es ist noch nicht lange her, da haben Bundesrat und Bundestag das Solarpaket I mit dem Ziel verabschiedet, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Vorzeigeprojekt der Ampel-Koalition ist dabei eine höhere Förderung von PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Agri-Photovoltaik bewirbt die Ampel-Koalition als eine Möglichkeit, Flächenverluste zu reduzieren.
“Wir reden aber immer noch über Modellprojekte”, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kürzlich während der Besichtigung einer Pilotanlage in Freiburg. Wie die Agri-Photovoltaik in die Fläche gebracht werden kann, diese Frage treibt auch den Grünen-Politiker um. Bislang könnten lediglich kleinere Anlagen ohne langwierige Zulassungsverfahren realisiert werden, sagt der Agri-PV-Experte Jonas Böhm vom Thünen-Institut zu Table.Briefings.
Eine gute Nachricht: Ressortchef Özdemir versprach in Freiburg, sich mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) über Änderungen im Baugesetzbuch auszutauschen, um notwendige Erleichterungen im Baurecht auf den Weg zu bringen.
Ob die Technik verfängt, hängt auch von ihrer Wirtschaftlichkeit ab. Trotz höherer Förderung sind PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen nicht automatisch rentabel. Warum das so ist, hat unser Autor Kai Moll aufgeschrieben.
Trotz Hürden ist die Doppelnutzung für Özdemir “der Weg in die Zukunft”. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start in die Woche!
Herr Spaniol, Sie haben den Gesetzgebungsprozess zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) von Anfang an für den Bund für Landwirtschaft und Viehzucht Brasiliens (Confederação da Agricultura e Pecuária do Brasil, CNA) verfolgt. Wie können sich die Landwirte, die Ihre Organisation vertritt, auf die Anforderungen der Verordnung vorbereiten, deren Umsetzung am 30. Dezember 2024 beginnen soll?
Als das Gesetz vergangenes Jahr im Trilog verabschiedet wurde, reisten Mitarbeiter der EU-Kommission nach Brasilien. Dort wurde ihnen immer wieder die Frage gestellt, wie sich Erzeuger aus Regionen mit niedrigem Entwaldungsrisiko auf die Sorgfaltspflichten vorbereiten können. Den Beteiligten wurde versichert, dass sie bis zum Inkrafttreten der EUDR alle Leitlinien und Informationen vorliegen haben werden. Danach sieht es im Moment nicht aus. Sechs Monate vor der Umsetzung der Rechtsvorschriften hat die europäische Seite noch immer nicht alle Verfahren und Checklisten mit sämtlichen Anforderungen veröffentlicht. Gleichzeitig wurde eine Vielzahl an Zertifizierungssystemen geschaffen – von privaten Beratungsunternehmen, aber auch von Nichtregierungsorganisationen und Regierungsbehörden. Verschiedene Initiativen behaupten nun, dass ihre Zertifikate den europäischen Anforderungen entsprechen.
Was ist das Problem daran?
Der Kaffeesektor in Brasilien ist derzeit zum Beispiel dabei, ein eigenes Zertifizierungsverfahren einzuführen. Unternehmen, die die Bedingungen erfüllen, produzieren Kaffeebohnen in Regionen, die nach dem 1. Januar 2021 nicht abgeholzt wurden. Eine andere Initiative kommt von Jacobs Douwe Egberts (JDE), dem zweitgrößten Importeur von Kaffee in Europa. Sie haben ein Verfahren entwickelt, das sicherstellt, dass die Erzeuger nach dem 1. Januar 2021 nicht entwaldet haben. Für die Erzeuger ist es schwierig, sich für eine Zertifizierung zu entscheiden. Sie erhalten diese kommerziellen Vorschläge zur Einführung neuer Verfahren und Zertifikate, die in den meisten Fällen Kosten verursachen, da sie ihre Prozesse anpassen und Dokumente einreichen müssen, die sie vorher nicht benötigten. Das bedeutet einen enormen Anstieg an Bürokratie. Für jedes Zertifizierungssystem gelten andere Regeln.
Wie kann CNA die Landwirte in Brasilien in diesem Prozess dann überhaupt unterstützen?
CNA unterstützt zum Beispiel die nationale Initiative unseres Landwirtschaftsministeriums, das ein Siegel mit dem Namen “Brazilian Agro More Sustainable” geschaffen hat. Dies dient nicht nur der Zertifizierung nach den EUDR-Standards, sondern gibt auch an, dass sich die Betriebe, die dieses Siegel tragen, an unsere Richtlinien der Forstwirtschaft halten. Brasilien hat eine der fortschrittlichsten und strengsten Umweltgesetzgebungen der Welt. Unter ihr werden Sklavenarbeit und Zwangsarbeit ausgeschlossen. Sie setzt gute Arbeitsbedingungen und viele andere Qualitätsstandards voraus. Sich bei der Vorbereitung auf die EUDR daran zu orientieren, wäre also eine Lösung, weil sie von den brasilianischen Behörden landesweit anerkannt ist. Es ist aber nicht die beste Lösung, weil Argentinien vielleicht ein anderes Siegel verwendet und auch Kolumbien, Costa Rica oder Indonesien nach ganz anderen Standards zertifizieren.
Wie groß ist die Herausforderung, die diese neuen Anforderungen darstellen, vor allem für Kleinbauern?
Von den rund fünf Millionen ländlichen Erzeugern in Brasilien sind 77 Prozent Kleinbauern. Besonders unter den brasilianischen Kaffeeproduzenten stellen sie die Mehrheit dar. Der wichtigste Verband für Kaffeeproduzenten und -exporteure in Brasilien, Cecafé, hat vor Kurzem eine Umfrage durchgeführt, bei der herauskam, dass an jedem Container Kaffeebohnen, den Brasilien exportiert, im Durchschnitt 150 verschiedene Produzenten beteiligt sind. Die EUDR-Gesetzgebung verlangt nun, dass jeder Produzent dieser Ladung das gesamte Verfahren der Sorgfaltsprüfung durchläuft. Brasilien hat im vergangenen Jahr 57.000 Container mit Kaffeebohnen nach Europa exportiert.
Was macht die im Rahmen der EUDR geforderten Sorgfaltspflichten für Kleinbauern so kompliziert?
Stellen Sie sich die Kosten und den bürokratischen Aufwand vor, den die Kleinbauern haben, um diesen neuen Anforderungen zu entsprechen. Für sie macht jeder Cent, jeder zusätzliche Arbeitsaufwand, natürlich einen großen Unterschied. Aber es geht um mehr als das, denn in den brasilianischen Kaffee-Anbauregionen gibt es Gebiete, in denen schon seit 50, 60 Jahren Kaffee angebaut wird. Theoretisch müssten diese Kaffeebauern also nicht nachweisen, dass sie keine Entwaldung betrieben haben. Die Gesetzgebung stellt aber an alle die gleichen Anforderungen.
Welche anderen Probleme sehen Sie bei der Umsetzung der EUDR?
Die EUDR erhöht den Druck auch auf die Länder, die ihre Wälder in der Vergangenheit geschützt haben. In Brasilien sind 66 Prozent der Gesamtfläche mit einheimischer Vegetation bewachsen. In Europa sind das nur drei Prozent. Aber wir sind diejenigen, die bestraft werden, weil wir unsere Wälder erhalten haben. Die EUDR sollte mehr auf Anreize ausgerichtet sein und nicht so sehr auf Bestrafung.
Bei Ihren Ausführungen könnte man denken, dass in Brasilien schon vieles gut läuft. Warum sollte die EU dann überhaupt die Entwaldungsverordnung umsetzen wollen?
Das Problem ist, dass die europäische Seite nicht zwischen legaler und illegaler Abholzung unterscheidet. Manchmal heißt es, Brasilien habe im letzten Jahr eine riesige Fläche abgeholzt, in Wahrheit ist die Abholzung 2023 aber um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Und das meiste davon, 98 Prozent, also fast die gesamte Fläche, ist illegal abgeholzt worden. Dafür sind also nicht die Landwirte verantwortlich, die wir vertreten. Das sind Straftaten, die geahndet werden müssen. Aber wer wird mit diesen europäischen Gesetzen bestraft? Das sind nicht die Kriminellen, denn ihre Produkte gelangen nicht in den Export. Das sind die Landwirte, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens wirtschaften, die sich an das Gesetz halten, die die Umweltvorschriften in internationalen Abkommen respektieren. Sie müssen das alles anwenden. Sie sind diejenigen, die bestraft werden. Das Problem der Entwaldung wird damit nicht richtig angegangen.
Welche Veränderungen bestehender Handelsbeziehungen erwarten Sie in Folge der Umsetzung der EUDR?
Ein Teil der Gesetzgebung zielt darauf ab, ein Benchmarking-System einzuführen, das Ländern einen hohen Standard oder ein hohes Risiko mit Blick auf Entwaldung zuweist. Die Einführung dieser Kennzeichnung wird sich nicht nur auf den Handel Brasiliens mit der Europäischen Union auswirken, sondern mit allen Ländern der Welt.
Wie genau meinen Sie das?
Wenn ein Land durch das Benchmarking als Hochrisikoland eingestuft wird und Geschäfte mit China oder den USA macht, wird sich das wahrscheinlich auf seine Handelsbedingungen auswirken, weil die Handelspartner sagen: “Eure Produkte sind aus europäischer Sicht hochriskant, deshalb möchte ich dafür weniger zahlen oder ich möchte andere Bedingungen aushandeln.”
Was fordern Sie nun also von der EU im Namen der Landwirte, die CNA vertritt?
Es sollte eine Neubewertung der EUDR geben. Als Erstes sollten die Behörden, die die Dokumente und Verfahren anfordern und durchsetzen, mindestens drei Jahre lang damit warten. Warum drei Jahre? Weil einer der Sektoren innerhalb der EUDR der Fleischsektor ist und die Aufzucht einer Kuh von der Geburt bis zum Schlachthof zwischen 24 und 36 Monaten dauert. Was die EUDR fordert, ist die individuelle Rückverfolgung jedes einzelnen Rindes, das in die Europäische Union exportiert wird. Die in den Rechtsvorschriften vorgesehene Übergangsfrist beträgt 18 Monate. Rinder brauchen aber 36 Monate, um zu wachsen. Sie verlangen also Dinge, die unmöglich umzusetzen sind. Die Verordnung muss mit mehr Zeit und mit mehr Respekt vor den internationalen Gesetzen und der Souveränität der einzelnen Länder und ihrer Gesetze umgesetzt werden.
Ein Aufschub der Verordnung wird also nicht ausreichen?
Die EU sollte auch Rechtsvorschriften wie das Benchmarking neu bewerten, weil es diskriminierend ist. Ein Land oder ein Markt sollte nicht in der Lage sein, andere Länder nach seinen eigenen subjektiven Kriterien zu bewerten, die nicht international diskutiert und genehmigt wurden. Daher sollte das Benchmarking aus der gesamten Gesetzgebung entfernt werden. Es würde keine großen Auswirkungen haben, da es nur dazu dient, den Prozentsatz der zollamtlichen Überprüfung von Gütern zu bestimmen, die nach Europa gehen. Wenn die Gesetzgebung stattdessen eine bestimmte Anzahl von Überprüfungen oder eine stichprobenartige Überprüfung festlegen würde, die in jedem Zollverfahren üblich ist, hätte dies keine diskriminierenden Auswirkungen auf den Handel.
Felipe Spaniol ist Koordinator für Business Intelligence und Advocacy beim Bund für Landwirtschaft und Viehzucht Brasiliens (Confederação da Agricultura e Pecuária do Brasil, CNA), einer der einflussreichsten und mitgliederstärksten Institutionen Brasiliens. CNA vertritt die Interessen von rund fünf Millionen brasilianischen Landarbeitenden und Landwirten – von Kleinbauern bis zu großen Agrarunternehmen – in verschiedenen Gremien, national und international.
In einem Schreiben an die EU-Kommission haben sich die Nahrungsmittelhersteller Nestlé, Mars Wrigley und Ferrero für die Umsetzung der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ausgesprochen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die NGO Global Witness, die Einsicht in das Dokument hatten. Demnach fordern die Konzerne auch Unterstützung, um die Vorgaben fristgerecht umzusetzen. Auch das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely, das sich sehr für soziale und ökologische Nachhaltigkeit in seinen Lieferketten einsetzt, habe den Brief unterzeichnet.
“Die EUDR stellt einen wichtigen Schritt nach vorn dar, um die notwendige Umgestaltung des Kakao- und Schokoladensektors voranzutreiben”, berichtet Reuters aus dem Schreiben. Dies trage dazu bei, “das Risiko der Entwaldung im Zusammenhang mit Kakao- und Schokoladenprodukten auf dem EU-Markt zu minimieren”.
Gleichzeitig fordern die Unternehmen die EU auf, einen ständigen Ausschuss einzurichten, der bei der Umsetzung helfen soll. Dieser solle sich mit den Behörden der Mitgliedstaaten abstimmen und den betroffenen Unternehmen Orientierungshilfen zu Fragen wie der rechtlichen Auslegung und den Sorgfaltspflichten bieten.
Die EUDR verbietet es ab dem 30. Dezember 2024, bestimmte Produkte wie Kakao, Kaffee, Palmöl, Holz und Soja auf dem EU-Markt zu verkaufen, wenn diese auf entwaldeten Flächen produziert wurden. Lieferanten müssen dann unter anderem eine Sorgfaltserklärung einreichen.
Anders als die Schokoladenhersteller fordern viele, die Umsetzung zu verschieben: Unternehmen, Verbände, Teile der EVP-Fraktion im EU-Parlament sowie mehrere Exportländer. Im Mai hatte die US-Regierung die EU bereits um Aufschiebung gebeten; vergangene Woche schlossen sich laut Medienberichten Australien, Brasilien und weitere Länder an. Sie kritisieren unter anderem die Methodik und Datengrundlage der EU. leo
Das französische Start-up Gourmey hat den ersten Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union gestellt. Gourmey beantragte die Zulassung seiner kultivierten Entenleberpastete (Foie Gras) zudem bei den jeweils zuständigen Behörden in Großbritannien, der Schweiz, Singapur und den USA. In der EU fällt der Antrag in den Anwendungsbereich der Verordnung über neuartige Lebensmittel – auch Novel Foods genannt.
Der Zulassungsprozess für den europäischen Markt gilt als besonders streng. In einer ersten Phase prüft die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Unterlagen zur Produktsicherheit und bewertet das Risiko, das von dem neuartigen Lebensmittel ausgeht.
Basierend darauf entscheiden im zweiten Schritt EU-Kommission und Mitgliedstaaten über die Zulassung. “Wir freuen uns darauf, weiterhin eng mit den Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um die vollständige Einhaltung der Sicherheitsanforderungen während dieser Verfahren zu gewährleisten”, sagte Nicolas Morin-Forest, CEO von Gourmey.
Erste Zulassungen für kultiviertes Fleisch gibt es bereits in Singapur und in den USA. In Israel hat das israelische Start-up Aleph Farms in diesem Jahr die Marktzulassung für sein kultiviertes Rindfleischprodukt erhalten. Weitere Unternehmen geben an, dass sie sich in Vorgesprächen mit der Zulassungsbehörde EFSA befinden, darunter das deutsche Unternehmen The Cultivated B und das niederländische Start-up Mosa Meat.
Kultivierte Lebensmittel basieren auf Zellkulturtechniken, die zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden – etwa zur Züchtung von Hefen für das Brotbacken oder zur Herstellung von Lab für Käse. Ausgehend von einer kleinen Probe tierischer Zellen wachsen die Zellen zu Muskeln, Fett oder anderen Geweben heran. Gourmey gibt an, dass es sein Produkt ohne tierische Inhaltsstoffe wie Kälberserum (FKS) und ohne Antibiotika herstellt. heu
Im Rahmen des Solarpakets I hat die Bundesregierung Maßnahmen beschlossen, um den Ausbau von Agri-PV-Anlagen zu beschleunigen und den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen durch PV-Freiflächenanlagen zu begrenzen. Das dürfte zwar einen Boost für Kombi-Lösungen von Solarpaneelen und landwirtschaftlicher Nutzung bringen, sagt der Agri-PV-Experte Jonas Böhm vom Thünen-Institut – wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Trotz höherer Förderung werde sich jedoch nicht jedes Agri-PV-Konzept rechnen.
“Mit dem neuen Förderhöchstsatz von 9,5 Cent pro Kilowattstunde für 2024 kann es für manche landwirtschaftlichen Betriebe interessant sein, in kleinere Anlagen von bis zu 2,5 Hektar zu investieren”, sagt Jonas Böhm. Anlagen dieser Größenordnung können auch ohne langwierige Zulassungsverfahren und damit deutlich schneller realisiert werden. Allerdings seien diese PV-Anlagen auch mit der höheren Förderung nur in manchen Regionen wirtschaftlich. So zum Beispiel im Süden Deutschlands, der höhere Sonneneinstrahlung zu bieten habe. “2,5-Hektar-PV-Anlagen in nördlichen Regionen bewegen sich dagegen tendenziell an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit”, erläutert der Wissenschaftler.
Bei größeren Anlagen über 2,5 Hektar, die einer baurechtlichen Genehmigung bedürfen, hänge die Wirtschaftlichkeit stark vom jeweiligen Anlagenkonzept ab: “Der aktuelle Höchstwert der Einspeisevergütung von 9,5 Cent pro Kilowattstunde reicht aus, um die meisten Agri-PV Konzepte dieser Größenordnung deutschlandweit wirtschaftlich zu realisieren.” Dazu gehören die in Deutschland relevantesten bodennahen Anlagen. Anders sehe es bei hoch aufgeständerten Anlagen oder Anlagen über Äpfelbäumen aus, so Böhm. Zudem seien die 9,5 ct/kWh nur ein Höchstwert, der in den Förderausschreibungen in der Praxis eher nicht realisiert werden dürfte.
Der Experte hat auch errechnet, welche Mehrkosten die Allgemeinheit für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen durch die Förderung von Agri-PV-Anlagen im Vergleich zu den bisher üblichen PV-Freiflächenanlagen zu tragen hat. “Die Freiflächenanlagen werden realisiert, weil sie kostenoptimiert sind. Die Realisierung einer Agri-PV-Anlage geht dagegen mit Mehrkosten einher, die entweder vom Stromkunden oder über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom Steuerzahler gezahlt werden müssen”, erläutert Böhm.
Nach Böhms Berechnungen kostet der Erhalt eines Hektars landwirtschaftlicher Fläche in der günstigsten Konstellation pro Jahr 1.000 Euro, im Regelfall aber eher 6.000 Euro. “Das ist deutlich teurer als die Wertschöpfung, die man mit der eigentlichen Landwirtschaft auf dieser Fläche erwirtschaften könnte“, resümiert er. mo
Um den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, reichen bereits 2,2 Prozent der Landfläche in der EU aus. Naturschutzgebiete und hochwertige landwirtschaftliche Flächen blieben davon unberührt. Dies ergab eine am Mittwoch vorgestellte Analyse des Europäischen Umweltbüros (EEB).
“Erneuerbare Energien können ausgebaut werden, ohne die Nahrungsmittelversorgung oder natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen”, kommentiert Cosimo Tansini, Senior Policy Officer für erneuerbare Energien beim EEB, das Ergebnis der Studie. Wenn bei der Umsetzung partizipative Prozesse gewählt und die Umweltauswirkungen effektiv minimiert würden, könne der Ausbau sogar zusätzlichen Nutzen für die betroffenen Gemeinden und die ländliche Wirtschaft bringen und der Regeneration des Landes dienen, so Tansini.
Laut der Studie gelten insgesamt 5,2 Prozent der Fläche der EU als geeignet, um Solar- oder Windenergie zu erzeugen, ohne die Umwelt oder die Landwirtschaft zu beeinträchtigen. Mehr als 80 Prozent davon liegen in ländlichen Gebieten. Aber auch Stadt- und Industriegebiete könnten einen Beitrag leisten, heißt es.
Während in der EU insgesamt ausreichend geeignete Flächen zur Verfügung stehen, um eine vollständige Dekarbonisierung durch den Einsatz erneuerbarer Energien zu erreichen, ist dies in einzelnen Ländern nicht der Fall. Dazu gehört auch Deutschland. Laut EEB-Studie liegt der Bedarf bei 4,4 Prozent der Landesfläche. Als geeignet gelten aber nur 1,7 Prozent. Grund ist der Mangel an Flächen für die Windenergie.
Im Gegensatz dazu verfügen Länder wie Spanien und Rumänien über deutlich mehr Flächen, als sie benötigen. Um diese regionalen Unterschiede auszugleichen, empfiehlt das EEB, ein europäisches Verbundnetz aufzubauen. ch
22.08.2024 / online
Pressekonferenz DBV-Erntebericht INFO
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO
EU-Kommission: Mineralwasser-Skandal um Nestlé: EU-Prüfbericht kritisiert französische Behörden scharf
In einem Prüfbericht hat die Europäische Kommission die französischen Behörden im Zusammenhang mit dem Mineralwasser-Skandal um Nestlé scharf kritisiert. Der Bericht bemängelt, dass das französische Kontrollsystem ungeeignet sei, um Gesundheitsrisiken zu erkennen und zu beheben. Es gäbe eine unzureichende Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden auf zentraler und lokaler Ebene, zudem Personal- und Ressourcenprobleme zur Durchführung der amtlichen Kontrollen. Des Weiteren kritisiert der Bericht fehlende wirksame Sofortmaßnahmen gegen Unternehmen. Die EU-Kommission fordert daher strengere Kontrollen, um betrügerische Praktiken zu verhindern. Zum Hintergrund: Medienrecherchen hatten in den vergangenen Wochen enthüllt, dass Mineralwasserquellen in Frankreich unter anderem mit Fäkalien und Pestiziden verunreinigt waren. Unternehmen wie Nestlé hatten das Wasser auf verbotene Weise gefiltert und weiter als “natürliches Mineralwasser” verkauft. Zum Bericht
Risikostudie: Preis und Rentabilität sind für die Lebensmittelhersteller die größten Herausforderungen
Die Risikostudie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der AFC Risk & Crisis Consult GmbH zeigt, dass Preis und Rentabilität der Rohstoffversorgung derzeit die größten Herausforderungen für Lebensmittelhersteller darstellen. Die Einhaltung von Compliance Anforderungen bereite Unternehmen zusätzlich Schwierigkeiten, insbesondere durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, heißt es in der Studie. Dieses führe zu zusätzlichen finanziellen Belastungen, vornehmlich für kleinere Unternehmen. Globale wirtschaftliche Unsicherheit und politische Instabilität würden Rentabilitätsprobleme weiter verschärfen. Enorme Kostensteigerungen durch krisenhafte Ereignisse bedrohten die Heterogenität der Branche, so Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der BVE. Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. Kurzfristige politische Entscheidungen würden die Kalkulation erschweren. Zunehmend in den Fokus der Risikolandschaft rückt auch die öffentliche Wahrnehmung von Unternehmen. Die Angst vor Reputationsverlusten durch kritische Testberichte habe sich verstärkt. Die Studie hebt die Notwendigkeit hervor, proaktiv auf Lieferkettenherausforderungen zu reagieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Zur Studie
The Economist: Why is Xi Jinping building secret commodity stockpiles?
China hat seine Lagerbestände an Rohstoffen wie Getreide, Erdgas und Erdöl rasch erhöht. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einer Verlagerung weg von ressourcenintensiven Industrien sind Chinas Rohstoffimporte im letzten Jahr um 16 Prozent gestiegen und nehmen weiter zu. Dieses Verhalten Chinas, das durch die Furcht vor geopolitischen Bedrohungen angetrieben wird – insbesondere durch eine möglicherweise feindlich gesinnte US-amerikanische Regierung unter Donald Trump – zielt darauf ab, die starke Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen zu verringern. So importiert China beispielsweise 70 Prozent seines Rohöls und 85 Prozent der Sojabohnen für seine Schweinefleischindustrie. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium prognostiziert, dass Chinas Weizen- und Maisvorräte bis zum Ende der laufenden Anbausaison 51 Prozent beziehungsweise 67 Prozent der weltweiten Vorräte ausmachen werden, was einem Anstieg von fünf bis zehn Prozentpunkten gegenüber 2018 entspricht. Diese Aufstockung an Vorräten wird als defensive Maßnahme angesehen, die die Besorgnis Chinas über mögliche Versorgungsunterbrechungen in einem Konfliktszenario, wie etwa im Falle einer Blockade Taiwans, widerspiegelt. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: So sehr leidet der LEH unter Ladendieben
Es wird immer mehr geklaut. Dem Kölner Handelsforschungsinstitut EHI zufolge beliefen sich die Verluste durch diebische Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicepersonal im vergangenen Jahr auf 4,1 Milliarden Euro. Das stellt ein Plus von 15 Prozent gegenüber 2022 dar und ist ein neuer Rekordwert. Davon ist besonders der LEH betroffen. Die Inventurdifferenzen beliefen sich auf 1,9 Milliarden Euro. Mehr als 60 Prozent davon gehen auf das Konto unehrlicher Kunden. Rein statistisch gesehen passiert jeder 200. Einkaufswagen die Kasse, ohne dass Kunden die Ware bezahlen. Der Chef des Einzelhandelsverbands HDE Stefan Genth forderte härtere Strafen für Ladendiebe. Einigen Händlern reicht das nicht. Die Polizei und Staatsanwaltschaft seien überlastet, viele Anzeigen würden wegen Geringfügigkeit eingestellt. Die Einführung von Self-Checkout-Kassen (SCO) habe die Problematik verschärft. Diese seien schwer zu überwachen. Händler setzen daher zunehmend auf technologische Lösungen wie KI-unterstützte Kameras und Gewichtssensoren an SCO-Kassen, um Diebstähle zu reduzieren. Zum Artikel
Platow Brief: BayWa braucht 500 Mio. Euro
Laut einem exklusiven Bericht des Finanzplatz-Briefings “Platow Brief” wird die Liquiditätsspritze der genossenschaftlichen Anteilseigner der BayWa nicht ausreichen. Der Konzern bräuchte 500 Millionen Euro, um die nächsten Monate zu überstehen. Die kreditgebenden Banken, die insgesamt zwei Milliarden Euro an Krediten gewährt haben, fordern eine 50/50-Beteiligung von Eigen- und Fremdkapital an den benötigten 500 Millionen Euro. Eine schnelle Lösung zur Sicherung der Liquidität, einschließlich möglicher staatlicher Garantien, ist derzeit nicht in Sicht. Eine Pleite der in Bayern extrem wichtigen BayWa wolle niemand. Es sei möglich, dass in dieser heiklen Situation eine Garantie des Freistaats Abhilfe schafft, über die aktuell verhandelt wird. Zum Artikel
Er hat das politische Jahr bis dato geprägt, um nicht zu sagen: Alles dreht sich um ihn – der Döner. Beim Türkei-Besuch im Mai sorgte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Spott, als er mit 60 Kilogramm Kebabfleisch im Gepäck anreiste. Derweil diskutierte halb Deutschland angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten über die Dönerpreisbremse, und zuletzt verloste Markus Söder T-Shirts mit “Söder-Kebab”-Motiv. Zu allem Überfluss gibt es jetzt auch noch Streit mit der Türkei, und zwar über die pikante Frage: Was ist überhaupt ein Döner? Ankara sagt: Nur, was beispielsweise Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder mindestens sechs Monate alten Schafen enthält.
Diese und mehr Anforderungen will die Türkei von der EU festschreiben und den Döner dort als “garantiert traditionelle Spezialität“ schützen lassen. Auch in Deutschland dürften sich dann nur noch jene Drehspieße Döner nennen, die die Regeln erfüllen. Das Problem: Hierzulande sind andere Zubereitungsweisen üblich, dargelegt im Deutschen Lebensmittelbuch. So zum Beispiel die Verwendung von Kalb-, Jungrind- oder Putenfleisch, die der türkische Antrag ausschließt.
Dass Dönerbuden in Berlin oder Duisburg künftig aufwändig ihre Rezeptur ändern oder sich gar in Söder-Kebab umbenennen müssen, will man im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) verhindern. Gäbe die EU dem Antrag der Türkei unverändert statt, wäre “ein Eingriff in den deutschen Markt mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen zu erwarten”, teilt das Haus mit. Dass die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als zuständige Behörde mehrere bei ihr eingegangene Einsprüche deutscher Wirtschaftsakteure nach Brüssel übermittelt hat, unterstütze man deshalb.
Auch die EU-Kommission bestätigt den Eingang solcher Beschwerden. Entschieden ist noch nichts: Erklärt die EU-Kommission den Einspruch für zulässig, haben die Streithähne (Hähnchen bliebe als Zutat übrigens erlaubt) bis zu sechs Monate Zeit, einen Kompromiss zu finden. Gelingt das nicht, entscheidet die EU-Kommission, wann künftig der Döner Döner heißen darf. Julia Dahm
es ist noch nicht lange her, da haben Bundesrat und Bundestag das Solarpaket I mit dem Ziel verabschiedet, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Vorzeigeprojekt der Ampel-Koalition ist dabei eine höhere Förderung von PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Agri-Photovoltaik bewirbt die Ampel-Koalition als eine Möglichkeit, Flächenverluste zu reduzieren.
“Wir reden aber immer noch über Modellprojekte”, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kürzlich während der Besichtigung einer Pilotanlage in Freiburg. Wie die Agri-Photovoltaik in die Fläche gebracht werden kann, diese Frage treibt auch den Grünen-Politiker um. Bislang könnten lediglich kleinere Anlagen ohne langwierige Zulassungsverfahren realisiert werden, sagt der Agri-PV-Experte Jonas Böhm vom Thünen-Institut zu Table.Briefings.
Eine gute Nachricht: Ressortchef Özdemir versprach in Freiburg, sich mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) über Änderungen im Baugesetzbuch auszutauschen, um notwendige Erleichterungen im Baurecht auf den Weg zu bringen.
Ob die Technik verfängt, hängt auch von ihrer Wirtschaftlichkeit ab. Trotz höherer Förderung sind PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen nicht automatisch rentabel. Warum das so ist, hat unser Autor Kai Moll aufgeschrieben.
Trotz Hürden ist die Doppelnutzung für Özdemir “der Weg in die Zukunft”. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start in die Woche!
Herr Spaniol, Sie haben den Gesetzgebungsprozess zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) von Anfang an für den Bund für Landwirtschaft und Viehzucht Brasiliens (Confederação da Agricultura e Pecuária do Brasil, CNA) verfolgt. Wie können sich die Landwirte, die Ihre Organisation vertritt, auf die Anforderungen der Verordnung vorbereiten, deren Umsetzung am 30. Dezember 2024 beginnen soll?
Als das Gesetz vergangenes Jahr im Trilog verabschiedet wurde, reisten Mitarbeiter der EU-Kommission nach Brasilien. Dort wurde ihnen immer wieder die Frage gestellt, wie sich Erzeuger aus Regionen mit niedrigem Entwaldungsrisiko auf die Sorgfaltspflichten vorbereiten können. Den Beteiligten wurde versichert, dass sie bis zum Inkrafttreten der EUDR alle Leitlinien und Informationen vorliegen haben werden. Danach sieht es im Moment nicht aus. Sechs Monate vor der Umsetzung der Rechtsvorschriften hat die europäische Seite noch immer nicht alle Verfahren und Checklisten mit sämtlichen Anforderungen veröffentlicht. Gleichzeitig wurde eine Vielzahl an Zertifizierungssystemen geschaffen – von privaten Beratungsunternehmen, aber auch von Nichtregierungsorganisationen und Regierungsbehörden. Verschiedene Initiativen behaupten nun, dass ihre Zertifikate den europäischen Anforderungen entsprechen.
Was ist das Problem daran?
Der Kaffeesektor in Brasilien ist derzeit zum Beispiel dabei, ein eigenes Zertifizierungsverfahren einzuführen. Unternehmen, die die Bedingungen erfüllen, produzieren Kaffeebohnen in Regionen, die nach dem 1. Januar 2021 nicht abgeholzt wurden. Eine andere Initiative kommt von Jacobs Douwe Egberts (JDE), dem zweitgrößten Importeur von Kaffee in Europa. Sie haben ein Verfahren entwickelt, das sicherstellt, dass die Erzeuger nach dem 1. Januar 2021 nicht entwaldet haben. Für die Erzeuger ist es schwierig, sich für eine Zertifizierung zu entscheiden. Sie erhalten diese kommerziellen Vorschläge zur Einführung neuer Verfahren und Zertifikate, die in den meisten Fällen Kosten verursachen, da sie ihre Prozesse anpassen und Dokumente einreichen müssen, die sie vorher nicht benötigten. Das bedeutet einen enormen Anstieg an Bürokratie. Für jedes Zertifizierungssystem gelten andere Regeln.
Wie kann CNA die Landwirte in Brasilien in diesem Prozess dann überhaupt unterstützen?
CNA unterstützt zum Beispiel die nationale Initiative unseres Landwirtschaftsministeriums, das ein Siegel mit dem Namen “Brazilian Agro More Sustainable” geschaffen hat. Dies dient nicht nur der Zertifizierung nach den EUDR-Standards, sondern gibt auch an, dass sich die Betriebe, die dieses Siegel tragen, an unsere Richtlinien der Forstwirtschaft halten. Brasilien hat eine der fortschrittlichsten und strengsten Umweltgesetzgebungen der Welt. Unter ihr werden Sklavenarbeit und Zwangsarbeit ausgeschlossen. Sie setzt gute Arbeitsbedingungen und viele andere Qualitätsstandards voraus. Sich bei der Vorbereitung auf die EUDR daran zu orientieren, wäre also eine Lösung, weil sie von den brasilianischen Behörden landesweit anerkannt ist. Es ist aber nicht die beste Lösung, weil Argentinien vielleicht ein anderes Siegel verwendet und auch Kolumbien, Costa Rica oder Indonesien nach ganz anderen Standards zertifizieren.
Wie groß ist die Herausforderung, die diese neuen Anforderungen darstellen, vor allem für Kleinbauern?
Von den rund fünf Millionen ländlichen Erzeugern in Brasilien sind 77 Prozent Kleinbauern. Besonders unter den brasilianischen Kaffeeproduzenten stellen sie die Mehrheit dar. Der wichtigste Verband für Kaffeeproduzenten und -exporteure in Brasilien, Cecafé, hat vor Kurzem eine Umfrage durchgeführt, bei der herauskam, dass an jedem Container Kaffeebohnen, den Brasilien exportiert, im Durchschnitt 150 verschiedene Produzenten beteiligt sind. Die EUDR-Gesetzgebung verlangt nun, dass jeder Produzent dieser Ladung das gesamte Verfahren der Sorgfaltsprüfung durchläuft. Brasilien hat im vergangenen Jahr 57.000 Container mit Kaffeebohnen nach Europa exportiert.
Was macht die im Rahmen der EUDR geforderten Sorgfaltspflichten für Kleinbauern so kompliziert?
Stellen Sie sich die Kosten und den bürokratischen Aufwand vor, den die Kleinbauern haben, um diesen neuen Anforderungen zu entsprechen. Für sie macht jeder Cent, jeder zusätzliche Arbeitsaufwand, natürlich einen großen Unterschied. Aber es geht um mehr als das, denn in den brasilianischen Kaffee-Anbauregionen gibt es Gebiete, in denen schon seit 50, 60 Jahren Kaffee angebaut wird. Theoretisch müssten diese Kaffeebauern also nicht nachweisen, dass sie keine Entwaldung betrieben haben. Die Gesetzgebung stellt aber an alle die gleichen Anforderungen.
Welche anderen Probleme sehen Sie bei der Umsetzung der EUDR?
Die EUDR erhöht den Druck auch auf die Länder, die ihre Wälder in der Vergangenheit geschützt haben. In Brasilien sind 66 Prozent der Gesamtfläche mit einheimischer Vegetation bewachsen. In Europa sind das nur drei Prozent. Aber wir sind diejenigen, die bestraft werden, weil wir unsere Wälder erhalten haben. Die EUDR sollte mehr auf Anreize ausgerichtet sein und nicht so sehr auf Bestrafung.
Bei Ihren Ausführungen könnte man denken, dass in Brasilien schon vieles gut läuft. Warum sollte die EU dann überhaupt die Entwaldungsverordnung umsetzen wollen?
Das Problem ist, dass die europäische Seite nicht zwischen legaler und illegaler Abholzung unterscheidet. Manchmal heißt es, Brasilien habe im letzten Jahr eine riesige Fläche abgeholzt, in Wahrheit ist die Abholzung 2023 aber um etwa 60 Prozent zurückgegangen. Und das meiste davon, 98 Prozent, also fast die gesamte Fläche, ist illegal abgeholzt worden. Dafür sind also nicht die Landwirte verantwortlich, die wir vertreten. Das sind Straftaten, die geahndet werden müssen. Aber wer wird mit diesen europäischen Gesetzen bestraft? Das sind nicht die Kriminellen, denn ihre Produkte gelangen nicht in den Export. Das sind die Landwirte, die innerhalb des gesetzlichen Rahmens wirtschaften, die sich an das Gesetz halten, die die Umweltvorschriften in internationalen Abkommen respektieren. Sie müssen das alles anwenden. Sie sind diejenigen, die bestraft werden. Das Problem der Entwaldung wird damit nicht richtig angegangen.
Welche Veränderungen bestehender Handelsbeziehungen erwarten Sie in Folge der Umsetzung der EUDR?
Ein Teil der Gesetzgebung zielt darauf ab, ein Benchmarking-System einzuführen, das Ländern einen hohen Standard oder ein hohes Risiko mit Blick auf Entwaldung zuweist. Die Einführung dieser Kennzeichnung wird sich nicht nur auf den Handel Brasiliens mit der Europäischen Union auswirken, sondern mit allen Ländern der Welt.
Wie genau meinen Sie das?
Wenn ein Land durch das Benchmarking als Hochrisikoland eingestuft wird und Geschäfte mit China oder den USA macht, wird sich das wahrscheinlich auf seine Handelsbedingungen auswirken, weil die Handelspartner sagen: “Eure Produkte sind aus europäischer Sicht hochriskant, deshalb möchte ich dafür weniger zahlen oder ich möchte andere Bedingungen aushandeln.”
Was fordern Sie nun also von der EU im Namen der Landwirte, die CNA vertritt?
Es sollte eine Neubewertung der EUDR geben. Als Erstes sollten die Behörden, die die Dokumente und Verfahren anfordern und durchsetzen, mindestens drei Jahre lang damit warten. Warum drei Jahre? Weil einer der Sektoren innerhalb der EUDR der Fleischsektor ist und die Aufzucht einer Kuh von der Geburt bis zum Schlachthof zwischen 24 und 36 Monaten dauert. Was die EUDR fordert, ist die individuelle Rückverfolgung jedes einzelnen Rindes, das in die Europäische Union exportiert wird. Die in den Rechtsvorschriften vorgesehene Übergangsfrist beträgt 18 Monate. Rinder brauchen aber 36 Monate, um zu wachsen. Sie verlangen also Dinge, die unmöglich umzusetzen sind. Die Verordnung muss mit mehr Zeit und mit mehr Respekt vor den internationalen Gesetzen und der Souveränität der einzelnen Länder und ihrer Gesetze umgesetzt werden.
Ein Aufschub der Verordnung wird also nicht ausreichen?
Die EU sollte auch Rechtsvorschriften wie das Benchmarking neu bewerten, weil es diskriminierend ist. Ein Land oder ein Markt sollte nicht in der Lage sein, andere Länder nach seinen eigenen subjektiven Kriterien zu bewerten, die nicht international diskutiert und genehmigt wurden. Daher sollte das Benchmarking aus der gesamten Gesetzgebung entfernt werden. Es würde keine großen Auswirkungen haben, da es nur dazu dient, den Prozentsatz der zollamtlichen Überprüfung von Gütern zu bestimmen, die nach Europa gehen. Wenn die Gesetzgebung stattdessen eine bestimmte Anzahl von Überprüfungen oder eine stichprobenartige Überprüfung festlegen würde, die in jedem Zollverfahren üblich ist, hätte dies keine diskriminierenden Auswirkungen auf den Handel.
Felipe Spaniol ist Koordinator für Business Intelligence und Advocacy beim Bund für Landwirtschaft und Viehzucht Brasiliens (Confederação da Agricultura e Pecuária do Brasil, CNA), einer der einflussreichsten und mitgliederstärksten Institutionen Brasiliens. CNA vertritt die Interessen von rund fünf Millionen brasilianischen Landarbeitenden und Landwirten – von Kleinbauern bis zu großen Agrarunternehmen – in verschiedenen Gremien, national und international.
In einem Schreiben an die EU-Kommission haben sich die Nahrungsmittelhersteller Nestlé, Mars Wrigley und Ferrero für die Umsetzung der Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) ausgesprochen. Das berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die NGO Global Witness, die Einsicht in das Dokument hatten. Demnach fordern die Konzerne auch Unterstützung, um die Vorgaben fristgerecht umzusetzen. Auch das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely, das sich sehr für soziale und ökologische Nachhaltigkeit in seinen Lieferketten einsetzt, habe den Brief unterzeichnet.
“Die EUDR stellt einen wichtigen Schritt nach vorn dar, um die notwendige Umgestaltung des Kakao- und Schokoladensektors voranzutreiben”, berichtet Reuters aus dem Schreiben. Dies trage dazu bei, “das Risiko der Entwaldung im Zusammenhang mit Kakao- und Schokoladenprodukten auf dem EU-Markt zu minimieren”.
Gleichzeitig fordern die Unternehmen die EU auf, einen ständigen Ausschuss einzurichten, der bei der Umsetzung helfen soll. Dieser solle sich mit den Behörden der Mitgliedstaaten abstimmen und den betroffenen Unternehmen Orientierungshilfen zu Fragen wie der rechtlichen Auslegung und den Sorgfaltspflichten bieten.
Die EUDR verbietet es ab dem 30. Dezember 2024, bestimmte Produkte wie Kakao, Kaffee, Palmöl, Holz und Soja auf dem EU-Markt zu verkaufen, wenn diese auf entwaldeten Flächen produziert wurden. Lieferanten müssen dann unter anderem eine Sorgfaltserklärung einreichen.
Anders als die Schokoladenhersteller fordern viele, die Umsetzung zu verschieben: Unternehmen, Verbände, Teile der EVP-Fraktion im EU-Parlament sowie mehrere Exportländer. Im Mai hatte die US-Regierung die EU bereits um Aufschiebung gebeten; vergangene Woche schlossen sich laut Medienberichten Australien, Brasilien und weitere Länder an. Sie kritisieren unter anderem die Methodik und Datengrundlage der EU. leo
Das französische Start-up Gourmey hat den ersten Zulassungsantrag für kultiviertes Fleisch in der Europäischen Union gestellt. Gourmey beantragte die Zulassung seiner kultivierten Entenleberpastete (Foie Gras) zudem bei den jeweils zuständigen Behörden in Großbritannien, der Schweiz, Singapur und den USA. In der EU fällt der Antrag in den Anwendungsbereich der Verordnung über neuartige Lebensmittel – auch Novel Foods genannt.
Der Zulassungsprozess für den europäischen Markt gilt als besonders streng. In einer ersten Phase prüft die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Unterlagen zur Produktsicherheit und bewertet das Risiko, das von dem neuartigen Lebensmittel ausgeht.
Basierend darauf entscheiden im zweiten Schritt EU-Kommission und Mitgliedstaaten über die Zulassung. “Wir freuen uns darauf, weiterhin eng mit den Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um die vollständige Einhaltung der Sicherheitsanforderungen während dieser Verfahren zu gewährleisten”, sagte Nicolas Morin-Forest, CEO von Gourmey.
Erste Zulassungen für kultiviertes Fleisch gibt es bereits in Singapur und in den USA. In Israel hat das israelische Start-up Aleph Farms in diesem Jahr die Marktzulassung für sein kultiviertes Rindfleischprodukt erhalten. Weitere Unternehmen geben an, dass sie sich in Vorgesprächen mit der Zulassungsbehörde EFSA befinden, darunter das deutsche Unternehmen The Cultivated B und das niederländische Start-up Mosa Meat.
Kultivierte Lebensmittel basieren auf Zellkulturtechniken, die zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet werden – etwa zur Züchtung von Hefen für das Brotbacken oder zur Herstellung von Lab für Käse. Ausgehend von einer kleinen Probe tierischer Zellen wachsen die Zellen zu Muskeln, Fett oder anderen Geweben heran. Gourmey gibt an, dass es sein Produkt ohne tierische Inhaltsstoffe wie Kälberserum (FKS) und ohne Antibiotika herstellt. heu
Im Rahmen des Solarpakets I hat die Bundesregierung Maßnahmen beschlossen, um den Ausbau von Agri-PV-Anlagen zu beschleunigen und den Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen durch PV-Freiflächenanlagen zu begrenzen. Das dürfte zwar einen Boost für Kombi-Lösungen von Solarpaneelen und landwirtschaftlicher Nutzung bringen, sagt der Agri-PV-Experte Jonas Böhm vom Thünen-Institut – wenn auch noch auf niedrigem Niveau. Trotz höherer Förderung werde sich jedoch nicht jedes Agri-PV-Konzept rechnen.
“Mit dem neuen Förderhöchstsatz von 9,5 Cent pro Kilowattstunde für 2024 kann es für manche landwirtschaftlichen Betriebe interessant sein, in kleinere Anlagen von bis zu 2,5 Hektar zu investieren”, sagt Jonas Böhm. Anlagen dieser Größenordnung können auch ohne langwierige Zulassungsverfahren und damit deutlich schneller realisiert werden. Allerdings seien diese PV-Anlagen auch mit der höheren Förderung nur in manchen Regionen wirtschaftlich. So zum Beispiel im Süden Deutschlands, der höhere Sonneneinstrahlung zu bieten habe. “2,5-Hektar-PV-Anlagen in nördlichen Regionen bewegen sich dagegen tendenziell an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit”, erläutert der Wissenschaftler.
Bei größeren Anlagen über 2,5 Hektar, die einer baurechtlichen Genehmigung bedürfen, hänge die Wirtschaftlichkeit stark vom jeweiligen Anlagenkonzept ab: “Der aktuelle Höchstwert der Einspeisevergütung von 9,5 Cent pro Kilowattstunde reicht aus, um die meisten Agri-PV Konzepte dieser Größenordnung deutschlandweit wirtschaftlich zu realisieren.” Dazu gehören die in Deutschland relevantesten bodennahen Anlagen. Anders sehe es bei hoch aufgeständerten Anlagen oder Anlagen über Äpfelbäumen aus, so Böhm. Zudem seien die 9,5 ct/kWh nur ein Höchstwert, der in den Förderausschreibungen in der Praxis eher nicht realisiert werden dürfte.
Der Experte hat auch errechnet, welche Mehrkosten die Allgemeinheit für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen durch die Förderung von Agri-PV-Anlagen im Vergleich zu den bisher üblichen PV-Freiflächenanlagen zu tragen hat. “Die Freiflächenanlagen werden realisiert, weil sie kostenoptimiert sind. Die Realisierung einer Agri-PV-Anlage geht dagegen mit Mehrkosten einher, die entweder vom Stromkunden oder über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom Steuerzahler gezahlt werden müssen”, erläutert Böhm.
Nach Böhms Berechnungen kostet der Erhalt eines Hektars landwirtschaftlicher Fläche in der günstigsten Konstellation pro Jahr 1.000 Euro, im Regelfall aber eher 6.000 Euro. “Das ist deutlich teurer als die Wertschöpfung, die man mit der eigentlichen Landwirtschaft auf dieser Fläche erwirtschaften könnte“, resümiert er. mo
Um den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, reichen bereits 2,2 Prozent der Landfläche in der EU aus. Naturschutzgebiete und hochwertige landwirtschaftliche Flächen blieben davon unberührt. Dies ergab eine am Mittwoch vorgestellte Analyse des Europäischen Umweltbüros (EEB).
“Erneuerbare Energien können ausgebaut werden, ohne die Nahrungsmittelversorgung oder natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen”, kommentiert Cosimo Tansini, Senior Policy Officer für erneuerbare Energien beim EEB, das Ergebnis der Studie. Wenn bei der Umsetzung partizipative Prozesse gewählt und die Umweltauswirkungen effektiv minimiert würden, könne der Ausbau sogar zusätzlichen Nutzen für die betroffenen Gemeinden und die ländliche Wirtschaft bringen und der Regeneration des Landes dienen, so Tansini.
Laut der Studie gelten insgesamt 5,2 Prozent der Fläche der EU als geeignet, um Solar- oder Windenergie zu erzeugen, ohne die Umwelt oder die Landwirtschaft zu beeinträchtigen. Mehr als 80 Prozent davon liegen in ländlichen Gebieten. Aber auch Stadt- und Industriegebiete könnten einen Beitrag leisten, heißt es.
Während in der EU insgesamt ausreichend geeignete Flächen zur Verfügung stehen, um eine vollständige Dekarbonisierung durch den Einsatz erneuerbarer Energien zu erreichen, ist dies in einzelnen Ländern nicht der Fall. Dazu gehört auch Deutschland. Laut EEB-Studie liegt der Bedarf bei 4,4 Prozent der Landesfläche. Als geeignet gelten aber nur 1,7 Prozent. Grund ist der Mangel an Flächen für die Windenergie.
Im Gegensatz dazu verfügen Länder wie Spanien und Rumänien über deutlich mehr Flächen, als sie benötigen. Um diese regionalen Unterschiede auszugleichen, empfiehlt das EEB, ein europäisches Verbundnetz aufzubauen. ch
22.08.2024 / online
Pressekonferenz DBV-Erntebericht INFO
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern bringt 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte: Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Summit 25. European Foodservice Summit
Mehr als 200 Führungskräfte von Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern werden Teil der Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie sein. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Internationale Vordenker und Branchenexperten werden aktuelle Marktforschungsergebnisse vorstellen und Geschäftsstrategien und Chancen diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. INFO
EU-Kommission: Mineralwasser-Skandal um Nestlé: EU-Prüfbericht kritisiert französische Behörden scharf
In einem Prüfbericht hat die Europäische Kommission die französischen Behörden im Zusammenhang mit dem Mineralwasser-Skandal um Nestlé scharf kritisiert. Der Bericht bemängelt, dass das französische Kontrollsystem ungeeignet sei, um Gesundheitsrisiken zu erkennen und zu beheben. Es gäbe eine unzureichende Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden auf zentraler und lokaler Ebene, zudem Personal- und Ressourcenprobleme zur Durchführung der amtlichen Kontrollen. Des Weiteren kritisiert der Bericht fehlende wirksame Sofortmaßnahmen gegen Unternehmen. Die EU-Kommission fordert daher strengere Kontrollen, um betrügerische Praktiken zu verhindern. Zum Hintergrund: Medienrecherchen hatten in den vergangenen Wochen enthüllt, dass Mineralwasserquellen in Frankreich unter anderem mit Fäkalien und Pestiziden verunreinigt waren. Unternehmen wie Nestlé hatten das Wasser auf verbotene Weise gefiltert und weiter als “natürliches Mineralwasser” verkauft. Zum Bericht
Risikostudie: Preis und Rentabilität sind für die Lebensmittelhersteller die größten Herausforderungen
Die Risikostudie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der AFC Risk & Crisis Consult GmbH zeigt, dass Preis und Rentabilität der Rohstoffversorgung derzeit die größten Herausforderungen für Lebensmittelhersteller darstellen. Die Einhaltung von Compliance Anforderungen bereite Unternehmen zusätzlich Schwierigkeiten, insbesondere durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, heißt es in der Studie. Dieses führe zu zusätzlichen finanziellen Belastungen, vornehmlich für kleinere Unternehmen. Globale wirtschaftliche Unsicherheit und politische Instabilität würden Rentabilitätsprobleme weiter verschärfen. Enorme Kostensteigerungen durch krisenhafte Ereignisse bedrohten die Heterogenität der Branche, so Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der BVE. Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. Kurzfristige politische Entscheidungen würden die Kalkulation erschweren. Zunehmend in den Fokus der Risikolandschaft rückt auch die öffentliche Wahrnehmung von Unternehmen. Die Angst vor Reputationsverlusten durch kritische Testberichte habe sich verstärkt. Die Studie hebt die Notwendigkeit hervor, proaktiv auf Lieferkettenherausforderungen zu reagieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Zur Studie
The Economist: Why is Xi Jinping building secret commodity stockpiles?
China hat seine Lagerbestände an Rohstoffen wie Getreide, Erdgas und Erdöl rasch erhöht. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einer Verlagerung weg von ressourcenintensiven Industrien sind Chinas Rohstoffimporte im letzten Jahr um 16 Prozent gestiegen und nehmen weiter zu. Dieses Verhalten Chinas, das durch die Furcht vor geopolitischen Bedrohungen angetrieben wird – insbesondere durch eine möglicherweise feindlich gesinnte US-amerikanische Regierung unter Donald Trump – zielt darauf ab, die starke Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen zu verringern. So importiert China beispielsweise 70 Prozent seines Rohöls und 85 Prozent der Sojabohnen für seine Schweinefleischindustrie. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium prognostiziert, dass Chinas Weizen- und Maisvorräte bis zum Ende der laufenden Anbausaison 51 Prozent beziehungsweise 67 Prozent der weltweiten Vorräte ausmachen werden, was einem Anstieg von fünf bis zehn Prozentpunkten gegenüber 2018 entspricht. Diese Aufstockung an Vorräten wird als defensive Maßnahme angesehen, die die Besorgnis Chinas über mögliche Versorgungsunterbrechungen in einem Konfliktszenario, wie etwa im Falle einer Blockade Taiwans, widerspiegelt. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: So sehr leidet der LEH unter Ladendieben
Es wird immer mehr geklaut. Dem Kölner Handelsforschungsinstitut EHI zufolge beliefen sich die Verluste durch diebische Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicepersonal im vergangenen Jahr auf 4,1 Milliarden Euro. Das stellt ein Plus von 15 Prozent gegenüber 2022 dar und ist ein neuer Rekordwert. Davon ist besonders der LEH betroffen. Die Inventurdifferenzen beliefen sich auf 1,9 Milliarden Euro. Mehr als 60 Prozent davon gehen auf das Konto unehrlicher Kunden. Rein statistisch gesehen passiert jeder 200. Einkaufswagen die Kasse, ohne dass Kunden die Ware bezahlen. Der Chef des Einzelhandelsverbands HDE Stefan Genth forderte härtere Strafen für Ladendiebe. Einigen Händlern reicht das nicht. Die Polizei und Staatsanwaltschaft seien überlastet, viele Anzeigen würden wegen Geringfügigkeit eingestellt. Die Einführung von Self-Checkout-Kassen (SCO) habe die Problematik verschärft. Diese seien schwer zu überwachen. Händler setzen daher zunehmend auf technologische Lösungen wie KI-unterstützte Kameras und Gewichtssensoren an SCO-Kassen, um Diebstähle zu reduzieren. Zum Artikel
Platow Brief: BayWa braucht 500 Mio. Euro
Laut einem exklusiven Bericht des Finanzplatz-Briefings “Platow Brief” wird die Liquiditätsspritze der genossenschaftlichen Anteilseigner der BayWa nicht ausreichen. Der Konzern bräuchte 500 Millionen Euro, um die nächsten Monate zu überstehen. Die kreditgebenden Banken, die insgesamt zwei Milliarden Euro an Krediten gewährt haben, fordern eine 50/50-Beteiligung von Eigen- und Fremdkapital an den benötigten 500 Millionen Euro. Eine schnelle Lösung zur Sicherung der Liquidität, einschließlich möglicher staatlicher Garantien, ist derzeit nicht in Sicht. Eine Pleite der in Bayern extrem wichtigen BayWa wolle niemand. Es sei möglich, dass in dieser heiklen Situation eine Garantie des Freistaats Abhilfe schafft, über die aktuell verhandelt wird. Zum Artikel
Er hat das politische Jahr bis dato geprägt, um nicht zu sagen: Alles dreht sich um ihn – der Döner. Beim Türkei-Besuch im Mai sorgte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Spott, als er mit 60 Kilogramm Kebabfleisch im Gepäck anreiste. Derweil diskutierte halb Deutschland angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten über die Dönerpreisbremse, und zuletzt verloste Markus Söder T-Shirts mit “Söder-Kebab”-Motiv. Zu allem Überfluss gibt es jetzt auch noch Streit mit der Türkei, und zwar über die pikante Frage: Was ist überhaupt ein Döner? Ankara sagt: Nur, was beispielsweise Fleisch von mindestens sechzehn Monate alten Rindern oder mindestens sechs Monate alten Schafen enthält.
Diese und mehr Anforderungen will die Türkei von der EU festschreiben und den Döner dort als “garantiert traditionelle Spezialität“ schützen lassen. Auch in Deutschland dürften sich dann nur noch jene Drehspieße Döner nennen, die die Regeln erfüllen. Das Problem: Hierzulande sind andere Zubereitungsweisen üblich, dargelegt im Deutschen Lebensmittelbuch. So zum Beispiel die Verwendung von Kalb-, Jungrind- oder Putenfleisch, die der türkische Antrag ausschließt.
Dass Dönerbuden in Berlin oder Duisburg künftig aufwändig ihre Rezeptur ändern oder sich gar in Söder-Kebab umbenennen müssen, will man im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) verhindern. Gäbe die EU dem Antrag der Türkei unverändert statt, wäre “ein Eingriff in den deutschen Markt mit spürbaren wirtschaftlichen Auswirkungen zu erwarten”, teilt das Haus mit. Dass die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als zuständige Behörde mehrere bei ihr eingegangene Einsprüche deutscher Wirtschaftsakteure nach Brüssel übermittelt hat, unterstütze man deshalb.
Auch die EU-Kommission bestätigt den Eingang solcher Beschwerden. Entschieden ist noch nichts: Erklärt die EU-Kommission den Einspruch für zulässig, haben die Streithähne (Hähnchen bliebe als Zutat übrigens erlaubt) bis zu sechs Monate Zeit, einen Kompromiss zu finden. Gelingt das nicht, entscheidet die EU-Kommission, wann künftig der Döner Döner heißen darf. Julia Dahm