Der CEO.Table – die neue Samstags-Ausgabe von Table.Briefings.
Deutschlands Wirtschaftsmodell befindet sich im globalen Stresstest – der Wohlstand wird neu verteilt, ganze Branchen sind im Umbruch, das industrielle Fundament bröckelt.
Was gestern als krisenfest galt, kann heute Auslaufmodell sein. Gestern Exportschlager, heute Ladenhüter.
Deutschland braucht eine Renaissance seiner ökonomischen Basis. Dazu muss sich unser Land neu erfinden. In keinem anderen OECD-Staat ist der Bildungsaufstieg so abhängig von der Herkunft, nirgendwo scheint der Weg zwischen der Forschungsexzellenz und der Dominanz auf den Märkten so weit. In kaum einem Industrieland müssen Selbstständige und Unternehmer so viele Vorgaben und Regeln befolgen. Nirgendwo ist Arbeit so kostenintensiv und Strom so teuer.
Die Kraftanstrengung für den Wiederaufstieg gelingt nur im Bündnis von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Mit unserem neuen CEO.Table liefern wir den publizistischen Beitrag dazu.
Ab diesem Samstag, 6 Uhr, starten wir die neue Samstags-Ausgabe von Table.Briefings – ein kostenloses Executive Briefing für alle CEOs und alle, die mit ihnen zu tun haben.
Kompetent, kurz, klar. Wir analysieren jede Woche die wichtigsten Trends, Thesen und Themen aus den Chefetagen, Strategieabteilungen und Forschungsteams der Wirtschaft. Unser Redaktionsleiter Thilo Boss und sein Team kuratieren für Sie die Interviews, Reden und Vorträge der CEOs aus der vergangenen Woche und bietet Ihnen ein Best-of aus unseren Briefings China, Climate, Europe, ESG, Security, Africa, Agrifood, Bildung und Research.
Mit dem CEO.Index bewerten wir erstmals in einem Wirtschaftsmedium ganzheitlich die Leistungen von Managerinnen und Managern und verbinden betriebliche Kennziffern mit der öffentlichen Performance.
In der Rubrik CEO.Survey befragt das Forsa-Institut exklusiv Entscheider zu aktuellen Themen und wir nennen die Must Reads der Technologie- und IT-Publikationen. Dazu lesen Sie im CEO.Table regelmäßig die wichtigsten Personalmeldungen aus den Chefetagen der Republik, die branchenübergreifenden Benchmark-Geschichten und eine geopolitische Einordnung aktueller Krisen und Konflikte.
In unserer Rubrik CEO.Economist ordnen renommierte Wirtschaftswissenschaftler wie IfW-Präsident Moritz Schularick, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner, Prognos-Chefvolkswirt Michael Böhmer und der Präsident des IWH Halle, Reint E. Gropp, die Lage des Landes ein.
Als Lizenznehmer gehören Sie zu den Persönlichkeiten, die für den nationalen Kraftakt zum ökonomischen Wiederaufstieg Deutschlands gebraucht werden.
Nehmen Sie deshalb bitte Platz an unserem CEO.Table und blicken mit uns in die Zukunft unserer Wirtschaftsnation.
Geben Sie mir gerne Ihr Feedback und Ihre Anregungen. Informationen über unser neues Angebot erhalten Sie hier.
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Das Treffen unter vier Augen zwischen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Freitag in Pretoria dauerte ungewöhnlich lange. Ein gutes Zeichen. In dem Gespräch soll es vor allem um die G20-Positionen beider Länder gegangen sein und die unterschiedlichen Ansichten zu globalen Herausforderungen. Denn seit dem 1. Dezember hat Südafrika den G20-Vorsitz. Die Zeit, die Steinmeier und Ramaphosa überzogen hatten, musste bei dem Treffen mit John Steenhuisen, dem Parteivorsitzenden der Democratic Alliance (DA) und Landwirtschaftsminister, wieder eingeholt werden.
Seit Juni erst ist die ehemalige Oppositionspartei DA Teil der neuen Regierungskoalition aus zehn Parteien und zweitstärkste Kraft im Parlament. “Wir streiten auch über das Verhältnis zu Russland, wir streiten über Südafrikas Position zum Nahostkrieg etwa”, so Steinmeier in einem Pressebriefing. “Wenn wir es ernst meinen mit der Intensivierung von Beziehungen zu den afrikanischen Staaten, dann müssen wir gerade auch über Dinge sprechen, über die wir nicht einer Meinung sind.”
Neben Politik ging es aber vor allem auch um wirtschaftliche Themen bei dem Besuch, von denen nicht nur Deutschland profitiert. “Sie sind auch relevant für Südafrika, weil deutsche Unternehmen in der Regel etwas mitbringen, was andere nicht in vergleichbarer Weise haben, zum Beispiel berufliche Ausbildung, die in Südafrika sehr geschätzt wird”, sagte Steinmeier. “Deshalb wird das Thema Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit eine Rolle spielen.” So etwa im BMW IT-Hub in Pretoria.
Die Steinmeier-Delegation, zu der zahlreiche Wirtschaftsvertreter gehörten, unter anderem für Solartechnik und grünen Wasserstoff, besuchte den BMW IT-Hub. Dort traf Steinmeier Parks Tau, den südafrikanischen Minister für Handel, Industrie und Wettbewerb. Steinmeier hatte im Hub Gelegenheit, sich mit jungen IT-Fachkräften zu unterhalten, die Spitzentechnologien entwickeln, etwa das Eye-Tracking, einer Technologie mit der Augenbewegungen analysiert werden, um die Vorlieben von Benutzern besser zu verstehen und dementsprechend die Software weiterzuentwickeln.
“Dieser Besuch unterstreicht die Rolle des Hubs bei der Förderung der digitalen Transformation und der Förderung qualifizierter Arbeitskräfte in Südafrika”, sagte Peter van Binsbergen, CEO der BMW Group Südafrika. “Indem wir in junge Talente investieren und fortschrittliche Technologien nutzen, tragen wir zum Wirtschaftswachstum und zur globalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei.”
Dabei entwickelt der IT-Hub für die BMW Group weltweit. “Der BMW IT-Hub implementiert weltweit IT-Lösungen und sichert dabei die langfristige IT- und Software-Expertise der BMW Group”, sagte Thorsten Achenbach, Director Digital and Global Solutions beim BMW IT-Hub, Table.Briefings. “Wir verfügen dabei über Wissen in allen relevanten Technologien wie Mainframe, SAP, aber auch Cloud und Künstlicher Intelligenz. Der Hub in Pretoria ist an allen Kerngeschäftsprozessen der BMW Group beteiligt, einschließlich Entwicklung, Produktion, Logistik, Finanzen und Vertrieb.”
Am Anfang, 2006, war der BMW IT-Hub mit 30 Mitarbeitern ein begrenzter SAP-Servicesupport für das BMW-Produktionswerk in Rosslyn nördlich von Pretoria, wo der BMW X3 gebaut wird. Heute gehört es zu den größten seiner Art in Subsahara-Afrika und ist “eines der am schnellsten wachsenden IT-Unternehmen Südafrikas”, so Achenbach. Ziel sei es, “IT-Vorhaben umzusetzen, auszurollen und gleichzeitig mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Land zu schaffen.”
Der Hub habe allein in den vergangenen fünf Jahren 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Als die schnellste wachsende Einheit innerhalb der BMW Group weltweit hat der BMW IT-Hub 2024 rund 190 Millionen Euro in Südafrika erwirtschaftet. In dem Hub wird vor allem an dem Digital Vehicle File (DVF), einer digitalen Replika jedes BMW-Fahrzeuges, und dem IT Control Centre, das IT-Lösungen für die BMW Group weltweit bietet, gearbeitet.
Seine Afrikareise hatte Steinmeier im benachbarten Lesotho beendet, wo er unter anderem mit König Letsie III. zusammentraf. In Lesotho unterstützt die Bundesregierung über die GIZ das nationale Programm Renoka (“Wir sind ein Fluss”), ein Wassermanagementprojekt. “Es kommt jetzt darauf an, dass solche Projekte nicht abgebrochen, sondern weitergeführt werden”, sagte Steinmeier. Mit seinem Gebirgsökosystem spielt Lesotho eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und den wasserarmen Ländern des südlichen Afrikas.
Vor rund einem Monat wurde bekannt, dass die eritreische Botschaft in den USA Geld gesammelt hat, um das diktatorische Regime in dem Land finanziell zu unterstützen. Dabei hatten die USA die Regierungspartei Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit nach dem Einmarsch in Tigray in Äthiopien mit Sanktionen bedacht. Einmal mehr wurde dadurch offenbar, wie das Regime in Asmara versucht, weltweit seinen Einfluss in der Diaspora zu sichern. Das führt zu schwerwiegenden Konflikten.
Berichten zufolge ist ein Drittel der schätzungsweise 3,6 Millionen Einwohner Eritreas aus ihrem Heimatland geflohen. Die Hauptgründe dafür sind der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea (1998 bis 2000) und die anhaltende politische Unterdrückung in ihrem Land. Allein in Deutschland leben heute rund 70.000 eritreische Staatsangehörige. Zu diesen müssen noch jene Eritreer hinzugezählt werden, die in der Zwischenzeit die deutsche Nationalität angenommen haben. Obwohl sich die Diaspora-Gemeinschaft seit der Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien im Jahr 1993 mit großem Engagement für die Erhaltung der Einheit des Landes einsetzt, sind interne Probleme unvermeidlich.
Es gibt Befürworter des 78 Jahre alten Präsidenten Isaias Afwerki, der seit der Unabhängigkeit im Jahr 1993 an der Macht ist. Und es gibt Gegner seines Einparteienregimes. Die Befürworter reichen von Prominenten wie der amerikanischen Schauspielerin Tifany Hadish bis hin zu Akademikern in der Diaspora.
Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, wenn die beiden Gruppen aufeinander treffen. Bei Zusammenstößen in Stuttgart, Calgary, Stockholm, Bergen, Tel Aviv oder Den Haag kam es neben Verletzungen auch zu Angriffen auf Sicherheitsbeamten.
Die Opposition betrachtet alle Veranstaltungen, die von der offiziellen Linie abweichen, einschließlich der Feier des Unabhängigkeitstages, als einen Ort, an dem “Propaganda” betrieben wird. Wie üblich stellt die eritreische Regierung die Opposition in der Diaspora als “Hooligans” und so wörtlich “kleine Kabale” dar: also eine kleine Clique von Unruhestiftern. Eine solche Charakterisierung spricht jedoch gegen ihr Projekt der “nationalen Einheit”, da sie das Misstrauen und die Konflikte in der Gemeinschaft weiter schürt.
Eritreas Informationsminister schrieb im Mai 2024: “Der am Unabhängigkeitstag gezeigte nationale Zusammenhalt hat anderswo kaum Parallelen. Doch kleine Kabalen, die mit der saisonalen Eri-Influenza infiziert sind, versprühen weiterhin ihr Gift, wenn auch mit gedämpfter Stimme.”
Für den Beamten in Eritrea sind Medienberichte und offizielle Erklärungen, die etwas anderes behaupten, “unverantwortlich und inakzeptabel.” So fügte der Minister hinzu: “Die Darstellung der ‘Polarisierung’ in den Medien ist offenkundig falsch und grob verzerrt. Die eritreischen Gemeinschaften in der Diaspora sind in ihrer Unterstützung für ihr Land/ihre Regierung so lebendig/vereinigt wie eh und je. Eritreas Gegner haben sich herabgelassen, Gewalt und Vandalismus als Vorwand zu nutzen, um rechtmäßige Veranstaltungen zu verhindern.”
Zu den Ausschreitungen in Stuttgart heißt es in einer offiziellen Erklärung, das Sicherheitspersonal sei “mit Schlagstöcken, Nägeln, Metallstangen, Flaschen und Steinen angegriffen” worden; sechs Beamte wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Bei diesen Ausschreitungen wurden 228 Angehörige der eritreischen Diaspora festgenommen. In Gießen wurden Berichten zufolge 26 Polizeibeamte verletzt. Lokale Medien berichteten im August 2024, dass “drei junge Männer das Amtsgericht wegen Landfriedensbruchs und Angriffen auf Polizisten verurteilt hat”.
In Den Haag verursachten die Krawalle Berichten zufolge einen Schaden von 750.000 Euro und zahlreiche verletzte Polizeibeamte. Am 23. September 2024 “verurteilte ein Gericht in Den Haag den 48 Jahren alten Johannes A. zu vier Jahren Gefängnis […], weil er eine führende Rolle bei den Krawallen” vom 17. Februar 2024 gespielt hatte.
Die Oppositionellen bezeichneten die Verhaftung ihrer “Brüder” als Auftrag der eritreischen Regierung. Kuflom Teame, ein selbsternannter Kritiker des eritreischen Regimes, der in der Schweiz lebt, merkte an: “Die Situation in den Niederlanden zeigt, wie die eritreische Regierung ihre Kontrolle über die Diaspora ausübt und gleichzeitig auf wachsenden Widerstand trifft.”
Für ihn dienen die Unterstützer der Regierung “nicht nur der Überwachung und Einschüchterung von Oppositionellen, sondern auch der Verbreitung von Propaganda zugunsten der eritreischen Regierung.” Solange sie das Regime in Eritrea für einen “Diktator” mit langem Arm halten, scheint sich die Konfrontation in der Diaspora fortzusetzen.
Die Union fordert im Entwurf ihres Wahlprogramms einen Kurswechsel im Sahel. “Die deutsche und europäische Sahel-Politik ist gescheitert. Wir wollen daher mit unseren europäischen Partnern eine neue Sahel-Strategie auflegen”, heißt es in dem Entwurf, der Table.Briefings vorliegt. “Damit unterstützen wir die Menschen vor Ort, sodass sie sich nicht auf den gefährlichen Weg zu uns nach Europa machen müssen.” Sowohl Union als auch SPD wollen am Dienstag ihre Wahlprogramme vorstellen.
Als zentrales Instrument zur globalen Krisenbekämpfung will die Union einen Nationalen Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt einrichten. Dieser soll die “wesentlichen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Verteidigungs-, Europa- und Entwicklungspolitik koordinieren.” Zudem will die Union humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zusammenlegen. Auch die Außenwirtschaftsförderung soll stärker mit der EZ verzahnt werden.
Laut dem Entwurf will die Union zudem die Wirtschaftsbeziehungen mit afrikanischen Ländern intensivieren. Vor diesem Hintergrund sollen multilaterale Institutionen wie die Afrikanische Union gestärkt werden. Eine Information darüber, ob es unter einer unionsgeführten Regierung noch ein eigenständiges Entwicklungsministerium geben soll, gibt der Programmentwurf nicht.
Anders bei der SPD. Dort heißt es im Programmentwurf: “Wir brauchen ein starkes und eigenständiges Entwicklungsministerium, das zusammen mit politischen Stiftungen, mit NGOs und kirchlichen sowie zivilgesellschaftlichen Partnern wichtige Arbeit bei der Bewältigung globaler Krisen und bei der Prävention von Konflikten leistet.” Gleichzeitig will die SPD ihren Kurs fortsetzen, die Länder des Globalen Südens bei mehr Mitbestimmung in den internationalen Organisationen zu unterstützen. Zur Situation im Sahel äußert sich die SPD in ihrem Programmentwurf nicht. dre
Das für Sonntag geplante Treffen zwischen Ruandas Präsident Paul Kagame und dem Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo (DRC), Félix Tshisekedi, in der angolanischen Hauptstadt Luanda wurde kurzfristig abgesagt. Auf dem Nachrichtendienst X beschuldigte das kongolesische Präsidentenbüro die ruandische Seite, die Teilnahme an den Gesprächen verweigert zu haben. Tatsächlich war Ruandas Präsident Medienberichten zufolge nicht nach Angola gereist.
Vorausgegangen waren mehrere Vermittlungsrunden unter Angolas Führung, die den seit Jahren schwelenden Konflikt im Osten der DRC beenden sollte. Ruanda unterstützt die M23-Rebellen mit Waffen, Ausrüstung und Soldaten. Zuletzt unterzeichneten die Außenminister beider Länder ein Abkommen, das den Rückzug Ruandas und die Entwaffnung der M23 vorsah. Gleichzeitig versprach die DR Kongo, die Unterstützung für die Hutu-Miliz FDLR einzustellen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hatte Ruanda vor der Unterzeichnung eines Friedensabkommens gefordert, dass die kongolesische Regierung direkte Gespräche mit den M23-Rebellen aufnimmt. Dies hatte die kongolesische Regierung abgelehnt. dre
Afrika ist der Kontinent zukünftigen Wachstums – auch im Straßenverkehr. Die derzeit niedrige Motorisierungsrate (42 Kfz pro 1.000 Einwohner) wird Prognosen zufolge in den kommenden 20 Jahren um das Zehnfache ansteigen. Der Kfz-Markt des Kontinents ist bislang geprägt von importierten Gebrauchtfahrzeugen aus anderen Teilen der Welt. Der globale Boom der Elektromobilität bietet afrikanischen Staaten jedoch zukünftig Möglichkeiten, eigene Ressourcen zu nutzen, eine Automobilindustrie aufzubauen und transformatives Wirtschaftswachstum voranzutreiben.
Afrika könnte eine flächendeckende Motorisierung mit fossilen Verbrennern überspringen und direkt in eine Ära der klimaneutralen Mobilität steuern. Elektrofahrzeuge gewinnen in afrikanischen Städten bereits zunehmend an Bedeutung. Im öffentlichen Verkehr finden immer mehr elektrische Motorräder, aber vor allen Dingen Elektrobusse den Weg auf die Straße. Afrikas erstes vollständig mit Solarstrom betriebenes Bus Rapid Transit System (BRT) wurde dieses Jahr in Dakar, Senegal, in Betrieb genommen. Nairobi, Kairo, Kigali und Kapstadt haben E-Busse eingeführt; in Lagos und Johannesburg sind Pilotprojekte geplant.
Eine geringere Abhängigkeit von Kraftstoffimporten wäre für viele Länder ein wichtiger Vorteil. Die jährlichen Brennstoffimporte Äthiopiens werden auf fünf Milliarden US-Dollar geschätzt, die Nigerias auf 3,7 Mrd. US-Dollar (2024) und die Kenias auf 4,8 Mrd. US-Dollar (2023). Die lokalen Kosten für Mobilität liegen deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Das bremst die Wirtschaft.
Afrikanische Regierungen bemühen sich verstärkt, Wertschöpfung im eigenen Land zu schaffen. Simbabwe, Namibia, Ghana und die Demokratische Republik Kongo haben in den vergangenen zwei Jahren die Ausfuhr von Rohmineralien verboten. Die Demokratische Republik Kongo verfügt über 50 Prozent der weltweiten Kobaltreserven, Simbabwe über 1,2 Prozent der weltweiten Lithiumreserven und Südafrika über 95 Prozent der Platinreserven. All diese Rohstoffe sind für die Produktion von Batterien für Elektroautos unerlässlich.
Die mittlere Einkommensklasse auf dem Kontinent hat sich seit 2000 verdreifacht und wird voraussichtlich bis 2060 über 40 Prozent der Haushalte ausmachen. Mit den entsprechenden Investitionen könnte die Anzahl an E-Fahrzeugen die der Verbrenner in Rekordzeit überflügeln. Das ugandische Staatsunternehmen Kiira Motors stellt seit 2011 verschiedene Elektrofahrzeuge her. Das kenianische Unternehmen Basigo, gestartet 2022, hat ein Montagewerk für 30 Elektrobusse errichtet. Volkswagen, BYD und Ford geben in der Region grünes Licht für Investitionen in Elektrofahrzeuge. Die afrikanische kontinentale Freihandelszone wird bald die größte Freihandelszone der Welt sein und verspricht, sich zu einem florierenden Markt zu entwickeln.
Immer mehr Länder schaffen rechtliche Rahmenbedingungen für die Elektromobilität. Sieben Länder haben die Einfuhrzölle für E-Fahrzeuge auf den Bereich zwischen 0 und 25 Prozent gesenkt und langfristige Ziele für den Umstieg auf Elektromobilität festgelegt. Ghana, Mauritius, Marokko und Ruanda streben bis 2030 Anteile von E-Autos zwischen 10 und 30 Prozent an, während Uganda und Kap Verde 100 Prozent E-Fahrzeuge ab 2035 zum Ziel haben. Äthiopien hat Anfang des Jahres die Einfuhr von neuen und gebrauchten Verbrennerfahrzeugen verboten; in Ruanda werden ab Januar 2025 keine Motorräder mit Verbrennungsmotor mehr für den kommerziellen öffentlichen Verkehr neu zugelassen.
Für einen Automobilstandort wie Deutschland bietet Afrikas aufstrebender Markt für Elektromobilität viele Möglichkeiten. Gleichzeitig ist der Finanzierungsbedarf für die Transformation hin zu klimaneutralen Technologien in Afrika enorm und Industrieländer wie Deutschland stehen auch in der Verantwortung, mit Partnern aus Afrika gemeinsam in eine nachhaltigere Zukunft zu investieren. Beim German-African Business Summit Anfang Dezember in Nairobi standen Wasserstoff, erneuerbare Energien und die Migration von Fachkräften im Mittelpunkt. Elektromobilität darf bei solchen Gelegenheiten nicht fehlen. Obwohl VW ankündigte, die lokale Montage von Verbrenner-, Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen in Kenia bis zum Jahresende wieder aufzunehmen, wurde die Diskussion über die systemische Bedeutung der Elektromobilität für Afrika nicht geführt.
Deutschland wird nicht mehr lange die Chance haben, einen vielversprechenden Markt beim Aufbau resilienter Lieferketten und bei der Produktion von E-Fahrzeugen vor Ort zu unterstützen – zum beiderseitigen Nutzen. Die Bundesregierung kann durch Partnerschaften auf Regierungsebene und geeignete Anreize das Vertrauen der deutschen Industrie stärken und Unternehmen zu Investitionen und Kooperationsprojekten ermutigen. Dabei kommt es auch darauf an, schnell zu handeln. Denn bald schließt sich das Fenster für die, die glauben, der afrikanische Kontinent würde noch über Jahrzehnte dankbarer Abnehmer für gebrauchte und neue Verbrennerfahrzeuge bleiben.
Naville Geiriseb ist Projektleiter Internationale Zusammenarbeit bei Agora Verkehrswende und verantwortet unter anderem das Projektportfolio in Afrika. Christian Hochfeld ist seit 2016 Direktor von Agora Verkehrswende. Seit 2022 ist Hochfeld zudem Mitglied im Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
New York Times: Bewaffnete Milizen in Burkina Faso bereiten Probleme. Burkina Fasos Militärjunta hat 10.000 Zivilisten bewaffnet. Wie auch in anderen Staaten erwies sich die Strategie, die militärische Macht durch den Einsatz ziviler Milizen zu verstärken, als Fehler. Sie vertiefte eine Spirale der Gewalt, die die lokale Bevölkerung noch stärker gefährdet und die Spannungen zwischen den Ethnien anheizt. (“Security Strategy of Recruiting Cheap Militiamen Backfires in Africa”)
Taz: Boko-Haram-Kämpfer geben Waffen ab. Nach Angaben des nigerianischen Militärs haben in den letzten fünf Monaten rund 130.000 Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram ihre Waffen niedergelegt. General Christopher Musa, Stabschef des Verteidigungsministeriums, verkündete dies auf der “Africa Security Watch Konferenz” in Katar. Laut Musa ist diese Entwicklung auch dem neuen Ansatz der nigerianischen Regierung zu verdanken, der Militäraktionen mit Initiativen für die Bevölkerung verbindet. (“130.000 Boko-Haram-Mitglieder entwaffnet”)
Le Monde: Sondergericht zur Aufarbeitung von Verbrechen in Gambia beschlossen. Die ECOWAS stimmte am Sonntag der Einrichtung eines Sondergerichts zu, das Verbrechen untersuchen soll, die zwischen 1994 und 2017 in Gambia unter dem ehemaligen Diktator Yahya Jammeh begangen wurden. Im Februar 2023 hatte die gambische Regierung bekannt gegeben, dass sie mit der ECOWAS zusammenarbeitet, um ein solches Gericht für die Verbrechen während der 22-jährigen Herrschaft Jammehs zu etablieren. (“Gambie : la Cedeao approuve un tribunal spécial pour juger les crimes sous l’ex-dictateur Yahya Jammeh”)
The Nation: Impfstoff gegen Ebola. Das Ebola-Virus war 2014 allein in Sierra Leone, Liberia und Guinea für 14.000 Tote verantwortlich. Mit großem Aufwand gelang es Merck, einen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln, der einen 95-prozentigen Schutz bietet. Für einen dauerhaften Erfolg im Kampf gegen das Virus ist jedoch gleichberechtigter Zugang zu Impfstoffen und die Stärkung der Gesundheitssysteme nötig. (“Ebola: How a vaccine turned the virus into a preventable disease”)
The Telegraph: Ein Krankenhaus schafft Hoffnung. In Sierra Leone ging im Sommer ein neues Krankenhaus in Betrieb. Seine Arbeit soll dazu beitragen, dass Eltern kranker Kinder diese nicht mehr im Ausland behandeln lassen müssen, was sich viele der Bewohner des Landes nicht leisten können. In dem neuen Krankenhaus werden zudem Ärzte ausgebildet. Sie sollen helfen, die medizinische Versorgung in dem Land zu verbessern. (“Inside Sierra Leone’s plan to end its reliance on foreign hospitals”)
Bloomberg: Labormangel behindert Virusbekämpfung. Die Identifizierung des Ausbruchs einer mysteriösen Krankheit in einer abgelegenen Region der Demokratischen Republik Kongo verzögert sich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Zustellung qualitativ hochwertiger Proben an ein nationales Labor in der Hauptstadt Kinshasa. Im Epizentrum des Ausbruchs in Panzi, einer Region mit über 200.000 Einwohnern in der südwestlichen Provinz Kwango, gibt es keine Labors. Seit Ende Oktober wurden mehr als 500 Fälle der unbekannten Krankheit gemeldet. (“‘Disease X’ Identification Delayed by Remote Congo Jungles”)
Africa News: Lesotho setzt auf die Umwelt. UN-Generalsekretär António Guterres lobte bei einem zweitägigen Besuch in Lesotho Anfang dieser Woche das Land für seine Investitionen in grüne Energie. Er betonte, dass Lesotho mit gutem Beispiel vorangehe, indem es in erneuerbare Energien und andere umweltfreundliche Bereiche investiere. In einer Rede vor dem Parlament forderte Guterres die reichen Nationen auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und den Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. (“UN chief praises Lesotho for its investments in green energy”)
Deutsche Welle: Junge Menschen verändern die Politik. Junge, urbane Menschen in Afrika gehen selten wählen und schließen sich selten politischen Parteien an. Sie nutzen formelle Formen der demokratischen Beteiligung also kaum. Stattdessen protestieren sie lieber. Laut der Friedrich-Ebert-Stiftung fühlen sie sich nicht als Teil der Gesellschaft. Viele von ihnen leben in informellen Siedlungen, in denen zwar Armut herrscht, die aber dennoch das wirtschaftliche Wachstum vorantreiben. (“Wie junge Menschen Afrikas politische Kultur verändern”)
Anfang des Monats gab die Biennale in Venedig bekannt, dass Koyo Kouoh die nächste Kunstausstellung 2026 kuratieren wird. Damit schreibt die kamerunische Künstlerin Geschichte. Sie wird die erste afrikanische Kuratorin sein, die die Hauptausstellung betreut. Sie folgt damit dem 2019 verstorbenen Nigerianer Okwui Enwezor, der 2015 als erster Afrikaner überhaupt die Biennale kuratierte.
Die Entscheidung ist eine konsequente Fortführung der Idee, dem Globalen Süden auf der Biennale mehr Raum zu geben. In diesem Jahr hatte die Biennale den Brasilianer Adriano Pedrosa mit der künstlerischen Leitung betraut. Bereits 2023 hatte die schottisch-ghanaische Architektin Lesley Lokko die Architektur-Biennale kuratiert.
Die 57-jährige Kouoh ist derzeit Direktorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Mocaa) in Kapstadt. Das 2017 eröffnete Mocaa gilt als das größte Museum für afrikanische Gegenwartskunst weltweit. Ende der 1990er-Jahre war Kouoh Koordinatorin des Kulturprogramms des Gorée Instituts in Dakar. Dort war Kouoh zudem lange Jahre Leiterin der Raw Material Company, ein Kunstzentrum in der senegalesischen Hauptstadt. Das Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kreativität in Afrika zu fördern. Dafür bietet die Raw Material Company Raum für afrikanische Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Fachrichtungen, von Literatur über Film, Architektur bis hin zu Mode.
Die in Kapstadt, Dakar und Basel lebende 57-Jährige wirkt gleichzeitig über den afrikanischen Kontinent hinaus. Ihre Laufbahn begann sie in der Schweiz, wo sie ebenso wie in Frankreich und in den USA Bankwesen und Kulturmanagement studierte. Schnell machte sie sich einen Namen als Expertin für Fotografie und Installationskunst.
Kouoh hat mehrmals in Deutschland renommierte Ausstellungen betreut. So war Kouoh Teil des Kuratorenteams der Documenta 12 (2007) und Documenta 13 (2012) in Kassel. Außerdem war sie 2019 Mitglied der Kurzfilmjury der Berlinale. Aufsehen erregte Kouoh zudem 2016 auch als künstlerische Leiterin des Festivals EVA International im irischen Limerick. Ausgehend vom 100. Jahrestag des irischen Osteraufstands – und der Rolle Irlands als erste britische Kolonie – befasste sich das Festival unter ihrer Leitung mit postkolonialen Kontinuitäten. 2020 erhielt die Kamerunerin den renommierten Schweizer Kunstpreis Grand Prix Meret Oppenheim.
Zuletzt kuratierte Kouoh die Ausstellung “When We See Us” im Kunstmuseum Basel. Die Ausstellung hatte sie ursprünglich für das Mocaa zusammengestellt. Darin befasst sie sich mit der jüngeren panafrikanischen Kunstgeschichte der vergangenen 100 Jahre.
Dass Kouoh eine durchaus streitbare, politische Künstlerin ist, zeigte sich bei einer Festveranstaltung in der Münchner Pinakothek der Moderne im Oktober dieses Jahres. Dort hielt sie eine Laudatio für Franz Herzog von Bayern, der für sein Wirken als Kunstmäzen geehrt werden sollte – und sorgte für einen Eklat. In ihrer Rede warf Kouoh Israel Gewalttätigkeit vor. Israel habe sein Regime des Terrors und der Zerstörung auf den Libanon ausgedehnt. Teile des Publikums hatten Medienberichten zufolge den Saal aus Protest verlassen.
Für die Biennale will sie eine Ausstellung zusammenzustellen, von der sie hoffe, “dass sie eine Bedeutung für die Welt hat, in der wir heute leben – und vor allem für die Welt, die wir schaffen wollen”. Gut möglich also, dass Kouoh auch bei der Biennale 2026 die politischen Gewissheiten des Globalen Nordens herausfordern wird. David Renke
Gerade aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, wo er mit den französischen Truppen und den Tirailleurs sénégalais gekämpft hat, nimmt sich Kaltoumas Mann eine zweite Frau. Genauer gesagt nimmt er ein 13-jähriges Mädchen zur Frau. Kaltouma verlässt ihren Mann dafür und zieht zurück zu ihren Eltern. Eine Schande in den Augen der Gesellschaft, die der selbstbestimmten Kaltouma ihr ungebührliches Verhalten immer wieder vorwirft. Kaltouma ist die Großmutter des tschadischen Autors Haroun Mahamat-Saleh, der unter Langzeitherrscher Idriss Déby für zwei Jahre Kulturminister war. In seinem jüngsten Buch mit dem Titel “Ma grand-mère était un homme” (erschienen bei Éd. Stock) erzählt Saleh die Geschichte seiner Familie. Und für Saleh steht seine Großmutter Kaltouna im Zentrum der Familie, unter deren Fittichen er aufwächst.
Salehs Erzählung ist kein Roman, keine Erfindung. Das macht sie nicht weniger eindringlich. Der Regisseur beherrscht es perfekt, mit präzisen Worten lebendige Szenen entstehen zu lassen. Im Prisma der Biografie von Kaltouma und ihrer Familie bricht sich die Geschichte des Tschad: Wie die Hoffnung nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft zerfällt, wie Frankreich danach bei den inneren Konflikten weiter mitmischt, welch’ trostloser Ort N’Djamena unter dem Bürgerkrieg in den 80er Jahren ist, vor dem Saleh schließlich flieht und sich später in Frankreich niederlässt.
Zufällig ist Salehs Buch auch hochaktuell mit dem begonnenen Abzug der französischen Truppen aus dem Tschad. Ein Grund, es zu lesen – aber nicht der einzige. lcw
Der CEO.Table – die neue Samstags-Ausgabe von Table.Briefings.
Deutschlands Wirtschaftsmodell befindet sich im globalen Stresstest – der Wohlstand wird neu verteilt, ganze Branchen sind im Umbruch, das industrielle Fundament bröckelt.
Was gestern als krisenfest galt, kann heute Auslaufmodell sein. Gestern Exportschlager, heute Ladenhüter.
Deutschland braucht eine Renaissance seiner ökonomischen Basis. Dazu muss sich unser Land neu erfinden. In keinem anderen OECD-Staat ist der Bildungsaufstieg so abhängig von der Herkunft, nirgendwo scheint der Weg zwischen der Forschungsexzellenz und der Dominanz auf den Märkten so weit. In kaum einem Industrieland müssen Selbstständige und Unternehmer so viele Vorgaben und Regeln befolgen. Nirgendwo ist Arbeit so kostenintensiv und Strom so teuer.
Die Kraftanstrengung für den Wiederaufstieg gelingt nur im Bündnis von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Mit unserem neuen CEO.Table liefern wir den publizistischen Beitrag dazu.
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Kompetent, kurz, klar. Wir analysieren jede Woche die wichtigsten Trends, Thesen und Themen aus den Chefetagen, Strategieabteilungen und Forschungsteams der Wirtschaft. Unser Redaktionsleiter Thilo Boss und sein Team kuratieren für Sie die Interviews, Reden und Vorträge der CEOs aus der vergangenen Woche und bietet Ihnen ein Best-of aus unseren Briefings China, Climate, Europe, ESG, Security, Africa, Agrifood, Bildung und Research.
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In der Rubrik CEO.Survey befragt das Forsa-Institut exklusiv Entscheider zu aktuellen Themen und wir nennen die Must Reads der Technologie- und IT-Publikationen. Dazu lesen Sie im CEO.Table regelmäßig die wichtigsten Personalmeldungen aus den Chefetagen der Republik, die branchenübergreifenden Benchmark-Geschichten und eine geopolitische Einordnung aktueller Krisen und Konflikte.
In unserer Rubrik CEO.Economist ordnen renommierte Wirtschaftswissenschaftler wie IfW-Präsident Moritz Schularick, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner, Prognos-Chefvolkswirt Michael Böhmer und der Präsident des IWH Halle, Reint E. Gropp, die Lage des Landes ein.
Als Lizenznehmer gehören Sie zu den Persönlichkeiten, die für den nationalen Kraftakt zum ökonomischen Wiederaufstieg Deutschlands gebraucht werden.
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Das Treffen unter vier Augen zwischen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Freitag in Pretoria dauerte ungewöhnlich lange. Ein gutes Zeichen. In dem Gespräch soll es vor allem um die G20-Positionen beider Länder gegangen sein und die unterschiedlichen Ansichten zu globalen Herausforderungen. Denn seit dem 1. Dezember hat Südafrika den G20-Vorsitz. Die Zeit, die Steinmeier und Ramaphosa überzogen hatten, musste bei dem Treffen mit John Steenhuisen, dem Parteivorsitzenden der Democratic Alliance (DA) und Landwirtschaftsminister, wieder eingeholt werden.
Seit Juni erst ist die ehemalige Oppositionspartei DA Teil der neuen Regierungskoalition aus zehn Parteien und zweitstärkste Kraft im Parlament. “Wir streiten auch über das Verhältnis zu Russland, wir streiten über Südafrikas Position zum Nahostkrieg etwa”, so Steinmeier in einem Pressebriefing. “Wenn wir es ernst meinen mit der Intensivierung von Beziehungen zu den afrikanischen Staaten, dann müssen wir gerade auch über Dinge sprechen, über die wir nicht einer Meinung sind.”
Neben Politik ging es aber vor allem auch um wirtschaftliche Themen bei dem Besuch, von denen nicht nur Deutschland profitiert. “Sie sind auch relevant für Südafrika, weil deutsche Unternehmen in der Regel etwas mitbringen, was andere nicht in vergleichbarer Weise haben, zum Beispiel berufliche Ausbildung, die in Südafrika sehr geschätzt wird”, sagte Steinmeier. “Deshalb wird das Thema Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit eine Rolle spielen.” So etwa im BMW IT-Hub in Pretoria.
Die Steinmeier-Delegation, zu der zahlreiche Wirtschaftsvertreter gehörten, unter anderem für Solartechnik und grünen Wasserstoff, besuchte den BMW IT-Hub. Dort traf Steinmeier Parks Tau, den südafrikanischen Minister für Handel, Industrie und Wettbewerb. Steinmeier hatte im Hub Gelegenheit, sich mit jungen IT-Fachkräften zu unterhalten, die Spitzentechnologien entwickeln, etwa das Eye-Tracking, einer Technologie mit der Augenbewegungen analysiert werden, um die Vorlieben von Benutzern besser zu verstehen und dementsprechend die Software weiterzuentwickeln.
“Dieser Besuch unterstreicht die Rolle des Hubs bei der Förderung der digitalen Transformation und der Förderung qualifizierter Arbeitskräfte in Südafrika”, sagte Peter van Binsbergen, CEO der BMW Group Südafrika. “Indem wir in junge Talente investieren und fortschrittliche Technologien nutzen, tragen wir zum Wirtschaftswachstum und zur globalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes bei.”
Dabei entwickelt der IT-Hub für die BMW Group weltweit. “Der BMW IT-Hub implementiert weltweit IT-Lösungen und sichert dabei die langfristige IT- und Software-Expertise der BMW Group”, sagte Thorsten Achenbach, Director Digital and Global Solutions beim BMW IT-Hub, Table.Briefings. “Wir verfügen dabei über Wissen in allen relevanten Technologien wie Mainframe, SAP, aber auch Cloud und Künstlicher Intelligenz. Der Hub in Pretoria ist an allen Kerngeschäftsprozessen der BMW Group beteiligt, einschließlich Entwicklung, Produktion, Logistik, Finanzen und Vertrieb.”
Am Anfang, 2006, war der BMW IT-Hub mit 30 Mitarbeitern ein begrenzter SAP-Servicesupport für das BMW-Produktionswerk in Rosslyn nördlich von Pretoria, wo der BMW X3 gebaut wird. Heute gehört es zu den größten seiner Art in Subsahara-Afrika und ist “eines der am schnellsten wachsenden IT-Unternehmen Südafrikas”, so Achenbach. Ziel sei es, “IT-Vorhaben umzusetzen, auszurollen und gleichzeitig mehr Beschäftigungsmöglichkeiten im Land zu schaffen.”
Der Hub habe allein in den vergangenen fünf Jahren 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Als die schnellste wachsende Einheit innerhalb der BMW Group weltweit hat der BMW IT-Hub 2024 rund 190 Millionen Euro in Südafrika erwirtschaftet. In dem Hub wird vor allem an dem Digital Vehicle File (DVF), einer digitalen Replika jedes BMW-Fahrzeuges, und dem IT Control Centre, das IT-Lösungen für die BMW Group weltweit bietet, gearbeitet.
Seine Afrikareise hatte Steinmeier im benachbarten Lesotho beendet, wo er unter anderem mit König Letsie III. zusammentraf. In Lesotho unterstützt die Bundesregierung über die GIZ das nationale Programm Renoka (“Wir sind ein Fluss”), ein Wassermanagementprojekt. “Es kommt jetzt darauf an, dass solche Projekte nicht abgebrochen, sondern weitergeführt werden”, sagte Steinmeier. Mit seinem Gebirgsökosystem spielt Lesotho eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung der Wirtschaftsmetropole Johannesburg und den wasserarmen Ländern des südlichen Afrikas.
Vor rund einem Monat wurde bekannt, dass die eritreische Botschaft in den USA Geld gesammelt hat, um das diktatorische Regime in dem Land finanziell zu unterstützen. Dabei hatten die USA die Regierungspartei Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit nach dem Einmarsch in Tigray in Äthiopien mit Sanktionen bedacht. Einmal mehr wurde dadurch offenbar, wie das Regime in Asmara versucht, weltweit seinen Einfluss in der Diaspora zu sichern. Das führt zu schwerwiegenden Konflikten.
Berichten zufolge ist ein Drittel der schätzungsweise 3,6 Millionen Einwohner Eritreas aus ihrem Heimatland geflohen. Die Hauptgründe dafür sind der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea (1998 bis 2000) und die anhaltende politische Unterdrückung in ihrem Land. Allein in Deutschland leben heute rund 70.000 eritreische Staatsangehörige. Zu diesen müssen noch jene Eritreer hinzugezählt werden, die in der Zwischenzeit die deutsche Nationalität angenommen haben. Obwohl sich die Diaspora-Gemeinschaft seit der Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien im Jahr 1993 mit großem Engagement für die Erhaltung der Einheit des Landes einsetzt, sind interne Probleme unvermeidlich.
Es gibt Befürworter des 78 Jahre alten Präsidenten Isaias Afwerki, der seit der Unabhängigkeit im Jahr 1993 an der Macht ist. Und es gibt Gegner seines Einparteienregimes. Die Befürworter reichen von Prominenten wie der amerikanischen Schauspielerin Tifany Hadish bis hin zu Akademikern in der Diaspora.
Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, wenn die beiden Gruppen aufeinander treffen. Bei Zusammenstößen in Stuttgart, Calgary, Stockholm, Bergen, Tel Aviv oder Den Haag kam es neben Verletzungen auch zu Angriffen auf Sicherheitsbeamten.
Die Opposition betrachtet alle Veranstaltungen, die von der offiziellen Linie abweichen, einschließlich der Feier des Unabhängigkeitstages, als einen Ort, an dem “Propaganda” betrieben wird. Wie üblich stellt die eritreische Regierung die Opposition in der Diaspora als “Hooligans” und so wörtlich “kleine Kabale” dar: also eine kleine Clique von Unruhestiftern. Eine solche Charakterisierung spricht jedoch gegen ihr Projekt der “nationalen Einheit”, da sie das Misstrauen und die Konflikte in der Gemeinschaft weiter schürt.
Eritreas Informationsminister schrieb im Mai 2024: “Der am Unabhängigkeitstag gezeigte nationale Zusammenhalt hat anderswo kaum Parallelen. Doch kleine Kabalen, die mit der saisonalen Eri-Influenza infiziert sind, versprühen weiterhin ihr Gift, wenn auch mit gedämpfter Stimme.”
Für den Beamten in Eritrea sind Medienberichte und offizielle Erklärungen, die etwas anderes behaupten, “unverantwortlich und inakzeptabel.” So fügte der Minister hinzu: “Die Darstellung der ‘Polarisierung’ in den Medien ist offenkundig falsch und grob verzerrt. Die eritreischen Gemeinschaften in der Diaspora sind in ihrer Unterstützung für ihr Land/ihre Regierung so lebendig/vereinigt wie eh und je. Eritreas Gegner haben sich herabgelassen, Gewalt und Vandalismus als Vorwand zu nutzen, um rechtmäßige Veranstaltungen zu verhindern.”
Zu den Ausschreitungen in Stuttgart heißt es in einer offiziellen Erklärung, das Sicherheitspersonal sei “mit Schlagstöcken, Nägeln, Metallstangen, Flaschen und Steinen angegriffen” worden; sechs Beamte wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Bei diesen Ausschreitungen wurden 228 Angehörige der eritreischen Diaspora festgenommen. In Gießen wurden Berichten zufolge 26 Polizeibeamte verletzt. Lokale Medien berichteten im August 2024, dass “drei junge Männer das Amtsgericht wegen Landfriedensbruchs und Angriffen auf Polizisten verurteilt hat”.
In Den Haag verursachten die Krawalle Berichten zufolge einen Schaden von 750.000 Euro und zahlreiche verletzte Polizeibeamte. Am 23. September 2024 “verurteilte ein Gericht in Den Haag den 48 Jahren alten Johannes A. zu vier Jahren Gefängnis […], weil er eine führende Rolle bei den Krawallen” vom 17. Februar 2024 gespielt hatte.
Die Oppositionellen bezeichneten die Verhaftung ihrer “Brüder” als Auftrag der eritreischen Regierung. Kuflom Teame, ein selbsternannter Kritiker des eritreischen Regimes, der in der Schweiz lebt, merkte an: “Die Situation in den Niederlanden zeigt, wie die eritreische Regierung ihre Kontrolle über die Diaspora ausübt und gleichzeitig auf wachsenden Widerstand trifft.”
Für ihn dienen die Unterstützer der Regierung “nicht nur der Überwachung und Einschüchterung von Oppositionellen, sondern auch der Verbreitung von Propaganda zugunsten der eritreischen Regierung.” Solange sie das Regime in Eritrea für einen “Diktator” mit langem Arm halten, scheint sich die Konfrontation in der Diaspora fortzusetzen.
Die Union fordert im Entwurf ihres Wahlprogramms einen Kurswechsel im Sahel. “Die deutsche und europäische Sahel-Politik ist gescheitert. Wir wollen daher mit unseren europäischen Partnern eine neue Sahel-Strategie auflegen”, heißt es in dem Entwurf, der Table.Briefings vorliegt. “Damit unterstützen wir die Menschen vor Ort, sodass sie sich nicht auf den gefährlichen Weg zu uns nach Europa machen müssen.” Sowohl Union als auch SPD wollen am Dienstag ihre Wahlprogramme vorstellen.
Als zentrales Instrument zur globalen Krisenbekämpfung will die Union einen Nationalen Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt einrichten. Dieser soll die “wesentlichen Fragen der Außen-, Sicherheits-, Verteidigungs-, Europa- und Entwicklungspolitik koordinieren.” Zudem will die Union humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zusammenlegen. Auch die Außenwirtschaftsförderung soll stärker mit der EZ verzahnt werden.
Laut dem Entwurf will die Union zudem die Wirtschaftsbeziehungen mit afrikanischen Ländern intensivieren. Vor diesem Hintergrund sollen multilaterale Institutionen wie die Afrikanische Union gestärkt werden. Eine Information darüber, ob es unter einer unionsgeführten Regierung noch ein eigenständiges Entwicklungsministerium geben soll, gibt der Programmentwurf nicht.
Anders bei der SPD. Dort heißt es im Programmentwurf: “Wir brauchen ein starkes und eigenständiges Entwicklungsministerium, das zusammen mit politischen Stiftungen, mit NGOs und kirchlichen sowie zivilgesellschaftlichen Partnern wichtige Arbeit bei der Bewältigung globaler Krisen und bei der Prävention von Konflikten leistet.” Gleichzeitig will die SPD ihren Kurs fortsetzen, die Länder des Globalen Südens bei mehr Mitbestimmung in den internationalen Organisationen zu unterstützen. Zur Situation im Sahel äußert sich die SPD in ihrem Programmentwurf nicht. dre
Das für Sonntag geplante Treffen zwischen Ruandas Präsident Paul Kagame und dem Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo (DRC), Félix Tshisekedi, in der angolanischen Hauptstadt Luanda wurde kurzfristig abgesagt. Auf dem Nachrichtendienst X beschuldigte das kongolesische Präsidentenbüro die ruandische Seite, die Teilnahme an den Gesprächen verweigert zu haben. Tatsächlich war Ruandas Präsident Medienberichten zufolge nicht nach Angola gereist.
Vorausgegangen waren mehrere Vermittlungsrunden unter Angolas Führung, die den seit Jahren schwelenden Konflikt im Osten der DRC beenden sollte. Ruanda unterstützt die M23-Rebellen mit Waffen, Ausrüstung und Soldaten. Zuletzt unterzeichneten die Außenminister beider Länder ein Abkommen, das den Rückzug Ruandas und die Entwaffnung der M23 vorsah. Gleichzeitig versprach die DR Kongo, die Unterstützung für die Hutu-Miliz FDLR einzustellen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hatte Ruanda vor der Unterzeichnung eines Friedensabkommens gefordert, dass die kongolesische Regierung direkte Gespräche mit den M23-Rebellen aufnimmt. Dies hatte die kongolesische Regierung abgelehnt. dre
Afrika ist der Kontinent zukünftigen Wachstums – auch im Straßenverkehr. Die derzeit niedrige Motorisierungsrate (42 Kfz pro 1.000 Einwohner) wird Prognosen zufolge in den kommenden 20 Jahren um das Zehnfache ansteigen. Der Kfz-Markt des Kontinents ist bislang geprägt von importierten Gebrauchtfahrzeugen aus anderen Teilen der Welt. Der globale Boom der Elektromobilität bietet afrikanischen Staaten jedoch zukünftig Möglichkeiten, eigene Ressourcen zu nutzen, eine Automobilindustrie aufzubauen und transformatives Wirtschaftswachstum voranzutreiben.
Afrika könnte eine flächendeckende Motorisierung mit fossilen Verbrennern überspringen und direkt in eine Ära der klimaneutralen Mobilität steuern. Elektrofahrzeuge gewinnen in afrikanischen Städten bereits zunehmend an Bedeutung. Im öffentlichen Verkehr finden immer mehr elektrische Motorräder, aber vor allen Dingen Elektrobusse den Weg auf die Straße. Afrikas erstes vollständig mit Solarstrom betriebenes Bus Rapid Transit System (BRT) wurde dieses Jahr in Dakar, Senegal, in Betrieb genommen. Nairobi, Kairo, Kigali und Kapstadt haben E-Busse eingeführt; in Lagos und Johannesburg sind Pilotprojekte geplant.
Eine geringere Abhängigkeit von Kraftstoffimporten wäre für viele Länder ein wichtiger Vorteil. Die jährlichen Brennstoffimporte Äthiopiens werden auf fünf Milliarden US-Dollar geschätzt, die Nigerias auf 3,7 Mrd. US-Dollar (2024) und die Kenias auf 4,8 Mrd. US-Dollar (2023). Die lokalen Kosten für Mobilität liegen deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Das bremst die Wirtschaft.
Afrikanische Regierungen bemühen sich verstärkt, Wertschöpfung im eigenen Land zu schaffen. Simbabwe, Namibia, Ghana und die Demokratische Republik Kongo haben in den vergangenen zwei Jahren die Ausfuhr von Rohmineralien verboten. Die Demokratische Republik Kongo verfügt über 50 Prozent der weltweiten Kobaltreserven, Simbabwe über 1,2 Prozent der weltweiten Lithiumreserven und Südafrika über 95 Prozent der Platinreserven. All diese Rohstoffe sind für die Produktion von Batterien für Elektroautos unerlässlich.
Die mittlere Einkommensklasse auf dem Kontinent hat sich seit 2000 verdreifacht und wird voraussichtlich bis 2060 über 40 Prozent der Haushalte ausmachen. Mit den entsprechenden Investitionen könnte die Anzahl an E-Fahrzeugen die der Verbrenner in Rekordzeit überflügeln. Das ugandische Staatsunternehmen Kiira Motors stellt seit 2011 verschiedene Elektrofahrzeuge her. Das kenianische Unternehmen Basigo, gestartet 2022, hat ein Montagewerk für 30 Elektrobusse errichtet. Volkswagen, BYD und Ford geben in der Region grünes Licht für Investitionen in Elektrofahrzeuge. Die afrikanische kontinentale Freihandelszone wird bald die größte Freihandelszone der Welt sein und verspricht, sich zu einem florierenden Markt zu entwickeln.
Immer mehr Länder schaffen rechtliche Rahmenbedingungen für die Elektromobilität. Sieben Länder haben die Einfuhrzölle für E-Fahrzeuge auf den Bereich zwischen 0 und 25 Prozent gesenkt und langfristige Ziele für den Umstieg auf Elektromobilität festgelegt. Ghana, Mauritius, Marokko und Ruanda streben bis 2030 Anteile von E-Autos zwischen 10 und 30 Prozent an, während Uganda und Kap Verde 100 Prozent E-Fahrzeuge ab 2035 zum Ziel haben. Äthiopien hat Anfang des Jahres die Einfuhr von neuen und gebrauchten Verbrennerfahrzeugen verboten; in Ruanda werden ab Januar 2025 keine Motorräder mit Verbrennungsmotor mehr für den kommerziellen öffentlichen Verkehr neu zugelassen.
Für einen Automobilstandort wie Deutschland bietet Afrikas aufstrebender Markt für Elektromobilität viele Möglichkeiten. Gleichzeitig ist der Finanzierungsbedarf für die Transformation hin zu klimaneutralen Technologien in Afrika enorm und Industrieländer wie Deutschland stehen auch in der Verantwortung, mit Partnern aus Afrika gemeinsam in eine nachhaltigere Zukunft zu investieren. Beim German-African Business Summit Anfang Dezember in Nairobi standen Wasserstoff, erneuerbare Energien und die Migration von Fachkräften im Mittelpunkt. Elektromobilität darf bei solchen Gelegenheiten nicht fehlen. Obwohl VW ankündigte, die lokale Montage von Verbrenner-, Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen in Kenia bis zum Jahresende wieder aufzunehmen, wurde die Diskussion über die systemische Bedeutung der Elektromobilität für Afrika nicht geführt.
Deutschland wird nicht mehr lange die Chance haben, einen vielversprechenden Markt beim Aufbau resilienter Lieferketten und bei der Produktion von E-Fahrzeugen vor Ort zu unterstützen – zum beiderseitigen Nutzen. Die Bundesregierung kann durch Partnerschaften auf Regierungsebene und geeignete Anreize das Vertrauen der deutschen Industrie stärken und Unternehmen zu Investitionen und Kooperationsprojekten ermutigen. Dabei kommt es auch darauf an, schnell zu handeln. Denn bald schließt sich das Fenster für die, die glauben, der afrikanische Kontinent würde noch über Jahrzehnte dankbarer Abnehmer für gebrauchte und neue Verbrennerfahrzeuge bleiben.
Naville Geiriseb ist Projektleiter Internationale Zusammenarbeit bei Agora Verkehrswende und verantwortet unter anderem das Projektportfolio in Afrika. Christian Hochfeld ist seit 2016 Direktor von Agora Verkehrswende. Seit 2022 ist Hochfeld zudem Mitglied im Expertenkreis Transformation der Automobilwirtschaft beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
New York Times: Bewaffnete Milizen in Burkina Faso bereiten Probleme. Burkina Fasos Militärjunta hat 10.000 Zivilisten bewaffnet. Wie auch in anderen Staaten erwies sich die Strategie, die militärische Macht durch den Einsatz ziviler Milizen zu verstärken, als Fehler. Sie vertiefte eine Spirale der Gewalt, die die lokale Bevölkerung noch stärker gefährdet und die Spannungen zwischen den Ethnien anheizt. (“Security Strategy of Recruiting Cheap Militiamen Backfires in Africa”)
Taz: Boko-Haram-Kämpfer geben Waffen ab. Nach Angaben des nigerianischen Militärs haben in den letzten fünf Monaten rund 130.000 Mitglieder der Terrorgruppe Boko Haram ihre Waffen niedergelegt. General Christopher Musa, Stabschef des Verteidigungsministeriums, verkündete dies auf der “Africa Security Watch Konferenz” in Katar. Laut Musa ist diese Entwicklung auch dem neuen Ansatz der nigerianischen Regierung zu verdanken, der Militäraktionen mit Initiativen für die Bevölkerung verbindet. (“130.000 Boko-Haram-Mitglieder entwaffnet”)
Le Monde: Sondergericht zur Aufarbeitung von Verbrechen in Gambia beschlossen. Die ECOWAS stimmte am Sonntag der Einrichtung eines Sondergerichts zu, das Verbrechen untersuchen soll, die zwischen 1994 und 2017 in Gambia unter dem ehemaligen Diktator Yahya Jammeh begangen wurden. Im Februar 2023 hatte die gambische Regierung bekannt gegeben, dass sie mit der ECOWAS zusammenarbeitet, um ein solches Gericht für die Verbrechen während der 22-jährigen Herrschaft Jammehs zu etablieren. (“Gambie : la Cedeao approuve un tribunal spécial pour juger les crimes sous l’ex-dictateur Yahya Jammeh”)
The Nation: Impfstoff gegen Ebola. Das Ebola-Virus war 2014 allein in Sierra Leone, Liberia und Guinea für 14.000 Tote verantwortlich. Mit großem Aufwand gelang es Merck, einen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln, der einen 95-prozentigen Schutz bietet. Für einen dauerhaften Erfolg im Kampf gegen das Virus ist jedoch gleichberechtigter Zugang zu Impfstoffen und die Stärkung der Gesundheitssysteme nötig. (“Ebola: How a vaccine turned the virus into a preventable disease”)
The Telegraph: Ein Krankenhaus schafft Hoffnung. In Sierra Leone ging im Sommer ein neues Krankenhaus in Betrieb. Seine Arbeit soll dazu beitragen, dass Eltern kranker Kinder diese nicht mehr im Ausland behandeln lassen müssen, was sich viele der Bewohner des Landes nicht leisten können. In dem neuen Krankenhaus werden zudem Ärzte ausgebildet. Sie sollen helfen, die medizinische Versorgung in dem Land zu verbessern. (“Inside Sierra Leone’s plan to end its reliance on foreign hospitals”)
Bloomberg: Labormangel behindert Virusbekämpfung. Die Identifizierung des Ausbruchs einer mysteriösen Krankheit in einer abgelegenen Region der Demokratischen Republik Kongo verzögert sich aufgrund von Schwierigkeiten bei der Zustellung qualitativ hochwertiger Proben an ein nationales Labor in der Hauptstadt Kinshasa. Im Epizentrum des Ausbruchs in Panzi, einer Region mit über 200.000 Einwohnern in der südwestlichen Provinz Kwango, gibt es keine Labors. Seit Ende Oktober wurden mehr als 500 Fälle der unbekannten Krankheit gemeldet. (“‘Disease X’ Identification Delayed by Remote Congo Jungles”)
Africa News: Lesotho setzt auf die Umwelt. UN-Generalsekretär António Guterres lobte bei einem zweitägigen Besuch in Lesotho Anfang dieser Woche das Land für seine Investitionen in grüne Energie. Er betonte, dass Lesotho mit gutem Beispiel vorangehe, indem es in erneuerbare Energien und andere umweltfreundliche Bereiche investiere. In einer Rede vor dem Parlament forderte Guterres die reichen Nationen auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und den Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. (“UN chief praises Lesotho for its investments in green energy”)
Deutsche Welle: Junge Menschen verändern die Politik. Junge, urbane Menschen in Afrika gehen selten wählen und schließen sich selten politischen Parteien an. Sie nutzen formelle Formen der demokratischen Beteiligung also kaum. Stattdessen protestieren sie lieber. Laut der Friedrich-Ebert-Stiftung fühlen sie sich nicht als Teil der Gesellschaft. Viele von ihnen leben in informellen Siedlungen, in denen zwar Armut herrscht, die aber dennoch das wirtschaftliche Wachstum vorantreiben. (“Wie junge Menschen Afrikas politische Kultur verändern”)
Anfang des Monats gab die Biennale in Venedig bekannt, dass Koyo Kouoh die nächste Kunstausstellung 2026 kuratieren wird. Damit schreibt die kamerunische Künstlerin Geschichte. Sie wird die erste afrikanische Kuratorin sein, die die Hauptausstellung betreut. Sie folgt damit dem 2019 verstorbenen Nigerianer Okwui Enwezor, der 2015 als erster Afrikaner überhaupt die Biennale kuratierte.
Die Entscheidung ist eine konsequente Fortführung der Idee, dem Globalen Süden auf der Biennale mehr Raum zu geben. In diesem Jahr hatte die Biennale den Brasilianer Adriano Pedrosa mit der künstlerischen Leitung betraut. Bereits 2023 hatte die schottisch-ghanaische Architektin Lesley Lokko die Architektur-Biennale kuratiert.
Die 57-jährige Kouoh ist derzeit Direktorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Mocaa) in Kapstadt. Das 2017 eröffnete Mocaa gilt als das größte Museum für afrikanische Gegenwartskunst weltweit. Ende der 1990er-Jahre war Kouoh Koordinatorin des Kulturprogramms des Gorée Instituts in Dakar. Dort war Kouoh zudem lange Jahre Leiterin der Raw Material Company, ein Kunstzentrum in der senegalesischen Hauptstadt. Das Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kreativität in Afrika zu fördern. Dafür bietet die Raw Material Company Raum für afrikanische Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Fachrichtungen, von Literatur über Film, Architektur bis hin zu Mode.
Die in Kapstadt, Dakar und Basel lebende 57-Jährige wirkt gleichzeitig über den afrikanischen Kontinent hinaus. Ihre Laufbahn begann sie in der Schweiz, wo sie ebenso wie in Frankreich und in den USA Bankwesen und Kulturmanagement studierte. Schnell machte sie sich einen Namen als Expertin für Fotografie und Installationskunst.
Kouoh hat mehrmals in Deutschland renommierte Ausstellungen betreut. So war Kouoh Teil des Kuratorenteams der Documenta 12 (2007) und Documenta 13 (2012) in Kassel. Außerdem war sie 2019 Mitglied der Kurzfilmjury der Berlinale. Aufsehen erregte Kouoh zudem 2016 auch als künstlerische Leiterin des Festivals EVA International im irischen Limerick. Ausgehend vom 100. Jahrestag des irischen Osteraufstands – und der Rolle Irlands als erste britische Kolonie – befasste sich das Festival unter ihrer Leitung mit postkolonialen Kontinuitäten. 2020 erhielt die Kamerunerin den renommierten Schweizer Kunstpreis Grand Prix Meret Oppenheim.
Zuletzt kuratierte Kouoh die Ausstellung “When We See Us” im Kunstmuseum Basel. Die Ausstellung hatte sie ursprünglich für das Mocaa zusammengestellt. Darin befasst sie sich mit der jüngeren panafrikanischen Kunstgeschichte der vergangenen 100 Jahre.
Dass Kouoh eine durchaus streitbare, politische Künstlerin ist, zeigte sich bei einer Festveranstaltung in der Münchner Pinakothek der Moderne im Oktober dieses Jahres. Dort hielt sie eine Laudatio für Franz Herzog von Bayern, der für sein Wirken als Kunstmäzen geehrt werden sollte – und sorgte für einen Eklat. In ihrer Rede warf Kouoh Israel Gewalttätigkeit vor. Israel habe sein Regime des Terrors und der Zerstörung auf den Libanon ausgedehnt. Teile des Publikums hatten Medienberichten zufolge den Saal aus Protest verlassen.
Für die Biennale will sie eine Ausstellung zusammenzustellen, von der sie hoffe, “dass sie eine Bedeutung für die Welt hat, in der wir heute leben – und vor allem für die Welt, die wir schaffen wollen”. Gut möglich also, dass Kouoh auch bei der Biennale 2026 die politischen Gewissheiten des Globalen Nordens herausfordern wird. David Renke
Gerade aus dem Zweiten Weltkrieg zurück, wo er mit den französischen Truppen und den Tirailleurs sénégalais gekämpft hat, nimmt sich Kaltoumas Mann eine zweite Frau. Genauer gesagt nimmt er ein 13-jähriges Mädchen zur Frau. Kaltouma verlässt ihren Mann dafür und zieht zurück zu ihren Eltern. Eine Schande in den Augen der Gesellschaft, die der selbstbestimmten Kaltouma ihr ungebührliches Verhalten immer wieder vorwirft. Kaltouma ist die Großmutter des tschadischen Autors Haroun Mahamat-Saleh, der unter Langzeitherrscher Idriss Déby für zwei Jahre Kulturminister war. In seinem jüngsten Buch mit dem Titel “Ma grand-mère était un homme” (erschienen bei Éd. Stock) erzählt Saleh die Geschichte seiner Familie. Und für Saleh steht seine Großmutter Kaltouna im Zentrum der Familie, unter deren Fittichen er aufwächst.
Salehs Erzählung ist kein Roman, keine Erfindung. Das macht sie nicht weniger eindringlich. Der Regisseur beherrscht es perfekt, mit präzisen Worten lebendige Szenen entstehen zu lassen. Im Prisma der Biografie von Kaltouma und ihrer Familie bricht sich die Geschichte des Tschad: Wie die Hoffnung nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft zerfällt, wie Frankreich danach bei den inneren Konflikten weiter mitmischt, welch’ trostloser Ort N’Djamena unter dem Bürgerkrieg in den 80er Jahren ist, vor dem Saleh schließlich flieht und sich später in Frankreich niederlässt.
Zufällig ist Salehs Buch auch hochaktuell mit dem begonnenen Abzug der französischen Truppen aus dem Tschad. Ein Grund, es zu lesen – aber nicht der einzige. lcw