in Deutschland und Europa erhitzt das Thema Migration die Gemüter. Die Prüfer des Europäischen Rechnungshofs haben unterdessen nüchtern die Fakten zum milliardenschweren Nothilfe-Treuhandfonds der EU für Afrika untersucht – und kommen zu einem erstaunlichen Befund: Nach neun Jahren Laufzeit kann die EU-Kommission noch immer nicht sagen, welche Ansätze zur Reduzierung irregulärer Migration wirksam sind. Auch das Risiko von Menschenrechtsverletzungen werde nicht ausreichend berücksichtigt. Wir haben den Bericht des Rechnungshofs für sie analysiert.
Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf die wachsende Luftverkehrsbranche in Afrika und stellen Ihnen eine Grande Dame der nigerianischen Kreativwirtschaft vor. Wie immer haben wir auch aktuelle Nachrichten für Sie.
Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.
Der fünf Milliarden Euro schwere Nothilfe-Treuhandfonds der EU für Afrika (EUTF Afrika) wird nicht gezielt genug eingesetzt, um die Ursachen von Instabilität, irregulärer Migration und Vertreibung auf dem afrikanischen Kontinent zu bekämpfen, wie der Europäische Rechnungshof in einem aktuellen Bericht feststellt. Die Rechnungsprüfer bemängeln außerdem, die gemeldeten Ergebnisse seien nicht genau genug, und das Risiko von Menschenrechtsverletzungen werde nicht ausreichend berücksichtigt. Einige der Mittel wurden als Entwicklungshilfe ausgewiesen, obwohl sie nach der internationalen Regelung nicht als solche hätten deklariert werden dürfen. Bereits in ihrem 2018 veröffentlichten ersten Sonderbericht über den EUTF Afrika hatten die Prüfer festgestellt, dass der Fonds zielgerichteter hätte gestaltet werden müssen.
“Selbst nach sieben Jahren und trotz der gewonnenen Erkenntnisse und einer Halbzeitüberprüfung ist die Kommission immer noch nicht in der Lage, die effizientesten und wirksamsten Ansätze zur Reduzierung der irregulären Migration und der Zwangsvertreibungen in Afrika zu ermitteln und darüber Bericht zu erstatten“, sagte die leitende Prüferin Bettina Jakobsen bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch. Forschungsreporte, die zu mehr evidenzbasierten Maßnahmen führen sollten, wurden größtenteils erst abgeschlossen, als die Mittel schon zugeteilt waren. Sie konnten somit nicht mehr zur Lenkung des Fonds beitragen.
Zwar habe die Kommission ein System eingerichtet, um die Gesamterfolge des Fonds zu messen. Allerdings untersuchen die knapp 40 entsprechenden Indikatoren weder die Nachhaltigkeit der erzielten Erfolge, noch ob die Gründe für Instabilität, Vertreibung und irreguläre Migration reduziert wurden, bemängelt Jakobsen. Auch seien die Mittel nicht auf der Basis von migrationsspezifischen Indikatoren verteilt worden. Der Hof stellte bei der Dokumentation aller in seine Stichprobe einbezogenen Einzelprojekte Fehler und Ungenauigkeiten fest, unter anderem aufgrund von methodischen Mängeln, zu hoher Ausweisung von Outputs und mangelnder Weitergabe detaillierter Informationen seitens der Projektträger.
“Menschenrechtsrisiken wurden von der Kommission nicht umfassend beachtet”, so Jakobsen weiter. Der Rechnungshof stellte ein Fehlen von angemessenen Verfahren für die Aufzeichnung und Weiterverfolgung von Anschuldigungen über Menschenrechtsverletzungen fest. Bei ihrer Stichprobe stießen die Prüfer vor Ort auf zehn entsprechende Beschwerden – in der EU-Kommission in Brüssel hatte man hingegen nur von einer einzigen Beschwerde Kenntnis. Die Kommission hat erklärt, dass sie die Unterstützung im Falle eines direkten Zusammenhangs zwischen EU-Ausgaben und einem Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen aussetzen werde. Die Prüfer konnten jedoch weder dokumentierte Beispiele noch praktische Leitlinien dafür feststellen, wie dies geschehen könnte. Die Kommission hat dem Rechnungshof Beispiele für Situationen genannt, die zur Aussetzung bestimmter Tätigkeiten in Libyen führen würden. Der Hof fand eindeutige Hinweise darauf, dass eine dieser Situationen eingetreten war. Dennoch hat die Kommission die Tätigkeit des EUTF Afrika in Libyen bislang nicht ausgesetzt.
Die Frage der Menschenrechte afrikanischer Migranten hat Brisanz. In Libyen leiden Migranten laut Human Rights Watch unter “unmenschlichen Bedingungen, Folter, Zwangsarbeit und sexuellen Übergriffen in willkürlichen und unbefristeten Haftanstalten”, sowohl durch Kräfte der beiden konkurrierenden Regierungen als auch in Einrichtungen, die von Schmugglern und Menschenhändlern kontrolliert werden. Der Rechnungshof beklagt in seinem Report, dass EU-Akteure Menschenrechtsrisiken wie etwa die unzweckmäßige Nutzung von Ausrüstung durch Dritte nicht ausreichend beachtet haben. Eine Untersuchung des Guardian berichtete erst vergangene Woche über Vorwürfe weit verbreiteter Misshandlungen durch EU-finanzierte Sicherheitskräfte in Tunesien, einschließlich sexueller Gewalt gegen schutzbedürftige Frauen.
EUTF Afrika wurde 2015 von der EU-Kommission mit einem ursprünglichen Umfang von 1,8 Milliarden Euro ins Leben gerufen, um die irreguläre Migration in Afrika einzudämmen. Zu den Prioritäten gehören Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels, regionale Stabilisierungsbemühungen und der Schutz gefährdeter Migranten. Inzwischen wurden über fünf Milliarden Euro in den Fonds eingezahlt und 27 afrikanische Länder mit 933 Verträgen im Rahmen von 248 Programmen unterstützt. Bis Dezember 2023 wurden gut 4,5 Milliarden Euro ausgezahlt. Der Fonds läuft 2025 aus, seine Aufgaben sollen dann durch das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit – Europa in der Welt (NDICI/Europa in der Welt) übernommen werden.
Mehr als die Hälfte der Migration in Afrika ist laut Statista intrakontinental. Nur jeder vierte afrikanische Migrant hat Europa zum Ziel. Die Mehrheit der in der EU ankommenden irregulären Migranten kommt aus Asien und dem Nahen Osten. Die meisten Menschen, die das Meer über die westafrikanische Route oder die westliche oder zentrale Mittelmeerroute überqueren, kommen jedoch aus afrikanischen Ländern. So sind zwischen 2014 und 2022 auf der besonders gefährlichen zentralen Mittelmeerroute mehr als 20.000 Menschen ums Leben gekommen oder verschwunden, wie die Internationale Organisation für Migration im World Migration Report 2024 berichtet.
Um künftig besser mit irregulärer Migration umgehen zu können, hat der Europäische Rechnungshof folgende Empfehlungen an die Kommission ausgesprochen:
Anders als noch beim ersten Report von 2018 hat die Kommission alle vom Rechnungshof vorgeschlagenen Empfehlungen vollständig angenommen. Auch die damals angenommen Empfehlungen wurden bislang jedoch nicht alle vollständig umgesetzt.
Als beim Rugbyklassiker zwischen Südafrika und Neuseeland Ende August in Johannesburg die Gastmannschaft vor dem Spiel den Haka, den Maori-Ritualtanz, darbot, wurde es am Himmel über dem Ellis-Park-Stadion laut. Ein Airbus A380 der Emirates Airline flog in rund 200 Metern Höhe über das Stadion, das mit 62.000 Zuschauern ausverkauft war, gefolgt von einem Feuerwerk.
Dass Emirates diesen spektakulären Flug durchführte, ist ein Zeichen des boomenden Flugmarktes in Afrika, an dem auch immer mehr globale Top-Airlines teilhaben wollen. Die International Air Transport Association (IATA) verzeichnete allein im Mai eine Zunahme des globalen Passagierflugverkehrs von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und schätzt, dass der globale Flugverkehr die Rekordzahlen von vor der COVID-19-Pandemie noch in diesem Jahr überflügeln wird.
Afrika ist dabei mit 14,1 Prozent die am drittschnellsten wachsende Region, hinter Asien-Pazifik (27 Prozent) und Lateinamerika (15,9 Prozent), aber noch vor Europa (11,7 Prozent). Derzeit ist der globale Marktanteil des afrikanischen Flugpassiermarktes mit 2,1 Prozent noch gering und nicht einmal ein Zehntel des europäischen Marktes, der 27,1 Prozent hat. Die Tendenz ist aber steigend für Afrika. Vor allem die beiden Nahost-Airlines Emirates und Qatar Airways sowie Turkish Airlines haben das Potenzial erkannt.
Aber auch einige afrikanische Airlines erleben einen Boom und versuchen, sich Marktanteile zu sichern. Für 2023 listet Business Insider Africa Ethiopian Airlines, Royal Air Maroc und South African Airlines als die drei erfolgreichsten Airlines in Afrika. Die größten Airlines sind derzeit Ethiopian Airlines (135 Flugzeuge), Egypt Air (71) und Air Algérie (55). Zu anderen wichtigen aufsteigenden Airlines gehören Kenya Airways und RwandAir. Sie buhlen um mehr Passagiere und möchten in ihrer jeweiligen Region internationale Flugdrehkreuze aufbauen.
Äthiopien hat im August die Entwicklung eines neuen Flughafens mit vier Start- und Landebahnen in Auftrag gegeben. Das in der ersten Phase sechs Milliarden US-Dollar teure Megaprojekt 45 Kilometer außerhalb von Addis Abeba soll 100 Millionen Passagiere abfertigen können, viermal so viel wie der derzeitige Flughafen. “Es ist ein Fünfjahresprojekt, das 2029 abgeschlossen sein wird. Es wird das größte in Afrika sein”, sagte Mesfin Tasew, CEO von Ethiopian Airlines.
Kairo hat vor einigen Jahren zwei neue Flughäfen, Capital International Airport und Sphinx International Airport, eröffnet, um den Hauptflughafen Cairo International Airport zu entlasten. Ruanda baut schon seit Jahren am neuen 1,3 Milliarden teuren Bugesera International Airport, der 2027 in Betrieb genommen und ein wichtiger Hub in Ostafrika werden soll. Qatar Airways kaufte im Mai 60 Prozent Anteile an dem Großprojekt und gleichzeitig 49 Prozent von RwandAir.
Im benachbarten Nairobi versuchte die Regierung, den überlasteten und veralteten Jomo Kenyatta International Airport an den indischen Konzern Adani Group für 30 Jahre zu verleasen. Die Transaktion löste heftige Proteste und Streiks aus. Klagen führten dazu, dass das höchste Gericht von Kenia den Deal erst einmal blockiert hat. Auch die Lufthansa möchte im lukrativen ostafrikanischen Markt expandieren. Nach einer neunjährigen Pause bedient seit Juni die Lufthansa-Tochtergesellschaft Brussels Airlines wieder die Route Nairobi-Brüssel. Hinzu kommt nach 19 Jahren Pause wieder eine Direktverbindung zwischen München und Johannesburg. Mit drei Flügen pro Woche erhöhen sich die Sitzkapazitäten von und nach Johannesburg um knapp 900 Plätze oder 34 Prozent.
Dakar in Westafrika hat seit 2017 zwei Flughäfen. Lagos plant gerade einen zweiten Flughafen und beansprucht, Hub in Westafrika zu sein. Das würde der Kotoka International Airport in Accra, der kürzlich erweitert wurde, auch gerne sein. Nach Passagieraufkommen sind jedoch die drei größten Flughäfen in Afrika Kairo, Johannesburg und Kapstadt, gefolgt von Casablanca, dessen Airline Royal Air Maroc kürzlich saniert wurde und jetzt zu den Top-Airlines auf dem Kontinent aufstieg.
Doch die internationale Konkurrenz schläft nicht, wie der erste “Flyover” einer Emirates-Maschine in Afrika zeigt. Ab sofort gibt es zwei Flüge täglich von Johannesburg nach Dubai mit dem A380, der größten Passagiermaschine der Welt. Der dritte tägliche Flug findet mit der kleineren Boeing 777 statt. Insgesamt sind es 21 Flüge pro Woche. Diese Woche kündigte die Airline an, dass ein vierter im März 2025 hinzukommen wird, “um die steigende Nachfrage zu und von diesem Markt besser bedienen zu können”, so der stellvertretende Emirates-Präsident, Adnan Kazim.
Schon seit 29 Jahren fliegt Emirates nach Südafrika, mit täglichen Verbindungen auch nach Durban und Kapstadt. Zudem unterhält die Airline seit Jahren Partnerschaften mit südafrikanischen Airlines, unter anderem mit der gebeutelten South African Airways (SAA) und der erfolgreichen Regionalgesellschaft Airlink. Das gibt Emirates Zugang zu 60 Regionaldestinationen, vor allem im südlichen Afrika, was der Schwerpunkt für Emirates auf dem Kontinent ist.
Seit der erste Emirates-Flug in Antananarivo Anfang September landete, steuert die Airline 22 Flughäfen in Afrika an, darunter wichtige Metropolen wie Dakar, Lagos, Nairobi, Kairo und Addis Abeba. Turkish Airlines bedient 50 Flughäfen auf dem Kontinent, 39 davon in Subsahara-Afrika. Qatar Airways versucht ebenfalls, ein Stück vom Kuchen abzubekommen und erwarb im August einen 25-prozentigen Anteil an Airlink.
Frankreich reduziert im kommenden Jahr die staatliche Entwicklungshilfe um mehr als eine Milliarde Euro. Der neue Premierminister Michel Barnier reagiert im Haushaltsentwurf für 2025 auf eine Verschuldung von 100,6 Prozent des BIP und ein Budgetdefizit von 5,5 Prozent. In einem 13 Seiten langen Papier hat er der Nationalversammlung seine Vorstellungen für Obergrenzen unterbreitet. Die Ausgaben sollen 2025 unverändert bei 492 Milliarden Euro bleiben. Für die Ressorts jedoch werden die Ausgaben von 356,9 Milliarden auf 353,8 Milliarden Euro. Das sind Minderausgaben von 3,1 Milliarden Euro.
Zu den größten Leidtragenden der Kürzungen zählt die staatliche Entwicklungshilfe. Diese soll von 6,7 Milliarden auf 5,4 Milliarden Euro gesenkt werden, während das Budget für die Außenpolitik nur leicht von 3,3 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro sinken und der Wehretat von 47,2 Milliarden auf 50,5 Milliarden Euro steigen soll.
In Deutschland bekommt das BMZ im kommenden Jahr fast doppelt so viele Mittel, obwohl auch dieses Ministerium von Mittelkürzungen im Bundeshalt 2025 stark betroffen ist. Der Etat für das BMZ schrumpft um eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro, nach 11,3 Milliarden Euro im laufenden Haushaltsjahr. Damit fällt die Kürzung in Frankreich ähnlich hoch aus wie in Deutschland, allerdings von einer niedrigeren Basis aus.
Im vergangenen Jahr gab Frankreich laut Zahlen der OECD 15,4 Milliarden Euro im Rahmen der Official Development Assistance (ODA) aus, während Deutschland auf 32,2 Milliarden Euro kam. Die französischen ODA teilen sich so auf (in Klammern die Zahlen für Deutschland):
Der französische Rechnungshof beklagte am Donnerstag in einem Bericht an den Finanzausschuss des Senats, dass die ODA in den vergangenen sechs Jahren zwar um 46 Prozent gestiegen sei, aber zu ineffizient eingesetzt würde. Der Rechnungshof schlägt eine “Rationalisierung” der Zahlungen an internationale Organisationen vor, da 271 internationale Organisationen wie die UNO von diesen profitierten. Darüber hinaus beklagt der Rechnungshof “die allgemeine Fülle der verfügbaren Instrumente”.
Frankreich hatte Anfang 1999 das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in das Außenministerium eingegliedert. Dennoch stellte der französische Rechnungshof in einem Bericht aus dem Jahr 2023 fest, dass die Entwicklungshilfe weniger zentralisiert sei als in Deutschland. In Berlin nehme das BMZ eine Scharnierfunktion für die Koordinierung der Entwicklungshilfe ein. In Frankreich dagegen habe die staatliche Entwicklungsorganisation Agence française pour le Développement (AFD) eine relativ große Autonomie aufgrund der Aufteilung der Kompetenzen zwischen Außen- und Finanzministerium. hlr
Cyril Ramaphosa, Südafrikas Präsident, hat vor den Vereinten Nationen die Prioritäten skizziert, die Pretoria verfolgen will, wenn es den G20-Vorsitz für 2025 übernimmt. Unter den Top-Themen sind die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer, die Reform des UN-Sicherheitsrates und eine gerechte Verteilung von Impfstoffen. Südafrika werde sich für Afrika und den globalen Süden einsetzen, sagte Ramaphosa am Dienstag während seiner Ansprache vor der 79. UN-Vollversammlung in New York.
Südafrika ist das einzige Land aus Afrika in der G20, dem Zusammenschluss der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, in das im vergangenen Jahr auch die Afrikanische Union (AU) aufgenommen wurde. Am 1. Dezember dieses Jahres wird das Land die G20-Präsidentschaft von Brasilien übernehmen.
Es sei “von entscheidender Bedeutung”, so der Präsident, dass “Klimaschutzmaßnahmen die globale Ungleichheit nicht vertiefen oder die Entwicklungsambitionen des globalen Südens unterdrücken.” Die Industrienationen hielten ihre vereinbarten Klimaverpflichtungen nicht ein: “Wir wiederholen den Aufruf zu einer nachhaltigen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen.”
Zudem verlangte Ramaphosa eine Reform der UN-Sicherheitsrates, einschließlich der Aufnahme afrikanischer Staaten. Dies folgt dem sogenannten Ezulwini-Konsens, in dem die AU bereits 2005 forderte, “nicht weniger als zwei ständige Sitze”, was die USA neben einem ständigen Sitz unter anderem für Deutschland unterstützt, und fünf nichtständige Sitze für Afrika im Sicherheitsrat zu haben.
Bislang hat der Kontinent nur drei nichtständige Sitze, derzeit Algerien, Mosambik und Sierra Leone. Die zehn nichtständigen Sitze werden von der UN-Generalversammlung auf Rotationsbasis bestimmt. Für Ramaphosa blieb Afrika immer noch von den “wichtigsten Entscheidungsstrukturen ausgeschlossen”. Der Sicherheitsrat müsse “inklusiver werden”, damit “die Stimmen aller Nationen gehört und berücksichtigt werden.” Afrika sei bereit, seinen Teil zum Aufbau einer sichereren Weltordnung beizutragen.
In Bezug auf die Ausbreitung der Mpox-Krankheit forderte Ramaphosa die internationale Gemeinschaft auf, “Impfstoffvorräte und andere medizinische Gegenmaßnahmen zu mobilisieren, um sie dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden”. Ramaphosa setzte sich zudem für einen Waffenstillstand in Gaza ein. Südafrika wird im Oktober die offizielle Klage vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Genozid einreichen. as
Am 8. Oktober trifft Bundespräsident Steinmeier den mauretanischen Präsidenten Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani auf Schloss Bellevue, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Ghazouani steht seit Februar auch der Afrikanischen Union vor. Seine Amtszeit dauert ein Jahr. In der Mitteilung des Präsidialamtes ist Ghazouani nur in seiner Funktion als mauretanischer Präsident erwähnt. Einzelheiten, worum es bei dem Gespräch gehen wird, lagen nicht vor.
In New York hatte Ghazouani am Rande des Zukunftsgipfels bereits mit Bundeskanzler Olaf Scholz gesprochen. Laut mauretanischer Nachrichtenagentur sei es um die deutsch-mauretanische Zusammenarbeit gegangen. Mauretanien ist etwa drei Mal so groß wie Deutschland, hat aber weniger als fünf Millionen Einwohner. Dafür besitzt das Land große Rohstoffvorkommen, beispielsweise Eisenerz um die Minenstadt F’dérik, das unter anderem mit deutscher Finanzhilfe durch die KfW gefördert wird.
Deutschland interessiert sich außerdem für grünen Wasserstoff, den Mauretanien in großem Stil produzieren will. Es bestehen mehrere Memoranda of Understanding mit verschiedenen Konsortien, unter anderem mit deutscher Beteiligung. Mauretanien ist auf europäischer Ebene außerdem ein Partner für die Migration und hat mit der EU ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. lcw
Am Sonntag, 29. September soll die aktuelle Haftstrafe des ägyptischen Bloggers und Aktivisten Alaa Abd el-Fattah enden. 1.825 Tage wird er dann seit seiner letzten Inhaftierung im September 2019 im Gefängnis gesessen haben. Es ist nicht die erste Haftstrafe des wohl prominentesten Vertreters der ägyptischen Revolution von 2011. Seit der gewaltsamen Machtergreifung Präsident al-Sisis vor elf Jahren hat er nur wenige Wochen in Freiheit verbracht. Sein Vergehen: der Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in einem der repressivsten und brutalsten Regime der Region. Offiziell wird ihm die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen. Das Schicksal dieser zentralen Persönlichkeit der ägyptischen demokratischen Zivilgesellschaft steht für das vieler anderer.
Schätzungsweise 70.000 politische Häftlinge sitzen in ägyptischen Gefängnissen. Das Regime verfolgt seine Gegner*innen unerbittlich, foltert und inhaftiert sie, lässt sie gewaltsam verschwinden. Doch nicht nur Regierungsgegner*innen geraten ins Visier der Sicherheitskräfte: Insbesondere für junge Frauen kann schon die Veröffentlichung von Fotos in modischer Kleidung zu einer Verhaftung wegen des “Verstoßes gegen Familienwerte” führen. Ägypten ist unter al-Sisi zu einem autokratisch geführten Unrechtsstaat geworden.
Gegenüber der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten präsentiert sich al-Sisi gerne als Garant für Stabilität und Sicherheit in der Region sowie als verlässlicher Partner für wirtschaftliche Kooperation und die Eindämmung von Migration. Doch auch wenn er damit in Brüssel erstaunlich gut durchkommt: Die Situation im Land zeichnet ein anderes Bild.
Fast 30 Prozent der 110 Millionen Ägypter*innen leben unter der nationalen Armutsgrenze. Das Land ist hoch verschuldet – unter anderem beim Internationalen Währungsfonds, der EU und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dem ausländischen Geld stabilisiert das Regime jedoch nicht die Wirtschaft. Es investiert stattdessen in kostenintensive Megaprojekte wie den Bau einer neuen Hauptstadt in der Wüste, die aus klima- und sozialpolitischer Sicht äußerst zweifelhaft sind.
Hinzu kommt: Große Teile der Wirtschaft werden vom Militär kontrolliert, wodurch ein fairer Wettbewerb verhindert und Klientelismus und Korruption Vorschub geleistet werden. Al-Sisi erkauft sich so die Loyalität des Militärs. Mit der Folge, dass viele Menschen das Land verlassen.
36.791 Ägypter*innen erreichten in den Jahren 2022 und 2023 Italien auf Booten – sie machten zwischen zehn und 20 Prozent aller Migrant*innen in den beiden Jahren aus. Und das, obwohl das Regime seit 2016 die Küste streng bewacht. Seitdem verläuft die Hauptmigrationsroute für Ägypter*innen in die EU über Libyen. Und damit über die Route, auf der Migrant*innen der größten Gefahr von Ausbeutung, Folter und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
Prekär ist auch die Situation von Migrant*innen in Ägypten. Viele leben ohne Papiere im Land und sind von Gesundheitsversorgung, Bildungssystem und formellem Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Auch sind Migrant*innen – mit oder ohne Papiere – der Willkür der ägyptischen Sicherheitskräfte ausgeliefert. Razzien, Inhaftierungen und gewaltsame Abschiebungen insbesondere von Sudanes*innen, die vor dem Krieg im eigenen Land nach Ägypten geflüchtet sind, werden häufiger.
Doch die Fakten scheinen keinen Einfluss auf Europas Politik gegenüber Ägypten zu haben: Erst im Juli 2024 vereinbarten beide Seiten die Zahlung von einer Milliarde Euro kurzfristiger Mikrofinanzhilfe der EU an Ägypten. Es stellt den ersten Teil der zu Jahresbeginn angekündigten Maßnahmen im Rahmen der strategischen und umfassenden Partnerschaft zwischen der EU und Ägypten dar. Allerdings wird die Menschenrechtssituation in Ägypten in diesem Dokument mit keinem Wort thematisiert. Eine vertane Chance, dem Selbstanspruch der EU gerecht zu werden, für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit einzustehen.
Der Fall Alaa Abd el-Fattahs bietet eine neue Gelegenheit dazu: Die EU sollte darauf drängen, dass das ägyptische Regime ihm die Ausreise nach Großbritannien gestattet, dessen Staatsbürger er ist und wo seine Familie lebt. Al-Sisi hingegen könnte damit einen Schritt in die richtige Richtung machen, um zu beweisen, dass er Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte tatsächlich achtet.
Anna Schwarz ist Referentin Nordafrika bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie absolvierte ein Master-Studium Internationale Studien/Friedens- und Konfliktforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Anschließend arbeitete sie im Büro von Rebecca Harms, MdEP und ehemalige Fraktionsvorsitzende Die Grünen/EFA.
Reuters: Warum Westafrika zum globalen Terrorismus-Hotspot wurde. Die Zahl der Gewalttaten dschihadistischer Gruppen in Burkina Faso, Mali und Niger hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt, zeigen die Daten der Organisation Armed Conflict Location & Event Data (ACLED). Burkina Faso ist das wohl am stärksten betroffenen Land. Dem Institute for Economics and Peace (IEP) zufolge steht das Land in diesem Jahr zum ersten Mal an der Spitze des globalen Terrorismus-Index. Etwa die Hälfte von Burkina Faso befindet sich nach Angaben der UN außerhalb der Kontrolle der Regierung, sowohl Al-Qaida und der Islamische Staat seien auf dem Vormarsch. Laut dem Roten Kreuz ist Terrorismus ausschlaggebend für die steigende Migration aus den westafrikanischen Staaten.
New York Times: Russland unterzeichnet Satellitenabkommen mit Sahel-Juntas. Repräsentanten aus Mali, Niger und Burkina Faso sowie von der russischen Raumfahrtbehörde haben in der malischen Hauptstadt eine Partnerschaft zur Stärkung der Sicherheit, zur Bewältigung von Naturkatastrophen und zur Verbesserung des Internetzugangs unterzeichnet. Die Partnerschaft sieht vor, dass die russische Raumfahrtagentur die drei Länder bei der Einrichtung eines Telekommunikationssystems unterstützt. Außerdem sollen Satelliten zur Überwachung der Grenzgebiete der Länder eingesetzt werden, in denen sich islamistische Aufständische, die mit Al-Qaida und dem Islamischen Staat verbunden sind, frei bewegen und regelmäßig militärische Truppen und Zivilisten angreifen.
AP: DR Kongo zieht gegen Ruanda vor Ostafrikanischen Gerichtshof. Der Ostafrikanische Gerichtshof mit Sitz in Arusha, Tansania, hat am Donnerstag das Verfahren in einem Fall eröffnet, den die DR Kongo gegen das Nachbarland Ruanda eingereicht hat. Ruanda wird vorgeworfen, durch die Entsendung von Truppen die Souveränität und territoriale Integrität des Kongo verletzt zu haben. Im Juli schätzten UN-Experten, dass zwischen 3.000 und 4.000 ruandische Soldaten im Osten Kongos an der Seite der Rebellengruppe M23 stationiert sind. Der Gerichtshof wurde 1999 im Rahmen eines Abkommens zwischen einer Gruppe ostafrikanischer Staaten als Regionalgericht eingerichtet und soll Fälle aus Kenia, Burundi, Ruanda, Uganda und Tansania verhandeln. Der Gerichtshof ist von den Vereinten Nationen ratifiziert worden.
Africa Intelligence: Ruanda vergibt Auftrag für neuen Flughafen. Die Bugesera Airport Company, die sich im Besitz der ruandischen Regierung und der staatlichen katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways befindet, hat den Auftrag für den neuen Flughafen Bugesera, 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Kigali, an das portugiesische Unternehmen Mota-Engil, die katarische Gruppe UCC und Consolidated Contractors Co (CCC) aus Griechenland vergeben. Die Baukosten sind mit 1,61 Milliarden Dollar veranschlagt. Der Flughafen wird die größte Investition Katars auf dem afrikanischen Kontinent sein. Qatar Airways hat bereits eine 49-prozentige Beteiligung an der ruandischen Fluggesellschaft RwandAir erworben und eine tägliche Verbindung nach Kigali eröffnet.
Bloomberg: Kamoa-Kakula-Kupfermine in DR Kongo soll expandieren. Die chinesische Zijin Mining Group erwägt eine Erweiterung ihrer Kupfermine Kamoa-Kakula im Süden der DR Kongo, deren Besitz sie mit dem Unternehmen Ivanhoe Mines des Rohstoffmagnaten Robert Friedland und der kongolesischen Regierung teilt. Damit würde die Mine zu einer der weltweit größten Einzelquellen für Kupfer werden. Zijin will die riesige Mine auf eine Kapazität von einer Million Tonnen pro Jahr ausbauen, was weit über das derzeitige Ziel von 600.000 Tonnen hinausgeht. Kamoa-Kakula gehört zu den wenigen großen und qualitativ hochwertigen Minen, die in den letzten zehn Jahren in Produktion gegangen sind, in denen die Nachfrage nach Kupfer aus umweltfreundlichen Industrien zu steigen begann.
African Business: Botswana will Abhängigkeit von Diamanten verringern. Botswana hat in hohem Maße von seiner Diamantenindustrie profitiert, die in einem typischen Jahr 80 bis 90 Prozent der Exporteinnahmen des Landes erwirtschaftet. Doch die Abhängigkeit von Diamanten stellt auch ein offensichtliches Risiko dar, da synthetische Diamanten immer beliebter werden. Der IWF sagt voraus, dass das BIP-Wachstum 2024 auf nur ein Prozent schrumpfen wird, gegenüber 2,7 Prozent im Vorjahr und 5,5 Prozent im Jahr 2022. Die Agrarindustrie, der Kupferbergbau und der Tourismus zählen zu den vielversprechendsten Sektoren für eine Diversifizierung der botswanischen Wirtschaft.
The Economist: Was ein Solar-Startup über das Geschäft an den schwierigsten Orten des Kontinents verrät. Als das Solarunternehmen Aptech Africa 2011 im Südsudan gegründet wurde, verfügten die beiden eritreischen Gründer über gerade einmal 20.000 Dollar. Im Jahr 2023 war Aptech schon 50 Millionen Dollar wert, hatte Niederlassungen in neun afrikanischen Ländern und war in 20 weiteren Ländern tätig. In Kürze wird das Unternehmen ein Geschäft in Papua-Neuguinea eröffnen und damit eine Expansion weit über die Grenzen des Kontinents hinaus einleiten. Im Gegensatz zu bekannteren Start-ups in Afrika ist Aptech ohne viel ausländisches Kapital gewachsen. Sein Aufstieg ist eine Erinnerung daran, dass Erfolg in Afrika nicht auf Hilfe von außen angewiesen sein muss.
Bloomberg: Weltbank sucht Kompromiss zur Beendigung des Darlehensstopps in Uganda. Die Weltbank und Uganda arbeiten zusammen, um den Kreditstopp aufzuheben, der verhängt wurde, nachdem das ostafrikanische Land ein repressives Anti-Homosexuellen-Gesetz verabschiedet hatte. Bürgerrechtsgruppen befürchten, dass die Nachsicht der Weltbank einen weltweiten Präzedenzfall schaffen wird. Die Weltbank und die ugandische Regierung haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, mit dem sichergestellt werden soll, dass Angehörige der LGBTQ-Gemeinschaft gleichermaßen von Projekten profitieren können, die von der Bank finanziert werden – ein notwendiger Schritt für die Wiederaufnahme der Finanzierung.
Semafor: Globaler Protektionismus könnte digitalen Handel in Afrika behindern, sagt die WTO-Chefin. Afrikanische Länder sollten zusammenarbeiten, um Regulierungssysteme zu entwickeln, die den digitalen Handel auf dem gesamten Kontinent fördern, sagte Ngozi Okonjo-Iweala, die Leiterin der Welthandelsorganisation, in einem Interview mit Semafor. Als größte Hindernisse für den digitalen Handel in Afrika nannte sie Infrastrukturdefizite und uneinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen. Um Afrikas Kapazitäten für den digitalen Handel zu erhöhen, seien größere Investitionen in die Strom- und Telekommunikationsinfrastruktur erforderlich, so Okonjo-Iweala. Nach Schätzungen der Weltbank sind etwa 600 Millionen Afrikaner ohne Strom, was etwa 40 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Bloomberg: Mpox-Verdachtsfälle in mehr als 15 afrikanischen Ländern. In mindestens 15 afrikanischen Ländern sind Verdachtsfälle von Mpox aufgetreten, wie Jean Kaseya, Generaldirektor der Africa Centres for Disease Control and Prevention, am Donnerstag mitteilte. Viele der Fälle können wegen unzureichender Tests nicht bestätigt werden, sagte er. Bisher wurden in diesem Jahr auf dem Kontinent mehr als 32.000 Fälle bestätigt und 840 Todesfälle verzeichnet. “Das ist nur die Spitze des Eisbergs”, sagte Kaseya.
“Wenn Du es Dir gedanklich vorstellen kannst, dann kannst Du es auch tun.” Oder: “Wenn Deine Träume Dir keine Angst einjagen, dann sind sie nicht groß genug.” An Sätzen wie diesen hat die Unternehmerin Mosunmola “Mo” Abudu scheinbar ein unerschöpfliches Reservoir. Sie platziert ihre Einsichten gerne und prominent in Interviews, wenn sie nach ihrem Erfolg gefragt wird. Denn den hat die Nigerianerin unbestritten: Forbes wählte sie 2023 erneut zu den weltweit 100 mächtigsten Frauen. Abudu gehört Ebony Life TV, eines der erfolgreichsten TV-Netzwerke Afrikas.
Mo Abudu ist eine Meisterin der Inszenierung und sie weiß, was das afrikanische Mittel- und Oberschichtpublikum gerne sehen will: Serien wie etwa Sons of the Caliphate oder Desperate Housewives Africa. Im Jahr 2020 machte Ebony Life TV weltweit Schlagzeilen, als sie erstmals für den afrikanischen Kontinent eine Partnerschaft mit Netflix abschloss – das unter anderem Sons of the Caliphate übernahm.
Die Liste der Deals, die Ebony Life Studios abgeschlossen hat, ist lang. Und sie spiegelt auch Hollywoods Interesse am afrikanischen Markt – und insbesondere an Nollywood – wider: Ebony hat nach eigenen Angaben Verträge mit Will Smith und Jada Pinkett Smiths Westbrook Studios geschlossen, um Filme und TV-Inhalte mit Fokus auf und für Afrika zu entwickeln und zu produzieren. Neben der schon erwähnten Zusammenarbeit mit Netflix hat sich Ebony Life auch mit Sony, AMC und der BBC zusammengetan.
Dabei ist Abudu, die kürzlich ihren 60. Geburtstag feierte, eine Quer- und Späteinsteigerin ins Medienbusiness. Geboren in London kam sie als Siebenjährige nach Nigeria und ging im Alter von elf Jahren wieder nach Europa zurück. Später arbeitete Abudu zunächst im Personalwesen und ergatterte mit Ende 20 als bereits mehrfache Mutter einen Job in der lukrativen Ölindustrie Nigerias.
Doch sie wollte Veränderung, wie Abudu ihr modernes Erfolgsmärchen erzählt. Also belegte sie Kurse und startete mit ihrer Sendung Moments with Mo – da war sie bereits 40 Jahre alt. Dem Talkformat verdankte Mo Abudu den Spitznamen “Africa’s Oprah”, in Anlehnung an US-Talkmasterin Oprah Winfrey.
Erster Gast für Mo Abudu war niemand Geringeres als Nigerias wichtigster Schriftsteller und Intellektueller Wole Soyinka, der im Jahr 1986 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist. Das Interview sei grandios gescheitert, und sie habe es wiederholen müssen, erzählt Abudu in einem Videoclip für die nigerianische Ausgabe des Frauenmagazins Marie Claire.
Ihre Botschaft: Scheitern gehört zum Geschäft. In Nigeria reiht sich Abudu in eine Reihe mächtiger Frauen im Filmbusiness ein: etwa die Produzentinnen Jade Osiberu und Omoni Oboli oder die Regisseurinnen Kemi Adetiba, Funke Akindele und Tope Oshin, neben Schauspielerinnen wie Genevieve Nnaji und Toyin Abraham. Nigeria ist mit seiner Frauenpower die Ausnahme in der weiterhin noch männlich dominierten Branche.
Auch in Deutschland sorgte eine Produktion von Abudu, die auch auf Netflix lief, für Aufsehen: Òlòtūré von Regisseur Kenneth Gyang. Die Geschichte des Films dreht sich um eine junge, unerfahrene Journalistin, die verdeckt im Prostituiertenmillieu recherchiert – und sich dabei selbst in große Gefahr bringt. Radikal richte der Film seinen Blick auf das Hässliche in der Welt, hieß es etwa in der Taz. Aber es gab nicht nur gute Kritiken: Der Film habe wenig überzeugen können, schrieb etwa der renommierte nigerianische Filmexperte Wilfred Okiche. Weltweit entwickelte sich der schwierige Stoff dennoch zum Erfolg, der über Netflix in 26 Ländern gleichzeitig an den Start ging.
Mit rund 2.600 lokalen Filmproduktionen pro Jahr (inklusive DVD und Video on Demand) liegt Nigeria laut eines Unesco-Branchenberichts weit vor allen anderen afrikanischen Ländern in diesem Bereich. Auf Platz 2 folgt Ghana mit rund 600 lokalen Produktionen jährlich.
Abudu hat mit ihrer eigenen Filmschule auch eine Anlaufstelle für den Nachwuchs der Branche geschaffen. Die Ebony Life Creative Acadamey hat in Zusammenarbeit mit einer Initiative des Bundesstaates Lagos frei zugängliche Fortbildungskurse entwickelt. Lucia Weiß
Vier Hotels in Afrika schafften es in diesem Jahr auf die Liste der 50 besten Hotels weltweit:
Das Ranking wurde vergangene Woche feierlich in London veröffentlicht. Es basiert auf einer anonymen Abstimmung von Hoteliers, Journalisten und erfahrenen Luxusreisenden. Damit ist das Mount Nelson das beste Hotel auf dem afrikanischen Kontinent. Die Fünf-Sterne-Luxusherberge in der Innenstadt von Kapstadt mit Blick auf den Tafelberg, auch “The Nellie” genannt, existiert seit 218 Jahren. Im 19. und 20. Jahrhundert diente es als Anlaufpunkt für Erste-Klasse-Passagiere der britischen Union-Castle Line, die England mit Südafrika per Schiff verband. Der “Afternoon Tea” ist nach wie vor legendär in dem Hotel und meist monatelang ausgebucht.
La Mamounia, arabisch für “sicherer Hafen”, machte 1923 seine Pforten auf. Ex-Kanzler Helmut Kohl hatte hier übernachtet, Paul McCartney einen Song geschrieben und Alfred Hitchcock einen Film gedreht. Im Royal Mansour hingegen gibt es keine Zimmer, sondern nur marokkanische Riade, also traditionelle Häuser mit Innenhof und Garten. Das Hotel, seit 2010 offen, ist eine physische Manifestation von allem Marokkanischen. Und Singita liegt als Doppellodge (Lebombo und Sweni) innerhalb einer 15.000 Hektar großen Privatkonzession an der östlichen Grenze des Kruger-Parks, direkt neben Mosambik. Singita gilt als ultimativer Safari-Retreat mit ernsthaften Umweltreferenzen. Nachhaltigkeit wird in Singita, wo es nur 23 Suiten gibt, großgeschrieben.
Die besten Hotels in der Welt sind in diesem Jahr das Capella Bangkok, Passalacqua am Comer See, und Rosewood Hong Kong. Zwölf der 50 besten Hotels befinden sich in Europa, darunter vier in Frankreich und jeweils drei in England und Italien. Kein deutsches Hotel schaffte es auf die Liste. as
in Deutschland und Europa erhitzt das Thema Migration die Gemüter. Die Prüfer des Europäischen Rechnungshofs haben unterdessen nüchtern die Fakten zum milliardenschweren Nothilfe-Treuhandfonds der EU für Afrika untersucht – und kommen zu einem erstaunlichen Befund: Nach neun Jahren Laufzeit kann die EU-Kommission noch immer nicht sagen, welche Ansätze zur Reduzierung irregulärer Migration wirksam sind. Auch das Risiko von Menschenrechtsverletzungen werde nicht ausreichend berücksichtigt. Wir haben den Bericht des Rechnungshofs für sie analysiert.
Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf die wachsende Luftverkehrsbranche in Afrika und stellen Ihnen eine Grande Dame der nigerianischen Kreativwirtschaft vor. Wie immer haben wir auch aktuelle Nachrichten für Sie.
Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.
Der fünf Milliarden Euro schwere Nothilfe-Treuhandfonds der EU für Afrika (EUTF Afrika) wird nicht gezielt genug eingesetzt, um die Ursachen von Instabilität, irregulärer Migration und Vertreibung auf dem afrikanischen Kontinent zu bekämpfen, wie der Europäische Rechnungshof in einem aktuellen Bericht feststellt. Die Rechnungsprüfer bemängeln außerdem, die gemeldeten Ergebnisse seien nicht genau genug, und das Risiko von Menschenrechtsverletzungen werde nicht ausreichend berücksichtigt. Einige der Mittel wurden als Entwicklungshilfe ausgewiesen, obwohl sie nach der internationalen Regelung nicht als solche hätten deklariert werden dürfen. Bereits in ihrem 2018 veröffentlichten ersten Sonderbericht über den EUTF Afrika hatten die Prüfer festgestellt, dass der Fonds zielgerichteter hätte gestaltet werden müssen.
“Selbst nach sieben Jahren und trotz der gewonnenen Erkenntnisse und einer Halbzeitüberprüfung ist die Kommission immer noch nicht in der Lage, die effizientesten und wirksamsten Ansätze zur Reduzierung der irregulären Migration und der Zwangsvertreibungen in Afrika zu ermitteln und darüber Bericht zu erstatten“, sagte die leitende Prüferin Bettina Jakobsen bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch. Forschungsreporte, die zu mehr evidenzbasierten Maßnahmen führen sollten, wurden größtenteils erst abgeschlossen, als die Mittel schon zugeteilt waren. Sie konnten somit nicht mehr zur Lenkung des Fonds beitragen.
Zwar habe die Kommission ein System eingerichtet, um die Gesamterfolge des Fonds zu messen. Allerdings untersuchen die knapp 40 entsprechenden Indikatoren weder die Nachhaltigkeit der erzielten Erfolge, noch ob die Gründe für Instabilität, Vertreibung und irreguläre Migration reduziert wurden, bemängelt Jakobsen. Auch seien die Mittel nicht auf der Basis von migrationsspezifischen Indikatoren verteilt worden. Der Hof stellte bei der Dokumentation aller in seine Stichprobe einbezogenen Einzelprojekte Fehler und Ungenauigkeiten fest, unter anderem aufgrund von methodischen Mängeln, zu hoher Ausweisung von Outputs und mangelnder Weitergabe detaillierter Informationen seitens der Projektträger.
“Menschenrechtsrisiken wurden von der Kommission nicht umfassend beachtet”, so Jakobsen weiter. Der Rechnungshof stellte ein Fehlen von angemessenen Verfahren für die Aufzeichnung und Weiterverfolgung von Anschuldigungen über Menschenrechtsverletzungen fest. Bei ihrer Stichprobe stießen die Prüfer vor Ort auf zehn entsprechende Beschwerden – in der EU-Kommission in Brüssel hatte man hingegen nur von einer einzigen Beschwerde Kenntnis. Die Kommission hat erklärt, dass sie die Unterstützung im Falle eines direkten Zusammenhangs zwischen EU-Ausgaben und einem Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen aussetzen werde. Die Prüfer konnten jedoch weder dokumentierte Beispiele noch praktische Leitlinien dafür feststellen, wie dies geschehen könnte. Die Kommission hat dem Rechnungshof Beispiele für Situationen genannt, die zur Aussetzung bestimmter Tätigkeiten in Libyen führen würden. Der Hof fand eindeutige Hinweise darauf, dass eine dieser Situationen eingetreten war. Dennoch hat die Kommission die Tätigkeit des EUTF Afrika in Libyen bislang nicht ausgesetzt.
Die Frage der Menschenrechte afrikanischer Migranten hat Brisanz. In Libyen leiden Migranten laut Human Rights Watch unter “unmenschlichen Bedingungen, Folter, Zwangsarbeit und sexuellen Übergriffen in willkürlichen und unbefristeten Haftanstalten”, sowohl durch Kräfte der beiden konkurrierenden Regierungen als auch in Einrichtungen, die von Schmugglern und Menschenhändlern kontrolliert werden. Der Rechnungshof beklagt in seinem Report, dass EU-Akteure Menschenrechtsrisiken wie etwa die unzweckmäßige Nutzung von Ausrüstung durch Dritte nicht ausreichend beachtet haben. Eine Untersuchung des Guardian berichtete erst vergangene Woche über Vorwürfe weit verbreiteter Misshandlungen durch EU-finanzierte Sicherheitskräfte in Tunesien, einschließlich sexueller Gewalt gegen schutzbedürftige Frauen.
EUTF Afrika wurde 2015 von der EU-Kommission mit einem ursprünglichen Umfang von 1,8 Milliarden Euro ins Leben gerufen, um die irreguläre Migration in Afrika einzudämmen. Zu den Prioritäten gehören Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels, regionale Stabilisierungsbemühungen und der Schutz gefährdeter Migranten. Inzwischen wurden über fünf Milliarden Euro in den Fonds eingezahlt und 27 afrikanische Länder mit 933 Verträgen im Rahmen von 248 Programmen unterstützt. Bis Dezember 2023 wurden gut 4,5 Milliarden Euro ausgezahlt. Der Fonds läuft 2025 aus, seine Aufgaben sollen dann durch das Instrument für Nachbarschaft, Entwicklungszusammenarbeit und internationale Zusammenarbeit – Europa in der Welt (NDICI/Europa in der Welt) übernommen werden.
Mehr als die Hälfte der Migration in Afrika ist laut Statista intrakontinental. Nur jeder vierte afrikanische Migrant hat Europa zum Ziel. Die Mehrheit der in der EU ankommenden irregulären Migranten kommt aus Asien und dem Nahen Osten. Die meisten Menschen, die das Meer über die westafrikanische Route oder die westliche oder zentrale Mittelmeerroute überqueren, kommen jedoch aus afrikanischen Ländern. So sind zwischen 2014 und 2022 auf der besonders gefährlichen zentralen Mittelmeerroute mehr als 20.000 Menschen ums Leben gekommen oder verschwunden, wie die Internationale Organisation für Migration im World Migration Report 2024 berichtet.
Um künftig besser mit irregulärer Migration umgehen zu können, hat der Europäische Rechnungshof folgende Empfehlungen an die Kommission ausgesprochen:
Anders als noch beim ersten Report von 2018 hat die Kommission alle vom Rechnungshof vorgeschlagenen Empfehlungen vollständig angenommen. Auch die damals angenommen Empfehlungen wurden bislang jedoch nicht alle vollständig umgesetzt.
Als beim Rugbyklassiker zwischen Südafrika und Neuseeland Ende August in Johannesburg die Gastmannschaft vor dem Spiel den Haka, den Maori-Ritualtanz, darbot, wurde es am Himmel über dem Ellis-Park-Stadion laut. Ein Airbus A380 der Emirates Airline flog in rund 200 Metern Höhe über das Stadion, das mit 62.000 Zuschauern ausverkauft war, gefolgt von einem Feuerwerk.
Dass Emirates diesen spektakulären Flug durchführte, ist ein Zeichen des boomenden Flugmarktes in Afrika, an dem auch immer mehr globale Top-Airlines teilhaben wollen. Die International Air Transport Association (IATA) verzeichnete allein im Mai eine Zunahme des globalen Passagierflugverkehrs von 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und schätzt, dass der globale Flugverkehr die Rekordzahlen von vor der COVID-19-Pandemie noch in diesem Jahr überflügeln wird.
Afrika ist dabei mit 14,1 Prozent die am drittschnellsten wachsende Region, hinter Asien-Pazifik (27 Prozent) und Lateinamerika (15,9 Prozent), aber noch vor Europa (11,7 Prozent). Derzeit ist der globale Marktanteil des afrikanischen Flugpassiermarktes mit 2,1 Prozent noch gering und nicht einmal ein Zehntel des europäischen Marktes, der 27,1 Prozent hat. Die Tendenz ist aber steigend für Afrika. Vor allem die beiden Nahost-Airlines Emirates und Qatar Airways sowie Turkish Airlines haben das Potenzial erkannt.
Aber auch einige afrikanische Airlines erleben einen Boom und versuchen, sich Marktanteile zu sichern. Für 2023 listet Business Insider Africa Ethiopian Airlines, Royal Air Maroc und South African Airlines als die drei erfolgreichsten Airlines in Afrika. Die größten Airlines sind derzeit Ethiopian Airlines (135 Flugzeuge), Egypt Air (71) und Air Algérie (55). Zu anderen wichtigen aufsteigenden Airlines gehören Kenya Airways und RwandAir. Sie buhlen um mehr Passagiere und möchten in ihrer jeweiligen Region internationale Flugdrehkreuze aufbauen.
Äthiopien hat im August die Entwicklung eines neuen Flughafens mit vier Start- und Landebahnen in Auftrag gegeben. Das in der ersten Phase sechs Milliarden US-Dollar teure Megaprojekt 45 Kilometer außerhalb von Addis Abeba soll 100 Millionen Passagiere abfertigen können, viermal so viel wie der derzeitige Flughafen. “Es ist ein Fünfjahresprojekt, das 2029 abgeschlossen sein wird. Es wird das größte in Afrika sein”, sagte Mesfin Tasew, CEO von Ethiopian Airlines.
Kairo hat vor einigen Jahren zwei neue Flughäfen, Capital International Airport und Sphinx International Airport, eröffnet, um den Hauptflughafen Cairo International Airport zu entlasten. Ruanda baut schon seit Jahren am neuen 1,3 Milliarden teuren Bugesera International Airport, der 2027 in Betrieb genommen und ein wichtiger Hub in Ostafrika werden soll. Qatar Airways kaufte im Mai 60 Prozent Anteile an dem Großprojekt und gleichzeitig 49 Prozent von RwandAir.
Im benachbarten Nairobi versuchte die Regierung, den überlasteten und veralteten Jomo Kenyatta International Airport an den indischen Konzern Adani Group für 30 Jahre zu verleasen. Die Transaktion löste heftige Proteste und Streiks aus. Klagen führten dazu, dass das höchste Gericht von Kenia den Deal erst einmal blockiert hat. Auch die Lufthansa möchte im lukrativen ostafrikanischen Markt expandieren. Nach einer neunjährigen Pause bedient seit Juni die Lufthansa-Tochtergesellschaft Brussels Airlines wieder die Route Nairobi-Brüssel. Hinzu kommt nach 19 Jahren Pause wieder eine Direktverbindung zwischen München und Johannesburg. Mit drei Flügen pro Woche erhöhen sich die Sitzkapazitäten von und nach Johannesburg um knapp 900 Plätze oder 34 Prozent.
Dakar in Westafrika hat seit 2017 zwei Flughäfen. Lagos plant gerade einen zweiten Flughafen und beansprucht, Hub in Westafrika zu sein. Das würde der Kotoka International Airport in Accra, der kürzlich erweitert wurde, auch gerne sein. Nach Passagieraufkommen sind jedoch die drei größten Flughäfen in Afrika Kairo, Johannesburg und Kapstadt, gefolgt von Casablanca, dessen Airline Royal Air Maroc kürzlich saniert wurde und jetzt zu den Top-Airlines auf dem Kontinent aufstieg.
Doch die internationale Konkurrenz schläft nicht, wie der erste “Flyover” einer Emirates-Maschine in Afrika zeigt. Ab sofort gibt es zwei Flüge täglich von Johannesburg nach Dubai mit dem A380, der größten Passagiermaschine der Welt. Der dritte tägliche Flug findet mit der kleineren Boeing 777 statt. Insgesamt sind es 21 Flüge pro Woche. Diese Woche kündigte die Airline an, dass ein vierter im März 2025 hinzukommen wird, “um die steigende Nachfrage zu und von diesem Markt besser bedienen zu können”, so der stellvertretende Emirates-Präsident, Adnan Kazim.
Schon seit 29 Jahren fliegt Emirates nach Südafrika, mit täglichen Verbindungen auch nach Durban und Kapstadt. Zudem unterhält die Airline seit Jahren Partnerschaften mit südafrikanischen Airlines, unter anderem mit der gebeutelten South African Airways (SAA) und der erfolgreichen Regionalgesellschaft Airlink. Das gibt Emirates Zugang zu 60 Regionaldestinationen, vor allem im südlichen Afrika, was der Schwerpunkt für Emirates auf dem Kontinent ist.
Seit der erste Emirates-Flug in Antananarivo Anfang September landete, steuert die Airline 22 Flughäfen in Afrika an, darunter wichtige Metropolen wie Dakar, Lagos, Nairobi, Kairo und Addis Abeba. Turkish Airlines bedient 50 Flughäfen auf dem Kontinent, 39 davon in Subsahara-Afrika. Qatar Airways versucht ebenfalls, ein Stück vom Kuchen abzubekommen und erwarb im August einen 25-prozentigen Anteil an Airlink.
Frankreich reduziert im kommenden Jahr die staatliche Entwicklungshilfe um mehr als eine Milliarde Euro. Der neue Premierminister Michel Barnier reagiert im Haushaltsentwurf für 2025 auf eine Verschuldung von 100,6 Prozent des BIP und ein Budgetdefizit von 5,5 Prozent. In einem 13 Seiten langen Papier hat er der Nationalversammlung seine Vorstellungen für Obergrenzen unterbreitet. Die Ausgaben sollen 2025 unverändert bei 492 Milliarden Euro bleiben. Für die Ressorts jedoch werden die Ausgaben von 356,9 Milliarden auf 353,8 Milliarden Euro. Das sind Minderausgaben von 3,1 Milliarden Euro.
Zu den größten Leidtragenden der Kürzungen zählt die staatliche Entwicklungshilfe. Diese soll von 6,7 Milliarden auf 5,4 Milliarden Euro gesenkt werden, während das Budget für die Außenpolitik nur leicht von 3,3 Milliarden auf 3,2 Milliarden Euro sinken und der Wehretat von 47,2 Milliarden auf 50,5 Milliarden Euro steigen soll.
In Deutschland bekommt das BMZ im kommenden Jahr fast doppelt so viele Mittel, obwohl auch dieses Ministerium von Mittelkürzungen im Bundeshalt 2025 stark betroffen ist. Der Etat für das BMZ schrumpft um eine Milliarde Euro auf 10,3 Milliarden Euro, nach 11,3 Milliarden Euro im laufenden Haushaltsjahr. Damit fällt die Kürzung in Frankreich ähnlich hoch aus wie in Deutschland, allerdings von einer niedrigeren Basis aus.
Im vergangenen Jahr gab Frankreich laut Zahlen der OECD 15,4 Milliarden Euro im Rahmen der Official Development Assistance (ODA) aus, während Deutschland auf 32,2 Milliarden Euro kam. Die französischen ODA teilen sich so auf (in Klammern die Zahlen für Deutschland):
Der französische Rechnungshof beklagte am Donnerstag in einem Bericht an den Finanzausschuss des Senats, dass die ODA in den vergangenen sechs Jahren zwar um 46 Prozent gestiegen sei, aber zu ineffizient eingesetzt würde. Der Rechnungshof schlägt eine “Rationalisierung” der Zahlungen an internationale Organisationen vor, da 271 internationale Organisationen wie die UNO von diesen profitierten. Darüber hinaus beklagt der Rechnungshof “die allgemeine Fülle der verfügbaren Instrumente”.
Frankreich hatte Anfang 1999 das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in das Außenministerium eingegliedert. Dennoch stellte der französische Rechnungshof in einem Bericht aus dem Jahr 2023 fest, dass die Entwicklungshilfe weniger zentralisiert sei als in Deutschland. In Berlin nehme das BMZ eine Scharnierfunktion für die Koordinierung der Entwicklungshilfe ein. In Frankreich dagegen habe die staatliche Entwicklungsorganisation Agence française pour le Développement (AFD) eine relativ große Autonomie aufgrund der Aufteilung der Kompetenzen zwischen Außen- und Finanzministerium. hlr
Cyril Ramaphosa, Südafrikas Präsident, hat vor den Vereinten Nationen die Prioritäten skizziert, die Pretoria verfolgen will, wenn es den G20-Vorsitz für 2025 übernimmt. Unter den Top-Themen sind die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer, die Reform des UN-Sicherheitsrates und eine gerechte Verteilung von Impfstoffen. Südafrika werde sich für Afrika und den globalen Süden einsetzen, sagte Ramaphosa am Dienstag während seiner Ansprache vor der 79. UN-Vollversammlung in New York.
Südafrika ist das einzige Land aus Afrika in der G20, dem Zusammenschluss der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, in das im vergangenen Jahr auch die Afrikanische Union (AU) aufgenommen wurde. Am 1. Dezember dieses Jahres wird das Land die G20-Präsidentschaft von Brasilien übernehmen.
Es sei “von entscheidender Bedeutung”, so der Präsident, dass “Klimaschutzmaßnahmen die globale Ungleichheit nicht vertiefen oder die Entwicklungsambitionen des globalen Südens unterdrücken.” Die Industrienationen hielten ihre vereinbarten Klimaverpflichtungen nicht ein: “Wir wiederholen den Aufruf zu einer nachhaltigen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen.”
Zudem verlangte Ramaphosa eine Reform der UN-Sicherheitsrates, einschließlich der Aufnahme afrikanischer Staaten. Dies folgt dem sogenannten Ezulwini-Konsens, in dem die AU bereits 2005 forderte, “nicht weniger als zwei ständige Sitze”, was die USA neben einem ständigen Sitz unter anderem für Deutschland unterstützt, und fünf nichtständige Sitze für Afrika im Sicherheitsrat zu haben.
Bislang hat der Kontinent nur drei nichtständige Sitze, derzeit Algerien, Mosambik und Sierra Leone. Die zehn nichtständigen Sitze werden von der UN-Generalversammlung auf Rotationsbasis bestimmt. Für Ramaphosa blieb Afrika immer noch von den “wichtigsten Entscheidungsstrukturen ausgeschlossen”. Der Sicherheitsrat müsse “inklusiver werden”, damit “die Stimmen aller Nationen gehört und berücksichtigt werden.” Afrika sei bereit, seinen Teil zum Aufbau einer sichereren Weltordnung beizutragen.
In Bezug auf die Ausbreitung der Mpox-Krankheit forderte Ramaphosa die internationale Gemeinschaft auf, “Impfstoffvorräte und andere medizinische Gegenmaßnahmen zu mobilisieren, um sie dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden”. Ramaphosa setzte sich zudem für einen Waffenstillstand in Gaza ein. Südafrika wird im Oktober die offizielle Klage vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Genozid einreichen. as
Am 8. Oktober trifft Bundespräsident Steinmeier den mauretanischen Präsidenten Mohamed Ould Cheikh El Ghazouani auf Schloss Bellevue, wie das Bundespräsidialamt mitteilte. Ghazouani steht seit Februar auch der Afrikanischen Union vor. Seine Amtszeit dauert ein Jahr. In der Mitteilung des Präsidialamtes ist Ghazouani nur in seiner Funktion als mauretanischer Präsident erwähnt. Einzelheiten, worum es bei dem Gespräch gehen wird, lagen nicht vor.
In New York hatte Ghazouani am Rande des Zukunftsgipfels bereits mit Bundeskanzler Olaf Scholz gesprochen. Laut mauretanischer Nachrichtenagentur sei es um die deutsch-mauretanische Zusammenarbeit gegangen. Mauretanien ist etwa drei Mal so groß wie Deutschland, hat aber weniger als fünf Millionen Einwohner. Dafür besitzt das Land große Rohstoffvorkommen, beispielsweise Eisenerz um die Minenstadt F’dérik, das unter anderem mit deutscher Finanzhilfe durch die KfW gefördert wird.
Deutschland interessiert sich außerdem für grünen Wasserstoff, den Mauretanien in großem Stil produzieren will. Es bestehen mehrere Memoranda of Understanding mit verschiedenen Konsortien, unter anderem mit deutscher Beteiligung. Mauretanien ist auf europäischer Ebene außerdem ein Partner für die Migration und hat mit der EU ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. lcw
Am Sonntag, 29. September soll die aktuelle Haftstrafe des ägyptischen Bloggers und Aktivisten Alaa Abd el-Fattah enden. 1.825 Tage wird er dann seit seiner letzten Inhaftierung im September 2019 im Gefängnis gesessen haben. Es ist nicht die erste Haftstrafe des wohl prominentesten Vertreters der ägyptischen Revolution von 2011. Seit der gewaltsamen Machtergreifung Präsident al-Sisis vor elf Jahren hat er nur wenige Wochen in Freiheit verbracht. Sein Vergehen: der Einsatz für Demokratie und Menschenrechte in einem der repressivsten und brutalsten Regime der Region. Offiziell wird ihm die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen. Das Schicksal dieser zentralen Persönlichkeit der ägyptischen demokratischen Zivilgesellschaft steht für das vieler anderer.
Schätzungsweise 70.000 politische Häftlinge sitzen in ägyptischen Gefängnissen. Das Regime verfolgt seine Gegner*innen unerbittlich, foltert und inhaftiert sie, lässt sie gewaltsam verschwinden. Doch nicht nur Regierungsgegner*innen geraten ins Visier der Sicherheitskräfte: Insbesondere für junge Frauen kann schon die Veröffentlichung von Fotos in modischer Kleidung zu einer Verhaftung wegen des “Verstoßes gegen Familienwerte” führen. Ägypten ist unter al-Sisi zu einem autokratisch geführten Unrechtsstaat geworden.
Gegenüber der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten präsentiert sich al-Sisi gerne als Garant für Stabilität und Sicherheit in der Region sowie als verlässlicher Partner für wirtschaftliche Kooperation und die Eindämmung von Migration. Doch auch wenn er damit in Brüssel erstaunlich gut durchkommt: Die Situation im Land zeichnet ein anderes Bild.
Fast 30 Prozent der 110 Millionen Ägypter*innen leben unter der nationalen Armutsgrenze. Das Land ist hoch verschuldet – unter anderem beim Internationalen Währungsfonds, der EU und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit dem ausländischen Geld stabilisiert das Regime jedoch nicht die Wirtschaft. Es investiert stattdessen in kostenintensive Megaprojekte wie den Bau einer neuen Hauptstadt in der Wüste, die aus klima- und sozialpolitischer Sicht äußerst zweifelhaft sind.
Hinzu kommt: Große Teile der Wirtschaft werden vom Militär kontrolliert, wodurch ein fairer Wettbewerb verhindert und Klientelismus und Korruption Vorschub geleistet werden. Al-Sisi erkauft sich so die Loyalität des Militärs. Mit der Folge, dass viele Menschen das Land verlassen.
36.791 Ägypter*innen erreichten in den Jahren 2022 und 2023 Italien auf Booten – sie machten zwischen zehn und 20 Prozent aller Migrant*innen in den beiden Jahren aus. Und das, obwohl das Regime seit 2016 die Küste streng bewacht. Seitdem verläuft die Hauptmigrationsroute für Ägypter*innen in die EU über Libyen. Und damit über die Route, auf der Migrant*innen der größten Gefahr von Ausbeutung, Folter und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
Prekär ist auch die Situation von Migrant*innen in Ägypten. Viele leben ohne Papiere im Land und sind von Gesundheitsversorgung, Bildungssystem und formellem Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Auch sind Migrant*innen – mit oder ohne Papiere – der Willkür der ägyptischen Sicherheitskräfte ausgeliefert. Razzien, Inhaftierungen und gewaltsame Abschiebungen insbesondere von Sudanes*innen, die vor dem Krieg im eigenen Land nach Ägypten geflüchtet sind, werden häufiger.
Doch die Fakten scheinen keinen Einfluss auf Europas Politik gegenüber Ägypten zu haben: Erst im Juli 2024 vereinbarten beide Seiten die Zahlung von einer Milliarde Euro kurzfristiger Mikrofinanzhilfe der EU an Ägypten. Es stellt den ersten Teil der zu Jahresbeginn angekündigten Maßnahmen im Rahmen der strategischen und umfassenden Partnerschaft zwischen der EU und Ägypten dar. Allerdings wird die Menschenrechtssituation in Ägypten in diesem Dokument mit keinem Wort thematisiert. Eine vertane Chance, dem Selbstanspruch der EU gerecht zu werden, für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit einzustehen.
Der Fall Alaa Abd el-Fattahs bietet eine neue Gelegenheit dazu: Die EU sollte darauf drängen, dass das ägyptische Regime ihm die Ausreise nach Großbritannien gestattet, dessen Staatsbürger er ist und wo seine Familie lebt. Al-Sisi hingegen könnte damit einen Schritt in die richtige Richtung machen, um zu beweisen, dass er Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte tatsächlich achtet.
Anna Schwarz ist Referentin Nordafrika bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie absolvierte ein Master-Studium Internationale Studien/Friedens- und Konfliktforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Anschließend arbeitete sie im Büro von Rebecca Harms, MdEP und ehemalige Fraktionsvorsitzende Die Grünen/EFA.
Reuters: Warum Westafrika zum globalen Terrorismus-Hotspot wurde. Die Zahl der Gewalttaten dschihadistischer Gruppen in Burkina Faso, Mali und Niger hat sich seit 2021 nahezu verdoppelt, zeigen die Daten der Organisation Armed Conflict Location & Event Data (ACLED). Burkina Faso ist das wohl am stärksten betroffenen Land. Dem Institute for Economics and Peace (IEP) zufolge steht das Land in diesem Jahr zum ersten Mal an der Spitze des globalen Terrorismus-Index. Etwa die Hälfte von Burkina Faso befindet sich nach Angaben der UN außerhalb der Kontrolle der Regierung, sowohl Al-Qaida und der Islamische Staat seien auf dem Vormarsch. Laut dem Roten Kreuz ist Terrorismus ausschlaggebend für die steigende Migration aus den westafrikanischen Staaten.
New York Times: Russland unterzeichnet Satellitenabkommen mit Sahel-Juntas. Repräsentanten aus Mali, Niger und Burkina Faso sowie von der russischen Raumfahrtbehörde haben in der malischen Hauptstadt eine Partnerschaft zur Stärkung der Sicherheit, zur Bewältigung von Naturkatastrophen und zur Verbesserung des Internetzugangs unterzeichnet. Die Partnerschaft sieht vor, dass die russische Raumfahrtagentur die drei Länder bei der Einrichtung eines Telekommunikationssystems unterstützt. Außerdem sollen Satelliten zur Überwachung der Grenzgebiete der Länder eingesetzt werden, in denen sich islamistische Aufständische, die mit Al-Qaida und dem Islamischen Staat verbunden sind, frei bewegen und regelmäßig militärische Truppen und Zivilisten angreifen.
AP: DR Kongo zieht gegen Ruanda vor Ostafrikanischen Gerichtshof. Der Ostafrikanische Gerichtshof mit Sitz in Arusha, Tansania, hat am Donnerstag das Verfahren in einem Fall eröffnet, den die DR Kongo gegen das Nachbarland Ruanda eingereicht hat. Ruanda wird vorgeworfen, durch die Entsendung von Truppen die Souveränität und territoriale Integrität des Kongo verletzt zu haben. Im Juli schätzten UN-Experten, dass zwischen 3.000 und 4.000 ruandische Soldaten im Osten Kongos an der Seite der Rebellengruppe M23 stationiert sind. Der Gerichtshof wurde 1999 im Rahmen eines Abkommens zwischen einer Gruppe ostafrikanischer Staaten als Regionalgericht eingerichtet und soll Fälle aus Kenia, Burundi, Ruanda, Uganda und Tansania verhandeln. Der Gerichtshof ist von den Vereinten Nationen ratifiziert worden.
Africa Intelligence: Ruanda vergibt Auftrag für neuen Flughafen. Die Bugesera Airport Company, die sich im Besitz der ruandischen Regierung und der staatlichen katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways befindet, hat den Auftrag für den neuen Flughafen Bugesera, 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Kigali, an das portugiesische Unternehmen Mota-Engil, die katarische Gruppe UCC und Consolidated Contractors Co (CCC) aus Griechenland vergeben. Die Baukosten sind mit 1,61 Milliarden Dollar veranschlagt. Der Flughafen wird die größte Investition Katars auf dem afrikanischen Kontinent sein. Qatar Airways hat bereits eine 49-prozentige Beteiligung an der ruandischen Fluggesellschaft RwandAir erworben und eine tägliche Verbindung nach Kigali eröffnet.
Bloomberg: Kamoa-Kakula-Kupfermine in DR Kongo soll expandieren. Die chinesische Zijin Mining Group erwägt eine Erweiterung ihrer Kupfermine Kamoa-Kakula im Süden der DR Kongo, deren Besitz sie mit dem Unternehmen Ivanhoe Mines des Rohstoffmagnaten Robert Friedland und der kongolesischen Regierung teilt. Damit würde die Mine zu einer der weltweit größten Einzelquellen für Kupfer werden. Zijin will die riesige Mine auf eine Kapazität von einer Million Tonnen pro Jahr ausbauen, was weit über das derzeitige Ziel von 600.000 Tonnen hinausgeht. Kamoa-Kakula gehört zu den wenigen großen und qualitativ hochwertigen Minen, die in den letzten zehn Jahren in Produktion gegangen sind, in denen die Nachfrage nach Kupfer aus umweltfreundlichen Industrien zu steigen begann.
African Business: Botswana will Abhängigkeit von Diamanten verringern. Botswana hat in hohem Maße von seiner Diamantenindustrie profitiert, die in einem typischen Jahr 80 bis 90 Prozent der Exporteinnahmen des Landes erwirtschaftet. Doch die Abhängigkeit von Diamanten stellt auch ein offensichtliches Risiko dar, da synthetische Diamanten immer beliebter werden. Der IWF sagt voraus, dass das BIP-Wachstum 2024 auf nur ein Prozent schrumpfen wird, gegenüber 2,7 Prozent im Vorjahr und 5,5 Prozent im Jahr 2022. Die Agrarindustrie, der Kupferbergbau und der Tourismus zählen zu den vielversprechendsten Sektoren für eine Diversifizierung der botswanischen Wirtschaft.
The Economist: Was ein Solar-Startup über das Geschäft an den schwierigsten Orten des Kontinents verrät. Als das Solarunternehmen Aptech Africa 2011 im Südsudan gegründet wurde, verfügten die beiden eritreischen Gründer über gerade einmal 20.000 Dollar. Im Jahr 2023 war Aptech schon 50 Millionen Dollar wert, hatte Niederlassungen in neun afrikanischen Ländern und war in 20 weiteren Ländern tätig. In Kürze wird das Unternehmen ein Geschäft in Papua-Neuguinea eröffnen und damit eine Expansion weit über die Grenzen des Kontinents hinaus einleiten. Im Gegensatz zu bekannteren Start-ups in Afrika ist Aptech ohne viel ausländisches Kapital gewachsen. Sein Aufstieg ist eine Erinnerung daran, dass Erfolg in Afrika nicht auf Hilfe von außen angewiesen sein muss.
Bloomberg: Weltbank sucht Kompromiss zur Beendigung des Darlehensstopps in Uganda. Die Weltbank und Uganda arbeiten zusammen, um den Kreditstopp aufzuheben, der verhängt wurde, nachdem das ostafrikanische Land ein repressives Anti-Homosexuellen-Gesetz verabschiedet hatte. Bürgerrechtsgruppen befürchten, dass die Nachsicht der Weltbank einen weltweiten Präzedenzfall schaffen wird. Die Weltbank und die ugandische Regierung haben ein Maßnahmenpaket geschnürt, mit dem sichergestellt werden soll, dass Angehörige der LGBTQ-Gemeinschaft gleichermaßen von Projekten profitieren können, die von der Bank finanziert werden – ein notwendiger Schritt für die Wiederaufnahme der Finanzierung.
Semafor: Globaler Protektionismus könnte digitalen Handel in Afrika behindern, sagt die WTO-Chefin. Afrikanische Länder sollten zusammenarbeiten, um Regulierungssysteme zu entwickeln, die den digitalen Handel auf dem gesamten Kontinent fördern, sagte Ngozi Okonjo-Iweala, die Leiterin der Welthandelsorganisation, in einem Interview mit Semafor. Als größte Hindernisse für den digitalen Handel in Afrika nannte sie Infrastrukturdefizite und uneinheitliche rechtliche Rahmenbedingungen. Um Afrikas Kapazitäten für den digitalen Handel zu erhöhen, seien größere Investitionen in die Strom- und Telekommunikationsinfrastruktur erforderlich, so Okonjo-Iweala. Nach Schätzungen der Weltbank sind etwa 600 Millionen Afrikaner ohne Strom, was etwa 40 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Bloomberg: Mpox-Verdachtsfälle in mehr als 15 afrikanischen Ländern. In mindestens 15 afrikanischen Ländern sind Verdachtsfälle von Mpox aufgetreten, wie Jean Kaseya, Generaldirektor der Africa Centres for Disease Control and Prevention, am Donnerstag mitteilte. Viele der Fälle können wegen unzureichender Tests nicht bestätigt werden, sagte er. Bisher wurden in diesem Jahr auf dem Kontinent mehr als 32.000 Fälle bestätigt und 840 Todesfälle verzeichnet. “Das ist nur die Spitze des Eisbergs”, sagte Kaseya.
“Wenn Du es Dir gedanklich vorstellen kannst, dann kannst Du es auch tun.” Oder: “Wenn Deine Träume Dir keine Angst einjagen, dann sind sie nicht groß genug.” An Sätzen wie diesen hat die Unternehmerin Mosunmola “Mo” Abudu scheinbar ein unerschöpfliches Reservoir. Sie platziert ihre Einsichten gerne und prominent in Interviews, wenn sie nach ihrem Erfolg gefragt wird. Denn den hat die Nigerianerin unbestritten: Forbes wählte sie 2023 erneut zu den weltweit 100 mächtigsten Frauen. Abudu gehört Ebony Life TV, eines der erfolgreichsten TV-Netzwerke Afrikas.
Mo Abudu ist eine Meisterin der Inszenierung und sie weiß, was das afrikanische Mittel- und Oberschichtpublikum gerne sehen will: Serien wie etwa Sons of the Caliphate oder Desperate Housewives Africa. Im Jahr 2020 machte Ebony Life TV weltweit Schlagzeilen, als sie erstmals für den afrikanischen Kontinent eine Partnerschaft mit Netflix abschloss – das unter anderem Sons of the Caliphate übernahm.
Die Liste der Deals, die Ebony Life Studios abgeschlossen hat, ist lang. Und sie spiegelt auch Hollywoods Interesse am afrikanischen Markt – und insbesondere an Nollywood – wider: Ebony hat nach eigenen Angaben Verträge mit Will Smith und Jada Pinkett Smiths Westbrook Studios geschlossen, um Filme und TV-Inhalte mit Fokus auf und für Afrika zu entwickeln und zu produzieren. Neben der schon erwähnten Zusammenarbeit mit Netflix hat sich Ebony Life auch mit Sony, AMC und der BBC zusammengetan.
Dabei ist Abudu, die kürzlich ihren 60. Geburtstag feierte, eine Quer- und Späteinsteigerin ins Medienbusiness. Geboren in London kam sie als Siebenjährige nach Nigeria und ging im Alter von elf Jahren wieder nach Europa zurück. Später arbeitete Abudu zunächst im Personalwesen und ergatterte mit Ende 20 als bereits mehrfache Mutter einen Job in der lukrativen Ölindustrie Nigerias.
Doch sie wollte Veränderung, wie Abudu ihr modernes Erfolgsmärchen erzählt. Also belegte sie Kurse und startete mit ihrer Sendung Moments with Mo – da war sie bereits 40 Jahre alt. Dem Talkformat verdankte Mo Abudu den Spitznamen “Africa’s Oprah”, in Anlehnung an US-Talkmasterin Oprah Winfrey.
Erster Gast für Mo Abudu war niemand Geringeres als Nigerias wichtigster Schriftsteller und Intellektueller Wole Soyinka, der im Jahr 1986 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist. Das Interview sei grandios gescheitert, und sie habe es wiederholen müssen, erzählt Abudu in einem Videoclip für die nigerianische Ausgabe des Frauenmagazins Marie Claire.
Ihre Botschaft: Scheitern gehört zum Geschäft. In Nigeria reiht sich Abudu in eine Reihe mächtiger Frauen im Filmbusiness ein: etwa die Produzentinnen Jade Osiberu und Omoni Oboli oder die Regisseurinnen Kemi Adetiba, Funke Akindele und Tope Oshin, neben Schauspielerinnen wie Genevieve Nnaji und Toyin Abraham. Nigeria ist mit seiner Frauenpower die Ausnahme in der weiterhin noch männlich dominierten Branche.
Auch in Deutschland sorgte eine Produktion von Abudu, die auch auf Netflix lief, für Aufsehen: Òlòtūré von Regisseur Kenneth Gyang. Die Geschichte des Films dreht sich um eine junge, unerfahrene Journalistin, die verdeckt im Prostituiertenmillieu recherchiert – und sich dabei selbst in große Gefahr bringt. Radikal richte der Film seinen Blick auf das Hässliche in der Welt, hieß es etwa in der Taz. Aber es gab nicht nur gute Kritiken: Der Film habe wenig überzeugen können, schrieb etwa der renommierte nigerianische Filmexperte Wilfred Okiche. Weltweit entwickelte sich der schwierige Stoff dennoch zum Erfolg, der über Netflix in 26 Ländern gleichzeitig an den Start ging.
Mit rund 2.600 lokalen Filmproduktionen pro Jahr (inklusive DVD und Video on Demand) liegt Nigeria laut eines Unesco-Branchenberichts weit vor allen anderen afrikanischen Ländern in diesem Bereich. Auf Platz 2 folgt Ghana mit rund 600 lokalen Produktionen jährlich.
Abudu hat mit ihrer eigenen Filmschule auch eine Anlaufstelle für den Nachwuchs der Branche geschaffen. Die Ebony Life Creative Acadamey hat in Zusammenarbeit mit einer Initiative des Bundesstaates Lagos frei zugängliche Fortbildungskurse entwickelt. Lucia Weiß
Vier Hotels in Afrika schafften es in diesem Jahr auf die Liste der 50 besten Hotels weltweit:
Das Ranking wurde vergangene Woche feierlich in London veröffentlicht. Es basiert auf einer anonymen Abstimmung von Hoteliers, Journalisten und erfahrenen Luxusreisenden. Damit ist das Mount Nelson das beste Hotel auf dem afrikanischen Kontinent. Die Fünf-Sterne-Luxusherberge in der Innenstadt von Kapstadt mit Blick auf den Tafelberg, auch “The Nellie” genannt, existiert seit 218 Jahren. Im 19. und 20. Jahrhundert diente es als Anlaufpunkt für Erste-Klasse-Passagiere der britischen Union-Castle Line, die England mit Südafrika per Schiff verband. Der “Afternoon Tea” ist nach wie vor legendär in dem Hotel und meist monatelang ausgebucht.
La Mamounia, arabisch für “sicherer Hafen”, machte 1923 seine Pforten auf. Ex-Kanzler Helmut Kohl hatte hier übernachtet, Paul McCartney einen Song geschrieben und Alfred Hitchcock einen Film gedreht. Im Royal Mansour hingegen gibt es keine Zimmer, sondern nur marokkanische Riade, also traditionelle Häuser mit Innenhof und Garten. Das Hotel, seit 2010 offen, ist eine physische Manifestation von allem Marokkanischen. Und Singita liegt als Doppellodge (Lebombo und Sweni) innerhalb einer 15.000 Hektar großen Privatkonzession an der östlichen Grenze des Kruger-Parks, direkt neben Mosambik. Singita gilt als ultimativer Safari-Retreat mit ernsthaften Umweltreferenzen. Nachhaltigkeit wird in Singita, wo es nur 23 Suiten gibt, großgeschrieben.
Die besten Hotels in der Welt sind in diesem Jahr das Capella Bangkok, Passalacqua am Comer See, und Rosewood Hong Kong. Zwölf der 50 besten Hotels befinden sich in Europa, darunter vier in Frankreich und jeweils drei in England und Italien. Kein deutsches Hotel schaffte es auf die Liste. as