Table.Briefing: Agrifood

Getreidehandel leidet unter Krise im Roten Meer + EU-Parlament stimmt heute über „Green Claims“-Richtlinie ab

Liebe Leserin, lieber Leser,

das EU-Parlament stimmt heute über die “Green Claims Directive” ab. Damit nimmt die EU-Richtlinie, deren Entwurf die EU-Kommission vor einem Jahr veröffentlichte, eine weitere Hürde. Slogans oder Siegel, die Lebensmittel als umweltfreundlich kennzeichnen, müssen künftig zertifiziert werden. Greenwashing in der Ernährungsindustrie soll mit der neuen EU-Richtlinie verhindert werden.

Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) reagiert positiv. Eine Harmonisierung des Regelwerks stärkt immerhin die Wettbewerbsfähigkeit derjenigen Marktteilnehmer, die sich um eine erhöhte Umweltverträglichkeit ihrer Produkte bemühen. Trotzdem warnt BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet in einem Punkt vor “unnötigem” Verwaltungsaufwand, wie mein Kollege Kai Moll berichtet.

Ein Blick in den Markt zeigt, dass die Krise im Roten Meer den EU-Weizenhandel beeinträchtigt. Die westliche Schifffahrt leidet nämlich unter der Blockade der vom Jemen aus operierenden Huthi. Inwiefern sich das negativ auf die Einkommen von EU-Landwirten auswirken könnte, beschreibt unser Marktanalyst Steffen Bach.

Ihre
Henrike Schirmacher
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Analyse

Getreidetransport durch den Suezkanal hat sich halbiert – Landwirten drohen Einbußen durch Krise im Roten Meer

Die Stimmung in der Landwirtschaft ist angespannt. Das machen demonstrierende Bauern in der EU deutlich. Ihr Zorn richtet sich gegen die zollfreien Importe aus der Ukraine, die EU-Agrarpolitik, die eigenen nationalen Regierungen oder die Importe aus dem globalen Süden. Die Blockade des Roten Meeres für die westliche Schifffahrt ist ein weiterer Mosaikstein in einem insgesamt düsteren Bild, das viele Landwirte von ihrer Lage zeichnen.

Für europäischen Weizen sind Länder in Asien und Ostafrika wichtige Absatzmärkte. Seit 2020/21 wurden in diese Regionen jährlich sechs bis sieben Millionen Tonnen Weizen exportiert; im ersten Halbjahr 2023/24 (Juli bis Dezember) waren es bereits 5,4 Millionen Tonnen. Zu den wichtigsten Kunden zählen beispielsweise Indonesien und Saudi-Arabien. Der kürzeste Weg führt durch den Suezkanal und das Rote Meer. Nahezu alle Reedereien sind nun aber gezwungen, den Weg durch die Krisenregion zu meiden. Sie weichen auf die längere Passage um die Südspitze Afrikas aus. Das zeigen Echtzeitdaten der Schiffsbewegungen auf den Weltmeeren. Eine Ausnahme bilden Frachter, die Getreide am Schwarzen Meer, insbesondere in Russland geladen haben oder auf dem Weg in den Iran sind. Diese Transporte werden von den Huthi bisher nicht behelligt. 

Russische Exporteure haben einen Preisvorteil

Analysten schätzen, dass im Februar insgesamt nur noch 2,6 Millionen Tonnen Getreide durch den Suezkanal geschleust wurden. Das ist knapp die Hälfte der Vorjahresmenge. Der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung verlängert die Reisezeit um zehn bis 15 Tage. Dies hat zur Folge, dass für die gleiche Menge an zu transportierenden Gütern auf der Strecke von Europa nach Asien mehr Schiffe benötigt werden. Die gestiegene Nachfrage nach Schiffsraum spiegelt der Baltic Dry Index wider. Das Barometer für internationale Frachtkosten für den Transport von Schüttgütern stieg in den vergangenen Wochen auf den wichtigsten Handelsrouten an. Der Index der für den Getreidetransport häufig genutzten Panamax-Klasse zog seit Mitte Januar um mehr als 25 Prozent an. Der Transport auf der längeren Route erhöht die Frachtkosten um acht bis zehn Euro. Russische Exporteure, die weiter durch das Rote Meer fahren können, haben einen Preisvorteil.

Das große russische Weizenangebot lastet ohnehin auf dem Weltmarkt und ist der Hauptgrund für die seit dem Sommer gefallenen Preise. Mit rund 50 Millionen Tonnen hat Russland im Wirtschaftsjahr 2023/24 am weltweiten Weizenhandel einen Anteil von etwa einem Viertel. Wichtige Importländer, in denen Russland mit EU-Weizen konkurriert, sind die Golfregion, Pakistan, Bangladesch und Indonesien. Bisher entwickelten sich die EU-Exporte trotz des großen Angebotes aus Russland erstaunlich gut. Bis zum 28. Februar summierten sich die Ausfuhren von Weichweizen auf 21,97 Millionen Tonnen, was die Menge des Vorjahreszeitraums nur um drei Prozent verfehlt.

EU-Weizen setzt sich in Nordafrika nicht durch

Die Europäische Kommission weist darauf hin, dass die Meldungen aus einigen Mitgliedsstaaten unvollständig sind, sodass die Exporte sogar über dem Vorjahresniveau liegen könnten. Um die von der Kommission für 2023/24 prognostizierte Menge von 31 Millionen Tonnen zu erreichen, müssten bis Ende Juni monatlich 2,25 Millionen Tonnen exportiert werden gegenüber monatlich 2,75 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr. Ob dieses Ziel unter den aktuellen Gegebenheiten erreicht werden kann, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Klar ist, dass die gestiegenen Frachtkosten die Kalkulation belasten und in den Häfen zu fallenden Exportpreisen führen könnten. Auf anderen Absatzmärkten wie Nordafrika ist die Konkurrenz aus Russland zu groß. In Westafrika, wo sich EU-Weizen bisher gut behaupten kann, ist die Nachfrage nicht groß genug, um Ausfälle in Asien komplett zu kompensieren.

Die Krise im Roten Meer ist zu einer Zeit ausgebrochen, in der die Getreidepreise in Europa ohnehin ein bedenklich niedriges Niveau erreichten. Weizen notiert an der Euronext inzwischen wieder auf einem Niveau wie zuletzt nach der Ernte 2020. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hatte die Kurse 2022 auf historische Höchststände katapultiert. Im Frühjahr 2022 konnten Landwirte ihren Weizen für mehr als 400 Euro pro Tonne verkaufen, am Jahresende waren immerhin noch 300 Euro pro Tonne möglich. Inzwischen sind die Börsenkurse bis auf 190 Euro pro Tonne gesunken. In marktfernen Regionen liegen die Erzeugerpreise für Brotweizen bei nur noch 150 Euro pro Tonne und für Futterweizen bei 140 Euro pro Tonne. Die Erlöse nähern sich damit bedenklich den Produktionskosten an, denn die sind seit 2020 erheblich gestiegen. So verteuerten sich landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Dünger, Diesel und Pflanzenschutzmittel in den vergangenen dreieinhalb Jahren um mehr als 30 Prozent, zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes.

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News

BVE fordert harmonisiertes Scoring-System für “Green Claims”-Richtlinie

Am Dienstag stimmt das EU-Parlament in Straßburg über seinen Bericht zur “Green Claims”-Richtlinie ab. Als problematisch betrachtet die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dass eine Passage zur EU-weiten Harmonisierung der Scoring-Systeme gestrichen wurde. “Wir wollen nicht, dass wir einen Claim in einem EU-Mitgliedstaat zugelassen bekommen und in einem anderen nicht”, sagt Stefanie Sabet, BVE-Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler BVE-Büros zu Table.Briefings.

Nicht einverstanden ist sie damit, dass der Bezug zur EU-Verpackungsverordnung gestrichen wurde. “Das sorgt wieder nur für mehr Bürokratie”, sagt Sabet. Obwohl es über die neue EU-Verpackungsverordnung schon gesetzliche Vorgaben, beispielsweise zum Rezyklatanteil, gebe, müsse eine Behörde das Umweltsiegel für eine nachhaltige Verpackung nun trotzdem prüfen.

Zertifizierungsprozess soll vereinfacht werden

“Positiv ist, dass der Zertifizierungsprozess vereinfacht werden soll”, sagt die BVE-Geschäftsführerin. Dafür wird die EU-Kommission zwei Dinge umsetzen:

  1. Entwicklung eines vereinfachten Zertifizierungsprozesses für die gebräuchlichsten Claims
  2. Definition wissenschaftlicher Kriterien, die ein Umweltsiegel erfüllen muss

Sabet warnt, es dürfe nicht so werden wie bei der “Health Claims”-Verordnung. Hier warte man Jahre auf Genehmigungen. “Es ergibt keinen Sinn, wenn jedes Unternehmen, dass die gleiche Methodik verwendet, einen langen Prozess durchläuft und Behörden die gleiche Methodik tausendmal freigeben müssen.”

FDP-Bundestagsabgeordneter sieht Gefahr für den Mittelstand

“Das Ziel ist richtig, der Weg ist falsch”, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Konrad Stockmeier. Er ist Mitglied im Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union. Dass sich Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern Umweltaussagen zertifizieren lassen müssen, sei ein “krasses Beispiel von Überregulierung”. Der Entwurf schaffe hohe Risiken und Kosten für Unternehmen. “Unser aller Ziel muss mehr Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz sein, der Bürger und Unternehmen mitnimmt”, sagt der FDP-Politiker. Ziel dürfe nicht sein, den Mittelstand kaputt zu regulieren.

Im Juni werden die Mitgliedstaaten voraussichtlich ihre Position zur “Green Claims”-Richtlinie vorlegen. mo

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Letzte Frist für EU-Gentechnikvorschlag läuft diese Woche ab

Am Donnerstag wird feststehen, ob der EU-Vorschlag zur Deregulierung neuer Züchtungstechniken noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird. Dann läuft die Frist für Trilogeinigungen zwischen Rat und Parlament ab, um Gesetzestexte bis zur letzten Sitzungswoche im April finalisieren zu können. Bisher sind sich nicht einmal die Mitgliedstaaten untereinander einig.

Dass wohl nach der Wahl weiterverhandelt werden muss, könnte neben Verzögerungen auch inhaltlich einen Unterschied machen. Denn Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Gesetzgebungsverfahren sind Beschlüsse von neu besetzter Kommission und Parlament. Die Abgeordneten, die mit Abstrichen bereits für den Vorschlag gestimmt haben, hätten Gelegenheit, ihre Meinung noch einmal zu ändern.

Neues EFSA-Gutachten bis Juli

Beeinflussen könnte das ein neues Gutachten, das die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bis Juli vorlegen will, wie ein Sprecher bestätigt. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hatte EFSA Ende Februar in einem Brief, der Table.Briefings vorliegt, aufgefordert, Stellung zur Kritik der französischen Behörde ANSES an dem Vorschlag zu nehmen.

Die Initiative geht zurück auf den Vorsitzenden des Umweltausschusses, Pascal Canfin (Renew). Anders als viele Liberale gilt er als Gentechnik-Skeptiker. Die Deadline im Juli – pünktlich zur neuen Legislaturperiode und vor der erneuten Parlamentsentscheidung – dürfte bewusst gewählt sein.

Papier wurde wochenlang zurückgehalten

ANSES hatte in einem Gutachten im November den Ansatz infrage gestellt, gentechnisch veränderte Pflanzen zu deregulieren, die auch auf herkömmliche Weise hätten entstehen können (Kategorie 1). Es brauche für alle Organismen aus neuen Züchtungstechniken weiter Risikoprüfungen, bekräftigt die Behörde in einem Papier von Januar, das sie erst vergangene Woche veröffentlichte. Nach Recherchen der französischen Zeitung Le Monde hatte ANSES es wegen “politischen Drucks” zurückgehalten.

Aus Sicht von Nicolaus von Wirén, wissenschaftlicher Direktor beim Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), trägt jedoch die Stellungnahme “nichts Neues zur Diskussion bei“. Mit den Argumenten hätten sich Kommission und Parlament bei der Kompromissfindung bereits ausführlich auseinandergesetzt. Das Papier spreche “von Risiken, ohne sie benennen zu können“, und ignoriere die Tatsache, dass viele der Mutationen in Kategorie 1 “bereits so in der Natur existieren und damit deren Auswirkungen bekannt sind“. jd

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Palmöl: Auf Foodwatch-Klage gegen Edeka könnten weitere folgen

Nach der Klage gegen die Handelskette Edeka wegen eines Verstoßes gegen das Irreführungsverbot müssen weitere deutsche Lebensmittelkonzerne mit Klagen rechnen. “Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht bei dieser einen Klage bleiben wird”, lässt Rauna Bindewald von Foodwatch wissen. Edeka sei nur der Anfang. Weitere Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) seien hingegen aktuell nicht geplant, so Bindewald weiter.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) werfen Edeka vor, für Margarine und Pflanzenfett der Eigenmarke, für das sie Palmöl aus Guatemala beziehen, fälschlicherweise das Nachhaltigkeitssiegel der Initiative Round Table for Sustainable Palmoil (RSPO) zu verwenden. Fälschlicherweise, weil es laut Erkenntnissen von Foodwatch und ECCHR beim Anbau des Palmöls in Guatemala systematisch zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden kommt.

Vorwürfe gegen weitere Supermarktketten

Foodwatch und ECCHR hatten Edeka deshalb bereits Ende Januar mit einer Abmahnung aufgefordert, die irreführende Werbung zu unterlassen und das RSPO-Siegel von den Produkten zu entfernen. Außerdem wurde eine Beschwerde nach dem LkSG eingereicht. Da die Abmahnung nach Angaben von Foodwatch folgenlos geblieben sei, habe man Klage gegen Edeka beim Landgericht Karlsruhe eingereicht.

Edeka ist nicht das einzige deutsche Lebensmittelunternehmen, das Palmöl von Plantagen der Firmen Natur Aceites oder Industria Chiquibul in Guatemala bezieht. Beide Firmen stehen laut “Palmöl-Report 2024” der Romero-Initiative (CIR) in Verdacht, Wälder abzuholzen, Monokulturen anzulegen, indigene Einwohner und Kleinbauern zu verdrängen sowie Arbeitsrechte zu missachten. Zu den mehr als 20 Unternehmen, die laut der CIR Palmöl dieser Betriebe verarbeiten oder verkaufen, gehören die Supermarktketten Aldi, Lidl, Netto, Rewe, Penny und Metro, ebenso wie der Chemiekonzern BASF.

Edeka distanziert sich von Menschenrechtsverletzungen

Auf Anfrage von Table.Briefings distanzierte sich Edeka von jeglichen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen. Die aktuellen Vorwürfe zu möglichen Verstößen auf Palmöl-Plantagen nehme man aber sehr ernst. “Wir prüfen derzeit alle Aussagen gemäß der Verfahrensordnung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), um den Sachverhalt aufzuklären”, hieß es von der Handelskette.

Mittlerweile hat sich auch der Standardgeber RSPO zu den Vorwürfen geäußert. Das RSPO-Sekretariat versicherte den betroffenen Parteien, dass es die notwendigen Schritte unternommen habe, um die Vorwürfe hinsichtlich des RSPO-Zertifizierungsverfahrens zu überprüfen. Man arbeite dabei eng mit den betroffenen Mitgliedern zusammen. heu

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EU-Streit über Industrieemissionen flammt vor finaler Abstimmung neu auf

Am heutigen Dienstag (12. März) stimmen die EU-Abgeordneten in Straßburg final über die Richtlinie zu Industrieemissionen ab. Doch auf der Zielgeraden gibt es erneut Streit darüber, welche Tierhaltungsbetriebe unter das Gesetz fallen, das Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung durch große Industriebetriebe mindern soll.

Der Berichterstatter des Agrarausschusses, Benoît Lutgen (EVP), brachte noch einmal Änderungsanträge ein. In diesem Stadium ist das unüblich: Eigentlich soll nur noch der fertige Kompromiss bestätigt werden. Lutgen fordert, die Zahl der gehaltenen Tiere, ab der ein Hof unter die Richtlinie fällt, beim Status Quo zu belassen. Die Kommission wollte mehr Betriebe in die Pflicht nehmen.

Widerstand auch aus Paris

Die Einigung vom November hatte den Kommissionsvorschlag bereits deutlich abgeschwächt und etwa die Rinderzucht ganz ausgenommen. Nimmt das Plenum Lutgens Änderungsvorschläge an, müsste der Text erneut den Mitgliedstaaten vorgelegt werden.

Das würde der französischen Regierung in die Karten spielen. Die Botschafter der Mitgliedstaaten haben den Kompromiss zwar schon bestätigt, infolge der zwischenzeitlichen Bauernproteste kam aber zuletzt Kritik aus Paris. Beim jüngsten Agrarrat sprach sich Landwirtschaftsminister Marc Fesneau dafür aus, die Einigung durch Änderungsanträge im Parlament noch einmal aufzuschnüren.

Kommission zum Einschreiten aufgefordert

Ein Lösungsvorschlag kommt aus dem Umweltausschuss. Dessen Vorsitzender Pascal Canfin (Renew) möchte, dass die Kommission das Gesetz durch eine nichtbindende, politische Erklärung ergänzt. Dabei könnte es zum Beispiel um “Finanzinstrumente” für die Tierhaltung im Gegenzug für die neuen Auflagen gehen.

Die Hoffnung: Kritiker könnten besänftigt werden, ohne die Verabschiedung des Gesetzes weiter zu verzögern. Auch ENVI-Berichterstatter Radan Kanew (EVP) unterstützt das. cst/jd

  • EU
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Termine

11.03.- 14.03.2024 / Potsdam
DAFA-Konferenz Agrarforschung zum Klimawandel
Bei der Konferenz “Agrarforschung zum Klimawandel” der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) wird der aktuelle Stand der Wissenschaft zu zentralen Themen im Bereich Landwirtschaft im Klimawandel präsentiert und diskutiert. Es soll gezeigt werden, welche Auswirkungen des Klimawandels die Landwirtschaft zukünftig zu erwarten hat, welche Anpassungsmaßnahmen erfolgversprechend sind und welche Stellschrauben für den Klimaschutz im Agrarsektor nötig sind. INFO

13.03.-15.03.2024 / Erfurt
Konferenz Frühjahrs- Agrarministerkonferenz
Die AMK ist eine Fachkonferenz für Agrar- und Forstwirtschaft sowie ländliche Entwicklung, in der die Agrarminister/innen und Staatssekretäre/innen des Bundes und der Länder vertreten sind. In der AMK wird der fachliche und politische Austausch zu aktuellen Themen gefördert. INFO

15.03. – 16.03.2024 / Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
Konferenz Komplexität wagen – Vielfalt kultivieren
Monokulturen sind eine erhebliche Verschwendung von Land und Ressourcen, die wir uns angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und Artensterbens nicht mehr leisten können. Neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zu Vielfalt, Mischkulturen und den Grundlagen des Lebens zeigen Wege zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, sowohl im Süden als auch im Norden. INFO

19.03.2024 – 19:00 – 21.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin & online
Diskussion Pflanzenbau im Wandel – Wie werden wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht?
Wie geht das zusammen mit immer weniger zugelassenen Pflanzenschutzmitteln und gleichzeitig höheren Bewirtschaftungsauflagen? Inwieweit hilft dabei der integrierte Pflanzenschutz? Was erwarten Praktiker und Politiker voneinander? Und welche Lösungsansätze bringen die Branche nach vorne? Diese Fragen wwerden mit vier Politikern und einem Pflanzenschutzexperten diskutiert werden. INFO

19.03. – 22.03.2024 / Köln
Messe Anuga FoodTec
Die Anuga FoodTec ist eine Informations- und Businessplattform für neue Konzepte und innovative Entwicklungen in der internationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Sie deckt alle Aspekte der Lebensmittel- und Getränkeproduktion ab – von Prozesstechnologie sowie Abfüll- und Verpackungstechnik über Lebensmittelsicherheit und Verpackungen bis hin zur Digitalisierung und Intralogistik. Als neuen Sektor gibt es 2024 erstmals einen Ausstellungbereich für Umwelttechnologie und Energie. INFO

22.03.2024 – 09:00 – 12:00 Uhr / online
Mitteilung des BMEL Veröffentlichung der Nationalen Strategie zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei
Am 22. März 2024 stellt Bundesminister Özdemir die Nationale Strategie zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei im BMEL in Berlin vor. INFO

25.03.2024 / Brüssel
Tagung Umweltrat der EU INFO

26.03.2024 / Brüssel
Tagung Rat für Landwirtschaft und Fischerei INFO

27.03.2024 / Berlin
Sitzungswoche im Bundestag BMEL: Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des GAP-Direktzahlungen-Gesetzes INFO

Presseschau

Euractiv: EU-Gesetz gegen globale Zwangsarbeit auf der Zielgeraden
Die EU-Institutionen haben sich auf ein Gesetz geeinigt, das alle innerhalb der EU hergestellten und importierten Waren, die unter Einsatz von Zwangsarbeit hergestellt wurden, verbieten soll. Betroffen sind insbesondere landwirtschaftliche Produkte wie brasilianisches Rindfleisch, ivorischer Kakao, indonesisches Palmöl und chinesischer Fisch. Mit dem Gesetz könnten auch die Arbeitsbedingungen ausländischer Saisonarbeiter in der europäischen Landwirtschaft verbessert werden. Zum Artikel

Die Zeit: Bauern fordern Polexit”
Polnische Bauern protestieren weiter gegen die EU-Agrarpolitik und fordern die Schließung der ukrainischen Grenze und die Zurücknahme des Green Deals. Polens Premierminister Donald Tusk steht vor einem Dilemma: Solidarität mit der Ukraine oder den Landwirten. Unterdessen versuchen rechte Parteien wie die PiS und die Konfederacja, die Unzufriedenheit der Bauern für ihre politische Agenda auszunutzen. Zum Artikel

Lebensmittelzeitung: EU droht 2025 Kaffeemangel
Die Kaffeebranche warnt vor einer möglichen Kaffeeunterversorgung in der EU ab 2025, sollte die EU nicht rechtzeitig die nötigen IT-Tools für die Umsetzung der “Entwaldungsfrei-Verordnung” bereitstellen. Ab Dezember müssen Händler nachweisen, dass importierter Kaffee aus entwaldungsfreien Anbaugebieten stammt, andernfalls droht ein Verkaufsverbot. Bisher fehlen die benötigten IT-Anbindungen und Geokoordinaten von 80 Prozent der weltweiten Kaffeefarmen. Zum Artikel

Top-agrar: FDP-Politikerin Carina Konrad im Interview: “Wir brauchen eine neue Revolution auf dem Acker”
Im Interview mit top agrar spricht sich Carina Konrad gegen die Stilllegungsverpflichtung und pauschale Reduktionsziele für Düngemittel aus. Stattdessen sollten Innovationen wie moderne Pflanzenzüchtung, Digitalisierung und neue Technologien wie CRISPR/Cas gefördert werden, um die nachhaltige, intensive Landwirtschaft voranzubringen. Konrad fordert weniger staatliche Regulierung und mehr Freiheiten für Landwirte durch Bürokratieabbau. Zum Artikel

AgE: Agroforstwirtschaft will Anpassung der Öko-Regelungen
Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) hat an die Agrarministerkonferenz (AMK) appelliert, die Öko-Regelungen für den Anbau verschiedener Ackerkulturen in Agroforstsystemen anzupassen und Blüh- und Brachflächen entlang der Gehölzstreifen zu ermöglichen. Der DeFAF fordert, die Öko-Regelung 3 abzubauen und damit die Agroforstfläche zu erweitern. Zum Artikel

The Guardian: Ammonia levels four times higher in Europe’s farming regions, study finds
Laut einer Studie stammen etwa 80 Prozent des Ammoniaks in der Luft innerhalb der EU aus der Landwirtschaft, vorwiegend aus Dünger und tierischen Abfällen. Durch die Reaktion mit Emissionen aus dem Verkehrssektor wird Feinstaub gebildet, der zu Gesundheitsschäden und vorzeitigen Todesfällen führt. Trotz verfügbarer Lösungsansätze würden Umwelt- und Gesundheitswissenschaftler und Landwirte zu wenig zusammenarbeiten, bemängeln die Autoren. Zum Artikel

Financial Times: Spain’s supermarket thieves covet olive oil
Aufgrund der stark gestiegenen Lebensmittelpreise in Spanien kommt es vermehrt zu Diebstählen von Olivenöl in Supermärkten. Haupttäter sind kriminelle Banden, die das Olivenöl auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen. Schätzungen zufolge verlieren spanische Unternehmen jährlich Waren im Wert von 1,8 Milliarden Euro durch Ladendiebstahl und Verwaltungsfehler. Zum Artikel

Standpunkt

Corteva-Geschäftsführer fordert bessere Rahmenbedingungen für die Zulassung von Pflanzenschutzmittel

Von Rudolf Fuchs
Rudolf Fuchs, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Corteva Agriscience.

Unabhängig vom Scheitern der “Sustainable Use Regulation” in dieser EU-Legislatur besteht akuter Handlungsbedarf bei der Suche nach langfristig tragfähigen Lösungen im Pflanzenschutzbereich. Wir stehen für einen ganzheitlichen Ansatz im Pflanzenschutz: konventioneller Pflanzenschutz muss zwar um biologischen ergänzt werden. Aber biologischer Pflanzenschutz ist nicht in jedem Fall ein 1:1-Ersatz für chemischen Pflanzenschutz.

“2035 könnte das Segment des biologischen Pflanzenschutzes 25 Prozent des Gesamtmarktes ausmachen”

Ein wichtiges Tool im Werkzeugkoffer des Landwirts ist die biologische Alternative aber definitiv. Wir rechnen damit, dass das Segment des biologischen Pflanzenschutzes bis 2035 25 Prozent des Gesamtmarktes ausmacht. Deshalb forschen wir bei Corteva Agriscience im baden-württembergischen Forschungs- und Entwicklungszentrum Eschbach an diesen neuen Pflanzenschutzmitteln, mit denen Landwirte dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich sein und gleichzeitig ihren Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Schutz der Biodiversität leisten können.

Außerdem haben wir 2023 die Unternehmen Symborg und Stoller übernommen, die sich jeweils auf biologische Produkte für Pflanzenschutz und Biostimulanzien spezialisiert haben. Beide haben das Potenzial, Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu senken. Die Wirkmechanismen dieser Produkte müssen allerdings umfassend getestet werden, auch und nicht zuletzt, damit ihr Mehrwert etwa in Ertragsfragen präzise bestimmt werden kann. All das kostet Zeit und Geld. Corteva investiert beides in diese Forschung, weil wir vom langfristigen Potenzial des biologischen Pflanzenschutzes überzeugt sind.

“Wir sind vom langfristigen Potenzial des biologischen Pflanzenschutzes überzeugt”

Neben unserem Engagement muss die europäische und nationale Politik sowohl im konventionellen als auch biologischen Pflanzenschutz für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Zum einen sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass EU-weite Zulassungsverfahren für chemische Wirkstoffe angepasst werden. Insbesondere wird es notwendig sein, zu EU-weit einheitlichen und harmonisierten Zulassungsverfahren zu kommen. Diese müssen wissenschaftlich fundiert ausgestaltet sein und somit auch verlässliche Bedingungen bieten. Zum anderen sollte sie den Einsatz biologischer Pflanzenschutzmittel auf landwirtschaftlichen Flächen finanziell fördern. Nur so können dringend notwendige Innovationen schnell im Einsatz etabliert werden. Auf der einen Seite steht das sich rasch ändernde Klima. Biostimulanzien können Pflanzen frühzeitig gegen abiotische Stressoren schützen und sie stärken. Andererseits gehen immer mehr heute eingesetzte chemische Wirkstoffe durch sich ändernde Zulassungsbedingungen verloren, wodurch Lücken in der Behandlung drohen. 

Ohne ausreichend politische Unterstützung im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie eines harmonisierten Zulassungsverfahrens in der EU wird sich der Markt nur sehr langsam verändern können. Verlässlichkeit ist dabei für die langfristige Planbarkeit von großer Bedeutung. Statt neue Ideen aus diffuser Angst heraus zu blockieren, sollten wir Risiken und Chancen gründlich abwägen und neue Potenziale mutig nutzen. Hier ist vor allem auch die zukünftige EU-Kommission gefragt, die sich in den kommenden Jahren daran messen lassen muss, was sie in diesem Bereich leisten wird. Wir haben schon 2019 in einer internationalen Studie festgestellt, dass sowohl Landwirte als auch Verbraucher offen sind für neue Technologien.

Rudolf Fuchs ist Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Corteva Agriscience.

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Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) reagiert positiv. Eine Harmonisierung des Regelwerks stärkt immerhin die Wettbewerbsfähigkeit derjenigen Marktteilnehmer, die sich um eine erhöhte Umweltverträglichkeit ihrer Produkte bemühen. Trotzdem warnt BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet in einem Punkt vor “unnötigem” Verwaltungsaufwand, wie mein Kollege Kai Moll berichtet.

    Ein Blick in den Markt zeigt, dass die Krise im Roten Meer den EU-Weizenhandel beeinträchtigt. Die westliche Schifffahrt leidet nämlich unter der Blockade der vom Jemen aus operierenden Huthi. Inwiefern sich das negativ auf die Einkommen von EU-Landwirten auswirken könnte, beschreibt unser Marktanalyst Steffen Bach.

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    Henrike Schirmacher
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    Getreidetransport durch den Suezkanal hat sich halbiert – Landwirten drohen Einbußen durch Krise im Roten Meer

    Die Stimmung in der Landwirtschaft ist angespannt. Das machen demonstrierende Bauern in der EU deutlich. Ihr Zorn richtet sich gegen die zollfreien Importe aus der Ukraine, die EU-Agrarpolitik, die eigenen nationalen Regierungen oder die Importe aus dem globalen Süden. Die Blockade des Roten Meeres für die westliche Schifffahrt ist ein weiterer Mosaikstein in einem insgesamt düsteren Bild, das viele Landwirte von ihrer Lage zeichnen.

    Für europäischen Weizen sind Länder in Asien und Ostafrika wichtige Absatzmärkte. Seit 2020/21 wurden in diese Regionen jährlich sechs bis sieben Millionen Tonnen Weizen exportiert; im ersten Halbjahr 2023/24 (Juli bis Dezember) waren es bereits 5,4 Millionen Tonnen. Zu den wichtigsten Kunden zählen beispielsweise Indonesien und Saudi-Arabien. Der kürzeste Weg führt durch den Suezkanal und das Rote Meer. Nahezu alle Reedereien sind nun aber gezwungen, den Weg durch die Krisenregion zu meiden. Sie weichen auf die längere Passage um die Südspitze Afrikas aus. Das zeigen Echtzeitdaten der Schiffsbewegungen auf den Weltmeeren. Eine Ausnahme bilden Frachter, die Getreide am Schwarzen Meer, insbesondere in Russland geladen haben oder auf dem Weg in den Iran sind. Diese Transporte werden von den Huthi bisher nicht behelligt. 

    Russische Exporteure haben einen Preisvorteil

    Analysten schätzen, dass im Februar insgesamt nur noch 2,6 Millionen Tonnen Getreide durch den Suezkanal geschleust wurden. Das ist knapp die Hälfte der Vorjahresmenge. Der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung verlängert die Reisezeit um zehn bis 15 Tage. Dies hat zur Folge, dass für die gleiche Menge an zu transportierenden Gütern auf der Strecke von Europa nach Asien mehr Schiffe benötigt werden. Die gestiegene Nachfrage nach Schiffsraum spiegelt der Baltic Dry Index wider. Das Barometer für internationale Frachtkosten für den Transport von Schüttgütern stieg in den vergangenen Wochen auf den wichtigsten Handelsrouten an. Der Index der für den Getreidetransport häufig genutzten Panamax-Klasse zog seit Mitte Januar um mehr als 25 Prozent an. Der Transport auf der längeren Route erhöht die Frachtkosten um acht bis zehn Euro. Russische Exporteure, die weiter durch das Rote Meer fahren können, haben einen Preisvorteil.

    Das große russische Weizenangebot lastet ohnehin auf dem Weltmarkt und ist der Hauptgrund für die seit dem Sommer gefallenen Preise. Mit rund 50 Millionen Tonnen hat Russland im Wirtschaftsjahr 2023/24 am weltweiten Weizenhandel einen Anteil von etwa einem Viertel. Wichtige Importländer, in denen Russland mit EU-Weizen konkurriert, sind die Golfregion, Pakistan, Bangladesch und Indonesien. Bisher entwickelten sich die EU-Exporte trotz des großen Angebotes aus Russland erstaunlich gut. Bis zum 28. Februar summierten sich die Ausfuhren von Weichweizen auf 21,97 Millionen Tonnen, was die Menge des Vorjahreszeitraums nur um drei Prozent verfehlt.

    EU-Weizen setzt sich in Nordafrika nicht durch

    Die Europäische Kommission weist darauf hin, dass die Meldungen aus einigen Mitgliedsstaaten unvollständig sind, sodass die Exporte sogar über dem Vorjahresniveau liegen könnten. Um die von der Kommission für 2023/24 prognostizierte Menge von 31 Millionen Tonnen zu erreichen, müssten bis Ende Juni monatlich 2,25 Millionen Tonnen exportiert werden gegenüber monatlich 2,75 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr. Ob dieses Ziel unter den aktuellen Gegebenheiten erreicht werden kann, lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Klar ist, dass die gestiegenen Frachtkosten die Kalkulation belasten und in den Häfen zu fallenden Exportpreisen führen könnten. Auf anderen Absatzmärkten wie Nordafrika ist die Konkurrenz aus Russland zu groß. In Westafrika, wo sich EU-Weizen bisher gut behaupten kann, ist die Nachfrage nicht groß genug, um Ausfälle in Asien komplett zu kompensieren.

    Die Krise im Roten Meer ist zu einer Zeit ausgebrochen, in der die Getreidepreise in Europa ohnehin ein bedenklich niedriges Niveau erreichten. Weizen notiert an der Euronext inzwischen wieder auf einem Niveau wie zuletzt nach der Ernte 2020. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hatte die Kurse 2022 auf historische Höchststände katapultiert. Im Frühjahr 2022 konnten Landwirte ihren Weizen für mehr als 400 Euro pro Tonne verkaufen, am Jahresende waren immerhin noch 300 Euro pro Tonne möglich. Inzwischen sind die Börsenkurse bis auf 190 Euro pro Tonne gesunken. In marktfernen Regionen liegen die Erzeugerpreise für Brotweizen bei nur noch 150 Euro pro Tonne und für Futterweizen bei 140 Euro pro Tonne. Die Erlöse nähern sich damit bedenklich den Produktionskosten an, denn die sind seit 2020 erheblich gestiegen. So verteuerten sich landwirtschaftliche Betriebsmittel wie Dünger, Diesel und Pflanzenschutzmittel in den vergangenen dreieinhalb Jahren um mehr als 30 Prozent, zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes.

    • Agrarpolitik
    • Bauernproteste
    • Handel
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    BVE fordert harmonisiertes Scoring-System für “Green Claims”-Richtlinie

    Am Dienstag stimmt das EU-Parlament in Straßburg über seinen Bericht zur “Green Claims”-Richtlinie ab. Als problematisch betrachtet die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dass eine Passage zur EU-weiten Harmonisierung der Scoring-Systeme gestrichen wurde. “Wir wollen nicht, dass wir einen Claim in einem EU-Mitgliedstaat zugelassen bekommen und in einem anderen nicht”, sagt Stefanie Sabet, BVE-Geschäftsführerin und Leiterin des Brüsseler BVE-Büros zu Table.Briefings.

    Nicht einverstanden ist sie damit, dass der Bezug zur EU-Verpackungsverordnung gestrichen wurde. “Das sorgt wieder nur für mehr Bürokratie”, sagt Sabet. Obwohl es über die neue EU-Verpackungsverordnung schon gesetzliche Vorgaben, beispielsweise zum Rezyklatanteil, gebe, müsse eine Behörde das Umweltsiegel für eine nachhaltige Verpackung nun trotzdem prüfen.

    Zertifizierungsprozess soll vereinfacht werden

    “Positiv ist, dass der Zertifizierungsprozess vereinfacht werden soll”, sagt die BVE-Geschäftsführerin. Dafür wird die EU-Kommission zwei Dinge umsetzen:

    1. Entwicklung eines vereinfachten Zertifizierungsprozesses für die gebräuchlichsten Claims
    2. Definition wissenschaftlicher Kriterien, die ein Umweltsiegel erfüllen muss

    Sabet warnt, es dürfe nicht so werden wie bei der “Health Claims”-Verordnung. Hier warte man Jahre auf Genehmigungen. “Es ergibt keinen Sinn, wenn jedes Unternehmen, dass die gleiche Methodik verwendet, einen langen Prozess durchläuft und Behörden die gleiche Methodik tausendmal freigeben müssen.”

    FDP-Bundestagsabgeordneter sieht Gefahr für den Mittelstand

    “Das Ziel ist richtig, der Weg ist falsch”, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Konrad Stockmeier. Er ist Mitglied im Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union. Dass sich Betriebe mit mehr als zehn Mitarbeitern Umweltaussagen zertifizieren lassen müssen, sei ein “krasses Beispiel von Überregulierung”. Der Entwurf schaffe hohe Risiken und Kosten für Unternehmen. “Unser aller Ziel muss mehr Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz sein, der Bürger und Unternehmen mitnimmt”, sagt der FDP-Politiker. Ziel dürfe nicht sein, den Mittelstand kaputt zu regulieren.

    Im Juni werden die Mitgliedstaaten voraussichtlich ihre Position zur “Green Claims”-Richtlinie vorlegen. mo

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    Letzte Frist für EU-Gentechnikvorschlag läuft diese Woche ab

    Am Donnerstag wird feststehen, ob der EU-Vorschlag zur Deregulierung neuer Züchtungstechniken noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet wird. Dann läuft die Frist für Trilogeinigungen zwischen Rat und Parlament ab, um Gesetzestexte bis zur letzten Sitzungswoche im April finalisieren zu können. Bisher sind sich nicht einmal die Mitgliedstaaten untereinander einig.

    Dass wohl nach der Wahl weiterverhandelt werden muss, könnte neben Verzögerungen auch inhaltlich einen Unterschied machen. Denn Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Gesetzgebungsverfahren sind Beschlüsse von neu besetzter Kommission und Parlament. Die Abgeordneten, die mit Abstrichen bereits für den Vorschlag gestimmt haben, hätten Gelegenheit, ihre Meinung noch einmal zu ändern.

    Neues EFSA-Gutachten bis Juli

    Beeinflussen könnte das ein neues Gutachten, das die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bis Juli vorlegen will, wie ein Sprecher bestätigt. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola hatte EFSA Ende Februar in einem Brief, der Table.Briefings vorliegt, aufgefordert, Stellung zur Kritik der französischen Behörde ANSES an dem Vorschlag zu nehmen.

    Die Initiative geht zurück auf den Vorsitzenden des Umweltausschusses, Pascal Canfin (Renew). Anders als viele Liberale gilt er als Gentechnik-Skeptiker. Die Deadline im Juli – pünktlich zur neuen Legislaturperiode und vor der erneuten Parlamentsentscheidung – dürfte bewusst gewählt sein.

    Papier wurde wochenlang zurückgehalten

    ANSES hatte in einem Gutachten im November den Ansatz infrage gestellt, gentechnisch veränderte Pflanzen zu deregulieren, die auch auf herkömmliche Weise hätten entstehen können (Kategorie 1). Es brauche für alle Organismen aus neuen Züchtungstechniken weiter Risikoprüfungen, bekräftigt die Behörde in einem Papier von Januar, das sie erst vergangene Woche veröffentlichte. Nach Recherchen der französischen Zeitung Le Monde hatte ANSES es wegen “politischen Drucks” zurückgehalten.

    Aus Sicht von Nicolaus von Wirén, wissenschaftlicher Direktor beim Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), trägt jedoch die Stellungnahme “nichts Neues zur Diskussion bei“. Mit den Argumenten hätten sich Kommission und Parlament bei der Kompromissfindung bereits ausführlich auseinandergesetzt. Das Papier spreche “von Risiken, ohne sie benennen zu können“, und ignoriere die Tatsache, dass viele der Mutationen in Kategorie 1 “bereits so in der Natur existieren und damit deren Auswirkungen bekannt sind“. jd

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    Palmöl: Auf Foodwatch-Klage gegen Edeka könnten weitere folgen

    Nach der Klage gegen die Handelskette Edeka wegen eines Verstoßes gegen das Irreführungsverbot müssen weitere deutsche Lebensmittelkonzerne mit Klagen rechnen. “Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht bei dieser einen Klage bleiben wird”, lässt Rauna Bindewald von Foodwatch wissen. Edeka sei nur der Anfang. Weitere Beschwerden nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) seien hingegen aktuell nicht geplant, so Bindewald weiter.

    Die Verbraucherorganisation Foodwatch und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) werfen Edeka vor, für Margarine und Pflanzenfett der Eigenmarke, für das sie Palmöl aus Guatemala beziehen, fälschlicherweise das Nachhaltigkeitssiegel der Initiative Round Table for Sustainable Palmoil (RSPO) zu verwenden. Fälschlicherweise, weil es laut Erkenntnissen von Foodwatch und ECCHR beim Anbau des Palmöls in Guatemala systematisch zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden kommt.

    Vorwürfe gegen weitere Supermarktketten

    Foodwatch und ECCHR hatten Edeka deshalb bereits Ende Januar mit einer Abmahnung aufgefordert, die irreführende Werbung zu unterlassen und das RSPO-Siegel von den Produkten zu entfernen. Außerdem wurde eine Beschwerde nach dem LkSG eingereicht. Da die Abmahnung nach Angaben von Foodwatch folgenlos geblieben sei, habe man Klage gegen Edeka beim Landgericht Karlsruhe eingereicht.

    Edeka ist nicht das einzige deutsche Lebensmittelunternehmen, das Palmöl von Plantagen der Firmen Natur Aceites oder Industria Chiquibul in Guatemala bezieht. Beide Firmen stehen laut “Palmöl-Report 2024” der Romero-Initiative (CIR) in Verdacht, Wälder abzuholzen, Monokulturen anzulegen, indigene Einwohner und Kleinbauern zu verdrängen sowie Arbeitsrechte zu missachten. Zu den mehr als 20 Unternehmen, die laut der CIR Palmöl dieser Betriebe verarbeiten oder verkaufen, gehören die Supermarktketten Aldi, Lidl, Netto, Rewe, Penny und Metro, ebenso wie der Chemiekonzern BASF.

    Edeka distanziert sich von Menschenrechtsverletzungen

    Auf Anfrage von Table.Briefings distanzierte sich Edeka von jeglichen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen. Die aktuellen Vorwürfe zu möglichen Verstößen auf Palmöl-Plantagen nehme man aber sehr ernst. “Wir prüfen derzeit alle Aussagen gemäß der Verfahrensordnung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), um den Sachverhalt aufzuklären”, hieß es von der Handelskette.

    Mittlerweile hat sich auch der Standardgeber RSPO zu den Vorwürfen geäußert. Das RSPO-Sekretariat versicherte den betroffenen Parteien, dass es die notwendigen Schritte unternommen habe, um die Vorwürfe hinsichtlich des RSPO-Zertifizierungsverfahrens zu überprüfen. Man arbeite dabei eng mit den betroffenen Mitgliedern zusammen. heu

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    EU-Streit über Industrieemissionen flammt vor finaler Abstimmung neu auf

    Am heutigen Dienstag (12. März) stimmen die EU-Abgeordneten in Straßburg final über die Richtlinie zu Industrieemissionen ab. Doch auf der Zielgeraden gibt es erneut Streit darüber, welche Tierhaltungsbetriebe unter das Gesetz fallen, das Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung durch große Industriebetriebe mindern soll.

    Der Berichterstatter des Agrarausschusses, Benoît Lutgen (EVP), brachte noch einmal Änderungsanträge ein. In diesem Stadium ist das unüblich: Eigentlich soll nur noch der fertige Kompromiss bestätigt werden. Lutgen fordert, die Zahl der gehaltenen Tiere, ab der ein Hof unter die Richtlinie fällt, beim Status Quo zu belassen. Die Kommission wollte mehr Betriebe in die Pflicht nehmen.

    Widerstand auch aus Paris

    Die Einigung vom November hatte den Kommissionsvorschlag bereits deutlich abgeschwächt und etwa die Rinderzucht ganz ausgenommen. Nimmt das Plenum Lutgens Änderungsvorschläge an, müsste der Text erneut den Mitgliedstaaten vorgelegt werden.

    Das würde der französischen Regierung in die Karten spielen. Die Botschafter der Mitgliedstaaten haben den Kompromiss zwar schon bestätigt, infolge der zwischenzeitlichen Bauernproteste kam aber zuletzt Kritik aus Paris. Beim jüngsten Agrarrat sprach sich Landwirtschaftsminister Marc Fesneau dafür aus, die Einigung durch Änderungsanträge im Parlament noch einmal aufzuschnüren.

    Kommission zum Einschreiten aufgefordert

    Ein Lösungsvorschlag kommt aus dem Umweltausschuss. Dessen Vorsitzender Pascal Canfin (Renew) möchte, dass die Kommission das Gesetz durch eine nichtbindende, politische Erklärung ergänzt. Dabei könnte es zum Beispiel um “Finanzinstrumente” für die Tierhaltung im Gegenzug für die neuen Auflagen gehen.

    Die Hoffnung: Kritiker könnten besänftigt werden, ohne die Verabschiedung des Gesetzes weiter zu verzögern. Auch ENVI-Berichterstatter Radan Kanew (EVP) unterstützt das. cst/jd

    • EU
    • Tierzucht

    Termine

    11.03.- 14.03.2024 / Potsdam
    DAFA-Konferenz Agrarforschung zum Klimawandel
    Bei der Konferenz “Agrarforschung zum Klimawandel” der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) wird der aktuelle Stand der Wissenschaft zu zentralen Themen im Bereich Landwirtschaft im Klimawandel präsentiert und diskutiert. Es soll gezeigt werden, welche Auswirkungen des Klimawandels die Landwirtschaft zukünftig zu erwarten hat, welche Anpassungsmaßnahmen erfolgversprechend sind und welche Stellschrauben für den Klimaschutz im Agrarsektor nötig sind. INFO

    13.03.-15.03.2024 / Erfurt
    Konferenz Frühjahrs- Agrarministerkonferenz
    Die AMK ist eine Fachkonferenz für Agrar- und Forstwirtschaft sowie ländliche Entwicklung, in der die Agrarminister/innen und Staatssekretäre/innen des Bundes und der Länder vertreten sind. In der AMK wird der fachliche und politische Austausch zu aktuellen Themen gefördert. INFO

    15.03. – 16.03.2024 / Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
    Konferenz Komplexität wagen – Vielfalt kultivieren
    Monokulturen sind eine erhebliche Verschwendung von Land und Ressourcen, die wir uns angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und Artensterbens nicht mehr leisten können. Neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zu Vielfalt, Mischkulturen und den Grundlagen des Lebens zeigen Wege zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, sowohl im Süden als auch im Norden. INFO

    19.03.2024 – 19:00 – 21.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin & online
    Diskussion Pflanzenbau im Wandel – Wie werden wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht?
    Wie geht das zusammen mit immer weniger zugelassenen Pflanzenschutzmitteln und gleichzeitig höheren Bewirtschaftungsauflagen? Inwieweit hilft dabei der integrierte Pflanzenschutz? Was erwarten Praktiker und Politiker voneinander? Und welche Lösungsansätze bringen die Branche nach vorne? Diese Fragen wwerden mit vier Politikern und einem Pflanzenschutzexperten diskutiert werden. INFO

    19.03. – 22.03.2024 / Köln
    Messe Anuga FoodTec
    Die Anuga FoodTec ist eine Informations- und Businessplattform für neue Konzepte und innovative Entwicklungen in der internationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Sie deckt alle Aspekte der Lebensmittel- und Getränkeproduktion ab – von Prozesstechnologie sowie Abfüll- und Verpackungstechnik über Lebensmittelsicherheit und Verpackungen bis hin zur Digitalisierung und Intralogistik. Als neuen Sektor gibt es 2024 erstmals einen Ausstellungbereich für Umwelttechnologie und Energie. INFO

    22.03.2024 – 09:00 – 12:00 Uhr / online
    Mitteilung des BMEL Veröffentlichung der Nationalen Strategie zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei
    Am 22. März 2024 stellt Bundesminister Özdemir die Nationale Strategie zu genetischen Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft, Forst und Fischerei im BMEL in Berlin vor. INFO

    25.03.2024 / Brüssel
    Tagung Umweltrat der EU INFO

    26.03.2024 / Brüssel
    Tagung Rat für Landwirtschaft und Fischerei INFO

    27.03.2024 / Berlin
    Sitzungswoche im Bundestag BMEL: Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des GAP-Direktzahlungen-Gesetzes INFO

    Presseschau

    Euractiv: EU-Gesetz gegen globale Zwangsarbeit auf der Zielgeraden
    Die EU-Institutionen haben sich auf ein Gesetz geeinigt, das alle innerhalb der EU hergestellten und importierten Waren, die unter Einsatz von Zwangsarbeit hergestellt wurden, verbieten soll. Betroffen sind insbesondere landwirtschaftliche Produkte wie brasilianisches Rindfleisch, ivorischer Kakao, indonesisches Palmöl und chinesischer Fisch. Mit dem Gesetz könnten auch die Arbeitsbedingungen ausländischer Saisonarbeiter in der europäischen Landwirtschaft verbessert werden. Zum Artikel

    Die Zeit: Bauern fordern Polexit”
    Polnische Bauern protestieren weiter gegen die EU-Agrarpolitik und fordern die Schließung der ukrainischen Grenze und die Zurücknahme des Green Deals. Polens Premierminister Donald Tusk steht vor einem Dilemma: Solidarität mit der Ukraine oder den Landwirten. Unterdessen versuchen rechte Parteien wie die PiS und die Konfederacja, die Unzufriedenheit der Bauern für ihre politische Agenda auszunutzen. Zum Artikel

    Lebensmittelzeitung: EU droht 2025 Kaffeemangel
    Die Kaffeebranche warnt vor einer möglichen Kaffeeunterversorgung in der EU ab 2025, sollte die EU nicht rechtzeitig die nötigen IT-Tools für die Umsetzung der “Entwaldungsfrei-Verordnung” bereitstellen. Ab Dezember müssen Händler nachweisen, dass importierter Kaffee aus entwaldungsfreien Anbaugebieten stammt, andernfalls droht ein Verkaufsverbot. Bisher fehlen die benötigten IT-Anbindungen und Geokoordinaten von 80 Prozent der weltweiten Kaffeefarmen. Zum Artikel

    Top-agrar: FDP-Politikerin Carina Konrad im Interview: “Wir brauchen eine neue Revolution auf dem Acker”
    Im Interview mit top agrar spricht sich Carina Konrad gegen die Stilllegungsverpflichtung und pauschale Reduktionsziele für Düngemittel aus. Stattdessen sollten Innovationen wie moderne Pflanzenzüchtung, Digitalisierung und neue Technologien wie CRISPR/Cas gefördert werden, um die nachhaltige, intensive Landwirtschaft voranzubringen. Konrad fordert weniger staatliche Regulierung und mehr Freiheiten für Landwirte durch Bürokratieabbau. Zum Artikel

    AgE: Agroforstwirtschaft will Anpassung der Öko-Regelungen
    Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) hat an die Agrarministerkonferenz (AMK) appelliert, die Öko-Regelungen für den Anbau verschiedener Ackerkulturen in Agroforstsystemen anzupassen und Blüh- und Brachflächen entlang der Gehölzstreifen zu ermöglichen. Der DeFAF fordert, die Öko-Regelung 3 abzubauen und damit die Agroforstfläche zu erweitern. Zum Artikel

    The Guardian: Ammonia levels four times higher in Europe’s farming regions, study finds
    Laut einer Studie stammen etwa 80 Prozent des Ammoniaks in der Luft innerhalb der EU aus der Landwirtschaft, vorwiegend aus Dünger und tierischen Abfällen. Durch die Reaktion mit Emissionen aus dem Verkehrssektor wird Feinstaub gebildet, der zu Gesundheitsschäden und vorzeitigen Todesfällen führt. Trotz verfügbarer Lösungsansätze würden Umwelt- und Gesundheitswissenschaftler und Landwirte zu wenig zusammenarbeiten, bemängeln die Autoren. Zum Artikel

    Financial Times: Spain’s supermarket thieves covet olive oil
    Aufgrund der stark gestiegenen Lebensmittelpreise in Spanien kommt es vermehrt zu Diebstählen von Olivenöl in Supermärkten. Haupttäter sind kriminelle Banden, die das Olivenöl auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen. Schätzungen zufolge verlieren spanische Unternehmen jährlich Waren im Wert von 1,8 Milliarden Euro durch Ladendiebstahl und Verwaltungsfehler. Zum Artikel

    Standpunkt

    Corteva-Geschäftsführer fordert bessere Rahmenbedingungen für die Zulassung von Pflanzenschutzmittel

    Von Rudolf Fuchs
    Rudolf Fuchs, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Corteva Agriscience.

    Unabhängig vom Scheitern der “Sustainable Use Regulation” in dieser EU-Legislatur besteht akuter Handlungsbedarf bei der Suche nach langfristig tragfähigen Lösungen im Pflanzenschutzbereich. Wir stehen für einen ganzheitlichen Ansatz im Pflanzenschutz: konventioneller Pflanzenschutz muss zwar um biologischen ergänzt werden. Aber biologischer Pflanzenschutz ist nicht in jedem Fall ein 1:1-Ersatz für chemischen Pflanzenschutz.

    “2035 könnte das Segment des biologischen Pflanzenschutzes 25 Prozent des Gesamtmarktes ausmachen”

    Ein wichtiges Tool im Werkzeugkoffer des Landwirts ist die biologische Alternative aber definitiv. Wir rechnen damit, dass das Segment des biologischen Pflanzenschutzes bis 2035 25 Prozent des Gesamtmarktes ausmacht. Deshalb forschen wir bei Corteva Agriscience im baden-württembergischen Forschungs- und Entwicklungszentrum Eschbach an diesen neuen Pflanzenschutzmitteln, mit denen Landwirte dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich sein und gleichzeitig ihren Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Schutz der Biodiversität leisten können.

    Außerdem haben wir 2023 die Unternehmen Symborg und Stoller übernommen, die sich jeweils auf biologische Produkte für Pflanzenschutz und Biostimulanzien spezialisiert haben. Beide haben das Potenzial, Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zu senken. Die Wirkmechanismen dieser Produkte müssen allerdings umfassend getestet werden, auch und nicht zuletzt, damit ihr Mehrwert etwa in Ertragsfragen präzise bestimmt werden kann. All das kostet Zeit und Geld. Corteva investiert beides in diese Forschung, weil wir vom langfristigen Potenzial des biologischen Pflanzenschutzes überzeugt sind.

    “Wir sind vom langfristigen Potenzial des biologischen Pflanzenschutzes überzeugt”

    Neben unserem Engagement muss die europäische und nationale Politik sowohl im konventionellen als auch biologischen Pflanzenschutz für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Zum einen sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass EU-weite Zulassungsverfahren für chemische Wirkstoffe angepasst werden. Insbesondere wird es notwendig sein, zu EU-weit einheitlichen und harmonisierten Zulassungsverfahren zu kommen. Diese müssen wissenschaftlich fundiert ausgestaltet sein und somit auch verlässliche Bedingungen bieten. Zum anderen sollte sie den Einsatz biologischer Pflanzenschutzmittel auf landwirtschaftlichen Flächen finanziell fördern. Nur so können dringend notwendige Innovationen schnell im Einsatz etabliert werden. Auf der einen Seite steht das sich rasch ändernde Klima. Biostimulanzien können Pflanzen frühzeitig gegen abiotische Stressoren schützen und sie stärken. Andererseits gehen immer mehr heute eingesetzte chemische Wirkstoffe durch sich ändernde Zulassungsbedingungen verloren, wodurch Lücken in der Behandlung drohen. 

    Ohne ausreichend politische Unterstützung im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie eines harmonisierten Zulassungsverfahrens in der EU wird sich der Markt nur sehr langsam verändern können. Verlässlichkeit ist dabei für die langfristige Planbarkeit von großer Bedeutung. Statt neue Ideen aus diffuser Angst heraus zu blockieren, sollten wir Risiken und Chancen gründlich abwägen und neue Potenziale mutig nutzen. Hier ist vor allem auch die zukünftige EU-Kommission gefragt, die sich in den kommenden Jahren daran messen lassen muss, was sie in diesem Bereich leisten wird. Wir haben schon 2019 in einer internationalen Studie festgestellt, dass sowohl Landwirte als auch Verbraucher offen sind für neue Technologien.

    Rudolf Fuchs ist Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Corteva Agriscience.

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