Table.Briefing: Africa

SADC-Gipfel: Erfolg für Gastgeber Simbabwe + Olympia: Wann ist Afrika an der Reihe? + Nigeria: Was Totals teilweiser Rückzug bedeutet

Liebe Leserin, lieber Leser,

Simbabwe ist international isoliert. Erst im März verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen Präsident Emmerson Mnangagwa. Dennoch sind zum SADC-Gipfel in der simbabwischen Hauptstadt Harare am vergangenen Wochenende so viele Staatschefs gereist wie schon lange nicht mehr. Was auf der Agenda stand, und was der Gipfel für Simbabwe bedeutet, hat unsere Kollegin Faith Rutendo Nyaude analysiert.

Und Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, macht seinen Standpunkt in der Debatte um die deutsche Entwicklungspolitik klar. In einem Gastbeitrag legt er dar, warum er eine bloße Zusammenlegung von BMZ und AA für nicht ausreichend hält.

Wie immer haben wir in dieser Ausgabe weitere Analysen und aktuelle Nachrichten für Sie.

Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

SADC-Gipfel in Simbabwe: Ein Erfolg für Gastgeber Mnangagwa

Am Wochenende fand in der simbabwischen Hauptstadt Harare der 44. Gipfel der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) mit 13 Staats- und Regierungschefs statt – ein unerwarteter Erfolg. Die simbabwische Oppositionspartei CCC hatte zuvor eigentlich nur mit wenigen hochrangigen Gästen gerechnet. Die Opposition war davon ausgegangen, die benachbarten Staatschefs würden den Gipfel nicht besuchen, um nach der umstrittenen Wahl von 2023 gegen den angeblich illegitimen Präsidenten Emmerson Mnangagwa zu protestieren.

Tatsächlich blieben nur drei Präsidenten dem Gipfel fern. Damit reisten so viele SADC-Staatschefs zum Gipfeltreffen wie seit neun Jahren nicht mehr. Zum letzten SADC-Gipfel in Angola im vergangenen Jahr waren nur acht Staatschefs angereist. Warum Hakainde Hichilema, Präsident von Sambia, Azali Assoumani, Präsident der Komoren, und der mauritische Präsident Prithvirajsing Roopun dem Gipfel fernblieben, bleibt unklar. Hichilemas Abwesenheit nährt jedoch Spekulationen, der sambische Präsident erkenne Mnangagwa nicht als legitimen Präsidenten Simbabwes an.

Spannungen zwischen Sambia und Simbabwe

Der sambische Oppositionspolitiker Sean Tembo spöttelte, Hichilema schäme sich wegen der von ihm hastig angeordneten (und wieder rückgängig gemachten) Grenzschließungen zwischen Sambia und DR Kongo. Sie seien ein Hindernis für den Handel in der Region und von allen SADC-Mitgliedern abgelehnt. Zuvor war es im Kongo aufgrund eines Handelsstreits zu mehrtägigen Protesten gekommen. Nun wolle Hichilema wegen dieses Fauxpas den anderen Staatschefs aus dem Weg gehen, mutmaßte Tembo.

Die Gründe für Hichilemas Abwesenheit könnten jedoch auch schwerwiegender sein. So hat eine Äußerung Mnangagwas bei einem Besuch in Moskau heftige Reaktionen in Sambia ausgelöst. Mnangagwa hatte den Vereinigten Staaten vorgeworfen, Sambia zu benutzen, um Simbabwe innerhalb des südlichen Afrika zu isolieren. Seither sind die Beziehungen zwischen Sambia und Simbabwe angespannt. Hichilema hat SADC und die AU um Schlichtung gebeten.

Besorgnis über Lage im Osten der DR Kongo

In Harare stand indes eine Vielzahl an Themen auf dem Programm. Die politische Situation und Sicherheitslage in Eswatini war zunächst auch darunter, wurde jedoch kurzfristig auf Antrag Eswatinis von der Agenda genommen. Die Gipfelteilnehmer nahmen stattdessen in der Abschlusserklärung Kenntnis vom “positiven Fortschritt” in dem Land. König Mswati III. hatte bereits anlässlich eines außerordentlichen SADC-Treffens in Windhoek im Januar 2023 Bedenken dagegen angemeldet, dass sein Land von den Mitgliedern des Regionalblocks diskutiert werden solle.

Die anhaltenden Konflikte im Osten der DR Kongo wurden ebenfalls in Harare diskutiert. Die dortige Lage ist die wohl drängendste Sicherheitsfrage für SADC. Im Vorfeld des Gipfels hatte der angolanische Präsident João Lourenço, der im Rahmen des Luanda-Prozesses als Vermittler zwischen DR Kongo und Ruanda (kein SADC-Mitglied) fungiert, die Präsidenten der beiden Länder, Félix Tshisekedi und Paul Kagame, getroffen. Die Aufnahme von direkten Gesprächen zwischen den beiden Regierungen wird für den 20. August erwartet. Dann soll auch ein Friedensplan vorgestellt werden. Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan hat den Vorsitz des SADC-Organs für Politik, Verteidigung und Sicherheitskooperation übernommen. Zuvor hatte der sambische Präsident Hichilema den Posten inne.

Dürre belastet Nahrungsmittelversorgung

Trotz aller Meinungsverschiedenheiten. Ein drängendes Problem eint nahezu alle Länder des Staatenblocks: die humanitäre Lage in der Region. Knapp 68 Millionen Menschen im südlichen Afrika sind von Dürre betroffen, die durch das Klimaphänomen El Niño noch verstärkt wird. Hilfslieferungen an Lebensmitteln werden dringend benötigt. Laut dem SADC-Geschäftsführer Elias Magosi sind 17 Prozent der Bevölkerung in der Region auf Unterstützung angewiesen. Auch die Landwirtschaft in der Region ist schwer getroffen. Im Mai hatte der Wirtschaftsblock um 5,5 Milliarden US-Dollar gebeten, um die Auswirkungen der Dürre zu lindern.

Neben diesen akuten Problemen, die die Länder der SADC zu bewältigen haben, kommt noch eine grundsätzliche Kritik an der Organisation selbst. Kritiker werfen SADC vor, nicht energisch genug gegen Menschenrechtsverletzungen vorzugehen. Von politischer Instabilität, wie sie Teile Westafrikas erschüttert, hat der Block aber noch nicht viel zu spüren bekommen. Auf dem Gipfeltreffen wurde der Fokus auf Wirtschaftswachstum gelegt. Dieses kann aber nur erreicht werden, wenn SADC weiterhin die politische Stabilität in der Region priorisiert.

Mnangagwa jetzt auf internationaler Bühne

Für den international und auch regional isolierten Präsidenten Simbabwes ist der Gipfel jedenfalls schon jetzt ein Erfolg. Als neuer SADC-Vorsitzender hat Mnangagwa Weisungsbefugnis innerhalb der Organisation und kann so deren Agenda maßgeblich mitbestimmen. Mnangagwa wird außerdem in dieser Rolle SADC auf der internationalen Bühne repräsentieren, etwa innerhalb der Afrikanischen Union oder bei den Vereinten Nationen.

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Olympische Spiele: Wann ist Afrika dran?

Die Bilder der spektakulären Abschlussfeier der 33. Olympischen Sommerspiele, die vor einer guten Woche in Paris zu Ende gingen, sind noch frisch. Die olympische Fackel hat sich mit Tom Cruise auf den Weg nach Los Angeles gemacht, wo 2028 die nächsten Sommerspiele stattfinden werden, nach 1932 und 1984 schon zum dritten Mal. 2032 kommt dann Brisbane dran. Nach Melbourne (1956) und Sydney (2000) wird Australien zum dritten Mal Gastgeber der Sommerspiele sein.

In Afrika wurden die Olympische Spiel hingegen noch nie abgehalten. Damit ist Afrika der einzige Kontinent, denn 2016 holte Rio de Janeiro die Spiele zum ersten Mal nach Südamerika. Daran, dass afrikanische Athleten keine guten Ergebnisse erzielen, liegt es nicht. Sie schaffen es durchaus auf die Medaillentreppchen, wie etwa Athleten aus Kenia und Südafrika in Paris.

Afrika mit den meisten Nationalen Olympischen Komitees

Der Kontinent stellte in Paris zudem mit 54 sogar die meisten Nationalen Olympischen Komitees, noch vor den 48 aus Europa. Afrika verdient nun eine Chance. Dafür braucht es aber vor allem gute Infrastruktur, ausgezeichnete Koordination und viel Geld. “Wenn wir aus wirtschaftlicher Sicht unsere Infrastruktur verbessern und unseren Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Talente zu entwickeln, werden sie heranwachsen und auf hohem Wettbewerbsniveau Leistung bringen”, sagte Sydney Mungala, Sprecher des sambischen Frauen-Fußballteams.

Sieht man sich die Länder in Afrika an, die Olympische Spiele organisieren könnten, stehen Südafrika, Ägypten und Marokko im Fokus. Das südafrikanische Kapstadt bewarb sich für die Spiele 2004, musste sich aber Athen geschlagen geben. In Ägypten konnte sich die Hafenstadt Alexandria 1916 und 1936 nicht durchsetzen. Zuletzt versuchte es Kairo für die Spiele 2008 neben neun anderen Städten, kam aber nicht einmal in die Top-5-Auswahlliste. Peking machte das Rennen. Marokko hatte vor, sich mit Casablanca für die Spiele 2028 zu bewerben, nahm davon allerdings Abstand und konzentriert sich stattdessen auf die Fußballweltmeisterschaft 2030. Kenia spielte ebenfalls mit dem Gedanken, eine Bewerbung für 2016 oder 2020 einzureichen, wozu es jedoch nie kam.

Ägypten bereitet Bewerbung vor

Der derzeit aussichtsreichste Kandidat in Afrika für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele ist Ägypten. Nach Angaben des Vorsitzenden der Vereinigung Nationaler Olympischer Komitees Afrikas (ANOCA), Mustapha Berraf, bereite sich das nordafrikanische Land auf die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 oder 2040 in Kairo vor. Schon seit einem knappen Jahrzehnt baut die Regierung an einer neuen, hochmodernen Olympiastadt in der neuen Verwaltungshauptstadt knapp 50 Kilometer östlich von Kairo. Kern soll ein Stadion mit knapp 94.000 Sitzplätzen werden, umgeben von mehr als 20 anderen Sportstätten. Schon 2022 hatte Ägyptens Präsident, Abdel Fattah El-Sisi, seinen Segen für die Bewerbungen gegeben. Es sei “Zeit für Afrika”, hatte ein ägyptischer Olympiafunktionär kürzlich erklärt.

Im selben Jahr hatte Thomas Bach, scheidender Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den werdenden 92 Hektar großen Sportkomplex besucht. “Er hat sich selbst davon überzeugt, dass wir sehr fähig sind”, sagte Sharif El Erian, Generalsekretär des ägyptischen Nationalen Olympischen Komitees (NOC). Das ägyptische Kabinett ließ zudem erklären, Bach habe behauptet, dass die sportliche Infrastruktur die Möglichkeit biete, “die Olympischen Spiele 2036 auszurichten”.

“Ägypten ist jetzt bereit”

El Erian gibt sich selbstbewusst: “Ich denke, Ägypten ist jetzt bereit.” Straßen, Sicherheit, Flughäfen und Hotels seien in den vergangenen Jahren bereist stark ausgebaut worden. Aber die IOC-Funktionäre bewerten auch andere Kriterien, etwa die Lage der Menschenrechte. Ägypten gilt als autoritäres Land, dessen Regierung gegen politisch Andersdenkende repressiv vorgeht.

Große internationale Sport-Events sind bisher in Afrika rar gewesen. 1995, kurz nach Ende der Apartheid, fand die Rugby-Weltmeisterschaft in Südafrika statt. Und die Südafrikaner gewannen sogar, was in dem Film von 2009 “Invictus – Unbezwungen” mit Morgan Freeman und Matt Damon verewigt wurde. 2010 folgte im Land am Kap die Fußballweltmeisterschaft. Und Marokko wird 2030 Co-Gastgeber des größten Fußballfestes der Welt sein, aber neben dem benachbarten Portugal und Spanien nur als eines von drei Ländern. Dakar im Senegal wird in zwei Jahren die Olympischen Jugend-Sommerspiele für 14- bis 18-jährige Athleten abhalten. Die Spiele mussten 2022 wegen der Covid-19 Pandemie verschoben werden. Diese Spiele für den Nachwuchs, die es erst seit 2010 gibt, finden zum ersten Mal in Afrika statt.

Gerüchte um eine Bewerbung Kapstadts

Kapstadt könnte aber auch eine Bewerbung für 2040 erwägen. Die Wirtschaftsnachrichten-Website “BusinessTech” hat sich vorsichtshalber schon einmal angesehen, wie viel Olympische Spiele in der Vergangenheit gekostet haben. Ein Großteil der notwendigen Infrastruktur gibt es bereits, so eine Studie, die kürzlich erschien. Demnach habe Kapstadt und die umliegende Region 84 Prozent aller Sportstätten, die für Olympische Spiele notwendig sind. Das war bei der ersten gescheiterten Bewerbung für 2004 nicht der Fall.

Sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele bleiben oft aber auch politische Ereignisse, bei denen es um viel Prestige geht. Bei der Fußball-WM in Südafrika, so wurde gemunkelt, seien angeblich Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt worden, um den Zuschlag zu bekommen. Inwieweit der damalige FIFA-Präsident, Sepp Blatter, seine Hand im Spiel hatte, konnte nie geklärt werden.

Konkurrenz ist groß

Und zumindest für die Olympischen Spiele 2036 ist die Konkurrenz bereits zahlreich: Indonesien gehört dazu, Indien, die Türkei, Katar. Kairo muss sich anstrengen. Und selbst Deutschland überlegt, sich zu bewerben. Die Funktionäre des deutschen Sports wollen die Details demnächst klären. Die Bundesregierung hat derweil bereits einen Kabinettsbeschluss gefasst: Sie ist dabei.

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Nigeria: Total Energies zieht sich aus Onshore-Segment zurück

Der französische Ölkonzern Total Energies verkauft seine nigerianischen Onshore-Ölanlagen zum Preis von 860 Millionen Dollar an Chappal Energies und verlagert seinen Schwerpunkt auf Offshore-Aktivitäten. Umweltbedenken tauchten auf, da sich die lokale Bevölkerung Sorgen über die Auswirkungen und die Beseitigung früherer Schäden macht. Bis zum 31. Dezember soll die Vereinbarung nach Informationen von Bloomberg abgeschlossen sein. Der Verkauf ist ein strategischer Schritt des Ölkonzerns, sich aus dem nigerianischen Onshore-Segment zugunsten einer sichereren Offshore-Umgebung zurückzuziehen.

Die Transaktion beinhaltet den Erwerb eines Anteils von zehn Prozent an 15 Ölförderpachtverträgen durch Chappal und den Besitz der Exportterminals Forcados und Bonny. Beides sind wichtige Vermögenswerte innerhalb des Joint Ventures Shell Petroleum Development Company (SPDC). Der Deal soll von einem mit Total Energies verbundenen Unternehmen oder einem von Total ausgewählten Finanzinstitut finanziert werden. Das Handelsunternehmen Trafigura und ein Konsortium globaler Banken steuern ebenfalls Mittel bei, wie Bloomberg weiter berichtet.

Fokus auf Offshore-Anlagen

Nicolas Terraz, verantwortlich für den Bereich Erschließung und Gewinnung bei Total Energies, teilte mit, das Ölunternehmen werde sein Portfolio in Nigeria weiterhin aktiv verwalten, im Einklang mit seiner Strategie, sich auf seine Offshore-Öl- und Gasanlagen zu konzentrieren. “Nach dem Start der Ubeta-Gasentwicklung auf der OML58-Lizenz ermöglicht uns diese Veräußerung unserer Beteiligung an SPDC-JV-Lizenzen, unsere Präsenz in Nigeria an Land ausschließlich auf die integrierte Gaswertschöpfungskette zu konzentrieren. Das soll die Kontinuität der Gasversorgung für Nigeria LNG in Zukunft sicherstellen”, so Terraz in der Mitteilung.

Im Januar 2024 berichtete Table.Briefings, dass auch Shell offenbar einen Schlussstrich unter die Onshore-Öl- und Gasproduktion in Nigeria gezogen hat. Das Management hatte angekündigt, die nigerianische Tochtergesellschaft zum Preis von bis zu 2,4 Milliarden Dollar an ein Konsortium aus fünf überwiegend lokalen Unternehmen zu verkaufen. Aber auch nach Abschluss des Verkaufs wird Shell eine Rolle im künftigen Joint Venture spielen.

Bedenken wegen Umweltverschmutzung im Nigerdelta

Experten haben Bedenken hinsichtlich der lokalen Bevölkerung geäußert, die infolge der Ölverschmutzung im Nigerdelta unter Umweltschäden leidet. Ihre Vertreter sind der Ansicht, dass ein konstruktiver Dialog erforderlich ist, um die Folgen des wahrscheinlichen Ausstiegs des französischen Ölkonzerns zu bewältigen.

Etulan Adu, Öl- und Gasexperte bei SPIE Global Services Energy, sagte Table.Briefings, der Verkauf sei Teil einer strategischen Entscheidung, sich auf andere Regionen und Anlageklassen zu konzentrieren, die bessere Renditen böten und mit den langfristigen Zielen des Unternehmens übereinstimmten. Der Verkauf spiegele die Dynamik und Entwicklung des wirtschaftlichen Klimas in Nigeria wider, insbesondere in der Ölindustrie.

Totals Rückzug ist exemplarisch für das Investitionsklima

“Die Unsicherheiten und Änderungen in der Regulierung, Sicherheitsfragen, Öldiebstahl, Reputation und betriebliche Komplexitäten haben wohl die Entscheidung von Total Energies beeinflusst”, sagte Adu weiter. “Für die nigerianische Geschäftswelt zeigt dies, dass Unternehmen versuchen müssen, ihre Portfolios zu optimieren und sich auf Bereiche zu konzentrieren, in denen sie wettbewerbsfähiger und profitabler sein können.”

Die Verkäufe sprächen Bände über das Investitionsklima des Landes, so Adu weiter. Eine Rolle spielten politische Stabilität, Sicherheitsbedenken, Infrastrukturherausforderungen und Geschäftsfreundlichkeit, die alle die Entscheidungen der Unternehmen zum Kauf oder Verkauf von Vermögenswerten beeinflussen könnten. “Die großen internationalen Ölkonzerne veräußern ihre Onshore-Ölvermögenswerte zugunsten von Offshore-Vermögenswerten und Gasentwicklungen.”

Ökosysteme im Nigerdelta bedroht

Sonia Ebiki, Leiterin der Rechtsabteilung bei MG Vowgas Group, einem Serviceunternehmen im Gas- und Ölsektor, berichtete Table.Briefings von den Sorgen der lokalen Bevölkerung. Sie sagte, die Gemeinden im Nigerdelta litten seit langem unter Ölverschmutzungen, was schwere Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihren Lebensunterhalt und die lokalen Ökosysteme habe.

“Diese Gemeinden sind besorgt, dass der Verkauf von Vermögenswerten eine Übertragung von Verantwortung ohne angemessene Sanierung früherer Schäden bedeuten könnte”, so Ebiki. Die ethischen Auswirkungen einer Vernachlässigung dieser Umweltprobleme seien erheblich, da die betroffene Bevölkerung ohne ausreichende Intervention weiterhin die Hauptlast der Umweltverschmutzung tragen könnten. “Es besteht ein dringender Bedarf für Chappal Energies und andere Interessengruppen, der Wiederherstellung der Umwelt und nachhaltigen Praktiken Priorität einzuräumen, um weiteren Schaden zu verhindern und das Wohlergehen der Gemeinde zu gewährleisten”, sagte Ebiki.

Schon mehr als 10.000 Ölaustritte seit 2011

Öl- und Gasexperte Adu merkte gegenüber Table.Briefings an, dass die betroffenen Gemeinden im Nigerdelta berechtigte Bedenken hätten. Sie müssten angemessen und schnell angegangen werden. Er sagte, ein wichtiger Aspekt der Sorge sei der Verlust von Lebensgrundlagen. Die ländliche Wirtschaft im Nigerdelta lebe von natürlichen Ressourcen wie Fischerei und Landwirtschaft. Ölverschmutzungen könnten Wasserquellen verunreinigen, Vegetation zerstören und Ökosysteme stören, was zu Einkommensverlusten und Ernährungsproblemen für die Bevölkerung führt. Es sei auch wichtig zu beachten, dass das Nigerdelta in Nigeria, das sich über neun Staaten erstreckt, Flüsse und Flussmündungen und den größten Mangrovenwald Afrikas beherbergt, schon seit langem von Ölverschmutzungen heimgesucht wird.

Laut der National Oil Spill Detection and Response Agency (NOSDRA) kam es zwischen 2011 und 2022 im Nigerdelta zu 10.463 Ölunfällen, bei denen 507.135 Barrel Öl in die Umwelt gelangten. Ölverschmutzungen können nicht nur die Umwelt schädigen, sondern auch soziale Unruhen in den örtlichen Gemeinden hervorrufen, was zu Spannungen, Streitigkeiten und Vertreibungen führen kann, während die Bewohner versuchen, mit den Folgen der Verschmutzung fertig zu werden.

Sowohl Öl- und Gasexperte Adu als auch Unternehmensvertreterin Ebiki sehen rund um den Rückzug von Total einen konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft, Regierung und Betroffenen als notwendig an, um der ethischen Verantwortung von Unternehmensseite gerecht zu werden.

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News

Malawis Präsident vor Besuch in Deutschland

Malawis Präsident Lazarus Chakwera wird zu einem mehrtägigen Besuch in Deutschland erwartet. Wie das malawische Außenministerium am Samstag mitteilte, will sich Chakwera unter anderem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über mögliche deutsche Investitionen in die maritime Infrastruktur des südostafrikanischen Landes sowie insbesondere die Entwicklung moderner Schiffe für den Malawisee unterhalten. Chakwera soll am Freitag von Präsident Steinmeier mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue begrüßt werden.

Laut Table.Briefings Informationen wird Chakwera vor seinem Besuch in der Hauptstadt auch nach Frankfurt reisen. Dort sind unter anderem Gespräche mit Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main geplant.

Bereits am Sonntag war Chakwera nach Europa abgereist und besuchte zunächst den Vatikan, wo er Papst Franziskus zu bilateralen Gesprächen treffen wollte. Anschließend will sich Chakwera in Rom mit Vertretern der dort ansässigen internationalen Organisationen austauschen.

In den aktuellen geopolitischen Konflikten nimmt Malawi einen besonderen Standpunkt unter den afrikanischen Ländern ein. So enthielt sich das Land als einziges afrikanisches Land bei der UN-Abstimmung über weitere Rechte Palästinas in der UN-Vollversammlung. Zudem entsandte Malawi Gastarbeiter nach Israel, die bei der Ernte unterstützen sollten. Zuletzt besuchte außerdem Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba das südafrikanische Land und dankte Präsident Chakwera für dessen anhaltende Unterstützung infolge der russischen Invasion in die Ukraine. dre

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Niger: Bundesregierung beendet auch Ausbildungsmission Torima endgültig

Die Bundesregierung beendet zum 31. August auch die Torima-Mission zur Unterstützung militärischer Ausbildung in Niger. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen, die auch außenpolitische Sprecherin des Bündnis Sahra Wagenknecht ist, hervor. Diese lag Table.Briefings vorab vor.

Die Bundeswehr hatte sich seit dem 27. Januar 2023 an der Mission Torima (Taktisch-operativ regional integrierte Military Assistance) beteiligt. Seit dem Putsch in Niger Ende Juli 2023 war die Zusammenarbeit ausgesetzt. In der Vergangenheit unterstützte die Bundeswehr die Ausbildung von Spezialkräften in Tillia, nordöstlich von der Hauptstadt Niamey – bis Ende 2022 mit der Mission Gazelle.

Insgesamt bildete die Bundeswehr nach Angaben der Bundesregierung zwischen 2018 und 2023, ab 2021 im Rahmen der Trainingsmission der EU (EUTM Mali), etwa 800 Angehörige der Spezialkräfte der nigrischen Armee aus. Darunter waren rund 30 nigrische Ausbilder.

Die Bundeswehr gibt Ende August ihren Lufttransportstützpunkt in Niamey auf. Dieser hat rund 130 Millionen Euro gekostet, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort schreibt. Die Infrastruktur habe unmittelbar der Unterstützung des deutschen Einsatzkontingents der UN-Mission Minusma im benachbarten Mali gedient. lcw

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Standpunkt

BMZ auf dem Prüfstand – Zeit für einen neuen Ressortzuschnitt

Von Christoph Kannengießer
Christoph Kannengießer ist Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

Die deutsche Entwicklungspolitik steht seit Jahren in der Kritik, ineffizient und unkoordiniert zu agieren. Es gibt zu viele Überschneidungen, zu wenig Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren und oftmals keinen klaren roten Faden, der die Entwicklungsprojekte in eine kohärente, strategische Gesamtpolitik zum Beispiel mit Blick auf den afrikanischen Kontinent einbettet, in den ein großer Teil der BMZ-Mittel fließen. Viele Projekte bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück und Deutschlands Einfluss auf globaler Ebene profitiert zu wenig von den vielen Milliarden, die aufgewendet werden, so die immer wieder geäußerte Kritik.

Die von der FDP vorgeschlagene Integration des BMZ und seiner Aufgaben in das Auswärtige Amt ist ein international durchaus üblicher und auf den ersten Blick auch ein nachvollziehbarer Ansatz. Denn die Außenpolitik ist das Politikfeld, an dem sich nationale Interessen und internationale Verpflichtungen treffen. Das Ziel, Deutschlands Entwicklungshilfe stärker mit den außenpolitischen Zielen zu verzahnen, ist nicht nur legitim, sondern unverzichtbar, besonders in Zeiten, in denen unser Land überall auf der Welt neue Partner sucht und auf diese angewiesen ist. Eine organisatorische Verknüpfung beider Politikfelder in einem Ministerium könnte dieser Notwendigkeit Rechnung tragen.

Bloße Eingliederung des BMZ ins AA greift zu kurz

Und dennoch: Die bloße Eingliederung des BMZ in das AA springt zu kurz. Die Kritik an den bisherigen Strukturen hat nämlich ihre Ursache nicht in allererster Linie in Zielkonflikten zwischen Außen- und Entwicklungspolitik. Vielmehr ist es die systematische Vernachlässigung der außenwirtschaftspolitischen Komponente unserer internationalen Zusammenarbeit, die zurecht für Kritik sorgt. Afrikapolitik etwa ist – zugespitzt formuliert – immer noch eine Mischung aus politischem Krisenmanagement, humanitären Feuerwehreinsätzen, Menschenrechts- und Demokratieförderung und klassischen entwicklungspolitischen Hilfsprojekten der Armutsbekämpfung.

Demgegenüber wird nach wie vor der Mobilisierung privaten Kapitals für Entwicklungsökonomien, mehr Handel und mehr Direktinvestitionen, der gezielten Förderung deutscher Unternehmen in Märkten des afrikanischen Kontinents und damit der Förderung von Entwicklung durch Handel und Investitionen viel zu wenig (ministerielle) Aufmerksamkeit geschenkt. Dafür fühlt sich nämlich keines der aktuellen Ministerien wirklich zuständig: AA und BMWK deshalb nicht, weil andere Themen Priorität haben, die Kapazitäten begrenzt sind, aber auch, weil man den je anderen oder eben das BMZ in der Verantwortung sieht. Letzteres deshalb nicht, weil Außenwirtschaftsförderung und Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft dem Selbstverständnis und auch der traditionellen Widmung von Haushaltsmitteln des BMZ widersprechen. Dieser “negative Kompetenzkonflikt” beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und die Entwicklungschancen durch mehr Wachstum und Beschäftigung etwa auf dem afrikanischen Kontinent.

Klare Verantwortungszuteilung nötig

Mit Appellen zu einer besseren Koordination wird sich das nicht ändern, sondern nur durch ein Ministerium mit einer starken Ministerin oder einem starken Minister für Außenwirtschaft und internationale Zusammenarbeit als Ansprechpartner für unsere Partner – in den Unternehmern und zum Beispiel bei politischen Topentscheidern in Afrika. Endlich würde Afrikapolitik nicht mehr fast ausschließlich als Entwicklungspolitik interpretiert, hätten afrikanische politische Entscheider die Ansprechpartnerin oder den Ansprechpartner, den sie suchen, und könnten deutsche Unternehmen auf mehr Förderung und Unterstützung bauen, wenn sie sich jenseits traditioneller Pfade auf den Weltmärkten bewegen.

Christoph Kannengießer ist Jurist und seit 2012 Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Zuvor war er seit 1994 bei führenden Wirtschaftsorganisationen wie der DIHK, den Arbeitgeberverbänden (BDA) und als stellvertretender Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) tätig.

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Must-reads

Reuters: Kenianische Regierung will einige gestrichene Steuerpläne doch einführen. Die kenianische Regierung wird einige steuerliche Maßnahmen, die sie nach den tödlichen Protesten im Juni abgeschafft hatte, wieder einführen, sagte der neue Finanzminister John Mbadi am Sonntag. Einige der Maßnahmen würden angepasst und nicht alle würden wieder eingeführt, aber sie seien notwendig, um Ausgaben wie die Löhne der Lehrer zu finanzieren, sagte er weiter. Einige der Organisatoren der Proteste haben bereits angekündigt, nach der Ankündigung des Ministers wieder auf die Straße zu gehen. Mbadi, der erst kürzlich von Präsident Ruto im Rahmen seiner Kabinettsumbildung von der Opposition in die Regierung geholt wurde, hatte bei seinen ersten öffentlichen Äußerungen im Amt am 4. August weitere Steuererhöhungen ausgeschlossen.

Semafor: Kenia macht Lehrkräfte zu seinem nächsten Exportschlager. Die kenianische Regierung will Lehrkräfte in wohlhabendere Länder wie die Vereinigten Staaten und die Golfstaaten schicken, um die Arbeitslosigkeit zu senken und Rücküberweisungen zu erhöhen. Kritiker warnen jedoch davor, dass diese Politik den ohnehin schon gravierenden Lehrermangel in Kenia noch verschärfen könnte. Das derzeit empfohlene Verhältnis von einer Lehrkraft zu 40 Schülern wird nicht überall erreicht. In einigen ärmeren Schulen liegt das Verhältnis bei einem einzigen Lehrer für 70 Schüler. In den USA liegt das empfohlene Verhältnis bei 15 Schülern pro Lehrer.

BBC: Libyens Zentralbank nach Freilassung eines entführten Beamten wieder eröffnet. Die libysche Zentralbank hat nach der Freilassung ihres IT-Chefs ihre Arbeit wieder aufgenommen. Dieser war am Sonntag von einer “nicht identifizierten Partei” aus seinem Haus in Tripolis entführt worden. Auch anderen Bankangestellten war mit Entführung gedroht worden. Die unabhängige, aber im Besitz des libyschen Staates befindliche Zentralbank ist die einzige international anerkannte Verwahrstelle für die libyschen Öleinnahmen – ein lebenswichtiges wirtschaftliches Einkommen für das Land, das seit Jahren zwischen zwei rivalisierenden Regierungen in Tripolis und Bengasi zerrissen ist.

Anadolu Ajansı: Südafrika deportiert 95 Libyer. Südafrika hat am Sonntag 95 libysche Staatsangehörige abgeschoben, die letzten Monat in einem mutmaßlichen geheimen militärischen Ausbildungslager in der nordöstlichen Provinz Mpumalanga festgenommen worden waren. Die Libyer, die im April mit einer Studiengenehmigung nach Südafrika eingereist waren, um Sicherheitsbeamte zu werden, wurden im Juli bei einer Polizeirazzia in einem Ausbildungslager in White River, einem Ferienort in Mpumalanga, festgenommen. Nach Angaben der Polizei wurden in dem Lager militärische Ausbildungsausrüstung und Drogen gefunden.

Bloomberg: Bessere Kakaoernten, aber weiterhin hohe Preise erwartet. Analysten gehen davon aus, dass Terminkontrakte für Kakao in New York in diesem Jahr im Schnitt für 7,000 Dollar pro Tonne gehandelt werden – ein erheblicher Rückgang im Vergleich zum Preis von 11,000 Dollar pro Tonne früher in diesem Jahr. Dennoch bleiben die Preise vergleichsweise hoch. Bislang hatten die Terminkontrakte jahrzehntelang nicht mehr als 2,000 Dollar gekostet. Die westafrikanische Kakaoindustrie hat mit Pflanzenkrankheiten und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.

African Business: Wie China-Afrika-Handel künftig aussehen könnte. Auf dem 9. Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) hat die Volksrepublik das Ziel ausgerufen, innerhalb von drei Jahren Güter im Wert von 300 Milliarden US-Dollar aus Afrika zu importieren. Die gute Nachricht für Afrika ist, dass dieses Ziel so gut wie erreicht wurde: Zwischen Januar 2022 und Juni 2024 hat China laut eigener Importstatistiken Waren im Wert von 286 Milliarden US-Dollar aus Afrika eingeführt. Die schlechte Nachricht: Das afrikanische Handelsdefizit mit der Volksrepublik hat sich vergrößert, von 39 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 63 Milliarden im vergangenen Jahr. China handelt zudem primär mit einer Handvoll Länder. 2023 machten gerade einmal neun (ressourcenreiche) Länder 83 Prozent der Exporte nach China aus. Dieser Trend hat sich auch im laufenden Jahr fortgesetzt.

African Business: Mehr lokale Wertschöpfung im Bergbau erfordert Chinas Kooperation. Afrikanische Minen tragen erheblich zum Angebot kritischer Mineralien auf dem Weltmarkt bei, die etwa für den Bau von Elektroautos benötigt werden. Laut IWF liegen rund 30 Prozent der bestätigten globalen Vorkommen südlich der Sahara. Besonders chinesische Unternehmen sind in dieser Branche aktiv. Es besteht die Sorge, die Chinesen könnten sich afrikanischen Bestrebungen für mehr lokale Wertschöpfung verweigern.

Semafor: Gaming-Konzerne setzen auf Afrika. Globale Gamingkonzerne suchen zunehmend in Afrika nach Wachstum. Der Videospielmarkt des Kontinents expandiert schnell. Es wird erwartet, dass der Jahresumsatz des afrikanischen Spielesektors in diesem Jahr zum ersten Mal die Marke von einer Milliarde Dollar überschreiten wird. Der Gaming-Markt in der Region Naher Osten und Afrika wird in diesem Jahr mit 8,9 Prozent voraussichtlich das höchste Wachstum aller Regionen verzeichnen.

Le Monde: Weinbaugebiet Stellenbosch zieht internationale Investoren an. Die Gegend um Stellenbosch, östlich von Kapstadt gelegen, gilt schon länger als gutes Weinbaugebiet. Ausländische Investoren kommen aus der ganzen Welt, und ihr Interesse an Südafrika ist nichts Neues. Allerdings ist es die Ankunft von Giganten wie Les Grands Chais de France, die den Sektor in letzter Zeit angetrieben hat.

Heads

Netumbo Nandi-Ndaitwah – erste namibische Präsidentin?

Netumbo Nandi-Ndaitwah könnte die erste Präsidentin Namibias werden.
Netumbo Nandi-Ndaitwah könnte die erste Präsidentin Namibias werden.

Ende November werden in Namibia ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. Dabei stehen die Chancen gut, dass das südafrikanische Land künftig von einer Präsidentin angeführt wird. Denn Namibias Regierungspartei Swapo, die seit der Unabhängigkeit 1990 den Präsidenten stellt, schickt die amtierende Vizepräsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah ins Rennen um das höchste Amt des Landes.

Nach dem Tod des amtierenden Präsidenten Hage Geingob im Januar dieses Jahres war die langjährige Ministerin für Internationale Zusammenarbeit und Kooperation zur Vizepräsidentin aufgestiegen. Bei einem Treffen mit der deutschsprachigen Gemeinde in Windhoek am Wochenende nannte die 71-Jährige nun einige grundlegende Details zu ihrem Regierungsprogramm. Dabei sprach sie auch über den deutsch-namibischen Aussöhnungsprozess. Das Thema hat politische Sprengkraft, wie der Wahlkampf bereits jetzt zeigt.

Scharfe Kritik an Verhandlungsführung

Denn zuletzt musste sich Nandi-Ndaitwah von Oppositionsführer McHenry Venaani scharfe Kritik gefallen lassen, der ihre Position als zu schwach angriff. Es brauche Verhandlungsführer mit “politischer Bravour”, sagte Venaani im Parlament. Die Vizepräsidentin würde Namibia “verraten“. Als Vizepräsidentin kommt ihr in den Nachverhandlungen über die gemeinsame Erklärung von 2021, die bislang noch nicht unterzeichnet ist, tatsächlich eine zentrale Rolle zu. Auch als Außenministerin war sie mit dem Thema befasst.

Zuletzt warb Nandi-Ndaitwah für einen realistischen Blick angesichts der Weltlage: “Wir sollten uns des geopolitischen Umfelds bewusst sein, das unsere Verhandlungen mit Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach macht”, sagte Nandi-Ndaitwah vor rund zwei Monaten in einer Rede vor Nachfahren der Opfer des Völkermords. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die Entwicklungen in Palästina seien für die laufenden Verhandlungen nicht hilfreich.

Globale Lage wirkt auf Genozid-Verhandlungen

Vor allem mit Blick auf die Lage in Gaza könnte Nando-Ndaitwah nicht weiter entfernt sein von der Position der Bundesregierung. Das Vorgehen Israels bezeichnet die Vizepräsidentin als Völkermord. Entsprechend habe sie ein schnelles Eingreifen der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung der Menschen in Gaza erwartet. Dies sei jedoch ausgeblieben. Für Namibia folgert sie daraus, dass die Namibier das bislang Erreichte in den Verhandlungen wertschätzen müssten. Wenngleich die Vereinbarung für die namibische Seite keineswegs zufriedenstellend sei.

Bei ihrem Besuch der deutschsprachigen Gemeinde am Wochenende zeigte sich die Vizepräsidentin hingegen optimistisch: “Unsere technischen Teams befinden sich im Austausch und die Diskussionen konzentrieren sich jetzt auf die vom Nationalrat angesprochenen Fragen.” Diese umfassten insbesondere die Höhe der angebotenen Entschädigungszahlungen, den Zeitraum, über den die Zahlungen erfolgen sollen sowie die Einbindung der Nachfahren der betroffenen Gemeinschaften. Deutschland hat mit Namibia vereinbart, insgesamt 1,1 Milliarden Euro über die kommenden 30 Jahre in Entwicklungsprojekte in Namibia zu investieren.

Augenmerk auf wirtschaftliche Entwicklung

Doch auch in anderen Feldern will Nandi-Ndaitwah vorankommen. Besonders, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung geht. “Es gibt viele ernsthafte Probleme, an denen wir nach den Wahlen arbeiten müssen, einschließlich der sehr hohen Arbeitslosigkeit“, sagte Nandi-Ndaitwah. Auch Deutschland spielt beim wirtschaftlichen Erfolg eine wichtige Rolle. Bereits im April traf sich Nandi-Ndaitwah mit dem Management des namibischen Wasserstoffunternehmens Hyphen, an dem das deutsche Unternehmen Enertrag beteiligt ist. Präsident Geingob hatte es geschafft, diese Spannungsfelder auszubalancieren. Entsprechend dürfte Nandi-Ndaitwah den Kurs des ehemaligen Präsidenten beibehalten, sollte sie im November tatsächlich gewählt werden.

Dann wäre Nandi-Ndaitwah neben Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan sowie Äthiopiens Präsidentin Sahle-Work Zewde die dritte amtierende Präsidentin eines afrikanischen Landes. Sahle-Work übernimmt in Äthiopien allerdings vor allem repräsentative Aufgaben. Nach Ellen Johnson Sirleaf, die zwischen 2006 und 2018 in Liberia regierte, wäre Nandi-Ndaitwah zudem erst die zweite Frau, die direkt vom Volk in ein afrikanisches Präsidentenamt gewählt wird. David Renke

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Dessert

Gläubige vor der Großen Moschee in Touba.
Gläubige vor der Großen Moschee in Touba.

Die große Pilgerfahrt der muslimischen Bruderschaft der Mouriden im Senegal fällt dieses Jahr auf den 23. August. Im – wandernden – muslimischen Mondkalender ist es stets der 18. Safar. Beim Grand Magal de Touba erinnern sich die Mouriden an den Tag, an dem der Gründer ihrer Bruderschaft, Cheikh Amadou Bamba von den französischen Kolonialherrschern 1895 ins Exil nach Gabun verbannt wurde.

Bamba, der auch die heilige Stadt Touba im Senegal gegründet hatte – wo die Scharia gelten kann, da es sich juristisch gesehen um ein privates Pachtgebiet handelt – taucht im Senegal überall auf. Sein Bild ist unverwechselbar: eine ganz in weiße Tücher gehüllte, schmale Person, mit Turban und Stoff über dem halben Gesicht.

Besungen wird Bamba zahlreich, auch in populärer Musik. Da trifft die sufistische Spiritualität auf den typischen senegalesischen Mabalax-Sound – und das zeigt, wie unverwechselbar die Religion im Senegal mit der Kultur verbunden ist. Zum Beispiel, wenn Fatou Gueweul Diouf im Lied Sanatati Bamba singt, “dass Senegal Bamba dankbar ist. Denn Bamba hat getan, was niemand sonst gewagt hat.” Ihren Klassiker hat die Grande Dame des Mbalax kürzlich nochmal neu eingespielt. Einen ähnlichen Sound, mit schnellem Rhythmus und trommelnden Tamtams, schlägt ihr Sängerkollege Gorgui Ndiaye mit seinem jüngsten Lied an. lcw

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Simbabwe ist international isoliert. Erst im März verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen Präsident Emmerson Mnangagwa. Dennoch sind zum SADC-Gipfel in der simbabwischen Hauptstadt Harare am vergangenen Wochenende so viele Staatschefs gereist wie schon lange nicht mehr. Was auf der Agenda stand, und was der Gipfel für Simbabwe bedeutet, hat unsere Kollegin Faith Rutendo Nyaude analysiert.

    Und Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, macht seinen Standpunkt in der Debatte um die deutsche Entwicklungspolitik klar. In einem Gastbeitrag legt er dar, warum er eine bloße Zusammenlegung von BMZ und AA für nicht ausreichend hält.

    Wie immer haben wir in dieser Ausgabe weitere Analysen und aktuelle Nachrichten für Sie.

    Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    SADC-Gipfel in Simbabwe: Ein Erfolg für Gastgeber Mnangagwa

    Am Wochenende fand in der simbabwischen Hauptstadt Harare der 44. Gipfel der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) mit 13 Staats- und Regierungschefs statt – ein unerwarteter Erfolg. Die simbabwische Oppositionspartei CCC hatte zuvor eigentlich nur mit wenigen hochrangigen Gästen gerechnet. Die Opposition war davon ausgegangen, die benachbarten Staatschefs würden den Gipfel nicht besuchen, um nach der umstrittenen Wahl von 2023 gegen den angeblich illegitimen Präsidenten Emmerson Mnangagwa zu protestieren.

    Tatsächlich blieben nur drei Präsidenten dem Gipfel fern. Damit reisten so viele SADC-Staatschefs zum Gipfeltreffen wie seit neun Jahren nicht mehr. Zum letzten SADC-Gipfel in Angola im vergangenen Jahr waren nur acht Staatschefs angereist. Warum Hakainde Hichilema, Präsident von Sambia, Azali Assoumani, Präsident der Komoren, und der mauritische Präsident Prithvirajsing Roopun dem Gipfel fernblieben, bleibt unklar. Hichilemas Abwesenheit nährt jedoch Spekulationen, der sambische Präsident erkenne Mnangagwa nicht als legitimen Präsidenten Simbabwes an.

    Spannungen zwischen Sambia und Simbabwe

    Der sambische Oppositionspolitiker Sean Tembo spöttelte, Hichilema schäme sich wegen der von ihm hastig angeordneten (und wieder rückgängig gemachten) Grenzschließungen zwischen Sambia und DR Kongo. Sie seien ein Hindernis für den Handel in der Region und von allen SADC-Mitgliedern abgelehnt. Zuvor war es im Kongo aufgrund eines Handelsstreits zu mehrtägigen Protesten gekommen. Nun wolle Hichilema wegen dieses Fauxpas den anderen Staatschefs aus dem Weg gehen, mutmaßte Tembo.

    Die Gründe für Hichilemas Abwesenheit könnten jedoch auch schwerwiegender sein. So hat eine Äußerung Mnangagwas bei einem Besuch in Moskau heftige Reaktionen in Sambia ausgelöst. Mnangagwa hatte den Vereinigten Staaten vorgeworfen, Sambia zu benutzen, um Simbabwe innerhalb des südlichen Afrika zu isolieren. Seither sind die Beziehungen zwischen Sambia und Simbabwe angespannt. Hichilema hat SADC und die AU um Schlichtung gebeten.

    Besorgnis über Lage im Osten der DR Kongo

    In Harare stand indes eine Vielzahl an Themen auf dem Programm. Die politische Situation und Sicherheitslage in Eswatini war zunächst auch darunter, wurde jedoch kurzfristig auf Antrag Eswatinis von der Agenda genommen. Die Gipfelteilnehmer nahmen stattdessen in der Abschlusserklärung Kenntnis vom “positiven Fortschritt” in dem Land. König Mswati III. hatte bereits anlässlich eines außerordentlichen SADC-Treffens in Windhoek im Januar 2023 Bedenken dagegen angemeldet, dass sein Land von den Mitgliedern des Regionalblocks diskutiert werden solle.

    Die anhaltenden Konflikte im Osten der DR Kongo wurden ebenfalls in Harare diskutiert. Die dortige Lage ist die wohl drängendste Sicherheitsfrage für SADC. Im Vorfeld des Gipfels hatte der angolanische Präsident João Lourenço, der im Rahmen des Luanda-Prozesses als Vermittler zwischen DR Kongo und Ruanda (kein SADC-Mitglied) fungiert, die Präsidenten der beiden Länder, Félix Tshisekedi und Paul Kagame, getroffen. Die Aufnahme von direkten Gesprächen zwischen den beiden Regierungen wird für den 20. August erwartet. Dann soll auch ein Friedensplan vorgestellt werden. Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan hat den Vorsitz des SADC-Organs für Politik, Verteidigung und Sicherheitskooperation übernommen. Zuvor hatte der sambische Präsident Hichilema den Posten inne.

    Dürre belastet Nahrungsmittelversorgung

    Trotz aller Meinungsverschiedenheiten. Ein drängendes Problem eint nahezu alle Länder des Staatenblocks: die humanitäre Lage in der Region. Knapp 68 Millionen Menschen im südlichen Afrika sind von Dürre betroffen, die durch das Klimaphänomen El Niño noch verstärkt wird. Hilfslieferungen an Lebensmitteln werden dringend benötigt. Laut dem SADC-Geschäftsführer Elias Magosi sind 17 Prozent der Bevölkerung in der Region auf Unterstützung angewiesen. Auch die Landwirtschaft in der Region ist schwer getroffen. Im Mai hatte der Wirtschaftsblock um 5,5 Milliarden US-Dollar gebeten, um die Auswirkungen der Dürre zu lindern.

    Neben diesen akuten Problemen, die die Länder der SADC zu bewältigen haben, kommt noch eine grundsätzliche Kritik an der Organisation selbst. Kritiker werfen SADC vor, nicht energisch genug gegen Menschenrechtsverletzungen vorzugehen. Von politischer Instabilität, wie sie Teile Westafrikas erschüttert, hat der Block aber noch nicht viel zu spüren bekommen. Auf dem Gipfeltreffen wurde der Fokus auf Wirtschaftswachstum gelegt. Dieses kann aber nur erreicht werden, wenn SADC weiterhin die politische Stabilität in der Region priorisiert.

    Mnangagwa jetzt auf internationaler Bühne

    Für den international und auch regional isolierten Präsidenten Simbabwes ist der Gipfel jedenfalls schon jetzt ein Erfolg. Als neuer SADC-Vorsitzender hat Mnangagwa Weisungsbefugnis innerhalb der Organisation und kann so deren Agenda maßgeblich mitbestimmen. Mnangagwa wird außerdem in dieser Rolle SADC auf der internationalen Bühne repräsentieren, etwa innerhalb der Afrikanischen Union oder bei den Vereinten Nationen.

    • Afrikanische Union
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    Olympische Spiele: Wann ist Afrika dran?

    Die Bilder der spektakulären Abschlussfeier der 33. Olympischen Sommerspiele, die vor einer guten Woche in Paris zu Ende gingen, sind noch frisch. Die olympische Fackel hat sich mit Tom Cruise auf den Weg nach Los Angeles gemacht, wo 2028 die nächsten Sommerspiele stattfinden werden, nach 1932 und 1984 schon zum dritten Mal. 2032 kommt dann Brisbane dran. Nach Melbourne (1956) und Sydney (2000) wird Australien zum dritten Mal Gastgeber der Sommerspiele sein.

    In Afrika wurden die Olympische Spiel hingegen noch nie abgehalten. Damit ist Afrika der einzige Kontinent, denn 2016 holte Rio de Janeiro die Spiele zum ersten Mal nach Südamerika. Daran, dass afrikanische Athleten keine guten Ergebnisse erzielen, liegt es nicht. Sie schaffen es durchaus auf die Medaillentreppchen, wie etwa Athleten aus Kenia und Südafrika in Paris.

    Afrika mit den meisten Nationalen Olympischen Komitees

    Der Kontinent stellte in Paris zudem mit 54 sogar die meisten Nationalen Olympischen Komitees, noch vor den 48 aus Europa. Afrika verdient nun eine Chance. Dafür braucht es aber vor allem gute Infrastruktur, ausgezeichnete Koordination und viel Geld. “Wenn wir aus wirtschaftlicher Sicht unsere Infrastruktur verbessern und unseren Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Talente zu entwickeln, werden sie heranwachsen und auf hohem Wettbewerbsniveau Leistung bringen”, sagte Sydney Mungala, Sprecher des sambischen Frauen-Fußballteams.

    Sieht man sich die Länder in Afrika an, die Olympische Spiele organisieren könnten, stehen Südafrika, Ägypten und Marokko im Fokus. Das südafrikanische Kapstadt bewarb sich für die Spiele 2004, musste sich aber Athen geschlagen geben. In Ägypten konnte sich die Hafenstadt Alexandria 1916 und 1936 nicht durchsetzen. Zuletzt versuchte es Kairo für die Spiele 2008 neben neun anderen Städten, kam aber nicht einmal in die Top-5-Auswahlliste. Peking machte das Rennen. Marokko hatte vor, sich mit Casablanca für die Spiele 2028 zu bewerben, nahm davon allerdings Abstand und konzentriert sich stattdessen auf die Fußballweltmeisterschaft 2030. Kenia spielte ebenfalls mit dem Gedanken, eine Bewerbung für 2016 oder 2020 einzureichen, wozu es jedoch nie kam.

    Ägypten bereitet Bewerbung vor

    Der derzeit aussichtsreichste Kandidat in Afrika für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele ist Ägypten. Nach Angaben des Vorsitzenden der Vereinigung Nationaler Olympischer Komitees Afrikas (ANOCA), Mustapha Berraf, bereite sich das nordafrikanische Land auf die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036 oder 2040 in Kairo vor. Schon seit einem knappen Jahrzehnt baut die Regierung an einer neuen, hochmodernen Olympiastadt in der neuen Verwaltungshauptstadt knapp 50 Kilometer östlich von Kairo. Kern soll ein Stadion mit knapp 94.000 Sitzplätzen werden, umgeben von mehr als 20 anderen Sportstätten. Schon 2022 hatte Ägyptens Präsident, Abdel Fattah El-Sisi, seinen Segen für die Bewerbungen gegeben. Es sei “Zeit für Afrika”, hatte ein ägyptischer Olympiafunktionär kürzlich erklärt.

    Im selben Jahr hatte Thomas Bach, scheidender Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den werdenden 92 Hektar großen Sportkomplex besucht. “Er hat sich selbst davon überzeugt, dass wir sehr fähig sind”, sagte Sharif El Erian, Generalsekretär des ägyptischen Nationalen Olympischen Komitees (NOC). Das ägyptische Kabinett ließ zudem erklären, Bach habe behauptet, dass die sportliche Infrastruktur die Möglichkeit biete, “die Olympischen Spiele 2036 auszurichten”.

    “Ägypten ist jetzt bereit”

    El Erian gibt sich selbstbewusst: “Ich denke, Ägypten ist jetzt bereit.” Straßen, Sicherheit, Flughäfen und Hotels seien in den vergangenen Jahren bereist stark ausgebaut worden. Aber die IOC-Funktionäre bewerten auch andere Kriterien, etwa die Lage der Menschenrechte. Ägypten gilt als autoritäres Land, dessen Regierung gegen politisch Andersdenkende repressiv vorgeht.

    Große internationale Sport-Events sind bisher in Afrika rar gewesen. 1995, kurz nach Ende der Apartheid, fand die Rugby-Weltmeisterschaft in Südafrika statt. Und die Südafrikaner gewannen sogar, was in dem Film von 2009 “Invictus – Unbezwungen” mit Morgan Freeman und Matt Damon verewigt wurde. 2010 folgte im Land am Kap die Fußballweltmeisterschaft. Und Marokko wird 2030 Co-Gastgeber des größten Fußballfestes der Welt sein, aber neben dem benachbarten Portugal und Spanien nur als eines von drei Ländern. Dakar im Senegal wird in zwei Jahren die Olympischen Jugend-Sommerspiele für 14- bis 18-jährige Athleten abhalten. Die Spiele mussten 2022 wegen der Covid-19 Pandemie verschoben werden. Diese Spiele für den Nachwuchs, die es erst seit 2010 gibt, finden zum ersten Mal in Afrika statt.

    Gerüchte um eine Bewerbung Kapstadts

    Kapstadt könnte aber auch eine Bewerbung für 2040 erwägen. Die Wirtschaftsnachrichten-Website “BusinessTech” hat sich vorsichtshalber schon einmal angesehen, wie viel Olympische Spiele in der Vergangenheit gekostet haben. Ein Großteil der notwendigen Infrastruktur gibt es bereits, so eine Studie, die kürzlich erschien. Demnach habe Kapstadt und die umliegende Region 84 Prozent aller Sportstätten, die für Olympische Spiele notwendig sind. Das war bei der ersten gescheiterten Bewerbung für 2004 nicht der Fall.

    Sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele bleiben oft aber auch politische Ereignisse, bei denen es um viel Prestige geht. Bei der Fußball-WM in Südafrika, so wurde gemunkelt, seien angeblich Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt worden, um den Zuschlag zu bekommen. Inwieweit der damalige FIFA-Präsident, Sepp Blatter, seine Hand im Spiel hatte, konnte nie geklärt werden.

    Konkurrenz ist groß

    Und zumindest für die Olympischen Spiele 2036 ist die Konkurrenz bereits zahlreich: Indonesien gehört dazu, Indien, die Türkei, Katar. Kairo muss sich anstrengen. Und selbst Deutschland überlegt, sich zu bewerben. Die Funktionäre des deutschen Sports wollen die Details demnächst klären. Die Bundesregierung hat derweil bereits einen Kabinettsbeschluss gefasst: Sie ist dabei.

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    Nigeria: Total Energies zieht sich aus Onshore-Segment zurück

    Der französische Ölkonzern Total Energies verkauft seine nigerianischen Onshore-Ölanlagen zum Preis von 860 Millionen Dollar an Chappal Energies und verlagert seinen Schwerpunkt auf Offshore-Aktivitäten. Umweltbedenken tauchten auf, da sich die lokale Bevölkerung Sorgen über die Auswirkungen und die Beseitigung früherer Schäden macht. Bis zum 31. Dezember soll die Vereinbarung nach Informationen von Bloomberg abgeschlossen sein. Der Verkauf ist ein strategischer Schritt des Ölkonzerns, sich aus dem nigerianischen Onshore-Segment zugunsten einer sichereren Offshore-Umgebung zurückzuziehen.

    Die Transaktion beinhaltet den Erwerb eines Anteils von zehn Prozent an 15 Ölförderpachtverträgen durch Chappal und den Besitz der Exportterminals Forcados und Bonny. Beides sind wichtige Vermögenswerte innerhalb des Joint Ventures Shell Petroleum Development Company (SPDC). Der Deal soll von einem mit Total Energies verbundenen Unternehmen oder einem von Total ausgewählten Finanzinstitut finanziert werden. Das Handelsunternehmen Trafigura und ein Konsortium globaler Banken steuern ebenfalls Mittel bei, wie Bloomberg weiter berichtet.

    Fokus auf Offshore-Anlagen

    Nicolas Terraz, verantwortlich für den Bereich Erschließung und Gewinnung bei Total Energies, teilte mit, das Ölunternehmen werde sein Portfolio in Nigeria weiterhin aktiv verwalten, im Einklang mit seiner Strategie, sich auf seine Offshore-Öl- und Gasanlagen zu konzentrieren. “Nach dem Start der Ubeta-Gasentwicklung auf der OML58-Lizenz ermöglicht uns diese Veräußerung unserer Beteiligung an SPDC-JV-Lizenzen, unsere Präsenz in Nigeria an Land ausschließlich auf die integrierte Gaswertschöpfungskette zu konzentrieren. Das soll die Kontinuität der Gasversorgung für Nigeria LNG in Zukunft sicherstellen”, so Terraz in der Mitteilung.

    Im Januar 2024 berichtete Table.Briefings, dass auch Shell offenbar einen Schlussstrich unter die Onshore-Öl- und Gasproduktion in Nigeria gezogen hat. Das Management hatte angekündigt, die nigerianische Tochtergesellschaft zum Preis von bis zu 2,4 Milliarden Dollar an ein Konsortium aus fünf überwiegend lokalen Unternehmen zu verkaufen. Aber auch nach Abschluss des Verkaufs wird Shell eine Rolle im künftigen Joint Venture spielen.

    Bedenken wegen Umweltverschmutzung im Nigerdelta

    Experten haben Bedenken hinsichtlich der lokalen Bevölkerung geäußert, die infolge der Ölverschmutzung im Nigerdelta unter Umweltschäden leidet. Ihre Vertreter sind der Ansicht, dass ein konstruktiver Dialog erforderlich ist, um die Folgen des wahrscheinlichen Ausstiegs des französischen Ölkonzerns zu bewältigen.

    Etulan Adu, Öl- und Gasexperte bei SPIE Global Services Energy, sagte Table.Briefings, der Verkauf sei Teil einer strategischen Entscheidung, sich auf andere Regionen und Anlageklassen zu konzentrieren, die bessere Renditen böten und mit den langfristigen Zielen des Unternehmens übereinstimmten. Der Verkauf spiegele die Dynamik und Entwicklung des wirtschaftlichen Klimas in Nigeria wider, insbesondere in der Ölindustrie.

    Totals Rückzug ist exemplarisch für das Investitionsklima

    “Die Unsicherheiten und Änderungen in der Regulierung, Sicherheitsfragen, Öldiebstahl, Reputation und betriebliche Komplexitäten haben wohl die Entscheidung von Total Energies beeinflusst”, sagte Adu weiter. “Für die nigerianische Geschäftswelt zeigt dies, dass Unternehmen versuchen müssen, ihre Portfolios zu optimieren und sich auf Bereiche zu konzentrieren, in denen sie wettbewerbsfähiger und profitabler sein können.”

    Die Verkäufe sprächen Bände über das Investitionsklima des Landes, so Adu weiter. Eine Rolle spielten politische Stabilität, Sicherheitsbedenken, Infrastrukturherausforderungen und Geschäftsfreundlichkeit, die alle die Entscheidungen der Unternehmen zum Kauf oder Verkauf von Vermögenswerten beeinflussen könnten. “Die großen internationalen Ölkonzerne veräußern ihre Onshore-Ölvermögenswerte zugunsten von Offshore-Vermögenswerten und Gasentwicklungen.”

    Ökosysteme im Nigerdelta bedroht

    Sonia Ebiki, Leiterin der Rechtsabteilung bei MG Vowgas Group, einem Serviceunternehmen im Gas- und Ölsektor, berichtete Table.Briefings von den Sorgen der lokalen Bevölkerung. Sie sagte, die Gemeinden im Nigerdelta litten seit langem unter Ölverschmutzungen, was schwere Auswirkungen auf ihre Gesundheit, ihren Lebensunterhalt und die lokalen Ökosysteme habe.

    “Diese Gemeinden sind besorgt, dass der Verkauf von Vermögenswerten eine Übertragung von Verantwortung ohne angemessene Sanierung früherer Schäden bedeuten könnte”, so Ebiki. Die ethischen Auswirkungen einer Vernachlässigung dieser Umweltprobleme seien erheblich, da die betroffene Bevölkerung ohne ausreichende Intervention weiterhin die Hauptlast der Umweltverschmutzung tragen könnten. “Es besteht ein dringender Bedarf für Chappal Energies und andere Interessengruppen, der Wiederherstellung der Umwelt und nachhaltigen Praktiken Priorität einzuräumen, um weiteren Schaden zu verhindern und das Wohlergehen der Gemeinde zu gewährleisten”, sagte Ebiki.

    Schon mehr als 10.000 Ölaustritte seit 2011

    Öl- und Gasexperte Adu merkte gegenüber Table.Briefings an, dass die betroffenen Gemeinden im Nigerdelta berechtigte Bedenken hätten. Sie müssten angemessen und schnell angegangen werden. Er sagte, ein wichtiger Aspekt der Sorge sei der Verlust von Lebensgrundlagen. Die ländliche Wirtschaft im Nigerdelta lebe von natürlichen Ressourcen wie Fischerei und Landwirtschaft. Ölverschmutzungen könnten Wasserquellen verunreinigen, Vegetation zerstören und Ökosysteme stören, was zu Einkommensverlusten und Ernährungsproblemen für die Bevölkerung führt. Es sei auch wichtig zu beachten, dass das Nigerdelta in Nigeria, das sich über neun Staaten erstreckt, Flüsse und Flussmündungen und den größten Mangrovenwald Afrikas beherbergt, schon seit langem von Ölverschmutzungen heimgesucht wird.

    Laut der National Oil Spill Detection and Response Agency (NOSDRA) kam es zwischen 2011 und 2022 im Nigerdelta zu 10.463 Ölunfällen, bei denen 507.135 Barrel Öl in die Umwelt gelangten. Ölverschmutzungen können nicht nur die Umwelt schädigen, sondern auch soziale Unruhen in den örtlichen Gemeinden hervorrufen, was zu Spannungen, Streitigkeiten und Vertreibungen führen kann, während die Bewohner versuchen, mit den Folgen der Verschmutzung fertig zu werden.

    Sowohl Öl- und Gasexperte Adu als auch Unternehmensvertreterin Ebiki sehen rund um den Rückzug von Total einen konstruktiven Dialog zwischen Wirtschaft, Regierung und Betroffenen als notwendig an, um der ethischen Verantwortung von Unternehmensseite gerecht zu werden.

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    Malawis Präsident vor Besuch in Deutschland

    Malawis Präsident Lazarus Chakwera wird zu einem mehrtägigen Besuch in Deutschland erwartet. Wie das malawische Außenministerium am Samstag mitteilte, will sich Chakwera unter anderem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über mögliche deutsche Investitionen in die maritime Infrastruktur des südostafrikanischen Landes sowie insbesondere die Entwicklung moderner Schiffe für den Malawisee unterhalten. Chakwera soll am Freitag von Präsident Steinmeier mit militärischen Ehren im Schloss Bellevue begrüßt werden.

    Laut Table.Briefings Informationen wird Chakwera vor seinem Besuch in der Hauptstadt auch nach Frankfurt reisen. Dort sind unter anderem Gespräche mit Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main geplant.

    Bereits am Sonntag war Chakwera nach Europa abgereist und besuchte zunächst den Vatikan, wo er Papst Franziskus zu bilateralen Gesprächen treffen wollte. Anschließend will sich Chakwera in Rom mit Vertretern der dort ansässigen internationalen Organisationen austauschen.

    In den aktuellen geopolitischen Konflikten nimmt Malawi einen besonderen Standpunkt unter den afrikanischen Ländern ein. So enthielt sich das Land als einziges afrikanisches Land bei der UN-Abstimmung über weitere Rechte Palästinas in der UN-Vollversammlung. Zudem entsandte Malawi Gastarbeiter nach Israel, die bei der Ernte unterstützen sollten. Zuletzt besuchte außerdem Ukraines Außenminister Dmytro Kuleba das südafrikanische Land und dankte Präsident Chakwera für dessen anhaltende Unterstützung infolge der russischen Invasion in die Ukraine. dre

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    Niger: Bundesregierung beendet auch Ausbildungsmission Torima endgültig

    Die Bundesregierung beendet zum 31. August auch die Torima-Mission zur Unterstützung militärischer Ausbildung in Niger. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen, die auch außenpolitische Sprecherin des Bündnis Sahra Wagenknecht ist, hervor. Diese lag Table.Briefings vorab vor.

    Die Bundeswehr hatte sich seit dem 27. Januar 2023 an der Mission Torima (Taktisch-operativ regional integrierte Military Assistance) beteiligt. Seit dem Putsch in Niger Ende Juli 2023 war die Zusammenarbeit ausgesetzt. In der Vergangenheit unterstützte die Bundeswehr die Ausbildung von Spezialkräften in Tillia, nordöstlich von der Hauptstadt Niamey – bis Ende 2022 mit der Mission Gazelle.

    Insgesamt bildete die Bundeswehr nach Angaben der Bundesregierung zwischen 2018 und 2023, ab 2021 im Rahmen der Trainingsmission der EU (EUTM Mali), etwa 800 Angehörige der Spezialkräfte der nigrischen Armee aus. Darunter waren rund 30 nigrische Ausbilder.

    Die Bundeswehr gibt Ende August ihren Lufttransportstützpunkt in Niamey auf. Dieser hat rund 130 Millionen Euro gekostet, wie die Bundesregierung in ihrer Antwort schreibt. Die Infrastruktur habe unmittelbar der Unterstützung des deutschen Einsatzkontingents der UN-Mission Minusma im benachbarten Mali gedient. lcw

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    Standpunkt

    BMZ auf dem Prüfstand – Zeit für einen neuen Ressortzuschnitt

    Von Christoph Kannengießer
    Christoph Kannengießer ist Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

    Die deutsche Entwicklungspolitik steht seit Jahren in der Kritik, ineffizient und unkoordiniert zu agieren. Es gibt zu viele Überschneidungen, zu wenig Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren und oftmals keinen klaren roten Faden, der die Entwicklungsprojekte in eine kohärente, strategische Gesamtpolitik zum Beispiel mit Blick auf den afrikanischen Kontinent einbettet, in den ein großer Teil der BMZ-Mittel fließen. Viele Projekte bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück und Deutschlands Einfluss auf globaler Ebene profitiert zu wenig von den vielen Milliarden, die aufgewendet werden, so die immer wieder geäußerte Kritik.

    Die von der FDP vorgeschlagene Integration des BMZ und seiner Aufgaben in das Auswärtige Amt ist ein international durchaus üblicher und auf den ersten Blick auch ein nachvollziehbarer Ansatz. Denn die Außenpolitik ist das Politikfeld, an dem sich nationale Interessen und internationale Verpflichtungen treffen. Das Ziel, Deutschlands Entwicklungshilfe stärker mit den außenpolitischen Zielen zu verzahnen, ist nicht nur legitim, sondern unverzichtbar, besonders in Zeiten, in denen unser Land überall auf der Welt neue Partner sucht und auf diese angewiesen ist. Eine organisatorische Verknüpfung beider Politikfelder in einem Ministerium könnte dieser Notwendigkeit Rechnung tragen.

    Bloße Eingliederung des BMZ ins AA greift zu kurz

    Und dennoch: Die bloße Eingliederung des BMZ in das AA springt zu kurz. Die Kritik an den bisherigen Strukturen hat nämlich ihre Ursache nicht in allererster Linie in Zielkonflikten zwischen Außen- und Entwicklungspolitik. Vielmehr ist es die systematische Vernachlässigung der außenwirtschaftspolitischen Komponente unserer internationalen Zusammenarbeit, die zurecht für Kritik sorgt. Afrikapolitik etwa ist – zugespitzt formuliert – immer noch eine Mischung aus politischem Krisenmanagement, humanitären Feuerwehreinsätzen, Menschenrechts- und Demokratieförderung und klassischen entwicklungspolitischen Hilfsprojekten der Armutsbekämpfung.

    Demgegenüber wird nach wie vor der Mobilisierung privaten Kapitals für Entwicklungsökonomien, mehr Handel und mehr Direktinvestitionen, der gezielten Förderung deutscher Unternehmen in Märkten des afrikanischen Kontinents und damit der Förderung von Entwicklung durch Handel und Investitionen viel zu wenig (ministerielle) Aufmerksamkeit geschenkt. Dafür fühlt sich nämlich keines der aktuellen Ministerien wirklich zuständig: AA und BMWK deshalb nicht, weil andere Themen Priorität haben, die Kapazitäten begrenzt sind, aber auch, weil man den je anderen oder eben das BMZ in der Verantwortung sieht. Letzteres deshalb nicht, weil Außenwirtschaftsförderung und Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft dem Selbstverständnis und auch der traditionellen Widmung von Haushaltsmitteln des BMZ widersprechen. Dieser “negative Kompetenzkonflikt” beeinträchtigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und die Entwicklungschancen durch mehr Wachstum und Beschäftigung etwa auf dem afrikanischen Kontinent.

    Klare Verantwortungszuteilung nötig

    Mit Appellen zu einer besseren Koordination wird sich das nicht ändern, sondern nur durch ein Ministerium mit einer starken Ministerin oder einem starken Minister für Außenwirtschaft und internationale Zusammenarbeit als Ansprechpartner für unsere Partner – in den Unternehmern und zum Beispiel bei politischen Topentscheidern in Afrika. Endlich würde Afrikapolitik nicht mehr fast ausschließlich als Entwicklungspolitik interpretiert, hätten afrikanische politische Entscheider die Ansprechpartnerin oder den Ansprechpartner, den sie suchen, und könnten deutsche Unternehmen auf mehr Förderung und Unterstützung bauen, wenn sie sich jenseits traditioneller Pfade auf den Weltmärkten bewegen.

    Christoph Kannengießer ist Jurist und seit 2012 Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Zuvor war er seit 1994 bei führenden Wirtschaftsorganisationen wie der DIHK, den Arbeitgeberverbänden (BDA) und als stellvertretender Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) tätig.

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    Must-reads

    Reuters: Kenianische Regierung will einige gestrichene Steuerpläne doch einführen. Die kenianische Regierung wird einige steuerliche Maßnahmen, die sie nach den tödlichen Protesten im Juni abgeschafft hatte, wieder einführen, sagte der neue Finanzminister John Mbadi am Sonntag. Einige der Maßnahmen würden angepasst und nicht alle würden wieder eingeführt, aber sie seien notwendig, um Ausgaben wie die Löhne der Lehrer zu finanzieren, sagte er weiter. Einige der Organisatoren der Proteste haben bereits angekündigt, nach der Ankündigung des Ministers wieder auf die Straße zu gehen. Mbadi, der erst kürzlich von Präsident Ruto im Rahmen seiner Kabinettsumbildung von der Opposition in die Regierung geholt wurde, hatte bei seinen ersten öffentlichen Äußerungen im Amt am 4. August weitere Steuererhöhungen ausgeschlossen.

    Semafor: Kenia macht Lehrkräfte zu seinem nächsten Exportschlager. Die kenianische Regierung will Lehrkräfte in wohlhabendere Länder wie die Vereinigten Staaten und die Golfstaaten schicken, um die Arbeitslosigkeit zu senken und Rücküberweisungen zu erhöhen. Kritiker warnen jedoch davor, dass diese Politik den ohnehin schon gravierenden Lehrermangel in Kenia noch verschärfen könnte. Das derzeit empfohlene Verhältnis von einer Lehrkraft zu 40 Schülern wird nicht überall erreicht. In einigen ärmeren Schulen liegt das Verhältnis bei einem einzigen Lehrer für 70 Schüler. In den USA liegt das empfohlene Verhältnis bei 15 Schülern pro Lehrer.

    BBC: Libyens Zentralbank nach Freilassung eines entführten Beamten wieder eröffnet. Die libysche Zentralbank hat nach der Freilassung ihres IT-Chefs ihre Arbeit wieder aufgenommen. Dieser war am Sonntag von einer “nicht identifizierten Partei” aus seinem Haus in Tripolis entführt worden. Auch anderen Bankangestellten war mit Entführung gedroht worden. Die unabhängige, aber im Besitz des libyschen Staates befindliche Zentralbank ist die einzige international anerkannte Verwahrstelle für die libyschen Öleinnahmen – ein lebenswichtiges wirtschaftliches Einkommen für das Land, das seit Jahren zwischen zwei rivalisierenden Regierungen in Tripolis und Bengasi zerrissen ist.

    Anadolu Ajansı: Südafrika deportiert 95 Libyer. Südafrika hat am Sonntag 95 libysche Staatsangehörige abgeschoben, die letzten Monat in einem mutmaßlichen geheimen militärischen Ausbildungslager in der nordöstlichen Provinz Mpumalanga festgenommen worden waren. Die Libyer, die im April mit einer Studiengenehmigung nach Südafrika eingereist waren, um Sicherheitsbeamte zu werden, wurden im Juli bei einer Polizeirazzia in einem Ausbildungslager in White River, einem Ferienort in Mpumalanga, festgenommen. Nach Angaben der Polizei wurden in dem Lager militärische Ausbildungsausrüstung und Drogen gefunden.

    Bloomberg: Bessere Kakaoernten, aber weiterhin hohe Preise erwartet. Analysten gehen davon aus, dass Terminkontrakte für Kakao in New York in diesem Jahr im Schnitt für 7,000 Dollar pro Tonne gehandelt werden – ein erheblicher Rückgang im Vergleich zum Preis von 11,000 Dollar pro Tonne früher in diesem Jahr. Dennoch bleiben die Preise vergleichsweise hoch. Bislang hatten die Terminkontrakte jahrzehntelang nicht mehr als 2,000 Dollar gekostet. Die westafrikanische Kakaoindustrie hat mit Pflanzenkrankheiten und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.

    African Business: Wie China-Afrika-Handel künftig aussehen könnte. Auf dem 9. Forum on China-Africa Cooperation (FOCAC) hat die Volksrepublik das Ziel ausgerufen, innerhalb von drei Jahren Güter im Wert von 300 Milliarden US-Dollar aus Afrika zu importieren. Die gute Nachricht für Afrika ist, dass dieses Ziel so gut wie erreicht wurde: Zwischen Januar 2022 und Juni 2024 hat China laut eigener Importstatistiken Waren im Wert von 286 Milliarden US-Dollar aus Afrika eingeführt. Die schlechte Nachricht: Das afrikanische Handelsdefizit mit der Volksrepublik hat sich vergrößert, von 39 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 63 Milliarden im vergangenen Jahr. China handelt zudem primär mit einer Handvoll Länder. 2023 machten gerade einmal neun (ressourcenreiche) Länder 83 Prozent der Exporte nach China aus. Dieser Trend hat sich auch im laufenden Jahr fortgesetzt.

    African Business: Mehr lokale Wertschöpfung im Bergbau erfordert Chinas Kooperation. Afrikanische Minen tragen erheblich zum Angebot kritischer Mineralien auf dem Weltmarkt bei, die etwa für den Bau von Elektroautos benötigt werden. Laut IWF liegen rund 30 Prozent der bestätigten globalen Vorkommen südlich der Sahara. Besonders chinesische Unternehmen sind in dieser Branche aktiv. Es besteht die Sorge, die Chinesen könnten sich afrikanischen Bestrebungen für mehr lokale Wertschöpfung verweigern.

    Semafor: Gaming-Konzerne setzen auf Afrika. Globale Gamingkonzerne suchen zunehmend in Afrika nach Wachstum. Der Videospielmarkt des Kontinents expandiert schnell. Es wird erwartet, dass der Jahresumsatz des afrikanischen Spielesektors in diesem Jahr zum ersten Mal die Marke von einer Milliarde Dollar überschreiten wird. Der Gaming-Markt in der Region Naher Osten und Afrika wird in diesem Jahr mit 8,9 Prozent voraussichtlich das höchste Wachstum aller Regionen verzeichnen.

    Le Monde: Weinbaugebiet Stellenbosch zieht internationale Investoren an. Die Gegend um Stellenbosch, östlich von Kapstadt gelegen, gilt schon länger als gutes Weinbaugebiet. Ausländische Investoren kommen aus der ganzen Welt, und ihr Interesse an Südafrika ist nichts Neues. Allerdings ist es die Ankunft von Giganten wie Les Grands Chais de France, die den Sektor in letzter Zeit angetrieben hat.

    Heads

    Netumbo Nandi-Ndaitwah – erste namibische Präsidentin?

    Netumbo Nandi-Ndaitwah könnte die erste Präsidentin Namibias werden.
    Netumbo Nandi-Ndaitwah könnte die erste Präsidentin Namibias werden.

    Ende November werden in Namibia ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. Dabei stehen die Chancen gut, dass das südafrikanische Land künftig von einer Präsidentin angeführt wird. Denn Namibias Regierungspartei Swapo, die seit der Unabhängigkeit 1990 den Präsidenten stellt, schickt die amtierende Vizepräsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah ins Rennen um das höchste Amt des Landes.

    Nach dem Tod des amtierenden Präsidenten Hage Geingob im Januar dieses Jahres war die langjährige Ministerin für Internationale Zusammenarbeit und Kooperation zur Vizepräsidentin aufgestiegen. Bei einem Treffen mit der deutschsprachigen Gemeinde in Windhoek am Wochenende nannte die 71-Jährige nun einige grundlegende Details zu ihrem Regierungsprogramm. Dabei sprach sie auch über den deutsch-namibischen Aussöhnungsprozess. Das Thema hat politische Sprengkraft, wie der Wahlkampf bereits jetzt zeigt.

    Scharfe Kritik an Verhandlungsführung

    Denn zuletzt musste sich Nandi-Ndaitwah von Oppositionsführer McHenry Venaani scharfe Kritik gefallen lassen, der ihre Position als zu schwach angriff. Es brauche Verhandlungsführer mit “politischer Bravour”, sagte Venaani im Parlament. Die Vizepräsidentin würde Namibia “verraten“. Als Vizepräsidentin kommt ihr in den Nachverhandlungen über die gemeinsame Erklärung von 2021, die bislang noch nicht unterzeichnet ist, tatsächlich eine zentrale Rolle zu. Auch als Außenministerin war sie mit dem Thema befasst.

    Zuletzt warb Nandi-Ndaitwah für einen realistischen Blick angesichts der Weltlage: “Wir sollten uns des geopolitischen Umfelds bewusst sein, das unsere Verhandlungen mit Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach macht”, sagte Nandi-Ndaitwah vor rund zwei Monaten in einer Rede vor Nachfahren der Opfer des Völkermords. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die Entwicklungen in Palästina seien für die laufenden Verhandlungen nicht hilfreich.

    Globale Lage wirkt auf Genozid-Verhandlungen

    Vor allem mit Blick auf die Lage in Gaza könnte Nando-Ndaitwah nicht weiter entfernt sein von der Position der Bundesregierung. Das Vorgehen Israels bezeichnet die Vizepräsidentin als Völkermord. Entsprechend habe sie ein schnelles Eingreifen der internationalen Gemeinschaft zur Unterstützung der Menschen in Gaza erwartet. Dies sei jedoch ausgeblieben. Für Namibia folgert sie daraus, dass die Namibier das bislang Erreichte in den Verhandlungen wertschätzen müssten. Wenngleich die Vereinbarung für die namibische Seite keineswegs zufriedenstellend sei.

    Bei ihrem Besuch der deutschsprachigen Gemeinde am Wochenende zeigte sich die Vizepräsidentin hingegen optimistisch: “Unsere technischen Teams befinden sich im Austausch und die Diskussionen konzentrieren sich jetzt auf die vom Nationalrat angesprochenen Fragen.” Diese umfassten insbesondere die Höhe der angebotenen Entschädigungszahlungen, den Zeitraum, über den die Zahlungen erfolgen sollen sowie die Einbindung der Nachfahren der betroffenen Gemeinschaften. Deutschland hat mit Namibia vereinbart, insgesamt 1,1 Milliarden Euro über die kommenden 30 Jahre in Entwicklungsprojekte in Namibia zu investieren.

    Augenmerk auf wirtschaftliche Entwicklung

    Doch auch in anderen Feldern will Nandi-Ndaitwah vorankommen. Besonders, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung geht. “Es gibt viele ernsthafte Probleme, an denen wir nach den Wahlen arbeiten müssen, einschließlich der sehr hohen Arbeitslosigkeit“, sagte Nandi-Ndaitwah. Auch Deutschland spielt beim wirtschaftlichen Erfolg eine wichtige Rolle. Bereits im April traf sich Nandi-Ndaitwah mit dem Management des namibischen Wasserstoffunternehmens Hyphen, an dem das deutsche Unternehmen Enertrag beteiligt ist. Präsident Geingob hatte es geschafft, diese Spannungsfelder auszubalancieren. Entsprechend dürfte Nandi-Ndaitwah den Kurs des ehemaligen Präsidenten beibehalten, sollte sie im November tatsächlich gewählt werden.

    Dann wäre Nandi-Ndaitwah neben Tansanias Präsidentin Samia Suluhu Hassan sowie Äthiopiens Präsidentin Sahle-Work Zewde die dritte amtierende Präsidentin eines afrikanischen Landes. Sahle-Work übernimmt in Äthiopien allerdings vor allem repräsentative Aufgaben. Nach Ellen Johnson Sirleaf, die zwischen 2006 und 2018 in Liberia regierte, wäre Nandi-Ndaitwah zudem erst die zweite Frau, die direkt vom Volk in ein afrikanisches Präsidentenamt gewählt wird. David Renke

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    Dessert

    Gläubige vor der Großen Moschee in Touba.
    Gläubige vor der Großen Moschee in Touba.

    Die große Pilgerfahrt der muslimischen Bruderschaft der Mouriden im Senegal fällt dieses Jahr auf den 23. August. Im – wandernden – muslimischen Mondkalender ist es stets der 18. Safar. Beim Grand Magal de Touba erinnern sich die Mouriden an den Tag, an dem der Gründer ihrer Bruderschaft, Cheikh Amadou Bamba von den französischen Kolonialherrschern 1895 ins Exil nach Gabun verbannt wurde.

    Bamba, der auch die heilige Stadt Touba im Senegal gegründet hatte – wo die Scharia gelten kann, da es sich juristisch gesehen um ein privates Pachtgebiet handelt – taucht im Senegal überall auf. Sein Bild ist unverwechselbar: eine ganz in weiße Tücher gehüllte, schmale Person, mit Turban und Stoff über dem halben Gesicht.

    Besungen wird Bamba zahlreich, auch in populärer Musik. Da trifft die sufistische Spiritualität auf den typischen senegalesischen Mabalax-Sound – und das zeigt, wie unverwechselbar die Religion im Senegal mit der Kultur verbunden ist. Zum Beispiel, wenn Fatou Gueweul Diouf im Lied Sanatati Bamba singt, “dass Senegal Bamba dankbar ist. Denn Bamba hat getan, was niemand sonst gewagt hat.” Ihren Klassiker hat die Grande Dame des Mbalax kürzlich nochmal neu eingespielt. Einen ähnlichen Sound, mit schnellem Rhythmus und trommelnden Tamtams, schlägt ihr Sängerkollege Gorgui Ndiaye mit seinem jüngsten Lied an. lcw

    Africa.Table Redaktion

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