Table.Briefing: Agrifood

BMEL-Anwärter Felßner zum Düngerecht + Frankreich sucht Mercosur-Gegner

Liebe Leserin, lieber Leser,

kurz bevor am Mittwoch die Ständigen Vertreter der EU-Länder in Brüssel über ihre Verhandlungsposition zu den Änderungen an der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) entscheiden, hat die Bundesregierung laut Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir noch keine abgestimmte Position dazu. Den Aufschub der Regeln unterstützt die Bundesregierung wie auch der Rat insgesamt. Doch die inhaltlichen Änderungen zur Einführung einer neuen Risikokategorie für Erzeugerländer, für die das Parlament zuletzt gestimmt hatte, schaue man sich bis Mittwoch noch an, sagte Özdemir am Rande des EU-Agrarrats am Montag.

Der EVP, die die zusätzlichen Änderungen eingebracht hatte, warf der Grünen-Politiker vor, “massive Verunsicherung” herbeizuführen. Weil das Parlament mit seiner Position nun vom Kommissionsvorschlag abweicht, den auch der Rat wortgleich übernehmen wollte, werden Trilogverhandlungen zwischen den Institutionen nötig. Ist das Änderungsgesetz nicht vor dem 30. Dezember unter Dach und Fach, tritt die Verordnung wie ursprünglich geplant bereits dann in Kraft. Vor allem Länder, die nicht von der vorgeschlagenen Null-Risiko-Kategorie profitieren dürften, müssen abwägen, ob sie sich aufgrund des Zeitdrucks den Forderungen des Parlaments beugen oder noch Einwände erheben.

Wir wünschen eine spannende Lektüre und eine erfolgreiche Woche!

Ihre
Julia Dahm
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Analyse

Mercosur: Frankreichs schwierige Suche nach Verbündeten

Das politische Spektrum in Frankreich ist zersplittert wie nie zuvor, doch zu einer Frage herrscht Konsens: dem EU-Mercosur-Handelsabkommen. Parteien quer durchs politische Spektrum sprechen ihre Unterstützung für die Landwirte aus, die eine Protestkampagne begonnen haben. Bis Mitte Dezember soll diese laut der Bauerngewerkschaft FNSEA andauern. Die Protestierenden fürchten eine regelrechte “Flut” von Fleisch aus Brasilien und Argentinien. Sie warnen vor “unlauterem Wettbewerb” durch Produkte, die nicht den “strengen Umwelt- und Gesundheitsstandards der EU” unterliegen.

Offen ist bei den Verhandlungen zwischen Brüssel und den vier Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) dem Vernehmen nach noch die Frage, wie die Einhaltung der Pariser Klimaziele im Handelsabkommen verankert werden soll. Während sich die EU einen stringenten Prozess wünscht, über den sie die Partnerländer durch Handelsmaßnahmen sanktionieren kann, wenn diese sich nicht an vereinbarte Umweltziele halten, wollen die Mercosur-Staaten mehr Flexibilität.

Paris ringt um Sperrminorität in Brüssel

Eine Mehrheit der EU-Länder drängt, anders als Frankreich, auf den Abschluss des Abkommens, allen voran Spanien und Deutschland. Man müsse das Vorhaben “jetzt nach über 20 Jahren mal endlich fertig kriegen”, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro am Montag. Er habe den Eindruck, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nun Druck in der Sache mache. “Wir jedenfalls stehen hinter der Kommission, wenn sie ein Abkommen präsentiert”, sagte er mit Blick auf den Widerstand Frankreichs.

Selbst wenn sich Deutschland enthielte, dürfte Frankreich Schwierigkeiten haben, die nötige Menge an Mitgliedstaaten für eine Blockade des Abkommens bei einer Ratsabstimmung zusammenzubekommen, sagte John Clarke zu Table.Briefings. Clarke war bis 2023 Direktor für internationale Beziehungen in der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission und damit Chefunterhändler der EU für Agrarhandel.

Doch in Paris hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben und sucht weiter nach Verbündeten für diese sogenannte Sperrminorität im Rat, wie Agrarministerin Annie Genevard kürzlich sagte. Es sei “intensive diplomatische Arbeit in Gang, um eine Reihe von europäischen Ländern zu gewinnen”. Premier Michel Barnier, selbst ehemaliger Agrarminister, brachte bei einem Treffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am vergangenen Mittwoch erneut seine Kritik an dem Abkommen vor.

Niederlande und Polen könnten dagegen stimmen

Für eine Sperrminorität müssten vier EU-Länder gegen den Deal stimmen, die zusammen mehr als 35 Prozent der europäischen Bevölkerung vertreten. Frankreich müsste also drei weitere Länder von einer gewissen Größe als Verbündete gewinnen. Agrarministerin Genevard ist nach eigenen Angaben in Kontakt mit Polen, den Niederlanden und Italien.

Im Rat gelten Irland, Belgien und Österreich als Mercosur-skeptisch. In den Niederlanden sitzt die handelsfreundliche, liberale VVD mit der Mercosur-kritischen Bauer-Bürger-Bewegung (BBB) und der rechtspopulistischen PVV von Geert Wilders in der Regierung. Handelsministerin ist Reinette Klever von der PVV, die sich in der Vergangenheit gegen das Abkommen ausgesprochen hatte. Das Mandat, um im Rat für oder gegen das Abkommen zu stimmen, müsste sich die Regierung vom Parlament geben lassen.

Es ist also gut möglich, dass die Niederlande im Rat gegen das Abkommen stimmen würden. In der vergangenen Woche hat sich zudem das polnische Agrarministerium aus Sorge um die heimische Geflügelindustrie kritisch zum Abkommen geäußert. Frankreich, Irland, Belgien, Österreich, die Niederlande und Polen verfehlen mit gut 33 Prozent der EU-Bevölkerung die notwendige Sperrminorität von 35 Prozent knapp. Sonderlich komfortabel ist der Vorsprung für die Mercosur-Befürworter damit allerdings auch nicht, zumal sich noch nicht alle Regierungen positioniert haben.

Mercosur kann auch Vorteile für Frankreich haben

Bestimmte französische Sektoren wie Milch und Wein könnten sogar von dem Abkommen profitieren, sagte ein Pariser Parlamentarier, der aufgrund der aktuellen politischen Lage in Frankreich anonym bleiben möchte: “Frankreich hat einen Handelsüberschuss von 155 Milliarden Euro mit Lateinamerika und schießt sich selbst ins Knie – zum Vorteil Chinas, das die Herausforderungen sehr wohl verstanden hat.”

Ähnlich schätzt es John Clarke ein: “Während die Rindfleisch- und vor allem die Lammfleischerzeuger in der EU durch das Abkommen moderat beeinträchtigt würden, würden andere Sektoren profitieren: Milchprodukte, Schweinefleisch und daraus hergestellte Produkte, alkoholische Getränke und verarbeitete Lebensmittel.”

Prüfstein für Macrons Einfluss

Grund dafür, dass Paris seinen Widerstand nicht aufgeben will, sei aber die Sorge vor einer Eskalation der Bauernproteste, meint der Pariser Parlamentarier. Die Proteste der französischen Landwirte sind politisch explosiv für Paris. “Nichts ist entschieden”, sagte der französische Europaabgeordnete Pascal Canfin, Mitglied der Fraktion Renew, zu der auch Macrons Partei Renaissance gehört. Er verweist auf die jüngste Entscheidung Brasiliens, Exporte von weiblichem Rindfleisch nach Europa für mindestens ein Jahr auszusetzen, nachdem nicht garantiert werden konnte, dass das Fleisch nicht mit Wachstumshormonen behandelt wurde.

Die EU-Kommission strebt einen Abschluss der Verhandlungen noch vor Ende des Jahres an. Danach wird sich zeigen, ob die EU-Länder das Abkommen bestätigen. Für Emmanuel Macron steht viel auf dem Spiel: Mercosur ist zu einem echten Prüfstein dafür geworden, wie viel Einfluss er noch in Frankreich und Europa hat. Mit Julia Dahm, János Allenbach-Ammann, rtr

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Ernährungswende: Warum es auf der COP29 wenig Fortschritte gibt

Einen Beschluss zur “Abkehr vom Überkonsum von Fleisch” forderte am Freitag auf der COP29 die Food & Climate Action Group, ein Bündnis aus mehr als 25 NGOs. In einer Deklaration drängt der Zusammenschluss, der sich für eine weltweite Ernährungswende einsetzt, unter anderem auf Subventionen für emissionsarme Lebensmittel wie Gemüse. Die Abkehr vom Überkonsum von Fleisch könne durch einen Kohlenstoffpreis im Lebensmittelsektor gelingen, etwaige Gewinne daraus sollten zumindest teilweise in den “Loss and Damage”-Fonds investiert werden. Auch Landwirte sollten dabei unterstützt werden, auf pflanzenbasierte Produkte umzustellen.

“Die derzeitigen Lebensmittelsysteme schaden unverhältnismäßig stark indigenen Gemeinschaften und verwundbaren Gruppen im Globalen Süden, wo die Klimaauswirkungen am stärksten sind”, betont Akshath Kaimal von der True Animal Protein Price Coalition (TAPP Coalition). Ernährung und Landwirtschaft spielen auf der COP noch immer eine Nebenrolle; am heutigen Dienstag rücken die Themen mit einem Thementag zu Wasser, Landwirtschaft und Ernährung etwas stärker in den Fokus.

Für 1,5 Grad braucht es eine Ernährungswende

Der Sektor birgt ein großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen: Ernährungssysteme sind für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Rund zwei Drittel dieser Emissionen stammen aus der Herstellung tierischer Produkte, während sie nur 19 Prozent der Kalorien und 41 Prozent des Eiweißes der gesamten weltweit hergestellten Nahrungsmittel enthalten. Nur durch eine Umstellung von Ernährungs- und Landwirtschaftssystemen (Agrifood-Systeme) sei es möglich, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sagte darum Qu Dongyu, Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), auf der COP29.

Aktuell fließen mit rund 4,3 Prozent der internationalen Klimafinanzierung kaum Finanzmittel in Richtung nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung: Die FAO und die Weltbank hatten darum in der vergangenen Woche gefordert, dass Agrifood-Systeme bei den Verhandlungen um ein NCQG eine größere Rolle spielen. Laut der Weltbank braucht es jährlich 260 Milliarden US-Dollar, um die Emissionen im Agrifood-Sektor bis 2030 zu halbieren und bis 2050 Net-Zero zu erreichen.  

FAO fordert Steuer auf tierische Produkte

Der kürzlich veröffentlichte Bericht “The State of Food and Agriculture 2024” der FAO fasst die weltweiten Probleme zusammen: Demnach führen nicht nachhaltige Agrifood-Systeme jedes Jahr zu versteckten Kosten von mehr als elf Billionen US-Dollar; der größte Teil davon entfällt auf den Gesundheitssektor. Gerade in Krisenstaaten gebe es hohe Umweltkosten. Eine Ernährungsumstellung, insbesondere auf diversere Proteinquellen, trage sowohl zur Gesundheit als auch zur Reduktion von Treibhausgasen bei.

Der Bericht schlägt darum vor:

  • tierische Produkte, besonders Fleisch, zusätzlich zu besteuern und gleichzeitig Obst und Gemüse zu subventionieren;
  • dafür Sorge zu tragen, dass die Preise von Lebensmitteln ihre wahren Kosten reflektieren, das heißt, dass auch die versteckten Kosten eingepreist sind, und
  • Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken.

Wenig Fortschritt in offiziellen Verhandlungen

Bisher gab es im Bereich Ernährungssystem im COP-Prozess nur wenig Fortschritte und kaum bindende Entscheidungen. Im vergangenen Jahr wurde in Dubai die “UAE Declaration on Sustainable Agriculture, Resilient Food Systems and Climate Action” vorgestellt. Rund 160 Länder unterzeichneten die freiwillige Initiative und stimmten damit zu, Emissionsreduktionsziele durch Umstellungen im Ernährungssystem in ihre Nationally Determined Contributions (NDCs) aufzunehmen. Die Erklärung sei “im Ansatz zwar progressiv”, meint Felix Domke von der NGO Germanwatch im Gespräch mit Table.Briefings. Es komme aber auf die Umsetzung an.

Bis kommenden Februar haben die Länder Zeit, ihre neuen NDCs einzureichen; es muss sich also erst noch zeigen, ob sich Ernährungssysteme in Zukunft stärker darin widerspiegeln. Erst im Oktober war ein Arbeitspapier des World Resources Institute zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ernährungswende in den nationalen Klimazielen oft zu kurz kommt. “Letztes Jahr in Dubai gab es mit dem ersten Thementag zu Ernährung, Landwirtschaft und Wasser einen echten Fortschritt dazu, Ernährung in die Klimakonferenz einzubinden”, meint Juliette Tronchon von der NGO ProVeg im Gespräch mit Table.Briefings. Seitdem habe sich allerdings wenig getan.

Neben dieser nicht verpflichtenden Erklärung gibt es auch einen offiziellen Verhandlungsstrang zu Ernährung, die “Sharm el-Sheikh Joint Work on Implementation of Climate Action on Agriculture and Food Security” (SSJWA), die auf der COP27 in Ägypten ins Leben gerufen wurde. “Auf dieser COP gibt es in Sachen Ernährung wenig Fortschritt“, sagt Tronchon. Das sei aber auch nicht zu erwarten gewesen: Nachdem auf der SB60 ein Fahrplan zur Umsetzung der SSJWA bis zur COP31 (im Wesentlichen bestehend aus Workshops und einem Onlineportal) beschlossen wurde, stehen auf der COP29 keine Verhandlungen dazu auf dem Programm.

Aus der Sicht von Tronchon wäre es wichtig, dass die Ernährungswende in andere Verhandlungsstränge noch stärker aufgenommen wird – aber auch dazu sieht sie bisher kaum Fortschritt. Domke sieht das ähnlich, er denkt auch, dass ein Unterziel für Ernährung und Landwirtschaft innerhalb des aktuell verhandelten internationalen Finanzziels sinnvoll wäre. “Die Bedeutung von Ernährung im COP-Prozess hat in den vergangenen Jahren zwar zugenommen”, meint Domke. “Aber wir sehen eigentlich noch keine Staaten, die ihre Emissionen im Ernährungssystem tatsächlich ganzheitlich und ambitioniert senken.”

Viel Fleisch

Auch beim Catering der diesjährigen COP scheint der Umbau der Ernährungssysteme noch nicht angekommen zu sein: Aktivistinnen und Aktivisten beschweren sich, wie viel Fleisch angeboten wird und dass vegetarische und vegane Alternativen teuer sind. Außerdem sollen Lebensmittel auch fälschlicherweise als vegetarisch oder vegan gelabelt worden sein, obwohl sie Fleisch oder Fisch enthielten.

Bewegung in Richtung Umbau des Ernährungssystems könnte auch aus einer anderen Richtung kommen: Auf dem G20-Gipfel soll eine “Global Alliance Against Hunger” an den Start gehen. Brasilien will in diesem Kontext Ernährungssicherheit und Klimafragen stärker zusammen denken. Das Land müsse dafür sorgen, dass bei der Umsetzung dieses Plans der Transformation der Ernährungssysteme eine Schlüsselrolle zukomme, fordert Germanwatch.

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Günther Felßner: “Die Stoffstrombilanz hat keine Zukunft”

Die Union will nach der Bundestagswahl das Düngerecht neu aufrollen. “Die Stoffstrombilanz in der jetzigen Fassung hat keine Zukunft. Nötig wird eine neue, verursachergerechte Regelung”, sagt der Anwärter auf den Posten des Bundeslandwirtschaftsministers, Günther Felßner (CSU), zu Table.Briefings.

Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Union sei es erklärtes Ziel, dass Felßner Bundeslandwirtschaftsminister wird. Das hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern in München nach der Sitzung des CSU-Parteivorstands gemeinsam mit Felßner, derzeit bayerischer Bauernpräsident, verkündet. “Ich bin gefragt worden, ob ich es mir vorstellen kann, Bundeslandwirtschaftsminister zu werden. Ich habe mir die Entscheidung beileibe nicht leicht gemacht”, sagte Felßner. Er sehe es als seine Verantwortung, diese Chance wahrzunehmen.

Sollte er das BMEL tatsächlich übernehmen, wolle er seine Ämter niederlegen. “Für diesen Fall könnte ich dann nicht länger das bleiben, was ich seit zwei Jahren bin – und zwar mit Haut und Haar: Präsident des Bayerischen Bauernverbandes und Vizepräsident des Deutschen Bauernverband”, teilt Felßner mit.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Kaniber steht hinter Felßner

Nach der Ankündigung bekam Felßner Rückenwind von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). “Seine Landwirtschaftspolitik steht für Realismus statt Populismus, für Leidenschaft statt der jetzigen Agrarpolitik, die nur Leiden schafft”, schrieb Kaniber auf Facebook. Felßner sei ein Vordenker mit klarer Vision, ein Anpacker. Er werde den Bauern das zurückgeben, was sie vom aktuellen Minister vermissen, so Kaniber weiter.

Als Fürsprecher der Bauern dürfte Felßner das Düngerecht auf die Tagesordnung setzen, sollte er das BMEL nach den Wahlen tatsächlich führen. Denn der Deutsche Bauernverband beharrt auf seiner Position, dass die Stoffstrombilanz ausgesetzt werden müsse.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte die Aussetzung der Stoffstrombilanz zwar zugesagt, aber an eine Bedingung geknüpft. Der Vermittlungsausschuss sollte sich auf Änderungen des Düngegesetzes einigen, um ein schlagbezogenes Monitoring in roten Gebieten zu ermöglichen. Dieses ist Voraussetzung, um differenzierte Maßnahmen in roten Gebieten zu ermöglichen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Vermittlungsausschuss in der verbleibenden Legislatur zusammenkommt. has

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Agrarrat: Özdemir fordert EU-Proteinstrategie

Gemeinsam mit seinem dänischen Amtskollegen Jacob Jensen hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gefordert, die neue EU-Kommission solle eine EU-Proteinstrategie vorlegen, um die europäische Produktion von Eiweißpflanzen zu fördern. “Wir müssen dringend für die Sicherheit unserer Ernährungsversorgung das Thema stärker in den Blickpunkt nehmen”, sagte der Grünen-Politiker beim EU-Agrarrat am Montag. Es brauche heimische Futtermittel, um die Abhängigkeit von Drittstaaten zu reduzieren. Nur drei Prozent des Sojafutters in der EU kommen laut EU-Kommission aus heimischer Produktion, bei Raps sind es zwei Drittel.

Eine EU-Proteinstrategie hatte die Europäische Kommission eigentlich für die vergangene Amtszeit angekündigt, aber nie vorgelegt. Unerwähnt ließ Özdemir, dass ein ähnliches Schicksal auch dem deutschen Pendant droht: Die Weiterentwicklung der Eiweißpflanzenstrategie zur Proteinstrategie hatte das BMEL eigentlich fürs Frühjahr 2025 angekündigt. Durch die geplante Neuwahl dürfte das nun hinfällig sein.

Pflanzliche Alternativprodukte bergen Konfliktpotenzial

Tschechien, Irland, Estland und Luxemburg unterstützten die Initiative formell, auch weitere Länder sprachen sich während des Ratstreffens dafür aus, darunter Polen und Portugal. Einige Länder nahmen dagegen Anstoß daran, dass sich das von Özdemir und Jensen vorgelegte Papier auch für eine bessere Förderung “pflanzenbasierter oder alternativer Proteinquellen” ausspricht. Dabei dürfe es nicht um Laborfleisch gehen, mahnte etwa der italienische Agrarminister Francesco Lollobrigida von Giorgia Melonis Partei Brüder Italiens. “Wir müssen einen Ausgleich schaffen zwischen pflanzlichen und tierischen Proteinen”, meinte auch die Vertreterin der Slowakei, Mária Malová.

Der designierte EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hatte bei seiner Anhörung im EU-Parlament deutlich gemacht, in Sachen Ernährung keine Vorschriften machen zu wollen. Er betonte aber, die EU hinke bei der Produktion pflanzlicher Proteine deutlich hinterher, zumal Eiweißpflanzen nützlich für den Klimaschutz seien. Er argumentierte auch, der Beitritt der Ukraine als großem Erzeugerland könne der EU helfen, bei Proteinpflanzen unabhängiger zu werden. Ähnlich hatte auch Özdemir in der Vergangenheit argumentiert. Dazu, ob er das Vorhaben einer EU-Proteinstrategie wieder aufnehmen will, hat sich Hansen bisher nicht geäußert. jd

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Niedersachsen: Landwirte uneins über geplantes Agrarstrukturgesetz

Die Interessenvertretungen der Landwirte sind in ihrer Bewertung des Entwurfs für ein niedersächsisches Agrarstrukturgesetz gespalten. Während die Freien Bauern Niedersachsen ihn im Wesentlichen begrüßen, übt das Landvolk Niedersachsen scharfe Kritik an allen Kernpunkten des Entwurfs und spricht von einem “Agrarverschlechterungsgesetz”.

“Wir sehen erheblichen Korrekturbedarf an dem Gesetzentwurf. Hier wurde ein weiteres Bürokratiemonster erschaffen“, erklärt Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg in einer Pressemitteilung. Fokko Schumann von den Freien Bauern Niedersachsen sagte dagegen zu Table.Briefings: “Wir würden uns wünschen, wenn der Entwurf so größtenteils durchgeht. Wir haben auch keine Angst, dass es dadurch zu viel zusätzlicher Bürokratie kommen könnte.”

Instrumente gegen Bodenspekulation und Flächenkonzentration

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium will mit dem geplanten Gesetz “selbstständig wirtschaftende bäuerliche Betriebe sichern und fördern sowie die Agrarstruktur im Land verbessern”. Den Genehmigungsbehörden sollen damit Instrumente an die Hand gegeben werden, um Bodenspekulation und Flächenkonzentration zu vermeiden und Kauf- und Pachtpreise zu dämpfen. So sollen sie Käufe untersagen können, wenn der Kaufpreis 50 Prozent über dem Verkehrswert liegt. Auch wenn der Kauf zu einer “agrarstrukturell nachteiligen Flächenanhäufung” führt sowie bei “fehlendem Zusammenhang zwischen der Fläche und dem erwerbenden Betrieb” soll ein Kauf untersagt werden können. Und schließlich soll eine Zustimmungspflicht für Share Deals eingeführt werden.

Das Landvolk Niedersachsen befürchtet, dass dadurch bei Grundstückskäufen eine Lawine von Prüfungen landwirtschaftlicher Pachtverträge ausgelöst werde, die die Grundstücksverkehrsausschüsse der Landkreise völlig überfordere. Außerdem äußert der Verband starke verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Regelungen zur nachteiligen Flächenanhäufung und zu Anteilskäufen (Share Deals). Worin diese Bedenken genau bestehen, wollte das Landvolk Niedersachsen auf Anfrage von Table.Briefings nicht erläutern. Weitere Regelungen zum Preismissbrauch und zur Landpachtverkehrsthematik hält das Landvolk Niedersachsen für grundsätzlich überarbeitungsbedürftig, wiederum ohne die Kritik genauer auszuführen.

Nur Landwirte sollen privilegiert werden

Die Freien Bauern haben in einer Stellungnahme an das niedersächsische Landwirtschaftsministerium nur kleinere Verbesserungsvorschläge für den Gesetzentwurf. So solle etwa die Formulierung “regional verankerte Betriebe” als Bezeichnung für beim Flächenerwerb privilegierte Parteien durch “ortsansässige selbstständige Landwirte” ersetzt werden. Einig sind sich beide Verbände nur darin, dass die im Gesetzentwurf vorgesehenen Privilegierungen von Kommunen und Naturschutzverbänden beim Grundstückskauf gestrichen werden sollten. “Diese würden eine zusätzliche Belastung der Agrarstruktur bedeuten und den Druck auf dem Flächenmarkt weiter erhöhen”, sagt Landvolk-Vizepräsident Kohlenberg.

Der Entwurf des Agrarstrukturgesetzes befindet sich derzeit in der Verbändebeteiligung. Er soll im ersten Quartal 2025 in die Ressortabstimmung und dann ins niedersächsische Kabinett zur Entscheidung gehen. mo

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Termine

Politische Woche

19.11.2024 / Baku
UN-Klimakonferenz, COP29 Food, Agriculture and Water Day
Die FAO leitet mehrere Veranstaltungen zum Food, Agriculture and Water Day und arbeitet mit der COP29-Präsidentschaft und den Ländern zusammen, um die Agrar- und Ernährungssysteme zu einem zentralen Bestandteil ihrer Beratungen, Entscheidungen und der Aktionsagenda zum Tag der Ernährung, der Landwirtschaft und des Wassers zu machen. TAGESORDNUNG

19.11.2024 / Rio de Janeiro
G20 Gipfel Launch of the Global Alliance Against Hunger and Poverty
The official launch of the Global Alliance against Hunger and Poverty is scheduled to take place in parallel with the G20 Leaders Summit in November 2024. The goal of the Task Force for a Global Alliance against Hunger and Poverty proposed by Brasil’s G20 presidency is to establish a global alliance to gather funds and knowledge towards implementation of public policies and social technologies proven effective in reducing global hunger and poverty. INFO

22.11.2024 / Berlin
1049. Sitzung des Bundesrates
TOP 2: Gesetz zur Durchsetzung tiergesundheitsrechtlicher und bestimmter kontrollrechtlicher Vorschriften der Europäischen Union und zur Änderung der Binnenmarkt-Tierseuchenschutz- verordnung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften
TOP 27: Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes an die Änderung der Richtlinie 2003/87/EG (TEHG-Europarechtsanpassungsgesetz 2024)
TOP 35: Zweite Verordnung zur Änderung der GAP-Konditionalitäten-Verordnung
TOP 36: Vierte Verordnung zur Änderung der GAP-Direktzahlungen-Verordnung
TOP 37: Verordnung zur Änderung der Zweiten Verordnung über bestimmte Impfstoffe zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit
TAGESORDNUNG

Veranstaltungen

19.11.2024 – 9.30 – 17.30 Uhr / Chaussée d’Etterbeek 180, 1040 Brüssel
Konferenz CONSUMERS COME FIRST: Defining Sustainable Food Systems
SAFE – Safe Food Advocacy Europe organisiert die Konferenz CONSUMERS COME FIRST 2024, die sich mit dem übergreifenden Thema der Nachhaltigkeit von Lebensmittelsystemen befasst. SAFE möchte dazu beitragen, sicherere, nachhaltigere und transparentere Lebensmittelsysteme in ganz Europa zu schaffen. Die Konferenz wird Experten, politische Entscheidungsträger und Stakeholder versammeln, um drängende Fragen der Lebensmittelsicherheit zu erörtern. PROGRAMM

20.11. – 21.11.2024 / Osnabrück, Pottgraben 60, Alando Osnabrück
innovate!convention 2024 The Future of Agrifood
Die innovate!convention mit dem Schwerpunkt Farm & Food verspricht aufregende Impulse und Innovationen. Das Programm besteht aus Exkursionen, Workshops, Paneltalks, Speaker-Sessions und der Awardnight. Programm

21.11.2024 / Schwarzachtalhalle in Neunburg v. Wald
Bodentag 2024 Gesunder Boden – Basis für die Gesundheit von Luft, Wasser, Pflanzen, Tieren und Menschen
Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. veranstaltet dieses Jahr wieder ihren Bodentag. Er findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Online) statt. Zahlreiche und kompetente Referenten vermitteln wertvolles Wissen rund um das diesjährige Thema “Lebendige Böden – Stabile Systeme im Klimawandel”. ANMELDUNG

22.11.2024 / Bad Zwesten
3. Wald-Tagung Wald im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie
Die Veranstaltung zielt darauf ab, gemeinsam mit Praktikern, Wissenschaftlern und Politikern Lösungen für die aktuellen Probleme des deutschen Waldes zu erarbeiten. Geplant sind Podiumsdiskussionen zu Themen wie Waldzertifizierung, Bedeutung des Waldes für nachhaltige Wassernutzung und Best-Practice-Beispiele nachhaltiger Bewirtschaftung von Privatwäldern. Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann hält im Rahmen der Veranstaltung eine Rede. INFO

27.11.2024 / München
6. Fachtagung Food Compliance 2024 Innovation, Regulierung & Konsequenzen für die Praxis
Die Fachtagung Food Compliance 2024 beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven dieses Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Ausgewiesene Praktiker skizzieren die gesetzlichen Herausforderungen, die Erwartungshaltung der Lebensmittelüberwachung sowie Handlungsoptionen im Rahmen der unternehmerischen Umsetzung. PROGRAMM

2.12.2024 – 19.00- 22.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin, online
Politik trifft Praxis Weniger Pflanzenschutz, gezielter eingesetzt: Wo sind die Grenzen? Und welche Alternativen gibt es?
Pflanzenschutzmittel haben ein schlechtes Image – und sie sind für die Landwirte unverzichtbar, schließlich sichern sie die Erzeugung qualitativ hochwertiger und sicherer Lebensmittel.
Braucht es eine Mengenbegrenzung, um den Herausforderungen beim Arten- und Umweltschutz gerecht zu werden? Wie weit sollte die Politik einschränken? Sind biologische Pflanzenschutzmittel oder Pflanzenbiostimulanzien eine Lösung für das Dilemma? Am 2. Dezember 2024 wollen wir dieses Thema mit Ihnen, den Fachpolitikern der großen Parteien und Prof. Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung diskutieren.
ANMELDUNG

3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO

05.12.2024 / weltweit
Aktionstag Weltbodentag
Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO

14.01.2025 / dbb forum Berlin, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin
Kongress BMUV-Agrarkongress 2025
Beim BMUV-Agrarkongress 2025 stehen die biologische Vielfalt, ihr Wert für die Landwirtschaft, die Bedrohung der Biodiversität durch Veränderungen in der Landschaft, sowie erfolgreiche Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Mittelpunkt.
Politisch wird es darum gehen, wie die neue EU-Kommission sich mit Blick auf Naturschutz und Landwirtschaft aufstellt, welche Erfordernisse und Herausforderungen sich für die EU-Agrarpolitik ab 2028, sowie für die Umsetzung von Biodiversitätszielen in Deutschland ergeben.
INFO

17.1.- 26.1.2025 / Berlin
Messe Internationale Grüne Woche
Die Grüne Woche ist eine der traditionsreichsten Messen Deutschlands und eine der führenden Veranstaltungen weltweit in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.
Die Messe ist zudem Austragungsort für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) organisierte Global Forum for Food and Agriculture (kurz GFFA). Das GFFA ist die führende internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der weltweiten Land- und Ernährungswirtschaft. Höhepunkt ist das Treffen von über 70 Agrarministerinnen und -ministern.
INFO

Presseschau

Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt: Söder benennt Bundeslandwirtschaftsminister. CSU-Chef Markus Söder hat Günther Felßner, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands BBV, als neuen Bundeslandwirtschaftsminister vorgeschlagen. Er solle einen der ersten Listenplätze auf der CSU-Liste für die Bundestagswahl bekommen. Söder betont den Beitrag Felßners bei den Bauerndemonstrationen Anfang des Jahres, wo er ihm zufolge nicht nur das Gesicht der Landwirtschaft war, sondern auch der breiten Gesellschaft. Als Lobbyist sieht sich Felßner nicht. Sollte er Agrarminister werden, würde er als Erstes in einen breiten gesellschaftlichen Dialog treten. (“Wahlkampf: CSU will Bayerns Bauernpräsidenten als Minister in Berlin”)

Proplanta: CO₂-Abgabe für die Landwirtschaft. Dänemark wird als erstes Land der Welt eine CO₂-Abgabe für die Landwirtschaft einführen. Ab 2030 müssen dänische Landwirte 300 Kronen (40 Euro) pro Tonne CO₂ bezahlen, ab 2035 liegt die Abgabe dann bei 750 Kronen (100 Euro). Die beschlossene Vereinbarung bedeute “die größte Veränderung der dänischen Landschaft seit mehr als 100 Jahren”. Mit dieser und weiteren Maßnahmen wolle man das ambitionierte dänische Klimaziel erreichen, die Emissionen des Landes bis 2030 um 70 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu verringern. (“Dänemark führt CO₂ Abgaben für die Landwirtschaft ein”)

Top Agrar: Niederlage für die Freien Bauern. Die Freien Bauern sind mit einer “Gehörsrüge” gegen ein Urteil gescheitert, das einer Wissenschaftlerin erlaubt, den Agrarunternehmerverband als “rechtspopulistisch” zu bezeichnen. Das Oberlandesgericht Naumburg hat den entsprechenden Antrag der Lobbyisten abgelehnt. (“Weitere Schlappe für Freie Bauern vor Gericht”)

Washington Post: Gesünderes Schulessen. Die Pläne von Trumps designiertem Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., keine verarbeiteten Lebensmittel mehr beim Schulessen zuzulassen, stoßen auf viel Zustimmung. Sie stehen aber im Widerspruch zu Trumps ursprünglichen Plänen, Schulessen durch Verzicht auf Gesundheitsaspekte wieder “großartig” zu machen. (“RFK Jr. faces battles in quest to change America’s food”)

Deutschlandfunk: Olivenpreise könnten wieder sinken. Spanien und Griechenland rechnen mit einer guten Olivenernte. Beim weltweit größten Olivenöl-Produzenten Spanien soll sie in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent auf gut 1,26 Millionen Tonnen steigen. In Italien indes dauert die Krise an. Die Olivenöl-Produktion dürfte hier sogar noch geringer ausfallen als im vergangenen Jahr, hieß es. (“Preise für Olivenöl sinken – Spanien und Griechenland rechnen mit guten Ernten”)

Guardian: Landwirte von Labour enttäuscht. Viele britische Landwirte hatten bei der letzten Wahl für die Labour-Party gestimmt und fühlen sich nun von ihr verraten. Die britische Regierung plant, landwirtschaftliche Vermögenswerte im Wert von über einer Million Pfund ab April 2026 einer Erbschaftssteuer von 20 Prozent zu unterwerfen. (“‘You betrayed us’: how UK farmers swiftly turned on Labour over inheritance tax plans”)

Taz: Nitratkonzentration gesunken. Die Nitratkonzentration im Sickerwasser hat in Niedersachsen deutlich abgenommen, wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover mitteilt. Zwischen 2016 und 2023 sank der errechnete landesweite Durchschnitt von 58 Milligramm auf 17 Milligramm pro Liter Sickerwasser. (“Die Nitratbelastung ist massiv zurückgegangen”)

Lebensmittelzeitung: Carrefour macht Druck bei Nutri-Score. Die französische Supermarktkette Carrefour plant, ihre Lieferanten zu verpflichten, den Nutri-Score ihrer Lebensmittel online zu kommunizieren. Wer sich weigert, muss mit Konsequenzen rechnen. Sollte ein Lieferant dies nicht tun, werde Carrefour den Nutri-Score selbst berechnen und veröffentlichen. (“Carrefour drängt Lieferanten Nutri-Score auf”)

Standpunkt

Bio-Bäckerinnen und Bio-Fleischer sind Antrieb der Transformation – die Bundesregierung muss sie besser fördern

Volker Krause
Volker Krause, Vorstand Verarbeitung beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

Kürzlich rügte der EU-Rechnungshof die Mitgliedstaaten, dass sie in Sachen Bio nahezu ausschließlich die Öko-Anbaufläche fördern würden. Für den Ausbau des Bio-Markts dagegen würde zu wenig getan. Und das, so der Rechnungshof, obwohl sich die EU einen Bio-Anteil von 25 Prozent bis 2030 zum Ziel gesetzt habe, und Bio die einzige Form der nachhaltigen Lebensmittelerzeugung ist, die von der EU eigens genormt wurde. Übrigens auch in puncto Rezepturen: Verarbeitete Bio-Lebensmittel sind nicht nur pestizidfrei, sondern müssen auch frei von kritischen Zusatzstoffen sein.

Der Anteil des Öko-Landbaus ist in Deutschland in den letzten 50 Jahren auf heute mehr als elf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche angewachsen. Parallel dazu versorgen überwiegend kleine und mittlere Lebensmittelhersteller den Handel mit Bio-Produkten aller Art – von Brot bis Pizza, von der Leberwurst bis zum veganen Aufstrich. Eine echte mittelständische Erfolgsgeschichte, die viel zu wenig bekannt ist. Doch diese Erfolge sind heute bedroht. Die Zahl der Bäckereien und Fleischereien hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert, auf jeweils nur noch rund 10.000 Betriebe. Ländliche Räume drohen zu veröden; und die Hersteller von (Bio-)Lebensmitteln sind in der Regel ländlich angesiedelt. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der nachfolgenden Inflation geraten sie mehr und mehr in Bedrängnis.

Handwerkliche Bio-Betriebe konkurrieren mit industriellen Unternehmen

Diejenigen, die einst die Transformationsbranche Bio wach küssten, die handwerklichen Mahl- und Backbetriebe, Metzgereien, Molkereien und Ölmühlen, diejenigen, die ausschließlich Bio-Produkte herstellen und handeln, müssen heute mit industriellen Unternehmen konkurrieren. Mit Unternehmen, die überwiegend konventionelle Produkte herstellen. Die Pioniere von einst sind zwar mit dem Bio-Markt gewachsen. Doch die kostendämpfenden Skaleneffekte der Massenproduktion können sie nicht generieren. Im preisgetriebenen Wettbewerb gelten sie als zu klein, zu exquisit, zu teuer.

Dabei entstehen entlang der gesamten Bio-Wertschöpfungskette Gemeinwohlleistungen. Die exponentiell wachsenden Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden, mitverursacht durch die konventionelle Land- und Lebensmittelwirtschaft, vermeiden Bio-Hersteller. Die Preise ihrer Produkte sagen die Wahrheit über ihren Wert.

Rohstoffmengen zu klein oder zu heterogen für große Verarbeiter

Bio zeichnet sich durch seine Vielfalt an Agrarprodukten aus, mit Spezialkulturen, die die Erwartungen heutiger Verbraucher an eine ausgewogene Ernährung erfüllen. Doch für diese Vielfalt, für Hirse, Buchweizen, Emmer oder Lupinen, braucht es eine spezialisierte verarbeitende Hand, die mit unterschiedlichen Rohstoffqualitäten umgehen kann. Für die großen Verarbeiter sind die Mengen dieser Rohstoffe zu klein oder zu heterogen. Für eine langfristig resiliente Ernährungswirtschaft in Deutschland braucht es daher eine vielfältig strukturierte Verarbeitung in den Regionen.

Die deutsche Politik muss handeln. Sie hat die einmalige Chance, die nationalen und europäischen Bio-Ziele zu erreichen und damit zugleich die ländlichen Regionen zu stärken. Sie muss Programme auflegen und bewerben für diejenigen EU-Mittel, die für die Marktentwicklung bestimmt sind. Gleichzeitig muss sie mit den nationalen Fördertöpfen die Lebensmittelhandwerker besser fördern: mit den Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sowie aus der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW).

Abbau bürokratischer Hürden

Dabei muss sie die immensen bürokratischen Hürden abbauen. Beispiel dafür ist die Anforderung an mehrjährige Bindung an einzelne Lieferanten für eine GAK-Förderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Sowohl einem Müller als auch seinen Lieferanten halsen langfristige Kontrakte unwägbare Risiken auf – zumal, wenn einer der Landwirte Ernteausfälle hat. Hier könnte der Gesetzgeber stattdessen die praxistauglichere Bindung an die (Bio-)Qualität der Rohstoffe einfordern.

Auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) ist in der Pflicht. Einerseits gehören Müller, Bäckerinnen und Gastronomen genau zu dem Mittelstand, der auf dem Land und in den Kleinstädten für Arbeitsplätze und Ausbildung sorgt. Doch im GRW-Programm des BMWK sind nur Betriebe förderfähig, die Scorings erfüllen, bei denen Nachhaltigkeit nur ein Unterpunkt ist. Damit die GRW-Mittel Zukunft fördern, müsste Nachhaltigkeit absolute Priorität haben gegenüber einem Wunschkonzert an Bedingungen wie etwa Familienfreundlichkeit oder Tariftreue. Die damit einhergehende Bürokratie beschleunigt das Wegbrechen der Strukturen genau in den Gebieten, in denen eigentlich mittels GRW-Mittel Unternehmen gehalten und angesiedelt werden sollen.

Die neue Regierung täte gut daran, die Ernährungswirtschaft künftig als relevanten Wirtschaftssektor mitzudenken. Bisher sitzen die betroffenen mittelständischen Unternehmen zwischen den Stühlen von BMEL und BMWK. Angesichts ihrer wirtschafts- und strukturpolitischen Bedeutung besteht dringender Nachholbedarf in beiden Häusern.

Hersteller und Händler beschleunigen Wachstum des Bio-Marktes

Bio ist eine Wertschöpfungskette, die für Umwelt und Klima gut ist – und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bio ist im wahrsten Sinne des altgriechischen Wortes Leben. Ob Back-Stuben oder Bio-Läden, sie alle sind im Ländlichen das, was in früheren Zeiten die Brunnen waren, Treffpunkte für Jung und Alt. Dezentrale, erlebbare Lebensmittelhersteller bieten die Chance, die Anonymität der Nahrungsmittelherstellung abzubauen und Nähe zu schaffen. Auch der Fachkräftemangel in der Ernährungswirtschaft kann hier, vor Ort, abgebaut werden. Angefangen mit einer Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler in den Betrieben.

Bio “vom Acker bis zum Teller” lautet der Green Deal. Hinter den Worten “bis zum” verbergen sich Verarbeiter, Hersteller und Händler. Ohne sie geht nichts. Ohne spezialisierte Müller, Bäcker und Köche wird aus Bio-Getreide weder Brot noch Keks, aus Bio-Äpfeln weder Most noch (Baby-)Brei. Nebenbei beschleunigen die Hersteller und Händler durch ihre Mittlerfunktion zwischen Landwirtinnen und Konsumenten das Wachstum des Bio-Marktes. Es gilt, die gesamte Bio-Wertschöpfungskette lebendig zu halten – als Transformationspfad zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

Volker Krause ist Vorstand Verarbeitung beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und Geschäftsführer der Bohlsener Mühle in der Lüneburger Heide.

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ESG.Table: CO₂-Kompensation: Wirkung von Klimazertifikaten deutlich überschätzt

Klimaschutzprojekte, mit denen Unternehmen ihren CO₂-Ausstoß kompensieren wollen, tragen deutlich weniger zur Emissionsminderung bei als bisher angenommen. Nur etwa 16 Prozent der ausgestellten Emissionsgutschriften würden tatsächlichen Emissionsreduktionen entsprechen, lautet das Resultat einer Studie des Max-Planck-Instituts. Grund dafür seien “systematische Qualitätsprobleme” der Zertifikate über alle Projekttypen hinweg, so die Studienautoren. Sie fordern, die Regeln für Emissionsgutschriften grundlegend zu überarbeiten. Vergangene Woche hatten sich Staats- und Regierungschefs auf der COP29 in Baku auf Standards für die Entwicklung von Klimaschutzprojekten zur Vergabe von Emissionsgutschriften geeinigt. Zum Artikel

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    kurz bevor am Mittwoch die Ständigen Vertreter der EU-Länder in Brüssel über ihre Verhandlungsposition zu den Änderungen an der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) entscheiden, hat die Bundesregierung laut Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir noch keine abgestimmte Position dazu. Den Aufschub der Regeln unterstützt die Bundesregierung wie auch der Rat insgesamt. Doch die inhaltlichen Änderungen zur Einführung einer neuen Risikokategorie für Erzeugerländer, für die das Parlament zuletzt gestimmt hatte, schaue man sich bis Mittwoch noch an, sagte Özdemir am Rande des EU-Agrarrats am Montag.

    Der EVP, die die zusätzlichen Änderungen eingebracht hatte, warf der Grünen-Politiker vor, “massive Verunsicherung” herbeizuführen. Weil das Parlament mit seiner Position nun vom Kommissionsvorschlag abweicht, den auch der Rat wortgleich übernehmen wollte, werden Trilogverhandlungen zwischen den Institutionen nötig. Ist das Änderungsgesetz nicht vor dem 30. Dezember unter Dach und Fach, tritt die Verordnung wie ursprünglich geplant bereits dann in Kraft. Vor allem Länder, die nicht von der vorgeschlagenen Null-Risiko-Kategorie profitieren dürften, müssen abwägen, ob sie sich aufgrund des Zeitdrucks den Forderungen des Parlaments beugen oder noch Einwände erheben.

    Wir wünschen eine spannende Lektüre und eine erfolgreiche Woche!

    Ihre
    Julia Dahm
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    Analyse

    Mercosur: Frankreichs schwierige Suche nach Verbündeten

    Das politische Spektrum in Frankreich ist zersplittert wie nie zuvor, doch zu einer Frage herrscht Konsens: dem EU-Mercosur-Handelsabkommen. Parteien quer durchs politische Spektrum sprechen ihre Unterstützung für die Landwirte aus, die eine Protestkampagne begonnen haben. Bis Mitte Dezember soll diese laut der Bauerngewerkschaft FNSEA andauern. Die Protestierenden fürchten eine regelrechte “Flut” von Fleisch aus Brasilien und Argentinien. Sie warnen vor “unlauterem Wettbewerb” durch Produkte, die nicht den “strengen Umwelt- und Gesundheitsstandards der EU” unterliegen.

    Offen ist bei den Verhandlungen zwischen Brüssel und den vier Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) dem Vernehmen nach noch die Frage, wie die Einhaltung der Pariser Klimaziele im Handelsabkommen verankert werden soll. Während sich die EU einen stringenten Prozess wünscht, über den sie die Partnerländer durch Handelsmaßnahmen sanktionieren kann, wenn diese sich nicht an vereinbarte Umweltziele halten, wollen die Mercosur-Staaten mehr Flexibilität.

    Paris ringt um Sperrminorität in Brüssel

    Eine Mehrheit der EU-Länder drängt, anders als Frankreich, auf den Abschluss des Abkommens, allen voran Spanien und Deutschland. Man müsse das Vorhaben “jetzt nach über 20 Jahren mal endlich fertig kriegen”, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro am Montag. Er habe den Eindruck, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nun Druck in der Sache mache. “Wir jedenfalls stehen hinter der Kommission, wenn sie ein Abkommen präsentiert”, sagte er mit Blick auf den Widerstand Frankreichs.

    Selbst wenn sich Deutschland enthielte, dürfte Frankreich Schwierigkeiten haben, die nötige Menge an Mitgliedstaaten für eine Blockade des Abkommens bei einer Ratsabstimmung zusammenzubekommen, sagte John Clarke zu Table.Briefings. Clarke war bis 2023 Direktor für internationale Beziehungen in der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission und damit Chefunterhändler der EU für Agrarhandel.

    Doch in Paris hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben und sucht weiter nach Verbündeten für diese sogenannte Sperrminorität im Rat, wie Agrarministerin Annie Genevard kürzlich sagte. Es sei “intensive diplomatische Arbeit in Gang, um eine Reihe von europäischen Ländern zu gewinnen”. Premier Michel Barnier, selbst ehemaliger Agrarminister, brachte bei einem Treffen mit EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am vergangenen Mittwoch erneut seine Kritik an dem Abkommen vor.

    Niederlande und Polen könnten dagegen stimmen

    Für eine Sperrminorität müssten vier EU-Länder gegen den Deal stimmen, die zusammen mehr als 35 Prozent der europäischen Bevölkerung vertreten. Frankreich müsste also drei weitere Länder von einer gewissen Größe als Verbündete gewinnen. Agrarministerin Genevard ist nach eigenen Angaben in Kontakt mit Polen, den Niederlanden und Italien.

    Im Rat gelten Irland, Belgien und Österreich als Mercosur-skeptisch. In den Niederlanden sitzt die handelsfreundliche, liberale VVD mit der Mercosur-kritischen Bauer-Bürger-Bewegung (BBB) und der rechtspopulistischen PVV von Geert Wilders in der Regierung. Handelsministerin ist Reinette Klever von der PVV, die sich in der Vergangenheit gegen das Abkommen ausgesprochen hatte. Das Mandat, um im Rat für oder gegen das Abkommen zu stimmen, müsste sich die Regierung vom Parlament geben lassen.

    Es ist also gut möglich, dass die Niederlande im Rat gegen das Abkommen stimmen würden. In der vergangenen Woche hat sich zudem das polnische Agrarministerium aus Sorge um die heimische Geflügelindustrie kritisch zum Abkommen geäußert. Frankreich, Irland, Belgien, Österreich, die Niederlande und Polen verfehlen mit gut 33 Prozent der EU-Bevölkerung die notwendige Sperrminorität von 35 Prozent knapp. Sonderlich komfortabel ist der Vorsprung für die Mercosur-Befürworter damit allerdings auch nicht, zumal sich noch nicht alle Regierungen positioniert haben.

    Mercosur kann auch Vorteile für Frankreich haben

    Bestimmte französische Sektoren wie Milch und Wein könnten sogar von dem Abkommen profitieren, sagte ein Pariser Parlamentarier, der aufgrund der aktuellen politischen Lage in Frankreich anonym bleiben möchte: “Frankreich hat einen Handelsüberschuss von 155 Milliarden Euro mit Lateinamerika und schießt sich selbst ins Knie – zum Vorteil Chinas, das die Herausforderungen sehr wohl verstanden hat.”

    Ähnlich schätzt es John Clarke ein: “Während die Rindfleisch- und vor allem die Lammfleischerzeuger in der EU durch das Abkommen moderat beeinträchtigt würden, würden andere Sektoren profitieren: Milchprodukte, Schweinefleisch und daraus hergestellte Produkte, alkoholische Getränke und verarbeitete Lebensmittel.”

    Prüfstein für Macrons Einfluss

    Grund dafür, dass Paris seinen Widerstand nicht aufgeben will, sei aber die Sorge vor einer Eskalation der Bauernproteste, meint der Pariser Parlamentarier. Die Proteste der französischen Landwirte sind politisch explosiv für Paris. “Nichts ist entschieden”, sagte der französische Europaabgeordnete Pascal Canfin, Mitglied der Fraktion Renew, zu der auch Macrons Partei Renaissance gehört. Er verweist auf die jüngste Entscheidung Brasiliens, Exporte von weiblichem Rindfleisch nach Europa für mindestens ein Jahr auszusetzen, nachdem nicht garantiert werden konnte, dass das Fleisch nicht mit Wachstumshormonen behandelt wurde.

    Die EU-Kommission strebt einen Abschluss der Verhandlungen noch vor Ende des Jahres an. Danach wird sich zeigen, ob die EU-Länder das Abkommen bestätigen. Für Emmanuel Macron steht viel auf dem Spiel: Mercosur ist zu einem echten Prüfstein dafür geworden, wie viel Einfluss er noch in Frankreich und Europa hat. Mit Julia Dahm, János Allenbach-Ammann, rtr

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    Ernährungswende: Warum es auf der COP29 wenig Fortschritte gibt

    Einen Beschluss zur “Abkehr vom Überkonsum von Fleisch” forderte am Freitag auf der COP29 die Food & Climate Action Group, ein Bündnis aus mehr als 25 NGOs. In einer Deklaration drängt der Zusammenschluss, der sich für eine weltweite Ernährungswende einsetzt, unter anderem auf Subventionen für emissionsarme Lebensmittel wie Gemüse. Die Abkehr vom Überkonsum von Fleisch könne durch einen Kohlenstoffpreis im Lebensmittelsektor gelingen, etwaige Gewinne daraus sollten zumindest teilweise in den “Loss and Damage”-Fonds investiert werden. Auch Landwirte sollten dabei unterstützt werden, auf pflanzenbasierte Produkte umzustellen.

    “Die derzeitigen Lebensmittelsysteme schaden unverhältnismäßig stark indigenen Gemeinschaften und verwundbaren Gruppen im Globalen Süden, wo die Klimaauswirkungen am stärksten sind”, betont Akshath Kaimal von der True Animal Protein Price Coalition (TAPP Coalition). Ernährung und Landwirtschaft spielen auf der COP noch immer eine Nebenrolle; am heutigen Dienstag rücken die Themen mit einem Thementag zu Wasser, Landwirtschaft und Ernährung etwas stärker in den Fokus.

    Für 1,5 Grad braucht es eine Ernährungswende

    Der Sektor birgt ein großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen: Ernährungssysteme sind für ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Rund zwei Drittel dieser Emissionen stammen aus der Herstellung tierischer Produkte, während sie nur 19 Prozent der Kalorien und 41 Prozent des Eiweißes der gesamten weltweit hergestellten Nahrungsmittel enthalten. Nur durch eine Umstellung von Ernährungs- und Landwirtschaftssystemen (Agrifood-Systeme) sei es möglich, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sagte darum Qu Dongyu, Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), auf der COP29.

    Aktuell fließen mit rund 4,3 Prozent der internationalen Klimafinanzierung kaum Finanzmittel in Richtung nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährung: Die FAO und die Weltbank hatten darum in der vergangenen Woche gefordert, dass Agrifood-Systeme bei den Verhandlungen um ein NCQG eine größere Rolle spielen. Laut der Weltbank braucht es jährlich 260 Milliarden US-Dollar, um die Emissionen im Agrifood-Sektor bis 2030 zu halbieren und bis 2050 Net-Zero zu erreichen.  

    FAO fordert Steuer auf tierische Produkte

    Der kürzlich veröffentlichte Bericht “The State of Food and Agriculture 2024” der FAO fasst die weltweiten Probleme zusammen: Demnach führen nicht nachhaltige Agrifood-Systeme jedes Jahr zu versteckten Kosten von mehr als elf Billionen US-Dollar; der größte Teil davon entfällt auf den Gesundheitssektor. Gerade in Krisenstaaten gebe es hohe Umweltkosten. Eine Ernährungsumstellung, insbesondere auf diversere Proteinquellen, trage sowohl zur Gesundheit als auch zur Reduktion von Treibhausgasen bei.

    Der Bericht schlägt darum vor:

    • tierische Produkte, besonders Fleisch, zusätzlich zu besteuern und gleichzeitig Obst und Gemüse zu subventionieren;
    • dafür Sorge zu tragen, dass die Preise von Lebensmitteln ihre wahren Kosten reflektieren, das heißt, dass auch die versteckten Kosten eingepreist sind, und
    • Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken.

    Wenig Fortschritt in offiziellen Verhandlungen

    Bisher gab es im Bereich Ernährungssystem im COP-Prozess nur wenig Fortschritte und kaum bindende Entscheidungen. Im vergangenen Jahr wurde in Dubai die “UAE Declaration on Sustainable Agriculture, Resilient Food Systems and Climate Action” vorgestellt. Rund 160 Länder unterzeichneten die freiwillige Initiative und stimmten damit zu, Emissionsreduktionsziele durch Umstellungen im Ernährungssystem in ihre Nationally Determined Contributions (NDCs) aufzunehmen. Die Erklärung sei “im Ansatz zwar progressiv”, meint Felix Domke von der NGO Germanwatch im Gespräch mit Table.Briefings. Es komme aber auf die Umsetzung an.

    Bis kommenden Februar haben die Länder Zeit, ihre neuen NDCs einzureichen; es muss sich also erst noch zeigen, ob sich Ernährungssysteme in Zukunft stärker darin widerspiegeln. Erst im Oktober war ein Arbeitspapier des World Resources Institute zu dem Ergebnis gekommen, dass die Ernährungswende in den nationalen Klimazielen oft zu kurz kommt. “Letztes Jahr in Dubai gab es mit dem ersten Thementag zu Ernährung, Landwirtschaft und Wasser einen echten Fortschritt dazu, Ernährung in die Klimakonferenz einzubinden”, meint Juliette Tronchon von der NGO ProVeg im Gespräch mit Table.Briefings. Seitdem habe sich allerdings wenig getan.

    Neben dieser nicht verpflichtenden Erklärung gibt es auch einen offiziellen Verhandlungsstrang zu Ernährung, die “Sharm el-Sheikh Joint Work on Implementation of Climate Action on Agriculture and Food Security” (SSJWA), die auf der COP27 in Ägypten ins Leben gerufen wurde. “Auf dieser COP gibt es in Sachen Ernährung wenig Fortschritt“, sagt Tronchon. Das sei aber auch nicht zu erwarten gewesen: Nachdem auf der SB60 ein Fahrplan zur Umsetzung der SSJWA bis zur COP31 (im Wesentlichen bestehend aus Workshops und einem Onlineportal) beschlossen wurde, stehen auf der COP29 keine Verhandlungen dazu auf dem Programm.

    Aus der Sicht von Tronchon wäre es wichtig, dass die Ernährungswende in andere Verhandlungsstränge noch stärker aufgenommen wird – aber auch dazu sieht sie bisher kaum Fortschritt. Domke sieht das ähnlich, er denkt auch, dass ein Unterziel für Ernährung und Landwirtschaft innerhalb des aktuell verhandelten internationalen Finanzziels sinnvoll wäre. “Die Bedeutung von Ernährung im COP-Prozess hat in den vergangenen Jahren zwar zugenommen”, meint Domke. “Aber wir sehen eigentlich noch keine Staaten, die ihre Emissionen im Ernährungssystem tatsächlich ganzheitlich und ambitioniert senken.”

    Viel Fleisch

    Auch beim Catering der diesjährigen COP scheint der Umbau der Ernährungssysteme noch nicht angekommen zu sein: Aktivistinnen und Aktivisten beschweren sich, wie viel Fleisch angeboten wird und dass vegetarische und vegane Alternativen teuer sind. Außerdem sollen Lebensmittel auch fälschlicherweise als vegetarisch oder vegan gelabelt worden sein, obwohl sie Fleisch oder Fisch enthielten.

    Bewegung in Richtung Umbau des Ernährungssystems könnte auch aus einer anderen Richtung kommen: Auf dem G20-Gipfel soll eine “Global Alliance Against Hunger” an den Start gehen. Brasilien will in diesem Kontext Ernährungssicherheit und Klimafragen stärker zusammen denken. Das Land müsse dafür sorgen, dass bei der Umsetzung dieses Plans der Transformation der Ernährungssysteme eine Schlüsselrolle zukomme, fordert Germanwatch.

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    News

    Günther Felßner: “Die Stoffstrombilanz hat keine Zukunft”

    Die Union will nach der Bundestagswahl das Düngerecht neu aufrollen. “Die Stoffstrombilanz in der jetzigen Fassung hat keine Zukunft. Nötig wird eine neue, verursachergerechte Regelung”, sagt der Anwärter auf den Posten des Bundeslandwirtschaftsministers, Günther Felßner (CSU), zu Table.Briefings.

    Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Union sei es erklärtes Ziel, dass Felßner Bundeslandwirtschaftsminister wird. Das hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern in München nach der Sitzung des CSU-Parteivorstands gemeinsam mit Felßner, derzeit bayerischer Bauernpräsident, verkündet. “Ich bin gefragt worden, ob ich es mir vorstellen kann, Bundeslandwirtschaftsminister zu werden. Ich habe mir die Entscheidung beileibe nicht leicht gemacht”, sagte Felßner. Er sehe es als seine Verantwortung, diese Chance wahrzunehmen.

    Sollte er das BMEL tatsächlich übernehmen, wolle er seine Ämter niederlegen. “Für diesen Fall könnte ich dann nicht länger das bleiben, was ich seit zwei Jahren bin – und zwar mit Haut und Haar: Präsident des Bayerischen Bauernverbandes und Vizepräsident des Deutschen Bauernverband”, teilt Felßner mit.

    Bayerns Landwirtschaftsministerin Kaniber steht hinter Felßner

    Nach der Ankündigung bekam Felßner Rückenwind von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). “Seine Landwirtschaftspolitik steht für Realismus statt Populismus, für Leidenschaft statt der jetzigen Agrarpolitik, die nur Leiden schafft”, schrieb Kaniber auf Facebook. Felßner sei ein Vordenker mit klarer Vision, ein Anpacker. Er werde den Bauern das zurückgeben, was sie vom aktuellen Minister vermissen, so Kaniber weiter.

    Als Fürsprecher der Bauern dürfte Felßner das Düngerecht auf die Tagesordnung setzen, sollte er das BMEL nach den Wahlen tatsächlich führen. Denn der Deutsche Bauernverband beharrt auf seiner Position, dass die Stoffstrombilanz ausgesetzt werden müsse.

    Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte die Aussetzung der Stoffstrombilanz zwar zugesagt, aber an eine Bedingung geknüpft. Der Vermittlungsausschuss sollte sich auf Änderungen des Düngegesetzes einigen, um ein schlagbezogenes Monitoring in roten Gebieten zu ermöglichen. Dieses ist Voraussetzung, um differenzierte Maßnahmen in roten Gebieten zu ermöglichen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Vermittlungsausschuss in der verbleibenden Legislatur zusammenkommt. has

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    • Michaela Kaniber

    Agrarrat: Özdemir fordert EU-Proteinstrategie

    Gemeinsam mit seinem dänischen Amtskollegen Jacob Jensen hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gefordert, die neue EU-Kommission solle eine EU-Proteinstrategie vorlegen, um die europäische Produktion von Eiweißpflanzen zu fördern. “Wir müssen dringend für die Sicherheit unserer Ernährungsversorgung das Thema stärker in den Blickpunkt nehmen”, sagte der Grünen-Politiker beim EU-Agrarrat am Montag. Es brauche heimische Futtermittel, um die Abhängigkeit von Drittstaaten zu reduzieren. Nur drei Prozent des Sojafutters in der EU kommen laut EU-Kommission aus heimischer Produktion, bei Raps sind es zwei Drittel.

    Eine EU-Proteinstrategie hatte die Europäische Kommission eigentlich für die vergangene Amtszeit angekündigt, aber nie vorgelegt. Unerwähnt ließ Özdemir, dass ein ähnliches Schicksal auch dem deutschen Pendant droht: Die Weiterentwicklung der Eiweißpflanzenstrategie zur Proteinstrategie hatte das BMEL eigentlich fürs Frühjahr 2025 angekündigt. Durch die geplante Neuwahl dürfte das nun hinfällig sein.

    Pflanzliche Alternativprodukte bergen Konfliktpotenzial

    Tschechien, Irland, Estland und Luxemburg unterstützten die Initiative formell, auch weitere Länder sprachen sich während des Ratstreffens dafür aus, darunter Polen und Portugal. Einige Länder nahmen dagegen Anstoß daran, dass sich das von Özdemir und Jensen vorgelegte Papier auch für eine bessere Förderung “pflanzenbasierter oder alternativer Proteinquellen” ausspricht. Dabei dürfe es nicht um Laborfleisch gehen, mahnte etwa der italienische Agrarminister Francesco Lollobrigida von Giorgia Melonis Partei Brüder Italiens. “Wir müssen einen Ausgleich schaffen zwischen pflanzlichen und tierischen Proteinen”, meinte auch die Vertreterin der Slowakei, Mária Malová.

    Der designierte EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hatte bei seiner Anhörung im EU-Parlament deutlich gemacht, in Sachen Ernährung keine Vorschriften machen zu wollen. Er betonte aber, die EU hinke bei der Produktion pflanzlicher Proteine deutlich hinterher, zumal Eiweißpflanzen nützlich für den Klimaschutz seien. Er argumentierte auch, der Beitritt der Ukraine als großem Erzeugerland könne der EU helfen, bei Proteinpflanzen unabhängiger zu werden. Ähnlich hatte auch Özdemir in der Vergangenheit argumentiert. Dazu, ob er das Vorhaben einer EU-Proteinstrategie wieder aufnehmen will, hat sich Hansen bisher nicht geäußert. jd

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    Niedersachsen: Landwirte uneins über geplantes Agrarstrukturgesetz

    Die Interessenvertretungen der Landwirte sind in ihrer Bewertung des Entwurfs für ein niedersächsisches Agrarstrukturgesetz gespalten. Während die Freien Bauern Niedersachsen ihn im Wesentlichen begrüßen, übt das Landvolk Niedersachsen scharfe Kritik an allen Kernpunkten des Entwurfs und spricht von einem “Agrarverschlechterungsgesetz”.

    “Wir sehen erheblichen Korrekturbedarf an dem Gesetzentwurf. Hier wurde ein weiteres Bürokratiemonster erschaffen“, erklärt Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg in einer Pressemitteilung. Fokko Schumann von den Freien Bauern Niedersachsen sagte dagegen zu Table.Briefings: “Wir würden uns wünschen, wenn der Entwurf so größtenteils durchgeht. Wir haben auch keine Angst, dass es dadurch zu viel zusätzlicher Bürokratie kommen könnte.”

    Instrumente gegen Bodenspekulation und Flächenkonzentration

    Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium will mit dem geplanten Gesetz “selbstständig wirtschaftende bäuerliche Betriebe sichern und fördern sowie die Agrarstruktur im Land verbessern”. Den Genehmigungsbehörden sollen damit Instrumente an die Hand gegeben werden, um Bodenspekulation und Flächenkonzentration zu vermeiden und Kauf- und Pachtpreise zu dämpfen. So sollen sie Käufe untersagen können, wenn der Kaufpreis 50 Prozent über dem Verkehrswert liegt. Auch wenn der Kauf zu einer “agrarstrukturell nachteiligen Flächenanhäufung” führt sowie bei “fehlendem Zusammenhang zwischen der Fläche und dem erwerbenden Betrieb” soll ein Kauf untersagt werden können. Und schließlich soll eine Zustimmungspflicht für Share Deals eingeführt werden.

    Das Landvolk Niedersachsen befürchtet, dass dadurch bei Grundstückskäufen eine Lawine von Prüfungen landwirtschaftlicher Pachtverträge ausgelöst werde, die die Grundstücksverkehrsausschüsse der Landkreise völlig überfordere. Außerdem äußert der Verband starke verfassungsrechtliche Bedenken gegen die Regelungen zur nachteiligen Flächenanhäufung und zu Anteilskäufen (Share Deals). Worin diese Bedenken genau bestehen, wollte das Landvolk Niedersachsen auf Anfrage von Table.Briefings nicht erläutern. Weitere Regelungen zum Preismissbrauch und zur Landpachtverkehrsthematik hält das Landvolk Niedersachsen für grundsätzlich überarbeitungsbedürftig, wiederum ohne die Kritik genauer auszuführen.

    Nur Landwirte sollen privilegiert werden

    Die Freien Bauern haben in einer Stellungnahme an das niedersächsische Landwirtschaftsministerium nur kleinere Verbesserungsvorschläge für den Gesetzentwurf. So solle etwa die Formulierung “regional verankerte Betriebe” als Bezeichnung für beim Flächenerwerb privilegierte Parteien durch “ortsansässige selbstständige Landwirte” ersetzt werden. Einig sind sich beide Verbände nur darin, dass die im Gesetzentwurf vorgesehenen Privilegierungen von Kommunen und Naturschutzverbänden beim Grundstückskauf gestrichen werden sollten. “Diese würden eine zusätzliche Belastung der Agrarstruktur bedeuten und den Druck auf dem Flächenmarkt weiter erhöhen”, sagt Landvolk-Vizepräsident Kohlenberg.

    Der Entwurf des Agrarstrukturgesetzes befindet sich derzeit in der Verbändebeteiligung. Er soll im ersten Quartal 2025 in die Ressortabstimmung und dann ins niedersächsische Kabinett zur Entscheidung gehen. mo

    • Bürokratie
    • Landwirtschaft
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    Termine

    Politische Woche

    19.11.2024 / Baku
    UN-Klimakonferenz, COP29 Food, Agriculture and Water Day
    Die FAO leitet mehrere Veranstaltungen zum Food, Agriculture and Water Day und arbeitet mit der COP29-Präsidentschaft und den Ländern zusammen, um die Agrar- und Ernährungssysteme zu einem zentralen Bestandteil ihrer Beratungen, Entscheidungen und der Aktionsagenda zum Tag der Ernährung, der Landwirtschaft und des Wassers zu machen. TAGESORDNUNG

    19.11.2024 / Rio de Janeiro
    G20 Gipfel Launch of the Global Alliance Against Hunger and Poverty
    The official launch of the Global Alliance against Hunger and Poverty is scheduled to take place in parallel with the G20 Leaders Summit in November 2024. The goal of the Task Force for a Global Alliance against Hunger and Poverty proposed by Brasil’s G20 presidency is to establish a global alliance to gather funds and knowledge towards implementation of public policies and social technologies proven effective in reducing global hunger and poverty. INFO

    22.11.2024 / Berlin
    1049. Sitzung des Bundesrates
    TOP 2: Gesetz zur Durchsetzung tiergesundheitsrechtlicher und bestimmter kontrollrechtlicher Vorschriften der Europäischen Union und zur Änderung der Binnenmarkt-Tierseuchenschutz- verordnung sowie zur Änderung weiterer Vorschriften
    TOP 27: Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes an die Änderung der Richtlinie 2003/87/EG (TEHG-Europarechtsanpassungsgesetz 2024)
    TOP 35: Zweite Verordnung zur Änderung der GAP-Konditionalitäten-Verordnung
    TOP 36: Vierte Verordnung zur Änderung der GAP-Direktzahlungen-Verordnung
    TOP 37: Verordnung zur Änderung der Zweiten Verordnung über bestimmte Impfstoffe zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit
    TAGESORDNUNG

    Veranstaltungen

    19.11.2024 – 9.30 – 17.30 Uhr / Chaussée d’Etterbeek 180, 1040 Brüssel
    Konferenz CONSUMERS COME FIRST: Defining Sustainable Food Systems
    SAFE – Safe Food Advocacy Europe organisiert die Konferenz CONSUMERS COME FIRST 2024, die sich mit dem übergreifenden Thema der Nachhaltigkeit von Lebensmittelsystemen befasst. SAFE möchte dazu beitragen, sicherere, nachhaltigere und transparentere Lebensmittelsysteme in ganz Europa zu schaffen. Die Konferenz wird Experten, politische Entscheidungsträger und Stakeholder versammeln, um drängende Fragen der Lebensmittelsicherheit zu erörtern. PROGRAMM

    20.11. – 21.11.2024 / Osnabrück, Pottgraben 60, Alando Osnabrück
    innovate!convention 2024 The Future of Agrifood
    Die innovate!convention mit dem Schwerpunkt Farm & Food verspricht aufregende Impulse und Innovationen. Das Programm besteht aus Exkursionen, Workshops, Paneltalks, Speaker-Sessions und der Awardnight. Programm

    21.11.2024 / Schwarzachtalhalle in Neunburg v. Wald
    Bodentag 2024 Gesunder Boden – Basis für die Gesundheit von Luft, Wasser, Pflanzen, Tieren und Menschen
    Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. veranstaltet dieses Jahr wieder ihren Bodentag. Er findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Online) statt. Zahlreiche und kompetente Referenten vermitteln wertvolles Wissen rund um das diesjährige Thema “Lebendige Böden – Stabile Systeme im Klimawandel”. ANMELDUNG

    22.11.2024 / Bad Zwesten
    3. Wald-Tagung Wald im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie
    Die Veranstaltung zielt darauf ab, gemeinsam mit Praktikern, Wissenschaftlern und Politikern Lösungen für die aktuellen Probleme des deutschen Waldes zu erarbeiten. Geplant sind Podiumsdiskussionen zu Themen wie Waldzertifizierung, Bedeutung des Waldes für nachhaltige Wassernutzung und Best-Practice-Beispiele nachhaltiger Bewirtschaftung von Privatwäldern. Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann hält im Rahmen der Veranstaltung eine Rede. INFO

    27.11.2024 / München
    6. Fachtagung Food Compliance 2024 Innovation, Regulierung & Konsequenzen für die Praxis
    Die Fachtagung Food Compliance 2024 beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven dieses Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Ausgewiesene Praktiker skizzieren die gesetzlichen Herausforderungen, die Erwartungshaltung der Lebensmittelüberwachung sowie Handlungsoptionen im Rahmen der unternehmerischen Umsetzung. PROGRAMM

    2.12.2024 – 19.00- 22.00 Uhr / Landesvertretung des Saarlandes in Berlin, online
    Politik trifft Praxis Weniger Pflanzenschutz, gezielter eingesetzt: Wo sind die Grenzen? Und welche Alternativen gibt es?
    Pflanzenschutzmittel haben ein schlechtes Image – und sie sind für die Landwirte unverzichtbar, schließlich sichern sie die Erzeugung qualitativ hochwertiger und sicherer Lebensmittel.
    Braucht es eine Mengenbegrenzung, um den Herausforderungen beim Arten- und Umweltschutz gerecht zu werden? Wie weit sollte die Politik einschränken? Sind biologische Pflanzenschutzmittel oder Pflanzenbiostimulanzien eine Lösung für das Dilemma? Am 2. Dezember 2024 wollen wir dieses Thema mit Ihnen, den Fachpolitikern der großen Parteien und Prof. Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung diskutieren.
    ANMELDUNG

    3.12.2024 – 16.30 – 18.30 Uhr / Umweltforum Berlin
    Preisverleihung Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen
    Die Gewinner des 26. Bundeswettbewerbes “Landwirtschaftliches Bauen” stehen fest. Sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in Berlin ausgezeichnet. Schwerpunktthema des Wettbewerbs war “Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept”. INFO

    05.12.2024 / weltweit
    Aktionstag Weltbodentag
    Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Der Weltbodentag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung und Wiederherstellung gesunder Ökosysteme und des menschlichen Wohlbefindens schärfen. INFO

    14.01.2025 / dbb forum Berlin, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin
    Kongress BMUV-Agrarkongress 2025
    Beim BMUV-Agrarkongress 2025 stehen die biologische Vielfalt, ihr Wert für die Landwirtschaft, die Bedrohung der Biodiversität durch Veränderungen in der Landschaft, sowie erfolgreiche Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Mittelpunkt.
    Politisch wird es darum gehen, wie die neue EU-Kommission sich mit Blick auf Naturschutz und Landwirtschaft aufstellt, welche Erfordernisse und Herausforderungen sich für die EU-Agrarpolitik ab 2028, sowie für die Umsetzung von Biodiversitätszielen in Deutschland ergeben.
    INFO

    17.1.- 26.1.2025 / Berlin
    Messe Internationale Grüne Woche
    Die Grüne Woche ist eine der traditionsreichsten Messen Deutschlands und eine der führenden Veranstaltungen weltweit in den Bereichen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau.
    Die Messe ist zudem Austragungsort für das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (kurz BMEL) organisierte Global Forum for Food and Agriculture (kurz GFFA). Das GFFA ist die führende internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der weltweiten Land- und Ernährungswirtschaft. Höhepunkt ist das Treffen von über 70 Agrarministerinnen und -ministern.
    INFO

    Presseschau

    Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt: Söder benennt Bundeslandwirtschaftsminister. CSU-Chef Markus Söder hat Günther Felßner, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands BBV, als neuen Bundeslandwirtschaftsminister vorgeschlagen. Er solle einen der ersten Listenplätze auf der CSU-Liste für die Bundestagswahl bekommen. Söder betont den Beitrag Felßners bei den Bauerndemonstrationen Anfang des Jahres, wo er ihm zufolge nicht nur das Gesicht der Landwirtschaft war, sondern auch der breiten Gesellschaft. Als Lobbyist sieht sich Felßner nicht. Sollte er Agrarminister werden, würde er als Erstes in einen breiten gesellschaftlichen Dialog treten. (“Wahlkampf: CSU will Bayerns Bauernpräsidenten als Minister in Berlin”)

    Proplanta: CO₂-Abgabe für die Landwirtschaft. Dänemark wird als erstes Land der Welt eine CO₂-Abgabe für die Landwirtschaft einführen. Ab 2030 müssen dänische Landwirte 300 Kronen (40 Euro) pro Tonne CO₂ bezahlen, ab 2035 liegt die Abgabe dann bei 750 Kronen (100 Euro). Die beschlossene Vereinbarung bedeute “die größte Veränderung der dänischen Landschaft seit mehr als 100 Jahren”. Mit dieser und weiteren Maßnahmen wolle man das ambitionierte dänische Klimaziel erreichen, die Emissionen des Landes bis 2030 um 70 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu verringern. (“Dänemark führt CO₂ Abgaben für die Landwirtschaft ein”)

    Top Agrar: Niederlage für die Freien Bauern. Die Freien Bauern sind mit einer “Gehörsrüge” gegen ein Urteil gescheitert, das einer Wissenschaftlerin erlaubt, den Agrarunternehmerverband als “rechtspopulistisch” zu bezeichnen. Das Oberlandesgericht Naumburg hat den entsprechenden Antrag der Lobbyisten abgelehnt. (“Weitere Schlappe für Freie Bauern vor Gericht”)

    Washington Post: Gesünderes Schulessen. Die Pläne von Trumps designiertem Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., keine verarbeiteten Lebensmittel mehr beim Schulessen zuzulassen, stoßen auf viel Zustimmung. Sie stehen aber im Widerspruch zu Trumps ursprünglichen Plänen, Schulessen durch Verzicht auf Gesundheitsaspekte wieder “großartig” zu machen. (“RFK Jr. faces battles in quest to change America’s food”)

    Deutschlandfunk: Olivenpreise könnten wieder sinken. Spanien und Griechenland rechnen mit einer guten Olivenernte. Beim weltweit größten Olivenöl-Produzenten Spanien soll sie in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent auf gut 1,26 Millionen Tonnen steigen. In Italien indes dauert die Krise an. Die Olivenöl-Produktion dürfte hier sogar noch geringer ausfallen als im vergangenen Jahr, hieß es. (“Preise für Olivenöl sinken – Spanien und Griechenland rechnen mit guten Ernten”)

    Guardian: Landwirte von Labour enttäuscht. Viele britische Landwirte hatten bei der letzten Wahl für die Labour-Party gestimmt und fühlen sich nun von ihr verraten. Die britische Regierung plant, landwirtschaftliche Vermögenswerte im Wert von über einer Million Pfund ab April 2026 einer Erbschaftssteuer von 20 Prozent zu unterwerfen. (“‘You betrayed us’: how UK farmers swiftly turned on Labour over inheritance tax plans”)

    Taz: Nitratkonzentration gesunken. Die Nitratkonzentration im Sickerwasser hat in Niedersachsen deutlich abgenommen, wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Hannover mitteilt. Zwischen 2016 und 2023 sank der errechnete landesweite Durchschnitt von 58 Milligramm auf 17 Milligramm pro Liter Sickerwasser. (“Die Nitratbelastung ist massiv zurückgegangen”)

    Lebensmittelzeitung: Carrefour macht Druck bei Nutri-Score. Die französische Supermarktkette Carrefour plant, ihre Lieferanten zu verpflichten, den Nutri-Score ihrer Lebensmittel online zu kommunizieren. Wer sich weigert, muss mit Konsequenzen rechnen. Sollte ein Lieferant dies nicht tun, werde Carrefour den Nutri-Score selbst berechnen und veröffentlichen. (“Carrefour drängt Lieferanten Nutri-Score auf”)

    Standpunkt

    Bio-Bäckerinnen und Bio-Fleischer sind Antrieb der Transformation – die Bundesregierung muss sie besser fördern

    Volker Krause
    Volker Krause, Vorstand Verarbeitung beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.

    Kürzlich rügte der EU-Rechnungshof die Mitgliedstaaten, dass sie in Sachen Bio nahezu ausschließlich die Öko-Anbaufläche fördern würden. Für den Ausbau des Bio-Markts dagegen würde zu wenig getan. Und das, so der Rechnungshof, obwohl sich die EU einen Bio-Anteil von 25 Prozent bis 2030 zum Ziel gesetzt habe, und Bio die einzige Form der nachhaltigen Lebensmittelerzeugung ist, die von der EU eigens genormt wurde. Übrigens auch in puncto Rezepturen: Verarbeitete Bio-Lebensmittel sind nicht nur pestizidfrei, sondern müssen auch frei von kritischen Zusatzstoffen sein.

    Der Anteil des Öko-Landbaus ist in Deutschland in den letzten 50 Jahren auf heute mehr als elf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche angewachsen. Parallel dazu versorgen überwiegend kleine und mittlere Lebensmittelhersteller den Handel mit Bio-Produkten aller Art – von Brot bis Pizza, von der Leberwurst bis zum veganen Aufstrich. Eine echte mittelständische Erfolgsgeschichte, die viel zu wenig bekannt ist. Doch diese Erfolge sind heute bedroht. Die Zahl der Bäckereien und Fleischereien hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert, auf jeweils nur noch rund 10.000 Betriebe. Ländliche Räume drohen zu veröden; und die Hersteller von (Bio-)Lebensmitteln sind in der Regel ländlich angesiedelt. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der nachfolgenden Inflation geraten sie mehr und mehr in Bedrängnis.

    Handwerkliche Bio-Betriebe konkurrieren mit industriellen Unternehmen

    Diejenigen, die einst die Transformationsbranche Bio wach küssten, die handwerklichen Mahl- und Backbetriebe, Metzgereien, Molkereien und Ölmühlen, diejenigen, die ausschließlich Bio-Produkte herstellen und handeln, müssen heute mit industriellen Unternehmen konkurrieren. Mit Unternehmen, die überwiegend konventionelle Produkte herstellen. Die Pioniere von einst sind zwar mit dem Bio-Markt gewachsen. Doch die kostendämpfenden Skaleneffekte der Massenproduktion können sie nicht generieren. Im preisgetriebenen Wettbewerb gelten sie als zu klein, zu exquisit, zu teuer.

    Dabei entstehen entlang der gesamten Bio-Wertschöpfungskette Gemeinwohlleistungen. Die exponentiell wachsenden Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschäden, mitverursacht durch die konventionelle Land- und Lebensmittelwirtschaft, vermeiden Bio-Hersteller. Die Preise ihrer Produkte sagen die Wahrheit über ihren Wert.

    Rohstoffmengen zu klein oder zu heterogen für große Verarbeiter

    Bio zeichnet sich durch seine Vielfalt an Agrarprodukten aus, mit Spezialkulturen, die die Erwartungen heutiger Verbraucher an eine ausgewogene Ernährung erfüllen. Doch für diese Vielfalt, für Hirse, Buchweizen, Emmer oder Lupinen, braucht es eine spezialisierte verarbeitende Hand, die mit unterschiedlichen Rohstoffqualitäten umgehen kann. Für die großen Verarbeiter sind die Mengen dieser Rohstoffe zu klein oder zu heterogen. Für eine langfristig resiliente Ernährungswirtschaft in Deutschland braucht es daher eine vielfältig strukturierte Verarbeitung in den Regionen.

    Die deutsche Politik muss handeln. Sie hat die einmalige Chance, die nationalen und europäischen Bio-Ziele zu erreichen und damit zugleich die ländlichen Regionen zu stärken. Sie muss Programme auflegen und bewerben für diejenigen EU-Mittel, die für die Marktentwicklung bestimmt sind. Gleichzeitig muss sie mit den nationalen Fördertöpfen die Lebensmittelhandwerker besser fördern: mit den Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) sowie aus der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW).

    Abbau bürokratischer Hürden

    Dabei muss sie die immensen bürokratischen Hürden abbauen. Beispiel dafür ist die Anforderung an mehrjährige Bindung an einzelne Lieferanten für eine GAK-Förderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Sowohl einem Müller als auch seinen Lieferanten halsen langfristige Kontrakte unwägbare Risiken auf – zumal, wenn einer der Landwirte Ernteausfälle hat. Hier könnte der Gesetzgeber stattdessen die praxistauglichere Bindung an die (Bio-)Qualität der Rohstoffe einfordern.

    Auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) ist in der Pflicht. Einerseits gehören Müller, Bäckerinnen und Gastronomen genau zu dem Mittelstand, der auf dem Land und in den Kleinstädten für Arbeitsplätze und Ausbildung sorgt. Doch im GRW-Programm des BMWK sind nur Betriebe förderfähig, die Scorings erfüllen, bei denen Nachhaltigkeit nur ein Unterpunkt ist. Damit die GRW-Mittel Zukunft fördern, müsste Nachhaltigkeit absolute Priorität haben gegenüber einem Wunschkonzert an Bedingungen wie etwa Familienfreundlichkeit oder Tariftreue. Die damit einhergehende Bürokratie beschleunigt das Wegbrechen der Strukturen genau in den Gebieten, in denen eigentlich mittels GRW-Mittel Unternehmen gehalten und angesiedelt werden sollen.

    Die neue Regierung täte gut daran, die Ernährungswirtschaft künftig als relevanten Wirtschaftssektor mitzudenken. Bisher sitzen die betroffenen mittelständischen Unternehmen zwischen den Stühlen von BMEL und BMWK. Angesichts ihrer wirtschafts- und strukturpolitischen Bedeutung besteht dringender Nachholbedarf in beiden Häusern.

    Hersteller und Händler beschleunigen Wachstum des Bio-Marktes

    Bio ist eine Wertschöpfungskette, die für Umwelt und Klima gut ist – und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bio ist im wahrsten Sinne des altgriechischen Wortes Leben. Ob Back-Stuben oder Bio-Läden, sie alle sind im Ländlichen das, was in früheren Zeiten die Brunnen waren, Treffpunkte für Jung und Alt. Dezentrale, erlebbare Lebensmittelhersteller bieten die Chance, die Anonymität der Nahrungsmittelherstellung abzubauen und Nähe zu schaffen. Auch der Fachkräftemangel in der Ernährungswirtschaft kann hier, vor Ort, abgebaut werden. Angefangen mit einer Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler in den Betrieben.

    Bio “vom Acker bis zum Teller” lautet der Green Deal. Hinter den Worten “bis zum” verbergen sich Verarbeiter, Hersteller und Händler. Ohne sie geht nichts. Ohne spezialisierte Müller, Bäcker und Köche wird aus Bio-Getreide weder Brot noch Keks, aus Bio-Äpfeln weder Most noch (Baby-)Brei. Nebenbei beschleunigen die Hersteller und Händler durch ihre Mittlerfunktion zwischen Landwirtinnen und Konsumenten das Wachstum des Bio-Marktes. Es gilt, die gesamte Bio-Wertschöpfungskette lebendig zu halten – als Transformationspfad zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

    Volker Krause ist Vorstand Verarbeitung beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und Geschäftsführer der Bohlsener Mühle in der Lüneburger Heide.

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    ESG.Table: CO₂-Kompensation: Wirkung von Klimazertifikaten deutlich überschätzt

    Klimaschutzprojekte, mit denen Unternehmen ihren CO₂-Ausstoß kompensieren wollen, tragen deutlich weniger zur Emissionsminderung bei als bisher angenommen. Nur etwa 16 Prozent der ausgestellten Emissionsgutschriften würden tatsächlichen Emissionsreduktionen entsprechen, lautet das Resultat einer Studie des Max-Planck-Instituts. Grund dafür seien “systematische Qualitätsprobleme” der Zertifikate über alle Projekttypen hinweg, so die Studienautoren. Sie fordern, die Regeln für Emissionsgutschriften grundlegend zu überarbeiten. Vergangene Woche hatten sich Staats- und Regierungschefs auf der COP29 in Baku auf Standards für die Entwicklung von Klimaschutzprojekten zur Vergabe von Emissionsgutschriften geeinigt. Zum Artikel

    Agrifood.Table Redaktion

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