Africa.Table hat am Dienstag gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft die Digitalkonferenz “Afrika-Strategie 2023“ ausgerichtet.
In einigen Kernpunkten herrschte unter den Teilnehmern große Einigkeit:
Politisch wie unternehmerisch ist Afrika für Deutschland und Europa nicht mehr wegzudenken.
Der Kontinent wird nicht auf Deutschland warten.
Unser strategischer Vorteil eines Nachbarn wird wegschmelzen, wenn wir die Chancen nicht ergreifen.
Wir sollten Tempo machen, andere sind deutlich schneller unterwegs.
Viele afrikanische Länder suchen sich ihre Partner inzwischen selbst aus.
Das deutlich gewachsene Selbstbewusstsein ist greifbar.
In diesem Table.Special fassen wir für Sie die Veranstaltung zusammen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und wenn Sie sich Zeit nehmen wollen, die ganze Veranstaltung nochmal zu sehen, besuchen Sie unseren Youtube-Kanal.
Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Und falls Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table und weitere Themen anmelden.
Die deutsche Afrika-Politik muss dringend nachjustiert werden – darin waren sich die Teilnehmer der “Afrika-Strategie 2023” einig. Während der zweistündigen Digitalkonferenz, die Table.Media am Dienstag gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ausgerichtet hat, kamen namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um über die deutsch-afrikanischen Beziehungen, Zukunftsperspektiven und die sich daraus ergebenden strategischen Notwendigkeiten zu sprechen.
Im ersten Teil der Veranstaltung ging es um Politik und Gesellschaft. Mit Blick auf das in Deutschland vorherrschende, oft negative Bild Afrikas mahnte Sabine Dall’Omo, die Vorsitzende des Afrika-Vereins, ein Wechsel des Mindsets sei dringend nötig. Afrika sei nicht mehr Bittsteller, stattdessen müsse Deutschland erkennen, “dass wir Afrika brauchen, um den Fachkräftemangel auszugleichen, den Klimawandel zu bekämpfen, aber auch um Zugang zu wichtigen Ressourcen und zu Wachstumsmärkten zu bekommen.” Auch Robert Kappel, ehemals Präsident des German Institute for Global and Area Studies und einer der profiliertesten Afrika-Kenner in Deutschland, forderte einen “Wandel in unserer Wahrnehmung Afrikas, und damit einen stärker pragmatisch orientierten Kooperationsansatz.” Industrieländer wie Entwicklungsländer täten gut daran, in ihren Beziehungen zueinander weniger emotional und stärker datenbasiert zu agieren, so James Mnyupe, wirtschaftspolitischer Berater des namibischen Präsidenten.
Afrika-Strategie des BMZ unzureichend
Erneute Kritik gab es an der Afrika-Strategie des Entwicklungsministeriums (BMZ). Das Potenzial für Kooperation sei groß, doch die BMZ-Strategie bleibe hinter allen Erwartungen zurück, so Wolfgang Stefinger, Bundestagsabgeordneter und Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Auch die in Kamerun geborene Journalistin Marie-Roger Biloa zeigte sich verwundert, dass “die Aussichten Afrikas als Kontinent der Chancen” bei deutschen Akteuren nicht mehr Dynamik auslösten.
Afrika müsse in Deutschland endlich Chefsache werden, forderte der ehemalige niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Und auch Christoph Hoffmann (FDP), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vermisste eine kohärente Afrika-Strategie der gesamten Bundesregierung.
Der zweite Teil der Digitalkonferenz war den Themen Wirtschaft und Wissenschaft gewidmet. Einig waren sich die Teilnehmer in der Notwendigkeit einer stärkeren Verzahnung der Entwicklungsarbeit mit der Außenwirtschaft. Die Privatwirtschaft müsse in der Entwicklungs- und Außenpolitik eine größere Rolle spielen, so Anne Lauenroth vom Bundesverband der Deutschen Industrie (“Nur mit größeren privaten Investitionen ist eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung Afrikas möglich.”). Stefan Friedrich, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung die Abteilung Subsahara-Afrika leitet, forderte Vorrang für Wirtschaft und Handel in der deutschen Afrika-Politik.
Wirtschaftskooperation statt Entwicklungshilfe
Um dies umzusetzen, seien besserer Zugang zu Kapital und Investitionen sowie eine inklusivere Finanzarchitektur entscheidend, so Ingrid Hamm, Gründerin der Denkfabrik Global Perspectives Institute, und Florian Witt, der für die deutsch-französische Bank Oddo BHF das internationale Geschäft leitet. Die deutsche Afrika-Journalistin Sophia Bogner und Matthias Treutwein vom Berliner Non-Profit Enpact wiesen auf die Bedeutsamkeit des afrikanischen Gründertums hin und forderten von Deutschland entsprechende Kooperationsinitiativen.
Neben Partnerschaften im Bereich Mittelstand und Entrepreneurship machten die Konferenzteilnehmer weitere Sektoren als vielversprechend für deutsch-afrikanische Zusammenarbeit aus. Mit Blick auf den Fachkräftemangel in Deutschland und die demographische Entwicklung in vielen afrikanischen Ländern betonten viele Teilnehmer das Potenzial von Bildung und Ausbildung. “Bildung sollte das Mantra im Privatsektor sein, um eine Grundlage für Fortschritt und Wohlstand in Afrika zu schaffen”, so Nader Imani von Festo Didactic. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby plädierte für eine “Brain Circulation”, bei der deutsche Unternehmen in Afrika in die Ausbildung junger Afrikaner investieren. Davon sollen schließlich sowohl die Unternehmen als auch die Heimatländer der Ausgebildeten profitieren.
Global Gateway ist die Chance
Darüber hinaus berge auch die Infrastruktur besonderes Potenzial, so Heiko Schwiderowski von der Deutschen Industrie- und Handelskammer. “Afrika braucht unbedingt moderne Straßen- und Schienenwege, bessere Häfen und Flughäfen sowie eine zuverlässige Energieversorgung.” Die EU habe die Chance, hier mit ihrer Global Gateway Initiative anzusetzen. Weitere Themen, die auf der Digitalkonferenz als vielversprechend diskutiert wurden: kritische Rohstoffe, grüner Wasserstoff und Erneuerbare Energien sowie Landwirtschaft.
Das vollständige Programm sowie eine Liste aller Konferenzteilnehmer finden Sie hier. Auf unserem Youtube-Kanal können Sie sich die Veranstaltung noch einmal in voller Länge ansehen.
Africa.Table hat am Dienstag gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft die Digitalkonferenz “Afrika-Strategie 2023“ ausgerichtet.
In einigen Kernpunkten herrschte unter den Teilnehmern große Einigkeit:
Politisch wie unternehmerisch ist Afrika für Deutschland und Europa nicht mehr wegzudenken.
Der Kontinent wird nicht auf Deutschland warten.
Unser strategischer Vorteil eines Nachbarn wird wegschmelzen, wenn wir die Chancen nicht ergreifen.
Wir sollten Tempo machen, andere sind deutlich schneller unterwegs.
Viele afrikanische Länder suchen sich ihre Partner inzwischen selbst aus.
Das deutlich gewachsene Selbstbewusstsein ist greifbar.
In diesem Table.Special fassen wir für Sie die Veranstaltung zusammen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre – und wenn Sie sich Zeit nehmen wollen, die ganze Veranstaltung nochmal zu sehen, besuchen Sie unseren Youtube-Kanal.
Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Und falls Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table und weitere Themen anmelden.
Die deutsche Afrika-Politik muss dringend nachjustiert werden – darin waren sich die Teilnehmer der “Afrika-Strategie 2023” einig. Während der zweistündigen Digitalkonferenz, die Table.Media am Dienstag gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ausgerichtet hat, kamen namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um über die deutsch-afrikanischen Beziehungen, Zukunftsperspektiven und die sich daraus ergebenden strategischen Notwendigkeiten zu sprechen.
Im ersten Teil der Veranstaltung ging es um Politik und Gesellschaft. Mit Blick auf das in Deutschland vorherrschende, oft negative Bild Afrikas mahnte Sabine Dall’Omo, die Vorsitzende des Afrika-Vereins, ein Wechsel des Mindsets sei dringend nötig. Afrika sei nicht mehr Bittsteller, stattdessen müsse Deutschland erkennen, “dass wir Afrika brauchen, um den Fachkräftemangel auszugleichen, den Klimawandel zu bekämpfen, aber auch um Zugang zu wichtigen Ressourcen und zu Wachstumsmärkten zu bekommen.” Auch Robert Kappel, ehemals Präsident des German Institute for Global and Area Studies und einer der profiliertesten Afrika-Kenner in Deutschland, forderte einen “Wandel in unserer Wahrnehmung Afrikas, und damit einen stärker pragmatisch orientierten Kooperationsansatz.” Industrieländer wie Entwicklungsländer täten gut daran, in ihren Beziehungen zueinander weniger emotional und stärker datenbasiert zu agieren, so James Mnyupe, wirtschaftspolitischer Berater des namibischen Präsidenten.
Afrika-Strategie des BMZ unzureichend
Erneute Kritik gab es an der Afrika-Strategie des Entwicklungsministeriums (BMZ). Das Potenzial für Kooperation sei groß, doch die BMZ-Strategie bleibe hinter allen Erwartungen zurück, so Wolfgang Stefinger, Bundestagsabgeordneter und Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Auch die in Kamerun geborene Journalistin Marie-Roger Biloa zeigte sich verwundert, dass “die Aussichten Afrikas als Kontinent der Chancen” bei deutschen Akteuren nicht mehr Dynamik auslösten.
Afrika müsse in Deutschland endlich Chefsache werden, forderte der ehemalige niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Und auch Christoph Hoffmann (FDP), Vorsitzender des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, vermisste eine kohärente Afrika-Strategie der gesamten Bundesregierung.
Der zweite Teil der Digitalkonferenz war den Themen Wirtschaft und Wissenschaft gewidmet. Einig waren sich die Teilnehmer in der Notwendigkeit einer stärkeren Verzahnung der Entwicklungsarbeit mit der Außenwirtschaft. Die Privatwirtschaft müsse in der Entwicklungs- und Außenpolitik eine größere Rolle spielen, so Anne Lauenroth vom Bundesverband der Deutschen Industrie (“Nur mit größeren privaten Investitionen ist eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung Afrikas möglich.”). Stefan Friedrich, der für die Konrad-Adenauer-Stiftung die Abteilung Subsahara-Afrika leitet, forderte Vorrang für Wirtschaft und Handel in der deutschen Afrika-Politik.
Wirtschaftskooperation statt Entwicklungshilfe
Um dies umzusetzen, seien besserer Zugang zu Kapital und Investitionen sowie eine inklusivere Finanzarchitektur entscheidend, so Ingrid Hamm, Gründerin der Denkfabrik Global Perspectives Institute, und Florian Witt, der für die deutsch-französische Bank Oddo BHF das internationale Geschäft leitet. Die deutsche Afrika-Journalistin Sophia Bogner und Matthias Treutwein vom Berliner Non-Profit Enpact wiesen auf die Bedeutsamkeit des afrikanischen Gründertums hin und forderten von Deutschland entsprechende Kooperationsinitiativen.
Neben Partnerschaften im Bereich Mittelstand und Entrepreneurship machten die Konferenzteilnehmer weitere Sektoren als vielversprechend für deutsch-afrikanische Zusammenarbeit aus. Mit Blick auf den Fachkräftemangel in Deutschland und die demographische Entwicklung in vielen afrikanischen Ländern betonten viele Teilnehmer das Potenzial von Bildung und Ausbildung. “Bildung sollte das Mantra im Privatsektor sein, um eine Grundlage für Fortschritt und Wohlstand in Afrika zu schaffen”, so Nader Imani von Festo Didactic. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby plädierte für eine “Brain Circulation”, bei der deutsche Unternehmen in Afrika in die Ausbildung junger Afrikaner investieren. Davon sollen schließlich sowohl die Unternehmen als auch die Heimatländer der Ausgebildeten profitieren.
Global Gateway ist die Chance
Darüber hinaus berge auch die Infrastruktur besonderes Potenzial, so Heiko Schwiderowski von der Deutschen Industrie- und Handelskammer. “Afrika braucht unbedingt moderne Straßen- und Schienenwege, bessere Häfen und Flughäfen sowie eine zuverlässige Energieversorgung.” Die EU habe die Chance, hier mit ihrer Global Gateway Initiative anzusetzen. Weitere Themen, die auf der Digitalkonferenz als vielversprechend diskutiert wurden: kritische Rohstoffe, grüner Wasserstoff und Erneuerbare Energien sowie Landwirtschaft.
Das vollständige Programm sowie eine Liste aller Konferenzteilnehmer finden Sie hier. Auf unserem Youtube-Kanal können Sie sich die Veranstaltung noch einmal in voller Länge ansehen.