Table.Briefing: Africa

Ringen um Unabhängigkeit bei Impfstoffen + Attraktive Nischen in der E-Mobilität + Südafrikas zähe Energiewende

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Kampf gegen Mpox spendet die Bundesregierung 100.000 Impfdosen an afrikanische Länder, die vom neuerlichen Ausbruch der Krankheit betroffen sind. Von diesen Abhängigkeiten wollen sich die afrikanischen Länder eigentlich befreien. Sie streben bis 2040 an, 60 Prozent ihres Impfstoffbedarfs selber zu produzieren. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, analysiert unsere Westafrika-Korrespondentin Lucia Weiß.

Auch bei der E-Mobilität will Afrika aufholen. Bislang haben Stromer noch das Nachsehen gegenüber den günstigeren Verbrennern. Welche Nischenmärkte allerdings schon jetzt vielversprechend sind, hat unser Südafrika-Korrespondent Andreas Sieren aufgeschrieben.

Daneben haben wir weitere Analysen, News und Berichte für Sie.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr
David Renke
Bild von David  Renke

Analyse

Impfstoffe: Wie der Kontinent unabhängiger von Importen werden will

Zwei Jahre nachdem der Impfstoff gegen Mpox weltweit zugänglich gemacht wurde, gibt es auf dem afrikanischen Kontinent – dem Zentrum der jüngsten Ausbreitung – immer noch keinen. Das liegt nach Recherchen von Reuters unter anderem an den langsamen Genehmigungsprozessen der WHO. Bisher sind die afrikanischen Staaten von Impfstoff-Importen stark abhängig. Grob unterscheiden lassen sich zwei Ländergruppen:

  • Jene, die vor allem über internationale Mechanismen – wie die Impfstoffallianz Gavi – Impfstoffe beziehen. Je nach Einkommen finanzieren sie einen Teil der über Gavi-bezogenen Impfstoffe mit. Nur Angola bezahlt derzeit den vollen Preis selbst.
  • Länder, die ihre Impfstoffe selbst besorgen – etwa Südafrika.

Doch der afrikanische Kontinent will bis 2040 unabhängiger von Importen werden: Bis dahin sollen nach den Plänen der Afrikanischen Union 60 Prozent der Impfstoffe in Afrika produziert werden. Das ist ein ambitioniertes Ziel, denn nach AU-Angaben waren es 2021 weniger als ein Prozent. Zwischenziele sind zehn Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030.

Nachfrage wird stark wachsen

Zentrales Dokument für die afrikanische Impfstoffstrategie ist die 2022 veröffentlichte Rahmenstrategie des Africa Centre for Disease Control and Prevention (Africa CDC), jener Behörde der Afrikanischen Union, die für Fragen der öffentlichen Gesundheit verantwortlich ist. Die Nachfrage wird sich nach Berechnungen der AU extrem erhöhen, vor allem wegen der stark wachsenden Bevölkerung in Afrika. Bis 2040 werden demnach mehr als 2,7 Milliarden Dosen Impfstoff auf dem Kontinent benötigt. Das Marktvolumen soll bis dahin nach AU-Angaben zwischen drei bis sechs Milliarden Dollar groß werden.

Impfstoffhersteller in Afrika sind rar gesät. Sechs sind es derzeit noch – vor allem in Nord- und im südlichen Afrika, davon drei Pasteur-Institute in Senegal, Algerien und Tunesien, wie eine Übersicht der US-Nichtregierungsorganisation Path zeigt. Dazu kommen Fabriken in Ägypten (Vascera), Äthiopien (Ethiopian Public Health Institute) und Südafrika (Biovac). Außerdem gibt es an sechs Standorten sogenannte Fill-and-Finish-Fabriken, die sich um Covid-19-Impfstoffe kümmern. Sie bereiten die importierten Impfstoffe zur Verteilung und Anwendung auf.

  • Sothema, Marokko
  • Saidal, Algerien
  • Vacsera, Ägypten
  • Minapharm, Ägypten
  • Biovac, Südafrika
  • Aspen Pharmacare, Südafrika

23 Fabriken sind geplant

Derzeit laufen schon mehrere Projekte, die Impfstoffproduktion in Afrika auszubauen. Etwa das Projekt “Madiba” im Senegal, das sich derzeit um eine Freigabe der WHO für die produzierten Impfstoffe bemüht. Je nach Art des Impfstoffes sind verschiedene Technologien erforderlich, die eine spezifische Infrastruktur erfordern. Das deutsche Unternehmen Biontech hat den Aufschlag für die Produktion von mRNA-Impfstoffen in Afrika für 2025 in seiner Fabrik in Ruanda angekündigt.

Die AU strebt an, insgesamt 23 Fabriken in Afrika zu etablieren, um die Nachfrage befriedigen zu können zu 60 Prozent. Geschätzter Finanzbedarf: 30 Milliarden Dollar in den kommenden 20 Jahren, wovon mit 25 Milliarden Dollar der Löwenanteil auf die laufenden Kosten entfallen dürfte. Finales Ziel ist es, auch Stoffe, Bestandteile und Materialien, die für die Produktion eines Impfstoffes benötigt werden, auf dem Kontinent herzustellen. Langfristig geht es also um nicht weniger als den Ausbau der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie in Afrika.

AU verfolgt breiten Ansatz

Die AU verfolgt dezidiert einen ganzheitlichen Ansatz, der auch die Lieferketten, Infrastruktur, Forschung und Partnerindustrien für die Produktion von Impfstoffen in den Blick nimmt. Acht Bereiche, die in jeweils gesonderte Programmen bearbeitet werden sollen, hat die AU identifiziert:

  1. Marktzugang und Nachfrage: Informationen über Nachfrage und Bedürfnisse von Ländern und Herstellern afrikaweit sammeln und zusammenführen, Prognosen entwickeln
  2. Finanzierung: Zugang zu Finanzierung vorbereiten, Gelder mobilisieren
  3. Rahmengesetzgebungen: Regulatorik afrikanischer Länder an internationale Anforderungen – etwa der WHO – für die Impfstoffproduktion angleichen
  4. Knowhow-Transfer: Wissensaustausch für die Impfstoffproduktion fördern
  5. Nachwuchsförderung: Studierende und Auszubildende in relevanten Bereichen fördern
  6. Forschung: Regional Exzellenzzentren für die Impfstoffforschung einrichten
  7. Infrastruktur: Lobbying für Anreize in der internationalen Handelspolitik, wie etwa Steuererleichterungen
  8. Evaluierung: Afrikaweite Versorgung mit Impfstoffen koordinieren und nachhalten
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Verkehr: Welche Nischen in der E-Mobilität vielversprechend sind

Afrikanische Städte ersticken in Abgasen. Wie in Europa hat der Verkehr stark zugenommen. Jedoch machen dem Kontinent vor allem unzureichende Infrastruktur, rasantes Wachstum in Metropolen und zunehmende Bevölkerung zu schaffen. Die fehlende Regulierung des Verkehrs drückt sich auch in den Opferzahlen von Verkehrsunfällen aus, die in Afrika pro Kopf zu den höchsten in der Welt zählen. Allein 2021 waren es 250.000, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem kürzlich erschienenen Bericht feststellte: ein Anstieg von 17 Prozent in der vergangenen Dekade.

Chancen für E-Busse

Ein Umstieg auf E-Mobilität würde die Abgase reduzieren, doch es geht nur langsam voran. Das größte Problem, das gegen E-Autos spricht, ist die unzureichende, oft noch schwankende Stromversorgung. Die Netze würden die Belastung von vielen Ladevorgängen schlicht nicht aushalten. Anders ist das bei Bussen. In Kapstadt unterzeichnete Golden Arrow Bus Services kürzlich einen Vertrag mit dem chinesischen Bushersteller BYD Auto, der mit Tesla weltweit führende Hersteller von E-Autos und damit auch die größte Automarke in China. In der südchinesischen Tech-Metropole Shenzhen, dem Stammsitz von BYD, fahren schon seit Jahren fast alle Busse mit Strom. 2017 wurden sie eingeführt, inzwischen fahren 16.000 Busse in der Stadt.

Die Südafrikaner wollen nun 120 elektrische Busse bis Ende 2024 kaufen, nachdem sie die Fahrzeuge vier Jahre lang getestet haben. Laut Francois Meyer, CEO von Golden Arrow, das 1.200 Busse besitzt, markiert dieser Auftrag einen Wendepunkt in der künftigen Entwicklung des Unternehmens. “Dieser Großauftrag bestätigt unser Engagement für Erneuerbare Energien und wird uns auch die Betriebsdaten im größeren Maßstab liefern, die den Weg zur vollständigen Elektrifizierung der Flotte ebnen”, sagte er. Es wird die größte E-Bus-Bestellung, die je im Land am Kap getätigt wurde.

BYD schlägt MAN

Das deutsche Unternehmen MAN hat der Firma Ende vergangenen Jahres einen E-Bus zu Testzwecken geliefert, hat aber gegenüber den Chinesen das Nachsehen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Chinesen ist besser. Auch in Deutschland verkaufen sich die BYD-Busse. Vor einigen Monaten hat die Stadt Mönchengladbach 19 Busse erworben. Fast zeitgleich hat die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, kurz Bogestra genannt, 22 Busse bestellt.

Mehr als 50.000 BYD-E-Busse wurden bislang unter anderem nach Großbritannien, in die Niederlande, nach Norwegen und Spanien ausgeliefert. Und nun zieht in Südafrika neben Johannesburg auch die Hauptstadt Pretoria nach. Sie will bis Ende 2025 knapp 40 E-Busse betreiben. Es ist ein von der Global Environment Facility (GEF) finanziertes und von der Development Bank of Southern Africa (DBSA) gemanagtes Pilotprojekt.

Kenia montiert bereits E-Busse

Andere Länder auf dem Kontinent gehen in eine ähnliche Richtung. Senegal hat im Januar die erste E-Busflotte in der Hauptstadt Dakar eingeführt. Die Fahrzeuge sind Teil eines neuen E-Bus Rapid Transit (BRT)-Systems, ein Novum in Afrika, bei dem 120 Busse 300.000 Menschen täglich befördern sollen. “Sonntag, der 14. Januar, wird in unsere Geschichte als der Tag eingehen, an dem wir einen weiteren Schritt in Richtung eines modernen Senegals gemacht haben”, sagte der damalige Präsident Macky Sall zu dem unter anderem von der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank geförderten Projekt.

Kenia möchte als ersten Schritt mindestens 24 E-Busse im öffentlichen Verkehr einsetzten. Der erste Bus wurde im Juli vom kenianischen E-Mobilitäts-Start-up Basigo, das elektrische Busse an Busunternehmen least, in Empfang genommen. Basigo hat bereits mit chinesischer Technologie im vergangenen April eine E-Bus-Produktionsstätte in Thika am Stadtrand von Nairobi eingeweiht. Die Busteile und Unterstützung kommen von BYD. Die Busse werden aber in Kenia gebaut. Basigo hat bereits 17 von BYD gelieferte Busse in der Flotte.

Das ambitionierte Ziel der Regierung: Alle Busse in Kenia sollen bis Ende 2027 elektrisch angetrieben werden. So sollen Emissionen von Kohlenstoffdioxid langfristig um 600.000 Tonnen gesenkt, teure Treibstoffimporte reduziert und die Transportkosten für Pendler niedriger werden. So sieht es auch Transportminister Onesimus Kipchumba Murkomen, der kürzlich für mehr E-Mobilität warb. Die Industrie habe das Potenzial, mehr als 300.000 Jobs zu schaffen, so der Minister.

Nigeria plant größte E-Busflotte des Kontinents

Ähnliche Gründe finden sich auch in den anderen Ländern Afrikas. So baut das benachbarte Uganda ebenfalls E-Busse, die von umliegenden Ländern bereits bestellt wurden. Bei der Lieferung von 100 Bussen gibt es allerdings derzeit Engpässe und Verzögerungen. In der Hauptstadt Kampala wurde aber diese Woche The Real Urban Emissions Initiative (TRUE) ins Leben gerufen, die die im Straßenverkehr produzierten Emissionen messen soll, nach dem Vorbild von Städten wie London, New York City und Paris. Es ist das erste Testprojekt dieser Art in Afrika. Ruanda macht derzeit Schlagzeilen vor allem mit E-Motorrädern.

Nigeria, eines der am stärksten verschmutzen Länder Afrikas, hat bereits beim vergangenen COP28-Gipfel angekündigt, die größte E-Busflotte in Afrika aufzubauen. 100 Busse machen den Anfang, mit dem Fernziel 1.000 Busse, die die Umwelt entlasten sollen. Vergangene Woche wurden bereits 30 lokal produzierte Hybrid-Busse, von der Depot and Petroleum Products Marketers Association of Nigeria (DAPPMAN) an die Regierung übergeben. Diese werden mit komprimiertem Erdgas betrieben werden.

Chinesische E-Autos erschwinglich, deutsche zu teuer

Die E-Mobilität bei Autos hingegen kommt auf dem Kontinent nur langsam voran, mit nur einigen tausend Fahrzeugen auf der Straße in den meisten Ländern. Es gibt bisher noch kaum Netzwerke von Ladestationen. In Südafrika wurde diese Woche von Volkswagen der ID.4 Pro vorgestellt, ein elektrisch betriebener Mittelklassewagen, der eine Reichweite von 500 Kilometern haben soll. Carmag, eine südafrikanische Autozeitschrift, hatte das Fahrzeug schon im Juli getestet und fand, das Auto sei ein “Game-Changer” und “ein absolutes Muss für Südafrikaner, die mit einer bekannten und vertrauenswürdigen Marke auf Elektroautos umsteigen möchten.” Den Preis von über 50.000 Euro können sich derzeit aber nur die wenigsten im Land am Kap leisten. Die deutschen E-Autos sind zu teuer, die chinesischen deutlich billiger. Ein spartanisches Viertürer-E-Auto des chinesischen Herstellers Wuling kostet umgerechnet 5.000 US-Dollar. In Kenia wird es unter der Marke Air Yetu bereits in kleinen Stückzahlen zusammengebaut.

Da will Südafrika nicht nachstehen.  “Die südafrikanische Regierung hat Pläne zur Förderung der E-Auto-Produktion vorgelegt”, schrieb kürzlich Jenny Tala von Germany Trade und Invest (GTAI) über das von der Regierung veröffentlichte Whitepaper zu E-Fahrzeugen. “Der Entwicklung des heimischen Absatzmarktes wird darin keine Priorität eingeräumt.” Die Verkaufszahlen von E-Autos seien auf “niedrigem Niveau”. Stattdessen verfolgt Südafrika die Weiterverarbeitung von vorhandenen Rohstoffen und die Ankurbelung der Batterieproduktion. Deswegen sollte sich die Regierung bei E-Mobilität lieber auf den Busverkehr konzentrieren. Das ist auch billiger, wie eine Studie der C40 Cities Climate Change Leadership Group schon im April festgestellt hat.

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Energiewende im Süden Afrikas: Reichlich Ressourcen, kaum Transformation

Das südliche Afrika verfügt über ein immenses Potenzial an Erneuerbarer Energie, von Sonnen- und Windenergie bis hin zu Wasserkraft und geothermischen Ressourcen. Beste Voraussetzungen also eigentlich, um den Absprung von fossilen Brennstoffen hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu schaffen. Doch trotz dieses Potenzials stockt in Ländern wie Simbabwe, Sambia und Südafrika die Transformation. Gleichzeitig wird die Energieversorgung immer unzuverlässiger. Die Energiekrisen in diesen Ländern sind auf ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen:

  • Die Region ist aufgrund ihrer historischen Abhängigkeit von der Wasserkraft anfällig für schwankende Niederschlagsmuster, die durch den Klimawandel noch verschärft werden. So brach beispielsweise die Stromerzeugung in Sambia im Jahr 2022 aufgrund niedriger Wasserstände um 40 Prozent ein.
  • Jahrzehntelange Unterinvestitionen in die Strominfrastruktur in Verbindung mit einem ineffizienten Energiemanagement haben zu veralteten und maroden Stromübertragungsnetzen geführt.
  • Zudem hat die politische und wirtschaftliche Instabilität in einigen Ländern die Beteiligung des Privatsektors und ausländische Investitionen im Energiesektor verhindert.

Eine der sonnenreichsten Regionen der Welt

Im südlichen Afrika gibt es reichlich Sonneneinstrahlung, besonders in Simbabwe und Südafrika. Nach Angaben der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) erhält die Region eine durchschnittliche jährliche Sonneneinstrahlung von fünf bis sechs Kilowatt pro Quadratmeter, vergleichbar mit einigen der sonnenreichsten Regionen der Welt. Das Potenzial für eine groß angelegte Solarstromerzeugung ist immens.

So könnte Südafrika mit seinen riesigen Freiflächen Schätzungen zufolge über 100 Gigawatt Solarstrom zu erzeugen. Simbabwe verfügt trotz seiner wirtschaftlichen Herausforderungen über ein ähnliches Solarpotenzial, speziell in den trockenen Regionen des Landes. Sambia ist zwar in erster Linie für seine Wasserkraft bekannt, verfügt aber auch über bedeutende Solarressourcen in seinen westlichen Provinzen.

Hürden für die Entwicklung erneuerbarer Energien

Trotz des offensichtlichen Potenzials gibt es mehrere Hürden, die den Übergang zu erneuerbaren Energien in der Region behindern. Die Vorlaufkosten für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sind beträchtlich, und der Zugang zu erschwinglichen Finanzierungen bleibt eine Herausforderung. Zwar haben sich einige Organisationen dazu bekannt, sich in größerem Umfang für erneuerbare Energien zu engagieren, doch sind in dieser Hinsicht bisher keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden.

Abgesehen davon sind die afrikanischen Länder für ihr ungünstiges politisches und regulatorisches Umfeld bekannt. Komplexe und uneinheitliche Gesetzgebungen, gepaart mit einem hohen bürokratischen Aufwand, schrecken von Investitionen in den Sektor der erneuerbaren Energien ab. Im Jahr 2021 sagte die EU insgesamt 8,5 Milliarden Dollar zu, um den Übergang Südafrikas zu grüner Energie zu beschleunigen. Nach dem schwachen Abschneiden der ANC-Regierung bei den Wahlen in Südafrika will die Regierung nun die Energieversorgung des Landes über fossile Quellen stabilisieren.

Problematisch ist zudem die Integration Erneuerbarer Energien in großem Maßstab in bestehende Stromnetze. Diese erfordert eine erhebliche Verbesserung der Infrastruktur und technisches Fachwissen. Hinzu kommt der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bereich der Erneuerbaren Energien, der die Projektentwicklung und den Betrieb verzögert.

Das Potenzial freisetzen

Für eine Umstellung auf Erneuerbare Energien muss die Region einen vielschichtigen Ansatz verfolgen. Um Investitionen zu fördern, ist es von entscheidender Bedeutung, durch politische Reformen, Steueranreize und beschleunigte Genehmigungsverfahren ein günstiges Investitionsklima zu schaffen. Es ist auch an der Zeit, dass die Regierungen eine stärkere Zusammenarbeit des Privatsektors mit den Akteuren der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Diese Allianzen können dazu beitragen, die Projektentwicklung und Risikominimierung zu beschleunigen.

Regionale Zusammenarbeit sowie die Modernisierung der Stromnetze zur Integration Erneuerbarer Energiequellen sind entscheidend für die Sicherstellung einer stabilen Stromversorgung. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen über die Grenzen hinweg kann die Energiesicherheit in der Region insgesamt erhöhen.

Die Investitionschance

Die Umstellung auf Erneuerbare Energien im südlichen Afrika bietet eine beträchtliche finanzielle Chance. Die Region kann erhebliche Finanzströme anziehen, und Investoren können sich an allen Stadien der Wertschöpfungskette beteiligen. Auch die potenzielle Investitionsrendite ist enorm. Projekte für Erneuerbare Energien erzeugen nicht nur sauberen Strom, sondern schaffen auch Arbeitsplätze und fördern das Wirtschaftswachstum. Die weltweit steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien schafft einen potenziellen Markt für die Energieexporte der Region.

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News

Kenya Airways erreicht wichtigen Meilenstein in der Sanierung

Völlig unerwartet hat Kenya Airways im ersten Halbjahr zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Gewinn ausgewiesen. Damit die Fluggesellschaft einen wichtigen Meilenstein in seiner Sanierung genommen. Der Gewinn betrug 513 Millionen Schilling (3,6 Millionen Euro) nach Steuern. Im ersten Halbjahr 2023 lag der Verlust bei 21,7 Milliarden Schilling (151 Millionen Euro). Nun haben eine starke Passagiernachfrage und eine Wiederbelebung des Frachtbetriebs den Umsatz in den ersten sechs Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent auf 91,5 Milliarden Schilling steigen lassen.

Kenya Airways, der Stolz Afrikas. Mit diesem Slogan wirbt die Fluglinie. Doch ein Jahrzehnt lang konnte wirtschaftlich davon keine Rede sein. Die Fluglinie türmte riesige Schulden auf. Der Staat musste einspringen. Selbst die Aktie musste aus dem Handel an der Börse Nairobi genommen werden. Heute hält der Staat 48,9 Prozent der Anteile, ein Konsortium aus Gläubigern 38,1 Prozent.

Abbau der Dollar-Schulden

Maßgeblich hat zur Ergebniswende ein effizienteres Schuldenmanagement beigetragen. Besonders die Währungsrisiken, die in der Vergangenheit stets der große Schwachpunkt von Kenya Airways waren, konnte CEO Allan Kilavuka senken. So gelang es ihm, einen großen Teil der ursprünglich in Dollar denominierten Schulden in Schilling-Kredite umzuwandeln. Dies hat nicht nur die Gesamtverbindlichkeiten von 312 Milliarden Schilling auf 297 Milliarden Schilling sinken lassen, sondern auch ein dringend benötigtes Polster gegen Wechselkursschwankungen geschaffen.

Allerdings wartet auf Kilavuka immer noch ein großes Arbeitspensum, wenn er den Abstand beispielsweise zum starken Konkurrenten Ethiopian Airlines nicht noch größer werden lassen will. Kenya Airways besitzt eine alternde Flotte aus zurzeit noch 35 Maschinen. Vor allem muss die Fluglinie dringend seine 15 Maschinen vom Typ Embraer E190 ersetzen. Der Erwerb moderner und vor allem größerer Flugzeuge ist für Kenya Airways wesentlich, um das Streckennetz zu optimieren und die Betriebseffizienz zu steigern.

Auch benötigt Kenya Airways einen Partner, der das Unternehmen mit Eigenkapital versorgt. Das Projekt Kifaru 2.0 zielt darauf ab, bis Ende dieses Jahres neue Gesellschafter zu finden. Doch ob ein Investor bereit ist, die Fluggesellschaft mit Kapital zu unterstützen, ist völlig ungewiss. Eine Kapitalspritze ist jedoch die Voraussetzung, damit Kenya Airways nicht den Anschluss an die Konkurrenz verliert. Während Ethiopian Airlines über die Star Alliance ein Partner der Lufthansa ist, arbeitet Kenya Airways über Sky Team mit Air France-KLM zusammen. hlr

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Marokko will Wasserbedarf verstärkt aus dem Meer decken

Marokko will verstärkt Meerwasser nutzen, um seinen Bedarf an Trinkwasser zu decken. Dazu holt sich das Land Expertise aus den USA. Der an der Nasdaq notierte Anbieter Energy Recovery gab zu Wochenbeginn bekannt, dass das Unternehmen Verträge zur Lieferung seines PX-Druckaustauschers für Meerwasser-Umkehrosmose-Entsalzungsprojekte (SWRO) in Marokko im Wert von 27,5 Millionen Dollar unterzeichnet hat. Diese Technologie ist offenbar so gefragt, dass der Aktienkurs von Energy Recovery in den vergangenen drei Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen ist.

Dieses Projekt ist Teil der nationalen Wasserstrategie 2020 bis 2050, deren Vorarbeiten auf das Jahr 2009 zurückgehen. Bis zum Jahr 2030 soll demnach die Hälfte des Trinkwassers in Marokko durch Entsalzung gewonnen werden. Insgesamt sieht die Wasserstrategie Investitionen von 383 Milliarden Dirham (35,6 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2050 vor. Beispielsweise sollen überregionale Wasserleitungen es ermöglichen, die Wasservorkommen des Nordens stärker im Süden des Landes zu nutzen. Auch will die Regierung 60 große Staudämme und 1000 kleinere bauen. Doch Marokko ist mit einer jahrelangen Dürre konfrontiert. Dadurch sind die Stauseen des Landes seit Anfang dieses Jahres zu 25 Prozent entleert.

Dürre erfordert neue Wasserstrategie

Angesichts des zunehmenden Wassermangels bereitet die Regierung derzeit eine grundlegende Überarbeitung der nationalen Wasserstrategie vor. Diese sieht vor, verstärkt unkonventionelles Wasser aus der Entsalzung und der Abschöpfung von Oberflächenwasser zu nutzen. Um die Sicherheit der Wasserversorgung im Land sicherzustellen, sollten ursprünglich 400 Millionen Kubikmeter jährlich durch die Entsalzung von Meerwasser gewonnen werden. Dieses Ziel dürfte die Regierung nun erhöhen.

Allein die von Energy Recovery begleiteten Projekte sehen vor, täglich mehr als eine Million Kubikmeter Trinkwasser für den kommunalen und landwirtschaftlichen Gebrauch zu liefern. Dies könnte den aktuellen Bedarf von mehr als 600.000 Marokkanern decken.

“Diese Verträge umfassen eines der größten Entsalzungsprojekte in Nordafrika”, sagte Rodney Clemente, Senior Vice President of Water bei Energy Recovery. “Entsalzung ist die einzige dürresichere Wasserquelle.” Deshalb müssten sich trockene Regionen auf der ganzen Welt den Zugang zu Süßwasser sichern, indem sie in ein diversifiziertes Portfolio von Wasseraufbereitungstechnologie investierten. Der PX-Druckaustauscher könne den Energieverbrauch bei der Entsalzung laut Unternehmensangaben um bis zu 60 Prozent senken. hlr.

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BMAS: Migrationsabkommen mit Kenia kurz vor Abschluss

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium Kerstin Griese hat sich während ihrer Reise in Kenia mit ihrem Amtskollegen Shadrack Mwadime sowie mit dem Generalsekretär im kenianischen Handelsministerium über die Fachkräftesicherung durch Arbeitsmigration von Kenia nach Deutschland unterhalten. Laut dem BMAS steht das seit Monaten verhandelte deutsch-kenianische Migrationsabkommen kurz vor der Unterzeichnung. Dieses soll im September in Berlin abgeschlossen werden.

Daneben hat sich Griese auch mit weiteren Regierungsvertretern, Unternehmern und Gewerkschaftern über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und faire Wettbewerbsbedingungen unterhalten. Bei mehreren Runden Tischen wollte die Staatssekretärin über die positiven Auswirkungen des Gesetzes auch für kenianische Arbeiterinnen und Arbeiter informieren. “Mir ist es seit Jahren ein besonderes Anliegen, dass die Rechte der Menschen entlang der Wertschöpfungskette geschützt werden. Denn Unternehmen, die global wirtschaften, müssen auch global Verantwortung übernehmen”, sagte Griese nach ihrer Reise.

Eine Erkenntnis ihrer Gespräche sei, dass es besserer Informationen über Sorgfaltspflichten in Lieferketten bedarf. Dennoch zeigte sich Griese positiv: “Es hat mich besonders gefreut, dass das Lieferkettengesetz schon nach kurzer Zeit zu spürbaren Verbesserungen in Kenia geführt hat.” Trotz wiederkehrender kritischer Stimmen im deutschen Diskurs sehe die Regierung seine positiven Effekte, gerade auch am Anfang der Lieferkette. dre

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Standpunkt

Bitte den Boko-Haram-Konflikt am Tschadsee nicht vergessen

Von Ulf Laessing
Ulf Laessing leitet das Regionalprogramm Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali.

Die Vereinten Nationen und einige NGOs am Tschadsee haben in den vergangenen Monaten ihre humanitären Hilfen mangels Gebergelder verringert – der Konflikt macht kaum noch Schlagzeilen, im Gegensatz zu Sudan. Fast eine Million Flüchtlinge sind aus dem Nachbarland Sudan in den Osten Tschads geflohen. Die Vereinten Nationen haben dort mindestens 14 Flüchtlingslager gebaut – weitere sind geplant, da kein Ende des Konflikts absehbar ist. Europäische Geldgeber konzentrieren ihre Bemühungen auf die Sudan-Krise.

Geberländer stellen Unterstützung ein

In Bagasola, dem Logistikzentrum der Vereinten Nationen am Tschadsee, haben einige NGOs damit begonnen, Ressourcen in den Osttschad zu verlegen. Eine fatale Entwicklung, wie das Schicksal von etwa 15.000 Flüchtlingen aus der Region Baga südlich des Sees im Norden Nigerias zeigt. Sie leben seit 2015 in einem Camp in der Nähe von Bagasola. Das Welt-Ernährungsprogramm WFP stellte im November die Versorgung mit Lebensmittelpaketen ein – Geberländer hatten den Geldhahn zugedreht. Mehrere Flüchtlinge erzählten mir bei einem Ortsbesuch im Juli, dass sie daraufhin versucht hätten, in ihre Heimatdörfer in Baga zurückzukehren. Sie seien aber schnell zurückgekommen, da die Dschihadisten in der Region immer noch stark aktiv sind. Andere wagten sich in abgelegene und von Boko Haram kontrollierte Seegebiete, um dort zu fischen, kamen aber auch wieder schnell zurück.

Der Konflikt begann vor etwa 15 Jahren, als Anhänger der Sekte Boko-Haram 2009 in Nord-Nigeria, südlich des Tschadsees, einen Aufstand anzettelten. Sie warfen der Regierung Korruption und “Verwestlichung” vor. Dank der Untätigkeit der damaligen nigerianischen Regierung breitete sich Boko Haram schnell im Nordosten und am Tschadsee aus. Die nachfolgenden Regierungen in Abuja kooperieren besser mit den drei Anrainerstaaten in der Seeregion. Doch Teile des Nordostens bleiben effektiv außerhalb der Kontrolle der Regierung. Hinzu kommt ein starker Anstieg von Kriminalität und Entführungen in Nord-Nigeria, das Boko Haram im Hinterland des Tschadsees einen Rückzugsraum bietet. Boko Haram hat sich nach einem Streit um die Führung gespalten  – beide Gruppen bekämpfen sich in der Tschadsee-Region, was für zusätzliche Instabilität sorgt.

Trügerische Ruhe auf nigrischer Seite

Auf der See-Seite Nigers und Tschads ist die Lage ruhiger im Vergleich zu Nigeria. In die Region Diffa in Niger sind in den letzten Jahren zum Teil vor der Gewalt geflohene Menschen in ihre Dörfer zurückgekehrt. Doch die Sicherheitslage hat sich in Niger in mehreren Landesteilen seit dem Putsch vom Juli 2023 verschlechtert. Die neuen Machthaber haben Militärkooperationen mit Europa und den Vereinigten Staaten beendet und Truppen zum Eigenschutz in der Hauptstadt Niamey zusammengezogen. Niger hat sich angeblich auch teilweise aus der Eingreiftruppe am Tschadsee zurückgezogen – das sind alles keine guten Nachrichten.

Der Verfolgungsdruck der Eingreiftruppe, die von Frankreich, den Vereinigten Staaten und Großbritannien taktisch beraten wird, hat zur Folge, dass einige Dschihadisten und Kriminelle – die Übergänge sind fließend – im Tschad nach Süden abgewandert sind. Im Grenzdreieck zu Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik haben in den vergangenen Jahren die Entführungen stark zugenommen, die zum Teil auf Boko Haram zurückgehen. Entführungen von zumeist Einheimischen sind eine wichtige Finanzierungsquelle. Auch im Nord-Kamerun gibt es mehr Unruhe: Nach einer Operation der Eingreiftruppe am Tschadsee im Juni waren angeblich hunderte Kämpfer über die Grenze nach Kamerun und Nigeria geflohen.

Menschen werden von Islamisten zwangsrekrutiert

Im Tschad ist die Lage am See von allen vier Ländern am stabilsten. Die Behörden kontrollieren mithilfe der Eingreiftruppe die Dörfer am Seeufer. Fischer und Bauern gehen dort ihrer Tätigkeit nach – doch ein Besuch in einem Dorf südlich von Bagasola zeigt, dass das Leben alles andere als ungefährlich ist. Meist wagen sich die Fischerboote nur etwa ein bis zwei Kilometer auf den See. Sonst riskieren sie, von Boko Haram oder deren Abspaltung, dem Islamischen Staat, zwangsrekrutiert zu werden. Die Dschihadisten verstecken sich auf den vielen Inseln im See. Die Eingreiftruppe beschießt deren Stellungen aus der Luft, kann die hunderte Inseln aber nicht kontrollieren.

Im Tschad besteht jetzt die Gefahr, dass die scheinbare Stabilität mangels spektakulärer Nachrichten – wie der Entführung von fast 300 Schulmädchen aus der Stadt Chibok in Nord-Nigeria durch Boko Haram – Geldgeber wie Deutschland dazu verleitet, humanitäre Hilfen für die Tschadsee-Region weiter zu verringern. Die Kürzung von internationalen Hilfsmitteln stellt die Menschen vor eine schwierige Wahl: Sie bekommen immer weniger Hilfen wie Lebensmittelrationen der Vereinten Nationen, fangen immer weniger Fisch, ernten immer weniger wegen Unsicherheit und Klimawandel – einige werden den Verlockungen der Dschihadisten nicht widerstehen können und sich ihnen anschließen. Dann könnten Boko Haram und der Islamische Staat weiter expandieren, und es wäre mit der trügerischen Ruhe dahin.

Ulf Laessing ist Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Bamako (Mali).

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Must-reads

Bayerischer Rundfunk: Bundesregierung unterstützt Kampf gegen Mpox. Die Bundesregierung hat den afrikanischen Ländern, die von der Infektionskrankheit Mpox betroffen sind, Impfstoff für 50.000 Menschen aus Bundeswehrbeständen geliefert. Die Krankheit tritt in der DR Kongo, aber auch in Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda auf.

African News: Wahlkampf in Mosambik begonnen. Am Samstag hat in Mosambik der Präsidentschaftswahlkampf begonnen. Seit der Unabhängigkeit des Landes regiert die Partei Frelimo. Die wichtigste Oppositionspartei ist Renamo. Die wichtigsten Themen des Wahlkampfs dürften die steigenden Lebenshaltungskosten sowie die Schere zwischen Land und Stadt sein. Gewählt wird am 9. Oktober.

The East African: Streit um neue Getreidezölle in Kenia. Kenianische Getreidehändler protestieren gegen die Einführung neuer Zölle auf den Handel von Getreide, Hülsenfrüchten und Kräutern. Sie bemängeln, dies verstoße gegen verschiedene Bestimmungen der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und des Gemeinsamen Marktes für das östliche und südliche Afrika (Comesa). Der Vorstandsvorsitzende des Shippers Council of East Africa beklagt, die neuen Abgaben würden die Verbraucherpreise für importiertes Getreide erhöhen und die Bemühungen der kenianischen Landwirte und Exporteure untergraben.

Le Monde: Erste Signale der Entspannung im Streit zwischen Benin und Niger. Niamey hat noch immer kein grünes Licht für die Wiederaufnahme der Ölförderung in Agadem gegeben und die Grenze zu Benin nicht wieder geöffnet. Die erfolgreiche Ausfuhr einer zweiten Ölladung über einen beninischen Hafen signalisiert jedoch den Beginn eines Tauwetters in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Nach viermonatiger Krise ist die endgültige Freigabe der Ölexporte sowohl für Benin und Niger als auch für CNPC, den chinesischen Betreiber der neuen Niger-Benin-Pipeline, dringlich. Unterdessen hat die nigrische Junta CNPC eine Alternative angeboten, die die Chinesen verärgert hat: den Verzicht auf den Ölexport über Benin zugunsten der östlichen Route durch den Tschad.

Semafor: Russische Aktivitäten in Afrika steigen. Laut einem Bericht der US-amerikanischen NGO Armed Conflict Location Event Data (ACLED) ist die Zahl der bewaffneten Konflikte in Afrika mit Beteiligung russischer Söldner im letzten Quartal 2023 sowie dem ersten Halbjahr 2024 so hoch wie nie. Die russische Wagner-Gruppe hatte ihre Aktivitäten in Afrika 2017 aufgenommen. Nach dem Tod von Wagner-Chef Prigoschins Ende 2023 verdoppelten sich die russischen Aktivitäten sogar im Vergleich zum vorausgegangenen Quartal.

BBC: Bolt stoppt Nigeria-Südafrika-“Taxikrieg”. Das Online-Taxiunternehmen Bolt hat länderübergreifende Anfragen zwischen Nigeria und Südafrika eingeschränkt, nachdem die Rivalität zwischen den beiden Ländern in den sozialen Medien einen Höhepunkt erreicht hatte. Nutzer hatten Fahrten im jeweils anderen Land gebucht und dann storniert, um sich einen Scherz zu erlauben. Fahrer wurden losgeschickt, um Fahrgäste abzuholen, die sich nicht einmal im selben Land befanden. Bolt teilte der BBC mit, dass es Nutzer, die sich an diesem grausamen Spiel beteiligten, identifiziert und gesperrt habe. Es ist unklar, wie der “Bolt-Krieg” begann. Die Nutzer sozialer Medien in den beiden größten Volkswirtschaften Subsahara-Afrikas haben eine lange Geschichte des gegenseitigen Trollens.

Financial Times: Nigeria will Internetbetrug bekämpfen. Nachdem der US-Konzern Meta (Facebook, Instagram, Whats App, Threads) im Sommer 63.000 nigerianische Fake-Nutzerkonten gesperrt hat, wollen die nigerianischen Behörden den Kampf gegen Internetbetrug verschärfen. Die Economic and Financial Crimes Commission wolle die Zusammenarbeit mit globalen Strafverfolgungsbehörden stärken, teilte die Behörde mit. Die zunehmenden Fälle sogenannter “Sextortion” hatte zuletzt auch in den USA zugenommen. Die Täter erpressen dabei ihre Opfer mit sexuellen Inhalten, die sie ihren Opfern entlockt haben.

Guardian: US-Rapper Macklemore sagt wegen Sudan Konzert in Dubai ab. Der US-amerikanische Rapper Macklemore hat ein für Oktober in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geplantes Konzert abgesagt. Als Begründung führte der Musiker die Beteiligung der VAE “an dem anhaltenden Völkermord und der humanitären Krise” an. Die VAE unterstützen laut UN-Informationen die Rapid Support Forces im Kampf gegen die sudanesische Armee.

Heads

Raila Odinga auf dem Sprung zur AU

Kenias Oppositionsführer Raila Odinga bei einer Kundgebung im vergangenen Jahr.
Kenias Oppositionsführer Raila Odinga bei einer Kundgebung im vergangenen Jahr.

Seit mehr als 30 Jahren ist Raila Odinga aus der politischen Szene in Kenia nicht wegzudenken. Jetzt könnte dies bald zu einem abrupten Ende und gleichzeitigen zu einem Aufstieg kommen. Der Veteranenpolitiker hat seit langem Interesse am Posten des Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union (AU) gezeigt, der im kommenden Februar gewählt werden wird. Nun sieht es so aus, als könne es klappen. Der ehemalige Premier- und spätere Außenminister des Tschad, Moussa Faki, hat derzeit den Posten inne, darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder gewählt werden. 2017 setzte er sich bei der Wahl um den Top-Job bei der AU gegen die damalige Außenministerin von Kenia, Amina Mohamed, durch.  

Der derzeit 79 Jahre alte Odinga war kenianischer Premierminister von 2008 bis 2013 unter dem dritten Präsident Mwai Kibaki. Um das höchste Amt des Landes, das Präsidentenamt, bemühte er sich insgesamt fünf Mal und konnte sich nie durchsetzen. Bei all diesen Wahlen beschwerte sich Odinga über Ungereimtheiten. 2018 ernannte er sich sogar selbst zum “Präsidenten des Volkes” aus Protest gegen den Wahlsieg des Amtsinhabers Uhuru Kenyatta. Auch nach den Wahlen 2022 warf er dem Sieger, dem derzeitigen Präsidenten William Ruto Manipulation vor.

Unterstützung von Präsident Ruto

Nun haben beide offenbar aber eine “Waffenruhe” eingelegt. Ruto unterstützt Odinga bei der Wahl des AU-Vorsitzenden. Er findet, dass Odinga über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, den Kontinent anzuführen. “Wir sollten vereint sein, denn wir haben als Land die Chance, den nächsten Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union zu stellen. Wir müssen zusammenarbeiten. Dies ist keine Position, die einer Person zusteht. Es ist unsere gemeinsame Position als Land, und daher müssen wir alle unseren ehemaligen Premierminister Raila Odinga für diese Position unterstützen”, sagte Ruto. Die Personalie hat für Ruto noch einen positiven Nebeneffekt: Odinga macht als Kommissionspräsident in Addis Abeba in Kenia keinen Ärger mehr. Denn Ruto hatte Odinga verdächtigt, die kenianische Jugend zu den Protesten gegen die Regierung angestachelt zu haben.

Odinga hat derweil einen Acht-Punkte-Plan für die künftige Ausrichtung der Afrikanischen Union vorgelegt. Darin geht es um die wirtschaftliche Transformation des Kontinents, die Ankurbelung des innerafrikanischen Handels, weniger Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern und Klimaschutz. Ein Fokus liegt auch auf dem Potenzial der landwirtschaftlichen Produktion von Afrika, Frieden und Sicherheit auf dem Kontinent, Vorantreiben der afrikanischen Integration sowie Gleichberechtigung von Männern und Frauen. “Als lebenslanger Panafrikanist werde ich partizipative Führung anbieten, um die Erfüllung der Prioritäten der afrikanischen Völker sicherzustellen, wie es in der Agenda 2063 der Afrikanischen Union vorgesehen ist”, kommentiert Odinga sein Programm.

Studium in Magdeburg

Würde Odinga AU-Präsident, hätte das auch Vorteile für Deutschland. Der 1945 geborene Politiker ging 1962 nach Leipzig in die DDR, um am Herder-Institut Deutsch zu lernen. Es folgte ein Maschinenbaustudium an der damaligen Technischen Hochschule Magdeburg. Seitdem hat er Deutschland nie mehr aus den Augen verloren. Erst vor sechs Monaten hat er das Herder-Institut wieder besucht. Darüber, dass Berlin sich schon einmal mit ihm austauschte, wurde jedoch nichts bekannt.  

Derzeit ist Odinga, der in seiner Heimat bei seinem Vornamen Raila genannt wird, Vorsitzender des Orange Democratic Movement (ODM), der zentral-links gerichteten wichtigsten Oppositionspartei Kenias. Sie unterlag bei den letzten Wahlen mit nur 200.000 Stimmen der Partei von Präsident William Ruto, der United Democratic Alliance (UDA). “Raila ist wie Wasser, das je nach den Umständen in mehreren Zuständen existieren kann – flüssig, fest oder gasförmig”, schrieb The Sunday Standard am Wochenende, das seinen politischen Nachruf in den vergangenen Jahren schon einige Mal verschoben hat. “Immer wenn sich die politischen Umstände ändern, ändert er sich auch, was seine Langlebigkeit sichert. Das macht es für seine politischen Feinde schwer, ihn in die Falle zu locken.” Andere meinen, Odinga sei wie ein Eukalyptusbaum: Man schneidet ihn, und er regeneriert sich mit mehr Kraft.

Für Überzeugungen ins Gefängnis

Manche politische Beobachter behaupten sogar, dass es in Kenia fünf Regierungsebenen gibt: die Exekutive, die Judikative und das Parlament, die Legislative, die Wahlkommission und Raila Odinga. Während die drei ersten herkömmliche demokratische Strukturen sind, wurde die Wahlkommission nach dem Vorbild von Nigeria übernommen. Odingas Leben als Politiker war wechselvoll. Seinen Beruf als in Deutschland ausgebildeter Maschinenbauer hat Odinga nie ausgeübt, sondern ist gleich nach dem Studium in die Politik gegangen. In den achtziger Jahren wurde er wegen seiner Ansichten ins Gefängnis gesteckt und verbannt. Erst danach nahm seine politische Karriere Fahrt auf.

Odinga hat schon Erfahrung mit der AU. Von 2018 bis 2023 war er der erste AU High Representative for Infrastructure Development – ein Posten, der extra geschaffen wurde. Dennoch hat er maßgeblich dazu beigetragen, wichtige Infrastrukturprojekte auf dem Kontinent voranzutreiben. Die Kandidaten für den AU-Vorsitz mussten Anfang August nominiert werden. Neben Odinga stehen Anil Nayan, ehemaliger Außenminister von Mauritius, Mahamoud Ali Youssouf, amtierender Außenminister von Dschibuti, und Richard Randriamandrato, ehemaliger Außenminister von Madagaskar, auf der Liste. Weitere Politiker aus Somalia und den Seychellen haben bereits ihre Kandidatur zurückgezogen.

Ostafrikanischer AU-Präsident nicht unwahrscheinlich

Im Februar 2025 wird in Addis Abeba gewählt. Für einen Wahlsieg bracht der künftige AU-Vorsitzende eine Zweidrittel-Mehrheit. In der Vergangenheit kamen die AU-Vorsitzende aus westlichen, zentralen und südlichen Regionen von Afrika. Insofern ist es wahrscheinlich, dass diesmal das östliche Afrika an der Reihe ist. Somit hat Raila Odinga reelle Chancen, die AU in Zukunft anzuführen. Andreas Sieren

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Nachtisch

Viele afrikanische Autorinnen und Autoren sind auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin vertreten.
Viele afrikanische Autorinnen und Autoren sind auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin vertreten.

So viele Autorinnen und Autoren vom Kontinent gibt es selten auf einmal in Berlin: Mehr als ein Dutzend kommen zum Internationalen Literaturfestival (ILB). Die 24. Ausgabe des ILB findet vom 5. bis 14. September statt. Vertreten sind unter anderem Ägypten, die Demokratische Republik Kongo und Simbabwe.

Spannend beim ILB ist traditionell die internationale literarische Begegnung, die den Kontinent im globalen Gefüge situiert: Denn anders als etwa beim inzwischen auch schon renommierten African Literature Festival in Berlin, treffen beim ILB Autorinnen und Autoren von überall zusammen – und damit ihre ganz unterschiedlichen Perspektiven. “Strange new world” lautet das Motto in diesem Jahr. Mit 150 Veranstaltungen und Workshops sind auch afrikanische Intellektuelle prominent eingeplant: Zum ersten Mal hat das ILB einen Curator in Residence, den Nigerianer und Caine-Preisträger Helon Habila, der auch in den USA lehrt.

Einen Schwerpunkt legt das ILB in diesem Jahr auf den 30. Jahrestag des Genozids in Ruanda. Die Eröffnungsrede wird Beata Umubyeyi Mairesse halten. Sie entkam dem Genozid und hat ihre Lebenserfahrung literarisch verarbeitet. Inzwischen lebt sie in Frankreich. Weitere spannende Wieder- und Neuentdeckungen verspricht das Programm unter anderem mit Ben Okri, Logan February und Okwiri Oduor. lcw

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    im Kampf gegen Mpox spendet die Bundesregierung 100.000 Impfdosen an afrikanische Länder, die vom neuerlichen Ausbruch der Krankheit betroffen sind. Von diesen Abhängigkeiten wollen sich die afrikanischen Länder eigentlich befreien. Sie streben bis 2040 an, 60 Prozent ihres Impfstoffbedarfs selber zu produzieren. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, analysiert unsere Westafrika-Korrespondentin Lucia Weiß.

    Auch bei der E-Mobilität will Afrika aufholen. Bislang haben Stromer noch das Nachsehen gegenüber den günstigeren Verbrennern. Welche Nischenmärkte allerdings schon jetzt vielversprechend sind, hat unser Südafrika-Korrespondent Andreas Sieren aufgeschrieben.

    Daneben haben wir weitere Analysen, News und Berichte für Sie.

    Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

    Ihr
    David Renke
    Bild von David  Renke

    Analyse

    Impfstoffe: Wie der Kontinent unabhängiger von Importen werden will

    Zwei Jahre nachdem der Impfstoff gegen Mpox weltweit zugänglich gemacht wurde, gibt es auf dem afrikanischen Kontinent – dem Zentrum der jüngsten Ausbreitung – immer noch keinen. Das liegt nach Recherchen von Reuters unter anderem an den langsamen Genehmigungsprozessen der WHO. Bisher sind die afrikanischen Staaten von Impfstoff-Importen stark abhängig. Grob unterscheiden lassen sich zwei Ländergruppen:

    • Jene, die vor allem über internationale Mechanismen – wie die Impfstoffallianz Gavi – Impfstoffe beziehen. Je nach Einkommen finanzieren sie einen Teil der über Gavi-bezogenen Impfstoffe mit. Nur Angola bezahlt derzeit den vollen Preis selbst.
    • Länder, die ihre Impfstoffe selbst besorgen – etwa Südafrika.

    Doch der afrikanische Kontinent will bis 2040 unabhängiger von Importen werden: Bis dahin sollen nach den Plänen der Afrikanischen Union 60 Prozent der Impfstoffe in Afrika produziert werden. Das ist ein ambitioniertes Ziel, denn nach AU-Angaben waren es 2021 weniger als ein Prozent. Zwischenziele sind zehn Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030.

    Nachfrage wird stark wachsen

    Zentrales Dokument für die afrikanische Impfstoffstrategie ist die 2022 veröffentlichte Rahmenstrategie des Africa Centre for Disease Control and Prevention (Africa CDC), jener Behörde der Afrikanischen Union, die für Fragen der öffentlichen Gesundheit verantwortlich ist. Die Nachfrage wird sich nach Berechnungen der AU extrem erhöhen, vor allem wegen der stark wachsenden Bevölkerung in Afrika. Bis 2040 werden demnach mehr als 2,7 Milliarden Dosen Impfstoff auf dem Kontinent benötigt. Das Marktvolumen soll bis dahin nach AU-Angaben zwischen drei bis sechs Milliarden Dollar groß werden.

    Impfstoffhersteller in Afrika sind rar gesät. Sechs sind es derzeit noch – vor allem in Nord- und im südlichen Afrika, davon drei Pasteur-Institute in Senegal, Algerien und Tunesien, wie eine Übersicht der US-Nichtregierungsorganisation Path zeigt. Dazu kommen Fabriken in Ägypten (Vascera), Äthiopien (Ethiopian Public Health Institute) und Südafrika (Biovac). Außerdem gibt es an sechs Standorten sogenannte Fill-and-Finish-Fabriken, die sich um Covid-19-Impfstoffe kümmern. Sie bereiten die importierten Impfstoffe zur Verteilung und Anwendung auf.

    • Sothema, Marokko
    • Saidal, Algerien
    • Vacsera, Ägypten
    • Minapharm, Ägypten
    • Biovac, Südafrika
    • Aspen Pharmacare, Südafrika

    23 Fabriken sind geplant

    Derzeit laufen schon mehrere Projekte, die Impfstoffproduktion in Afrika auszubauen. Etwa das Projekt “Madiba” im Senegal, das sich derzeit um eine Freigabe der WHO für die produzierten Impfstoffe bemüht. Je nach Art des Impfstoffes sind verschiedene Technologien erforderlich, die eine spezifische Infrastruktur erfordern. Das deutsche Unternehmen Biontech hat den Aufschlag für die Produktion von mRNA-Impfstoffen in Afrika für 2025 in seiner Fabrik in Ruanda angekündigt.

    Die AU strebt an, insgesamt 23 Fabriken in Afrika zu etablieren, um die Nachfrage befriedigen zu können zu 60 Prozent. Geschätzter Finanzbedarf: 30 Milliarden Dollar in den kommenden 20 Jahren, wovon mit 25 Milliarden Dollar der Löwenanteil auf die laufenden Kosten entfallen dürfte. Finales Ziel ist es, auch Stoffe, Bestandteile und Materialien, die für die Produktion eines Impfstoffes benötigt werden, auf dem Kontinent herzustellen. Langfristig geht es also um nicht weniger als den Ausbau der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie in Afrika.

    AU verfolgt breiten Ansatz

    Die AU verfolgt dezidiert einen ganzheitlichen Ansatz, der auch die Lieferketten, Infrastruktur, Forschung und Partnerindustrien für die Produktion von Impfstoffen in den Blick nimmt. Acht Bereiche, die in jeweils gesonderte Programmen bearbeitet werden sollen, hat die AU identifiziert:

    1. Marktzugang und Nachfrage: Informationen über Nachfrage und Bedürfnisse von Ländern und Herstellern afrikaweit sammeln und zusammenführen, Prognosen entwickeln
    2. Finanzierung: Zugang zu Finanzierung vorbereiten, Gelder mobilisieren
    3. Rahmengesetzgebungen: Regulatorik afrikanischer Länder an internationale Anforderungen – etwa der WHO – für die Impfstoffproduktion angleichen
    4. Knowhow-Transfer: Wissensaustausch für die Impfstoffproduktion fördern
    5. Nachwuchsförderung: Studierende und Auszubildende in relevanten Bereichen fördern
    6. Forschung: Regional Exzellenzzentren für die Impfstoffforschung einrichten
    7. Infrastruktur: Lobbying für Anreize in der internationalen Handelspolitik, wie etwa Steuererleichterungen
    8. Evaluierung: Afrikaweite Versorgung mit Impfstoffen koordinieren und nachhalten
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    Verkehr: Welche Nischen in der E-Mobilität vielversprechend sind

    Afrikanische Städte ersticken in Abgasen. Wie in Europa hat der Verkehr stark zugenommen. Jedoch machen dem Kontinent vor allem unzureichende Infrastruktur, rasantes Wachstum in Metropolen und zunehmende Bevölkerung zu schaffen. Die fehlende Regulierung des Verkehrs drückt sich auch in den Opferzahlen von Verkehrsunfällen aus, die in Afrika pro Kopf zu den höchsten in der Welt zählen. Allein 2021 waren es 250.000, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einem kürzlich erschienenen Bericht feststellte: ein Anstieg von 17 Prozent in der vergangenen Dekade.

    Chancen für E-Busse

    Ein Umstieg auf E-Mobilität würde die Abgase reduzieren, doch es geht nur langsam voran. Das größte Problem, das gegen E-Autos spricht, ist die unzureichende, oft noch schwankende Stromversorgung. Die Netze würden die Belastung von vielen Ladevorgängen schlicht nicht aushalten. Anders ist das bei Bussen. In Kapstadt unterzeichnete Golden Arrow Bus Services kürzlich einen Vertrag mit dem chinesischen Bushersteller BYD Auto, der mit Tesla weltweit führende Hersteller von E-Autos und damit auch die größte Automarke in China. In der südchinesischen Tech-Metropole Shenzhen, dem Stammsitz von BYD, fahren schon seit Jahren fast alle Busse mit Strom. 2017 wurden sie eingeführt, inzwischen fahren 16.000 Busse in der Stadt.

    Die Südafrikaner wollen nun 120 elektrische Busse bis Ende 2024 kaufen, nachdem sie die Fahrzeuge vier Jahre lang getestet haben. Laut Francois Meyer, CEO von Golden Arrow, das 1.200 Busse besitzt, markiert dieser Auftrag einen Wendepunkt in der künftigen Entwicklung des Unternehmens. “Dieser Großauftrag bestätigt unser Engagement für Erneuerbare Energien und wird uns auch die Betriebsdaten im größeren Maßstab liefern, die den Weg zur vollständigen Elektrifizierung der Flotte ebnen”, sagte er. Es wird die größte E-Bus-Bestellung, die je im Land am Kap getätigt wurde.

    BYD schlägt MAN

    Das deutsche Unternehmen MAN hat der Firma Ende vergangenen Jahres einen E-Bus zu Testzwecken geliefert, hat aber gegenüber den Chinesen das Nachsehen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Chinesen ist besser. Auch in Deutschland verkaufen sich die BYD-Busse. Vor einigen Monaten hat die Stadt Mönchengladbach 19 Busse erworben. Fast zeitgleich hat die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, kurz Bogestra genannt, 22 Busse bestellt.

    Mehr als 50.000 BYD-E-Busse wurden bislang unter anderem nach Großbritannien, in die Niederlande, nach Norwegen und Spanien ausgeliefert. Und nun zieht in Südafrika neben Johannesburg auch die Hauptstadt Pretoria nach. Sie will bis Ende 2025 knapp 40 E-Busse betreiben. Es ist ein von der Global Environment Facility (GEF) finanziertes und von der Development Bank of Southern Africa (DBSA) gemanagtes Pilotprojekt.

    Kenia montiert bereits E-Busse

    Andere Länder auf dem Kontinent gehen in eine ähnliche Richtung. Senegal hat im Januar die erste E-Busflotte in der Hauptstadt Dakar eingeführt. Die Fahrzeuge sind Teil eines neuen E-Bus Rapid Transit (BRT)-Systems, ein Novum in Afrika, bei dem 120 Busse 300.000 Menschen täglich befördern sollen. “Sonntag, der 14. Januar, wird in unsere Geschichte als der Tag eingehen, an dem wir einen weiteren Schritt in Richtung eines modernen Senegals gemacht haben”, sagte der damalige Präsident Macky Sall zu dem unter anderem von der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank geförderten Projekt.

    Kenia möchte als ersten Schritt mindestens 24 E-Busse im öffentlichen Verkehr einsetzten. Der erste Bus wurde im Juli vom kenianischen E-Mobilitäts-Start-up Basigo, das elektrische Busse an Busunternehmen least, in Empfang genommen. Basigo hat bereits mit chinesischer Technologie im vergangenen April eine E-Bus-Produktionsstätte in Thika am Stadtrand von Nairobi eingeweiht. Die Busteile und Unterstützung kommen von BYD. Die Busse werden aber in Kenia gebaut. Basigo hat bereits 17 von BYD gelieferte Busse in der Flotte.

    Das ambitionierte Ziel der Regierung: Alle Busse in Kenia sollen bis Ende 2027 elektrisch angetrieben werden. So sollen Emissionen von Kohlenstoffdioxid langfristig um 600.000 Tonnen gesenkt, teure Treibstoffimporte reduziert und die Transportkosten für Pendler niedriger werden. So sieht es auch Transportminister Onesimus Kipchumba Murkomen, der kürzlich für mehr E-Mobilität warb. Die Industrie habe das Potenzial, mehr als 300.000 Jobs zu schaffen, so der Minister.

    Nigeria plant größte E-Busflotte des Kontinents

    Ähnliche Gründe finden sich auch in den anderen Ländern Afrikas. So baut das benachbarte Uganda ebenfalls E-Busse, die von umliegenden Ländern bereits bestellt wurden. Bei der Lieferung von 100 Bussen gibt es allerdings derzeit Engpässe und Verzögerungen. In der Hauptstadt Kampala wurde aber diese Woche The Real Urban Emissions Initiative (TRUE) ins Leben gerufen, die die im Straßenverkehr produzierten Emissionen messen soll, nach dem Vorbild von Städten wie London, New York City und Paris. Es ist das erste Testprojekt dieser Art in Afrika. Ruanda macht derzeit Schlagzeilen vor allem mit E-Motorrädern.

    Nigeria, eines der am stärksten verschmutzen Länder Afrikas, hat bereits beim vergangenen COP28-Gipfel angekündigt, die größte E-Busflotte in Afrika aufzubauen. 100 Busse machen den Anfang, mit dem Fernziel 1.000 Busse, die die Umwelt entlasten sollen. Vergangene Woche wurden bereits 30 lokal produzierte Hybrid-Busse, von der Depot and Petroleum Products Marketers Association of Nigeria (DAPPMAN) an die Regierung übergeben. Diese werden mit komprimiertem Erdgas betrieben werden.

    Chinesische E-Autos erschwinglich, deutsche zu teuer

    Die E-Mobilität bei Autos hingegen kommt auf dem Kontinent nur langsam voran, mit nur einigen tausend Fahrzeugen auf der Straße in den meisten Ländern. Es gibt bisher noch kaum Netzwerke von Ladestationen. In Südafrika wurde diese Woche von Volkswagen der ID.4 Pro vorgestellt, ein elektrisch betriebener Mittelklassewagen, der eine Reichweite von 500 Kilometern haben soll. Carmag, eine südafrikanische Autozeitschrift, hatte das Fahrzeug schon im Juli getestet und fand, das Auto sei ein “Game-Changer” und “ein absolutes Muss für Südafrikaner, die mit einer bekannten und vertrauenswürdigen Marke auf Elektroautos umsteigen möchten.” Den Preis von über 50.000 Euro können sich derzeit aber nur die wenigsten im Land am Kap leisten. Die deutschen E-Autos sind zu teuer, die chinesischen deutlich billiger. Ein spartanisches Viertürer-E-Auto des chinesischen Herstellers Wuling kostet umgerechnet 5.000 US-Dollar. In Kenia wird es unter der Marke Air Yetu bereits in kleinen Stückzahlen zusammengebaut.

    Da will Südafrika nicht nachstehen.  “Die südafrikanische Regierung hat Pläne zur Förderung der E-Auto-Produktion vorgelegt”, schrieb kürzlich Jenny Tala von Germany Trade und Invest (GTAI) über das von der Regierung veröffentlichte Whitepaper zu E-Fahrzeugen. “Der Entwicklung des heimischen Absatzmarktes wird darin keine Priorität eingeräumt.” Die Verkaufszahlen von E-Autos seien auf “niedrigem Niveau”. Stattdessen verfolgt Südafrika die Weiterverarbeitung von vorhandenen Rohstoffen und die Ankurbelung der Batterieproduktion. Deswegen sollte sich die Regierung bei E-Mobilität lieber auf den Busverkehr konzentrieren. Das ist auch billiger, wie eine Studie der C40 Cities Climate Change Leadership Group schon im April festgestellt hat.

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    Energiewende im Süden Afrikas: Reichlich Ressourcen, kaum Transformation

    Das südliche Afrika verfügt über ein immenses Potenzial an Erneuerbarer Energie, von Sonnen- und Windenergie bis hin zu Wasserkraft und geothermischen Ressourcen. Beste Voraussetzungen also eigentlich, um den Absprung von fossilen Brennstoffen hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu schaffen. Doch trotz dieses Potenzials stockt in Ländern wie Simbabwe, Sambia und Südafrika die Transformation. Gleichzeitig wird die Energieversorgung immer unzuverlässiger. Die Energiekrisen in diesen Ländern sind auf ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen:

    • Die Region ist aufgrund ihrer historischen Abhängigkeit von der Wasserkraft anfällig für schwankende Niederschlagsmuster, die durch den Klimawandel noch verschärft werden. So brach beispielsweise die Stromerzeugung in Sambia im Jahr 2022 aufgrund niedriger Wasserstände um 40 Prozent ein.
    • Jahrzehntelange Unterinvestitionen in die Strominfrastruktur in Verbindung mit einem ineffizienten Energiemanagement haben zu veralteten und maroden Stromübertragungsnetzen geführt.
    • Zudem hat die politische und wirtschaftliche Instabilität in einigen Ländern die Beteiligung des Privatsektors und ausländische Investitionen im Energiesektor verhindert.

    Eine der sonnenreichsten Regionen der Welt

    Im südlichen Afrika gibt es reichlich Sonneneinstrahlung, besonders in Simbabwe und Südafrika. Nach Angaben der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) erhält die Region eine durchschnittliche jährliche Sonneneinstrahlung von fünf bis sechs Kilowatt pro Quadratmeter, vergleichbar mit einigen der sonnenreichsten Regionen der Welt. Das Potenzial für eine groß angelegte Solarstromerzeugung ist immens.

    So könnte Südafrika mit seinen riesigen Freiflächen Schätzungen zufolge über 100 Gigawatt Solarstrom zu erzeugen. Simbabwe verfügt trotz seiner wirtschaftlichen Herausforderungen über ein ähnliches Solarpotenzial, speziell in den trockenen Regionen des Landes. Sambia ist zwar in erster Linie für seine Wasserkraft bekannt, verfügt aber auch über bedeutende Solarressourcen in seinen westlichen Provinzen.

    Hürden für die Entwicklung erneuerbarer Energien

    Trotz des offensichtlichen Potenzials gibt es mehrere Hürden, die den Übergang zu erneuerbaren Energien in der Region behindern. Die Vorlaufkosten für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sind beträchtlich, und der Zugang zu erschwinglichen Finanzierungen bleibt eine Herausforderung. Zwar haben sich einige Organisationen dazu bekannt, sich in größerem Umfang für erneuerbare Energien zu engagieren, doch sind in dieser Hinsicht bisher keine nennenswerten Fortschritte erzielt worden.

    Abgesehen davon sind die afrikanischen Länder für ihr ungünstiges politisches und regulatorisches Umfeld bekannt. Komplexe und uneinheitliche Gesetzgebungen, gepaart mit einem hohen bürokratischen Aufwand, schrecken von Investitionen in den Sektor der erneuerbaren Energien ab. Im Jahr 2021 sagte die EU insgesamt 8,5 Milliarden Dollar zu, um den Übergang Südafrikas zu grüner Energie zu beschleunigen. Nach dem schwachen Abschneiden der ANC-Regierung bei den Wahlen in Südafrika will die Regierung nun die Energieversorgung des Landes über fossile Quellen stabilisieren.

    Problematisch ist zudem die Integration Erneuerbarer Energien in großem Maßstab in bestehende Stromnetze. Diese erfordert eine erhebliche Verbesserung der Infrastruktur und technisches Fachwissen. Hinzu kommt der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bereich der Erneuerbaren Energien, der die Projektentwicklung und den Betrieb verzögert.

    Das Potenzial freisetzen

    Für eine Umstellung auf Erneuerbare Energien muss die Region einen vielschichtigen Ansatz verfolgen. Um Investitionen zu fördern, ist es von entscheidender Bedeutung, durch politische Reformen, Steueranreize und beschleunigte Genehmigungsverfahren ein günstiges Investitionsklima zu schaffen. Es ist auch an der Zeit, dass die Regierungen eine stärkere Zusammenarbeit des Privatsektors mit den Akteuren der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Diese Allianzen können dazu beitragen, die Projektentwicklung und Risikominimierung zu beschleunigen.

    Regionale Zusammenarbeit sowie die Modernisierung der Stromnetze zur Integration Erneuerbarer Energiequellen sind entscheidend für die Sicherstellung einer stabilen Stromversorgung. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen über die Grenzen hinweg kann die Energiesicherheit in der Region insgesamt erhöhen.

    Die Investitionschance

    Die Umstellung auf Erneuerbare Energien im südlichen Afrika bietet eine beträchtliche finanzielle Chance. Die Region kann erhebliche Finanzströme anziehen, und Investoren können sich an allen Stadien der Wertschöpfungskette beteiligen. Auch die potenzielle Investitionsrendite ist enorm. Projekte für Erneuerbare Energien erzeugen nicht nur sauberen Strom, sondern schaffen auch Arbeitsplätze und fördern das Wirtschaftswachstum. Die weltweit steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien schafft einen potenziellen Markt für die Energieexporte der Region.

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    News

    Kenya Airways erreicht wichtigen Meilenstein in der Sanierung

    Völlig unerwartet hat Kenya Airways im ersten Halbjahr zum ersten Mal seit zehn Jahren einen Gewinn ausgewiesen. Damit die Fluggesellschaft einen wichtigen Meilenstein in seiner Sanierung genommen. Der Gewinn betrug 513 Millionen Schilling (3,6 Millionen Euro) nach Steuern. Im ersten Halbjahr 2023 lag der Verlust bei 21,7 Milliarden Schilling (151 Millionen Euro). Nun haben eine starke Passagiernachfrage und eine Wiederbelebung des Frachtbetriebs den Umsatz in den ersten sechs Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent auf 91,5 Milliarden Schilling steigen lassen.

    Kenya Airways, der Stolz Afrikas. Mit diesem Slogan wirbt die Fluglinie. Doch ein Jahrzehnt lang konnte wirtschaftlich davon keine Rede sein. Die Fluglinie türmte riesige Schulden auf. Der Staat musste einspringen. Selbst die Aktie musste aus dem Handel an der Börse Nairobi genommen werden. Heute hält der Staat 48,9 Prozent der Anteile, ein Konsortium aus Gläubigern 38,1 Prozent.

    Abbau der Dollar-Schulden

    Maßgeblich hat zur Ergebniswende ein effizienteres Schuldenmanagement beigetragen. Besonders die Währungsrisiken, die in der Vergangenheit stets der große Schwachpunkt von Kenya Airways waren, konnte CEO Allan Kilavuka senken. So gelang es ihm, einen großen Teil der ursprünglich in Dollar denominierten Schulden in Schilling-Kredite umzuwandeln. Dies hat nicht nur die Gesamtverbindlichkeiten von 312 Milliarden Schilling auf 297 Milliarden Schilling sinken lassen, sondern auch ein dringend benötigtes Polster gegen Wechselkursschwankungen geschaffen.

    Allerdings wartet auf Kilavuka immer noch ein großes Arbeitspensum, wenn er den Abstand beispielsweise zum starken Konkurrenten Ethiopian Airlines nicht noch größer werden lassen will. Kenya Airways besitzt eine alternde Flotte aus zurzeit noch 35 Maschinen. Vor allem muss die Fluglinie dringend seine 15 Maschinen vom Typ Embraer E190 ersetzen. Der Erwerb moderner und vor allem größerer Flugzeuge ist für Kenya Airways wesentlich, um das Streckennetz zu optimieren und die Betriebseffizienz zu steigern.

    Auch benötigt Kenya Airways einen Partner, der das Unternehmen mit Eigenkapital versorgt. Das Projekt Kifaru 2.0 zielt darauf ab, bis Ende dieses Jahres neue Gesellschafter zu finden. Doch ob ein Investor bereit ist, die Fluggesellschaft mit Kapital zu unterstützen, ist völlig ungewiss. Eine Kapitalspritze ist jedoch die Voraussetzung, damit Kenya Airways nicht den Anschluss an die Konkurrenz verliert. Während Ethiopian Airlines über die Star Alliance ein Partner der Lufthansa ist, arbeitet Kenya Airways über Sky Team mit Air France-KLM zusammen. hlr

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    Marokko will Wasserbedarf verstärkt aus dem Meer decken

    Marokko will verstärkt Meerwasser nutzen, um seinen Bedarf an Trinkwasser zu decken. Dazu holt sich das Land Expertise aus den USA. Der an der Nasdaq notierte Anbieter Energy Recovery gab zu Wochenbeginn bekannt, dass das Unternehmen Verträge zur Lieferung seines PX-Druckaustauschers für Meerwasser-Umkehrosmose-Entsalzungsprojekte (SWRO) in Marokko im Wert von 27,5 Millionen Dollar unterzeichnet hat. Diese Technologie ist offenbar so gefragt, dass der Aktienkurs von Energy Recovery in den vergangenen drei Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen ist.

    Dieses Projekt ist Teil der nationalen Wasserstrategie 2020 bis 2050, deren Vorarbeiten auf das Jahr 2009 zurückgehen. Bis zum Jahr 2030 soll demnach die Hälfte des Trinkwassers in Marokko durch Entsalzung gewonnen werden. Insgesamt sieht die Wasserstrategie Investitionen von 383 Milliarden Dirham (35,6 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2050 vor. Beispielsweise sollen überregionale Wasserleitungen es ermöglichen, die Wasservorkommen des Nordens stärker im Süden des Landes zu nutzen. Auch will die Regierung 60 große Staudämme und 1000 kleinere bauen. Doch Marokko ist mit einer jahrelangen Dürre konfrontiert. Dadurch sind die Stauseen des Landes seit Anfang dieses Jahres zu 25 Prozent entleert.

    Dürre erfordert neue Wasserstrategie

    Angesichts des zunehmenden Wassermangels bereitet die Regierung derzeit eine grundlegende Überarbeitung der nationalen Wasserstrategie vor. Diese sieht vor, verstärkt unkonventionelles Wasser aus der Entsalzung und der Abschöpfung von Oberflächenwasser zu nutzen. Um die Sicherheit der Wasserversorgung im Land sicherzustellen, sollten ursprünglich 400 Millionen Kubikmeter jährlich durch die Entsalzung von Meerwasser gewonnen werden. Dieses Ziel dürfte die Regierung nun erhöhen.

    Allein die von Energy Recovery begleiteten Projekte sehen vor, täglich mehr als eine Million Kubikmeter Trinkwasser für den kommunalen und landwirtschaftlichen Gebrauch zu liefern. Dies könnte den aktuellen Bedarf von mehr als 600.000 Marokkanern decken.

    “Diese Verträge umfassen eines der größten Entsalzungsprojekte in Nordafrika”, sagte Rodney Clemente, Senior Vice President of Water bei Energy Recovery. “Entsalzung ist die einzige dürresichere Wasserquelle.” Deshalb müssten sich trockene Regionen auf der ganzen Welt den Zugang zu Süßwasser sichern, indem sie in ein diversifiziertes Portfolio von Wasseraufbereitungstechnologie investierten. Der PX-Druckaustauscher könne den Energieverbrauch bei der Entsalzung laut Unternehmensangaben um bis zu 60 Prozent senken. hlr.

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    BMAS: Migrationsabkommen mit Kenia kurz vor Abschluss

    Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium Kerstin Griese hat sich während ihrer Reise in Kenia mit ihrem Amtskollegen Shadrack Mwadime sowie mit dem Generalsekretär im kenianischen Handelsministerium über die Fachkräftesicherung durch Arbeitsmigration von Kenia nach Deutschland unterhalten. Laut dem BMAS steht das seit Monaten verhandelte deutsch-kenianische Migrationsabkommen kurz vor der Unterzeichnung. Dieses soll im September in Berlin abgeschlossen werden.

    Daneben hat sich Griese auch mit weiteren Regierungsvertretern, Unternehmern und Gewerkschaftern über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und faire Wettbewerbsbedingungen unterhalten. Bei mehreren Runden Tischen wollte die Staatssekretärin über die positiven Auswirkungen des Gesetzes auch für kenianische Arbeiterinnen und Arbeiter informieren. “Mir ist es seit Jahren ein besonderes Anliegen, dass die Rechte der Menschen entlang der Wertschöpfungskette geschützt werden. Denn Unternehmen, die global wirtschaften, müssen auch global Verantwortung übernehmen”, sagte Griese nach ihrer Reise.

    Eine Erkenntnis ihrer Gespräche sei, dass es besserer Informationen über Sorgfaltspflichten in Lieferketten bedarf. Dennoch zeigte sich Griese positiv: “Es hat mich besonders gefreut, dass das Lieferkettengesetz schon nach kurzer Zeit zu spürbaren Verbesserungen in Kenia geführt hat.” Trotz wiederkehrender kritischer Stimmen im deutschen Diskurs sehe die Regierung seine positiven Effekte, gerade auch am Anfang der Lieferkette. dre

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    Standpunkt

    Bitte den Boko-Haram-Konflikt am Tschadsee nicht vergessen

    Von Ulf Laessing
    Ulf Laessing leitet das Regionalprogramm Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali.

    Die Vereinten Nationen und einige NGOs am Tschadsee haben in den vergangenen Monaten ihre humanitären Hilfen mangels Gebergelder verringert – der Konflikt macht kaum noch Schlagzeilen, im Gegensatz zu Sudan. Fast eine Million Flüchtlinge sind aus dem Nachbarland Sudan in den Osten Tschads geflohen. Die Vereinten Nationen haben dort mindestens 14 Flüchtlingslager gebaut – weitere sind geplant, da kein Ende des Konflikts absehbar ist. Europäische Geldgeber konzentrieren ihre Bemühungen auf die Sudan-Krise.

    Geberländer stellen Unterstützung ein

    In Bagasola, dem Logistikzentrum der Vereinten Nationen am Tschadsee, haben einige NGOs damit begonnen, Ressourcen in den Osttschad zu verlegen. Eine fatale Entwicklung, wie das Schicksal von etwa 15.000 Flüchtlingen aus der Region Baga südlich des Sees im Norden Nigerias zeigt. Sie leben seit 2015 in einem Camp in der Nähe von Bagasola. Das Welt-Ernährungsprogramm WFP stellte im November die Versorgung mit Lebensmittelpaketen ein – Geberländer hatten den Geldhahn zugedreht. Mehrere Flüchtlinge erzählten mir bei einem Ortsbesuch im Juli, dass sie daraufhin versucht hätten, in ihre Heimatdörfer in Baga zurückzukehren. Sie seien aber schnell zurückgekommen, da die Dschihadisten in der Region immer noch stark aktiv sind. Andere wagten sich in abgelegene und von Boko Haram kontrollierte Seegebiete, um dort zu fischen, kamen aber auch wieder schnell zurück.

    Der Konflikt begann vor etwa 15 Jahren, als Anhänger der Sekte Boko-Haram 2009 in Nord-Nigeria, südlich des Tschadsees, einen Aufstand anzettelten. Sie warfen der Regierung Korruption und “Verwestlichung” vor. Dank der Untätigkeit der damaligen nigerianischen Regierung breitete sich Boko Haram schnell im Nordosten und am Tschadsee aus. Die nachfolgenden Regierungen in Abuja kooperieren besser mit den drei Anrainerstaaten in der Seeregion. Doch Teile des Nordostens bleiben effektiv außerhalb der Kontrolle der Regierung. Hinzu kommt ein starker Anstieg von Kriminalität und Entführungen in Nord-Nigeria, das Boko Haram im Hinterland des Tschadsees einen Rückzugsraum bietet. Boko Haram hat sich nach einem Streit um die Führung gespalten  – beide Gruppen bekämpfen sich in der Tschadsee-Region, was für zusätzliche Instabilität sorgt.

    Trügerische Ruhe auf nigrischer Seite

    Auf der See-Seite Nigers und Tschads ist die Lage ruhiger im Vergleich zu Nigeria. In die Region Diffa in Niger sind in den letzten Jahren zum Teil vor der Gewalt geflohene Menschen in ihre Dörfer zurückgekehrt. Doch die Sicherheitslage hat sich in Niger in mehreren Landesteilen seit dem Putsch vom Juli 2023 verschlechtert. Die neuen Machthaber haben Militärkooperationen mit Europa und den Vereinigten Staaten beendet und Truppen zum Eigenschutz in der Hauptstadt Niamey zusammengezogen. Niger hat sich angeblich auch teilweise aus der Eingreiftruppe am Tschadsee zurückgezogen – das sind alles keine guten Nachrichten.

    Der Verfolgungsdruck der Eingreiftruppe, die von Frankreich, den Vereinigten Staaten und Großbritannien taktisch beraten wird, hat zur Folge, dass einige Dschihadisten und Kriminelle – die Übergänge sind fließend – im Tschad nach Süden abgewandert sind. Im Grenzdreieck zu Kamerun und der Zentralafrikanischen Republik haben in den vergangenen Jahren die Entführungen stark zugenommen, die zum Teil auf Boko Haram zurückgehen. Entführungen von zumeist Einheimischen sind eine wichtige Finanzierungsquelle. Auch im Nord-Kamerun gibt es mehr Unruhe: Nach einer Operation der Eingreiftruppe am Tschadsee im Juni waren angeblich hunderte Kämpfer über die Grenze nach Kamerun und Nigeria geflohen.

    Menschen werden von Islamisten zwangsrekrutiert

    Im Tschad ist die Lage am See von allen vier Ländern am stabilsten. Die Behörden kontrollieren mithilfe der Eingreiftruppe die Dörfer am Seeufer. Fischer und Bauern gehen dort ihrer Tätigkeit nach – doch ein Besuch in einem Dorf südlich von Bagasola zeigt, dass das Leben alles andere als ungefährlich ist. Meist wagen sich die Fischerboote nur etwa ein bis zwei Kilometer auf den See. Sonst riskieren sie, von Boko Haram oder deren Abspaltung, dem Islamischen Staat, zwangsrekrutiert zu werden. Die Dschihadisten verstecken sich auf den vielen Inseln im See. Die Eingreiftruppe beschießt deren Stellungen aus der Luft, kann die hunderte Inseln aber nicht kontrollieren.

    Im Tschad besteht jetzt die Gefahr, dass die scheinbare Stabilität mangels spektakulärer Nachrichten – wie der Entführung von fast 300 Schulmädchen aus der Stadt Chibok in Nord-Nigeria durch Boko Haram – Geldgeber wie Deutschland dazu verleitet, humanitäre Hilfen für die Tschadsee-Region weiter zu verringern. Die Kürzung von internationalen Hilfsmitteln stellt die Menschen vor eine schwierige Wahl: Sie bekommen immer weniger Hilfen wie Lebensmittelrationen der Vereinten Nationen, fangen immer weniger Fisch, ernten immer weniger wegen Unsicherheit und Klimawandel – einige werden den Verlockungen der Dschihadisten nicht widerstehen können und sich ihnen anschließen. Dann könnten Boko Haram und der Islamische Staat weiter expandieren, und es wäre mit der trügerischen Ruhe dahin.

    Ulf Laessing ist Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Bamako (Mali).

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    Must-reads

    Bayerischer Rundfunk: Bundesregierung unterstützt Kampf gegen Mpox. Die Bundesregierung hat den afrikanischen Ländern, die von der Infektionskrankheit Mpox betroffen sind, Impfstoff für 50.000 Menschen aus Bundeswehrbeständen geliefert. Die Krankheit tritt in der DR Kongo, aber auch in Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda auf.

    African News: Wahlkampf in Mosambik begonnen. Am Samstag hat in Mosambik der Präsidentschaftswahlkampf begonnen. Seit der Unabhängigkeit des Landes regiert die Partei Frelimo. Die wichtigste Oppositionspartei ist Renamo. Die wichtigsten Themen des Wahlkampfs dürften die steigenden Lebenshaltungskosten sowie die Schere zwischen Land und Stadt sein. Gewählt wird am 9. Oktober.

    The East African: Streit um neue Getreidezölle in Kenia. Kenianische Getreidehändler protestieren gegen die Einführung neuer Zölle auf den Handel von Getreide, Hülsenfrüchten und Kräutern. Sie bemängeln, dies verstoße gegen verschiedene Bestimmungen der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und des Gemeinsamen Marktes für das östliche und südliche Afrika (Comesa). Der Vorstandsvorsitzende des Shippers Council of East Africa beklagt, die neuen Abgaben würden die Verbraucherpreise für importiertes Getreide erhöhen und die Bemühungen der kenianischen Landwirte und Exporteure untergraben.

    Le Monde: Erste Signale der Entspannung im Streit zwischen Benin und Niger. Niamey hat noch immer kein grünes Licht für die Wiederaufnahme der Ölförderung in Agadem gegeben und die Grenze zu Benin nicht wieder geöffnet. Die erfolgreiche Ausfuhr einer zweiten Ölladung über einen beninischen Hafen signalisiert jedoch den Beginn eines Tauwetters in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Nach viermonatiger Krise ist die endgültige Freigabe der Ölexporte sowohl für Benin und Niger als auch für CNPC, den chinesischen Betreiber der neuen Niger-Benin-Pipeline, dringlich. Unterdessen hat die nigrische Junta CNPC eine Alternative angeboten, die die Chinesen verärgert hat: den Verzicht auf den Ölexport über Benin zugunsten der östlichen Route durch den Tschad.

    Semafor: Russische Aktivitäten in Afrika steigen. Laut einem Bericht der US-amerikanischen NGO Armed Conflict Location Event Data (ACLED) ist die Zahl der bewaffneten Konflikte in Afrika mit Beteiligung russischer Söldner im letzten Quartal 2023 sowie dem ersten Halbjahr 2024 so hoch wie nie. Die russische Wagner-Gruppe hatte ihre Aktivitäten in Afrika 2017 aufgenommen. Nach dem Tod von Wagner-Chef Prigoschins Ende 2023 verdoppelten sich die russischen Aktivitäten sogar im Vergleich zum vorausgegangenen Quartal.

    BBC: Bolt stoppt Nigeria-Südafrika-“Taxikrieg”. Das Online-Taxiunternehmen Bolt hat länderübergreifende Anfragen zwischen Nigeria und Südafrika eingeschränkt, nachdem die Rivalität zwischen den beiden Ländern in den sozialen Medien einen Höhepunkt erreicht hatte. Nutzer hatten Fahrten im jeweils anderen Land gebucht und dann storniert, um sich einen Scherz zu erlauben. Fahrer wurden losgeschickt, um Fahrgäste abzuholen, die sich nicht einmal im selben Land befanden. Bolt teilte der BBC mit, dass es Nutzer, die sich an diesem grausamen Spiel beteiligten, identifiziert und gesperrt habe. Es ist unklar, wie der “Bolt-Krieg” begann. Die Nutzer sozialer Medien in den beiden größten Volkswirtschaften Subsahara-Afrikas haben eine lange Geschichte des gegenseitigen Trollens.

    Financial Times: Nigeria will Internetbetrug bekämpfen. Nachdem der US-Konzern Meta (Facebook, Instagram, Whats App, Threads) im Sommer 63.000 nigerianische Fake-Nutzerkonten gesperrt hat, wollen die nigerianischen Behörden den Kampf gegen Internetbetrug verschärfen. Die Economic and Financial Crimes Commission wolle die Zusammenarbeit mit globalen Strafverfolgungsbehörden stärken, teilte die Behörde mit. Die zunehmenden Fälle sogenannter “Sextortion” hatte zuletzt auch in den USA zugenommen. Die Täter erpressen dabei ihre Opfer mit sexuellen Inhalten, die sie ihren Opfern entlockt haben.

    Guardian: US-Rapper Macklemore sagt wegen Sudan Konzert in Dubai ab. Der US-amerikanische Rapper Macklemore hat ein für Oktober in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geplantes Konzert abgesagt. Als Begründung führte der Musiker die Beteiligung der VAE “an dem anhaltenden Völkermord und der humanitären Krise” an. Die VAE unterstützen laut UN-Informationen die Rapid Support Forces im Kampf gegen die sudanesische Armee.

    Heads

    Raila Odinga auf dem Sprung zur AU

    Kenias Oppositionsführer Raila Odinga bei einer Kundgebung im vergangenen Jahr.
    Kenias Oppositionsführer Raila Odinga bei einer Kundgebung im vergangenen Jahr.

    Seit mehr als 30 Jahren ist Raila Odinga aus der politischen Szene in Kenia nicht wegzudenken. Jetzt könnte dies bald zu einem abrupten Ende und gleichzeitigen zu einem Aufstieg kommen. Der Veteranenpolitiker hat seit langem Interesse am Posten des Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union (AU) gezeigt, der im kommenden Februar gewählt werden wird. Nun sieht es so aus, als könne es klappen. Der ehemalige Premier- und spätere Außenminister des Tschad, Moussa Faki, hat derzeit den Posten inne, darf nach zwei Amtszeiten nicht wieder gewählt werden. 2017 setzte er sich bei der Wahl um den Top-Job bei der AU gegen die damalige Außenministerin von Kenia, Amina Mohamed, durch.  

    Der derzeit 79 Jahre alte Odinga war kenianischer Premierminister von 2008 bis 2013 unter dem dritten Präsident Mwai Kibaki. Um das höchste Amt des Landes, das Präsidentenamt, bemühte er sich insgesamt fünf Mal und konnte sich nie durchsetzen. Bei all diesen Wahlen beschwerte sich Odinga über Ungereimtheiten. 2018 ernannte er sich sogar selbst zum “Präsidenten des Volkes” aus Protest gegen den Wahlsieg des Amtsinhabers Uhuru Kenyatta. Auch nach den Wahlen 2022 warf er dem Sieger, dem derzeitigen Präsidenten William Ruto Manipulation vor.

    Unterstützung von Präsident Ruto

    Nun haben beide offenbar aber eine “Waffenruhe” eingelegt. Ruto unterstützt Odinga bei der Wahl des AU-Vorsitzenden. Er findet, dass Odinga über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, den Kontinent anzuführen. “Wir sollten vereint sein, denn wir haben als Land die Chance, den nächsten Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union zu stellen. Wir müssen zusammenarbeiten. Dies ist keine Position, die einer Person zusteht. Es ist unsere gemeinsame Position als Land, und daher müssen wir alle unseren ehemaligen Premierminister Raila Odinga für diese Position unterstützen”, sagte Ruto. Die Personalie hat für Ruto noch einen positiven Nebeneffekt: Odinga macht als Kommissionspräsident in Addis Abeba in Kenia keinen Ärger mehr. Denn Ruto hatte Odinga verdächtigt, die kenianische Jugend zu den Protesten gegen die Regierung angestachelt zu haben.

    Odinga hat derweil einen Acht-Punkte-Plan für die künftige Ausrichtung der Afrikanischen Union vorgelegt. Darin geht es um die wirtschaftliche Transformation des Kontinents, die Ankurbelung des innerafrikanischen Handels, weniger Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern und Klimaschutz. Ein Fokus liegt auch auf dem Potenzial der landwirtschaftlichen Produktion von Afrika, Frieden und Sicherheit auf dem Kontinent, Vorantreiben der afrikanischen Integration sowie Gleichberechtigung von Männern und Frauen. “Als lebenslanger Panafrikanist werde ich partizipative Führung anbieten, um die Erfüllung der Prioritäten der afrikanischen Völker sicherzustellen, wie es in der Agenda 2063 der Afrikanischen Union vorgesehen ist”, kommentiert Odinga sein Programm.

    Studium in Magdeburg

    Würde Odinga AU-Präsident, hätte das auch Vorteile für Deutschland. Der 1945 geborene Politiker ging 1962 nach Leipzig in die DDR, um am Herder-Institut Deutsch zu lernen. Es folgte ein Maschinenbaustudium an der damaligen Technischen Hochschule Magdeburg. Seitdem hat er Deutschland nie mehr aus den Augen verloren. Erst vor sechs Monaten hat er das Herder-Institut wieder besucht. Darüber, dass Berlin sich schon einmal mit ihm austauschte, wurde jedoch nichts bekannt.  

    Derzeit ist Odinga, der in seiner Heimat bei seinem Vornamen Raila genannt wird, Vorsitzender des Orange Democratic Movement (ODM), der zentral-links gerichteten wichtigsten Oppositionspartei Kenias. Sie unterlag bei den letzten Wahlen mit nur 200.000 Stimmen der Partei von Präsident William Ruto, der United Democratic Alliance (UDA). “Raila ist wie Wasser, das je nach den Umständen in mehreren Zuständen existieren kann – flüssig, fest oder gasförmig”, schrieb The Sunday Standard am Wochenende, das seinen politischen Nachruf in den vergangenen Jahren schon einige Mal verschoben hat. “Immer wenn sich die politischen Umstände ändern, ändert er sich auch, was seine Langlebigkeit sichert. Das macht es für seine politischen Feinde schwer, ihn in die Falle zu locken.” Andere meinen, Odinga sei wie ein Eukalyptusbaum: Man schneidet ihn, und er regeneriert sich mit mehr Kraft.

    Für Überzeugungen ins Gefängnis

    Manche politische Beobachter behaupten sogar, dass es in Kenia fünf Regierungsebenen gibt: die Exekutive, die Judikative und das Parlament, die Legislative, die Wahlkommission und Raila Odinga. Während die drei ersten herkömmliche demokratische Strukturen sind, wurde die Wahlkommission nach dem Vorbild von Nigeria übernommen. Odingas Leben als Politiker war wechselvoll. Seinen Beruf als in Deutschland ausgebildeter Maschinenbauer hat Odinga nie ausgeübt, sondern ist gleich nach dem Studium in die Politik gegangen. In den achtziger Jahren wurde er wegen seiner Ansichten ins Gefängnis gesteckt und verbannt. Erst danach nahm seine politische Karriere Fahrt auf.

    Odinga hat schon Erfahrung mit der AU. Von 2018 bis 2023 war er der erste AU High Representative for Infrastructure Development – ein Posten, der extra geschaffen wurde. Dennoch hat er maßgeblich dazu beigetragen, wichtige Infrastrukturprojekte auf dem Kontinent voranzutreiben. Die Kandidaten für den AU-Vorsitz mussten Anfang August nominiert werden. Neben Odinga stehen Anil Nayan, ehemaliger Außenminister von Mauritius, Mahamoud Ali Youssouf, amtierender Außenminister von Dschibuti, und Richard Randriamandrato, ehemaliger Außenminister von Madagaskar, auf der Liste. Weitere Politiker aus Somalia und den Seychellen haben bereits ihre Kandidatur zurückgezogen.

    Ostafrikanischer AU-Präsident nicht unwahrscheinlich

    Im Februar 2025 wird in Addis Abeba gewählt. Für einen Wahlsieg bracht der künftige AU-Vorsitzende eine Zweidrittel-Mehrheit. In der Vergangenheit kamen die AU-Vorsitzende aus westlichen, zentralen und südlichen Regionen von Afrika. Insofern ist es wahrscheinlich, dass diesmal das östliche Afrika an der Reihe ist. Somit hat Raila Odinga reelle Chancen, die AU in Zukunft anzuführen. Andreas Sieren

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    Nachtisch

    Viele afrikanische Autorinnen und Autoren sind auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin vertreten.
    Viele afrikanische Autorinnen und Autoren sind auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin vertreten.

    So viele Autorinnen und Autoren vom Kontinent gibt es selten auf einmal in Berlin: Mehr als ein Dutzend kommen zum Internationalen Literaturfestival (ILB). Die 24. Ausgabe des ILB findet vom 5. bis 14. September statt. Vertreten sind unter anderem Ägypten, die Demokratische Republik Kongo und Simbabwe.

    Spannend beim ILB ist traditionell die internationale literarische Begegnung, die den Kontinent im globalen Gefüge situiert: Denn anders als etwa beim inzwischen auch schon renommierten African Literature Festival in Berlin, treffen beim ILB Autorinnen und Autoren von überall zusammen – und damit ihre ganz unterschiedlichen Perspektiven. “Strange new world” lautet das Motto in diesem Jahr. Mit 150 Veranstaltungen und Workshops sind auch afrikanische Intellektuelle prominent eingeplant: Zum ersten Mal hat das ILB einen Curator in Residence, den Nigerianer und Caine-Preisträger Helon Habila, der auch in den USA lehrt.

    Einen Schwerpunkt legt das ILB in diesem Jahr auf den 30. Jahrestag des Genozids in Ruanda. Die Eröffnungsrede wird Beata Umubyeyi Mairesse halten. Sie entkam dem Genozid und hat ihre Lebenserfahrung literarisch verarbeitet. Inzwischen lebt sie in Frankreich. Weitere spannende Wieder- und Neuentdeckungen verspricht das Programm unter anderem mit Ben Okri, Logan February und Okwiri Oduor. lcw

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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