Table.Briefing: Agrifood

Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung stockt + EUDR: Wann Parlament und Rat abstimmen

Liebe Leserin, lieber Leser,

im politischen Berlin sorgen die Pläne des Bundeslandwirtschaftsministeriums für eine Ausweitung des staatlichen Tierhaltungskennzeichens auf Rindfleisch für Wirbel. Staatssekretärin Silvia Bender hatte Vertreter von Wirtschaft, NGOs und Verbänden deswegen gestern Nachmittag zu einem “Informationsaustausch” eingeladen. Ob der BMEL-Entwurf in einer Verordnung mündet, die die Koalitionspartner mittragen, ist keineswegs ausgemacht, denn er ist umstritten. Bender musste am Donnerstag Kritik von allen Seiten am Ministeriums-Entwurf aushalten.

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Henrike Schirmacher
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Analyse

Zoll-Zwist: Diese Drohung lässt Berlin aufhorchen

Wenige Tage nach der EU-Entscheidung zu Zusatzzöllen auf chinesische E-Fahrzeuge hat China vorübergehende Anti-Dumpingmaßnahmen auf Weinbrand-Importe aus der Europäischen Union verhängt. 

Den höchsten Satz erhielt mit 39 Prozent des Importwerts JAS Hennessy, ein Tochterunternehmen des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH. Rémy Martin, eine Marke des Spirituosenherstellers Rémy Cointreau, erhielt 38,1 Prozent. Der Großteil der Hersteller muss mit 34,8 Prozent rechnen. Der kleinere Hersteller Martell erhielt den geringsten Satz mit 30,6 Prozent.

Ab dem 11. Oktober müssen die Importeure dem chinesischen Zoll nun eine Sicherheitsleistung erbringen. China begründete die Maßnahmen damit, dass eine Untersuchung zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen sei, dass durch das Dumping von Weinbrand aus der EU dem Brandy-Sektor der Volksrepublik “erheblicher Schaden” drohe. 

Kommission will vor WTO ziehen

Die chinesischen Anti-Dumpingzölle auf Cognac aus der EU sind wenig überraschend – die Untersuchung gegen europäischen Weinbrand lief bereits seit geraumer Zeit. Dass Peking diesen Schritt gehen wird, galt seit dem Beschluss in Brüssel am Freitag vergangener Woche als sehr wahrscheinlich. Auch, dass dieser auf den ersten Geschäftstag nach der Feiertagswoche in China fallen wird. 

Die EU-Kommission war darauf offenbar auch vorbereitet. Kurz nach der Bekanntgabe des chinesischen Handelsministeriums erklärte die Brüsseler Behörde, in dieser Causa die Welthandelsorganisation (WTO) einzuschalten: “Die Europäische Kommission wird die von China angekündigte Einführung vorläufiger Anti-Dumping-Maßnahmen auf Weinbrand aus der EU vor der WTO anfechten“, teilte Kommissionssprecher Olof Gill mit. “Wir denken, dass diese Maßnahmen unbegründet sind und sind entschlossen, die EU-Industrie gegen einen Missbrauch von Handelsinstrumenten zu verteidigen.” Die EU-Kommission kündigte an “EU-Herstellern, die mit den negativen Auswirkungen dieser ungerechtfertigten Entscheidung der chinesischen Regierung konfrontiert sind, angemessene Unterstützung anzubieten.”

Cognac-Hersteller sehen sich als “Geiseln” des Handelskonflikts

Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament, nannte Chinas Zusatzzölle für Cognac “einen Nadelstich in den Verhandlungen”. Zu Table.Briefings sagte Lange: “Das ist Teil des Pokers. Sollte Peking Ernst machen, wird die EU vor die WTO ziehen.”

Frankreichs Handelsministerin Sophie Primas pflichtete dem bei: “Gemeinsam mit der Europäischen Kommission werden wir diese Entscheidung selbstverständlich vor dem WTO-Streitbeilegungsgremium anfechten”, sagte sie. Der Verband französischer Cognac-Hersteller, Bureau National Interprofessionnel du Cognac (BNIC), rief die Regierung am Dienstag auf, “der Eskalation ein Ende zu setzen”. Die Produzenten seien die “Geiseln” des Handelskonflikts um Elektroautos. “Diese Zölle müssen ausgesetzt werden, bevor es zu spät ist”, forderte der Verband der Cognac-Hersteller.

Die Kommission und die chinesische Regierung verhandeln noch über Wege, die EU-Zölle auf E-Autos abzuwenden. Diese treten sonst Ende Oktober in Kraft. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass die chinesische Regierung offenbar versucht hatte, die Zusatzzölle auf chinesische E-Autos durch einen Mindestpreis von 30.000 Euro abzuwenden. Das berichtete Reuters. Die Höhe der vorgeschlagenen Mindestpreise war bisher nicht bekannt gewesen. 

Cognac als Geschenk an Xi

Paris kritisierte Chinas Staatschef Xi Jinping dafür, ein Versprechen gebrochen zu haben, das er dem französischen Präsidenten gegeben hatte. Es “widerspricht der Verpflichtung, die Präsident Xi während seines Besuchs in Frankreich eingegangen ist”, sagte Primas laut Politico. Emmanuel Macron hatte Xi im Mai in der französischen Hauptstadt empfangen. Als Gastgeschenk an Chinas Staatschef überreichte Macron unter anderem damals zwei Flaschen Cognac, ein Hennessy X.O. und ein Louis XIII von Rémy Martin.

Cognac ist die größte Einzelkategorie importierter Spirituosen in China. Laut BNIC-Daten entfielen im vergangenen Jahr 19,4 Prozent aller Cognac-Exporte aus Frankreich auf China. Die Volksrepublik ist damit einer der profitabelsten Märkte für die Hersteller. Die Franzosen machen 99 Prozent der Weinbrand-Importe Chinas aus. Die französischen Lieferungen hatten 2023 einen Wert von rund 1,5 Milliarden Euro. Marktführer in der Kategorie in der Volksrepublik ist Rémy Cointreau. 

Dennoch: Am gesamten chinesischen Spirituosenmarkt macht französischer Cognac nur einen Bruchteil des Verzehrs aus. Die Chinesinnen und Chinesen trinken am meisten lokal produzierten Baijiu, der 95 Prozent des Spirituosenmarktes besetzt.

Immer noch im Visier: Hochmotorige Fahrzeuge

Mit dem Cognac wird es aber wahrscheinlich nicht getan sein. Das chinesische Handelsministerium deutete am Dienstag an, dass noch weitere Zölle auf andere Produkte folgen könnten: Eine Antisubventionsuntersuchung in Bezug auf EU-Schweinefleisch läuft noch. Auch bestimmte EU-Milchprodukte sind bereits ins Visier geraten. Am Ende würden “objektive und faire” Entscheidungen getroffen, so das Ministerium. 

Eine Bemerkung sollte allerdings für gespitzte Ohren in Berlin sorgen: Das Ministerium fügte hinzu, es erwäge eine Erhöhung der Zölle auf Importe von “Großmotor-Fahrzeugen”. Darunter fallen Fahrzeuge mit 2,5 Litern oder mehr Hubraum.

Zahlreiche Premium-Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Audi und BMW könnten unter die neue Regelung fallen. Denn obwohl die Konzerne Werke in China betreiben, werden hochmotorige Limousinen oder SUVs zumeist nicht in der Volksrepublik produziert, sondern importiert. Wie zum Beispiel die S-Klasse von Mercedes-Benz, der Audi A8 oder die 7er-Reihe von BMW. 

  • Autoindustrie
  • China
  • Emmanuel Macron
  • EU-Kommission
  • Europäische Kommission
  • Handel
  • Lebensmittelindustrie
  • WTO
  • Xi Jinping
  • Zölle
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News

THKG Rind: BMEL-Staatssekretärin Bender stößt auf Widerstand

Das BMEL plant, die fünf Haltungsformen im Rahmen des staatlichen Tierhaltungskennzeichens auf Rindfleisch zu erweitern. Um die Pläne des Ministeriums (Table.Documents) mit Vertretern aus Wirtschaft, NGOs und Verbänden zu diskutieren, lud BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender am gestrigen Donnerstag digital zu einem “Informationsaustausch” ein. Bender soll während des Termins betont haben, dass das Eckpunktepapier noch nicht mit den Ampel-Fraktionen abgestimmt sei, teilen Gesprächsteilnehmer Table.Briefings mit. Es gilt darüber hinaus als wahrscheinlich, dass das BMEL den Entwurf überarbeiten wird. Die Inhalte des Eckpunktepapiers sind umstritten bei Wirtschaft, NGOs und Verbänden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Bislang gibt es keine gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von Rindern und entsprechend keinen Mindeststandard für das Platzangebot im Stall. Das BMEL hat sich daher nach eigenen Angaben für die fünf Haltungsformen an den Empfehlungen des ehemaligen Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung orientiert. Die Gesprächsteilnehmer bewerten das aber offenbar anders, lautete ein Kritikpunkt.

Die Haltungskennzeichnung “Schritt für Schritt” auf andere Nutztierarten und die Gastronomie ausweiten zu wollen, kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) in der Vergangenheit mehrfach an. Nun drängt die Zeit. Bislang regelt das Gesetz für das staatliche Tierhaltungskennzeichen lediglich die Mast bei Schweinen. Es gelten die fünf Haltungsformen: “Stall”, “Stall+Platz”, “Frischluftstall”, “Auslauf/Weide” und “Bio”. Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien haben diese sich darauf geeinigt, die Tierhaltungskennzeichnung auch auf Transport und Schlachtung anzuwenden.  

THKG für Außer-Haus-Verpflegung stößt auf Widerstand

Mit Blick auf die Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung auf die Außer-Haus-Verpflegung hatten die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden bereits im Rahmen des Agrardialogs vor der Sommerpause angekündigt, einen entsprechenden Gesetzentwurf als Fraktionsinitiative im Herbst in den Bundestag einbringen zu wollen. Input ließen sie sich Mitte September in einem Fachgespräch von Vertretern aus Gastronomie und Lebensmittelbranche geben. Es sei allerhöchste Zeit, dass man mit der Ausweitung auf den Gastronomiebereich nun weiterkomme, hieß es im Anschluss aus der SPD-Fraktion.

Eine beschlussfähige Beratungsvorlage, die Table.Briefings vorliegt, hat das BMEL den Ampel-Fraktionen bereits zukommen lassen. Die Grünen-Fraktion wollte diese ursprünglich bereits Anfang Oktober zur ersten Lesung in den Bundestag einbringen. Doch es gibt offenbar noch Gesprächsbedarf – insbesondere mit dem Koalitionspartner FDP. Der Fleischwirtschaftler und FDP-Bundestagsabgeordnete Ingo Bodtke hält eine Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung auf verarbeitete Produkte insgesamt für schwierig und praxisfern. “Alle Praktiker haben gesagt, das ist unmöglich”, gibt er zu bedenken.

Die ernährungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Renate Künast, hält dagegen. Ihr zufolge liegen die Papiere und Unterlagen alle vor, die für die Kennzeichnung im Außer-Haus-Bereich notwendig wären. “Ich erwarte, dass die anderen beiden Koalitionspartner dem jetzt zustimmen”, sagt sie. Verbessern könnte man die Vorlage dann immer noch im weiteren Prozess. Sie hofft auf Bewegung seitens der FDP, sodass das Gesetz Ende Oktober im Bundestag beraten werden kann. Neben der FDP leistet aber auch die Wirtschaft Widerstand. Gut informierte Kreise zweifeln deshalb, dass der Bundestag ein entsprechendes Gesetz in dieser Legislatur beschließen wird. has/heu

  • Ampel-Koalition
  • Bio-AHVV
  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
  • Cem Özdemir
  • Tierhaltungskennzeichnung

GAP nach 2027: Wie sich die EU-Agrarminister positionieren wollen

Bei ihrem nächsten Treffen am 21. Oktober wollen die EU-Agrarminister einstimmig eine Erklärung dazu beschließen, wie sie sich die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorstellen. Heute verhandelt das Vorbereitungsgremium, der Sonderausschuss Landwirtschaft (SAL), zum zweiten Mal darüber. Ein aktueller Entwurf für die Erklärung, der Table.Briefings vorliegt, sieht ein Bekenntnis zur GAP als eigenem Posten im EU-Budget vor. Sie sei das geeignete Instrument zur Verteilung von Agrarsubventionen, heißt es.

Man fordere daher nachdrücklich “die Beibehaltung einer separaten und unabhängigen GAP mit zwei Säulen“. Nimmt der Agrarrat den Text so an, würde er sich implizit gegen die möglichen Pläne für eine Reform des EU-Haushalts stellen, die zuletzt aus der EU-Kommission nach außen gedrungen waren. Teil der Überlegungen ist laut Medienberichten, die Agrarsubventionen in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Stattdessen würde der Großteil des Budgets für konkrete Reformpläne als “Zuschuss” zum nationalen Haushalt an die Mitgliedstaaten fließen.

Mehr Flexibilität für Mitgliedstaaten

In Bezug auf die zukünftige Nutzung der EU-Agrargelder schlägt der Entwurf in eine ähnliche Kerbe wie der Strategiedialog Landwirtschaft: Es brauche eine Komponente der Einkommensunterstützung, daneben Anreize für Umwelt- und Klimaleistungen. Auch Unterstützung für kleine Betriebe fordert das Papier – anders als der Strategiedialog aber nicht, Direktzahlungen insgesamt an die Bedürftigkeit der Betriebe zu binden.

Daneben geht es um mehr Flexibilität für Betriebe und für die Mitgliedstaaten. So müssten die nationalen Strategiepläne schneller und mit weniger bürokratischen Hürden genehmigt werden sowie Anpassungen leichter möglich sein. Der EU-Rechnungshof hatte kürzlich das Gegenteil angemahnt: effektiver zu kontrollieren, dass die Pläne im Einklang mit Klima- und Umweltzielen sind.

Unschlüssigkeit über Krisenvorsorge

Während in dem Entwurf die wachsende Bedeutung von Kriseninstrumenten in der GAP betont wird, bleibt unscharf, wie diese aussehen sollen. Dahinter dürften teils Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedstaaten stehen. Etwa zwischen finanzstarken Ländern, die auf nationale Krisengelder setzen können, und weniger finanzkräftigen, die darin eine Verzerrung des Binnenmarkts sehen und sich enge, europäische Beihilferegeln wünschen.

Entsprechend heißt es im Dokument, ein Krisenrahmen müsse Flexibilität bieten, dürfe aber nicht diskriminierend wirken. Wie sich beides vereinen lässt, wird nicht erläutert. Weiter heißt es, die Krisenreserve müsse “besser” ausgestaltet werden. Was das bedeutet, bleibt aber ebenfalls offen. jd

  • EU-Haushalt
  • GAP
  • GAP-Reform
  • Gemeinsame Agrarpolitik
  • Strategiedialog Landwirtschaft

EUDR: Wann Parlament und Rat über den Aufschub entscheiden wollen

EU-Parlament und Ministerrat haben die Arbeit am Vorschlag der Europäischen Kommission aufgenommen, die EU-Regeln für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) um ein Jahr zu verschieben. Bei einer ersten Aussprache der EU-Botschafter am Mittwoch ist der Vorschlag Diplomatenkreisen zufolge auf breite Zustimmung gestoßen. Bis Ende des Monats könnten die Botschafter abstimmen – möglicherweise bereits am 23. Oktober.

Derweil haben die Koordinatoren im zuständigen ENVI-Ausschuss Parlamentsquellen zufolge ausgemacht, die Nutzung des Dringlichkeitsverfahrens zu beantragen. Dabei stimmt direkt das Plenum ab, statt erst der zuständige Ausschuss. Den Antrag wollen sie nach dem Votum der Botschafter stellen. Akzeptiert es das Schnellverfahren, könnte das Parlament bei einer der beiden Plenarsitzungen im November über den Vorschlag abstimmen.

Die Trilogverhandlungen können Rat und Parlament auslassen, wenn beide den Kommissionsvorschlag ohne substanzielle Änderungen mittragen. Bisheriges Startdatum der EUDR-Regeln war der 30. Dezember 2024. Bis dahin soll die Verschiebung unter Dach und Fach sein. jd/luk

  • Entwaldung
  • EUDR
  • Lieferketten
  • Sorgfaltspflichten

Presseschau

Agrarzeitung: AfD für nationale Landwirtschaftspolitik. Die AfD hat ein Zehn-Punkte-Programm zur Landwirtschaft verabschiedet, in dem sie auf eine Renationalisierung der Agrarpolitik pocht. Zu den Forderungen gehören auch die Wiedereinführung der Steuervorteile für Agrardiesel sowie ein Ende von Flächenstilllegung und Moorwiedervernässung. Kritik kommt vom agrarpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Albert Stegemann: Eine Renationalisierung führe dazu, dass “die Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland bald das Licht ausmachen” könne. (“Zehn-Punkte für die Landwirtschaft ohne Umsetzungspfad”)

Lebensmittelzeitung: EU-Verfahren gegen Ungarn. Wegen einer Sondersteuer, die disproportional große, ausländische LEH-Konzerne betrifft, hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet. Die Regelung sei nicht in Einklang mit der im EU-Recht festgeschriebenen Niederlassungsfreiheit für Unternehmen, argumentiert die Brüsseler Behörde. Zuvor hatte die österreichische Handelskette Spar Beschwerde eingelegt, auch deutsche Supermarktketten wie Lidl sind betroffen. (“EU leitet Verfahren gegen Ungarn ein”)

Financial Times: McDonald’s verklagt Rindfleischproduzenten. McDonald’s klagt gegen die vier größten Rindfleischproduzenten der USA. Der Fast-Food-Konzern wirft ihnen Preisabsprachen vor. Zuvor hatte es in den USA bereits mehrere weitere Klagen und bundesstaatliche Untersuchungen in Bezug auf Vieh- und Rindfleischmärkte gegeben. Als Angeklagte wurden Cargill, JBS, National Beef und Tyson Foods benannt. (“McDonald’s accuses meatpackers of price-fixing in lawsuit over beef costs”)

The Guardian: Laborfleisch in Großbritannien vor der Zulassung. Bereits in den nächsten Jahren könnte laut der britischen Lebensmittelbehörde (FSA) Zellfleisch in Großbritannien verkauft werden. Anträge für Steak, Hühnchen und Foie Gras aus dem Labor wurden bereits eingereicht. 15 weitere Anträge werden in den kommenden zwei Jahren erwartet. Am Dienstag gab London Fördermittel in Höhe von 1,6 Millionen Pfund für die FSA bekannt, um ein effizientes Verfahren zur Sicherheitsbewertung dieser neuartigen Lebensmittel zu entwickeln. (“Lab-grown meat could be sold in UK in next few years, says food regulator”)

Le Monde: Floristen kaum vor Pestizidschäden geschützt. Erstmals hat der französische Fonds für die Entschädigung von Pestizidopfern (FIVP) offiziell eine Verbindung zwischen dem Krebstod eines Kindes und dem Kontakt mit Pestiziden während der Schwangerschaft anerkannt. Die Mutter des Mädchens, das 2022 im Alter von elf Jahren starb, ist Floristin. Es mangelt an Schutzmaßnahmen für diese Berufsgruppe gegen die Risiken durch Pestizide, die bei Zierpflanzen eingesetzt werden. (“Les fleuristes, victimes ignorées des pesticides”)

Mehr von Table.Briefings

Climate.Table: Klima in Zahlen: Trend bei Entwaldung zeigt in falsche Richtung

Das Ziel, den international vereinbarten Entwaldungsstopp bis 2030 zu erreichen, rückt weiter in die Ferne. Statt die jährliche Entwaldung auf 4,38 Millionen Hektar zu begrenzen, wurden im Jahr 2023 6,37 Millionen Hektar Wald vernichtet. Das 2030-Ziel zum Entwaldungsstopp wurde unter anderem in der Glasgow Leaders Declaration 2021 auf der COP26 vereinbart. Staats- und Regierungschefs haben sich mit dem Forest Pledge dazu verpflichtet, Wälder zu erhalten und Waldbrände zu bekämpfen. Außerdem wollen sie nachhaltige Landwirtschaft fördern und indigene Gemeinschaften unterstützen. Zum Artikel

Table.Documents

BMEL-Entwurf zur Tierhaltungskennzeichnung für Rindfleisch

Die entscheidenden Köpfe der Agrifood-Szene – Gesellschaft

Lea Fließ – Geschäftsführerin, Forum Moderne Landwirtschaft e.V. 

Seit 2016 ist die gelernte Journalistin die Geschäftsführerin beim Forum Moderne Landwirtschaft und baut als solche Brücken zwischen Erzeugern, Verbrauchern und dem Lebensmittelhandel. Die ehemalige BILD-Redakteurin engagiert sich für die Kommunikation und Förderung moderner, nachhaltiger Agrarwirtschaft. 

Hella Otten – Gründerin, Women in Agribusiness 

Hella Otten ist eine Visionärin. Sie gründete 2017 das erste deutschlandweite Netzwerk für Frauen aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft, “Women in Agribusiness”. Die studierte Agrarwissenschaftlerin möchte damit erreichen, dass sich Frauen aus allen Bereichen der Agrar- und Ernährungswirtschaft gegenseitig unterstützen und fachlich austauschen. Nachdem sie 23 Jahre lang als Spezialistin für Risikomanagement im Agrarhandel bei der Norddeutschen Landesbank gearbeitet hat, ist sie seit vergangenem Jahr bei AGRAVIS im Bereich Agrarerzeugnisse tätig.  

Raphael Fellmer – Gründer, SIRPLUS GmbH 

Er ist nicht nur der Gründer des Start-ups SIRPLUS, das überschüssige Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette rettet, sondern mobilisiert als Aktivist seit vielen Jahren gegen Lebensmittelverschwendung. 2012 rief er mit anderen die Plattform foodsharing.de ins Leben, über die überschüssige Lebensmittel kostenlos weitergegeben werden können.

Petra Bentkämper – Präsidentin, Deutscher Landfrauenverband e.V. 

Sie setzt sich für die Interessen von den rund 450.000 Landfrauen ein, die im Deutschen Landfrauenverband organisiert sind. Die Themen umfassen Altersvorsorge, Geschlechtergerechtigkeit auf dem Land und Arbeitsschutz. Die gelehrte Industriekauffrau fordert von der Politik, die Agrarstatistik zu verändern, um die Arbeit von Frauen auf den Höfen anzuerkennen und deren soziale Absicherung sicherzustellen. Sie ist in mehreren Beratungsgremien des Bundeslandwirtschaftsministeriums tätig. 

Titus Bahner – Vorstand, Kulturland e.V. 

Titus Bahner ist Volkswirt, Biobauer und Mitbegründer der Kulturland-Genossenschaft, die er 2014 ins Leben rief. Die Genossenschaft sichert landwirtschaftliche Flächen langfristig für ökologische Betriebe, indem sie Land erwirbt und dieses an lokale Biobauern verpachtet. Die Arbeit des promovierten Wirtschaftswissenschaftlers und Agraringenieurs ist geprägt von der Vision, landwirtschaftliche Flächen als Gemeingut zu bewahren und damit Spekulationen entgegenzuwirken. Für sein Engagement wurde er 2023 mit dem “Zugabe-Preis” ausgezeichnet. 

Bernhard Barkmann – Agrar-Blogger 

Bernhard Barkmann bezeichnet sich selbst als “Kleinbauer und Massentierhalter”. Auf seinem 2011 gegründeten Blog BlogAgrar schreibt er erfolgreich über aktuelle agrarpolitische Themen aus der Perspektive eines Landwirts. Er ist Teil des “Dialognetzwerks zukunftsfähige Landwirtschaft” von BMEL und BMUV. 

Marie Hoffmann – Landwirtin und Agrar-Influencerin 

Die studierte Agrarwirtschaftlerin fing während ihres Bachelors an, Erklärvideos zum Thema Landwirtschaft auf Social-Media-Plattformen zu verbreiten. Inzwischen hat sie ihre Promotion begonnen und mehr als eine halbe Million Follower auf ihren Kanälen. Die Landwirtin nutzt Social Media, um landwirtschaftliche Themen für alle zugänglich zu machen. Dabei liegt der Fokus ihrer Arbeit darauf, die moderne Landwirtschaft mit Arten-, Umwelt- und Klimaschutz in Einklang zu bringen.  

Bernhard Moser – Geschäftsführer und Festivalleiter, eat! Berlin 

Bei ihm dreht sich alles um den Genuss: Der langjährige Journalist, Radio- und Fernsehkolumnist gründete 2004 die Weinschule-Berlin und 2010 das Gourmetfestivals eat! Berlin. Zudem berät der Feinschmecker mit landwirtschaftlich-gastronomischer Ausbildung Firmen zu Qualitätsmanagement und Unternehmenskommunikation. Bekannt wurde er durch seine RadioEins-Kolumne Mosers Geschmackssachen“. 

Jana Gäbert – Geschäftsführerin, agt Trebbin eG 

Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit machen ihre Arbeit aus: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Jana Gäbert ist studierte Agrarwissenschaftlerin und Teil des dreiköpfigen Teams in der Leitung der Agrargenossenschaft Trebbin eG (AGT) in Brandenburg. Sie engagiert sich aktiv für die Förderung regionaler Landwirtschaft und die Vernetzung von Agrarbetrieben in der Region. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Weiterentwicklung moderner Anbau- und Produktionsverfahren. 

Thomas Fabry – Gründer der Filmproduktion FABRYKANT 

2017 gründete der studierte Landwirt die Filmproduktion FABRYKANT und bietet seitdem Social-Media-Beratung im Bereich Agrar & Ernährung an. Seine Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit im Agrarsektor hat er als Autor des Buches “Social Media für Landwirte” festgehalten. Seine Tätigkeiten wurden bereits mit dem Landstern, dem Förderpreis der Agrarwirtschaft, dem Gerd-Sonnleitner-Preis und dem internationalen DLG-Preis ausgezeichnet.  

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Standpunkt

Zukunftsfähige Agrarpolitik: Die nächste Bundesregierung muss die Weichen stellen

von Ingo Müller
Ingo Müller, CEO der DMK Deutsches Milchkontor GmbH.

Eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik ist eine Aufgabe, die über die Branche hinweg und nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Das fängt bei den Erzeugern an, geht über die Industrie bis hin zum Handel. Gemeinsam mit der Politik können wir die Weichen für eine stabile Wertschöpfungskette stellen, die sowohl die Branche als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher im Blick hat. Als wichtiger Akteur in der Lebensmittelbranche sehen wir uns in der Verantwortung, unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft zu leisten.

Dazu gehören die Erweiterung unseres Sortiments um vegane Produkte, die Verringerung von Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung. Wir haben zum Beispiel unseren Spritzgussbecher für die Quarkproduktion optimiert und konnten so 20 Prozent des Kunststoffs Polypropylen und 20 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Daneben arbeiten wir an umfangreichen Projekten zur Steigerung der Energie- und Wassereffizienz in unseren Werken. Wir haben unsere Milchsammelwagenflotte auf den umweltfreundlichen Kraftstoff Bio-LNG umgestellt und testen Maßnahmen zur Emissionsminderung auf vier landwirtschaftlichen Pilotbetrieben.

Zielkonflikt in der Landwirtschaft

Wir befinden uns in der Landwirtschaft in einem Zielkonflikt: Gesellschaftlich und politisch sind die Anforderungen hoch, dass die Branche Klimaziele einhält, Tierwohl garantiert und nachhaltige und gesunde Ernährungskonzepte vorlegt. Das alles funktioniert aber nur, wenn unsere Landwirte dafür entsprechend bezahlt werden. Wir tragen als Gesellschaft eine gesamtheitliche Verantwortung, die nicht allein auf den Schultern der Landwirte getragen werden kann. Die Erwartungshaltung seitens der Endverbraucher nimmt zu – umso wichtiger ist es, zu vermitteln, dass die Umsetzung dieser Erwartungshaltung nur in Verbindung mit einer Kostenübernahme möglich ist.

Dieser Zielkonflikt kann und muss politisch aufgelöst werden, in dem wir den Dialog verstärken und auf Instrumente setzen, die auch wirklich funktionieren. Natürlich braucht ein nachhaltiger Wandel Zeit. Jetzt steht ein neues Lernen an, das Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz, Biodiversität oder die Ernährung der Zukunft finden muss.

Investitionen in den Klimaschutz fördern

Das beginnt spätestens in der neuen Legislaturperiode. Die Aufgabenliste ist lang: Es braucht eine verstärkte politische und finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Staatliche Förderprogramme für klimafreundliche Technologien müssen ausgeweitet werden, um Investitionen in die emissionsarme Produktion, erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturen zu erleichtern.

Die Landwirtschaft leistet einen essenziellen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und geht oftmals wirtschaftliche Risiken ein, um nachhaltig zu produzieren und politischen Vorgaben zu entsprechen. Es fehlt aber an zielgerichteter Unterstützung, um beispielsweise klimafreundliche Technologien einzusetzen. Ein Hebel ist die Vereinfachung und Ausweitung von staatlichen Förderprogrammen. Ein Beispiel dafür, wo es bisher hakt, ist die Förderung regenerativer Energien wie Biogas. Insbesondere fehlen Förderinstrumente für Bio-LNG, das immer noch wie normaler Diesel besteuert wird.

Mehr Tierwohl braucht Transparenz und finanzielle Unterstützung

Im Bereich Tierwohl haben wir eine der größten Baustellen vor uns. Durch zu viel Bürokratie und einen Kennzeichnungsdschungel sind nicht nur die Verbraucher überfordert. Ein Haltungskennzeichen muss für weniger Bürokratie und mehr Transparenz sorgen. Das kann bedeuten: bestehende Haltungsformregelungen niedrigschwellig in ein einheitliches, staatliches Kennzeichen übernehmen, statt neue Regelungen einzuführen. Wichtig ist hierbei, den Landwirten auch eine klare finanzielle Perspektive aufzuzeigen und nicht nur durch Vorgaben höhere Standards zu fordern. Da ist auch der Verbraucher gefragt, denn ohne Preiserhöhungen für Verbraucher ist mehr Tierwohl langfristig nicht zu finanzieren.

Unser Credo ist daher: Für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland bedarf es klarer Zukunftsaussichten für die Landwirte, Produzenten und den Handel. Politik können wir nur gemeinsam gestalten – dafür stehen wir jetzt und in Zukunft ein.

Ingo Müller ist CEO der genossenschaftlich organisierten DMK Deutsches Milchkontor GmbH, dem größten deutschen Molkereiunternehmen.

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Agrifood.Table Redaktion

AGRIFOOD.TABLE REDAKTION

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    Wenige Tage nach der EU-Entscheidung zu Zusatzzöllen auf chinesische E-Fahrzeuge hat China vorübergehende Anti-Dumpingmaßnahmen auf Weinbrand-Importe aus der Europäischen Union verhängt. 

    Den höchsten Satz erhielt mit 39 Prozent des Importwerts JAS Hennessy, ein Tochterunternehmen des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH. Rémy Martin, eine Marke des Spirituosenherstellers Rémy Cointreau, erhielt 38,1 Prozent. Der Großteil der Hersteller muss mit 34,8 Prozent rechnen. Der kleinere Hersteller Martell erhielt den geringsten Satz mit 30,6 Prozent.

    Ab dem 11. Oktober müssen die Importeure dem chinesischen Zoll nun eine Sicherheitsleistung erbringen. China begründete die Maßnahmen damit, dass eine Untersuchung zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen sei, dass durch das Dumping von Weinbrand aus der EU dem Brandy-Sektor der Volksrepublik “erheblicher Schaden” drohe. 

    Kommission will vor WTO ziehen

    Die chinesischen Anti-Dumpingzölle auf Cognac aus der EU sind wenig überraschend – die Untersuchung gegen europäischen Weinbrand lief bereits seit geraumer Zeit. Dass Peking diesen Schritt gehen wird, galt seit dem Beschluss in Brüssel am Freitag vergangener Woche als sehr wahrscheinlich. Auch, dass dieser auf den ersten Geschäftstag nach der Feiertagswoche in China fallen wird. 

    Die EU-Kommission war darauf offenbar auch vorbereitet. Kurz nach der Bekanntgabe des chinesischen Handelsministeriums erklärte die Brüsseler Behörde, in dieser Causa die Welthandelsorganisation (WTO) einzuschalten: “Die Europäische Kommission wird die von China angekündigte Einführung vorläufiger Anti-Dumping-Maßnahmen auf Weinbrand aus der EU vor der WTO anfechten“, teilte Kommissionssprecher Olof Gill mit. “Wir denken, dass diese Maßnahmen unbegründet sind und sind entschlossen, die EU-Industrie gegen einen Missbrauch von Handelsinstrumenten zu verteidigen.” Die EU-Kommission kündigte an “EU-Herstellern, die mit den negativen Auswirkungen dieser ungerechtfertigten Entscheidung der chinesischen Regierung konfrontiert sind, angemessene Unterstützung anzubieten.”

    Cognac-Hersteller sehen sich als “Geiseln” des Handelskonflikts

    Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament, nannte Chinas Zusatzzölle für Cognac “einen Nadelstich in den Verhandlungen”. Zu Table.Briefings sagte Lange: “Das ist Teil des Pokers. Sollte Peking Ernst machen, wird die EU vor die WTO ziehen.”

    Frankreichs Handelsministerin Sophie Primas pflichtete dem bei: “Gemeinsam mit der Europäischen Kommission werden wir diese Entscheidung selbstverständlich vor dem WTO-Streitbeilegungsgremium anfechten”, sagte sie. Der Verband französischer Cognac-Hersteller, Bureau National Interprofessionnel du Cognac (BNIC), rief die Regierung am Dienstag auf, “der Eskalation ein Ende zu setzen”. Die Produzenten seien die “Geiseln” des Handelskonflikts um Elektroautos. “Diese Zölle müssen ausgesetzt werden, bevor es zu spät ist”, forderte der Verband der Cognac-Hersteller.

    Die Kommission und die chinesische Regierung verhandeln noch über Wege, die EU-Zölle auf E-Autos abzuwenden. Diese treten sonst Ende Oktober in Kraft. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass die chinesische Regierung offenbar versucht hatte, die Zusatzzölle auf chinesische E-Autos durch einen Mindestpreis von 30.000 Euro abzuwenden. Das berichtete Reuters. Die Höhe der vorgeschlagenen Mindestpreise war bisher nicht bekannt gewesen. 

    Cognac als Geschenk an Xi

    Paris kritisierte Chinas Staatschef Xi Jinping dafür, ein Versprechen gebrochen zu haben, das er dem französischen Präsidenten gegeben hatte. Es “widerspricht der Verpflichtung, die Präsident Xi während seines Besuchs in Frankreich eingegangen ist”, sagte Primas laut Politico. Emmanuel Macron hatte Xi im Mai in der französischen Hauptstadt empfangen. Als Gastgeschenk an Chinas Staatschef überreichte Macron unter anderem damals zwei Flaschen Cognac, ein Hennessy X.O. und ein Louis XIII von Rémy Martin.

    Cognac ist die größte Einzelkategorie importierter Spirituosen in China. Laut BNIC-Daten entfielen im vergangenen Jahr 19,4 Prozent aller Cognac-Exporte aus Frankreich auf China. Die Volksrepublik ist damit einer der profitabelsten Märkte für die Hersteller. Die Franzosen machen 99 Prozent der Weinbrand-Importe Chinas aus. Die französischen Lieferungen hatten 2023 einen Wert von rund 1,5 Milliarden Euro. Marktführer in der Kategorie in der Volksrepublik ist Rémy Cointreau. 

    Dennoch: Am gesamten chinesischen Spirituosenmarkt macht französischer Cognac nur einen Bruchteil des Verzehrs aus. Die Chinesinnen und Chinesen trinken am meisten lokal produzierten Baijiu, der 95 Prozent des Spirituosenmarktes besetzt.

    Immer noch im Visier: Hochmotorige Fahrzeuge

    Mit dem Cognac wird es aber wahrscheinlich nicht getan sein. Das chinesische Handelsministerium deutete am Dienstag an, dass noch weitere Zölle auf andere Produkte folgen könnten: Eine Antisubventionsuntersuchung in Bezug auf EU-Schweinefleisch läuft noch. Auch bestimmte EU-Milchprodukte sind bereits ins Visier geraten. Am Ende würden “objektive und faire” Entscheidungen getroffen, so das Ministerium. 

    Eine Bemerkung sollte allerdings für gespitzte Ohren in Berlin sorgen: Das Ministerium fügte hinzu, es erwäge eine Erhöhung der Zölle auf Importe von “Großmotor-Fahrzeugen”. Darunter fallen Fahrzeuge mit 2,5 Litern oder mehr Hubraum.

    Zahlreiche Premium-Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz, Audi und BMW könnten unter die neue Regelung fallen. Denn obwohl die Konzerne Werke in China betreiben, werden hochmotorige Limousinen oder SUVs zumeist nicht in der Volksrepublik produziert, sondern importiert. Wie zum Beispiel die S-Klasse von Mercedes-Benz, der Audi A8 oder die 7er-Reihe von BMW. 

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    THKG Rind: BMEL-Staatssekretärin Bender stößt auf Widerstand

    Das BMEL plant, die fünf Haltungsformen im Rahmen des staatlichen Tierhaltungskennzeichens auf Rindfleisch zu erweitern. Um die Pläne des Ministeriums (Table.Documents) mit Vertretern aus Wirtschaft, NGOs und Verbänden zu diskutieren, lud BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender am gestrigen Donnerstag digital zu einem “Informationsaustausch” ein. Bender soll während des Termins betont haben, dass das Eckpunktepapier noch nicht mit den Ampel-Fraktionen abgestimmt sei, teilen Gesprächsteilnehmer Table.Briefings mit. Es gilt darüber hinaus als wahrscheinlich, dass das BMEL den Entwurf überarbeiten wird. Die Inhalte des Eckpunktepapiers sind umstritten bei Wirtschaft, NGOs und Verbänden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

    Bislang gibt es keine gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von Rindern und entsprechend keinen Mindeststandard für das Platzangebot im Stall. Das BMEL hat sich daher nach eigenen Angaben für die fünf Haltungsformen an den Empfehlungen des ehemaligen Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung orientiert. Die Gesprächsteilnehmer bewerten das aber offenbar anders, lautete ein Kritikpunkt.

    Die Haltungskennzeichnung “Schritt für Schritt” auf andere Nutztierarten und die Gastronomie ausweiten zu wollen, kündigte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) in der Vergangenheit mehrfach an. Nun drängt die Zeit. Bislang regelt das Gesetz für das staatliche Tierhaltungskennzeichen lediglich die Mast bei Schweinen. Es gelten die fünf Haltungsformen: “Stall”, “Stall+Platz”, “Frischluftstall”, “Auslauf/Weide” und “Bio”. Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien haben diese sich darauf geeinigt, die Tierhaltungskennzeichnung auch auf Transport und Schlachtung anzuwenden.  

    THKG für Außer-Haus-Verpflegung stößt auf Widerstand

    Mit Blick auf die Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung auf die Außer-Haus-Verpflegung hatten die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden bereits im Rahmen des Agrardialogs vor der Sommerpause angekündigt, einen entsprechenden Gesetzentwurf als Fraktionsinitiative im Herbst in den Bundestag einbringen zu wollen. Input ließen sie sich Mitte September in einem Fachgespräch von Vertretern aus Gastronomie und Lebensmittelbranche geben. Es sei allerhöchste Zeit, dass man mit der Ausweitung auf den Gastronomiebereich nun weiterkomme, hieß es im Anschluss aus der SPD-Fraktion.

    Eine beschlussfähige Beratungsvorlage, die Table.Briefings vorliegt, hat das BMEL den Ampel-Fraktionen bereits zukommen lassen. Die Grünen-Fraktion wollte diese ursprünglich bereits Anfang Oktober zur ersten Lesung in den Bundestag einbringen. Doch es gibt offenbar noch Gesprächsbedarf – insbesondere mit dem Koalitionspartner FDP. Der Fleischwirtschaftler und FDP-Bundestagsabgeordnete Ingo Bodtke hält eine Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung auf verarbeitete Produkte insgesamt für schwierig und praxisfern. “Alle Praktiker haben gesagt, das ist unmöglich”, gibt er zu bedenken.

    Die ernährungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Renate Künast, hält dagegen. Ihr zufolge liegen die Papiere und Unterlagen alle vor, die für die Kennzeichnung im Außer-Haus-Bereich notwendig wären. “Ich erwarte, dass die anderen beiden Koalitionspartner dem jetzt zustimmen”, sagt sie. Verbessern könnte man die Vorlage dann immer noch im weiteren Prozess. Sie hofft auf Bewegung seitens der FDP, sodass das Gesetz Ende Oktober im Bundestag beraten werden kann. Neben der FDP leistet aber auch die Wirtschaft Widerstand. Gut informierte Kreise zweifeln deshalb, dass der Bundestag ein entsprechendes Gesetz in dieser Legislatur beschließen wird. has/heu

    • Ampel-Koalition
    • Bio-AHVV
    • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
    • Cem Özdemir
    • Tierhaltungskennzeichnung

    GAP nach 2027: Wie sich die EU-Agrarminister positionieren wollen

    Bei ihrem nächsten Treffen am 21. Oktober wollen die EU-Agrarminister einstimmig eine Erklärung dazu beschließen, wie sie sich die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorstellen. Heute verhandelt das Vorbereitungsgremium, der Sonderausschuss Landwirtschaft (SAL), zum zweiten Mal darüber. Ein aktueller Entwurf für die Erklärung, der Table.Briefings vorliegt, sieht ein Bekenntnis zur GAP als eigenem Posten im EU-Budget vor. Sie sei das geeignete Instrument zur Verteilung von Agrarsubventionen, heißt es.

    Man fordere daher nachdrücklich “die Beibehaltung einer separaten und unabhängigen GAP mit zwei Säulen“. Nimmt der Agrarrat den Text so an, würde er sich implizit gegen die möglichen Pläne für eine Reform des EU-Haushalts stellen, die zuletzt aus der EU-Kommission nach außen gedrungen waren. Teil der Überlegungen ist laut Medienberichten, die Agrarsubventionen in ihrer jetzigen Form aufzulösen. Stattdessen würde der Großteil des Budgets für konkrete Reformpläne als “Zuschuss” zum nationalen Haushalt an die Mitgliedstaaten fließen.

    Mehr Flexibilität für Mitgliedstaaten

    In Bezug auf die zukünftige Nutzung der EU-Agrargelder schlägt der Entwurf in eine ähnliche Kerbe wie der Strategiedialog Landwirtschaft: Es brauche eine Komponente der Einkommensunterstützung, daneben Anreize für Umwelt- und Klimaleistungen. Auch Unterstützung für kleine Betriebe fordert das Papier – anders als der Strategiedialog aber nicht, Direktzahlungen insgesamt an die Bedürftigkeit der Betriebe zu binden.

    Daneben geht es um mehr Flexibilität für Betriebe und für die Mitgliedstaaten. So müssten die nationalen Strategiepläne schneller und mit weniger bürokratischen Hürden genehmigt werden sowie Anpassungen leichter möglich sein. Der EU-Rechnungshof hatte kürzlich das Gegenteil angemahnt: effektiver zu kontrollieren, dass die Pläne im Einklang mit Klima- und Umweltzielen sind.

    Unschlüssigkeit über Krisenvorsorge

    Während in dem Entwurf die wachsende Bedeutung von Kriseninstrumenten in der GAP betont wird, bleibt unscharf, wie diese aussehen sollen. Dahinter dürften teils Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedstaaten stehen. Etwa zwischen finanzstarken Ländern, die auf nationale Krisengelder setzen können, und weniger finanzkräftigen, die darin eine Verzerrung des Binnenmarkts sehen und sich enge, europäische Beihilferegeln wünschen.

    Entsprechend heißt es im Dokument, ein Krisenrahmen müsse Flexibilität bieten, dürfe aber nicht diskriminierend wirken. Wie sich beides vereinen lässt, wird nicht erläutert. Weiter heißt es, die Krisenreserve müsse “besser” ausgestaltet werden. Was das bedeutet, bleibt aber ebenfalls offen. jd

    • EU-Haushalt
    • GAP
    • GAP-Reform
    • Gemeinsame Agrarpolitik
    • Strategiedialog Landwirtschaft

    EUDR: Wann Parlament und Rat über den Aufschub entscheiden wollen

    EU-Parlament und Ministerrat haben die Arbeit am Vorschlag der Europäischen Kommission aufgenommen, die EU-Regeln für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) um ein Jahr zu verschieben. Bei einer ersten Aussprache der EU-Botschafter am Mittwoch ist der Vorschlag Diplomatenkreisen zufolge auf breite Zustimmung gestoßen. Bis Ende des Monats könnten die Botschafter abstimmen – möglicherweise bereits am 23. Oktober.

    Derweil haben die Koordinatoren im zuständigen ENVI-Ausschuss Parlamentsquellen zufolge ausgemacht, die Nutzung des Dringlichkeitsverfahrens zu beantragen. Dabei stimmt direkt das Plenum ab, statt erst der zuständige Ausschuss. Den Antrag wollen sie nach dem Votum der Botschafter stellen. Akzeptiert es das Schnellverfahren, könnte das Parlament bei einer der beiden Plenarsitzungen im November über den Vorschlag abstimmen.

    Die Trilogverhandlungen können Rat und Parlament auslassen, wenn beide den Kommissionsvorschlag ohne substanzielle Änderungen mittragen. Bisheriges Startdatum der EUDR-Regeln war der 30. Dezember 2024. Bis dahin soll die Verschiebung unter Dach und Fach sein. jd/luk

    • Entwaldung
    • EUDR
    • Lieferketten
    • Sorgfaltspflichten

    Presseschau

    Agrarzeitung: AfD für nationale Landwirtschaftspolitik. Die AfD hat ein Zehn-Punkte-Programm zur Landwirtschaft verabschiedet, in dem sie auf eine Renationalisierung der Agrarpolitik pocht. Zu den Forderungen gehören auch die Wiedereinführung der Steuervorteile für Agrardiesel sowie ein Ende von Flächenstilllegung und Moorwiedervernässung. Kritik kommt vom agrarpolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Albert Stegemann: Eine Renationalisierung führe dazu, dass “die Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland bald das Licht ausmachen” könne. (“Zehn-Punkte für die Landwirtschaft ohne Umsetzungspfad”)

    Lebensmittelzeitung: EU-Verfahren gegen Ungarn. Wegen einer Sondersteuer, die disproportional große, ausländische LEH-Konzerne betrifft, hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet. Die Regelung sei nicht in Einklang mit der im EU-Recht festgeschriebenen Niederlassungsfreiheit für Unternehmen, argumentiert die Brüsseler Behörde. Zuvor hatte die österreichische Handelskette Spar Beschwerde eingelegt, auch deutsche Supermarktketten wie Lidl sind betroffen. (“EU leitet Verfahren gegen Ungarn ein”)

    Financial Times: McDonald’s verklagt Rindfleischproduzenten. McDonald’s klagt gegen die vier größten Rindfleischproduzenten der USA. Der Fast-Food-Konzern wirft ihnen Preisabsprachen vor. Zuvor hatte es in den USA bereits mehrere weitere Klagen und bundesstaatliche Untersuchungen in Bezug auf Vieh- und Rindfleischmärkte gegeben. Als Angeklagte wurden Cargill, JBS, National Beef und Tyson Foods benannt. (“McDonald’s accuses meatpackers of price-fixing in lawsuit over beef costs”)

    The Guardian: Laborfleisch in Großbritannien vor der Zulassung. Bereits in den nächsten Jahren könnte laut der britischen Lebensmittelbehörde (FSA) Zellfleisch in Großbritannien verkauft werden. Anträge für Steak, Hühnchen und Foie Gras aus dem Labor wurden bereits eingereicht. 15 weitere Anträge werden in den kommenden zwei Jahren erwartet. Am Dienstag gab London Fördermittel in Höhe von 1,6 Millionen Pfund für die FSA bekannt, um ein effizientes Verfahren zur Sicherheitsbewertung dieser neuartigen Lebensmittel zu entwickeln. (“Lab-grown meat could be sold in UK in next few years, says food regulator”)

    Le Monde: Floristen kaum vor Pestizidschäden geschützt. Erstmals hat der französische Fonds für die Entschädigung von Pestizidopfern (FIVP) offiziell eine Verbindung zwischen dem Krebstod eines Kindes und dem Kontakt mit Pestiziden während der Schwangerschaft anerkannt. Die Mutter des Mädchens, das 2022 im Alter von elf Jahren starb, ist Floristin. Es mangelt an Schutzmaßnahmen für diese Berufsgruppe gegen die Risiken durch Pestizide, die bei Zierpflanzen eingesetzt werden. (“Les fleuristes, victimes ignorées des pesticides”)

    Mehr von Table.Briefings

    Climate.Table: Klima in Zahlen: Trend bei Entwaldung zeigt in falsche Richtung

    Das Ziel, den international vereinbarten Entwaldungsstopp bis 2030 zu erreichen, rückt weiter in die Ferne. Statt die jährliche Entwaldung auf 4,38 Millionen Hektar zu begrenzen, wurden im Jahr 2023 6,37 Millionen Hektar Wald vernichtet. Das 2030-Ziel zum Entwaldungsstopp wurde unter anderem in der Glasgow Leaders Declaration 2021 auf der COP26 vereinbart. Staats- und Regierungschefs haben sich mit dem Forest Pledge dazu verpflichtet, Wälder zu erhalten und Waldbrände zu bekämpfen. Außerdem wollen sie nachhaltige Landwirtschaft fördern und indigene Gemeinschaften unterstützen. Zum Artikel

    Table.Documents

    BMEL-Entwurf zur Tierhaltungskennzeichnung für Rindfleisch

    Die entscheidenden Köpfe der Agrifood-Szene – Gesellschaft

    Lea Fließ – Geschäftsführerin, Forum Moderne Landwirtschaft e.V. 

    Seit 2016 ist die gelernte Journalistin die Geschäftsführerin beim Forum Moderne Landwirtschaft und baut als solche Brücken zwischen Erzeugern, Verbrauchern und dem Lebensmittelhandel. Die ehemalige BILD-Redakteurin engagiert sich für die Kommunikation und Förderung moderner, nachhaltiger Agrarwirtschaft. 

    Hella Otten – Gründerin, Women in Agribusiness 

    Hella Otten ist eine Visionärin. Sie gründete 2017 das erste deutschlandweite Netzwerk für Frauen aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft, “Women in Agribusiness”. Die studierte Agrarwissenschaftlerin möchte damit erreichen, dass sich Frauen aus allen Bereichen der Agrar- und Ernährungswirtschaft gegenseitig unterstützen und fachlich austauschen. Nachdem sie 23 Jahre lang als Spezialistin für Risikomanagement im Agrarhandel bei der Norddeutschen Landesbank gearbeitet hat, ist sie seit vergangenem Jahr bei AGRAVIS im Bereich Agrarerzeugnisse tätig.  

    Raphael Fellmer – Gründer, SIRPLUS GmbH 

    Er ist nicht nur der Gründer des Start-ups SIRPLUS, das überschüssige Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette rettet, sondern mobilisiert als Aktivist seit vielen Jahren gegen Lebensmittelverschwendung. 2012 rief er mit anderen die Plattform foodsharing.de ins Leben, über die überschüssige Lebensmittel kostenlos weitergegeben werden können.

    Petra Bentkämper – Präsidentin, Deutscher Landfrauenverband e.V. 

    Sie setzt sich für die Interessen von den rund 450.000 Landfrauen ein, die im Deutschen Landfrauenverband organisiert sind. Die Themen umfassen Altersvorsorge, Geschlechtergerechtigkeit auf dem Land und Arbeitsschutz. Die gelehrte Industriekauffrau fordert von der Politik, die Agrarstatistik zu verändern, um die Arbeit von Frauen auf den Höfen anzuerkennen und deren soziale Absicherung sicherzustellen. Sie ist in mehreren Beratungsgremien des Bundeslandwirtschaftsministeriums tätig. 

    Titus Bahner – Vorstand, Kulturland e.V. 

    Titus Bahner ist Volkswirt, Biobauer und Mitbegründer der Kulturland-Genossenschaft, die er 2014 ins Leben rief. Die Genossenschaft sichert landwirtschaftliche Flächen langfristig für ökologische Betriebe, indem sie Land erwirbt und dieses an lokale Biobauern verpachtet. Die Arbeit des promovierten Wirtschaftswissenschaftlers und Agraringenieurs ist geprägt von der Vision, landwirtschaftliche Flächen als Gemeingut zu bewahren und damit Spekulationen entgegenzuwirken. Für sein Engagement wurde er 2023 mit dem “Zugabe-Preis” ausgezeichnet. 

    Bernhard Barkmann – Agrar-Blogger 

    Bernhard Barkmann bezeichnet sich selbst als “Kleinbauer und Massentierhalter”. Auf seinem 2011 gegründeten Blog BlogAgrar schreibt er erfolgreich über aktuelle agrarpolitische Themen aus der Perspektive eines Landwirts. Er ist Teil des “Dialognetzwerks zukunftsfähige Landwirtschaft” von BMEL und BMUV. 

    Marie Hoffmann – Landwirtin und Agrar-Influencerin 

    Die studierte Agrarwirtschaftlerin fing während ihres Bachelors an, Erklärvideos zum Thema Landwirtschaft auf Social-Media-Plattformen zu verbreiten. Inzwischen hat sie ihre Promotion begonnen und mehr als eine halbe Million Follower auf ihren Kanälen. Die Landwirtin nutzt Social Media, um landwirtschaftliche Themen für alle zugänglich zu machen. Dabei liegt der Fokus ihrer Arbeit darauf, die moderne Landwirtschaft mit Arten-, Umwelt- und Klimaschutz in Einklang zu bringen.  

    Bernhard Moser – Geschäftsführer und Festivalleiter, eat! Berlin 

    Bei ihm dreht sich alles um den Genuss: Der langjährige Journalist, Radio- und Fernsehkolumnist gründete 2004 die Weinschule-Berlin und 2010 das Gourmetfestivals eat! Berlin. Zudem berät der Feinschmecker mit landwirtschaftlich-gastronomischer Ausbildung Firmen zu Qualitätsmanagement und Unternehmenskommunikation. Bekannt wurde er durch seine RadioEins-Kolumne Mosers Geschmackssachen“. 

    Jana Gäbert – Geschäftsführerin, agt Trebbin eG 

    Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit machen ihre Arbeit aus: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Jana Gäbert ist studierte Agrarwissenschaftlerin und Teil des dreiköpfigen Teams in der Leitung der Agrargenossenschaft Trebbin eG (AGT) in Brandenburg. Sie engagiert sich aktiv für die Förderung regionaler Landwirtschaft und die Vernetzung von Agrarbetrieben in der Region. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Weiterentwicklung moderner Anbau- und Produktionsverfahren. 

    Thomas Fabry – Gründer der Filmproduktion FABRYKANT 

    2017 gründete der studierte Landwirt die Filmproduktion FABRYKANT und bietet seitdem Social-Media-Beratung im Bereich Agrar & Ernährung an. Seine Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit im Agrarsektor hat er als Autor des Buches “Social Media für Landwirte” festgehalten. Seine Tätigkeiten wurden bereits mit dem Landstern, dem Förderpreis der Agrarwirtschaft, dem Gerd-Sonnleitner-Preis und dem internationalen DLG-Preis ausgezeichnet.  

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    Standpunkt

    Zukunftsfähige Agrarpolitik: Die nächste Bundesregierung muss die Weichen stellen

    von Ingo Müller
    Ingo Müller, CEO der DMK Deutsches Milchkontor GmbH.

    Eine zukunftsfähige Landwirtschaftspolitik ist eine Aufgabe, die über die Branche hinweg und nur gemeinsam umgesetzt werden kann. Das fängt bei den Erzeugern an, geht über die Industrie bis hin zum Handel. Gemeinsam mit der Politik können wir die Weichen für eine stabile Wertschöpfungskette stellen, die sowohl die Branche als auch die Verbraucherinnen und Verbraucher im Blick hat. Als wichtiger Akteur in der Lebensmittelbranche sehen wir uns in der Verantwortung, unseren Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Landwirtschaft zu leisten.

    Dazu gehören die Erweiterung unseres Sortiments um vegane Produkte, die Verringerung von Verpackungsmüll und Lebensmittelverschwendung. Wir haben zum Beispiel unseren Spritzgussbecher für die Quarkproduktion optimiert und konnten so 20 Prozent des Kunststoffs Polypropylen und 20 Prozent der CO₂-Emissionen einsparen. Daneben arbeiten wir an umfangreichen Projekten zur Steigerung der Energie- und Wassereffizienz in unseren Werken. Wir haben unsere Milchsammelwagenflotte auf den umweltfreundlichen Kraftstoff Bio-LNG umgestellt und testen Maßnahmen zur Emissionsminderung auf vier landwirtschaftlichen Pilotbetrieben.

    Zielkonflikt in der Landwirtschaft

    Wir befinden uns in der Landwirtschaft in einem Zielkonflikt: Gesellschaftlich und politisch sind die Anforderungen hoch, dass die Branche Klimaziele einhält, Tierwohl garantiert und nachhaltige und gesunde Ernährungskonzepte vorlegt. Das alles funktioniert aber nur, wenn unsere Landwirte dafür entsprechend bezahlt werden. Wir tragen als Gesellschaft eine gesamtheitliche Verantwortung, die nicht allein auf den Schultern der Landwirte getragen werden kann. Die Erwartungshaltung seitens der Endverbraucher nimmt zu – umso wichtiger ist es, zu vermitteln, dass die Umsetzung dieser Erwartungshaltung nur in Verbindung mit einer Kostenübernahme möglich ist.

    Dieser Zielkonflikt kann und muss politisch aufgelöst werden, in dem wir den Dialog verstärken und auf Instrumente setzen, die auch wirklich funktionieren. Natürlich braucht ein nachhaltiger Wandel Zeit. Jetzt steht ein neues Lernen an, das Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz, Biodiversität oder die Ernährung der Zukunft finden muss.

    Investitionen in den Klimaschutz fördern

    Das beginnt spätestens in der neuen Legislaturperiode. Die Aufgabenliste ist lang: Es braucht eine verstärkte politische und finanzielle Unterstützung für den Klimaschutz in der Landwirtschaft. Staatliche Förderprogramme für klimafreundliche Technologien müssen ausgeweitet werden, um Investitionen in die emissionsarme Produktion, erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturen zu erleichtern.

    Die Landwirtschaft leistet einen essenziellen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und geht oftmals wirtschaftliche Risiken ein, um nachhaltig zu produzieren und politischen Vorgaben zu entsprechen. Es fehlt aber an zielgerichteter Unterstützung, um beispielsweise klimafreundliche Technologien einzusetzen. Ein Hebel ist die Vereinfachung und Ausweitung von staatlichen Förderprogrammen. Ein Beispiel dafür, wo es bisher hakt, ist die Förderung regenerativer Energien wie Biogas. Insbesondere fehlen Förderinstrumente für Bio-LNG, das immer noch wie normaler Diesel besteuert wird.

    Mehr Tierwohl braucht Transparenz und finanzielle Unterstützung

    Im Bereich Tierwohl haben wir eine der größten Baustellen vor uns. Durch zu viel Bürokratie und einen Kennzeichnungsdschungel sind nicht nur die Verbraucher überfordert. Ein Haltungskennzeichen muss für weniger Bürokratie und mehr Transparenz sorgen. Das kann bedeuten: bestehende Haltungsformregelungen niedrigschwellig in ein einheitliches, staatliches Kennzeichen übernehmen, statt neue Regelungen einzuführen. Wichtig ist hierbei, den Landwirten auch eine klare finanzielle Perspektive aufzuzeigen und nicht nur durch Vorgaben höhere Standards zu fordern. Da ist auch der Verbraucher gefragt, denn ohne Preiserhöhungen für Verbraucher ist mehr Tierwohl langfristig nicht zu finanzieren.

    Unser Credo ist daher: Für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland bedarf es klarer Zukunftsaussichten für die Landwirte, Produzenten und den Handel. Politik können wir nur gemeinsam gestalten – dafür stehen wir jetzt und in Zukunft ein.

    Ingo Müller ist CEO der genossenschaftlich organisierten DMK Deutsches Milchkontor GmbH, dem größten deutschen Molkereiunternehmen.

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    Agrifood.Table Redaktion

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