Table.Briefing: Africa

Südafrika und Russland + Nigeria weiht Raffinerie ein + Grüne Wasserstoff-Projekte

Liebe Leserin, lieber Leser,

Südafrika steht wegen seiner Nähe zu Russland international schon länger in der Kritik. Nun hat der amerikanische Botschafter in Pretoria schwerwiegende Vorwürfe erhoben: Ein russisches Schiff, dass im Dezember bei Kapstadt angelegt hatte, soll südafrikanische Waffen eingeladen und nach Russland geliefert haben. Unser Korrespondent in Johannesburg, Andreas Sieren, hat sich der Sache in einer Analyse angenommen.

Bei der Energiepolitik zeichnen sich auf dem Kontinent zwei gegenläufige Trends ab. Einige afrikanische Länder wollen bei der wirtschaftlichen Entwicklung alle verfügbaren Rohstoffe zur Energiegewinnung nutzen. So setzt etwa Nigeria mit der Einweihung der lang erwarteten Dangote-Raffinerie vergangene Woche weiterhin auf Erdöl. Zum anderen gibt es auf dem Kontinent eine wachsende Zahl nachhaltiger Energievorhaben, wie etwa beim grünen Wasserstoff, den auch Deutschland fördert. Wir haben uns beides genauer angeschaut.

Und auch in dieser Ausgabe haben wir wieder aktuelle Nachrichten aus Afrika und einen Blick in die internationale Presse für Sie. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

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Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Südafrika im Verdacht heimlicher Waffenlieferungen an Russland

Reuben Brigety, der US-Botschafter in Südafrika, hat das Land scharf angegriffen. Es ging um den russischen Frachter “Lady R”, der im Dezember vergangen Jahres im Marinestützpunkt Simon’s Town bei Kapstadt ablegte. “Wir sind überzeugt, dass Waffen auf dieses Schiff geladen wurden”, sagte der Botschafter. “Ich würde mein Leben auf die Richtigkeit dieser Einschätzung verwetten.” Nach dieser Äußerung sackte der schon stark gebeutelte südafrikanische Rand auf den tiefsten Stand seit drei Jahren ab.

Die Regierung in Pretoria zeigte sich “enttäuscht” und warnte, dass derartige Anschuldigungen die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern “untergraben” würden. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa kündigte eine unabhängige Untersuchung an, die die Vorwürfe prüfen soll, da die US-Botschaft keine Beweise geliefert hatte. Das Außenministerium in Pretoria bestellte Botschafter Brigety ein, Außenministerin Naledi Pandor forderte vom Botschafter eine “vorbehaltlose Entschuldigung”. Dieser ruderte daraufhin zurück: Er habe alle durch seine “öffentlichen Äußerungen entstandenen Fehleindrücke korrigiert.”

Strenge Ausfuhrbestimmungen für Militärgüter

Auch Russland widersprach, dass Waffen geliefert worden seien. Die südafrikanische Regierung, die strengen Ausfuhrbeschränkungen für Militärgüter unterliegt, betonte offiziell, den Export von Waffen nach Russland nicht genehmigt zu haben. Verteidigungsministerin Thandi Modise hatte erklärt, dass die “Lady R” eine Munitionslieferung für eine Sondereinheit der südafrikanischen Streitkräfte an Bord hatte, die vor dem Ukrainekrieg bestellt worden waren. All das weist nach Meinung von Guy Lamb, Experte für Rüstungskontrollen an der Stellenbosch University, darauf hin, dass die Vorwürfe des US-Botschafters “unplausibel” sind.

In Washington versuchte das Außenministerium zu beschwichtigen: “Unsere Beziehung zu Südafrika bleibt stark. Wir bleiben weiterhin der positiven Agenda unserer bilateralen Beziehungen verpflichtet”, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Beide Regierungen würden weiterhin eng zu einer Reihe von Themen zusammenarbeiten, darunter Gesundheit, Klima und Handel. Nach China ist die USA Südafrikas zweitwichtigster bilateraler Handelspartner.

Dennoch schlugen die Worte von Botschafter Brigety hohe Wellen. Die deutsche Außenministerin Baerbock zeigte sich “sehr besorgt”, und ihr österreichische Amtskollege Alexander Schallenberg fragte sich, warum die EU manche Staaten nicht von ihrer Sicht auf den russischen Krieg überzeugen könne.

Ein Test zur Bestimmung der südafrikanischen Position?

War dies eine kalkulierte Provokation des Botschafters oder der Regierung in Washington, um Südafrikas Reaktion zu testen und herauszufinden, inwieweit sich Pretoria noch dem US-Druck beugt? Oder ist der Vorstoß bereits ein Ausdruck von Frustration, dass das Land am Kap sich eher auf die Seite seiner BRICS-Partner schlägt, der Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften, der neben Russland und Südafrika auch Brasilien, China, und Indien angehören? Die BRICS sind inzwischen wirtschaftlich stärker als die G7.

Präsident Ramaphosa jedenfalls ging in die Offensive und kündigte eine Friedensmission im Ukrainekrieg zusammen mit mehreren anderen afrikanischen Regierungschefs an. Ramaphosa hatte davor erst mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, dann auch mit dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Dieser hatte Ramaphosa gewarnt: “Wer dem Angreifer mit Waffen hilft, wird zum Komplizen mit allen Konsequenzen.”

Am Rande eines Staatsbesuches des Premierministers von Singapur, Lee Hsien Loong, erklärte Ramaphosa: “Wir hoffen auf intensive Gespräche mit den beiden Staatsoberhäuptern, und sie haben erklärt, dass sie für diese Gespräche mit uns offen sind. Wohin die Diskussionen führen, werden wir sehen, wenn sie beginnen. Daher ist es sehr schwierig vorherzusagen, wie das Ergebnis aussehen und welche Auswirkungen dies auf die BRICS-Staaten haben wird.”

Die Friedensmission kommt wohl zu früh

Die anderen Länder der afrikanischen Vermittlermission sind Ägypten, Kongo-Brazzaville, Sambia, Senegal und Uganda. “Im Mittelpunkt unserer Gespräche steht die Suche nach einer friedlichen Lösung des verheerenden Konflikts in der Ukraine”, sagte Ramaphosa.

Gleichwohl sind Experten skeptisch, ob eine derartige Mission zum richtigen Zeitpunkt kommt. “Der Konflikt in der Ukraine ist noch lange nicht reif für eine Intervention durch andere”, meint Jakkie Cilliers, Vorsitzender des Institute for Security Studies (ISS) in Pretoria. Wenn jemand Druck auf Russland ausüben könne, dann wäre das China. “Aber davon sind wir noch ein bis zwei Jahre entfernt”, so Cilliers. Die afrikanischen Vermittler sind realistischer: Sie sehen sich nicht im Wettbewerb zu den Friedensbemühungen der Chinesen, sondern als Ergänzung innerhalb einer Gruppe von Gleichgesinnten. Das ärgert den Westen. Auch deshalb haben die G7-Länder bei ihrem Gipfel in Japan versucht, China gegen die anderen aufstrebenden Länder auszuspielen. Viel gebracht hat es allerdings nicht.

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Nigerias neue Mega-Raffinerie

In der nigerianischen Verbundgemeinde Ibeju-Lekki, etwa 160 Kilometer südwestlich von Lagos, wurde vergangene Woche ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Dort, in der Lekki Free Trade Zone, hat Nigerias scheidender Präsident Muhammadu Buhari im Beisein vier weiterer afrikanischer Präsidenten die lang erwartete Dangote-Raffinerie eingeweiht. Die neue Anlage, die seit 2013 in Planung ist, soll mit ihrer enormen Kapazität dazu beitragen, Nigerias Abhängigkeit von Rohölexporten zu verringern und den heimischen Markt besser mit Benzin und Diesel aus dem Inland zu versorgen.

Bislang hat Nigeria große Mengen Rohöl exportiert, um dann mit den Erlösen die verarbeiteten Produkte teuer wieder zu importieren, zum Beispiel in Form von Benzin. Zwar unterhält auch der staatliche Rohstoffkonzern Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) Rohölraffinerien – zwei in Port Harcourt sowie jeweils eine in Warri und Kaduna. Alle vier Anlagen sind jedoch zurzeit außer Betrieb und müssen aufwändig renoviert und gewartet werden, bevor sie wieder funktionsfähig sind. Allein im vergangenen Jahr hat Nigeria 23 Milliarden Dollar für Treibstoffimporte ausgeben müssen. Da viele Nigerianer sich den teuren importierten Treibstoff kaum leisten können, subventioniert die Regierung die Preise an der Tankstelle außerdem kräftig: 850 Millionen Dollar im Monat gibt der Staat aus, um den Bürgern den Zugang zu Treibstoff zu sichern. Diese Kosten soll die neue Raffinerie nun senken helfen: Laut nigerianischer Zentralbank könnte die Inbetriebnahme der Anlage Deviseneinsparungen von bis zu 30 Milliarden Dollar bedeuten. 

Lokal verarbeiten statt importieren

Zwar hat der Bau der Anlage länger gedauert und mehr Geld gekostet als geplant. So sollte die Raffinerie einst schon 2016 eingeweiht werden. Doch trotz der Verzögerung um sieben Jahre und trotz der Baukosten von 19 Milliarden Dollar – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich angesetzt – sind die Beteiligten zuversichtlich, dass die neue Anlage Nigerias Wirtschaft ankurbeln wird. Präsident Buhari sprach bei der feierlichen Eröffnung von einem “Meilenstein für unsere Wirtschaft und für die petrochemische Industrie auf dem gesamten Kontinent.”

Und auch Aliko Dangote, der reichste Mann Afrikas, dessen Namen die neue Raffinerie trägt, glaubt an ihr Potenzial: “Die Anlage wird die lokale Nachfrage problemlos stillen ebenso wie die Nachfrage aus den meisten Ländern in Westafrika.” Der Thinktank Nigerian Economic Summit Group teilt die Einschätzung, dass die Raffinerie den täglichen Bedarf an raffiniertem Erdöl in Nigeria decken kann. Immerhin 40 Prozent der Raffineriekapazität sind für den Export in umliegende Länder vorgesehen. Ob dies jedoch tatsächlich ausreichen wird, um Westafrika mit Treibstoff zu versorgen, bleibt abzuwarten. 

Nigerianische Umweltschützer wie der vom deutschen Auslandsrundfunk DW als “Environment Hero” ausgezeichnete Desmond Majekodunmi sind angesichts der wachsenden Abhängigkeit Nigerias von fossilen Rohstoffen besorgt. Im Gespräch mit dem katarischen Nachrichtensender Al Jazeera wies Majekodunmi auf die negativen Auswirkungen für die Umwelt hin: “Es gibt Schäden durch Öllecks bei der Förderung, durch das Abfackeln und auch durch das einfache Verbrennen der fossilen Treibstoffe. Das führt zu enormen Problemen im atmosphärischen Gleichgewicht.”

Nichtsdestotrotz setzt Nigeria bei der wirtschaftlichen Entwicklung auf alle im Land verfügbaren Rohstoffe, und ist damit nicht allein. Wirtschaftlicher Aufschwung habe Vorrang vor einer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit, finden einige afrikanische Regierungen. So etwa in Niger, wo die Regierung auf Steinkohle setzt, oder in der DR Kongo, wo Präsident Tshisekedi die Armut mit dem Erdöl unter dem Regenwald bekämpfen will

Viele neue Arbeitsplätze

Neben den geringeren Kosten für Treibstoff und Treibstoffsubventionen soll die Dangote-Raffinierie die nigerianische Wirtschaft auch mit der Schaffung von Arbeitsplätzen anschieben. Der Präsident der nigerianischen Zentralbank, Godwin Emefiele, geht davon aus, dass allein in der Raffinerie selbst 135.000 permanente Jobs geschaffen werden. Hinzu kommen etwa 100.000 Stellen, die indirekt mit der Anlage zusammenhängen. 

Die Raffinerie ist die erste in privater Hand in Nigeria. Dangote ist mit seinem Konglomerat Dangote Group Betreiber der Raffinerie, die staatliche NNPC ist mit 20 Prozent an der Anlage beteiligt. Rund die Hälfte der Baukosten hat Dangote mit Eigenkapital finanziert, die andere Hälfte über Kredite, etwa von der Zenith Bank, der größten Geschäftsbank Nigerias. Der staatliche Ölkonzern wird mit 300.000 Barrel pro Tag etwa die Hälfte des in der Raffinerie verarbeiteten Rohöls liefern, die Gesamtkapazität beträgt 650.000 Barrel pro Tag.

Daraus wird die Dangote-Raffinerie bis zu 53 Millionen Liter Benzin, 4 Millionen Liter Diesel und 2 Millionen Liter Kerosin täglich produzieren sowie 12.000 Megawatt Stromleistung. Die Anlage ist die größte Einzelstrang-Raffinerie der Welt, also die größte Raffinerie mit nur einer Rohöldestillationseinheit (crude distillation unit, CDU). Außerdem ist die neue Anlage die größte Raffinerie in Afrika und die siebtgrößte weltweit.

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Kontinent des grünen Wasserstoffs

Investitionen von einer Billion Euro in grünen Wasserstoff können das Äquivalent von mehr als einem Drittel des derzeitigen Energieverbrauchs Afrikas decken, das BIP steigern, die Versorgung mit sauberem Wasser verbessern und Gemeinden stärken, meinen die Autoren der EIB-Studie.

Sollte sich diese Studie bewahrheiten, dann wären die Zeiten, in denen Afrika als der Bittsteller der Welt gilt, vorbei. Grüner Wasserstoff würde auf dem Kontinent die Energie produzieren, die er braucht, um sein Wachstumspotenzial zu entfalten. Und er würde die Investitionen bringen, die den Aufbau gut bezahlter Arbeitsplätze in Gang setzen.

Eine Investition von einer Billion Euro könne sieben Exajoule Energie jährlich bringen. Das entspricht rund 1,9 Millionen GWh. Im Jahr 2021 lag der Verbrauch in Afrika bei 19,9 Exajoule. Dies würde laut EIB zu einem enormen Anstieg des BIP führen sowie dauerhafte und qualifizierte Arbeitsplätze in ganz Afrika schaffen.

Noch viele Fragen offen

Grüner Wasserstoff wäre dann ein gewaltiger Trigger für das Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent. Noch sind diese Perspektiven vage Zukunft. Viele Fragen sind ungeklärt. Ein Streitpunkt könnte beispielsweise die Aufteilung des grünen Wasserstoffs zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden werden.

Die Regierung unter Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila hatte Im Frühjahr bereits den Weg für ein ehrgeiziges Energieprojekt in Namibia freigemacht. Ein Joint Venture der südafrikanischen Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens Enertrag SE mit der Nicholas Holding, einem Infrastruktur-Investor mit Sitz auf den britischen Virgin Islands, wird es vorantreiben. Das Projekt sieht Investitionen von zehn Milliarden Euro in den Bau von Anlagen zur Produktion grünen Wasserstoffs in der Nähe von Lüderitz vor. Der Staat Namibia kann sich mit bis zu 24 Prozent als Investor an dem Projekt beteiligen. Dazu stellen die niederländische Förderinstitution Invest International B.V. und die Europäische Investitionsbank der namibischen Regierung 540 Millionen Euro zu Vorzugsbedingungen bereit, wie es in einer Präsentation heißt.

Namibias Energiebereich könnte CO2-frei werden

Bis 2030 soll der Bau abgeschlossen sein. Dann soll Namibia mehr als zwei Millionen Tonnen Ammoniak für die globalen und lokalen Energiemärkte herstellen. Das Wasser wird über Meerwasserentsalzungsanlagen aus dem Atlantik gewonnen, der Strom zur Zerlegung des Wassers aus Wind- und Sonnenkraftwerken. Darüber hinaus werden Anlagen zur Umwandlung des Wasserstoffs in Ammoniak und ein neuer Hafen zur Verschiffung benötigt.

“Das Projekt ist so umfangreich konzipiert, dass es nicht nur das Potenzial hat, die wachsende Stadt Lüderitz mit Frischwasser zu versorgen, sondern auch den gesamten Energiebereich Namibias auf einen Schlag CO2-neutral zu gestalten”, meint Till Mansmann, der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

Dieses Projekt ist eines von dreien, die mit deutscher Beteiligung in Afrika verwirklicht werden sollen. Der ehemalige Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing, ist in zwei weiteren engagiert: an einem in Angola, gemeinsam mit Gauff Engineering, und an einem unter ägyptisch-arabischer Führung in Mauretanien.

Afrika hat Wasser und Solarstrom

Neben den Deutschen sind viele andere Investoren und Projektentwickler in Afrika aktiv. Allein in Namibia sind zwei weitere, ähnliche Projekte in Vorbereitung. Aber auch anderswo sind die Investoren aktiv. Schließlich bietet der Kontinent eine einmalige Kombination aus Wasser aus dem Indischen Ozean und Atlantik und Sonne zur Erzeugung von Solarstrom. Manche Standorte bieten auch Windkraft.

Afrikanische Pionierländer wie Mauretanien zeigen den Weg und beweisen, dass Afrika der Welt mit grünem Wasserstoff helfen und sich so eine Zukunft der industriellen Entwicklung sowie schnelles und sauberes Wachstum für alle sichern kann”, sagt Thierry Lepercq, Präsident von Hydeal, einem Projekt, das Wasserstoff über Pipelines von Spanien nach Frankreich und Deutschland bringen soll.

Vier günstige Standorte hat die Europäische Investitionsbank (EIB) in einer Studie benannt: Marokko, Mauretanien, das südliche Afrika und Ägypten – Kenia, wo Deutschland ebenfalls Interesse zeigt, nannte die EIB nicht. “Die Nutzung der Sonnenenergie Afrikas zur Produktion von 50 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr bis 2035 kann dazu beitragen, die globale Energieversorgung zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen, die Schwerindustrie zu dekarbonisieren, die globale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und den Zugang zu sauberem Wasser und nachhaltiger Energie zu verändern”, heißt es in der Studie.

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News

Ex-EU-Botschafter vermittelt in Mosambik

Der ehemalige EU-Botschafter in Pretoria, Roeland van de Geer, versucht, im Konflikt in der gebeutelten mosambikanischen Provinz Cabo Delgado zu vermitteln. Dies berichtet Africa Intelligence. Die Provinz liegt im Norden des Landes an der Grenze zu Tansania und hat seit 2017 mit islamistischen Terroristen zu kämpfen. Der Konflikt hat seither knapp 5000 Opfer gefordert. In Cabo Delgado ist ein Truppenkontingent der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) mit Soldaten aus Südafrika, Angola, Tansania, Namibia, Botsuana und Lesotho im Einsatz. Zudem hat Mosambik Truppen aus Ruanda eingeladen, die bei der Befriedung der Region helfen sollen. Die Europäische Union hat im vergangenen Jahr die ruandischen Soldaten finanziell unterstützt und erwägt dies nun auch für die SADC-Truppen. 

Cabo Delgado ist wegen seiner Rohstoffe von besonderer Bedeutung. Zum einen liegt dort eine der größten Graphitminen der Welt. Wichtiger noch sind jedoch die enormen Gasvorkommen im Rovumabecken vor der mosambikanischen Küste. Mit einer vollständigen Erschließung und kontinuierlichen produktiven Nutzung der Vorkommen könnte Mosambik bis 2030 zum wichtigsten LNG-Produzenten auf dem Kontinent werden. Internationale Rohstoffkonzerne wie Exxon, Total und Eni sind in Cabo Delgado bereits aktiv, müssen ihre Geschäfte aber aufgrund der schlechten Sicherheitslage immer wieder unterbrechen. 

Van de Geers Vorstoß, den Konflikt zu befrieden, wird durch die Peacebuilding Fund Advisory Group (PFAG) unterstützt. Eine zweite Gruppe, die in Amsterdam sitzende Dialogue Advisory Group (DAG), versucht ebenfalls sich als Mediator in dem Konflikt einzubringen. Als erfahrener Diplomat und Teilnehmer des Amsterdamer Dialogs wird van de Geer auch dafür verantwortlich sein, die beiden Friedensinitiativen zusammenzubringen. ajs 

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Adenauer-Stiftung startet Sicherheitsprogramm Ostafrika 

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat das Regionalprogramm “Sicherheitspolitischer Dialog Ostafrika” (Sipodi Ostafrika) mit Sitz in der ugandischen Hauptstadt Kampala eingerichtet. Im Gegensatz zu den üblichen Länderbüros der KAS, die die gesamte Bandbreite politischer Themen innerhalb eines Gastgeberlandes abdecken sollen, ist das neue Regionalprogramm auf Sicherheitspolitik fokussiert. Da Sicherheitsthemen häufig über Grenzen hinweggehen, deckt das neue Programm länderübergreifend die Region Ostafrika ab. 

Sipodi Ostafrika beschäftigt sich mit der “ganzen Palette an sicherheitspolitischen Themen” in der Region, sagt Nils Wörmer, Leiter des Programms. Dazu zählen zerfallende Staatlichkeit (etwa in Somalia und jüngst im Sudan), terroristische Gruppen wie al-Shabaab, Flucht und Migration sowie die Bekämpfung von Fluchtursachen, aber auch der Klimawandel und seine Folgen, etwa die anhaltende Dürre am Horn von Afrika. Auch die unruhige Region der Großen Seen liegt in Wörmers Verantwortungsbereich. Allerdings erfordere die Sicherheitslage vor Ort und die politische Situation in den einzelnen Ländern ein sensibles Vorgehen an den Standorten Kampala, sowie Kigali (Ruanda) und Goma (DR Kongo), wo Projekte bereits in der Planung sind.

Sipodi Ostafrika habe mit Blick auf das Rote Meer aber auch eine vielleicht noch wichtigere, geopolitische Dimension, sagt Wörmer. Die Küste Ostafrikas bildet die westliche Grenze des immer wichtiger werdenden indo-pazifischen Raums, und das Nadelöhr Rotes Meer die Verbindung dieses Raumes nach Europa. Darum ist die Region für viele unterschiedliche Akteure interessant: Frankreich, China, Japan und die USA unterhalten Militärbasen in Dschibuti, Russland würde in Eritrea oder Sudan ebenfalls gern eine Basis einrichten. Die Amerikaner erwägen den Bau eines weiteren Stützpunkts in Somaliland, während China mit Dschibuti eine Absichtserklärung über den Bau eines Weltraumbahnhofs unterzeichnet hat. Auch die Golfstaaten sind in der Region aktiv, etwa im Sudan. Diese geopolitische Relevanz sei der Grund für den Fokus auf das Rote Meer und das Horn von Afrika, erklärt Wörmer.

Das Regionalprogramm bringt im Rahmen des sicherheitspolitischen Dialogs lokale und regionale Thinktanks und NGOs zusammen und unterstützt diese, etwa in den Bereichen Deradikalisierung und Konternarrative gegen die Rekrutierung durch Terroristen, Bürgerdialog und Menschenrechte. Dabei drückt die KAS den Partnern keine eigenen Konzepte auf, sondern agiert vor allem auf Einladung der lokalen und regionalen nichtstaatlichen Akteure. Kooperation mit Regierungen findet hingegen nur punktuell statt. Auch eine Vermittlerrolle, etwa in einer Bürgerkriegssituation, ist für das KAS-Programm nicht vorgesehen. Stattdessen setzt Sipodi Ostafrika auf den Kapazitätsaufbau in der Zivilgesellschaft. 

In Westafrika unterhält die KAS seit 2015 ein sicherheitspolitisches Regionalprogramm, Sipodi Westafrika mit Sitz in Abidjan (Elfenbeinküste) und befasst sich vor allem mit Gründen und Auswirkungen des Terrorismus in der Region. ajs

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BRICS-Gipfel in Kapstadt 

Am 1. und 2. Juni werden in Kapstadt die Außenminister der fünf BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zusammentreffen. Zunächst sind die fünf Minister unter sich, für den zweiten Tag sind Gäste aus 15 Ländern des Globalen Südens eingeladen. Bei dem Gipfeltreffen soll es vor allem um die Vergrößerung der Staatengemeinschaft gehen. Im Vorfeld hatten rund 20 Länder Interesse angemeldet, der Gruppe beizutreten, darunter Schwergewichte wie Nigeria, Indonesien, Mexiko und Ägypten.

Die Debatte um eine Vergrößerung des BRICS-Clubs hat im vergangenen Jahr China angestoßen. Die Gruppe setzt darauf, mit neuen Mitgliedern ein Gegengewicht zu den Institutionen des westlichen Bündnisses aufbauen zu können. Zwar ist die Wirtschaftsleistung der BRICS-Gruppe seit diesem Jahr größer als die der G7-Staaten. In den internationalen multilateralen Organisationen wie etwa der Weltbank ist ihr Einfluss aber nach wie vor gering. 

Mit Initiativen wie der Erweiterung um neue Mitglieder will die Gruppe dem entgegenwirken. Zudem haben die BRICS-Staaten eigene, alternative Institutionen ins Leben gerufen, wie etwa die multilaterale Förderbank New Development Bank mit Sitz in Schanghai. Ihr steht die ehemalige brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff vor. Beim Treffen der Staatsoberhäupter im August in Johannesburg wird die BRICS-Gruppe über die Einführung einer gemeinsamen Währung beraten. Auch diese Initiative ist als Versuch zu werten, Alternativen zur westlich dominierten Ordnung zu schaffen. Denn die BRICS-Währung soll die Dominanz des US-Dollars brechen, an der sich die BRICS-Staaten und viele Länder des Globalen Südens stören. ajs

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Presseschau

Bloomberg: Paul Kagame über Ruandas Rolle in der globalen Wirtschaft. Zur Eröffnung des Qatar Economic Forum hat der ruandische Präsident ein Podiumsgespräch mit einer Bloomberg-Journalistin geführt. Dabei ging es unter anderem um Menschenrechtsverletzungen, Ruandas Vorreiterrolle in Afrika bei Technologie sowie sein Engagement bei der Ausrichtung von Sportveranstaltungen.

Reuters: Chinesische Hacker infiltrierten kenianische Regierung. Über Jahre hinweg sind chinesische Hacker offenbar in die Systeme kenianischer Ministerien und anderer staatlicher Institutionen eingedrungen. Dabei ging es wohl darum, an Informationen zur kenianischen Schuldenlast im Rahmen der chinesischen Belt and Road Initiative zu gelangen. Das chinesische Außenministerium streitet die Vorwürfe ab.

The Economist: Ratingagenturen sind befangen, behaupten afrikanische Regierungen. Dass afrikanische Regierungen an den internationalen Kapitalmärkten nur schwer an Darlehen kommen, hängt oft mit ihren Kreditratings zusammen. Afrikanische Regierungschefs wie der senegalesische Präsident Macky Sall beschuldigen nun die dafür verantwortlichen Ratingagenturen, die Risiken in Afrika unverhältnismäßig hoch einzuschätzen.

African Business: Nigerias Rohstoffbörse expandiert. Nigerias führende lizenzierte Rohstoffbörse AFEX stellt ihre ehrgeizige Expansion in sieben afrikanische Länder vor. Die Börse setzt damit darauf, vom wachsenden Handelsaustausch auf dem Kontinent profitieren zu können. Die ersten Außenstellen sollen in Elfenbeinküste und Ghana entstehen.

Al Jazeera: Nigerias neuer Präsident steht vor großen Aufgaben. Am 29. Mai wurde Bola Tinubu als neuer Präsident Nigerias vereidigt. Die nigerianischen Wähler wurden schon oft enttäuscht, aber einige Finanzakteure sind optimistisch, was Tinubu angeht. Wird er in der Lage sein, die systemischen Probleme in Afrikas größter Volkswirtschaft zu lösen?

SZ: Zapfenstreich in Mali. Seit zehn Jahren versucht die Bundeswehr, Mali im Kampf gegen islamistischen Terror zu unterstützen. Gebracht hat das wenig, jetzt räumen die Soldaten in Gao langsam ihr Zeug zusammen. Die Münchner Tageszeitung beschreibt die letzten Tage der deutschen Truppe in Mali.

NZZ: Twitterkampagne gegen “Schlagloch-Hauptstadt der Welt”. In der ugandischen Hauptstadt Kampala sind viele Straßen in katastrophalem Zustand. Die Politik interessierte das lange kaum – bis jemand auf Twitter dazu aufrief, Bilder von Schlaglöchern zu posten.

Heads

Stefan Tavares Bollow – Großprojekte für eine engere Zusammenarbeit mit Afrika

Stefan Tavares Bollow ist als Geschäftsführer von Gauff Engineering viel in Afrika unterwegs.

680 Meter lang und 60 Meter hoch – die Maputo-Katembe-Brücke überspannt einen Meeresarm in Mosambik und ist eines der größten Projekte, die Stefan Tavares Bollow in Afrika betreut hat. Der Geschäftsführer von Gauff Engineering spricht gern über die Arbeit, die seine Gesellschaft leistet. “Wenn ich die Brücke vom Flugzeug aus sehe, werde ich stolz”, sagt er. “Das sind Projekte, die kann ich einmal meinen Söhnen zeigen und sagen: Da hat der Papa mitgewirkt.”

Für Bollow zeichnete sich früh ab, dass er eines Tages in Afrika arbeiten würde. Schon im Studium verbrachte der Ingenieur ein Semester in Burkina Faso, wo er auch seine Diplomarbeit über ein Staudamm-Projekt schrieb. Zurück in Deutschland arbeitete er von 2003 an im Tief- und Gleisbau für die Deutsche Bahn. “Dann merkte ich, es kribbelt wieder. Ich muss raus. Deutschland ist zu klein.”

“Papa Afrika” will ihn für Angola

Gauff hatte zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Stellen ausgeschrieben – eins davon in Angola, was bis dato von Firmengründer Helmut Gauff betreut wurde. Der Mann ist ein Pionier der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Afrika  – “Papa Afrika” nennen ihn auch seine Freunde. “Am Ende des Bewerbungsgesprächs hat Gauff Senior mir die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: ‘Herr Bollow, Sie entscheiden sich schon für Angola, oder?’ Einen Tag später habe ich zugesagt.”

Weil die Projekte vor Ort direkt beginnen, bleibt für die geplante Sprachreise nach Portugal keine Zeit. “Im Juli 2006 kam ich in Angola an, mit selbstbeigebrachtem Portugiesisch aus einem Langenscheidt Sprachkurs”, erzählt Bollow. Er habe sich aber schnell eingelebt. Neun Monate später lernte Bollow in Sumbe seine heutige Frau kennen. 2011 folgte der Posten als Geschäftsführer für Afrika bei Gauff Engeneering.

In Angola ist er die meiste Zeit geblieben. Wenn man dort lebe, habe man einen ganz anderen Zugang zu den Menschen. “So bin ich nicht nur der Geschäftsführer aus Deutschland, der ab und zu da ist”, sagt Bollow, “sondern bin Gesprächspartner auf Augenhöhe.” Das wissen auch die Politiker in Angola zu schätzen. Das Büro des Präsidenten bat den Geschäftsführer um ein Gespräch, weil Gauff seit Jahren Infrastrukturprojekte im Land baut. Der Präsident wolle die Wirtschaft diversifizieren – und damit mit der Landwirtschaft beginnen. “Aber die Angolaner bekommen keine Investoren für die Landwirtschaft, wenn Sie keine Impfstoffe für die Tiere haben”, sagt Bollow. Also baut Gauff eine Fabrik zur Herstellung von Tierimpfstoffen. Zusammen mit den Kontakten zu deutschen Pharmaunternehmen versprechen sich der Unternehmer und der Staatschef viel von der Fabrik. “Das ist wirklich ein Projekt, das einen Unterschied macht.”

Ein weiteres Gauff-Projekt ist eine Wasserstofffabrik. Das wird bald beginnen und baut auf einer Zusammenarbeit mit dem angolanischen Erdölkonzern Sonangol auf. “Wir glauben, dass wir damit vielen Konkurrenten voraus sind, weil Angola mehrere besondere Standortvorteile hat”, sagt Bollow. Unter anderem habe Angola riesige Wasserkraftwerke, deren Kapazitäten den Strombedarf im Land teilweise deutlich übertreffen. “Unser Projekt ist mit einer Milliarde Investitionsvolumen noch recht überschaubar im Vergleich mit einigen Riesenprojekten in Südafrika, aber für uns ist das trotzdem eine Mammutaufgabe”, meint Bollow.

Grüne Technologie nutzen

Mit der Fabrik bewegt sich Gauff aber ganz an aktuellen Trends. “In Afrika sehen alle ihre Chance und alle entwickeln sich in Richtung Wasserstoff”. Die gleiche Photovoltaikanlage, die sich seine deutschen Kollegen auf die Dächer bauen, brächte in Afrika vier- bis fünfmal so viel Strom am Tag, bei gleichen Kosten.

Das Thema Neokolonialismus gehe in diesem Zusammenhang derzeit viel durch die Medien. “Für uns war und ist im Afrika-Geschäft schon immer die Maxime, dass wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe aufbauen und unsere Kunden und Partner respektieren und ernst nehmen.”, sagt Bollow. Auch vom grünen Ammoniak, das in den Wasserstoffanlagen entstehen soll, werde selbstverständlich ein Teil im Land bleiben, um zum Beispiel in der Landwirtschaft als Düngemittel zum Einsatz zu kommen. So könne die Bevölkerung auch einen Nutzen sehen und nicht nur die großen Schiffe, die den Hafen verlassen. Für Bollow ist das auch der Schlüssel für eine nachhaltige Zusammenarbeit mit Afrika: “Wir müssen diese neuen, grünen Technologien nutzen, um den afrikanischen Kontinent nachhaltig zu entwickeln.” Svenja Schlicht

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Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Südafrika steht wegen seiner Nähe zu Russland international schon länger in der Kritik. Nun hat der amerikanische Botschafter in Pretoria schwerwiegende Vorwürfe erhoben: Ein russisches Schiff, dass im Dezember bei Kapstadt angelegt hatte, soll südafrikanische Waffen eingeladen und nach Russland geliefert haben. Unser Korrespondent in Johannesburg, Andreas Sieren, hat sich der Sache in einer Analyse angenommen.

    Bei der Energiepolitik zeichnen sich auf dem Kontinent zwei gegenläufige Trends ab. Einige afrikanische Länder wollen bei der wirtschaftlichen Entwicklung alle verfügbaren Rohstoffe zur Energiegewinnung nutzen. So setzt etwa Nigeria mit der Einweihung der lang erwarteten Dangote-Raffinerie vergangene Woche weiterhin auf Erdöl. Zum anderen gibt es auf dem Kontinent eine wachsende Zahl nachhaltiger Energievorhaben, wie etwa beim grünen Wasserstoff, den auch Deutschland fördert. Wir haben uns beides genauer angeschaut.

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    Reuben Brigety, der US-Botschafter in Südafrika, hat das Land scharf angegriffen. Es ging um den russischen Frachter “Lady R”, der im Dezember vergangen Jahres im Marinestützpunkt Simon’s Town bei Kapstadt ablegte. “Wir sind überzeugt, dass Waffen auf dieses Schiff geladen wurden”, sagte der Botschafter. “Ich würde mein Leben auf die Richtigkeit dieser Einschätzung verwetten.” Nach dieser Äußerung sackte der schon stark gebeutelte südafrikanische Rand auf den tiefsten Stand seit drei Jahren ab.

    Die Regierung in Pretoria zeigte sich “enttäuscht” und warnte, dass derartige Anschuldigungen die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern “untergraben” würden. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa kündigte eine unabhängige Untersuchung an, die die Vorwürfe prüfen soll, da die US-Botschaft keine Beweise geliefert hatte. Das Außenministerium in Pretoria bestellte Botschafter Brigety ein, Außenministerin Naledi Pandor forderte vom Botschafter eine “vorbehaltlose Entschuldigung”. Dieser ruderte daraufhin zurück: Er habe alle durch seine “öffentlichen Äußerungen entstandenen Fehleindrücke korrigiert.”

    Strenge Ausfuhrbestimmungen für Militärgüter

    Auch Russland widersprach, dass Waffen geliefert worden seien. Die südafrikanische Regierung, die strengen Ausfuhrbeschränkungen für Militärgüter unterliegt, betonte offiziell, den Export von Waffen nach Russland nicht genehmigt zu haben. Verteidigungsministerin Thandi Modise hatte erklärt, dass die “Lady R” eine Munitionslieferung für eine Sondereinheit der südafrikanischen Streitkräfte an Bord hatte, die vor dem Ukrainekrieg bestellt worden waren. All das weist nach Meinung von Guy Lamb, Experte für Rüstungskontrollen an der Stellenbosch University, darauf hin, dass die Vorwürfe des US-Botschafters “unplausibel” sind.

    In Washington versuchte das Außenministerium zu beschwichtigen: “Unsere Beziehung zu Südafrika bleibt stark. Wir bleiben weiterhin der positiven Agenda unserer bilateralen Beziehungen verpflichtet”, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Beide Regierungen würden weiterhin eng zu einer Reihe von Themen zusammenarbeiten, darunter Gesundheit, Klima und Handel. Nach China ist die USA Südafrikas zweitwichtigster bilateraler Handelspartner.

    Dennoch schlugen die Worte von Botschafter Brigety hohe Wellen. Die deutsche Außenministerin Baerbock zeigte sich “sehr besorgt”, und ihr österreichische Amtskollege Alexander Schallenberg fragte sich, warum die EU manche Staaten nicht von ihrer Sicht auf den russischen Krieg überzeugen könne.

    Ein Test zur Bestimmung der südafrikanischen Position?

    War dies eine kalkulierte Provokation des Botschafters oder der Regierung in Washington, um Südafrikas Reaktion zu testen und herauszufinden, inwieweit sich Pretoria noch dem US-Druck beugt? Oder ist der Vorstoß bereits ein Ausdruck von Frustration, dass das Land am Kap sich eher auf die Seite seiner BRICS-Partner schlägt, der Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften, der neben Russland und Südafrika auch Brasilien, China, und Indien angehören? Die BRICS sind inzwischen wirtschaftlich stärker als die G7.

    Präsident Ramaphosa jedenfalls ging in die Offensive und kündigte eine Friedensmission im Ukrainekrieg zusammen mit mehreren anderen afrikanischen Regierungschefs an. Ramaphosa hatte davor erst mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, dann auch mit dem ukrainischen Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Dieser hatte Ramaphosa gewarnt: “Wer dem Angreifer mit Waffen hilft, wird zum Komplizen mit allen Konsequenzen.”

    Am Rande eines Staatsbesuches des Premierministers von Singapur, Lee Hsien Loong, erklärte Ramaphosa: “Wir hoffen auf intensive Gespräche mit den beiden Staatsoberhäuptern, und sie haben erklärt, dass sie für diese Gespräche mit uns offen sind. Wohin die Diskussionen führen, werden wir sehen, wenn sie beginnen. Daher ist es sehr schwierig vorherzusagen, wie das Ergebnis aussehen und welche Auswirkungen dies auf die BRICS-Staaten haben wird.”

    Die Friedensmission kommt wohl zu früh

    Die anderen Länder der afrikanischen Vermittlermission sind Ägypten, Kongo-Brazzaville, Sambia, Senegal und Uganda. “Im Mittelpunkt unserer Gespräche steht die Suche nach einer friedlichen Lösung des verheerenden Konflikts in der Ukraine”, sagte Ramaphosa.

    Gleichwohl sind Experten skeptisch, ob eine derartige Mission zum richtigen Zeitpunkt kommt. “Der Konflikt in der Ukraine ist noch lange nicht reif für eine Intervention durch andere”, meint Jakkie Cilliers, Vorsitzender des Institute for Security Studies (ISS) in Pretoria. Wenn jemand Druck auf Russland ausüben könne, dann wäre das China. “Aber davon sind wir noch ein bis zwei Jahre entfernt”, so Cilliers. Die afrikanischen Vermittler sind realistischer: Sie sehen sich nicht im Wettbewerb zu den Friedensbemühungen der Chinesen, sondern als Ergänzung innerhalb einer Gruppe von Gleichgesinnten. Das ärgert den Westen. Auch deshalb haben die G7-Länder bei ihrem Gipfel in Japan versucht, China gegen die anderen aufstrebenden Länder auszuspielen. Viel gebracht hat es allerdings nicht.

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    Nigerias neue Mega-Raffinerie

    In der nigerianischen Verbundgemeinde Ibeju-Lekki, etwa 160 Kilometer südwestlich von Lagos, wurde vergangene Woche ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Dort, in der Lekki Free Trade Zone, hat Nigerias scheidender Präsident Muhammadu Buhari im Beisein vier weiterer afrikanischer Präsidenten die lang erwartete Dangote-Raffinerie eingeweiht. Die neue Anlage, die seit 2013 in Planung ist, soll mit ihrer enormen Kapazität dazu beitragen, Nigerias Abhängigkeit von Rohölexporten zu verringern und den heimischen Markt besser mit Benzin und Diesel aus dem Inland zu versorgen.

    Bislang hat Nigeria große Mengen Rohöl exportiert, um dann mit den Erlösen die verarbeiteten Produkte teuer wieder zu importieren, zum Beispiel in Form von Benzin. Zwar unterhält auch der staatliche Rohstoffkonzern Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC) Rohölraffinerien – zwei in Port Harcourt sowie jeweils eine in Warri und Kaduna. Alle vier Anlagen sind jedoch zurzeit außer Betrieb und müssen aufwändig renoviert und gewartet werden, bevor sie wieder funktionsfähig sind. Allein im vergangenen Jahr hat Nigeria 23 Milliarden Dollar für Treibstoffimporte ausgeben müssen. Da viele Nigerianer sich den teuren importierten Treibstoff kaum leisten können, subventioniert die Regierung die Preise an der Tankstelle außerdem kräftig: 850 Millionen Dollar im Monat gibt der Staat aus, um den Bürgern den Zugang zu Treibstoff zu sichern. Diese Kosten soll die neue Raffinerie nun senken helfen: Laut nigerianischer Zentralbank könnte die Inbetriebnahme der Anlage Deviseneinsparungen von bis zu 30 Milliarden Dollar bedeuten. 

    Lokal verarbeiten statt importieren

    Zwar hat der Bau der Anlage länger gedauert und mehr Geld gekostet als geplant. So sollte die Raffinerie einst schon 2016 eingeweiht werden. Doch trotz der Verzögerung um sieben Jahre und trotz der Baukosten von 19 Milliarden Dollar – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich angesetzt – sind die Beteiligten zuversichtlich, dass die neue Anlage Nigerias Wirtschaft ankurbeln wird. Präsident Buhari sprach bei der feierlichen Eröffnung von einem “Meilenstein für unsere Wirtschaft und für die petrochemische Industrie auf dem gesamten Kontinent.”

    Und auch Aliko Dangote, der reichste Mann Afrikas, dessen Namen die neue Raffinerie trägt, glaubt an ihr Potenzial: “Die Anlage wird die lokale Nachfrage problemlos stillen ebenso wie die Nachfrage aus den meisten Ländern in Westafrika.” Der Thinktank Nigerian Economic Summit Group teilt die Einschätzung, dass die Raffinerie den täglichen Bedarf an raffiniertem Erdöl in Nigeria decken kann. Immerhin 40 Prozent der Raffineriekapazität sind für den Export in umliegende Länder vorgesehen. Ob dies jedoch tatsächlich ausreichen wird, um Westafrika mit Treibstoff zu versorgen, bleibt abzuwarten. 

    Nigerianische Umweltschützer wie der vom deutschen Auslandsrundfunk DW als “Environment Hero” ausgezeichnete Desmond Majekodunmi sind angesichts der wachsenden Abhängigkeit Nigerias von fossilen Rohstoffen besorgt. Im Gespräch mit dem katarischen Nachrichtensender Al Jazeera wies Majekodunmi auf die negativen Auswirkungen für die Umwelt hin: “Es gibt Schäden durch Öllecks bei der Förderung, durch das Abfackeln und auch durch das einfache Verbrennen der fossilen Treibstoffe. Das führt zu enormen Problemen im atmosphärischen Gleichgewicht.”

    Nichtsdestotrotz setzt Nigeria bei der wirtschaftlichen Entwicklung auf alle im Land verfügbaren Rohstoffe, und ist damit nicht allein. Wirtschaftlicher Aufschwung habe Vorrang vor einer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit, finden einige afrikanische Regierungen. So etwa in Niger, wo die Regierung auf Steinkohle setzt, oder in der DR Kongo, wo Präsident Tshisekedi die Armut mit dem Erdöl unter dem Regenwald bekämpfen will

    Viele neue Arbeitsplätze

    Neben den geringeren Kosten für Treibstoff und Treibstoffsubventionen soll die Dangote-Raffinierie die nigerianische Wirtschaft auch mit der Schaffung von Arbeitsplätzen anschieben. Der Präsident der nigerianischen Zentralbank, Godwin Emefiele, geht davon aus, dass allein in der Raffinerie selbst 135.000 permanente Jobs geschaffen werden. Hinzu kommen etwa 100.000 Stellen, die indirekt mit der Anlage zusammenhängen. 

    Die Raffinerie ist die erste in privater Hand in Nigeria. Dangote ist mit seinem Konglomerat Dangote Group Betreiber der Raffinerie, die staatliche NNPC ist mit 20 Prozent an der Anlage beteiligt. Rund die Hälfte der Baukosten hat Dangote mit Eigenkapital finanziert, die andere Hälfte über Kredite, etwa von der Zenith Bank, der größten Geschäftsbank Nigerias. Der staatliche Ölkonzern wird mit 300.000 Barrel pro Tag etwa die Hälfte des in der Raffinerie verarbeiteten Rohöls liefern, die Gesamtkapazität beträgt 650.000 Barrel pro Tag.

    Daraus wird die Dangote-Raffinerie bis zu 53 Millionen Liter Benzin, 4 Millionen Liter Diesel und 2 Millionen Liter Kerosin täglich produzieren sowie 12.000 Megawatt Stromleistung. Die Anlage ist die größte Einzelstrang-Raffinerie der Welt, also die größte Raffinerie mit nur einer Rohöldestillationseinheit (crude distillation unit, CDU). Außerdem ist die neue Anlage die größte Raffinerie in Afrika und die siebtgrößte weltweit.

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    Kontinent des grünen Wasserstoffs

    Investitionen von einer Billion Euro in grünen Wasserstoff können das Äquivalent von mehr als einem Drittel des derzeitigen Energieverbrauchs Afrikas decken, das BIP steigern, die Versorgung mit sauberem Wasser verbessern und Gemeinden stärken, meinen die Autoren der EIB-Studie.

    Sollte sich diese Studie bewahrheiten, dann wären die Zeiten, in denen Afrika als der Bittsteller der Welt gilt, vorbei. Grüner Wasserstoff würde auf dem Kontinent die Energie produzieren, die er braucht, um sein Wachstumspotenzial zu entfalten. Und er würde die Investitionen bringen, die den Aufbau gut bezahlter Arbeitsplätze in Gang setzen.

    Eine Investition von einer Billion Euro könne sieben Exajoule Energie jährlich bringen. Das entspricht rund 1,9 Millionen GWh. Im Jahr 2021 lag der Verbrauch in Afrika bei 19,9 Exajoule. Dies würde laut EIB zu einem enormen Anstieg des BIP führen sowie dauerhafte und qualifizierte Arbeitsplätze in ganz Afrika schaffen.

    Noch viele Fragen offen

    Grüner Wasserstoff wäre dann ein gewaltiger Trigger für das Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent. Noch sind diese Perspektiven vage Zukunft. Viele Fragen sind ungeklärt. Ein Streitpunkt könnte beispielsweise die Aufteilung des grünen Wasserstoffs zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden werden.

    Die Regierung unter Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila hatte Im Frühjahr bereits den Weg für ein ehrgeiziges Energieprojekt in Namibia freigemacht. Ein Joint Venture der südafrikanischen Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens Enertrag SE mit der Nicholas Holding, einem Infrastruktur-Investor mit Sitz auf den britischen Virgin Islands, wird es vorantreiben. Das Projekt sieht Investitionen von zehn Milliarden Euro in den Bau von Anlagen zur Produktion grünen Wasserstoffs in der Nähe von Lüderitz vor. Der Staat Namibia kann sich mit bis zu 24 Prozent als Investor an dem Projekt beteiligen. Dazu stellen die niederländische Förderinstitution Invest International B.V. und die Europäische Investitionsbank der namibischen Regierung 540 Millionen Euro zu Vorzugsbedingungen bereit, wie es in einer Präsentation heißt.

    Namibias Energiebereich könnte CO2-frei werden

    Bis 2030 soll der Bau abgeschlossen sein. Dann soll Namibia mehr als zwei Millionen Tonnen Ammoniak für die globalen und lokalen Energiemärkte herstellen. Das Wasser wird über Meerwasserentsalzungsanlagen aus dem Atlantik gewonnen, der Strom zur Zerlegung des Wassers aus Wind- und Sonnenkraftwerken. Darüber hinaus werden Anlagen zur Umwandlung des Wasserstoffs in Ammoniak und ein neuer Hafen zur Verschiffung benötigt.

    “Das Projekt ist so umfangreich konzipiert, dass es nicht nur das Potenzial hat, die wachsende Stadt Lüderitz mit Frischwasser zu versorgen, sondern auch den gesamten Energiebereich Namibias auf einen Schlag CO2-neutral zu gestalten”, meint Till Mansmann, der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

    Dieses Projekt ist eines von dreien, die mit deutscher Beteiligung in Afrika verwirklicht werden sollen. Der ehemalige Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing, ist in zwei weiteren engagiert: an einem in Angola, gemeinsam mit Gauff Engineering, und an einem unter ägyptisch-arabischer Führung in Mauretanien.

    Afrika hat Wasser und Solarstrom

    Neben den Deutschen sind viele andere Investoren und Projektentwickler in Afrika aktiv. Allein in Namibia sind zwei weitere, ähnliche Projekte in Vorbereitung. Aber auch anderswo sind die Investoren aktiv. Schließlich bietet der Kontinent eine einmalige Kombination aus Wasser aus dem Indischen Ozean und Atlantik und Sonne zur Erzeugung von Solarstrom. Manche Standorte bieten auch Windkraft.

    Afrikanische Pionierländer wie Mauretanien zeigen den Weg und beweisen, dass Afrika der Welt mit grünem Wasserstoff helfen und sich so eine Zukunft der industriellen Entwicklung sowie schnelles und sauberes Wachstum für alle sichern kann”, sagt Thierry Lepercq, Präsident von Hydeal, einem Projekt, das Wasserstoff über Pipelines von Spanien nach Frankreich und Deutschland bringen soll.

    Vier günstige Standorte hat die Europäische Investitionsbank (EIB) in einer Studie benannt: Marokko, Mauretanien, das südliche Afrika und Ägypten – Kenia, wo Deutschland ebenfalls Interesse zeigt, nannte die EIB nicht. “Die Nutzung der Sonnenenergie Afrikas zur Produktion von 50 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr bis 2035 kann dazu beitragen, die globale Energieversorgung zu sichern, Arbeitsplätze zu schaffen, die Schwerindustrie zu dekarbonisieren, die globale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und den Zugang zu sauberem Wasser und nachhaltiger Energie zu verändern”, heißt es in der Studie.

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    News

    Ex-EU-Botschafter vermittelt in Mosambik

    Der ehemalige EU-Botschafter in Pretoria, Roeland van de Geer, versucht, im Konflikt in der gebeutelten mosambikanischen Provinz Cabo Delgado zu vermitteln. Dies berichtet Africa Intelligence. Die Provinz liegt im Norden des Landes an der Grenze zu Tansania und hat seit 2017 mit islamistischen Terroristen zu kämpfen. Der Konflikt hat seither knapp 5000 Opfer gefordert. In Cabo Delgado ist ein Truppenkontingent der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) mit Soldaten aus Südafrika, Angola, Tansania, Namibia, Botsuana und Lesotho im Einsatz. Zudem hat Mosambik Truppen aus Ruanda eingeladen, die bei der Befriedung der Region helfen sollen. Die Europäische Union hat im vergangenen Jahr die ruandischen Soldaten finanziell unterstützt und erwägt dies nun auch für die SADC-Truppen. 

    Cabo Delgado ist wegen seiner Rohstoffe von besonderer Bedeutung. Zum einen liegt dort eine der größten Graphitminen der Welt. Wichtiger noch sind jedoch die enormen Gasvorkommen im Rovumabecken vor der mosambikanischen Küste. Mit einer vollständigen Erschließung und kontinuierlichen produktiven Nutzung der Vorkommen könnte Mosambik bis 2030 zum wichtigsten LNG-Produzenten auf dem Kontinent werden. Internationale Rohstoffkonzerne wie Exxon, Total und Eni sind in Cabo Delgado bereits aktiv, müssen ihre Geschäfte aber aufgrund der schlechten Sicherheitslage immer wieder unterbrechen. 

    Van de Geers Vorstoß, den Konflikt zu befrieden, wird durch die Peacebuilding Fund Advisory Group (PFAG) unterstützt. Eine zweite Gruppe, die in Amsterdam sitzende Dialogue Advisory Group (DAG), versucht ebenfalls sich als Mediator in dem Konflikt einzubringen. Als erfahrener Diplomat und Teilnehmer des Amsterdamer Dialogs wird van de Geer auch dafür verantwortlich sein, die beiden Friedensinitiativen zusammenzubringen. ajs 

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    Adenauer-Stiftung startet Sicherheitsprogramm Ostafrika 

    Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat das Regionalprogramm “Sicherheitspolitischer Dialog Ostafrika” (Sipodi Ostafrika) mit Sitz in der ugandischen Hauptstadt Kampala eingerichtet. Im Gegensatz zu den üblichen Länderbüros der KAS, die die gesamte Bandbreite politischer Themen innerhalb eines Gastgeberlandes abdecken sollen, ist das neue Regionalprogramm auf Sicherheitspolitik fokussiert. Da Sicherheitsthemen häufig über Grenzen hinweggehen, deckt das neue Programm länderübergreifend die Region Ostafrika ab. 

    Sipodi Ostafrika beschäftigt sich mit der “ganzen Palette an sicherheitspolitischen Themen” in der Region, sagt Nils Wörmer, Leiter des Programms. Dazu zählen zerfallende Staatlichkeit (etwa in Somalia und jüngst im Sudan), terroristische Gruppen wie al-Shabaab, Flucht und Migration sowie die Bekämpfung von Fluchtursachen, aber auch der Klimawandel und seine Folgen, etwa die anhaltende Dürre am Horn von Afrika. Auch die unruhige Region der Großen Seen liegt in Wörmers Verantwortungsbereich. Allerdings erfordere die Sicherheitslage vor Ort und die politische Situation in den einzelnen Ländern ein sensibles Vorgehen an den Standorten Kampala, sowie Kigali (Ruanda) und Goma (DR Kongo), wo Projekte bereits in der Planung sind.

    Sipodi Ostafrika habe mit Blick auf das Rote Meer aber auch eine vielleicht noch wichtigere, geopolitische Dimension, sagt Wörmer. Die Küste Ostafrikas bildet die westliche Grenze des immer wichtiger werdenden indo-pazifischen Raums, und das Nadelöhr Rotes Meer die Verbindung dieses Raumes nach Europa. Darum ist die Region für viele unterschiedliche Akteure interessant: Frankreich, China, Japan und die USA unterhalten Militärbasen in Dschibuti, Russland würde in Eritrea oder Sudan ebenfalls gern eine Basis einrichten. Die Amerikaner erwägen den Bau eines weiteren Stützpunkts in Somaliland, während China mit Dschibuti eine Absichtserklärung über den Bau eines Weltraumbahnhofs unterzeichnet hat. Auch die Golfstaaten sind in der Region aktiv, etwa im Sudan. Diese geopolitische Relevanz sei der Grund für den Fokus auf das Rote Meer und das Horn von Afrika, erklärt Wörmer.

    Das Regionalprogramm bringt im Rahmen des sicherheitspolitischen Dialogs lokale und regionale Thinktanks und NGOs zusammen und unterstützt diese, etwa in den Bereichen Deradikalisierung und Konternarrative gegen die Rekrutierung durch Terroristen, Bürgerdialog und Menschenrechte. Dabei drückt die KAS den Partnern keine eigenen Konzepte auf, sondern agiert vor allem auf Einladung der lokalen und regionalen nichtstaatlichen Akteure. Kooperation mit Regierungen findet hingegen nur punktuell statt. Auch eine Vermittlerrolle, etwa in einer Bürgerkriegssituation, ist für das KAS-Programm nicht vorgesehen. Stattdessen setzt Sipodi Ostafrika auf den Kapazitätsaufbau in der Zivilgesellschaft. 

    In Westafrika unterhält die KAS seit 2015 ein sicherheitspolitisches Regionalprogramm, Sipodi Westafrika mit Sitz in Abidjan (Elfenbeinküste) und befasst sich vor allem mit Gründen und Auswirkungen des Terrorismus in der Region. ajs

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    BRICS-Gipfel in Kapstadt 

    Am 1. und 2. Juni werden in Kapstadt die Außenminister der fünf BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zusammentreffen. Zunächst sind die fünf Minister unter sich, für den zweiten Tag sind Gäste aus 15 Ländern des Globalen Südens eingeladen. Bei dem Gipfeltreffen soll es vor allem um die Vergrößerung der Staatengemeinschaft gehen. Im Vorfeld hatten rund 20 Länder Interesse angemeldet, der Gruppe beizutreten, darunter Schwergewichte wie Nigeria, Indonesien, Mexiko und Ägypten.

    Die Debatte um eine Vergrößerung des BRICS-Clubs hat im vergangenen Jahr China angestoßen. Die Gruppe setzt darauf, mit neuen Mitgliedern ein Gegengewicht zu den Institutionen des westlichen Bündnisses aufbauen zu können. Zwar ist die Wirtschaftsleistung der BRICS-Gruppe seit diesem Jahr größer als die der G7-Staaten. In den internationalen multilateralen Organisationen wie etwa der Weltbank ist ihr Einfluss aber nach wie vor gering. 

    Mit Initiativen wie der Erweiterung um neue Mitglieder will die Gruppe dem entgegenwirken. Zudem haben die BRICS-Staaten eigene, alternative Institutionen ins Leben gerufen, wie etwa die multilaterale Förderbank New Development Bank mit Sitz in Schanghai. Ihr steht die ehemalige brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff vor. Beim Treffen der Staatsoberhäupter im August in Johannesburg wird die BRICS-Gruppe über die Einführung einer gemeinsamen Währung beraten. Auch diese Initiative ist als Versuch zu werten, Alternativen zur westlich dominierten Ordnung zu schaffen. Denn die BRICS-Währung soll die Dominanz des US-Dollars brechen, an der sich die BRICS-Staaten und viele Länder des Globalen Südens stören. ajs

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    Presseschau

    Bloomberg: Paul Kagame über Ruandas Rolle in der globalen Wirtschaft. Zur Eröffnung des Qatar Economic Forum hat der ruandische Präsident ein Podiumsgespräch mit einer Bloomberg-Journalistin geführt. Dabei ging es unter anderem um Menschenrechtsverletzungen, Ruandas Vorreiterrolle in Afrika bei Technologie sowie sein Engagement bei der Ausrichtung von Sportveranstaltungen.

    Reuters: Chinesische Hacker infiltrierten kenianische Regierung. Über Jahre hinweg sind chinesische Hacker offenbar in die Systeme kenianischer Ministerien und anderer staatlicher Institutionen eingedrungen. Dabei ging es wohl darum, an Informationen zur kenianischen Schuldenlast im Rahmen der chinesischen Belt and Road Initiative zu gelangen. Das chinesische Außenministerium streitet die Vorwürfe ab.

    The Economist: Ratingagenturen sind befangen, behaupten afrikanische Regierungen. Dass afrikanische Regierungen an den internationalen Kapitalmärkten nur schwer an Darlehen kommen, hängt oft mit ihren Kreditratings zusammen. Afrikanische Regierungschefs wie der senegalesische Präsident Macky Sall beschuldigen nun die dafür verantwortlichen Ratingagenturen, die Risiken in Afrika unverhältnismäßig hoch einzuschätzen.

    African Business: Nigerias Rohstoffbörse expandiert. Nigerias führende lizenzierte Rohstoffbörse AFEX stellt ihre ehrgeizige Expansion in sieben afrikanische Länder vor. Die Börse setzt damit darauf, vom wachsenden Handelsaustausch auf dem Kontinent profitieren zu können. Die ersten Außenstellen sollen in Elfenbeinküste und Ghana entstehen.

    Al Jazeera: Nigerias neuer Präsident steht vor großen Aufgaben. Am 29. Mai wurde Bola Tinubu als neuer Präsident Nigerias vereidigt. Die nigerianischen Wähler wurden schon oft enttäuscht, aber einige Finanzakteure sind optimistisch, was Tinubu angeht. Wird er in der Lage sein, die systemischen Probleme in Afrikas größter Volkswirtschaft zu lösen?

    SZ: Zapfenstreich in Mali. Seit zehn Jahren versucht die Bundeswehr, Mali im Kampf gegen islamistischen Terror zu unterstützen. Gebracht hat das wenig, jetzt räumen die Soldaten in Gao langsam ihr Zeug zusammen. Die Münchner Tageszeitung beschreibt die letzten Tage der deutschen Truppe in Mali.

    NZZ: Twitterkampagne gegen “Schlagloch-Hauptstadt der Welt”. In der ugandischen Hauptstadt Kampala sind viele Straßen in katastrophalem Zustand. Die Politik interessierte das lange kaum – bis jemand auf Twitter dazu aufrief, Bilder von Schlaglöchern zu posten.

    Heads

    Stefan Tavares Bollow – Großprojekte für eine engere Zusammenarbeit mit Afrika

    Stefan Tavares Bollow ist als Geschäftsführer von Gauff Engineering viel in Afrika unterwegs.

    680 Meter lang und 60 Meter hoch – die Maputo-Katembe-Brücke überspannt einen Meeresarm in Mosambik und ist eines der größten Projekte, die Stefan Tavares Bollow in Afrika betreut hat. Der Geschäftsführer von Gauff Engineering spricht gern über die Arbeit, die seine Gesellschaft leistet. “Wenn ich die Brücke vom Flugzeug aus sehe, werde ich stolz”, sagt er. “Das sind Projekte, die kann ich einmal meinen Söhnen zeigen und sagen: Da hat der Papa mitgewirkt.”

    Für Bollow zeichnete sich früh ab, dass er eines Tages in Afrika arbeiten würde. Schon im Studium verbrachte der Ingenieur ein Semester in Burkina Faso, wo er auch seine Diplomarbeit über ein Staudamm-Projekt schrieb. Zurück in Deutschland arbeitete er von 2003 an im Tief- und Gleisbau für die Deutsche Bahn. “Dann merkte ich, es kribbelt wieder. Ich muss raus. Deutschland ist zu klein.”

    “Papa Afrika” will ihn für Angola

    Gauff hatte zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Stellen ausgeschrieben – eins davon in Angola, was bis dato von Firmengründer Helmut Gauff betreut wurde. Der Mann ist ein Pionier der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Afrika  – “Papa Afrika” nennen ihn auch seine Freunde. “Am Ende des Bewerbungsgesprächs hat Gauff Senior mir die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: ‘Herr Bollow, Sie entscheiden sich schon für Angola, oder?’ Einen Tag später habe ich zugesagt.”

    Weil die Projekte vor Ort direkt beginnen, bleibt für die geplante Sprachreise nach Portugal keine Zeit. “Im Juli 2006 kam ich in Angola an, mit selbstbeigebrachtem Portugiesisch aus einem Langenscheidt Sprachkurs”, erzählt Bollow. Er habe sich aber schnell eingelebt. Neun Monate später lernte Bollow in Sumbe seine heutige Frau kennen. 2011 folgte der Posten als Geschäftsführer für Afrika bei Gauff Engeneering.

    In Angola ist er die meiste Zeit geblieben. Wenn man dort lebe, habe man einen ganz anderen Zugang zu den Menschen. “So bin ich nicht nur der Geschäftsführer aus Deutschland, der ab und zu da ist”, sagt Bollow, “sondern bin Gesprächspartner auf Augenhöhe.” Das wissen auch die Politiker in Angola zu schätzen. Das Büro des Präsidenten bat den Geschäftsführer um ein Gespräch, weil Gauff seit Jahren Infrastrukturprojekte im Land baut. Der Präsident wolle die Wirtschaft diversifizieren – und damit mit der Landwirtschaft beginnen. “Aber die Angolaner bekommen keine Investoren für die Landwirtschaft, wenn Sie keine Impfstoffe für die Tiere haben”, sagt Bollow. Also baut Gauff eine Fabrik zur Herstellung von Tierimpfstoffen. Zusammen mit den Kontakten zu deutschen Pharmaunternehmen versprechen sich der Unternehmer und der Staatschef viel von der Fabrik. “Das ist wirklich ein Projekt, das einen Unterschied macht.”

    Ein weiteres Gauff-Projekt ist eine Wasserstofffabrik. Das wird bald beginnen und baut auf einer Zusammenarbeit mit dem angolanischen Erdölkonzern Sonangol auf. “Wir glauben, dass wir damit vielen Konkurrenten voraus sind, weil Angola mehrere besondere Standortvorteile hat”, sagt Bollow. Unter anderem habe Angola riesige Wasserkraftwerke, deren Kapazitäten den Strombedarf im Land teilweise deutlich übertreffen. “Unser Projekt ist mit einer Milliarde Investitionsvolumen noch recht überschaubar im Vergleich mit einigen Riesenprojekten in Südafrika, aber für uns ist das trotzdem eine Mammutaufgabe”, meint Bollow.

    Grüne Technologie nutzen

    Mit der Fabrik bewegt sich Gauff aber ganz an aktuellen Trends. “In Afrika sehen alle ihre Chance und alle entwickeln sich in Richtung Wasserstoff”. Die gleiche Photovoltaikanlage, die sich seine deutschen Kollegen auf die Dächer bauen, brächte in Afrika vier- bis fünfmal so viel Strom am Tag, bei gleichen Kosten.

    Das Thema Neokolonialismus gehe in diesem Zusammenhang derzeit viel durch die Medien. “Für uns war und ist im Afrika-Geschäft schon immer die Maxime, dass wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe aufbauen und unsere Kunden und Partner respektieren und ernst nehmen.”, sagt Bollow. Auch vom grünen Ammoniak, das in den Wasserstoffanlagen entstehen soll, werde selbstverständlich ein Teil im Land bleiben, um zum Beispiel in der Landwirtschaft als Düngemittel zum Einsatz zu kommen. So könne die Bevölkerung auch einen Nutzen sehen und nicht nur die großen Schiffe, die den Hafen verlassen. Für Bollow ist das auch der Schlüssel für eine nachhaltige Zusammenarbeit mit Afrika: “Wir müssen diese neuen, grünen Technologien nutzen, um den afrikanischen Kontinent nachhaltig zu entwickeln.” Svenja Schlicht

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    Africa.Table Redaktion

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