Table.Briefing: Africa

Warum europäische Söldner in der DR Kongo sind + Focac: Die vertane Chance Afrikas + Wie Indonesien auf dem Kontinent investieren will

Liebe Leserin, lieber Leser,

es wird ein ereignisreicher Herbst für Politiker, Geschäftsleute und Manager, die sich für Afrika interessieren. Zahlreiche Konferenzen, Gipfel und Foren werden in Afrika, Deutschland und weltweit ausgerichtet. Wir geben Ihnen eine Übersicht darüber, welche Veranstaltungen Sie nicht verpassen sollten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit können wir angesichts des zunehmenden Interesses an Afrika allerdings leider nicht erheben.

Ansonsten haben wir wieder interessante Analysen, Berichte und News für Sie. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Ihr
Christian von Hiller
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Analyse

DR Kongo: Das sind die Ziele der Privatsöldner im Osten

Die UN-Mission Monusco leistet im Kampf gegen die Miliz Mouvement du 23 mars (M23) nur logistische Hilfe. Daher hat Kinshasa Truppen der Staatengemeinschaft im südlichen Afrika SADC und aus Burundi verpflichtet. Sie hat zudem Zivilisten und Milizen bewaffnet, die sich aus Ethnien rekrutieren, die mit den Tutsi verfeindet sind. Die M23 besteht mehrheitlich aus Tutsi-Kämpfern. Sie fordern mehr Posten in Militär und Politik.

Vor zwei Jahren hat Kinshasa zudem zwei private Sicherheitsunternehmen engagiert: Agemira mit Sitz in Sofia (Bulgarien) und “Romanii care au activat in legiunea franceza” (RALF) mit Sitz in Medias (Rumänien). Dieses Engagement wird diskret behandelt. Table.Briefings konnte jedoch mit einem hochrangigen Agemira-Vertreter in Goma sprechen. Der pensionierte Fallschirmspringer der französischen Armee nennt nur einen Vornamen, Jacques.

Ehemalige französische Soldaten

Nach seinen Angaben ist Agemira mit 22 Personen in Goma präsent. Fast alle seien ehemalige Soldaten der französischen Armee. Sie warten die Drohnen und Flugzeuge des kongolesischen Militärs, bilden die Armee strategisch aus und beschaffen Drohnen auf dem Weltmarkt. “Wir kämpfen aber nicht an der Front”, berichtet Jacques.

Anders verhält es sich mit den 600 Soldaten von RALF. Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss von Soldaten, die in der französischen Fremdenlegion gedient haben. Sie sollen Goma und Sake verteidigen, ein strategisch wichtiger Ort nahe Goma. Die weißen Soldaten sind auf den Straßen von Goma täglich sichtbar, wenn sie in Fahrzeugen der kongolesischen Armee an die Front fahren.

M23 besetzt weite Teile der Provinz Nord Kivu

Seit fast drei Jahren besetzt die Miliz Mouvement du 23 Mars (M23) weite Teile der Provinz Nord Kivu im Ostkongo. Dazu zählt seit April auch die Minenstadt Rubaya, ein wichtiges Abbaugebiet von Koltan. Die Demokratische Republik Kongo liefert insgesamt rund 40 Prozent des weltweiten Bedarfs für die Elektronikindustrie.

In den Krieg um die rohstoffreiche Provinz sind zahlreiche militärische Akteure verwickelt. Die M23 wird vom Nachbarland Ruanda mit etwa 4.000 Soldaten und Waffen unterstützt. Uganda erleichtert einerseits der M23 die Logistik. Andererseits bekämpft Uganda mit der kongolesischen Armee eine andere Miliz, die Allied Democratic Forces, die Uganda bedroht und teilweise Verbindungen zum islamischen Staat unterhält.

Söldner im Kampf getötet

Zwischen Agemira und RALF bestehen enge Kontakte. Nach Jacques’ Aussage sind einige RALF-Kämpfer im Krieg gegen die M23 getötet worden. Vor kurzem drohten die RALF-Soldaten abzureisen, weil Kinshasa das Unternehmen nicht rechtzeitig bezahlte.

Das Monatsgehalt beläuft sich laut Agemira-Angaben bei beiden Unternehmen auf etwa 5.000 Dollar. Die Verträge mit der Regierung in Kinshasa müssen alle sechs Monate erneuert werden. Einheimische Offiziere aus der DR Kongo erhalten je nach Dienstgrad 150 bis 1.000 Dollar monatlich. Viele Soldaten werden gar nicht bezahlt. Während das kongolesische Militär oft mit altersschwachen Fahrzeugen und Waffen unterwegs ist, besitzen die fremden Soldaten moderne Ausrüstung.

Feuerpause wird gebrochen

Die Kluft zwischen den Einheimischen und den Ausländern könne “eine gewisse Eifersucht hervorrufen”, räumt Agemira-Stratege Jacques ein. Ein Mangel an Motivation, an Ausrüstung und an Ausbildung trage dazu bei, dass die Armee bisher die M23 nicht schlagen konnte, sagt er. Den Hauptgrund für den bisherigen Misserfolg sieht er aber in der Unterstützung Ruandas für die M23. Seit August herrscht eine Feuerpause, die allerdings ständig gebrochen wird. Kongo und Ruanda verhandeln derzeit unter der Vermittlung von Angola.

Die Präsenz von Agemira und RALF im Kongo bringt die Monusco in eine heikle Lage. Wenn sie die Unternehmen als Söldner betrachtet, darf sie aufgrund einer UN-Konvention von 1989 nicht kooperieren. “Wir sind keine Söldner”, behauptet Jacques. Agemira sei nicht in Kämpfe involviert. “Wir sind präsent, wenn die kongolesische Armee mit der Monusco die militärische Lage bespricht”, sagt er. Unklar ist allerdings der Status von RALF.

Eine Monusco-Sprecherin erklärte, es gebe keinerlei Kooperation mit privaten Sicherheitsunternehmen. Dagegen sagte Jean-Pierre Lacroix, der für Blauhelm-Missionen zuständige Untergeneralsekretär der UN, in einem Telefonat im Mai: “Wenn die Unternehmen die Menschenrechte respektieren und dazu beitragen, dass die heimische Armee ausgebildet wird, kann das nützlich sein.”

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China-Afrika-Gipfel: Die vertane Chance der afrikanischen Regierungen

Noch vor Eröffnung des 9. Focac (Forum on China-Africa Cooperation), der vom 4. bis 6. September in Peking stattfindet, hat der China-Afrika-Gipfel de facto schon begonnen. Chinesische Staatsmedien fluten das Internet mit Bildern vom pompösen Empfang zur Ankunft afrikanischer Staats- und Regierungschefs. Alle sollen sie da sein – bis auf das kleine Königreich Eswatini, das wegen seiner Haltung zu Taiwan mit China über Kreuz liegt.

China inszeniert sich als freundlicher, aufgeschlossener Gastgeber, der sich Zeit nimmt. Da sind nicht nur die roten Teppiche, sondern viele Vorab-Treffen mit Staatschef Xi im Rahmen vorgeschalteter Staatsbesuche, etwa mit Félix Tshisekedi (DR Kongo), mit Diomaye Faye (Senegal) oder mit Cyril Ramaphosa (Südafrika). Xi soll auch am 5. September die Keynote halten.

Das größte Entwicklungsland

“The biggest developing country” – so bezeichnet sich China gern, wenn es um die Zusammenarbeit mit Afrika geht. Die Gemeinsamkeit ist – rhetorisch – schnell gefunden: Afrika sei schließlich der Kontinent mit den meisten “developing countries”, heißt es in offiziellen Dokumenten von chinesischer Seite.

China zählt sich selbst zum Globalen Süden und setzt sich immer wieder vom Globalen Norden ab. Das Narrativ vom Entwicklungsland ermöglicht es China, bei den Brics+ eine wichtige Rolle zu spielen, so dass diese zunehmend ein Gegenspieler zu den USA, Europa, Japan und Australien werden.

Was China hilft, ist das sorgfältig ausgebaute Mediennetzwerk auf dem Kontinent – während westliche Medien Afrika in Relation zur Tragweite der Entwicklungen und Ereignisse kaum abdecken und Flaggschiffe wie die BBC hunderte Stellen abbauen. Neben chinesischen Medien, die sich fest in Afrika etabliert haben – wie CGTN oder die Nachrichtenagentur Xinhua – gibt es noch eine diskretere und langfristig stabilere Form der Zusammenarbeit.

Kooperation mit staatsnahen Medien

Zum einen bildet China afrikanische Journalisten aus. Zum anderen macht sich China das in vielen Ländern Afrikas verbreitete Medienverständnis zunutze: In der Regel gibt es eine staatliche oder staatsnahe Nachrichtenagentur, eine regierungsnahe Zeitung und das Staatsfernsehen. Immer wieder gibt es Kooperationen, deren Umfang und Zweck nicht transparent gemacht werden. Wie selbstverständlich arbeiten seit Jahrzehnten die senegalesische Nachrichtenagentur APS und Xinhua zusammen.

Von China lernen auch andere Mittelmächte: Nicht nur ist das Format der Afrika-Gipfel überall kopiert worden (US-Africa Summit, Japan-Afrika-Gipfel, Russland-Afrika-Gipfel), sondern auch die Pressenähe. Im Senegal stellte etwa der iranische Botschafter im August in Aussicht, die Zusammenarbeit mit der regierungsnahen Tageszeitung Le Soleil voranzutreiben. Die Ausbildung von Journalisten sei vorgesehen, und – völlig ernstgemeint – das Angebot, ein paar schöne Autos für den Fuhrpark der Presse bereitzustellen.

Auffällige Bauten

Wichtig für China in Afrika ist die Sichtbarkeit in den Medien. Wer in eine x-beliebige afrikanische Großstadt fährt, dem kann meistens jeder irgendetwas aufzählen, das China gebaut oder finanziert hat – gerne auffällige, prestigeprächtige Bauten: den neuen Sitz der Ecowas in Abuja, das Afrika-Museum in Dakar, eine der großen Brücken in Niamey, die als “pont des Chinois” bekannt ist.

Afrika dagegen hat von China nicht so viel übernommen, wie es scheint. Nachdem der vorherige Focac in Dakar 2021 wie üblich einen Drei-Jahres-Ausblick gegeben hat, veröffentlichte China seine mittelfristigen Pläne in der China Africa Cooperation Vision 2035, die an die China Vision 2035 anschließt. Als Prioritäten nennt das acht Seiten kurze Dokument unter anderem die Förderung grüner Energien und Industrien. Erwartet wird, dass dieses Thema auch dieses Mal weit oben bei China-Afrika-Deals steht.

Was fehlt, ist die afrikanische Perspektive auf Chinas Pläne. Keine Regierung und auch nicht die AU haben mit einem Statement reagiert. Diese passive Haltung gegenüber Chinas Verlautbarungen setzt sich rund um diesen Focac fort. Statt vorab Ziele, Wünsche und Erwartungen zu formulieren, halten sich afrikanische Regierungen zurück. Das ist eine verschenkte Chance für Afrika, die Beziehungen mit China zu gestalten. So bleiben kosmetische Maßnahmen, wie etwa der Co-Vorsitz für den Focac, den dieses Mal die DR Kongo innehat.

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Das sind die wichtigsten Afrika-Konferenzen im Herbst

Während sich in Deutschland der Sommer langsam dem Ende zuneigt, nimmt die internationale Konferenzsaison Fahrt auf. Neben dem wichtigen Forum on China-Africa Cooperation (Focac), das vom 4. bis 6. September in Peking stattfindet, gibt es bis Ende des Jahres noch zahlreiche Afrika-Konferenzen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Wir haben Ihnen eine Übersicht zusammengestellt:

  • Deep Learning Indaba (1. bis 7. September)

Bereits seit dem Wochenende findet in Dakar, Senegal, die Deep Learning Indaba statt. Die Konferenz dreht sich um die Themen künstliche Intelligenz und Deep Learning. Dabei soll vor allem die Förderung der KI-Forschung auf dem afrikanischen Kontinent im Mittelpunkt stehen. Gastgeber der seit 2017 ausgetragenen Konferenz ist diesmal die Universität Amadou Mahtar M’Bow.

  • Afrika-Ländersprechtag der IHK in Mainz (3. September)

Die IHK für Rheinhessen lädt zu einem Ländersprechtag Südliches Afrika ein und bietet persönliche Gespräche mit diversen Experten der AHK Südliches Afrika an.

  • Fintech-Gipfel in Nairobi (4. bis 6. September)

Der Africa Fintech Summit findet dieses Jahr in Nairobi statt. Den Veranstaltern zufolge ist dies die größte panafrikanische Initiative, die seit dem Jahr 2017 Afrikas führende Fintech-Entscheider, Regulierungsbehörden, Investoren und Innovatoren zusammenbringt.

  • Afrika-Tag der IHK Siegen (5. September)

Bei ihrem Afrika-Tag legt die IHK Siegen den Schwerpunkt auf die Länder Südafrika, Malawi, Senegal, Ghana, Kenia, Kamerun und Mauritius. Teilnehmen werden die Botschafter dieser Länder sowie Entwicklungspolitiker Volkmar Klein (MdB, CDU).

  • Europe-Nigeria Agri-Investment and Trade Forum (11. bis 13. September)

In Brüssel findet das Europe-Nigeria-Investment and Trade Forum statt, an dem auch zahlreiche Agrarunternehmer aus Nigeria teilnehmen sowie Vertreter von Investoren oder Entwicklungsfinanzierern wie der EBRD oder der Afrexim Bank. Schwerpunkt dieses Forums ist es, Geschäftsbeziehungen anzubahnen.

  • GTAI-Webinar zu Global Gateway (12. September)

Die bundeseigene Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest (GTAI) bietet von 14 bis 15 Uhr in einem Webinar einen Überblick über die Projekte der 300 Milliarden Euro schweren EU-Initiative Global Gateway: Welche Länder, Sektoren und Firmen sind dabei? Welche Erfolgsfaktoren und Hürden gibt es für deutsche Unternehmen? Und wohin können sich interessierte Firmen wenden? Im Anschluss kommen deutsche Unternehmen zu Wort, die bereits eigene Global-Gateway-Projekte umsetzen: Enertrag, das am namibischen Hyphen-Wasserstoffprojekt beteiligt ist, sowie MCA Deutschland, das an der Elektrifizierung ländlicher Gebiete in Angola mitwirkt. Moderiert wird die Diskussion von Sandra Zwick von der DIHK.

  • Round Table Südafrika der IHK Frankfurt am Main (13. September)

Unter dem Titel Sourcing am Kap lädt die IHK Frankfurt von 11 bis 13 Uhr zu einer Gesprächsrunde über Geschäftsmöglichkeiten in Südafrika ein. Jenny Marie Tala, Direktorin Südliches Afrika bei GTAI, berichtet über den Beschaffungsmarkt Südafrika. Ferner werden drei Fallbeispiele, wie deutsche Unternehmen Südafrika für Sourcing nutzen: im Falle von RFID-Lesegeräten, frischen Kräutern und Textilstoffen.

  • African Development Bank Gipfel zu Infrastruktur (18.-19. September)

Der nächste Infrastruktur-Gipfel der African Development Bank finden in Abidjan, Elfenbeinküste, statt. Der Gipfel widmet sich unter dem Motto “Africa on the Move” nachhaltigen Lösungsansätzen für Verkehr und Logistik.

  • Vierter Wirtschaftsgipfel Afrika Baden-Württemberg (2. Oktober)

Das Landesministerium für Wirtschaft Baden-Württemberg lädt am 2. Oktober zum 4. Wirtschaftsgipfel Afrika Baden-Württemberg in das IHK-Haus in Stuttgart. Im Fokus stehen dabei Themen wie Mittelstand, Agrarwirtschaft sowie die Innovationsthemen Digitalisierung, grüner Wasserstoff und KI.

  • Hamburg Sustainability Conference (7. bis 8. Oktober)

Die Hamburg Sustainability Conference (HSC) findet zum ersten Mal statt. Auf der Konferenz sollen Lösungsvorschläge dazu erarbeitet werden, wie die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN schneller erreicht werden können. Die HSC wird gemeinschaftlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Stadt Hamburg, der Michael Otto Stiftung sowie des United Nations Development Programmes ausgerichtet.

  • AFSIC – Investing in Africa (7. bis 9. Oktober)

In London findet diese Investmentkonferenz statt, die Investoren und Projektentwickler zusammenbringen soll. Investoren verschiedenster Art aus der ganzen Welt werden sich präsentieren: Private-Equity-Fonds, Investoren in Darlehen und Kredite, Entwicklungsfinanzierer, Investmentbanken und weitere.

  • G-PAD 2024 (9. Oktober)

Das Forum Global Partnership for African Development (G-PAD) findet in diesem Jahr in Stuttgart zeitgleich mit der Wasserstoff-Messe hy-fcell statt. Das G-PAD wird in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg, dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft sowie der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) veranstaltet.

  • Dii Desert Energy Leadership Summit (15. bis 16. Oktober)

Der 14. Gipfel der Desertec Industrial Initiative (Dii) findet dieses Mal in Wien statt. Industrievertreter von ACWA Power, Thyssenkrupp, State Grid Corporation of China, Verbund AG und Enowa treten auf. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie sich erneuerbare Energien in Afrika und dem Nahen Osten entwickeln lassen.

  • Africa Summit der Financial Times (29. bis 30. Oktober)

Der Africa Summit bringt wieder zahlreiche Regierungsvertreter nach London: beispielsweise William Ruto (Kenia), Joseph Nyuma Boakai (Liberia) oder aus den USA Helaina Matza, amtierende Sonderkoordinatorin für die Partnerschaft für globale Infrastrukturinvestitionen im US-Außenministerium. Auch führende Unternehmensvertreter reisen nach Großbritannien: Aliko Dangote (Dangote Group), Francis Dufay (Jumia) oder Angela Kyerema-Jimoh (Microsoft) und Vertreter der Finanzwirtschaft wie Yvonne Ike (Bank of America), Donald Kaberuka (Southbridge) oder Thomas Lambert (Lazard). Auch Mo Ibrahim, Gründer und Vorsitzender der Mo Ibrahim Foundation, hat sich angekündigt.

  • German African Business Summit in Nairobi (2. bis 4. Dezember)

Im jährlichen Wechsel zwischen Afrika und Deutschland findet der German African Business Summit dieses Mal in Nairobi statt. Die Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri) sowie die ihr angeschlossenen Organisationen wie DIHK, BDI und Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft haben diese Konferenz zur zentralen Veranstaltung der deutschen Wirtschaft in Richtung Afrika gemacht. Dieses Jahr werden Schwerpunkte auf Finanzierung, Agritech, Energie und Rohstoffe gesetzt.

dre/hlr/ajs/lcw

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News

Indonesien will 3,5 Milliarden Dollar in Afrika investieren

Indonesien will mit afrikanischen Staaten Handels- und Investitionsabkommen im Wert von 3,5 Miliarden Dollar abschließen, wie Vizeaußenminister Pahala Mansury vergangene Woche in einem Interview mitteilte. Die Abkommen sollen auf dem Indonesien-Afrika-Forum bekanntgegeben werden. Das Forum findet noch bis zum heutigen Dienstag in Bali statt. Es ist die zweite Auflage des Gipfels. Beim ersten Treffen im Jahr 2018 wurden Geschäfte im Wert von rund 568 Millionen Dollar vereinbart.

Insbesondere Kenia, Nigeria, Südafrika und Ägypten haben eine schnell wachsende Bevölkerung, die vielversprechende Exportmärkte für die größte Volkswirtschaft Südostasiens sein könnten, so Mansury. Die Absichtserklärungen, die auf der Veranstaltung unterzeichnet werden sollen, umfassen unter anderem ein Geothermieprojekt in Tansania und eine Kooperation mit Ghana im Gesundheitswesen. Kongo und Senegal könnten auch Flugzeuge von Indonesien kaufen und warten, teilte das Außenministerium am Sonntag mit. Die staatliche Ölgesellschaft erklärte, sie prüfe die Möglichkeit, gemeinsam mit der Guma Group ein Kraftwerk in Südafrika zu bauen, das mit Gas aus Mosambik versorgt werden soll.

Afrikanische Mineralien für indonesische Batterien

Das rohstoffreiche Afrika soll auch eine Schlüsselrolle bei Indonesiens Bestrebungen spielen, seine riesigen Nickelreserven zu nutzen, um ein Produktionszentrum für Batterien zu werden. Der indonesische Präsident Joko Widodo erklärte am Montag, dass die Regierung eine Partnerschaft zum Lithiumabbau mit Simbabwe abschließen wird.

Mehrere andere asiatische Länder versuchen aus ähnlichen Gründen, Beziehungen zu Afrika auf- und auszubauen. So veranstaltet China in dieser Woche in Peking das 9. Forum on China-Africa Cooperation (Focac), den traditionsreichsten und wichtigsten Afrika-Gipfel. Im Juli dieses Jahres fand in Seoul der erste Korea-Afrika-Gipfel statt. Und vergangene Woche empfing Japan Außenminister vom afrikanischen Kontinent zur Vorbereitung der 9. Tokyo International Conference on African Development (Ticad), die für August 2025 in Yokohama geplant ist. Die Ticad wurde 1993 als erstes Forum dieser Art ins Leben gerufen. Auf der Konferenz wiederholte Japan seine Aufforderung aus den Vorjahren, Afrika nicht auszubeuten und sich für eine Vertretung Afrikas auf internationaler Ebene einzusetzen, auch im UN-Sicherheitsrat, wo der Kontinent keinen ständigen Sitz hat. ajs

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Nigeria: Nächste Etappe im Aufbau der Dangote-Raffinerie

Mit einiger Verzögerung hat die erste nigerianische Ölraffinerie Dangote nun die Verarbeitung von Benzin aufgenommen. Dies teilte das Unternehmen am Montag mit. Die jüngste Verzögerung erklärte Dangote mit der aktuellen Knappheit von Rohöl im Land.

Die Raffinerie ist für Nigeria ein Leuchtturmprojekt. Denn obwohl das Land zu den größten Ölerzeugerländern der Welt zählt, besaß Nigeria bisher keine Raffinerie und musste weiterverarbeitete Ölprodukte importieren. Mit einer Produktion von 1,57 Millionen Barrel (à 159 Liter) täglich ist Nigeria größter Ölproduzent in Afrika. Im Jahr 2023 stand Nigeria laut US Energy Information Administration (EIA) an 14. Stelle der weltweit größten Erzeugerländer.

Seit Januar in Betrieb

Der Milliardär Aliko Dangote wurde mit Zement, Zucker, Mehl und Teigwaren zum zweitreichsten Mann Afrikas – erst kürzlich soll ihm laut Bloomberg der südafrikanische Milliardär Johann Rupert den Rang abgelaufen haben. Dangote baute die 20 Milliarden Dollar teure Raffinerie am Stadtrand von Lagos. Sie begann im Januar den Betrieb und produziert seitdem Naphtha und Treibstoff für Flugzeuge. Die neue Raffinerie hat eine Kapazität von 650.000 Barrel täglich.

Ungewiss ist, wann das in der Raffinerie erzeugte Benzin in den Handel kommt. Exklusivabnehmer werde der staatliche Ölkonzern NNPC sein, der ein Monopol auf die Einfuhr von Benzin hält. Allerdings hat NNPC Schwierigkeiten, den lokalen Markt mit Benzin zu versorgen, zumal der finanzielle Spielraum durch Schulden von sechs Milliarden Dollar bei Ölhändlern eingeschränkt ist. Seitdem Nigerias Präsident Tinubu im vergangenen Jahr die Subventionen für Benzin abgeschafft und den Wechselkurs der Naira freigegeben hat, ist der Benzinpreis in Nigeria um rund 45 Prozent gestiegen.

Geldknappheit ist nicht das einzige Problem

“Die Nachricht, dass Dangote Benzin verarbeitet, könnte angesichts der Aussage von NNPC, dass es aufgrund finanzieller Belastungen Schwierigkeiten hat, die Importversorgung sicherzustellen, zu keinem kritischeren Zeitpunkt kommen”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Clementine Wallop, Direktorin für Subsahara-Afrika bei der politischen Risikoberatung Horizon Engage.

Sollte NNPC eine Lösung für die Bezahlung gefunden haben, dürfte der Transport die nächste Hürde sein. NNPC verfügt derzeit laut der Bundesregierung nicht über das nötige Geld, um veraltete Pipelines zu reparieren, sagte Heineken Lokpobiri, Staatsminister für Erdölressourcen (Öl), kürzlich in Abuja auf einer Konferenz der Petroleum and Natural Gas Senior Staff Association of Nigeria. Es sei angesichts des Rückzugs ausländischer Ölunternehmen notwendig, die Produktion zu steigern und die alternden, korrodierten und ausgelaufenen Pipelines zu reparieren.

“Ein Teil unseres Problems besteht darin, dass die Pipelines, die traditionell unser Rohöl transportierten, in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut wurden und ihre Lebensdauer inzwischen überschritten ist“, sagte Lokpobiri weiter. “Wir haben festgestellt, dass selbst wenn wir produzieren können, der Abtransport ein großes Problem darstellt.” hlr

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Global African Hydrogen Summit: EU will Energiekooperationen mit Namibia vertiefen

Die EU will ihre Energiekooperationen mit Namibia vertiefen. Auf dem am Dienstag beginnenden Afrikanischen Wasserstoffgipfel (Global African Hydrogen Summit) in Namibias Hauptstadt Windhoek werde die Energie-Kommissarin der EU, Kadri Simson, mehrere Programme unterzeichnen, um den Übergang zu sauberer Energie und die Entwicklung von Wasserstoff in Namibia zu unterstützen. Diese werden von EU-Institutionen sowie den EU-Mitgliedern finanziert. Das teilte die EU am Montag mit. Simson wird demnach auch an einer Paneldiskussion über Afrikas Energiewende teilnehmen.

Bereits im Oktober 2023 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem damaligen namibischen Präsidenten Hage Geingob eine strategische Partnerschaft mit Namibia über nachhaltige Rohstofflieferketten und grünen Wasserstoff unterzeichnet. Die EU stellte damit rund eine Milliarde Euro für Investitionen in Wasserstoffprojekte in dem südafrikanischen Land zur Verfügung.

Zu dem erstmals stattfindenden Gipfel werden auch zahlreiche afrikanische Regierungsmitglieder, unter anderem aus Tansania, Ägypten und Nigeria erwartet. Die Bundesregierung schickt ebenfalls hochrangige Vertreter. Neben BMWK-Staatssekretär Michael Kellner nimmt auch BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth an den Beratungen teil. Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation, Rainer Baake, ist ebenfalls vor Ort. Der Gipfel soll auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern: So stellen in einem eigenen Länderpavillon deutsche Unternehmen aus der Branche ihre Innovationen vor. Weitere Pavillons haben die EU, Belgien, die Niederlande und Gastgeber Namibia. dre

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Libyen: Gouverneur der Zentralbank ist aus dem Land geflohen

Im Machtkampf zwischen den Bürgerkriegsparteien in Libyen ist der Gouverneur der Zentralbank, Sadiq al-Kabir, Ende vergangener Woche aus dem Land geflohen. Mit ihm hätten weitere hochrangige Bankangestellte das Land verlassen, um “unser Leben zu schützen”, wie Kabir der Financial Times in einem Telefongespräch sagte.

Zu Beginn der vergangenen Woche ließ Chalifa Haftar im Osten des Landes die Ölförderung einstellen. Bisher verwaltet die Zentralbank in Tripolis die Deviseneinnahmen aus den libyschen Ölexporten. Haftar strebt deshalb die Kontrolle über die Notenbank an.

1,2 Millionen Barrel täglich in Gefahr

Libyen hat im Juli täglich rund 1,18 Millionen Barrel zu je 159 Liter gefördert. Das entspricht in etwa einem Prozent der Weltproduktion. Durch die Einstellung der Förderung in Haftars Machtbereich reduzierte sich die libysche Förderung um rund 750.000 Barrel. Ein Ausfall Libyens für längere Zeit könnte somit den globalen Ölpreis in die Höhe treiben. Am Montag, 2. September notierte Rohöl der Nordseesorte Brent bei rund 73,70 Dollar je Barrel nach rund 76,20 Dollar am Freitag.

Seit Jahren ist Libyen geteilt. Auf der einen Seite steht die offizielle Regierung unter Präsident Fayiz al-Sarradsch, der Teile West-Libyens und die Hauptstadt Tripolis kontrolliert. Auf der anderen Seite steht der Machthaber Ost-Libyens, General Chalifa Haftar, der von Tobruk aus vor allem den Osten Libyens beherrscht. Den Südwesten um die Stadt Ghat kontrollieren die Tuareg, die mit Sarradsch verbündet sind. Die salafistische Miliz Ansar al-Scharia hält die Region um Bengasi, während die Terrororganisation Islamischer Staat, dem Ansar al-Scharia nahesteht, in der Stadt Surt (Sirte) ein Terrorregime installiert hat.

Allein die Regierung der Nationalen Übereinkunft unter Sarradsch ist international anerkannt. Ihn unterstützen neben den Vereinten Nationen die Türkei, Italien und Katar. Doch die Gegenregierung Haftars kontrolliert mittlerweile große Teile des Landes. Dabei hilft ihm angeblich auch die russische Söldnertruppe Wagner.

Tripolis-Regierung besetzt Zentralbank

Abdul Hamid Dbaiba, der Premierminister in Tripolis, hatte laut Financial Times auf die Absetzung Kabirs gedrängt. Die Spannungen zwischen den beiden Männern hätten zugenommen. Dabei habe Kabir dem Premierminister übermäßige Ausgaben vorgeworfen. Kabir wird laut Financial Times von Haftar unterstützt.

Der Konflikt erreichte einen Höhepunkt, als ein Komitee der Regierung von Tripolis Räume der Zentralbank besetzte. Bewaffnete Gruppen hätten daraufhin begonnen, Mitarbeiter der Zentralbank einzuschüchtern, damit diese die Bank weiter betreiben, sagte Kabir, der an einen unbekannten Ort geflohen ist. hlr

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Namibia: Extreme Dürre gefährdet Ernährung der Bevölkerung

Eine Dürre bedroht in Namibia die Ernährung von etwa 1,4 Millionen Menschen, rund der Hälfte der Bevölkerung. Das Land will deshalb jetzt mehr als 700 Wildtiere, darunter Elefanten, Zebras und Nilpferde töten und das Fleisch an hungernde Menschen verteilen. Namibia kämpft aktuell gegen eine Jahrhundertdürre, schon im Mai war deswegen der Notstand ausgerufen worden. Auch Simbabwe, Malawi und Sambia haben den Dürre-Notstand ausgerufen. Namibias Umweltministerium verkündete die Maßnahme in der vergangenen Woche, zuerst berichtete CNN darüber.

83 Elefanten, 30 Nilpferde, 60 Büffel, 50 Impalas, 100 Streifengnus sowie 300 Zebras sollen demnach in Gebieten mit nachhaltigen Wildbeständen durch professionelle Jäger getötet werden. Dadurch sollen die Auswirkungen der Dürre abgemildert werden, in dem auf der einen Seite Menschen mit Fleisch versorgt werden. Auf der anderen Seite soll der Druck auf Wasser- und Weideressourcen reduziert werden. kul

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Standpunkt

Westafrika im Fokus

Von Christoph Hoffmann
FDP-Entwicklungspolitiker Christoph Hoffmann will nicht erneut für den Bundestag kandidieren.
FDP-Entwicklungspolitiker Christoph Hoffmann.

Westafrika steht vor einer neuen Epoche. Eine besser ausgebildete Jugend fordert gute Regierungsführung ein, ethnische Machtgefüge und korrupte Regimes werden immer weniger akzeptiert. Die Bereitschaft, für weniger Armut gewisse autokratische Strukturen in Kauf zu nehmen, steigt.

Ein Beispiel dafür ist Benin: Die Regierung ist entwicklungsgetrieben, es wird viel gebaut und Infrastruktur rehabilitiert, Investoren werden akquiriert. Die Dezentralisierung mit finanzieller Verantwortung für Kommunen schreitet dank deutscher Entwicklungszusammenarbeit (EZ) voran. Politische Freiheiten werden angeblich kleiner.

Wenig Fortschritte in Togo

In Togo ist trotz massiver deutscher Entwicklungsgelder wenig Fortschritt zu beobachten: stattdessen ein Präsident, dessen Machtabsicherung über allem steht. Er veranlasste mit einer Verfassungsänderung eine bizarre Umstellung vom Präsidialsystem zur parlamentarischen Demokratie, genehmigt durch ein Parlament, das nicht mehr im Amt war (und ohne übliche Volksabstimmung). So könnte der Präsident weitere Amtszeiten als Regierungschef erleben. Das ging auch Abgeordneten der staatstragenden Partei ein wenig zu schnell.

Ghana ist stabil mit einem erfahrenen Präsidenten Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, der Ecowas als politisches Organ und Machtinstrument verteidigt. Er initiierte Vermittlungen zwischen Ecowas und den Putschisten in Mali, Burkina Faso und Niger. Senegals neuer Präsident und die Regierung in Togo wurden damit betraut. Der togolesische Außenminister Robert Dussey sieht allerdings wenig Sinn darin, da er pragmatisch im ständigen Gespräch mit den Militärregierungen der Nachbarstaaten ist. Die Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas macht für alle beteiligten Staaten Sinn, aber gemeinsame Verwaltung, Währung oder Militär wird es wohl in absehbarer Zeit nicht geben. Die Putschisten werden Ecowas nicht wieder beitreten. Sie sehen die bisherige Organisation eher als einen Präsidentenschutzclub, der über gefälschte Wahlen oder Verfassungsputsche hinwegsieht.

Mangelnde Infrastruktur trägt zu schlechter Sicherheitslage bei

Die besuchten westafrikanischen Staaten leiden an einem eklatanten Mangel an Verkehrsinfrastruktur. Die Nord-Süd-Achsen sind überlastet oder baufällig, neue Eisenbahn- und Autobahnbauten sind für den Marktzugang der Produkte aus nördlicheren Landesteilen oder den dahinterliegenden Sahelstaaten überfällig. Verkehrsinfrastruktur ist auch für die Sicherheit von hoher Bedeutung. Das angrenzende Burkina Faso versinkt zunehmend in Anarchie und der Schutz der Küstenstaaten vor Kriminellen und islamistischen Terrorgruppen ist nur mit schneller Verlegung von Sicherheitskräften auf Schnellstraßen möglich. Für den Bau von Straßen kann und sollte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mehr Beiträge leisten.

Auch der Energiebedarf ist in allen Staaten für die beginnende Industrialisierung groß. Stromimporte fossiler Brennstoffe aus Nigeria bleiben zurzeit vermehrt aus. Statt nur auf Wind und Sonne zu setzen, die für den Netzausbau auch teuer und kompliziert sind, müssten vermehrt die Wasserkraftpotentiale ausgeschöpft werden. Ein gutes Beispiel ist das Wasserkraftwerk Nangbéto, das seit 40 Jahren CO2-freien Strom in die Netze von Togo und Benin einspeist. Hier hat die deutsche EZ mit KfW-Krediten in den 80er-Jahren und heute wieder mit der vollständigen Rehabilitierung durch Voith, Siemens und weitere europäische Firmen einen mustergültigen Beitrag geleistet. Es werden über 51.493 Tonnen CO2 pro Jahr kostengünstig gespart, deutsche Betriebe sind beteiligt, lokale Arbeitsplätze werden geschaffen. Das ist EZ at its best!

Deutschland sollte mehr junge Afrikaner ausbilden

Die Demographie der bereisten Länder und der angrenzenden Sahelstaaten stellt das Bildungswesen vor unlösbare Aufgaben. Überschlägige Kalkulationen ergeben, dass jeder sechste Erwachsene Lehrer sein müsste, um die Jugend zu beschulen. Das BMZ täte gut daran, ein weiteres Programm “Lehrlinge für Deutschland” offensiv zu betreiben. Das wäre für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Ein Erfolg der EU wird sichtbar: die Piraterie an der westafrikanischen Küste ist nach regelmäßigen Patrouillen europäischer Marineeinheiten um 80 Prozent gesunken. Leider wird darüber bei uns zu wenig gesprochen.

Christoph Hoffmann ist promovierter Forstwirt und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Er ist außerdem Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika. Hoffmann hat angekündigt, bei der nächsten Bundestagswahl nicht erneut für ein Mandat zu kandidieren.

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Must-Reads

Financial Times: Der Westen misst bei Hilfszahlungen mit zweierlei Maß. Seit der russischen Invasion hat die Ukraine mehr Hilfe und Schuldenerlass erhalten als jedes afrikanische Land in den vergangenen Jahrzehnten. Im Globalen Süden ärgere man sich darüber, dass blutigere Konflikte in Äthiopien und im Sudan im Westen kaum Beachtung fänden, beklagt der Ökonom Adam Tooze. Die Unterstützung Europas und der USA für die Ukraine zeige, was mit Blick auf den Globalen Süden fehlt: das Gefühl eines gemeinsamen Schicksals und eines gemeinsamen Ziels. Selbst wenn die Hilfszahlungen ausreichten, um Afrika zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen, bestünde die sehnlichste Hoffnung eines Großteils der europäischen Bevölkerung darin, die Migration zu stoppen, resümiert Tooze resigniert. Im krassen Gegensatz zur Ukraine gebe es kein positives Bild einer gemeinsamen Zukunft mit einem wohlhabenden und selbstbewussten Afrika.

BBC: Russische Kämpfer von Burkina Faso nach Kursk verlegt. Russland zieht 100 seiner paramilitärischen Offiziere aus Burkina Faso ab, um sie im Krieg in der Ukraine einzusetzen. Sie zählen zu den rund 300 Soldaten der Bärenbrigade – einer privaten russischen Militärfirma -, die im Mai in das westafrikanische Land gekommen waren, um die dortige Militärjunta zu unterstützen. Auf ihrem Telegram-Kanal teilte die Gruppe mit, dass ihre Truppen nach Hause zurückkehrten, um Russlands Verteidigung gegen die jüngste Offensive der Ukraine in der Region Kursk zu unterstützen. Es wird befürchtet, dass der Rückzug islamistische Aufständische in Burkina Faso ermutigen könnte. Erst kürzlich töteten sie bei einem der schwersten Anschläge seit Jahren bis zu 300 Menschen.

AP: Äthiopien besorgt über somalisch-ägyptische Militärkooperation. Äthiopien ist besorgt über ein kürzlich geschlossenes Verteidigungsabkommen zwischen Ägypten und Somalia, zwei Ländern, mit denen Addis Abeba inmitten der Spannungen am Horn von Afrika in Streitigkeiten verwickelt ist. Kairo und Mogadischu haben das Sicherheitsabkommen Anfang des Monats unterzeichnet, dessen Einzelheiten allerdings nicht veröffentlicht. Mit Ägypten ist Äthiopien in einen Disput über den Bau des Grand Ethiopian Renaissance Dam am Blauen Nil verwickelt. Der Streit mit Somalia dreht sich um die Pläne Äthiopiens, einen Küstenstreifen von der abtrünnigen Region Somaliland zu pachten.

African Business: USA wollen Lobito-Korridor bis zum Indischen Ozean erweitern. Die USA haben Pläne vorgestellt, den Lobito-Korridor bis zur Küste Tansanias am Indischen Ozean zu erweitern. Der Korridor ist eine wichtige Transportroute für Kupfer, Kobalt und andere wichtige Mineralien aus der Region Copperbelt in der DR Kongo und Sambia an die angolanische Küste. Helaina Matza, stellvertretende Sonderkoordinatorin für die Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen (PGII) im US-Außenministerium, beschrieb erste Gespräche über die Einbeziehung Tansanias in den erweiterten Trans-Afrika-Korridor. Der Lobito-Korridor soll den USA und seinen Verbündeten einen besseren Zugang zu Schlüsselmineralien Afrikas verschaffen, indem er den Zeitaufwand und Kosten für den Transport zu den Häfen des südlichen Afrikas verringert.

Bloomberg: Dürre beschränkt Stromversorgung in Sambia auf drei Stunden täglich. Das Stromdefizit in Sambia verschlimmert sich seit März. Wartungsarbeiten im einzigen Kohlekraftwerk des Landes haben in den vergangenen Wochen die Knappheit noch verschärft. Möglicherweise muss die Regierung die Stromerzeugung am Kariba-Staudamm ganz einstellen, da der staatliche Stromversorger Zesco seine Wasserzuteilung rasch aufbraucht. Die durch El Niño verursachte Dürre hat bereits die Hälfte der sambischen Maisernte vernichtet und die Regierung veranlasst, ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2024 von 4,8 Prozent auf 2,3 Prozent zu senken. Die schlimmer als erwartete Stromknappheit könnte das Wachstum weiter beeinträchtigen und die Inflation in Afrikas zweitgrößtem Kupferproduzenten befeuern. Der Kupferbergbau macht etwa 70 Prozent der sambischen Exporteinnahmen aus.

Reuters: Nigeria beschuldigt Demonstranten des Verrats. In Nigeria wurden am Montag zehn Personen wegen Hochverrats und Anstiftung des Militärs zur Meuterei angeklagt. Sie waren im vergangenen Monat gemeinsam mit Tausenden anderen im ganzen Land auf die Straße gegangen, um gegen die hohen Lebenshaltungskosten zu demonstrieren. Die Proteste wurden von den Sicherheitskräften niedergeschlagen, wobei laut Amnesty International mindestens 13 Menschen getötet wurden. Die Sicherheitskräfte bestritten, tödliche Gewalt angewendet zu haben. Die zehn Männer wurden vor dem Obersten Bundesgericht in Abuja angeklagt und bekannten sich nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung drohe ihnen die Todesstrafe, sagte der Menschenrechtsanwalt Inibehe Effiong.

The East African: Südafrika beklagt, Simbabwer würden Gesundheitssystem überlasten. Zwischen südafrikanischen und simbabwischen Regierungsvertretern ist ein Streit ausgebrochen, nachdem Pretoria sich darüber beschwert hatte, dass das Gesundheitssystem durch das Nachbarland überlastet werde. Südafrikas Innenminister Aaron Motsoaledi sagte, die Krankenhäuser im Land würden von nicht zahlenden ausländischen Patienten, hauptsächlich aus dem Nachbarland Simbabwe, überschwemmt. Die südafrikanische Verfassung garantiert allen Menschen, die innerhalb der Landesgrenzen leben, einschließlich Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Die Ergebnisse der Volkszählung 2022, die im vergangenen Jahr in Südafrika veröffentlicht wurden, zeigen, dass 1,012 Millionen Simbabwer im Land leben, was 45 Prozent der Migrantenbevölkerung entspricht.

New York Times: DR Kongo fehlt es an Instrumenten zur Mpox-Bekämpfung. Forscher in der DR Kongo bemühen sich, eine neue Variante des Mpox-Virus zu verstehen, die durch sexuelle und andere intime Kontakte verbreitet wird und möglicherweise leichter übertragen werden kann. Der Ausbruch wurde auf die Bergbaustadt Kamituga zurückgeführt, wo Sexarbeiterinnen und Freier – viele von ihnen Wanderarbeiter aus Nachbarländern – zur Verbreitung des Virus beitrugen. Die Gesundheitsbehörden beklagen, ihnen fehlten selbst die grundlegendsten Mittel zur Eindämmung und Behandlung des Virus. Die DR Kongo ist nur begrenzt in der Lage, Mpox-Fälle zu diagnostizieren, insbesondere da sich die Übertragung und das Erscheinungsbild der Krankheit verändern. Dies erschwert die Suche nach Kontaktpersonen und die Feststellung des wahren Ausmaßes und der Verbreitung.

The Guardian: Wie Äthiopien sich in den VW Käfer verliebte. Noch heute sind VW Käfer in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein alltäglicher Anblick, wo sie durch die gepflasterten Wohnstraßen fahren oder im Berufsverkehr abgestellt werden. Ihre anhaltende Beliebtheit ist eine Eigenart des verzerrten äthiopischen Automarktes, wo Einfuhrzölle von bis zu 200 Prozent bedeuten, dass gebrauchte Fahrzeuge sehr teuer sind. Die langlebigen Fahrzeuge sind für die einen Arbeitstiere, für die anderen ein Teil der Familie. Enthusiasten restaurieren sie in neuem Glanz und gründen Clubs, um gemeinsam durch die Stadt zu fahren. Mit ihren robusten Rahmen sind die Autos für ihre Langlebigkeit bekannt, und sie sind leicht zu warten. Ersatzteile sind leicht zu beschaffen, und die meisten Probleme kann man selbst oder mit einem Mechaniker am Telefon beheben.

Heads

Martha Karua – Stimme der Gen Z in Kenia

Martha Karua
Ein aufsteigender Star in der kenianischen Politik: Martha Karua.

Der Tweet hat es in sich: Martha Karua ruft in Erinnerung, “dass die Verfassung Kenias von 2010 ein lebendiges Dokument ist, an das sich ALLE Menschen halten müssen”. Respekt vor dem menschlichen Leben und der Menschenwürde seien keine bloße Wahlmöglichkeit, schrieb die unerschrockene Anwältin und Vorsitzende der Oppositionspartei National Rainbow Coalition – Kenya (Narc Kenya) weiter. Die Politiker würden wegen ihrer fortgesetzten Verstöße individuell zur Rechenschaft gezogen, drohte sie.

Diese Attacke war auch gegen Kenias Präsidenten William Ruto gerichtet, gegen den die Jugend – die Gen Z – seit Monaten auf die Straßen geht. Die Demonstranten fordern eine Politik, die sich in den Dienst der Bevölkerung stellt. Sie werfen den Politikern vor, Ämter nur anzustreben, um sich selbst zu bereichern. “Du kannst nicht Leute in Ämter berufen, die nicht integer sind”, steht ganz oben auf der Homepage von Martha Karuas Website iammarthakarua.com.

Prominente Stimme im Land

Karua ist eine prominente Stimme im Land. Obwohl sie nicht mehr als Abgeordnete im Parlament sitzt, stellt sie eine Alternative zum bisherigen Dreigestirn William Ruto, Raila Odinga und Uhuru Kenyatta dar, das in den vergangenen Jahren Kenias Politik bestimmt hat. Auf der Konferenz Limuru Three in diesem Frühjahr hatte die Vorsitzende der Narc-Kenya-Partei einen viel beachteten Auftritt.

Limuru Three ist eine freiheitliche, marktwirtschaftlich orientierte Konferenz, die es seit der Unabhängigkeit gibt und die nach der Stadt Limuru benannt ist. Dort findet regelmäßig ein ritualgeladenes Treffen der Kikuyu statt, an dem in diesem Jahr besonders viele Politiker teilgenommen haben. Die Jugend, die rund um den Mount Kenya lebt, stellte sich dabei demonstrativ hinter Martha Karua und forderte eine fairere Verteilung der öffentlichen Mittel unter dem Slogan: “One Vote, One Man, One Shilling”.

“Die Kenianer müssen sich (auf rechtlichem Weg) gegen die Tyrannei erheben”, kommentierte ein Teilnehmer nach dem Treffen einen Zeitungsbericht. Ruto sei Moi 2.0 – damit ist gemeint: ein selbstherrlicher, autokratischer Herrscher. “Er wird zuerst die Kikuyu erledigen, dann den Rest”, schrieb der Teilnehmer, der sich Msemakweli nennt, und griff auch Raila Odinga an, der im Präsidentschaftswahlkampf gegen Ruto angetreten war. “Raila ist mit Ruto im Bett, also hat der führende Anwalt seinen Kampf für die Rechte der Kenianer aufgegeben.”

Für höchste Staatsämter gehandelt

Angesichts der Proteste wird die 67 Jahre alte Karua nun sogar für höchste Staatsämter gehandelt. Denn es ist völlig unklar, wie lange sich Ruto halten kann, wenn er weiterhin an Autorität und Glaubwürdigkeit einbüßt. Eine Kabinettsumbildung sollte zeigen, dass er auf die Gen Z zugeht. Durchschlagenden Erfolg hatte er damit nicht.

Schon lange ist Martha Karua eine feste Stimme für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in Kenia. Geboren wurde sie 1957 im Distrikt Kirinyaga in der Provinz Central. 1980 schloss sie ein Jura-Studium an der Universität Nairobi ab und wurde anschließend Richterin in Makadara, Nakuru und Kibera, um sich dann als Rechtsanwältin selbstständig zu machen. Sie machte sich einen Namen als unerschrockene Anwältin, die Menschenrechtsaktivisten vertrat, aber auch den Oppositionspolitiker Koigi Wamwere im Landesverratsprozess gegen ihn oder den mittlerweile verstorbenen Politiker Mirugi Kariuki.

Einsatz für faires Familienrecht

Vor allem machte sie sich im Familienrecht für eine Besserstellung der Frauen stark, die in Kenia meist mittellos mit den Kindern zurückbleiben, wenn der Mann die Familie verlässt. Verlassene Frauen bekommen in Kenia in der Regel weder für sich noch für die Kinder Unterhalt.

Schon in den 1990er-Jahren kämpfte Karua für die Wiederherstellung einer Mehrparteiendemokratie in Kenia. 1992 zog sie als Abgeordnete für den Wahlkreis Gichugu im County Kirinyaga ins Parlament ein. Zum langjährigen, selbstherrlich regierenden Präsidenten Daniel arap Moi ging sie in Opposition, auch wenn sie Gefahr lief, auf dessen schwarze Liste zu kommen. Auch zu Uhuru Kenyatta hielt sie stets Distanz. Christian v. Hiller

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Nachtisch

Sturm Tansania
Über Tansania zieht wieder ein schwerer Sturm auf, so wie auf dieser Aufnahme vom Mai 2022.

Im Südwesten des Kontinents beklagen die Menschen eine Dürre und einen Wassermangel, der unzählige Notschlachtungen erfordert. Im Osten des Kontinents plagen die Menschen andere Sorgen. Auf die Küste Tansanias kommt ein schwerer Sturm zu. Der Wetterdienst des Landes warnt die Bevölkerung, dass heftige Winde die Schifffahrt wie auch die Fischerei und andere Aktivitäten am Meer stark beeinträchtigen können.

Die Sturmböen könnten auch den Tanganjika-See erreichen, der 1200 Kilometer von der Küste entfernt liegt. Die Region um den See im Großen Graben hat bereits in diesem Frühjahr unter Überflutungen gelitten. Damals wurden allein in Burundi mehr als 100.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Die Überflutungen wurden mit dem El-Niño-Phänomen erklärt, das alle paar Jahre auftritt und nicht durch menschengemachte Eingriffe in das Klima verursacht wird. Forschern zufolge hat der Klimawandel jedoch einen verstärkenden Einfluss auf El Niño. hlr

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  • Umwelt

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es wird ein ereignisreicher Herbst für Politiker, Geschäftsleute und Manager, die sich für Afrika interessieren. Zahlreiche Konferenzen, Gipfel und Foren werden in Afrika, Deutschland und weltweit ausgerichtet. Wir geben Ihnen eine Übersicht darüber, welche Veranstaltungen Sie nicht verpassen sollten. Einen Anspruch auf Vollständigkeit können wir angesichts des zunehmenden Interesses an Afrika allerdings leider nicht erheben.

    Ansonsten haben wir wieder interessante Analysen, Berichte und News für Sie. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

    Ihr
    Christian von Hiller
    Bild von Christian  von Hiller

    Analyse

    DR Kongo: Das sind die Ziele der Privatsöldner im Osten

    Die UN-Mission Monusco leistet im Kampf gegen die Miliz Mouvement du 23 mars (M23) nur logistische Hilfe. Daher hat Kinshasa Truppen der Staatengemeinschaft im südlichen Afrika SADC und aus Burundi verpflichtet. Sie hat zudem Zivilisten und Milizen bewaffnet, die sich aus Ethnien rekrutieren, die mit den Tutsi verfeindet sind. Die M23 besteht mehrheitlich aus Tutsi-Kämpfern. Sie fordern mehr Posten in Militär und Politik.

    Vor zwei Jahren hat Kinshasa zudem zwei private Sicherheitsunternehmen engagiert: Agemira mit Sitz in Sofia (Bulgarien) und “Romanii care au activat in legiunea franceza” (RALF) mit Sitz in Medias (Rumänien). Dieses Engagement wird diskret behandelt. Table.Briefings konnte jedoch mit einem hochrangigen Agemira-Vertreter in Goma sprechen. Der pensionierte Fallschirmspringer der französischen Armee nennt nur einen Vornamen, Jacques.

    Ehemalige französische Soldaten

    Nach seinen Angaben ist Agemira mit 22 Personen in Goma präsent. Fast alle seien ehemalige Soldaten der französischen Armee. Sie warten die Drohnen und Flugzeuge des kongolesischen Militärs, bilden die Armee strategisch aus und beschaffen Drohnen auf dem Weltmarkt. “Wir kämpfen aber nicht an der Front”, berichtet Jacques.

    Anders verhält es sich mit den 600 Soldaten von RALF. Das Unternehmen ist ein Zusammenschluss von Soldaten, die in der französischen Fremdenlegion gedient haben. Sie sollen Goma und Sake verteidigen, ein strategisch wichtiger Ort nahe Goma. Die weißen Soldaten sind auf den Straßen von Goma täglich sichtbar, wenn sie in Fahrzeugen der kongolesischen Armee an die Front fahren.

    M23 besetzt weite Teile der Provinz Nord Kivu

    Seit fast drei Jahren besetzt die Miliz Mouvement du 23 Mars (M23) weite Teile der Provinz Nord Kivu im Ostkongo. Dazu zählt seit April auch die Minenstadt Rubaya, ein wichtiges Abbaugebiet von Koltan. Die Demokratische Republik Kongo liefert insgesamt rund 40 Prozent des weltweiten Bedarfs für die Elektronikindustrie.

    In den Krieg um die rohstoffreiche Provinz sind zahlreiche militärische Akteure verwickelt. Die M23 wird vom Nachbarland Ruanda mit etwa 4.000 Soldaten und Waffen unterstützt. Uganda erleichtert einerseits der M23 die Logistik. Andererseits bekämpft Uganda mit der kongolesischen Armee eine andere Miliz, die Allied Democratic Forces, die Uganda bedroht und teilweise Verbindungen zum islamischen Staat unterhält.

    Söldner im Kampf getötet

    Zwischen Agemira und RALF bestehen enge Kontakte. Nach Jacques’ Aussage sind einige RALF-Kämpfer im Krieg gegen die M23 getötet worden. Vor kurzem drohten die RALF-Soldaten abzureisen, weil Kinshasa das Unternehmen nicht rechtzeitig bezahlte.

    Das Monatsgehalt beläuft sich laut Agemira-Angaben bei beiden Unternehmen auf etwa 5.000 Dollar. Die Verträge mit der Regierung in Kinshasa müssen alle sechs Monate erneuert werden. Einheimische Offiziere aus der DR Kongo erhalten je nach Dienstgrad 150 bis 1.000 Dollar monatlich. Viele Soldaten werden gar nicht bezahlt. Während das kongolesische Militär oft mit altersschwachen Fahrzeugen und Waffen unterwegs ist, besitzen die fremden Soldaten moderne Ausrüstung.

    Feuerpause wird gebrochen

    Die Kluft zwischen den Einheimischen und den Ausländern könne “eine gewisse Eifersucht hervorrufen”, räumt Agemira-Stratege Jacques ein. Ein Mangel an Motivation, an Ausrüstung und an Ausbildung trage dazu bei, dass die Armee bisher die M23 nicht schlagen konnte, sagt er. Den Hauptgrund für den bisherigen Misserfolg sieht er aber in der Unterstützung Ruandas für die M23. Seit August herrscht eine Feuerpause, die allerdings ständig gebrochen wird. Kongo und Ruanda verhandeln derzeit unter der Vermittlung von Angola.

    Die Präsenz von Agemira und RALF im Kongo bringt die Monusco in eine heikle Lage. Wenn sie die Unternehmen als Söldner betrachtet, darf sie aufgrund einer UN-Konvention von 1989 nicht kooperieren. “Wir sind keine Söldner”, behauptet Jacques. Agemira sei nicht in Kämpfe involviert. “Wir sind präsent, wenn die kongolesische Armee mit der Monusco die militärische Lage bespricht”, sagt er. Unklar ist allerdings der Status von RALF.

    Eine Monusco-Sprecherin erklärte, es gebe keinerlei Kooperation mit privaten Sicherheitsunternehmen. Dagegen sagte Jean-Pierre Lacroix, der für Blauhelm-Missionen zuständige Untergeneralsekretär der UN, in einem Telefonat im Mai: “Wenn die Unternehmen die Menschenrechte respektieren und dazu beitragen, dass die heimische Armee ausgebildet wird, kann das nützlich sein.”

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    China-Afrika-Gipfel: Die vertane Chance der afrikanischen Regierungen

    Noch vor Eröffnung des 9. Focac (Forum on China-Africa Cooperation), der vom 4. bis 6. September in Peking stattfindet, hat der China-Afrika-Gipfel de facto schon begonnen. Chinesische Staatsmedien fluten das Internet mit Bildern vom pompösen Empfang zur Ankunft afrikanischer Staats- und Regierungschefs. Alle sollen sie da sein – bis auf das kleine Königreich Eswatini, das wegen seiner Haltung zu Taiwan mit China über Kreuz liegt.

    China inszeniert sich als freundlicher, aufgeschlossener Gastgeber, der sich Zeit nimmt. Da sind nicht nur die roten Teppiche, sondern viele Vorab-Treffen mit Staatschef Xi im Rahmen vorgeschalteter Staatsbesuche, etwa mit Félix Tshisekedi (DR Kongo), mit Diomaye Faye (Senegal) oder mit Cyril Ramaphosa (Südafrika). Xi soll auch am 5. September die Keynote halten.

    Das größte Entwicklungsland

    “The biggest developing country” – so bezeichnet sich China gern, wenn es um die Zusammenarbeit mit Afrika geht. Die Gemeinsamkeit ist – rhetorisch – schnell gefunden: Afrika sei schließlich der Kontinent mit den meisten “developing countries”, heißt es in offiziellen Dokumenten von chinesischer Seite.

    China zählt sich selbst zum Globalen Süden und setzt sich immer wieder vom Globalen Norden ab. Das Narrativ vom Entwicklungsland ermöglicht es China, bei den Brics+ eine wichtige Rolle zu spielen, so dass diese zunehmend ein Gegenspieler zu den USA, Europa, Japan und Australien werden.

    Was China hilft, ist das sorgfältig ausgebaute Mediennetzwerk auf dem Kontinent – während westliche Medien Afrika in Relation zur Tragweite der Entwicklungen und Ereignisse kaum abdecken und Flaggschiffe wie die BBC hunderte Stellen abbauen. Neben chinesischen Medien, die sich fest in Afrika etabliert haben – wie CGTN oder die Nachrichtenagentur Xinhua – gibt es noch eine diskretere und langfristig stabilere Form der Zusammenarbeit.

    Kooperation mit staatsnahen Medien

    Zum einen bildet China afrikanische Journalisten aus. Zum anderen macht sich China das in vielen Ländern Afrikas verbreitete Medienverständnis zunutze: In der Regel gibt es eine staatliche oder staatsnahe Nachrichtenagentur, eine regierungsnahe Zeitung und das Staatsfernsehen. Immer wieder gibt es Kooperationen, deren Umfang und Zweck nicht transparent gemacht werden. Wie selbstverständlich arbeiten seit Jahrzehnten die senegalesische Nachrichtenagentur APS und Xinhua zusammen.

    Von China lernen auch andere Mittelmächte: Nicht nur ist das Format der Afrika-Gipfel überall kopiert worden (US-Africa Summit, Japan-Afrika-Gipfel, Russland-Afrika-Gipfel), sondern auch die Pressenähe. Im Senegal stellte etwa der iranische Botschafter im August in Aussicht, die Zusammenarbeit mit der regierungsnahen Tageszeitung Le Soleil voranzutreiben. Die Ausbildung von Journalisten sei vorgesehen, und – völlig ernstgemeint – das Angebot, ein paar schöne Autos für den Fuhrpark der Presse bereitzustellen.

    Auffällige Bauten

    Wichtig für China in Afrika ist die Sichtbarkeit in den Medien. Wer in eine x-beliebige afrikanische Großstadt fährt, dem kann meistens jeder irgendetwas aufzählen, das China gebaut oder finanziert hat – gerne auffällige, prestigeprächtige Bauten: den neuen Sitz der Ecowas in Abuja, das Afrika-Museum in Dakar, eine der großen Brücken in Niamey, die als “pont des Chinois” bekannt ist.

    Afrika dagegen hat von China nicht so viel übernommen, wie es scheint. Nachdem der vorherige Focac in Dakar 2021 wie üblich einen Drei-Jahres-Ausblick gegeben hat, veröffentlichte China seine mittelfristigen Pläne in der China Africa Cooperation Vision 2035, die an die China Vision 2035 anschließt. Als Prioritäten nennt das acht Seiten kurze Dokument unter anderem die Förderung grüner Energien und Industrien. Erwartet wird, dass dieses Thema auch dieses Mal weit oben bei China-Afrika-Deals steht.

    Was fehlt, ist die afrikanische Perspektive auf Chinas Pläne. Keine Regierung und auch nicht die AU haben mit einem Statement reagiert. Diese passive Haltung gegenüber Chinas Verlautbarungen setzt sich rund um diesen Focac fort. Statt vorab Ziele, Wünsche und Erwartungen zu formulieren, halten sich afrikanische Regierungen zurück. Das ist eine verschenkte Chance für Afrika, die Beziehungen mit China zu gestalten. So bleiben kosmetische Maßnahmen, wie etwa der Co-Vorsitz für den Focac, den dieses Mal die DR Kongo innehat.

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    Das sind die wichtigsten Afrika-Konferenzen im Herbst

    Während sich in Deutschland der Sommer langsam dem Ende zuneigt, nimmt die internationale Konferenzsaison Fahrt auf. Neben dem wichtigen Forum on China-Africa Cooperation (Focac), das vom 4. bis 6. September in Peking stattfindet, gibt es bis Ende des Jahres noch zahlreiche Afrika-Konferenzen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Wir haben Ihnen eine Übersicht zusammengestellt:

    • Deep Learning Indaba (1. bis 7. September)

    Bereits seit dem Wochenende findet in Dakar, Senegal, die Deep Learning Indaba statt. Die Konferenz dreht sich um die Themen künstliche Intelligenz und Deep Learning. Dabei soll vor allem die Förderung der KI-Forschung auf dem afrikanischen Kontinent im Mittelpunkt stehen. Gastgeber der seit 2017 ausgetragenen Konferenz ist diesmal die Universität Amadou Mahtar M’Bow.

    • Afrika-Ländersprechtag der IHK in Mainz (3. September)

    Die IHK für Rheinhessen lädt zu einem Ländersprechtag Südliches Afrika ein und bietet persönliche Gespräche mit diversen Experten der AHK Südliches Afrika an.

    • Fintech-Gipfel in Nairobi (4. bis 6. September)

    Der Africa Fintech Summit findet dieses Jahr in Nairobi statt. Den Veranstaltern zufolge ist dies die größte panafrikanische Initiative, die seit dem Jahr 2017 Afrikas führende Fintech-Entscheider, Regulierungsbehörden, Investoren und Innovatoren zusammenbringt.

    • Afrika-Tag der IHK Siegen (5. September)

    Bei ihrem Afrika-Tag legt die IHK Siegen den Schwerpunkt auf die Länder Südafrika, Malawi, Senegal, Ghana, Kenia, Kamerun und Mauritius. Teilnehmen werden die Botschafter dieser Länder sowie Entwicklungspolitiker Volkmar Klein (MdB, CDU).

    • Europe-Nigeria Agri-Investment and Trade Forum (11. bis 13. September)

    In Brüssel findet das Europe-Nigeria-Investment and Trade Forum statt, an dem auch zahlreiche Agrarunternehmer aus Nigeria teilnehmen sowie Vertreter von Investoren oder Entwicklungsfinanzierern wie der EBRD oder der Afrexim Bank. Schwerpunkt dieses Forums ist es, Geschäftsbeziehungen anzubahnen.

    • GTAI-Webinar zu Global Gateway (12. September)

    Die bundeseigene Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest (GTAI) bietet von 14 bis 15 Uhr in einem Webinar einen Überblick über die Projekte der 300 Milliarden Euro schweren EU-Initiative Global Gateway: Welche Länder, Sektoren und Firmen sind dabei? Welche Erfolgsfaktoren und Hürden gibt es für deutsche Unternehmen? Und wohin können sich interessierte Firmen wenden? Im Anschluss kommen deutsche Unternehmen zu Wort, die bereits eigene Global-Gateway-Projekte umsetzen: Enertrag, das am namibischen Hyphen-Wasserstoffprojekt beteiligt ist, sowie MCA Deutschland, das an der Elektrifizierung ländlicher Gebiete in Angola mitwirkt. Moderiert wird die Diskussion von Sandra Zwick von der DIHK.

    • Round Table Südafrika der IHK Frankfurt am Main (13. September)

    Unter dem Titel Sourcing am Kap lädt die IHK Frankfurt von 11 bis 13 Uhr zu einer Gesprächsrunde über Geschäftsmöglichkeiten in Südafrika ein. Jenny Marie Tala, Direktorin Südliches Afrika bei GTAI, berichtet über den Beschaffungsmarkt Südafrika. Ferner werden drei Fallbeispiele, wie deutsche Unternehmen Südafrika für Sourcing nutzen: im Falle von RFID-Lesegeräten, frischen Kräutern und Textilstoffen.

    • African Development Bank Gipfel zu Infrastruktur (18.-19. September)

    Der nächste Infrastruktur-Gipfel der African Development Bank finden in Abidjan, Elfenbeinküste, statt. Der Gipfel widmet sich unter dem Motto “Africa on the Move” nachhaltigen Lösungsansätzen für Verkehr und Logistik.

    • Vierter Wirtschaftsgipfel Afrika Baden-Württemberg (2. Oktober)

    Das Landesministerium für Wirtschaft Baden-Württemberg lädt am 2. Oktober zum 4. Wirtschaftsgipfel Afrika Baden-Württemberg in das IHK-Haus in Stuttgart. Im Fokus stehen dabei Themen wie Mittelstand, Agrarwirtschaft sowie die Innovationsthemen Digitalisierung, grüner Wasserstoff und KI.

    • Hamburg Sustainability Conference (7. bis 8. Oktober)

    Die Hamburg Sustainability Conference (HSC) findet zum ersten Mal statt. Auf der Konferenz sollen Lösungsvorschläge dazu erarbeitet werden, wie die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN schneller erreicht werden können. Die HSC wird gemeinschaftlich vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Stadt Hamburg, der Michael Otto Stiftung sowie des United Nations Development Programmes ausgerichtet.

    • AFSIC – Investing in Africa (7. bis 9. Oktober)

    In London findet diese Investmentkonferenz statt, die Investoren und Projektentwickler zusammenbringen soll. Investoren verschiedenster Art aus der ganzen Welt werden sich präsentieren: Private-Equity-Fonds, Investoren in Darlehen und Kredite, Entwicklungsfinanzierer, Investmentbanken und weitere.

    • G-PAD 2024 (9. Oktober)

    Das Forum Global Partnership for African Development (G-PAD) findet in diesem Jahr in Stuttgart zeitgleich mit der Wasserstoff-Messe hy-fcell statt. Das G-PAD wird in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg, dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft sowie der Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) veranstaltet.

    • Dii Desert Energy Leadership Summit (15. bis 16. Oktober)

    Der 14. Gipfel der Desertec Industrial Initiative (Dii) findet dieses Mal in Wien statt. Industrievertreter von ACWA Power, Thyssenkrupp, State Grid Corporation of China, Verbund AG und Enowa treten auf. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie sich erneuerbare Energien in Afrika und dem Nahen Osten entwickeln lassen.

    • Africa Summit der Financial Times (29. bis 30. Oktober)

    Der Africa Summit bringt wieder zahlreiche Regierungsvertreter nach London: beispielsweise William Ruto (Kenia), Joseph Nyuma Boakai (Liberia) oder aus den USA Helaina Matza, amtierende Sonderkoordinatorin für die Partnerschaft für globale Infrastrukturinvestitionen im US-Außenministerium. Auch führende Unternehmensvertreter reisen nach Großbritannien: Aliko Dangote (Dangote Group), Francis Dufay (Jumia) oder Angela Kyerema-Jimoh (Microsoft) und Vertreter der Finanzwirtschaft wie Yvonne Ike (Bank of America), Donald Kaberuka (Southbridge) oder Thomas Lambert (Lazard). Auch Mo Ibrahim, Gründer und Vorsitzender der Mo Ibrahim Foundation, hat sich angekündigt.

    • German African Business Summit in Nairobi (2. bis 4. Dezember)

    Im jährlichen Wechsel zwischen Afrika und Deutschland findet der German African Business Summit dieses Mal in Nairobi statt. Die Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri) sowie die ihr angeschlossenen Organisationen wie DIHK, BDI und Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft haben diese Konferenz zur zentralen Veranstaltung der deutschen Wirtschaft in Richtung Afrika gemacht. Dieses Jahr werden Schwerpunkte auf Finanzierung, Agritech, Energie und Rohstoffe gesetzt.

    dre/hlr/ajs/lcw

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    News

    Indonesien will 3,5 Milliarden Dollar in Afrika investieren

    Indonesien will mit afrikanischen Staaten Handels- und Investitionsabkommen im Wert von 3,5 Miliarden Dollar abschließen, wie Vizeaußenminister Pahala Mansury vergangene Woche in einem Interview mitteilte. Die Abkommen sollen auf dem Indonesien-Afrika-Forum bekanntgegeben werden. Das Forum findet noch bis zum heutigen Dienstag in Bali statt. Es ist die zweite Auflage des Gipfels. Beim ersten Treffen im Jahr 2018 wurden Geschäfte im Wert von rund 568 Millionen Dollar vereinbart.

    Insbesondere Kenia, Nigeria, Südafrika und Ägypten haben eine schnell wachsende Bevölkerung, die vielversprechende Exportmärkte für die größte Volkswirtschaft Südostasiens sein könnten, so Mansury. Die Absichtserklärungen, die auf der Veranstaltung unterzeichnet werden sollen, umfassen unter anderem ein Geothermieprojekt in Tansania und eine Kooperation mit Ghana im Gesundheitswesen. Kongo und Senegal könnten auch Flugzeuge von Indonesien kaufen und warten, teilte das Außenministerium am Sonntag mit. Die staatliche Ölgesellschaft erklärte, sie prüfe die Möglichkeit, gemeinsam mit der Guma Group ein Kraftwerk in Südafrika zu bauen, das mit Gas aus Mosambik versorgt werden soll.

    Afrikanische Mineralien für indonesische Batterien

    Das rohstoffreiche Afrika soll auch eine Schlüsselrolle bei Indonesiens Bestrebungen spielen, seine riesigen Nickelreserven zu nutzen, um ein Produktionszentrum für Batterien zu werden. Der indonesische Präsident Joko Widodo erklärte am Montag, dass die Regierung eine Partnerschaft zum Lithiumabbau mit Simbabwe abschließen wird.

    Mehrere andere asiatische Länder versuchen aus ähnlichen Gründen, Beziehungen zu Afrika auf- und auszubauen. So veranstaltet China in dieser Woche in Peking das 9. Forum on China-Africa Cooperation (Focac), den traditionsreichsten und wichtigsten Afrika-Gipfel. Im Juli dieses Jahres fand in Seoul der erste Korea-Afrika-Gipfel statt. Und vergangene Woche empfing Japan Außenminister vom afrikanischen Kontinent zur Vorbereitung der 9. Tokyo International Conference on African Development (Ticad), die für August 2025 in Yokohama geplant ist. Die Ticad wurde 1993 als erstes Forum dieser Art ins Leben gerufen. Auf der Konferenz wiederholte Japan seine Aufforderung aus den Vorjahren, Afrika nicht auszubeuten und sich für eine Vertretung Afrikas auf internationaler Ebene einzusetzen, auch im UN-Sicherheitsrat, wo der Kontinent keinen ständigen Sitz hat. ajs

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    Nigeria: Nächste Etappe im Aufbau der Dangote-Raffinerie

    Mit einiger Verzögerung hat die erste nigerianische Ölraffinerie Dangote nun die Verarbeitung von Benzin aufgenommen. Dies teilte das Unternehmen am Montag mit. Die jüngste Verzögerung erklärte Dangote mit der aktuellen Knappheit von Rohöl im Land.

    Die Raffinerie ist für Nigeria ein Leuchtturmprojekt. Denn obwohl das Land zu den größten Ölerzeugerländern der Welt zählt, besaß Nigeria bisher keine Raffinerie und musste weiterverarbeitete Ölprodukte importieren. Mit einer Produktion von 1,57 Millionen Barrel (à 159 Liter) täglich ist Nigeria größter Ölproduzent in Afrika. Im Jahr 2023 stand Nigeria laut US Energy Information Administration (EIA) an 14. Stelle der weltweit größten Erzeugerländer.

    Seit Januar in Betrieb

    Der Milliardär Aliko Dangote wurde mit Zement, Zucker, Mehl und Teigwaren zum zweitreichsten Mann Afrikas – erst kürzlich soll ihm laut Bloomberg der südafrikanische Milliardär Johann Rupert den Rang abgelaufen haben. Dangote baute die 20 Milliarden Dollar teure Raffinerie am Stadtrand von Lagos. Sie begann im Januar den Betrieb und produziert seitdem Naphtha und Treibstoff für Flugzeuge. Die neue Raffinerie hat eine Kapazität von 650.000 Barrel täglich.

    Ungewiss ist, wann das in der Raffinerie erzeugte Benzin in den Handel kommt. Exklusivabnehmer werde der staatliche Ölkonzern NNPC sein, der ein Monopol auf die Einfuhr von Benzin hält. Allerdings hat NNPC Schwierigkeiten, den lokalen Markt mit Benzin zu versorgen, zumal der finanzielle Spielraum durch Schulden von sechs Milliarden Dollar bei Ölhändlern eingeschränkt ist. Seitdem Nigerias Präsident Tinubu im vergangenen Jahr die Subventionen für Benzin abgeschafft und den Wechselkurs der Naira freigegeben hat, ist der Benzinpreis in Nigeria um rund 45 Prozent gestiegen.

    Geldknappheit ist nicht das einzige Problem

    “Die Nachricht, dass Dangote Benzin verarbeitet, könnte angesichts der Aussage von NNPC, dass es aufgrund finanzieller Belastungen Schwierigkeiten hat, die Importversorgung sicherzustellen, zu keinem kritischeren Zeitpunkt kommen”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Clementine Wallop, Direktorin für Subsahara-Afrika bei der politischen Risikoberatung Horizon Engage.

    Sollte NNPC eine Lösung für die Bezahlung gefunden haben, dürfte der Transport die nächste Hürde sein. NNPC verfügt derzeit laut der Bundesregierung nicht über das nötige Geld, um veraltete Pipelines zu reparieren, sagte Heineken Lokpobiri, Staatsminister für Erdölressourcen (Öl), kürzlich in Abuja auf einer Konferenz der Petroleum and Natural Gas Senior Staff Association of Nigeria. Es sei angesichts des Rückzugs ausländischer Ölunternehmen notwendig, die Produktion zu steigern und die alternden, korrodierten und ausgelaufenen Pipelines zu reparieren.

    “Ein Teil unseres Problems besteht darin, dass die Pipelines, die traditionell unser Rohöl transportierten, in den 1960er- und 1970er-Jahren gebaut wurden und ihre Lebensdauer inzwischen überschritten ist“, sagte Lokpobiri weiter. “Wir haben festgestellt, dass selbst wenn wir produzieren können, der Abtransport ein großes Problem darstellt.” hlr

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    Global African Hydrogen Summit: EU will Energiekooperationen mit Namibia vertiefen

    Die EU will ihre Energiekooperationen mit Namibia vertiefen. Auf dem am Dienstag beginnenden Afrikanischen Wasserstoffgipfel (Global African Hydrogen Summit) in Namibias Hauptstadt Windhoek werde die Energie-Kommissarin der EU, Kadri Simson, mehrere Programme unterzeichnen, um den Übergang zu sauberer Energie und die Entwicklung von Wasserstoff in Namibia zu unterstützen. Diese werden von EU-Institutionen sowie den EU-Mitgliedern finanziert. Das teilte die EU am Montag mit. Simson wird demnach auch an einer Paneldiskussion über Afrikas Energiewende teilnehmen.

    Bereits im Oktober 2023 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem damaligen namibischen Präsidenten Hage Geingob eine strategische Partnerschaft mit Namibia über nachhaltige Rohstofflieferketten und grünen Wasserstoff unterzeichnet. Die EU stellte damit rund eine Milliarde Euro für Investitionen in Wasserstoffprojekte in dem südafrikanischen Land zur Verfügung.

    Zu dem erstmals stattfindenden Gipfel werden auch zahlreiche afrikanische Regierungsmitglieder, unter anderem aus Tansania, Ägypten und Nigeria erwartet. Die Bundesregierung schickt ebenfalls hochrangige Vertreter. Neben BMWK-Staatssekretär Michael Kellner nimmt auch BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth an den Beratungen teil. Der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation, Rainer Baake, ist ebenfalls vor Ort. Der Gipfel soll auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördern: So stellen in einem eigenen Länderpavillon deutsche Unternehmen aus der Branche ihre Innovationen vor. Weitere Pavillons haben die EU, Belgien, die Niederlande und Gastgeber Namibia. dre

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    Libyen: Gouverneur der Zentralbank ist aus dem Land geflohen

    Im Machtkampf zwischen den Bürgerkriegsparteien in Libyen ist der Gouverneur der Zentralbank, Sadiq al-Kabir, Ende vergangener Woche aus dem Land geflohen. Mit ihm hätten weitere hochrangige Bankangestellte das Land verlassen, um “unser Leben zu schützen”, wie Kabir der Financial Times in einem Telefongespräch sagte.

    Zu Beginn der vergangenen Woche ließ Chalifa Haftar im Osten des Landes die Ölförderung einstellen. Bisher verwaltet die Zentralbank in Tripolis die Deviseneinnahmen aus den libyschen Ölexporten. Haftar strebt deshalb die Kontrolle über die Notenbank an.

    1,2 Millionen Barrel täglich in Gefahr

    Libyen hat im Juli täglich rund 1,18 Millionen Barrel zu je 159 Liter gefördert. Das entspricht in etwa einem Prozent der Weltproduktion. Durch die Einstellung der Förderung in Haftars Machtbereich reduzierte sich die libysche Förderung um rund 750.000 Barrel. Ein Ausfall Libyens für längere Zeit könnte somit den globalen Ölpreis in die Höhe treiben. Am Montag, 2. September notierte Rohöl der Nordseesorte Brent bei rund 73,70 Dollar je Barrel nach rund 76,20 Dollar am Freitag.

    Seit Jahren ist Libyen geteilt. Auf der einen Seite steht die offizielle Regierung unter Präsident Fayiz al-Sarradsch, der Teile West-Libyens und die Hauptstadt Tripolis kontrolliert. Auf der anderen Seite steht der Machthaber Ost-Libyens, General Chalifa Haftar, der von Tobruk aus vor allem den Osten Libyens beherrscht. Den Südwesten um die Stadt Ghat kontrollieren die Tuareg, die mit Sarradsch verbündet sind. Die salafistische Miliz Ansar al-Scharia hält die Region um Bengasi, während die Terrororganisation Islamischer Staat, dem Ansar al-Scharia nahesteht, in der Stadt Surt (Sirte) ein Terrorregime installiert hat.

    Allein die Regierung der Nationalen Übereinkunft unter Sarradsch ist international anerkannt. Ihn unterstützen neben den Vereinten Nationen die Türkei, Italien und Katar. Doch die Gegenregierung Haftars kontrolliert mittlerweile große Teile des Landes. Dabei hilft ihm angeblich auch die russische Söldnertruppe Wagner.

    Tripolis-Regierung besetzt Zentralbank

    Abdul Hamid Dbaiba, der Premierminister in Tripolis, hatte laut Financial Times auf die Absetzung Kabirs gedrängt. Die Spannungen zwischen den beiden Männern hätten zugenommen. Dabei habe Kabir dem Premierminister übermäßige Ausgaben vorgeworfen. Kabir wird laut Financial Times von Haftar unterstützt.

    Der Konflikt erreichte einen Höhepunkt, als ein Komitee der Regierung von Tripolis Räume der Zentralbank besetzte. Bewaffnete Gruppen hätten daraufhin begonnen, Mitarbeiter der Zentralbank einzuschüchtern, damit diese die Bank weiter betreiben, sagte Kabir, der an einen unbekannten Ort geflohen ist. hlr

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    Namibia: Extreme Dürre gefährdet Ernährung der Bevölkerung

    Eine Dürre bedroht in Namibia die Ernährung von etwa 1,4 Millionen Menschen, rund der Hälfte der Bevölkerung. Das Land will deshalb jetzt mehr als 700 Wildtiere, darunter Elefanten, Zebras und Nilpferde töten und das Fleisch an hungernde Menschen verteilen. Namibia kämpft aktuell gegen eine Jahrhundertdürre, schon im Mai war deswegen der Notstand ausgerufen worden. Auch Simbabwe, Malawi und Sambia haben den Dürre-Notstand ausgerufen. Namibias Umweltministerium verkündete die Maßnahme in der vergangenen Woche, zuerst berichtete CNN darüber.

    83 Elefanten, 30 Nilpferde, 60 Büffel, 50 Impalas, 100 Streifengnus sowie 300 Zebras sollen demnach in Gebieten mit nachhaltigen Wildbeständen durch professionelle Jäger getötet werden. Dadurch sollen die Auswirkungen der Dürre abgemildert werden, in dem auf der einen Seite Menschen mit Fleisch versorgt werden. Auf der anderen Seite soll der Druck auf Wasser- und Weideressourcen reduziert werden. kul

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    Standpunkt

    Westafrika im Fokus

    Von Christoph Hoffmann
    FDP-Entwicklungspolitiker Christoph Hoffmann will nicht erneut für den Bundestag kandidieren.
    FDP-Entwicklungspolitiker Christoph Hoffmann.

    Westafrika steht vor einer neuen Epoche. Eine besser ausgebildete Jugend fordert gute Regierungsführung ein, ethnische Machtgefüge und korrupte Regimes werden immer weniger akzeptiert. Die Bereitschaft, für weniger Armut gewisse autokratische Strukturen in Kauf zu nehmen, steigt.

    Ein Beispiel dafür ist Benin: Die Regierung ist entwicklungsgetrieben, es wird viel gebaut und Infrastruktur rehabilitiert, Investoren werden akquiriert. Die Dezentralisierung mit finanzieller Verantwortung für Kommunen schreitet dank deutscher Entwicklungszusammenarbeit (EZ) voran. Politische Freiheiten werden angeblich kleiner.

    Wenig Fortschritte in Togo

    In Togo ist trotz massiver deutscher Entwicklungsgelder wenig Fortschritt zu beobachten: stattdessen ein Präsident, dessen Machtabsicherung über allem steht. Er veranlasste mit einer Verfassungsänderung eine bizarre Umstellung vom Präsidialsystem zur parlamentarischen Demokratie, genehmigt durch ein Parlament, das nicht mehr im Amt war (und ohne übliche Volksabstimmung). So könnte der Präsident weitere Amtszeiten als Regierungschef erleben. Das ging auch Abgeordneten der staatstragenden Partei ein wenig zu schnell.

    Ghana ist stabil mit einem erfahrenen Präsidenten Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, der Ecowas als politisches Organ und Machtinstrument verteidigt. Er initiierte Vermittlungen zwischen Ecowas und den Putschisten in Mali, Burkina Faso und Niger. Senegals neuer Präsident und die Regierung in Togo wurden damit betraut. Der togolesische Außenminister Robert Dussey sieht allerdings wenig Sinn darin, da er pragmatisch im ständigen Gespräch mit den Militärregierungen der Nachbarstaaten ist. Die Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas macht für alle beteiligten Staaten Sinn, aber gemeinsame Verwaltung, Währung oder Militär wird es wohl in absehbarer Zeit nicht geben. Die Putschisten werden Ecowas nicht wieder beitreten. Sie sehen die bisherige Organisation eher als einen Präsidentenschutzclub, der über gefälschte Wahlen oder Verfassungsputsche hinwegsieht.

    Mangelnde Infrastruktur trägt zu schlechter Sicherheitslage bei

    Die besuchten westafrikanischen Staaten leiden an einem eklatanten Mangel an Verkehrsinfrastruktur. Die Nord-Süd-Achsen sind überlastet oder baufällig, neue Eisenbahn- und Autobahnbauten sind für den Marktzugang der Produkte aus nördlicheren Landesteilen oder den dahinterliegenden Sahelstaaten überfällig. Verkehrsinfrastruktur ist auch für die Sicherheit von hoher Bedeutung. Das angrenzende Burkina Faso versinkt zunehmend in Anarchie und der Schutz der Küstenstaaten vor Kriminellen und islamistischen Terrorgruppen ist nur mit schneller Verlegung von Sicherheitskräften auf Schnellstraßen möglich. Für den Bau von Straßen kann und sollte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mehr Beiträge leisten.

    Auch der Energiebedarf ist in allen Staaten für die beginnende Industrialisierung groß. Stromimporte fossiler Brennstoffe aus Nigeria bleiben zurzeit vermehrt aus. Statt nur auf Wind und Sonne zu setzen, die für den Netzausbau auch teuer und kompliziert sind, müssten vermehrt die Wasserkraftpotentiale ausgeschöpft werden. Ein gutes Beispiel ist das Wasserkraftwerk Nangbéto, das seit 40 Jahren CO2-freien Strom in die Netze von Togo und Benin einspeist. Hier hat die deutsche EZ mit KfW-Krediten in den 80er-Jahren und heute wieder mit der vollständigen Rehabilitierung durch Voith, Siemens und weitere europäische Firmen einen mustergültigen Beitrag geleistet. Es werden über 51.493 Tonnen CO2 pro Jahr kostengünstig gespart, deutsche Betriebe sind beteiligt, lokale Arbeitsplätze werden geschaffen. Das ist EZ at its best!

    Deutschland sollte mehr junge Afrikaner ausbilden

    Die Demographie der bereisten Länder und der angrenzenden Sahelstaaten stellt das Bildungswesen vor unlösbare Aufgaben. Überschlägige Kalkulationen ergeben, dass jeder sechste Erwachsene Lehrer sein müsste, um die Jugend zu beschulen. Das BMZ täte gut daran, ein weiteres Programm “Lehrlinge für Deutschland” offensiv zu betreiben. Das wäre für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Ein Erfolg der EU wird sichtbar: die Piraterie an der westafrikanischen Küste ist nach regelmäßigen Patrouillen europäischer Marineeinheiten um 80 Prozent gesunken. Leider wird darüber bei uns zu wenig gesprochen.

    Christoph Hoffmann ist promovierter Forstwirt und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Er ist außerdem Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika. Hoffmann hat angekündigt, bei der nächsten Bundestagswahl nicht erneut für ein Mandat zu kandidieren.

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    Must-Reads

    Financial Times: Der Westen misst bei Hilfszahlungen mit zweierlei Maß. Seit der russischen Invasion hat die Ukraine mehr Hilfe und Schuldenerlass erhalten als jedes afrikanische Land in den vergangenen Jahrzehnten. Im Globalen Süden ärgere man sich darüber, dass blutigere Konflikte in Äthiopien und im Sudan im Westen kaum Beachtung fänden, beklagt der Ökonom Adam Tooze. Die Unterstützung Europas und der USA für die Ukraine zeige, was mit Blick auf den Globalen Süden fehlt: das Gefühl eines gemeinsamen Schicksals und eines gemeinsamen Ziels. Selbst wenn die Hilfszahlungen ausreichten, um Afrika zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen, bestünde die sehnlichste Hoffnung eines Großteils der europäischen Bevölkerung darin, die Migration zu stoppen, resümiert Tooze resigniert. Im krassen Gegensatz zur Ukraine gebe es kein positives Bild einer gemeinsamen Zukunft mit einem wohlhabenden und selbstbewussten Afrika.

    BBC: Russische Kämpfer von Burkina Faso nach Kursk verlegt. Russland zieht 100 seiner paramilitärischen Offiziere aus Burkina Faso ab, um sie im Krieg in der Ukraine einzusetzen. Sie zählen zu den rund 300 Soldaten der Bärenbrigade – einer privaten russischen Militärfirma -, die im Mai in das westafrikanische Land gekommen waren, um die dortige Militärjunta zu unterstützen. Auf ihrem Telegram-Kanal teilte die Gruppe mit, dass ihre Truppen nach Hause zurückkehrten, um Russlands Verteidigung gegen die jüngste Offensive der Ukraine in der Region Kursk zu unterstützen. Es wird befürchtet, dass der Rückzug islamistische Aufständische in Burkina Faso ermutigen könnte. Erst kürzlich töteten sie bei einem der schwersten Anschläge seit Jahren bis zu 300 Menschen.

    AP: Äthiopien besorgt über somalisch-ägyptische Militärkooperation. Äthiopien ist besorgt über ein kürzlich geschlossenes Verteidigungsabkommen zwischen Ägypten und Somalia, zwei Ländern, mit denen Addis Abeba inmitten der Spannungen am Horn von Afrika in Streitigkeiten verwickelt ist. Kairo und Mogadischu haben das Sicherheitsabkommen Anfang des Monats unterzeichnet, dessen Einzelheiten allerdings nicht veröffentlicht. Mit Ägypten ist Äthiopien in einen Disput über den Bau des Grand Ethiopian Renaissance Dam am Blauen Nil verwickelt. Der Streit mit Somalia dreht sich um die Pläne Äthiopiens, einen Küstenstreifen von der abtrünnigen Region Somaliland zu pachten.

    African Business: USA wollen Lobito-Korridor bis zum Indischen Ozean erweitern. Die USA haben Pläne vorgestellt, den Lobito-Korridor bis zur Küste Tansanias am Indischen Ozean zu erweitern. Der Korridor ist eine wichtige Transportroute für Kupfer, Kobalt und andere wichtige Mineralien aus der Region Copperbelt in der DR Kongo und Sambia an die angolanische Küste. Helaina Matza, stellvertretende Sonderkoordinatorin für die Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen (PGII) im US-Außenministerium, beschrieb erste Gespräche über die Einbeziehung Tansanias in den erweiterten Trans-Afrika-Korridor. Der Lobito-Korridor soll den USA und seinen Verbündeten einen besseren Zugang zu Schlüsselmineralien Afrikas verschaffen, indem er den Zeitaufwand und Kosten für den Transport zu den Häfen des südlichen Afrikas verringert.

    Bloomberg: Dürre beschränkt Stromversorgung in Sambia auf drei Stunden täglich. Das Stromdefizit in Sambia verschlimmert sich seit März. Wartungsarbeiten im einzigen Kohlekraftwerk des Landes haben in den vergangenen Wochen die Knappheit noch verschärft. Möglicherweise muss die Regierung die Stromerzeugung am Kariba-Staudamm ganz einstellen, da der staatliche Stromversorger Zesco seine Wasserzuteilung rasch aufbraucht. Die durch El Niño verursachte Dürre hat bereits die Hälfte der sambischen Maisernte vernichtet und die Regierung veranlasst, ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2024 von 4,8 Prozent auf 2,3 Prozent zu senken. Die schlimmer als erwartete Stromknappheit könnte das Wachstum weiter beeinträchtigen und die Inflation in Afrikas zweitgrößtem Kupferproduzenten befeuern. Der Kupferbergbau macht etwa 70 Prozent der sambischen Exporteinnahmen aus.

    Reuters: Nigeria beschuldigt Demonstranten des Verrats. In Nigeria wurden am Montag zehn Personen wegen Hochverrats und Anstiftung des Militärs zur Meuterei angeklagt. Sie waren im vergangenen Monat gemeinsam mit Tausenden anderen im ganzen Land auf die Straße gegangen, um gegen die hohen Lebenshaltungskosten zu demonstrieren. Die Proteste wurden von den Sicherheitskräften niedergeschlagen, wobei laut Amnesty International mindestens 13 Menschen getötet wurden. Die Sicherheitskräfte bestritten, tödliche Gewalt angewendet zu haben. Die zehn Männer wurden vor dem Obersten Bundesgericht in Abuja angeklagt und bekannten sich nicht schuldig. Im Falle einer Verurteilung drohe ihnen die Todesstrafe, sagte der Menschenrechtsanwalt Inibehe Effiong.

    The East African: Südafrika beklagt, Simbabwer würden Gesundheitssystem überlasten. Zwischen südafrikanischen und simbabwischen Regierungsvertretern ist ein Streit ausgebrochen, nachdem Pretoria sich darüber beschwert hatte, dass das Gesundheitssystem durch das Nachbarland überlastet werde. Südafrikas Innenminister Aaron Motsoaledi sagte, die Krankenhäuser im Land würden von nicht zahlenden ausländischen Patienten, hauptsächlich aus dem Nachbarland Simbabwe, überschwemmt. Die südafrikanische Verfassung garantiert allen Menschen, die innerhalb der Landesgrenzen leben, einschließlich Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Die Ergebnisse der Volkszählung 2022, die im vergangenen Jahr in Südafrika veröffentlicht wurden, zeigen, dass 1,012 Millionen Simbabwer im Land leben, was 45 Prozent der Migrantenbevölkerung entspricht.

    New York Times: DR Kongo fehlt es an Instrumenten zur Mpox-Bekämpfung. Forscher in der DR Kongo bemühen sich, eine neue Variante des Mpox-Virus zu verstehen, die durch sexuelle und andere intime Kontakte verbreitet wird und möglicherweise leichter übertragen werden kann. Der Ausbruch wurde auf die Bergbaustadt Kamituga zurückgeführt, wo Sexarbeiterinnen und Freier – viele von ihnen Wanderarbeiter aus Nachbarländern – zur Verbreitung des Virus beitrugen. Die Gesundheitsbehörden beklagen, ihnen fehlten selbst die grundlegendsten Mittel zur Eindämmung und Behandlung des Virus. Die DR Kongo ist nur begrenzt in der Lage, Mpox-Fälle zu diagnostizieren, insbesondere da sich die Übertragung und das Erscheinungsbild der Krankheit verändern. Dies erschwert die Suche nach Kontaktpersonen und die Feststellung des wahren Ausmaßes und der Verbreitung.

    The Guardian: Wie Äthiopien sich in den VW Käfer verliebte. Noch heute sind VW Käfer in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein alltäglicher Anblick, wo sie durch die gepflasterten Wohnstraßen fahren oder im Berufsverkehr abgestellt werden. Ihre anhaltende Beliebtheit ist eine Eigenart des verzerrten äthiopischen Automarktes, wo Einfuhrzölle von bis zu 200 Prozent bedeuten, dass gebrauchte Fahrzeuge sehr teuer sind. Die langlebigen Fahrzeuge sind für die einen Arbeitstiere, für die anderen ein Teil der Familie. Enthusiasten restaurieren sie in neuem Glanz und gründen Clubs, um gemeinsam durch die Stadt zu fahren. Mit ihren robusten Rahmen sind die Autos für ihre Langlebigkeit bekannt, und sie sind leicht zu warten. Ersatzteile sind leicht zu beschaffen, und die meisten Probleme kann man selbst oder mit einem Mechaniker am Telefon beheben.

    Heads

    Martha Karua – Stimme der Gen Z in Kenia

    Martha Karua
    Ein aufsteigender Star in der kenianischen Politik: Martha Karua.

    Der Tweet hat es in sich: Martha Karua ruft in Erinnerung, “dass die Verfassung Kenias von 2010 ein lebendiges Dokument ist, an das sich ALLE Menschen halten müssen”. Respekt vor dem menschlichen Leben und der Menschenwürde seien keine bloße Wahlmöglichkeit, schrieb die unerschrockene Anwältin und Vorsitzende der Oppositionspartei National Rainbow Coalition – Kenya (Narc Kenya) weiter. Die Politiker würden wegen ihrer fortgesetzten Verstöße individuell zur Rechenschaft gezogen, drohte sie.

    Diese Attacke war auch gegen Kenias Präsidenten William Ruto gerichtet, gegen den die Jugend – die Gen Z – seit Monaten auf die Straßen geht. Die Demonstranten fordern eine Politik, die sich in den Dienst der Bevölkerung stellt. Sie werfen den Politikern vor, Ämter nur anzustreben, um sich selbst zu bereichern. “Du kannst nicht Leute in Ämter berufen, die nicht integer sind”, steht ganz oben auf der Homepage von Martha Karuas Website iammarthakarua.com.

    Prominente Stimme im Land

    Karua ist eine prominente Stimme im Land. Obwohl sie nicht mehr als Abgeordnete im Parlament sitzt, stellt sie eine Alternative zum bisherigen Dreigestirn William Ruto, Raila Odinga und Uhuru Kenyatta dar, das in den vergangenen Jahren Kenias Politik bestimmt hat. Auf der Konferenz Limuru Three in diesem Frühjahr hatte die Vorsitzende der Narc-Kenya-Partei einen viel beachteten Auftritt.

    Limuru Three ist eine freiheitliche, marktwirtschaftlich orientierte Konferenz, die es seit der Unabhängigkeit gibt und die nach der Stadt Limuru benannt ist. Dort findet regelmäßig ein ritualgeladenes Treffen der Kikuyu statt, an dem in diesem Jahr besonders viele Politiker teilgenommen haben. Die Jugend, die rund um den Mount Kenya lebt, stellte sich dabei demonstrativ hinter Martha Karua und forderte eine fairere Verteilung der öffentlichen Mittel unter dem Slogan: “One Vote, One Man, One Shilling”.

    “Die Kenianer müssen sich (auf rechtlichem Weg) gegen die Tyrannei erheben”, kommentierte ein Teilnehmer nach dem Treffen einen Zeitungsbericht. Ruto sei Moi 2.0 – damit ist gemeint: ein selbstherrlicher, autokratischer Herrscher. “Er wird zuerst die Kikuyu erledigen, dann den Rest”, schrieb der Teilnehmer, der sich Msemakweli nennt, und griff auch Raila Odinga an, der im Präsidentschaftswahlkampf gegen Ruto angetreten war. “Raila ist mit Ruto im Bett, also hat der führende Anwalt seinen Kampf für die Rechte der Kenianer aufgegeben.”

    Für höchste Staatsämter gehandelt

    Angesichts der Proteste wird die 67 Jahre alte Karua nun sogar für höchste Staatsämter gehandelt. Denn es ist völlig unklar, wie lange sich Ruto halten kann, wenn er weiterhin an Autorität und Glaubwürdigkeit einbüßt. Eine Kabinettsumbildung sollte zeigen, dass er auf die Gen Z zugeht. Durchschlagenden Erfolg hatte er damit nicht.

    Schon lange ist Martha Karua eine feste Stimme für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in Kenia. Geboren wurde sie 1957 im Distrikt Kirinyaga in der Provinz Central. 1980 schloss sie ein Jura-Studium an der Universität Nairobi ab und wurde anschließend Richterin in Makadara, Nakuru und Kibera, um sich dann als Rechtsanwältin selbstständig zu machen. Sie machte sich einen Namen als unerschrockene Anwältin, die Menschenrechtsaktivisten vertrat, aber auch den Oppositionspolitiker Koigi Wamwere im Landesverratsprozess gegen ihn oder den mittlerweile verstorbenen Politiker Mirugi Kariuki.

    Einsatz für faires Familienrecht

    Vor allem machte sie sich im Familienrecht für eine Besserstellung der Frauen stark, die in Kenia meist mittellos mit den Kindern zurückbleiben, wenn der Mann die Familie verlässt. Verlassene Frauen bekommen in Kenia in der Regel weder für sich noch für die Kinder Unterhalt.

    Schon in den 1990er-Jahren kämpfte Karua für die Wiederherstellung einer Mehrparteiendemokratie in Kenia. 1992 zog sie als Abgeordnete für den Wahlkreis Gichugu im County Kirinyaga ins Parlament ein. Zum langjährigen, selbstherrlich regierenden Präsidenten Daniel arap Moi ging sie in Opposition, auch wenn sie Gefahr lief, auf dessen schwarze Liste zu kommen. Auch zu Uhuru Kenyatta hielt sie stets Distanz. Christian v. Hiller

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    Nachtisch

    Sturm Tansania
    Über Tansania zieht wieder ein schwerer Sturm auf, so wie auf dieser Aufnahme vom Mai 2022.

    Im Südwesten des Kontinents beklagen die Menschen eine Dürre und einen Wassermangel, der unzählige Notschlachtungen erfordert. Im Osten des Kontinents plagen die Menschen andere Sorgen. Auf die Küste Tansanias kommt ein schwerer Sturm zu. Der Wetterdienst des Landes warnt die Bevölkerung, dass heftige Winde die Schifffahrt wie auch die Fischerei und andere Aktivitäten am Meer stark beeinträchtigen können.

    Die Sturmböen könnten auch den Tanganjika-See erreichen, der 1200 Kilometer von der Küste entfernt liegt. Die Region um den See im Großen Graben hat bereits in diesem Frühjahr unter Überflutungen gelitten. Damals wurden allein in Burundi mehr als 100.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Die Überflutungen wurden mit dem El-Niño-Phänomen erklärt, das alle paar Jahre auftritt und nicht durch menschengemachte Eingriffe in das Klima verursacht wird. Forschern zufolge hat der Klimawandel jedoch einen verstärkenden Einfluss auf El Niño. hlr

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    Africa.Table Redaktion

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