im politischen Berlin haben die Ampel-Fraktionen am vergangenen Freitag die Novelle des AgrarOLkG beschlossen. Die Überarbeitung stößt im Detail auf wenig Gegenliebe in der Agrarbranche. “Die geplanten Änderungen greifen viel zu kurz und sind enttäuschend”, kritisierte DRV-Geschäftsführerin Birgit Buth.
Das Machtgefälle zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel zu thematisieren, ist in der Politik populär. Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte im Januar 2020: “Ich kann den Ärger der Bauern verstehen. Es ist wie David gegen Goliath, wenn Bauern mit dem Handel verhandeln.” Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssten, könne sie “beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen”.
Solidarisch mit den Bauern zeigte sich auch der frisch gebackene Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Dezember 2021: “Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima.”
Dieser Geist ist spätestens mit den EU-weiten Bauernprotesten nun auch in Brüssel und Straßburg angekommen. Zur neuen Legislatur sind sich Konservative, Liberale, Sozialdemokraten und Grüne einig, die Marktmacht der Landwirte zu stärken, wie meine Brüsseler Kollegin Julia Dahm berichtet.
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Die Ampel will das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) deutlich abschwächen: Zwei Drittel der bisher erfassten Unternehmen würden ab Anfang 2025 nicht mehr darunterfallen, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner am Freitag. Damit wären weniger als tausend Unternehmen betroffen. Zudem können Unternehmen selbst entscheiden, ob sie die ursprünglich im LkSG vorgeschriebenen Risikoberichte verfassen oder nicht. Wenn Unternehmen keine Berichte verfassten, werde dies “nicht sanktioniert”, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen.
In diesem Punkt hatte die Bundesregierung bereits zuvor das LkSG abgeschwächt. Bis zur Einführung der europäischen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) sollen die Unternehmen weiter selbst entscheiden können, ob sie freiwillig berichten oder nicht. Dabei haben sie die Wahl, ob sie dies nach dem LkSG oder der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) machen. Lindner sprach mit Blick auf die Unternehmen von einer “deutlichen Entlastung bei den Bürokratiekosten”. Andere Regierungsvertreter sprechen von einer Entlastung mittelständischer Unternehmen vor “überschießenden nationalen Regeln”.
Nachdem die EU am heutigen Freitag die CSDDD im Amtsblatt veröffentlicht hat, tritt sie in 20 Tagen in Kraft. Für die Umsetzung der Richtlinie haben die 27 EU-Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit. Die Bundesregierung will sich beeilen: Noch in dieser Legislaturperiode, also bis Herbst nächsten Jahres, soll die Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden, “so bürokratiearm wie möglich”, heißt es.
Außerdem will die Bundesregierung verhindern, dass die CSDDD für deutsche Unternehmen früher gilt als für Unternehmen aus anderen EU-Ländern. Die CSDDD werde bis zum “europarechtlich spätmöglichsten Zeitpunkt umgesetzt”, sagte Lindner. Konkret bedeutet dies laut einer Sprecherin des Bundesjustizministeriums:
Zudem will die Bundesregierung festlegen, welche Informationen große Unternehmen von kleinen und mittelständischen Firmen abfragen dürfen. “Wir werden verbindliche Standards festlegen”, teilte eine BMJ-Sprecherin auf Table.Briefings-Anfrage mit. Auf diese Weise wolle man vielen kleinen Unternehmen, “die nur nachgelagert betroffen sind, spürbare Erleichterung verschaffen”.
Bislang reichen viele Unternehmen ihre Verpflichtungen an Lieferanten weiter, obwohl dies das LkSG untersagt. Die europäische Richtlinie ist hier noch deutlicher. Trotzdem akzeptierten viele Zulieferer die Vorgaben ihrer großen Auftraggeber, oft aus Angst, Aufträge zu verlieren.
Kritik an dem Vorgehen der Ampel kommt von der Initiative Lieferkettengesetz. “Wir kritisieren scharf die angekündigte Einschränkung des deutschen Lieferkettengesetzes auf nur noch ein Drittel der betroffenen Unternehmen”, sagte Heike Drillisch. Damit knicke die Bundesregierung vor den Wirtschaftsverbänden ein. Zufrieden ist das zivilgesellschaftliche Bündnis, hinter dem rund 130 Organisationen stehen, mit der anvisierten schnellen Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes. “Die Umsetzung muss allerdings europarechtskonform und ambitioniert erfolgen”, heißt es. Bestehende nationale Schutzstandards aus dem deutschen Gesetz dürften nicht abgesenkt werden.
Das Lieferkettengesetz “soll massiv aufgeweicht werden”, kritisierte der Wirtschaftsweise Armin Truger auf X. Dass dadurch Menschenrechte in Entwicklungsländern gegen angeblichen Bürokratieabbau ausgespielt werden, “ist ein Erfolg für einige Lobbyisten und wahrlich kein Ruhmesblatt für die Koalition!” Der BDA sah sich aufgrund vieler Anfragen außerstande, auf Anfrage von Table.Briefings zu antworten. Gesamtmetall antwortete ebenfalls nicht. Beide Verbände hatten zuvor massive Kritik sowohl an dem LkSG als auch an der CSDDD geäußert.
Entschiedene Befürworter des LkSG in der Bundesregierung sagten Table.Briefings hinter vorgehaltener Hand, dass die Zahl der Abgeordneten in den Ampelfraktionen, denen das Lieferkettengesetz ein Anliegen sei, gesunken sei. Allerdings ist der Schutz von Menschen in den Lieferketten gegen Menschen- und Umweltrechtsverletzungen weiter ein Anliegen für viele Bürger. Bei einer Umfrage sprachen sich im Februar noch zwei Drittel der Befragten in Deutschland für ein europäisches Lieferkettengesetz aus.
Erst vor kurzem hat die neue neuseeländische Regierung angekündigt, in ihrem ersten Haushalt Mittel für die Klimapolitik in Höhe von 3,7 Milliarden neuseeländische Dollar zu kürzen. Nun hat sie auch erklärt, sie werde zwei der wichtigsten Initiativen ihrer Vorgängerin zur Emissionsreduzierung aufgeben:
In der gleichen Woche, in der die Aufhebung des Verbots neuer Offshore-Suchen nach Erdöl- und Erdgas bekannt gegeben wurde, gab es auch beim Klimaschutz in der Landwirtschaft eine drastische Veränderung. Landwirtschaftsminister Todd McClay und Klimaminister Simon Watts kündigten eine Änderung des neuseeländischen Zero Carbon Act an: Sie wollen eine Vorgabe abschaffen, nach der die Landwirtschaft spätestens 2025 in das neuseeländische Emissionshandelssystem (NZETS) aufgenommen werden muss.
Das NZETS gilt bisher für alle Sektoren außer der Landwirtschaft. Nach langen Verhandlungen wurde 2019 eine Vereinbarung getroffen, die Emissionen aus der Viehhaltung bis spätestens 2025 zu bepreisen. Allerdings kamen im Lauf der Zeit sowohl die Regierung als auch der Landwirtschaftssektor zu dem Schluss, dass das NZETS nicht das beste Instrument dafür sei. Stattdessen entwickelten sie einen maßgeschneiderten Preisplan, der bis 2030 eine Abgabe von nur 0,09 neuseeländischen Dollar pro Kilo Lammfleisch und einen halben Cent pro Liter Milch vorsieht – die Beträge würden im Laufe der Zeit steigen. Die Frist bis 2025 für den Beitritt zum NZETS sollte als “Backstop” sicherstellen, dass sich der Sektor auf die Form des maßgeschneiderten Preisbildungssystems einigt.
Umweltschützer kritisierten diesen Plan wegen seines mangelnden Ehrgeizes. Zugleich begann auch der Branchenkonsens zu bröckeln: Die Führung der landwirtschaftlichen Lobbygruppen hatte übersehen, dass ihre Basis immer noch mehrheitlich gegen einen Emissionspreis war. Und sie nahmen an, dass sie unter einer Mitte-Rechts-Regierung nach den Wahlen 2023 ein besseres Ergebnis erzielen könnten. Und tatsächlich hat die neue Regierung auch versprochen, das maßgeschneiderte Preissystem zu überarbeiten und bis 2030 umzusetzen. Gleichzeitig hat sie den NZETS-Backstop aufgehoben, es fehlt also ein Druckmittel.
Damit sind zum dritten Mal Pläne zur Bepreisung von landwirtschaftlichen Emissionen in Neuseeland gescheitert. 2004 hatte die Industrie erfolgreich einen Plan für eine Kohlenstoffsteuer abgewehrt. 2013 strich eine frühere Mitte-Rechts-Regierung die Frist für den Beitritt zum NZETS im Jahr 2013.
Darüber hinaus erklärte Landwirtschaftsminister McClay am 27. Juni, dass die Regierung die neuseeländischen Methanziele abschwächen werde. Damit würde sie sich über die Empfehlungen der unabhängigen Kommission für Klimawandel hinwegsetzen. Die bestehenden Methanziele wurden in Übereinstimmung mit den Pfaden aus dem IPCC-Sonderbericht zu 1,5 Grad festgelegt und sehen vor,
Die Regierung hat nun eine separate Prüfung in Auftrag gegeben, die zeigen soll, wie die Ziele aussehen würden, wenn sie nur “keine zusätzliche Erwärmung” durch die Landwirtschaft nach 2017 erreichen sollten. Das würde die bisherige Erwärmung aus dem Agrarsektor “einfrieren” – von der Landwirtschaft würde nur eine Reduzierung verlangt, die ausreichen würde, um ihren Beitrag zur Erwärmung konstant zu halten. Der bisherige Ansatz hingegen sah vor, dass die Methanreduktion zu einer Abkühlung des Planeten beitragen soll.
Die neuseeländische Kommission für Klimawandel hat erklärt, dass der neue Ansatz zu höheren Emissionen führen würde. Und die Zahlen des IPCC deuten darauf hin, dass die bisherigen ehrgeizigen Methanziele mehr als halbiert werden könnten, wenn der Ansatz “keine zusätzliche Erwärmung” gewählt wird. McClay erklärte kürzlich, die Regierung werde die Ziele des Überprüfungsgremiums annehmen – auch wenn sie im Widerspruch zu den Empfehlungen der Klimakommission stünden.
Die vier europäischen Fraktionen, auf deren Unterstützung Ursula von der Leyen für ihre Wiederwahl als EU-Kommissionspräsidentin hofft, decken ein breites politisches Spektrum ab: von der konservativen EVP und der liberalen Renew über die sozialdemokratische S&D bis hin zu den Grünen. Im Agrifood-Bereich haben ihre politischen Forderungen für die neue Legislatur aber im Nachgang der europaweiten Bauernproteste eines gemeinsam: Sie alle wollen die Marktmacht der Landwirte stärken. Damit zeichnet sich ab, dass die Stärkung der Marktmacht zu einem der dominierenden agrar- und ernährungspolitischen Themen der neuen Legislaturperiode werden dürfte – zumal die Fraktionen in die gleiche Kerbe schlagen wie bereits EU-Kommission und Mitgliedstaaten.
Man wolle die Position der Bauern in der Lebensmittellieferkette verbessern, heißt es im Fünf-Punkte-Plan der EVP von Ende vergangener Woche. Die S&D spricht in ihren Schlüsselforderungen davon, durch “faire Preise die Lebensbedingungen der Landwirte zu verbessern”, und fordert ein Rahmengesetz für den Agrar- und Lebensmittelbereich, das unter anderem die “Regulierung der Wertschöpfungsketten” sowie unfaire Handelspraktiken in den Blick nehmen soll.
Die Renew-Fraktion hat ihre Forderungen bisher nicht öffentlich gemacht, in geleakten Entwürfen wird ein “gerechtes und angemessenes Einkommen” für Landwirte gefordert. Die Ideen dazu tragen den Stempel Emmanuel Macrons und seiner französischen Liberalen: Man wolle ein europäisches Gesetz erlassen, das “das Machtgleichgewicht zwischen Herstellern und Einzelhändlern wiederherstellt“. Macron hatte eine europäische Version des französischen Egalim-Gesetzes gefordert. Die Grünen haben bislang kein Forderungspapier geschrieben. Vertreter der Fraktion haben seit Anfang des Jahres aber immer wieder betont, die Antwort auf die Bauernproteste müsse darin bestehen, faire Erzeugerpreise sicherzustellen.
Sowohl die EU-Agrarminister als auch die Staats- und Regierungschefs hatten zuletzt in Strategiedokumenten für die neue Legislaturperiode betont, die Stellung der Erzeuger in der Lieferkette verbessern zu wollen. Und die Europäische Kommission hatte im Zuge ihrer Antwort auf die Bauernproteste bereits im März einen Fahrplan für Initiativen zum Thema erstellt.
Ein dort ursprünglich für Juni eingeplanter Änderungsvorschlag zur Gemeinsamen Marktordnung (GMO), mit dem Erzeugergemeinschaften gestärkt werden sollen, hat sich verzögert und soll dem Vernehmen nach nun im September kommen. Ebenfalls für den Herbst ist ein Gesetzesvorschlag zur grenzüberschreitenden Ahndung unlauterer Handelspraktiken eingeplant – auch diese Forderung war vor allem aus Frankreich laut geworden. Und im kommenden Jahr wird ein umfassender Evaluierungsbericht zur EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken erwartet, auf den, wenn nötig, eine Überarbeitung derselben folgen soll. jd
Die Europäische Kommission hat einen neuen, nachgeschärften Vorschlag zu Rückständen des Insektenschutzmittels Thiacloprid auf Lebensmitteln aus Drittstaaten vorgelegt. Sie geht damit auf die Forderung des Europäischen Parlaments ein, nachweisbare Rückstände des in der EU verbotenen Neonikotinoids auch auf Importprodukten zu verbieten. Am Donnerstag sollen die Vertreter der Mitgliedstaaten im zuständigen Komitee über den neuen Vorschlag abstimmen.
Ursprünglich hatte die Brüsseler Behörde vorgeschlagen, für eine ganze Reihe von Importprodukten, darunter mehrere Obst- und Gemüsesorten, Kartoffeln, Reis und Weizen, weiter Thiacloprid-Rückstände zuzulassen. Sie berief sich dabei auf eine Bewertung der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die bei den meisten untersuchten Erzeugnissen kein Gesundheitsrisiko für Verbraucher durch Thiacloprid-Rückstände in Lebensmitteln feststellen konnte.
Im neuen Vorschlag macht sich die Kommission stattdessen die Argumentation des Parlaments zur Äquivalenz zwischen heimischen und Importregeln zu eigen: Weil Thiacloprid in der EU nicht mehr in Pflanzenschutzmitteln zugelassen sei, sei es “angemessen”, auch für Importe nicht länger Rückstände zu erlauben, heißt es dort. jd
Nach 14 Amtsjahren der konservativen “Tories” hat Großbritannien wieder eine Labour-Regierung. Neuer Agrar- und Umweltminister ist Steve Reed, der bisherige Schattenagrarminister seiner Partei, der allerdings eher Erfahrung in der Kommunal- und Justizpolitik hat. Die britischen Landwirte blicken mit gemischten Gefühlen auf den Regierungswechsel. “Sorge bereitet uns, dass die Labour-Partei kaum etwas dazu gesagt hat, wie das künftige Agrarbudget aussehen soll”, sagt Alexander Kinnear vom nordirischen Bauernverband UFU zu Table.Briefings. Seit dem Brexit hat Großbritannien statt der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) sein eigenes Subventionsprogramm für die Landwirtschaft. Es umfasst derzeit in England etwa 2,33 Milliarden Pfund (2,75 Milliarden Euro) jährlich, in Nordirland knapp 330 Millionen Pfund (390 Millionen Euro).
Für die genaue inhaltliche Ausgestaltung sind die einzelnen Landesteile verantwortlich. Das Gesamtbudget wird zentral in London festgelegt – allerdings nur bis zum Ende des laufenden Parlamentsmandats. “Die GAP wird jeweils für sieben Jahre festgelegt – wir dagegen sind völlig im Unklaren darüber, was nach einem Regierungswechsel geschieht“, bemängelt Kinnear. Die UFU fordert im Sinne der Planungssicherheit, das Förderbudget für einen Zeitraum von zehn Jahren festzuschreiben. Zudem wünscht sie sich – genauso wie die NFU, die Landwirte in England und Wales vertritt – eine Aufstockung der Subventionen, um die Inflation sowie zusätzliche Umwelt- und Klimaleistungen auszugleichen. Das Labour-Wahlprogramm bleibt dazu vage. Man wolle das Subventionsprogramm effektiver gestalten und Produktionsförderung besser mit Umweltschutz verbinden, hatten Agrarpolitiker der Partei in den letzten Monaten betont, ohne sich aber über den Umfang der Zahlungen zu äußern.
Hoffnungsvoll blicken die Bauernvertreter, vor allem in Nordirland, dagegen auf die künftigen Beziehungen zur EU. “Wir nordirischen Landwirte sind darauf angewiesen, dass sowohl mit der Republik Irland und der restlichen EU, als auch mit Großbritannien der Handel funktioniert”, betont Kinnear. Die Labour-Partei hatte Ende letzten Jahres angekündigt, nach einer Regierungsübernahme ein Veterinärabkommen mit der EU auszuhandeln, um Standards in dem Bereich anzugleichen. Kinnear erleichtert das: Ohne eine solche Harmonisierung könne die Versorgung mit Tierarzneimitteln in Nordirland in Zukunft gefährdet sein, weil unterschiedliche Standards Importen im Weg stünden.
Ein Harmonisierungsabkommen mit der EU fordert die UFU auch zu gesundheits- und pflanzenschutzrechtlichen Standards (SPSS), um den Agrarhandel zu erleichtern. Hierzu hat sich die neue Regierungspartei noch nicht geäußert. Insgesamt sei man in Nordirland aber optimistisch, dass Labour die Beziehungen zwischen London und Brüssel in harmonischere Bahnen lenken werde, meint Kinnear. Der neue britische Handelsminister Jonathan Reynolds hat sich bereits in diese Richtung geäußert. Über den Handel mit der EU sagte er dem Sender Sky News: “Wenn wir mehr Whisky und Lachs auf einem für uns so wichtigen Markt verkaufen können, dann sollten wir solche Möglichkeiten ausloten.” jd
08.07. – 12.07.2024 / Deutschland
Sommertour “Die Kraft unseres Landes”
Bundesminister Cem Özdemir widmet sich in seiner Sommertour unter dem Titel “Die Kraft unseres Landes” den ländlichen Räumen und ihren vielfältigen Chancen und Potenzialen.
Auf der Sommertour wird der für die ländlichen Räume zuständige Bundesminister vor Ort mit Unternehmen aus Mittelstand und Handwerk ins Gespräch kommen, genauso wie mit ehrenamtlich Engagierten und Initiativen, die allesamt für ihre Region stehen, diese prägen und gestalten. INFO
15.07.2024 / Europäischer Rat Brüssel
Tagung Rat für Landwirtschaft und Fischerei
Die Tagesordnungspunkte umfassen die Vorstellung des Arbeitsprogramms des ungarischen Vorsitzes, die Klärung handelsbezogene Agrarfragen und die Auseinandersetzung mit der Verbesserung der langfristigen Lebensfähigkeit ländlicher Gebiete. VORLÄUFIGE TAGESORDNUNG
18.07.2024 – 14.00 – 16.30 Uhr / online
Seminar Wie sieht ein geeignetes Biosicherheitskonzept für meinen Schweinebestand aus?
Ein betriebliches Biosicherheitskonzept verringert das Risiko eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest im Hausschweinebestand erheblich. Zudem bildet es die Grundlage für das Offenhalten von Vermarktungswegen im Seuchenfall. Die Landwirtschaftskammer NRW lädt im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl zu einer Online-Veranstaltung ein. Erneut am 20.08.2024 von 18.00 bis 20:30.
Programm:
– Konsequenzen eines ASP-Ausbruchs für Landwirte und Wirtschaft,
– Der Schweinehalter als Unternehmer im neuen Tiergesundheitsrecht
– Biosicherheitskonzept Schwein am Beispiel Niedersachsen
– Biosicherheit – Ein gemeinsames Ziel für Tierhalter und Veterinäramt INFO & ANMELDUNG
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern, bei dem wir erneut etwa 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in einem geschützten Raum zusammenbringen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte:
Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. Neben informativen Vorträgen bietet das Forum zahlreiche Gelegenheiten zum persönlichen Austausch, unter anderem bei der Abendveranstaltung. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Gipfel 25. European Foodservice Summit
Schließen Sie sich mehr als 200 Führungskräften führender Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern an und werden Sie Teil dieser exklusiven Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Seien Sie dabei, wenn internationale Vordenker und Branchenexperten die Bühne betreten, um aktuelle Marktforschungsergebnisse mitzuteilen und Geschäftsstrategien und Chancen zu diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. Begleiten Sie uns ins “PLACE TO BE FOURTY FOUR” nach Düsseldorf und finden Sie heraus, wie Innovationen im Lebensmittel- und Getränkesektor heutzutage vorangetrieben werden. INFO
Nature Studie: Aerosolische Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 unwahrscheinlich
Forschende der University of Wisconsin-Madison haben erste Ergebnisse zum Infektionsverhalten und der Übertragbarkeit des Vogelgrippevirus H5N1 veröffentlicht. Das Virus verbreitet sich seit Ende März in Milchkuhherden in den USA. Aktuell sind 138 Herden in zwölf US-Bundesstaaten von H5N1-Infektionen betroffen und ein vierter Farmarbeiter hat sich infiziert. Es wird befürchtet, dass das Virus wiederholt auf den Menschen überspringen und sich schließlich auch von Mensch zu Mensch übertragen könnte. Letzteres ist bisher nicht festgestellt worden. Die Forschenden testeten in Versuchen an Mäusen und Frettchen, wie sich das Virus überträgt und ob dies auch durch Tröpfcheninfektion der Atemwege möglich ist. Als Resultat ergab sich, dass es dem aus Kühen extrahierten Virus möglicherweise gelingen könnte, sich an Zellen der oberen Atemwege des Menschen zu binden. Prof. Stephan Ludwig, Direktor am Institut für Molekulare Virologie an der Universität Münster bewertet das Risiko für eine Übertragung auf den Menschen als gering. Dennoch stellt er fest: “Die Daten aus dem Frettchenmodell, dem Goldstandard für die Untersuchung aerosolischer Übertragung von Grippeviren, deuten zwar auf eine sehr ineffiziente Übertragung von Tier zu Tier hin, zeigen aber, dass dieser Infektionsweg prinzipiell möglich ist.” Zur Studie
Topagrar: Ampel legt Streit zum Haushalt 2025 bei – Agrarbudget weitgehend stabil
Die Ampel-Koalition hat sich auf einen Bundeshaushalt für 2025 geeinigt. Der Agraretat des BMEL soll weitgehend stabil bleiben und sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres befinden. Wichtige Programme wie die “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” und der Umbau der Tierhaltung behalten ihre finanzielle Ausstattung. Özdemir zeigt sich zufrieden: “Das ist angesichts der strikten Sparvorgaben ein Riesenerfolg, auf den ich stolz bin”. Stabile Budgets für die Unterstützung ländlicher Räume seien wichtig, um Planungssicherheit zu schaffen. Konkrete Zahlen werden nach dem Kabinettsbeschluss am 17. Juli veröffentlicht. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: Koalition peitscht UTP-Reform durch
Die Ampel-Koalition hat die erste Novelle des Gesetzes gegen “unfaire Handelspraktiken” (UTP) im Eiltempo im Bundestag verabschiedet. Es wird keine Generalklausel gegen “unfaire Handelspraktiken” geben. Die Umsatzschwellen zur Festlegung des Anwendungsbereichs der UTP-Regeln bleiben unverändert. Ein “Umgehungsverbot” referenziert anstelle der Generalklausel auf bestehende UTP-Verbote. Die Verbote, Retouren- oder Lagerkosten auf Lieferanten abzuwälzen, werden dagegen entschärft. Des Weiteren wird eine Vorteilsabschöpfung in das AgrarOLkG eingeführt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat damit die Befugnis, künftig die Rückerstattungen von finanziellen Vorteilen anzuordnen, welche durch unfaire Praktiken erlangt wurden. Der Einfluss des Kartellamts auf die BLE reduziert sich auf eine Informationspflicht. Zum Artikel
Schon als kleines Mädchen sammelte Tina Andres, die heutige Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Kellerasseln in ihrer Jackentasche. Und obwohl Biologie ihr schlechtestes Schulfach war, wählte sie es an der Universität. “Ich hatte schon immer eine enge Bindung zur Natur. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mir mal nicht wehgetan hat, wie wir mit unserer natürlichen Lebenswelt umgehen. Da dachte ich, ich muss verstehen, wovon ich rede”, erinnert sich die heute 53-Jährige.
Nach ihrem Diplom entschied sie: “Forschen reicht mir nicht, ich muss etwas bewegen.” Die Biologin wechselte in den Handel – zu Landwege in Lübeck, einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft und Genossenschaft, die Bio-Lebensmittel von 30 lokalen Betrieben mit insgesamt über 150 Mitarbeitern an Kunden vor Ort verkauft. “Uns geht es um mehr als reines Wirtschaften. Wir arbeiten solidarisch, transformativ und sozial-ökologisch“, erklärt Andres stolz. Hier kann sie selbst die Veränderungen vorantreiben, die sie sich erhofft – trotz der Politik, wie sie betont. Denn finanzielle Förderungen oder andere Hilfen von öffentlicher Seite gab es nie.
Vor zwei Jahren folgte sie dem Ruf in den Vorsitz des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der landwirtschaftliche Erzeuger, Verarbeiter und Händler biologischer Lebensmittel politisch vertritt und in seinen Reihen unter anderem Bioland und Demeter vereint. Hier im BÖLW kann Andres nicht mehr trotz, sondern mit der Politik anpacken, erklärt sie. Mehrmals im Monat reist sie nach Berlin zu Treffen mit Interessengruppen und Politikern oder zu Diskussionsrunden.
“Mama, wieso musst du denn schon wieder wegfahren”, beschwerte sich kürzlich ihr neunjähriger Sohn. Sein Bruder (zwölf) argumentierte dann: “Damit wir auch später noch was zu essen haben auf diesem Planeten”. Damit hat er ihren Job gut auf den Punkt gebracht, findet Andres. “Es geht mir bei meiner Arbeit auch sehr um meine Kinder. Der Gestaltungsspielraum, den wir haben, wird enger, und die Zeit tickt. Ich empfinde da eben eine Verantwortung, auch für sie.”
“Bio” assoziieren viele mit einem Lebensmittelsiegel. Andres denkt größer: Für sie sei Bio ein anderes Leben, eine andere Gesellschaft. Mehr Bio hieße nachhaltigeres Wirtschaften, weniger CO₂-Emissionen, weniger Artensterben, gesündere Endverbraucher. Dafür brauche es unter anderem Bildung, Anpassungen im Steuer- und Preissystem – und eine große Kraftanstrengung vieler politischer Ressorts, sagt Andres.
Aktuell bereitet ihr vor allem Sorge, dass sich viele Kunden Bio nicht leisten können. “Bio-Unternehmen sind in einer ständigen Konkurrenzklemme mit Unternehmen, die die Ressourcen fröhlich ausbeuten.” Die Kosten würden dabei vergesellschaftet, die Profite privatisiert. “Wir Bio-Betriebe schützen die Umwelt und müssen dafür konkurrenzlos teure Produkte anbieten”, so Andres. Hier reicht in ihren Augen keine finanzielle Förderung von Bio-Produkten. “Es geht um die Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweise“, erklärt sie. “Es ist zutiefst undemokratisch und unsozial, vom Verbraucher zu erwarten, dass er freiwillig die Ernährungswende doppelt bezahlt, mit seinen Steuergeldern und beim Lebensmitteleinkauf.”
Ihren persönlichen Lebensstil beschreibt Tina Andres als “Ganz oder gar nicht” – genauer gesagt: “Ich bin der Typ ganz”. Bei ihr kommt ausschließlich Bio auf den Tisch, außerdem isst sie regional und saisonal und vor allem pflanzlich. Lebensmittelabfälle wirft die Familie nicht in den Müll, sondern zu den Hühnern im Garten, deren Eier und Fleisch sie essen. Statt Auto fährt sie Bahn oder Rad. “Ich empfinde nichts davon als Zumutung, es ist nur anders”, betont Andres. “Menschen brauchen gerade jede Menge Ermutigung, anders zu leben. Es gibt dieses Verharren und den Widerstand gegen Veränderung in der Diskussion. Aber die große Mehrheit der Menschen hängt weder dem einen noch dem anderen Extrem an – und die gilt es, zu bewegen.”
Dass sie dafür BÖLW-Vorsitz, Landwege-Vorstand und Familie jonglieren muss und sich bei ihrem Engagement mit vielen Problemen befasst, nimmt sie in Kauf: “Ich empfinde das nicht als belastend. Ohnmacht ist belastend. Der kann man mit der eigenen Aktivität etwas entgegensetzen. Ich muss es zumindest versuchen.” Sophie Schädel
im politischen Berlin haben die Ampel-Fraktionen am vergangenen Freitag die Novelle des AgrarOLkG beschlossen. Die Überarbeitung stößt im Detail auf wenig Gegenliebe in der Agrarbranche. “Die geplanten Änderungen greifen viel zu kurz und sind enttäuschend”, kritisierte DRV-Geschäftsführerin Birgit Buth.
Das Machtgefälle zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel zu thematisieren, ist in der Politik populär. Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte im Januar 2020: “Ich kann den Ärger der Bauern verstehen. Es ist wie David gegen Goliath, wenn Bauern mit dem Handel verhandeln.” Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssten, könne sie “beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen”.
Solidarisch mit den Bauern zeigte sich auch der frisch gebackene Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Dezember 2021: “Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima.”
Dieser Geist ist spätestens mit den EU-weiten Bauernprotesten nun auch in Brüssel und Straßburg angekommen. Zur neuen Legislatur sind sich Konservative, Liberale, Sozialdemokraten und Grüne einig, die Marktmacht der Landwirte zu stärken, wie meine Brüsseler Kollegin Julia Dahm berichtet.
Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!
Die Ampel will das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) deutlich abschwächen: Zwei Drittel der bisher erfassten Unternehmen würden ab Anfang 2025 nicht mehr darunterfallen, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner am Freitag. Damit wären weniger als tausend Unternehmen betroffen. Zudem können Unternehmen selbst entscheiden, ob sie die ursprünglich im LkSG vorgeschriebenen Risikoberichte verfassen oder nicht. Wenn Unternehmen keine Berichte verfassten, werde dies “nicht sanktioniert”, erfuhr Table.Briefings aus Regierungskreisen.
In diesem Punkt hatte die Bundesregierung bereits zuvor das LkSG abgeschwächt. Bis zur Einführung der europäischen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) sollen die Unternehmen weiter selbst entscheiden können, ob sie freiwillig berichten oder nicht. Dabei haben sie die Wahl, ob sie dies nach dem LkSG oder der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) machen. Lindner sprach mit Blick auf die Unternehmen von einer “deutlichen Entlastung bei den Bürokratiekosten”. Andere Regierungsvertreter sprechen von einer Entlastung mittelständischer Unternehmen vor “überschießenden nationalen Regeln”.
Nachdem die EU am heutigen Freitag die CSDDD im Amtsblatt veröffentlicht hat, tritt sie in 20 Tagen in Kraft. Für die Umsetzung der Richtlinie haben die 27 EU-Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit. Die Bundesregierung will sich beeilen: Noch in dieser Legislaturperiode, also bis Herbst nächsten Jahres, soll die Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt werden, “so bürokratiearm wie möglich”, heißt es.
Außerdem will die Bundesregierung verhindern, dass die CSDDD für deutsche Unternehmen früher gilt als für Unternehmen aus anderen EU-Ländern. Die CSDDD werde bis zum “europarechtlich spätmöglichsten Zeitpunkt umgesetzt”, sagte Lindner. Konkret bedeutet dies laut einer Sprecherin des Bundesjustizministeriums:
Zudem will die Bundesregierung festlegen, welche Informationen große Unternehmen von kleinen und mittelständischen Firmen abfragen dürfen. “Wir werden verbindliche Standards festlegen”, teilte eine BMJ-Sprecherin auf Table.Briefings-Anfrage mit. Auf diese Weise wolle man vielen kleinen Unternehmen, “die nur nachgelagert betroffen sind, spürbare Erleichterung verschaffen”.
Bislang reichen viele Unternehmen ihre Verpflichtungen an Lieferanten weiter, obwohl dies das LkSG untersagt. Die europäische Richtlinie ist hier noch deutlicher. Trotzdem akzeptierten viele Zulieferer die Vorgaben ihrer großen Auftraggeber, oft aus Angst, Aufträge zu verlieren.
Kritik an dem Vorgehen der Ampel kommt von der Initiative Lieferkettengesetz. “Wir kritisieren scharf die angekündigte Einschränkung des deutschen Lieferkettengesetzes auf nur noch ein Drittel der betroffenen Unternehmen”, sagte Heike Drillisch. Damit knicke die Bundesregierung vor den Wirtschaftsverbänden ein. Zufrieden ist das zivilgesellschaftliche Bündnis, hinter dem rund 130 Organisationen stehen, mit der anvisierten schnellen Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes. “Die Umsetzung muss allerdings europarechtskonform und ambitioniert erfolgen”, heißt es. Bestehende nationale Schutzstandards aus dem deutschen Gesetz dürften nicht abgesenkt werden.
Das Lieferkettengesetz “soll massiv aufgeweicht werden”, kritisierte der Wirtschaftsweise Armin Truger auf X. Dass dadurch Menschenrechte in Entwicklungsländern gegen angeblichen Bürokratieabbau ausgespielt werden, “ist ein Erfolg für einige Lobbyisten und wahrlich kein Ruhmesblatt für die Koalition!” Der BDA sah sich aufgrund vieler Anfragen außerstande, auf Anfrage von Table.Briefings zu antworten. Gesamtmetall antwortete ebenfalls nicht. Beide Verbände hatten zuvor massive Kritik sowohl an dem LkSG als auch an der CSDDD geäußert.
Entschiedene Befürworter des LkSG in der Bundesregierung sagten Table.Briefings hinter vorgehaltener Hand, dass die Zahl der Abgeordneten in den Ampelfraktionen, denen das Lieferkettengesetz ein Anliegen sei, gesunken sei. Allerdings ist der Schutz von Menschen in den Lieferketten gegen Menschen- und Umweltrechtsverletzungen weiter ein Anliegen für viele Bürger. Bei einer Umfrage sprachen sich im Februar noch zwei Drittel der Befragten in Deutschland für ein europäisches Lieferkettengesetz aus.
Erst vor kurzem hat die neue neuseeländische Regierung angekündigt, in ihrem ersten Haushalt Mittel für die Klimapolitik in Höhe von 3,7 Milliarden neuseeländische Dollar zu kürzen. Nun hat sie auch erklärt, sie werde zwei der wichtigsten Initiativen ihrer Vorgängerin zur Emissionsreduzierung aufgeben:
In der gleichen Woche, in der die Aufhebung des Verbots neuer Offshore-Suchen nach Erdöl- und Erdgas bekannt gegeben wurde, gab es auch beim Klimaschutz in der Landwirtschaft eine drastische Veränderung. Landwirtschaftsminister Todd McClay und Klimaminister Simon Watts kündigten eine Änderung des neuseeländischen Zero Carbon Act an: Sie wollen eine Vorgabe abschaffen, nach der die Landwirtschaft spätestens 2025 in das neuseeländische Emissionshandelssystem (NZETS) aufgenommen werden muss.
Das NZETS gilt bisher für alle Sektoren außer der Landwirtschaft. Nach langen Verhandlungen wurde 2019 eine Vereinbarung getroffen, die Emissionen aus der Viehhaltung bis spätestens 2025 zu bepreisen. Allerdings kamen im Lauf der Zeit sowohl die Regierung als auch der Landwirtschaftssektor zu dem Schluss, dass das NZETS nicht das beste Instrument dafür sei. Stattdessen entwickelten sie einen maßgeschneiderten Preisplan, der bis 2030 eine Abgabe von nur 0,09 neuseeländischen Dollar pro Kilo Lammfleisch und einen halben Cent pro Liter Milch vorsieht – die Beträge würden im Laufe der Zeit steigen. Die Frist bis 2025 für den Beitritt zum NZETS sollte als “Backstop” sicherstellen, dass sich der Sektor auf die Form des maßgeschneiderten Preisbildungssystems einigt.
Umweltschützer kritisierten diesen Plan wegen seines mangelnden Ehrgeizes. Zugleich begann auch der Branchenkonsens zu bröckeln: Die Führung der landwirtschaftlichen Lobbygruppen hatte übersehen, dass ihre Basis immer noch mehrheitlich gegen einen Emissionspreis war. Und sie nahmen an, dass sie unter einer Mitte-Rechts-Regierung nach den Wahlen 2023 ein besseres Ergebnis erzielen könnten. Und tatsächlich hat die neue Regierung auch versprochen, das maßgeschneiderte Preissystem zu überarbeiten und bis 2030 umzusetzen. Gleichzeitig hat sie den NZETS-Backstop aufgehoben, es fehlt also ein Druckmittel.
Damit sind zum dritten Mal Pläne zur Bepreisung von landwirtschaftlichen Emissionen in Neuseeland gescheitert. 2004 hatte die Industrie erfolgreich einen Plan für eine Kohlenstoffsteuer abgewehrt. 2013 strich eine frühere Mitte-Rechts-Regierung die Frist für den Beitritt zum NZETS im Jahr 2013.
Darüber hinaus erklärte Landwirtschaftsminister McClay am 27. Juni, dass die Regierung die neuseeländischen Methanziele abschwächen werde. Damit würde sie sich über die Empfehlungen der unabhängigen Kommission für Klimawandel hinwegsetzen. Die bestehenden Methanziele wurden in Übereinstimmung mit den Pfaden aus dem IPCC-Sonderbericht zu 1,5 Grad festgelegt und sehen vor,
Die Regierung hat nun eine separate Prüfung in Auftrag gegeben, die zeigen soll, wie die Ziele aussehen würden, wenn sie nur “keine zusätzliche Erwärmung” durch die Landwirtschaft nach 2017 erreichen sollten. Das würde die bisherige Erwärmung aus dem Agrarsektor “einfrieren” – von der Landwirtschaft würde nur eine Reduzierung verlangt, die ausreichen würde, um ihren Beitrag zur Erwärmung konstant zu halten. Der bisherige Ansatz hingegen sah vor, dass die Methanreduktion zu einer Abkühlung des Planeten beitragen soll.
Die neuseeländische Kommission für Klimawandel hat erklärt, dass der neue Ansatz zu höheren Emissionen führen würde. Und die Zahlen des IPCC deuten darauf hin, dass die bisherigen ehrgeizigen Methanziele mehr als halbiert werden könnten, wenn der Ansatz “keine zusätzliche Erwärmung” gewählt wird. McClay erklärte kürzlich, die Regierung werde die Ziele des Überprüfungsgremiums annehmen – auch wenn sie im Widerspruch zu den Empfehlungen der Klimakommission stünden.
Die vier europäischen Fraktionen, auf deren Unterstützung Ursula von der Leyen für ihre Wiederwahl als EU-Kommissionspräsidentin hofft, decken ein breites politisches Spektrum ab: von der konservativen EVP und der liberalen Renew über die sozialdemokratische S&D bis hin zu den Grünen. Im Agrifood-Bereich haben ihre politischen Forderungen für die neue Legislatur aber im Nachgang der europaweiten Bauernproteste eines gemeinsam: Sie alle wollen die Marktmacht der Landwirte stärken. Damit zeichnet sich ab, dass die Stärkung der Marktmacht zu einem der dominierenden agrar- und ernährungspolitischen Themen der neuen Legislaturperiode werden dürfte – zumal die Fraktionen in die gleiche Kerbe schlagen wie bereits EU-Kommission und Mitgliedstaaten.
Man wolle die Position der Bauern in der Lebensmittellieferkette verbessern, heißt es im Fünf-Punkte-Plan der EVP von Ende vergangener Woche. Die S&D spricht in ihren Schlüsselforderungen davon, durch “faire Preise die Lebensbedingungen der Landwirte zu verbessern”, und fordert ein Rahmengesetz für den Agrar- und Lebensmittelbereich, das unter anderem die “Regulierung der Wertschöpfungsketten” sowie unfaire Handelspraktiken in den Blick nehmen soll.
Die Renew-Fraktion hat ihre Forderungen bisher nicht öffentlich gemacht, in geleakten Entwürfen wird ein “gerechtes und angemessenes Einkommen” für Landwirte gefordert. Die Ideen dazu tragen den Stempel Emmanuel Macrons und seiner französischen Liberalen: Man wolle ein europäisches Gesetz erlassen, das “das Machtgleichgewicht zwischen Herstellern und Einzelhändlern wiederherstellt“. Macron hatte eine europäische Version des französischen Egalim-Gesetzes gefordert. Die Grünen haben bislang kein Forderungspapier geschrieben. Vertreter der Fraktion haben seit Anfang des Jahres aber immer wieder betont, die Antwort auf die Bauernproteste müsse darin bestehen, faire Erzeugerpreise sicherzustellen.
Sowohl die EU-Agrarminister als auch die Staats- und Regierungschefs hatten zuletzt in Strategiedokumenten für die neue Legislaturperiode betont, die Stellung der Erzeuger in der Lieferkette verbessern zu wollen. Und die Europäische Kommission hatte im Zuge ihrer Antwort auf die Bauernproteste bereits im März einen Fahrplan für Initiativen zum Thema erstellt.
Ein dort ursprünglich für Juni eingeplanter Änderungsvorschlag zur Gemeinsamen Marktordnung (GMO), mit dem Erzeugergemeinschaften gestärkt werden sollen, hat sich verzögert und soll dem Vernehmen nach nun im September kommen. Ebenfalls für den Herbst ist ein Gesetzesvorschlag zur grenzüberschreitenden Ahndung unlauterer Handelspraktiken eingeplant – auch diese Forderung war vor allem aus Frankreich laut geworden. Und im kommenden Jahr wird ein umfassender Evaluierungsbericht zur EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken erwartet, auf den, wenn nötig, eine Überarbeitung derselben folgen soll. jd
Die Europäische Kommission hat einen neuen, nachgeschärften Vorschlag zu Rückständen des Insektenschutzmittels Thiacloprid auf Lebensmitteln aus Drittstaaten vorgelegt. Sie geht damit auf die Forderung des Europäischen Parlaments ein, nachweisbare Rückstände des in der EU verbotenen Neonikotinoids auch auf Importprodukten zu verbieten. Am Donnerstag sollen die Vertreter der Mitgliedstaaten im zuständigen Komitee über den neuen Vorschlag abstimmen.
Ursprünglich hatte die Brüsseler Behörde vorgeschlagen, für eine ganze Reihe von Importprodukten, darunter mehrere Obst- und Gemüsesorten, Kartoffeln, Reis und Weizen, weiter Thiacloprid-Rückstände zuzulassen. Sie berief sich dabei auf eine Bewertung der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die bei den meisten untersuchten Erzeugnissen kein Gesundheitsrisiko für Verbraucher durch Thiacloprid-Rückstände in Lebensmitteln feststellen konnte.
Im neuen Vorschlag macht sich die Kommission stattdessen die Argumentation des Parlaments zur Äquivalenz zwischen heimischen und Importregeln zu eigen: Weil Thiacloprid in der EU nicht mehr in Pflanzenschutzmitteln zugelassen sei, sei es “angemessen”, auch für Importe nicht länger Rückstände zu erlauben, heißt es dort. jd
Nach 14 Amtsjahren der konservativen “Tories” hat Großbritannien wieder eine Labour-Regierung. Neuer Agrar- und Umweltminister ist Steve Reed, der bisherige Schattenagrarminister seiner Partei, der allerdings eher Erfahrung in der Kommunal- und Justizpolitik hat. Die britischen Landwirte blicken mit gemischten Gefühlen auf den Regierungswechsel. “Sorge bereitet uns, dass die Labour-Partei kaum etwas dazu gesagt hat, wie das künftige Agrarbudget aussehen soll”, sagt Alexander Kinnear vom nordirischen Bauernverband UFU zu Table.Briefings. Seit dem Brexit hat Großbritannien statt der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) sein eigenes Subventionsprogramm für die Landwirtschaft. Es umfasst derzeit in England etwa 2,33 Milliarden Pfund (2,75 Milliarden Euro) jährlich, in Nordirland knapp 330 Millionen Pfund (390 Millionen Euro).
Für die genaue inhaltliche Ausgestaltung sind die einzelnen Landesteile verantwortlich. Das Gesamtbudget wird zentral in London festgelegt – allerdings nur bis zum Ende des laufenden Parlamentsmandats. “Die GAP wird jeweils für sieben Jahre festgelegt – wir dagegen sind völlig im Unklaren darüber, was nach einem Regierungswechsel geschieht“, bemängelt Kinnear. Die UFU fordert im Sinne der Planungssicherheit, das Förderbudget für einen Zeitraum von zehn Jahren festzuschreiben. Zudem wünscht sie sich – genauso wie die NFU, die Landwirte in England und Wales vertritt – eine Aufstockung der Subventionen, um die Inflation sowie zusätzliche Umwelt- und Klimaleistungen auszugleichen. Das Labour-Wahlprogramm bleibt dazu vage. Man wolle das Subventionsprogramm effektiver gestalten und Produktionsförderung besser mit Umweltschutz verbinden, hatten Agrarpolitiker der Partei in den letzten Monaten betont, ohne sich aber über den Umfang der Zahlungen zu äußern.
Hoffnungsvoll blicken die Bauernvertreter, vor allem in Nordirland, dagegen auf die künftigen Beziehungen zur EU. “Wir nordirischen Landwirte sind darauf angewiesen, dass sowohl mit der Republik Irland und der restlichen EU, als auch mit Großbritannien der Handel funktioniert”, betont Kinnear. Die Labour-Partei hatte Ende letzten Jahres angekündigt, nach einer Regierungsübernahme ein Veterinärabkommen mit der EU auszuhandeln, um Standards in dem Bereich anzugleichen. Kinnear erleichtert das: Ohne eine solche Harmonisierung könne die Versorgung mit Tierarzneimitteln in Nordirland in Zukunft gefährdet sein, weil unterschiedliche Standards Importen im Weg stünden.
Ein Harmonisierungsabkommen mit der EU fordert die UFU auch zu gesundheits- und pflanzenschutzrechtlichen Standards (SPSS), um den Agrarhandel zu erleichtern. Hierzu hat sich die neue Regierungspartei noch nicht geäußert. Insgesamt sei man in Nordirland aber optimistisch, dass Labour die Beziehungen zwischen London und Brüssel in harmonischere Bahnen lenken werde, meint Kinnear. Der neue britische Handelsminister Jonathan Reynolds hat sich bereits in diese Richtung geäußert. Über den Handel mit der EU sagte er dem Sender Sky News: “Wenn wir mehr Whisky und Lachs auf einem für uns so wichtigen Markt verkaufen können, dann sollten wir solche Möglichkeiten ausloten.” jd
08.07. – 12.07.2024 / Deutschland
Sommertour “Die Kraft unseres Landes”
Bundesminister Cem Özdemir widmet sich in seiner Sommertour unter dem Titel “Die Kraft unseres Landes” den ländlichen Räumen und ihren vielfältigen Chancen und Potenzialen.
Auf der Sommertour wird der für die ländlichen Räume zuständige Bundesminister vor Ort mit Unternehmen aus Mittelstand und Handwerk ins Gespräch kommen, genauso wie mit ehrenamtlich Engagierten und Initiativen, die allesamt für ihre Region stehen, diese prägen und gestalten. INFO
15.07.2024 / Europäischer Rat Brüssel
Tagung Rat für Landwirtschaft und Fischerei
Die Tagesordnungspunkte umfassen die Vorstellung des Arbeitsprogramms des ungarischen Vorsitzes, die Klärung handelsbezogene Agrarfragen und die Auseinandersetzung mit der Verbesserung der langfristigen Lebensfähigkeit ländlicher Gebiete. VORLÄUFIGE TAGESORDNUNG
18.07.2024 – 14.00 – 16.30 Uhr / online
Seminar Wie sieht ein geeignetes Biosicherheitskonzept für meinen Schweinebestand aus?
Ein betriebliches Biosicherheitskonzept verringert das Risiko eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest im Hausschweinebestand erheblich. Zudem bildet es die Grundlage für das Offenhalten von Vermarktungswegen im Seuchenfall. Die Landwirtschaftskammer NRW lädt im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl zu einer Online-Veranstaltung ein. Erneut am 20.08.2024 von 18.00 bis 20:30.
Programm:
– Konsequenzen eines ASP-Ausbruchs für Landwirte und Wirtschaft,
– Der Schweinehalter als Unternehmer im neuen Tiergesundheitsrecht
– Biosicherheitskonzept Schwein am Beispiel Niedersachsen
– Biosicherheit – Ein gemeinsames Ziel für Tierhalter und Veterinäramt INFO & ANMELDUNG
29.08.2024 – 08:30 – 17:00 Uhr / Hof Schlamann in Lengerich
Messe Agri Idea Sprout
Das Ziel ist es, gemeinsam holistische Lösungsansätze zu entwickeln, um die Herausforderungen der Agrarwirtschaft anzugehen und neue Wege für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Entwicklung zu ebnen. Das Format integriert interaktive Open Sessions zu verschiedenen Themenfeldern wie Agrartechnologien, Energiesysteme, Kreislaufwirtschaft und alternative Geschäftsmodelle. Gepaart mit inspirierenden Keynotes und Networking-Möglichkeiten fördert die Agri Idea Sprout spannende Impulse und intensiviert den Austausch zwischen relevanten Stakeholdern. INFO
04.09. – 06.09.2024 / Wir bauen Zukunft, Mecklenburg-Vorpommern
Festival Farm-Food-Climate Festival
Das Farm-Food-Climate Festival auf dem Gelände von “Wir bauen Zukunft” in Mecklenburg-Vorpommern, bei dem wir erneut etwa 250 Changemaker:innen und Akteur:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette in einem geschützten Raum zusammenbringen, um die Ernährungs- und Landwirtschaft in eine lebenswerte Zukunft steuern.
Themenschwerpunkte:
Verwaltungsstrukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, zukunftsfähige Anbauformen und Betriebszweige, konstruktive und verbindende Narrative, Wertschaffung in resilienten Landschaften, Gestaltungskraft des Lebensmitteleinzelhandels, öffentlich und private Finanzmittel für die Transformation INFO
12.09.2024 / Köln
Forum EHI Handelsgastronomie Forum 2024
Im Mittelpunkt des EHI Handelsgastronomie Forum stehen aktuelle Marktdaten aus Sicht des Handels und der Konsumierenden, Best Practice-Beispiele aus der Handels- und Gastronomiebranche, sowie die neuesten Trends auf internationalen Märkten und in möglichen Wachstumsfeldern. Darüber hinaus werden Themen wie Künstliche Intelligenz, die neue EU-Verpackungsverordnung und Recruiting diskutiert. Neben informativen Vorträgen bietet das Forum zahlreiche Gelegenheiten zum persönlichen Austausch, unter anderem bei der Abendveranstaltung. INFO
13.09. – 15.09.2024
Deutsche Waldtage 2024 Wald und WIssen
Sie sind eingeladen, sich mit einer Veranstaltung an dem Wochenende vom 13. bis 15. September zu beteiligen. Vernetzen Sie sich mit lokalen Akteuren und planen Sie zum Motto “Wald und Wissen” gemeinsam Veranstaltungen. INFO
18.09.2024 / Amsterdam
Gipfel 25. European Foodservice Summit
Schließen Sie sich mehr als 200 Führungskräften führender Restaurantketten und Zulieferer aus über 20 Ländern an und werden Sie Teil dieser exklusiven Konferenz für die internationale professionelle Gastronomie. Im Rampenlicht stehen Referenten aus ganz Europa, die wertvolle Einblicke in verschiedene Märkte bieten. Seien Sie dabei, wenn internationale Vordenker und Branchenexperten die Bühne betreten, um aktuelle Marktforschungsergebnisse mitzuteilen und Geschäftsstrategien und Chancen zu diskutieren. INFO
25.09.2024 / Düsseldorf
Summit LZ Food & Beverage Innovation Day
Wie etablieren sich neue Trends? Ernährungsgewohnheiten wandeln sich stetig und werden vor allem durch junge Konsumierende beeinflusst. Wie aus einem temporären Hype von heute langfristiger Erfolg im Markt entstehen kann, diskutieren wir exklusiv auf dem LZ Food & Beverage Innovation Day. Begleiten Sie uns ins “PLACE TO BE FOURTY FOUR” nach Düsseldorf und finden Sie heraus, wie Innovationen im Lebensmittel- und Getränkesektor heutzutage vorangetrieben werden. INFO
Nature Studie: Aerosolische Übertragung des Vogelgrippevirus H5N1 unwahrscheinlich
Forschende der University of Wisconsin-Madison haben erste Ergebnisse zum Infektionsverhalten und der Übertragbarkeit des Vogelgrippevirus H5N1 veröffentlicht. Das Virus verbreitet sich seit Ende März in Milchkuhherden in den USA. Aktuell sind 138 Herden in zwölf US-Bundesstaaten von H5N1-Infektionen betroffen und ein vierter Farmarbeiter hat sich infiziert. Es wird befürchtet, dass das Virus wiederholt auf den Menschen überspringen und sich schließlich auch von Mensch zu Mensch übertragen könnte. Letzteres ist bisher nicht festgestellt worden. Die Forschenden testeten in Versuchen an Mäusen und Frettchen, wie sich das Virus überträgt und ob dies auch durch Tröpfcheninfektion der Atemwege möglich ist. Als Resultat ergab sich, dass es dem aus Kühen extrahierten Virus möglicherweise gelingen könnte, sich an Zellen der oberen Atemwege des Menschen zu binden. Prof. Stephan Ludwig, Direktor am Institut für Molekulare Virologie an der Universität Münster bewertet das Risiko für eine Übertragung auf den Menschen als gering. Dennoch stellt er fest: “Die Daten aus dem Frettchenmodell, dem Goldstandard für die Untersuchung aerosolischer Übertragung von Grippeviren, deuten zwar auf eine sehr ineffiziente Übertragung von Tier zu Tier hin, zeigen aber, dass dieser Infektionsweg prinzipiell möglich ist.” Zur Studie
Topagrar: Ampel legt Streit zum Haushalt 2025 bei – Agrarbudget weitgehend stabil
Die Ampel-Koalition hat sich auf einen Bundeshaushalt für 2025 geeinigt. Der Agraretat des BMEL soll weitgehend stabil bleiben und sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres befinden. Wichtige Programme wie die “Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” und der Umbau der Tierhaltung behalten ihre finanzielle Ausstattung. Özdemir zeigt sich zufrieden: “Das ist angesichts der strikten Sparvorgaben ein Riesenerfolg, auf den ich stolz bin”. Stabile Budgets für die Unterstützung ländlicher Räume seien wichtig, um Planungssicherheit zu schaffen. Konkrete Zahlen werden nach dem Kabinettsbeschluss am 17. Juli veröffentlicht. Zum Artikel
Lebensmittelzeitung: Koalition peitscht UTP-Reform durch
Die Ampel-Koalition hat die erste Novelle des Gesetzes gegen “unfaire Handelspraktiken” (UTP) im Eiltempo im Bundestag verabschiedet. Es wird keine Generalklausel gegen “unfaire Handelspraktiken” geben. Die Umsatzschwellen zur Festlegung des Anwendungsbereichs der UTP-Regeln bleiben unverändert. Ein “Umgehungsverbot” referenziert anstelle der Generalklausel auf bestehende UTP-Verbote. Die Verbote, Retouren- oder Lagerkosten auf Lieferanten abzuwälzen, werden dagegen entschärft. Des Weiteren wird eine Vorteilsabschöpfung in das AgrarOLkG eingeführt. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat damit die Befugnis, künftig die Rückerstattungen von finanziellen Vorteilen anzuordnen, welche durch unfaire Praktiken erlangt wurden. Der Einfluss des Kartellamts auf die BLE reduziert sich auf eine Informationspflicht. Zum Artikel
Schon als kleines Mädchen sammelte Tina Andres, die heutige Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Kellerasseln in ihrer Jackentasche. Und obwohl Biologie ihr schlechtestes Schulfach war, wählte sie es an der Universität. “Ich hatte schon immer eine enge Bindung zur Natur. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mir mal nicht wehgetan hat, wie wir mit unserer natürlichen Lebenswelt umgehen. Da dachte ich, ich muss verstehen, wovon ich rede”, erinnert sich die heute 53-Jährige.
Nach ihrem Diplom entschied sie: “Forschen reicht mir nicht, ich muss etwas bewegen.” Die Biologin wechselte in den Handel – zu Landwege in Lübeck, einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft und Genossenschaft, die Bio-Lebensmittel von 30 lokalen Betrieben mit insgesamt über 150 Mitarbeitern an Kunden vor Ort verkauft. “Uns geht es um mehr als reines Wirtschaften. Wir arbeiten solidarisch, transformativ und sozial-ökologisch“, erklärt Andres stolz. Hier kann sie selbst die Veränderungen vorantreiben, die sie sich erhofft – trotz der Politik, wie sie betont. Denn finanzielle Förderungen oder andere Hilfen von öffentlicher Seite gab es nie.
Vor zwei Jahren folgte sie dem Ruf in den Vorsitz des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der landwirtschaftliche Erzeuger, Verarbeiter und Händler biologischer Lebensmittel politisch vertritt und in seinen Reihen unter anderem Bioland und Demeter vereint. Hier im BÖLW kann Andres nicht mehr trotz, sondern mit der Politik anpacken, erklärt sie. Mehrmals im Monat reist sie nach Berlin zu Treffen mit Interessengruppen und Politikern oder zu Diskussionsrunden.
“Mama, wieso musst du denn schon wieder wegfahren”, beschwerte sich kürzlich ihr neunjähriger Sohn. Sein Bruder (zwölf) argumentierte dann: “Damit wir auch später noch was zu essen haben auf diesem Planeten”. Damit hat er ihren Job gut auf den Punkt gebracht, findet Andres. “Es geht mir bei meiner Arbeit auch sehr um meine Kinder. Der Gestaltungsspielraum, den wir haben, wird enger, und die Zeit tickt. Ich empfinde da eben eine Verantwortung, auch für sie.”
“Bio” assoziieren viele mit einem Lebensmittelsiegel. Andres denkt größer: Für sie sei Bio ein anderes Leben, eine andere Gesellschaft. Mehr Bio hieße nachhaltigeres Wirtschaften, weniger CO₂-Emissionen, weniger Artensterben, gesündere Endverbraucher. Dafür brauche es unter anderem Bildung, Anpassungen im Steuer- und Preissystem – und eine große Kraftanstrengung vieler politischer Ressorts, sagt Andres.
Aktuell bereitet ihr vor allem Sorge, dass sich viele Kunden Bio nicht leisten können. “Bio-Unternehmen sind in einer ständigen Konkurrenzklemme mit Unternehmen, die die Ressourcen fröhlich ausbeuten.” Die Kosten würden dabei vergesellschaftet, die Profite privatisiert. “Wir Bio-Betriebe schützen die Umwelt und müssen dafür konkurrenzlos teure Produkte anbieten”, so Andres. Hier reicht in ihren Augen keine finanzielle Förderung von Bio-Produkten. “Es geht um die Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweise“, erklärt sie. “Es ist zutiefst undemokratisch und unsozial, vom Verbraucher zu erwarten, dass er freiwillig die Ernährungswende doppelt bezahlt, mit seinen Steuergeldern und beim Lebensmitteleinkauf.”
Ihren persönlichen Lebensstil beschreibt Tina Andres als “Ganz oder gar nicht” – genauer gesagt: “Ich bin der Typ ganz”. Bei ihr kommt ausschließlich Bio auf den Tisch, außerdem isst sie regional und saisonal und vor allem pflanzlich. Lebensmittelabfälle wirft die Familie nicht in den Müll, sondern zu den Hühnern im Garten, deren Eier und Fleisch sie essen. Statt Auto fährt sie Bahn oder Rad. “Ich empfinde nichts davon als Zumutung, es ist nur anders”, betont Andres. “Menschen brauchen gerade jede Menge Ermutigung, anders zu leben. Es gibt dieses Verharren und den Widerstand gegen Veränderung in der Diskussion. Aber die große Mehrheit der Menschen hängt weder dem einen noch dem anderen Extrem an – und die gilt es, zu bewegen.”
Dass sie dafür BÖLW-Vorsitz, Landwege-Vorstand und Familie jonglieren muss und sich bei ihrem Engagement mit vielen Problemen befasst, nimmt sie in Kauf: “Ich empfinde das nicht als belastend. Ohnmacht ist belastend. Der kann man mit der eigenen Aktivität etwas entgegensetzen. Ich muss es zumindest versuchen.” Sophie Schädel