Table.Briefing: Africa

FDP hält an Ruanda-Modell fest + Drägers überraschender Afrika-Erfolg + Die Fakten hinter den Protesten in Kenia

Liebe Leserin, lieber Leser,

Anfang der Woche wurde bekannt, dass ein vom BMI beauftragtes Expertengremium das sogenannte Ruanda-Modell rechtlich für möglich hält. Tatsächlich scheitere eine Umsetzung allerdings an der Kosten-Nutzen-Rechnung. Das hat die Debatte um das Drittstaaten-Modell erneut angefacht. FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr will an dem Modell festhalten und fordert vom BMI, das Thema endlich anzugehen. Weitere Details lesen Sie in unserer News.

Auch setzen wir unsere Serie der 100 wichtigsten Akteure der deutschsprachigen Afrika-Szene vor. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die entscheidenden Köpfe in den Think-Tanks vor.

Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Viel Spaß bei der Lektüre!

Ihr
David Renke
Bild von David  Renke

Analyse

Wie ein Lübecker Familienunternehmen in Afrika erfolgreich in einem Nischenmarkt operiert

Minen und Krankenhäuser: An so unterschiedlichen Orten sind Geräte von Dräger gefragt. Dem Lübecker Familienunternehmen ist ein ganz besonderer Erfolg in Afrika gelungen. Selbst mit komplexen Geräten für Beatmung und Atemsicherheit erzielt das Unternehmen auf dem Kontinent wachsende Umsätze. Seit den 1980er-Jahren bearbeitet Dräger mit eigenen Tochtergesellschaften die afrikanischen Märkte.

Wichtigste Region auf dem Kontinent ist für das deutsche Unternehmen Südafrika, wie für so viele Unternehmen aus Deutschland. Allerdings hat Dräger vor einigen Jahren einen eigenen Standort in Westafrika aufgebaut. Denn dort gebe es viel Potenzial, sagt Hans Simon Cray, der die Niederlassung in Accra leitet, im Gespräch mit Table.Briefings.

“Seit Mitte 2022 haben wir in Ghana eine Tochtergesellschaft als Regional Support Office. Von dort steuern wir unsere Marktaktivitäten für die Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Gabun, Kamerun und Kongo-Brazzaville. Das sind die Hauptmärkte in Westafrika. Überall dort haben wir Vertriebspartner. Das sind geschulte und zertifizierte Händler, die auch den Service nach dem Verkauf anbieten können”, so Cray.

Westafrika ist ein Markt mit Potenzial

Nigeria ist für ausländische Unternehmer vor allem wegen der Größe des Marktes für den Verkauf interessant. Als Unternehmensstandort bietet aber Ghana, in dem ebenfalls Englisch gesprochen wird, bessere Bedingungen. “Wir haben uns für eine Niederlassung in Ghana entschieden, weil im Vergleich zu Nigeria einiges dafür spricht: die bessere Sicherheitslage, bezahlbare Personalkosten, eine hohe Rechtsstaatlichkeit sowie ein hohes Maß an Integrität und Transparenz”, sagt Cray. Der Wirtschaftsingenieur hat den Standort in Ghana aufgebaut.

Mit den hoch spezialisierten und teuren Geräten hat sich Dräger in einem Nischenmarkt in Westafrika niedergelassen. Obwohl es Konkurrenz aus Asien gibt, ist Accra-Niederlassungsleiter Cray nicht beunruhigt. “Grundsätzlich spüren wir den Wettbewerbsdruck aus asiatischen Ländern in Westafrika. Aber wir haben zum Teil ein anderes Kundensegment. Asiatische Unternehmen sind eher für Kunden interessant, die sich die Qualität nicht leisten können oder wollen.”

Stärke bei langfristiger Kundenbindung

Die Stärke von Dräger sieht Cray in der langfristigen Kundenbindung, weit über den Verkaufszeitpunkt hinaus. Diese entsteht über einen umfassenden Service bei Wartung und Reparatur. “Wir machen sehr gute Geräte für einen sensiblen Bereich, Menschen vertrauen unseren Produkten in schwierigsten Situationen. Ich glaube, mit unserem Angebot an After Sales und Service, also alles, was nach dem eigentlichen Kauf anfällt, sind wir alleinstehend. Wir bieten zum Beispiel Schulungen für Mitarbeiter unserer Kunden an, wie sie die Geräte selbst bedienen und warten können.”

Das Afrika-Geschäft ist nach Auskunft von Dräger in den vergangenen Jahren gewachsen. Noch aber ist der Beitrag zum Konzernumsatz gering. Bis zum Geschäftsjahr 2023 gehörte Afrika im Unternehmen noch zur Region Afrika, Asien und Australien (AAA). Der Umsatz in dieser Region ist laut des Unternehmens im Geschäftsjahr 2023 währungsbereinigt um 12,4 Prozent gestiegen, auf. Afrika habe zur positiven Entwicklung beigetragen. Details über den genauen Anteil gibt der Konzern aus Wettbewerbsgründen nicht preis. Der Gesamtumsatz lag 2023 bei 3,4 Milliarden Euro (plus 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Auch im Geschäftsjahr 2024 habe sich das Afrika-Geschäft bisher positiv entwickelt.

Höheres Wachstum als auf deutschem Markt

Neuerdings wird der Kontinent in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) eingruppiert. Der Umsatz dort sei im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal währungsbereinigt um 7,2 Prozent auf rund 302 Millionen Euro gestiegen, so Dräger auf Anfrage von Table.Briefings. Die Region EMEA verzeichnete das stärkste Wachstum, vor Deutschland (4,7 Prozent Plus) – und das in einem Quartal, in dem der Gesamtumsatz um 2,6 Prozent sank, auf 736 Milliarden Euro. Grund dafür war ein starker Rückgang in der Nachfrage von Medizintechnik.

Die Erfahrung in Westafrika sei positiv. Allerdings gebe es kulturelle Besonderheiten für das Geschäftsleben zu beachten: “In Westafrika ist Vertrauen sehr wichtig im Geschäft. Der persönliche Kontakt zeigt die Wertschätzung. Ich gehe oft auch einfach mit zu Terminen, um Hallo zu sagen und unseren lokalen Händler zu unterstützten”, berichtet Cray aus seinem Alltag.

Mangel an Gesetzen

Da die Märkte in Westafrika sich noch entwickeln, gibt es prinzipiell Potenzial für den Verkauf. Für den hochtechnischen Bereich, in dem Dräger arbeitet, stellt das mangelnde gesetzliche Rahmenwerk allerdings eine Hürde dar. “Eine Herausforderung in Ghana ist, dass es für technische Geräte und Anlagen so gut wie keine staatlichen Überwachungsorganisationen gibt. Außerdem ist das Konzept von preventive maintenance oft überhaupt nicht bekannt”, so Cray.

Deutsche Unternehmen möchte Cray aber zum Sprung nach Afrika ermuntern. “Asiatische Unternehmen sind schon sehr aktiv, und die laufen Europa insgesamt den Rang ab, wenn wir keine strategischen Partnerschaften mit Afrika angehen. Deutsche Unternehmen genießen einen guten Ruf, und ich habe gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht.”

Familienunternehmen in der fünften Generation

1889 wurde Dräger in Lübeck gegründet. Das Familienunternehmen gibt es seit nunmehr fünf Generationen. Inzwischen ist Dräger international breit aufgestellt: Weltweit arbeiten nach Unternehmensangaben mehr als 16.000 Beschäftigte in 190 Ländern. In rund 50 Ländern unterhält Dräger eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften.

Die Aktien von Dräger sind an den deutschen Börsen notiert. Allerdings hat das Unternehmen im Jahr 2007 von einer AG in eine AG & Co. KGaA umfirmiert. Heute sind die Vorzugsaktien vollständig im Streubesitz und zum Börsenhandel zugelassen. Die Stammaktien liegen zu mehr als 70 Prozent in den Händen der Familie Dräger.

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Kenia: Das sind die Fakten, die zur Protestwelle geführt haben

Wäre Präsident William Ruto in Kenia so beliebt wie im Westen, müsste er sich keine Sorgen machen. Doch sein neuer Staatshaushalt hat angesichts harter Steuererhöhungen eine heftige Protestwelle ausgelöst. Die Demonstranten werfen ihm vor, dass er zwar eine tiefgreifende Umgestaltung der Wirtschaft angekündigt hatte, die Bevölkerung davon aber nicht profitiert.

Hinzu kommen die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Im Mai dieses Jahres sind die Verbraucherpreise laut der Zentralbank um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Immerhin hat die Notenbank die Teuerung damit deutlich reduziert. Vor einem Jahr lag sie bei 8,8 Prozent. Auch wenn die Inflationsrate gesunken ist, so bedeutet das nur, dass die Preise langsamer steigen. Doch sie gehen immer noch in die Höhe.

Vor wenigen Tagen hat der Kabinettssekretär im Finanzministerium Njuguna Ndung’u den Haushaltsentwurf 2024/2025 im Parlament vorgestellt, und der enthält harte Entscheidungen, die die Bürger weiter belasten. Die vorgesehenen höheren Steuereinnahmen haben über viele Bevölkerungsgruppen hinweg Proteste ausgelöst, denn höhere Sätze auf Verbrauchsteuern werden viele Waren und Dienstleistungen verteuern und sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen hart treffen.

Eckpunkte des neuen Staatshaushalts

Hier die Eckpunkte im Einzelnen (1000 Schilling entsprechen 7,27 Euro):

  • Das Gesamtbudget für das Haushaltsjahr 2024/2025 beträgt 4,767 Billionen Schilling (34,7 Milliarden Euro).
  • Das Budget liegt bei 3,992 Billionen Schilling nach Berücksichtigung der Schuldentilgungen von 843,28 Milliarden Schilling.
  • Das Budget 2024/20525 übersteigt das Budget für das Vorjahr um 92 Milliarden Schilling.
  • Das Budget 2024/2025 macht 22,1 Prozent des kenianischen BIP von 15,1 Billionen Schilling aus.
  • Die Gesamtausgaben 2024/2025 werden auf 3,992 Billionen Schilling veranschlagt.
  • Die laufenden Ausgaben machen 71 Prozent der Ausgaben aus, Entwicklungsausgaben 19 Prozent und die Umverteilung zugunsten der Regionen zehn Prozent.
  • Die Gesamteinnahmen für 2024/2025 werden auf 3,343 Billionen Schilling geschätzt. Das sind 18,5 Prozent des BIP.
  • Das Haushaltsdefizit 2024/2025 wird somit auf 597 Milliarden Schilling geschätzt.
  • Diese Minderdeckung soll durch Inlandskredite von 263,2 Milliarden Schilling und Auslandskredite von 333,8 Milliarden Schilling finanziert werden.
  • Das Defizit dürfte somit 2024/2025 bei 3,3 Prozent des BIP liegen. Im Fiskaljahr 2023/2024 lag es bei geschätzt 5,7 Prozent.

Steuereinnahmen kräftig gestiegen

Das Problem ist: Ruto schafft es nur, das Budgetdefizit zu senken, wenn er seine Ankündigung wahrmacht und Steuern konsequenter eintreibt. Die Steuereinnahmen im Mai 2024 stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent auf 183,1 Milliarden Schilling. Für den Zeitraum von Juli 2023 bis Mai 2024 stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent auf 1,93 Billionen Schilling.

Weitere Einnahmen erzielt Ruto durch die angekündigten Verkäufe staatlicher Beteiligungen an Unternehmen. Diese bringen dem Haushalt knapp eine Milliarde Schilling und sind ein Signal in Richtung einer weiteren Liberalisierung der Wirtschaft. Aus haushaltspolitischer Sicht fallen die Erlöse nicht ins Gewicht:

  • Stanbic: 509,9 Millionen Schilling
  • East African Portland Cement: 303 Millionen Schilling
  • Nairobi Securities Exchange: 53,8 Millionen Schilling
  • Eveready East Africa: 51,7 Millionen Schilling.
  • Housing Finance Company of Kenya: 39,3 Millionen Schilling
  • Liberty Kenya Holdings: 28,4 Millionen Schilling
  • Summe: 986 Millionen Schilling oder 7,2 Millionen Euro.

Rutos Handlungsspielraum ist gering. Denn Kenia befindet sich mitten in den Strukturanpassungen, die der IWF angeordnet hat. Sie umfassen unter anderem Sparmaßnahmen und eine Ausweitung der Steuerbasis.

Was der IWF fordert

In der vergangenen Woche hat der IWF eine Vereinbarung mit der kenianischen Regierung getroffen. Es ist die siebte Überprüfung der Vereinbarungen zur Erweiterten Fondsfazilität (EFF) und Erweiterten Kreditfazilität (ECF) sowie die zweite Überprüfung im Rahmen der Fazilität für Resilienz und Nachhaltigkeit (RSF).

Dies sind die Eckpunkte der Vereinbarung mit dem IWF:

  • Die erwartete Gesamtfinanzierung im Rahmen der ECF und der EFF wird von 1,3 Milliarden Dollar auf 971 Millionen Dollar reduziert.
  • Im Rahmen der ECF erhöht der IWF die erwartete Finanzierung um 155 Millionen Dollar, sodass die Gesamtsumme nun 353 Millionen Dollar beträgt.
  • Im Gegenzug senkt der IWF die erwartete Finanzierung im Rahmen der EFF, der Kredite zu Vorzugsbedingungen (mit Zinsen) gewährt, um 444 Millionen Dollar.
  • Im Rahmen der aktuellen Überprüfung senkt der IWF die erwartete Finanzierung im Rahmen der RSF, die auf Klimavereinbarungen abzielt, von erwarteten 179 Millionen Dollar auf 120 Millionen Dollar. Das entspricht einer Senkung um knapp 60 Millionen Dollar.

Große Anleihe-Emissionen

Der IWF hat Kenia zudem aus seinem Sonderzugangsfenster entfernt, nachdem die Regierung erfolgreich einen KENINT 2031 Eurobond im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar begeben und gleichzeitig im Februar 2024 seinen KENINT 2024 Eurobond von zwei Milliarden Dollar teilweise refinanziert hatte. Der KENINT 2024 Eurobond wird am 24. Juni fällig, wobei noch 557 Millionen Dollar ausstehen. Diese Verschiebung markiert eine bedeutende Veränderung in Kenias finanzieller Lage und seiner Fähigkeit, Auslandsschulden zu bewältigen.

Allerdings kämpft Kenia damit, dass die Zinssätze in den vergangenen Monaten gestiegen sind, vor allem im fünfjährigen Bereich. Aktuell liegt hier das Zinsniveau für Anleihen mit fünfjähriger Restlaufzeit bei 18,7 Prozent. Vor einem Jahr betrug es nur 14,3 Prozent und vor einem Jahr 17,4 Prozent. Zehnjährige Anleihen rentieren mit 17,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die zehnjährige Rendite bei 14,6 Prozent.

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Warum die unterschiedlichen Positionen zwischen dem Westen und dem globalen Süden größer denn je sind

Zu Beginn der “hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine” am vergangenen Wochenende war der Optimismus bereits begrenzt. Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd wollte in ihrer Eröffnungsrede immerhin “einer Verständigung näherkommen.” Doch tatsächlich hat die Konferenz vor allem eines sichtbar gemacht: Die unterschiedlichen Positionen zwischen dem Westen und dem globalen Süden sind größer denn je.

Mit Mexiko, Brasilien, Südafrika, Indien, Saudi-Arabien und Indonesien waren alleine sechs Staaten aus der G20-Gruppe der wichtigsten Wirtschaftsmächte nicht bereit, auch nur einen Minimalkonsens der Schweizer Konferenz mit zutragen. Mit China und Russland, die der Einladung nicht nachgekommen sind, sind es sogar acht Länder. Zusammen bilden sie, an Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl gemessen, die Mehrheit in der G20. Brasilien wird zudem der Gastgeber des nächsten G20-Gipfels im November sein. Für Afrika ist Südafrika in dieser Gruppe.

G20 werden für Globalen Süden wichtiger

Auch hinsichtlich des G7-Gipfels in Italien regt sich auf dem Kontinent das Gefühl, dass G20 in Zukunft das wichtigere Forum für den Globalen Süden ist und sich die G7-Staaten derzeit eher von ihren nationalen Herausforderungen ausgebremst werden. Dabei hatte sich der Gipfel unter Federführung von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni um eine für engere Zusammenarbeit bei Infrastrukturentwicklung, Klimafragen und Migrationsthemen mit Afrika eingesetzt.

Der alte und neue Präsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa, der ansonsten immer als Gast am G7-Gipfel teilnimmt, war mit der Bildung seiner neuen Regierung beschäftigt und konnte weder nach Italien noch in die Schweiz reisen. Verpasst hat er nichts. Mitte dieser Woche wurde er als Präsident für eine zweite Legislaturperiode eingeschworen. Auch der russische Präsident Wladimir Putin, mit dem Ramaphosa enge Beziehungen pflegt, gratulierte ihm zu seiner Wiederwahl, und sprach sich für “eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit zur weiteren Stärkung der Partnerschaft zwischen Russland und Südafrika in all ihren Aspekten” aus, so eine Erklärung des Kremls.

Südafrika mit nationalem Sicherheitsberater vertreten

Südafrika, das international politisch wichtigste Land des Kontinents, war in der Schweiz immerhin durch den nationalen Sicherheitsberater Sydney Mufamadi vertreten. Dieser störte sich wiederum an der Teilnahme Israels an dem Gipfel, das Südafrika wegen Völkermord in Gaza beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag angezeigt hat und sieht das als “Versäumnis, das Völkerrecht in allen Konfliktsituationen weltweit einheitlich und fair umzusetzen, den normativen Rahmen der internationalen Verantwortung schwächt und die Welt für alle weniger sicher macht”.

Die Konferenz erschien den Ländern des globalen Südens als eine Unterstützungskonferenz des Westens für die Ukraine. Das stört auch Südafrika, das im vergangenen Jahr mit einer eigenen Friedensmission Aufsehen erregt hat. Zum ersten Mal hat eine afrikanische Initiative versucht, in einem europäischen Krieg zu vermitteln. Auch wenn sie nichts gebracht hat, zeigt sie doch das neue Selbstbewusstsein dieses Kontinents.

USA ohne Biden

Aus der Sicht des Globalen Südens war es eine Konferenz der Europäer mit gebremster Unterstützung der Amerikaner. Denn US-Präsident Joe Biden kam erst gar nicht selbst und schickte stattdessen seine Stellvertreterin Kamala Harris. Eine Woche zuvor war Biden noch bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des D-Day, zu denen Präsident Emmanuel Macron in die Normandie eingeladen hatte. Diese Veranstaltung hatte CNN als das “Ende einer amerikanischen Ära” bezeichnet.

Auch war er einige Tage später beim G7-Gipfel in Italien. Dort war die Idee, erst zum G7-Gipfel, dann zum Friedensgipfel in die Schweiz. Biden zog es allerdings vor, stattdessen bei einer Spendengala in Kalifornien Geld für den Wahlkampf sammeln. Die Abwesenheit bezeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als “Geschenk für Russland”. Diese Form des plumpen politischen Drucks kommt nicht gut an bei den Aufsteigerländern. Aus der Sicht des Globalen Südens hat sich die Schweiz auf eine Seite geschlagen und damit seine Neutralität aufgegeben. Hinzukommt: Die Schweiz trägt die EU-Sanktionen gegen Russland mit, die von der Mehrheit der Welt nicht unterstützt werden.

Brasilien und China legen Alternativpapier vor

Besonders ernüchternd war, dass Peking niemanden geschickt hat. China, das enge Beziehungen zu Afrika unterhält, ist immerhin die einzige Großmacht, die sowohl von Kiew als auch von Moskau als Vermittler anerkannt wird. Peking war der Meinung, eine Friedenskonferenz, bei der nur eine Seite anwesend ist, bringe nichts. Brasilien war zwar auf der Ukraine-Konferenz vertreten, schickte allerdings nur einen Vertreter mit Beobachterstatus. Und das, obwohl Präsident Lula da Silva Gast beim G7-Gipfel war und noch kurz vor dem Friedensgipfel einem Treffen der International Labour Organisation (ILO) in Genf beiwohnte.

Lula und der chinesische Präsident Xi Jinping haben schon vor der Konferenz ein 6-Punkte-Papier vorgestellt, das durchaus als eine Alternative zu dem gesehen werden kann, was die Schweizer Friedenskonferenz beschlossen hat. In jedem Fall ist das Papier griffiger als die gemeinsame Erklärung der Schweizer Konferenz: keine geografische “Ausweitung der Schlachtfelder”, militärische “Ausweitung der Kämpfe” und “Provokationen einer der Parteien”. Es folgen Dialog und Verhandlungen als “einzige Lösung der Ukraine-Krise”. Und dann wichtig: “China und Brasilien unterstützten eine internationale Friedenskonferenz zu einem gegebenen Zeitpunkt, die sowohl von Russland als auch der Ukraine anerkannt wird, mit gleichberechtigter Teilnahme aller Parteien und fairen Diskussionen aller Friedenspläne”.

Neue Machtpositionen abbilden

China und Brasilien stellen sich zudem gegen den Trend, die “Welt in isolierte politische oder ökonomische Gruppen aufzuteilen”. Im besten Falle diene die Friedenskonferenz dazu, dass die Länder des globalen Südens dem Westen und vor allem Europa ein realistischeres Bild seiner Machtposition in der Welt aufzeigen. Eine Welt, in der auch Afrika mehr Mitsprachrecht einfordert.

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FDP-Fraktionsvorsitzender Dürr: Rechtssichere Lösungen für Asylverfahren in Drittstaaten finden

Die FDP will Asylverfahren nach dem sogenannten Ruanda-Modell nicht aufgeben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr widerspricht damit den Zweifeln einer Sachverständigenkommission des Innenministeriums. “Rechtlich ist es ganz offensichtlich möglich, Asylverfahren in Drittstaaten durchzuführen“, sagte Dürr Table.Briefings. Daraus folge jedoch nicht, dass das britische Modell im Detail kopiert werden müsse: “Der britische Weg über Ruanda birgt große rechtliche Risiken, das haben Gerichte bereits festgestellt. Wichtig ist der FDP, dass wir eine rechtssichere und praktikable Lösung finden.” Das Innenministerium und die Europäische Kommission seien nun aufgerufen, Lösungen in der Migrationsdebatte vorzulegen. “Ich erwarte, dass in dieser Frage endlich gehandelt wird”, sagte Dürr.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass das Innenministerium 28 Sachverständige zum Drittstaaten-Modell angehört hatte. Die Experten hatten eine Auslagerung von Asylverfahren an einen Drittstaat rechtlich nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Tatsächlich seien Asylzentren in Drittländern jedoch teuer und ineffizient. Deshalb bewerteten die Experten das britische Ruanda-Modell für nahezu unmöglich.

Der Expertenmeinung zum Trotz sieht auch CDU-Politiker Jens Spahn ein Drittstaaten-Modell unumgänglich. “Um irreguläre Migration zu unterbinden, ist das Drittstaaten-Modell ein wichtiger Baustein. Auch gegenüber dem EU-Türkei-Abkommen wurden viele Bedenken geäußert. Doch es hat funktioniert und die Zahlen enorm gesenkt”, sagte Spahn Table.Briefings. Europa habe die Pflicht, Schutz zu gewährleisten, es gebe aber kein Recht, sich das Zielland auszusuchen, sagte der CDU-Politiker. Auf dem Bund-Länder-Gipfel drängten die Ministerpräsidenten ebenfalls darauf, von der Bundesregierung konkrete Modelle für Asylverfahren in Drittstaaten zu fordern. Dabei soll es jedoch vor allem um europäische Länder gehen. dre

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Marokko: Der König investiert in die Förderung von Erdgas

Managem, das Bergbauunternehmen von König Mohamed VI., übernimmt die marokkanischen Gasfelder des britischen Gasunternehmens Sound Energy. Zum Preis von 45,2 Millionen Dollar verkauft Sound Energy die Tochtergesellschaft Sound Energy Morocco East Limited an Managem.

Damit übernimmt Managem das Gasfeld Tendrara im Osten des Landes, das vom kommenden Jahr an mit einer Produktion von 100 Millionen Kubikmetern starten soll. Managem will die Produktion auf 280 Millionen Kubikmeter steigern, wenn das Feld an die Gaspipeline angeschlossen wird, die Marokko mit Spanien verbindet.

Sound Energy wird einen Anteil von 20 Prozent an der Tendrara-Produktionskonzession und einen Arbeitsanteil von 27,5 Prozent an der Grand-Tendrara-Explorationskonzession sowie an der Anoual-Explorationsgenehmigung behalten.

Politik hin zu Erneuerbarer Energie

Das Königreich verfolgt eine konsequente Politik, um seinen CO2-Fußabdruck zu verringern, Erneuerbare Energie auszubauen und die Abhängigkeit vom Import fossiler Energie zu senken. So ist König Mohamed VI. auch an Nareva beteiligt. Das Unternehmen betreibt Investitionen in Erneuerbare Energie. Marokko importiert den größten Teil seines Gasbedarfs von aktuell rund einer Milliarde Kubikmeter. Trotz des Ausbaus von Erneuerbarer Energie schätzt das Energieministerium, dass der Gasbedarf des Landes in den kommenden Jahren auf acht Milliarden Kubikmeter steigen wird.

Die Londoner Börse hat positiv auf den Verkauf reagiert: Der Aktienkurs von Sound Energy stieg in der vergangenen Woche um gut 15 Prozent. Das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 13 Millionen Euro ist überwiegend in der Gasexploration in Marokko tätig mit den Konzessionen Tendrara, Greater Tendrara und Anoual. Die Region im Osten Marokkos enthält eine potenzielle Erweiterung der etablierten Erdölvorkommen der algerischen Trias-Provinz und der saharisch-hercynischen Plattform.

Verflechtung zwischen Sound Energy und Marokko

Der marokkanische Oil & Gas Investment Fund hält 13,3 Prozent der Sound-Energy-Aktien und die marokkanische Energiegesellschaft Afriquia Gaz 8,9 Prozent. Der COO von Sound Energy, Mohammed Seghiri absolvierte die Ecole des Mines in Nancy (Frankreich) und arbeitete später im Management des Oil & Gas Investment Fund. Er hält 0,56 Prozent der Aktien von Sound Energy.

Managem wiederum ist auf Bergbau spezialisiert, vor allem auf die Förderung von Grundmetallen wie Kupfer, Zink und Blei, von Gold und Silber wie auch von Kobalt. Damit hat das Unternehmen große Expertise in der Einrichtung und dem Management von Förderstätten entwickelt. An Managem ist König Mohamed VI. über die Investmentholding der königlichen Familie, Al Mada, beteiligt. In den vergangenen Jahren hat sich die unternehmerische Ausrichtung von Al Mada in Richtung einer Finanzholding, die positiven Impact bewirken will, verändert. hlr

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BMZ: Deutschland und Mosambik schließen Entwicklungspartnerschaft

Deutschland und Mosambik wollen im Rahmen einer Klima- und Entwicklungspartnerschaft enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Erklärung unterzeichnete BMZ-Staatssekretär Jochen Flassbarth und César Francisco de Gouveia Júnior vom mosambikanischen Außenministerium am Mittwoch in Berlin. Von der Partnerschaft sollen beide Länder profitieren: Deutschland unterstütze Mosambik dabei, eine stabilere Energieversorgung aufzubauen. Im Gegenzug könne Deutschland künftig vom großen grünen Wasserstoff-Potenzial des südostafrikanischen Landes einen Nutzen ziehen. “Gemeinsam bringen wir so den globalen Klimaschutz voran, denn dem Klima ist es egal, wo auf der Welt CO₂ eingespart wird“, sagte Flasbarth.

In Mosambik ist dieser jedoch schon längst spürbar. Entsprechend will Deutschland Mosambik über die neue Partnerschaft auch bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Einerseits machen Dürren, aber auch schwere Überschwemmungen dem Land zu schaffen. Im vergangenen Jahr sorgte der Zyklon Freddy für verheerende Überflutungen und mehr als 1000 Tote in der gesamten Region. Obwohl Tropenstürme an der ostafrikanischen Küste nicht ungewöhnlich sind, gehen Klimawissenschaftler davon aus, dass der Klimawandel die Stürme begünstigt und intensiviert. Mosambik ist neben Kenia, Ägypten und Marokko das vierte afrikanische Land, das dem internationalen Klima-Club beigetreten ist. Diesen haben die G7-Staaten unter deutscher Federführung 2022 gegründet. dre

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Must reads

AP: Warenengpässe und Stromausfälle hemmen Burundis Entwicklung. Von Treibstoff über Zucker bis Strom: Die Liste der Mangelwaren in Burundi ist lang. Das hemmt die Entwicklung in dem ostafrikanischen Land, das noch immer den Weg aus der internationalen Isolation sucht. Trotz erster Sanktionslockerungen durch die EU und die USA gestaltet sich der Prozess weiterhin als zäh.

Semafor: US-Botschafterin bei UN mit Kritik an Berichterstattung über Sudan-Krieg. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, hat im Podcast von Semafor scharfe Kritik an der Medienberichterstattung über den Sudan-Krieg geübt. “Derzeit tobt ein Krieg, bei dem es Vorhersagen und Berichte gibt, dass ein Völkermord stattfindet”, so Thomas-Greenfield. Und dennoch bekomme der Krieg nicht die Aufmerksamkeit der internationalen Presse. Es würden mehr Menschen sterben, nur aus dem Grund, weil sie von der Öffentlichkeit vergessen würden.

Le Monde: Burkina Faso sperrt weiteren französischen Sender. Die Militärregierung in Burkina Faso hat den französischen Fernsehsender TV5 für sechs Monate blockiert. Als Begründung nennt die Regierung die Verbreitung von “Desinformation” und “böswillige Unterstellungen” über die Junta. Bereits mehrfach schränkte die Regierung in dem Sahelland internationale westliche Medien ein. Zuletzt im April unter anderem auch die Deutsche Welle.

The Guardian: EU-finanzierte ägyptische Sicherheitskräfte deportieren Sudan-Flüchtlinge. Im März unterzeichnete EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ein umstrittenes Migrationsabkommen mit Ägypten. Darin wurde auch die Finanzierung ägyptischer Sicherheitskräfte vereinbart. Diese sind wohl nun auch an der Abschiebung sudanesischer Flüchtlinge beteiligt.

BBC: Ramaphosa kündigt “neue Ära” bei Amtseinführung an. Bei seiner Amtseinführung am Mittwoch hat Südafrikas Präsident Ramaphosa seine neue Koalition zur Einigkeit aufgerufen. Die Wähler hätten die Politik angewiesen, “Animositäten und Meinungsverschiedenheiten beiseitezulegen”. Der ANC hatte mit einem historisch schlechten Wahlergebnis seine absolute Mehrheit im Parlament verloren.

RFI: Senegals Präsident Faye zu Gast in Frankreich. Die erste Dienstreise außerhalb Afrikas führt den senegalesischen Präsidenten Bassirou Diomaye Faye nach Frankreich. Neben dem Impf-Gipfel trifft sich Faye auch zu bilateralen Gesprächen mit Präsident Macron. “Die Rahmenbedingungen sind allerdings nicht sehr gut”, sagte Faye. Die innenpolitische Situation in Frankreich sei für Präsident Macron schwierig, und auch im Senegal sei die wirtschaftliche Lage “nicht rosig”.

All Africa: Schwimmende Solarpanel könnten Energiebedarf in Ruanda und Äthiopien decken. Einer Studie zufolge können mehrere afrikanische Länder den gesamten oder einen signifikanten Anteil ihres nationalen Energiebedarfs mit schwimmenden Solaranlagen decken. Dafür würden nur zehn Prozent der Fläche der Seen in den jeweiligen Ländern benötigt. In Ruanda und Äthiopien könnte auf diese Weise sogar eine Überkapazität erreicht werden.

Heads

Die entscheidenden Köpfe der Afrika-Szene – Thinktanks

Thinktanks


Ingrid Hamm – Co-Founder & Supervisory Board Chair der Global Perspectives Initiative

Seit 2016 widmet sich Hamm mit der Global Perspectives Initiative um globale entwicklungspolitische Themen wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Besonders im Fokus steht dabei natürlich Afrika. Mit dem Format Africa Roundtable fördert die GPI die Vernetzung zwischen Europa und Afrika und bietet eine Plattform für die entscheidenden Entwicklungsfragen Afrikas. Erfahrung in der Stiftungsarbeit bringt Hamm reichlich mit: Neben der Bertelsmann Stiftung war sie auch langjährig als Geschäftsführerin für die Robert Bosch Stiftung tätig.

Theodore Murphy – Direktor des Afrika-Programms beim European Council on Foreign Relations (ECFR) e.V.

Theodore Murphy leitet in Berlin das Afrika-Programm des European Council on Foreign Relations (ECFR). Seine Expertise liegt vor allem in der Politik und der Wirtschaft am Horn von Afrika: Sudan, Südsudan, Äthiopien, Eritrea, Rotes Meer. Dabei kommt dem Absolventen der School for Oriental and African Studies in London zugute, dass er schon für die UNO im Bereich der Konfliktlösung am Horn von Afrika gearbeitet hat.

Denis Tull – Projektleiter Megatrends Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

Denis M. Tull von der Stiftung Wissenschaft und Politik ist seit 2022 Leiter des Forschungsprojekts Megatrends Afrika, das drei Ministerien finanzieren: das AA, das BMZ und das BMVg. Zuvor arbeitete der Politikwissenschaftler von 2017 bis 2020 am Institute for Strategic Studies (IRSEM) in Paris, das dem französischen Verteidigungsministerium angegliedert ist. Von 2004 bis 2016 war Tull bereits bei der SWP tätig, unter anderem als Leiter des Bereichs Afrika und Mittlerer Osten. 2001 wurde Tull in Hamburg mit einer Studie über die DR Kongo promoviert. Tull beschäftigt sich in seinen Analysen häufig mit der Zukunft der deutschen Sahel-Politik.

Marcus Kaplan – Geschäftsführer der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF)

Vor gut zwei Jahren ist Marcus Kaplan auf Michèle Roth als Geschäftsführer der SEF gefolgt. 17 Jahre lang hatte seine Vorgängerin die Stiftung geleitet, die Willy Brandt 1986 gegründet hatte. Kaplan bringt profunde Kenntnis in der Entwicklungszusammenarbeit mit. Er wurde in Bonn am ZEF promoviert, studierte am Institute for Environment and Human Security der United Nations University, arbeitete am IDOS und dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval).

Moritz Schularick Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft

Moritz Schularick ist seit Juni 2023 Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Sciences Po in Paris. Er erforscht Finanzmärkte, monetäre Makroökonomie, Finanzkrisen und ökonomische Ungleichheit. Davor arbeitete Schularick an der Uni Bonn. 2022 bekam er den Leibniz-Preis verliehen, Deutschlands wichtigsten Forschungspreis. Schularick berät auch Zentralbanken, Finanzministerien, Investoren und internationale Organisationen. Das Kiel Institut arbeitet unter anderem zu Afrika-China-Beziehungen und Unternehmensentwicklung auf dem Kontinent.

Melanie Müller – Rohstoffexpertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

Melanie Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) geht mit zwei Hüten in die Öffentlichkeit. Einerseits ist sie auf die Region Südafrika und südliches Afrika spezialisiert, und andererseits leitet sie das Forschungsprojekt Internationale Rohstoffkooperationen. Daneben ist sie Co-Leiterin des Forschungsnetzwerks Nachhaltige Lieferketten. In den Medien ist sie immer wieder als Rohstoffexpertin zu sehen. Das soll jedoch nicht ihre profunde Expertise für das südliche Afrika vergessen lassen.

Karl-Werner Schulte – Immobilien-Ökonom an der IREBS Immobilienakademie GmbH

Karl-Werner Schulte kann sich wohl zu Recht zuschreiben, der Vater der Immobilienökonomie in Afrika zu sein. Vor mehr als 20 Jahren hatte der Ökonom maßgeblich am Aufbau der African Real Estate Society (AfRES) mitgewirkt. Zunächst lehrte Schulte an der privaten Business School EBS im Rheingau Immobilienökonomie – der Lehrstuhl war seine Idee. Dann ging er nach Regensburg, wo er die International Real Estate Business School (Irebs) gründete. Wir haben lange gezögert, ob er bei den Top-of-the-Table Afrika dem Bereich Wissenschaft oder dem Bereich Think-Tanks zuzuordnen ist. Schulte ist beides, Professor für Immobilienökonomie und ein Think-Tank für sich allein.

Amrita Narlikar – ehemalige Präsidentin des German Inistite for Global and Area Studies (GIGA)

Amrita Narlikar war von 2014 bis 2024 Präsidentin des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Das GIGA umfasst vier Regionalinstitute, darunter einen Forschungsbereich für Afrika. Die promovierte Politikwissenschaftlerin kam von der Universität Cambrigde. Narlikar befasst sich in ihrer Forschung oft mit Fragen des Globalen Südens und den Brics-Staaten. Sie hat 13 Bücher veröffentlicht. Nach ihrer Zeit als GIGA-Präsidentin will sie sich auf ihre Familie konzentrieren und neue Projekte angehen, insbesondere in Geoökonomie, Geopolitik und indischer Außenpolitik. Die Entwicklungen in Afrika wird sie somit wohl in einen größeren Kontext einordnen.

Jacob Ross – Research Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP)

Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt vor allem auf den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sowie der französischen Außen- uns Sicherheitspolitik. Entsprechend ist Ross Experte für den französischen Rückzug aus Westafrika und die Zukunft der Sahel-Politik, die die ohnehin schon stotternden Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich belastet. Vor der DGAP war er als Assistent in der Parlamentarischen Versammlung der Nato in Brüssel tätig.

Olumide Abimbola – Gründer und Direktor des APRI – Africa Policy Research Private Institute gUG

Das Africa Policy Research Institute (APRI) in Berlin von Olumide Abimbola dürfte der einzige Afrika-Thinktank in Deutschland sein, den ein Afrikaner führt. Das APRI hat sich stark auf Klimapolitik und Digitalisierung in Afrika spezialisiert. Dafür bringt Abimbola solides akademisches Rüstzeug mit. Er hat unter anderem für die Connex-Initiative der G7 und die Afrikanische Entwicklungsbank gearbeitet. Promoviert wurde er am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle/Saale.

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Nachtisch

Der deutsche Kolonialdampfer «MV Liemba» am Tanganjika-See in Kigoma.
Der deutsche Kolonialdampfer «MV Liemba» am Tanganjika-See in Kigoma.

Ein altes deutsches Kolonialschiff, das Motorschiff Liemba, fährt heute noch auf dem großen Tanganjikasee in Zentralafrika Linie. Es ist das einzige verbliebene ehemalige deutsche Kriegsschiff aus dem Ersten Weltkrieg und eines der ältesten Passagierschiffe der Welt. Der Dampfer soll Vorlage des Romans The African Queen von C.S. Forester sein, der 1951 mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn verfilmt und zum Kinoklassiker wurde. Noch heute fährt sie zahlreiche Häfen zwischen Kigoma in Tansania und Mpulungu in Sambia an. Gebaut wurde die Liemba 1913 als Passagier- und Frachtschiff in der Meyer Werft im norddeutschen Papenburg. Mitte 1915 konnte das Schiff unter ihrem ersten Namen Graf Goetze zur Jungfernfahrt aufbrechen.

Da damals der Erste Weltkrieg schon Afrika erreicht hatte, wurde es mit Kanonen ausgestattet und in ein Hilfskriegsschiff umgewandelt. In Kampfhandlungen kaum involviert, diente es zum Transport von Soldaten und Nachschub. Als sich die deutschen Truppen 1916 zurückzogen, ließ der Kapitän das Schiff fluten und versenken. Bergungsversuche der Belgier 1916 scheiterten, die Briten machten es acht Jahre später besser und stellten das Schiff unter dem Namen Liemba 1927 wieder in den Dienst. In den 1930er-Jahren bekam sie ihren weißen Anstrich, der bis heute typisch ist. Erst Ende der 1960er-Jahre, in der Entkolonialisierungsphase Afrikas, wurde die Liemba unter einheimische Führung gestellt. Umfangreiche Renovierungen in den 1950er- und 1970er-Jahren verlängerten das Leben des Schiffes. Zunehmend wurde die Kapazität für Passagiere auf 600 ausgebaut. Es gibt auch Platz für 200 Tonnen Fracht. as

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Anfang der Woche wurde bekannt, dass ein vom BMI beauftragtes Expertengremium das sogenannte Ruanda-Modell rechtlich für möglich hält. Tatsächlich scheitere eine Umsetzung allerdings an der Kosten-Nutzen-Rechnung. Das hat die Debatte um das Drittstaaten-Modell erneut angefacht. FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr will an dem Modell festhalten und fordert vom BMI, das Thema endlich anzugehen. Weitere Details lesen Sie in unserer News.

    Auch setzen wir unsere Serie der 100 wichtigsten Akteure der deutschsprachigen Afrika-Szene vor. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die entscheidenden Köpfe in den Think-Tanks vor.

    Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Viel Spaß bei der Lektüre!

    Ihr
    David Renke
    Bild von David  Renke

    Analyse

    Wie ein Lübecker Familienunternehmen in Afrika erfolgreich in einem Nischenmarkt operiert

    Minen und Krankenhäuser: An so unterschiedlichen Orten sind Geräte von Dräger gefragt. Dem Lübecker Familienunternehmen ist ein ganz besonderer Erfolg in Afrika gelungen. Selbst mit komplexen Geräten für Beatmung und Atemsicherheit erzielt das Unternehmen auf dem Kontinent wachsende Umsätze. Seit den 1980er-Jahren bearbeitet Dräger mit eigenen Tochtergesellschaften die afrikanischen Märkte.

    Wichtigste Region auf dem Kontinent ist für das deutsche Unternehmen Südafrika, wie für so viele Unternehmen aus Deutschland. Allerdings hat Dräger vor einigen Jahren einen eigenen Standort in Westafrika aufgebaut. Denn dort gebe es viel Potenzial, sagt Hans Simon Cray, der die Niederlassung in Accra leitet, im Gespräch mit Table.Briefings.

    “Seit Mitte 2022 haben wir in Ghana eine Tochtergesellschaft als Regional Support Office. Von dort steuern wir unsere Marktaktivitäten für die Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Gabun, Kamerun und Kongo-Brazzaville. Das sind die Hauptmärkte in Westafrika. Überall dort haben wir Vertriebspartner. Das sind geschulte und zertifizierte Händler, die auch den Service nach dem Verkauf anbieten können”, so Cray.

    Westafrika ist ein Markt mit Potenzial

    Nigeria ist für ausländische Unternehmer vor allem wegen der Größe des Marktes für den Verkauf interessant. Als Unternehmensstandort bietet aber Ghana, in dem ebenfalls Englisch gesprochen wird, bessere Bedingungen. “Wir haben uns für eine Niederlassung in Ghana entschieden, weil im Vergleich zu Nigeria einiges dafür spricht: die bessere Sicherheitslage, bezahlbare Personalkosten, eine hohe Rechtsstaatlichkeit sowie ein hohes Maß an Integrität und Transparenz”, sagt Cray. Der Wirtschaftsingenieur hat den Standort in Ghana aufgebaut.

    Mit den hoch spezialisierten und teuren Geräten hat sich Dräger in einem Nischenmarkt in Westafrika niedergelassen. Obwohl es Konkurrenz aus Asien gibt, ist Accra-Niederlassungsleiter Cray nicht beunruhigt. “Grundsätzlich spüren wir den Wettbewerbsdruck aus asiatischen Ländern in Westafrika. Aber wir haben zum Teil ein anderes Kundensegment. Asiatische Unternehmen sind eher für Kunden interessant, die sich die Qualität nicht leisten können oder wollen.”

    Stärke bei langfristiger Kundenbindung

    Die Stärke von Dräger sieht Cray in der langfristigen Kundenbindung, weit über den Verkaufszeitpunkt hinaus. Diese entsteht über einen umfassenden Service bei Wartung und Reparatur. “Wir machen sehr gute Geräte für einen sensiblen Bereich, Menschen vertrauen unseren Produkten in schwierigsten Situationen. Ich glaube, mit unserem Angebot an After Sales und Service, also alles, was nach dem eigentlichen Kauf anfällt, sind wir alleinstehend. Wir bieten zum Beispiel Schulungen für Mitarbeiter unserer Kunden an, wie sie die Geräte selbst bedienen und warten können.”

    Das Afrika-Geschäft ist nach Auskunft von Dräger in den vergangenen Jahren gewachsen. Noch aber ist der Beitrag zum Konzernumsatz gering. Bis zum Geschäftsjahr 2023 gehörte Afrika im Unternehmen noch zur Region Afrika, Asien und Australien (AAA). Der Umsatz in dieser Region ist laut des Unternehmens im Geschäftsjahr 2023 währungsbereinigt um 12,4 Prozent gestiegen, auf. Afrika habe zur positiven Entwicklung beigetragen. Details über den genauen Anteil gibt der Konzern aus Wettbewerbsgründen nicht preis. Der Gesamtumsatz lag 2023 bei 3,4 Milliarden Euro (plus 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Auch im Geschäftsjahr 2024 habe sich das Afrika-Geschäft bisher positiv entwickelt.

    Höheres Wachstum als auf deutschem Markt

    Neuerdings wird der Kontinent in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) eingruppiert. Der Umsatz dort sei im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal währungsbereinigt um 7,2 Prozent auf rund 302 Millionen Euro gestiegen, so Dräger auf Anfrage von Table.Briefings. Die Region EMEA verzeichnete das stärkste Wachstum, vor Deutschland (4,7 Prozent Plus) – und das in einem Quartal, in dem der Gesamtumsatz um 2,6 Prozent sank, auf 736 Milliarden Euro. Grund dafür war ein starker Rückgang in der Nachfrage von Medizintechnik.

    Die Erfahrung in Westafrika sei positiv. Allerdings gebe es kulturelle Besonderheiten für das Geschäftsleben zu beachten: “In Westafrika ist Vertrauen sehr wichtig im Geschäft. Der persönliche Kontakt zeigt die Wertschätzung. Ich gehe oft auch einfach mit zu Terminen, um Hallo zu sagen und unseren lokalen Händler zu unterstützten”, berichtet Cray aus seinem Alltag.

    Mangel an Gesetzen

    Da die Märkte in Westafrika sich noch entwickeln, gibt es prinzipiell Potenzial für den Verkauf. Für den hochtechnischen Bereich, in dem Dräger arbeitet, stellt das mangelnde gesetzliche Rahmenwerk allerdings eine Hürde dar. “Eine Herausforderung in Ghana ist, dass es für technische Geräte und Anlagen so gut wie keine staatlichen Überwachungsorganisationen gibt. Außerdem ist das Konzept von preventive maintenance oft überhaupt nicht bekannt”, so Cray.

    Deutsche Unternehmen möchte Cray aber zum Sprung nach Afrika ermuntern. “Asiatische Unternehmen sind schon sehr aktiv, und die laufen Europa insgesamt den Rang ab, wenn wir keine strategischen Partnerschaften mit Afrika angehen. Deutsche Unternehmen genießen einen guten Ruf, und ich habe gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit gemacht.”

    Familienunternehmen in der fünften Generation

    1889 wurde Dräger in Lübeck gegründet. Das Familienunternehmen gibt es seit nunmehr fünf Generationen. Inzwischen ist Dräger international breit aufgestellt: Weltweit arbeiten nach Unternehmensangaben mehr als 16.000 Beschäftigte in 190 Ländern. In rund 50 Ländern unterhält Dräger eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften.

    Die Aktien von Dräger sind an den deutschen Börsen notiert. Allerdings hat das Unternehmen im Jahr 2007 von einer AG in eine AG & Co. KGaA umfirmiert. Heute sind die Vorzugsaktien vollständig im Streubesitz und zum Börsenhandel zugelassen. Die Stammaktien liegen zu mehr als 70 Prozent in den Händen der Familie Dräger.

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    Kenia: Das sind die Fakten, die zur Protestwelle geführt haben

    Wäre Präsident William Ruto in Kenia so beliebt wie im Westen, müsste er sich keine Sorgen machen. Doch sein neuer Staatshaushalt hat angesichts harter Steuererhöhungen eine heftige Protestwelle ausgelöst. Die Demonstranten werfen ihm vor, dass er zwar eine tiefgreifende Umgestaltung der Wirtschaft angekündigt hatte, die Bevölkerung davon aber nicht profitiert.

    Hinzu kommen die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Im Mai dieses Jahres sind die Verbraucherpreise laut der Zentralbank um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Immerhin hat die Notenbank die Teuerung damit deutlich reduziert. Vor einem Jahr lag sie bei 8,8 Prozent. Auch wenn die Inflationsrate gesunken ist, so bedeutet das nur, dass die Preise langsamer steigen. Doch sie gehen immer noch in die Höhe.

    Vor wenigen Tagen hat der Kabinettssekretär im Finanzministerium Njuguna Ndung’u den Haushaltsentwurf 2024/2025 im Parlament vorgestellt, und der enthält harte Entscheidungen, die die Bürger weiter belasten. Die vorgesehenen höheren Steuereinnahmen haben über viele Bevölkerungsgruppen hinweg Proteste ausgelöst, denn höhere Sätze auf Verbrauchsteuern werden viele Waren und Dienstleistungen verteuern und sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen hart treffen.

    Eckpunkte des neuen Staatshaushalts

    Hier die Eckpunkte im Einzelnen (1000 Schilling entsprechen 7,27 Euro):

    • Das Gesamtbudget für das Haushaltsjahr 2024/2025 beträgt 4,767 Billionen Schilling (34,7 Milliarden Euro).
    • Das Budget liegt bei 3,992 Billionen Schilling nach Berücksichtigung der Schuldentilgungen von 843,28 Milliarden Schilling.
    • Das Budget 2024/20525 übersteigt das Budget für das Vorjahr um 92 Milliarden Schilling.
    • Das Budget 2024/2025 macht 22,1 Prozent des kenianischen BIP von 15,1 Billionen Schilling aus.
    • Die Gesamtausgaben 2024/2025 werden auf 3,992 Billionen Schilling veranschlagt.
    • Die laufenden Ausgaben machen 71 Prozent der Ausgaben aus, Entwicklungsausgaben 19 Prozent und die Umverteilung zugunsten der Regionen zehn Prozent.
    • Die Gesamteinnahmen für 2024/2025 werden auf 3,343 Billionen Schilling geschätzt. Das sind 18,5 Prozent des BIP.
    • Das Haushaltsdefizit 2024/2025 wird somit auf 597 Milliarden Schilling geschätzt.
    • Diese Minderdeckung soll durch Inlandskredite von 263,2 Milliarden Schilling und Auslandskredite von 333,8 Milliarden Schilling finanziert werden.
    • Das Defizit dürfte somit 2024/2025 bei 3,3 Prozent des BIP liegen. Im Fiskaljahr 2023/2024 lag es bei geschätzt 5,7 Prozent.

    Steuereinnahmen kräftig gestiegen

    Das Problem ist: Ruto schafft es nur, das Budgetdefizit zu senken, wenn er seine Ankündigung wahrmacht und Steuern konsequenter eintreibt. Die Steuereinnahmen im Mai 2024 stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent auf 183,1 Milliarden Schilling. Für den Zeitraum von Juli 2023 bis Mai 2024 stiegen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 10,8 Prozent auf 1,93 Billionen Schilling.

    Weitere Einnahmen erzielt Ruto durch die angekündigten Verkäufe staatlicher Beteiligungen an Unternehmen. Diese bringen dem Haushalt knapp eine Milliarde Schilling und sind ein Signal in Richtung einer weiteren Liberalisierung der Wirtschaft. Aus haushaltspolitischer Sicht fallen die Erlöse nicht ins Gewicht:

    • Stanbic: 509,9 Millionen Schilling
    • East African Portland Cement: 303 Millionen Schilling
    • Nairobi Securities Exchange: 53,8 Millionen Schilling
    • Eveready East Africa: 51,7 Millionen Schilling.
    • Housing Finance Company of Kenya: 39,3 Millionen Schilling
    • Liberty Kenya Holdings: 28,4 Millionen Schilling
    • Summe: 986 Millionen Schilling oder 7,2 Millionen Euro.

    Rutos Handlungsspielraum ist gering. Denn Kenia befindet sich mitten in den Strukturanpassungen, die der IWF angeordnet hat. Sie umfassen unter anderem Sparmaßnahmen und eine Ausweitung der Steuerbasis.

    Was der IWF fordert

    In der vergangenen Woche hat der IWF eine Vereinbarung mit der kenianischen Regierung getroffen. Es ist die siebte Überprüfung der Vereinbarungen zur Erweiterten Fondsfazilität (EFF) und Erweiterten Kreditfazilität (ECF) sowie die zweite Überprüfung im Rahmen der Fazilität für Resilienz und Nachhaltigkeit (RSF).

    Dies sind die Eckpunkte der Vereinbarung mit dem IWF:

    • Die erwartete Gesamtfinanzierung im Rahmen der ECF und der EFF wird von 1,3 Milliarden Dollar auf 971 Millionen Dollar reduziert.
    • Im Rahmen der ECF erhöht der IWF die erwartete Finanzierung um 155 Millionen Dollar, sodass die Gesamtsumme nun 353 Millionen Dollar beträgt.
    • Im Gegenzug senkt der IWF die erwartete Finanzierung im Rahmen der EFF, der Kredite zu Vorzugsbedingungen (mit Zinsen) gewährt, um 444 Millionen Dollar.
    • Im Rahmen der aktuellen Überprüfung senkt der IWF die erwartete Finanzierung im Rahmen der RSF, die auf Klimavereinbarungen abzielt, von erwarteten 179 Millionen Dollar auf 120 Millionen Dollar. Das entspricht einer Senkung um knapp 60 Millionen Dollar.

    Große Anleihe-Emissionen

    Der IWF hat Kenia zudem aus seinem Sonderzugangsfenster entfernt, nachdem die Regierung erfolgreich einen KENINT 2031 Eurobond im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar begeben und gleichzeitig im Februar 2024 seinen KENINT 2024 Eurobond von zwei Milliarden Dollar teilweise refinanziert hatte. Der KENINT 2024 Eurobond wird am 24. Juni fällig, wobei noch 557 Millionen Dollar ausstehen. Diese Verschiebung markiert eine bedeutende Veränderung in Kenias finanzieller Lage und seiner Fähigkeit, Auslandsschulden zu bewältigen.

    Allerdings kämpft Kenia damit, dass die Zinssätze in den vergangenen Monaten gestiegen sind, vor allem im fünfjährigen Bereich. Aktuell liegt hier das Zinsniveau für Anleihen mit fünfjähriger Restlaufzeit bei 18,7 Prozent. Vor einem Jahr betrug es nur 14,3 Prozent und vor einem Jahr 17,4 Prozent. Zehnjährige Anleihen rentieren mit 17,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die zehnjährige Rendite bei 14,6 Prozent.

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    Warum die unterschiedlichen Positionen zwischen dem Westen und dem globalen Süden größer denn je sind

    Zu Beginn der “hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine” am vergangenen Wochenende war der Optimismus bereits begrenzt. Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd wollte in ihrer Eröffnungsrede immerhin “einer Verständigung näherkommen.” Doch tatsächlich hat die Konferenz vor allem eines sichtbar gemacht: Die unterschiedlichen Positionen zwischen dem Westen und dem globalen Süden sind größer denn je.

    Mit Mexiko, Brasilien, Südafrika, Indien, Saudi-Arabien und Indonesien waren alleine sechs Staaten aus der G20-Gruppe der wichtigsten Wirtschaftsmächte nicht bereit, auch nur einen Minimalkonsens der Schweizer Konferenz mit zutragen. Mit China und Russland, die der Einladung nicht nachgekommen sind, sind es sogar acht Länder. Zusammen bilden sie, an Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl gemessen, die Mehrheit in der G20. Brasilien wird zudem der Gastgeber des nächsten G20-Gipfels im November sein. Für Afrika ist Südafrika in dieser Gruppe.

    G20 werden für Globalen Süden wichtiger

    Auch hinsichtlich des G7-Gipfels in Italien regt sich auf dem Kontinent das Gefühl, dass G20 in Zukunft das wichtigere Forum für den Globalen Süden ist und sich die G7-Staaten derzeit eher von ihren nationalen Herausforderungen ausgebremst werden. Dabei hatte sich der Gipfel unter Federführung von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni um eine für engere Zusammenarbeit bei Infrastrukturentwicklung, Klimafragen und Migrationsthemen mit Afrika eingesetzt.

    Der alte und neue Präsident Südafrikas, Cyril Ramaphosa, der ansonsten immer als Gast am G7-Gipfel teilnimmt, war mit der Bildung seiner neuen Regierung beschäftigt und konnte weder nach Italien noch in die Schweiz reisen. Verpasst hat er nichts. Mitte dieser Woche wurde er als Präsident für eine zweite Legislaturperiode eingeschworen. Auch der russische Präsident Wladimir Putin, mit dem Ramaphosa enge Beziehungen pflegt, gratulierte ihm zu seiner Wiederwahl, und sprach sich für “eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit zur weiteren Stärkung der Partnerschaft zwischen Russland und Südafrika in all ihren Aspekten” aus, so eine Erklärung des Kremls.

    Südafrika mit nationalem Sicherheitsberater vertreten

    Südafrika, das international politisch wichtigste Land des Kontinents, war in der Schweiz immerhin durch den nationalen Sicherheitsberater Sydney Mufamadi vertreten. Dieser störte sich wiederum an der Teilnahme Israels an dem Gipfel, das Südafrika wegen Völkermord in Gaza beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag angezeigt hat und sieht das als “Versäumnis, das Völkerrecht in allen Konfliktsituationen weltweit einheitlich und fair umzusetzen, den normativen Rahmen der internationalen Verantwortung schwächt und die Welt für alle weniger sicher macht”.

    Die Konferenz erschien den Ländern des globalen Südens als eine Unterstützungskonferenz des Westens für die Ukraine. Das stört auch Südafrika, das im vergangenen Jahr mit einer eigenen Friedensmission Aufsehen erregt hat. Zum ersten Mal hat eine afrikanische Initiative versucht, in einem europäischen Krieg zu vermitteln. Auch wenn sie nichts gebracht hat, zeigt sie doch das neue Selbstbewusstsein dieses Kontinents.

    USA ohne Biden

    Aus der Sicht des Globalen Südens war es eine Konferenz der Europäer mit gebremster Unterstützung der Amerikaner. Denn US-Präsident Joe Biden kam erst gar nicht selbst und schickte stattdessen seine Stellvertreterin Kamala Harris. Eine Woche zuvor war Biden noch bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des D-Day, zu denen Präsident Emmanuel Macron in die Normandie eingeladen hatte. Diese Veranstaltung hatte CNN als das “Ende einer amerikanischen Ära” bezeichnet.

    Auch war er einige Tage später beim G7-Gipfel in Italien. Dort war die Idee, erst zum G7-Gipfel, dann zum Friedensgipfel in die Schweiz. Biden zog es allerdings vor, stattdessen bei einer Spendengala in Kalifornien Geld für den Wahlkampf sammeln. Die Abwesenheit bezeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als “Geschenk für Russland”. Diese Form des plumpen politischen Drucks kommt nicht gut an bei den Aufsteigerländern. Aus der Sicht des Globalen Südens hat sich die Schweiz auf eine Seite geschlagen und damit seine Neutralität aufgegeben. Hinzukommt: Die Schweiz trägt die EU-Sanktionen gegen Russland mit, die von der Mehrheit der Welt nicht unterstützt werden.

    Brasilien und China legen Alternativpapier vor

    Besonders ernüchternd war, dass Peking niemanden geschickt hat. China, das enge Beziehungen zu Afrika unterhält, ist immerhin die einzige Großmacht, die sowohl von Kiew als auch von Moskau als Vermittler anerkannt wird. Peking war der Meinung, eine Friedenskonferenz, bei der nur eine Seite anwesend ist, bringe nichts. Brasilien war zwar auf der Ukraine-Konferenz vertreten, schickte allerdings nur einen Vertreter mit Beobachterstatus. Und das, obwohl Präsident Lula da Silva Gast beim G7-Gipfel war und noch kurz vor dem Friedensgipfel einem Treffen der International Labour Organisation (ILO) in Genf beiwohnte.

    Lula und der chinesische Präsident Xi Jinping haben schon vor der Konferenz ein 6-Punkte-Papier vorgestellt, das durchaus als eine Alternative zu dem gesehen werden kann, was die Schweizer Friedenskonferenz beschlossen hat. In jedem Fall ist das Papier griffiger als die gemeinsame Erklärung der Schweizer Konferenz: keine geografische “Ausweitung der Schlachtfelder”, militärische “Ausweitung der Kämpfe” und “Provokationen einer der Parteien”. Es folgen Dialog und Verhandlungen als “einzige Lösung der Ukraine-Krise”. Und dann wichtig: “China und Brasilien unterstützten eine internationale Friedenskonferenz zu einem gegebenen Zeitpunkt, die sowohl von Russland als auch der Ukraine anerkannt wird, mit gleichberechtigter Teilnahme aller Parteien und fairen Diskussionen aller Friedenspläne”.

    Neue Machtpositionen abbilden

    China und Brasilien stellen sich zudem gegen den Trend, die “Welt in isolierte politische oder ökonomische Gruppen aufzuteilen”. Im besten Falle diene die Friedenskonferenz dazu, dass die Länder des globalen Südens dem Westen und vor allem Europa ein realistischeres Bild seiner Machtposition in der Welt aufzeigen. Eine Welt, in der auch Afrika mehr Mitsprachrecht einfordert.

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    FDP-Fraktionsvorsitzender Dürr: Rechtssichere Lösungen für Asylverfahren in Drittstaaten finden

    Die FDP will Asylverfahren nach dem sogenannten Ruanda-Modell nicht aufgeben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr widerspricht damit den Zweifeln einer Sachverständigenkommission des Innenministeriums. “Rechtlich ist es ganz offensichtlich möglich, Asylverfahren in Drittstaaten durchzuführen“, sagte Dürr Table.Briefings. Daraus folge jedoch nicht, dass das britische Modell im Detail kopiert werden müsse: “Der britische Weg über Ruanda birgt große rechtliche Risiken, das haben Gerichte bereits festgestellt. Wichtig ist der FDP, dass wir eine rechtssichere und praktikable Lösung finden.” Das Innenministerium und die Europäische Kommission seien nun aufgerufen, Lösungen in der Migrationsdebatte vorzulegen. “Ich erwarte, dass in dieser Frage endlich gehandelt wird”, sagte Dürr.

    Anfang der Woche war bekannt geworden, dass das Innenministerium 28 Sachverständige zum Drittstaaten-Modell angehört hatte. Die Experten hatten eine Auslagerung von Asylverfahren an einen Drittstaat rechtlich nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Tatsächlich seien Asylzentren in Drittländern jedoch teuer und ineffizient. Deshalb bewerteten die Experten das britische Ruanda-Modell für nahezu unmöglich.

    Der Expertenmeinung zum Trotz sieht auch CDU-Politiker Jens Spahn ein Drittstaaten-Modell unumgänglich. “Um irreguläre Migration zu unterbinden, ist das Drittstaaten-Modell ein wichtiger Baustein. Auch gegenüber dem EU-Türkei-Abkommen wurden viele Bedenken geäußert. Doch es hat funktioniert und die Zahlen enorm gesenkt”, sagte Spahn Table.Briefings. Europa habe die Pflicht, Schutz zu gewährleisten, es gebe aber kein Recht, sich das Zielland auszusuchen, sagte der CDU-Politiker. Auf dem Bund-Länder-Gipfel drängten die Ministerpräsidenten ebenfalls darauf, von der Bundesregierung konkrete Modelle für Asylverfahren in Drittstaaten zu fordern. Dabei soll es jedoch vor allem um europäische Länder gehen. dre

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    Marokko: Der König investiert in die Förderung von Erdgas

    Managem, das Bergbauunternehmen von König Mohamed VI., übernimmt die marokkanischen Gasfelder des britischen Gasunternehmens Sound Energy. Zum Preis von 45,2 Millionen Dollar verkauft Sound Energy die Tochtergesellschaft Sound Energy Morocco East Limited an Managem.

    Damit übernimmt Managem das Gasfeld Tendrara im Osten des Landes, das vom kommenden Jahr an mit einer Produktion von 100 Millionen Kubikmetern starten soll. Managem will die Produktion auf 280 Millionen Kubikmeter steigern, wenn das Feld an die Gaspipeline angeschlossen wird, die Marokko mit Spanien verbindet.

    Sound Energy wird einen Anteil von 20 Prozent an der Tendrara-Produktionskonzession und einen Arbeitsanteil von 27,5 Prozent an der Grand-Tendrara-Explorationskonzession sowie an der Anoual-Explorationsgenehmigung behalten.

    Politik hin zu Erneuerbarer Energie

    Das Königreich verfolgt eine konsequente Politik, um seinen CO2-Fußabdruck zu verringern, Erneuerbare Energie auszubauen und die Abhängigkeit vom Import fossiler Energie zu senken. So ist König Mohamed VI. auch an Nareva beteiligt. Das Unternehmen betreibt Investitionen in Erneuerbare Energie. Marokko importiert den größten Teil seines Gasbedarfs von aktuell rund einer Milliarde Kubikmeter. Trotz des Ausbaus von Erneuerbarer Energie schätzt das Energieministerium, dass der Gasbedarf des Landes in den kommenden Jahren auf acht Milliarden Kubikmeter steigen wird.

    Die Londoner Börse hat positiv auf den Verkauf reagiert: Der Aktienkurs von Sound Energy stieg in der vergangenen Woche um gut 15 Prozent. Das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 13 Millionen Euro ist überwiegend in der Gasexploration in Marokko tätig mit den Konzessionen Tendrara, Greater Tendrara und Anoual. Die Region im Osten Marokkos enthält eine potenzielle Erweiterung der etablierten Erdölvorkommen der algerischen Trias-Provinz und der saharisch-hercynischen Plattform.

    Verflechtung zwischen Sound Energy und Marokko

    Der marokkanische Oil & Gas Investment Fund hält 13,3 Prozent der Sound-Energy-Aktien und die marokkanische Energiegesellschaft Afriquia Gaz 8,9 Prozent. Der COO von Sound Energy, Mohammed Seghiri absolvierte die Ecole des Mines in Nancy (Frankreich) und arbeitete später im Management des Oil & Gas Investment Fund. Er hält 0,56 Prozent der Aktien von Sound Energy.

    Managem wiederum ist auf Bergbau spezialisiert, vor allem auf die Förderung von Grundmetallen wie Kupfer, Zink und Blei, von Gold und Silber wie auch von Kobalt. Damit hat das Unternehmen große Expertise in der Einrichtung und dem Management von Förderstätten entwickelt. An Managem ist König Mohamed VI. über die Investmentholding der königlichen Familie, Al Mada, beteiligt. In den vergangenen Jahren hat sich die unternehmerische Ausrichtung von Al Mada in Richtung einer Finanzholding, die positiven Impact bewirken will, verändert. hlr

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    BMZ: Deutschland und Mosambik schließen Entwicklungspartnerschaft

    Deutschland und Mosambik wollen im Rahmen einer Klima- und Entwicklungspartnerschaft enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Erklärung unterzeichnete BMZ-Staatssekretär Jochen Flassbarth und César Francisco de Gouveia Júnior vom mosambikanischen Außenministerium am Mittwoch in Berlin. Von der Partnerschaft sollen beide Länder profitieren: Deutschland unterstütze Mosambik dabei, eine stabilere Energieversorgung aufzubauen. Im Gegenzug könne Deutschland künftig vom großen grünen Wasserstoff-Potenzial des südostafrikanischen Landes einen Nutzen ziehen. “Gemeinsam bringen wir so den globalen Klimaschutz voran, denn dem Klima ist es egal, wo auf der Welt CO₂ eingespart wird“, sagte Flasbarth.

    In Mosambik ist dieser jedoch schon längst spürbar. Entsprechend will Deutschland Mosambik über die neue Partnerschaft auch bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen. Einerseits machen Dürren, aber auch schwere Überschwemmungen dem Land zu schaffen. Im vergangenen Jahr sorgte der Zyklon Freddy für verheerende Überflutungen und mehr als 1000 Tote in der gesamten Region. Obwohl Tropenstürme an der ostafrikanischen Küste nicht ungewöhnlich sind, gehen Klimawissenschaftler davon aus, dass der Klimawandel die Stürme begünstigt und intensiviert. Mosambik ist neben Kenia, Ägypten und Marokko das vierte afrikanische Land, das dem internationalen Klima-Club beigetreten ist. Diesen haben die G7-Staaten unter deutscher Federführung 2022 gegründet. dre

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    AP: Warenengpässe und Stromausfälle hemmen Burundis Entwicklung. Von Treibstoff über Zucker bis Strom: Die Liste der Mangelwaren in Burundi ist lang. Das hemmt die Entwicklung in dem ostafrikanischen Land, das noch immer den Weg aus der internationalen Isolation sucht. Trotz erster Sanktionslockerungen durch die EU und die USA gestaltet sich der Prozess weiterhin als zäh.

    Semafor: US-Botschafterin bei UN mit Kritik an Berichterstattung über Sudan-Krieg. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, hat im Podcast von Semafor scharfe Kritik an der Medienberichterstattung über den Sudan-Krieg geübt. “Derzeit tobt ein Krieg, bei dem es Vorhersagen und Berichte gibt, dass ein Völkermord stattfindet”, so Thomas-Greenfield. Und dennoch bekomme der Krieg nicht die Aufmerksamkeit der internationalen Presse. Es würden mehr Menschen sterben, nur aus dem Grund, weil sie von der Öffentlichkeit vergessen würden.

    Le Monde: Burkina Faso sperrt weiteren französischen Sender. Die Militärregierung in Burkina Faso hat den französischen Fernsehsender TV5 für sechs Monate blockiert. Als Begründung nennt die Regierung die Verbreitung von “Desinformation” und “böswillige Unterstellungen” über die Junta. Bereits mehrfach schränkte die Regierung in dem Sahelland internationale westliche Medien ein. Zuletzt im April unter anderem auch die Deutsche Welle.

    The Guardian: EU-finanzierte ägyptische Sicherheitskräfte deportieren Sudan-Flüchtlinge. Im März unterzeichnete EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ein umstrittenes Migrationsabkommen mit Ägypten. Darin wurde auch die Finanzierung ägyptischer Sicherheitskräfte vereinbart. Diese sind wohl nun auch an der Abschiebung sudanesischer Flüchtlinge beteiligt.

    BBC: Ramaphosa kündigt “neue Ära” bei Amtseinführung an. Bei seiner Amtseinführung am Mittwoch hat Südafrikas Präsident Ramaphosa seine neue Koalition zur Einigkeit aufgerufen. Die Wähler hätten die Politik angewiesen, “Animositäten und Meinungsverschiedenheiten beiseitezulegen”. Der ANC hatte mit einem historisch schlechten Wahlergebnis seine absolute Mehrheit im Parlament verloren.

    RFI: Senegals Präsident Faye zu Gast in Frankreich. Die erste Dienstreise außerhalb Afrikas führt den senegalesischen Präsidenten Bassirou Diomaye Faye nach Frankreich. Neben dem Impf-Gipfel trifft sich Faye auch zu bilateralen Gesprächen mit Präsident Macron. “Die Rahmenbedingungen sind allerdings nicht sehr gut”, sagte Faye. Die innenpolitische Situation in Frankreich sei für Präsident Macron schwierig, und auch im Senegal sei die wirtschaftliche Lage “nicht rosig”.

    All Africa: Schwimmende Solarpanel könnten Energiebedarf in Ruanda und Äthiopien decken. Einer Studie zufolge können mehrere afrikanische Länder den gesamten oder einen signifikanten Anteil ihres nationalen Energiebedarfs mit schwimmenden Solaranlagen decken. Dafür würden nur zehn Prozent der Fläche der Seen in den jeweiligen Ländern benötigt. In Ruanda und Äthiopien könnte auf diese Weise sogar eine Überkapazität erreicht werden.

    Heads

    Die entscheidenden Köpfe der Afrika-Szene – Thinktanks

    Thinktanks


    Ingrid Hamm – Co-Founder & Supervisory Board Chair der Global Perspectives Initiative

    Seit 2016 widmet sich Hamm mit der Global Perspectives Initiative um globale entwicklungspolitische Themen wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen. Besonders im Fokus steht dabei natürlich Afrika. Mit dem Format Africa Roundtable fördert die GPI die Vernetzung zwischen Europa und Afrika und bietet eine Plattform für die entscheidenden Entwicklungsfragen Afrikas. Erfahrung in der Stiftungsarbeit bringt Hamm reichlich mit: Neben der Bertelsmann Stiftung war sie auch langjährig als Geschäftsführerin für die Robert Bosch Stiftung tätig.

    Theodore Murphy – Direktor des Afrika-Programms beim European Council on Foreign Relations (ECFR) e.V.

    Theodore Murphy leitet in Berlin das Afrika-Programm des European Council on Foreign Relations (ECFR). Seine Expertise liegt vor allem in der Politik und der Wirtschaft am Horn von Afrika: Sudan, Südsudan, Äthiopien, Eritrea, Rotes Meer. Dabei kommt dem Absolventen der School for Oriental and African Studies in London zugute, dass er schon für die UNO im Bereich der Konfliktlösung am Horn von Afrika gearbeitet hat.

    Denis Tull – Projektleiter Megatrends Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

    Denis M. Tull von der Stiftung Wissenschaft und Politik ist seit 2022 Leiter des Forschungsprojekts Megatrends Afrika, das drei Ministerien finanzieren: das AA, das BMZ und das BMVg. Zuvor arbeitete der Politikwissenschaftler von 2017 bis 2020 am Institute for Strategic Studies (IRSEM) in Paris, das dem französischen Verteidigungsministerium angegliedert ist. Von 2004 bis 2016 war Tull bereits bei der SWP tätig, unter anderem als Leiter des Bereichs Afrika und Mittlerer Osten. 2001 wurde Tull in Hamburg mit einer Studie über die DR Kongo promoviert. Tull beschäftigt sich in seinen Analysen häufig mit der Zukunft der deutschen Sahel-Politik.

    Marcus Kaplan – Geschäftsführer der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF)

    Vor gut zwei Jahren ist Marcus Kaplan auf Michèle Roth als Geschäftsführer der SEF gefolgt. 17 Jahre lang hatte seine Vorgängerin die Stiftung geleitet, die Willy Brandt 1986 gegründet hatte. Kaplan bringt profunde Kenntnis in der Entwicklungszusammenarbeit mit. Er wurde in Bonn am ZEF promoviert, studierte am Institute for Environment and Human Security der United Nations University, arbeitete am IDOS und dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval).

    Moritz Schularick Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft

    Moritz Schularick ist seit Juni 2023 Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Sciences Po in Paris. Er erforscht Finanzmärkte, monetäre Makroökonomie, Finanzkrisen und ökonomische Ungleichheit. Davor arbeitete Schularick an der Uni Bonn. 2022 bekam er den Leibniz-Preis verliehen, Deutschlands wichtigsten Forschungspreis. Schularick berät auch Zentralbanken, Finanzministerien, Investoren und internationale Organisationen. Das Kiel Institut arbeitet unter anderem zu Afrika-China-Beziehungen und Unternehmensentwicklung auf dem Kontinent.

    Melanie Müller – Rohstoffexpertin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

    Melanie Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) geht mit zwei Hüten in die Öffentlichkeit. Einerseits ist sie auf die Region Südafrika und südliches Afrika spezialisiert, und andererseits leitet sie das Forschungsprojekt Internationale Rohstoffkooperationen. Daneben ist sie Co-Leiterin des Forschungsnetzwerks Nachhaltige Lieferketten. In den Medien ist sie immer wieder als Rohstoffexpertin zu sehen. Das soll jedoch nicht ihre profunde Expertise für das südliche Afrika vergessen lassen.

    Karl-Werner Schulte – Immobilien-Ökonom an der IREBS Immobilienakademie GmbH

    Karl-Werner Schulte kann sich wohl zu Recht zuschreiben, der Vater der Immobilienökonomie in Afrika zu sein. Vor mehr als 20 Jahren hatte der Ökonom maßgeblich am Aufbau der African Real Estate Society (AfRES) mitgewirkt. Zunächst lehrte Schulte an der privaten Business School EBS im Rheingau Immobilienökonomie – der Lehrstuhl war seine Idee. Dann ging er nach Regensburg, wo er die International Real Estate Business School (Irebs) gründete. Wir haben lange gezögert, ob er bei den Top-of-the-Table Afrika dem Bereich Wissenschaft oder dem Bereich Think-Tanks zuzuordnen ist. Schulte ist beides, Professor für Immobilienökonomie und ein Think-Tank für sich allein.

    Amrita Narlikar – ehemalige Präsidentin des German Inistite for Global and Area Studies (GIGA)

    Amrita Narlikar war von 2014 bis 2024 Präsidentin des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Das GIGA umfasst vier Regionalinstitute, darunter einen Forschungsbereich für Afrika. Die promovierte Politikwissenschaftlerin kam von der Universität Cambrigde. Narlikar befasst sich in ihrer Forschung oft mit Fragen des Globalen Südens und den Brics-Staaten. Sie hat 13 Bücher veröffentlicht. Nach ihrer Zeit als GIGA-Präsidentin will sie sich auf ihre Familie konzentrieren und neue Projekte angehen, insbesondere in Geoökonomie, Geopolitik und indischer Außenpolitik. Die Entwicklungen in Afrika wird sie somit wohl in einen größeren Kontext einordnen.

    Jacob Ross – Research Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP)

    Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt vor allem auf den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich sowie der französischen Außen- uns Sicherheitspolitik. Entsprechend ist Ross Experte für den französischen Rückzug aus Westafrika und die Zukunft der Sahel-Politik, die die ohnehin schon stotternden Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich belastet. Vor der DGAP war er als Assistent in der Parlamentarischen Versammlung der Nato in Brüssel tätig.

    Olumide Abimbola – Gründer und Direktor des APRI – Africa Policy Research Private Institute gUG

    Das Africa Policy Research Institute (APRI) in Berlin von Olumide Abimbola dürfte der einzige Afrika-Thinktank in Deutschland sein, den ein Afrikaner führt. Das APRI hat sich stark auf Klimapolitik und Digitalisierung in Afrika spezialisiert. Dafür bringt Abimbola solides akademisches Rüstzeug mit. Er hat unter anderem für die Connex-Initiative der G7 und die Afrikanische Entwicklungsbank gearbeitet. Promoviert wurde er am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung in Halle/Saale.

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    Nachtisch

    Der deutsche Kolonialdampfer «MV Liemba» am Tanganjika-See in Kigoma.
    Der deutsche Kolonialdampfer «MV Liemba» am Tanganjika-See in Kigoma.

    Ein altes deutsches Kolonialschiff, das Motorschiff Liemba, fährt heute noch auf dem großen Tanganjikasee in Zentralafrika Linie. Es ist das einzige verbliebene ehemalige deutsche Kriegsschiff aus dem Ersten Weltkrieg und eines der ältesten Passagierschiffe der Welt. Der Dampfer soll Vorlage des Romans The African Queen von C.S. Forester sein, der 1951 mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn verfilmt und zum Kinoklassiker wurde. Noch heute fährt sie zahlreiche Häfen zwischen Kigoma in Tansania und Mpulungu in Sambia an. Gebaut wurde die Liemba 1913 als Passagier- und Frachtschiff in der Meyer Werft im norddeutschen Papenburg. Mitte 1915 konnte das Schiff unter ihrem ersten Namen Graf Goetze zur Jungfernfahrt aufbrechen.

    Da damals der Erste Weltkrieg schon Afrika erreicht hatte, wurde es mit Kanonen ausgestattet und in ein Hilfskriegsschiff umgewandelt. In Kampfhandlungen kaum involviert, diente es zum Transport von Soldaten und Nachschub. Als sich die deutschen Truppen 1916 zurückzogen, ließ der Kapitän das Schiff fluten und versenken. Bergungsversuche der Belgier 1916 scheiterten, die Briten machten es acht Jahre später besser und stellten das Schiff unter dem Namen Liemba 1927 wieder in den Dienst. In den 1930er-Jahren bekam sie ihren weißen Anstrich, der bis heute typisch ist. Erst Ende der 1960er-Jahre, in der Entkolonialisierungsphase Afrikas, wurde die Liemba unter einheimische Führung gestellt. Umfangreiche Renovierungen in den 1950er- und 1970er-Jahren verlängerten das Leben des Schiffes. Zunehmend wurde die Kapazität für Passagiere auf 600 ausgebaut. Es gibt auch Platz für 200 Tonnen Fracht. as

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