unter Leitung der frisch wiedergewählten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen starten schon bald die Verhandlungen über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Das ist per se kein leichtes Unterfangen. Erfahrungsgemäß wird es Streit zwischen progressiven und beharrenden Kräften, mit großem Lobbyeinsatz von allen Seiten, geben.
Grünen-Politiker Martin Häusling kündigte bereits an, der EVP-Politikerin von der Leyen, während ihrer zweiten Amtszeit auf die Finger schauen zu wollen. Von der Leyen versprach in ihrer gestrigen Rede vor dem EU-Parlament: “Wer nachhaltig mit Natur und Artenvielfalt umgeht und dazu beiträgt, den CO₂-Haushalt ins Lot zu bringen, der muss angemessen dafür entlohnt werden.”
Auf EU-Ebene wird es bei den anstehenden Verhandlungen zur nächsten Reformperiode der GAP einerseits darum gehen, naturschutzfachlich anspruchsvolle Regeln zu gestalten, um eine Lenkungswirkung zu entfalten. Und andererseits müssen diese praktisch umsetzbar für die Landwirtschaft bleiben, um eine Einkommenswirkung zu erzielen. Andernfalls schwindet deren Akzeptanz. Das dürfte von der Leyen nach den jähen EU-weiten Bauernprotesten in diesem Jahr noch gut erinnern.
Eine weitere Mammutaufgabe steht von der Leyen daher bevor: die Zukunft des Mehrjährigen Finanzrahmens. Die Agrarförderung ist einer der größten Posten im EU-Budget. Beim Deutschen Bauernverband (DBV) weckt die anstehende Verhandlung bereits Begehrlichkeiten. DBV-Präsident Joachim Rukwied wird nicht müde, ein “deutlich höheres Agrarbudget” zu fordern. Beim Deutschen Bauerntag in Cottbus sagte Rukwied, die Zeichen stünden gut dafür. Welchen Akzent, die Kommissionspräsidentin beim EU-Agrarbudget setzt, berichtet meine Kollegin Julia Dahm.
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Seit drei Jahren steht Antoine de Saint-Affrique an der Spitze von Danone, dem größten Molkereikonzern der Welt dank eines Umsatzes von 27,6 Milliarden Euro. Unter de Saint-Affriques Vorgänger Emmanuel Faber war die Zuversicht groß, dass Afrika einen nennenswerten Beitrag zum Erfolg des Konzerns leisten könne. Heute herrscht Ernüchterung über das Afrika-Geschäft.
Saint-Affrique steht unter dem Druck von Investoren, die eine höhere Rendite einfordern. Danone kommt auf einen Gewinn von nur 2,2 Milliarden Euro. Die Rendite liegt bei mageren 3,65 Prozent. Das ist viel zu wenig, um im Konzert der Erfolgreichen mitspielen zu können.
Es wird auch kaum besser werden. Für das laufende Jahr stellt Saint-Affrique eine Umsatzsteigerung von nur drei bis fünf Prozent in Aussicht. Mit solchen Zahlen erarbeitet sich der Manager keine Bonuspunkte bei den Investoren. In den USA, dem größten Markt von Danone, musste er im Januar die beiden Einheiten Horizon Organic und Wallaby an einen Private-Equity-Fonds verkaufen. Das dürfte nicht genügen.
Im März 2022 kündigte Saint-Affrique ein Programm zur Überprüfung des Portfolios und der Rotation von Vermögenswerten an. Am Ende solcher Programme stehen meist Verkäufe. Ob Saint-Affrique auch Einheiten in Afrika opfern wird, ist noch nicht bekannt. Doch klar ist auch: Anders als sein Vorgänger Faber es in Aussicht gestellt hatte, trägt Afrika nicht zu einem stärkeren Wachstum des Nahrungsmittelkonzerns bei. Damit wird Saint-Affrique sich über kurz oder lang die Frage stellen müssen, wie lange noch er an Afrika festhalten will oder ob er bereit ist, noch einmal kräftig zu investieren.
Der Danone-Boss hat bisher nichts über seine Absichten verlauten lassen. Interviews gibt er ohnehin so gut wie nie, und Berührungspunkte zu Afrika gibt sein Werdegang nicht her. Ende 1964 wurde er im schicken Pariser Vorort Boulogne-Billancourt geboren. Er entstammt dem Adel des Ersten Empires. Sein Vorfahr Louis Bernard wurde 1807 in den Stand eines Baron Bernard de Saint-Affrique erhoben. Antoine de Saint-Affrique, wie sich der Danone-Boss kurz nennt, studierte an der renommierten Business School Essec und wurde anschließend Marine-Offizier der Reserve. An seinen Militärdienst schloss er die Harvard Business School an.
Seine berufliche Karriere begann im Zahnpasta-Geschäft von Unilever und führte ihn dann in die Senf-Abteilung von Danone. Nach drei Jahren kehrte er zu Unilever zurück, wo er sich auf der Karriereleiter auf diversen Posten in Europa nach oben arbeitete. 2015 folgte die Berufung an die Spitze von Barry Callebaut, dem europäischen Marktführer für Schokolade.
In den Jahren zwischen 2010 und Saint-Affriques Amtsantritt 2021 sind Danone spektakuläre Geschäfte in Afrika gelungen. Allein von 2012 bis 2016 hatte der Konzern mehr als eine Milliarde Euro in den Kontinent investiert. Heute ist Danone in Afrika vertreten wie nur wenige Nahrungsmittelkonzerne:
Doch die Liste der Rückschläge ist noch länger:
Faber hatte versprochen, dass aus Afrika ein wesentlicher Beitrag zu Umsatz und Gewinn kommen werde. Davon ist unter Antoine de Saint-Affrique keine Rede mehr. Im aktuellen Geschäftsbericht weist der Konzern den Umsatz in Afrika nicht aus. Unter den Höhepunkten des Jahres 2023 hat der Konzern Afrika nur ein Mal genannt: In Marokko wurde in vier Joghurt-Rezepten der Zuckergehalt gesenkt. Christian von Hiller
Ursula von der Leyen bleibt EU-Kommissionspräsidentin. Mit 401 von 719 Stimmen hat sie das Europäische Parlament am Donnerstag in geheimer Abstimmung wiedergewählt. Welche Akzente sie in den nächsten fünf Jahren setzen will, hatte die CDU-Politikerin zuvor in einer Rede klargemacht, in der sie auch der Landwirtschaft einen recht ausführlichen Part widmete. Der Tenor: Der Green Deal wird uminterpretiert zum “Clean Industry Deal”, Wettbewerbsfähigkeit steht im Fokus, doch die übergreifenden Nachhaltigkeitsziele bleiben. Das reichte auch den Grünen aus, die von der Leyen zusätzlich zum bisherigen Bündnis aus EVP, S&D und Renew offiziell unterstützten.
Zur Agrar- und Ernährungspolitik versprach von der Leyen, in den ersten 100 Tagen der neuen Kommission ein Visionspapier vorzulegen, das auf den Empfehlungen des Strategiedialogs Landwirtschaft aufbauen soll. Letztere werden für den Spätsommer erwartet. In dem Papier solle es um Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit gehen, heißt es in den politischen Leitlinien, die von der Leyen parallel zur Rede veröffentlichte.
Als zentrales Thema der neuen Legislaturperiode kristallisiert sich weiter die Marktmacht der Landwirte heraus. Auch von der Leyen stellte diese in den Vordergrund und fand besonders deutliche Worte: “Niemand sollte gezwungen sein, gute Lebensmittel unter Produktionskosten zu verkaufen.” Ob das auch ein EU-weites Verbot des Verkaufs unter Produktionskosten bedeuten könnte, wie es im Kontext der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) immer wieder kontrovers in der Diskussion ist, bleibt offen. Die Wortwahl lässt aber durchaus aufhorchen.
Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) will von der Leyen in Zukunft auf eine “Balance aus Anreizen, Investitionen und Regulierung” setzen. Wer Artenvielfalt, Natur oder Klima schütze, müsse dafür “entlohnt werden”. Ähnlich hatte die Kommission die kürzlichen GAP-Lockerungen begründet, mit denen Vorgaben (GLÖZ-Standards) abgebaut und zum Beispiel Brachflächen stattdessen über die Ökoregelungen gefördert werden. Wer sich Hoffnungen darauf gemacht hatte, von der Leyen würde sich hinter ein größeres GAP-Budget stellen, wird dagegen enttäuscht: “Zielgerichtet” solle das Budget im nächsten mehrjährigen Haushalt sein – von “stark” war keine Rede.
Daneben setzt von der Leyen einen Fokus auf der Anpassung an Klimafolgen wie Extremwetter. Eine EU-Strategie soll die Mitgliedstaaten hier unterstützen. Auch eine Strategie zum resilienten Umgang mit der Ressource Wasser kündigt sie an – die war allerdings eigentlich schon für die vorige Legislaturperiode versprochen gewesen.
Investitionen im Agrifood-Sektor will die Kommissionspräsidentin stärker fördern und geht damit auf eine zentrale Forderung der Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft ein. Und sie kündigt an: Für die Themen Fischerei und Meere soll künftig ein eigener Kommissar zuständig sein, anstatt wie bisher der Umweltkommissar. Wer die Kommissionsposten besetzt, ist noch offen. Jetzt, wo von der Leyen weiter an der Spitze der Brüsseler Behörde steht, wird sie aber damit beginnen, ihr Team zusammenzustellen, das bis Anfang September stehen soll. jd
Im Handelsstreit mit der EU eröffnet China nun direkte Untersuchungen bei drei führenden europäischen Schweinefleischlieferanten. Konkret handelt es sich um das dänische Unternehmen Danish Crown, die niederländische Firma Vion Boxtel BV und den spanischen Produzenten Litera Meat S.L.U., wie das Handelsministerium in Peking am Donnerstag mitteilte. Die Unternehmen sind die größten Lieferanten von Schweinefleischprodukten aus der Europäischen Union nach China.
Die chinesische Behörde will nach eigenen Angaben prüfen, ob diese Exporteure ihre Produkte zu Preisen verkaufen, die unter dem normalen Marktwert liegen, wodurch der chinesischen Industrie Schaden zugefügt werden könnte. Die Untersuchung soll voraussichtlich bis zum 17. Juni 2025 laufen, könne bei Bedarf aber um weitere sechs Monate verlängert werden.
China bezog 2023 Schweinefleisch im Wert von umgerechnet 5,5 Milliarden Dollar aus dem Ausland, einschließlich Nebenprodukten wie Füße, Ohren und Innereien, die in China anders als in Europa sehr begehrt sind. Mehr als die Hälfte der Waren kamen aus der EU. Dänemark, die Niederlanden und Spanien hatten sich für Zusatzzölle auf chinesische E-Fahrzeuge ausgesprochen.
Neben Fleischprodukten hat es China auch auf Branntwein-Importe aus Europa abgesehen. Im Jahr 2023 importierte China 43,31 Millionen Liter Brandy, mehr als 96 Prozent davon aus Frankreich, das sich ebenfalls für die Zölle ausgesprochen hatte.
Hochrangige Vertreter französischer Cognac-Produzenten und der EU nahmen am Donnerstag an einer Anhörung in Peking teil, wie der französische Lobbyverband BNIC mitteilte. Auf dem Prüfstand stehen demnach Firmen, die sich unter anderem im Besitz von Remy Cointreau, Pernod Ricard und LVMH befinden. Das Treffen habe den Cognac-Herstellern eine erste Gelegenheit geboten, sich persönlich zu den Vorwürfen zu äußern. rtr/jul
6,86 Milliarden Euro sind laut Regierungsentwurf für den Agrar- und Ernährungsetat 2025 vorgesehen – rund 68 Millionen weniger als noch in diesem Jahr. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wertet den Entwurf für sein Haus trotzdem als Erfolg. “Die Bundesregierung hält Wort”, fasste es Özdemir nach der Kabinettssitzung am Mittwoch zusammen, in der das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf für 2025 beschloss. Der Entwurf des Bundeshaushalts stehe für Planungssicherheit und nachhaltige Entlastungen, die die Regierung den Landwirten versprochen habe.
Die wesentlichen Punkte des Agrar- und Ernährungsetats:
Der agrar- und ernährungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, kritisiert am Haushaltsentwurf der Bundesregierung, “dass viel zu viel Geld in die vielen Sozialprojekte der Ampel geht”. Wahrscheinlich sei das aus parteipolitischen Gründen notwendig gewesen, um die Koalition am Leben zu halten, glaubt Stegemann. Die Zeche zahlten die ländlichen Räume. “Notwendige Investitionsimpulse in die Landwirtschaft, die ein wichtiger Motor in den vielen Regionen ist, sind in diesem Haushalt nicht zu erkennen”, monierte der CDU-Politiker.
Ähnlich kritisch reagierte auch der Deutsche Bauernverband (DBV) auf den Agrar- und Ernährungsetat. “Wir sehen mit Sorge, dass im Agrarhaushalt die Mittel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und für den ländlichen Raum weiter gekürzt werden sollen, während gleichzeitig der gesamte Bundeshaushalt in nahezu gleicher Höhe fortgeschrieben wird”, monierte DBV-Präsident Joachim Rukwied. heu
Beim World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland stehen die Zeichen auf Sparkurs. Wie ein Sprecher des WWF in Berlin auf Nachfrage von Table.Briefings bestätigte, müsse der Umweltverband insgesamt Einschnitte in der Organisation vornehmen. Laut Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sollen bis zu 80 der knapp 500 Mitarbeitenden gehen. Besonders hart trifft es den Bereich Ernährung und Landwirtschaft.
Der WWF Deutschland löse diesen zwar als Strukturelement auf, werde Aspekte aus dem Portfolio aber weiter bearbeiten, so der WWF-Sprecher. “Der WWF fokussiert sich in diesem weiterhin wichtigen Thema auf diejenigen Aspekte und Zugänge, bei denen wir als WWF-Netzwerk besondere Stärken haben, wie etwa Landnutzungswandel, Agrarrohstoffe und internationale Lieferkettenarbeit.” Landwirtschaft, Agrarpolitik und Lebensmittelverschwendung in Deutschland würden künftig nicht mehr im Fokus des WWF Deutschland stehen, lässt der Sprecher wissen.
Laut Angaben von WWF Deutschland standen in den vergangenen Jahren generell steigenden Einnahmen auch steigende Kosten gegenüber. Um letztere zu decken, wurden Rücklagen teilweise abgebaut. “Dies war zur kurzfristigen Absicherung ein probates Vorgehen, stellt aber keine langfristige Lösung dar”, heißt es in einem Pressestatement des WWF-Vorstands.
Die getroffenen Entscheidungen seien darüber hinaus eine Reaktion auf eine komplexe Situation auf dem Spendenmarkt. Die Spendenbereitschaft sei generell rückläufig, gleichzeitig verstärke sich der Fokus auf konkrete, nachvollziehbare Projekte. Dies begründe die Reduzierung des Engagements in bestimmten Themenbereichen, so der WWF-Sprecher weiter. heu
Australien, Brasilien und mehrere andere Länder verlangen, dass die Umsetzung der EU-Anti-Entwaldungsverordnung verschoben wird. Bislang soll sie zum Jahresende in Kraft treten. Wie die Financial Times berichtet, werfen diese Staaten der EU vor, falsche Datengrundlagen zu verwenden.
Die Kritik bezieht sich auf eine Karte des EU Observatory von 2020. Laut EU-Kommission sei die Karte nicht verbindlich, sondern nur “ein Werkzeug, um Firmen bei der Compliance zu helfen”.
Australien hingegen argumentiert, dass das Land eine eigene Karte erstellt habe, die aufgrund anderer Definitionen von der EU-Karte abweiche. Hierzu brauche es eine schnelle Klarstellung. “Die australischen Erzeuger müssen sich schon Monate vor dem Jahresende auf den Export nach Europa vorbereiten, um die Transportzeit zu berücksichtigen”, zitiert das Londoner Blatt einen Sprecher der australischen Botschaft in Brüssel. “Aber es bleiben noch wichtige Fragen offen, wie beispielsweise die Klärung, was als überwiegend landwirtschaftliche Nutzung gilt.” Die Botschaft habe daher um eine Verschiebung der Umsetzung der Verordnung gebeten.
Auch der brasilianische Botschafter bei der EU, Pedro Miguel da Costa e Silva, forderte laut FT eine Verschiebung: “Unser Privatsektor hat mehrere Fälle dokumentiert, in denen Kakao- und Kaffeeplantagen sowie kommerziell genutzte Baumplantagen fälschlicherweise als Wälder bezeichnet werden.” Er warf der EU vor, ihre Standards und Normen anderen Länder aufzuzwingen und damit hohe Kosten bei den Produzenten zu verursachen. Sein Land habe bereits ein eigenes Monitoring-System entwickelt.
Die Anti-Entwaldungsverordnung verbietet ab 2025 den Import von Rindfleisch, Holz, Kakao, Soja, Palmöl, Kaffee und Kautschuk, die auf Flächen produziert worden sind, welche in den letzten Jahren gerodet wurden. Bereits im Juni hatten die USA eine Verschiebung der Verordnungsumsetzung gefordert. av
Zum Ende der ersten Sitzungswoche dreht sich das Personalkarussell im Europäischen Parlament weiter. Fest steht mittlerweile: Koordinator der EVP im Agrarausschuss (AGRI) wird erneut der deutschsprachige Italiener Herbert Dorfmann. Norbert Lins (CDU), der bisherige Ausschussvorsitzende, hatte dem Südtiroler den Vortritt gelassen. Dorfmann ist schon seit 2009 Europaabgeordneter und seitdem ununterbrochen Mitglied im Agrarausschuss. Zuletzt betreute er als Berichterstatter die Reform des EU-Saatgutrechts.
Auch bei den Grünen kommt der deutsche Vertreter nicht zum Zug: Agrarsprecher wird nicht Martin Häusling, sondern Thomas Waitz aus Österreich. Waitz ist Bio-Bauer und Imker und drängte zuletzt unter anderem darauf, die Arbeit des Parlaments an neuen Regeln zu Lebendtiertransporten schneller voranzubringen. Eine Chance darauf, dass einer der Agrarposten aus Deutschland besetzt wird, gibt es noch bei den Sozialdemokraten. Hier läuft die Wahl der Koordinatoren noch. Die SPD-Frau Maria Noichl gilt aber als mögliche Kandidatin.
Im Umweltausschuss ENVI und im für Produktregulierung und Verbraucherschutz wichtigen Binnenmarktausschuss IMCO behalten dagegen die amtierenden Koordinatoren aus Deutschland, Peter Liese (ENVI) und Andreas Schwab (IMCO), beide CDU, ihre Posten.
Wer Mitglied welcher Ausschüsse wird, wird am heutigen Freitag bekannt gegeben. Laut Fraktionslisten, die Table.Briefings vorab vorliegen, tauchen mehrere prominente Gesichter künftig im AGRI-Ausschuss auf – darunter die Chefin der EU-Liberalen (Renew) Valérie Hayer aus der Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Hayer, die sich trotz der bitteren Verluste ihrer Partei bei den Europawahlen im Amt halten konnte, stammt aus einer Familie von Landwirten und hat sich für Spiegelklauseln im internationalen Handel ausgesprochen. AGRI-Mitglied wird auch der ungarische Politiker Péter Magyar (EVP), der als wichtiger Rivale Viktor Orbáns gilt.
Bei den deutschen Abgeordneten gibt es keine Überraschungen: Wie erwartet sitzen Norbert Lins (CDU), Stefan Köhler (CSU), Maria Noichl (SPD), Martin Häusling (Grüne) und Christine Singer (Freie Wähler) künftig im Agrarausschuss. Die vollständigen Ausschusslisten von EVP, S&D und Renew können Sie hier, hier und hier einsehen. jd
Euractiv: Green Deal: Canfin fordert von EVP stärkeres Bekenntnis zum Umweltschutz
Im Interview mit Euractiv greift der liberale EU-Abgeordnete Pascal Canfin die Europäische Volkspartei (EVP) für deren kritische Haltung zu der europäischen Umweltgesetzgebung an. Als größte Fraktion im Europäischen Parlament könnte die konservative EVP neue Umweltgesetze blockieren oder die bereits verabschiedeten Regeln untergraben. Canfin plant, als Umweltkoordinator von Renew weiterhin am Green Deal zu arbeiten. Er plädiert für die Einführung von Spiegelklauseln, welche Lebensmittelproduzenten in Drittländern verpflichten, die gleichen sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Vorschriften einzuhalten wie die Landwirte in der EU. Zudem möchte er Treibhausgas-Emissionsziele für das Jahr 2040 festlegen und einen Kohlenstoffmarkt für die Agrar- und Ernährungswirtschaft schaffen, “ohne dass die Landwirte die Hauptlast der Spielregeln tragen müssen”. Sein Ziel ist es, ein “Narrativ” zu Biodiversität und Landwirtschaft zu entwickeln, das “die gesamte Wertschöpfungskette” abdeckt. Zum Interview
Bericht: EU imports of organic agri-food products
Die EU-Importe von Bio-Lebensmitteln im Jahr 2023 haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 Prozent verringert. Fast 90 Prozent der Bio-Importe waren Agrarrohstoffe und Primärprodukte, wie Fleisch, Milch und Honig. Der größte Teil des Importrückgangs ist auf den Rückgang der Einfuhren von Obst und Gemüse, Zucker, Oliven- und Palmöl sowie Sonnenblumenkernen zurückzuführen. Zunahmen der Einfuhren von Bio-Sojabohnen, Zitrusfrüchten, Reis und Honig konnten dies nicht kompensieren. Grund dafür sind unter anderem die gestiegenen Lebensmittelpreise. Zum Bericht
EU-Kommission: The EU agri-food chain Observatory starts working to restore trust and improve transparency in the food chain
Die neu eingerichtete EU-Beobachtungsstelle für Lieferketten bei Lebensmitteln (agri-food chain Observatory, AFCO) hat am Mittwoch (17. Juli) ihre Arbeit aufgenommen. Ziel sei es, die Transparenz von Preisen und die faire Entlohnung entlang der Wertschöpfungskette von Lebensmittel zu fördern. Die erste Sitzung diente der Bestandsaufnahme und des Meinungsaustausches, mittelfristig wolle man Methoden zur Bewertung und Überwachung der Kostenstruktur und der Verteilung der Gewinnspannen erarbeiten. Die AFCO plant weiterhin, die Umsetzung der EU-Vorschriften gegen unlautere Handelspraktiken (UTP) strenger zu prüfen. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski betonte in der Eröffnungssitzung die Notwendigkeit, das Vertrauen der Landwirte zurückzugewinnen. Die Mitglieder der Beobachtungsstelle sind Vertreter der nationalen Behörden der 27 EU-Länder sowie von 48 Interessenverbänden. Diese reichen von Landwirten, Lieferanten von Betriebsmitteln, der Lebensmittelindustrie und dem Handel bis hin zu Transport, Logistik, Einzelhandel und Verbrauchern. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: Tierwohl: Edeka kommt mit Umstellung von Trinkmilch voran
Der Edeka-Verbund kommt mit der Umstellung auf höhere Haltungsformen voran. Mehr als eine Milliarde Liter Milch wurden bisher für seine Eigenmarken aus den Haltungsformen 3 (Außenklima) oder Haltungsform 4 (Premium/Bio) bezogen, was 90 Prozent des Bedarfs an Frisch- und H-Trinkmilch entspricht. Bis Ende des Jahres wollen Edeka und die Discounter-Tochter Netto 100 Prozent der Trinkmilch aus diesen Haltungsformen beziehen. Auch in der Käseproduktion will der Edeka-Verbund umstellen und bis Jahresende 50 Prozent aus Haltungsform 3 beziehen, ohne dabei die Preise anzuheben. Aldi Nord und Süd sowie Lidl haben ihr Trinkmilchsortiment bereits in diesem Jahr komplett auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die fehlenden Preisaufschläge. Die Anstrengungen der Landwirte für mehr Tierwohl sollten sich auch im Preis wiederfinden. Zum Artikel
unter Leitung der frisch wiedergewählten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen starten schon bald die Verhandlungen über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Das ist per se kein leichtes Unterfangen. Erfahrungsgemäß wird es Streit zwischen progressiven und beharrenden Kräften, mit großem Lobbyeinsatz von allen Seiten, geben.
Grünen-Politiker Martin Häusling kündigte bereits an, der EVP-Politikerin von der Leyen, während ihrer zweiten Amtszeit auf die Finger schauen zu wollen. Von der Leyen versprach in ihrer gestrigen Rede vor dem EU-Parlament: “Wer nachhaltig mit Natur und Artenvielfalt umgeht und dazu beiträgt, den CO₂-Haushalt ins Lot zu bringen, der muss angemessen dafür entlohnt werden.”
Auf EU-Ebene wird es bei den anstehenden Verhandlungen zur nächsten Reformperiode der GAP einerseits darum gehen, naturschutzfachlich anspruchsvolle Regeln zu gestalten, um eine Lenkungswirkung zu entfalten. Und andererseits müssen diese praktisch umsetzbar für die Landwirtschaft bleiben, um eine Einkommenswirkung zu erzielen. Andernfalls schwindet deren Akzeptanz. Das dürfte von der Leyen nach den jähen EU-weiten Bauernprotesten in diesem Jahr noch gut erinnern.
Eine weitere Mammutaufgabe steht von der Leyen daher bevor: die Zukunft des Mehrjährigen Finanzrahmens. Die Agrarförderung ist einer der größten Posten im EU-Budget. Beim Deutschen Bauernverband (DBV) weckt die anstehende Verhandlung bereits Begehrlichkeiten. DBV-Präsident Joachim Rukwied wird nicht müde, ein “deutlich höheres Agrarbudget” zu fordern. Beim Deutschen Bauerntag in Cottbus sagte Rukwied, die Zeichen stünden gut dafür. Welchen Akzent, die Kommissionspräsidentin beim EU-Agrarbudget setzt, berichtet meine Kollegin Julia Dahm.
Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!
Seit drei Jahren steht Antoine de Saint-Affrique an der Spitze von Danone, dem größten Molkereikonzern der Welt dank eines Umsatzes von 27,6 Milliarden Euro. Unter de Saint-Affriques Vorgänger Emmanuel Faber war die Zuversicht groß, dass Afrika einen nennenswerten Beitrag zum Erfolg des Konzerns leisten könne. Heute herrscht Ernüchterung über das Afrika-Geschäft.
Saint-Affrique steht unter dem Druck von Investoren, die eine höhere Rendite einfordern. Danone kommt auf einen Gewinn von nur 2,2 Milliarden Euro. Die Rendite liegt bei mageren 3,65 Prozent. Das ist viel zu wenig, um im Konzert der Erfolgreichen mitspielen zu können.
Es wird auch kaum besser werden. Für das laufende Jahr stellt Saint-Affrique eine Umsatzsteigerung von nur drei bis fünf Prozent in Aussicht. Mit solchen Zahlen erarbeitet sich der Manager keine Bonuspunkte bei den Investoren. In den USA, dem größten Markt von Danone, musste er im Januar die beiden Einheiten Horizon Organic und Wallaby an einen Private-Equity-Fonds verkaufen. Das dürfte nicht genügen.
Im März 2022 kündigte Saint-Affrique ein Programm zur Überprüfung des Portfolios und der Rotation von Vermögenswerten an. Am Ende solcher Programme stehen meist Verkäufe. Ob Saint-Affrique auch Einheiten in Afrika opfern wird, ist noch nicht bekannt. Doch klar ist auch: Anders als sein Vorgänger Faber es in Aussicht gestellt hatte, trägt Afrika nicht zu einem stärkeren Wachstum des Nahrungsmittelkonzerns bei. Damit wird Saint-Affrique sich über kurz oder lang die Frage stellen müssen, wie lange noch er an Afrika festhalten will oder ob er bereit ist, noch einmal kräftig zu investieren.
Der Danone-Boss hat bisher nichts über seine Absichten verlauten lassen. Interviews gibt er ohnehin so gut wie nie, und Berührungspunkte zu Afrika gibt sein Werdegang nicht her. Ende 1964 wurde er im schicken Pariser Vorort Boulogne-Billancourt geboren. Er entstammt dem Adel des Ersten Empires. Sein Vorfahr Louis Bernard wurde 1807 in den Stand eines Baron Bernard de Saint-Affrique erhoben. Antoine de Saint-Affrique, wie sich der Danone-Boss kurz nennt, studierte an der renommierten Business School Essec und wurde anschließend Marine-Offizier der Reserve. An seinen Militärdienst schloss er die Harvard Business School an.
Seine berufliche Karriere begann im Zahnpasta-Geschäft von Unilever und führte ihn dann in die Senf-Abteilung von Danone. Nach drei Jahren kehrte er zu Unilever zurück, wo er sich auf der Karriereleiter auf diversen Posten in Europa nach oben arbeitete. 2015 folgte die Berufung an die Spitze von Barry Callebaut, dem europäischen Marktführer für Schokolade.
In den Jahren zwischen 2010 und Saint-Affriques Amtsantritt 2021 sind Danone spektakuläre Geschäfte in Afrika gelungen. Allein von 2012 bis 2016 hatte der Konzern mehr als eine Milliarde Euro in den Kontinent investiert. Heute ist Danone in Afrika vertreten wie nur wenige Nahrungsmittelkonzerne:
Doch die Liste der Rückschläge ist noch länger:
Faber hatte versprochen, dass aus Afrika ein wesentlicher Beitrag zu Umsatz und Gewinn kommen werde. Davon ist unter Antoine de Saint-Affrique keine Rede mehr. Im aktuellen Geschäftsbericht weist der Konzern den Umsatz in Afrika nicht aus. Unter den Höhepunkten des Jahres 2023 hat der Konzern Afrika nur ein Mal genannt: In Marokko wurde in vier Joghurt-Rezepten der Zuckergehalt gesenkt. Christian von Hiller
Ursula von der Leyen bleibt EU-Kommissionspräsidentin. Mit 401 von 719 Stimmen hat sie das Europäische Parlament am Donnerstag in geheimer Abstimmung wiedergewählt. Welche Akzente sie in den nächsten fünf Jahren setzen will, hatte die CDU-Politikerin zuvor in einer Rede klargemacht, in der sie auch der Landwirtschaft einen recht ausführlichen Part widmete. Der Tenor: Der Green Deal wird uminterpretiert zum “Clean Industry Deal”, Wettbewerbsfähigkeit steht im Fokus, doch die übergreifenden Nachhaltigkeitsziele bleiben. Das reichte auch den Grünen aus, die von der Leyen zusätzlich zum bisherigen Bündnis aus EVP, S&D und Renew offiziell unterstützten.
Zur Agrar- und Ernährungspolitik versprach von der Leyen, in den ersten 100 Tagen der neuen Kommission ein Visionspapier vorzulegen, das auf den Empfehlungen des Strategiedialogs Landwirtschaft aufbauen soll. Letztere werden für den Spätsommer erwartet. In dem Papier solle es um Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit gehen, heißt es in den politischen Leitlinien, die von der Leyen parallel zur Rede veröffentlichte.
Als zentrales Thema der neuen Legislaturperiode kristallisiert sich weiter die Marktmacht der Landwirte heraus. Auch von der Leyen stellte diese in den Vordergrund und fand besonders deutliche Worte: “Niemand sollte gezwungen sein, gute Lebensmittel unter Produktionskosten zu verkaufen.” Ob das auch ein EU-weites Verbot des Verkaufs unter Produktionskosten bedeuten könnte, wie es im Kontext der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) immer wieder kontrovers in der Diskussion ist, bleibt offen. Die Wortwahl lässt aber durchaus aufhorchen.
Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) will von der Leyen in Zukunft auf eine “Balance aus Anreizen, Investitionen und Regulierung” setzen. Wer Artenvielfalt, Natur oder Klima schütze, müsse dafür “entlohnt werden”. Ähnlich hatte die Kommission die kürzlichen GAP-Lockerungen begründet, mit denen Vorgaben (GLÖZ-Standards) abgebaut und zum Beispiel Brachflächen stattdessen über die Ökoregelungen gefördert werden. Wer sich Hoffnungen darauf gemacht hatte, von der Leyen würde sich hinter ein größeres GAP-Budget stellen, wird dagegen enttäuscht: “Zielgerichtet” solle das Budget im nächsten mehrjährigen Haushalt sein – von “stark” war keine Rede.
Daneben setzt von der Leyen einen Fokus auf der Anpassung an Klimafolgen wie Extremwetter. Eine EU-Strategie soll die Mitgliedstaaten hier unterstützen. Auch eine Strategie zum resilienten Umgang mit der Ressource Wasser kündigt sie an – die war allerdings eigentlich schon für die vorige Legislaturperiode versprochen gewesen.
Investitionen im Agrifood-Sektor will die Kommissionspräsidentin stärker fördern und geht damit auf eine zentrale Forderung der Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft ein. Und sie kündigt an: Für die Themen Fischerei und Meere soll künftig ein eigener Kommissar zuständig sein, anstatt wie bisher der Umweltkommissar. Wer die Kommissionsposten besetzt, ist noch offen. Jetzt, wo von der Leyen weiter an der Spitze der Brüsseler Behörde steht, wird sie aber damit beginnen, ihr Team zusammenzustellen, das bis Anfang September stehen soll. jd
Im Handelsstreit mit der EU eröffnet China nun direkte Untersuchungen bei drei führenden europäischen Schweinefleischlieferanten. Konkret handelt es sich um das dänische Unternehmen Danish Crown, die niederländische Firma Vion Boxtel BV und den spanischen Produzenten Litera Meat S.L.U., wie das Handelsministerium in Peking am Donnerstag mitteilte. Die Unternehmen sind die größten Lieferanten von Schweinefleischprodukten aus der Europäischen Union nach China.
Die chinesische Behörde will nach eigenen Angaben prüfen, ob diese Exporteure ihre Produkte zu Preisen verkaufen, die unter dem normalen Marktwert liegen, wodurch der chinesischen Industrie Schaden zugefügt werden könnte. Die Untersuchung soll voraussichtlich bis zum 17. Juni 2025 laufen, könne bei Bedarf aber um weitere sechs Monate verlängert werden.
China bezog 2023 Schweinefleisch im Wert von umgerechnet 5,5 Milliarden Dollar aus dem Ausland, einschließlich Nebenprodukten wie Füße, Ohren und Innereien, die in China anders als in Europa sehr begehrt sind. Mehr als die Hälfte der Waren kamen aus der EU. Dänemark, die Niederlanden und Spanien hatten sich für Zusatzzölle auf chinesische E-Fahrzeuge ausgesprochen.
Neben Fleischprodukten hat es China auch auf Branntwein-Importe aus Europa abgesehen. Im Jahr 2023 importierte China 43,31 Millionen Liter Brandy, mehr als 96 Prozent davon aus Frankreich, das sich ebenfalls für die Zölle ausgesprochen hatte.
Hochrangige Vertreter französischer Cognac-Produzenten und der EU nahmen am Donnerstag an einer Anhörung in Peking teil, wie der französische Lobbyverband BNIC mitteilte. Auf dem Prüfstand stehen demnach Firmen, die sich unter anderem im Besitz von Remy Cointreau, Pernod Ricard und LVMH befinden. Das Treffen habe den Cognac-Herstellern eine erste Gelegenheit geboten, sich persönlich zu den Vorwürfen zu äußern. rtr/jul
6,86 Milliarden Euro sind laut Regierungsentwurf für den Agrar- und Ernährungsetat 2025 vorgesehen – rund 68 Millionen weniger als noch in diesem Jahr. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir wertet den Entwurf für sein Haus trotzdem als Erfolg. “Die Bundesregierung hält Wort”, fasste es Özdemir nach der Kabinettssitzung am Mittwoch zusammen, in der das Bundeskabinett den Haushaltsentwurf für 2025 beschloss. Der Entwurf des Bundeshaushalts stehe für Planungssicherheit und nachhaltige Entlastungen, die die Regierung den Landwirten versprochen habe.
Die wesentlichen Punkte des Agrar- und Ernährungsetats:
Der agrar- und ernährungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, kritisiert am Haushaltsentwurf der Bundesregierung, “dass viel zu viel Geld in die vielen Sozialprojekte der Ampel geht”. Wahrscheinlich sei das aus parteipolitischen Gründen notwendig gewesen, um die Koalition am Leben zu halten, glaubt Stegemann. Die Zeche zahlten die ländlichen Räume. “Notwendige Investitionsimpulse in die Landwirtschaft, die ein wichtiger Motor in den vielen Regionen ist, sind in diesem Haushalt nicht zu erkennen”, monierte der CDU-Politiker.
Ähnlich kritisch reagierte auch der Deutsche Bauernverband (DBV) auf den Agrar- und Ernährungsetat. “Wir sehen mit Sorge, dass im Agrarhaushalt die Mittel für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und für den ländlichen Raum weiter gekürzt werden sollen, während gleichzeitig der gesamte Bundeshaushalt in nahezu gleicher Höhe fortgeschrieben wird”, monierte DBV-Präsident Joachim Rukwied. heu
Beim World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland stehen die Zeichen auf Sparkurs. Wie ein Sprecher des WWF in Berlin auf Nachfrage von Table.Briefings bestätigte, müsse der Umweltverband insgesamt Einschnitte in der Organisation vornehmen. Laut Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung sollen bis zu 80 der knapp 500 Mitarbeitenden gehen. Besonders hart trifft es den Bereich Ernährung und Landwirtschaft.
Der WWF Deutschland löse diesen zwar als Strukturelement auf, werde Aspekte aus dem Portfolio aber weiter bearbeiten, so der WWF-Sprecher. “Der WWF fokussiert sich in diesem weiterhin wichtigen Thema auf diejenigen Aspekte und Zugänge, bei denen wir als WWF-Netzwerk besondere Stärken haben, wie etwa Landnutzungswandel, Agrarrohstoffe und internationale Lieferkettenarbeit.” Landwirtschaft, Agrarpolitik und Lebensmittelverschwendung in Deutschland würden künftig nicht mehr im Fokus des WWF Deutschland stehen, lässt der Sprecher wissen.
Laut Angaben von WWF Deutschland standen in den vergangenen Jahren generell steigenden Einnahmen auch steigende Kosten gegenüber. Um letztere zu decken, wurden Rücklagen teilweise abgebaut. “Dies war zur kurzfristigen Absicherung ein probates Vorgehen, stellt aber keine langfristige Lösung dar”, heißt es in einem Pressestatement des WWF-Vorstands.
Die getroffenen Entscheidungen seien darüber hinaus eine Reaktion auf eine komplexe Situation auf dem Spendenmarkt. Die Spendenbereitschaft sei generell rückläufig, gleichzeitig verstärke sich der Fokus auf konkrete, nachvollziehbare Projekte. Dies begründe die Reduzierung des Engagements in bestimmten Themenbereichen, so der WWF-Sprecher weiter. heu
Australien, Brasilien und mehrere andere Länder verlangen, dass die Umsetzung der EU-Anti-Entwaldungsverordnung verschoben wird. Bislang soll sie zum Jahresende in Kraft treten. Wie die Financial Times berichtet, werfen diese Staaten der EU vor, falsche Datengrundlagen zu verwenden.
Die Kritik bezieht sich auf eine Karte des EU Observatory von 2020. Laut EU-Kommission sei die Karte nicht verbindlich, sondern nur “ein Werkzeug, um Firmen bei der Compliance zu helfen”.
Australien hingegen argumentiert, dass das Land eine eigene Karte erstellt habe, die aufgrund anderer Definitionen von der EU-Karte abweiche. Hierzu brauche es eine schnelle Klarstellung. “Die australischen Erzeuger müssen sich schon Monate vor dem Jahresende auf den Export nach Europa vorbereiten, um die Transportzeit zu berücksichtigen”, zitiert das Londoner Blatt einen Sprecher der australischen Botschaft in Brüssel. “Aber es bleiben noch wichtige Fragen offen, wie beispielsweise die Klärung, was als überwiegend landwirtschaftliche Nutzung gilt.” Die Botschaft habe daher um eine Verschiebung der Umsetzung der Verordnung gebeten.
Auch der brasilianische Botschafter bei der EU, Pedro Miguel da Costa e Silva, forderte laut FT eine Verschiebung: “Unser Privatsektor hat mehrere Fälle dokumentiert, in denen Kakao- und Kaffeeplantagen sowie kommerziell genutzte Baumplantagen fälschlicherweise als Wälder bezeichnet werden.” Er warf der EU vor, ihre Standards und Normen anderen Länder aufzuzwingen und damit hohe Kosten bei den Produzenten zu verursachen. Sein Land habe bereits ein eigenes Monitoring-System entwickelt.
Die Anti-Entwaldungsverordnung verbietet ab 2025 den Import von Rindfleisch, Holz, Kakao, Soja, Palmöl, Kaffee und Kautschuk, die auf Flächen produziert worden sind, welche in den letzten Jahren gerodet wurden. Bereits im Juni hatten die USA eine Verschiebung der Verordnungsumsetzung gefordert. av
Zum Ende der ersten Sitzungswoche dreht sich das Personalkarussell im Europäischen Parlament weiter. Fest steht mittlerweile: Koordinator der EVP im Agrarausschuss (AGRI) wird erneut der deutschsprachige Italiener Herbert Dorfmann. Norbert Lins (CDU), der bisherige Ausschussvorsitzende, hatte dem Südtiroler den Vortritt gelassen. Dorfmann ist schon seit 2009 Europaabgeordneter und seitdem ununterbrochen Mitglied im Agrarausschuss. Zuletzt betreute er als Berichterstatter die Reform des EU-Saatgutrechts.
Auch bei den Grünen kommt der deutsche Vertreter nicht zum Zug: Agrarsprecher wird nicht Martin Häusling, sondern Thomas Waitz aus Österreich. Waitz ist Bio-Bauer und Imker und drängte zuletzt unter anderem darauf, die Arbeit des Parlaments an neuen Regeln zu Lebendtiertransporten schneller voranzubringen. Eine Chance darauf, dass einer der Agrarposten aus Deutschland besetzt wird, gibt es noch bei den Sozialdemokraten. Hier läuft die Wahl der Koordinatoren noch. Die SPD-Frau Maria Noichl gilt aber als mögliche Kandidatin.
Im Umweltausschuss ENVI und im für Produktregulierung und Verbraucherschutz wichtigen Binnenmarktausschuss IMCO behalten dagegen die amtierenden Koordinatoren aus Deutschland, Peter Liese (ENVI) und Andreas Schwab (IMCO), beide CDU, ihre Posten.
Wer Mitglied welcher Ausschüsse wird, wird am heutigen Freitag bekannt gegeben. Laut Fraktionslisten, die Table.Briefings vorab vorliegen, tauchen mehrere prominente Gesichter künftig im AGRI-Ausschuss auf – darunter die Chefin der EU-Liberalen (Renew) Valérie Hayer aus der Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Hayer, die sich trotz der bitteren Verluste ihrer Partei bei den Europawahlen im Amt halten konnte, stammt aus einer Familie von Landwirten und hat sich für Spiegelklauseln im internationalen Handel ausgesprochen. AGRI-Mitglied wird auch der ungarische Politiker Péter Magyar (EVP), der als wichtiger Rivale Viktor Orbáns gilt.
Bei den deutschen Abgeordneten gibt es keine Überraschungen: Wie erwartet sitzen Norbert Lins (CDU), Stefan Köhler (CSU), Maria Noichl (SPD), Martin Häusling (Grüne) und Christine Singer (Freie Wähler) künftig im Agrarausschuss. Die vollständigen Ausschusslisten von EVP, S&D und Renew können Sie hier, hier und hier einsehen. jd
Euractiv: Green Deal: Canfin fordert von EVP stärkeres Bekenntnis zum Umweltschutz
Im Interview mit Euractiv greift der liberale EU-Abgeordnete Pascal Canfin die Europäische Volkspartei (EVP) für deren kritische Haltung zu der europäischen Umweltgesetzgebung an. Als größte Fraktion im Europäischen Parlament könnte die konservative EVP neue Umweltgesetze blockieren oder die bereits verabschiedeten Regeln untergraben. Canfin plant, als Umweltkoordinator von Renew weiterhin am Green Deal zu arbeiten. Er plädiert für die Einführung von Spiegelklauseln, welche Lebensmittelproduzenten in Drittländern verpflichten, die gleichen sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Vorschriften einzuhalten wie die Landwirte in der EU. Zudem möchte er Treibhausgas-Emissionsziele für das Jahr 2040 festlegen und einen Kohlenstoffmarkt für die Agrar- und Ernährungswirtschaft schaffen, “ohne dass die Landwirte die Hauptlast der Spielregeln tragen müssen”. Sein Ziel ist es, ein “Narrativ” zu Biodiversität und Landwirtschaft zu entwickeln, das “die gesamte Wertschöpfungskette” abdeckt. Zum Interview
Bericht: EU imports of organic agri-food products
Die EU-Importe von Bio-Lebensmitteln im Jahr 2023 haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 9,1 Prozent verringert. Fast 90 Prozent der Bio-Importe waren Agrarrohstoffe und Primärprodukte, wie Fleisch, Milch und Honig. Der größte Teil des Importrückgangs ist auf den Rückgang der Einfuhren von Obst und Gemüse, Zucker, Oliven- und Palmöl sowie Sonnenblumenkernen zurückzuführen. Zunahmen der Einfuhren von Bio-Sojabohnen, Zitrusfrüchten, Reis und Honig konnten dies nicht kompensieren. Grund dafür sind unter anderem die gestiegenen Lebensmittelpreise. Zum Bericht
EU-Kommission: The EU agri-food chain Observatory starts working to restore trust and improve transparency in the food chain
Die neu eingerichtete EU-Beobachtungsstelle für Lieferketten bei Lebensmitteln (agri-food chain Observatory, AFCO) hat am Mittwoch (17. Juli) ihre Arbeit aufgenommen. Ziel sei es, die Transparenz von Preisen und die faire Entlohnung entlang der Wertschöpfungskette von Lebensmittel zu fördern. Die erste Sitzung diente der Bestandsaufnahme und des Meinungsaustausches, mittelfristig wolle man Methoden zur Bewertung und Überwachung der Kostenstruktur und der Verteilung der Gewinnspannen erarbeiten. Die AFCO plant weiterhin, die Umsetzung der EU-Vorschriften gegen unlautere Handelspraktiken (UTP) strenger zu prüfen. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski betonte in der Eröffnungssitzung die Notwendigkeit, das Vertrauen der Landwirte zurückzugewinnen. Die Mitglieder der Beobachtungsstelle sind Vertreter der nationalen Behörden der 27 EU-Länder sowie von 48 Interessenverbänden. Diese reichen von Landwirten, Lieferanten von Betriebsmitteln, der Lebensmittelindustrie und dem Handel bis hin zu Transport, Logistik, Einzelhandel und Verbrauchern. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: Tierwohl: Edeka kommt mit Umstellung von Trinkmilch voran
Der Edeka-Verbund kommt mit der Umstellung auf höhere Haltungsformen voran. Mehr als eine Milliarde Liter Milch wurden bisher für seine Eigenmarken aus den Haltungsformen 3 (Außenklima) oder Haltungsform 4 (Premium/Bio) bezogen, was 90 Prozent des Bedarfs an Frisch- und H-Trinkmilch entspricht. Bis Ende des Jahres wollen Edeka und die Discounter-Tochter Netto 100 Prozent der Trinkmilch aus diesen Haltungsformen beziehen. Auch in der Käseproduktion will der Edeka-Verbund umstellen und bis Jahresende 50 Prozent aus Haltungsform 3 beziehen, ohne dabei die Preise anzuheben. Aldi Nord und Süd sowie Lidl haben ihr Trinkmilchsortiment bereits in diesem Jahr komplett auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die fehlenden Preisaufschläge. Die Anstrengungen der Landwirte für mehr Tierwohl sollten sich auch im Preis wiederfinden. Zum Artikel