Table.Briefing: Africa

Angst vor Landtagswahlen + Unilever zieht sich zurück + Mehr Kredite aus China für Afrika

Liebe Leserin, lieber Leser,

eine Recherche von Correctiv brachte Anfang des Jahres ans Licht, wie konkret die rassistischen Absichten der AfD tatsächlich sind und wie weit die Pläne für eine systematische Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland reichen. Nun könnte ausgerechnet diese Partei in drei Bundesländern in die Regierungsverantwortung kommen. Wie afrodiasporische und Schwarze Menschen auf die Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg schauen, hat unser Hauptstadtkorrespondent David Renke zusammengetragen. Welche konkreten Sorgen Schwarze Deutsche und Angehörige der Diaspora bezüglich der möglichen Stärkung der AfD haben, erfahren Sie in seiner Analyse.

Dazu haben wir weitere News, die Afrika aktuell bewegen, unter anderem zu Mpox, einem ersten Erfolg der neuen senegalesischen Regierung und Chinas finanziellem Engagement auf dem Kontinent.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit vielen Aha-Momenten bei unseren Analysen, Nachrichten und Lesetipps.

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Lucia Weiß
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Analyse

Ostdeutschland: So blickt die Diaspora auf die Wahlen

Die Aussicht auf einen massiven Rechtsruck in den ostdeutschen Bundesländern bereitet Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland große Sorgen. “Für mich sind die ostdeutschen Bundesländer eine No-go-Area. Ich würde auch keinem unserer internationalen Gäste empfehlen, alleine nach Sachsen zu fahren”, so Karen Taylor, Leiterin der politischen Kommunikation des Vereins Each one teach one (EOTO), der sich gegen Schwarze betreffenden Rassismus einsetzt, im Gespräch mit Table.Briefings. Der Berliner Verein versteht sich als deutschlandweite Anlaufstelle für afrikanische, afrodiasporische und Schwarze Menschen.

Gerade in den ostdeutschen Bundesländern höre sie immer wieder, dass Schwarze Menschen unmittelbar nach Hassreden von AfD-Politikern belästigt oder bedroht würden, sagt Taylor. Diese Entwicklung ist jedoch nicht neu: “Wir spüren, wie sich die Atmosphäre geändert hat und wie die Menschen in Thüringen auf Ereignisse reagieren, die gar nicht in Thüringen passieren”, sagt auch Yanda Bango von der Initiative Decolonize Erfurt. Angesichts der Zahlen zeige sich, dass rechte und rechtsextreme Ansichten nicht nur unter älteren Menschen verbreitet seien. “Das bedeutet, wir haben uns als Gesellschaft nicht ausreichend mit Rassismus auseinandergesetzt“, so Bango.

Umfragen sehen AfD vorne

Am Sonntag wird in Thüringen und Sachsen gewählt. Drei Wochen später folgen die Wahlen in Brandenburg. Laut Umfragen könnte die AfD in allen drei Bundesländern die stärkste politische Kraft werden – in Sachsen und Thüringen liegen die Prognosen bei jeweils rund 30 Prozent. Es ist das erste Mal, dass die AfD stärkste Kraft in einem Landestag oder gleich mehreren Landtagen werden könnte. Die Wahlen bedeuten zweifellos eine Zäsur in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Denn insbesondere in Thüringen dürfte sich die Regierungsbildung als schwierig erweisen. Die Union hat zwar eine Koalition mit der AfD in allen Bundesländern ausgeschlossen. In Thüringen wäre die CDU jedoch in diesem Fall auf die Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) angewiesen, das Umfragen zufolge bei rund 18 Prozent liegt.

Unbehagen in Schwarzer Community

Bango erzählt, dass sie zwar persönlich noch nicht direkt von rassistischer Gewalt betroffen gewesen sei. Allgemein herrsche aber ein spürbares Unbehagen in der Schwarzen Community: “Wir fühlen uns hier nicht mehr willkommen, daher ist es immer wieder auch Gesprächsthema, ob man als Schwarze Person überhaupt noch in Thüringen bleiben sollte.”

Allerdings sei Rassismus kein Problem des Ostens, gibt Taylor von EOTO zu bedenken: “Die Wahrscheinlichkeit, in Ostdeutschland Ziel rassistischer Angriffe zu werden, ist höher, Westdeutschland hat aber ein ähnliches Problem. Brandanschläge auf Asylbewohnerheime in den Neunzigern gab es auch in Westdeutschland. Auch der NSU hat in Westdeutschland gemordet.”

Wenig Erkenntnisse über Schwarze Lebensrealitäten in Deutschland

EOTO hat 2020 mit dem Afrozensus eine der umfassendsten Erhebungen über die Lebenswirklichkeit von People of Color in Deutschland vorgelegt. Darin werden die sehr unterschiedlichen Formen der Diskriminierung beschrieben, die Schwarze Menschen in Deutschland erfahren. Eigentlich sollte der Zensus im Rahmen einer Langzeituntersuchung fortgeführt werden. Die Finanzierung von staatlicher Seite fehle allerdings, beklagt Taylor: “Obwohl Menschen afrikanischer Herkunft von der Bundesregierung als eine von vier Gruppen anerkannt werden, die besonders von Rassismus betroffen sind, fehlt es an Sensibilität und einem Verständnis dafür, wie Schwarze Menschen in Deutschland vor Übergriffen geschützt werden können.”

Sollte die AfD tatsächlich in Regierungsverantwortung in einem oder mehreren Bundesländern in Ostdeutschland kommen, sehen das Vereine und Interessensvertretungen der afrikanischen Diaspora als Gefahr für ohnehin unterfinanzierte Strukturen. “Die große Befürchtung ist, dass viele Leistungen, die staatlich finanziert werden, künftig nicht mehr angeboten werden können, wie zum Beispiel Antidiskriminierungsberatung. Auf diese Weise sinkt die Wehrhaftigkeit der Communitys“, sagt Taylor.

Antirassistische Bildung gefordert

Dabei sei der einzige Weg, um den Rechtsruck und die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden, in den Dialog zu kommen und ein Verständnis für einander zu schaffen, sagt Bango von Decolonize Erfurt. “Wenn wir eine bessere Gesellschaft wollen, müssen wir aufhören zu ignorieren, dass es rassistische Ungleichheit gibt.” Ein Ansatz wäre ihrer Meinung nach, verpflichtende Antirassismus-Lerninhalte in das Bildungssystem einzubauen. So würden auch die vereinfachende Erklärmuster der AfD nicht so schnell bei den Wählern verfangen.

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Unilever mit Kurswechsel: Unternehmen will sich aus Simbabwe zurückziehen

Nach mehr als 80 Jahren will der britische Konsumgüterkonzern Unilever seine Produktion aus Simbabwe abziehen. Das geht aus einer internen Ankündigung hervor, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Demnach ist die Entscheidung Teil eines umfassenden Plans, die Unternehmensaktivitäten in ganz Afrika auf bestimmte Märkte zu reduzieren. Unilever will den simbabwischen Markt nun über ein Netz von Vertriebsgesellschaften und nicht mehr über Unilever-eigene Betriebe bedienen. Diese Änderungen sollen bereits bis Ende 2024 umgesetzt werden.

Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass dieser Schritt effizienter ist, das Geschäftswachstum fördert, Arbeitsplätze in den Bereichen Verkauf, Logistik und Merchandising schafft und die Verbraucher in Simbabwe weiterhin mit beliebten Unilever-Marken versorgt. Noch vor sechs Jahren hatte sich das Unternehmen für zusätzliche Investments in Simbabwe entschieden. 2018 eröffnete Unilever eine neue, 500.000 Dollar teure Verpackungsanlage in Harare. Bei der Eröffnung sagte der Bruno Witvoet, Afrika-Vizepräsident bei Unilever: “Wir sind schon seit 75 Jahren in Simbabwe und glauben an die Zukunft des Landes. Unsere Zuversicht ist sehr groß.”

Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

Es scheint, dass sich der Standpunkt seither drastisch geändert hat. Und der Druck für das Unternehmen kostengünstig zu produzieren, zuletzt massiv gestiegen ist. Bereits im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Unilever verstärkt auf lokale afrikanische Zulieferer setzen wollte. Mit dem Schritt wollte sich das Unternehmen von den immer wiederkehrenden Unterbrechungen in den Lieferketten, allgemein steigende Kosten und unberechenbare Währungsschwankungen unabhängig machen. Nun folgt also der vollständige Exit.

Trotz aller Beteuerungen wird die Schließung erhebliche Auswirkungen auf die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes haben. Es wird erwartet, dass Tausende, die in der Produktion des Unternehmens tätig waren, ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Die Schließung könnte sich zudem auf die Kaufentscheidungen der Verbraucher auswirken, da Unilever-Marken in vielen simbabwischen Haushalten einen wichtigen Platz einnehmen.

Schlechtere Bedingungen seit Hyperinflation

Doch schon weit vor 2023 zeichnete sich das deutlich schlechtere Geschäftsklima für Unilever in Simbabwe ab. Das Unternehmen hatte bereits in den 2000er Jahren die Produktion vor Ort zurückgefahren, als die Hyperinflation um sich griff. Trotz der Bemühungen, die Produktion im Laufe der Jahre zu steigern, wurde das Niveau von vor 2000 nie wieder erreicht.

Der simbabwische Markt hat sich im Laufe der Jahre langsam in eine informelle Wirtschaft verwandelt, und die Instabilität der Wechselkurse hat die meisten Unternehmen aus dem Land vertrieben, da die Gewinne weiterhin durch das unbeständige Umfeld beeinträchtigt werden.

Auch andere Länder betroffen

Der Vertreiber von Unilever-Produkten, DGA, meldete im vergangenen Jahr einen Verlust, der auf die Krise der formellen Einzelhändler zurückzuführen ist, die von den Käufern verlassen wurden, weil sie gezwungen sind, den offiziellen verzerrten Wechselkurs zu verwenden, was sie teurer macht. DGA erklärte, man werde sich mehr auf die Belieferung informeller Händler konzentrieren und die Supermärkte, die in der Vergangenheit wichtige Kunden von Unilever waren, umgehen.

Unilever hat die Produktion in Afrika zurückgefahren und schließt sich damit anderen multinationalen Unternehmen an, die den Kontinent verlassen. Im Jahr 2023 stellte Unilever die Produktion von Haushalts- und Hautreinigungsprodukten in Nigeria ein, um “die Rentabilität zu erhalten”. Unilever hat die Herstellung von Waschpulver, Geschirrspülmittel und Seife in Nigeria eingestellt und importiert die Produkte nun stattdessen. Im Frühjahr hatte es Berichte gegeben über mögliche Schließungen mehrerer Produktionsstätten in Marokko.

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China vergibt wieder mehr Kredite an Afrika

Jahrelang haben chinesische Kreditgeber ihr Engagement in China zurückgefahren. Nun haben sie erstmals seit acht Jahren wieder ihre Zusagen erhöht. Dies geht aus einem Update des Global Development Policy Center der Boston University hervor. Das Zentrum hat die Zahl auf Basis seiner Datenbank Chinese Loans to Africa (CLA) vor dem China-Afrika-Gipfel (Focac), der am 4. September in Peking beginnen soll, veröffentlicht. Das Zentrum schätzt, dass chinesische Kreditgeber in den Jahren 2000 bis 2023 insgesamt 1.306 Kredite im Volumen von 182,28 Milliarden Dollar an afrikanische Schuldner vergeben haben. Diese flossen an 49 der offiziell 54 afrikanischen Staaten und an sieben regionale Kreditnehmer.

Im vergangenen Jahr haben chinesische Kreditgeber 13 Neuzusagen über ein Volumen von 4,61 Milliarden Dollar an acht Länder und zwei regionale Finanzinstitute unterzeichnet. Dies ist laut dem Global Development Policy Center das erste Mal seit 2016, dass die jährliche Kreditsumme an Afrika gestiegen ist. Allerdings liege der Betrag weit unter den frühen Jahren der Belt and Road Initiative (2013-2018), in denen die kumulierten Zusagen zehn Milliarden Dollar jährlich überstiegen.

Afrikas Schulden steigen nur noch langsam

Die Gesamtschulden Afrikas sind im Jahr 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen: von 652,2 Milliarden Dollar auf 655,6 Milliarden Dollar – neuere Zahlen aus der Internationalen Schuldenstatistik der Weltbank liegen noch nicht vor. Beunruhigender als der Schuldenstand ist jedoch der rapide steigende Schuldendienst – Zinszahlungen plus Tilgung. Im Jahr 2022 betrug der Schuldendienst aller afrikanischen Schuldner 67,5 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr waren es 76,8 Milliarden Dollar. Und in diesem Jahr werden es 89,4 Milliarden Dollar. Immerhin wäre dann auch der Höhepunkt erreicht. Im kommenden Jahr wird der Schuldendienst laut Weltbank auf 79,5 Milliarden Dollar zurückgehen und in den Folgejahren weiter sinken.

Positiv zu werten ist, dass der Anteil der Auslandsschulden an der Gesamtverschuldung Afrikas gesunken ist. Im Jahr 2020 machten Auslandsschulden 26,3 Prozent des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts aus. Im Jahr 2022 waren es 22,5 Prozent. Auslandsschulden sind ein politisch sensibles Thema, da diese in der Regel in harten Devisen wie Dollar oder Euro verhandelt werden und diese deshalb Schuldner besonders leicht in die Schuldenfalle treiben.

Anleihekäufer besonders stark engagiert

Einem häufigen Vorurteil entgegen ist China bei weitem nicht der größte Gläubiger in Afrika. Private Anleger, häufig aus den USA und Europa, halten Anleihen im Volumen von 186,7 Milliarden Dollar von 282,7 Milliarden Dollar privaten Schulden. China kommt bei Finanzierungen über die Begebung von Anleihen auf 24,4 Milliarden Dollar.

Bilaterale Kredite an Afrika betragen 149,1 Milliarden Dollar. China hält davon 62,9 Milliarden Dollar. Und bei multilateralen Krediten von insgesamt 223,7 Milliarden Dollar ist der Anteil Chinas vernachlässigbar gering. Hier liegt die Weltbank mit 90,1 Milliarden Dollar vorn, gefolgt von der Afrikanischen Entwicklungsbank mit 42,9 Milliarden Dollar.

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  • Schuldenkrise
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News

Mobile Labore zur Mpox-Bekämpfung mit Unterstützung aus Hamburg

Die Bekämpfung der Mpox-Epidemie ist in Afrika besonders tückisch. Die betroffenen Personen wohnen häufig weit weg von Gesundheitseinrichtungen. Deshalb hat das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg nun mobile Labore nach Kenia geschickt. Denn einige Länder der East African Community (EAC) sind von der Epidemie betroffen: besonders die DR Kongo, Kenia, Ruanda, Burundi und Uganda, wie die WHO in der vergangenen Woche mitteilte. Daneben sind aber auch in Nigeria, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Elfenbeinküste Fälle aufgetreten.

Die mobilen Labore namens EAC Mobile Labs sollen eine entscheidende Verbesserung in der Diagnose bringen: “Nicht die Proben kommen zum Labor, sondern das Labor kommt zu den Proben”, heißt es beim Nocht-Institut. So könnten auch Menschen in entlegenen Gemeinden erreicht und die Zeit von der Probenentnahme bis zum Testergebnis von mehreren Tagen auf etwa acht Stunden reduziert werden.

Finanzielle Unterstützung durch das BMZ

Mit Projektmitteln des BMZ leiste die EAC eine Anschubfinanzierung, um in sechs der acht EAC-Mitgliedsstaaten die mobilen Labore in strategische Hochrisikogebiete zu schicken. Diese decke die Kosten für Logistik, Material und sechs Labormitarbeiter. Ein Labor soll in der DR Kongo zum Einsatz kommen, da dieses Land am stärksten von Mpox betroffen ist. Dort sind bisher rund 20.000 Fälle bekannt.

Mpox ist laut dem Bundesgesundheitsministerium eine seltene Viruserkrankung, die seit August 2022 zu hohen Infektionszahlen geführt hat. Der WHO zufolge sind zwei Typen des Virus bekannt: der westafrikanische Typ und der Typ des Kongobeckens (“zentralafrikanische Clade”). Die in Europa bekannt gewordenen Fälle gingen nach bisherigen Erkenntnissen auf den weniger gefährlichen westafrikanischen Virustyp zurück.

Auslieferung von Impfdosen verzögert sich

In schweren Fällen kann eine Infektion mit Mpox heftige Hautinfektionen mit Geschwürbildung auslösen. Auch Lungenentzündungen, Entzündungen des Gehirns und Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können, sind möglich. Nur sehr selten führt eine Infektion zum Tod.

Eine Impfung ist möglich und wird für bestimmte Personengruppen ab 18 Jahren empfohlen. Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche 100.000 Impfdosen aus Bundeswehr-Beständen für afrikanische Länder, unter anderem die DR Kongo, bereitgestellt. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge verzögert sich jedoch die Auslieferung wegen der mangelhaften Infrastruktur vor Ort. hlr

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Senegal: Regierung verhandelt erstmals Vertrag zur Elektrifizierung neu

Die senegalesische Regierung hat nach eigenen Angaben erstmals einen internationalen Vertrag zur Elektrifizierung des Landes neu verhandelt. Präsident Diomaye Faye und Premierminister Sonko wollen damit ein Versprechen einlösen, mit dem sie im Wahlkampf breit geworben hatten: sämtliche unter Sall abgeschlossene Verträge auf ihre Vorteile für den Senegal und seine Bevölkerung prüfen zu wollen. Die Regierung hat dafür eine eigene Kommission ernannt.

Die staatliche Agentur für die Elektrifizierung des ländlichen Raums (Agence sénégalaise de l’éléctrification rurale, ASER) und das spanische Energieunternehmen AEE Power EPC unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung in dieser Woche.

Mehr als 1000 Dörfer sollen elektrifiziert werden

Der im vergangenen Februar abgeschlossene Vertrag regelt die Elektrifizierung von mehr als 1000 Dörfern im Senegal, wo immer noch rund 25 Prozent der Bevölkerung – vor allem in den ländlichen Gebieten – keinen Zugang zu Elektrizität haben.

Das Auftragsvolumen umfasst den Angaben der Regierung zufolge 92 Milliarden CFA (rund 138 Millionen Euro). In der Neuverhandlung haben sich beide Seiten darauf geeinigt, dass für den gleichen Betrag 1740 Dörfer statt wie zuvor vereinbart 1500 Dörfer elektrifiziert werden sollen. Außerdem haben sich die Spanier zusätzlich verpflichtet, mit den senegalesischen Vertragspartnern Wissen und Kompetenzen zu teilen. Dazu gehöre die Schulung von Studierenden sowie eine Einheit für Projektmanagement. Zusätzlich werden 50 Prozent der auszuführenden Arbeiten über senegalesische Sub-Unternehmen abgewickelt, wie lokale Medien berichten. lcw

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Neuer WHO-Direktor für Afrika kommt aus Tansania

Der Mediziner und Experte für öffentliche Gesundheit Faustine Engelbert Ndugulile ist designierter Direktor für Afrika der Weltgesundheitsorganisation, wie die WHO mitteilte.  Er soll ab Februar 2025 die bisherige Direktorin Matshidiso Moeti aus Botswana ablösen, deren Amtszeit nach zwei Fünf-Jahres-Perioden abläuft. Ndugulile setzte sich bei der 74. Sitzung des afrikanischen WHO-Komitees in Brazzaville gegen drei andere Kandidaten durch: Boureima Hama Sambo (vorgeschlagen von Niger), Ibrahima Socé Fall (vorgeschlagen von Senegal) und Richard Mihigo (vorgeschlagen von Ruanda).

Der in Tansania geborene Ndugulile studierte Medizin und öffentliche Gesundheit in Daressalam und machte Weiterbildungen unter anderem in Südafrika und den USA. Er gehört dem Parlament in Tansania an und hat auch Regierungserfahrung, als Minister für Technologie sowie als Vize-Minister für Gesundheit. Als WHO-Afrika-Direktor will Ndugulile einen Schwerpunkt auf öffentliche Gesundheitsversorgung setzen, die für alle zugänglich ist sowie auf die Gesundheit von Müttern und Kindernlcw

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Must-reads

Africa News: Spaniens Ministerpräsident zu Besuch in Mauretanien. Bei seinem Besuch in Mauretanien hat der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez angekündigt, das Programm für zirkuläre Migration auf Mauretanier ausweiten und die Zusammenarbeit der beiden Länder zur Bekämpfung von Menschenschmuggel zu verbessern. Spanien will die illegale Migration von Westafrika auf die Kanaren eindämmen. Sánchez befindet sich auf einer mehrtägigen Reise durch Westafrika und besucht unter anderem auch Senegal und Gambia.

BBC: Schiff mit angeblichen Militärgütern für Israel darf in Namibia nicht anlanden. Namibia hat ein Containerschiff daran gehindert, im größten Hafen des Landes, Walvis Bay, anzulegen. Laut der namibischen Justizministerin Yvonne Dausab habe das Schiff für Israel bestimmtes Kriegsgerät geladen. Das Schiff war offenbar in Vietnam gestartet. Warum das Schiff einen Zwischenstopp in Namibia einlegen wollte, ist nicht klar.

Financial Time: Türkei baut seinen Einfluss in Afrika aus. Im schwelenden Konflikt zwischen Somalia und Äthiopien um den Zugang zum Gold von Aden hat sich die Türkei als Vermittler positioniert. Damit unterstreicht die Türkei ihren wachsenden Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent. Allein seit 2003 hat sich die Zahl der Botschaften in den afrikanischen Ländern vervierfacht.

Business Insider: Burkina Faso verstaatlicht zwei Goldminen. Die Bergbauunternehmen Endeavour Mining und Lilium Mining haben ihren Rechtsstreit beigelegt und sich geeinigt, ihre Anteile an den zwei Goldminen Wahgnion and Boungou an die Regierung von Burkina Faso zu übertragen. Zuvor hatte Endeavour behauptet, Lilium habe Zahlungen in Höhe von insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar zurückgehalten. Nun wird die Regierung 60 Millionen Euro an Endeavour zahlen. Zudem erhält das Unternehmen eine Lizenzgebühr von drei Prozent auf bis zu 400.000 Unzen Gold.

Bloomberg: Libyens Ölproduktion bricht ein. Nachdem Streit um die Leitung der libyschen Zentralbank hat die international nicht anerkannte Regierung im Osten des Landes mehrere Ölfelder geschlossen. Dadurch ist die Ölproduktion des nordafrikanischen Landes um 400.000 Barrel pro Tag zurückgegangen. Damit hat sich die Produktion in Libyen halbiert. Zuvor hatte die Regierung im Westen des Landes den Zentralbankchef Sadiq Al-Kabir abgesetzt. Dieser ist gut mit der ostlibyschen Regierung vernetzt.

CNN: 170 Menschen bei Überschwemmungen in Nigeria ums Leben gekommen. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas ist es zu schweren Überschwemmungen gekommen. Mindestens 170 Menschen kamen dabei bislang ums Leben, weitere 200.000 wurden vertrieben. Überflutungen sind in der Regensaison in Nigeria nicht ungewöhnlich. Laut Experten traten die Überschwemmungen jedoch insbesondere in Regionen auf, die bislang nicht als Risikogebiete gelten.

Le Monde: Nigeria und Niger beschließen Wiederaufnahme der Sicherheitszusammenarbeit. Nigeria und Niger wollen ihre Sicherheitszusammenarbeit nach einer einjährigen Pause infolge des Militärputsches in Niger wieder aufnehmen. Dies teilten die Generalstabschefs der beiden Länder am Donnerstag in Niamey mit. Die beiden Länder arbeiten vor allem in der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus in der Region zusammen.

Heads

Olumide Abimbola – Afrikaexpertise für Deutschland entwickeln

Olumide Abimbola, Gründer des Africa Policy Research Institute (APRI)
Olumide Abimbola, Gründer des Africa Policy Research Institute (APRI)

Als Olumide Abimbola 2017 begann, seine Idee für den ersten Afrika-Thinktank in Deutschland vorzustellen, wurden viele hellhörig. “Ob beim BDI, dem Auswärtigen Amt oder dem BMZ, die Idee eines Afrika-bezogenen Thinktanks in Berlin kam sehr gut an, denn es war offensichtlich, dass Deutschland den afrikanischen Kontinent besser verstehen muss”, sagt der Entwicklungsexperte gegenüber Table.Briefings. “Zu viele Entscheidungsträger in Deutschland sind über Afrika unzureichend informiert – trotz der zentralen wirtschaftlichen und demografischen Bedeutung des Kontinents, der komplexen historischen Zusammenhänge und seiner wachsenden kulturellen Bedeutung.” 

Im Jahr 2021 wurde APRI, das Africa Policy Research Institute, in Berlin gegründet, das Abimbola seitdem leitet. Mit einem Team aus überwiegend afrikanischen Experten und Forscherinnen analysiert die unabhängige und überparteiliche Denkfabrik nun die wichtigen politischen Fragen, die afrikanische Länder und den Kontinent als Ganzes betreffen. APRI konzentriert sich auf vier Kernthemen: Wirtschaft und Gesellschaft, Klimawandel, Digitalisierung sowie Geopolitik und Geoökonomie.

Fehlende Afrika-Expertise in Deutschland

Für Abimbola war schon früh klar, dass er seinen Thinktank in Deutschland aufbauen wollte. “Zum einen gibt es in Deutschland einfach nicht die Afrika-Expertise, die man in Frankreich, Großbritannien oder den USA findet”, erklärt er. “In diesen Ländern ist das auch insofern ein Problem, da die Eliten glauben, Afrika sehr gut zu kennen und deshalb oft verschlossen gegenüber neuen Perspektiven sind.” In Deutschland sei das anders. Das bedeutet, dass Entscheidungsträger in Deutschland zumindest offener für neue Perspektiven sein sollten. “Was Afrika für deutsche Politiker bedeutet, steht noch zur Debatte“, sagt Abimbola. “Da müssen wir ansetzen.”

Es gibt aber auch persönliche Gründe für die Wahl Deutschlands. Abimbola kam 2006 erstmals nach Deutschland, um am Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie in Halle zu forschen. Dort hat er promoviert und seine Frau kennengelernt, mit der er zwei Kinder hat. “Deutschland ist heute unsere Heimat“, sagt er über seine Familie. Das gilt natürlich nicht nur für ihn, sondern auch für andere APRI-Mitarbeiter. APRI ist also auch ein Ort, der afrikanisches Diaspora-Engagement ermöglicht. Die Teammitglieder, die von Berlin aus arbeiten, teilen diese Motivation. Diasporische Perspektiven haben in der Denkfabrik ein Zuhause gefunden und ergänzen die Perspektiven der vielen afrikanischen Partner auf dem Kontinent.

Tätigkeit für die AfDB

Abimbola wurde 1980 im Bundesstaat Ondo in Nigeria geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er zunächst Kommunikationswissenschaften an der Universität von Ibadan und anschließend Entwicklungsstudien an der Universität Uppsala in Schweden. Nach dem Abstecher in Halle arbeitete der Wissenschaftler für die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) in Tunesien und der Elfenbeinküste. 2016 kehrte er nach Deutschland zurück und wechselte zur GIZ, wo er Teil eines Programms war, das afrikanische Länder bei Verhandlungen von Rohstoffverträgen mit internationalen Konzernen unterstützte.

Der Job bei der GIZ ist untypisch für Abimbola, der der traditionellen Entwicklungshilfe eher kritisch gegenübersteht. “Wir wissen einfach nicht, wie man andere Länder entwickelt”, sagt er und nennt zwei Gründe: “Erstens können wir Investitionen in Bildung, Lebensmittelversorgung oder was auch immer so oft empfehlen, wie wir wollen. Aber letztlich hängt der Erfolg von der staatlichen Kapazität ab, und die aufzubauen, dauert sehr lange. “Zweitens ist noch nie ein Land von außen entwickelt worden. Das kann nur von innen heraus geschehen.” Er habe die Stelle bei der GIZ angenommen, weil sie sich auf die Bedürfnisse der Partnerländer und nicht auf die der Geber konzentriere.

Keine gleichen Wettbewerbsbedingungen

Die Rolle bei der GIZ ermöglichte es Abimbola, ein drittes zentrales Problem anzugehen, das er als das Fehlen gleicher Ausgangsbedingungen beschreibt. Er tat dies, indem er die (Neu-)Verhandlung von Verträgen über den Abbau von Bodenschätzen im Globalen Süden unterstützte: “Aus geschichtlichen Gründen und der daraus resultierenden aktuellen Dynamik gibt es keine gleichen Wettbewerbsbedingungen. Es ist einfach nicht wahr, dass dies ein Austausch unter Gleichen ist.” Oftmals habe westliche Einmischung einen gegenteiligen Effekt, sagt Adimbola: “Um es mit den Worten eines berühmten Ökonomen auszudrücken: Westliche Experten predigen gerne den Aufstieg, aber viele politische Maßnahmen, die von der EU und Deutschland ausgehen, haben den Effekt, dass sie ‘die Leiter wegtreten’.”

“Die Debatte in Deutschland ist im Wesentlichen von zwei Positionen geprägt, von denen keine aufrichtig ist“, kritisiert Abimbola. “Die eine Seite sieht Afrika als ein Problem, das gelöst werden muss. Vergleicht man aber den gesamten Etat des BMZ von rund elf Milliarden Euro in diesem Jahr mit Rücküberweisungen allein nach Nigeria, die zuletzt 20 Milliarden Dollar betrugen, wird schnell klar, dass Entwicklungshilfe zwar eine Rolle spielt, das ‘Problem’ aber nicht durch Entwicklungszusammenarbeit gelöst werden kann.” Auf der anderen Seite gebe es diejenigen, die Afrika als Business Case sähen. “Das ist eine vereinfachte Sichtweise, denn Unternehmen und Unternehmer sind normalerweise gut darin herauszufinden, wo sie Profit machen können. Wenn Afrika wirklich ein Business Case wäre, wären schon viel mehr deutsche Unternehmen dort“, argumentiert Abimbola.

Afrikas Vorteile für Deutschland in den Blick nehmen

Er wünsche sich stattdessen, dass Deutschland klarstelle, was afrikanische Länder für Deutschland tun könnten, etwa bei kritischen Rohstoffen oder dem Fachkräftemangel. “Das würde sicherstellen, dass ein Interesse daran besteht, dass die Dinge tatsächlich langfristig funktionieren”, so Abimbola. “Im Jahr 2050 werden Afrikaner ein Drittel des weltweiten Erwerbspersonenpotenzials ausmachen, bis 2100 sogar die Hälfte. Warum bemüht sich Europa nicht um diese Menschen? Unser angenehmer Lebensstandard ist davon abhängig, dass es genug Arbeitskräfte gibt, um ihn aufrechtzuerhalten.”

Überhaupt setzt Abimbola auf eine offen interessenbasierte Politik und wirbt dafür, dass afrikanische Entscheidungsträger dies ebenfalls tun. “Anstatt sich über chinesische Subventionen zu beschweren, sollte Deutschland über seine eigene Industriepolitik nachdenken und sagen: Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben. Dafür setzen wir uns ein, indem wir investieren, etwa in den Aufbau von Lieferketten.” Die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen durch Investitionen in Infrastruktur oder in Verarbeitungskapazitäten auf dem Kontinent und die Sicherstellung, dass ganze Industrien und nicht nur einzelne subventionierte Unternehmen Wertschöpfung betreiben können, sei der richtige Weg, argumentiert Abimbola. Arne Schütte

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Nachtisch

Eishockey Ägypten
Ägyptens Eishockey-Männer im Angriff: Auch die Frauen treten immer öfter international auf.

Die ägyptischen Eishockey-Frauen werden international immer selbstbewusster: Erstmals hat das Land in der vergangenen Woche eine Frauenmannschaft für das Eishockey-Turnier Amerigol Latam Cup in Florida gestellt. Im Frühjahr beteiligte sich die Frauenmannschaft schon am Dream Nations Cup in New Jersey. Im ägyptischen Trikot liefen auch Spielerinnen auf, die in den USA Eishockey spielen. Das Bemerkenswerte an der Teilnahme ist nicht nur, dass die ägyptischen Eishockey-Frauen international stärker Präsenz zeigen. Beim Latam Cup trafen die Ägypterinnen auch auf ein Team aus Israel.

Wintersport ist am Nil sehr populär. Ägypten zählt verschiedene Ski- und Eishallen. Die bekannteste dürfte die Snow City in Nasr sein, die Möglichkeiten für diverse Wintersportarten bietet. Eishockey in Afrika ist nicht nur in Ägypten beliebt. Das südafrikanische Männerteam liegt in der Weltrangliste auf Platz 47. Das Frauenteam, für das mehr als 50 Spielerinnen nominiert sind, steht auf dem 35. Platz. In Nairobi gibt es ebenfalls eine Eishalle, in der bei den Kenya Ice Lions auch zahlreiche Frauen spielen. hlr

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Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Ostdeutschland: So blickt die Diaspora auf die Wahlen

    Die Aussicht auf einen massiven Rechtsruck in den ostdeutschen Bundesländern bereitet Menschen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland große Sorgen. “Für mich sind die ostdeutschen Bundesländer eine No-go-Area. Ich würde auch keinem unserer internationalen Gäste empfehlen, alleine nach Sachsen zu fahren”, so Karen Taylor, Leiterin der politischen Kommunikation des Vereins Each one teach one (EOTO), der sich gegen Schwarze betreffenden Rassismus einsetzt, im Gespräch mit Table.Briefings. Der Berliner Verein versteht sich als deutschlandweite Anlaufstelle für afrikanische, afrodiasporische und Schwarze Menschen.

    Gerade in den ostdeutschen Bundesländern höre sie immer wieder, dass Schwarze Menschen unmittelbar nach Hassreden von AfD-Politikern belästigt oder bedroht würden, sagt Taylor. Diese Entwicklung ist jedoch nicht neu: “Wir spüren, wie sich die Atmosphäre geändert hat und wie die Menschen in Thüringen auf Ereignisse reagieren, die gar nicht in Thüringen passieren”, sagt auch Yanda Bango von der Initiative Decolonize Erfurt. Angesichts der Zahlen zeige sich, dass rechte und rechtsextreme Ansichten nicht nur unter älteren Menschen verbreitet seien. “Das bedeutet, wir haben uns als Gesellschaft nicht ausreichend mit Rassismus auseinandergesetzt“, so Bango.

    Umfragen sehen AfD vorne

    Am Sonntag wird in Thüringen und Sachsen gewählt. Drei Wochen später folgen die Wahlen in Brandenburg. Laut Umfragen könnte die AfD in allen drei Bundesländern die stärkste politische Kraft werden – in Sachsen und Thüringen liegen die Prognosen bei jeweils rund 30 Prozent. Es ist das erste Mal, dass die AfD stärkste Kraft in einem Landestag oder gleich mehreren Landtagen werden könnte. Die Wahlen bedeuten zweifellos eine Zäsur in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

    Denn insbesondere in Thüringen dürfte sich die Regierungsbildung als schwierig erweisen. Die Union hat zwar eine Koalition mit der AfD in allen Bundesländern ausgeschlossen. In Thüringen wäre die CDU jedoch in diesem Fall auf die Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) angewiesen, das Umfragen zufolge bei rund 18 Prozent liegt.

    Unbehagen in Schwarzer Community

    Bango erzählt, dass sie zwar persönlich noch nicht direkt von rassistischer Gewalt betroffen gewesen sei. Allgemein herrsche aber ein spürbares Unbehagen in der Schwarzen Community: “Wir fühlen uns hier nicht mehr willkommen, daher ist es immer wieder auch Gesprächsthema, ob man als Schwarze Person überhaupt noch in Thüringen bleiben sollte.”

    Allerdings sei Rassismus kein Problem des Ostens, gibt Taylor von EOTO zu bedenken: “Die Wahrscheinlichkeit, in Ostdeutschland Ziel rassistischer Angriffe zu werden, ist höher, Westdeutschland hat aber ein ähnliches Problem. Brandanschläge auf Asylbewohnerheime in den Neunzigern gab es auch in Westdeutschland. Auch der NSU hat in Westdeutschland gemordet.”

    Wenig Erkenntnisse über Schwarze Lebensrealitäten in Deutschland

    EOTO hat 2020 mit dem Afrozensus eine der umfassendsten Erhebungen über die Lebenswirklichkeit von People of Color in Deutschland vorgelegt. Darin werden die sehr unterschiedlichen Formen der Diskriminierung beschrieben, die Schwarze Menschen in Deutschland erfahren. Eigentlich sollte der Zensus im Rahmen einer Langzeituntersuchung fortgeführt werden. Die Finanzierung von staatlicher Seite fehle allerdings, beklagt Taylor: “Obwohl Menschen afrikanischer Herkunft von der Bundesregierung als eine von vier Gruppen anerkannt werden, die besonders von Rassismus betroffen sind, fehlt es an Sensibilität und einem Verständnis dafür, wie Schwarze Menschen in Deutschland vor Übergriffen geschützt werden können.”

    Sollte die AfD tatsächlich in Regierungsverantwortung in einem oder mehreren Bundesländern in Ostdeutschland kommen, sehen das Vereine und Interessensvertretungen der afrikanischen Diaspora als Gefahr für ohnehin unterfinanzierte Strukturen. “Die große Befürchtung ist, dass viele Leistungen, die staatlich finanziert werden, künftig nicht mehr angeboten werden können, wie zum Beispiel Antidiskriminierungsberatung. Auf diese Weise sinkt die Wehrhaftigkeit der Communitys“, sagt Taylor.

    Antirassistische Bildung gefordert

    Dabei sei der einzige Weg, um den Rechtsruck und die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden, in den Dialog zu kommen und ein Verständnis für einander zu schaffen, sagt Bango von Decolonize Erfurt. “Wenn wir eine bessere Gesellschaft wollen, müssen wir aufhören zu ignorieren, dass es rassistische Ungleichheit gibt.” Ein Ansatz wäre ihrer Meinung nach, verpflichtende Antirassismus-Lerninhalte in das Bildungssystem einzubauen. So würden auch die vereinfachende Erklärmuster der AfD nicht so schnell bei den Wählern verfangen.

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    Unilever mit Kurswechsel: Unternehmen will sich aus Simbabwe zurückziehen

    Nach mehr als 80 Jahren will der britische Konsumgüterkonzern Unilever seine Produktion aus Simbabwe abziehen. Das geht aus einer internen Ankündigung hervor, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Demnach ist die Entscheidung Teil eines umfassenden Plans, die Unternehmensaktivitäten in ganz Afrika auf bestimmte Märkte zu reduzieren. Unilever will den simbabwischen Markt nun über ein Netz von Vertriebsgesellschaften und nicht mehr über Unilever-eigene Betriebe bedienen. Diese Änderungen sollen bereits bis Ende 2024 umgesetzt werden.

    Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass dieser Schritt effizienter ist, das Geschäftswachstum fördert, Arbeitsplätze in den Bereichen Verkauf, Logistik und Merchandising schafft und die Verbraucher in Simbabwe weiterhin mit beliebten Unilever-Marken versorgt. Noch vor sechs Jahren hatte sich das Unternehmen für zusätzliche Investments in Simbabwe entschieden. 2018 eröffnete Unilever eine neue, 500.000 Dollar teure Verpackungsanlage in Harare. Bei der Eröffnung sagte der Bruno Witvoet, Afrika-Vizepräsident bei Unilever: “Wir sind schon seit 75 Jahren in Simbabwe und glauben an die Zukunft des Landes. Unsere Zuversicht ist sehr groß.”

    Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

    Es scheint, dass sich der Standpunkt seither drastisch geändert hat. Und der Druck für das Unternehmen kostengünstig zu produzieren, zuletzt massiv gestiegen ist. Bereits im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Unilever verstärkt auf lokale afrikanische Zulieferer setzen wollte. Mit dem Schritt wollte sich das Unternehmen von den immer wiederkehrenden Unterbrechungen in den Lieferketten, allgemein steigende Kosten und unberechenbare Währungsschwankungen unabhängig machen. Nun folgt also der vollständige Exit.

    Trotz aller Beteuerungen wird die Schließung erhebliche Auswirkungen auf die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes haben. Es wird erwartet, dass Tausende, die in der Produktion des Unternehmens tätig waren, ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Die Schließung könnte sich zudem auf die Kaufentscheidungen der Verbraucher auswirken, da Unilever-Marken in vielen simbabwischen Haushalten einen wichtigen Platz einnehmen.

    Schlechtere Bedingungen seit Hyperinflation

    Doch schon weit vor 2023 zeichnete sich das deutlich schlechtere Geschäftsklima für Unilever in Simbabwe ab. Das Unternehmen hatte bereits in den 2000er Jahren die Produktion vor Ort zurückgefahren, als die Hyperinflation um sich griff. Trotz der Bemühungen, die Produktion im Laufe der Jahre zu steigern, wurde das Niveau von vor 2000 nie wieder erreicht.

    Der simbabwische Markt hat sich im Laufe der Jahre langsam in eine informelle Wirtschaft verwandelt, und die Instabilität der Wechselkurse hat die meisten Unternehmen aus dem Land vertrieben, da die Gewinne weiterhin durch das unbeständige Umfeld beeinträchtigt werden.

    Auch andere Länder betroffen

    Der Vertreiber von Unilever-Produkten, DGA, meldete im vergangenen Jahr einen Verlust, der auf die Krise der formellen Einzelhändler zurückzuführen ist, die von den Käufern verlassen wurden, weil sie gezwungen sind, den offiziellen verzerrten Wechselkurs zu verwenden, was sie teurer macht. DGA erklärte, man werde sich mehr auf die Belieferung informeller Händler konzentrieren und die Supermärkte, die in der Vergangenheit wichtige Kunden von Unilever waren, umgehen.

    Unilever hat die Produktion in Afrika zurückgefahren und schließt sich damit anderen multinationalen Unternehmen an, die den Kontinent verlassen. Im Jahr 2023 stellte Unilever die Produktion von Haushalts- und Hautreinigungsprodukten in Nigeria ein, um “die Rentabilität zu erhalten”. Unilever hat die Herstellung von Waschpulver, Geschirrspülmittel und Seife in Nigeria eingestellt und importiert die Produkte nun stattdessen. Im Frühjahr hatte es Berichte gegeben über mögliche Schließungen mehrerer Produktionsstätten in Marokko.

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    China vergibt wieder mehr Kredite an Afrika

    Jahrelang haben chinesische Kreditgeber ihr Engagement in China zurückgefahren. Nun haben sie erstmals seit acht Jahren wieder ihre Zusagen erhöht. Dies geht aus einem Update des Global Development Policy Center der Boston University hervor. Das Zentrum hat die Zahl auf Basis seiner Datenbank Chinese Loans to Africa (CLA) vor dem China-Afrika-Gipfel (Focac), der am 4. September in Peking beginnen soll, veröffentlicht. Das Zentrum schätzt, dass chinesische Kreditgeber in den Jahren 2000 bis 2023 insgesamt 1.306 Kredite im Volumen von 182,28 Milliarden Dollar an afrikanische Schuldner vergeben haben. Diese flossen an 49 der offiziell 54 afrikanischen Staaten und an sieben regionale Kreditnehmer.

    Im vergangenen Jahr haben chinesische Kreditgeber 13 Neuzusagen über ein Volumen von 4,61 Milliarden Dollar an acht Länder und zwei regionale Finanzinstitute unterzeichnet. Dies ist laut dem Global Development Policy Center das erste Mal seit 2016, dass die jährliche Kreditsumme an Afrika gestiegen ist. Allerdings liege der Betrag weit unter den frühen Jahren der Belt and Road Initiative (2013-2018), in denen die kumulierten Zusagen zehn Milliarden Dollar jährlich überstiegen.

    Afrikas Schulden steigen nur noch langsam

    Die Gesamtschulden Afrikas sind im Jahr 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen: von 652,2 Milliarden Dollar auf 655,6 Milliarden Dollar – neuere Zahlen aus der Internationalen Schuldenstatistik der Weltbank liegen noch nicht vor. Beunruhigender als der Schuldenstand ist jedoch der rapide steigende Schuldendienst – Zinszahlungen plus Tilgung. Im Jahr 2022 betrug der Schuldendienst aller afrikanischen Schuldner 67,5 Milliarden Dollar. Im vergangenen Jahr waren es 76,8 Milliarden Dollar. Und in diesem Jahr werden es 89,4 Milliarden Dollar. Immerhin wäre dann auch der Höhepunkt erreicht. Im kommenden Jahr wird der Schuldendienst laut Weltbank auf 79,5 Milliarden Dollar zurückgehen und in den Folgejahren weiter sinken.

    Positiv zu werten ist, dass der Anteil der Auslandsschulden an der Gesamtverschuldung Afrikas gesunken ist. Im Jahr 2020 machten Auslandsschulden 26,3 Prozent des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts aus. Im Jahr 2022 waren es 22,5 Prozent. Auslandsschulden sind ein politisch sensibles Thema, da diese in der Regel in harten Devisen wie Dollar oder Euro verhandelt werden und diese deshalb Schuldner besonders leicht in die Schuldenfalle treiben.

    Anleihekäufer besonders stark engagiert

    Einem häufigen Vorurteil entgegen ist China bei weitem nicht der größte Gläubiger in Afrika. Private Anleger, häufig aus den USA und Europa, halten Anleihen im Volumen von 186,7 Milliarden Dollar von 282,7 Milliarden Dollar privaten Schulden. China kommt bei Finanzierungen über die Begebung von Anleihen auf 24,4 Milliarden Dollar.

    Bilaterale Kredite an Afrika betragen 149,1 Milliarden Dollar. China hält davon 62,9 Milliarden Dollar. Und bei multilateralen Krediten von insgesamt 223,7 Milliarden Dollar ist der Anteil Chinas vernachlässigbar gering. Hier liegt die Weltbank mit 90,1 Milliarden Dollar vorn, gefolgt von der Afrikanischen Entwicklungsbank mit 42,9 Milliarden Dollar.

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    Mobile Labore zur Mpox-Bekämpfung mit Unterstützung aus Hamburg

    Die Bekämpfung der Mpox-Epidemie ist in Afrika besonders tückisch. Die betroffenen Personen wohnen häufig weit weg von Gesundheitseinrichtungen. Deshalb hat das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg nun mobile Labore nach Kenia geschickt. Denn einige Länder der East African Community (EAC) sind von der Epidemie betroffen: besonders die DR Kongo, Kenia, Ruanda, Burundi und Uganda, wie die WHO in der vergangenen Woche mitteilte. Daneben sind aber auch in Nigeria, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Elfenbeinküste Fälle aufgetreten.

    Die mobilen Labore namens EAC Mobile Labs sollen eine entscheidende Verbesserung in der Diagnose bringen: “Nicht die Proben kommen zum Labor, sondern das Labor kommt zu den Proben”, heißt es beim Nocht-Institut. So könnten auch Menschen in entlegenen Gemeinden erreicht und die Zeit von der Probenentnahme bis zum Testergebnis von mehreren Tagen auf etwa acht Stunden reduziert werden.

    Finanzielle Unterstützung durch das BMZ

    Mit Projektmitteln des BMZ leiste die EAC eine Anschubfinanzierung, um in sechs der acht EAC-Mitgliedsstaaten die mobilen Labore in strategische Hochrisikogebiete zu schicken. Diese decke die Kosten für Logistik, Material und sechs Labormitarbeiter. Ein Labor soll in der DR Kongo zum Einsatz kommen, da dieses Land am stärksten von Mpox betroffen ist. Dort sind bisher rund 20.000 Fälle bekannt.

    Mpox ist laut dem Bundesgesundheitsministerium eine seltene Viruserkrankung, die seit August 2022 zu hohen Infektionszahlen geführt hat. Der WHO zufolge sind zwei Typen des Virus bekannt: der westafrikanische Typ und der Typ des Kongobeckens (“zentralafrikanische Clade”). Die in Europa bekannt gewordenen Fälle gingen nach bisherigen Erkenntnissen auf den weniger gefährlichen westafrikanischen Virustyp zurück.

    Auslieferung von Impfdosen verzögert sich

    In schweren Fällen kann eine Infektion mit Mpox heftige Hautinfektionen mit Geschwürbildung auslösen. Auch Lungenentzündungen, Entzündungen des Gehirns und Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können, sind möglich. Nur sehr selten führt eine Infektion zum Tod.

    Eine Impfung ist möglich und wird für bestimmte Personengruppen ab 18 Jahren empfohlen. Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche 100.000 Impfdosen aus Bundeswehr-Beständen für afrikanische Länder, unter anderem die DR Kongo, bereitgestellt. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge verzögert sich jedoch die Auslieferung wegen der mangelhaften Infrastruktur vor Ort. hlr

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    Senegal: Regierung verhandelt erstmals Vertrag zur Elektrifizierung neu

    Die senegalesische Regierung hat nach eigenen Angaben erstmals einen internationalen Vertrag zur Elektrifizierung des Landes neu verhandelt. Präsident Diomaye Faye und Premierminister Sonko wollen damit ein Versprechen einlösen, mit dem sie im Wahlkampf breit geworben hatten: sämtliche unter Sall abgeschlossene Verträge auf ihre Vorteile für den Senegal und seine Bevölkerung prüfen zu wollen. Die Regierung hat dafür eine eigene Kommission ernannt.

    Die staatliche Agentur für die Elektrifizierung des ländlichen Raums (Agence sénégalaise de l’éléctrification rurale, ASER) und das spanische Energieunternehmen AEE Power EPC unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung in dieser Woche.

    Mehr als 1000 Dörfer sollen elektrifiziert werden

    Der im vergangenen Februar abgeschlossene Vertrag regelt die Elektrifizierung von mehr als 1000 Dörfern im Senegal, wo immer noch rund 25 Prozent der Bevölkerung – vor allem in den ländlichen Gebieten – keinen Zugang zu Elektrizität haben.

    Das Auftragsvolumen umfasst den Angaben der Regierung zufolge 92 Milliarden CFA (rund 138 Millionen Euro). In der Neuverhandlung haben sich beide Seiten darauf geeinigt, dass für den gleichen Betrag 1740 Dörfer statt wie zuvor vereinbart 1500 Dörfer elektrifiziert werden sollen. Außerdem haben sich die Spanier zusätzlich verpflichtet, mit den senegalesischen Vertragspartnern Wissen und Kompetenzen zu teilen. Dazu gehöre die Schulung von Studierenden sowie eine Einheit für Projektmanagement. Zusätzlich werden 50 Prozent der auszuführenden Arbeiten über senegalesische Sub-Unternehmen abgewickelt, wie lokale Medien berichten. lcw

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    Neuer WHO-Direktor für Afrika kommt aus Tansania

    Der Mediziner und Experte für öffentliche Gesundheit Faustine Engelbert Ndugulile ist designierter Direktor für Afrika der Weltgesundheitsorganisation, wie die WHO mitteilte.  Er soll ab Februar 2025 die bisherige Direktorin Matshidiso Moeti aus Botswana ablösen, deren Amtszeit nach zwei Fünf-Jahres-Perioden abläuft. Ndugulile setzte sich bei der 74. Sitzung des afrikanischen WHO-Komitees in Brazzaville gegen drei andere Kandidaten durch: Boureima Hama Sambo (vorgeschlagen von Niger), Ibrahima Socé Fall (vorgeschlagen von Senegal) und Richard Mihigo (vorgeschlagen von Ruanda).

    Der in Tansania geborene Ndugulile studierte Medizin und öffentliche Gesundheit in Daressalam und machte Weiterbildungen unter anderem in Südafrika und den USA. Er gehört dem Parlament in Tansania an und hat auch Regierungserfahrung, als Minister für Technologie sowie als Vize-Minister für Gesundheit. Als WHO-Afrika-Direktor will Ndugulile einen Schwerpunkt auf öffentliche Gesundheitsversorgung setzen, die für alle zugänglich ist sowie auf die Gesundheit von Müttern und Kindernlcw

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    Africa News: Spaniens Ministerpräsident zu Besuch in Mauretanien. Bei seinem Besuch in Mauretanien hat der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez angekündigt, das Programm für zirkuläre Migration auf Mauretanier ausweiten und die Zusammenarbeit der beiden Länder zur Bekämpfung von Menschenschmuggel zu verbessern. Spanien will die illegale Migration von Westafrika auf die Kanaren eindämmen. Sánchez befindet sich auf einer mehrtägigen Reise durch Westafrika und besucht unter anderem auch Senegal und Gambia.

    BBC: Schiff mit angeblichen Militärgütern für Israel darf in Namibia nicht anlanden. Namibia hat ein Containerschiff daran gehindert, im größten Hafen des Landes, Walvis Bay, anzulegen. Laut der namibischen Justizministerin Yvonne Dausab habe das Schiff für Israel bestimmtes Kriegsgerät geladen. Das Schiff war offenbar in Vietnam gestartet. Warum das Schiff einen Zwischenstopp in Namibia einlegen wollte, ist nicht klar.

    Financial Time: Türkei baut seinen Einfluss in Afrika aus. Im schwelenden Konflikt zwischen Somalia und Äthiopien um den Zugang zum Gold von Aden hat sich die Türkei als Vermittler positioniert. Damit unterstreicht die Türkei ihren wachsenden Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent. Allein seit 2003 hat sich die Zahl der Botschaften in den afrikanischen Ländern vervierfacht.

    Business Insider: Burkina Faso verstaatlicht zwei Goldminen. Die Bergbauunternehmen Endeavour Mining und Lilium Mining haben ihren Rechtsstreit beigelegt und sich geeinigt, ihre Anteile an den zwei Goldminen Wahgnion and Boungou an die Regierung von Burkina Faso zu übertragen. Zuvor hatte Endeavour behauptet, Lilium habe Zahlungen in Höhe von insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar zurückgehalten. Nun wird die Regierung 60 Millionen Euro an Endeavour zahlen. Zudem erhält das Unternehmen eine Lizenzgebühr von drei Prozent auf bis zu 400.000 Unzen Gold.

    Bloomberg: Libyens Ölproduktion bricht ein. Nachdem Streit um die Leitung der libyschen Zentralbank hat die international nicht anerkannte Regierung im Osten des Landes mehrere Ölfelder geschlossen. Dadurch ist die Ölproduktion des nordafrikanischen Landes um 400.000 Barrel pro Tag zurückgegangen. Damit hat sich die Produktion in Libyen halbiert. Zuvor hatte die Regierung im Westen des Landes den Zentralbankchef Sadiq Al-Kabir abgesetzt. Dieser ist gut mit der ostlibyschen Regierung vernetzt.

    CNN: 170 Menschen bei Überschwemmungen in Nigeria ums Leben gekommen. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas ist es zu schweren Überschwemmungen gekommen. Mindestens 170 Menschen kamen dabei bislang ums Leben, weitere 200.000 wurden vertrieben. Überflutungen sind in der Regensaison in Nigeria nicht ungewöhnlich. Laut Experten traten die Überschwemmungen jedoch insbesondere in Regionen auf, die bislang nicht als Risikogebiete gelten.

    Le Monde: Nigeria und Niger beschließen Wiederaufnahme der Sicherheitszusammenarbeit. Nigeria und Niger wollen ihre Sicherheitszusammenarbeit nach einer einjährigen Pause infolge des Militärputsches in Niger wieder aufnehmen. Dies teilten die Generalstabschefs der beiden Länder am Donnerstag in Niamey mit. Die beiden Länder arbeiten vor allem in der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus in der Region zusammen.

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    Olumide Abimbola – Afrikaexpertise für Deutschland entwickeln

    Olumide Abimbola, Gründer des Africa Policy Research Institute (APRI)
    Olumide Abimbola, Gründer des Africa Policy Research Institute (APRI)

    Als Olumide Abimbola 2017 begann, seine Idee für den ersten Afrika-Thinktank in Deutschland vorzustellen, wurden viele hellhörig. “Ob beim BDI, dem Auswärtigen Amt oder dem BMZ, die Idee eines Afrika-bezogenen Thinktanks in Berlin kam sehr gut an, denn es war offensichtlich, dass Deutschland den afrikanischen Kontinent besser verstehen muss”, sagt der Entwicklungsexperte gegenüber Table.Briefings. “Zu viele Entscheidungsträger in Deutschland sind über Afrika unzureichend informiert – trotz der zentralen wirtschaftlichen und demografischen Bedeutung des Kontinents, der komplexen historischen Zusammenhänge und seiner wachsenden kulturellen Bedeutung.” 

    Im Jahr 2021 wurde APRI, das Africa Policy Research Institute, in Berlin gegründet, das Abimbola seitdem leitet. Mit einem Team aus überwiegend afrikanischen Experten und Forscherinnen analysiert die unabhängige und überparteiliche Denkfabrik nun die wichtigen politischen Fragen, die afrikanische Länder und den Kontinent als Ganzes betreffen. APRI konzentriert sich auf vier Kernthemen: Wirtschaft und Gesellschaft, Klimawandel, Digitalisierung sowie Geopolitik und Geoökonomie.

    Fehlende Afrika-Expertise in Deutschland

    Für Abimbola war schon früh klar, dass er seinen Thinktank in Deutschland aufbauen wollte. “Zum einen gibt es in Deutschland einfach nicht die Afrika-Expertise, die man in Frankreich, Großbritannien oder den USA findet”, erklärt er. “In diesen Ländern ist das auch insofern ein Problem, da die Eliten glauben, Afrika sehr gut zu kennen und deshalb oft verschlossen gegenüber neuen Perspektiven sind.” In Deutschland sei das anders. Das bedeutet, dass Entscheidungsträger in Deutschland zumindest offener für neue Perspektiven sein sollten. “Was Afrika für deutsche Politiker bedeutet, steht noch zur Debatte“, sagt Abimbola. “Da müssen wir ansetzen.”

    Es gibt aber auch persönliche Gründe für die Wahl Deutschlands. Abimbola kam 2006 erstmals nach Deutschland, um am Max-Planck-Institut für Sozialanthropologie in Halle zu forschen. Dort hat er promoviert und seine Frau kennengelernt, mit der er zwei Kinder hat. “Deutschland ist heute unsere Heimat“, sagt er über seine Familie. Das gilt natürlich nicht nur für ihn, sondern auch für andere APRI-Mitarbeiter. APRI ist also auch ein Ort, der afrikanisches Diaspora-Engagement ermöglicht. Die Teammitglieder, die von Berlin aus arbeiten, teilen diese Motivation. Diasporische Perspektiven haben in der Denkfabrik ein Zuhause gefunden und ergänzen die Perspektiven der vielen afrikanischen Partner auf dem Kontinent.

    Tätigkeit für die AfDB

    Abimbola wurde 1980 im Bundesstaat Ondo in Nigeria geboren. Nach seinem Schulabschluss studierte er zunächst Kommunikationswissenschaften an der Universität von Ibadan und anschließend Entwicklungsstudien an der Universität Uppsala in Schweden. Nach dem Abstecher in Halle arbeitete der Wissenschaftler für die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) in Tunesien und der Elfenbeinküste. 2016 kehrte er nach Deutschland zurück und wechselte zur GIZ, wo er Teil eines Programms war, das afrikanische Länder bei Verhandlungen von Rohstoffverträgen mit internationalen Konzernen unterstützte.

    Der Job bei der GIZ ist untypisch für Abimbola, der der traditionellen Entwicklungshilfe eher kritisch gegenübersteht. “Wir wissen einfach nicht, wie man andere Länder entwickelt”, sagt er und nennt zwei Gründe: “Erstens können wir Investitionen in Bildung, Lebensmittelversorgung oder was auch immer so oft empfehlen, wie wir wollen. Aber letztlich hängt der Erfolg von der staatlichen Kapazität ab, und die aufzubauen, dauert sehr lange. “Zweitens ist noch nie ein Land von außen entwickelt worden. Das kann nur von innen heraus geschehen.” Er habe die Stelle bei der GIZ angenommen, weil sie sich auf die Bedürfnisse der Partnerländer und nicht auf die der Geber konzentriere.

    Keine gleichen Wettbewerbsbedingungen

    Die Rolle bei der GIZ ermöglichte es Abimbola, ein drittes zentrales Problem anzugehen, das er als das Fehlen gleicher Ausgangsbedingungen beschreibt. Er tat dies, indem er die (Neu-)Verhandlung von Verträgen über den Abbau von Bodenschätzen im Globalen Süden unterstützte: “Aus geschichtlichen Gründen und der daraus resultierenden aktuellen Dynamik gibt es keine gleichen Wettbewerbsbedingungen. Es ist einfach nicht wahr, dass dies ein Austausch unter Gleichen ist.” Oftmals habe westliche Einmischung einen gegenteiligen Effekt, sagt Adimbola: “Um es mit den Worten eines berühmten Ökonomen auszudrücken: Westliche Experten predigen gerne den Aufstieg, aber viele politische Maßnahmen, die von der EU und Deutschland ausgehen, haben den Effekt, dass sie ‘die Leiter wegtreten’.”

    “Die Debatte in Deutschland ist im Wesentlichen von zwei Positionen geprägt, von denen keine aufrichtig ist“, kritisiert Abimbola. “Die eine Seite sieht Afrika als ein Problem, das gelöst werden muss. Vergleicht man aber den gesamten Etat des BMZ von rund elf Milliarden Euro in diesem Jahr mit Rücküberweisungen allein nach Nigeria, die zuletzt 20 Milliarden Dollar betrugen, wird schnell klar, dass Entwicklungshilfe zwar eine Rolle spielt, das ‘Problem’ aber nicht durch Entwicklungszusammenarbeit gelöst werden kann.” Auf der anderen Seite gebe es diejenigen, die Afrika als Business Case sähen. “Das ist eine vereinfachte Sichtweise, denn Unternehmen und Unternehmer sind normalerweise gut darin herauszufinden, wo sie Profit machen können. Wenn Afrika wirklich ein Business Case wäre, wären schon viel mehr deutsche Unternehmen dort“, argumentiert Abimbola.

    Afrikas Vorteile für Deutschland in den Blick nehmen

    Er wünsche sich stattdessen, dass Deutschland klarstelle, was afrikanische Länder für Deutschland tun könnten, etwa bei kritischen Rohstoffen oder dem Fachkräftemangel. “Das würde sicherstellen, dass ein Interesse daran besteht, dass die Dinge tatsächlich langfristig funktionieren”, so Abimbola. “Im Jahr 2050 werden Afrikaner ein Drittel des weltweiten Erwerbspersonenpotenzials ausmachen, bis 2100 sogar die Hälfte. Warum bemüht sich Europa nicht um diese Menschen? Unser angenehmer Lebensstandard ist davon abhängig, dass es genug Arbeitskräfte gibt, um ihn aufrechtzuerhalten.”

    Überhaupt setzt Abimbola auf eine offen interessenbasierte Politik und wirbt dafür, dass afrikanische Entscheidungsträger dies ebenfalls tun. “Anstatt sich über chinesische Subventionen zu beschweren, sollte Deutschland über seine eigene Industriepolitik nachdenken und sagen: Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass wir wettbewerbsfähig bleiben. Dafür setzen wir uns ein, indem wir investieren, etwa in den Aufbau von Lieferketten.” Die Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen durch Investitionen in Infrastruktur oder in Verarbeitungskapazitäten auf dem Kontinent und die Sicherstellung, dass ganze Industrien und nicht nur einzelne subventionierte Unternehmen Wertschöpfung betreiben können, sei der richtige Weg, argumentiert Abimbola. Arne Schütte

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    Nachtisch

    Eishockey Ägypten
    Ägyptens Eishockey-Männer im Angriff: Auch die Frauen treten immer öfter international auf.

    Die ägyptischen Eishockey-Frauen werden international immer selbstbewusster: Erstmals hat das Land in der vergangenen Woche eine Frauenmannschaft für das Eishockey-Turnier Amerigol Latam Cup in Florida gestellt. Im Frühjahr beteiligte sich die Frauenmannschaft schon am Dream Nations Cup in New Jersey. Im ägyptischen Trikot liefen auch Spielerinnen auf, die in den USA Eishockey spielen. Das Bemerkenswerte an der Teilnahme ist nicht nur, dass die ägyptischen Eishockey-Frauen international stärker Präsenz zeigen. Beim Latam Cup trafen die Ägypterinnen auch auf ein Team aus Israel.

    Wintersport ist am Nil sehr populär. Ägypten zählt verschiedene Ski- und Eishallen. Die bekannteste dürfte die Snow City in Nasr sein, die Möglichkeiten für diverse Wintersportarten bietet. Eishockey in Afrika ist nicht nur in Ägypten beliebt. Das südafrikanische Männerteam liegt in der Weltrangliste auf Platz 47. Das Frauenteam, für das mehr als 50 Spielerinnen nominiert sind, steht auf dem 35. Platz. In Nairobi gibt es ebenfalls eine Eishalle, in der bei den Kenya Ice Lions auch zahlreiche Frauen spielen. hlr

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    Africa.Table Redaktion

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