die Frage, ob Deutschland mit Putschregierungen zusammenarbeiten darf, spaltet die Bundesregierung. Aus gutem Grund, es gibt keine einfache Antwort auf sie. Und doch ist die Frage hochaktuell, da sie direkt unsere Haltung gegenüber weiten Teilen der Sahelzone betrifft. Lucia Weiß und David Renke haben diesen Konflikt in der Bundesregierung eingehend beschrieben.
Auch veröffentlichen wir einen weiteren Teil unser Liste 100-Top-of-the-Table. Lesen Sie, welche Persönlichkeiten die Redaktion für die Vertreter der NGOs für die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Afrika-Szene hält.
Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Lassen Sie sich überraschen.
In der Bundesregierung knirscht es, denn in der Frage eines angemessenen Umgangs mit Putschisten ist man von einer gemeinsamen Haltung weit entfernt. Besonders gut illustriert das die deutsche Politik im Sahel, bei der die verschiedenen Ministerien diametral entgegengesetzt handeln. Ob und inwieweit Deutschland mit Militärregierungen zusammenarbeitet, entscheidet letztlich auch darüber, wie viel Geld aus der deutschen Staatskasse nach Westafrika überwiesen wird.
In rund einem Monat tagt in Berlin die Sahel-Allianz – das wichtigste internationale Geber-Bündnis für die Region. Bei dieser Gelegenheit könnte sich die Bundesregierung mit den Putschregierungen der Region an einen Tisch setzen. Das heißt, ein Teil der Bundesregierung: Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und seine Ministerin Svenja Schulze haben hohe politische Vertreter eingeladen, auf Ministerialebene. Im BMZ will man den Kontakt zu den Putschisten halten, um in der Region präsent zu bleiben und vor allem Russland und China das Feld nicht zu überlassen. Die Initiative des BMZ dürfte im Auswärtigen Amt (AA) jedoch nicht gut ankommen.
Dort will man sich von den Putschisten möglichst fernhalten. Denn eine Zusammenarbeit mit Militärregierungen, die keine demokratische Legitimation aufweisen können, passt nicht zur wertegeleiteten Außenpolitik, die Baerbock propagiert. In Westafrika kennt man deswegen vor allem Svenja Schulze. Gut ein halbes Dutzend Mal besuchte sie seit 2022 Westafrika. Ihre Ziele dabei: Mali, Burkina Faso, Niger und die angrenzenden Küstenländer. Dagegen beläuft sich die Reisebilanz von Baerbock auf magere zwei Kurztrips nach Westafrika.
Wie uneinig sich die Bundesregierung im Umgang mit Putschregierungen ist, zeigt sich besonders in Niger. Das AA ist auch hier zurückhaltend. “Natürlich stellen sich einige Fragen mit Blick auf die Verlässlichkeit dieser Regierung“, sagte AA-Sprecher Christian Wagner vor rund zwei Wochen. In letzter Zeit habe es Entscheidungen gegeben, die Fragen aufwerfen. Gemeint ist damit der Rauswurf der US-Amerikaner und die engere Kooperation mit Russland.
Die Zurückhaltung des AAs hat seine Gründe. Der letzte Besuch der Außenministerin im Sahel ist gut zwei Jahre her. Damals besuchte Baerbock die ehemals in Gao stationierten Bundeswehrsoldaten. Die Botschaft der Ministerin damals war bereits eine ähnliche: “Die Regierung in Bamako hat in den letzten Monaten international sehr viel Vertrauen verspielt, nicht zuletzt durch Verschleppung des demokratischen Übergangs und durch intensivierte militärische Zusammenarbeit mit Moskau“, sagte Baerbock vor ihrer Reise 2022.
Damals forderte die Ministerin ein Umdenken – kein “Weiter so”. Tatsächlich setzte sie sich jedoch für die Verlängerung des Minusma-Mandats der Bundeswehr ein. Dies endete schließlich dann doch vorzeitig auf Wunsch der malischen Militärjunta Ende 2023.
Im Falle Nigers scheint das AA vorsichtiger zu agieren. Die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes dort überließ das Ministerium dem SPD-geführten Verteidigungsministerium. Das BMVg handelte ohne Beteiligung des Bundestags ein bilaterales Übergangsabkommen aus, das den Verbleib der Soldaten bis August sichert. Das AA bezeichnet diese Zusammenarbeit mit der Putschregierung als “punktuelle Kooperation”.
Doch die Entwicklung von ganz Westafrika hängt maßgeblich von der Sicherheitslage im Sahel ab. Besonders befürchtet man in der Bundesregierung Spillover-Effekte aus dem Sahel in die angrenzenden Länder wie Nigeria, Ghana oder die Elfenbeinküste, aber auch Benin, Togo und Ghana. Diese sind schon jetzt sichtbar, wie Zahlen der UN belegen. Josep Borell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, nannte die Spillover-Effekte im Dezember als zentrale Motivation für die EU, einen Beschluss zum Start einer Sicherheits- und Verteidigungsinitiative in den westafrikanischen Staaten im Golf von Guinea zu fassen.
Baerbock weiß, dass Westafrika für Deutschland und Europa von großem Interesse bleibt – auch wenn diese Weltregion gefühlt sehr weit weg von Berlin ist. Die Sicherheitslage und die Rückkehr zu demokratischen Regierungen beeinflussen maßgeblich die Migrationsbewegungen in Westafrika, wie etwa die UN-Flüchtlingshilfe und die Hilfsorganisation Brot für die Welt annehmen. Die Migration betrifft Deutschland zwar nur indirekt. Politisch ist diese aber längst zum Reizthema in Europa geworden sind.
Darauf will Baerbock sich nun offenbar konzentrieren. So soll sich ihr Profil in Abgrenzung zu ihrer Kabinettskollegin Schulze schärfen. Noch im Juli erwägt die Ministerin nach Informationen von Table.Briefings eine Reise in die Region. Stationen könnten demnach Mauretanien, der Senegal – als potenzieller LNG-Lieferant und Verbündeter bei einer klimafreundlichen Energiewende – sowie die Elfenbeinküste sein. Um die von Putschregierungen geführten Länder in der Region macht Baerbock jedoch einen Bogen.
Kurz vor der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz am Wochenende ist es wenig überraschend, dass auch der G7-Gipfel von dem Thema bestimmt wird. Die erste Sitzung der Staats- und Regierungschefs der wichtigen Industrienationen am Donnerstag war allerdings ganz bewusst Afrika gewidmet. Thematisch ging es dabei um die Folgen des Klimawandels sowie die künftige wirtschaftliche Entwicklung des europäischen Nachbarkontinents. Es ist kein Zufall, dass Afrika trotz der multiplen Krisen weltweit ganz oben auf der Agenda bei den Beratungen in Apulien steht. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die aktuell den Vorsitz der G7 hat, erklärte bereits zum Antritt ihres Vorsitzes, Afrika müsse in den Fokus rücken.
Auch am Donnerstag wiederholte sie ihr Versprechen. “Die G7 ist keine in sich geschlossene Festung, die sich gegen jemanden verteidigen muss. Sie ist ein Angebot von Werten, das wir der Welt öffnen, um eine gemeinsame Entwicklung als Ziel zu haben”, so Meloni am Donnerstag zum Auftakt der Beratungen.
Tatsächlich soll es beim Thema Afrika vor allem um Migration und die wirtschaftliche Entwicklung des europäischen Nachbarkontinents gehen. Ihren Plan dafür hatte Meloni in Grundzügen bereits Anfang des Jahres in Vorbereitung auf den G7-Gipfel auf einem Afrika-Gipfel in Rom vorgestellt. Der sogenannte Mattei-Plan legt die Grundlage für die neue entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Italien und Afrika.
Rund 5,5 Milliarden Euro sieht der Plan für wirtschaftliche Investitionen und Entwicklungsprojekte vor. Weniger Migration durch wirtschaftliche Entwicklung in Afrika, das ist die Formel, auf die Meloni die künftige Zusammenarbeit mit Afrika stützen will. Bestenfalls ziehen ihrer Meinung nach dabei die anderen G7-Mitglieder – insbesondere die europäischen Partner Scholz und Macron – mit.
Für Meloni kommt der G7-Gipfel genau zur richtigen Zeit. Denn nach der Europawahl am vergangenen Wochenende ist die italienische Ministerpräsidentin oben auf. Noch in der Wahlnacht hatte Meloni selbstbewusst erklärt: “Ich bin stolz darauf, dass wir mit der stärksten Regierung in die G7 gehen.” Tatsächlich gewannen Melonis rechtspopulistischen Fratelli d’Italia mit 28,8 Prozent die Wahlen in Italien – anders als Olaf Scholz und Emmanuel Macron, die eine Wahlschlappe hinnehmen mussten. Die Machtverhältnisse in Europa haben sich zu Gunsten Melonis verschoben. Das verleiht auch den afrikapolitischen Konzepten der 47-Jährigen weiter Aufwind.
Damit könnte Meloni der europäischen Afrika-Politik einen nachhaltigen Stempel aufdrücken. Nach dem Rechtsruck in Europa ist die Sorge gleichzeitig groß, dass die entwicklungspolitischen Projekte der EU zurückgefahren werden könnten. Im Wahlkampf hätten viele der Parteien in den nationalen Kampagnen einen kritischen Ton in Bezug auf Migration und Green Deal angeschlagen, sagt Niels Keijzer, Experte für EU-Afrika-Beziehungen am German Institute of Development and Sustainability (IDOS). “Die drei großen pro-europäischen Parteien stellen jedoch nicht infrage, dass die EU ihre Priorität für Global Gateway sowie für Entwicklungsprojekte im Zusammenhang mit der externen Dimension des Green Deal beibehält”, so Keijzer weiter.
Ob Melonis Migrationsstrategie allerdings die Beziehungen zu Afrika stärkt, sieht Henrik Maihack, Leiter des Afrika-Referats der Friedrich-Ebert-Stiftung, kritisch: “Ein verstärkter Fokus auf die reine Begrenzung von Migration aus Afrika wäre für eine neue EU-Kommission eindeutig ein geopolitischer Nachteil. Das wäre ein schlechtes Angebot Europas gegenüber weltweit einflussreicher werdenden afrikanischen Ländern.”
Die afrikanischen Länder könnten sich ihre Partner zunehmend aussuchen. In Afrika erwarte man faire Handelsbeziehungen im gegenseitigen Interesse und eine europäische Unterstützung der afrikanischen Freihandelszone. “Dazu gehört auch die wirtschaftlich wichtige personelle Mobilität auf dem Kontinent, die die EU bereits in der Vergangenheit zum Beispiel in Niger eher einschränkte, als stärkte”, so Maihack weiter. Das EU-Migrationsabkommen mit Niger, das die Migration über Niger ans Mittelmeer unterbinden sollte, war Experten zufolge einer der Gründe für die Unzufriedenheit der Nigrer mit Europa und Auslöser für den Putsch im vergangenen Jahr.
Nichtsdestoweniger ist das Interesse am Gipfel auf afrikanischer Seite groß – und die Teilnehmerliste lang. Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani vertritt als aktueller Vorsitzender die Afrikanische Union. Zudem nehmen Kenias Präsident William Ruto, der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune und der tunesische Präsident Kaïs Saïed an dem Gipfel teil. Cyril Ramaphosa sagte seine Teilnahme trotz Einladung ab. Südafrikas Präsident muss nach dem Debakel des ANC bei den Wahlen Ende Mai seine Macht im eigenen Land konsolidieren und eine Regierungskoalition bilden.
Am Freitag bleibt das Thema Afrika weiter im Mittelpunkt. Um 9.30 Uhr beraten die Staats- und Regierungschefs zum Thema Migration, am Nachmittag wird es eine Sitzung zum Thema “Künstliche Intelligenz und Energie, Afrika und das Mittelmeer” geben. Zu dieser Sitzung wird auch Papst Franziskus erwartet.
Sandra Rohleder schaut zufrieden auf das Erreichte zurück. “Wir haben die ersten drei Phasen erfolgreich abgeschlossen“, sagt die Leiterin des Bereichs Finanzsysteme, Bildung, Unternehmensführung Nordafrika der KfW-Entwicklungsbank in Frankfurt. “Marokko war schon immer ein enorm wichtiges Partnerland für Deutschland”, sagt die Bankerin. Doch durch Compact with Africa habe Marokko weiter an Bedeutung gewonnen.
Der Ansatz der KfW ging von der Frage aus, mit welchen Reformen sich der größtmögliche Hebel bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere Privatunternehmen aus dem In- und Ausland bewirken lässt. Das Programm wurde auch dadurch unterstützt, dass Marokko 2021 unter dem Namen Nouveau Modèle de Développement selbst ein ambitioniertes Entwicklungsprogramm für das Land aufgelegt hat.
Die Ziele des Programms erreichte die KfW über verschiedene Reformmaßnahmen und ein Drei-Phasen-Programm. So wurden zum Beispiel regulatorische und rechtliche Hindernisse im Mikrofinanzsektor beseitigt. Mikrofinanzinstitute in Marokko konnten damit ihr Geschäftsmodell erweitern. Das erleichtert Kleinstunternehmern den Zugang zu einem Kredit. Des Weiteren wird der Bankensektor bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützt, zum Beispiel durch Finanzierungsprodukte speziell für von Frauen geführte Unternehmen. Darüber hinaus leistet die KfW einen Beitrag zur Stabilität des Finanzsektors, unter anderem durch die Einrichtung einer Notfall-Liquiditätshilfe bei der Zentralbank für Banken mit temporären Liquiditätsengpässen.
Die KfW Entwicklungsbank ist seit den 1960er-Jahren in Marokko aktiv und unterstützt die Entwicklungspläne der marokkanischen Regierung seit langem. Und dennoch: “Wir hatten bis dahin noch nie in dieser Form mit Marokko zusammengearbeitet“, sagt Rohleder.
Seit kurzem unterstützt die KfW ein neues Reformprogramm im Königreich. Im Mittelpunkt steht dieses Mal der Aufbau und Umbau der Sozialversicherung, um vor allem auch für jene Bevölkerungsgruppen ein staatliches Sicherheitsnetz einzuziehen, die bisher ohne Absicherung geblieben sind.
Die erste Phase sah vor, zehn Millionen Marokkaner zusätzlich in die Krankenversicherung einzubeziehen. Das kommt nun in großem Maße Menschen zugute, die im informellen Sektor arbeiten, und besonders vielen Frauen. “Zunächst einmal mussten die marokkanischen Behörden die Anspruchsberechtigten erfassen”, beschreibt Rohleder den ersten Schritt, der abgeschlossen ist.
In der zweiten und dritten Phase wird es nun darum gehen, auch die Renten- und die Arbeitslosenversicherung umzubauen. Dies sind aus Rohleders Sicht unerlässliche Schritte, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern: “Ohne eine soziale Absicherung werden einfach zu viele Ersparnisse für eventuelle Notfälle gebunden. Diese fehlen für Investitionen in Bildung und unternehmerische Aktivitäten.”
Ziel ist, die Sozialversicherung so umzubauen, dass sie sich am Ende selbst trägt. Für die dazu notwendige Anschubfinanzierung stellt die KfW ein zinsvergünstigtes Darlehen an den marokkanischen Staat bereit.
Parallel dazu ist auch eine Reformpartnerschaft im Hinblick auf eine grüne Transformation der marokkanischen Wirtschaft geplant. Die marokkanische Regierung arbeitet bereits an verschiedenen Initiativen zur Förderung umweltfreundlicher Aktivitäten in den Bereichen Wasser, Energie, Finanzsektor und öffentliche Verwaltung.
Und so schließt sich der Kreis: Damit marokkanische Banken den dadurch entstehenden Investitionsbedarf finanzieren können, begleitet die KfW diese auch dabei, ihr Kreditgeschäft auf die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Dies sieht vor, dass Banken sich bei Finanzierungen am Paris Agreement orientieren, einem internationalen verbindlichen Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung.
Die Voraussetzungen dafür sind in Marokko im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf dem Kontinent günstig. Das Land hat unter anderem mit Tamwilcom, CDG und CAM starke staatliche Förderinstitute sowie einen stabilen privaten Bankensektor mit der Attijariwafa Bank, der Bank of Africa (ehemals BMCE) oder der Banque Centrale Populaire an der Spitze.
“Marokkanische Banken haben insgesamt gute Möglichkeiten, sich an den internationalen Kapitalmärkten zu refinanzieren”, bestätigt Rohleder. Allerdings müssen sie oft hohe Zinsen bezahlen. Das führt dazu, dass sie gerade für Kredite an kleine und mittlere Unternehmen ebenfalls hohe Zinsen fordern. Vielen dieser Unternehmen, die oftmals keine Sicherheiten bieten können, bleibt der Zugang zu Krediten sogar verwehrt.
Auch hier setzt die KfW an und arbeitete dafür mit der staatlichen Tamwilcom, der ehemaligen Caisse Centrale de Garantie (CCG), beim Aufbau eines Garantiefensters speziell für kleine und mittlere Unternehmen zusammen. Dieser übernimmt teilweise das Ausfallrisiko der Unternehmen und ermöglicht dadurch Unternehmen überhaupt den Zugang zu Krediten. Dies war besonders in der Corona-Pandemie eine wichtige Maßnahme zur Stabilisierung der marokkanischen Wirtschaft.
Rund 35.000 neue Kredite konnten mithilfe dieser Absicherung bisher vergeben werden. Damit haben die kleinen und mittleren Unternehmen Investitionen und, in geringerem Umfang, Betriebsmittel finanziert. Bisher wurden 400 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Darlehen abzusichern. Nach Abschluss des Programms sollen die Wirkungen auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen analysiert werden, um zu sehen, ob das übergeordnete Ziel, Arbeitsplätze zu sichern, erreicht werden konnte.
All diese Programme führt die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung durch, die zuvor entsprechende Abkommen über eine Zusammenarbeit mit der marokkanischen Regierung vereinbart hat. In der Regel vergibt die KfW zinsvergünstigte Darlehen. Für ausgewählte Vorhaben setzt die Förderbank auch Zuschussmittel der Bundesregierung ein.
Die Zusammenarbeit der deutschen Bundesregierung mit Marokko im Bereich nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zielt darauf ab, begleitend zur wirtschaftlichen Transformation des Landes Investitionsbedingungen für Unternehmen zu verbessern, stabile Märkte zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und damit Perspektiven für Menschen im eigenen Land zu eröffnen.
Noch vor der Sommerpause richten zahlreiche Industrie- und Handelskammern (IHK) Veranstaltungen zu Handel und Investitionen in Afrika aus. In der kommenden Woche lädt auch der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft in Frankfurt zu einer interessanten Konferenz. Wir zeigen Ihnen einige wichtige Veranstaltungen, ohne dass die Liste Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann:
Am Donnerstag, 13. Juni hat die IHK Friedberg-Gießen zum zweiten Mal ihre Netzwerkkonferenz The World meets in Gießen ausgerichtet. An ihr nahmen aus Nigeria der ehemalige Informationsminister Alhaji Lai Mohammed und der Präsident der Ogun State Co-operative Federation, Alhaji Wasiu Olaleye, teil.
Daneben berichten und beraten auch andere IHKs, wie die in Stuttgart, in Nürnberg oder die in Bremen, regelmäßig über Geschäftsmöglichkeiten in Afrika. Auch hat die IHK Nürnberg einen Business Guide Africa entwickelt. Die IHK Bremen bietet Beratungsgutscheine an. Darüberhinaus übernimmt auch das IHK-Netzwerkbüro Afrika eine Erstberatung für Unternehmen, die sich für Handel oder Investitionen in Afrika interessieren. hlr
In der westrussischen Stadt Nischny Nowgorod, gut 400 Kilometer östlich von Moskau, hat in dieser Woche ein Treffen der Brics-Außenminister stattgefunden. Es ist der erste Brics-Gipfel auf Ministerebene seit der Aufnahme Ägyptens, Äthiopiens, Irans und der Vereinigten Arabischen Emirate zum Jahresanfang. Nach dem 15. Brics-Gipfel in Johannesburg im vergangenen Jahr hatte der aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Wirtschaftsblock sechs Länder zum Beitritt eingeladen. Saudi-Arabien hat den offiziellen Beitritt noch nicht vollzogen. Argentinien hatte nach der Wahl von Javier Milei zum Präsidenten seinen angekündigten Beitritt zurückgezogen.
Der russische Außenminister Lawrow erklärte in seiner Eröffnungsrede, Brics strebe eine multipolare Weltordnung an, in deren Weg die USA stünden. Wie angekündigt, würden große Anstrengungen unternommen, um das internationale Währungssystem zu verbessern und eine Plattform für Zahlungen in nationalen Währungen zu entwickeln, so Lawrow weiter. Die angestrebte Unabhängigkeit vom US-Dollar im bilateralen Handel war bereits auf dem letzten Brics-Gipfel ein zentrales Thema.
Auch in der gemeinsamen Abschlusserklärung forderten die Minister eine umfassende Reform der globalen Finanzarchitektur. Weitere Punkte sind unter anderem Forderungen nach einem Globalen Finanzsicherheitsnetz, Reformen der multilateralen Entwicklungsbanken sowie dem Ausbau der Brics-Bank New Development Bank (NDB). Die Minister betonten die entscheidende Rolle der G20 bei der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und begrüßten die Aufnahme der Afrikanischen Union als Mitglied während des G20-Gipfels in Neu-Delhi. Sie brachten ihre Unterstützung für die aufeinanderfolgenden G20-Präsidentschaften Indiens, Brasiliens und Südafrikas von 2023 bis 2025 zum Ausdruck.
Die Teilnehmer äußerten sich besorgt über die eskalierende Gewalt im Gazastreifen und forderten einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand. Sie forderten auch die Freilassung aller Geiseln und Zivilisten und bekräftigten ihre Unterstützung für eine volle UN-Mitgliedschaft Palästinas und eine Zwei-Staaten-Lösung auf Grundlage des Völkerrechts.
Chinas Außenminister Wang Yi betonte unter anderem, wie wichtig die Kooperation mit Südafrika für die Volksrepublik sei. Wang rief dazu auf, den Austausch auf hoher Ebene zwischen China und Südafrika zu verstärken, um “das gegenseitige politische Vertrauen zu festigen”, hieß es in einer am Dienstag von Peking veröffentlichten Erklärung. Wangs südafrikanische Amtskollegin Naledi Pandor bekräftigte dies und beschrieb die Zusammenarbeit mit China als “den wichtigsten Teil von Afrikas internationaler Kooperation”. Sie lobte außerdem Chinas Bemühungen um eine “politische Lösung der Ukraine-Krise und die Förderung eines Waffenstillstands im Gazastreifen.”
Neben den neun Brics-Mitgliedern waren auch Vertreter von 15 weiteren Staaten eingeladen, darunter Saudi-Arabien, Laos, Vietnam, Thailand und die Türkei. ajs
Financial Times: IStGH-Chefankläger untersucht mögliche Kriegsverbrechen in Sudan. Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, hat eine Kampagne gestartet, um Informationen über mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sammeln, die während des verheerenden Bürgerkriegs im Sudan begangen wurden. In einer Videobotschaft erklärte er, er sei “besonders besorgt über den ethnisch motivierten Charakter” der Angriffe auf die Zivilbevölkerung, insbesondere in der westlichen Region Darfur.
New York Times: Nigeria steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit einer Generation. Nigeria, das noch vor zwei Jahren die größte Volkswirtschaft Afrikas war, wird in diesem Jahr voraussichtlich auf den vierten Platz zurückfallen. Die Krise ist vor allem auf zwei wichtige Änderungen zurückzuführen, die der vor 15 Monaten gewählte Präsident Bola Tinubu vorgenommen hat: die teilweise Abschaffung der Treibstoffsubventionen und die Freigabe des Naira-Wechselkurses, die zusammen zu einem erheblichen Preisanstieg geführt haben. Mehr als 87 Millionen Menschen in Nigeria leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Weltbank geht davon aus, dass die Armutsquote in diesem und im nächsten Jahr aufgrund der hohen Inflation weiter steigen wird.
Bloomberg: Gericht lehnt Zumas Antrag ab, die Einberufung des Parlaments zu verhindern. Das oberste Gericht Südafrikas hat einen Antrag der MK-Partei des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma abgewiesen, die Einberufung des neu gewählten Parlaments zu stoppen. MK behauptet, die Wahl sei manipuliert worden, hat dies aber weder durch Beweise untermauert noch sich an das Wahlgericht gewandt. Die Partei, die 58 der 400 Sitze in der Nationalversammlung errungen hat, erklärte, sie werde nur dann mit dem ANC zusammenarbeiten, wenn dieser Präsident Cyril Ramaphosa ablöst, eine Forderung, die rundweg abgelehnt wurde. Die MK hat damit gedroht, die parlamentarischen Beratungen zu boykottieren, bis ihr Streit mit dem Wahlgremium beigelegt ist.
The Intercept: IFC lehnt ab, Geschädigte an kenianischen Schulen direkt zu entschädigen. Die private Investitionssparte der Weltbank, die International Finance Corporation (IFC), weigert sich, Personen direkt zu entschädigen, die in einer von ihr finanzierten Schulkette in Afrika und Indien sexuell, körperlich und finanziell geschädigt wurden. Die Geschädigten hatten explizit darum gebeten, und Anwälte der Zivilgesellschaft, US-Senatoren und eine interne Aufsichtsbehörde hatten entsprechenden Druck ausgeübt. Bereits vor wenigen Monaten hatte die IFC schon einmal eine Empfehlung ihres Compliance-Ombudsmanns abgelehnt. Es ging um Direktzahlungen als Wiedergutmachung für Schäden in einer separaten Untersuchung im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch junger Schülerinnen im Jahr 2016 durch einen Lehrer an einer Schule in Kenia.
Bloomberg: Standard Bank wird umstrittene EACOP-Pipeline finanzieren. Die südafrikanische Standard Bank, Afrikas größter Kreditgeber, wird sich an der Finanzierung der East African Crude Oil Pipeline (EACOP) beteiligen. Die fünf Milliarden Dollar teure Leitung soll von Ölfeldern in Westuganda über Tansania bis zum Indischen Ozean führen. Zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich gegen die Pipeline aussprechen, haben Banken und Versicherer aufgefordert, das Projekt zu meiden. Es schädige den Lebensraum von Wildtieren, beeinträchtige die umliegenden Gemeinden und erhöhe die Treibhausgasemissionen, so die Sorge. Hinter EACOP stehen der französische Ölkonzern Total Energies und die staatliche China National Offshore Oil Corporation, während die Regierungen Ugandas und Tansanias Minderheitsbeteiligungen halten.
The Guardian: Ugandischer Anti-Pipeline-Aktivist offenbar von Sicherheitskräften verprügelt. Ein Ugander, der sich gegen die umstrittene ostafrikanische Erdölpipeline (EACOP) einsetzt, erholt sich im Krankenhaus, nachdem er angeblich von den ugandischen Streitkräften verprügelt worden ist. Dies ist der jüngste Vorfall im Rahmen eines “alarmierenden Vorgehens” gegen die Umweltschützer des Landes. Nach Angaben der Internationalen Föderation für Menschenrechte ist er einer von elf Aktivisten gegen Ölprojekte, die in den vergangenen zwei Wochen von der ugandischen Polizei, dem Militär oder Regierungsbeamten ins Visier genommen wurden. Im November wurde eine weitere Gruppe von elf Studenten nach einem friedlichen Marsch gegen die Pipeline in Kampala verhaftet und wartet immer noch auf ihren Prozess.
Le Monde: Orano will Uranvorkommen in Niger abbauen. Der französische Nuklearkonzern Orano hat mit den Vorbereitungsarbeiten für die ab 2028 geplante Ausbeutung der Uranlagerstätte Imouraren begonnen. Imouraren im Norden Nigers ist eine der größten Uranlagerstätten der Welt mit geschätzten Reserven von 200.000 Tonnen. Der Abbau hätte schon 2015 beginnen sollen, aber der Rückgang der Uranpreise auf dem Weltmarkt nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 hatte die Arbeiten eingefroren. Nach der Schließung von Cominak im Jahr 2021 betreibt Orano derzeit eine einzige Uranmine in Niger, Somaïr, in der Region Arlit. Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung infolge des Staatsstreichs nahm das Unternehmen seine Tätigkeit im Land im Februar 2024 wieder auf.
Reuters: Ghana verschiebt weitere Kakaolieferungen. Die Aussichten für die globale Schokoladenindustrie haben sich weiter verschlechtert. Der weltweit zweitgrößte Kakaoproduzent Ghana will aufgrund schlechter Ernten die Lieferung von bis zu 350.000 Tonnen Bohnen in die nächste Saison verschieben. Schokoladenhersteller auf der ganzen Welt erhöhen die Preise für die Verbraucher, nachdem sich der Wert von Kakao allein in diesem Jahr mehr als verdoppelt hat. Ghana und Elfenbeinküste, die für 60 Prozent der weltweiten Produktion verantwortlich sind, haben im dritten Jahr in Folge geringe Ernten eingefahren.
Al Jazeera: Handwerklicher Lithium-Bergbau in Simbabwe unter Druck. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten beantragen Tausende Simbabwer bei den Behörden Genehmigungen für den Abbau von Lithium. Das von Simbabwe verhängte Ausfuhrverbot für unverarbeitetes Lithium, mit dem eigentlich die lokale Wertschöpfung erhöht werden soll, wirkt sich jedoch nachteilig auf die Klein-Bergleute aus: Der Preis für Lithiumerz ist drastisch gesunken.
Business Insider: Über 1.000 Institutionen in Nigeria werden wegen Datenlecks untersucht. Nach Angaben der nigerianischen Datenschutzkommission stehen mehr als 1.000 Finanzinstitute, Schulen, Versicherer und Beratungsgesellschaften im Verdacht, in irgendeiner Form gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen zu haben. Vier große Finanzinstitute und drei weitere Organisationen wurden wegen Datenschutzverstößen mit Sanktionen und Geldstrafen belegt. Seit Juni 2023 gilt in Nigeria ein neues Datenschutzgesetz, das die Rechte der Bürgerinnen und Bürger auf Privatsphäre und andere grundlegende Freiheiten sowohl im analogen als auch im digitalen Verkehr stärken soll.
African Business: Japanische Investoren drängen in afrikanische Start-up-Szene. Japanische Unternehmen, angeführt von der Japan External Trade Organization (JETRO), waren auf einer führenden, auf Afrika ausgerichteten Technologieveranstaltung in Marrakesch, der GITEX Africa, stark vertreten. Japanische Investoren zeigen ein wachsendes Interesse an den afrikanischen Märkten, unter anderem wegen der demografischen und wirtschaftlichen Probleme, mit denen das Land konfrontiert ist. Die Investitionsströme Japans nach Afrika nehmen stetig zu: Japanische Investitionen in Afrika erreichten im Jahr 2020 rund drei Milliarden US-Dollar und haben sich im darauffolgenden Jahr auf rund 7,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.
Veye Tatah – Vorsitzende Africa Positive e.V.
Mit einer unendlichen Energie scheint Veye Tatah ausgestattet zu sein. Vor mehr als 30 Jahren kam sie aus Kamerun nach Deutschland, um hier Informatik zu studieren. Seitdem setzt sie sich dafür ein, dass Deutschland ein positiveres Bild von Afrika bekommt. Deshalb heißt der Verein, den sie in Dortmund gegründet hat, auch Africa Positive e.V. Sie gibt ehrenamtlich eine Zeitschrift heraus, organisiert das Afro Ruhr Festival in Dortmund, organisiert Nachhilfe, Deutschkurse und Freizeitaktivitäten für Menschen der Diaspora. Veye Tatah hat in ihrem Engagement für die Diaspora und Migranten nicht nur jede Menge Energie, sondern auch langjährige Ausdauer bewiesen.
Alhaji Allie Bangura – Gründer Afro-Diasporisches Akademisches Netzwerk (ADAN) e.V.
Seit langem engagiert sich Alhaji Allie Bangura für die afrikanische community in Deutschland. Er war einer der Gründer des Afro-Diasporischen Akademischen Netzwerks e.V., besser bekannt als ADAN. Ursprünglich brachte es Studenten aus Afrika und Studenten der afrikanischen Diaspora zusammen. Heute ist der Verein viel mehr. Bangura leitet beispielsweise heute die ADAN Impact GmbH, die nach eigener Aussage Organisationen befähigen will, sich im Hinblick auf Diversität weiterzuentwickeln. Auch will Bangura Black and People of Colour (BPoC) befähigen, ihre Ziele zu erreichen.
Helene Prölß – Geschäftsführerin Stiftung managerohnegrenzen gGmbH
Mit ihrer Stiftung bringt Helene Prölß erfahrene deutsche Manager mit interessierten afrikanischen Unternehmen zusammen. Die eingesetzten Manager beraten ihre Partner bis zu zwölf Wochen lang und setzen dabei voll auf deren branchenspezifische Expertise. Auf dem Kontinent ist unternehmerisches Knowhow stark gefragt: Jeden Monat erreichen Prölß bis zu 40 Anfragen von deutschen Managern und afrikanischen Unternehmern. Mit ihrem unternehmerischen Ansatz will Prölß einen Gegenentwurf zur klassischen Entwicklungshilfe schaffen, der die Eigeninitiative der lokalen Bevölkerung stärkt.
Georg Graf Waldersee – Vorsitzender Deutsches Komitee für UNICEF e.V.
Der Vorsitzende des Deutschen Komitees für Unicef bringt reichlich Erfahrung aus der Wirtschaft mit. Georg Graf Waldersee war viele Jahre als Unternehmensberater aktiv, zunächst bei Arthur Andersen, dann bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Von 2010 bis 2015 war Waldersee der Deutschland-Chef von EY. Als ehrenamtlicher Vorsitzender von Unicef Deutschland folgte er auf den Unternehmer Jürgen Heraeus. In Afrika fokussiert sich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen auf den Schutz von Kindern vor Krankheiten. Ein anderer Schwerpunkt ist, Mädchen und Jungen den Schulbesuch zu ermöglichen.
Ricarda Brandts – Leiterin Deutschland UNO Flüchtlingshilfe e.V.
Seit gut zwei Jahren steht Ricarda Brandts dem Vorstand der UNO-Flüchtlingshilfe vor. Der 1980 gegründete Verein ist der deutsche Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Brandts hat eine lange und erfolgreiche Justizkarriere hinter sich: Bis Mai 2021 war die promovierte Juristin als Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes und des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen tätig. Ihre erste Station als Richterin hatte Brandts am Sozialgericht Dortmund. Laut UNHCR waren 2023 mehr als 110 Millionen Menschen weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen. Der Schutz dieser Menschen steht in Brandts Arbeit im Mittelpunkt.
Jan Peter Schemmel – Geschäftsführender Vorstand WWF Deutschland
Jan Peter Schemmel gehört seit 2023 dem Vorstand des WWF Deutschland an. Der gelernte Politikwissenschaftler ist seit 2019 auch Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts in Berlin. Zuvor sammelte Schemmel 18 Jahre lang Erfahrungen bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), unter anderem als Abteilungsleiter Förderprogramme. Er ist Experte in den Bereichen Klimawandel, Umwelt, nachhaltige Entwicklung und internationale Zusammenarbeit.
Dagmar Pruin – Präsidentin Brot für die Welt
Brot für die Welt ist das große Hilfswerk der evangelischen Kirche. Heute geht es immer noch um die Bekämpfung von Hunger, aber Brot für die Welt engagiert sich genauso für Friedensförderung und generell die Bewahrung der Schöpfung. Seit drei Jahren leitet die aus Leer in Ostfriesland stammende promovierte Theologin und Pfarrerin Dagmar Pruin gleichzeitig Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag, um Not in Afrika zu lindern.
Daniel Schönwitz – Kommunikation Africa First Network
Wenn der Unternehmer Martin Schoeller der Kopf hinter dem Netzwerk Africa First ist, dann ist der Kommunikationsberater Daniel Schönwitz sein Arm. Der Absolvent der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten hat mit Schoeller gemeinsam ein Buch mit dem Titel Africa First geschrieben, eine Art Manifest des Netzwerks. Die Mitglieder von Africa First teilen die Überzeugung, dass Wachstum und Wohlstand in Afrika nicht ohne ein System zur sozialen Absicherung dauerhaft möglich sein werden. Mit großer Energie setzt sich Schönwitz dafür ein, dass deutsche Unternehmen sich stärker in Afrika engagieren.
Roland Göhde – Vorstandsvorsitzender German Health Alliance (GHA)
Die German Health Alliance ist eine Initiative des BDI. Sie verfolgt das Ziel, die Gesundheit der Menschen weltweit zu verbessern. Die GHA ist auch Teil des Wirtschaftsnetzwerks Afrika der Bundesregierung. Bei der GHA kommen Wirtschaftskompetenz und öffentliches Gemeinwohl zusammen. Roland Göhde ist Vorstandsvorsitzender der GHA, aber mehr noch der Kopf hinter der Initiative. So treibt er die Zusammenarbeit zwischen den diversen deutschen Gesundheitsunternehmen und Afrika im Bereich der öffentlichen Gesundheit voran.
Christian Molke – Vorstandsvorsitzender Adventist Development and Relief Agency (ADRA) Deutschland e.V.
Adra Deutschland ist das Hilfswerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, wobei Adra für Adventist Development and Relief Agency steht. Ihren Sitz hat Adra Deutschland in Darmstadt, um Helfer und Material über den Flughafen Frankfurt schnell in Katastrophengebiete bringen zu können. Dem Vorstand steht Christian Molke seit mehr als zwölf Jahren vor. Bei den Adventisten ist er seit langem engagiert, auch als Pfarrer. Adra ist fester Bestandteil der deutschen Katastrophenhilfe. Beispielsweise ist Molke auch Aufsichtsratsvorsitzender der Aktion Deutschland hilft e.V.
Am heutigen Freitag, 14. Juni um voraussichtlich 10 Uhr morgens wird das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock in den Hafen von Kiel einlaufen. 6.000 Seemeilen, darunter 4.208 Seemeilen unter Segeln, wird die Bark dann auf ihrer Fahrt nach Marokko, Spanien und Portugal zurückgelegt haben.
Es wird die letzte Fahrt für den Kommandanten, den Kapitän zur See Andreas-Peter Graf von Kielmansegg, gewesen sein. Seit März 2022 hatte er das Kommando auf dem Schiff, auf dem er schon 1996 und 2004 gedient hatte.
Für viele Kadetten aus Afrika wird es jedoch die erste Fahrt mit dem rundum erneuerten Segelschulschiff gewesen sein. Offiziersanwärter aus Kamerun, Ghana, Senegal, Togo und Tunesien waren unter anderem bei dieser Fahrt an Bord, an der insgesamt 225 Offiziersanwärter teilnehmen durften. hlr
die Frage, ob Deutschland mit Putschregierungen zusammenarbeiten darf, spaltet die Bundesregierung. Aus gutem Grund, es gibt keine einfache Antwort auf sie. Und doch ist die Frage hochaktuell, da sie direkt unsere Haltung gegenüber weiten Teilen der Sahelzone betrifft. Lucia Weiß und David Renke haben diesen Konflikt in der Bundesregierung eingehend beschrieben.
Auch veröffentlichen wir einen weiteren Teil unser Liste 100-Top-of-the-Table. Lesen Sie, welche Persönlichkeiten die Redaktion für die Vertreter der NGOs für die entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Afrika-Szene hält.
Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Lassen Sie sich überraschen.
In der Bundesregierung knirscht es, denn in der Frage eines angemessenen Umgangs mit Putschisten ist man von einer gemeinsamen Haltung weit entfernt. Besonders gut illustriert das die deutsche Politik im Sahel, bei der die verschiedenen Ministerien diametral entgegengesetzt handeln. Ob und inwieweit Deutschland mit Militärregierungen zusammenarbeitet, entscheidet letztlich auch darüber, wie viel Geld aus der deutschen Staatskasse nach Westafrika überwiesen wird.
In rund einem Monat tagt in Berlin die Sahel-Allianz – das wichtigste internationale Geber-Bündnis für die Region. Bei dieser Gelegenheit könnte sich die Bundesregierung mit den Putschregierungen der Region an einen Tisch setzen. Das heißt, ein Teil der Bundesregierung: Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und seine Ministerin Svenja Schulze haben hohe politische Vertreter eingeladen, auf Ministerialebene. Im BMZ will man den Kontakt zu den Putschisten halten, um in der Region präsent zu bleiben und vor allem Russland und China das Feld nicht zu überlassen. Die Initiative des BMZ dürfte im Auswärtigen Amt (AA) jedoch nicht gut ankommen.
Dort will man sich von den Putschisten möglichst fernhalten. Denn eine Zusammenarbeit mit Militärregierungen, die keine demokratische Legitimation aufweisen können, passt nicht zur wertegeleiteten Außenpolitik, die Baerbock propagiert. In Westafrika kennt man deswegen vor allem Svenja Schulze. Gut ein halbes Dutzend Mal besuchte sie seit 2022 Westafrika. Ihre Ziele dabei: Mali, Burkina Faso, Niger und die angrenzenden Küstenländer. Dagegen beläuft sich die Reisebilanz von Baerbock auf magere zwei Kurztrips nach Westafrika.
Wie uneinig sich die Bundesregierung im Umgang mit Putschregierungen ist, zeigt sich besonders in Niger. Das AA ist auch hier zurückhaltend. “Natürlich stellen sich einige Fragen mit Blick auf die Verlässlichkeit dieser Regierung“, sagte AA-Sprecher Christian Wagner vor rund zwei Wochen. In letzter Zeit habe es Entscheidungen gegeben, die Fragen aufwerfen. Gemeint ist damit der Rauswurf der US-Amerikaner und die engere Kooperation mit Russland.
Die Zurückhaltung des AAs hat seine Gründe. Der letzte Besuch der Außenministerin im Sahel ist gut zwei Jahre her. Damals besuchte Baerbock die ehemals in Gao stationierten Bundeswehrsoldaten. Die Botschaft der Ministerin damals war bereits eine ähnliche: “Die Regierung in Bamako hat in den letzten Monaten international sehr viel Vertrauen verspielt, nicht zuletzt durch Verschleppung des demokratischen Übergangs und durch intensivierte militärische Zusammenarbeit mit Moskau“, sagte Baerbock vor ihrer Reise 2022.
Damals forderte die Ministerin ein Umdenken – kein “Weiter so”. Tatsächlich setzte sie sich jedoch für die Verlängerung des Minusma-Mandats der Bundeswehr ein. Dies endete schließlich dann doch vorzeitig auf Wunsch der malischen Militärjunta Ende 2023.
Im Falle Nigers scheint das AA vorsichtiger zu agieren. Die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes dort überließ das Ministerium dem SPD-geführten Verteidigungsministerium. Das BMVg handelte ohne Beteiligung des Bundestags ein bilaterales Übergangsabkommen aus, das den Verbleib der Soldaten bis August sichert. Das AA bezeichnet diese Zusammenarbeit mit der Putschregierung als “punktuelle Kooperation”.
Doch die Entwicklung von ganz Westafrika hängt maßgeblich von der Sicherheitslage im Sahel ab. Besonders befürchtet man in der Bundesregierung Spillover-Effekte aus dem Sahel in die angrenzenden Länder wie Nigeria, Ghana oder die Elfenbeinküste, aber auch Benin, Togo und Ghana. Diese sind schon jetzt sichtbar, wie Zahlen der UN belegen. Josep Borell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, nannte die Spillover-Effekte im Dezember als zentrale Motivation für die EU, einen Beschluss zum Start einer Sicherheits- und Verteidigungsinitiative in den westafrikanischen Staaten im Golf von Guinea zu fassen.
Baerbock weiß, dass Westafrika für Deutschland und Europa von großem Interesse bleibt – auch wenn diese Weltregion gefühlt sehr weit weg von Berlin ist. Die Sicherheitslage und die Rückkehr zu demokratischen Regierungen beeinflussen maßgeblich die Migrationsbewegungen in Westafrika, wie etwa die UN-Flüchtlingshilfe und die Hilfsorganisation Brot für die Welt annehmen. Die Migration betrifft Deutschland zwar nur indirekt. Politisch ist diese aber längst zum Reizthema in Europa geworden sind.
Darauf will Baerbock sich nun offenbar konzentrieren. So soll sich ihr Profil in Abgrenzung zu ihrer Kabinettskollegin Schulze schärfen. Noch im Juli erwägt die Ministerin nach Informationen von Table.Briefings eine Reise in die Region. Stationen könnten demnach Mauretanien, der Senegal – als potenzieller LNG-Lieferant und Verbündeter bei einer klimafreundlichen Energiewende – sowie die Elfenbeinküste sein. Um die von Putschregierungen geführten Länder in der Region macht Baerbock jedoch einen Bogen.
Kurz vor der Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz am Wochenende ist es wenig überraschend, dass auch der G7-Gipfel von dem Thema bestimmt wird. Die erste Sitzung der Staats- und Regierungschefs der wichtigen Industrienationen am Donnerstag war allerdings ganz bewusst Afrika gewidmet. Thematisch ging es dabei um die Folgen des Klimawandels sowie die künftige wirtschaftliche Entwicklung des europäischen Nachbarkontinents. Es ist kein Zufall, dass Afrika trotz der multiplen Krisen weltweit ganz oben auf der Agenda bei den Beratungen in Apulien steht. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die aktuell den Vorsitz der G7 hat, erklärte bereits zum Antritt ihres Vorsitzes, Afrika müsse in den Fokus rücken.
Auch am Donnerstag wiederholte sie ihr Versprechen. “Die G7 ist keine in sich geschlossene Festung, die sich gegen jemanden verteidigen muss. Sie ist ein Angebot von Werten, das wir der Welt öffnen, um eine gemeinsame Entwicklung als Ziel zu haben”, so Meloni am Donnerstag zum Auftakt der Beratungen.
Tatsächlich soll es beim Thema Afrika vor allem um Migration und die wirtschaftliche Entwicklung des europäischen Nachbarkontinents gehen. Ihren Plan dafür hatte Meloni in Grundzügen bereits Anfang des Jahres in Vorbereitung auf den G7-Gipfel auf einem Afrika-Gipfel in Rom vorgestellt. Der sogenannte Mattei-Plan legt die Grundlage für die neue entwicklungspolitische Zusammenarbeit zwischen Italien und Afrika.
Rund 5,5 Milliarden Euro sieht der Plan für wirtschaftliche Investitionen und Entwicklungsprojekte vor. Weniger Migration durch wirtschaftliche Entwicklung in Afrika, das ist die Formel, auf die Meloni die künftige Zusammenarbeit mit Afrika stützen will. Bestenfalls ziehen ihrer Meinung nach dabei die anderen G7-Mitglieder – insbesondere die europäischen Partner Scholz und Macron – mit.
Für Meloni kommt der G7-Gipfel genau zur richtigen Zeit. Denn nach der Europawahl am vergangenen Wochenende ist die italienische Ministerpräsidentin oben auf. Noch in der Wahlnacht hatte Meloni selbstbewusst erklärt: “Ich bin stolz darauf, dass wir mit der stärksten Regierung in die G7 gehen.” Tatsächlich gewannen Melonis rechtspopulistischen Fratelli d’Italia mit 28,8 Prozent die Wahlen in Italien – anders als Olaf Scholz und Emmanuel Macron, die eine Wahlschlappe hinnehmen mussten. Die Machtverhältnisse in Europa haben sich zu Gunsten Melonis verschoben. Das verleiht auch den afrikapolitischen Konzepten der 47-Jährigen weiter Aufwind.
Damit könnte Meloni der europäischen Afrika-Politik einen nachhaltigen Stempel aufdrücken. Nach dem Rechtsruck in Europa ist die Sorge gleichzeitig groß, dass die entwicklungspolitischen Projekte der EU zurückgefahren werden könnten. Im Wahlkampf hätten viele der Parteien in den nationalen Kampagnen einen kritischen Ton in Bezug auf Migration und Green Deal angeschlagen, sagt Niels Keijzer, Experte für EU-Afrika-Beziehungen am German Institute of Development and Sustainability (IDOS). “Die drei großen pro-europäischen Parteien stellen jedoch nicht infrage, dass die EU ihre Priorität für Global Gateway sowie für Entwicklungsprojekte im Zusammenhang mit der externen Dimension des Green Deal beibehält”, so Keijzer weiter.
Ob Melonis Migrationsstrategie allerdings die Beziehungen zu Afrika stärkt, sieht Henrik Maihack, Leiter des Afrika-Referats der Friedrich-Ebert-Stiftung, kritisch: “Ein verstärkter Fokus auf die reine Begrenzung von Migration aus Afrika wäre für eine neue EU-Kommission eindeutig ein geopolitischer Nachteil. Das wäre ein schlechtes Angebot Europas gegenüber weltweit einflussreicher werdenden afrikanischen Ländern.”
Die afrikanischen Länder könnten sich ihre Partner zunehmend aussuchen. In Afrika erwarte man faire Handelsbeziehungen im gegenseitigen Interesse und eine europäische Unterstützung der afrikanischen Freihandelszone. “Dazu gehört auch die wirtschaftlich wichtige personelle Mobilität auf dem Kontinent, die die EU bereits in der Vergangenheit zum Beispiel in Niger eher einschränkte, als stärkte”, so Maihack weiter. Das EU-Migrationsabkommen mit Niger, das die Migration über Niger ans Mittelmeer unterbinden sollte, war Experten zufolge einer der Gründe für die Unzufriedenheit der Nigrer mit Europa und Auslöser für den Putsch im vergangenen Jahr.
Nichtsdestoweniger ist das Interesse am Gipfel auf afrikanischer Seite groß – und die Teilnehmerliste lang. Mauretaniens Präsident Mohamed Ould Ghazouani vertritt als aktueller Vorsitzender die Afrikanische Union. Zudem nehmen Kenias Präsident William Ruto, der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune und der tunesische Präsident Kaïs Saïed an dem Gipfel teil. Cyril Ramaphosa sagte seine Teilnahme trotz Einladung ab. Südafrikas Präsident muss nach dem Debakel des ANC bei den Wahlen Ende Mai seine Macht im eigenen Land konsolidieren und eine Regierungskoalition bilden.
Am Freitag bleibt das Thema Afrika weiter im Mittelpunkt. Um 9.30 Uhr beraten die Staats- und Regierungschefs zum Thema Migration, am Nachmittag wird es eine Sitzung zum Thema “Künstliche Intelligenz und Energie, Afrika und das Mittelmeer” geben. Zu dieser Sitzung wird auch Papst Franziskus erwartet.
Sandra Rohleder schaut zufrieden auf das Erreichte zurück. “Wir haben die ersten drei Phasen erfolgreich abgeschlossen“, sagt die Leiterin des Bereichs Finanzsysteme, Bildung, Unternehmensführung Nordafrika der KfW-Entwicklungsbank in Frankfurt. “Marokko war schon immer ein enorm wichtiges Partnerland für Deutschland”, sagt die Bankerin. Doch durch Compact with Africa habe Marokko weiter an Bedeutung gewonnen.
Der Ansatz der KfW ging von der Frage aus, mit welchen Reformen sich der größtmögliche Hebel bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen für kleine und mittlere Privatunternehmen aus dem In- und Ausland bewirken lässt. Das Programm wurde auch dadurch unterstützt, dass Marokko 2021 unter dem Namen Nouveau Modèle de Développement selbst ein ambitioniertes Entwicklungsprogramm für das Land aufgelegt hat.
Die Ziele des Programms erreichte die KfW über verschiedene Reformmaßnahmen und ein Drei-Phasen-Programm. So wurden zum Beispiel regulatorische und rechtliche Hindernisse im Mikrofinanzsektor beseitigt. Mikrofinanzinstitute in Marokko konnten damit ihr Geschäftsmodell erweitern. Das erleichtert Kleinstunternehmern den Zugang zu einem Kredit. Des Weiteren wird der Bankensektor bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützt, zum Beispiel durch Finanzierungsprodukte speziell für von Frauen geführte Unternehmen. Darüber hinaus leistet die KfW einen Beitrag zur Stabilität des Finanzsektors, unter anderem durch die Einrichtung einer Notfall-Liquiditätshilfe bei der Zentralbank für Banken mit temporären Liquiditätsengpässen.
Die KfW Entwicklungsbank ist seit den 1960er-Jahren in Marokko aktiv und unterstützt die Entwicklungspläne der marokkanischen Regierung seit langem. Und dennoch: “Wir hatten bis dahin noch nie in dieser Form mit Marokko zusammengearbeitet“, sagt Rohleder.
Seit kurzem unterstützt die KfW ein neues Reformprogramm im Königreich. Im Mittelpunkt steht dieses Mal der Aufbau und Umbau der Sozialversicherung, um vor allem auch für jene Bevölkerungsgruppen ein staatliches Sicherheitsnetz einzuziehen, die bisher ohne Absicherung geblieben sind.
Die erste Phase sah vor, zehn Millionen Marokkaner zusätzlich in die Krankenversicherung einzubeziehen. Das kommt nun in großem Maße Menschen zugute, die im informellen Sektor arbeiten, und besonders vielen Frauen. “Zunächst einmal mussten die marokkanischen Behörden die Anspruchsberechtigten erfassen”, beschreibt Rohleder den ersten Schritt, der abgeschlossen ist.
In der zweiten und dritten Phase wird es nun darum gehen, auch die Renten- und die Arbeitslosenversicherung umzubauen. Dies sind aus Rohleders Sicht unerlässliche Schritte, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern: “Ohne eine soziale Absicherung werden einfach zu viele Ersparnisse für eventuelle Notfälle gebunden. Diese fehlen für Investitionen in Bildung und unternehmerische Aktivitäten.”
Ziel ist, die Sozialversicherung so umzubauen, dass sie sich am Ende selbst trägt. Für die dazu notwendige Anschubfinanzierung stellt die KfW ein zinsvergünstigtes Darlehen an den marokkanischen Staat bereit.
Parallel dazu ist auch eine Reformpartnerschaft im Hinblick auf eine grüne Transformation der marokkanischen Wirtschaft geplant. Die marokkanische Regierung arbeitet bereits an verschiedenen Initiativen zur Förderung umweltfreundlicher Aktivitäten in den Bereichen Wasser, Energie, Finanzsektor und öffentliche Verwaltung.
Und so schließt sich der Kreis: Damit marokkanische Banken den dadurch entstehenden Investitionsbedarf finanzieren können, begleitet die KfW diese auch dabei, ihr Kreditgeschäft auf die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Dies sieht vor, dass Banken sich bei Finanzierungen am Paris Agreement orientieren, einem internationalen verbindlichen Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung.
Die Voraussetzungen dafür sind in Marokko im Vergleich zu vielen anderen Ländern auf dem Kontinent günstig. Das Land hat unter anderem mit Tamwilcom, CDG und CAM starke staatliche Förderinstitute sowie einen stabilen privaten Bankensektor mit der Attijariwafa Bank, der Bank of Africa (ehemals BMCE) oder der Banque Centrale Populaire an der Spitze.
“Marokkanische Banken haben insgesamt gute Möglichkeiten, sich an den internationalen Kapitalmärkten zu refinanzieren”, bestätigt Rohleder. Allerdings müssen sie oft hohe Zinsen bezahlen. Das führt dazu, dass sie gerade für Kredite an kleine und mittlere Unternehmen ebenfalls hohe Zinsen fordern. Vielen dieser Unternehmen, die oftmals keine Sicherheiten bieten können, bleibt der Zugang zu Krediten sogar verwehrt.
Auch hier setzt die KfW an und arbeitete dafür mit der staatlichen Tamwilcom, der ehemaligen Caisse Centrale de Garantie (CCG), beim Aufbau eines Garantiefensters speziell für kleine und mittlere Unternehmen zusammen. Dieser übernimmt teilweise das Ausfallrisiko der Unternehmen und ermöglicht dadurch Unternehmen überhaupt den Zugang zu Krediten. Dies war besonders in der Corona-Pandemie eine wichtige Maßnahme zur Stabilisierung der marokkanischen Wirtschaft.
Rund 35.000 neue Kredite konnten mithilfe dieser Absicherung bisher vergeben werden. Damit haben die kleinen und mittleren Unternehmen Investitionen und, in geringerem Umfang, Betriebsmittel finanziert. Bisher wurden 400 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Darlehen abzusichern. Nach Abschluss des Programms sollen die Wirkungen auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen analysiert werden, um zu sehen, ob das übergeordnete Ziel, Arbeitsplätze zu sichern, erreicht werden konnte.
All diese Programme führt die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung durch, die zuvor entsprechende Abkommen über eine Zusammenarbeit mit der marokkanischen Regierung vereinbart hat. In der Regel vergibt die KfW zinsvergünstigte Darlehen. Für ausgewählte Vorhaben setzt die Förderbank auch Zuschussmittel der Bundesregierung ein.
Die Zusammenarbeit der deutschen Bundesregierung mit Marokko im Bereich nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zielt darauf ab, begleitend zur wirtschaftlichen Transformation des Landes Investitionsbedingungen für Unternehmen zu verbessern, stabile Märkte zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und damit Perspektiven für Menschen im eigenen Land zu eröffnen.
Noch vor der Sommerpause richten zahlreiche Industrie- und Handelskammern (IHK) Veranstaltungen zu Handel und Investitionen in Afrika aus. In der kommenden Woche lädt auch der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft in Frankfurt zu einer interessanten Konferenz. Wir zeigen Ihnen einige wichtige Veranstaltungen, ohne dass die Liste Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann:
Am Donnerstag, 13. Juni hat die IHK Friedberg-Gießen zum zweiten Mal ihre Netzwerkkonferenz The World meets in Gießen ausgerichtet. An ihr nahmen aus Nigeria der ehemalige Informationsminister Alhaji Lai Mohammed und der Präsident der Ogun State Co-operative Federation, Alhaji Wasiu Olaleye, teil.
Daneben berichten und beraten auch andere IHKs, wie die in Stuttgart, in Nürnberg oder die in Bremen, regelmäßig über Geschäftsmöglichkeiten in Afrika. Auch hat die IHK Nürnberg einen Business Guide Africa entwickelt. Die IHK Bremen bietet Beratungsgutscheine an. Darüberhinaus übernimmt auch das IHK-Netzwerkbüro Afrika eine Erstberatung für Unternehmen, die sich für Handel oder Investitionen in Afrika interessieren. hlr
In der westrussischen Stadt Nischny Nowgorod, gut 400 Kilometer östlich von Moskau, hat in dieser Woche ein Treffen der Brics-Außenminister stattgefunden. Es ist der erste Brics-Gipfel auf Ministerebene seit der Aufnahme Ägyptens, Äthiopiens, Irans und der Vereinigten Arabischen Emirate zum Jahresanfang. Nach dem 15. Brics-Gipfel in Johannesburg im vergangenen Jahr hatte der aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Wirtschaftsblock sechs Länder zum Beitritt eingeladen. Saudi-Arabien hat den offiziellen Beitritt noch nicht vollzogen. Argentinien hatte nach der Wahl von Javier Milei zum Präsidenten seinen angekündigten Beitritt zurückgezogen.
Der russische Außenminister Lawrow erklärte in seiner Eröffnungsrede, Brics strebe eine multipolare Weltordnung an, in deren Weg die USA stünden. Wie angekündigt, würden große Anstrengungen unternommen, um das internationale Währungssystem zu verbessern und eine Plattform für Zahlungen in nationalen Währungen zu entwickeln, so Lawrow weiter. Die angestrebte Unabhängigkeit vom US-Dollar im bilateralen Handel war bereits auf dem letzten Brics-Gipfel ein zentrales Thema.
Auch in der gemeinsamen Abschlusserklärung forderten die Minister eine umfassende Reform der globalen Finanzarchitektur. Weitere Punkte sind unter anderem Forderungen nach einem Globalen Finanzsicherheitsnetz, Reformen der multilateralen Entwicklungsbanken sowie dem Ausbau der Brics-Bank New Development Bank (NDB). Die Minister betonten die entscheidende Rolle der G20 bei der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und begrüßten die Aufnahme der Afrikanischen Union als Mitglied während des G20-Gipfels in Neu-Delhi. Sie brachten ihre Unterstützung für die aufeinanderfolgenden G20-Präsidentschaften Indiens, Brasiliens und Südafrikas von 2023 bis 2025 zum Ausdruck.
Die Teilnehmer äußerten sich besorgt über die eskalierende Gewalt im Gazastreifen und forderten einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand. Sie forderten auch die Freilassung aller Geiseln und Zivilisten und bekräftigten ihre Unterstützung für eine volle UN-Mitgliedschaft Palästinas und eine Zwei-Staaten-Lösung auf Grundlage des Völkerrechts.
Chinas Außenminister Wang Yi betonte unter anderem, wie wichtig die Kooperation mit Südafrika für die Volksrepublik sei. Wang rief dazu auf, den Austausch auf hoher Ebene zwischen China und Südafrika zu verstärken, um “das gegenseitige politische Vertrauen zu festigen”, hieß es in einer am Dienstag von Peking veröffentlichten Erklärung. Wangs südafrikanische Amtskollegin Naledi Pandor bekräftigte dies und beschrieb die Zusammenarbeit mit China als “den wichtigsten Teil von Afrikas internationaler Kooperation”. Sie lobte außerdem Chinas Bemühungen um eine “politische Lösung der Ukraine-Krise und die Förderung eines Waffenstillstands im Gazastreifen.”
Neben den neun Brics-Mitgliedern waren auch Vertreter von 15 weiteren Staaten eingeladen, darunter Saudi-Arabien, Laos, Vietnam, Thailand und die Türkei. ajs
Financial Times: IStGH-Chefankläger untersucht mögliche Kriegsverbrechen in Sudan. Karim Khan, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, hat eine Kampagne gestartet, um Informationen über mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu sammeln, die während des verheerenden Bürgerkriegs im Sudan begangen wurden. In einer Videobotschaft erklärte er, er sei “besonders besorgt über den ethnisch motivierten Charakter” der Angriffe auf die Zivilbevölkerung, insbesondere in der westlichen Region Darfur.
New York Times: Nigeria steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit einer Generation. Nigeria, das noch vor zwei Jahren die größte Volkswirtschaft Afrikas war, wird in diesem Jahr voraussichtlich auf den vierten Platz zurückfallen. Die Krise ist vor allem auf zwei wichtige Änderungen zurückzuführen, die der vor 15 Monaten gewählte Präsident Bola Tinubu vorgenommen hat: die teilweise Abschaffung der Treibstoffsubventionen und die Freigabe des Naira-Wechselkurses, die zusammen zu einem erheblichen Preisanstieg geführt haben. Mehr als 87 Millionen Menschen in Nigeria leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Weltbank geht davon aus, dass die Armutsquote in diesem und im nächsten Jahr aufgrund der hohen Inflation weiter steigen wird.
Bloomberg: Gericht lehnt Zumas Antrag ab, die Einberufung des Parlaments zu verhindern. Das oberste Gericht Südafrikas hat einen Antrag der MK-Partei des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma abgewiesen, die Einberufung des neu gewählten Parlaments zu stoppen. MK behauptet, die Wahl sei manipuliert worden, hat dies aber weder durch Beweise untermauert noch sich an das Wahlgericht gewandt. Die Partei, die 58 der 400 Sitze in der Nationalversammlung errungen hat, erklärte, sie werde nur dann mit dem ANC zusammenarbeiten, wenn dieser Präsident Cyril Ramaphosa ablöst, eine Forderung, die rundweg abgelehnt wurde. Die MK hat damit gedroht, die parlamentarischen Beratungen zu boykottieren, bis ihr Streit mit dem Wahlgremium beigelegt ist.
The Intercept: IFC lehnt ab, Geschädigte an kenianischen Schulen direkt zu entschädigen. Die private Investitionssparte der Weltbank, die International Finance Corporation (IFC), weigert sich, Personen direkt zu entschädigen, die in einer von ihr finanzierten Schulkette in Afrika und Indien sexuell, körperlich und finanziell geschädigt wurden. Die Geschädigten hatten explizit darum gebeten, und Anwälte der Zivilgesellschaft, US-Senatoren und eine interne Aufsichtsbehörde hatten entsprechenden Druck ausgeübt. Bereits vor wenigen Monaten hatte die IFC schon einmal eine Empfehlung ihres Compliance-Ombudsmanns abgelehnt. Es ging um Direktzahlungen als Wiedergutmachung für Schäden in einer separaten Untersuchung im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch junger Schülerinnen im Jahr 2016 durch einen Lehrer an einer Schule in Kenia.
Bloomberg: Standard Bank wird umstrittene EACOP-Pipeline finanzieren. Die südafrikanische Standard Bank, Afrikas größter Kreditgeber, wird sich an der Finanzierung der East African Crude Oil Pipeline (EACOP) beteiligen. Die fünf Milliarden Dollar teure Leitung soll von Ölfeldern in Westuganda über Tansania bis zum Indischen Ozean führen. Zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich gegen die Pipeline aussprechen, haben Banken und Versicherer aufgefordert, das Projekt zu meiden. Es schädige den Lebensraum von Wildtieren, beeinträchtige die umliegenden Gemeinden und erhöhe die Treibhausgasemissionen, so die Sorge. Hinter EACOP stehen der französische Ölkonzern Total Energies und die staatliche China National Offshore Oil Corporation, während die Regierungen Ugandas und Tansanias Minderheitsbeteiligungen halten.
The Guardian: Ugandischer Anti-Pipeline-Aktivist offenbar von Sicherheitskräften verprügelt. Ein Ugander, der sich gegen die umstrittene ostafrikanische Erdölpipeline (EACOP) einsetzt, erholt sich im Krankenhaus, nachdem er angeblich von den ugandischen Streitkräften verprügelt worden ist. Dies ist der jüngste Vorfall im Rahmen eines “alarmierenden Vorgehens” gegen die Umweltschützer des Landes. Nach Angaben der Internationalen Föderation für Menschenrechte ist er einer von elf Aktivisten gegen Ölprojekte, die in den vergangenen zwei Wochen von der ugandischen Polizei, dem Militär oder Regierungsbeamten ins Visier genommen wurden. Im November wurde eine weitere Gruppe von elf Studenten nach einem friedlichen Marsch gegen die Pipeline in Kampala verhaftet und wartet immer noch auf ihren Prozess.
Le Monde: Orano will Uranvorkommen in Niger abbauen. Der französische Nuklearkonzern Orano hat mit den Vorbereitungsarbeiten für die ab 2028 geplante Ausbeutung der Uranlagerstätte Imouraren begonnen. Imouraren im Norden Nigers ist eine der größten Uranlagerstätten der Welt mit geschätzten Reserven von 200.000 Tonnen. Der Abbau hätte schon 2015 beginnen sollen, aber der Rückgang der Uranpreise auf dem Weltmarkt nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 hatte die Arbeiten eingefroren. Nach der Schließung von Cominak im Jahr 2021 betreibt Orano derzeit eine einzige Uranmine in Niger, Somaïr, in der Region Arlit. Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung infolge des Staatsstreichs nahm das Unternehmen seine Tätigkeit im Land im Februar 2024 wieder auf.
Reuters: Ghana verschiebt weitere Kakaolieferungen. Die Aussichten für die globale Schokoladenindustrie haben sich weiter verschlechtert. Der weltweit zweitgrößte Kakaoproduzent Ghana will aufgrund schlechter Ernten die Lieferung von bis zu 350.000 Tonnen Bohnen in die nächste Saison verschieben. Schokoladenhersteller auf der ganzen Welt erhöhen die Preise für die Verbraucher, nachdem sich der Wert von Kakao allein in diesem Jahr mehr als verdoppelt hat. Ghana und Elfenbeinküste, die für 60 Prozent der weltweiten Produktion verantwortlich sind, haben im dritten Jahr in Folge geringe Ernten eingefahren.
Al Jazeera: Handwerklicher Lithium-Bergbau in Simbabwe unter Druck. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten beantragen Tausende Simbabwer bei den Behörden Genehmigungen für den Abbau von Lithium. Das von Simbabwe verhängte Ausfuhrverbot für unverarbeitetes Lithium, mit dem eigentlich die lokale Wertschöpfung erhöht werden soll, wirkt sich jedoch nachteilig auf die Klein-Bergleute aus: Der Preis für Lithiumerz ist drastisch gesunken.
Business Insider: Über 1.000 Institutionen in Nigeria werden wegen Datenlecks untersucht. Nach Angaben der nigerianischen Datenschutzkommission stehen mehr als 1.000 Finanzinstitute, Schulen, Versicherer und Beratungsgesellschaften im Verdacht, in irgendeiner Form gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen zu haben. Vier große Finanzinstitute und drei weitere Organisationen wurden wegen Datenschutzverstößen mit Sanktionen und Geldstrafen belegt. Seit Juni 2023 gilt in Nigeria ein neues Datenschutzgesetz, das die Rechte der Bürgerinnen und Bürger auf Privatsphäre und andere grundlegende Freiheiten sowohl im analogen als auch im digitalen Verkehr stärken soll.
African Business: Japanische Investoren drängen in afrikanische Start-up-Szene. Japanische Unternehmen, angeführt von der Japan External Trade Organization (JETRO), waren auf einer führenden, auf Afrika ausgerichteten Technologieveranstaltung in Marrakesch, der GITEX Africa, stark vertreten. Japanische Investoren zeigen ein wachsendes Interesse an den afrikanischen Märkten, unter anderem wegen der demografischen und wirtschaftlichen Probleme, mit denen das Land konfrontiert ist. Die Investitionsströme Japans nach Afrika nehmen stetig zu: Japanische Investitionen in Afrika erreichten im Jahr 2020 rund drei Milliarden US-Dollar und haben sich im darauffolgenden Jahr auf rund 7,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.
Veye Tatah – Vorsitzende Africa Positive e.V.
Mit einer unendlichen Energie scheint Veye Tatah ausgestattet zu sein. Vor mehr als 30 Jahren kam sie aus Kamerun nach Deutschland, um hier Informatik zu studieren. Seitdem setzt sie sich dafür ein, dass Deutschland ein positiveres Bild von Afrika bekommt. Deshalb heißt der Verein, den sie in Dortmund gegründet hat, auch Africa Positive e.V. Sie gibt ehrenamtlich eine Zeitschrift heraus, organisiert das Afro Ruhr Festival in Dortmund, organisiert Nachhilfe, Deutschkurse und Freizeitaktivitäten für Menschen der Diaspora. Veye Tatah hat in ihrem Engagement für die Diaspora und Migranten nicht nur jede Menge Energie, sondern auch langjährige Ausdauer bewiesen.
Alhaji Allie Bangura – Gründer Afro-Diasporisches Akademisches Netzwerk (ADAN) e.V.
Seit langem engagiert sich Alhaji Allie Bangura für die afrikanische community in Deutschland. Er war einer der Gründer des Afro-Diasporischen Akademischen Netzwerks e.V., besser bekannt als ADAN. Ursprünglich brachte es Studenten aus Afrika und Studenten der afrikanischen Diaspora zusammen. Heute ist der Verein viel mehr. Bangura leitet beispielsweise heute die ADAN Impact GmbH, die nach eigener Aussage Organisationen befähigen will, sich im Hinblick auf Diversität weiterzuentwickeln. Auch will Bangura Black and People of Colour (BPoC) befähigen, ihre Ziele zu erreichen.
Helene Prölß – Geschäftsführerin Stiftung managerohnegrenzen gGmbH
Mit ihrer Stiftung bringt Helene Prölß erfahrene deutsche Manager mit interessierten afrikanischen Unternehmen zusammen. Die eingesetzten Manager beraten ihre Partner bis zu zwölf Wochen lang und setzen dabei voll auf deren branchenspezifische Expertise. Auf dem Kontinent ist unternehmerisches Knowhow stark gefragt: Jeden Monat erreichen Prölß bis zu 40 Anfragen von deutschen Managern und afrikanischen Unternehmern. Mit ihrem unternehmerischen Ansatz will Prölß einen Gegenentwurf zur klassischen Entwicklungshilfe schaffen, der die Eigeninitiative der lokalen Bevölkerung stärkt.
Georg Graf Waldersee – Vorsitzender Deutsches Komitee für UNICEF e.V.
Der Vorsitzende des Deutschen Komitees für Unicef bringt reichlich Erfahrung aus der Wirtschaft mit. Georg Graf Waldersee war viele Jahre als Unternehmensberater aktiv, zunächst bei Arthur Andersen, dann bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Von 2010 bis 2015 war Waldersee der Deutschland-Chef von EY. Als ehrenamtlicher Vorsitzender von Unicef Deutschland folgte er auf den Unternehmer Jürgen Heraeus. In Afrika fokussiert sich das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen auf den Schutz von Kindern vor Krankheiten. Ein anderer Schwerpunkt ist, Mädchen und Jungen den Schulbesuch zu ermöglichen.
Ricarda Brandts – Leiterin Deutschland UNO Flüchtlingshilfe e.V.
Seit gut zwei Jahren steht Ricarda Brandts dem Vorstand der UNO-Flüchtlingshilfe vor. Der 1980 gegründete Verein ist der deutsche Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Brandts hat eine lange und erfolgreiche Justizkarriere hinter sich: Bis Mai 2021 war die promovierte Juristin als Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes und des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen tätig. Ihre erste Station als Richterin hatte Brandts am Sozialgericht Dortmund. Laut UNHCR waren 2023 mehr als 110 Millionen Menschen weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen. Der Schutz dieser Menschen steht in Brandts Arbeit im Mittelpunkt.
Jan Peter Schemmel – Geschäftsführender Vorstand WWF Deutschland
Jan Peter Schemmel gehört seit 2023 dem Vorstand des WWF Deutschland an. Der gelernte Politikwissenschaftler ist seit 2019 auch Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts in Berlin. Zuvor sammelte Schemmel 18 Jahre lang Erfahrungen bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), unter anderem als Abteilungsleiter Förderprogramme. Er ist Experte in den Bereichen Klimawandel, Umwelt, nachhaltige Entwicklung und internationale Zusammenarbeit.
Dagmar Pruin – Präsidentin Brot für die Welt
Brot für die Welt ist das große Hilfswerk der evangelischen Kirche. Heute geht es immer noch um die Bekämpfung von Hunger, aber Brot für die Welt engagiert sich genauso für Friedensförderung und generell die Bewahrung der Schöpfung. Seit drei Jahren leitet die aus Leer in Ostfriesland stammende promovierte Theologin und Pfarrerin Dagmar Pruin gleichzeitig Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag, um Not in Afrika zu lindern.
Daniel Schönwitz – Kommunikation Africa First Network
Wenn der Unternehmer Martin Schoeller der Kopf hinter dem Netzwerk Africa First ist, dann ist der Kommunikationsberater Daniel Schönwitz sein Arm. Der Absolvent der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten hat mit Schoeller gemeinsam ein Buch mit dem Titel Africa First geschrieben, eine Art Manifest des Netzwerks. Die Mitglieder von Africa First teilen die Überzeugung, dass Wachstum und Wohlstand in Afrika nicht ohne ein System zur sozialen Absicherung dauerhaft möglich sein werden. Mit großer Energie setzt sich Schönwitz dafür ein, dass deutsche Unternehmen sich stärker in Afrika engagieren.
Roland Göhde – Vorstandsvorsitzender German Health Alliance (GHA)
Die German Health Alliance ist eine Initiative des BDI. Sie verfolgt das Ziel, die Gesundheit der Menschen weltweit zu verbessern. Die GHA ist auch Teil des Wirtschaftsnetzwerks Afrika der Bundesregierung. Bei der GHA kommen Wirtschaftskompetenz und öffentliches Gemeinwohl zusammen. Roland Göhde ist Vorstandsvorsitzender der GHA, aber mehr noch der Kopf hinter der Initiative. So treibt er die Zusammenarbeit zwischen den diversen deutschen Gesundheitsunternehmen und Afrika im Bereich der öffentlichen Gesundheit voran.
Christian Molke – Vorstandsvorsitzender Adventist Development and Relief Agency (ADRA) Deutschland e.V.
Adra Deutschland ist das Hilfswerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, wobei Adra für Adventist Development and Relief Agency steht. Ihren Sitz hat Adra Deutschland in Darmstadt, um Helfer und Material über den Flughafen Frankfurt schnell in Katastrophengebiete bringen zu können. Dem Vorstand steht Christian Molke seit mehr als zwölf Jahren vor. Bei den Adventisten ist er seit langem engagiert, auch als Pfarrer. Adra ist fester Bestandteil der deutschen Katastrophenhilfe. Beispielsweise ist Molke auch Aufsichtsratsvorsitzender der Aktion Deutschland hilft e.V.
Am heutigen Freitag, 14. Juni um voraussichtlich 10 Uhr morgens wird das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock in den Hafen von Kiel einlaufen. 6.000 Seemeilen, darunter 4.208 Seemeilen unter Segeln, wird die Bark dann auf ihrer Fahrt nach Marokko, Spanien und Portugal zurückgelegt haben.
Es wird die letzte Fahrt für den Kommandanten, den Kapitän zur See Andreas-Peter Graf von Kielmansegg, gewesen sein. Seit März 2022 hatte er das Kommando auf dem Schiff, auf dem er schon 1996 und 2004 gedient hatte.
Für viele Kadetten aus Afrika wird es jedoch die erste Fahrt mit dem rundum erneuerten Segelschulschiff gewesen sein. Offiziersanwärter aus Kamerun, Ghana, Senegal, Togo und Tunesien waren unter anderem bei dieser Fahrt an Bord, an der insgesamt 225 Offiziersanwärter teilnehmen durften. hlr