Table.Briefing: Africa

Umweltschützer für Öl im Kongo + Wettersatelliten für Afrika + BRICS-Bank-Chefin Dilma Rousseff

Liebe Leserin, lieber Leser,

in Afrika bilden sich manchmal politische Allianzen, die auf Europäer irritierend wirken können. Einen solchen Fall schildert für Table.Media die in Goma lebende Journalistin Judith Raupp. In der DR Kongo will die Regierung riesige Ölvorkommen fördern. Ausgerechnet Schützer des Regenwalds unterstützen dieses umstrittene Projekt.

Pay TV und Streamingdienste sind in Afrika ein Riesengeschäft. Der südafrikanische Medienkonzern Multi Choice, führend bei Pay-TV in Afrika, muss angesichts starker Konkurrenz sein Geschäftsmodell umbauen. Wer die Herausforderer des Platzhirsches auf dem Kontinent sind und wie sich Multi Choice dieser erwehren will, analysiert unser Korrespondent in Johannesburg, Andreas Sieren.

Ein überraschendes Comeback feiert die brasilianische Politikerin Dilma Rousseff. In ihrer Zeit als Staatspräsidentin häuften sich Fälle von Misswirtschaft und Korruption. Nun hat sie eine neue Aufgabe gefunden. Diese führt sie nach Schanghai. Von dort aus wird auch Afrika eine gewichtige Rolle für sie spielen. Jörn Petring stellt uns die erstaunliche Stehauf-Frau vor.

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Ihr
Christian von Hiller
Bild von Christian  von Hiller

Analyse

DR Kongo will Erdöl im Regenwald fördern

Wollen die reichen Staaten das Klima retten, brauchen sie mehr denn je arme Länder wie die DR Kongo als Verbündete. Das hat der Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) vom 20. März eindringlich gezeigt. In der DR Kongo befindet sich ein Ökosystem, das derzeit noch in der Lage ist, so viel Treibhausgas zu absorbieren, wie die gesamte Welt in zehn Jahren ausstößt. Zehn Prozent des weltweiten Regenwalds bedecken die DR Kongo, zudem liegt dort das weltweit größte tropische Torfmoor.

Aber der Kongo hat auch riesige Ölreserven von 22 Milliarden Barrel im Wert von 640 Milliarden Dollar. Staatspräsident Félix Thsisekedi hatte im vergangenen Juli zahlreiche Landabschnitte zur Exploration ausgeschrieben. Teilweise liegen sie im Regenwald. Laut Greenpeace überschneiden sich neun dieser Abschnitte mit Naturschutzgebieten wie dem Virunga-Nationalpark, der Heimat der seltenen Berggorillas und seit 1979 Unesco-Weltkulturerbe.

Armut oder Petrodollars

Der Staatspräsident braucht die Petrodollars, um die Armut zu bekämpfen. 77 Prozent der 95 Millionen Kongolesen leben unter der absoluten Armutsgrenze von 1,90 Dollar pro Tag. Aus ökonomischer Sicht stellt sich für den Kongo deshalb die Frage, ob er möglichst schnell das Ölgeschäft ankurbeln soll, solange die Welt noch fossile Brennstoffe braucht, ungeachtet der Klimafolgen. Oder soll der Kongo darauf vertrauen, dass reiche Länder Geld und Technik zur Verfügung stellen, um das Land klimagerecht aufzubauen?

Wie viel Geld der Kongo bisher für Naturschutz erhalten hat, lässt sich schwer nachvollziehen. Die Förderung gleicht einem Flickenteppich. Im Rahmen der zentralafrikanischen Waldinitiative erhält der Kongo zum Beispiel 500 Millionen Dollar, von den Climate Investment Funds 66 Millionen Dollar, aus dem REDD-Programm (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) 80 Millionen Dollar für ein Projekt in der Provinz Mai Ndombe. Für die Schutzgebiete Virunga, Salonga, Garamba, Upemba-Kundelengu und Yangambi gibt die Europäische Union 140 Millionen Euro.

Schutz der Natur bringt zu wenig Geld

Das Geld reiche aber nicht, sagt René Ngongo, Berichterstatter des Conseil Économique et Social, eines regierungsnahen Thinktanks in Kinshasa. Die internationale Aktivistenorganisation One beziffert den jährlichen Bedarf Afrikas zur Bewältigung des Klimawandels auf 50 Milliarden Dollar. Bereitgestellt würden aber nur 18,5 Milliarden. Ngongo wurde 2009 der alternative Nobelpreis für sein Engagement für den Regenwald verliehen. Doch heute befürwortet er das Ölgeschäft im Regenwald – aus schierer Not.

Rodungen für Feuerholz, Holzkohle und den Ackerbau sind derzeit die größten Ursachen für Waldverlust im Kongo. Wolle man das aufhalten, müsse die Bevölkerung bezahlbare Energie aus Wasser oder Solar zum Kochen bekommen, meint Ngongo. Der Kongo brauche die Einnahmen aus dem Ölgeschäft zum Aufbau der Infrastruktur. Voraussetzung seien allerdings finanzielle Transparenz und die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards.

Arbeitsplätze durch grüne Energien statt durch Öl

Darüber gibt es Streit beim bisher einzigen Ölprojekt des Kongo nahe der Mündung des Kongo-Flusses. Der französisch-britische Konzern Perenco produziert in der Nähe von Muanda auf elf Bohrfeldern durchschnittlich 25.000 Barrel Öl pro Tag. Die Umweltorganisationen Friends of the Earth und Sherpa haben Perenco im vergangenen Jahr wegen Umweltverschmutzung verklagt.

Joseph Bolongo von der Groupe d’Action pour sauver l’Homme et son Environnement ist zudem überzeugt, dass Millionen Bewohner des Regenwaldes dort auch bleiben wollten, wenn sie Krankenhäuser, Schulen, Strom und Wasser hätten. Man müsse sie außerdem unterstützen, ihre landwirtschaftlichen Produkte zu vermarkten und damit Einkommen zu erwirtschaften. “Es geht nicht an, dass wir die Natur schützen und dabei arm bleiben, während die reichen Staaten die Welt weiter verschmutzen”, sagt Bolongo. Judith Raupp, Goma

  • DR Kongo
  • IPCC
  • Nachhaltigkeit
  • Nobelpreis
  • Rohstoffe

Mediengigant Multi Choice setzt auf Streaming

Als Mitte März die Börsennotiz von Multi Choice um fast 15 Prozent absackte und der südafrikanische Konzern über Nacht rund 400 Millionen Euro an Wert verlor, läuteten in der Führungsetage die Alarmglocken. Die Aktie war kurz stark gestiegen, nachdem Multi Choice mit NBC Universal des größten amerikanischen Medienunternehmen Comcast und dem britischen Medienkonzern Sky eine Partnerschaft unterzeichnet hatte. Diese kauften sich mit 30 Prozent bei Showmax ein, Multi Choice behält 70 Prozent. Mit der Kooperation sollen über den 2015 in Südafrika gegründeten Video-on-Demand-Dienst Showmax die besten Streaming-Angebote der Welt mit moderner Technologie nach Afrika kommen.

Der Streamingdienst kam als Gegenpol zu amerikanischen Anbietern wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ oder Apple TV, die ebenfalls versuchen, ihre Markanteile in Afrika auszubauen. Das ist für Showmax nicht einfach: Mit 2,6 Millionen Abonnenten Ende 2021 bleibt Netflix Marktführer in Afrika, gefolgt von Showmax mit 860.000 Kunden. Dahinter kommt Amazon Prime mit 575.000. Netflix wird in allen 54 Ländern Afrikas angeboten, Showmax nur in 13 Ländern. Es ist schwierig für ein afrikanisches Unternehmen, sich gegen die internationalen Platzhirsche durchzusetzen, wenn man es nicht machen möchte wie China. Die haben den Markt einfach für ausländischer Anbieter geschlossen.

Heimat, Lokales und Sport lautet das Erfolgsrezept

Immerhin: Mit dem innovativen Satellitenfernsehen DStv hatte Multi Choice jahrelang eine Monopolstellung in Afrika. “Heimat, Lokales und Sport”, nennt Multi Choice CEO Calvo Mawela das Erfolgsrezept von DStv. Zu dessen Angebot zählen auch die deutschen Fernsehprogramme, vertrieben über den südafrikanischen Anbieter deukom. Heimat für die Deutschen eben.

Und immerhin verzeichnete Multi Choice 2022 einen Anstieg des Gewinns um 6,7 Prozent auf rund 1,44 Milliarden Euro. Die Anzahl der Kunden des Unternehmens in Afrika wuchs um fünf Prozent. Mittlerweile werden 22,1 Millionen Haushalte auf dem Kontinent bedient, davon allein 9,1 Millionen in Südafrika. Doch am Kap, dem wichtigsten Markt, gingen die Einnahmen um zwei Prozent zurück. Gerade hier macht sich die Konkurrenz der internationalen Streaminganbietern bemerkbar.

Fußball, Rugby und Cricket

Lange konnte die Sportbegeisterung in Afrika, vor allem für englischen und europäischen Fußball sowie Rugby und Cricket, und die Unterversorgung mit schnellen Internetverbindungen das DStv-Erfolgsmodell tragen. Doch wer Sport live sehen möchte, muss das Premiumangebot abonnieren und dafür tief in die Tasche greifen. In Südafrika etwa kostet das seit 1. April rund 45 Euro monatlich, viel Geld selbst für die finanziell gebeutelte Mittelklasse des Landes.

DStv hatte seine Preise um durchschnittlich 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr angehoben, weit unterhalb der Inflation. “Der Druck, dem die Verbraucher mit den Nachwehen der Pandemie sowie der landesweit anhaltenden Stromausfälle ausgesetzt sind, ist auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen”, so das Unternehmen in einer Mitteilung.

Die Kunden streamen inzwischen mehr, weil das billiger ist. Die Premiumabonnenten von DStv sanken seit 2015 von 2,35 Millionen auf 1,4 Millionen. Gleichzeitig erhöhten sich schnelle Internetverbindungen, besonders über Glasfaseranschlüsse. “Multi Choice muss diese nutzen”, so Investmentanalyst Peter Takaendesa.

Kampf um Marktanteile

Mit Showmax und über das Internet verbreiteten Medienangeboten möchte Multi Choice wieder Marktanteile zurückerobern und bedient sich hierbei der Peacock-Platform von NBC Universal, die einen kleineren kostenfreien Bereich hat, was ideal für Afrika ist. Denn dem Streamingmarkt in Afrika werden hohe Zuwachsraten vorausgesagt. Laut eines Berichtes von Digital TV Research sollen auf dem Kontinent Video-on-Demand-Abonnenten von 6,15 Millionen 2022 auf 15,57 Millionen 2028 ansteigen, 45 Prozent davon auf Netflix.

Jetzt hat Multi Choice zum 1. April seine technischen Abteilungen, darunter Streaming, in einem Technologiehub, zusammengefasst, geleitet von Nyiko Shiburi, dem ehemaligen Chef von Multi Choice South Africa. So soll die Wende herbeigeführt und mehr Marktanteile gesichert werden. Der Konzern möchte die “Technologieplattform der Wahl für afrikanische Haushalte zu werden”, so Multi Choice CEO Calvo Mawela. Das geht nur, wenn man bessere Inhalte für die Afrikaner anbietet oder billiger ist. Beides ist nicht einfach.

  • Medien
  • Südafrika

Neue Dimension für Wetterbeobachtung

In den nächsten Tagen wird eine Premiere stattfinden: Dann werden die ersten Wetterbilder veröffentlicht, die der erste Satellit der MTG-Reihe über Afrika aufgenommen hat. Mitte Dezember begann eine neue Ära in der Wetterbeobachtung Afrikas. Der europäische Betreiber von Wettersatelliten Eumetsat in Darmstadt schoss den ersten Satelliten der neuen Modellreihe Meteosat Third Generation (MTG) in eine geostationäre Position ungefähr 30.000 km über dem Golf von Guinea. Fünf weitere Satelliten werden folgen.

Die 3,1 Tonnen schweren Geräte bringen die Wetterbeobachtung in eine neue Dimension. Die größte Neuerung ist, dass MTG es den Meteorologen ermöglicht, die Entstehung von Stürmen nahezu in Echtzeit zu verfolgen. So kann die betroffene Bevölkerung viel früher vor Unwettern gewarnt werden. Aber auch in mehr technischen Belangen stoßen die MTG-Satelliten in neue Bereiche vor. Sie senden viel häufiger Fotos an die Erde und verbessern so die kontinuierliche Beobachtung im sichtbaren Spektrum. Darüber hinaus enthalten sie eine 4D-Funktion zur Wetterbeobachtung und können frühzeitig Blitze am Himmel erkennen. Dank eines Infrarot-Sondierers spüren sie sogar dreidimensionale Strukturen von atmosphärischem Wasserdampf und Temperaturen auf.

Datenreihen über den Klimawandel

Die Daten der MTG-Satelliten liefern wertvolle Informationen über den Klimawandel in Europa und Afrika in einer bisher nicht gekannten Qualität und Genauigkeit. Die neuen Satelliten ermöglichen es so, den Klimawandel zu dokumentieren und wertvolle Rohdaten für die Klimaforscher zu sammeln. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise die Ausdehnung der Sahara, der Wandel von Landschaften oder andere Veränderungen untersuchen, die durch den Klimawandel bedingt sind.

Manche Anwendungen sind ganz praxisorientiert: So kann die Fischfangindustrie auf dem Kontinent mithilfe der Bilder von Eumetsat selbst Fischschwärme weit unter der Wasseroberfläche verfolgen. Denn Fischschwärme folgen dem Plankton im Meer, und Plankton können die MTG-Satelliten dank ihrer Reflexionen aufspüren.

Satelliten über dem Äquator

Von all diesen Neuerungen profitiert auch Afrika. “Unsere Aufgabe ist es, Wetterdaten über Europa zu sammeln und diese den nationalen Wetterdiensten unserer Mitgliedsstaaten zur Verfügung zu stellen”, sagt Paul Counet, Leiter Kommunikation von Eumetsat. “Aber da unsere Satelliten allesamt in Äquatornähe über Afrika auf einer geostationären Position um die Erde kreisen, sammeln wir auch viele Daten über den afrikanischen Kontinent.”

“MTG wird zum Schutz von Leben, Eigentum und Infrastruktur beitragen und Europa und Afrika wirtschaftliche Vorteile bringen”, sagt Phil Evans, der Generaldirektor von Eumetsat. Deshalb schreibt die Organisation die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Wetterdiensten groß, zumal Afrika bisher keine eigenen Wettersatelliten betreibt.

Afrikanische Kunst ins Weltall

Um die enge Verbundenheit mit Afrika auszudrücken, hat Eumetsat für den ersten MTG-Satelliten ein besonderes Kunstprojekt ins Leben gerufen: Die Organisation hat drei afrikanische Künstler eingeladen, gemeinsam ein Kunstwerk zu entwerfen.

Die drei Künstler Michel Ekeba und Géraldine Tobé aus Kinshasa sowie Jean-David Nkot aus Kamerun haben mehrere Wochen lang in Benin an einem Kunstwerk gearbeitet. Herausgekommen ist eine Fusion aller drei sehr eigenständigen Stile.

In einem aufwändigen Verfahren wurde das Gemälde in Paris gescannt und auf eine riesige Folie übertragen. Diese wurde auf den Trägerkopf einer Ariane-5-Rakete aufgetragen und ins Weltall geschossen. Das Original dagegen wurde in Ausstellungen in Paris, Darmstadt, Dar-es-Salaam, Brüssel, Cotonou und Casablanca gezeigt. Derzeit wird es in Südafrika präsentiert.

  • Klimawandel

News

Milliarden-Kredit vom IWF für Marokko

Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährt Marokko im Rahmen seiner Flexible Credit Line (FCL) Zugriff auf Darlehen in Höhe von fünf Milliarden Dollar. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Die marokkanische Wirtschaft sei zwar relativ unbeschadet durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen, sagte die Stellvertretende Geschäftsführerin des IWF, Antoinette Sayeh. Die Wirtschaft des Landes sei aber weiterhin gefährdet, etwa durch schwankende Rohstoffpreise oder Dürren. Darum stelle der IWF nun präventiv für die nächsten zwei Jahre die Kreditlinie bereit. Laut IWF begreift auch Marokko die Ankündigung lediglich als Vorsorge für den Fall der Fälle. Seit 2012 hat das Land bereits vier Darlehen des IWF mit insgesamt 12 Milliarden Dollar Kreditlinie genutzt.

Der Kredit gilt als Vorsorgeinstrument für den Fall einer Haushaltskrise, urteilt das marokkanische Magazin “Maroc Hebdo” in einer Analyse vom Montag. Dieser Fall sei aber jetzt schon eingetreten. Durch diese Kreditlinie könne die Regierung allerdings ihr Ziel erreichen und die Inflation erfolgreich bekämpfen, heißt es in dem Artikel weiter. ajs

  • IWF
  • Marokko
  • Wirtschaftspolitik

China Development Bank finanziert Eisenbahn in Nigeria

Der nigerianische Senat hat die China Development Bank als Finanzier für die Eisenbahnstrecke Kano-Kaduna bestätigt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es geht um einen Kreditbetrag von 973 Millionen Dollar mit einer Laufzeit von 15 Jahren bei einem Zins von 2,7 Prozent. Die Eisenbahnstrecke im Norden des Landes soll den Transport von landwirtschaftlichen Produkten in den Süden sowie von Importgütern von der Küste ins Hinterland erleichtern. 

Der Ausbau des Eisenbahnnetzes war von Noch-Präsident Buhari zur Priorität erklärt worden. Allerdings war die Finanzierung bisher ein großes Hindernis. Die Strecke Kano-Kaduna etwa sollte ursprünglich durch die chinesische Export-Import Bank finanziert werden, die aber 2020 abgesprungen war. rtr/ajs

  • China
  • Infrastruktur
  • Investitionen
  • Nigeria
  • Transport

Südafrika erklärt Notstand für beendet

Die südafrikanische Regierung hat den Anfang Februar ausgerufenen Katastrophenzustand für beendet erklärt. Präsident Ramaphosa hatte ihn damals ausgerufen, um die anhaltende Energiekrise zu bekämpfen. Ungeachtet dessen ist der staatliche Energieversorger Eskom nach wie vor nicht in der Lage, die Energieversorgung in Südafrika zu gewährleisten. Der Grund: häufige Ausfälle seiner überalterten Kohlekraftwerke und jahrelange Korruption. Durch den Katastrophenzustand hatte die Regierung zusätzliche Befugnisse, um auf die Krise zu reagieren, etwa durch die Genehmigung von Notbeschaffungsverfahren mit weniger bürokratischen Hürden. 

Die zivilgesellschaftliche Gruppe Organisation Undoing Tax Abuse (OUTA) hatte gegen den Ausnahmezustand geklagt, weil Ausnahmeregelungen für Eskom missbraucht werden könnten, um Korruption und Kriminalität im Unternehmen zu vertuschen. OUTA sieht die eigene Klage als Grund für das Ende des Ausnahmezustands. Die Regierung dagegen begründete dies damit, dass eine Reihe von Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Energieengpässe getroffen worden seien.  

Die Beendigung des Katastrophenfalls bedeutet allerdings nicht die Überwindung der Energiekrise. Der Eskom-Aufsichtsratsvorsitzende Mpho Makwana schätzte kürzlich, dass es bis zu zwei Jahre dauern wird, die regelmäßigen Stromabschaltungen unter Kontrolle zu bekommen. Auch ein Konsortium aus Deutschland soll dabei helfen. ajs

  • Energie
  • Eskom
  • Südafrika

Zwei Milliarden aus Spanien für Südafrikas Energiewende 

Die staatliche spanische Entwicklungsagentur Cofides stellt 2,1 Milliarden Euro für Südafrikas Energiewende und Investitionen in die Wasserversorgung bereit. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Cofides wird das Geld gemeinsam mit der staatlichen Industrial Development Corporation of South Africa verwalten. Der größte Teil des Geldes wird in Form von Krediten bereitgestellt. Investiert werden soll in Erneuerbare Energien, Batteriespeicher, Stromnetzinfrastruktur, grünen Wasserstoff und Elektrofahrzeuge, aber auch in Wasserversorgung und Abwassermanagement

Mit der Milliardeninvestition unterstützt Spanien auch die Bemühungen der Just Energy Transition Partnership (JETP), die die Energiewende in Südafrika voranbringen soll. JETP ist ein Projekt Südafrikas mit Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA und der EU, und hat ein Volumen von 8,5 Milliarden Dollar. Die südafrikanische Regierung rechnet damit, dass die Energiewende in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 84 Milliarden Dollar erfordern wird. ajs

  • Entwicklungsarbeit
  • Erneuerbare Energien
  • Spanien
  • Südafrika
  • Wasser

Presseschau

African Business: Interview mit Senegals Präsident Macky Sall. Im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin thematisiert Präsident Sall unter anderem die wirtschaftliche Lage seines Landes, Senegals Pläne bei Öl- und Gasförderung sowie die Sicherheit in der Sahelzone.

taz: Gewalt gegen Tutsi in DR Kongo mehrt sich. Gewaltsame Übergriffe und rassistische Rhetorik gegen ruandophone Kongolesen nehmen zu, offenbar befördert durch Staatsorgane. Beobachter erinnert das an den Völkermord von 1994 in Ruanda. Die Rebellen-Miliz M23 kämpft im Ostkongo, wie sie behauptet um die kongolesischen Tutsi zu schützen. Dabei wird M23 von Ruanda unterstützt – sehr zum Missfallen Kinshasas.

The Guardian: Dürre und Wasserrationierung in Tunesien. In dem nordafrikanischen Land steigt das Risiko von Unruhen angesichts eines vierten trockenen Jahres in Folge: Tunesiens Wasserreservoirs fehlen im Schnitt 30 Prozent Füllmenge, die letzte Getreideernte fiel schlecht aus und die Wirtschaft kriselt stark.

Financial Times: Feindseligkeit in Tunesien treibt Migranten übers Meer. Um von der misslichen Lage des Landes abzulenken, macht Tunesiens Präsident Saied Stimmung gegen schwarze Migranten. Viele von ihnen fühlen sich nun dort nicht mehr sicher und machen sich auf den Weg übers Mittelmeer.

New York Times: Zwei Generäle zanken um Sudan. Nachdem Omar al-Baschir 2019 durch einen Militärputsch entmachtet worden war, hofften viele Sudanesen auf Freiheit und Demokratie. Doch das Militär scheint die Übergangsregierung nicht aufgeben zu wollen. Stattdessen drohen interne Machtkämpfe das Land erneut ins Bürgerkriegschaos zu stürzen.

The Economist: Bevölkerungswachstum in Afrika nimmt ab. Die hohen Geburtenraten in vielen afrikanischen Ländern bereiten Ökonomen und auch Klimaforschern Sorgen. Neuere Daten zeigen jetzt aber, dass in einigen Ländern die Zahl der Geburten pro Frau dramatisch sinkt.

Sahara Reporters: Künftiger Präsident Nigerias offenbar schwer krank. Bola Tinubu war nach seinem Wahlsieg Ende Februar schnell nach Europa gereist, offenbar um sich dort medizinisch behandeln zu lassen. Da er sein Image in der Öffentlichkeit kontrollieren will, lässt er bei Hilfskräften und Besuchern die Handynutzung überprüfen.

Reuters: Mindestpreis für Kakao greift nicht. Ein Programm der Regierungen Ghanas und der Elfenbeinküste zur Verbesserung der Situation von Kakaobauern wird von internationalen Händlern und Schokoladenproduzenten weitgehend ignoriert. Um trotzdem zu überleben, sehen sich viele Farmer gezwungen, ihre Anbaufläche durch mehr Waldrodung zu vergrößern.

Handelsblatt: Wie Unternehmen ein erfolgreiches Afrikageschäft aufbauen können. Bisher sind nur wenige deutsche Unternehmen in Afrika aktiv. Dabei bietet der Kontinent vielseitige Märkte und enormes Potenzial für diejenigen, die es zu nutzen wissen. Die Wirtschaftszeitung gibt entsprechende Tipps.

Heads

Dilma Rousseff – Neue Chefin der BRICS-Bank

Sie leitet künftig die BRICS-Bank: Dilma Rousseff bei einer Veranstaltung in Brasilien 2022.

Die New Development Bank (NDB) bekommt eine prominente Chefin: Brasiliens Ex-Präsidentin Dilma Rousseff. Die 75-Jährige traf vergangene Woche in Schanghai ein, um ihr Amt an der Spitze der Entwicklungsbank anzutreten. Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika hatten die NDB 2015 gemeinsam gegründet.

Das deshalb auch BRICS-Bank genannte Institut ist das wohl erfolgreichste Projekt, das der Staatenbund bisher auf den Weg gebracht hat. Sie ist eine Alternative zu den bestehenden westlichen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

Comeback nach Amtsenthebung

Für Rousseff, Parteifreundin des neuen alten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, bedeutet der neue Posten ein unerwartetes Comeback. Ihre als Nachfolgerin Lulas angetretene Präsidentschaft in Brasilien endete 2016 nach einem Amtsenthebungsverfahren. Rousseff soll damals den Haushalt manipuliert haben, um ihre Chancen auf eine Wiederwahl zu erhöhen. Ihre Regierung sah sich mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen konfrontiert; ihre Amtszeit war aber auch von Bemühungen geprägt, die Armut im Land zu bekämpfen. Die in Belo Horizonte geborene Rousseff stammt selbst aus einer Mittelklasse-Familie: Ihr Vater war ein aus Bulgarien nach Brasilien eingewanderter Anwalt, ihre Mutter Lehrerin. Seit 2002 arbeitete sie für Lula, und wurde nach dessen Wahlsieg zunächst Energieministerin.

Brasilien hatte bereits 2020 den rotierenden, fünfjährigen Vorsitz der BRICS-Bank übernommen. Dass Rousseff trotz ihrer umstrittenen Vergangenheit nun in Schanghai wieder eine Chance bekommt, hängt mit den veränderten politischen Verhältnissen in ihrem Heimatland zusammen: Seit einigen Monaten ist Lula wieder Präsident. Und während der bisherige Bank-Chef Marcos Troyjo dem Lager des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro angehörte, wollte Lula den Posten lieber mit seiner engen Vertrauten Rousseff besetzt sehen. Rousseff kann die Bank nun bis 2025 führen. Dann gibt Brasilien den Vorsitz weiter.

BRICS-Bank mit Problemen wegen Russland

In ihrer daher nur relativ kurzen Amtszeit steht Rousseff vor schwierigen Aufgaben. Einerseits kann die NDB durchaus Erfolge vorweisen: Nach eigenen Angaben hat sie in den vergangenen neun Jahren 32,8 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von 96 Projekten in den Mitgliedsländern bereitgestellt. Zudem konnten mit Bangladesch, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Uruguay vier weitere Staaten für eine Mitgliedschaft gewonnen werden.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die BRICS-Bank jedoch in eine schwierige Lage gebracht. Um weiterhin Geld auf den internationalen Kapitalmärkten aufnehmen zu können, wurden zwar alle neuen Projekte mit dem Mitgliedsstaat Russland auf Eis gelegt. Dennoch stufte beispielsweise Fitch das Rating der NDB von “A+” auf “A” herab. Begründet wurde der Schritt damit, dass rund 13 Prozent der bisherigen Kredite in russische Projekte geflossen seien und Moskau zu den Gründungsmitgliedern gehöre. Russlands prominente Rolle in der NDB “könnte zukünftige Mitglieder davon abhalten, der Bank beizutreten”, warnt Fitch. Jörn Petring

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  • Entwicklungsarbeit

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in Afrika bilden sich manchmal politische Allianzen, die auf Europäer irritierend wirken können. Einen solchen Fall schildert für Table.Media die in Goma lebende Journalistin Judith Raupp. In der DR Kongo will die Regierung riesige Ölvorkommen fördern. Ausgerechnet Schützer des Regenwalds unterstützen dieses umstrittene Projekt.

    Pay TV und Streamingdienste sind in Afrika ein Riesengeschäft. Der südafrikanische Medienkonzern Multi Choice, führend bei Pay-TV in Afrika, muss angesichts starker Konkurrenz sein Geschäftsmodell umbauen. Wer die Herausforderer des Platzhirsches auf dem Kontinent sind und wie sich Multi Choice dieser erwehren will, analysiert unser Korrespondent in Johannesburg, Andreas Sieren.

    Ein überraschendes Comeback feiert die brasilianische Politikerin Dilma Rousseff. In ihrer Zeit als Staatspräsidentin häuften sich Fälle von Misswirtschaft und Korruption. Nun hat sie eine neue Aufgabe gefunden. Diese führt sie nach Schanghai. Von dort aus wird auch Afrika eine gewichtige Rolle für sie spielen. Jörn Petring stellt uns die erstaunliche Stehauf-Frau vor.

    Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Und wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table und weitere Themen anmelden. 

    Ihr
    Christian von Hiller
    Bild von Christian  von Hiller

    Analyse

    DR Kongo will Erdöl im Regenwald fördern

    Wollen die reichen Staaten das Klima retten, brauchen sie mehr denn je arme Länder wie die DR Kongo als Verbündete. Das hat der Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) vom 20. März eindringlich gezeigt. In der DR Kongo befindet sich ein Ökosystem, das derzeit noch in der Lage ist, so viel Treibhausgas zu absorbieren, wie die gesamte Welt in zehn Jahren ausstößt. Zehn Prozent des weltweiten Regenwalds bedecken die DR Kongo, zudem liegt dort das weltweit größte tropische Torfmoor.

    Aber der Kongo hat auch riesige Ölreserven von 22 Milliarden Barrel im Wert von 640 Milliarden Dollar. Staatspräsident Félix Thsisekedi hatte im vergangenen Juli zahlreiche Landabschnitte zur Exploration ausgeschrieben. Teilweise liegen sie im Regenwald. Laut Greenpeace überschneiden sich neun dieser Abschnitte mit Naturschutzgebieten wie dem Virunga-Nationalpark, der Heimat der seltenen Berggorillas und seit 1979 Unesco-Weltkulturerbe.

    Armut oder Petrodollars

    Der Staatspräsident braucht die Petrodollars, um die Armut zu bekämpfen. 77 Prozent der 95 Millionen Kongolesen leben unter der absoluten Armutsgrenze von 1,90 Dollar pro Tag. Aus ökonomischer Sicht stellt sich für den Kongo deshalb die Frage, ob er möglichst schnell das Ölgeschäft ankurbeln soll, solange die Welt noch fossile Brennstoffe braucht, ungeachtet der Klimafolgen. Oder soll der Kongo darauf vertrauen, dass reiche Länder Geld und Technik zur Verfügung stellen, um das Land klimagerecht aufzubauen?

    Wie viel Geld der Kongo bisher für Naturschutz erhalten hat, lässt sich schwer nachvollziehen. Die Förderung gleicht einem Flickenteppich. Im Rahmen der zentralafrikanischen Waldinitiative erhält der Kongo zum Beispiel 500 Millionen Dollar, von den Climate Investment Funds 66 Millionen Dollar, aus dem REDD-Programm (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) 80 Millionen Dollar für ein Projekt in der Provinz Mai Ndombe. Für die Schutzgebiete Virunga, Salonga, Garamba, Upemba-Kundelengu und Yangambi gibt die Europäische Union 140 Millionen Euro.

    Schutz der Natur bringt zu wenig Geld

    Das Geld reiche aber nicht, sagt René Ngongo, Berichterstatter des Conseil Économique et Social, eines regierungsnahen Thinktanks in Kinshasa. Die internationale Aktivistenorganisation One beziffert den jährlichen Bedarf Afrikas zur Bewältigung des Klimawandels auf 50 Milliarden Dollar. Bereitgestellt würden aber nur 18,5 Milliarden. Ngongo wurde 2009 der alternative Nobelpreis für sein Engagement für den Regenwald verliehen. Doch heute befürwortet er das Ölgeschäft im Regenwald – aus schierer Not.

    Rodungen für Feuerholz, Holzkohle und den Ackerbau sind derzeit die größten Ursachen für Waldverlust im Kongo. Wolle man das aufhalten, müsse die Bevölkerung bezahlbare Energie aus Wasser oder Solar zum Kochen bekommen, meint Ngongo. Der Kongo brauche die Einnahmen aus dem Ölgeschäft zum Aufbau der Infrastruktur. Voraussetzung seien allerdings finanzielle Transparenz und die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards.

    Arbeitsplätze durch grüne Energien statt durch Öl

    Darüber gibt es Streit beim bisher einzigen Ölprojekt des Kongo nahe der Mündung des Kongo-Flusses. Der französisch-britische Konzern Perenco produziert in der Nähe von Muanda auf elf Bohrfeldern durchschnittlich 25.000 Barrel Öl pro Tag. Die Umweltorganisationen Friends of the Earth und Sherpa haben Perenco im vergangenen Jahr wegen Umweltverschmutzung verklagt.

    Joseph Bolongo von der Groupe d’Action pour sauver l’Homme et son Environnement ist zudem überzeugt, dass Millionen Bewohner des Regenwaldes dort auch bleiben wollten, wenn sie Krankenhäuser, Schulen, Strom und Wasser hätten. Man müsse sie außerdem unterstützen, ihre landwirtschaftlichen Produkte zu vermarkten und damit Einkommen zu erwirtschaften. “Es geht nicht an, dass wir die Natur schützen und dabei arm bleiben, während die reichen Staaten die Welt weiter verschmutzen”, sagt Bolongo. Judith Raupp, Goma

    • DR Kongo
    • IPCC
    • Nachhaltigkeit
    • Nobelpreis
    • Rohstoffe

    Mediengigant Multi Choice setzt auf Streaming

    Als Mitte März die Börsennotiz von Multi Choice um fast 15 Prozent absackte und der südafrikanische Konzern über Nacht rund 400 Millionen Euro an Wert verlor, läuteten in der Führungsetage die Alarmglocken. Die Aktie war kurz stark gestiegen, nachdem Multi Choice mit NBC Universal des größten amerikanischen Medienunternehmen Comcast und dem britischen Medienkonzern Sky eine Partnerschaft unterzeichnet hatte. Diese kauften sich mit 30 Prozent bei Showmax ein, Multi Choice behält 70 Prozent. Mit der Kooperation sollen über den 2015 in Südafrika gegründeten Video-on-Demand-Dienst Showmax die besten Streaming-Angebote der Welt mit moderner Technologie nach Afrika kommen.

    Der Streamingdienst kam als Gegenpol zu amerikanischen Anbietern wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ oder Apple TV, die ebenfalls versuchen, ihre Markanteile in Afrika auszubauen. Das ist für Showmax nicht einfach: Mit 2,6 Millionen Abonnenten Ende 2021 bleibt Netflix Marktführer in Afrika, gefolgt von Showmax mit 860.000 Kunden. Dahinter kommt Amazon Prime mit 575.000. Netflix wird in allen 54 Ländern Afrikas angeboten, Showmax nur in 13 Ländern. Es ist schwierig für ein afrikanisches Unternehmen, sich gegen die internationalen Platzhirsche durchzusetzen, wenn man es nicht machen möchte wie China. Die haben den Markt einfach für ausländischer Anbieter geschlossen.

    Heimat, Lokales und Sport lautet das Erfolgsrezept

    Immerhin: Mit dem innovativen Satellitenfernsehen DStv hatte Multi Choice jahrelang eine Monopolstellung in Afrika. “Heimat, Lokales und Sport”, nennt Multi Choice CEO Calvo Mawela das Erfolgsrezept von DStv. Zu dessen Angebot zählen auch die deutschen Fernsehprogramme, vertrieben über den südafrikanischen Anbieter deukom. Heimat für die Deutschen eben.

    Und immerhin verzeichnete Multi Choice 2022 einen Anstieg des Gewinns um 6,7 Prozent auf rund 1,44 Milliarden Euro. Die Anzahl der Kunden des Unternehmens in Afrika wuchs um fünf Prozent. Mittlerweile werden 22,1 Millionen Haushalte auf dem Kontinent bedient, davon allein 9,1 Millionen in Südafrika. Doch am Kap, dem wichtigsten Markt, gingen die Einnahmen um zwei Prozent zurück. Gerade hier macht sich die Konkurrenz der internationalen Streaminganbietern bemerkbar.

    Fußball, Rugby und Cricket

    Lange konnte die Sportbegeisterung in Afrika, vor allem für englischen und europäischen Fußball sowie Rugby und Cricket, und die Unterversorgung mit schnellen Internetverbindungen das DStv-Erfolgsmodell tragen. Doch wer Sport live sehen möchte, muss das Premiumangebot abonnieren und dafür tief in die Tasche greifen. In Südafrika etwa kostet das seit 1. April rund 45 Euro monatlich, viel Geld selbst für die finanziell gebeutelte Mittelklasse des Landes.

    DStv hatte seine Preise um durchschnittlich 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr angehoben, weit unterhalb der Inflation. “Der Druck, dem die Verbraucher mit den Nachwehen der Pandemie sowie der landesweit anhaltenden Stromausfälle ausgesetzt sind, ist auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen”, so das Unternehmen in einer Mitteilung.

    Die Kunden streamen inzwischen mehr, weil das billiger ist. Die Premiumabonnenten von DStv sanken seit 2015 von 2,35 Millionen auf 1,4 Millionen. Gleichzeitig erhöhten sich schnelle Internetverbindungen, besonders über Glasfaseranschlüsse. “Multi Choice muss diese nutzen”, so Investmentanalyst Peter Takaendesa.

    Kampf um Marktanteile

    Mit Showmax und über das Internet verbreiteten Medienangeboten möchte Multi Choice wieder Marktanteile zurückerobern und bedient sich hierbei der Peacock-Platform von NBC Universal, die einen kleineren kostenfreien Bereich hat, was ideal für Afrika ist. Denn dem Streamingmarkt in Afrika werden hohe Zuwachsraten vorausgesagt. Laut eines Berichtes von Digital TV Research sollen auf dem Kontinent Video-on-Demand-Abonnenten von 6,15 Millionen 2022 auf 15,57 Millionen 2028 ansteigen, 45 Prozent davon auf Netflix.

    Jetzt hat Multi Choice zum 1. April seine technischen Abteilungen, darunter Streaming, in einem Technologiehub, zusammengefasst, geleitet von Nyiko Shiburi, dem ehemaligen Chef von Multi Choice South Africa. So soll die Wende herbeigeführt und mehr Marktanteile gesichert werden. Der Konzern möchte die “Technologieplattform der Wahl für afrikanische Haushalte zu werden”, so Multi Choice CEO Calvo Mawela. Das geht nur, wenn man bessere Inhalte für die Afrikaner anbietet oder billiger ist. Beides ist nicht einfach.

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    • Südafrika

    Neue Dimension für Wetterbeobachtung

    In den nächsten Tagen wird eine Premiere stattfinden: Dann werden die ersten Wetterbilder veröffentlicht, die der erste Satellit der MTG-Reihe über Afrika aufgenommen hat. Mitte Dezember begann eine neue Ära in der Wetterbeobachtung Afrikas. Der europäische Betreiber von Wettersatelliten Eumetsat in Darmstadt schoss den ersten Satelliten der neuen Modellreihe Meteosat Third Generation (MTG) in eine geostationäre Position ungefähr 30.000 km über dem Golf von Guinea. Fünf weitere Satelliten werden folgen.

    Die 3,1 Tonnen schweren Geräte bringen die Wetterbeobachtung in eine neue Dimension. Die größte Neuerung ist, dass MTG es den Meteorologen ermöglicht, die Entstehung von Stürmen nahezu in Echtzeit zu verfolgen. So kann die betroffene Bevölkerung viel früher vor Unwettern gewarnt werden. Aber auch in mehr technischen Belangen stoßen die MTG-Satelliten in neue Bereiche vor. Sie senden viel häufiger Fotos an die Erde und verbessern so die kontinuierliche Beobachtung im sichtbaren Spektrum. Darüber hinaus enthalten sie eine 4D-Funktion zur Wetterbeobachtung und können frühzeitig Blitze am Himmel erkennen. Dank eines Infrarot-Sondierers spüren sie sogar dreidimensionale Strukturen von atmosphärischem Wasserdampf und Temperaturen auf.

    Datenreihen über den Klimawandel

    Die Daten der MTG-Satelliten liefern wertvolle Informationen über den Klimawandel in Europa und Afrika in einer bisher nicht gekannten Qualität und Genauigkeit. Die neuen Satelliten ermöglichen es so, den Klimawandel zu dokumentieren und wertvolle Rohdaten für die Klimaforscher zu sammeln. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise die Ausdehnung der Sahara, der Wandel von Landschaften oder andere Veränderungen untersuchen, die durch den Klimawandel bedingt sind.

    Manche Anwendungen sind ganz praxisorientiert: So kann die Fischfangindustrie auf dem Kontinent mithilfe der Bilder von Eumetsat selbst Fischschwärme weit unter der Wasseroberfläche verfolgen. Denn Fischschwärme folgen dem Plankton im Meer, und Plankton können die MTG-Satelliten dank ihrer Reflexionen aufspüren.

    Satelliten über dem Äquator

    Von all diesen Neuerungen profitiert auch Afrika. “Unsere Aufgabe ist es, Wetterdaten über Europa zu sammeln und diese den nationalen Wetterdiensten unserer Mitgliedsstaaten zur Verfügung zu stellen”, sagt Paul Counet, Leiter Kommunikation von Eumetsat. “Aber da unsere Satelliten allesamt in Äquatornähe über Afrika auf einer geostationären Position um die Erde kreisen, sammeln wir auch viele Daten über den afrikanischen Kontinent.”

    “MTG wird zum Schutz von Leben, Eigentum und Infrastruktur beitragen und Europa und Afrika wirtschaftliche Vorteile bringen”, sagt Phil Evans, der Generaldirektor von Eumetsat. Deshalb schreibt die Organisation die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Wetterdiensten groß, zumal Afrika bisher keine eigenen Wettersatelliten betreibt.

    Afrikanische Kunst ins Weltall

    Um die enge Verbundenheit mit Afrika auszudrücken, hat Eumetsat für den ersten MTG-Satelliten ein besonderes Kunstprojekt ins Leben gerufen: Die Organisation hat drei afrikanische Künstler eingeladen, gemeinsam ein Kunstwerk zu entwerfen.

    Die drei Künstler Michel Ekeba und Géraldine Tobé aus Kinshasa sowie Jean-David Nkot aus Kamerun haben mehrere Wochen lang in Benin an einem Kunstwerk gearbeitet. Herausgekommen ist eine Fusion aller drei sehr eigenständigen Stile.

    In einem aufwändigen Verfahren wurde das Gemälde in Paris gescannt und auf eine riesige Folie übertragen. Diese wurde auf den Trägerkopf einer Ariane-5-Rakete aufgetragen und ins Weltall geschossen. Das Original dagegen wurde in Ausstellungen in Paris, Darmstadt, Dar-es-Salaam, Brüssel, Cotonou und Casablanca gezeigt. Derzeit wird es in Südafrika präsentiert.

    • Klimawandel

    News

    Milliarden-Kredit vom IWF für Marokko

    Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährt Marokko im Rahmen seiner Flexible Credit Line (FCL) Zugriff auf Darlehen in Höhe von fünf Milliarden Dollar. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Die marokkanische Wirtschaft sei zwar relativ unbeschadet durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen, sagte die Stellvertretende Geschäftsführerin des IWF, Antoinette Sayeh. Die Wirtschaft des Landes sei aber weiterhin gefährdet, etwa durch schwankende Rohstoffpreise oder Dürren. Darum stelle der IWF nun präventiv für die nächsten zwei Jahre die Kreditlinie bereit. Laut IWF begreift auch Marokko die Ankündigung lediglich als Vorsorge für den Fall der Fälle. Seit 2012 hat das Land bereits vier Darlehen des IWF mit insgesamt 12 Milliarden Dollar Kreditlinie genutzt.

    Der Kredit gilt als Vorsorgeinstrument für den Fall einer Haushaltskrise, urteilt das marokkanische Magazin “Maroc Hebdo” in einer Analyse vom Montag. Dieser Fall sei aber jetzt schon eingetreten. Durch diese Kreditlinie könne die Regierung allerdings ihr Ziel erreichen und die Inflation erfolgreich bekämpfen, heißt es in dem Artikel weiter. ajs

    • IWF
    • Marokko
    • Wirtschaftspolitik

    China Development Bank finanziert Eisenbahn in Nigeria

    Der nigerianische Senat hat die China Development Bank als Finanzier für die Eisenbahnstrecke Kano-Kaduna bestätigt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es geht um einen Kreditbetrag von 973 Millionen Dollar mit einer Laufzeit von 15 Jahren bei einem Zins von 2,7 Prozent. Die Eisenbahnstrecke im Norden des Landes soll den Transport von landwirtschaftlichen Produkten in den Süden sowie von Importgütern von der Küste ins Hinterland erleichtern. 

    Der Ausbau des Eisenbahnnetzes war von Noch-Präsident Buhari zur Priorität erklärt worden. Allerdings war die Finanzierung bisher ein großes Hindernis. Die Strecke Kano-Kaduna etwa sollte ursprünglich durch die chinesische Export-Import Bank finanziert werden, die aber 2020 abgesprungen war. rtr/ajs

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    • Nigeria
    • Transport

    Südafrika erklärt Notstand für beendet

    Die südafrikanische Regierung hat den Anfang Februar ausgerufenen Katastrophenzustand für beendet erklärt. Präsident Ramaphosa hatte ihn damals ausgerufen, um die anhaltende Energiekrise zu bekämpfen. Ungeachtet dessen ist der staatliche Energieversorger Eskom nach wie vor nicht in der Lage, die Energieversorgung in Südafrika zu gewährleisten. Der Grund: häufige Ausfälle seiner überalterten Kohlekraftwerke und jahrelange Korruption. Durch den Katastrophenzustand hatte die Regierung zusätzliche Befugnisse, um auf die Krise zu reagieren, etwa durch die Genehmigung von Notbeschaffungsverfahren mit weniger bürokratischen Hürden. 

    Die zivilgesellschaftliche Gruppe Organisation Undoing Tax Abuse (OUTA) hatte gegen den Ausnahmezustand geklagt, weil Ausnahmeregelungen für Eskom missbraucht werden könnten, um Korruption und Kriminalität im Unternehmen zu vertuschen. OUTA sieht die eigene Klage als Grund für das Ende des Ausnahmezustands. Die Regierung dagegen begründete dies damit, dass eine Reihe von Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Energieengpässe getroffen worden seien.  

    Die Beendigung des Katastrophenfalls bedeutet allerdings nicht die Überwindung der Energiekrise. Der Eskom-Aufsichtsratsvorsitzende Mpho Makwana schätzte kürzlich, dass es bis zu zwei Jahre dauern wird, die regelmäßigen Stromabschaltungen unter Kontrolle zu bekommen. Auch ein Konsortium aus Deutschland soll dabei helfen. ajs

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    Zwei Milliarden aus Spanien für Südafrikas Energiewende 

    Die staatliche spanische Entwicklungsagentur Cofides stellt 2,1 Milliarden Euro für Südafrikas Energiewende und Investitionen in die Wasserversorgung bereit. Dies berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Cofides wird das Geld gemeinsam mit der staatlichen Industrial Development Corporation of South Africa verwalten. Der größte Teil des Geldes wird in Form von Krediten bereitgestellt. Investiert werden soll in Erneuerbare Energien, Batteriespeicher, Stromnetzinfrastruktur, grünen Wasserstoff und Elektrofahrzeuge, aber auch in Wasserversorgung und Abwassermanagement

    Mit der Milliardeninvestition unterstützt Spanien auch die Bemühungen der Just Energy Transition Partnership (JETP), die die Energiewende in Südafrika voranbringen soll. JETP ist ein Projekt Südafrikas mit Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA und der EU, und hat ein Volumen von 8,5 Milliarden Dollar. Die südafrikanische Regierung rechnet damit, dass die Energiewende in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 84 Milliarden Dollar erfordern wird. ajs

    • Entwicklungsarbeit
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    Presseschau

    African Business: Interview mit Senegals Präsident Macky Sall. Im Gespräch mit dem Wirtschaftsmagazin thematisiert Präsident Sall unter anderem die wirtschaftliche Lage seines Landes, Senegals Pläne bei Öl- und Gasförderung sowie die Sicherheit in der Sahelzone.

    taz: Gewalt gegen Tutsi in DR Kongo mehrt sich. Gewaltsame Übergriffe und rassistische Rhetorik gegen ruandophone Kongolesen nehmen zu, offenbar befördert durch Staatsorgane. Beobachter erinnert das an den Völkermord von 1994 in Ruanda. Die Rebellen-Miliz M23 kämpft im Ostkongo, wie sie behauptet um die kongolesischen Tutsi zu schützen. Dabei wird M23 von Ruanda unterstützt – sehr zum Missfallen Kinshasas.

    The Guardian: Dürre und Wasserrationierung in Tunesien. In dem nordafrikanischen Land steigt das Risiko von Unruhen angesichts eines vierten trockenen Jahres in Folge: Tunesiens Wasserreservoirs fehlen im Schnitt 30 Prozent Füllmenge, die letzte Getreideernte fiel schlecht aus und die Wirtschaft kriselt stark.

    Financial Times: Feindseligkeit in Tunesien treibt Migranten übers Meer. Um von der misslichen Lage des Landes abzulenken, macht Tunesiens Präsident Saied Stimmung gegen schwarze Migranten. Viele von ihnen fühlen sich nun dort nicht mehr sicher und machen sich auf den Weg übers Mittelmeer.

    New York Times: Zwei Generäle zanken um Sudan. Nachdem Omar al-Baschir 2019 durch einen Militärputsch entmachtet worden war, hofften viele Sudanesen auf Freiheit und Demokratie. Doch das Militär scheint die Übergangsregierung nicht aufgeben zu wollen. Stattdessen drohen interne Machtkämpfe das Land erneut ins Bürgerkriegschaos zu stürzen.

    The Economist: Bevölkerungswachstum in Afrika nimmt ab. Die hohen Geburtenraten in vielen afrikanischen Ländern bereiten Ökonomen und auch Klimaforschern Sorgen. Neuere Daten zeigen jetzt aber, dass in einigen Ländern die Zahl der Geburten pro Frau dramatisch sinkt.

    Sahara Reporters: Künftiger Präsident Nigerias offenbar schwer krank. Bola Tinubu war nach seinem Wahlsieg Ende Februar schnell nach Europa gereist, offenbar um sich dort medizinisch behandeln zu lassen. Da er sein Image in der Öffentlichkeit kontrollieren will, lässt er bei Hilfskräften und Besuchern die Handynutzung überprüfen.

    Reuters: Mindestpreis für Kakao greift nicht. Ein Programm der Regierungen Ghanas und der Elfenbeinküste zur Verbesserung der Situation von Kakaobauern wird von internationalen Händlern und Schokoladenproduzenten weitgehend ignoriert. Um trotzdem zu überleben, sehen sich viele Farmer gezwungen, ihre Anbaufläche durch mehr Waldrodung zu vergrößern.

    Handelsblatt: Wie Unternehmen ein erfolgreiches Afrikageschäft aufbauen können. Bisher sind nur wenige deutsche Unternehmen in Afrika aktiv. Dabei bietet der Kontinent vielseitige Märkte und enormes Potenzial für diejenigen, die es zu nutzen wissen. Die Wirtschaftszeitung gibt entsprechende Tipps.

    Heads

    Dilma Rousseff – Neue Chefin der BRICS-Bank

    Sie leitet künftig die BRICS-Bank: Dilma Rousseff bei einer Veranstaltung in Brasilien 2022.

    Die New Development Bank (NDB) bekommt eine prominente Chefin: Brasiliens Ex-Präsidentin Dilma Rousseff. Die 75-Jährige traf vergangene Woche in Schanghai ein, um ihr Amt an der Spitze der Entwicklungsbank anzutreten. Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika hatten die NDB 2015 gemeinsam gegründet.

    Das deshalb auch BRICS-Bank genannte Institut ist das wohl erfolgreichste Projekt, das der Staatenbund bisher auf den Weg gebracht hat. Sie ist eine Alternative zu den bestehenden westlichen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

    Comeback nach Amtsenthebung

    Für Rousseff, Parteifreundin des neuen alten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, bedeutet der neue Posten ein unerwartetes Comeback. Ihre als Nachfolgerin Lulas angetretene Präsidentschaft in Brasilien endete 2016 nach einem Amtsenthebungsverfahren. Rousseff soll damals den Haushalt manipuliert haben, um ihre Chancen auf eine Wiederwahl zu erhöhen. Ihre Regierung sah sich mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen konfrontiert; ihre Amtszeit war aber auch von Bemühungen geprägt, die Armut im Land zu bekämpfen. Die in Belo Horizonte geborene Rousseff stammt selbst aus einer Mittelklasse-Familie: Ihr Vater war ein aus Bulgarien nach Brasilien eingewanderter Anwalt, ihre Mutter Lehrerin. Seit 2002 arbeitete sie für Lula, und wurde nach dessen Wahlsieg zunächst Energieministerin.

    Brasilien hatte bereits 2020 den rotierenden, fünfjährigen Vorsitz der BRICS-Bank übernommen. Dass Rousseff trotz ihrer umstrittenen Vergangenheit nun in Schanghai wieder eine Chance bekommt, hängt mit den veränderten politischen Verhältnissen in ihrem Heimatland zusammen: Seit einigen Monaten ist Lula wieder Präsident. Und während der bisherige Bank-Chef Marcos Troyjo dem Lager des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro angehörte, wollte Lula den Posten lieber mit seiner engen Vertrauten Rousseff besetzt sehen. Rousseff kann die Bank nun bis 2025 führen. Dann gibt Brasilien den Vorsitz weiter.

    BRICS-Bank mit Problemen wegen Russland

    In ihrer daher nur relativ kurzen Amtszeit steht Rousseff vor schwierigen Aufgaben. Einerseits kann die NDB durchaus Erfolge vorweisen: Nach eigenen Angaben hat sie in den vergangenen neun Jahren 32,8 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von 96 Projekten in den Mitgliedsländern bereitgestellt. Zudem konnten mit Bangladesch, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Uruguay vier weitere Staaten für eine Mitgliedschaft gewonnen werden.

    Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die BRICS-Bank jedoch in eine schwierige Lage gebracht. Um weiterhin Geld auf den internationalen Kapitalmärkten aufnehmen zu können, wurden zwar alle neuen Projekte mit dem Mitgliedsstaat Russland auf Eis gelegt. Dennoch stufte beispielsweise Fitch das Rating der NDB von “A+” auf “A” herab. Begründet wurde der Schritt damit, dass rund 13 Prozent der bisherigen Kredite in russische Projekte geflossen seien und Moskau zu den Gründungsmitgliedern gehöre. Russlands prominente Rolle in der NDB “könnte zukünftige Mitglieder davon abhalten, der Bank beizutreten”, warnt Fitch. Jörn Petring

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    Africa.Table Redaktion

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