Table.Briefing: Africa

Wasserkrise ungelöst + Credit Suisse und Afrika + Weltbank-Kandidat Banga

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Credit Suisse, die nach einer unendlich langen Liste von Skandalen schließlich zusammengebrochen ist, ist auch ein Fall für Afrika. Ein Kredit in Mosambik über zwei Milliarden Dollar aus dem Jahr 2013 war dort versickert, weil die Bank selbst einfachste Regeln grob missachtet hat. Das hatte dann weitreichende Konsequenzen für alle Banken, die in Afrika Geschäft machen wollen.

Einen Schwerpunkt bildet diese Woche das Thema Wasser. Wir haben mit dem Wasser-Professor Harald Kunstmann eine Makro-Analyse für die Situation auf dem Kontinent vorgenommen. Und wir stellen auf der Mikro-Ebene das Berliner Start-up Boreal Light vor, das einen interessanten Ansatz für die Gewinnung von Trinkwasser entwickelt hat.

Und Sie lernen Ajay Banga kennen, den amerikanischen Kandidaten und Favoriten für die Spitzenposition bei der Weltbank. Er reist gerade durch Afrika und Europa, um möglichst viele Stimmen zu sammeln.

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Christian von Hiller
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Analyse

Zeit für Lösung der Wasserkrise verrinnt

Ein Junge in Madagaskar trägt Kanister mit Wasser.

Sauberes und sicheres Trinkwasser ist für Entwicklungsländer ein zentrales Thema. Nicht nur, weil es knapp ist, sondern weil Probleme in der Verteilung und im Wassermanagement immer öfter zu Konflikten führen. Dabei machen die rasanten Auswirkungen des Klimawandels Druck auf die Staaten, zusammenzuarbeiten, um die lebenswichtige Ressource fair zu verteilen.

Eine Reise an die Grenze zwischen Äthiopien und Sudan zeigt, wo große Konfliktpotenziale herrschen, aber auch wie die Wissenschaft bei der Lösung dieser Konflikte helfen kann. Seit Jahren streiten die Nil-Anrainerstaaten Äthiopien, Ägypten und Sudan um das Milliardenprojekt GERD. Wenn die Talsperre Grand Ethiopian Renaissance in ein bis zwei Jahren fertig ist, soll das Wasser des Blauen Nils durch 15 Turbinen rauschen und Äthiopien zu einem der großen Stromerzeuger in der Region aufsteigen lassen.

Den Menschen im Sudan und in Ägypten macht der Staudamm Sorgen. Sie sind auf Wasser aus dem Nil angewiesen. Ägypten bezieht 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem 6650 km langen Fluss. Wieviel aus dem Blauen Nil künftig nach Ägypten fließt, liegt dann in der Hand Äthiopiens.

Sichere Wasserversorgung hat viele Aspekte

Der Nilstreit zeigt, wie eng Nutzung von Ressourcen, Nachhaltigkeit und Konfliktmanagement miteinander verknüpft sind. Und der Kampf um die Ressource Wasser wird zunehmen, besonders in Afrika, dessen Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten besonders schnell wachsen wird. Bis 2100 dürfte die Zahl der Menschen auf dem Kontinent von 1,4 auf mehr als vier Milliarden Menschen wachsen. Das zu verteilende Wasser muss deshalb klug genutzt werden. Die Wissenschaft kann inzwischen wertvolle Methoden für die Praxis liefern.

Ein Beispiel sind ausgeklügelte Beobachtungs- und Vorhersagesysteme, die Wasserexperte Harald Kunstmann vom Karlsruher Institut für Technologie mit seinem Team entwickelt. Sie sollen helfen, die immer kürzer werdenden Regenphasen in vielen afrikanischen Ländern besser für die Landwirtschaft zu nutzen. Für die Erfassung des landesweiten Regens nutzen er und sein Team unter anderem das Handynetz und ein physikalisches Phänomen, das die Betreiber von Mobilfunknetzen eher stört: Regentropfen dämpfen nämlich Mobilfunksignale, und das schon bei kleinen Schauern. Für Wasserforscher Kunstmann lässt sich daraus berechnen, wie viel Niederschlag zwischen zwei Sendemasten niedergeht. Tausende solcher Masten dienen so zur Quantifizierung des Regens landesweit, und das in Gegenden, in denen es meist keine oder nur sehr wenige klassische Niederschlagsmessungen gibt.

Neue Vorhersagemodelle helfen Bauern

Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren dominieren normalerweise die Nachrichten. Doch die eher unscheinbaren Klimaänderungen sind genauso ernst: In Ghana und Burkina Faso etwa hat sich der Beginn der Regenzeit in den vergangenen 40 Jahren um mehr als einen Monat nach hinten verschoben. Das traditionelle Wissen um den besten Zeitpunkt der Aussaat ist damit praktisch wertlos geworden. Entscheidend ist nämlich, dass nach den ersten Regentropfen auch am Ende der Trockenzeit ausreichend Niederschlag fällt, damit das Saatgut und die Jungpflanzen nicht verdorren. Für die Bauern liefern die neu entwickelten Vorhersagesysteme nun bis zu sieben Monate im Voraus wichtige Informationen darüber, wann es sehr heiße, trockene oder feuchte Perioden geben wird.

Auf seine riesigen Wasserreserven kann Afrika nur bedingt setzen, denn häufig findet sich die Ressource nicht dort, wo die Menschen leben. Berechnungen zufolge verfügt Afrika zwar über 600.000 Kubikkilometer Grundwasser, rund 30 mal soviel wie in einem Jahr auf dem gesamten Kontinent durch Regen zusammen kommt. Das große Problem aber ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den gewaltigen Strömen wie Nil, Kongo, Niger und fast 700 afrikanischen Seen ist das Wasser oft verschmutzt, mit Keimen und Krankheitserregern kontaminiert und zudem sehr ungleich verteilt. In ländlichen Regionen sind es oft viele Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle. Und wenn viel mehr Grundwasser abgepumpt wird, als sich neu bilden kann, führt das zu fallenden Grundwasserpegeln oder in Küstennähe zu Versalzung. Ohne klare Vorgaben der Wissenschaftler verschlimmert das Abpumpen von Grundwasser die Situation.

Eines der bedrohlichsten Probleme sieht der Karlsruher Wasserexperte Kunstmann aber an ganz anderer Stelle. Wasserzugang ist Macht, und mit Geld lässt sich diese Macht in Afrika gut erreichen. Der Zugang zur kostbaren Ressource Wasser muss nach Kunstmanns Meinung vor dem Profitstreben privater Akteure und Unternehmen geschützt werden, sonst droht der Wasserversorgung der afrikanischen Bevölkerung weitere Gefahr.

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Mit Wasser Unternehmertum fördern

“Wasser marsch!” in Motongwe, südlich von Mombasa, Kenia.

Hamed Beheshti erinnert sich gut an frühe Gespräche mit Investoren. In Afrika könne man entweder Gutes tun, oder Geld verdienen, beides sei nicht möglich. Doch Beheshti und sein Mitgründer Ali Al-Hakim ließen sich nicht beirren und stemmten das Projekt schließlich selbst. Beheshti verkaufte sogar seine Eigentumswohnung. Heute macht ihr Unternehmen etwa 13 Millionen Euro Umsatz im Jahr und läuft profitabel. Dank ihrer Technik haben heute zwei Millionen Menschen jeden Tag sauberes Wasser.

Beheshti ist noch immer fest überzeugt, dass der unternehmerische Ansatz reiner Entwicklungshilfe überlegen ist. Trinkwasser zu verkaufen statt zu verschenken sei eine Win-Win-Situation. Das von Boreal Light aufbereitete Wasser ist erschwinglich für die Menschen in Ostafrika, 20 mal günstiger als üblich, sagt Beheshti. Der Zugang zum Wasser erfordert zudem üblicherweise viel Zeit und bereitet den Menschen tägliche Sorgen. Wo die Menschen sich nicht mehr ums Wasser kümmern müssen, haben sie Kraft, Zeit und Geld für andere Dinge. Beheshti berichtet stolz von einem von Boreal Light versorgten Dorf in Kenia, in dem Kleinunternehmer mit Bienenstöcken, Fisch, Geflügel und der Zucht von Futterinsekten heute Geld verdienen. All das habe es vorher schon dort gegeben, aber erst mit dem sicheren Wasser wurden aus der Subsistenzwirtschaft profitable Unternehmen. Für Beheshti ist es der Beweis, dass der unternehmerische Ansatz oft mehr bewirken kann als reine Entwicklungshilfe. “Unsere Projekte liefen dort am besten, wo noch keine Hilfsorganisationen vor Ort waren.” Entwicklungshilfe behindere Eigeninitiative und fördere letztlich eine Generation von Bettlern. “Lassen wir doch lieber Entrepreneure wachsen.

Probleme sind oft der Schlüssel zum Erfolg

Schon die Entstehungsgeschichte des Unternehmens ist geprägt von dem Ansatz, den Beheshti für den Erfolg verantwortlich macht: Die Lösung lokaler Probleme. Zunächst betrieben die beiden Gründer ein Unternehmen, das Solarenergie zur Filtrierung von Grundwasser nutzte. Doch als wegen salziger Bohrlöcher in Afrika Aufträge storniert wurden, war den Beiden schnell klar, dass ihrem System eine Entsalzungsanlage fehlte. Dieses Problem führte 2015 zur Gründung von Boreal Light. Heute stellt das Start-up mit 20 Mitarbeitern in Berlin-Marienfelde solare Anlagen zur Wasserentsalzung her und hat Kunden in wasserarmen Regionen, vor allem in Ostafrika. Die Anlagen sind so clever konzipiert, dass sie allein mit einem Schraubenschlüssel gewartet werden können. Auf speziell ausgebildete Techniker oder teure Ersatzteile, die extra aus Europa eingeflogen werden müssen, kann so verzichtet werden. Seit letztem Jahr ist Boreal Light der größte Lieferant solarbetriebener Anlagen zur Wasserentsalzung auf dem Kontinent.

Zu den Kunden gehören Hotels, Krankenhäuser, Universitäten und landwirtschaftliche Betriebe. Häufig bekommen sie sogar mehr als nur Trinkwasser und Strom, denn die Ergänzung um ein Entsalzungssystem blieb nicht die letzte Innovation. Bei der Entsalzung von Wasser fällt nämlich mineralreiches Abwasser an, das sich hervorragend zur Aufzucht von Fischen eignet. Und auch einige Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Queller, lassen sich mit dem salzigen Abwasser bestens anbauen. Im Norden Kenias etwa hat Boreal Light gemeinsam mit der GIZ ein Krankenhaus ausgestattet und um eine Fischzucht und eine Vertikalfarm ergänzt. Fischzucht und Salzwasserfarming sind inzwischen fester Bestandteil des Konzepts von Boreal Light. Daneben wird entsalztes Wasser für die Landwirtschaft und salzhaltiges Abwasser zur Reinigung von Toilettenspülungen produziert.

Große Expansionspläne

Um Betrieb und Wartung der Anlagen kümmert sich das Unternehmen WaterKiosk East Africa, das Beheshti und Al-Hakim eigens dafür gegründet haben. Das Unternehmen sitzt in Nairobi und beschäftigt über 300 Mitarbeiter in Kenia, Somalia, Somaliland, Äthiopien, Südsudan, Uganda, Ruanda, Tansania und Madagaskar. Auch der Verkauf von Wasser und Strom wird von den Mitarbeitern vor Ort geregelt.

Das zweigleisige Modell scheint sich auszuzahlen, denn die nächsten Projekte laufen bereits an: WaterKiosk soll es künftig auch in Südamerika, im Südlichen Afrika und im Irak geben. Und auch aus südeuropäischen Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Malta steigt die Nachfrage nach solaren Entsalzungsanlagen. Hamed Beheshti will bis zum Ende dieses Jahres fünf Millionen Menschen täglich mit Wasser versorgen. Die Erfolgsgeschichte von Boreal Light hat offenbar erst begonnen.

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Skandal der Credit Suisse trifft Afrika

Die Spur im Fall der Credit Suisse führt unter anderem nach Mosambik. Drei Banker, die in London für die Bank arbeiteten, hatten im Jahr 2013 verschiedenen Staatsunternehmen in Mosambik Kredite über zwei Milliarden Dollar gewährt. Damit sollten Schiffe für die Küstenwache und eine Flotte für den Fang von Thunfisch finanziert werden. Die Kredite wurden in Anleihen gepackt und an Anleger in der ganzen Welt verkauft. Diese gerieten bald als “Thunfisch-Anleihen” in die Schlagzeilen.

Die Projekte kamen nie zustande. Das Geld versickerte, ohne dass jemals herauskam, wer davon profitierte. Ein Teil davon tauchte immerhin wieder auf: 200 Millionen Dollar hatten die drei Banker in die eigene Tasche gesteckt.

Diese dubiosen Kredite haben die Credit Suisse bis zu ihrem Ende begleitet und werden nun die UBS, die die CS übernommen hat, weiter beschäftigen. Anfang März beklagte ein Londoner Gericht laut Reuters eine mangelhafte Kooperationsbereitschaft der Regierung von Mosambik im Fall der “Thunfisch-Anleihen” und ordnete an, dass die Regierung ihre Akten öffnet.

475 Millionen Dollar Bußgeld

Acht lange Jahre hatte auch die schweizerische Finanzmarktaufsicht Finma die Geschäfte untersucht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Credit Suisse schwere Mängel in ihrer Organisation aufgewiesen und gegen Regeln zur Verhinderung von Geldwäsche verstoßen habe. Aufgrund dieser eklatanten Verstöße wurde die Suisse in den USA und Großbritannien zu einem Bußgeld von 475 Millionen Dollar verurteilt. Außerdem musste die Bank Mosambik 200 Millionen Dollar Schulden erlassen.

Diese Finanzierungen hatten das Land in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Schließlich machten die Kredite rund sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Mosambik aus. Da jedoch ein Großteil des Geldes verschwunden war, stoppten internationale Finanzinstitutionen wie der IWF ihre Unterstützung für Mosambik. Dies führte zum Zusammenbruch der Währung und löste eine schwere Schuldenkrise aus.

Rückzug westlicher Banken

Doch nicht nur Mosambik litt unter diesem Skandal. Viele westliche Banken zogen sich in den vergangenen Jahren aus Afrika zurück. Im Jahr 2016 verkaufte die britische Bank Barclays 62,3 Prozent ihrer Anteile an der Barclays Africa Group.

Die ebenfalls britische Bank Standard Chartered kündigte vor einem Jahr an, ihr Afrika-Geschäft zurück zu fahren. Aus Angola, Kamerun, Gambia, Sierra Leone und Simbabwe zog sie sich ganz zurück, in Tansania und Elfenbeinküste gab sie das Konsumenten- und Firmenkundengeschäft auf.

Die Beteiligungsgesellschaft Atlas Mara, die an der Börse London notiert ist, profitierte jahrelang von diesen Bewegungen und kaufte viele Banken in Afrika auf. Doch nun hat auch Atlas Mara alle Bankbeteiligungen auf dem Kontinent zum Verkauf gestellt.

Verschärfte Regeln für Banken

Europäische Banken tun sich in Afrika auch wegen verschärfter Bankregeln schwer. Seit den Skandalkrediten in Mosambik müssen sie befürchten, dass die Bankenaufseher bei Afrika-Geschäften besonders genau hinschauen. Viele vermögende Afrikaner gelten als “politically exposed persons”, kurz auch PEP genannt. Menschen, die ein politisch sensibles Amt bekleiden, gelten als anfällig für Korruption, Geldwäsche und Bestechung. Deshalb lehnen viele Banken mittlerweile Kundenbeziehungen mit PEPs generell ab.

Auch die Regel “know your customer” (KYC) erschwert das Geschäft in Afrika. Banken müssen ihre Kunden genau identifizieren und überprüfen. So sollen Scheinunternehmen und Geld aus dubiosen Quellen identifiziert werden. Dabei stehen Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität und Terrorismusfinanzierung im Fokus.

Listen der Länder mit erhöhtem Risiko

Die EU-Kommission hat eine Liste erstellt mit Ländern, die ein erhöhtes Geldwäscherisiko aufweisen. Auf ihr stehen aktuell sieben afrikanische Länder: Burkina Faso, Mali, Marokko, Senegal, Simbabwe, Südsudan und Uganda.

Darüber hinaus hat auf EU-Ebene die Financial Action Task Force (FATF) eine Liste der Länder aufgestellt, die “strategische Mängel” aufweisen. Dies sind Burkina Faso, die DR Kongo, Mali, Marokko, Mosambik, Senegal, Südsudan, Tansania und Uganda. Simbabwe findet sich nicht auf dieser Liste.

Das Regierungspräsidium Darmstadt, das auch für den Bankenstandort Frankfurt zuständig ist, weist darauf hin, dass verstärkte Sorgfaltspflichten gelten, wenn ein höheres Risiko vorliege. Aus Bankensicht besteht zudem ein Risiko, das die zuständigen Stellen kaum ansprechen: Da die Bank gegenüber ihren Kreditkunden eine mehrjährige Beziehung eingeht, besteht für sie das Risiko, dass ein Land in dieser Zeit neu auf eine dieser Listen gerät.

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News

Scholz und Kenia, Stark-Watzinger in Südafrika und Namibia

Bundeskanzler Scholz hat den kenianischen Präsidenten William Ruto zu Besuch in Berlin. In den Gesprächen geht es vor allem um die wirtschaftliche Zusammenarbeit bei Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Mittelstand und Energie. Scholz wird Anfang Mai zu einem Gegenbesuch in Kenia erwartet.

Auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger pflegt derzeit Kontakte mit Afrika. Bis zum 30. März besucht sie Südafrika und Namibia. Die Kooperation in der Forschung soll gestärkt werden, außerdem geht es um Gesundheit, Grünen Wasserstoff und Astronomie. Auf ihrem Besuchsprogramm steht auch das in Zukunft weltweit größte Antennenfeld für Radioastronomie, das Square Kilometer Array in der Karoo-Halbwüste. hp/ajs

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Tschad holt sich Exxon-Rechte zurück

Alle Vermögenswerte, Schürfrechte, Betriebsgenehmigungen und Öltransportgenehmigungen einer früheren Tochtergesellschaft von Exxon Mobil sind “verstaatlicht”. So steht es in einer Pressemitteilung des tschadischen Energieministeriums von Donnerstag. Der Konzern war im Dezember von Exxon an die britische Savannah Energy verkauft worden. Die tschadische Regierung hatte schon damals angekündigt, die Übernahme zu stoppen. In einem Prozess vor der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris fiel am 7. Januar eine Entscheidung zugunsten von Savannah Energy. Das Unternehmen wirft Tschad nun vor, gegen die Richtlinien der ICC zu verstoßen und will gerichtlich gegen die Verstaatlichung vorgehen.

Der Exxon-Ableger war zu 40 Prozent am Doba-Ölprojekt beteiligt, das sieben produzierende Ölfelder umfasst. Auch an der mehr als 1.000 Kilometer langen Tschad-Kamerun-Pipeline, die die Ölvorkommen des Binnenstaats mit der Hafenstadt Kribi im Golf von Guinea verbindet und über die das Rohöl exportiert wird, hielt das Unternehmen Beteiligungen. ajs

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Libyen stabilisiert sich offenbar

Das US-amerikanische Konsortium Honeywell International Inc. und eine Tochtergesellschaft der staatlichen National Oil Corporation (NOC) haben eine Vertrag über den Bau einer Raffinerie im Süden Libyens abgeschlossen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es geht zunächst um 500 bis 600 Millionen Dollar. In einer zweiten Phase sollen weitere 400 Millionen mobilisiert werden, sagte der NOC-Vorsitzende Farhat Bengdara dem Wall Street Journal. Die Raffinerie in der Nähe von Ubari soll von Honeywell gemeinsam mit der NOC-Tochter Zallaf Libyan Oil and Gas Company betrieben werden und eine Kapazität von 30.000 Barrel pro Tag haben.

Nach dem Abflauen von Kämpfen zwischen lokalen Milizen wird die politische Lage in Libyen nach fast einem Jahrzehnt offenbar wieder als etwas stabiler eingeschätzt. NOC will einen Vertrag über eine Milliarde Dollar mit dem US-Konzern Halliburton schließen. Dabei geht es um den Wiederaufbau des al-Dhara-Ölfelds. Der italienische Energiekonzern Eni hat bereits einen Erdgas-Vertrag über acht Milliarden Dollar unterzeichnet. Zudem arbeiten die USA aktiv an der Wiedereröffnung einer Botschaft. rtr/ajs

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Opposition ficht Nigeria-Wahl an

Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Nigeria vom 25. Februar haben die Kandidaten der Opposition separate Klagen gegen das Wahlergebnis eingereicht. Der ehemalige Vizepräsident Atiku Abubakar von der People’s Democratic Party (PDP) und Peter Obi, Kandidat der Labour Party, werfen der Wahlkommission INEC vor, die Wahlergebnisse nicht online einsehbar veröffentlicht und damit gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Dadurch habe die Möglichkeit bestanden, die Ergebnisse vor Veröffentlichung zu manipulieren. Abubakar hatte nach dem Wahlsieger Bola Tinubu die meisten Stimmen gewonnen, Obi kam auf Platz Drei.

Wahlbeobachter der Europäischen Union, des Commonwealth und anderer Gruppen hatten über eine Reihe von Problemen bei der Wahl berichtet. Die Beobachter kritisierten die INEC für die schlechte Planung und die Verzögerungen bei der Stimmabgabe, erhoben jedoch keine Betrugsvorwürfe. Die Wahlkommission selbst entschuldigte sich für die technischen Probleme während der Auszählung.

Beide Oppositionsparteien streben mit den Gerichtsverfahren eine Annullierung und Wiederholung der Wahl an. Das Berufungsgericht hat 180 Tage Zeit, um über die Anfechtung zu entscheiden. ajs

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Standpunkt

Schwierige Zeiten für afrikanische Schuldner

Von Patrick Heinisch
Patrick Heinisch, Länderanalyst für Schwellenländer der Helaba
Patrick Heinisch, Economist Emerging Markets bei Helaba.

Die lange Phase niedriger Zinsen seit der Finanzkrise 2008 hatte für attraktive Bedingungen bei der Aufnahme von Krediten gesorgt. Gleichzeitig nahm die Risikoaversion bei Investoren auf der Suche nach Rendite ab. Von dieser Entwicklung profitierten auch afrikanische Länder. In diesen Ländern steht ein hoher Investitionsbedarf begrenzten inländischen Ersparnissen gegenüber. Es war also aus Sicht der afrikanischen Regierungen nur logisch, sich günstig Mittel im Ausland zu beschaffen. Zwischen 2008 und 2021 stieg die staatliche und staatlich garantierte Auslandsverschuldung in Subsahara-Afrika von 138 Milliarden auf 471 Milliarden Dollar.

Breits vor der Corona-Pandemie haben Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass die Schuldentragfähigkeit in Afrika problematisch sei und externen Schocks nicht widerstehen könne. Dieser Schock trat 2020 mit der Pandemie ein. Lockdowns und Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung gab es auch in Afrika, wenn auch weniger ausgeprägt als in Industriestaaten. Plötzlich brachen Steuereinnahmen weg. Gleichzeitig schwächte sich die Auslandsnachfrage ab. Wichtige Deviseneinnahmen fehlten, insbesondere bei den großen Rohstoffexporteuren.

Kurzfristige Erfolge

Da die Schuldentragfähigkeit akut gefährdet war, wurde auf Initiative der G20-Staaten die sogenannte “Debt Service Suspension Initiative” (DSSI) aufgelegt. Entwicklungsländern sollte die Möglichkeit gegeben werden, beim Schuldendienst Mittel einzusparen und diese für die Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie zu nutzen. Zunächst bis Mitte 2021, wurde die DSSI schließlich bis Ende 2021 verlängert. Insgesamt wurde 48 Ländern, die meisten davon in Afrika, der Schuldendienst in Höhe von 12,9 Milliarden Dollar, davon 4,6 Milliarden Dollar gegenüber den Gläubigern des Pariser Clubs, ausgesetzt. In diesem informellen Gremium kommen Gläubiger und Schuldner, meist aus Schwellenländern, zusammen. Die DSSI leistete somit einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Schuldenkrisen während der Pandemie.

Allerdings war auch klar, dass die DSSI nicht reichen würde, um Schuldenkrisen vollständig zu vermeiden. Trotz der Initiative mussten Ende 2021 viele Länder immer noch große Teile ihrer aus Exporten generierten Deviseneinnahmen für den Schuldendienst aufwenden. Beispielsweise müssen Ruanda, Ägypten und Angola mehr als ein Viertel ihrer aus Exporten erhaltenen Devisen für die Zahlung von Zinsen und Tilgung externer Verbindlichkeiten einsetzen. Daher wurde Ende 2021 auf Initiative des Weltbankpräsidenten David Malpass das “Common Framework for Debt Treatment” eingeführt. Zunächst beantragten drei Länder (Sambia, Äthiopien, Tschad) eine Restrukturierung ihrer Auslandsverschuldung.

Ukraine-Krieg versperrt Weg an Kapitalmarkt

2022 trübte sich das wirtschaftliche Umfeld für Afrika weiter ein. Mit dem Auslaufen der DSSI mussten die Schuldendienstzahlungen wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig kündigten die Zentralbanken der Industrieländer angesichts hoher Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Zinswende an. Dazu brach kurz darauf der Krieg in der Ukraine aus. Zeitweise schossen die Preise für Weizen sowie Öl und Erdgas in die Höhe. Zahlreiche Länder in Afrika sind auf Importe eben jener Güter angewiesen. Viele afrikanische Währungen verloren im Jahresverlauf 2022 deutlich an Wert. Devisenknappheit machte sich breit. Importeure berichteten von Schwierigkeiten, an Fremdwährung zu kommen.

In diesem schwierigen Umfeld ist aufgrund schlechter Konditionen der Kapitalmarktzugang für viele Länder faktisch versperrt. Kenia musste 2022 eine geplante Anleiheemission absagen. Anfang 2023 musste Ghana eine Restrukturierung seiner Auslandsverschuldung im Rahmen des Common Framework beantragen.

Wie geht es 2023 weiter? Bisher war das Common Framework kein Erfolg. Die Gleichbehandlung von öffentlichen und privaten Gläubigern sowie die Frage nach einer Beteiligung Chinas sorgten für Unklarheit. Dennoch könnte die sich weiter zuspitzende Lage bei den Staatsfinanzen dafür sorgen, dass es jetzt gewisse Fortschritte gibt. So erwartet der Finanzminister Sambias eine Einigung mit den Gläubigern des Landes bis Ende März. In Äthiopien könnte das Ende des Bürgerkriegs im November 2022 dafür sorgen, dass auch hier Gespräche mit Gläubigern erfolgreich verlaufen.

Neben Umschuldungen ist auch davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Hilfsprogrammen des IWF hoch bleiben wird. Seit Anfang 2022 wurden neue Programme vereinbart mit Benin, Ägypten, Mauretanien, Kap Verden, Republik Kongo, Mosambik, Tansania und Sambia. Eine Entspannung dürfte sich erst im kommenden Jahr einstellen, wenn sich die Weltwirtschaft langsam erholen und die Geldpolitik in Industrieländern weniger restriktiv sein wird.

Patrick Heinisch ist Volkswirt für Schwellenländer bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

  • IWF
  • Staatsschulden

Presseschau

African Business: KI-Tools eröffnen die Welt der afrikanischen Sprachen. Neue Technologien revolutionieren das Erlernen und Übersetzen von Sprachen. Das kann auch die Wirtschaft ankurbeln, denn mit den digitalen Tools eröffnen sich für Millionen Afrikaner neue Bildungschancen und geschäftlicher Austausch. 

FAZ: Uganda verabschiedet rigoroses Anti-LGBT-Gesetz. Homosexuellen und Angehörigen anderer sexueller Minderheiten drohen in Uganda drakonische Strafen. Menschenrechtsorganisationen reagieren entsetzt auf die Verabschiedung des Gesetzes.

Financial Times: DR Kongo wirft Ruanda Rohstoffschmuggel in Milliardenhöhe vor. Kinshasa beschuldigt Kigali, durch die Unterstützung der M23-Rebellengruppe kongolesische Ressourcen zu plündern. Ruandas Mineralexporte basierten durchweg auf gestohlenen Rohstoffen, so der kongolesische Finanzminister.

Bloomberg: USA sehen ihren Einfluss in Afrika von China und Russland bedroht. Die Biden-Regierung schickt vermehrt hochrangige Offizielle auf Afrikareisen, um für Kooperation zu werben. Vizepräsidentin Kamala Harris ist die nächste Gesandte, die sich dem Vormarsch Pekings und Moskaus entgegenstellen soll.

New York Times: Militärübung unter amerikanischer Leitung. Im Zuge der alljährlichen US-geführten Übung ‘Flintlock’ haben zahlreiche westafrikanische Einheiten am Volta in Ghana Anti-Terror-Einsätze geprobt. Erstmals fand die Übung auch zu Wasser statt, eine Reaktion auf die schlechte Sicherheitslage im Golf von Guinea.

Washington Post: Marburgvirus-Ausbrüche in Ost- und Westafrika. Die tödliche und hochansteckende Krankheit ist erstmals auf beiden Seiten des Kontinents aufgetreten. Nach Ausbrüchen in Äquatorialguinea und Kamerun sind nun auch Menschen in Tansania an der Krankheit gestorben.

Mail & Guardian: ANC stimmt gegen Eskom-Korruptionsausschuss. Die südafrikanische Regierungspartei hat geschlossen gegen die Einrichtung eines Ad-hoc-Ausschusses zur Aufklärung der Vorwürfe gegen den Energieriesen Eskom gestimmt. Der scheidende CEO hatte zuvor erklärt, ANC-Politiker betrachteten Eskom als “Futtertrog”.

taz: Das Müllgeschäft in der Megacity. In Lagos, der größten Stadt Afrikas, gibt es Unmengen von Müll, aber keine funktionierende Müllabfuhr. Daraus ist ein blühendes Geschäft geworden. Ein Unternehmen bringt per App Müllsammler, Privathaushalte und Unternehmen zusammen.

The Economist: Ugandas Diktator und die Ambitionen seines Sohnes. Yoweri Museveni geht auf die 80 zu und ist schon fast die Hälfte seines Lebens Präsident Ugandas. Sein Sohn, General Muhoozi Kainerugaba, würde Museveni gern beerben. Doch der steht sich mit seinen Possen immer wieder selbst im Weg.

Heads

Ajay Banga – Vom CEO zum Weltbankchef

Ajay Banga
Ajay Banga, Kandidat für den Chefposten der Weltbank.

An Vorschusslorbeeren mangelt es nicht: US-Präsident Biden höchstselbst lobte Ajay Banga überschwänglich. Anlässlich der Nominierung für den Chefposten bei der Weltbank begründete der Präsident seinen Personalvorschlag so: Banga bringe ideale Voraussetzungen mit, um das Institut gerade in diesem kritischen Moment der Geschichte zu führen. Jahrzehnte seiner Karriere habe der Kandidat damit verbracht, weltweit tätige Unternehmen zum Erfolg zu führen und so Jobs und Investitionen auch in Entwicklungsländer zu bringen. Wenn jemand grundlegenden Wandel managen könne, dann Banga.

Tatsache ist, der gebürtige Inder stammt selbst aus einem Entwicklungsland und hat dort auch die ersten 40 Lebensjahre verbracht, wenn auch in privilegierter Position. Nach dem Studium an den Universitäten von Delhi und Ahmedabad stieg Banga beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé ein. Von dort ging es zu Pepsi. Danach führte er Fast-Food-Ketten wie Pizza Hut und Kentucky Fried Chicken in Indien ein. Seine Karriere im Finanzsektor startete er bei der Citigroup, und 2009 schließlich kam er zum Finanzkonzern Mastercard.

Banga betritt Neuland

Wer wie er den Umsatz dort verdreifacht und den Gewinn vervierfacht, fällt nicht nur in der Welt der Finanzen auf, sondern auch in der Politik. Die amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris bat ihn, die Initiative Partnerschaft für Mittelamerika zu leiten, um mehr privates Kapital für die Region zu mobilisieren.

Und hier nun ist die kritisch beäugte Schnittstelle zum nächsten Karriereschritt, dem Chefsessel der in Washington ansässigen Weltbank. So erfolgreich Banga in der Wirtschaft auch gewesen sein mag, er ist kein Klimaexperte und hat keine Erfahrung im öffentlichen Sektor.

Das sehen manche kritisch, wie zum Beispiel die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation “urgewald”. Sie wittert in Banga einen Vorzeigemanager, der es dem privaten Kapital ermöglichen könnte, Gewinne ohne Rücksicht auf Ökosysteme und Artenschutz zu maximieren. Suspekt ist ihnen Banga auch deshalb, weil er seit 2021 Mitglied des Verwaltungsrats von Temasek ist, einer Investmentgesellschaft mit Sitz in Singapur, zu deren Portfolio auch Unternehmen in der Öl-und Gasinfrastruktur gehören. Ist Banga also ein Anhänger des unendlichen Wachstumsglaubens in einer endlichen, fossilen Welt? Dass die Nominierung auf dem Vorschlagsrecht der USA basiert und wieder keine Frau für den Chefsessel nominiert wurde, rundet die Kritik von “Urgewald” ab.

Agenda der Weltbank wird erweitert

Auf Seiten der Befürworter steht Banga dagegen für einen anderen neuen Blick auf die Dinge. Er stammt nicht aus einem Staatsapparat, sei die schnelle Umdrehungsgeschwindigkeit der Wirtschaft gewöhnt und könnte es gerade deshalb schaffen, mehr privates Kapital für Investitionen und Entwicklungshilfen zu mobilisieren. Zudem gelte er als Verfechter von Geschlechtergerechtigkeit und habe stets Minderheiten im Blick.

Dass der Ex-CEO des Kreditkartenunternehmens Mastercard sich künftig mit anderen Geldströmen befassen muss als in seiner alten Mastercard-Welt mit gut 22 Milliarden Dollar Umsatz, steht außer Frage. Die seit langem geforderten Reformen der Weltbank laufen darauf hinaus, künftig auch globale, nicht länderbezogene Aufgaben wie den Kampf gegen Klimawandel und Pandemien, Gesundheitsversorgung und Flüchtlingsströme mit ins Lastenheft zu nehmen. Kredite und Zuschüsse für Entwicklungsländer zur Reduzierung von Armut, das allein wird in Zukunft nicht mehr reichen.

Weltbank-Präsident muss viel Geld auftreiben

Und das bedeutet: Viel mehr Geld muss her. Entwicklungshilfeministerin Schulze, die die Kandidatur Bangas nach einem ersten Kennenlernen inzwischen unterstützt, spricht nicht mehr von Milliarden, sondern von Billionen. Um Energiesysteme umzuwandeln, sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen oder zerstörte Böden, Wälder oder Ozeane wiederherzustellen, müssten Schwellen- und Entwicklungsländer schon heute rund eine Billion Dollar jährlich ausgeben. Ein Betrag, der bis 2030 auf rund 2,4 Billionen Dollar pro Jahr anwachsen könnte.

In der Zwischenzeit ist Banga auf Vorstellungstour – zum Zuhören und Lernen, wie er sagt. Europa, China, Indien, Japan und natürlich Afrika stehen auf dem Plan. Sollte er, wie erwartet, im Mai an die Spitze der Weltbank gewählt werden, wird ihm vielleicht der Slogan seines früheren Unternehmens Mastercard in den Ohren klingeln: Priceless – es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Harald Prokosch

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Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    die Credit Suisse, die nach einer unendlich langen Liste von Skandalen schließlich zusammengebrochen ist, ist auch ein Fall für Afrika. Ein Kredit in Mosambik über zwei Milliarden Dollar aus dem Jahr 2013 war dort versickert, weil die Bank selbst einfachste Regeln grob missachtet hat. Das hatte dann weitreichende Konsequenzen für alle Banken, die in Afrika Geschäft machen wollen.

    Einen Schwerpunkt bildet diese Woche das Thema Wasser. Wir haben mit dem Wasser-Professor Harald Kunstmann eine Makro-Analyse für die Situation auf dem Kontinent vorgenommen. Und wir stellen auf der Mikro-Ebene das Berliner Start-up Boreal Light vor, das einen interessanten Ansatz für die Gewinnung von Trinkwasser entwickelt hat.

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    Den Menschen im Sudan und in Ägypten macht der Staudamm Sorgen. Sie sind auf Wasser aus dem Nil angewiesen. Ägypten bezieht 90 Prozent seines Wasserbedarfs aus dem 6650 km langen Fluss. Wieviel aus dem Blauen Nil künftig nach Ägypten fließt, liegt dann in der Hand Äthiopiens.

    Sichere Wasserversorgung hat viele Aspekte

    Der Nilstreit zeigt, wie eng Nutzung von Ressourcen, Nachhaltigkeit und Konfliktmanagement miteinander verknüpft sind. Und der Kampf um die Ressource Wasser wird zunehmen, besonders in Afrika, dessen Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten besonders schnell wachsen wird. Bis 2100 dürfte die Zahl der Menschen auf dem Kontinent von 1,4 auf mehr als vier Milliarden Menschen wachsen. Das zu verteilende Wasser muss deshalb klug genutzt werden. Die Wissenschaft kann inzwischen wertvolle Methoden für die Praxis liefern.

    Ein Beispiel sind ausgeklügelte Beobachtungs- und Vorhersagesysteme, die Wasserexperte Harald Kunstmann vom Karlsruher Institut für Technologie mit seinem Team entwickelt. Sie sollen helfen, die immer kürzer werdenden Regenphasen in vielen afrikanischen Ländern besser für die Landwirtschaft zu nutzen. Für die Erfassung des landesweiten Regens nutzen er und sein Team unter anderem das Handynetz und ein physikalisches Phänomen, das die Betreiber von Mobilfunknetzen eher stört: Regentropfen dämpfen nämlich Mobilfunksignale, und das schon bei kleinen Schauern. Für Wasserforscher Kunstmann lässt sich daraus berechnen, wie viel Niederschlag zwischen zwei Sendemasten niedergeht. Tausende solcher Masten dienen so zur Quantifizierung des Regens landesweit, und das in Gegenden, in denen es meist keine oder nur sehr wenige klassische Niederschlagsmessungen gibt.

    Neue Vorhersagemodelle helfen Bauern

    Extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren dominieren normalerweise die Nachrichten. Doch die eher unscheinbaren Klimaänderungen sind genauso ernst: In Ghana und Burkina Faso etwa hat sich der Beginn der Regenzeit in den vergangenen 40 Jahren um mehr als einen Monat nach hinten verschoben. Das traditionelle Wissen um den besten Zeitpunkt der Aussaat ist damit praktisch wertlos geworden. Entscheidend ist nämlich, dass nach den ersten Regentropfen auch am Ende der Trockenzeit ausreichend Niederschlag fällt, damit das Saatgut und die Jungpflanzen nicht verdorren. Für die Bauern liefern die neu entwickelten Vorhersagesysteme nun bis zu sieben Monate im Voraus wichtige Informationen darüber, wann es sehr heiße, trockene oder feuchte Perioden geben wird.

    Auf seine riesigen Wasserreserven kann Afrika nur bedingt setzen, denn häufig findet sich die Ressource nicht dort, wo die Menschen leben. Berechnungen zufolge verfügt Afrika zwar über 600.000 Kubikkilometer Grundwasser, rund 30 mal soviel wie in einem Jahr auf dem gesamten Kontinent durch Regen zusammen kommt. Das große Problem aber ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den gewaltigen Strömen wie Nil, Kongo, Niger und fast 700 afrikanischen Seen ist das Wasser oft verschmutzt, mit Keimen und Krankheitserregern kontaminiert und zudem sehr ungleich verteilt. In ländlichen Regionen sind es oft viele Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle. Und wenn viel mehr Grundwasser abgepumpt wird, als sich neu bilden kann, führt das zu fallenden Grundwasserpegeln oder in Küstennähe zu Versalzung. Ohne klare Vorgaben der Wissenschaftler verschlimmert das Abpumpen von Grundwasser die Situation.

    Eines der bedrohlichsten Probleme sieht der Karlsruher Wasserexperte Kunstmann aber an ganz anderer Stelle. Wasserzugang ist Macht, und mit Geld lässt sich diese Macht in Afrika gut erreichen. Der Zugang zur kostbaren Ressource Wasser muss nach Kunstmanns Meinung vor dem Profitstreben privater Akteure und Unternehmen geschützt werden, sonst droht der Wasserversorgung der afrikanischen Bevölkerung weitere Gefahr.

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    Mit Wasser Unternehmertum fördern

    “Wasser marsch!” in Motongwe, südlich von Mombasa, Kenia.

    Hamed Beheshti erinnert sich gut an frühe Gespräche mit Investoren. In Afrika könne man entweder Gutes tun, oder Geld verdienen, beides sei nicht möglich. Doch Beheshti und sein Mitgründer Ali Al-Hakim ließen sich nicht beirren und stemmten das Projekt schließlich selbst. Beheshti verkaufte sogar seine Eigentumswohnung. Heute macht ihr Unternehmen etwa 13 Millionen Euro Umsatz im Jahr und läuft profitabel. Dank ihrer Technik haben heute zwei Millionen Menschen jeden Tag sauberes Wasser.

    Beheshti ist noch immer fest überzeugt, dass der unternehmerische Ansatz reiner Entwicklungshilfe überlegen ist. Trinkwasser zu verkaufen statt zu verschenken sei eine Win-Win-Situation. Das von Boreal Light aufbereitete Wasser ist erschwinglich für die Menschen in Ostafrika, 20 mal günstiger als üblich, sagt Beheshti. Der Zugang zum Wasser erfordert zudem üblicherweise viel Zeit und bereitet den Menschen tägliche Sorgen. Wo die Menschen sich nicht mehr ums Wasser kümmern müssen, haben sie Kraft, Zeit und Geld für andere Dinge. Beheshti berichtet stolz von einem von Boreal Light versorgten Dorf in Kenia, in dem Kleinunternehmer mit Bienenstöcken, Fisch, Geflügel und der Zucht von Futterinsekten heute Geld verdienen. All das habe es vorher schon dort gegeben, aber erst mit dem sicheren Wasser wurden aus der Subsistenzwirtschaft profitable Unternehmen. Für Beheshti ist es der Beweis, dass der unternehmerische Ansatz oft mehr bewirken kann als reine Entwicklungshilfe. “Unsere Projekte liefen dort am besten, wo noch keine Hilfsorganisationen vor Ort waren.” Entwicklungshilfe behindere Eigeninitiative und fördere letztlich eine Generation von Bettlern. “Lassen wir doch lieber Entrepreneure wachsen.

    Probleme sind oft der Schlüssel zum Erfolg

    Schon die Entstehungsgeschichte des Unternehmens ist geprägt von dem Ansatz, den Beheshti für den Erfolg verantwortlich macht: Die Lösung lokaler Probleme. Zunächst betrieben die beiden Gründer ein Unternehmen, das Solarenergie zur Filtrierung von Grundwasser nutzte. Doch als wegen salziger Bohrlöcher in Afrika Aufträge storniert wurden, war den Beiden schnell klar, dass ihrem System eine Entsalzungsanlage fehlte. Dieses Problem führte 2015 zur Gründung von Boreal Light. Heute stellt das Start-up mit 20 Mitarbeitern in Berlin-Marienfelde solare Anlagen zur Wasserentsalzung her und hat Kunden in wasserarmen Regionen, vor allem in Ostafrika. Die Anlagen sind so clever konzipiert, dass sie allein mit einem Schraubenschlüssel gewartet werden können. Auf speziell ausgebildete Techniker oder teure Ersatzteile, die extra aus Europa eingeflogen werden müssen, kann so verzichtet werden. Seit letztem Jahr ist Boreal Light der größte Lieferant solarbetriebener Anlagen zur Wasserentsalzung auf dem Kontinent.

    Zu den Kunden gehören Hotels, Krankenhäuser, Universitäten und landwirtschaftliche Betriebe. Häufig bekommen sie sogar mehr als nur Trinkwasser und Strom, denn die Ergänzung um ein Entsalzungssystem blieb nicht die letzte Innovation. Bei der Entsalzung von Wasser fällt nämlich mineralreiches Abwasser an, das sich hervorragend zur Aufzucht von Fischen eignet. Und auch einige Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Queller, lassen sich mit dem salzigen Abwasser bestens anbauen. Im Norden Kenias etwa hat Boreal Light gemeinsam mit der GIZ ein Krankenhaus ausgestattet und um eine Fischzucht und eine Vertikalfarm ergänzt. Fischzucht und Salzwasserfarming sind inzwischen fester Bestandteil des Konzepts von Boreal Light. Daneben wird entsalztes Wasser für die Landwirtschaft und salzhaltiges Abwasser zur Reinigung von Toilettenspülungen produziert.

    Große Expansionspläne

    Um Betrieb und Wartung der Anlagen kümmert sich das Unternehmen WaterKiosk East Africa, das Beheshti und Al-Hakim eigens dafür gegründet haben. Das Unternehmen sitzt in Nairobi und beschäftigt über 300 Mitarbeiter in Kenia, Somalia, Somaliland, Äthiopien, Südsudan, Uganda, Ruanda, Tansania und Madagaskar. Auch der Verkauf von Wasser und Strom wird von den Mitarbeitern vor Ort geregelt.

    Das zweigleisige Modell scheint sich auszuzahlen, denn die nächsten Projekte laufen bereits an: WaterKiosk soll es künftig auch in Südamerika, im Südlichen Afrika und im Irak geben. Und auch aus südeuropäischen Ländern wie Portugal, Italien, Griechenland und Malta steigt die Nachfrage nach solaren Entsalzungsanlagen. Hamed Beheshti will bis zum Ende dieses Jahres fünf Millionen Menschen täglich mit Wasser versorgen. Die Erfolgsgeschichte von Boreal Light hat offenbar erst begonnen.

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    Skandal der Credit Suisse trifft Afrika

    Die Spur im Fall der Credit Suisse führt unter anderem nach Mosambik. Drei Banker, die in London für die Bank arbeiteten, hatten im Jahr 2013 verschiedenen Staatsunternehmen in Mosambik Kredite über zwei Milliarden Dollar gewährt. Damit sollten Schiffe für die Küstenwache und eine Flotte für den Fang von Thunfisch finanziert werden. Die Kredite wurden in Anleihen gepackt und an Anleger in der ganzen Welt verkauft. Diese gerieten bald als “Thunfisch-Anleihen” in die Schlagzeilen.

    Die Projekte kamen nie zustande. Das Geld versickerte, ohne dass jemals herauskam, wer davon profitierte. Ein Teil davon tauchte immerhin wieder auf: 200 Millionen Dollar hatten die drei Banker in die eigene Tasche gesteckt.

    Diese dubiosen Kredite haben die Credit Suisse bis zu ihrem Ende begleitet und werden nun die UBS, die die CS übernommen hat, weiter beschäftigen. Anfang März beklagte ein Londoner Gericht laut Reuters eine mangelhafte Kooperationsbereitschaft der Regierung von Mosambik im Fall der “Thunfisch-Anleihen” und ordnete an, dass die Regierung ihre Akten öffnet.

    475 Millionen Dollar Bußgeld

    Acht lange Jahre hatte auch die schweizerische Finanzmarktaufsicht Finma die Geschäfte untersucht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Credit Suisse schwere Mängel in ihrer Organisation aufgewiesen und gegen Regeln zur Verhinderung von Geldwäsche verstoßen habe. Aufgrund dieser eklatanten Verstöße wurde die Suisse in den USA und Großbritannien zu einem Bußgeld von 475 Millionen Dollar verurteilt. Außerdem musste die Bank Mosambik 200 Millionen Dollar Schulden erlassen.

    Diese Finanzierungen hatten das Land in die Zahlungsunfähigkeit getrieben. Schließlich machten die Kredite rund sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Mosambik aus. Da jedoch ein Großteil des Geldes verschwunden war, stoppten internationale Finanzinstitutionen wie der IWF ihre Unterstützung für Mosambik. Dies führte zum Zusammenbruch der Währung und löste eine schwere Schuldenkrise aus.

    Rückzug westlicher Banken

    Doch nicht nur Mosambik litt unter diesem Skandal. Viele westliche Banken zogen sich in den vergangenen Jahren aus Afrika zurück. Im Jahr 2016 verkaufte die britische Bank Barclays 62,3 Prozent ihrer Anteile an der Barclays Africa Group.

    Die ebenfalls britische Bank Standard Chartered kündigte vor einem Jahr an, ihr Afrika-Geschäft zurück zu fahren. Aus Angola, Kamerun, Gambia, Sierra Leone und Simbabwe zog sie sich ganz zurück, in Tansania und Elfenbeinküste gab sie das Konsumenten- und Firmenkundengeschäft auf.

    Die Beteiligungsgesellschaft Atlas Mara, die an der Börse London notiert ist, profitierte jahrelang von diesen Bewegungen und kaufte viele Banken in Afrika auf. Doch nun hat auch Atlas Mara alle Bankbeteiligungen auf dem Kontinent zum Verkauf gestellt.

    Verschärfte Regeln für Banken

    Europäische Banken tun sich in Afrika auch wegen verschärfter Bankregeln schwer. Seit den Skandalkrediten in Mosambik müssen sie befürchten, dass die Bankenaufseher bei Afrika-Geschäften besonders genau hinschauen. Viele vermögende Afrikaner gelten als “politically exposed persons”, kurz auch PEP genannt. Menschen, die ein politisch sensibles Amt bekleiden, gelten als anfällig für Korruption, Geldwäsche und Bestechung. Deshalb lehnen viele Banken mittlerweile Kundenbeziehungen mit PEPs generell ab.

    Auch die Regel “know your customer” (KYC) erschwert das Geschäft in Afrika. Banken müssen ihre Kunden genau identifizieren und überprüfen. So sollen Scheinunternehmen und Geld aus dubiosen Quellen identifiziert werden. Dabei stehen Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität und Terrorismusfinanzierung im Fokus.

    Listen der Länder mit erhöhtem Risiko

    Die EU-Kommission hat eine Liste erstellt mit Ländern, die ein erhöhtes Geldwäscherisiko aufweisen. Auf ihr stehen aktuell sieben afrikanische Länder: Burkina Faso, Mali, Marokko, Senegal, Simbabwe, Südsudan und Uganda.

    Darüber hinaus hat auf EU-Ebene die Financial Action Task Force (FATF) eine Liste der Länder aufgestellt, die “strategische Mängel” aufweisen. Dies sind Burkina Faso, die DR Kongo, Mali, Marokko, Mosambik, Senegal, Südsudan, Tansania und Uganda. Simbabwe findet sich nicht auf dieser Liste.

    Das Regierungspräsidium Darmstadt, das auch für den Bankenstandort Frankfurt zuständig ist, weist darauf hin, dass verstärkte Sorgfaltspflichten gelten, wenn ein höheres Risiko vorliege. Aus Bankensicht besteht zudem ein Risiko, das die zuständigen Stellen kaum ansprechen: Da die Bank gegenüber ihren Kreditkunden eine mehrjährige Beziehung eingeht, besteht für sie das Risiko, dass ein Land in dieser Zeit neu auf eine dieser Listen gerät.

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    News

    Scholz und Kenia, Stark-Watzinger in Südafrika und Namibia

    Bundeskanzler Scholz hat den kenianischen Präsidenten William Ruto zu Besuch in Berlin. In den Gesprächen geht es vor allem um die wirtschaftliche Zusammenarbeit bei Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Mittelstand und Energie. Scholz wird Anfang Mai zu einem Gegenbesuch in Kenia erwartet.

    Auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger pflegt derzeit Kontakte mit Afrika. Bis zum 30. März besucht sie Südafrika und Namibia. Die Kooperation in der Forschung soll gestärkt werden, außerdem geht es um Gesundheit, Grünen Wasserstoff und Astronomie. Auf ihrem Besuchsprogramm steht auch das in Zukunft weltweit größte Antennenfeld für Radioastronomie, das Square Kilometer Array in der Karoo-Halbwüste. hp/ajs

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    Tschad holt sich Exxon-Rechte zurück

    Alle Vermögenswerte, Schürfrechte, Betriebsgenehmigungen und Öltransportgenehmigungen einer früheren Tochtergesellschaft von Exxon Mobil sind “verstaatlicht”. So steht es in einer Pressemitteilung des tschadischen Energieministeriums von Donnerstag. Der Konzern war im Dezember von Exxon an die britische Savannah Energy verkauft worden. Die tschadische Regierung hatte schon damals angekündigt, die Übernahme zu stoppen. In einem Prozess vor der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris fiel am 7. Januar eine Entscheidung zugunsten von Savannah Energy. Das Unternehmen wirft Tschad nun vor, gegen die Richtlinien der ICC zu verstoßen und will gerichtlich gegen die Verstaatlichung vorgehen.

    Der Exxon-Ableger war zu 40 Prozent am Doba-Ölprojekt beteiligt, das sieben produzierende Ölfelder umfasst. Auch an der mehr als 1.000 Kilometer langen Tschad-Kamerun-Pipeline, die die Ölvorkommen des Binnenstaats mit der Hafenstadt Kribi im Golf von Guinea verbindet und über die das Rohöl exportiert wird, hielt das Unternehmen Beteiligungen. ajs

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    Libyen stabilisiert sich offenbar

    Das US-amerikanische Konsortium Honeywell International Inc. und eine Tochtergesellschaft der staatlichen National Oil Corporation (NOC) haben eine Vertrag über den Bau einer Raffinerie im Süden Libyens abgeschlossen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es geht zunächst um 500 bis 600 Millionen Dollar. In einer zweiten Phase sollen weitere 400 Millionen mobilisiert werden, sagte der NOC-Vorsitzende Farhat Bengdara dem Wall Street Journal. Die Raffinerie in der Nähe von Ubari soll von Honeywell gemeinsam mit der NOC-Tochter Zallaf Libyan Oil and Gas Company betrieben werden und eine Kapazität von 30.000 Barrel pro Tag haben.

    Nach dem Abflauen von Kämpfen zwischen lokalen Milizen wird die politische Lage in Libyen nach fast einem Jahrzehnt offenbar wieder als etwas stabiler eingeschätzt. NOC will einen Vertrag über eine Milliarde Dollar mit dem US-Konzern Halliburton schließen. Dabei geht es um den Wiederaufbau des al-Dhara-Ölfelds. Der italienische Energiekonzern Eni hat bereits einen Erdgas-Vertrag über acht Milliarden Dollar unterzeichnet. Zudem arbeiten die USA aktiv an der Wiedereröffnung einer Botschaft. rtr/ajs

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    Opposition ficht Nigeria-Wahl an

    Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Nigeria vom 25. Februar haben die Kandidaten der Opposition separate Klagen gegen das Wahlergebnis eingereicht. Der ehemalige Vizepräsident Atiku Abubakar von der People’s Democratic Party (PDP) und Peter Obi, Kandidat der Labour Party, werfen der Wahlkommission INEC vor, die Wahlergebnisse nicht online einsehbar veröffentlicht und damit gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Dadurch habe die Möglichkeit bestanden, die Ergebnisse vor Veröffentlichung zu manipulieren. Abubakar hatte nach dem Wahlsieger Bola Tinubu die meisten Stimmen gewonnen, Obi kam auf Platz Drei.

    Wahlbeobachter der Europäischen Union, des Commonwealth und anderer Gruppen hatten über eine Reihe von Problemen bei der Wahl berichtet. Die Beobachter kritisierten die INEC für die schlechte Planung und die Verzögerungen bei der Stimmabgabe, erhoben jedoch keine Betrugsvorwürfe. Die Wahlkommission selbst entschuldigte sich für die technischen Probleme während der Auszählung.

    Beide Oppositionsparteien streben mit den Gerichtsverfahren eine Annullierung und Wiederholung der Wahl an. Das Berufungsgericht hat 180 Tage Zeit, um über die Anfechtung zu entscheiden. ajs

    • Nigeria
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    Standpunkt

    Schwierige Zeiten für afrikanische Schuldner

    Von Patrick Heinisch
    Patrick Heinisch, Länderanalyst für Schwellenländer der Helaba
    Patrick Heinisch, Economist Emerging Markets bei Helaba.

    Die lange Phase niedriger Zinsen seit der Finanzkrise 2008 hatte für attraktive Bedingungen bei der Aufnahme von Krediten gesorgt. Gleichzeitig nahm die Risikoaversion bei Investoren auf der Suche nach Rendite ab. Von dieser Entwicklung profitierten auch afrikanische Länder. In diesen Ländern steht ein hoher Investitionsbedarf begrenzten inländischen Ersparnissen gegenüber. Es war also aus Sicht der afrikanischen Regierungen nur logisch, sich günstig Mittel im Ausland zu beschaffen. Zwischen 2008 und 2021 stieg die staatliche und staatlich garantierte Auslandsverschuldung in Subsahara-Afrika von 138 Milliarden auf 471 Milliarden Dollar.

    Breits vor der Corona-Pandemie haben Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass die Schuldentragfähigkeit in Afrika problematisch sei und externen Schocks nicht widerstehen könne. Dieser Schock trat 2020 mit der Pandemie ein. Lockdowns und Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung gab es auch in Afrika, wenn auch weniger ausgeprägt als in Industriestaaten. Plötzlich brachen Steuereinnahmen weg. Gleichzeitig schwächte sich die Auslandsnachfrage ab. Wichtige Deviseneinnahmen fehlten, insbesondere bei den großen Rohstoffexporteuren.

    Kurzfristige Erfolge

    Da die Schuldentragfähigkeit akut gefährdet war, wurde auf Initiative der G20-Staaten die sogenannte “Debt Service Suspension Initiative” (DSSI) aufgelegt. Entwicklungsländern sollte die Möglichkeit gegeben werden, beim Schuldendienst Mittel einzusparen und diese für die Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie zu nutzen. Zunächst bis Mitte 2021, wurde die DSSI schließlich bis Ende 2021 verlängert. Insgesamt wurde 48 Ländern, die meisten davon in Afrika, der Schuldendienst in Höhe von 12,9 Milliarden Dollar, davon 4,6 Milliarden Dollar gegenüber den Gläubigern des Pariser Clubs, ausgesetzt. In diesem informellen Gremium kommen Gläubiger und Schuldner, meist aus Schwellenländern, zusammen. Die DSSI leistete somit einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Schuldenkrisen während der Pandemie.

    Allerdings war auch klar, dass die DSSI nicht reichen würde, um Schuldenkrisen vollständig zu vermeiden. Trotz der Initiative mussten Ende 2021 viele Länder immer noch große Teile ihrer aus Exporten generierten Deviseneinnahmen für den Schuldendienst aufwenden. Beispielsweise müssen Ruanda, Ägypten und Angola mehr als ein Viertel ihrer aus Exporten erhaltenen Devisen für die Zahlung von Zinsen und Tilgung externer Verbindlichkeiten einsetzen. Daher wurde Ende 2021 auf Initiative des Weltbankpräsidenten David Malpass das “Common Framework for Debt Treatment” eingeführt. Zunächst beantragten drei Länder (Sambia, Äthiopien, Tschad) eine Restrukturierung ihrer Auslandsverschuldung.

    Ukraine-Krieg versperrt Weg an Kapitalmarkt

    2022 trübte sich das wirtschaftliche Umfeld für Afrika weiter ein. Mit dem Auslaufen der DSSI mussten die Schuldendienstzahlungen wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig kündigten die Zentralbanken der Industrieländer angesichts hoher Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Zinswende an. Dazu brach kurz darauf der Krieg in der Ukraine aus. Zeitweise schossen die Preise für Weizen sowie Öl und Erdgas in die Höhe. Zahlreiche Länder in Afrika sind auf Importe eben jener Güter angewiesen. Viele afrikanische Währungen verloren im Jahresverlauf 2022 deutlich an Wert. Devisenknappheit machte sich breit. Importeure berichteten von Schwierigkeiten, an Fremdwährung zu kommen.

    In diesem schwierigen Umfeld ist aufgrund schlechter Konditionen der Kapitalmarktzugang für viele Länder faktisch versperrt. Kenia musste 2022 eine geplante Anleiheemission absagen. Anfang 2023 musste Ghana eine Restrukturierung seiner Auslandsverschuldung im Rahmen des Common Framework beantragen.

    Wie geht es 2023 weiter? Bisher war das Common Framework kein Erfolg. Die Gleichbehandlung von öffentlichen und privaten Gläubigern sowie die Frage nach einer Beteiligung Chinas sorgten für Unklarheit. Dennoch könnte die sich weiter zuspitzende Lage bei den Staatsfinanzen dafür sorgen, dass es jetzt gewisse Fortschritte gibt. So erwartet der Finanzminister Sambias eine Einigung mit den Gläubigern des Landes bis Ende März. In Äthiopien könnte das Ende des Bürgerkriegs im November 2022 dafür sorgen, dass auch hier Gespräche mit Gläubigern erfolgreich verlaufen.

    Neben Umschuldungen ist auch davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Hilfsprogrammen des IWF hoch bleiben wird. Seit Anfang 2022 wurden neue Programme vereinbart mit Benin, Ägypten, Mauretanien, Kap Verden, Republik Kongo, Mosambik, Tansania und Sambia. Eine Entspannung dürfte sich erst im kommenden Jahr einstellen, wenn sich die Weltwirtschaft langsam erholen und die Geldpolitik in Industrieländern weniger restriktiv sein wird.

    Patrick Heinisch ist Volkswirt für Schwellenländer bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

    • IWF
    • Staatsschulden

    Presseschau

    African Business: KI-Tools eröffnen die Welt der afrikanischen Sprachen. Neue Technologien revolutionieren das Erlernen und Übersetzen von Sprachen. Das kann auch die Wirtschaft ankurbeln, denn mit den digitalen Tools eröffnen sich für Millionen Afrikaner neue Bildungschancen und geschäftlicher Austausch. 

    FAZ: Uganda verabschiedet rigoroses Anti-LGBT-Gesetz. Homosexuellen und Angehörigen anderer sexueller Minderheiten drohen in Uganda drakonische Strafen. Menschenrechtsorganisationen reagieren entsetzt auf die Verabschiedung des Gesetzes.

    Financial Times: DR Kongo wirft Ruanda Rohstoffschmuggel in Milliardenhöhe vor. Kinshasa beschuldigt Kigali, durch die Unterstützung der M23-Rebellengruppe kongolesische Ressourcen zu plündern. Ruandas Mineralexporte basierten durchweg auf gestohlenen Rohstoffen, so der kongolesische Finanzminister.

    Bloomberg: USA sehen ihren Einfluss in Afrika von China und Russland bedroht. Die Biden-Regierung schickt vermehrt hochrangige Offizielle auf Afrikareisen, um für Kooperation zu werben. Vizepräsidentin Kamala Harris ist die nächste Gesandte, die sich dem Vormarsch Pekings und Moskaus entgegenstellen soll.

    New York Times: Militärübung unter amerikanischer Leitung. Im Zuge der alljährlichen US-geführten Übung ‘Flintlock’ haben zahlreiche westafrikanische Einheiten am Volta in Ghana Anti-Terror-Einsätze geprobt. Erstmals fand die Übung auch zu Wasser statt, eine Reaktion auf die schlechte Sicherheitslage im Golf von Guinea.

    Washington Post: Marburgvirus-Ausbrüche in Ost- und Westafrika. Die tödliche und hochansteckende Krankheit ist erstmals auf beiden Seiten des Kontinents aufgetreten. Nach Ausbrüchen in Äquatorialguinea und Kamerun sind nun auch Menschen in Tansania an der Krankheit gestorben.

    Mail & Guardian: ANC stimmt gegen Eskom-Korruptionsausschuss. Die südafrikanische Regierungspartei hat geschlossen gegen die Einrichtung eines Ad-hoc-Ausschusses zur Aufklärung der Vorwürfe gegen den Energieriesen Eskom gestimmt. Der scheidende CEO hatte zuvor erklärt, ANC-Politiker betrachteten Eskom als “Futtertrog”.

    taz: Das Müllgeschäft in der Megacity. In Lagos, der größten Stadt Afrikas, gibt es Unmengen von Müll, aber keine funktionierende Müllabfuhr. Daraus ist ein blühendes Geschäft geworden. Ein Unternehmen bringt per App Müllsammler, Privathaushalte und Unternehmen zusammen.

    The Economist: Ugandas Diktator und die Ambitionen seines Sohnes. Yoweri Museveni geht auf die 80 zu und ist schon fast die Hälfte seines Lebens Präsident Ugandas. Sein Sohn, General Muhoozi Kainerugaba, würde Museveni gern beerben. Doch der steht sich mit seinen Possen immer wieder selbst im Weg.

    Heads

    Ajay Banga – Vom CEO zum Weltbankchef

    Ajay Banga
    Ajay Banga, Kandidat für den Chefposten der Weltbank.

    An Vorschusslorbeeren mangelt es nicht: US-Präsident Biden höchstselbst lobte Ajay Banga überschwänglich. Anlässlich der Nominierung für den Chefposten bei der Weltbank begründete der Präsident seinen Personalvorschlag so: Banga bringe ideale Voraussetzungen mit, um das Institut gerade in diesem kritischen Moment der Geschichte zu führen. Jahrzehnte seiner Karriere habe der Kandidat damit verbracht, weltweit tätige Unternehmen zum Erfolg zu führen und so Jobs und Investitionen auch in Entwicklungsländer zu bringen. Wenn jemand grundlegenden Wandel managen könne, dann Banga.

    Tatsache ist, der gebürtige Inder stammt selbst aus einem Entwicklungsland und hat dort auch die ersten 40 Lebensjahre verbracht, wenn auch in privilegierter Position. Nach dem Studium an den Universitäten von Delhi und Ahmedabad stieg Banga beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé ein. Von dort ging es zu Pepsi. Danach führte er Fast-Food-Ketten wie Pizza Hut und Kentucky Fried Chicken in Indien ein. Seine Karriere im Finanzsektor startete er bei der Citigroup, und 2009 schließlich kam er zum Finanzkonzern Mastercard.

    Banga betritt Neuland

    Wer wie er den Umsatz dort verdreifacht und den Gewinn vervierfacht, fällt nicht nur in der Welt der Finanzen auf, sondern auch in der Politik. Die amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris bat ihn, die Initiative Partnerschaft für Mittelamerika zu leiten, um mehr privates Kapital für die Region zu mobilisieren.

    Und hier nun ist die kritisch beäugte Schnittstelle zum nächsten Karriereschritt, dem Chefsessel der in Washington ansässigen Weltbank. So erfolgreich Banga in der Wirtschaft auch gewesen sein mag, er ist kein Klimaexperte und hat keine Erfahrung im öffentlichen Sektor.

    Das sehen manche kritisch, wie zum Beispiel die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation “urgewald”. Sie wittert in Banga einen Vorzeigemanager, der es dem privaten Kapital ermöglichen könnte, Gewinne ohne Rücksicht auf Ökosysteme und Artenschutz zu maximieren. Suspekt ist ihnen Banga auch deshalb, weil er seit 2021 Mitglied des Verwaltungsrats von Temasek ist, einer Investmentgesellschaft mit Sitz in Singapur, zu deren Portfolio auch Unternehmen in der Öl-und Gasinfrastruktur gehören. Ist Banga also ein Anhänger des unendlichen Wachstumsglaubens in einer endlichen, fossilen Welt? Dass die Nominierung auf dem Vorschlagsrecht der USA basiert und wieder keine Frau für den Chefsessel nominiert wurde, rundet die Kritik von “Urgewald” ab.

    Agenda der Weltbank wird erweitert

    Auf Seiten der Befürworter steht Banga dagegen für einen anderen neuen Blick auf die Dinge. Er stammt nicht aus einem Staatsapparat, sei die schnelle Umdrehungsgeschwindigkeit der Wirtschaft gewöhnt und könnte es gerade deshalb schaffen, mehr privates Kapital für Investitionen und Entwicklungshilfen zu mobilisieren. Zudem gelte er als Verfechter von Geschlechtergerechtigkeit und habe stets Minderheiten im Blick.

    Dass der Ex-CEO des Kreditkartenunternehmens Mastercard sich künftig mit anderen Geldströmen befassen muss als in seiner alten Mastercard-Welt mit gut 22 Milliarden Dollar Umsatz, steht außer Frage. Die seit langem geforderten Reformen der Weltbank laufen darauf hinaus, künftig auch globale, nicht länderbezogene Aufgaben wie den Kampf gegen Klimawandel und Pandemien, Gesundheitsversorgung und Flüchtlingsströme mit ins Lastenheft zu nehmen. Kredite und Zuschüsse für Entwicklungsländer zur Reduzierung von Armut, das allein wird in Zukunft nicht mehr reichen.

    Weltbank-Präsident muss viel Geld auftreiben

    Und das bedeutet: Viel mehr Geld muss her. Entwicklungshilfeministerin Schulze, die die Kandidatur Bangas nach einem ersten Kennenlernen inzwischen unterstützt, spricht nicht mehr von Milliarden, sondern von Billionen. Um Energiesysteme umzuwandeln, sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen oder zerstörte Böden, Wälder oder Ozeane wiederherzustellen, müssten Schwellen- und Entwicklungsländer schon heute rund eine Billion Dollar jährlich ausgeben. Ein Betrag, der bis 2030 auf rund 2,4 Billionen Dollar pro Jahr anwachsen könnte.

    In der Zwischenzeit ist Banga auf Vorstellungstour – zum Zuhören und Lernen, wie er sagt. Europa, China, Indien, Japan und natürlich Afrika stehen auf dem Plan. Sollte er, wie erwartet, im Mai an die Spitze der Weltbank gewählt werden, wird ihm vielleicht der Slogan seines früheren Unternehmens Mastercard in den Ohren klingeln: Priceless – es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Harald Prokosch

    • Weltbank

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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