nach dem Bruch der Ampel-Koalition ist zunächst auch fraglich, wie sich die deutsche Afrikapolitik künftig weiterentwickeln wird. Besonders im Zentrum stehen dabei vor allem die Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Diese sollten eigentlich in dieser Woche vom Kabinett beschlossen werden – nun hat das Auswärtige Amt das Strategiepapier noch einmal kurzfristig zurückgezogen. Welche Gründe dahinterstecken, habe ich in meiner Analyse zusammengetragen.
Wir blicken zudem in dieser Ausgabe einerseits zurück auf die Wahlen in Mauritius, andererseits liefern wir Ihnen alle wichtigen Informationen im Vorlauf der Parlamentswahlen im Senegal am Wochenende.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
Am Mittwoch hat das Bundeskabinett den Beschluss der Afrikapolitischen Leitlinien kurzfristig verschoben. Ein Bericht zu den Leitlinien durch das Auswärtige Amt im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, der ebenfalls für Mittwoch auf der Tagesordnung stand, wurde nach Angaben mehrerer Ausschussmitglieder ebenfalls verschoben. Nach Informationen von Table.Briefings soll vor allem die Grünen-Fraktion im Bundestag auf eine finale Überarbeitung der Leitlinien gedrungen haben – insbesondere da nun weniger Rücksicht auf den ehemaligen Koalitionspartner FDP zu nehmen ist. Im Auswärtigen Amt will man die Leitlinien jetzt offenbar bis spätestens Anfang Dezember durchs Kabinett bringen. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition war zunächst unklar, ob die Afrikapolitischen Leitlinien noch von der amtierenden Regierung beschlossen werden.
Den Leitlinien kommt allerdings besondere Relevanz zu, da diese zwar federführend vom AA ausgearbeitet werden, allerdings steuert jedes Ministerium zentrale Aspekte der Afrika-Politik ihres Ressorts bei. Für kommende Regierungen sind diese zwar nicht bindend, dennoch steht insbesondere die SPD als Koalitionspartner in einer möglichen kommenden großen Koalition unter Zugzwang, die gemeinsam mit den Grünen vereinbarten Leitlinien auch weiterhin durchzusetzen. Erstmals hatte die Bundesregierung 2014 Afrikapolitische Leitlinien veröffentlicht. Diese wurden 2019 aktualisiert.
Angesichts des langwierigen Abstimmungsprozesses mit allen Ressorts hatte das Auswärtige Amt bereits im vergangenen Jahr mit der Ausarbeitung des Papiers begonnen. Zuvor hatte die Ampel-Koalition im Sommer 2023 eine umfassende, ressortübergreifende China-Strategie vorgelegt.
Von der SPD erfuhr Table.Briefings, dass die Leitlinien der Bundesregierung vier zentrale Kapitel umfassen sollen. Folgende thematische Schwerpunkten stehen dabei im Fokus:
Ein für die Grünen zentrales Thema – die Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus – ist demnach lediglich als Unterkapitel vorgesehen.
Bei der SPD fällt die Bewertung der Leitlinien hingegen grundsätzlich positiv aus. “Ich begrüße die Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung, die ich vorab bereits einsehen konnte. Das Papier unterstreicht die internationale Bedeutung des afrikanischen Kontinents, deckt alle zentralen Themenfelder ab und ist ein wichtiger Kompass für zukünftige Regierungsführung sowie außenpolitische Ausrichtung”, sagte Karamba Diaby, der für die SPD sowohl Mitglied im Auswärtigen Ausschuss als auch Vorsitzender der Parlamentariergruppe Westafrika ist. “Insbesondere das nachhaltige und verantwortungsbewusste Mitdenken der Vorstellungen der jungen afrikanischen Bevölkerung sehe ich als essenziell für künftige Bundesregierungen an”, so Diaby weiter.
Auch SPD-Außenpolitiker Jürgen Coße, Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika, sieht die Leitlinien positiv: “Ich bin mit den Afrikapolitischen Leitlinien sehr zufrieden. Besonders erfreulich ist, dass das Thema globale Gesundheit ausführlich in den Leitlinien thematisiert wird. Die neuen Leitlinien stellen nun mehr die Frage in den Mittelpunkt, was können wir mit Afrika tun. Damit entfernen wir uns vom Ansatz: Was können wir für Afrika tun.”
Trotz der Neusortierung in Berlin will die Regierung, was das Tagesgeschäft mit Afrika betrifft, weiterhin auf Kontinuität setzen. Noch bis Ende des Jahres sind mehrere Ministerreisen auf den Kontinent geplant. Demnach plant Entwicklungsministerin Svenja Schulze nach Informationen von Table.Briefings eine Reise in den Tschad. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich zum German African Business Summit vom 2. bis 4. Dezember in Nairobi angekündigt. Zudem plant Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Dezember eine Reise nach Nigeria und Südafrika.
Die Oppositionskoalition Alliance du Changement (ADC) hat bei den Parlamentswahlen in Mauritius einen haushohen Sieg eingefahren. Auf die aus vier Parteien bestehende Koalition entfielen 62,6 Prozent der Stimmen. Damit konnte die ADC eine überwältigende Mehrheit von 60 von insgesamt 62 Sitzen im Parlament des Inselstaates im Indischen Ozean erringen. Neuer Premierminister wird Navinchandra Ramgoolam, der Sohn des ersten Premierministers von Mauritius.
Diesen Posten hatte der 77-jährige Langzeitpolitiker Navinchandra Ramgoolam bereits zweimal inne, von 1995 bis 2000 und von 2005 bis 2015. Nach dem Wahlsieg erklärte Ramgoolam, er wolle die steigenden Lebenshaltungskosten reduzieren, indem er den Wert der Währung überwacht, die Mehrwertsteuer auf Grundgüter anhebt und Vetternwirtschaft und Korruption besiegt. “Es besteht eine Bindung zwischen uns und dem Volk. Wir werden darauf hinarbeiten, das Land aus der Hölle zu holen”, sagte er.
Dabei bringen nur wenige Mauritius mit der Hölle in Verbindung. Das Land mit 1,3 Millionen Einwohnern und beliebten Sandstränden, das sich als Bindeglied zwischen Afrika und Asien sieht, hat sich zu einem Offshore-Finanzzentrum entwickelt. Florierender Tourismus, Textilproduktion sowie die Zuckerindustrie bilden das Fundament der Staatseinnahmen. Für die Weltbank ist Mauritius seit Jahren das Land in Afrika, in dem es am einfachsten ist, Geschäfte zu machen, auch wenn die Tage der niedrigen Steuern vorbei sind. Der ausgehende Premierminister Pravind Jugnauth konnte noch mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr Punkte sammeln und war damit in den Top-10 in Afrika. Die wichtigsten bilateralen Handelspartner sind allesamt Brics-Staaten: China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien und Südafrika. Die EU hingegen ist der größte Partner, auf den allein ein Viertel des Handels entfällt. Doch trotz des wirtschaftlichen Erfolges ist die Bevölkerung unzufrieden: Vor allem die Lebenshaltungskosten sind stark angestiegen.
International machte Mauritius Anfang Oktober weltweit Schlagzeilen als Großbritannien die Souveränität über das Chagos-Archipel wieder an den Inselstaat übertrug. Es war die letzte Kolonie von Großbritannien in Afrika. 2019 hatte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag den britischen Anspruch auf die Inseln für rechtswidrig erklärt. Eine Resolution der UN-Generalversammlung forderte von Großbritannien den Rückzug. Die sieben Atolle waren 1965, kurz vor der Unabhängigkeit von Mauritius, aus der gemeinsamen Verwaltung ausgegliedert worden und wurden britisches Territorium im Indischen Ozean. Brisant: Die Hauptinsel, Diego Garcia, bleibt weiter in britischer Hand, was Bedingung für die Rückgabe der Insel-Gruppe war. Aus gutem Grund: Seit den 1970er Jahren wird das Atoll als gemeinsamer Militärstützpunkt mit den USA betrieben.
Vor allem den Amerikanern ist die Basis strategisch wichtig, von dort aus wurden Bombenangriffe auf den Irak und Afghanistan geflogen. Das Vereinigte Königreich wird daher Mauritius weiterhin “ein finanzielles Unterstützungspaket zur Verfügung stellen, das jährliche Zahlungen und Investitionen in die Infrastruktur umfasst”, schreibt Ottilia Anna Maunganidze vom südafrikanischen Thinktank Institute for Security Studies (ISS). Für die damals zwangsvertriebene Bevölkerung von Diego Garcia ist dies Teil der Wiedergutmachung des laut Human Right Watch “entsetzlichen Kolonialverbrechen”.
Aber selbst dieser Erfolg konnte die Wahlschlappe des Ex-Premiers Jugnauth und seiner Partei Militant Socialist Movement (MSM), das die Koalition Alliance Lepep anführt, nicht abwenden. Das Wirtschaftswachstum hat sich in diesem Jahr fast halbiert, so Schätzungen. Bereits am Montag während der Auszählung der Stimmen gestand Jugnauth ein, dass er sich auf eine “große Wahlniederlage” zubewegt. So blieben am Ende von den 42 Parlamentssitzen seiner Regierung lediglich zwei übrig. Sein 2021 verstorbener Vater, Anerood Jugnauth, war Präsident, dreimal Premierminister sowie Innenminister.
Wahrscheinlich hat Jugnauth nach dem Telefonskandal vor einigen Wochen die Gunst der Wähler verspielt. Abgehörte Telefongespräche von hochrangigen Politkern, Journalisten und Diplomaten gelangten an die Öffentlichkeit. Die Regierung ließ daraufhin den Zugang zu sozialen Medien im Land sperren, aus Gründen der “nationalen Sicherheit”, so das Büro des Premierministers. Die Sperrung sollte ursprünglich bis nach den Wahlen andauern, wurde aber nach nicht einmal 24 Stunden wieder aufgehoben. Sowohl die Opposition als auch die Zivilgesellschaft hatten lautstark protestiert. Der Überwachungsskandal ist ein ungewöhnlicher Fall in Mauritius, denn das Land ist seit Jahren als eine der stabilsten Demokratien in Afrika bekannt. Bei dem Vorzeigestaat ist jedoch ein wenig der Lack abgegangen.
Die Telefon-Enthüllungen in Mauritius “haben die Bevölkerung zutiefst schockiert und traumatisiert. Die Menschen sind empört über die weitverbreitete Überwachung privater Gespräche, sogar auf vermeintlich sicheren Plattformen wie WhatsApp und Facebook“, sagte der ehemalige Bildungsminister von Mauritius, Dharam Gokhool, in einem Interview mit der “Mauritius Times”, und sprach von einem “Winds of Change”, der stärker über die Insel weht. Das ist auch notwendig, denn die Bürger haben die Sorge, dass die viel gepriesene Demokratie und die Bürgerrechte von Mauritius schrittweise ausgehöhlt werden. Laut einer Studie von Afrobarometer, die im Juli veröffentlicht wurde, hat sich die Zufriedenheit der Bewohner mit der Demokratie halbiert. Das Land wird seit den 1960er Jahren von lediglich drei Familien-Dynastien regiert. Vielleicht sollte sich das einmal in den nächsten Wahlen ändern.
Der Erfolg des südafrikanischen Musikstars Tyla bei den MTV European Music Awards in der vergangenen Woche hat gezeigt, welches Potenzial in Afrikas Musikszene steckt. Ohne Zweifel ist die Kreativwirtschaft einer der großen Wachstumstreiber auf dem afrikanischen Kontinent. Mode aus Afrika, afrikanische Topmodels und Filmstars, Kunst und Film vom Kontinent wie auch Musiker, die zu Weltstars geworden sind, zeigen, welches Potenzial dieser Wirtschaftszweig hat.
Die Afreximbank baut nun ihre Finanzierung im Rahmen ihres Programms Creative Africa Nexus (Canex) in den nächsten drei Jahren von einer Milliarde US-Dollar auf zwei Milliarden US-Dollar aus.
“Seit 2022 hat die Afreximbank einen deutlichen Anstieg der Möglichkeiten in Branchen von der Filmproduktion und Musik bis hin zur Modeherstellung und dem Sport verzeichnet”, sagte Benedict Oramah, CEO der Afreximbank, während der Eröffnungszeremonie der Canex WKND 2024 in Algier. Mit dem aufgestockten Fonds wolle die Bank den wachsenden Finanzierungsbedarf dieser Branche decken.
Die Afreximbank hatte den Canex-Fonds im Jahr 2020 anfänglich mit einer Kapitalausstattung von 500 Millionen US-Dollar aufgelegt. Bis zum Jahr 2022 wurde das Volumen verdoppelt. “Dieser Aufwärtstrend spiegelt den tiefen Glauben der Afreximbank an die Kraft afrikanischer Kreativität, Wirtschaftswachstum voranzutreiben und Arbeitsplätze zu schaffen”, sagte Oramah.
Die neuerliche Aufstockung solle Investitionen in die Infrastruktur für Filmproduktionen, Sportstadien, Musikarenen, Produktionsanlagen für die Modeindustrie und Ausbildungszentren unterstützen. Eine mangelnde Infrastruktur ist nach Analyse der Afreximbank einer der großen Engpässe zur Entwicklung der Kreativwirtschaft.
Darüber hinaus wird der Fonds die Talententwicklung unterstützen. Die Afreximbank will dazu beitragen, afrikanische Kreative nach den besten internationalen Standards zu fördern und auszubilden und sicherzustellen, dass sie über die Fähigkeiten und Ressourcen für ihren Erfolg verfügen.
Über ihren Impact-Equity-Fonds, den Fund for Export Development in Africa (Feda), betreibt die Afreximbank einen 500 Millionen US-Dollar schweren Private-Equity-Filmfonds. Dieser soll zur Finanzierung für die Produktion und den Vertrieb von Filmen beitragen und afrikanischen Filmemachern Zugang zu Ressourcen für die Erstellung von Inhalten verschaffen, die ein globales Publikum ansprechen können.
“Ein weiterer Schwerpunkt des Fonds wird die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Afrika und der Diaspora sein”, heißt es bei der Afreximbank weiter. So würden Partnerschaften angestrebt, beispielsweise zwischen Musikern aus afrikanischen Ländern und anderen Teilen der Welt, wie beispielsweise der afrikanisch-brasilianischen Band Olodum, die zur Produktion der vielgefeierten Produktion “One Drum” geführt habe.
Die Kreativberaterin Hannatu Asheolge sagte gegenüber Table.Briefings, dass die neue Finanzierung die Entwicklung der Infrastruktur fördern und afrikanische Kreative mit den notwendigen Mitteln und Räumen ausstatten werde, um Inhalte und Waren zu produzieren, die international wettbewerbsfähig sind.
“Wenn Kreative Zugang zu hochmoderner Infrastruktur bekommen, können sie Grenzen überschreiten und innovativ sein, was nicht nur das Profil afrikanischer Branchen schärft, sondern auch zu noch mehr Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum führt”, sagte Asheolge. “Bessere Filmproduktionsanlagen bedeuten beispielsweise, dass afrikanische Filmemacher qualitativ hochwertige Filme im Inland produzieren können und so das Geld, die Fähigkeiten und die Möglichkeiten auf dem Kontinent behalten, anstatt sie ins Ausland auszulagern.”
Ein eigenkapitalbasierter Fonds wie der Canex sei großartig, da Kreative auf die Finanzierung zugreifen können, die sie brauchen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie das Geld sofort zurückzahlen sollen. Und das ist wohl auch in der Tat der entscheidende Vorteil von Canex, dass die Kreativwirtschaft Eigenkapital erhält, da sie in der Regel keinen Zugang zu Fremdkapital bekommt.
“Dieser Fonds fördert Partnerschaften, bei denen beide Seiten vom Erfolg des Films profitieren. Wir haben zahllose Geschichten von Filmemachern gelesen, die ihr Hab und Gut verkaufen mussten oder bankrott gingen, nachdem ihre Filme nicht so gut liefen oder vermeintliche Gewinne von Piraten gekapert wurden, was ebenfalls ein Problem ist”, fügte Asheolge hinzu.
Nur sechs Monate nach dem Ende seiner Amtszeit führt Ex-Präsident Macky Sall eine Oppositionsliste (Takku Wallu) in die vorgezogenen Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Sall befindet sich derzeit in Marokko. Daneben gibt es vor allem zwei weitere wichtige Koalitionen in Opposition zur Regierungspartei Pastef von Präsident Diomaye Faye und Premier Ousmane Sonko: Ex-Premier Amadou Ba, der seinerzeit von Sall als Präsidentschaftskandidat abgesegnet wurde, steht an der Spitze der Koalition Jamm ak Njarin. Dakars Bürgermeister Barthélémy Dias führt die Liste Samm Sa Kaddu an.
Erwartet wird eine Mehrheit für die Regierungspartei Pastef. Im Mittelpunkt steht eher, wie komfortabel diese ausfallen wird. In Dakar, wo die meisten Wählerinnen und Wähler registriert sind, haben sich die drei prominentesten Oppositionslisten zum Ende des Wahlkampfs zusammengeschlossen. Die letzten Veranstaltungen gehen bis Freitagnacht über die Bühne, am Vortag der Wahlen muss Ruhe herrschen. Die Regierung wird seit ihrem Amtsantritt immer wieder in der Bevölkerung für angebliche Untätigkeit kritisiert. Faye und Sonko haben sich in den vergangenen Monaten vor allem um die Überprüfung der Verwaltung und der Finanzen gekümmert. Dabei trat unter anderem zutage, dass die Verschuldung des Senegals offenbar höher ist, als bisher angenommen.
Anfang der Woche hatte ein Aufruf von Premierminister Sonko Befürchtungen vor weiterer Gewalt geschürt. Sonko beschuldigte die Anhänger von Dakars Bürgermeister Dias, seine Veranstaltungen angegriffen zu haben. “Auf dass jeder Patriot (Anhänger der Pastef, Anm. d. Red.), den sie angegriffen und verletzt haben, in gleichem Maße gerächt werde”, schrieb Sonko auf Facebook. Während des Wahlkampfes, der Ende Oktober gestartet war, kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen. lcw
Südafrikas Außenminister Ronald Lamola sagte diese Woche, die G20 sei ein herausragendes Forum, auf dessen Bühne die globale Wirtschaftskooperation gefördert werde. “Was die Förderung der wirtschaftlichen Interessen des Globalen Südens angeht, betrachtet Südafrika die G20 als ein wichtiges Instrument zur Förderung der Bestrebungen der Entwicklungsländer und insbesondere der Entwicklungsprioritäten Afrikas“, so Lamola. Dies sei besonders wichtig für den afrikanischen Kontinent. Südafrika ist das einzige Land aus Afrika, das in der G20 vertreten ist.
Zane Dangor, südafrikanischer G20-Sherpa, plädiert dafür, von einem Ansatz abzurücken, der sich ausschließlich auf Wirtschaftswachstum konzentriert. Stattdessen sollte die existierende Ungleichheit und die damit verbundenen Herausforderungen stärker in den Vordergrund rücken. Für Afrika ist jedoch nach wie vor eine Reform der Vereinten Nationen wichtig. “Wir wollen die Institutionen der globalen Ordnung umgestalten. Unsere Erfahrung zeigt, dass nationale Regierungen oft durch globale Rahmenbedingungen eingeschränkt werden, die ihr Handeln bremsen. Daher ist die Idee, diese Architektur neu zu gestalten, für uns von entscheidender Bedeutung.” Hinzu kommen Themen wie Klimafinanzierung und die gerechtere Verteilung von Impfstoffen.
Die G20 ist ein seit 1999 bestehender informeller Zusammenschluss von 19 Staaten, sowie der Europäischen Union (EU) und Afrikanischen Union (AU). Für die AU, erst im vergangenen Jahr in die G20 aufgenommen, wird es der erste Gipfel sein. Der AU-Vorsitzende, Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani, wird gleichzeitig die AU und Mauretanien auf dem Gipfel vertreten. Die G20-Gruppe repräsentiert die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und wird zunehmend als relevanteres Forum als die G7, die Gruppe der bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt, gesehen. as
In der vergangenen Woche reiste Landwirtschaftsminister Cem Özdemir nach Äthiopien und Sambia. Klima-, Agrar- und Ernährungspolitik waren auf seiner Afrika-Reise untrennbar verknüpft. Auf die Bekämpfung von Hunger blicke er “holistisch”, erklärte Özdemir während seiner Reise. Mit den vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln, die seinem Ministerium zur Verfügung stehen, verfolge er in Afrika nach eigenem Bekunden einen nicht ganz uneigennützigen Ansatz: Empowerment. “Eine starke Landwirtschaft hier trägt dazu bei, dass die Welt sicherer wird und dass weniger Menschen sich auf den Weg machen müssen übers Mittelmeer zu uns”, so Özdemir. Eine Mitstreiterin darin, Agrarpolitik vor allem als Wirtschafts- und Sicherheitsthema zu betrachten, hat Özdemir in der Landwirtschaftskommissarin der Afrikanischen Union (AU), Josefa Sacko, gefunden.
Özdemirs Reise zeigt allerdings auch: Der Wettstreit um die Art der Bewirtschaftung ist auf der Südhalbkugel angekommen. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt das BMEL das Deutsch-Sambische Agrartrainings- und Wissenszentrum (AKTC) bei der landwirtschaftlichen Ausbildung – seit Özdemirs Amtszeit auch in agrarökologischen Anbaumethoden. Auf Widerstand stößt das in der Agrarsparte der Bayer AG. Agrarökologie flächendeckend für Afrika einführen zu wollen, sei eine von NGOs ideologisch geprägte Forderung, sagte unlängst Bayer-Lobbyist Matthias Berninger zu Table.Briefings. Auf keine Methode festlegen will sich hingegen die Afrikanische Union. “Jedes Land in der Afrikanischen Union muss selbst für sich entscheiden, welche Form der Landwirtschaft es wählt”, sagt AU-Agrarkommissarin Sacko.
Eine leistungsfähige Landwirtschaft ist kein Allheilmittel gegen Hungersnöte. Zwar hält Sacko bessere Ernten in der AU für wichtig. Dagegen führt Phillip Mimkes von der Menschenrechtsorganisation Fian Deutschland das bislang unerschlossene Potenzial von Nachernteverlusten ins Feld. “Hunger und Armut resultiert meistens aus mangelnder Umverteilung”, fügt er noch hinzu. Mit Özdemir ist Mimkes zufrieden. “Verbal hat der Minister sehr viel gemacht, im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Er knüpft an die Probleme der Bedürftigen an.”
Ohnehin ist in Afrika die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen gefordert. “Investitionen in die Landwirtschaft sind sehr wichtig für uns”, sagte der sambische Staatspräsident Hakainde Hichilema während Özdemirs-Besuch. Das Land sucht Partner, um sich auf den Weltmärkten zu etablieren, und ist im Gegenzug bereit, eigene Rohstoffe zu teilen. Özdemir wurde auf seiner Reise von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. has
Berliner Konferenz, Afrika-Konferenz oder Kongo-Konferenz – es gibt unterschiedliche Namen für jenes Gipfeltreffen, das in Berlin auf Geheiß von Reichskanzler Otto von Bismarck stattfand und über das Schicksal eines ganzen Kontinents entschied. Am 15. November 1884 – also heute vor genau 140 Jahren – kamen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches etliche Staaten zusammen, um einen Deal zu schließen. Wohlgemerkt, ohne dass die Betroffenen anwesend gewesen wären: Kein einziger Afrikaner saß mit am Tisch.
Die Reichskanzlei steht schon lange nicht mehr, im Gegensatz zu den damals häufig willkürlich gezogenen Grenzen. Nur eine unscheinbare Gedenktafel erinnert an die Konferenz und steht somit als Sinnbild für die Präsenz des Ereignisses im kollektiven Gedächtnis der Europäer. Binnen drei Monaten zurrten 13 Staaten ihre Ansprüche auf den rohstoffreichen Kontinent ungeniert zum eigenen Vorteil fest. In der Folge wurde der Kontinent ausgeplündert. Insbesondere der Belgien einverleibte Kongo erlebte einen beispiellosen Massenmord. Geschätzte zehn Millionen Menschen wurden niedergemetzelt. Ähnlich brutal verfuhr das Deutsche Reich mit den Herero und Nama im heutigen Namibia.
Wann, wenn nicht jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt, das Verhältnis zwischen Afrika und Europa einer Neuausrichtung zu unterziehen? Wir stehen am Ausgangspunkt einer Zeitenwende, in der die USA und China um die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft in der Welt ringen. Der Globus dreht sich weiter, und die beiden militärischen wie wirtschaftlichen Supermächte versuchen, das neue Zentrum auf ihre Seite des Pazifiks zu ziehen. Ein uneiniges, schrumpfendes und auf die USA angewiesenes Europa hat dem wenig entgegenzusetzen.
Wenn wir Europäer nicht zur Randfigur absteigen wollen, sind wir gut beraten, die Nachbarschaft zu Afrika als Chance zu ergreifen. Afrika ist der jüngste und am schnellsten wachsende Kontinent. Die USA, China, aber auch Russland und Indien haben das längst verstanden und versuchen, ihren Einfluss auf dem Kontinent auszubauen. Dabei haben sie, wie einst die europäischen Kolonialmächte, vorwiegend eigene Interessen im Blick.
Was das Heute gegenüber den vergangenen anderthalb Jahrhunderten unterscheidet, ist das gestiegene Selbstbewusstsein der Afrikaner. Sie haben ihre Schlüsselrolle für die Zukunft unseres Planeten erkannt und fordern zunehmend einen Platz am Tisch der Entscheider. Was Afrika bremst, sind die begrenzten Mittel. Es fehlt an Infrastruktur, Technologie und Kapital. Diese drei Zutaten stellen den Zugang Afrikas zu mehr Wohlstand dar.
Wenn Europa diese Rohstoffe für die wirtschaftliche Entwicklung und damit gleichzeitig die Grundlagen für Beschäftigung und eine in der Breite abnehmende Armut liefert, dann könnte die beiden Nachbarkontinente eine Achse bilden, die ein ernstzunehmendes Gegengewicht bildet – eines, das sie jeweils alleine nicht auf die Waage zu bringen in der Lage wären.
Es ist Zeit, dass Europäer und Afrikaner eine echte Zusammenarbeit vereinbaren, welche die Interessen beider Kontinente gleich gewichten. Nüchtern betrachtet führt an dieser Kooperation kein Weg vorbei, denn das Schicksal beider Kontinente ist eng verknüpft.
Denken Sie nur daran, was es für den Klimawandel bedeutet, wenn künftig eine Milliarde noch nicht mit Strom versorgte Afrikaner jenen erhalten, dieser aber nicht aus erneuerbaren Quellen stammt. Wer könnte es Afrikanern verübeln, wenn sie zuerst die fossilen Rohstoffe nutzen, die auf den ersten Blick die günstigste Energie liefern?
Und was, wenn weiterhin junge Afrikaner mangels Perspektiven in ihrer Heimat ihr Heil in der Flucht über das Mittelmeer suchen? Wer wollte es ihnen verdenken, sie haben in diesem Fall nicht viel zu verlieren. Die Aufnahmefähigkeit Europas stößt spürbar an ihre Grenzen. Und ein Zaun um die Außengrenzen der EU ist eher ein populistisches Stilmittel als eine aussichtsreiche Investition.
Die Folgen ungebremster Immigration sind politische Destabilisierungen und Radikalisierungen, die schnell in Unruhen umschlagen können. Eine Abwärtsspirale für Freiheit und Wohlstand droht. Europa muss also ein ureigenes Interesse an einer positiven Entwicklung Afrikas haben.
“Enable wealth in Africa” bedeutet, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Afrikas Ländern und seiner Bevölkerung ermöglichen, eigenständig Wohlstand zu erwirtschaften und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der Schlüssel liegt in der Förderung von lokalem Unternehmertum, Infrastruktur, Bildung und Finanzinfrastruktur sowie guter Regierungsführung, die zusammen langfristige, nachhaltige Entwicklung auf dem Kontinent unterstützen.
Die einfache Formel lautet: Wohlstand in Afrika sichert Wohlstand und Frieden in Europa.
Ralph Schneider ist Gründer und CEO von Ewia Green Investments, das für Gewerbe- und Industriekunden in Subsahara-Afrika Solaranlagen konzipiert, finanziert und betreibt. Zuvor war er unter anderem für Phoenix Solar AG, Royal Dutch Shell und Yingli Solar tätig, in Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Kenia, Togo und Angola.
Spiegel: Russen in Äquatorialguinea. In den vergangenen Wochen hat Russland bis zu 200 Militärausbilder nach Äquatorialguinea entsandt, um den dortigen Staatschef zu unterstützen. Das Land wird seit 1979 von Diktator Teodoro Obiang Nguema Mbasogo regiert. Die Hauptaufgabe der russischen Truppen besteht darin, den Sohn des Präsidenten, der als möglicher Nachfolger gilt, zu schützen. (“Russland schickt offenbar Militärausbilder nach Äquatorialguinea”)
Reuters: Somaliland wählt. Die Wähler in Somaliland zogen am Mittwoch zu den Wahlurnen, um einen Präsidenten zu wählen. Die von Somalia abtrünnige Region wird international nicht anerkannt. Zuletzt intensivierte sich allerdings die Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Äthiopien. Zudem hofft Somaliland auf Unterstützung durch den designierten US-Präsidenten Trump. (“As breakaway Somaliland votes, its leaders spy international recognition”)
Frankfurter Rundschau: Kolonialverbrechen anerkennen. Außenministerin Annalena Baerbock spricht sich dafür aus, von Deutschland während der Kolonialzeit begangene Verbrechen anzuerkennen. Man könne die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber gemeinsam mit Afrika an einer besseren Zukunft arbeiten. (“Gastbeitrag von Annalena Baerbock: In Afrika geschehenes Unrecht anerkennen”)
Africa News: Vorläufige Kandidatenliste für Wahl im Tschad veröffentlicht. Die Wahlbehörde des Tschad hat eine vorläufige Kandidatenliste für die kommenden gemeinsamen Parlaments- und Kommunalwahlen veröffentlicht und dabei mindestens sechs Funktionäre der Regierungspartei disqualifiziert. Von den 1.260 Kandidaten von 134 Parteien wurde 103 die Zulassung verweigert. Die Parlamentswahlen, die ersten seit 2011, sollen am 29. Dezember stattfinden. (“Chad’s electoral body disqualifies senior ruling party official”)
The Guardian: Investitionsverträge neu verhandeln. Nigeria und andere afrikanische Länder müssen viele ihrer Investitionsverträge neu verhandeln, um Haftungsansprüche aus Streitigkeiten mit internationalen Investoren zu vermeiden oder zu begrenzen. (“Renegotiate investment treaties to avoid liabilities, expert urges Nigeria”)
Guardian: Stromausfälle in Sambia und Simbabwe. Noch nie war der Pegelstand des Kariba-Stausees so niedrig wie im Moment. Dies führt dazu, dass die Behörden die Wassermenge, die durch den Damm fließen darf, rationierten und es in den letzten Monaten im Norden Sambias und im Süden Simbabwes bis zu 21 Stunden täglich zu Stromausfällen kam. (“‘Levels are dropping’: drought saps Zambia and Zimbabwe of hydropower”)
The Nation: US-Botschafterin in Kenia tritt zurück. Nur eine Woche nach dem Wahlsieg von Donald Trump trat Meg Whitman, US-Botschafterin in Kenia, von ihrem Amt zurück. Die Leitung der Botschaft wurde von Marc Dillard übernommen. (“Meg Whitman submits her resignation as US Ambassador to Kenya”)
Financial Times: Junta attackiert Bergbaukonzerne in Mali. Die Festnahme dreier Mitarbeiter internationaler Bergbauunternehmen in Mali hat in der gesamten Branche die Sorge ausgelöst, dass die Führungskräfte in dem westafrikanischen Goldland zunehmend in Gefahr geraten. Die Militärjunta versucht seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2021, mehr Geld aus dem Bergbau herauszupressen und geht auf Konfrontationskurs zu den Unternehmen. . (“Mali’s junta escalates fight with mining groups over profit share”)
Reuters: Sudan verlängert Grenzöffnung zum Tschad. Der Sudan will den Grenzübergangs Adre zum Tschad weiter offenhalten. Für Hilfsorganisationen ist dieser Übergang unverzichtbar für die Lieferung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern in die von einer Hungersnot bedrohten Gebiete in den Regionen Darfur und Kordofan. (“Sudan extends opening of Adre crossing for aid delivery”)
Simpiwe Tshabalala, Vorstandsvorsitzender der südafrikanischen Standard Bank Group, zeigte sich kürzlich irritiert. Auf einer Konferenz des Future Investment Initiative Institute im saudi-arabischen Riad beschwerte sich der Top-Banker darüber, dass sich afrikanische Länder mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sehen, da Ratingagenturen ihre Risiken überhöht einschätzen. Tshabalala zitierte aus einer Studie des United Nations Development Programme (UNDP) vom vergangenen Jahr, nach der subjektive Risikobewertungen durch Ratingagenturen zu zusätzlichen Kosten und Einnahmeausfällen in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar für afrikanische Länder führten. Er bezeichnete dies als “absurd” und “unzumutbar”. Dieses “Wahrnehmungsproblem macht einen riesigen Unterschied und muss angegangen werden”, sagte er.
Die Standard Bank Group, die seit 2013 von “Sim” Tshabalala geleitet wird, ist Afrikas größte Bank nach Vermögenswerten. Das Time Magazine führte sie als eine der “World’s Best Companies of 2024” auf, eine Liste von 1.000 Firmen, auf der unter anderem auch BMW, Siemens, die Deutsche Bank und Lufthansa zu finden sind. Aus Afrika sind lediglich Sappi Limited, ein Zellstoff- und Papierunternehmen, das Erdöl- und Chemieunternehmen Sasol sowie Sanlam, der größte Versicherungskonzern Afrikas, in dem Ranking vertreten – alles südafrikanische Unternehmen.
Auch das US-Nachrichtenmagazin Newsweek bewertete die Bank als eine der vertrauenswürdigsten weltweit. “Diese Auszeichnungen von zwei ikonischen globalen Nachrichtenmagazinen zeigen, dass unser entschlossener Fokus auf die Bereitstellung hervorragender Dienstleistungen für unsere Kunden in Afrika anerkannt wird”, sagte CEO Tshabalala. Die Standard Bank hat ein Vermögen von fast 170 Milliarden US-Dollar.
Während die Standard Bank in Afrika einen guten Ruf genießt, ist das bei Ratingagenturen weniger der Fall. In Afrika nehmen die Forderungen zu, die Art und Weise zu ändern, wie Agenturen Risiken auf dem Kontinent bewerten. Tshabalala führt die Beispiele Südafrika und Dänemark auf, die trotz ähnlicher Finanzinstitutionen, Richtlinien und Prozesse bei den Ratingagenturen sehr unterschiedlich bewertet werden: Während das nordische Land ein AAA bekommt, hat Südafrika eine Reihe von Ramsch-Ratings. “Es ist schwer zu verstehen, warum es so einen großen Unterschied gibt”, sagte er.
Tshabalala wurde 1967 in dem Dorf Hlabisa in der Provinz KwaZulu-Natal geboren. Aufgewachsen ist er in Soweto vor den Toren von Johannesburg. Seinen Bachelor of Laws erhielt er an der renommierten Rhodes University in Südafrika. Es folgte ein Master of Laws von der University of Notre Dame in den USA. Tshabalala kehrte nach Südafrika zurück, um Karrierebanker zu werden. Er begann bei der Real Africa Durolink Investment Bank, wo er einige Jahre in der Abteilung für strukturierte Finanzierungen arbeitete. Seit 2000 ist er bei der Standard Bank und stieg innerhalb von nur acht Jahren zum CEO der Standard Bank South Africa auf. Gleichzeitig wurde er zu einem der drei Deputy CEOs der Standard Bank Group ernannt. 2013 landete er den Top-Job der Gruppe, ein Posten, den er sich anfangs mit Ben Kruger teilte, und der Tshabalala für das Bankgeschäft in Afrika über Südafrika hinaus verantwortlich machte. Seit Krugers Ausscheiden 2017 ist Tshabalala alleiniger Group CEO der Standard Bank.
Die Bank ist solide aufgestellt. Im ersten Halbjahr 2024 machte sie Gewinne von umgerechnet mehr als 1,7 Milliarden Euro, ein Plus von vier Prozent. Die Eigenkapitalrendite lag bei 18,5 Prozent. Die Standard Bank schaffte es mit zunehmender digitaler Akzeptanz den Kundenstamm weiter aufzubauen und fuhr Gewinne mit strategischen Kapitalaktionen ein. Die Zahl der Kunden stieg um fünf Prozent auf 19,5 Millionen. Die afrikanischen Regionen trugen 41 Prozent zum Gesamtgewinn der Gruppe bei, wobei Angola, Ghana, Kenia, Mauritius, Mosambik, Nigeria, Uganda und Sambia die größten Beiträge leisteten.
“Unsere Leistung wird durch anhaltendes Franchise-Wachstum in unseren Bankgeschäften und robustes Gewinnwachstum in unserem Versicherungs- und Vermögensverwaltungs-Geschäft untermauert”, so der CEO. “Das südafrikanische Franchise erzielte ein zweistelliges Gewinnwachstum, das durch verbesserte Kredittrends unterstützt wurde. Das Franchise der afrikanischen Regionen lieferte in lokaler Währung erneut eine außergewöhnliche Leistung. Wir sind weiterhin entschlossen, Chancen auf dem gesamten Kontinent zu nutzen, um nachhaltiges Wachstum voranzutreiben und unseren Stakeholdern Mehrwert zu bieten.”
Tshabalala war positiv überrascht über den Aufschwung, den die neue Koalitionsregierung in Südafrika seit Juni brachte, warnte allerdings im Oktober davor, dass Euphorie nur anhalten könne, wenn die notwendigen Reformen einsetzten. Sein Alptraum: Investoren verlieren das Interesse und die Wirtschaft des Landes am Kap wird weiter nur langsam gegenüber dem Rest des Kontinents wachsen und seine Position als führende Volkswirtschaft in Afrika verlieren. “Investoren werden natürlich von Regionen angezogen, die ein dynamischeres Wachstum aufweisen.” Auch deswegen setzt er sich für eine afrikanische Ratingagentur ein, um die Chancen von Südafrika und anderen Ländern auf dem Kontinent zu verbessern. Andreas Sieren
Noch bis zum 17. November findet in Berlin das Afrikamera Filmfestival statt und bringt preisgekrönte Filme afrikanischer Filmemacherinnen und Filmemacher in die Kinos der Hauptstadt. Bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals, das bereits seit 2008 jährlich in Berlin stattfindet, stehen Fragen um Glauben und Spiritualität im Mittelpunkt. Eröffnet wurde das Festival bereits am vergangenen Dienstag mit dem Film The Village Next to Paradise des somalisch-österreichischen Filmemachers Mo Harawe.
Darin beschreibt Harawe das Leben einer Familie in Somalia, die mit Naturkatastrophen und der politischen Krise in ihrer Heimat konfrontiert ist. Neben den Filmvorführungen stehen am Wochenende zudem noch Konzerte und eine Podiumsdiskussion über das Verhältnis von Film und Literatur unter anderem mit der kenianischen Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor auf dem Programm.
Und noch ein weiteres Event läuft noch bis zum Sonntag in Berlin: das Dekoloniale Festival 2024. Mit mehreren Ausstellungen wird dabei der Frage nachgegangen, wie der Kolonialismus auch heute noch nachwirkt. Am Samstag soll es eine ganztägige Stadtführung mit Expertinnen und Experten rund um das Thema Dekolonialismus geben. dre
nach dem Bruch der Ampel-Koalition ist zunächst auch fraglich, wie sich die deutsche Afrikapolitik künftig weiterentwickeln wird. Besonders im Zentrum stehen dabei vor allem die Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Diese sollten eigentlich in dieser Woche vom Kabinett beschlossen werden – nun hat das Auswärtige Amt das Strategiepapier noch einmal kurzfristig zurückgezogen. Welche Gründe dahinterstecken, habe ich in meiner Analyse zusammengetragen.
Wir blicken zudem in dieser Ausgabe einerseits zurück auf die Wahlen in Mauritius, andererseits liefern wir Ihnen alle wichtigen Informationen im Vorlauf der Parlamentswahlen im Senegal am Wochenende.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
Am Mittwoch hat das Bundeskabinett den Beschluss der Afrikapolitischen Leitlinien kurzfristig verschoben. Ein Bericht zu den Leitlinien durch das Auswärtige Amt im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, der ebenfalls für Mittwoch auf der Tagesordnung stand, wurde nach Angaben mehrerer Ausschussmitglieder ebenfalls verschoben. Nach Informationen von Table.Briefings soll vor allem die Grünen-Fraktion im Bundestag auf eine finale Überarbeitung der Leitlinien gedrungen haben – insbesondere da nun weniger Rücksicht auf den ehemaligen Koalitionspartner FDP zu nehmen ist. Im Auswärtigen Amt will man die Leitlinien jetzt offenbar bis spätestens Anfang Dezember durchs Kabinett bringen. Nach dem Bruch der Ampel-Koalition war zunächst unklar, ob die Afrikapolitischen Leitlinien noch von der amtierenden Regierung beschlossen werden.
Den Leitlinien kommt allerdings besondere Relevanz zu, da diese zwar federführend vom AA ausgearbeitet werden, allerdings steuert jedes Ministerium zentrale Aspekte der Afrika-Politik ihres Ressorts bei. Für kommende Regierungen sind diese zwar nicht bindend, dennoch steht insbesondere die SPD als Koalitionspartner in einer möglichen kommenden großen Koalition unter Zugzwang, die gemeinsam mit den Grünen vereinbarten Leitlinien auch weiterhin durchzusetzen. Erstmals hatte die Bundesregierung 2014 Afrikapolitische Leitlinien veröffentlicht. Diese wurden 2019 aktualisiert.
Angesichts des langwierigen Abstimmungsprozesses mit allen Ressorts hatte das Auswärtige Amt bereits im vergangenen Jahr mit der Ausarbeitung des Papiers begonnen. Zuvor hatte die Ampel-Koalition im Sommer 2023 eine umfassende, ressortübergreifende China-Strategie vorgelegt.
Von der SPD erfuhr Table.Briefings, dass die Leitlinien der Bundesregierung vier zentrale Kapitel umfassen sollen. Folgende thematische Schwerpunkten stehen dabei im Fokus:
Ein für die Grünen zentrales Thema – die Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus – ist demnach lediglich als Unterkapitel vorgesehen.
Bei der SPD fällt die Bewertung der Leitlinien hingegen grundsätzlich positiv aus. “Ich begrüße die Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung, die ich vorab bereits einsehen konnte. Das Papier unterstreicht die internationale Bedeutung des afrikanischen Kontinents, deckt alle zentralen Themenfelder ab und ist ein wichtiger Kompass für zukünftige Regierungsführung sowie außenpolitische Ausrichtung”, sagte Karamba Diaby, der für die SPD sowohl Mitglied im Auswärtigen Ausschuss als auch Vorsitzender der Parlamentariergruppe Westafrika ist. “Insbesondere das nachhaltige und verantwortungsbewusste Mitdenken der Vorstellungen der jungen afrikanischen Bevölkerung sehe ich als essenziell für künftige Bundesregierungen an”, so Diaby weiter.
Auch SPD-Außenpolitiker Jürgen Coße, Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika, sieht die Leitlinien positiv: “Ich bin mit den Afrikapolitischen Leitlinien sehr zufrieden. Besonders erfreulich ist, dass das Thema globale Gesundheit ausführlich in den Leitlinien thematisiert wird. Die neuen Leitlinien stellen nun mehr die Frage in den Mittelpunkt, was können wir mit Afrika tun. Damit entfernen wir uns vom Ansatz: Was können wir für Afrika tun.”
Trotz der Neusortierung in Berlin will die Regierung, was das Tagesgeschäft mit Afrika betrifft, weiterhin auf Kontinuität setzen. Noch bis Ende des Jahres sind mehrere Ministerreisen auf den Kontinent geplant. Demnach plant Entwicklungsministerin Svenja Schulze nach Informationen von Table.Briefings eine Reise in den Tschad. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich zum German African Business Summit vom 2. bis 4. Dezember in Nairobi angekündigt. Zudem plant Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Dezember eine Reise nach Nigeria und Südafrika.
Die Oppositionskoalition Alliance du Changement (ADC) hat bei den Parlamentswahlen in Mauritius einen haushohen Sieg eingefahren. Auf die aus vier Parteien bestehende Koalition entfielen 62,6 Prozent der Stimmen. Damit konnte die ADC eine überwältigende Mehrheit von 60 von insgesamt 62 Sitzen im Parlament des Inselstaates im Indischen Ozean erringen. Neuer Premierminister wird Navinchandra Ramgoolam, der Sohn des ersten Premierministers von Mauritius.
Diesen Posten hatte der 77-jährige Langzeitpolitiker Navinchandra Ramgoolam bereits zweimal inne, von 1995 bis 2000 und von 2005 bis 2015. Nach dem Wahlsieg erklärte Ramgoolam, er wolle die steigenden Lebenshaltungskosten reduzieren, indem er den Wert der Währung überwacht, die Mehrwertsteuer auf Grundgüter anhebt und Vetternwirtschaft und Korruption besiegt. “Es besteht eine Bindung zwischen uns und dem Volk. Wir werden darauf hinarbeiten, das Land aus der Hölle zu holen”, sagte er.
Dabei bringen nur wenige Mauritius mit der Hölle in Verbindung. Das Land mit 1,3 Millionen Einwohnern und beliebten Sandstränden, das sich als Bindeglied zwischen Afrika und Asien sieht, hat sich zu einem Offshore-Finanzzentrum entwickelt. Florierender Tourismus, Textilproduktion sowie die Zuckerindustrie bilden das Fundament der Staatseinnahmen. Für die Weltbank ist Mauritius seit Jahren das Land in Afrika, in dem es am einfachsten ist, Geschäfte zu machen, auch wenn die Tage der niedrigen Steuern vorbei sind. Der ausgehende Premierminister Pravind Jugnauth konnte noch mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr Punkte sammeln und war damit in den Top-10 in Afrika. Die wichtigsten bilateralen Handelspartner sind allesamt Brics-Staaten: China, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien und Südafrika. Die EU hingegen ist der größte Partner, auf den allein ein Viertel des Handels entfällt. Doch trotz des wirtschaftlichen Erfolges ist die Bevölkerung unzufrieden: Vor allem die Lebenshaltungskosten sind stark angestiegen.
International machte Mauritius Anfang Oktober weltweit Schlagzeilen als Großbritannien die Souveränität über das Chagos-Archipel wieder an den Inselstaat übertrug. Es war die letzte Kolonie von Großbritannien in Afrika. 2019 hatte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag den britischen Anspruch auf die Inseln für rechtswidrig erklärt. Eine Resolution der UN-Generalversammlung forderte von Großbritannien den Rückzug. Die sieben Atolle waren 1965, kurz vor der Unabhängigkeit von Mauritius, aus der gemeinsamen Verwaltung ausgegliedert worden und wurden britisches Territorium im Indischen Ozean. Brisant: Die Hauptinsel, Diego Garcia, bleibt weiter in britischer Hand, was Bedingung für die Rückgabe der Insel-Gruppe war. Aus gutem Grund: Seit den 1970er Jahren wird das Atoll als gemeinsamer Militärstützpunkt mit den USA betrieben.
Vor allem den Amerikanern ist die Basis strategisch wichtig, von dort aus wurden Bombenangriffe auf den Irak und Afghanistan geflogen. Das Vereinigte Königreich wird daher Mauritius weiterhin “ein finanzielles Unterstützungspaket zur Verfügung stellen, das jährliche Zahlungen und Investitionen in die Infrastruktur umfasst”, schreibt Ottilia Anna Maunganidze vom südafrikanischen Thinktank Institute for Security Studies (ISS). Für die damals zwangsvertriebene Bevölkerung von Diego Garcia ist dies Teil der Wiedergutmachung des laut Human Right Watch “entsetzlichen Kolonialverbrechen”.
Aber selbst dieser Erfolg konnte die Wahlschlappe des Ex-Premiers Jugnauth und seiner Partei Militant Socialist Movement (MSM), das die Koalition Alliance Lepep anführt, nicht abwenden. Das Wirtschaftswachstum hat sich in diesem Jahr fast halbiert, so Schätzungen. Bereits am Montag während der Auszählung der Stimmen gestand Jugnauth ein, dass er sich auf eine “große Wahlniederlage” zubewegt. So blieben am Ende von den 42 Parlamentssitzen seiner Regierung lediglich zwei übrig. Sein 2021 verstorbener Vater, Anerood Jugnauth, war Präsident, dreimal Premierminister sowie Innenminister.
Wahrscheinlich hat Jugnauth nach dem Telefonskandal vor einigen Wochen die Gunst der Wähler verspielt. Abgehörte Telefongespräche von hochrangigen Politkern, Journalisten und Diplomaten gelangten an die Öffentlichkeit. Die Regierung ließ daraufhin den Zugang zu sozialen Medien im Land sperren, aus Gründen der “nationalen Sicherheit”, so das Büro des Premierministers. Die Sperrung sollte ursprünglich bis nach den Wahlen andauern, wurde aber nach nicht einmal 24 Stunden wieder aufgehoben. Sowohl die Opposition als auch die Zivilgesellschaft hatten lautstark protestiert. Der Überwachungsskandal ist ein ungewöhnlicher Fall in Mauritius, denn das Land ist seit Jahren als eine der stabilsten Demokratien in Afrika bekannt. Bei dem Vorzeigestaat ist jedoch ein wenig der Lack abgegangen.
Die Telefon-Enthüllungen in Mauritius “haben die Bevölkerung zutiefst schockiert und traumatisiert. Die Menschen sind empört über die weitverbreitete Überwachung privater Gespräche, sogar auf vermeintlich sicheren Plattformen wie WhatsApp und Facebook“, sagte der ehemalige Bildungsminister von Mauritius, Dharam Gokhool, in einem Interview mit der “Mauritius Times”, und sprach von einem “Winds of Change”, der stärker über die Insel weht. Das ist auch notwendig, denn die Bürger haben die Sorge, dass die viel gepriesene Demokratie und die Bürgerrechte von Mauritius schrittweise ausgehöhlt werden. Laut einer Studie von Afrobarometer, die im Juli veröffentlicht wurde, hat sich die Zufriedenheit der Bewohner mit der Demokratie halbiert. Das Land wird seit den 1960er Jahren von lediglich drei Familien-Dynastien regiert. Vielleicht sollte sich das einmal in den nächsten Wahlen ändern.
Der Erfolg des südafrikanischen Musikstars Tyla bei den MTV European Music Awards in der vergangenen Woche hat gezeigt, welches Potenzial in Afrikas Musikszene steckt. Ohne Zweifel ist die Kreativwirtschaft einer der großen Wachstumstreiber auf dem afrikanischen Kontinent. Mode aus Afrika, afrikanische Topmodels und Filmstars, Kunst und Film vom Kontinent wie auch Musiker, die zu Weltstars geworden sind, zeigen, welches Potenzial dieser Wirtschaftszweig hat.
Die Afreximbank baut nun ihre Finanzierung im Rahmen ihres Programms Creative Africa Nexus (Canex) in den nächsten drei Jahren von einer Milliarde US-Dollar auf zwei Milliarden US-Dollar aus.
“Seit 2022 hat die Afreximbank einen deutlichen Anstieg der Möglichkeiten in Branchen von der Filmproduktion und Musik bis hin zur Modeherstellung und dem Sport verzeichnet”, sagte Benedict Oramah, CEO der Afreximbank, während der Eröffnungszeremonie der Canex WKND 2024 in Algier. Mit dem aufgestockten Fonds wolle die Bank den wachsenden Finanzierungsbedarf dieser Branche decken.
Die Afreximbank hatte den Canex-Fonds im Jahr 2020 anfänglich mit einer Kapitalausstattung von 500 Millionen US-Dollar aufgelegt. Bis zum Jahr 2022 wurde das Volumen verdoppelt. “Dieser Aufwärtstrend spiegelt den tiefen Glauben der Afreximbank an die Kraft afrikanischer Kreativität, Wirtschaftswachstum voranzutreiben und Arbeitsplätze zu schaffen”, sagte Oramah.
Die neuerliche Aufstockung solle Investitionen in die Infrastruktur für Filmproduktionen, Sportstadien, Musikarenen, Produktionsanlagen für die Modeindustrie und Ausbildungszentren unterstützen. Eine mangelnde Infrastruktur ist nach Analyse der Afreximbank einer der großen Engpässe zur Entwicklung der Kreativwirtschaft.
Darüber hinaus wird der Fonds die Talententwicklung unterstützen. Die Afreximbank will dazu beitragen, afrikanische Kreative nach den besten internationalen Standards zu fördern und auszubilden und sicherzustellen, dass sie über die Fähigkeiten und Ressourcen für ihren Erfolg verfügen.
Über ihren Impact-Equity-Fonds, den Fund for Export Development in Africa (Feda), betreibt die Afreximbank einen 500 Millionen US-Dollar schweren Private-Equity-Filmfonds. Dieser soll zur Finanzierung für die Produktion und den Vertrieb von Filmen beitragen und afrikanischen Filmemachern Zugang zu Ressourcen für die Erstellung von Inhalten verschaffen, die ein globales Publikum ansprechen können.
“Ein weiterer Schwerpunkt des Fonds wird die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Afrika und der Diaspora sein”, heißt es bei der Afreximbank weiter. So würden Partnerschaften angestrebt, beispielsweise zwischen Musikern aus afrikanischen Ländern und anderen Teilen der Welt, wie beispielsweise der afrikanisch-brasilianischen Band Olodum, die zur Produktion der vielgefeierten Produktion “One Drum” geführt habe.
Die Kreativberaterin Hannatu Asheolge sagte gegenüber Table.Briefings, dass die neue Finanzierung die Entwicklung der Infrastruktur fördern und afrikanische Kreative mit den notwendigen Mitteln und Räumen ausstatten werde, um Inhalte und Waren zu produzieren, die international wettbewerbsfähig sind.
“Wenn Kreative Zugang zu hochmoderner Infrastruktur bekommen, können sie Grenzen überschreiten und innovativ sein, was nicht nur das Profil afrikanischer Branchen schärft, sondern auch zu noch mehr Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum führt”, sagte Asheolge. “Bessere Filmproduktionsanlagen bedeuten beispielsweise, dass afrikanische Filmemacher qualitativ hochwertige Filme im Inland produzieren können und so das Geld, die Fähigkeiten und die Möglichkeiten auf dem Kontinent behalten, anstatt sie ins Ausland auszulagern.”
Ein eigenkapitalbasierter Fonds wie der Canex sei großartig, da Kreative auf die Finanzierung zugreifen können, die sie brauchen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie das Geld sofort zurückzahlen sollen. Und das ist wohl auch in der Tat der entscheidende Vorteil von Canex, dass die Kreativwirtschaft Eigenkapital erhält, da sie in der Regel keinen Zugang zu Fremdkapital bekommt.
“Dieser Fonds fördert Partnerschaften, bei denen beide Seiten vom Erfolg des Films profitieren. Wir haben zahllose Geschichten von Filmemachern gelesen, die ihr Hab und Gut verkaufen mussten oder bankrott gingen, nachdem ihre Filme nicht so gut liefen oder vermeintliche Gewinne von Piraten gekapert wurden, was ebenfalls ein Problem ist”, fügte Asheolge hinzu.
Nur sechs Monate nach dem Ende seiner Amtszeit führt Ex-Präsident Macky Sall eine Oppositionsliste (Takku Wallu) in die vorgezogenen Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Sall befindet sich derzeit in Marokko. Daneben gibt es vor allem zwei weitere wichtige Koalitionen in Opposition zur Regierungspartei Pastef von Präsident Diomaye Faye und Premier Ousmane Sonko: Ex-Premier Amadou Ba, der seinerzeit von Sall als Präsidentschaftskandidat abgesegnet wurde, steht an der Spitze der Koalition Jamm ak Njarin. Dakars Bürgermeister Barthélémy Dias führt die Liste Samm Sa Kaddu an.
Erwartet wird eine Mehrheit für die Regierungspartei Pastef. Im Mittelpunkt steht eher, wie komfortabel diese ausfallen wird. In Dakar, wo die meisten Wählerinnen und Wähler registriert sind, haben sich die drei prominentesten Oppositionslisten zum Ende des Wahlkampfs zusammengeschlossen. Die letzten Veranstaltungen gehen bis Freitagnacht über die Bühne, am Vortag der Wahlen muss Ruhe herrschen. Die Regierung wird seit ihrem Amtsantritt immer wieder in der Bevölkerung für angebliche Untätigkeit kritisiert. Faye und Sonko haben sich in den vergangenen Monaten vor allem um die Überprüfung der Verwaltung und der Finanzen gekümmert. Dabei trat unter anderem zutage, dass die Verschuldung des Senegals offenbar höher ist, als bisher angenommen.
Anfang der Woche hatte ein Aufruf von Premierminister Sonko Befürchtungen vor weiterer Gewalt geschürt. Sonko beschuldigte die Anhänger von Dakars Bürgermeister Dias, seine Veranstaltungen angegriffen zu haben. “Auf dass jeder Patriot (Anhänger der Pastef, Anm. d. Red.), den sie angegriffen und verletzt haben, in gleichem Maße gerächt werde”, schrieb Sonko auf Facebook. Während des Wahlkampfes, der Ende Oktober gestartet war, kam es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen. lcw
Südafrikas Außenminister Ronald Lamola sagte diese Woche, die G20 sei ein herausragendes Forum, auf dessen Bühne die globale Wirtschaftskooperation gefördert werde. “Was die Förderung der wirtschaftlichen Interessen des Globalen Südens angeht, betrachtet Südafrika die G20 als ein wichtiges Instrument zur Förderung der Bestrebungen der Entwicklungsländer und insbesondere der Entwicklungsprioritäten Afrikas“, so Lamola. Dies sei besonders wichtig für den afrikanischen Kontinent. Südafrika ist das einzige Land aus Afrika, das in der G20 vertreten ist.
Zane Dangor, südafrikanischer G20-Sherpa, plädiert dafür, von einem Ansatz abzurücken, der sich ausschließlich auf Wirtschaftswachstum konzentriert. Stattdessen sollte die existierende Ungleichheit und die damit verbundenen Herausforderungen stärker in den Vordergrund rücken. Für Afrika ist jedoch nach wie vor eine Reform der Vereinten Nationen wichtig. “Wir wollen die Institutionen der globalen Ordnung umgestalten. Unsere Erfahrung zeigt, dass nationale Regierungen oft durch globale Rahmenbedingungen eingeschränkt werden, die ihr Handeln bremsen. Daher ist die Idee, diese Architektur neu zu gestalten, für uns von entscheidender Bedeutung.” Hinzu kommen Themen wie Klimafinanzierung und die gerechtere Verteilung von Impfstoffen.
Die G20 ist ein seit 1999 bestehender informeller Zusammenschluss von 19 Staaten, sowie der Europäischen Union (EU) und Afrikanischen Union (AU). Für die AU, erst im vergangenen Jahr in die G20 aufgenommen, wird es der erste Gipfel sein. Der AU-Vorsitzende, Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani, wird gleichzeitig die AU und Mauretanien auf dem Gipfel vertreten. Die G20-Gruppe repräsentiert die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und wird zunehmend als relevanteres Forum als die G7, die Gruppe der bedeutendsten Industriestaaten der westlichen Welt, gesehen. as
In der vergangenen Woche reiste Landwirtschaftsminister Cem Özdemir nach Äthiopien und Sambia. Klima-, Agrar- und Ernährungspolitik waren auf seiner Afrika-Reise untrennbar verknüpft. Auf die Bekämpfung von Hunger blicke er “holistisch”, erklärte Özdemir während seiner Reise. Mit den vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln, die seinem Ministerium zur Verfügung stehen, verfolge er in Afrika nach eigenem Bekunden einen nicht ganz uneigennützigen Ansatz: Empowerment. “Eine starke Landwirtschaft hier trägt dazu bei, dass die Welt sicherer wird und dass weniger Menschen sich auf den Weg machen müssen übers Mittelmeer zu uns”, so Özdemir. Eine Mitstreiterin darin, Agrarpolitik vor allem als Wirtschafts- und Sicherheitsthema zu betrachten, hat Özdemir in der Landwirtschaftskommissarin der Afrikanischen Union (AU), Josefa Sacko, gefunden.
Özdemirs Reise zeigt allerdings auch: Der Wettstreit um die Art der Bewirtschaftung ist auf der Südhalbkugel angekommen. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt das BMEL das Deutsch-Sambische Agrartrainings- und Wissenszentrum (AKTC) bei der landwirtschaftlichen Ausbildung – seit Özdemirs Amtszeit auch in agrarökologischen Anbaumethoden. Auf Widerstand stößt das in der Agrarsparte der Bayer AG. Agrarökologie flächendeckend für Afrika einführen zu wollen, sei eine von NGOs ideologisch geprägte Forderung, sagte unlängst Bayer-Lobbyist Matthias Berninger zu Table.Briefings. Auf keine Methode festlegen will sich hingegen die Afrikanische Union. “Jedes Land in der Afrikanischen Union muss selbst für sich entscheiden, welche Form der Landwirtschaft es wählt”, sagt AU-Agrarkommissarin Sacko.
Eine leistungsfähige Landwirtschaft ist kein Allheilmittel gegen Hungersnöte. Zwar hält Sacko bessere Ernten in der AU für wichtig. Dagegen führt Phillip Mimkes von der Menschenrechtsorganisation Fian Deutschland das bislang unerschlossene Potenzial von Nachernteverlusten ins Feld. “Hunger und Armut resultiert meistens aus mangelnder Umverteilung”, fügt er noch hinzu. Mit Özdemir ist Mimkes zufrieden. “Verbal hat der Minister sehr viel gemacht, im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Er knüpft an die Probleme der Bedürftigen an.”
Ohnehin ist in Afrika die Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen gefordert. “Investitionen in die Landwirtschaft sind sehr wichtig für uns”, sagte der sambische Staatspräsident Hakainde Hichilema während Özdemirs-Besuch. Das Land sucht Partner, um sich auf den Weltmärkten zu etablieren, und ist im Gegenzug bereit, eigene Rohstoffe zu teilen. Özdemir wurde auf seiner Reise von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. has
Berliner Konferenz, Afrika-Konferenz oder Kongo-Konferenz – es gibt unterschiedliche Namen für jenes Gipfeltreffen, das in Berlin auf Geheiß von Reichskanzler Otto von Bismarck stattfand und über das Schicksal eines ganzen Kontinents entschied. Am 15. November 1884 – also heute vor genau 140 Jahren – kamen in der Hauptstadt des Deutschen Reiches etliche Staaten zusammen, um einen Deal zu schließen. Wohlgemerkt, ohne dass die Betroffenen anwesend gewesen wären: Kein einziger Afrikaner saß mit am Tisch.
Die Reichskanzlei steht schon lange nicht mehr, im Gegensatz zu den damals häufig willkürlich gezogenen Grenzen. Nur eine unscheinbare Gedenktafel erinnert an die Konferenz und steht somit als Sinnbild für die Präsenz des Ereignisses im kollektiven Gedächtnis der Europäer. Binnen drei Monaten zurrten 13 Staaten ihre Ansprüche auf den rohstoffreichen Kontinent ungeniert zum eigenen Vorteil fest. In der Folge wurde der Kontinent ausgeplündert. Insbesondere der Belgien einverleibte Kongo erlebte einen beispiellosen Massenmord. Geschätzte zehn Millionen Menschen wurden niedergemetzelt. Ähnlich brutal verfuhr das Deutsche Reich mit den Herero und Nama im heutigen Namibia.
Wann, wenn nicht jetzt wäre der geeignete Zeitpunkt, das Verhältnis zwischen Afrika und Europa einer Neuausrichtung zu unterziehen? Wir stehen am Ausgangspunkt einer Zeitenwende, in der die USA und China um die wirtschaftliche und politische Vorherrschaft in der Welt ringen. Der Globus dreht sich weiter, und die beiden militärischen wie wirtschaftlichen Supermächte versuchen, das neue Zentrum auf ihre Seite des Pazifiks zu ziehen. Ein uneiniges, schrumpfendes und auf die USA angewiesenes Europa hat dem wenig entgegenzusetzen.
Wenn wir Europäer nicht zur Randfigur absteigen wollen, sind wir gut beraten, die Nachbarschaft zu Afrika als Chance zu ergreifen. Afrika ist der jüngste und am schnellsten wachsende Kontinent. Die USA, China, aber auch Russland und Indien haben das längst verstanden und versuchen, ihren Einfluss auf dem Kontinent auszubauen. Dabei haben sie, wie einst die europäischen Kolonialmächte, vorwiegend eigene Interessen im Blick.
Was das Heute gegenüber den vergangenen anderthalb Jahrhunderten unterscheidet, ist das gestiegene Selbstbewusstsein der Afrikaner. Sie haben ihre Schlüsselrolle für die Zukunft unseres Planeten erkannt und fordern zunehmend einen Platz am Tisch der Entscheider. Was Afrika bremst, sind die begrenzten Mittel. Es fehlt an Infrastruktur, Technologie und Kapital. Diese drei Zutaten stellen den Zugang Afrikas zu mehr Wohlstand dar.
Wenn Europa diese Rohstoffe für die wirtschaftliche Entwicklung und damit gleichzeitig die Grundlagen für Beschäftigung und eine in der Breite abnehmende Armut liefert, dann könnte die beiden Nachbarkontinente eine Achse bilden, die ein ernstzunehmendes Gegengewicht bildet – eines, das sie jeweils alleine nicht auf die Waage zu bringen in der Lage wären.
Es ist Zeit, dass Europäer und Afrikaner eine echte Zusammenarbeit vereinbaren, welche die Interessen beider Kontinente gleich gewichten. Nüchtern betrachtet führt an dieser Kooperation kein Weg vorbei, denn das Schicksal beider Kontinente ist eng verknüpft.
Denken Sie nur daran, was es für den Klimawandel bedeutet, wenn künftig eine Milliarde noch nicht mit Strom versorgte Afrikaner jenen erhalten, dieser aber nicht aus erneuerbaren Quellen stammt. Wer könnte es Afrikanern verübeln, wenn sie zuerst die fossilen Rohstoffe nutzen, die auf den ersten Blick die günstigste Energie liefern?
Und was, wenn weiterhin junge Afrikaner mangels Perspektiven in ihrer Heimat ihr Heil in der Flucht über das Mittelmeer suchen? Wer wollte es ihnen verdenken, sie haben in diesem Fall nicht viel zu verlieren. Die Aufnahmefähigkeit Europas stößt spürbar an ihre Grenzen. Und ein Zaun um die Außengrenzen der EU ist eher ein populistisches Stilmittel als eine aussichtsreiche Investition.
Die Folgen ungebremster Immigration sind politische Destabilisierungen und Radikalisierungen, die schnell in Unruhen umschlagen können. Eine Abwärtsspirale für Freiheit und Wohlstand droht. Europa muss also ein ureigenes Interesse an einer positiven Entwicklung Afrikas haben.
“Enable wealth in Africa” bedeutet, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Afrikas Ländern und seiner Bevölkerung ermöglichen, eigenständig Wohlstand zu erwirtschaften und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der Schlüssel liegt in der Förderung von lokalem Unternehmertum, Infrastruktur, Bildung und Finanzinfrastruktur sowie guter Regierungsführung, die zusammen langfristige, nachhaltige Entwicklung auf dem Kontinent unterstützen.
Die einfache Formel lautet: Wohlstand in Afrika sichert Wohlstand und Frieden in Europa.
Ralph Schneider ist Gründer und CEO von Ewia Green Investments, das für Gewerbe- und Industriekunden in Subsahara-Afrika Solaranlagen konzipiert, finanziert und betreibt. Zuvor war er unter anderem für Phoenix Solar AG, Royal Dutch Shell und Yingli Solar tätig, in Ghana, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Kenia, Togo und Angola.
Spiegel: Russen in Äquatorialguinea. In den vergangenen Wochen hat Russland bis zu 200 Militärausbilder nach Äquatorialguinea entsandt, um den dortigen Staatschef zu unterstützen. Das Land wird seit 1979 von Diktator Teodoro Obiang Nguema Mbasogo regiert. Die Hauptaufgabe der russischen Truppen besteht darin, den Sohn des Präsidenten, der als möglicher Nachfolger gilt, zu schützen. (“Russland schickt offenbar Militärausbilder nach Äquatorialguinea”)
Reuters: Somaliland wählt. Die Wähler in Somaliland zogen am Mittwoch zu den Wahlurnen, um einen Präsidenten zu wählen. Die von Somalia abtrünnige Region wird international nicht anerkannt. Zuletzt intensivierte sich allerdings die Zusammenarbeit mit dem Nachbarn Äthiopien. Zudem hofft Somaliland auf Unterstützung durch den designierten US-Präsidenten Trump. (“As breakaway Somaliland votes, its leaders spy international recognition”)
Frankfurter Rundschau: Kolonialverbrechen anerkennen. Außenministerin Annalena Baerbock spricht sich dafür aus, von Deutschland während der Kolonialzeit begangene Verbrechen anzuerkennen. Man könne die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber gemeinsam mit Afrika an einer besseren Zukunft arbeiten. (“Gastbeitrag von Annalena Baerbock: In Afrika geschehenes Unrecht anerkennen”)
Africa News: Vorläufige Kandidatenliste für Wahl im Tschad veröffentlicht. Die Wahlbehörde des Tschad hat eine vorläufige Kandidatenliste für die kommenden gemeinsamen Parlaments- und Kommunalwahlen veröffentlicht und dabei mindestens sechs Funktionäre der Regierungspartei disqualifiziert. Von den 1.260 Kandidaten von 134 Parteien wurde 103 die Zulassung verweigert. Die Parlamentswahlen, die ersten seit 2011, sollen am 29. Dezember stattfinden. (“Chad’s electoral body disqualifies senior ruling party official”)
The Guardian: Investitionsverträge neu verhandeln. Nigeria und andere afrikanische Länder müssen viele ihrer Investitionsverträge neu verhandeln, um Haftungsansprüche aus Streitigkeiten mit internationalen Investoren zu vermeiden oder zu begrenzen. (“Renegotiate investment treaties to avoid liabilities, expert urges Nigeria”)
Guardian: Stromausfälle in Sambia und Simbabwe. Noch nie war der Pegelstand des Kariba-Stausees so niedrig wie im Moment. Dies führt dazu, dass die Behörden die Wassermenge, die durch den Damm fließen darf, rationierten und es in den letzten Monaten im Norden Sambias und im Süden Simbabwes bis zu 21 Stunden täglich zu Stromausfällen kam. (“‘Levels are dropping’: drought saps Zambia and Zimbabwe of hydropower”)
The Nation: US-Botschafterin in Kenia tritt zurück. Nur eine Woche nach dem Wahlsieg von Donald Trump trat Meg Whitman, US-Botschafterin in Kenia, von ihrem Amt zurück. Die Leitung der Botschaft wurde von Marc Dillard übernommen. (“Meg Whitman submits her resignation as US Ambassador to Kenya”)
Financial Times: Junta attackiert Bergbaukonzerne in Mali. Die Festnahme dreier Mitarbeiter internationaler Bergbauunternehmen in Mali hat in der gesamten Branche die Sorge ausgelöst, dass die Führungskräfte in dem westafrikanischen Goldland zunehmend in Gefahr geraten. Die Militärjunta versucht seit ihrer Machtübernahme im Jahr 2021, mehr Geld aus dem Bergbau herauszupressen und geht auf Konfrontationskurs zu den Unternehmen. . (“Mali’s junta escalates fight with mining groups over profit share”)
Reuters: Sudan verlängert Grenzöffnung zum Tschad. Der Sudan will den Grenzübergangs Adre zum Tschad weiter offenhalten. Für Hilfsorganisationen ist dieser Übergang unverzichtbar für die Lieferung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern in die von einer Hungersnot bedrohten Gebiete in den Regionen Darfur und Kordofan. (“Sudan extends opening of Adre crossing for aid delivery”)
Simpiwe Tshabalala, Vorstandsvorsitzender der südafrikanischen Standard Bank Group, zeigte sich kürzlich irritiert. Auf einer Konferenz des Future Investment Initiative Institute im saudi-arabischen Riad beschwerte sich der Top-Banker darüber, dass sich afrikanische Länder mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sehen, da Ratingagenturen ihre Risiken überhöht einschätzen. Tshabalala zitierte aus einer Studie des United Nations Development Programme (UNDP) vom vergangenen Jahr, nach der subjektive Risikobewertungen durch Ratingagenturen zu zusätzlichen Kosten und Einnahmeausfällen in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar für afrikanische Länder führten. Er bezeichnete dies als “absurd” und “unzumutbar”. Dieses “Wahrnehmungsproblem macht einen riesigen Unterschied und muss angegangen werden”, sagte er.
Die Standard Bank Group, die seit 2013 von “Sim” Tshabalala geleitet wird, ist Afrikas größte Bank nach Vermögenswerten. Das Time Magazine führte sie als eine der “World’s Best Companies of 2024” auf, eine Liste von 1.000 Firmen, auf der unter anderem auch BMW, Siemens, die Deutsche Bank und Lufthansa zu finden sind. Aus Afrika sind lediglich Sappi Limited, ein Zellstoff- und Papierunternehmen, das Erdöl- und Chemieunternehmen Sasol sowie Sanlam, der größte Versicherungskonzern Afrikas, in dem Ranking vertreten – alles südafrikanische Unternehmen.
Auch das US-Nachrichtenmagazin Newsweek bewertete die Bank als eine der vertrauenswürdigsten weltweit. “Diese Auszeichnungen von zwei ikonischen globalen Nachrichtenmagazinen zeigen, dass unser entschlossener Fokus auf die Bereitstellung hervorragender Dienstleistungen für unsere Kunden in Afrika anerkannt wird”, sagte CEO Tshabalala. Die Standard Bank hat ein Vermögen von fast 170 Milliarden US-Dollar.
Während die Standard Bank in Afrika einen guten Ruf genießt, ist das bei Ratingagenturen weniger der Fall. In Afrika nehmen die Forderungen zu, die Art und Weise zu ändern, wie Agenturen Risiken auf dem Kontinent bewerten. Tshabalala führt die Beispiele Südafrika und Dänemark auf, die trotz ähnlicher Finanzinstitutionen, Richtlinien und Prozesse bei den Ratingagenturen sehr unterschiedlich bewertet werden: Während das nordische Land ein AAA bekommt, hat Südafrika eine Reihe von Ramsch-Ratings. “Es ist schwer zu verstehen, warum es so einen großen Unterschied gibt”, sagte er.
Tshabalala wurde 1967 in dem Dorf Hlabisa in der Provinz KwaZulu-Natal geboren. Aufgewachsen ist er in Soweto vor den Toren von Johannesburg. Seinen Bachelor of Laws erhielt er an der renommierten Rhodes University in Südafrika. Es folgte ein Master of Laws von der University of Notre Dame in den USA. Tshabalala kehrte nach Südafrika zurück, um Karrierebanker zu werden. Er begann bei der Real Africa Durolink Investment Bank, wo er einige Jahre in der Abteilung für strukturierte Finanzierungen arbeitete. Seit 2000 ist er bei der Standard Bank und stieg innerhalb von nur acht Jahren zum CEO der Standard Bank South Africa auf. Gleichzeitig wurde er zu einem der drei Deputy CEOs der Standard Bank Group ernannt. 2013 landete er den Top-Job der Gruppe, ein Posten, den er sich anfangs mit Ben Kruger teilte, und der Tshabalala für das Bankgeschäft in Afrika über Südafrika hinaus verantwortlich machte. Seit Krugers Ausscheiden 2017 ist Tshabalala alleiniger Group CEO der Standard Bank.
Die Bank ist solide aufgestellt. Im ersten Halbjahr 2024 machte sie Gewinne von umgerechnet mehr als 1,7 Milliarden Euro, ein Plus von vier Prozent. Die Eigenkapitalrendite lag bei 18,5 Prozent. Die Standard Bank schaffte es mit zunehmender digitaler Akzeptanz den Kundenstamm weiter aufzubauen und fuhr Gewinne mit strategischen Kapitalaktionen ein. Die Zahl der Kunden stieg um fünf Prozent auf 19,5 Millionen. Die afrikanischen Regionen trugen 41 Prozent zum Gesamtgewinn der Gruppe bei, wobei Angola, Ghana, Kenia, Mauritius, Mosambik, Nigeria, Uganda und Sambia die größten Beiträge leisteten.
“Unsere Leistung wird durch anhaltendes Franchise-Wachstum in unseren Bankgeschäften und robustes Gewinnwachstum in unserem Versicherungs- und Vermögensverwaltungs-Geschäft untermauert”, so der CEO. “Das südafrikanische Franchise erzielte ein zweistelliges Gewinnwachstum, das durch verbesserte Kredittrends unterstützt wurde. Das Franchise der afrikanischen Regionen lieferte in lokaler Währung erneut eine außergewöhnliche Leistung. Wir sind weiterhin entschlossen, Chancen auf dem gesamten Kontinent zu nutzen, um nachhaltiges Wachstum voranzutreiben und unseren Stakeholdern Mehrwert zu bieten.”
Tshabalala war positiv überrascht über den Aufschwung, den die neue Koalitionsregierung in Südafrika seit Juni brachte, warnte allerdings im Oktober davor, dass Euphorie nur anhalten könne, wenn die notwendigen Reformen einsetzten. Sein Alptraum: Investoren verlieren das Interesse und die Wirtschaft des Landes am Kap wird weiter nur langsam gegenüber dem Rest des Kontinents wachsen und seine Position als führende Volkswirtschaft in Afrika verlieren. “Investoren werden natürlich von Regionen angezogen, die ein dynamischeres Wachstum aufweisen.” Auch deswegen setzt er sich für eine afrikanische Ratingagentur ein, um die Chancen von Südafrika und anderen Ländern auf dem Kontinent zu verbessern. Andreas Sieren
Noch bis zum 17. November findet in Berlin das Afrikamera Filmfestival statt und bringt preisgekrönte Filme afrikanischer Filmemacherinnen und Filmemacher in die Kinos der Hauptstadt. Bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals, das bereits seit 2008 jährlich in Berlin stattfindet, stehen Fragen um Glauben und Spiritualität im Mittelpunkt. Eröffnet wurde das Festival bereits am vergangenen Dienstag mit dem Film The Village Next to Paradise des somalisch-österreichischen Filmemachers Mo Harawe.
Darin beschreibt Harawe das Leben einer Familie in Somalia, die mit Naturkatastrophen und der politischen Krise in ihrer Heimat konfrontiert ist. Neben den Filmvorführungen stehen am Wochenende zudem noch Konzerte und eine Podiumsdiskussion über das Verhältnis von Film und Literatur unter anderem mit der kenianischen Schriftstellerin Yvonne Adhiambo Owuor auf dem Programm.
Und noch ein weiteres Event läuft noch bis zum Sonntag in Berlin: das Dekoloniale Festival 2024. Mit mehreren Ausstellungen wird dabei der Frage nachgegangen, wie der Kolonialismus auch heute noch nachwirkt. Am Samstag soll es eine ganztägige Stadtführung mit Expertinnen und Experten rund um das Thema Dekolonialismus geben. dre