Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat überraschend die marokkanische Souveränität über das Gebiet der Westsahara anerkannt – obwohl die marokkanische Annexion der Region nach internationalem Recht eindeutig illegitim ist. Mit diesem Schritt hat der französische Präsident auf dem diplomatischen Parkett für Verstimmung gesorgt. Doch andere Überlegungen haben offenbar überwogen, wie mein Kollege Christian von Hiller analysiert.
Außerdem haben wir für Sie in dieser Ausgabe wie immer aktuelle Nachrichten und Analysen.
Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist bekannt für brüske Entscheidungen. Das war nun wieder der Fall. Mitten während der Olympischen Spielen schrieb Macron an den König von Marokko, Mohammed VI., dass “die Gegenwart und die Zukunft der Westsahara Teil des Rahmens der marokkanischen Souveränität sind”. Damit erkennt Frankreich implizit an, dass es an Marokko – und an Marokko allein – ist, eine Lösung für die Westsahara zu suchen.
Mit diesem Schreiben bricht Frankreich mit einem Konsens, der seit Ende der 1970er-Jahre die Weltgemeinschaft eint: Die Annexion der Westsahara durch Marokko ist nicht rechtens. Umgehend hat Algerien, treuer Unterstützer der Frente Polisario, reagiert und seinen Botschafter in Frankreich abberufen. Die Frente Polisario kämpft sowohl politisch als auch mit Waffengewalt für die Unabhängigkeit in der Westsahara.
Bemerkenswerterweise schwenkt Macron damit auf eine Position ein, die der damalige US-Präsident Donald Trump Ende 2020 vertreten hatte. Auch dieser hatte den Anspruch Marokkos auf die Westsahara anerkannt.
Und so haben Macron und Trump nun den UN-Prozess für die Westsahara vollends in die Bedeutungslosigkeit gestoßen. Die Vereinten Nationen wollen seit Jahrzehnten eine Volksabstimmung in der Westsahara herbeiführen. Das Volk der Sahrawis soll demnach entscheiden, ob es unabhängig oder autonomer Teil von Marokko sein will.
Doch seit 1991 blockiert Marokko das Referendum – und schafft Fakten. Mit großen Anreizen lockt das Königreich Unternehmen und Bevölkerung in die Region, die Marokko als Südprovinz bezeichnet. Vor allem in Küstenstädten wie Dakhla haben sich Betriebe zur Fischverarbeitung etabliert. Auch ist die Küste bei Surfern und Seglern beliebt. Zudem ist das Gebiet reich an Rohstoffen. Marokko baut dort bereits Phosphat ab. Zudem eignet sich die Region hervorragend für die Produktion grünen Wasserstoffs. Kurz, die marokkanische Westsahara ist wirtschaftlich eine Erfolgsgeschichte.
Die Bedeutung von Macrons Brief lässt sich nur durch einen Blick in die Geschichte ermessen: Die Westsahara ist mit 266.000 Quadratkilometern etwa drei Viertel so groß wie Deutschland, zählt aber nur etwas mehr als 600.000 Einwohner.
Meistens wird seine Geschichte darauf reduziert, dass die Region zwischen Marokko und Mauretanien bis 1976 spanische Kolonie war. In Wahrheit ist die Lage komplexer: Im Jahr 1048 bezwangen und vereinten die Almoraviden von Mauretanien ausgehend die verschiedenen Völker der Westsahara. Anschließend dehnten sie ihr Reich über das heutige Marokko hinaus auf einen Großteil der iberischen Halbinsel aus. Nach dem Zerfall des Almoraviden-Reichs 1147 wechseln sich diverse Dynastien ab. Doch das Reich erstreckte sich zeitweise bis nach Sizilien, Spanien und eben die Westsahara.
Von 1514 an kam die Dynastie der Saadier auf, die ihr Reich von Marokko bis zur Westsahara festigten. Von 1884 bis 1975 war die Westsahara spanische Kolonie. Nach dem Abzug der Spanier rief König Hassan II. im November 1975 zum Grünen Marsch auf, einer Einwanderungswelle in die Westsahara, an der sich rund 350.000 Marokkaner beteiligten.
Der spanische Diktator Franco wollte die Westsahara zwischen Mauretanien und Marokko aufteilen. Doch die Verhandlungen scheiterten im Februar 1976. Daraufhin proklamierte die Frente Polisario die Demokratische Arabische Republik Sahara, wobei der Begriff “Arabisch” problematisch ist. Denn arabische Wurzeln hat höchstens die Hälfte der Bevölkerung in der Westsahara. Berber und andere Völker spielen eine ebenso große Rolle.
Nach wiederholten Militärkonflikten herrscht seit 1979 eine De-facto-Aufteilung, wobei Marokko 80 Prozent der Westsahara annektiert, vor allem fast die gesamte Küste. Die Frente Polisario kontrolliert die restlichen 20 Prozent, vor allem im Landesinneren, und das Küstendorf Guerguerat an der Grenze zu Mauretanien. Die Demarkationslinie hat Marokko durch eine “mur des Sables” genannte Mauer befestigt. Sie ist 2.720 Kilometer lang. Der Waffenstillstand ist jedoch brüchig. Immer wieder kommt es entlang der Mauer zu Gefechten.
Diplomatisch herrscht seit Jahrzehnten Stillstand. 2006 hatte Marokko einen Autonomieplan vorgelegt, der keine große Beachtung fand. Altbundespräsident Horst Köhler versuchte sich ebenfalls knapp zwei Jahre lang, von 2017 bis 2019, als UN-Sondergesandter – ebenfalls ohne Erfolg.
Die internationale Front gegen die Annexion durch Marokko ist durch die Vorstöße von Trump und Macron brüchiger geworden. In einem Bericht von 2006 des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan hieß es noch, dass kein einziger Staat der Welt die Annexion durch Marokko anerkenne. Heute unterhalten knapp 20 Länder im marokkanisch verwalteten Teil von Westsahara Generalkonsulate oder Konsulate. Gleichzeitig sinkt der Zuspruch für die Frente Polisario. 1990 erkannten 79 Staaten die Demokratische Arabische Republik Westsahara an, 2020 noch rund 30.
Wie so oft bei Macrons einsamen Entscheidungen spaltet auch seine neueste Wende die französische Politik. Doch Macron ist es wichtiger, endlich die Beziehungen zum Königreich Marokko zu normalisieren. Seit Jahren ist durch diverse Krisen und diplomatische Zwischenfälle das Verhältnis zwischen Frankreich und Marokko schwer belastet.
Für Marokko erfüllt sich nun ein langer Traum: Die Front der Staaten, die in der Westsahara-Frage gegen Marokko stehen, bröckelt. Die Regierung in Rabat begrüßte auch umgehend eine “wichtige und bedeutende Entwicklung zur Unterstützung der marokkanischen Souveränität über die Sahara”. Brahim Ghali, Generalsekretär der Frente Polisario, dagegen hat bisher nicht offiziell reagiert. Die Website der Organisation ist zurzeit anscheinend nicht aktiv.
Vor allem kann Marokko für sich geltend machen, eine Mittelmacht darzustellen, die angesichts der vielen Konflikte im Sahel eine stabilisierende Rolle übernehmen kann. Das zählt.
Das Gipfeltreffen des Forums für China-Africa-Kooperation (FOCAC) wird in diesem Jahr vom 4. bis 6. September in der chinesischen Hauptstadt Peking stattfinden, wie die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, vergangene Woche mitteilte. Der Gipfel steht im Zeichen eines zunehmenden Wettbewerbs zwischen den Staaten des Globalen Südens – mit China an der Spitze – und dem Westen.
China ist in den vergangenen Jahren in Afrika zum wichtigsten bilateralen Handelspartner aufgestiegen und hat seine politischen Verbindungen mit dem Kontinent stetig ausgebaut. Aus Sicht der Afrikaner haben die Chinesen neben den Projekten einen wichtigen Vorteil. Sie setzen sich auf globaler Ebene für mehr Mitbestimmung des Globalen Südens in der Welt ein. Und China zeigt sich beweglicher, wenn es um mehr Nachhaltigkeit der Projekte und Kooperationen in Afrika geht.
Das Thema des Gipfels lautet: “Gemeinsam die Modernisierung vorantreiben und eine chinesisch-afrikanische Gemeinschaft mit geteilter Zukunft auf einem hohen Niveau aufbauen”. Das bedeutet intensiviertes Engagement in der Entwicklung Afrikas und die Festigung politischer Allianzen. Aber es bedeutet auch bessere Qualität bei den Endprodukten. Eingeladen werden Staatsoberhäupter von afrikanischen Staaten. Hinzu kommen hochrangige Vertreter afrikanischer und internationaler Organisationen. Zuletzt wurde der Gipfel 2021 in Dakar abgehalten, der den Dakar Action Plan (2022-2024) hervorbrachte.
Herzstück der Zusammenarbeit zwischen China und Afrika bleibt die Belt and Road Initiative (BRI), die 2013 ins Leben gerufen wurde und allein 2023 Deals im Wert von 21,7 Milliarden US-Dollar für Afrika produzierte, darunter massive Investitionen in Seehäfen, Eisenbahnlinien und erneuerbare Energien. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern. “Da China die BRI auf kleinere, umweltfreundlichere und weniger riskante Projekte ausrichtet, wird Afrika von dem Programm stark profitieren”, urteilt Jana de Kluiver, Research Officer beim Institute for Security Studies (ISS) in Pretoria. “Allerdings müssen die Länder die potenziellen Vorteile proaktiver mit ihren eigenen strategischen Prioritäten in Einklang bringen und ihre Bemühungen zur Stärkung der BRI-Governance intensivieren.”
China benutzt die BRI als Plattform, um seine globale Macht weiter zu demonstrieren und auszubauen. Insgesamt nehmen 151 Länder weltweit an der Initiative teil, 44 davon allein in Subsahara-Afrika. Afrika spielt dabei eine besondere Rolle, da sich das Reich der Mitte langfristig Zugang zu wichtigen Rohstoffen verschafft und die historische Dominanz westlicher Länder angreift, die in den vergangenen Jahren auf dem Kontinent ins Hintertreffen geraten sind.
Neben Investitionen bietet die BRI auch Finanzierung von Entwicklungsprojekten an, vor allem im Bereich Infrastruktur. Zwischen 2000 und 2022 flossen so 170 Milliarden US-Dollar in 49 afrikanische Länder. “BRI-Projekte werden oft von chinesischen Auftragnehmern zügig und schlüsselfertig ausgeführt, was sie attraktiver macht als die langsamere, an Bedingungen geknüpfte Finanzierung durch Institutionen wie die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank”, erklärt de Kluiver.
Die Entwicklungshilfe hat dem afrikanischen Kontinent lebenswichtige Infrastruktur beschert. China wurde zudem ein zentraler Kreditgeber in Afrika. Allerdings sind dadurch neue Abhängigkeiten entstanden. Und einige Länder wurden zahlungsunfähig. Die Länder haben sich mehr geliehen als sie durften und China hat mehr gegeben als sinnvoll ist. Sambia, Ghana und Äthiopien sind drei prominente Beispiele, die in die Schuldenfalle geraten sind.
Peking hingegen verteidigt seine Investitionspolitik: Man handele nach marktwirtschaftlichen Grundregeln, halte bei allen Investitionen auch immer die Profitabilität und die Investitionsrendite im Blick. Deswegen sei man auch offen für Nachverhandlungen mit den betreffenden Regierungen. Statt risikoreicher Kredite liegt der Schwerpunkt zunehmend auf nachhaltige Investitionen, die in den Empfängerstaaten für positiven Wandel sorgen, wie Staatschef Xi Jinping bereits im Oktober 2023 beim Third Belt and Road Forum for International Cooperation erklärte: “Der gegenseitigen Nutzen ist die wichtigste Kraftquelle für die Belt and Road-Kooperation.”
Auch fehlte es zuweilen bei bekannten Prestigeobjekten an Nachhaltigkeit, wie etwa die Eisenbahnlinie in Kenia von Mombasa in die Hauptstadt Nairobi, die rote Zahlen schreibt und wenig der lokalen Bevölkerung zugutekommt, wie bei den andauernden Protesten in dem ostafrikanischen Land deutlich wird. Ähnliche Hürden gibt es in Uganda bei dem von China gebauten Kampala-Entebbe Expressway, der nicht nur teuer war, sondern auch zu wenig benutzt wird und wegen Umweltschäden in Kritik geraten war.
Afrika solle sich neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Biotechnologie und grüne Energie, auf die China derzeit setzt, zunutze machen, so David Monyane, Direktor des Centre for Africa-China Studies an der University of Johannesburg, gegenüber der staatseigenen Zeitung China Daily. Aber auch Zusammenarbeit im Rahmen der BRI sei wichtig. “Afrika hat immer noch ein riesiges Defizit bei der Infrastrukturfinanzierung von über 100 Milliarden US-Dollar“, sagte er. “Afrikanische Staats- und Regierungschefs müssen Infrastrukturabkommen mit China aushandeln und sich dabei auf eine riesige Infrastruktur konzentrieren, die die regionale Integration fördert. Vorrang muss einer Infrastruktur eingeräumt werden, die nicht nur ein Land anspricht, sondern eine, die länderübergreifend innerhalb der Wirtschaftsregionen spricht.”
Kooperation bei Themen wie landwirtschaftlicher Entwicklung und industrieller Modernisierung werden ebenfalls für FOCAC erwartet, das es seit 2000 gibt und das das offizielle multilaterale Forum zwischen allen afrikanischen Staaten und China ist. Die einzige Ausnahme ist der Kleinstaat Eswatini, der anstatt mit China diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhält. Der Gipfel findet alle drei Jahre statt. Es wird höchste Zeit für Afrika, seine eigenen Entwicklungsinteressen genauer zu definieren, und geschlossen gegenüber China aufzutreten. Das Gleiche gilt im Übrigen für die Zusammenarbeit mit Europa.
Am vergangenen Wochenende hat der chinesische Online-Modehersteller Shein seinen ersten Pop-up-Shop in Südafrika errichtet, um damit die Bekanntheit seiner Marke zu steigern. Pop-up-Läden sind temporäre Ausstellungsflächen, meist in Shopping-Malls. Der Modehersteller wurde weltbekannt, weil es ihm bei neuen Trends gelingt, die Zeit von der Idee zum Produkt von einigen Wochen oder gar Monaten auf fünf Tage zu verkürzen. An normalen Tagen kommen 2000 neue Produkte auf die Plattform. Gleichzeitig versendet Shein viele kleine Mengen, sodass international keine oder kaum Zölle anfallen. Dem südafrikanischen Staat sollen dabei umgerechnet 150 Millionen Euro an Steuereinnahmen entgangen sein.
Auch in Südafrika setzt dies einheimische Modeunternehmen unter Druck, da diese mit den niedrigen Preisen von Shein nicht mithalten können. Das 2008 im chinesischen Nanjing von Chris Xu gegründete Unternehmen hatte bereits 2022 einen Wert über 100 Milliarden US-Dollar, mehr als Zara und H&M zusammen und mehr als jedes andere Privatunternehmen außer SpaceX und Bytedance, der chinesischen Mutterfirma von Tiktok. 2023 ist der Wert allerdings wieder auf 64 Milliarden gefallen. In Südafrika, dem Einstiegsmarkt auf dem afrikanischen Kontinent, ist Shein bei den Online-Käufen von Frauentextilien bereits auf dem Spitzenplatz mit einem Marktanteil von 35 Prozent nach Untersuchungen der Marketing Research Foundation, einem Non-Profit-Marktforschungsinstitut in Südafrika.
“Obwohl Shein zuerst eine Digitalplattform war, ermöglichen es die sehr erfolgreichen Pop-up-Stores den Kunden, die Produkte zu fühlen und anzufassen und mit unseren Markenbotschaftern in Kontakt zu treten”, erläutert ein Shein-Sprecher die neue Strategie in Südafrika. Michael Lawrence, CEO der National Clothing Retailers’ Association, zu der südafrikanische Großeinzelhändler wie Woolworths oder The Foschini Group gehören, fordert schon länger die Politik zum Handeln auf. “Textilien werden normalerweise in Containern importiert und nicht in kleinen Paketen”, beklagt er.
Seit 1. Juli sollen südafrikanische Modeeinzelhändler einen Zoll von 45 Prozent auf alle Modeteile zahlen, unabhängig von Preis und Menge. Ein Sprecher von Shein betonte hingegen, die Vermeidung von Zöllen sei nicht entscheidend für den Erfolg, sondern “die Geschwindigkeit, mit der man neue Trends entdeckt”. François Fouché, der CEO von Growth Diagnostics and Forscher am Centre for African Markets beim Gordon Institute of Business Science (GIBS) in Johannesburg, hält Zölle und Verbote für falsch: “Wir sollten besser schauen, wie wir das Geschäftsmodell kopieren können.”
Derweil warnt Öko-Test in Europa vor Gift in der Shein-Kleidung. Das deutsche Verbrauchermagazin hat 21 Kleidungsstücke von Shein untersucht. Die Ergebnisse sind erschreckend. So fand man etwa in Sandalen nervengiftiges und reproduktionstoxisches Blei und verbotene Phthalate. Letztere werden als Weichmacher für Kunststoffe verwendet und wurden als fortpflanzungsgefährdend eingestuft – stehen also im Verdacht, Fortpflanzungsorgane zu schädigen und hormonähnlich zu wirken. In anderen Schuhen sind gleich mehrere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) verarbeitet. Sie können Krebs erzeugen und sind deshalb in der EU verboten. Und bei einer Belastungsprobe brach die Sohle sehr schnell.
Acht von 21 Artikeln, also immerhin 38 Prozent, enthielten Rückstände giftiger Chemikalien in zu hohen Mengen. In einem Baby-Mädchenkleid mit Einhorn-Muster fand man das toxische Antimon. Menschen können es über schweißnasse Haut aufnehmen. Wenn Antimon ins Blut gelangt, wirkt es hochgiftig. Ein schillernder Teenager-Anzug enthielt laut Öko-Test Dimethylformamid. In der EU gilt das Lösungsmittel als wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigend. Sheins Reaktion: Sie nehmen Ergebnisse von Öko-Test “ernst”, ziehen die Produkte “aus dem Verkehr” und “prüfen”.
Vermutlich jedoch werden die von Öko-Test aufgedeckten Missstände die Expansion von Shein nicht nur in Südafrika, sondern im globalen Süden, nicht bremsen. In diesen Ländern ist der Preis eines Produktes den Kunden noch sehr viel wichtiger als die gesundheitliche Unbedenklichkeit. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Welt zwar enger vernetzt ist, aber unterschiedliche Länder noch sehr unterschiedliche Perspektiven auf Konsum haben. Und selbst innerhalb einzelner Länder haben unterschiedliche Schichten unterschiedliche Blickwinkel. Denn: Je geringer die Kaufkraft, desto geringer ausgeprägt ist das Risikobewusstsein für Schadstoffe.
Davon profitiert eine Modemarke wie Shein. Das Unternehmen hatte 2023 über 88 Millionen Käufer, darunter allein 17 Millionen in den USA, wo Shein unter jungen Leute die beliebteste Modemarke ist. Die Einnahmen stiegen von 2022 auf 2023 um 43 Prozent auf 32,5 Milliarden und haben sich seit 2019 verzehnfacht.
Marktbeobachter sprechen bei dem Real-Time-Fashion-Konzern bereits vom “Tiktok des E-Commerce”. Dabei vollzog sich der globale Siegeszug der chinesischen Modeplattform Shein für viele fast unbemerkt. Schon im Mai 2021 hatte Shein Amazon als die am meisten installierte Shopping-App in den USA überholt und belegte in Apple-iOS-App-Stores in 54 Ländern bereits Platz Eins der meist heruntergeladenen Apps. In den App-Stores von Android war das immerhin in 13 Ländern der Fall. Besonders interessant ist: Shein produziert fast ausschließlich für den Überseemarkt. In China kennt man das Unternehmen kaum. Sheins neuer Pop-up-Store in der Mall of Africa im Norden von Johannesburg, einer der größten und wichtigsten Malls südlich der Sahara, wird voraussichtlich einen neuen Trend setzen, der weit über Südafrika hinausreicht.
Die angebliche Unterstützung der Tuareg-Rebellen in Nord-Mali durch den ukrainischen Geheimdienst sorgen für diplomatische Verwerfungen in Westafrika. In Mali erklärte die Regierung von Oberst Goïta die Beziehungen mit der Ukraine am Sonntagabend für beendet. Die Ukraine bedauerte in einer Mitteilung am Montag die Entscheidung Malis. Dies sei “kurzsichtig” und “überhastet”. Das ukrainische Außenministerium forderte die Regierung in Bamako auf, Beweise für eine ukrainische Einmischung in Mali zu erbringen.
Die Streitkräfte der Regierung waren vor rund einer Woche mit den an ihrer Seite kämpfenden Wagner-Söldnern in einen Hinterhalt an der algerischen Grenze geraten. Sie erlitten schwere Verluste. Anschließend hatte der ukrainische Geheimdienst behauptet, er habe die Tuareg-Rebellen in ihrem Kampf unterstützt.
Auch im angrenzenden Senegal gab es wegen der angeblichen Hilfe der Ukraine für die Rebellen in Mali diplomatische Spannungen. Die Regierung von Präsident Diomaye Faye bestellte am Wochenende den ukrainischen Botschafter in Dakar ein. Er hatte auf Facebook ein Video zu dem Vorfall geteilt und kommentiert. Das senegalesische Außenministerium berief sich auf seine Neutralität im “russisch-ukrainischen Konflikt“. Dazu kommt, dass Präsident Faye als Vermittler zwischen der Ecowas und den AES-Staaten Niger, Mali und Burkina agiert. lcw
Das US-Militär zieht diese Woche von seiner Drohnenbasis im Norden Nigers ab, wie die Website Defensenews meldet. Die 2019 fertiggestellte Airbase 201 liegt am Stadtrand von Agadez und hat nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums rund 103 Millionen US-Dollar gekostet. Damit ist ein großer Teil des Abzugs rund sechs Wochen vor der Frist (15. September) vollzogen.
Bereits im Juli verließ das US-Militär eine Basis in Niamey (Airbase 101). Im Mai hatten die USA bekannt gegeben, ihre militärische Zusammenarbeit mit Niger zu beenden. Verhandlungen über eine Fortführung waren gescheitert, nachdem die nigrische Regierung die Kooperation bereits im März einseitig aufgekündigt hatte. Ursprünglich waren rund 1000 US-Militärs in Niger stationiert.
Der Westen verliert mit dem Abzug der USA aus Niger einen strategischen Verbündeten: Die Drohnenbasis der USA lieferte nachrichtendienstliche Erkenntnisse aus dem ganzen Sahel und Nordafrika. Auch der Versuch der Bundeswehr, mit einem Lufttransportstützpunkt in Niamey zu bleiben, ist gescheitert. Das italienische Militär bleibt jedoch weiterhin mit einer Ausbildungsmission in Niger (MISIN).
Analysten haben auf Grundlage von Statistiken der Nichtregierungsorganisation ACLED darauf hingewiesen, dass die Zahl der terroristischen Anschläge in Niger trotz der US-Präsenz seit 2013 zu- und nicht abgenommen hat. Kritische Kommentare verweisen allerdings darauf, dass auch die Zahl der Anti-Terror-Einsätze gestiegen sei und es somit auch eine mathematische Komponente in den gestiegenen absoluten Zahlen zu beachten gebe.
In Niger sind seit Mai auch russische Ausbilder aktiv. Nach Informationen von Table.Briefings bisher jedoch keine Einsatzkräfte, anders als etwa in Mali. In einem Interview im nationalen Fernsehen am Wochenende erwähnte General Tchiani den US-Abzug nicht. Am 29. Juli jährte sich der Staatsstreich in Niger zum ersten Mal. Die Junta-Regierung erklärte den “Tag des Übergangs” zu einem nationalen Feiertag. lcw
Die kenianische Regierung hat mit Verzögerung doch noch auf die Herabstufung der Bonität kenianischer Staatsanleihen reagiert. Die Regierung müsse die Zusammensetzung ihrer öffentlichen Schulden neu organisieren, um die Verbindlichkeiten effizienter zu verwalten, sagte Finanzminister Mbadi John Ng’ongo am Montag vor dem Parlament. Die “Schuldenverantwortung” sei seine oberste Priorität. “Wir müssen unsere Schulden umstrukturieren”, sagte Mbadi.
Das ist dringend notwendig, um internationales Vertrauen zurückzugewinnen. Anfang Juli hatte die Ratingagentur Moody’s die Bonität kenianischer Staatsanleihen von B3 auf Caa1 heruntergestuft. Die Note Caa1 steht für “ungenügende Bonität”. Es droht die “akute Gefahr eines Zahlungsverzuges, sofern sich die Gesamtwirtschaft nicht signifikant positiv entwickelt”.
Darunter werden vor allem inländische Investoren leiden, wie eine Aufstellung der Zentralbank vom 31. Juli zeigt:
Die kenianische Regierung hatte 2021 ein Kreditprogramm mit dem IWF vereinbart, das seitdem erweitert und verlängert wurde. Zum Schuldenabbau hatte Präsident William Ruto die Erhöhung von Verbrauchssteuern angekündigt und löste damit eine Protestwelle aus, die das Land erschüttert. Daraufhin nahm Ruto seine Steuerpläne vorerst zurück.
Die Finanznot des Staates trifft auch die Privatwirtschaft. Mitte Juli hat Moody’s auch die Ratingnote von drei führenden kenianischen Banken herabgestuft, ebenfalls von B3 auf Caa1. Vom Downgrading betroffen sind die KCB Bank, die Equity Bank und die Co-operative Bank of Kenya.
Grund dafür war, dass alle drei Banken hohe Bestände an kenianischen Staatsanleihen halten. Bei der KCB entsprach das Portfolio im März 2024 dem 2,5-fachen des materiellen Eigenkapitals, bei der Equity Bank dem 2,4-fachen und bei der Co-operative Bank immerhin noch dem 1,6-fachen.
Unter der sich verschlechternden Wirtschaftslage leiden zunehmend die Banken. Vor allem die Qualität der Kredite bereitet zunehmend Sorgen. Der Anteil von notleidend gewordenen Krediten (non performing loans oder NLP) am Kreditportfolio der Banken ist zuletzt gestiegen. Im Jahr 2023 beliefen sich die gesamten NPLs im Bankensektor auf 651 Milliarden Schilling (4,6 Milliarden Euro) brutto gegenüber 503 Milliarden Schilling ein Jahr zuvor.
In ihren Berichten über das erste Quartal 2024 haben die drei Banken ausgewiesen, dass sie ihre Investments in kenianische Staatsanleihen sogar noch erhöht haben: KCB um 40 Prozent, Equity Bank um 16 Prozent und die Co-operative Bank um 12 Prozent. Andere Finanzhäuser dagegen haben ihre Bestände an Staatsanleihen reduziert. Dies ist vor allem bei Standard Chartered, Absa, NCBA, DTB und Stanbic der Fall. hlr
Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, hat seit Jahrzehnten mit chronischer Energieknappheit zu kämpfen. Diese Energiedefizite haben das Wirtschaftswachstum gehemmt, die Industrie lahmgelegt und die Entwicklung behindert. Nun hat die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) einen Rettungsanker in Form eines Darlehens in Höhe von 500 Millionen Dollar zur Erneuerung des Stromsektors des Landes bewilligt.
Das vom AfDB-Verwaltungsrat genehmigte Darlehen dient der Finanzierung der ersten Phase des nigerianischen Economic Governance and Energy Transition Support Program (EGET-SP), eines neuen Programms zur Beschleunigung des Umbaus der Strominfrastruktur des Landes und zur Verbesserung des Zugangs zu umweltfreundlicheren Energiequellen.
Dieses Darlehen soll wesentlich dazu beitragen, dass bis 2050 eine Stromerzeugungskapazität von 250 Gigawatt installiert wird, die zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Nach Angaben der AfDB wird bis 2030 der Großteil der Bevölkerung Zugang zu sauberem Kochen haben, wobei Flüssiggas, Biogas, Biokraftstoffe wie Ethanol und elektrische Kochherde zum Einsatz kommen sollen.
Nigeria hat seit dem Amtsantritt von Präsident Bola Tinubu im Mai 2023 bisher 1,25 Milliarden Dollar für die Energiewende erhalten, einschließlich 750 Millionen Dollar, die von der Weltbank im Dezember 2023 genehmigt wurden.
Das neue AfDB-Darlehen ist zwar ein wichtiger Impuls, aber es bestehen weiterhin Herausforderungen. Nigeria muss Engpässe in der Infrastruktur beseitigen, Übertragungs- und Verteilungsverluste verringern und ein günstiges Umfeld für Investitionen des Privatsektors schaffen. Die Chancen sind jedoch immens. Eine erfolgreiche Energiewende kann Nigeria als regionale Energiedrehscheibe positionieren, Investitionen anziehen und hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Die Entwicklung des nigerianischen Energiesektors könnte zudem auch den angrenzenden Ländern immens zugutekommen. frn
#EndBadGovernance, #TakeItBack, #we2geda. Tage des Zorns, Hungerprotest – der aktuelle Protest hat viele Namen. Er dauert seit Donnerstag an. Es gibt unterschiedliche Berichte über die Zahl der Todesopfer. Journalisten wurden angegriffen und zusammen mit tausenden Demonstranten verhaftet.
Die Demonstranten marschierten zum Regierungssitz ihres Bundesstaates und forderten einen 90-Tage-Plan zur Lösung der drängendsten Probleme im Land: zu hohe Preise für Lebensmittel, Treibstoff und Strom, ein Ende der Korruption im öffentlichen Sektor, eine Kürzung der Politikergehälter um 50 Prozent, die transparente Ernennung von Richtern und ein funktionierendes Bildungswesen und Gesundheitssystem.
Die Proteste fanden hauptsächlich im Norden und in Abuja statt. Der Südosten, die Heimat der Igbo-Ethnie, hat mit den Füßen abgestimmt und ist zu Hause geblieben. Einige ihrer Anführer erklärten, da die Igbos von der Regierung ausgeschlossen wurden, seien die Proteste eine Angelegenheit der beiden anderen großen Ethnien, der Yoruba im Süden und der Hausa-Fulani im Norden.
Die nigerianische Politik ist offensichtlich nicht in der Lage, mit dem Protest umzugehen. Die beiden großen Oppositionsparteien haben ihn nicht genutzt, um Alternativen zu präsentieren. So werden sie für die Demonstranten Teil des Problems. Die Nigerianer haben offensichtlich genug von einem “demokratischen” System, in dem die Menschen in die Politik gehen, um Geschäfte zu machen und Eigeninteressen, nicht Volksinteressen vertreten.
Seltsamerweise ist die regierende APC-Partei von Präsident Tinubu nun dazu übergegangen, die Vorgängerregierung, ebenfalls APC, für alle Übel des Landes verantwortlich zu machen. Es dauerte bis Sonntagmorgen, bis Tinubu im Fernsehen auftrat, um in einer offenbar aufgezeichneten Ansprache zur Nation zu sprechen. Darin wiederholte er eine Liste der bisherigen “Erfolge” und sagte einen mittlerweile altbekannten Satz: “Es liegen bessere Tage vor uns.” Dies veranlasste den Nobelpreisträger Wole Soyinka dazu, Tinubu dafür zu kritisieren, dass er nicht einmal in seiner Rede die Polizeibrutalität angeprangert habe, was Schlimmes erahnen ließ.
Tinubu brachte indirekt das wahre Problem auf den Punkt: Die Politiker wissen seit langem, dass die Wirtschaft nicht läuft, profitieren persönlich von den Steuereinnahmen, aber verbessern die Lage der Menschen nicht.
Hinter den Protesten verbergen sich zwei einfache Erkenntnisse:
Viele ehemalige Wähler fragen sich nun: Was tut die Regierung für uns? Diese Frage ist jetzt nicht mehr auf Unzufriedenheit mit einem bestimmten Thema zurückzuführen, die man mit der kurzen Verteilung von Hilfsgütern befrieden kann. Da die Regierung kein Geld mehr hat, kann sie auch nicht auf ihre altbewährte Methode zurückgreifen, “Großzügigkeit zu verteilen”. Offensichtlich herrscht Hilflosigkeit auf allen Ebenen der Politik. Offenkundig auch, dass die Regierung die Proteste aussitzen will, wissend, dass die Menschen irgendwann wieder arbeiten müssen, um sich zu ernähren. Das funktioniert aber nur, wenn es Arbeit gibt und der Lohn ausreicht, um sich Essen zu kaufen.
Das bedeutet, die Politik in Nigeria muss sich drastisch ändern. Wenn sie das nicht tut, werden die zehn Tage der Proteste vielleicht noch viel länger.
Dr. Jeremy Gaines ist Gründer der Unternehmensberatung Gaines Consulting und ehemaliger Koordinator der Deutsch-Nigerianischen Energiepartnerschaft.
Wall Street Journal: Mosambik erringt juristischen Sieg im Fall der “Thunfisch-Anleihen”. Mosambik hat vor einem britischen Gericht einen Bestechungsfall gegen den Schiffbauer Privinvest gewonnen. Das Gericht entschied, dass Privinvest mindestens 825 Millionen Dollar für seine Rolle in der “Thunfisch-Anleihen”-Affäre des afrikanischen Landes zahlen muss. Bei dem Skandal ging es um die Beschaffung von Milliarden von Dollar bei Anlegern aus Schwellenländern unter dem Vorwand, die Gelder würden in von Privinvest entworfene maritime Projekte fließen. Dadurch blieben die mosambikanischen Steuerzahler für Schulden in Höhe von zwei Milliarden Dollar haften. Auch der Zugang des Landes zu internationaler Hilfe wurde unterbrochen.
Bloomberg: Libyen beklagt politische Erpressung bei Ölförderung. Die Produktion des größten libyschen Ölfeldes, Sharara, wurde erheblich reduziert. Noch ist unklar, was der Grund für die Entscheidung war und ob die Produktion weiter gedrosselt wird. In einer Erklärung vom Sonntag bezeichnete die Regierung in Tripolis Versuche, Sharara zu schließen, als Erpressung, ohne näher auf Details einzugehen. Sharara ist ein Joint Venture zwischen der staatlichen Ölgesellschaft National Oil Corporation, der französischen Total Energies, der spanischen Repsol, der österreichischen OMV und der norwegischen Equinor. Libyen verfügt über die größten Erdölreserven des Kontinents, doch wurde die Produktion häufig durch bewaffnete Gruppen oder Demonstranten beeinträchtigt, die die Anlagen stilllegten, um ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Africa Is A Country: Widerstand gegen den grünen Kolonialismus. In Tunesien haben Diskussionen über grünen Wasserstoff in den letzten Monaten die Medien beherrscht. Das Land will sich als Drehscheibe für die Produktion von grünem Wasserstoff positionieren und strebt an, bis 2050 jährlich sechs Millionen Tonnen zu exportieren. Ein Schlüsselprojekt: Die SoutH2-Pipeline, die den Export nach Europa ermöglichen soll. Kritiker bemängeln jedoch, dass Tunesiens ehrgeizige Pläne europäischen Energiebedarfen Vorrang vor der lokalen Souveränität einräume.
The Economist: Somaliland setzt auf Kamelmilch. Unternehmer in Somaliland machen aus dem seit langem bestehenden Handel mit Kamelmilch ein kommerzielles Geschäft. Die Industrie ist noch nicht reif für den Export, für den Anlagen zur Pasteurisierung und Kühlung der Milch erforderlich wären. Aber das Interesse ist da, zum Beispiel von Camel Culture, einem amerikanischen Unternehmen, das Kamelmilch an afrikanische und arabische Migranten verkauft, die sich nach einem Stück Heimat sehnen. Und ein chinesisches Unternehmen hofft, jenseits der Grenze, in der ethnisch-somalischen Region Äthiopiens, eine Fabrik zur Herstellung von Kamelmilchpulver zu eröffnen.
Reuters: Südafrikanische Wirtschaftsaktivität im Juli erneut rückläufig. Die Aktivität des südafrikanischen Privatsektors blieb im Juli angesichts schwächerer Umsätze und eines erhöhten Drucks von der Angebotsseite gedämpft, wie eine Umfrage am Montag ergab. Der S&P Global South Africa Purchasing Managers’ Index (PMI) stieg im Juli leicht von 49,2 im Juni auf 49,3, blieb aber den zweiten Monat in Folge unter der 50er-Marke, die für Wachstum steht. Der südafrikanische Privatsektor verzeichnete “einen anhaltenden Rückgang bei den Neuaufträgen und eine Verschlechterung der Leistung der Zulieferer, da globale Transportprobleme und die Überlastung der inländischen Häfen die Anbieter behinderten”, sagte David Owen, leitender Ökonom bei S&P Global Market Intelligence.
The Republic: Eine Geschichte zweier Volkswirtschaften. Nigeria und Südafrika gelten seit langem als die Kraftzentren der afrikanischen Wirtschaft. Beide Länder verfügen über reiche natürliche Ressourcen, große Bevölkerungszahlen und starken geopolitischen Einfluss. Der Wettbewerb zwischen diesen beiden Ländern geht über bloße Zahlen hinaus; er steht für einen breiteren Kampf um Einfluss, Entwicklung und Führung innerhalb Afrikas.
The Guardian: Ein Fünftel der Medikamente in Afrika möglicherweise gefälscht oder minderwertig. Jedes fünfte Arzneimittel in Afrika könnte minderwertig oder gefälscht sein, wie ein großes Forschungsprojekt der Universität Bahir Dar in Äthiopien ergab. Nach Schätzungen des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, sterben in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara jährlich bis zu 500.000 Menschen an den Folgen gefälschter und minderwertiger Arzneimittel.
Yu Xinyan wuchs in einer der letzten Enklaven der sozialistischen Planwirtschaft auf. Es war in den Neunzigerjahren, Yus Eltern arbeiteten im Werk eines der großen staatlichen Stahlkonzerne in Wuhan. Ihr “dānwèi” (单位) war mehr als ein Arbeitsplatz: Der Staat verschaffte den Arbeitern ihre Wohnungen, Kinderbetreuung und Freizeitbeschäftigungen. Ein Großteil des sozialen Lebens wurde so organisiert.
Das dānwèi-System hielt sich im Stahlwerk von Wuhan bis ins neue Jahrtausend, auch als Yu 2007 für ihr Studium nach Peking zog. Doch als sie eines Sommers ihre Eltern besuchte, tobte eine Entlassungswelle. Praktisch über Nacht verlor ein Großteil der Beschäftigten ihre Arbeit.
Derweil studierte Yu Journalismus an der Beijing Foreign Studies University. Dabei kam sie auch in Kontakt mit internationalen Medien. Zu der Zeit war das Medienumfeld in China noch deutlich liberaler als heute. “Die Universität war sehr offen. Wir haben sowohl die chinesische als auch die westliche Form von Journalismus kennengelernt.”
Nach dem Studium arbeitete Yu einige Jahre als Produktionsassistentin für die britische BBC in Peking. Ihre Aufgabe: China für ein ausländisches Publikum – und die Korrespondenten des Senders – verständlich zu machen. Keine leichte Aufgabe, auch angesichts der unterschwelligen Erwartungen an den Inhalt der Sendungen: “Zu der Zeit gab es einen Witz unter den chinesischen Journalisten: Es gibt nur drei China-Geschichten, die im Westen gut ankommen: big China, weird China und bad China.”
Dass manche Geschichten mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten als andere, sei jedoch nicht allein ein Problem der China-Berichterstattung, sagt Yu. Auch das Kurzvideoformat, mit dem sie arbeitete, brachte Beschränkungen mit sich.
2018 zog Yu in die USA. Sie fing an, mit Dokumentarfilmen einzelnen Geschichten mehr Raum zu geben, unter anderem mit einer Kurzdokumentation über die Folgen der Ein-Kind-Politik oder einer Kurz-Doku über chinesische Migranten in den USA.
Nun ist Yus erste Dokumentation in Spielfilmlänge erschienen. Gemeinsam mit dem chinaerfahrenen Videojournalisten Max Duncan arbeitete sie fast vier Jahre an “Made in Ethiopia”. Der Film erzählt die Geschichte des chinesischen Industrieparks “Eastern Industrial Zone”. Rund 40 Kilometer südlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba haben chinesische Baufirmen in den vergangenen Jahren Fabrikgelände für mehr als 10.000 Arbeiter geschaffen. Chinesische Firmen produzieren in dem Park Kleidung und Industrieartikel.
Der Industriepark ist kein staatliches Projekt, und der Fokus des Dokumentarfilms liegt nicht etwa auf Chinas geopolitischen Ambitionen, sondern auf der Eigeninitiative der Akteure und den sozialen Konflikten, die die angestrebte Expansion des Industrieparks begleiten. Ein Großteil von “Made in Ethiopia” folgt der chinesischen Leiterin des Industrieparks auf ihrer Suche nach Investoren und bei Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung und Behörden. Die Bäuerin Workinesh stemmt sich gegen den Verlust ihres Farmlandes, die Fabrikarbeiterin Beti träumt von einem besseren Leben, kämpft aber mit den strikten Vorgaben und dem Leistungsdruck durch die chinesischen Vorarbeiter. Schließlich bringen die Coronapandemie und der Ausbruch eines Bürgerkriegs in Äthiopien die Expansionspläne zum Erliegen. Die Vorstellung, wirtschaftliche Entwicklung zu exportieren, stößt an ihre Grenzen.
Den Widerstand in der Bevölkerung gegen den Industriepark, den Yu während der Dreharbeiten spürte, ist in ihren Augen auch eine Folge der sozialen Instabilität im Land. Vielen Menschen in Äthiopien fehle das Vertrauen, sie könnten sich durch ihre Arbeit eine bessere Zukunft aufbauen – zu unberechenbar sei ihr Leben. “In China hatten viele Menschen dieses Vertrauen, auch meine Eltern.”
Die Hoffnung auf ein besseres Leben, die der wirtschaftliche Aufschwung zumindest einem Teil der chinesischen Bevölkerung während der Zeit der Reform-und-Öffnungs-Politik geben konnte, verflüchtige sich jedoch in den vergangenen Jahren, vor allem in der jungen Generation. Yu Xinyan spricht von einer Phase des gesellschaftlichen Übergangs, mit ungewissem Ausgang. Dennoch blickt sie mit einer Portion Optimismus in die Zukunft. Denn wenn die Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte eines zeigen würden, dann, wie anpassungsfähig Chinesinnen und Chinesen sind. Leonardo Pape
Der Dokumentarfilm “Made in Ethiopia” feiert auf dem Kölner Filmfestival (17. bis 24. Oktober) Deutschlandpremiere.
Affenbrotbäume, auch bekannt als Baobab, haben in Afrika einen mythischen Status. Mit ihrem extrem dicken Stamm und den bizarr wachsenden Ästen dienen die kulturell bedeutsamen Laubbäume oft als Schauplatz gemeinschaftlicher Versammlungen und Rituale. Aber die Bäume sind auch wichtig für die Herstellung von Seilen und Körben oder finden Verwendung beim Dachdecken oder dem Bau von Kanus. Baobabs sind Symbol der Wiederstandfähigkeit, Leben und Verbundenheit mit der Natur.
Der Afrikanische Affenbrotbaum ist die am meisten verbreitete Art des Baumes in Afrika. Die Baobabs finden sich in weiten Teilen von Subsahara-Afrika, vom Sudan und Äthiopien bis nach Südafrika. Ihren Ursprung haben sie in Madagaskar, von wo sie auch nach Australien gelangten. Das hat kürzlich eine von einem Team von Forschern zusammengestellte Studie bestätigt. Demnach existieren acht Baobab-Arten in der Welt, die alle vor rund 21 Millionen Jahren in Madagaskar entstanden. Sechs von ihnen gibt es nur auf der Insel im Indischen Ozean, eine in Australien und eine in Afrika. Dorthin gelangten sie als Samen auf Treibholz über das Meer. In Afrika trugen Elefanten, die die Samen fraßen, zur Verbreitung der Bäume bei. Diese zerstören auch die Bäume, etwa wenn sie die Rinde abziehen, um an das Wasser im Stamm zu gelangen.
Auch die San, die indigenen Bewohner des südlichen Afrikas, deckten ihren Flüssigkeitsbedarf, indem sie die Bäume anzapften. Die Früchte liefern zudem wichtiges Vitamin C und andere Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium. Nahezu jeder Teil des Baumes findet Verwendung in traditioneller afrikanischer Medizin, vor allem gegen Infektionen wie Durchfall und Krankheiten wie Masern. Manche alten Bäume, etwa der “Green’s Baobab” bei Gweta in Botswana, wurden zum Nationaldenkmal erklärt. as
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat überraschend die marokkanische Souveränität über das Gebiet der Westsahara anerkannt – obwohl die marokkanische Annexion der Region nach internationalem Recht eindeutig illegitim ist. Mit diesem Schritt hat der französische Präsident auf dem diplomatischen Parkett für Verstimmung gesorgt. Doch andere Überlegungen haben offenbar überwogen, wie mein Kollege Christian von Hiller analysiert.
Außerdem haben wir für Sie in dieser Ausgabe wie immer aktuelle Nachrichten und Analysen.
Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist bekannt für brüske Entscheidungen. Das war nun wieder der Fall. Mitten während der Olympischen Spielen schrieb Macron an den König von Marokko, Mohammed VI., dass “die Gegenwart und die Zukunft der Westsahara Teil des Rahmens der marokkanischen Souveränität sind”. Damit erkennt Frankreich implizit an, dass es an Marokko – und an Marokko allein – ist, eine Lösung für die Westsahara zu suchen.
Mit diesem Schreiben bricht Frankreich mit einem Konsens, der seit Ende der 1970er-Jahre die Weltgemeinschaft eint: Die Annexion der Westsahara durch Marokko ist nicht rechtens. Umgehend hat Algerien, treuer Unterstützer der Frente Polisario, reagiert und seinen Botschafter in Frankreich abberufen. Die Frente Polisario kämpft sowohl politisch als auch mit Waffengewalt für die Unabhängigkeit in der Westsahara.
Bemerkenswerterweise schwenkt Macron damit auf eine Position ein, die der damalige US-Präsident Donald Trump Ende 2020 vertreten hatte. Auch dieser hatte den Anspruch Marokkos auf die Westsahara anerkannt.
Und so haben Macron und Trump nun den UN-Prozess für die Westsahara vollends in die Bedeutungslosigkeit gestoßen. Die Vereinten Nationen wollen seit Jahrzehnten eine Volksabstimmung in der Westsahara herbeiführen. Das Volk der Sahrawis soll demnach entscheiden, ob es unabhängig oder autonomer Teil von Marokko sein will.
Doch seit 1991 blockiert Marokko das Referendum – und schafft Fakten. Mit großen Anreizen lockt das Königreich Unternehmen und Bevölkerung in die Region, die Marokko als Südprovinz bezeichnet. Vor allem in Küstenstädten wie Dakhla haben sich Betriebe zur Fischverarbeitung etabliert. Auch ist die Küste bei Surfern und Seglern beliebt. Zudem ist das Gebiet reich an Rohstoffen. Marokko baut dort bereits Phosphat ab. Zudem eignet sich die Region hervorragend für die Produktion grünen Wasserstoffs. Kurz, die marokkanische Westsahara ist wirtschaftlich eine Erfolgsgeschichte.
Die Bedeutung von Macrons Brief lässt sich nur durch einen Blick in die Geschichte ermessen: Die Westsahara ist mit 266.000 Quadratkilometern etwa drei Viertel so groß wie Deutschland, zählt aber nur etwas mehr als 600.000 Einwohner.
Meistens wird seine Geschichte darauf reduziert, dass die Region zwischen Marokko und Mauretanien bis 1976 spanische Kolonie war. In Wahrheit ist die Lage komplexer: Im Jahr 1048 bezwangen und vereinten die Almoraviden von Mauretanien ausgehend die verschiedenen Völker der Westsahara. Anschließend dehnten sie ihr Reich über das heutige Marokko hinaus auf einen Großteil der iberischen Halbinsel aus. Nach dem Zerfall des Almoraviden-Reichs 1147 wechseln sich diverse Dynastien ab. Doch das Reich erstreckte sich zeitweise bis nach Sizilien, Spanien und eben die Westsahara.
Von 1514 an kam die Dynastie der Saadier auf, die ihr Reich von Marokko bis zur Westsahara festigten. Von 1884 bis 1975 war die Westsahara spanische Kolonie. Nach dem Abzug der Spanier rief König Hassan II. im November 1975 zum Grünen Marsch auf, einer Einwanderungswelle in die Westsahara, an der sich rund 350.000 Marokkaner beteiligten.
Der spanische Diktator Franco wollte die Westsahara zwischen Mauretanien und Marokko aufteilen. Doch die Verhandlungen scheiterten im Februar 1976. Daraufhin proklamierte die Frente Polisario die Demokratische Arabische Republik Sahara, wobei der Begriff “Arabisch” problematisch ist. Denn arabische Wurzeln hat höchstens die Hälfte der Bevölkerung in der Westsahara. Berber und andere Völker spielen eine ebenso große Rolle.
Nach wiederholten Militärkonflikten herrscht seit 1979 eine De-facto-Aufteilung, wobei Marokko 80 Prozent der Westsahara annektiert, vor allem fast die gesamte Küste. Die Frente Polisario kontrolliert die restlichen 20 Prozent, vor allem im Landesinneren, und das Küstendorf Guerguerat an der Grenze zu Mauretanien. Die Demarkationslinie hat Marokko durch eine “mur des Sables” genannte Mauer befestigt. Sie ist 2.720 Kilometer lang. Der Waffenstillstand ist jedoch brüchig. Immer wieder kommt es entlang der Mauer zu Gefechten.
Diplomatisch herrscht seit Jahrzehnten Stillstand. 2006 hatte Marokko einen Autonomieplan vorgelegt, der keine große Beachtung fand. Altbundespräsident Horst Köhler versuchte sich ebenfalls knapp zwei Jahre lang, von 2017 bis 2019, als UN-Sondergesandter – ebenfalls ohne Erfolg.
Die internationale Front gegen die Annexion durch Marokko ist durch die Vorstöße von Trump und Macron brüchiger geworden. In einem Bericht von 2006 des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan hieß es noch, dass kein einziger Staat der Welt die Annexion durch Marokko anerkenne. Heute unterhalten knapp 20 Länder im marokkanisch verwalteten Teil von Westsahara Generalkonsulate oder Konsulate. Gleichzeitig sinkt der Zuspruch für die Frente Polisario. 1990 erkannten 79 Staaten die Demokratische Arabische Republik Westsahara an, 2020 noch rund 30.
Wie so oft bei Macrons einsamen Entscheidungen spaltet auch seine neueste Wende die französische Politik. Doch Macron ist es wichtiger, endlich die Beziehungen zum Königreich Marokko zu normalisieren. Seit Jahren ist durch diverse Krisen und diplomatische Zwischenfälle das Verhältnis zwischen Frankreich und Marokko schwer belastet.
Für Marokko erfüllt sich nun ein langer Traum: Die Front der Staaten, die in der Westsahara-Frage gegen Marokko stehen, bröckelt. Die Regierung in Rabat begrüßte auch umgehend eine “wichtige und bedeutende Entwicklung zur Unterstützung der marokkanischen Souveränität über die Sahara”. Brahim Ghali, Generalsekretär der Frente Polisario, dagegen hat bisher nicht offiziell reagiert. Die Website der Organisation ist zurzeit anscheinend nicht aktiv.
Vor allem kann Marokko für sich geltend machen, eine Mittelmacht darzustellen, die angesichts der vielen Konflikte im Sahel eine stabilisierende Rolle übernehmen kann. Das zählt.
Das Gipfeltreffen des Forums für China-Africa-Kooperation (FOCAC) wird in diesem Jahr vom 4. bis 6. September in der chinesischen Hauptstadt Peking stattfinden, wie die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Hua Chunying, vergangene Woche mitteilte. Der Gipfel steht im Zeichen eines zunehmenden Wettbewerbs zwischen den Staaten des Globalen Südens – mit China an der Spitze – und dem Westen.
China ist in den vergangenen Jahren in Afrika zum wichtigsten bilateralen Handelspartner aufgestiegen und hat seine politischen Verbindungen mit dem Kontinent stetig ausgebaut. Aus Sicht der Afrikaner haben die Chinesen neben den Projekten einen wichtigen Vorteil. Sie setzen sich auf globaler Ebene für mehr Mitbestimmung des Globalen Südens in der Welt ein. Und China zeigt sich beweglicher, wenn es um mehr Nachhaltigkeit der Projekte und Kooperationen in Afrika geht.
Das Thema des Gipfels lautet: “Gemeinsam die Modernisierung vorantreiben und eine chinesisch-afrikanische Gemeinschaft mit geteilter Zukunft auf einem hohen Niveau aufbauen”. Das bedeutet intensiviertes Engagement in der Entwicklung Afrikas und die Festigung politischer Allianzen. Aber es bedeutet auch bessere Qualität bei den Endprodukten. Eingeladen werden Staatsoberhäupter von afrikanischen Staaten. Hinzu kommen hochrangige Vertreter afrikanischer und internationaler Organisationen. Zuletzt wurde der Gipfel 2021 in Dakar abgehalten, der den Dakar Action Plan (2022-2024) hervorbrachte.
Herzstück der Zusammenarbeit zwischen China und Afrika bleibt die Belt and Road Initiative (BRI), die 2013 ins Leben gerufen wurde und allein 2023 Deals im Wert von 21,7 Milliarden US-Dollar für Afrika produzierte, darunter massive Investitionen in Seehäfen, Eisenbahnlinien und erneuerbare Energien. Das wird sich auch in Zukunft kaum ändern. “Da China die BRI auf kleinere, umweltfreundlichere und weniger riskante Projekte ausrichtet, wird Afrika von dem Programm stark profitieren”, urteilt Jana de Kluiver, Research Officer beim Institute for Security Studies (ISS) in Pretoria. “Allerdings müssen die Länder die potenziellen Vorteile proaktiver mit ihren eigenen strategischen Prioritäten in Einklang bringen und ihre Bemühungen zur Stärkung der BRI-Governance intensivieren.”
China benutzt die BRI als Plattform, um seine globale Macht weiter zu demonstrieren und auszubauen. Insgesamt nehmen 151 Länder weltweit an der Initiative teil, 44 davon allein in Subsahara-Afrika. Afrika spielt dabei eine besondere Rolle, da sich das Reich der Mitte langfristig Zugang zu wichtigen Rohstoffen verschafft und die historische Dominanz westlicher Länder angreift, die in den vergangenen Jahren auf dem Kontinent ins Hintertreffen geraten sind.
Neben Investitionen bietet die BRI auch Finanzierung von Entwicklungsprojekten an, vor allem im Bereich Infrastruktur. Zwischen 2000 und 2022 flossen so 170 Milliarden US-Dollar in 49 afrikanische Länder. “BRI-Projekte werden oft von chinesischen Auftragnehmern zügig und schlüsselfertig ausgeführt, was sie attraktiver macht als die langsamere, an Bedingungen geknüpfte Finanzierung durch Institutionen wie die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank”, erklärt de Kluiver.
Die Entwicklungshilfe hat dem afrikanischen Kontinent lebenswichtige Infrastruktur beschert. China wurde zudem ein zentraler Kreditgeber in Afrika. Allerdings sind dadurch neue Abhängigkeiten entstanden. Und einige Länder wurden zahlungsunfähig. Die Länder haben sich mehr geliehen als sie durften und China hat mehr gegeben als sinnvoll ist. Sambia, Ghana und Äthiopien sind drei prominente Beispiele, die in die Schuldenfalle geraten sind.
Peking hingegen verteidigt seine Investitionspolitik: Man handele nach marktwirtschaftlichen Grundregeln, halte bei allen Investitionen auch immer die Profitabilität und die Investitionsrendite im Blick. Deswegen sei man auch offen für Nachverhandlungen mit den betreffenden Regierungen. Statt risikoreicher Kredite liegt der Schwerpunkt zunehmend auf nachhaltige Investitionen, die in den Empfängerstaaten für positiven Wandel sorgen, wie Staatschef Xi Jinping bereits im Oktober 2023 beim Third Belt and Road Forum for International Cooperation erklärte: “Der gegenseitigen Nutzen ist die wichtigste Kraftquelle für die Belt and Road-Kooperation.”
Auch fehlte es zuweilen bei bekannten Prestigeobjekten an Nachhaltigkeit, wie etwa die Eisenbahnlinie in Kenia von Mombasa in die Hauptstadt Nairobi, die rote Zahlen schreibt und wenig der lokalen Bevölkerung zugutekommt, wie bei den andauernden Protesten in dem ostafrikanischen Land deutlich wird. Ähnliche Hürden gibt es in Uganda bei dem von China gebauten Kampala-Entebbe Expressway, der nicht nur teuer war, sondern auch zu wenig benutzt wird und wegen Umweltschäden in Kritik geraten war.
Afrika solle sich neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), Biotechnologie und grüne Energie, auf die China derzeit setzt, zunutze machen, so David Monyane, Direktor des Centre for Africa-China Studies an der University of Johannesburg, gegenüber der staatseigenen Zeitung China Daily. Aber auch Zusammenarbeit im Rahmen der BRI sei wichtig. “Afrika hat immer noch ein riesiges Defizit bei der Infrastrukturfinanzierung von über 100 Milliarden US-Dollar“, sagte er. “Afrikanische Staats- und Regierungschefs müssen Infrastrukturabkommen mit China aushandeln und sich dabei auf eine riesige Infrastruktur konzentrieren, die die regionale Integration fördert. Vorrang muss einer Infrastruktur eingeräumt werden, die nicht nur ein Land anspricht, sondern eine, die länderübergreifend innerhalb der Wirtschaftsregionen spricht.”
Kooperation bei Themen wie landwirtschaftlicher Entwicklung und industrieller Modernisierung werden ebenfalls für FOCAC erwartet, das es seit 2000 gibt und das das offizielle multilaterale Forum zwischen allen afrikanischen Staaten und China ist. Die einzige Ausnahme ist der Kleinstaat Eswatini, der anstatt mit China diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhält. Der Gipfel findet alle drei Jahre statt. Es wird höchste Zeit für Afrika, seine eigenen Entwicklungsinteressen genauer zu definieren, und geschlossen gegenüber China aufzutreten. Das Gleiche gilt im Übrigen für die Zusammenarbeit mit Europa.
Am vergangenen Wochenende hat der chinesische Online-Modehersteller Shein seinen ersten Pop-up-Shop in Südafrika errichtet, um damit die Bekanntheit seiner Marke zu steigern. Pop-up-Läden sind temporäre Ausstellungsflächen, meist in Shopping-Malls. Der Modehersteller wurde weltbekannt, weil es ihm bei neuen Trends gelingt, die Zeit von der Idee zum Produkt von einigen Wochen oder gar Monaten auf fünf Tage zu verkürzen. An normalen Tagen kommen 2000 neue Produkte auf die Plattform. Gleichzeitig versendet Shein viele kleine Mengen, sodass international keine oder kaum Zölle anfallen. Dem südafrikanischen Staat sollen dabei umgerechnet 150 Millionen Euro an Steuereinnahmen entgangen sein.
Auch in Südafrika setzt dies einheimische Modeunternehmen unter Druck, da diese mit den niedrigen Preisen von Shein nicht mithalten können. Das 2008 im chinesischen Nanjing von Chris Xu gegründete Unternehmen hatte bereits 2022 einen Wert über 100 Milliarden US-Dollar, mehr als Zara und H&M zusammen und mehr als jedes andere Privatunternehmen außer SpaceX und Bytedance, der chinesischen Mutterfirma von Tiktok. 2023 ist der Wert allerdings wieder auf 64 Milliarden gefallen. In Südafrika, dem Einstiegsmarkt auf dem afrikanischen Kontinent, ist Shein bei den Online-Käufen von Frauentextilien bereits auf dem Spitzenplatz mit einem Marktanteil von 35 Prozent nach Untersuchungen der Marketing Research Foundation, einem Non-Profit-Marktforschungsinstitut in Südafrika.
“Obwohl Shein zuerst eine Digitalplattform war, ermöglichen es die sehr erfolgreichen Pop-up-Stores den Kunden, die Produkte zu fühlen und anzufassen und mit unseren Markenbotschaftern in Kontakt zu treten”, erläutert ein Shein-Sprecher die neue Strategie in Südafrika. Michael Lawrence, CEO der National Clothing Retailers’ Association, zu der südafrikanische Großeinzelhändler wie Woolworths oder The Foschini Group gehören, fordert schon länger die Politik zum Handeln auf. “Textilien werden normalerweise in Containern importiert und nicht in kleinen Paketen”, beklagt er.
Seit 1. Juli sollen südafrikanische Modeeinzelhändler einen Zoll von 45 Prozent auf alle Modeteile zahlen, unabhängig von Preis und Menge. Ein Sprecher von Shein betonte hingegen, die Vermeidung von Zöllen sei nicht entscheidend für den Erfolg, sondern “die Geschwindigkeit, mit der man neue Trends entdeckt”. François Fouché, der CEO von Growth Diagnostics and Forscher am Centre for African Markets beim Gordon Institute of Business Science (GIBS) in Johannesburg, hält Zölle und Verbote für falsch: “Wir sollten besser schauen, wie wir das Geschäftsmodell kopieren können.”
Derweil warnt Öko-Test in Europa vor Gift in der Shein-Kleidung. Das deutsche Verbrauchermagazin hat 21 Kleidungsstücke von Shein untersucht. Die Ergebnisse sind erschreckend. So fand man etwa in Sandalen nervengiftiges und reproduktionstoxisches Blei und verbotene Phthalate. Letztere werden als Weichmacher für Kunststoffe verwendet und wurden als fortpflanzungsgefährdend eingestuft – stehen also im Verdacht, Fortpflanzungsorgane zu schädigen und hormonähnlich zu wirken. In anderen Schuhen sind gleich mehrere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) verarbeitet. Sie können Krebs erzeugen und sind deshalb in der EU verboten. Und bei einer Belastungsprobe brach die Sohle sehr schnell.
Acht von 21 Artikeln, also immerhin 38 Prozent, enthielten Rückstände giftiger Chemikalien in zu hohen Mengen. In einem Baby-Mädchenkleid mit Einhorn-Muster fand man das toxische Antimon. Menschen können es über schweißnasse Haut aufnehmen. Wenn Antimon ins Blut gelangt, wirkt es hochgiftig. Ein schillernder Teenager-Anzug enthielt laut Öko-Test Dimethylformamid. In der EU gilt das Lösungsmittel als wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigend. Sheins Reaktion: Sie nehmen Ergebnisse von Öko-Test “ernst”, ziehen die Produkte “aus dem Verkehr” und “prüfen”.
Vermutlich jedoch werden die von Öko-Test aufgedeckten Missstände die Expansion von Shein nicht nur in Südafrika, sondern im globalen Süden, nicht bremsen. In diesen Ländern ist der Preis eines Produktes den Kunden noch sehr viel wichtiger als die gesundheitliche Unbedenklichkeit. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Welt zwar enger vernetzt ist, aber unterschiedliche Länder noch sehr unterschiedliche Perspektiven auf Konsum haben. Und selbst innerhalb einzelner Länder haben unterschiedliche Schichten unterschiedliche Blickwinkel. Denn: Je geringer die Kaufkraft, desto geringer ausgeprägt ist das Risikobewusstsein für Schadstoffe.
Davon profitiert eine Modemarke wie Shein. Das Unternehmen hatte 2023 über 88 Millionen Käufer, darunter allein 17 Millionen in den USA, wo Shein unter jungen Leute die beliebteste Modemarke ist. Die Einnahmen stiegen von 2022 auf 2023 um 43 Prozent auf 32,5 Milliarden und haben sich seit 2019 verzehnfacht.
Marktbeobachter sprechen bei dem Real-Time-Fashion-Konzern bereits vom “Tiktok des E-Commerce”. Dabei vollzog sich der globale Siegeszug der chinesischen Modeplattform Shein für viele fast unbemerkt. Schon im Mai 2021 hatte Shein Amazon als die am meisten installierte Shopping-App in den USA überholt und belegte in Apple-iOS-App-Stores in 54 Ländern bereits Platz Eins der meist heruntergeladenen Apps. In den App-Stores von Android war das immerhin in 13 Ländern der Fall. Besonders interessant ist: Shein produziert fast ausschließlich für den Überseemarkt. In China kennt man das Unternehmen kaum. Sheins neuer Pop-up-Store in der Mall of Africa im Norden von Johannesburg, einer der größten und wichtigsten Malls südlich der Sahara, wird voraussichtlich einen neuen Trend setzen, der weit über Südafrika hinausreicht.
Die angebliche Unterstützung der Tuareg-Rebellen in Nord-Mali durch den ukrainischen Geheimdienst sorgen für diplomatische Verwerfungen in Westafrika. In Mali erklärte die Regierung von Oberst Goïta die Beziehungen mit der Ukraine am Sonntagabend für beendet. Die Ukraine bedauerte in einer Mitteilung am Montag die Entscheidung Malis. Dies sei “kurzsichtig” und “überhastet”. Das ukrainische Außenministerium forderte die Regierung in Bamako auf, Beweise für eine ukrainische Einmischung in Mali zu erbringen.
Die Streitkräfte der Regierung waren vor rund einer Woche mit den an ihrer Seite kämpfenden Wagner-Söldnern in einen Hinterhalt an der algerischen Grenze geraten. Sie erlitten schwere Verluste. Anschließend hatte der ukrainische Geheimdienst behauptet, er habe die Tuareg-Rebellen in ihrem Kampf unterstützt.
Auch im angrenzenden Senegal gab es wegen der angeblichen Hilfe der Ukraine für die Rebellen in Mali diplomatische Spannungen. Die Regierung von Präsident Diomaye Faye bestellte am Wochenende den ukrainischen Botschafter in Dakar ein. Er hatte auf Facebook ein Video zu dem Vorfall geteilt und kommentiert. Das senegalesische Außenministerium berief sich auf seine Neutralität im “russisch-ukrainischen Konflikt“. Dazu kommt, dass Präsident Faye als Vermittler zwischen der Ecowas und den AES-Staaten Niger, Mali und Burkina agiert. lcw
Das US-Militär zieht diese Woche von seiner Drohnenbasis im Norden Nigers ab, wie die Website Defensenews meldet. Die 2019 fertiggestellte Airbase 201 liegt am Stadtrand von Agadez und hat nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums rund 103 Millionen US-Dollar gekostet. Damit ist ein großer Teil des Abzugs rund sechs Wochen vor der Frist (15. September) vollzogen.
Bereits im Juli verließ das US-Militär eine Basis in Niamey (Airbase 101). Im Mai hatten die USA bekannt gegeben, ihre militärische Zusammenarbeit mit Niger zu beenden. Verhandlungen über eine Fortführung waren gescheitert, nachdem die nigrische Regierung die Kooperation bereits im März einseitig aufgekündigt hatte. Ursprünglich waren rund 1000 US-Militärs in Niger stationiert.
Der Westen verliert mit dem Abzug der USA aus Niger einen strategischen Verbündeten: Die Drohnenbasis der USA lieferte nachrichtendienstliche Erkenntnisse aus dem ganzen Sahel und Nordafrika. Auch der Versuch der Bundeswehr, mit einem Lufttransportstützpunkt in Niamey zu bleiben, ist gescheitert. Das italienische Militär bleibt jedoch weiterhin mit einer Ausbildungsmission in Niger (MISIN).
Analysten haben auf Grundlage von Statistiken der Nichtregierungsorganisation ACLED darauf hingewiesen, dass die Zahl der terroristischen Anschläge in Niger trotz der US-Präsenz seit 2013 zu- und nicht abgenommen hat. Kritische Kommentare verweisen allerdings darauf, dass auch die Zahl der Anti-Terror-Einsätze gestiegen sei und es somit auch eine mathematische Komponente in den gestiegenen absoluten Zahlen zu beachten gebe.
In Niger sind seit Mai auch russische Ausbilder aktiv. Nach Informationen von Table.Briefings bisher jedoch keine Einsatzkräfte, anders als etwa in Mali. In einem Interview im nationalen Fernsehen am Wochenende erwähnte General Tchiani den US-Abzug nicht. Am 29. Juli jährte sich der Staatsstreich in Niger zum ersten Mal. Die Junta-Regierung erklärte den “Tag des Übergangs” zu einem nationalen Feiertag. lcw
Die kenianische Regierung hat mit Verzögerung doch noch auf die Herabstufung der Bonität kenianischer Staatsanleihen reagiert. Die Regierung müsse die Zusammensetzung ihrer öffentlichen Schulden neu organisieren, um die Verbindlichkeiten effizienter zu verwalten, sagte Finanzminister Mbadi John Ng’ongo am Montag vor dem Parlament. Die “Schuldenverantwortung” sei seine oberste Priorität. “Wir müssen unsere Schulden umstrukturieren”, sagte Mbadi.
Das ist dringend notwendig, um internationales Vertrauen zurückzugewinnen. Anfang Juli hatte die Ratingagentur Moody’s die Bonität kenianischer Staatsanleihen von B3 auf Caa1 heruntergestuft. Die Note Caa1 steht für “ungenügende Bonität”. Es droht die “akute Gefahr eines Zahlungsverzuges, sofern sich die Gesamtwirtschaft nicht signifikant positiv entwickelt”.
Darunter werden vor allem inländische Investoren leiden, wie eine Aufstellung der Zentralbank vom 31. Juli zeigt:
Die kenianische Regierung hatte 2021 ein Kreditprogramm mit dem IWF vereinbart, das seitdem erweitert und verlängert wurde. Zum Schuldenabbau hatte Präsident William Ruto die Erhöhung von Verbrauchssteuern angekündigt und löste damit eine Protestwelle aus, die das Land erschüttert. Daraufhin nahm Ruto seine Steuerpläne vorerst zurück.
Die Finanznot des Staates trifft auch die Privatwirtschaft. Mitte Juli hat Moody’s auch die Ratingnote von drei führenden kenianischen Banken herabgestuft, ebenfalls von B3 auf Caa1. Vom Downgrading betroffen sind die KCB Bank, die Equity Bank und die Co-operative Bank of Kenya.
Grund dafür war, dass alle drei Banken hohe Bestände an kenianischen Staatsanleihen halten. Bei der KCB entsprach das Portfolio im März 2024 dem 2,5-fachen des materiellen Eigenkapitals, bei der Equity Bank dem 2,4-fachen und bei der Co-operative Bank immerhin noch dem 1,6-fachen.
Unter der sich verschlechternden Wirtschaftslage leiden zunehmend die Banken. Vor allem die Qualität der Kredite bereitet zunehmend Sorgen. Der Anteil von notleidend gewordenen Krediten (non performing loans oder NLP) am Kreditportfolio der Banken ist zuletzt gestiegen. Im Jahr 2023 beliefen sich die gesamten NPLs im Bankensektor auf 651 Milliarden Schilling (4,6 Milliarden Euro) brutto gegenüber 503 Milliarden Schilling ein Jahr zuvor.
In ihren Berichten über das erste Quartal 2024 haben die drei Banken ausgewiesen, dass sie ihre Investments in kenianische Staatsanleihen sogar noch erhöht haben: KCB um 40 Prozent, Equity Bank um 16 Prozent und die Co-operative Bank um 12 Prozent. Andere Finanzhäuser dagegen haben ihre Bestände an Staatsanleihen reduziert. Dies ist vor allem bei Standard Chartered, Absa, NCBA, DTB und Stanbic der Fall. hlr
Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, hat seit Jahrzehnten mit chronischer Energieknappheit zu kämpfen. Diese Energiedefizite haben das Wirtschaftswachstum gehemmt, die Industrie lahmgelegt und die Entwicklung behindert. Nun hat die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) einen Rettungsanker in Form eines Darlehens in Höhe von 500 Millionen Dollar zur Erneuerung des Stromsektors des Landes bewilligt.
Das vom AfDB-Verwaltungsrat genehmigte Darlehen dient der Finanzierung der ersten Phase des nigerianischen Economic Governance and Energy Transition Support Program (EGET-SP), eines neuen Programms zur Beschleunigung des Umbaus der Strominfrastruktur des Landes und zur Verbesserung des Zugangs zu umweltfreundlicheren Energiequellen.
Dieses Darlehen soll wesentlich dazu beitragen, dass bis 2050 eine Stromerzeugungskapazität von 250 Gigawatt installiert wird, die zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Nach Angaben der AfDB wird bis 2030 der Großteil der Bevölkerung Zugang zu sauberem Kochen haben, wobei Flüssiggas, Biogas, Biokraftstoffe wie Ethanol und elektrische Kochherde zum Einsatz kommen sollen.
Nigeria hat seit dem Amtsantritt von Präsident Bola Tinubu im Mai 2023 bisher 1,25 Milliarden Dollar für die Energiewende erhalten, einschließlich 750 Millionen Dollar, die von der Weltbank im Dezember 2023 genehmigt wurden.
Das neue AfDB-Darlehen ist zwar ein wichtiger Impuls, aber es bestehen weiterhin Herausforderungen. Nigeria muss Engpässe in der Infrastruktur beseitigen, Übertragungs- und Verteilungsverluste verringern und ein günstiges Umfeld für Investitionen des Privatsektors schaffen. Die Chancen sind jedoch immens. Eine erfolgreiche Energiewende kann Nigeria als regionale Energiedrehscheibe positionieren, Investitionen anziehen und hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Die Entwicklung des nigerianischen Energiesektors könnte zudem auch den angrenzenden Ländern immens zugutekommen. frn
#EndBadGovernance, #TakeItBack, #we2geda. Tage des Zorns, Hungerprotest – der aktuelle Protest hat viele Namen. Er dauert seit Donnerstag an. Es gibt unterschiedliche Berichte über die Zahl der Todesopfer. Journalisten wurden angegriffen und zusammen mit tausenden Demonstranten verhaftet.
Die Demonstranten marschierten zum Regierungssitz ihres Bundesstaates und forderten einen 90-Tage-Plan zur Lösung der drängendsten Probleme im Land: zu hohe Preise für Lebensmittel, Treibstoff und Strom, ein Ende der Korruption im öffentlichen Sektor, eine Kürzung der Politikergehälter um 50 Prozent, die transparente Ernennung von Richtern und ein funktionierendes Bildungswesen und Gesundheitssystem.
Die Proteste fanden hauptsächlich im Norden und in Abuja statt. Der Südosten, die Heimat der Igbo-Ethnie, hat mit den Füßen abgestimmt und ist zu Hause geblieben. Einige ihrer Anführer erklärten, da die Igbos von der Regierung ausgeschlossen wurden, seien die Proteste eine Angelegenheit der beiden anderen großen Ethnien, der Yoruba im Süden und der Hausa-Fulani im Norden.
Die nigerianische Politik ist offensichtlich nicht in der Lage, mit dem Protest umzugehen. Die beiden großen Oppositionsparteien haben ihn nicht genutzt, um Alternativen zu präsentieren. So werden sie für die Demonstranten Teil des Problems. Die Nigerianer haben offensichtlich genug von einem “demokratischen” System, in dem die Menschen in die Politik gehen, um Geschäfte zu machen und Eigeninteressen, nicht Volksinteressen vertreten.
Seltsamerweise ist die regierende APC-Partei von Präsident Tinubu nun dazu übergegangen, die Vorgängerregierung, ebenfalls APC, für alle Übel des Landes verantwortlich zu machen. Es dauerte bis Sonntagmorgen, bis Tinubu im Fernsehen auftrat, um in einer offenbar aufgezeichneten Ansprache zur Nation zu sprechen. Darin wiederholte er eine Liste der bisherigen “Erfolge” und sagte einen mittlerweile altbekannten Satz: “Es liegen bessere Tage vor uns.” Dies veranlasste den Nobelpreisträger Wole Soyinka dazu, Tinubu dafür zu kritisieren, dass er nicht einmal in seiner Rede die Polizeibrutalität angeprangert habe, was Schlimmes erahnen ließ.
Tinubu brachte indirekt das wahre Problem auf den Punkt: Die Politiker wissen seit langem, dass die Wirtschaft nicht läuft, profitieren persönlich von den Steuereinnahmen, aber verbessern die Lage der Menschen nicht.
Hinter den Protesten verbergen sich zwei einfache Erkenntnisse:
Viele ehemalige Wähler fragen sich nun: Was tut die Regierung für uns? Diese Frage ist jetzt nicht mehr auf Unzufriedenheit mit einem bestimmten Thema zurückzuführen, die man mit der kurzen Verteilung von Hilfsgütern befrieden kann. Da die Regierung kein Geld mehr hat, kann sie auch nicht auf ihre altbewährte Methode zurückgreifen, “Großzügigkeit zu verteilen”. Offensichtlich herrscht Hilflosigkeit auf allen Ebenen der Politik. Offenkundig auch, dass die Regierung die Proteste aussitzen will, wissend, dass die Menschen irgendwann wieder arbeiten müssen, um sich zu ernähren. Das funktioniert aber nur, wenn es Arbeit gibt und der Lohn ausreicht, um sich Essen zu kaufen.
Das bedeutet, die Politik in Nigeria muss sich drastisch ändern. Wenn sie das nicht tut, werden die zehn Tage der Proteste vielleicht noch viel länger.
Dr. Jeremy Gaines ist Gründer der Unternehmensberatung Gaines Consulting und ehemaliger Koordinator der Deutsch-Nigerianischen Energiepartnerschaft.
Wall Street Journal: Mosambik erringt juristischen Sieg im Fall der “Thunfisch-Anleihen”. Mosambik hat vor einem britischen Gericht einen Bestechungsfall gegen den Schiffbauer Privinvest gewonnen. Das Gericht entschied, dass Privinvest mindestens 825 Millionen Dollar für seine Rolle in der “Thunfisch-Anleihen”-Affäre des afrikanischen Landes zahlen muss. Bei dem Skandal ging es um die Beschaffung von Milliarden von Dollar bei Anlegern aus Schwellenländern unter dem Vorwand, die Gelder würden in von Privinvest entworfene maritime Projekte fließen. Dadurch blieben die mosambikanischen Steuerzahler für Schulden in Höhe von zwei Milliarden Dollar haften. Auch der Zugang des Landes zu internationaler Hilfe wurde unterbrochen.
Bloomberg: Libyen beklagt politische Erpressung bei Ölförderung. Die Produktion des größten libyschen Ölfeldes, Sharara, wurde erheblich reduziert. Noch ist unklar, was der Grund für die Entscheidung war und ob die Produktion weiter gedrosselt wird. In einer Erklärung vom Sonntag bezeichnete die Regierung in Tripolis Versuche, Sharara zu schließen, als Erpressung, ohne näher auf Details einzugehen. Sharara ist ein Joint Venture zwischen der staatlichen Ölgesellschaft National Oil Corporation, der französischen Total Energies, der spanischen Repsol, der österreichischen OMV und der norwegischen Equinor. Libyen verfügt über die größten Erdölreserven des Kontinents, doch wurde die Produktion häufig durch bewaffnete Gruppen oder Demonstranten beeinträchtigt, die die Anlagen stilllegten, um ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Africa Is A Country: Widerstand gegen den grünen Kolonialismus. In Tunesien haben Diskussionen über grünen Wasserstoff in den letzten Monaten die Medien beherrscht. Das Land will sich als Drehscheibe für die Produktion von grünem Wasserstoff positionieren und strebt an, bis 2050 jährlich sechs Millionen Tonnen zu exportieren. Ein Schlüsselprojekt: Die SoutH2-Pipeline, die den Export nach Europa ermöglichen soll. Kritiker bemängeln jedoch, dass Tunesiens ehrgeizige Pläne europäischen Energiebedarfen Vorrang vor der lokalen Souveränität einräume.
The Economist: Somaliland setzt auf Kamelmilch. Unternehmer in Somaliland machen aus dem seit langem bestehenden Handel mit Kamelmilch ein kommerzielles Geschäft. Die Industrie ist noch nicht reif für den Export, für den Anlagen zur Pasteurisierung und Kühlung der Milch erforderlich wären. Aber das Interesse ist da, zum Beispiel von Camel Culture, einem amerikanischen Unternehmen, das Kamelmilch an afrikanische und arabische Migranten verkauft, die sich nach einem Stück Heimat sehnen. Und ein chinesisches Unternehmen hofft, jenseits der Grenze, in der ethnisch-somalischen Region Äthiopiens, eine Fabrik zur Herstellung von Kamelmilchpulver zu eröffnen.
Reuters: Südafrikanische Wirtschaftsaktivität im Juli erneut rückläufig. Die Aktivität des südafrikanischen Privatsektors blieb im Juli angesichts schwächerer Umsätze und eines erhöhten Drucks von der Angebotsseite gedämpft, wie eine Umfrage am Montag ergab. Der S&P Global South Africa Purchasing Managers’ Index (PMI) stieg im Juli leicht von 49,2 im Juni auf 49,3, blieb aber den zweiten Monat in Folge unter der 50er-Marke, die für Wachstum steht. Der südafrikanische Privatsektor verzeichnete “einen anhaltenden Rückgang bei den Neuaufträgen und eine Verschlechterung der Leistung der Zulieferer, da globale Transportprobleme und die Überlastung der inländischen Häfen die Anbieter behinderten”, sagte David Owen, leitender Ökonom bei S&P Global Market Intelligence.
The Republic: Eine Geschichte zweier Volkswirtschaften. Nigeria und Südafrika gelten seit langem als die Kraftzentren der afrikanischen Wirtschaft. Beide Länder verfügen über reiche natürliche Ressourcen, große Bevölkerungszahlen und starken geopolitischen Einfluss. Der Wettbewerb zwischen diesen beiden Ländern geht über bloße Zahlen hinaus; er steht für einen breiteren Kampf um Einfluss, Entwicklung und Führung innerhalb Afrikas.
The Guardian: Ein Fünftel der Medikamente in Afrika möglicherweise gefälscht oder minderwertig. Jedes fünfte Arzneimittel in Afrika könnte minderwertig oder gefälscht sein, wie ein großes Forschungsprojekt der Universität Bahir Dar in Äthiopien ergab. Nach Schätzungen des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, sterben in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara jährlich bis zu 500.000 Menschen an den Folgen gefälschter und minderwertiger Arzneimittel.
Yu Xinyan wuchs in einer der letzten Enklaven der sozialistischen Planwirtschaft auf. Es war in den Neunzigerjahren, Yus Eltern arbeiteten im Werk eines der großen staatlichen Stahlkonzerne in Wuhan. Ihr “dānwèi” (单位) war mehr als ein Arbeitsplatz: Der Staat verschaffte den Arbeitern ihre Wohnungen, Kinderbetreuung und Freizeitbeschäftigungen. Ein Großteil des sozialen Lebens wurde so organisiert.
Das dānwèi-System hielt sich im Stahlwerk von Wuhan bis ins neue Jahrtausend, auch als Yu 2007 für ihr Studium nach Peking zog. Doch als sie eines Sommers ihre Eltern besuchte, tobte eine Entlassungswelle. Praktisch über Nacht verlor ein Großteil der Beschäftigten ihre Arbeit.
Derweil studierte Yu Journalismus an der Beijing Foreign Studies University. Dabei kam sie auch in Kontakt mit internationalen Medien. Zu der Zeit war das Medienumfeld in China noch deutlich liberaler als heute. “Die Universität war sehr offen. Wir haben sowohl die chinesische als auch die westliche Form von Journalismus kennengelernt.”
Nach dem Studium arbeitete Yu einige Jahre als Produktionsassistentin für die britische BBC in Peking. Ihre Aufgabe: China für ein ausländisches Publikum – und die Korrespondenten des Senders – verständlich zu machen. Keine leichte Aufgabe, auch angesichts der unterschwelligen Erwartungen an den Inhalt der Sendungen: “Zu der Zeit gab es einen Witz unter den chinesischen Journalisten: Es gibt nur drei China-Geschichten, die im Westen gut ankommen: big China, weird China und bad China.”
Dass manche Geschichten mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten als andere, sei jedoch nicht allein ein Problem der China-Berichterstattung, sagt Yu. Auch das Kurzvideoformat, mit dem sie arbeitete, brachte Beschränkungen mit sich.
2018 zog Yu in die USA. Sie fing an, mit Dokumentarfilmen einzelnen Geschichten mehr Raum zu geben, unter anderem mit einer Kurzdokumentation über die Folgen der Ein-Kind-Politik oder einer Kurz-Doku über chinesische Migranten in den USA.
Nun ist Yus erste Dokumentation in Spielfilmlänge erschienen. Gemeinsam mit dem chinaerfahrenen Videojournalisten Max Duncan arbeitete sie fast vier Jahre an “Made in Ethiopia”. Der Film erzählt die Geschichte des chinesischen Industrieparks “Eastern Industrial Zone”. Rund 40 Kilometer südlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba haben chinesische Baufirmen in den vergangenen Jahren Fabrikgelände für mehr als 10.000 Arbeiter geschaffen. Chinesische Firmen produzieren in dem Park Kleidung und Industrieartikel.
Der Industriepark ist kein staatliches Projekt, und der Fokus des Dokumentarfilms liegt nicht etwa auf Chinas geopolitischen Ambitionen, sondern auf der Eigeninitiative der Akteure und den sozialen Konflikten, die die angestrebte Expansion des Industrieparks begleiten. Ein Großteil von “Made in Ethiopia” folgt der chinesischen Leiterin des Industrieparks auf ihrer Suche nach Investoren und bei Verhandlungen mit der lokalen Bevölkerung und Behörden. Die Bäuerin Workinesh stemmt sich gegen den Verlust ihres Farmlandes, die Fabrikarbeiterin Beti träumt von einem besseren Leben, kämpft aber mit den strikten Vorgaben und dem Leistungsdruck durch die chinesischen Vorarbeiter. Schließlich bringen die Coronapandemie und der Ausbruch eines Bürgerkriegs in Äthiopien die Expansionspläne zum Erliegen. Die Vorstellung, wirtschaftliche Entwicklung zu exportieren, stößt an ihre Grenzen.
Den Widerstand in der Bevölkerung gegen den Industriepark, den Yu während der Dreharbeiten spürte, ist in ihren Augen auch eine Folge der sozialen Instabilität im Land. Vielen Menschen in Äthiopien fehle das Vertrauen, sie könnten sich durch ihre Arbeit eine bessere Zukunft aufbauen – zu unberechenbar sei ihr Leben. “In China hatten viele Menschen dieses Vertrauen, auch meine Eltern.”
Die Hoffnung auf ein besseres Leben, die der wirtschaftliche Aufschwung zumindest einem Teil der chinesischen Bevölkerung während der Zeit der Reform-und-Öffnungs-Politik geben konnte, verflüchtige sich jedoch in den vergangenen Jahren, vor allem in der jungen Generation. Yu Xinyan spricht von einer Phase des gesellschaftlichen Übergangs, mit ungewissem Ausgang. Dennoch blickt sie mit einer Portion Optimismus in die Zukunft. Denn wenn die Umwälzungen der vergangenen Jahrzehnte eines zeigen würden, dann, wie anpassungsfähig Chinesinnen und Chinesen sind. Leonardo Pape
Der Dokumentarfilm “Made in Ethiopia” feiert auf dem Kölner Filmfestival (17. bis 24. Oktober) Deutschlandpremiere.
Affenbrotbäume, auch bekannt als Baobab, haben in Afrika einen mythischen Status. Mit ihrem extrem dicken Stamm und den bizarr wachsenden Ästen dienen die kulturell bedeutsamen Laubbäume oft als Schauplatz gemeinschaftlicher Versammlungen und Rituale. Aber die Bäume sind auch wichtig für die Herstellung von Seilen und Körben oder finden Verwendung beim Dachdecken oder dem Bau von Kanus. Baobabs sind Symbol der Wiederstandfähigkeit, Leben und Verbundenheit mit der Natur.
Der Afrikanische Affenbrotbaum ist die am meisten verbreitete Art des Baumes in Afrika. Die Baobabs finden sich in weiten Teilen von Subsahara-Afrika, vom Sudan und Äthiopien bis nach Südafrika. Ihren Ursprung haben sie in Madagaskar, von wo sie auch nach Australien gelangten. Das hat kürzlich eine von einem Team von Forschern zusammengestellte Studie bestätigt. Demnach existieren acht Baobab-Arten in der Welt, die alle vor rund 21 Millionen Jahren in Madagaskar entstanden. Sechs von ihnen gibt es nur auf der Insel im Indischen Ozean, eine in Australien und eine in Afrika. Dorthin gelangten sie als Samen auf Treibholz über das Meer. In Afrika trugen Elefanten, die die Samen fraßen, zur Verbreitung der Bäume bei. Diese zerstören auch die Bäume, etwa wenn sie die Rinde abziehen, um an das Wasser im Stamm zu gelangen.
Auch die San, die indigenen Bewohner des südlichen Afrikas, deckten ihren Flüssigkeitsbedarf, indem sie die Bäume anzapften. Die Früchte liefern zudem wichtiges Vitamin C und andere Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium. Nahezu jeder Teil des Baumes findet Verwendung in traditioneller afrikanischer Medizin, vor allem gegen Infektionen wie Durchfall und Krankheiten wie Masern. Manche alten Bäume, etwa der “Green’s Baobab” bei Gweta in Botswana, wurden zum Nationaldenkmal erklärt. as