn Petring