Table.Briefing: Agrifood

Blame Game nach magerer Ernte + Lebensmittel: vzbv drängt auf Preisbeobachtungsstelle

Liebe Leserin, lieber Leser,

fast alle EU-Länder haben mittlerweile erklärt, wen sie als Kommissar nach Brüssel schicken wollen. Kurz vor Ende der Frist am heutigen Freitag stehen nur noch die Nominierungen Italiens, Belgiens und Bulgariens aus. Offen ist aber weiter, wer welches Dossier bekommt – das will Kommissionschefin Ursula von der Leyen dem Vernehmen nach erst am 11. oder 12. September bekanntgeben.

Was sich bereits abzeichnet: Die spanische Sozialdemokratin und bisherige Umweltministern Teresa Ribera dürfte ein bedeutendes Portfolio im Umwelt- und Klimabereich bekommen. Am Mittwoch hat die Regierung in Madrid sie offiziell ins Rennen geschickt.

Am selben Tag machte auch Portugal seine Nominierung öffentlich. Dem Land wurde zwischenzeitlich ein Interesse nachgesagt, den Agrarkommissar zu stellen. Nun hat man sich in Lissabon aber mit Maria Luís Albuquerque für eine Finanzpolitikerin entschieden, für die das Agrarportfolio höchstens als Trostpreis infrage kommen dürfte. Als möglicher Anwärter auf den Posten gilt derweil weiter der Luxemburger Christophe Hansen, der öffentlich bereits Interesse am Landwirtschaftsdossier signalisiert hat. Im heutigen Briefing stellen wir ihn vor.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihre
Julia Dahm
Bild von Julia  Dahm

Analyse

Ernte 2024: Özdemir und Rukwied interpretieren Ergebnis unterschiedlich

Die Getreideernte in Deutschland wird in diesem Jahr erstmals seit sechs Jahren unter die Marke von 40 Millionen Tonnen fallen. Am Mittwoch stellte Ressortchef Cem Özdemir den “Erntebericht 2024” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vor und wertete das schlechte Ergebnis als ein Zeichen dafür, dass die “Klimakrise die Landwirtschaft längst voll erreicht hat”. Dennoch: Trotz “teilweise extremer Wetterbedingungen” seien “die Speicher gut gefüllt”.

Die Landwirte werden in diesem Jahr 39,4 Millionen Tonnen Getreide ernten, das sind 7,2 Prozent weniger als im vergangenen Jahr und 6,8 Prozent weniger als im fünfjährigen Durchschnitt. Auf die wichtigste Getreideart Weizen entfallen 18,8 Millionen Tonnen, was den Durchschnitt um 13,9 Prozent verfehlt. Es ist gleichzeitig die kleinste Menge seit mindestens 25 Jahren.

Die Gerstenernte hat 10,8 Millionen Tonnen eingebracht (plus 0,1 Prozent) und die Roggenernte 2,6 Millionen Tonnen (minus 13,9 Prozent). Beim Körnermais, der erst im Herbst geerntet wird, rechnet das Ministerium mit einer Produktion von 4,9 Millionen Tonnen, was den Durchschnitt um 23,3 Prozent übertrifft. Beim Mais ist das BMEL deutlich optimistischer als der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), die in ihren aktuellsten Prognosen nur 4,5 Millionen Tonnen Körnermais erwarten. Bei allen anderen Getreidearten stimmen die Einschätzungen der Verbände mit denen des Ministeriums weitgehend überein. Das gilt auch für Winterraps, für den die vorläufige BMEL-Schätzung bei 3,6 Millionen Tonnen liegt, was den Durchschnitt um 1,6 Prozent verfehlt.

Landwirte mussten Aussaat ins Frühjahr verschieben

Beim Getreideanbau gab es teilweise erhebliche Veränderungen bei den Anbauflächen. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Herbst behinderten in vielen Regionen die Aussaat, was beim Wintergetreide zu deutlichen Flächenverlusten führte. So schrumpfte die Winterweizenfläche im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent auf 2,49 Millionen Hektar und die von Winterroggen um 13,4 Prozent auf 541.000 Hektar. Einen Teil der freien Flächen konnten die Landwirte in diesem Frühjahr mit Sommergetreide bestellen. Davon profitierte Sommergerste, für die die Fläche um 12,7 Prozent auf 363.000 Hektar ausgedehnt wurde. Zuwächse erreichte auch Sommerweizen (plus 179,6 Prozent auf 85.000 Hektar) und Hafer (plus 12,4 Prozent auf 157.000 Hektar). Auch Mais profitierte von der Verschiebung von den Winter- zu den Sommerkulturen. Die Körnermais-Fläche wuchs gegenüber dem vergangenen Jahr um acht Prozent auf 504.000 Hektar.

Özdemir zeigte sich mit dem Gesamtergebnis der Ernte zufrieden, räumte aber große Unterschiede von Betrieb zu Betrieb ein: “Es gibt Höfe, bei denen konnten gute bis sehr gute Ernten eingefahren werden, es gibt aber auch Höfe mit einem Totalausfall.”

Niedrige Eiweißgehalte: BMEL kontert auf die Vorwürfe Rukwieds

Der Präsident des DBV, Joachim Rukwied, zog wenige Tage vor dem Minister Bilanz, wobei die Enttäuschung über die schwachen Erträge überwog. Die Getreideernte beschrieb er als “Zitterpartie”, die mit “Mengen- und Qualitätseinbrüchen” endete. Gründe seien die “extrem nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und schließlich immer wieder Niederschläge zur Erntezeit” gewesen. Die unterdurchschnittliche Getreideernte zeige “einmal mehr die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und verfehlter gesetzgeberischer Vorgaben”, stellte Rukwied fest. Um Erträge und Qualitäten auch in Zukunft zu sichern, müssten “praxisferne und nicht-praktikable Vorgaben gestrichen werden”. Es könne nicht sein, “dass Qualitätsweizen nachgefragt wird, wir Landwirte aber aufgrund immer neuer Vorschriften – etwa bei der Düngung – nur noch Futterweizen erzeugen können”. Diesen Vorwurf ließ Burkhard Schmied, Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarpolitik im BMEL so nicht stehen. Ohne direkt auf Rukwieds Kritik einzugehen, nutzte Schmied die Vorstellung des Ernteberichts zu einer Replik. Zu den niedrigen Eiweißgehalten haben nach seiner Sicht die starken Niederschläge beigetragen. Die staatlichen Vorgaben für die Düngung sind nach Schmieds Ansicht keine Ursache. Auflagen zur Verminderung der Stickstoffdüngung gebe es nur in den “roten Gebieten”, und selbst dort müsse nur der Betriebsmittelwert eingehalten werden. Auf Flächen für Brotweizen könnten die Landwirte deshalb auch höhere Düngermengen ausbringen.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) nutzte die Erntebilanz ebenfalls, um ein Umsteuern in der Agrarpolitik zu fordern. “Statt auf eine weitere Extensivierung zu setzen, müssen wir nachhaltig mehr auf unseren Flächen produzieren”, mahnte der DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler.

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Cem Özdemir
  • Deutscher Bauernverband
  • Landwirtschaft
Translation missing.

News

Lebensmittelpreise: Wie eine Preisbeobachtungsstelle in Deutschland aussehen könnte

Um die Zusammensetzung von Lebensmittelpreisen und deren Schwankungen transparent zu machen und Preise fairer zu gestalten, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine Preisbeobachtungsstelle für Lebensmittel. Konkrete Vorschläge zur Umsetzung hat der vzbv aus einem eigens in Auftrag gegebenen Gutachten abgeleitet und am gestrigen Donnerstag präsentiert. Er empfiehlt, die Preisbeobachtungsstelle an die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anzugliedern, die bislang als Durchsetzungsbehörde etwa dafür sorgt, dass die Vorgaben aus dem Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz (AgrarOLkG) eingehalten werden.  

“Besorgniserregend” nannte vzbv-Vorständin Ramona Pop die Preissteigerungen bei Lebensmitteln in Deutschland in den vergangenen Jahren. “Die Bundesregierung muss endlich Licht ins Dunkel der Preisgestaltung bei Lebensmitteln bringen”, forderte Pop. Denn: Wie sich die Preise zusammensetzten und wer am Ende wie viel Gewinn einstreiche, sei unklar. Eine Preisbeobachtungsstelle könne unfaire Praktiken aufdecken und so Verbraucherinnen und Verbraucher vor zu hohen Preisen an der Ladentheke schützen, machte Pop deutlich. Dem vzbv schwebt hier ein jährlicher Bericht an den Bundestag zu den Ergebnissen der Preis- und Kostenbeobachtung vor, “um gesellschaftliche Debatten anzuregen und politische Handlungsmaßnahmen abzuleiten”.

Machbarkeitsstudie nimmt Preis- und Kostenentwicklung im Lebensmittelsektor in den Blick

Beginnen wolle man mit der Preisbeobachtung bei frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, weil die Wertschöpfungskette hier weniger komplex sei. Ein Großteil der Daten liege bereits vor. Dort, wo sie fehlen, fordert der vzbv die Bundesregierung auf, bestehende Datenlücken zu schließen und hierfür Meldeverordnungen anzupassen oder neu einzuführen.

Grundlage der vzbv-Forderung sind die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft für den vzbv durchgeführt hat und darin Preis- und Kostenentwicklung im Lebensmittelsektor in den Blick nimmt. Die Autoren kommen darin unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich die hohen Lebensmittelpreise nicht allein durch höhere Produktionskosten erklären lassen. Zugleich weisen sie auf “erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen” hin, die eine Preisbeobachtungsstelle benötige.

In Europa wäre Deutschland bei weitem nicht das erste Land, dass eine solche Beobachtungsstelle einrichtet. Frankreich habe “ein sehr ausgeklügeltes System der Preisbeobachtung von Lebensmitteln”, ließ Pop wissen. Die Europäische Kommission hat im April 2024 die Agriculture and Food Chain Observatory (AFCO) eingerichtet. heu

  • AgrarOLkG
  • Handel
  • Lebensmittel
  • Verbraucher
  • Verbraucherschutz

Handelsstreit: Was sich Peking davon verspricht, die Schnaps-Zölle aufzuschieben

Peking wird keine vorläufigen Zölle auf EU-Weinbrand erheben, obwohl es festgestellt habe, dass der in China unter den Marktpreisen verkauft wurde. Diese Bekanntmachung des chinesischen Handelsministeriums verschafft beiden Seiten im angespannten Handelskonflikt ein wenig Luft.

Das Handelsministerium hat der Erklärung zufolge festgestellt, dass europäische Brennereien auf dem chinesischen Markt Branntwein mit einer Dumpingspanne von 30,6 bis 39 Prozent verkauft und dadurch die einheimische Industrie geschädigt hätten. “Vorläufige Antidumping-Maßnahmen werden in diesem Fall vorerst nicht ergriffen”, erklärte das Ministerium. Es ließ aber die Möglichkeit offen, dass Peking in Zukunft tätig werden könnte.

Branntwein-Entscheidung könnte Verhandlungstaktik sein

Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Untersuchung voraussichtlich vor dem 5. Januar 2025 enden werde, aber “unter besonderen Umständen” verlängert werden könne. China hat die EU-Staaten aufgefordert, die von der Kommission vorgeschlagenen Zusatzzölle von bis zu 36,3 Prozent auf in China hergestellte E-Fahrzeuge in der Abstimmung im Oktober abzulehnen. Die Entscheidung über die Zölle auf Branntwein deuten Experten daher als mögliche Verhandlungstaktik.

Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Entwicklung werde keinen Einfluss auf die Entscheidung über die E-Auto-Zölle haben und bezeichnete die beiden Untersuchungen als “getrennte Wege”. Die EU-Kommission verfolge die Untersuchung “sehr genau”; hieß es. Ihre detaillierte Bewertung zeige, dass die Ergebnisse der Untersuchung “fragwürdig” sei. rtr

  • Elektromobilität
  • EU
  • Europäische Kommission
  • Handel
  • Handelsstreit
  • Import
Translation missing.

EU-Mercosur-Verhandler treffen sich in Brasilia

Die Verhandlungen um das Zusatzprotokoll zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur gehen weiter. Am 5. und 6. September treffen sich die Chefverhandler beider Seiten in Brasilia.

Dem Vernehmen nach ist aber kein Durchbruch zu erwarten. Es gäbe nach wie vor einige ungelöste Probleme, die noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die EU-Kommission wolle “sicherstellen, dass das Abkommen die Nachhaltigkeitsziele der EU erfüllt und gleichzeitig die Anliegen der EU im Agrarsektor berücksichtigt”, sagte ein Kommissionssprecher Table.Briefings.

Das größte ungelöste Problem für das Abkommen kann aber wahrscheinlich nicht in Brasilia gelöst werden, sondern nur in Paris. Die französische Regierung hat sich klar gegen das Freihandelsabkommen ausgesprochen, und dass die EU das Abkommen gegen den Willen Frankreichs abschließt, bleibt unwahrscheinlich. jaa

  • Handel
  • Handelspolitik
  • Mercosur

Time.Table

03.09.2024 – 10.00 – 11.30 Uhr / Konferenzzentrum Mauerstraße, Mauerstraße 27, 10117 Berlin
Ergebnis-Konferenz Digitale Experimentierfelder setzen Impulse für die Gestaltung einer nachhaltigen Digitalisierung der Landwirtschaft
Auf der zweitägigen Experimentierfelder-Konferenz des BMEL, die von Staatsekretärin Silvia Bender eröffnet wird, stellen sich die digitalen Experimentierfelder vor und präsentieren ihre Ergebnisse. Ebenso werden die Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen vorgestellt, die mithilfe leistungsstarker Mobilfunk- und Breitbandnetze Möglichkeiten für eine nachhaltige Landwirtschaft und regionaler Wertschöpfung im ländlichen Raum erforschen und in der Praxis testen. Anmeldung bis zum 30. August, 12 Uhr. ANMELDUNG

09.09.2024 – 14.00 – 18.00 Uhr / dbb Forum, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin – online
Forum Aspen Institut Deutschland Deutsch-amerikanisches Forum Zukunft der Landwirtschaft
Der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung liegt auf der Digitalisierung der Viehwirtschaft. Teilnehmer aus Deutschland und den Vereinigten Staaten werden die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf technologischen Fortschritten in der Rinderhaltung liegt. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Handlungsempfehlungen mit US-amerikanischen und deutschen Vertretern aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Praxis zu diskutieren. Registrierung

Must-Reads

Agrar heute: Steigende Bodenpreise: Neues Gesetz soll Landwirte schützen

Auch in Niedersachsen sind in den vergangenen Jahren die Bodenpreise stark gestiegen. Kostete es 2010 noch 351 Euro, einen Hektar Land zu pachten, musste man 2023 schon 643 Euro dafür zahlen. Die niedersächsische Landesregierung will dieser Entwicklung nun mit einem “Agrarstruktursicherungs- und Agrarstrukturverbesserungsgesetz” entgegentreten, um so die Spekulation mit Agrarland zu stoppen. Zum Artikel

Handelsblatt: Windparks bereiten Fischern Probleme

Für die Energiewende sind Windparks auf See unerlässlich. Sie liefern, verglichen mit Windrädern an Land oder Solaranlagen, vergleichsweise zuverlässig Strom. Doch den Fischern bereiten die immer größer werdenden Windparks Probleme. Ihre Fanggebiete schrumpfen. Die Fischer sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. Zum Artikel

Lebensmittelpraxis: Nestlé weltweit größte Lebensmittelmarke

Trotz eines Wertverlusts behauptet Nestlé seine Spitzenposition unter den weltweiten Lebensmittelmarken. Auf den folgenden Plätzen liegen Lay’s und Yili. Während der Gesamtmarkenwert der Branche sinkt, gewinnen kleinere Marken und Handelsmarken zunehmend an Beliebtheit. Zum Artikel

RND: Warum ausgerechnet in Japan der Reis knapp wird

In vielen Supermärkten Japans ist der Reis knapp geworden. Gründe für die Mangellage bei dem wichtigen Grundnahrungsmittel sind durch Wassermangel verursachte schlechte Ernten in den vergangenen Jahren und ein durch die Alterung der Bevölkerung verursachter Arbeitskräftemangel. Zum Artikel

Producer: USA lassen Gentech-Weizen zu.

Die USA haben einen in Argentinien erprobten gentechnisch veränderten Weizen zugelassen. Der Eingriff in das Erbgut habe sich als sicher erwiesen. Zudem habe der Weizen einen besseren Ertrag bei Trockenheit gehabt. Zum Artikel

Heads

Christophe Hansen: Ein Umweltpolitiker auf dem EU-Chefposten für Landwirtschaft und Ernährung

EVP-Politiker Christophe Hansen ist als EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung nominiert.

Mit Christophe Hansen übernimmt – vorausgesetzt, das EU-Parlament stimmt seiner Ernennung zu -, ein Kandidat den Posten des Agrar- und Ernährungskommissars, der zuvor deutlich Interesse an dem Job gezeigt hat. “Ja, ich komme aus einer landwirtschaftlichen Familie, ja, ich habe viel zu landwirtschaftlichen und Umweltdossiers gearbeitet”, sagte Hansen nach seiner Nominierung als EU-Kommissar im Interview mit dem Luxemburger Sender RTL.  

Immer wieder lenkt der 42-Jährige das Gespräch auf Agrarthemen, spricht von Bürokratieabbau und mehr Spielraum bei der Umsetzung von Regeln vor Ort. Bisher ist Hansen, der mit kurzer Unterbrechung seit 2018 im EU-Parlament sitzt, vor allem als Umwelt- und Handelspolitiker in Erscheinung getreten. 

Verteidiger der Anti-Entwaldungsverordnung 

In dieser Funktion hatte er aber auch Berührungspunkte mit Landwirtschaftsthemen. So führte er in der vergangenen Legislaturperiode als Berichterstatter des Parlaments die Verhandlungen über die umstrittene Anti-Entwaldungsverordnung. Letztere verteidigte er auch jüngst noch - trotz wachsender Kritik auch aus seiner eigenen Parteiengruppe an den Regeln, die ab Ende des Jahres wirksam werden sollen. 

Vereinzelt kam der Luxemburger im Laufe seiner Karriere aber auch direkt mit Landwirtschaftsthemen in Berührung: Während seiner kurzen Zeit als Abgeordneter im luxemburgischen Parlament, von November 2023 bis Juli dieses Jahres, war Hansen dort Mitglied im EU-Agrarausschuss. Und zu Anfang seiner Karriere, als Assistent der damaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling, arbeitete er auch zu Landwirtschaftsdossiers. Im persönlichen Umfeld kommt Hansen nicht nur aus einer landwirtschaftlichen Familie im Norden Luxemburgs, seine Cousine, Martine Hansen, ist auch die Agrarministerin des kleinen Landes. 

Möglicher Kompromisskandidat zwischen EVP und Progressiven 

Dass Hansen bisher zwar mit Agrarthemen in Berührung gekommen ist, das aber eher am Rande, könnte von der Leyen in die Hände spielen. Denn als konservativer Umweltpolitiker könnte Hansen als Bindeglied wirken: Zwischen seiner und von der Leyens eigener Partei, der EVP, einerseits, die wie versprochen einen Agrarkommissar aus dem eigenen Lager bekommt. Und progressiveren Kräften andererseits, auf die sich von der Leyen im Parlament stützt und die durch einen allzu hartgesottenen Agrarpolitiker verprellt werden könnten. 

Und als Luxemburger, der fließend Deutsch und Französisch spricht, kann er gute Verbindungen zu zwei der wichtigsten Agrarländer der EU pflegen. 

Dass als Agrarkommissar solch ein politischer Drahtseilaktauf ihn zukommt, scheint Hansen auch selbst bewusst zu sein. Im RTL-Interview betont er die Bedeutung von Ausgleich und Dialog: “Man muss das Gespräch mit den Menschen vor Ort suchen, mit Umweltorganisationen, mit Landwirtschaftsverbänden.” jd

  • AGRI
  • Anti-Entwaldung
  • Christophe Hansen
  • ENVI
  • Europäische Kommission
  • EVP
  • Landwirtschaft
  • Luxemburg

Mehr von Table.Media

China.Table: Lebensmittelsicherheit: Erste Strafen nach Speiseölskandal ausgesprochen

China hat gegen sieben Logistik- und Speiseölunternehmen Geldstrafen verhängt. Die Firmen sind in einen Skandal um verdorbenes Speiseöl verwickelt. Der Vorfall hatte im vergangenen Monat landesweit für Aufruhr gesorgt. Wie Medien im Juli berichteten, waren Tankwagen, die Chemikalien und Kohleöl transportieren, ohne ausreichende Reinigung auch für den Transport von Sojaöl, Speiseöl und Sirup verwendet worden. Zum Artikel

Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    fast alle EU-Länder haben mittlerweile erklärt, wen sie als Kommissar nach Brüssel schicken wollen. Kurz vor Ende der Frist am heutigen Freitag stehen nur noch die Nominierungen Italiens, Belgiens und Bulgariens aus. Offen ist aber weiter, wer welches Dossier bekommt – das will Kommissionschefin Ursula von der Leyen dem Vernehmen nach erst am 11. oder 12. September bekanntgeben.

    Was sich bereits abzeichnet: Die spanische Sozialdemokratin und bisherige Umweltministern Teresa Ribera dürfte ein bedeutendes Portfolio im Umwelt- und Klimabereich bekommen. Am Mittwoch hat die Regierung in Madrid sie offiziell ins Rennen geschickt.

    Am selben Tag machte auch Portugal seine Nominierung öffentlich. Dem Land wurde zwischenzeitlich ein Interesse nachgesagt, den Agrarkommissar zu stellen. Nun hat man sich in Lissabon aber mit Maria Luís Albuquerque für eine Finanzpolitikerin entschieden, für die das Agrarportfolio höchstens als Trostpreis infrage kommen dürfte. Als möglicher Anwärter auf den Posten gilt derweil weiter der Luxemburger Christophe Hansen, der öffentlich bereits Interesse am Landwirtschaftsdossier signalisiert hat. Im heutigen Briefing stellen wir ihn vor.

    Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

    Ihre
    Julia Dahm
    Bild von Julia  Dahm

    Analyse

    Ernte 2024: Özdemir und Rukwied interpretieren Ergebnis unterschiedlich

    Die Getreideernte in Deutschland wird in diesem Jahr erstmals seit sechs Jahren unter die Marke von 40 Millionen Tonnen fallen. Am Mittwoch stellte Ressortchef Cem Özdemir den “Erntebericht 2024” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vor und wertete das schlechte Ergebnis als ein Zeichen dafür, dass die “Klimakrise die Landwirtschaft längst voll erreicht hat”. Dennoch: Trotz “teilweise extremer Wetterbedingungen” seien “die Speicher gut gefüllt”.

    Die Landwirte werden in diesem Jahr 39,4 Millionen Tonnen Getreide ernten, das sind 7,2 Prozent weniger als im vergangenen Jahr und 6,8 Prozent weniger als im fünfjährigen Durchschnitt. Auf die wichtigste Getreideart Weizen entfallen 18,8 Millionen Tonnen, was den Durchschnitt um 13,9 Prozent verfehlt. Es ist gleichzeitig die kleinste Menge seit mindestens 25 Jahren.

    Die Gerstenernte hat 10,8 Millionen Tonnen eingebracht (plus 0,1 Prozent) und die Roggenernte 2,6 Millionen Tonnen (minus 13,9 Prozent). Beim Körnermais, der erst im Herbst geerntet wird, rechnet das Ministerium mit einer Produktion von 4,9 Millionen Tonnen, was den Durchschnitt um 23,3 Prozent übertrifft. Beim Mais ist das BMEL deutlich optimistischer als der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), die in ihren aktuellsten Prognosen nur 4,5 Millionen Tonnen Körnermais erwarten. Bei allen anderen Getreidearten stimmen die Einschätzungen der Verbände mit denen des Ministeriums weitgehend überein. Das gilt auch für Winterraps, für den die vorläufige BMEL-Schätzung bei 3,6 Millionen Tonnen liegt, was den Durchschnitt um 1,6 Prozent verfehlt.

    Landwirte mussten Aussaat ins Frühjahr verschieben

    Beim Getreideanbau gab es teilweise erhebliche Veränderungen bei den Anbauflächen. Die überdurchschnittlichen Niederschläge im Herbst behinderten in vielen Regionen die Aussaat, was beim Wintergetreide zu deutlichen Flächenverlusten führte. So schrumpfte die Winterweizenfläche im Vergleich zum Vorjahr um 11,8 Prozent auf 2,49 Millionen Hektar und die von Winterroggen um 13,4 Prozent auf 541.000 Hektar. Einen Teil der freien Flächen konnten die Landwirte in diesem Frühjahr mit Sommergetreide bestellen. Davon profitierte Sommergerste, für die die Fläche um 12,7 Prozent auf 363.000 Hektar ausgedehnt wurde. Zuwächse erreichte auch Sommerweizen (plus 179,6 Prozent auf 85.000 Hektar) und Hafer (plus 12,4 Prozent auf 157.000 Hektar). Auch Mais profitierte von der Verschiebung von den Winter- zu den Sommerkulturen. Die Körnermais-Fläche wuchs gegenüber dem vergangenen Jahr um acht Prozent auf 504.000 Hektar.

    Özdemir zeigte sich mit dem Gesamtergebnis der Ernte zufrieden, räumte aber große Unterschiede von Betrieb zu Betrieb ein: “Es gibt Höfe, bei denen konnten gute bis sehr gute Ernten eingefahren werden, es gibt aber auch Höfe mit einem Totalausfall.”

    Niedrige Eiweißgehalte: BMEL kontert auf die Vorwürfe Rukwieds

    Der Präsident des DBV, Joachim Rukwied, zog wenige Tage vor dem Minister Bilanz, wobei die Enttäuschung über die schwachen Erträge überwog. Die Getreideernte beschrieb er als “Zitterpartie”, die mit “Mengen- und Qualitätseinbrüchen” endete. Gründe seien die “extrem nasse Witterung von Herbst bis Frühsommer, fehlende Sonne und schließlich immer wieder Niederschläge zur Erntezeit” gewesen. Die unterdurchschnittliche Getreideernte zeige “einmal mehr die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und verfehlter gesetzgeberischer Vorgaben”, stellte Rukwied fest. Um Erträge und Qualitäten auch in Zukunft zu sichern, müssten “praxisferne und nicht-praktikable Vorgaben gestrichen werden”. Es könne nicht sein, “dass Qualitätsweizen nachgefragt wird, wir Landwirte aber aufgrund immer neuer Vorschriften – etwa bei der Düngung – nur noch Futterweizen erzeugen können”. Diesen Vorwurf ließ Burkhard Schmied, Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Erzeugung, Gartenbau, Agrarpolitik im BMEL so nicht stehen. Ohne direkt auf Rukwieds Kritik einzugehen, nutzte Schmied die Vorstellung des Ernteberichts zu einer Replik. Zu den niedrigen Eiweißgehalten haben nach seiner Sicht die starken Niederschläge beigetragen. Die staatlichen Vorgaben für die Düngung sind nach Schmieds Ansicht keine Ursache. Auflagen zur Verminderung der Stickstoffdüngung gebe es nur in den “roten Gebieten”, und selbst dort müsse nur der Betriebsmittelwert eingehalten werden. Auf Flächen für Brotweizen könnten die Landwirte deshalb auch höhere Düngermengen ausbringen.

    Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) nutzte die Erntebilanz ebenfalls, um ein Umsteuern in der Agrarpolitik zu fordern. “Statt auf eine weitere Extensivierung zu setzen, müssen wir nachhaltig mehr auf unseren Flächen produzieren”, mahnte der DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler.

    • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
    • Cem Özdemir
    • Deutscher Bauernverband
    • Landwirtschaft
    Translation missing.

    News

    Lebensmittelpreise: Wie eine Preisbeobachtungsstelle in Deutschland aussehen könnte

    Um die Zusammensetzung von Lebensmittelpreisen und deren Schwankungen transparent zu machen und Preise fairer zu gestalten, fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine Preisbeobachtungsstelle für Lebensmittel. Konkrete Vorschläge zur Umsetzung hat der vzbv aus einem eigens in Auftrag gegebenen Gutachten abgeleitet und am gestrigen Donnerstag präsentiert. Er empfiehlt, die Preisbeobachtungsstelle an die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) anzugliedern, die bislang als Durchsetzungsbehörde etwa dafür sorgt, dass die Vorgaben aus dem Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz (AgrarOLkG) eingehalten werden.  

    “Besorgniserregend” nannte vzbv-Vorständin Ramona Pop die Preissteigerungen bei Lebensmitteln in Deutschland in den vergangenen Jahren. “Die Bundesregierung muss endlich Licht ins Dunkel der Preisgestaltung bei Lebensmitteln bringen”, forderte Pop. Denn: Wie sich die Preise zusammensetzten und wer am Ende wie viel Gewinn einstreiche, sei unklar. Eine Preisbeobachtungsstelle könne unfaire Praktiken aufdecken und so Verbraucherinnen und Verbraucher vor zu hohen Preisen an der Ladentheke schützen, machte Pop deutlich. Dem vzbv schwebt hier ein jährlicher Bericht an den Bundestag zu den Ergebnissen der Preis- und Kostenbeobachtung vor, “um gesellschaftliche Debatten anzuregen und politische Handlungsmaßnahmen abzuleiten”.

    Machbarkeitsstudie nimmt Preis- und Kostenentwicklung im Lebensmittelsektor in den Blick

    Beginnen wolle man mit der Preisbeobachtung bei frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, weil die Wertschöpfungskette hier weniger komplex sei. Ein Großteil der Daten liege bereits vor. Dort, wo sie fehlen, fordert der vzbv die Bundesregierung auf, bestehende Datenlücken zu schließen und hierfür Meldeverordnungen anzupassen oder neu einzuführen.

    Grundlage der vzbv-Forderung sind die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft für den vzbv durchgeführt hat und darin Preis- und Kostenentwicklung im Lebensmittelsektor in den Blick nimmt. Die Autoren kommen darin unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich die hohen Lebensmittelpreise nicht allein durch höhere Produktionskosten erklären lassen. Zugleich weisen sie auf “erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen” hin, die eine Preisbeobachtungsstelle benötige.

    In Europa wäre Deutschland bei weitem nicht das erste Land, dass eine solche Beobachtungsstelle einrichtet. Frankreich habe “ein sehr ausgeklügeltes System der Preisbeobachtung von Lebensmitteln”, ließ Pop wissen. Die Europäische Kommission hat im April 2024 die Agriculture and Food Chain Observatory (AFCO) eingerichtet. heu

    • AgrarOLkG
    • Handel
    • Lebensmittel
    • Verbraucher
    • Verbraucherschutz

    Handelsstreit: Was sich Peking davon verspricht, die Schnaps-Zölle aufzuschieben

    Peking wird keine vorläufigen Zölle auf EU-Weinbrand erheben, obwohl es festgestellt habe, dass der in China unter den Marktpreisen verkauft wurde. Diese Bekanntmachung des chinesischen Handelsministeriums verschafft beiden Seiten im angespannten Handelskonflikt ein wenig Luft.

    Das Handelsministerium hat der Erklärung zufolge festgestellt, dass europäische Brennereien auf dem chinesischen Markt Branntwein mit einer Dumpingspanne von 30,6 bis 39 Prozent verkauft und dadurch die einheimische Industrie geschädigt hätten. “Vorläufige Antidumping-Maßnahmen werden in diesem Fall vorerst nicht ergriffen”, erklärte das Ministerium. Es ließ aber die Möglichkeit offen, dass Peking in Zukunft tätig werden könnte.

    Branntwein-Entscheidung könnte Verhandlungstaktik sein

    Zuvor hatte das Ministerium erklärt, dass die Untersuchung voraussichtlich vor dem 5. Januar 2025 enden werde, aber “unter besonderen Umständen” verlängert werden könne. China hat die EU-Staaten aufgefordert, die von der Kommission vorgeschlagenen Zusatzzölle von bis zu 36,3 Prozent auf in China hergestellte E-Fahrzeuge in der Abstimmung im Oktober abzulehnen. Die Entscheidung über die Zölle auf Branntwein deuten Experten daher als mögliche Verhandlungstaktik.

    Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Entwicklung werde keinen Einfluss auf die Entscheidung über die E-Auto-Zölle haben und bezeichnete die beiden Untersuchungen als “getrennte Wege”. Die EU-Kommission verfolge die Untersuchung “sehr genau”; hieß es. Ihre detaillierte Bewertung zeige, dass die Ergebnisse der Untersuchung “fragwürdig” sei. rtr

    • Elektromobilität
    • EU
    • Europäische Kommission
    • Handel
    • Handelsstreit
    • Import
    Translation missing.

    EU-Mercosur-Verhandler treffen sich in Brasilia

    Die Verhandlungen um das Zusatzprotokoll zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur gehen weiter. Am 5. und 6. September treffen sich die Chefverhandler beider Seiten in Brasilia.

    Dem Vernehmen nach ist aber kein Durchbruch zu erwarten. Es gäbe nach wie vor einige ungelöste Probleme, die noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die EU-Kommission wolle “sicherstellen, dass das Abkommen die Nachhaltigkeitsziele der EU erfüllt und gleichzeitig die Anliegen der EU im Agrarsektor berücksichtigt”, sagte ein Kommissionssprecher Table.Briefings.

    Das größte ungelöste Problem für das Abkommen kann aber wahrscheinlich nicht in Brasilia gelöst werden, sondern nur in Paris. Die französische Regierung hat sich klar gegen das Freihandelsabkommen ausgesprochen, und dass die EU das Abkommen gegen den Willen Frankreichs abschließt, bleibt unwahrscheinlich. jaa

    • Handel
    • Handelspolitik
    • Mercosur

    Time.Table

    03.09.2024 – 10.00 – 11.30 Uhr / Konferenzzentrum Mauerstraße, Mauerstraße 27, 10117 Berlin
    Ergebnis-Konferenz Digitale Experimentierfelder setzen Impulse für die Gestaltung einer nachhaltigen Digitalisierung der Landwirtschaft
    Auf der zweitägigen Experimentierfelder-Konferenz des BMEL, die von Staatsekretärin Silvia Bender eröffnet wird, stellen sich die digitalen Experimentierfelder vor und präsentieren ihre Ergebnisse. Ebenso werden die Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen vorgestellt, die mithilfe leistungsstarker Mobilfunk- und Breitbandnetze Möglichkeiten für eine nachhaltige Landwirtschaft und regionaler Wertschöpfung im ländlichen Raum erforschen und in der Praxis testen. Anmeldung bis zum 30. August, 12 Uhr. ANMELDUNG

    09.09.2024 – 14.00 – 18.00 Uhr / dbb Forum, Friedrichstraße 169, 10117 Berlin – online
    Forum Aspen Institut Deutschland Deutsch-amerikanisches Forum Zukunft der Landwirtschaft
    Der Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung liegt auf der Digitalisierung der Viehwirtschaft. Teilnehmer aus Deutschland und den Vereinigten Staaten werden die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf technologischen Fortschritten in der Rinderhaltung liegt. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, die im Rahmen des Projekts erarbeiteten Handlungsempfehlungen mit US-amerikanischen und deutschen Vertretern aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Praxis zu diskutieren. Registrierung

    Must-Reads

    Agrar heute: Steigende Bodenpreise: Neues Gesetz soll Landwirte schützen

    Auch in Niedersachsen sind in den vergangenen Jahren die Bodenpreise stark gestiegen. Kostete es 2010 noch 351 Euro, einen Hektar Land zu pachten, musste man 2023 schon 643 Euro dafür zahlen. Die niedersächsische Landesregierung will dieser Entwicklung nun mit einem “Agrarstruktursicherungs- und Agrarstrukturverbesserungsgesetz” entgegentreten, um so die Spekulation mit Agrarland zu stoppen. Zum Artikel

    Handelsblatt: Windparks bereiten Fischern Probleme

    Für die Energiewende sind Windparks auf See unerlässlich. Sie liefern, verglichen mit Windrädern an Land oder Solaranlagen, vergleichsweise zuverlässig Strom. Doch den Fischern bereiten die immer größer werdenden Windparks Probleme. Ihre Fanggebiete schrumpfen. Die Fischer sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. Zum Artikel

    Lebensmittelpraxis: Nestlé weltweit größte Lebensmittelmarke

    Trotz eines Wertverlusts behauptet Nestlé seine Spitzenposition unter den weltweiten Lebensmittelmarken. Auf den folgenden Plätzen liegen Lay’s und Yili. Während der Gesamtmarkenwert der Branche sinkt, gewinnen kleinere Marken und Handelsmarken zunehmend an Beliebtheit. Zum Artikel

    RND: Warum ausgerechnet in Japan der Reis knapp wird

    In vielen Supermärkten Japans ist der Reis knapp geworden. Gründe für die Mangellage bei dem wichtigen Grundnahrungsmittel sind durch Wassermangel verursachte schlechte Ernten in den vergangenen Jahren und ein durch die Alterung der Bevölkerung verursachter Arbeitskräftemangel. Zum Artikel

    Producer: USA lassen Gentech-Weizen zu.

    Die USA haben einen in Argentinien erprobten gentechnisch veränderten Weizen zugelassen. Der Eingriff in das Erbgut habe sich als sicher erwiesen. Zudem habe der Weizen einen besseren Ertrag bei Trockenheit gehabt. Zum Artikel

    Heads

    Christophe Hansen: Ein Umweltpolitiker auf dem EU-Chefposten für Landwirtschaft und Ernährung

    EVP-Politiker Christophe Hansen ist als EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung nominiert.

    Mit Christophe Hansen übernimmt – vorausgesetzt, das EU-Parlament stimmt seiner Ernennung zu -, ein Kandidat den Posten des Agrar- und Ernährungskommissars, der zuvor deutlich Interesse an dem Job gezeigt hat. “Ja, ich komme aus einer landwirtschaftlichen Familie, ja, ich habe viel zu landwirtschaftlichen und Umweltdossiers gearbeitet”, sagte Hansen nach seiner Nominierung als EU-Kommissar im Interview mit dem Luxemburger Sender RTL.  

    Immer wieder lenkt der 42-Jährige das Gespräch auf Agrarthemen, spricht von Bürokratieabbau und mehr Spielraum bei der Umsetzung von Regeln vor Ort. Bisher ist Hansen, der mit kurzer Unterbrechung seit 2018 im EU-Parlament sitzt, vor allem als Umwelt- und Handelspolitiker in Erscheinung getreten. 

    Verteidiger der Anti-Entwaldungsverordnung 

    In dieser Funktion hatte er aber auch Berührungspunkte mit Landwirtschaftsthemen. So führte er in der vergangenen Legislaturperiode als Berichterstatter des Parlaments die Verhandlungen über die umstrittene Anti-Entwaldungsverordnung. Letztere verteidigte er auch jüngst noch - trotz wachsender Kritik auch aus seiner eigenen Parteiengruppe an den Regeln, die ab Ende des Jahres wirksam werden sollen. 

    Vereinzelt kam der Luxemburger im Laufe seiner Karriere aber auch direkt mit Landwirtschaftsthemen in Berührung: Während seiner kurzen Zeit als Abgeordneter im luxemburgischen Parlament, von November 2023 bis Juli dieses Jahres, war Hansen dort Mitglied im EU-Agrarausschuss. Und zu Anfang seiner Karriere, als Assistent der damaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling, arbeitete er auch zu Landwirtschaftsdossiers. Im persönlichen Umfeld kommt Hansen nicht nur aus einer landwirtschaftlichen Familie im Norden Luxemburgs, seine Cousine, Martine Hansen, ist auch die Agrarministerin des kleinen Landes. 

    Möglicher Kompromisskandidat zwischen EVP und Progressiven 

    Dass Hansen bisher zwar mit Agrarthemen in Berührung gekommen ist, das aber eher am Rande, könnte von der Leyen in die Hände spielen. Denn als konservativer Umweltpolitiker könnte Hansen als Bindeglied wirken: Zwischen seiner und von der Leyens eigener Partei, der EVP, einerseits, die wie versprochen einen Agrarkommissar aus dem eigenen Lager bekommt. Und progressiveren Kräften andererseits, auf die sich von der Leyen im Parlament stützt und die durch einen allzu hartgesottenen Agrarpolitiker verprellt werden könnten. 

    Und als Luxemburger, der fließend Deutsch und Französisch spricht, kann er gute Verbindungen zu zwei der wichtigsten Agrarländer der EU pflegen. 

    Dass als Agrarkommissar solch ein politischer Drahtseilaktauf ihn zukommt, scheint Hansen auch selbst bewusst zu sein. Im RTL-Interview betont er die Bedeutung von Ausgleich und Dialog: “Man muss das Gespräch mit den Menschen vor Ort suchen, mit Umweltorganisationen, mit Landwirtschaftsverbänden.” jd

    • AGRI
    • Anti-Entwaldung
    • Christophe Hansen
    • ENVI
    • Europäische Kommission
    • EVP
    • Landwirtschaft
    • Luxemburg

    Mehr von Table.Media

    China.Table: Lebensmittelsicherheit: Erste Strafen nach Speiseölskandal ausgesprochen

    China hat gegen sieben Logistik- und Speiseölunternehmen Geldstrafen verhängt. Die Firmen sind in einen Skandal um verdorbenes Speiseöl verwickelt. Der Vorfall hatte im vergangenen Monat landesweit für Aufruhr gesorgt. Wie Medien im Juli berichteten, waren Tankwagen, die Chemikalien und Kohleöl transportieren, ohne ausreichende Reinigung auch für den Transport von Sojaöl, Speiseöl und Sirup verwendet worden. Zum Artikel

    Agrifood.Table Redaktion

    AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen