Table.Briefing: Africa

Trump: Was EZ-Stopp für Wirtschaftsförderung bedeutet + Ruanda: Warum der Westen mit Sanktion zögert + Marokko: Fußball-WM 2030 bietet deutscher Wirtschaft Chancen

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass die M23-Rebellen im Osten der DR Kongo von Ruanda unterstützt werden, ist gut belegt. Dennoch tut sich der Westen bislang schwer damit, Sanktionen gegen Kigali zu verhängen. Woran das liegt, analysieren wir in dieser Ausgabe.

Darüber hinaus hat sich unsere Kollegin Monika Hoegen schon einmal mit der Fußball-WM 2030 in Marokko und deren Potenzial für die deutsche Wirtschaft beschäftigt. Andreas Sieren schaut zudem darauf, was der Stopp der Finanzierung von USAID für Afrika bedeutet.

Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Was Trumps “America First”-Agenda für Afrika bedeutet

Im vergangenen Jahr gab die United States Agency for International Development (USAID) rund 40 Milliarden US-Dollar seines 68 Milliardenbudgets für Entwicklungshilfe aus, ein Drittel davon in Subsahara-Afrika. Neun afrikanische Länder – darunter Ägypten, Äthiopien, Somalia und Nigeria – bekommen insgesamt mehr als neun Milliarden US-Dollar. Größter Schwerpunkt sind Gesundheitsprogramme, aber auch Hilfe bei Katastrophen, Demokratisierung und Wirtschaftsentwicklung. Was Afrika betrifft, gibt es für die Wirtschaftsförderung noch ein eigenes Programm, dessen Fortführung aber ebenfalls ungewiss ist – denn auch dorthin flossen bisher Gelder von USAID.

Zukunft von Prosper Africa ungewiss

Um Handel und wirtschaftliche Kooperation zwischen den USA und Afrika zu intensivieren, hatte Trump während seiner ersten Amtszeit 2018 “Prosper Africa” ins Leben gerufen. Schon damals ging es ihm darum, die wachsende Vormachtstellung von China in Afrika einzudämmen. Diese nationale Initiative speiste sich aus Mitteln der gesamten US-Regierung und hatte Zugriff auf die Ressourcen von 17 Behörden: etwa der US Trade and Development Agency (USTDA), der Millennium Challenge Cooperation (MCC), und eben auch USAID. Prosper Africa unterstützte bisher Unternehmen und Investoren mit Markteinblicken, Finanzierungsmöglichkeiten und bei Geschäftsabschlüssen. Nach eigenen Angaben vermittelte die US-Regierung seit Juni 2019 im Rahmen von Prosper Africa 2.498 Deals im Wert von 120,3 Milliarden US-Dollar.

Wie die Programme wurden aber nun auch die jeweiligen Internetauftritte erstmal eingefroren: Die USAID-Webseite und die Prosper Africa-Webseite sind derzeit auf Weisung Trumps hin nicht mehr erreichbar. Sie würden “derzeit gewartet, da wir den gesamten Inhalt zügig und gründlich überprüfen”, heißt es auf den Webseiten.

Dabei hatten die USA erst kürzlich, noch während der letzten Amtstage von Präsident Joe Biden, eine Absichtserklärung zwischen dem Programm Prosper Africa und der African Export-Import Bank (Afreximbank) unterzeichnet. Das Ziel: den Handel und die Investitionen zwischen den USA und Afrika in Schlüsselsektoren ankurbeln. Der Schwerpunkt lag auf Kreativwirtschaft, kritischen Mineralien, neuen Technologien und Textilherstellung. Im Detail ging es um die Erleichterung des Kapitalzugangs, technische Beratung, Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen und strategische Kooperation.

Mit der Partnerschaft sollte zudem die Nutzung des African Growth and Opportunity Act (AGOA), dem Handelsabkommen zwischen den USA und einer Reihe von afrikanischen Ländern, das 2025 neu verhandelt werden soll, vorangetrieben werden. Der Handel zwischen den USA und Subsahara-Afrika wuchs zwischen 2019 und 2023 um mehr als 20 Prozent. Wichtig waren vor allem Textilien, Landwirtschaft, Maschinen und kritische Mineralien. Auch wurde eine weitere Vereinbarung mit der Afrikanischen Entwicklungsbank unterzeichnet, um eine Online-Datenplattform für Kreditratings zu entwickeln.

Hilfszahlungen als politisches Druckmittel

Was nach dem Ablauf der drei Monate mit der Entwicklungshilfe der USA und der Wirtschaftsförderung passiert, darüber kann nur spekuliert werden. Das Vakuum könnte durch Programme der EU oder China gefüllt werden. Richtig ist aber auch: Seit Jahrzehnten gibt es Kritik an der Entwicklungshilfe: Sie sei ineffizient, würde Abhängigkeiten schaffen und Ungleichheiten verschärfen, so gängige Vorwürfe. Zudem richte sie sich häufig nach den nationalen Interessen von Geldgebern und werde direkt mit politischen Zielen verknüpft, auch um Einfluss auf Empfängerländer auszuüben.

Schon vor 15 Jahren veröffentlichte die sambisch-britische Ökonomin Dambisa Moyo eine harsche Abrechnung mit “Dead Aid. Warum Entwicklungshilfe nicht funktioniert und was Afrika besser machen kann”. In dem viel beachteten Buch plädierte sie dafür, dass Länder des Globalen Südens ihre Entwicklung selbst finanzieren, anstatt sich auf auswärtige Geber zu verlassen. Ihre Argumente haben bis heute Gültigkeit. Insofern repräsentiert Trump auch eine schon lange existierende Meinung, die Entwicklungshilfe- und Wirtschaftsprogramme genau unter die Lupe zu nehmen und Änderungen oder Kürzungen vorzunehmen. Ein Recht auf Entwicklungshilfe gibt es schließlich nicht.

Kenyatta: Müssen uns aus Abhängigkeit lösen

Vor diesem Hintergrund rief der ehemalige kenianische Präsident Uhuru Kenyatta zur Besonnenheit auf. Beim ostafrikanischen Global Health Security Summit in Mombasa forderte er kürzlich die Staats- und Regierungschefs auf, sich von Abhängigkeiten zu lösen und sich stattdessen auf eigene Beine zu stellen. “Warum heulen Sie? Es ist nicht Ihre Regierung, es ist nicht Ihr Land. Er hat keinen Grund, Ihnen etwas zu geben. Sie zahlen in Amerika keine Steuern“, sagte Kenyatta. Stattdessen sollte die Unterbrechung der Finanzierung als Weckruf angesehen werden, um Wirtschaftsstrategien zu überdenken. “Es ist Zeit für uns, unsere Ressourcen für die richtigen Dinge einzusetzen”, riet Kenyatta. Er erklärte, afrikanische Regierungen sollten die Ressourcen des Kontinents effektiv verwalten, in Forschung investieren und sich auf künftige Gesundheits- oder andere Krisen vorbereiten.

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M23: Warum Ruanda bislang ungestraft bleibt

Sowohl die EU als auch die USA verurteilen die Unterstützung der M23-Rebellen durch Ruanda, die auch in einem umfassenden UN-Bericht dargelegt wurde. Dass westliche Staaten trotzdem zögern, Kagames Regierung zu sanktionieren, ist auch vor dem Hintergrund des Genozids 1994 zu sehen. Die im Land stationierten UN-Friedenstruppen unter kanadischem Kommando verhinderten das Morden an mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu nicht. Die UN und Länder wie die USA, Großbritannien und Belgien wurden für ihre Untätigkeit bei der Stärkung der UN-Mission schwer kritisiert. Frankreich spielte sogar eine “bedeutende” Rolle bei der “Ermöglichung eines vorhersehbaren Völkermordes”, wie ein von der ruandischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht einer Anwaltskanzlei von 2021 feststellt. Er geht damit über eine wissenschaftliche Studie 15 französischer Historiker hinaus, die kurz zuvor erschien und von Präsident Macron in Auftrag gegeben worden war.

Kagame gibt an, sein Land gegen Völkermörder zu schützen

Ruandas Präsident Kagame bezieht sich bei der Frage nach dem Konflikt im Ostkongo bis heute auf den Genozid und seine Folgen: Kigali hat zwar nie bestätigt, Rebellen wie die M23 im Nachbarland zu unterstützen – diese Möglichkeit aber stets als taktische Option erwähnt. Nach Kigalis Lesart braucht es eine ruandische Präsenz im Kongo, um die 2000 gegründete extremistische Hutu-Miliz FDLR (Forces Démocratiques de Libération du Rwanda) auszuschalten. Diese teilweise aus geflüchteten Völkermördern bestehende Organisation mache gemeinsame Sache mit der kongolesischen Armee und bedrohe Tutsi im Kongo und in Ruanda, so die Klage. Die DR Kongo streitet jegliche Zusammenarbeit mit der FDLR ab. Dennoch wiegt der Vorwurf schwer – und wird auch in westlichen Hauptstädten sehr wohl gehört.

Es gibt aber auch wirtschaftliche und politische Aspekte, für die Ruanda bisher in Europa und den USA sehr geschätzt wurde: So wird das Land etwa von westlichen Gebern seit einigen Jahren als Musterbeispiel dafür angesehen, wie man Hilfsgelder richtig zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Entwicklung nutzt. Kagames Ansatz gilt vielen im Globalen Süden als Vorbild. “Mächtige westliche Länder haben lange gezögert, Ruanda zu bestrafen, dass sich einen Ruf als Geberliebling erworben hat”, sagte Dino Mahtani, ein ehemaliger Berater der UN-Friedensmission im Kongo, zur New York Times.

EU unterstützt ruandischen Einsatz in Mosambik

Ruanda ist außerdem auch ein wichtiger Sicherheitspartner für den Westen. Das winzige Land mit nur 14 Millionen Einwohnern stellt derzeit die zweitmeisten Soldaten für UN-Friedensmissionen, etwa 5.900. In Mosambik kämpfen ruandische Truppen außerdem gegen islamistische Terroristen im Norden des Landes. In der Provinz Cabo Delgado gibt es ein großes LNG-Projekt, an dem die französische Total Energies und die US-amerikanische Exxon Mobil beteiligt sind. Wegen der schlechten Sicherheitslage liegt es bislang brach.

Die illegale Ausbeutung seltener Mineralien im Kongo durch Ruanda wurde von der UN ebenfalls festgehalten. Aber: Über die Mineralienexporte ist Ruanda für den Westen ein nützlicher Partner im Wettlauf um wichtige Rohstoffe geworden. Im Februar 2024 schloss Kigali mit der EU eine strategische Partnerschaft für die Wertschöpfungsketten kritischer Mineralien.

Ruanda als Partner in der Migrationspolitik

Kigali hat sich Europa auch als Partner in der Migrationspolitik positioniert und angeboten, abgeschobene Asylsuchende aufzunehmen. Sowohl die britischen Konservativen als auch die dänische Regierung wollten diese Offerte lange annehmen. Infolge dessen diskutierten Politiker in Deutschland sogenannte Drittstaaten-Regelungen, wofür sich der Begriff “Ruanda-Modell” durchsetzte.

Dank seiner umtriebigen Diplomatie genießt Kagame international hohes Ansehen, auch in einigen westlichen Hauptstädten. Noch im Juni vergangenen Jahres konnte er die Ernennung eines ihm unliebsamen EU-Sondergesandten verhindern. Nun scheint sich dies langsam zu ändern: Die Bundesregierung hat die geplanten Regierungskonsultationen mit Ruanda vorerst auf Eis gelegt, während Großbritannien eine Überprüfung jeglicher Hilfszahlungen an das Land erwägt. Belgien macht sich für eine Aussetzung des EU-Ruanda-Rohstoffdeals stark. Frankreich wirbt um die Unterstützung des Westens für eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, die Ruanda als Strippenzieher der M23 benennt.

M23 verletzt selbst erklärten Waffenstillstand

Unterdessen halten sich die M23-Rebellen offenbar nicht an ihren einseitig erklärten Waffenstillstand. Die Rebellenkoalition AFC/M23 hatte am Dienstag einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Dennoch hat die M23 am Mittwoch eine neue Offensive gestartet und Berichten zufolge die Bergbaustadt Nyabibwe, etwa 70 Kilometer von Bukavu entfernt, eingenommen. Die stellvertretende UN-Vertreterin im Kongo, Vivian van de Perre, sagte am Mittwoch, die M23-Rebellen seien nun etwa 50 Kilometer von Bukavu entfernt.

Bei den Kämpfen um Goma seien rund 2.900 Menschen getötet worden, sagte Van de Perre. Die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs hat zur Vorlage von Informationen und Beweisen über die im Ostkongo begangenen Gräueltaten aufgerufen. Am Freitag wird der UN-Menschenrechtsrat auf Ersuchen Kinshasas eine Sondersitzung zu der Krise einberufen. Kagame und Tshisekedi wollen an einem Sondergipfel der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) teilnehmen, der am Freitag und Samstag von der tansanischen Präsidentin Samia Suluhu Hassan in Daressalam ausgerichtet wird.

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Fußball WM 2030 in Marokko: Deutsche Wirtschaft noch nicht im Spiel

Von

Mit dem “Grand Stade Hassan II” in der Nähe von Casablanca soll das größte Stadion der Welt mit 115.000 Plätzen entstehen. Weitere, milliardenschwere Projekte zum Ausbau von Sportstätten, Flughäfen, Bahnlinien und Tourismusanlagen für die WM 2030 in Marokko sind geplant. Rund 200 Infrastrukturprojekte habe der marokkanische Staat in der Pipeline, um das Land für die WM fit zu machen, sagt Kristina Holzhäuser, Regionaldirektorin für Afrika bei der Commerzbank (CB) im Gespräch mit Table.Briefings. Doch Deutschland rangiert auf der Liste der wichtigsten Wirtschaftspartner Marokkos bisher nur auf Platz acht.

Dabei wäre die WM eine Chance, das zu ändern: “Der Bau von Stadien und Straßen bietet vor allem für die deutsche Bauwirtschaft Potenzial”, sagt Holzhäuser. Es gebe überall Bedarf: Stadien, Flughäfen, Straßen und Hotels, Gesundheitszentren – all das muss auf- oder ausgebaut werden, bestätigt Sandra Boumah gegenüber Table.Briefings. Sie ist vor Ort, leitet derzeit das CB-Büro in Casablanca, das seit 2023 besteht.

Deutsche Unternehmen investieren nur zögerlich

Ullrich Umann, Berater der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes GTAI (Germany Trade and Invest) in Casablanca, beklagt “gravierende Defizite” in den deutsch-marokkanischen Wirtschaftsbeziehungen. Dabei verfügten deutsche Hochbau-Unternehmen über Spezialwissen, das unter anderem bei der WM gebraucht werde. Aber: “Über Marokko werden in deutschen Medien meist nur negative Nachrichten verbreitet”, meint Umann im Gespräch mit Table.Briefings.

Nach Umanns Beobachtung geht es zu wenig um die Erfolge: “Dass das Land jährlich 17 Millionen ausländische Touristen empfängt, als Automobilstandort auf dem Kontinent Südafrika überholt hat, politische Stabilität, gute Logistik und ausgebildete Fachkräfte aufweist, darüber berichtet kaum jemand.” Von den 300 deutschen Niederlassungen in Marokko investierten nur 23 Firmen in die Fertigung vor Ort.

Deutsche Zulieferindustrie in Marokko

Dabei handelt es sich vor allem um Zulieferindustrien für den Fahrzeugbau, den Stromsektor und den Gerätebau sowie Logistik und IT-Firmen. So haben laut GTAI in den vergangenen fünf Jahren unter anderem diese deutschen Unternehmen in eigene Montage- und Serviceniederlassungen investiert:

  • BCS Automotive Interface Solutions
  • Bertrandt
  • Leoni
  • Helukabel
  • OQEMA (Overlack)
  • IFCO-Systems
  • Stahlschmidt Cable Systems
  • Tectag
  • Hapag-Lloyd
  • Dachser
  • Robert Bosch
  • Majorel
  • FEV
  • Trox
  • PERI Hochbau AG

Die deutschen Direktinvestitionen lagen 2023 bei 1,5 Milliarden marokkanische Dirham, umgerechnet 140 Millionen Euro. Zum Vergleich: Frankreich als größter ausländischer Investor kommt auf 6,8 Milliarden Dirham, das sind ungefähr 460 Millionen Euro.  

Experte: Deutschland wird kaum aufholen können

Dass die nächsten fünf Jahre bis zur WM daran viel ändern werden, glaubt Umann nicht. Zwar werde das “Zauberwort Fußball” Marokko mehr Aufmerksamkeit bescheren, doch hinkten die Deutschen schon zu lange hinter Investoren aus Frankreich, Spanien, Saudi-Arabien oder der Türkei hinterher, um bis 2030 bei Montage und Fertigung noch ganz vorne mit dabei zu sein.

Umann sieht daher eher Chancen im Zulieferbereich: Sicherheitstechnik, Kunstrasen, Bestuhlung, Lichtanlagen oder Elektronik für Sportstätten. Dicke Fische, wie die Verdreifachung der bisherigen Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Tanger und Casablanca, gingen an Deutschland vorbei. Umann: “Nicht einmal Siemens hat sich an der Ausschreibung beteiligt.” Der Zuschlag für den Schienenbau sei nun nach China gegangen. Umann: “Marokko wird den Chinesen überlassen. Das konterkariert alle Bemühungen der EU, der Initiative ‘Neue Seidenstraße’ etwas entgegenzusetzen.”

China stärkt seine Position in Marokko

Ähnlich argumentiert Hicham El Founti, Leiter des ENA International Service Center, das deutschen Unternehmen den Einstieg in Marokko erleichtern will. “Dass sich nur 14 Kilometer von der europäischen Küste entfernt China stark engagiert, sollte Europa zu denken geben.” Tatsächlich bietet Marokko wirtschaftliche Chancen über die WM hinaus.

Die marokkanische Regierung hat eine “Investitionsstrategie 2030” vorgelegt, die unter anderem den massiven Ausbau Erneuerbarer Energien umfasst. 171 Projekte im Umfang von knapp neun Milliarden Euro wurden von der Nationalen Investitionskommission im Januar im Rahmen dieser Strategie genehmigt. Dabei sieht sich der Staat eher als Wegbereiter. Das Geld soll zu einem großen Teil aus privaten Quellen kommen. Das wäre eine hervorragende Chance für deutsche Unternehmen mit Know-how in den Bereichen Wasserstoffwirtschaft, Solar- und Windenergie, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer, AHK in Marokko konstatiert. Kürzlich warb der Industrie- und Handelsminister Ryad Mezzour in einem Interview für mehr deutsches Engagement in seinem Land. Jetzt liegt der Ball bei der hiesigen Wirtschaft.

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News

Russisches Außenministerium schafft neue Afrika-Abteilung

Afrika als verlässlicher Partner – und nicht der Westen: So hat der russische Außenminister Sergei Lawrow die Eröffnung einer neuen Afrika-Abteilung im Außenministerium in Moskau kürzlich gerahmt. Auf den Westen zu setzen, sei ein “strategischer Fehler” gewesen, so Lawrow in seiner Rede Mitte der Woche. Die Abteilung soll sich um Partnerschaften mit afrikanischen Ländern kümmern. Das Handelsvolumen mit Afrika habe 2024 bei 25 Milliarden US-Dollar gelegen, berichtete die russische Webseite Sputnik.

Zudem kündigte Moskau an, weitere Botschaften in Afrika zu eröffnen: in Gambia, Liberia, Togo, sowie auf den Komoren. Zuvor stellte die russische Regierung bereits in Aussicht, Botschaften in Niger, Sierra Leone und Südsudan einrichten zu wollen. Parallel läuft derzeit in Afrika die Umstrukturierung der militärischen Beteiligungen Russlands, weg von der alten Wagner-Gruppe Prigoschins hin zum von Moskau direkt kontrollierten Afrika-Corps, das voraussichtlich weniger in Kampfeinsätze gehen wird. Nach dem Sturz von Präsident Assad in Syrien müssen sich die Russen überdies logistisch neu aufstellen, was ihre Verbindungen zum afrikanischen Kontinent angeht. lcw

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Bauxitabbau: Whistleblower wirft US-Investmentfonds Vertuschung in Guinea vor

Ein in der vergangenen Woche auf der Webseite PPLAAF veröffentlichter Whistleblowerbericht wirft dem US-amerikanischen Investmentfonds Orion Resource Partners vor, versucht zu haben, einen Umweltskandal in Guinea zu vertuschen. PPLAAF (Plateforme de Protection des Lanceurs d’Alerte en Afrique) ist eine französische NGO, die afrikanische Whistleblower bei der Bekanntmachung von Missständen unterstützt. Der in der Kritik stehende Fonds ist mehrheitlich an den Unternehmen Bel Air Mining sowie deren Muttergesellschaft Alufer Mining in Guinea beteiligt, die in dem westafrikanischen Land Bauxit fördern.

Hintergrund der Veröffentlichung ist eine Havarie im Juni 2023. Damals kenterte unweit der Küste von Guinea ein Schiff, das Bauxit aus einer Mine der Bel Air Mining in Richtung China exportieren sollte. Dabei waren Öl sowie mehrere tausend Tonnen Bauxit ins Meer gelangt. Anschließend hatte die Regierung in Conakry ein temporäres Ausfuhrverbot für Bel Air Mining ausgesprochen. Laut dem Bericht des Whistleblowers, über den Le Monde zuerst berichtete, hatte die Belegschaft von Bel Air Mining das Management über den mangelhaften Zustand der Schiffe des Unternehmens informiert.

Bei dem Wistleblower handelt es sich um einen ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens. Das von Orion entsandte Management habe laut dem Bericht die Warnungen ignoriert. Die Untersuchung der Havarie seitens der Regierung Guineas sollte indes seitens des Unternehmens mittels Bestechung verhindert werden. Dies belegen Whatsapp-Chatverläufe. Im Jahresabschluss des Unternehmens 2021 verzeichnete das Unternehmen zudem unbezahlte Verbindlichkeiten an Lieferanten in Höhe von umgerechnet zwölf Millionen Euro.

Guinea verfügt über das weltweit größte Bauxitvorkommen. Das Erz kommt unter anderem bei der Herstellung von Aluminium zum Einsatz. Doch durch weitverbreitete Korruption profitiert das westafrikanische Land kaum von seinem Ressourcenreichtum. dre

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Standpunkt

Abwärtsspirale oder Neuorientierung? Entwicklungspolitische Debatten in Deutschland im Zeichen US-amerikanischer Destruktion

Von Stephan Klingebiel
Stephan Klingebiel forscht am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) mit Sitz in Bonn.

Eine der ersten Maßnahmen von Donald Trump am Tag seiner Amtseinführung war eine Executive Order, die das US-amerikanische entwicklungspolitische System zunächst einfrieren und grundlegend innerhalb der ersten 90 Tage neu bewerten sollte. Doch was sich seither abzeichnet, läuft auf etwas ganz anderes hinaus: Was Donald Trump, Elon Musk und die gesamte Machtelite inzwischen betreiben, ist nicht einfach Disruption, sondern systemische Destruktion des Staates – wie der Historiker Timothy Snyder am Wochenende in “The Logic of Destruction” beschrieben hat. Synder hat recht: Die USA sind in großen Schritten dabei, ein Land zu sein, das von wenigen Superreichen mit deren kruden Weltsichten bestimmt wird.

Der weltweit größte Geber zieht sich – mit sehr wenigen Ausnahmen – abrupt zurück und hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Lokale Programme, etwa zur Gesundheitsversorgung von HIV/AIDS-Patienten, kommen zum Erliegen. USAID, die mächtige bilaterale Entwicklungshilfeagentur der USA, wurde innerhalb weniger Tage systematisch ausgehöhlt und hat de facto aufgehört zu existieren. UN-Entwicklungsorganisationen können ihre Arbeit kaum noch fortführen, und politische Abstimmungsprozesse mit den USA zu entwicklungspolitischen Themen, etwa bei der OECD, kommen zum Stillstand. Für China, Russland und andere Akteure eröffnet sich dadurch ein ganz neues Spektrum für Einflussnahme in Ländern des Globalen Südens.

Drei Optionen in der deutschen Entwicklungspolitik

Der US-amerikanische Kurs ist für unsere Debatten und deutsches Regierungshandeln von enormer Bedeutung. In Deutschland verlaufen die entwicklungspolitischen Diskurse in den letzten Monaten entlang dreier Optionen:

  1. Die klassische entwicklungspolitische Perspektive: Entwicklungspolitik wird weiterhin als Instrument zur Verringerung globaler Ungleichheiten und einer globalen Nachhaltigkeitsagenda (Stichwort: SDGs) gesehen. Argumente sind dabei unfaire Strukturen (z. B. fehlende Mitwirkungsmöglichkeiten bei internationalen Finanzinstitutionen), Klimaschäden, die vor allem historisch und aktuell durch die USA und Westeuropa verursacht wurden, sowie von einigen als “koloniale Kontinuitäten” bezeichnete Abhängigkeitsverhältnisse. Gelegentlich wird aber auch auf ein christliches Menschenbild Bezug genommen.
  2. Die geopolitische Neuausrichtung: Diese Perspektive fordert eine grundlegende strategische Neuausrichtung der Entwicklungspolitik. Das Politikfeld soll stärker in wirtschaftliche und geopolitische Interessen eingebunden werden – nicht zuletzt, um China und Russland etwas entgegenzusetzen. Gleichzeitig soll die Entwicklungszusammenarbeit deutlich stärker deutschen Unternehmen zugutekommen.
  3. Die skandalisierende Ablehnung: Eine wachsende Strömung, insbesondere vonseiten der AfD auf den Weg gebracht, setzt auf die Skandalisierung einzelner Projekte. Ein Beispiel ist die Kampagne gegen das weithin bekannte “Radwege in Peru”-Projekt, das mit falschen Zahlen erfolgreich aufgebauscht wurde – ein Narrativ, das inzwischen auch von einigen demokratisch ausgerichteten Bundestagsparteien aufgegriffen wurde. Die logische Schlussfolgerung dieser Argumentation: massive Kürzungen in der Entwicklungspolitik.

EZ ist längst geopolitisches Instrument

Die meisten demokratischen Parteien im Bundestag kombinieren Elemente aus der ersten und zweiten Option – wobei die Gewichtung zum Teil erheblich auseinandergeht. Insbesondere bei den politischen Größen fast aller Parteien und zunehmend in der breiten gesellschaftlichen Sicht kommt eine Unterstützung für Option 1 kaum noch vor.

Zunehmend verfangen Argumente der 3. Option, zumal unter den prägenden Vorzeichen der öffentlichen Haushaltsengpässe. In der deutschen Debatte wird häufig übersehen, dass Entwicklungspolitik längst ein geopolitisches und geoökonomisches Instrument ist. Ein Beispiel: 2022 und 2023 flossen jeweils über zwei Milliarden Euro aus entwicklungspolitischen Mitteln in die zivile Unterstützung der Ukraine – und auch 2024 und 2025 dürfte dieser Trend anhalten. Das ist weit mehr als nur ein Detail, denn hier geht es direkt um deutsche und europäische Sicherheitsinteressen. Die Global Gateway-Initiative der EU – das massive Prestigeprojekt, um Chinas Einfluss in Afrika und anderen Regionen zu begrenzen – speist sich in weiten Teilen aus entwicklungspolitischen Mitteln. Ähnliches gilt für die Stabilisierung der Sahel-Region, die für Europas Sicherheit eine Schlüsselrolle spielt. Und auch Programme zur Emissionsreduktion in dynamischen Schwellenländern werden überwiegend aus entwicklungspolitischen Budgets finanziert.

Die Politik der Trump-Administration könnte populistischen Strömungen in Deutschland zusätzlichen Auftrieb verleihen. Was Donald Trump, Elon Musk und die gesamte Machtelite inzwischen betreiben, ist in Synders Sinne die Zerstörung des legitimen Staates. Dieses Muster zeigt sich in vielen Politikfeldern, auch in der Entwicklungspolitik, und könnte für populistische und rechtsnationalistische Kräfte in Deutschland und Europa als Vorbild dienen.

Stephan Klingebiel ist Forschungsprogrammleiter am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn. Zugleich ist er Gastprofessor an der Ewha Womans University in Seoul und an der Universität Turin. Von 2007 bis 2011 hat er das Büro der KfW-Entwicklungsbank in Ruanda geleitet.

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Presseschau

Süddeutsche: Tunesiens Opposition unter Druck. In Tunesien verschärfen Regierung und Justiz unter Präsident Kais Saied das Vorgehen gegen Oppositionelle. Ein Gericht verurteilte am Mittwoch führende Politiker, Journalisten, ehemalige Regierungsmitarbeiter und andere Kritiker zu langjährigen Haftstrafen. Saied rechtfertigte dies als notwendig, um Tunesien vor Chaos zu bewahren, und bezeichnete seine Kritiker als Kriminelle, Verräter und Terroristen. Er warnte, dass jeder Richter, der sie freilasse, als Unterstützer angesehen werde. (“Schlag gegen die Opposition”)

SRF: Start-up-Szene in Libyen. Libyen gilt vor allem als gespaltenes Land im Chaos. Aber das Land besitzt auch eine große und innovative Start-up-Szene. Viele der Unternehmer arbeiten auch mit dem Ziel, ihr Land voranzubringen. (“Die andere Seite Libyens: Start-ups und Innovation statt Flucht”)

Standard: Studie untersucht radioaktive Belastung von Saharastaub. Im vergangenen Jahr wehte Saharastaub mit einer unbedenklichen Radioaktivität von Algerien nach Europa. Der erste Verdacht, die Radioaktivität wäre eine Folge der Atombombentests, die Frankreich Anfang der 60er Jahre in der algerischen Wüste unternahm, erwies sich laut einer aktuellen Studie als falsch. Die nicht gesundheitsschädlichen, radioaktiven Spuren stammen von Atombombentests der USA und der UdSSR aus jener Zeit. (“Radioaktivität des Saharastaubs aus Algerien hat überraschende Quelle”)

Le Monde: Sambia will Kupferabbau fördern. Bis 2031 will Sambia seine Kupferproduktion auf drei Millionen Tonnen jährlich steigern. Innerhalb der letzten drei Jahren erreichten die ausländischen Investitionszusagen für den Kupferabbau im Land zwölf Milliarden US-Dollar. Mit den steigenden Einnahmen will das Land seine Schulden abtragen. (“La Zambie table sur son cuivre pour sortir de la crise de la dette”)

Jeune Afrique: Malis Militärjunta geht gegen Gewerkschaften vor. Seit dem Sturz des ehemaligen malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta geraten die malischen Gewerkschaftsorganisationen zunehmend unter Druck. Malis Staatspräsident Assimi Goïta versucht, die Gewerkschaften, die einst die Speerspitze des Protests gegen Keïta bildeten, mundtot zu machen. (“Au Mali, Assimi Goïta fait-il la guerre aux syndicats?”)

Africa News: Ramaphosa telefoniert mit Musk. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sprach am Montag mit Elon Musk über die Verbreitung von Fehlinformationen über das Land. Am Montag warf der in Südafrika geborene und aufgewachsene Milliardär Südafrika vor, es gebe “offen rassistische Eigentumsgesetze”, die die Weißen benachteiligten. Ramaphosa erinnerte Musk an den Respekt des Landes für Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness und Gleichheit, die in der Verfassung des Landes verankert sind. (“Ramaphosa speaks with Musk after Trump criticizes land reform”)

Semafor: Guinea baut Eisenförderung aus. Nach jahrzehntelangen Verzögerungen soll in Guinea das größte Bergbauprojekt der Welt Ende des Jahres mit der Produktion beginnen. Fünf Prozent der Einnahmen sind für den Ausbau des Bildungssystems des Landes vorgesehen. Die ersten Lieferungen aus der Simandou-Bergkette im Südosten Guineas, wo sich die größten Vorkommen an hochwertigem Eisenerz der Welt befinden, sollen im ersten Quartal 2026 beginnen. (“Why the world’s biggest mining project is looking to invest in education”)

The Telegraph: Uganda mit Impferfolgen gegen Ebola. Mit einer Notfallimpfstoffstudie hat Uganda begonnen, den Ausbruch eines tödlichen Ebola-Virusstamms einzudämmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lobte die schnelle Umsetzung und bezeichnete die Studie als möglichen Testlauf für die Bewältigung zukünftiger Krankheitsausbrüche. Rund 40 Personen aus dem Umfeld einer Krankenschwester, die letzte Woche starb, sollen als erste den neuen Impfstoff erhalten. (“Uganda launches groundbreaking vaccine trial to halt Ebola outbreak”)

Guardian: Serge Alain Nitegeka mit Ausstellung in New York. Der Künstler Serge Alain Nitegeka flüchtete 1994 im Alter von elf Jahren vor dem Völkermord in Ruanda und begann eine jahrelange Odyssee durch zahlreiche afrikanische Länder, bis er schließlich in Südafrika ankam, wo er bis heute lebt. Seine Fluchterfahrung und der Völkermord prägen seine Kunst. Zurzeit stellt er seine Werke in einer Galerie in New York aus. (“Configurations in Black: a stateless Rwandan refugee makes art out of his experience”)

Heads

Tom Seidensticker – Ski made out of Africa

Der deutsche Skiunternehmer Tom Seidensticker.
Der deutsche Skiunternehmer Tom Seidensticker.

Im Ursprungsland des arabischen Frühlings sind 265 deutsche Firmen aktiv, die 100.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. Für die meisten gilt Tunesien als Billiglohnland. Die Mehrzahl der deutschen Investition werden in der Industrie getätigt – insbesondere in der Automobilbranche. Doch der Unternehmer Tom Seidensticker nutzt ein bisher weitgehend ungenutztes Potenzial. Mit seiner Firma Ogso macht er das komplette Branding, Marketing und die Produktentwicklung in Tunis, hergestellt wird sein ungewöhnliches Produkt in Europa: Ski made out of Africa.

Dass sich die Tourenskimarke Ogso von der Konkurrenz unterscheidet, zeigt sich schon an dem Ort, an dem die Produkte entworfen werden. Berge sind in dem modernen Büroviertel Jardin du Carthage nur in der Ferne auf der malerischen Halbinsel Cap Bon zu sehen. Im Grenzgebiet zu Algerien fällt zwar im Winter regelmäßig Schnee, doch ansonsten erinnert herzlich wenig daran, dass hier eine Skimarke expandiert. Ogso-Ski werden zwischen der Lagune von Tunis und dem Mittelmeer entworfen.

Ski für den Einsatz abseits präparierter Pisten

Zusammengebaut werden die für den Einsatz abseits der planierten Pisten gedachten Ski in Tschechien. So ungewöhnlich wie ihr Standort ist auch die Entstehungsgeschichte der Marke. Alles begann im Himalaya. Dorthin hatte es Seidensticker neben seiner Arbeit als Unternehmer in der Textilbranche immer wieder verschlagen. Etliche Gipfel, von Viertausendern bis Achttausender hat er bestiegen, einige davon auch auf Skiern abgefahren. Dabei entdeckte er eine Marktlücke, die er nun mit Ogso füllen will.

Den Unternehmergeist hatte Seidensticker schon in jungen Jahren, während des VWL-Studiums gründete er seine erste Firma. Das Geld dafür hatte er sich unter anderem mit dem Verkauf von italienischen Markenjeans erarbeitet. Der Besitzer der italienischen Marke bot ihm schließlich einen Geschäftsführerposten an. 4.000 Angestellte nähten später unter seiner Führung für H&M und seine eigene Marke “Freesoul” in Tunis. Mit 39 Jahren verkaufte er seine Firma.

Entwicklung nördlich von Tunis

Es folgten Jahre, in denen er mehr in den Bergen und auf Expeditionen als zu Hause war. 2014 stand er auf dem Manaslu in Nepal – seinem ersten Achttausender. Im Jahr darauf auf dem Gasherbrum 1. Bei den Abfahrten vom Gipfel stellte er fest, dass es keine Ski gab, die Expeditionsansprüchen genügen. Im Basislager am Manaslu hatte er Michael Gabriz kennengelernt, beide teilten dieselbe Vorstellung von einem guten Tourenski und freundeten sich an. Als Seidensticker in wochenlangen Gesprächen von seinem Traum berichtete, eine Skimarke herauszubringen, entwarf Gabriz ein Logo, das den Steigungswinkel am Berg darstellt. Gegründet wurde Ogso 2015, erste Prototypen der Ski entstanden in zweijähriger Entwicklungszeit in einer kleinen Snowbordfabrik nördlich von Tunis.

Die Entwürfe waren so erfolgreich, dass Seidensticker das Risiko einging, in einer ihm gänzlich unbekannten Branche wieder neu zu beginnen. Ein Abenteuer, dessen Herausforderungen der Besteigung eines Achttausenders in nichts nachstehe, sagt der gebürtige Kölner. “Unternehmertum und Bergsteigen ähneln sich in vielem. Man benötigt einen langen Atem und muss Rückschläge als Herausforderungen annehmen können.”

Nicht nur Potenzial für Industrieprodukte

Die günstigen Löhne waren für Seidensticker allerdings nicht das ausschlaggebende Argument, die Marketing- und Produktionsabteilung in Tunesien anzusiedeln. “Das hohe Bildungsniveau in Tunesien, die gute Infrastruktur und die Nähe zu Europa ermöglichen nicht nur günstige Industrieprodukte. Mein tunesisches Team macht hochprofessionelles Marketing und Design“, sagt Seidensticker. Mittlerweile besteht das Team in Tunis aus 14 Mitarbeitern.

Ogso sieht Seidensticker als gelungene Symbiose europäischer und afrikanischer digitaler Entwicklung. Erfahrungen bei den Produkttests im französischen Chamonix und seine Ideen könne er mit der in Tunis möglichen Flexibilität kompromisslos umsetzen, sagt er. In den nächsten Jahren sollen neben den Ski noch Schaufeln, Helme, Textilien und Snowboards und Gravelbikes ins Programm aufgenommen werden.

Neue verknüpfte Welt

Dass ihre Ski das Ergebnis einer ungewöhnlichen afrikanisch-europäischen Kooperation sind, wissen nur wenige Käufer. Neben Produkttests und PR-Terminen wird in Frankreich auch ausgeliefert, verwaltet wird die Firma auf Malta. “Wir sind das Kind einer neuen verknüpften Welt, in der man an jedem Ort mit guter Infrastruktur und mit einem gut ausgebildeten Team, so wie hier in Tunis, ein Markenprodukt starten und vermarkten kann”, sagt Seidensticker.

Ihn und andere deutsche Unternehmer in Tunesien wundert, dass Nordafrika von europäischen Firmen immer noch gemieden wird. Bereits ansässige Zulieferer der Automobilbranche wie Marquardt, Valeo oder der Textilhersteller Calzedonia bauen ihre Produktionsstätten in Tunesien gerade massiv aus. Auch Seidensticker vergrößert sein Team, denn Ogso soll nun eine Ganzjahresmarke werden. Mirco Keilberth

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Im Januar dominierte Gospelsänger Lawrence Oyor mit seinem Song Favour die Spotify-Hitlisten in seiner Heimat Nigeria. Im ersten Monat dieses Jahres wurde der Song Medienberichten zufolge unter Berufung auf offizielle Spotify-Daten rund 2,9 Millionen Mal gestreamt. Damit ließ Oyor sogar beliebte Afrobeat-Stars wie Wizkid oder Davido hinter sich. Veröffentlicht wurde der Song am 9. Januar. Die Message des Songs: Gott beschützt dich, wenn auch das Leben noch so schwierig scheint.

Knapp einen Monat zuvor hatte Songwriter Fido mit “Joy is Coming” bereits einen äußerst erfolgreichen Song mit einer ganz ähnlichen Botschaft veröffentlicht. In den vergangenen zwei Monaten wurde der Song sogar bereits gut 21 Millionen Mal gestreamt. Das verleitete das Onlinemedium Pulse zu der Frage, ob das nigerianische Musikjahr 2025 nicht von eben jenen Songs mit inspirativer Message geprägt werden könnte. Den Bedarf der Nigerianer an der Mutmacher-Musik erklärt Pulse übrigens über die wirtschaftliche Unsicherheit infolge der anhaltenden Reformen unter Präsident Bola Tinubu. Die nigerianische Musikbranche boomt trotzdem. 2024 verzeichnete Spotify in Nigeria mit über 96 Prozent den größten Zuwachs an Streams weltweit. dre

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    dass die M23-Rebellen im Osten der DR Kongo von Ruanda unterstützt werden, ist gut belegt. Dennoch tut sich der Westen bislang schwer damit, Sanktionen gegen Kigali zu verhängen. Woran das liegt, analysieren wir in dieser Ausgabe.

    Darüber hinaus hat sich unsere Kollegin Monika Hoegen schon einmal mit der Fußball-WM 2030 in Marokko und deren Potenzial für die deutsche Wirtschaft beschäftigt. Andreas Sieren schaut zudem darauf, was der Stopp der Finanzierung von USAID für Afrika bedeutet.

    Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Was Trumps “America First”-Agenda für Afrika bedeutet

    Im vergangenen Jahr gab die United States Agency for International Development (USAID) rund 40 Milliarden US-Dollar seines 68 Milliardenbudgets für Entwicklungshilfe aus, ein Drittel davon in Subsahara-Afrika. Neun afrikanische Länder – darunter Ägypten, Äthiopien, Somalia und Nigeria – bekommen insgesamt mehr als neun Milliarden US-Dollar. Größter Schwerpunkt sind Gesundheitsprogramme, aber auch Hilfe bei Katastrophen, Demokratisierung und Wirtschaftsentwicklung. Was Afrika betrifft, gibt es für die Wirtschaftsförderung noch ein eigenes Programm, dessen Fortführung aber ebenfalls ungewiss ist – denn auch dorthin flossen bisher Gelder von USAID.

    Zukunft von Prosper Africa ungewiss

    Um Handel und wirtschaftliche Kooperation zwischen den USA und Afrika zu intensivieren, hatte Trump während seiner ersten Amtszeit 2018 “Prosper Africa” ins Leben gerufen. Schon damals ging es ihm darum, die wachsende Vormachtstellung von China in Afrika einzudämmen. Diese nationale Initiative speiste sich aus Mitteln der gesamten US-Regierung und hatte Zugriff auf die Ressourcen von 17 Behörden: etwa der US Trade and Development Agency (USTDA), der Millennium Challenge Cooperation (MCC), und eben auch USAID. Prosper Africa unterstützte bisher Unternehmen und Investoren mit Markteinblicken, Finanzierungsmöglichkeiten und bei Geschäftsabschlüssen. Nach eigenen Angaben vermittelte die US-Regierung seit Juni 2019 im Rahmen von Prosper Africa 2.498 Deals im Wert von 120,3 Milliarden US-Dollar.

    Wie die Programme wurden aber nun auch die jeweiligen Internetauftritte erstmal eingefroren: Die USAID-Webseite und die Prosper Africa-Webseite sind derzeit auf Weisung Trumps hin nicht mehr erreichbar. Sie würden “derzeit gewartet, da wir den gesamten Inhalt zügig und gründlich überprüfen”, heißt es auf den Webseiten.

    Dabei hatten die USA erst kürzlich, noch während der letzten Amtstage von Präsident Joe Biden, eine Absichtserklärung zwischen dem Programm Prosper Africa und der African Export-Import Bank (Afreximbank) unterzeichnet. Das Ziel: den Handel und die Investitionen zwischen den USA und Afrika in Schlüsselsektoren ankurbeln. Der Schwerpunkt lag auf Kreativwirtschaft, kritischen Mineralien, neuen Technologien und Textilherstellung. Im Detail ging es um die Erleichterung des Kapitalzugangs, technische Beratung, Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen und strategische Kooperation.

    Mit der Partnerschaft sollte zudem die Nutzung des African Growth and Opportunity Act (AGOA), dem Handelsabkommen zwischen den USA und einer Reihe von afrikanischen Ländern, das 2025 neu verhandelt werden soll, vorangetrieben werden. Der Handel zwischen den USA und Subsahara-Afrika wuchs zwischen 2019 und 2023 um mehr als 20 Prozent. Wichtig waren vor allem Textilien, Landwirtschaft, Maschinen und kritische Mineralien. Auch wurde eine weitere Vereinbarung mit der Afrikanischen Entwicklungsbank unterzeichnet, um eine Online-Datenplattform für Kreditratings zu entwickeln.

    Hilfszahlungen als politisches Druckmittel

    Was nach dem Ablauf der drei Monate mit der Entwicklungshilfe der USA und der Wirtschaftsförderung passiert, darüber kann nur spekuliert werden. Das Vakuum könnte durch Programme der EU oder China gefüllt werden. Richtig ist aber auch: Seit Jahrzehnten gibt es Kritik an der Entwicklungshilfe: Sie sei ineffizient, würde Abhängigkeiten schaffen und Ungleichheiten verschärfen, so gängige Vorwürfe. Zudem richte sie sich häufig nach den nationalen Interessen von Geldgebern und werde direkt mit politischen Zielen verknüpft, auch um Einfluss auf Empfängerländer auszuüben.

    Schon vor 15 Jahren veröffentlichte die sambisch-britische Ökonomin Dambisa Moyo eine harsche Abrechnung mit “Dead Aid. Warum Entwicklungshilfe nicht funktioniert und was Afrika besser machen kann”. In dem viel beachteten Buch plädierte sie dafür, dass Länder des Globalen Südens ihre Entwicklung selbst finanzieren, anstatt sich auf auswärtige Geber zu verlassen. Ihre Argumente haben bis heute Gültigkeit. Insofern repräsentiert Trump auch eine schon lange existierende Meinung, die Entwicklungshilfe- und Wirtschaftsprogramme genau unter die Lupe zu nehmen und Änderungen oder Kürzungen vorzunehmen. Ein Recht auf Entwicklungshilfe gibt es schließlich nicht.

    Kenyatta: Müssen uns aus Abhängigkeit lösen

    Vor diesem Hintergrund rief der ehemalige kenianische Präsident Uhuru Kenyatta zur Besonnenheit auf. Beim ostafrikanischen Global Health Security Summit in Mombasa forderte er kürzlich die Staats- und Regierungschefs auf, sich von Abhängigkeiten zu lösen und sich stattdessen auf eigene Beine zu stellen. “Warum heulen Sie? Es ist nicht Ihre Regierung, es ist nicht Ihr Land. Er hat keinen Grund, Ihnen etwas zu geben. Sie zahlen in Amerika keine Steuern“, sagte Kenyatta. Stattdessen sollte die Unterbrechung der Finanzierung als Weckruf angesehen werden, um Wirtschaftsstrategien zu überdenken. “Es ist Zeit für uns, unsere Ressourcen für die richtigen Dinge einzusetzen”, riet Kenyatta. Er erklärte, afrikanische Regierungen sollten die Ressourcen des Kontinents effektiv verwalten, in Forschung investieren und sich auf künftige Gesundheits- oder andere Krisen vorbereiten.

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    M23: Warum Ruanda bislang ungestraft bleibt

    Sowohl die EU als auch die USA verurteilen die Unterstützung der M23-Rebellen durch Ruanda, die auch in einem umfassenden UN-Bericht dargelegt wurde. Dass westliche Staaten trotzdem zögern, Kagames Regierung zu sanktionieren, ist auch vor dem Hintergrund des Genozids 1994 zu sehen. Die im Land stationierten UN-Friedenstruppen unter kanadischem Kommando verhinderten das Morden an mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu nicht. Die UN und Länder wie die USA, Großbritannien und Belgien wurden für ihre Untätigkeit bei der Stärkung der UN-Mission schwer kritisiert. Frankreich spielte sogar eine “bedeutende” Rolle bei der “Ermöglichung eines vorhersehbaren Völkermordes”, wie ein von der ruandischen Regierung in Auftrag gegebener Bericht einer Anwaltskanzlei von 2021 feststellt. Er geht damit über eine wissenschaftliche Studie 15 französischer Historiker hinaus, die kurz zuvor erschien und von Präsident Macron in Auftrag gegeben worden war.

    Kagame gibt an, sein Land gegen Völkermörder zu schützen

    Ruandas Präsident Kagame bezieht sich bei der Frage nach dem Konflikt im Ostkongo bis heute auf den Genozid und seine Folgen: Kigali hat zwar nie bestätigt, Rebellen wie die M23 im Nachbarland zu unterstützen – diese Möglichkeit aber stets als taktische Option erwähnt. Nach Kigalis Lesart braucht es eine ruandische Präsenz im Kongo, um die 2000 gegründete extremistische Hutu-Miliz FDLR (Forces Démocratiques de Libération du Rwanda) auszuschalten. Diese teilweise aus geflüchteten Völkermördern bestehende Organisation mache gemeinsame Sache mit der kongolesischen Armee und bedrohe Tutsi im Kongo und in Ruanda, so die Klage. Die DR Kongo streitet jegliche Zusammenarbeit mit der FDLR ab. Dennoch wiegt der Vorwurf schwer – und wird auch in westlichen Hauptstädten sehr wohl gehört.

    Es gibt aber auch wirtschaftliche und politische Aspekte, für die Ruanda bisher in Europa und den USA sehr geschätzt wurde: So wird das Land etwa von westlichen Gebern seit einigen Jahren als Musterbeispiel dafür angesehen, wie man Hilfsgelder richtig zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Entwicklung nutzt. Kagames Ansatz gilt vielen im Globalen Süden als Vorbild. “Mächtige westliche Länder haben lange gezögert, Ruanda zu bestrafen, dass sich einen Ruf als Geberliebling erworben hat”, sagte Dino Mahtani, ein ehemaliger Berater der UN-Friedensmission im Kongo, zur New York Times.

    EU unterstützt ruandischen Einsatz in Mosambik

    Ruanda ist außerdem auch ein wichtiger Sicherheitspartner für den Westen. Das winzige Land mit nur 14 Millionen Einwohnern stellt derzeit die zweitmeisten Soldaten für UN-Friedensmissionen, etwa 5.900. In Mosambik kämpfen ruandische Truppen außerdem gegen islamistische Terroristen im Norden des Landes. In der Provinz Cabo Delgado gibt es ein großes LNG-Projekt, an dem die französische Total Energies und die US-amerikanische Exxon Mobil beteiligt sind. Wegen der schlechten Sicherheitslage liegt es bislang brach.

    Die illegale Ausbeutung seltener Mineralien im Kongo durch Ruanda wurde von der UN ebenfalls festgehalten. Aber: Über die Mineralienexporte ist Ruanda für den Westen ein nützlicher Partner im Wettlauf um wichtige Rohstoffe geworden. Im Februar 2024 schloss Kigali mit der EU eine strategische Partnerschaft für die Wertschöpfungsketten kritischer Mineralien.

    Ruanda als Partner in der Migrationspolitik

    Kigali hat sich Europa auch als Partner in der Migrationspolitik positioniert und angeboten, abgeschobene Asylsuchende aufzunehmen. Sowohl die britischen Konservativen als auch die dänische Regierung wollten diese Offerte lange annehmen. Infolge dessen diskutierten Politiker in Deutschland sogenannte Drittstaaten-Regelungen, wofür sich der Begriff “Ruanda-Modell” durchsetzte.

    Dank seiner umtriebigen Diplomatie genießt Kagame international hohes Ansehen, auch in einigen westlichen Hauptstädten. Noch im Juni vergangenen Jahres konnte er die Ernennung eines ihm unliebsamen EU-Sondergesandten verhindern. Nun scheint sich dies langsam zu ändern: Die Bundesregierung hat die geplanten Regierungskonsultationen mit Ruanda vorerst auf Eis gelegt, während Großbritannien eine Überprüfung jeglicher Hilfszahlungen an das Land erwägt. Belgien macht sich für eine Aussetzung des EU-Ruanda-Rohstoffdeals stark. Frankreich wirbt um die Unterstützung des Westens für eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, die Ruanda als Strippenzieher der M23 benennt.

    M23 verletzt selbst erklärten Waffenstillstand

    Unterdessen halten sich die M23-Rebellen offenbar nicht an ihren einseitig erklärten Waffenstillstand. Die Rebellenkoalition AFC/M23 hatte am Dienstag einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen. Dennoch hat die M23 am Mittwoch eine neue Offensive gestartet und Berichten zufolge die Bergbaustadt Nyabibwe, etwa 70 Kilometer von Bukavu entfernt, eingenommen. Die stellvertretende UN-Vertreterin im Kongo, Vivian van de Perre, sagte am Mittwoch, die M23-Rebellen seien nun etwa 50 Kilometer von Bukavu entfernt.

    Bei den Kämpfen um Goma seien rund 2.900 Menschen getötet worden, sagte Van de Perre. Die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs hat zur Vorlage von Informationen und Beweisen über die im Ostkongo begangenen Gräueltaten aufgerufen. Am Freitag wird der UN-Menschenrechtsrat auf Ersuchen Kinshasas eine Sondersitzung zu der Krise einberufen. Kagame und Tshisekedi wollen an einem Sondergipfel der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) teilnehmen, der am Freitag und Samstag von der tansanischen Präsidentin Samia Suluhu Hassan in Daressalam ausgerichtet wird.

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    Fußball WM 2030 in Marokko: Deutsche Wirtschaft noch nicht im Spiel

    Von

    Mit dem “Grand Stade Hassan II” in der Nähe von Casablanca soll das größte Stadion der Welt mit 115.000 Plätzen entstehen. Weitere, milliardenschwere Projekte zum Ausbau von Sportstätten, Flughäfen, Bahnlinien und Tourismusanlagen für die WM 2030 in Marokko sind geplant. Rund 200 Infrastrukturprojekte habe der marokkanische Staat in der Pipeline, um das Land für die WM fit zu machen, sagt Kristina Holzhäuser, Regionaldirektorin für Afrika bei der Commerzbank (CB) im Gespräch mit Table.Briefings. Doch Deutschland rangiert auf der Liste der wichtigsten Wirtschaftspartner Marokkos bisher nur auf Platz acht.

    Dabei wäre die WM eine Chance, das zu ändern: “Der Bau von Stadien und Straßen bietet vor allem für die deutsche Bauwirtschaft Potenzial”, sagt Holzhäuser. Es gebe überall Bedarf: Stadien, Flughäfen, Straßen und Hotels, Gesundheitszentren – all das muss auf- oder ausgebaut werden, bestätigt Sandra Boumah gegenüber Table.Briefings. Sie ist vor Ort, leitet derzeit das CB-Büro in Casablanca, das seit 2023 besteht.

    Deutsche Unternehmen investieren nur zögerlich

    Ullrich Umann, Berater der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes GTAI (Germany Trade and Invest) in Casablanca, beklagt “gravierende Defizite” in den deutsch-marokkanischen Wirtschaftsbeziehungen. Dabei verfügten deutsche Hochbau-Unternehmen über Spezialwissen, das unter anderem bei der WM gebraucht werde. Aber: “Über Marokko werden in deutschen Medien meist nur negative Nachrichten verbreitet”, meint Umann im Gespräch mit Table.Briefings.

    Nach Umanns Beobachtung geht es zu wenig um die Erfolge: “Dass das Land jährlich 17 Millionen ausländische Touristen empfängt, als Automobilstandort auf dem Kontinent Südafrika überholt hat, politische Stabilität, gute Logistik und ausgebildete Fachkräfte aufweist, darüber berichtet kaum jemand.” Von den 300 deutschen Niederlassungen in Marokko investierten nur 23 Firmen in die Fertigung vor Ort.

    Deutsche Zulieferindustrie in Marokko

    Dabei handelt es sich vor allem um Zulieferindustrien für den Fahrzeugbau, den Stromsektor und den Gerätebau sowie Logistik und IT-Firmen. So haben laut GTAI in den vergangenen fünf Jahren unter anderem diese deutschen Unternehmen in eigene Montage- und Serviceniederlassungen investiert:

    • BCS Automotive Interface Solutions
    • Bertrandt
    • Leoni
    • Helukabel
    • OQEMA (Overlack)
    • IFCO-Systems
    • Stahlschmidt Cable Systems
    • Tectag
    • Hapag-Lloyd
    • Dachser
    • Robert Bosch
    • Majorel
    • FEV
    • Trox
    • PERI Hochbau AG

    Die deutschen Direktinvestitionen lagen 2023 bei 1,5 Milliarden marokkanische Dirham, umgerechnet 140 Millionen Euro. Zum Vergleich: Frankreich als größter ausländischer Investor kommt auf 6,8 Milliarden Dirham, das sind ungefähr 460 Millionen Euro.  

    Experte: Deutschland wird kaum aufholen können

    Dass die nächsten fünf Jahre bis zur WM daran viel ändern werden, glaubt Umann nicht. Zwar werde das “Zauberwort Fußball” Marokko mehr Aufmerksamkeit bescheren, doch hinkten die Deutschen schon zu lange hinter Investoren aus Frankreich, Spanien, Saudi-Arabien oder der Türkei hinterher, um bis 2030 bei Montage und Fertigung noch ganz vorne mit dabei zu sein.

    Umann sieht daher eher Chancen im Zulieferbereich: Sicherheitstechnik, Kunstrasen, Bestuhlung, Lichtanlagen oder Elektronik für Sportstätten. Dicke Fische, wie die Verdreifachung der bisherigen Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke zwischen Tanger und Casablanca, gingen an Deutschland vorbei. Umann: “Nicht einmal Siemens hat sich an der Ausschreibung beteiligt.” Der Zuschlag für den Schienenbau sei nun nach China gegangen. Umann: “Marokko wird den Chinesen überlassen. Das konterkariert alle Bemühungen der EU, der Initiative ‘Neue Seidenstraße’ etwas entgegenzusetzen.”

    China stärkt seine Position in Marokko

    Ähnlich argumentiert Hicham El Founti, Leiter des ENA International Service Center, das deutschen Unternehmen den Einstieg in Marokko erleichtern will. “Dass sich nur 14 Kilometer von der europäischen Küste entfernt China stark engagiert, sollte Europa zu denken geben.” Tatsächlich bietet Marokko wirtschaftliche Chancen über die WM hinaus.

    Die marokkanische Regierung hat eine “Investitionsstrategie 2030” vorgelegt, die unter anderem den massiven Ausbau Erneuerbarer Energien umfasst. 171 Projekte im Umfang von knapp neun Milliarden Euro wurden von der Nationalen Investitionskommission im Januar im Rahmen dieser Strategie genehmigt. Dabei sieht sich der Staat eher als Wegbereiter. Das Geld soll zu einem großen Teil aus privaten Quellen kommen. Das wäre eine hervorragende Chance für deutsche Unternehmen mit Know-how in den Bereichen Wasserstoffwirtschaft, Solar- und Windenergie, wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer, AHK in Marokko konstatiert. Kürzlich warb der Industrie- und Handelsminister Ryad Mezzour in einem Interview für mehr deutsches Engagement in seinem Land. Jetzt liegt der Ball bei der hiesigen Wirtschaft.

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    News

    Russisches Außenministerium schafft neue Afrika-Abteilung

    Afrika als verlässlicher Partner – und nicht der Westen: So hat der russische Außenminister Sergei Lawrow die Eröffnung einer neuen Afrika-Abteilung im Außenministerium in Moskau kürzlich gerahmt. Auf den Westen zu setzen, sei ein “strategischer Fehler” gewesen, so Lawrow in seiner Rede Mitte der Woche. Die Abteilung soll sich um Partnerschaften mit afrikanischen Ländern kümmern. Das Handelsvolumen mit Afrika habe 2024 bei 25 Milliarden US-Dollar gelegen, berichtete die russische Webseite Sputnik.

    Zudem kündigte Moskau an, weitere Botschaften in Afrika zu eröffnen: in Gambia, Liberia, Togo, sowie auf den Komoren. Zuvor stellte die russische Regierung bereits in Aussicht, Botschaften in Niger, Sierra Leone und Südsudan einrichten zu wollen. Parallel läuft derzeit in Afrika die Umstrukturierung der militärischen Beteiligungen Russlands, weg von der alten Wagner-Gruppe Prigoschins hin zum von Moskau direkt kontrollierten Afrika-Corps, das voraussichtlich weniger in Kampfeinsätze gehen wird. Nach dem Sturz von Präsident Assad in Syrien müssen sich die Russen überdies logistisch neu aufstellen, was ihre Verbindungen zum afrikanischen Kontinent angeht. lcw

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    Bauxitabbau: Whistleblower wirft US-Investmentfonds Vertuschung in Guinea vor

    Ein in der vergangenen Woche auf der Webseite PPLAAF veröffentlichter Whistleblowerbericht wirft dem US-amerikanischen Investmentfonds Orion Resource Partners vor, versucht zu haben, einen Umweltskandal in Guinea zu vertuschen. PPLAAF (Plateforme de Protection des Lanceurs d’Alerte en Afrique) ist eine französische NGO, die afrikanische Whistleblower bei der Bekanntmachung von Missständen unterstützt. Der in der Kritik stehende Fonds ist mehrheitlich an den Unternehmen Bel Air Mining sowie deren Muttergesellschaft Alufer Mining in Guinea beteiligt, die in dem westafrikanischen Land Bauxit fördern.

    Hintergrund der Veröffentlichung ist eine Havarie im Juni 2023. Damals kenterte unweit der Küste von Guinea ein Schiff, das Bauxit aus einer Mine der Bel Air Mining in Richtung China exportieren sollte. Dabei waren Öl sowie mehrere tausend Tonnen Bauxit ins Meer gelangt. Anschließend hatte die Regierung in Conakry ein temporäres Ausfuhrverbot für Bel Air Mining ausgesprochen. Laut dem Bericht des Whistleblowers, über den Le Monde zuerst berichtete, hatte die Belegschaft von Bel Air Mining das Management über den mangelhaften Zustand der Schiffe des Unternehmens informiert.

    Bei dem Wistleblower handelt es sich um einen ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens. Das von Orion entsandte Management habe laut dem Bericht die Warnungen ignoriert. Die Untersuchung der Havarie seitens der Regierung Guineas sollte indes seitens des Unternehmens mittels Bestechung verhindert werden. Dies belegen Whatsapp-Chatverläufe. Im Jahresabschluss des Unternehmens 2021 verzeichnete das Unternehmen zudem unbezahlte Verbindlichkeiten an Lieferanten in Höhe von umgerechnet zwölf Millionen Euro.

    Guinea verfügt über das weltweit größte Bauxitvorkommen. Das Erz kommt unter anderem bei der Herstellung von Aluminium zum Einsatz. Doch durch weitverbreitete Korruption profitiert das westafrikanische Land kaum von seinem Ressourcenreichtum. dre

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    Standpunkt

    Abwärtsspirale oder Neuorientierung? Entwicklungspolitische Debatten in Deutschland im Zeichen US-amerikanischer Destruktion

    Von Stephan Klingebiel
    Stephan Klingebiel forscht am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) mit Sitz in Bonn.

    Eine der ersten Maßnahmen von Donald Trump am Tag seiner Amtseinführung war eine Executive Order, die das US-amerikanische entwicklungspolitische System zunächst einfrieren und grundlegend innerhalb der ersten 90 Tage neu bewerten sollte. Doch was sich seither abzeichnet, läuft auf etwas ganz anderes hinaus: Was Donald Trump, Elon Musk und die gesamte Machtelite inzwischen betreiben, ist nicht einfach Disruption, sondern systemische Destruktion des Staates – wie der Historiker Timothy Snyder am Wochenende in “The Logic of Destruction” beschrieben hat. Synder hat recht: Die USA sind in großen Schritten dabei, ein Land zu sein, das von wenigen Superreichen mit deren kruden Weltsichten bestimmt wird.

    Der weltweit größte Geber zieht sich – mit sehr wenigen Ausnahmen – abrupt zurück und hinterlässt eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Lokale Programme, etwa zur Gesundheitsversorgung von HIV/AIDS-Patienten, kommen zum Erliegen. USAID, die mächtige bilaterale Entwicklungshilfeagentur der USA, wurde innerhalb weniger Tage systematisch ausgehöhlt und hat de facto aufgehört zu existieren. UN-Entwicklungsorganisationen können ihre Arbeit kaum noch fortführen, und politische Abstimmungsprozesse mit den USA zu entwicklungspolitischen Themen, etwa bei der OECD, kommen zum Stillstand. Für China, Russland und andere Akteure eröffnet sich dadurch ein ganz neues Spektrum für Einflussnahme in Ländern des Globalen Südens.

    Drei Optionen in der deutschen Entwicklungspolitik

    Der US-amerikanische Kurs ist für unsere Debatten und deutsches Regierungshandeln von enormer Bedeutung. In Deutschland verlaufen die entwicklungspolitischen Diskurse in den letzten Monaten entlang dreier Optionen:

    1. Die klassische entwicklungspolitische Perspektive: Entwicklungspolitik wird weiterhin als Instrument zur Verringerung globaler Ungleichheiten und einer globalen Nachhaltigkeitsagenda (Stichwort: SDGs) gesehen. Argumente sind dabei unfaire Strukturen (z. B. fehlende Mitwirkungsmöglichkeiten bei internationalen Finanzinstitutionen), Klimaschäden, die vor allem historisch und aktuell durch die USA und Westeuropa verursacht wurden, sowie von einigen als “koloniale Kontinuitäten” bezeichnete Abhängigkeitsverhältnisse. Gelegentlich wird aber auch auf ein christliches Menschenbild Bezug genommen.
    2. Die geopolitische Neuausrichtung: Diese Perspektive fordert eine grundlegende strategische Neuausrichtung der Entwicklungspolitik. Das Politikfeld soll stärker in wirtschaftliche und geopolitische Interessen eingebunden werden – nicht zuletzt, um China und Russland etwas entgegenzusetzen. Gleichzeitig soll die Entwicklungszusammenarbeit deutlich stärker deutschen Unternehmen zugutekommen.
    3. Die skandalisierende Ablehnung: Eine wachsende Strömung, insbesondere vonseiten der AfD auf den Weg gebracht, setzt auf die Skandalisierung einzelner Projekte. Ein Beispiel ist die Kampagne gegen das weithin bekannte “Radwege in Peru”-Projekt, das mit falschen Zahlen erfolgreich aufgebauscht wurde – ein Narrativ, das inzwischen auch von einigen demokratisch ausgerichteten Bundestagsparteien aufgegriffen wurde. Die logische Schlussfolgerung dieser Argumentation: massive Kürzungen in der Entwicklungspolitik.

    EZ ist längst geopolitisches Instrument

    Die meisten demokratischen Parteien im Bundestag kombinieren Elemente aus der ersten und zweiten Option – wobei die Gewichtung zum Teil erheblich auseinandergeht. Insbesondere bei den politischen Größen fast aller Parteien und zunehmend in der breiten gesellschaftlichen Sicht kommt eine Unterstützung für Option 1 kaum noch vor.

    Zunehmend verfangen Argumente der 3. Option, zumal unter den prägenden Vorzeichen der öffentlichen Haushaltsengpässe. In der deutschen Debatte wird häufig übersehen, dass Entwicklungspolitik längst ein geopolitisches und geoökonomisches Instrument ist. Ein Beispiel: 2022 und 2023 flossen jeweils über zwei Milliarden Euro aus entwicklungspolitischen Mitteln in die zivile Unterstützung der Ukraine – und auch 2024 und 2025 dürfte dieser Trend anhalten. Das ist weit mehr als nur ein Detail, denn hier geht es direkt um deutsche und europäische Sicherheitsinteressen. Die Global Gateway-Initiative der EU – das massive Prestigeprojekt, um Chinas Einfluss in Afrika und anderen Regionen zu begrenzen – speist sich in weiten Teilen aus entwicklungspolitischen Mitteln. Ähnliches gilt für die Stabilisierung der Sahel-Region, die für Europas Sicherheit eine Schlüsselrolle spielt. Und auch Programme zur Emissionsreduktion in dynamischen Schwellenländern werden überwiegend aus entwicklungspolitischen Budgets finanziert.

    Die Politik der Trump-Administration könnte populistischen Strömungen in Deutschland zusätzlichen Auftrieb verleihen. Was Donald Trump, Elon Musk und die gesamte Machtelite inzwischen betreiben, ist in Synders Sinne die Zerstörung des legitimen Staates. Dieses Muster zeigt sich in vielen Politikfeldern, auch in der Entwicklungspolitik, und könnte für populistische und rechtsnationalistische Kräfte in Deutschland und Europa als Vorbild dienen.

    Stephan Klingebiel ist Forschungsprogrammleiter am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn. Zugleich ist er Gastprofessor an der Ewha Womans University in Seoul und an der Universität Turin. Von 2007 bis 2011 hat er das Büro der KfW-Entwicklungsbank in Ruanda geleitet.

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    Presseschau

    Süddeutsche: Tunesiens Opposition unter Druck. In Tunesien verschärfen Regierung und Justiz unter Präsident Kais Saied das Vorgehen gegen Oppositionelle. Ein Gericht verurteilte am Mittwoch führende Politiker, Journalisten, ehemalige Regierungsmitarbeiter und andere Kritiker zu langjährigen Haftstrafen. Saied rechtfertigte dies als notwendig, um Tunesien vor Chaos zu bewahren, und bezeichnete seine Kritiker als Kriminelle, Verräter und Terroristen. Er warnte, dass jeder Richter, der sie freilasse, als Unterstützer angesehen werde. (“Schlag gegen die Opposition”)

    SRF: Start-up-Szene in Libyen. Libyen gilt vor allem als gespaltenes Land im Chaos. Aber das Land besitzt auch eine große und innovative Start-up-Szene. Viele der Unternehmer arbeiten auch mit dem Ziel, ihr Land voranzubringen. (“Die andere Seite Libyens: Start-ups und Innovation statt Flucht”)

    Standard: Studie untersucht radioaktive Belastung von Saharastaub. Im vergangenen Jahr wehte Saharastaub mit einer unbedenklichen Radioaktivität von Algerien nach Europa. Der erste Verdacht, die Radioaktivität wäre eine Folge der Atombombentests, die Frankreich Anfang der 60er Jahre in der algerischen Wüste unternahm, erwies sich laut einer aktuellen Studie als falsch. Die nicht gesundheitsschädlichen, radioaktiven Spuren stammen von Atombombentests der USA und der UdSSR aus jener Zeit. (“Radioaktivität des Saharastaubs aus Algerien hat überraschende Quelle”)

    Le Monde: Sambia will Kupferabbau fördern. Bis 2031 will Sambia seine Kupferproduktion auf drei Millionen Tonnen jährlich steigern. Innerhalb der letzten drei Jahren erreichten die ausländischen Investitionszusagen für den Kupferabbau im Land zwölf Milliarden US-Dollar. Mit den steigenden Einnahmen will das Land seine Schulden abtragen. (“La Zambie table sur son cuivre pour sortir de la crise de la dette”)

    Jeune Afrique: Malis Militärjunta geht gegen Gewerkschaften vor. Seit dem Sturz des ehemaligen malischen Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta geraten die malischen Gewerkschaftsorganisationen zunehmend unter Druck. Malis Staatspräsident Assimi Goïta versucht, die Gewerkschaften, die einst die Speerspitze des Protests gegen Keïta bildeten, mundtot zu machen. (“Au Mali, Assimi Goïta fait-il la guerre aux syndicats?”)

    Africa News: Ramaphosa telefoniert mit Musk. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sprach am Montag mit Elon Musk über die Verbreitung von Fehlinformationen über das Land. Am Montag warf der in Südafrika geborene und aufgewachsene Milliardär Südafrika vor, es gebe “offen rassistische Eigentumsgesetze”, die die Weißen benachteiligten. Ramaphosa erinnerte Musk an den Respekt des Landes für Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness und Gleichheit, die in der Verfassung des Landes verankert sind. (“Ramaphosa speaks with Musk after Trump criticizes land reform”)

    Semafor: Guinea baut Eisenförderung aus. Nach jahrzehntelangen Verzögerungen soll in Guinea das größte Bergbauprojekt der Welt Ende des Jahres mit der Produktion beginnen. Fünf Prozent der Einnahmen sind für den Ausbau des Bildungssystems des Landes vorgesehen. Die ersten Lieferungen aus der Simandou-Bergkette im Südosten Guineas, wo sich die größten Vorkommen an hochwertigem Eisenerz der Welt befinden, sollen im ersten Quartal 2026 beginnen. (“Why the world’s biggest mining project is looking to invest in education”)

    The Telegraph: Uganda mit Impferfolgen gegen Ebola. Mit einer Notfallimpfstoffstudie hat Uganda begonnen, den Ausbruch eines tödlichen Ebola-Virusstamms einzudämmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lobte die schnelle Umsetzung und bezeichnete die Studie als möglichen Testlauf für die Bewältigung zukünftiger Krankheitsausbrüche. Rund 40 Personen aus dem Umfeld einer Krankenschwester, die letzte Woche starb, sollen als erste den neuen Impfstoff erhalten. (“Uganda launches groundbreaking vaccine trial to halt Ebola outbreak”)

    Guardian: Serge Alain Nitegeka mit Ausstellung in New York. Der Künstler Serge Alain Nitegeka flüchtete 1994 im Alter von elf Jahren vor dem Völkermord in Ruanda und begann eine jahrelange Odyssee durch zahlreiche afrikanische Länder, bis er schließlich in Südafrika ankam, wo er bis heute lebt. Seine Fluchterfahrung und der Völkermord prägen seine Kunst. Zurzeit stellt er seine Werke in einer Galerie in New York aus. (“Configurations in Black: a stateless Rwandan refugee makes art out of his experience”)

    Heads

    Tom Seidensticker – Ski made out of Africa

    Der deutsche Skiunternehmer Tom Seidensticker.
    Der deutsche Skiunternehmer Tom Seidensticker.

    Im Ursprungsland des arabischen Frühlings sind 265 deutsche Firmen aktiv, die 100.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. Für die meisten gilt Tunesien als Billiglohnland. Die Mehrzahl der deutschen Investition werden in der Industrie getätigt – insbesondere in der Automobilbranche. Doch der Unternehmer Tom Seidensticker nutzt ein bisher weitgehend ungenutztes Potenzial. Mit seiner Firma Ogso macht er das komplette Branding, Marketing und die Produktentwicklung in Tunis, hergestellt wird sein ungewöhnliches Produkt in Europa: Ski made out of Africa.

    Dass sich die Tourenskimarke Ogso von der Konkurrenz unterscheidet, zeigt sich schon an dem Ort, an dem die Produkte entworfen werden. Berge sind in dem modernen Büroviertel Jardin du Carthage nur in der Ferne auf der malerischen Halbinsel Cap Bon zu sehen. Im Grenzgebiet zu Algerien fällt zwar im Winter regelmäßig Schnee, doch ansonsten erinnert herzlich wenig daran, dass hier eine Skimarke expandiert. Ogso-Ski werden zwischen der Lagune von Tunis und dem Mittelmeer entworfen.

    Ski für den Einsatz abseits präparierter Pisten

    Zusammengebaut werden die für den Einsatz abseits der planierten Pisten gedachten Ski in Tschechien. So ungewöhnlich wie ihr Standort ist auch die Entstehungsgeschichte der Marke. Alles begann im Himalaya. Dorthin hatte es Seidensticker neben seiner Arbeit als Unternehmer in der Textilbranche immer wieder verschlagen. Etliche Gipfel, von Viertausendern bis Achttausender hat er bestiegen, einige davon auch auf Skiern abgefahren. Dabei entdeckte er eine Marktlücke, die er nun mit Ogso füllen will.

    Den Unternehmergeist hatte Seidensticker schon in jungen Jahren, während des VWL-Studiums gründete er seine erste Firma. Das Geld dafür hatte er sich unter anderem mit dem Verkauf von italienischen Markenjeans erarbeitet. Der Besitzer der italienischen Marke bot ihm schließlich einen Geschäftsführerposten an. 4.000 Angestellte nähten später unter seiner Führung für H&M und seine eigene Marke “Freesoul” in Tunis. Mit 39 Jahren verkaufte er seine Firma.

    Entwicklung nördlich von Tunis

    Es folgten Jahre, in denen er mehr in den Bergen und auf Expeditionen als zu Hause war. 2014 stand er auf dem Manaslu in Nepal – seinem ersten Achttausender. Im Jahr darauf auf dem Gasherbrum 1. Bei den Abfahrten vom Gipfel stellte er fest, dass es keine Ski gab, die Expeditionsansprüchen genügen. Im Basislager am Manaslu hatte er Michael Gabriz kennengelernt, beide teilten dieselbe Vorstellung von einem guten Tourenski und freundeten sich an. Als Seidensticker in wochenlangen Gesprächen von seinem Traum berichtete, eine Skimarke herauszubringen, entwarf Gabriz ein Logo, das den Steigungswinkel am Berg darstellt. Gegründet wurde Ogso 2015, erste Prototypen der Ski entstanden in zweijähriger Entwicklungszeit in einer kleinen Snowbordfabrik nördlich von Tunis.

    Die Entwürfe waren so erfolgreich, dass Seidensticker das Risiko einging, in einer ihm gänzlich unbekannten Branche wieder neu zu beginnen. Ein Abenteuer, dessen Herausforderungen der Besteigung eines Achttausenders in nichts nachstehe, sagt der gebürtige Kölner. “Unternehmertum und Bergsteigen ähneln sich in vielem. Man benötigt einen langen Atem und muss Rückschläge als Herausforderungen annehmen können.”

    Nicht nur Potenzial für Industrieprodukte

    Die günstigen Löhne waren für Seidensticker allerdings nicht das ausschlaggebende Argument, die Marketing- und Produktionsabteilung in Tunesien anzusiedeln. “Das hohe Bildungsniveau in Tunesien, die gute Infrastruktur und die Nähe zu Europa ermöglichen nicht nur günstige Industrieprodukte. Mein tunesisches Team macht hochprofessionelles Marketing und Design“, sagt Seidensticker. Mittlerweile besteht das Team in Tunis aus 14 Mitarbeitern.

    Ogso sieht Seidensticker als gelungene Symbiose europäischer und afrikanischer digitaler Entwicklung. Erfahrungen bei den Produkttests im französischen Chamonix und seine Ideen könne er mit der in Tunis möglichen Flexibilität kompromisslos umsetzen, sagt er. In den nächsten Jahren sollen neben den Ski noch Schaufeln, Helme, Textilien und Snowboards und Gravelbikes ins Programm aufgenommen werden.

    Neue verknüpfte Welt

    Dass ihre Ski das Ergebnis einer ungewöhnlichen afrikanisch-europäischen Kooperation sind, wissen nur wenige Käufer. Neben Produkttests und PR-Terminen wird in Frankreich auch ausgeliefert, verwaltet wird die Firma auf Malta. “Wir sind das Kind einer neuen verknüpften Welt, in der man an jedem Ort mit guter Infrastruktur und mit einem gut ausgebildeten Team, so wie hier in Tunis, ein Markenprodukt starten und vermarkten kann”, sagt Seidensticker.

    Ihn und andere deutsche Unternehmer in Tunesien wundert, dass Nordafrika von europäischen Firmen immer noch gemieden wird. Bereits ansässige Zulieferer der Automobilbranche wie Marquardt, Valeo oder der Textilhersteller Calzedonia bauen ihre Produktionsstätten in Tunesien gerade massiv aus. Auch Seidensticker vergrößert sein Team, denn Ogso soll nun eine Ganzjahresmarke werden. Mirco Keilberth

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    Musik-Steamingdienst Spotify.
    Musik-Streamingdienst Spotify.

    Im Januar dominierte Gospelsänger Lawrence Oyor mit seinem Song Favour die Spotify-Hitlisten in seiner Heimat Nigeria. Im ersten Monat dieses Jahres wurde der Song Medienberichten zufolge unter Berufung auf offizielle Spotify-Daten rund 2,9 Millionen Mal gestreamt. Damit ließ Oyor sogar beliebte Afrobeat-Stars wie Wizkid oder Davido hinter sich. Veröffentlicht wurde der Song am 9. Januar. Die Message des Songs: Gott beschützt dich, wenn auch das Leben noch so schwierig scheint.

    Knapp einen Monat zuvor hatte Songwriter Fido mit “Joy is Coming” bereits einen äußerst erfolgreichen Song mit einer ganz ähnlichen Botschaft veröffentlicht. In den vergangenen zwei Monaten wurde der Song sogar bereits gut 21 Millionen Mal gestreamt. Das verleitete das Onlinemedium Pulse zu der Frage, ob das nigerianische Musikjahr 2025 nicht von eben jenen Songs mit inspirativer Message geprägt werden könnte. Den Bedarf der Nigerianer an der Mutmacher-Musik erklärt Pulse übrigens über die wirtschaftliche Unsicherheit infolge der anhaltenden Reformen unter Präsident Bola Tinubu. Die nigerianische Musikbranche boomt trotzdem. 2024 verzeichnete Spotify in Nigeria mit über 96 Prozent den größten Zuwachs an Streams weltweit. dre

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