Table.Briefing: Africa

Lithium: Welche Ambitionen Mali verfolgt + DR Kongo: Sorge vor regionaler Eskalation + AU-Vorsitz: Warum Raila Odinga in Kenia unbeliebt ist

Liebe Leserin, lieber Leser,

die globale Energiewende steigert die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen wie Lithium oder Coltan rasant. Darum geht es auch diese Woche bei der Mining Indaba in Kapstadt, einer der wichtigsten Bergbaumessen des Kontinents. Eine wichtige Frage vor Ort: Wie können die afrikanischen Staaten mehr von ihren Rohstoffen profitieren? Die Sahel-Staaten der AES, allen voran Mali, haben einen Plan, wie meine Kollegin Lucia Weiß erklärt.

Der fortschreitende Rohstoffkonflikt im Osten der DR Kongo dürfte die Messebesucher ebenfalls beschäftigen. Wir berichten über die aktuelle Lage.

Außerdem beantworten wir in dieser Ausgabe die Frage, wie Raila Odinga sich bei jungen Kenianern unbeliebt gemacht hat und worum sich der neuste Streit zwischen Donald Trump und Südafrika dreht. Nach dem Tod Horst Köhlers am Wochenende blicken wir zudem auf die Verdienste des Alt-Bundespräsidenten um den afrikanischen Nachbarkontinent.

Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Mining Indaba: Wie Mali sich im Lithium-Wettlauf aufstellt

Am Montag hat die Mining Indaba in Kapstadt begonnen. Diese gehört zu den wichtigsten Konferenzen für die Minenindustrie auf dem Kontinent. Dabei stehen auch politische Themen im Fokus. “Machtkampf in der Sahelzone: Ein Win-Win- oder Lose-Lose-Game?” – so lautet der Titel einer Diskussion, die am heutigen Dienstag auf dem Programm steht. Was da in aller Offenheit diskutiert werden soll, sind die jüngsten Umwälzungen und zum Teil sehr offen ausgetragenen Konflikte in den militärregierten Ländern der Sahel-Föderation AES (Burkina Faso, Mali und Niger). So überrascht es nicht, dass von offizieller Seite keine Diskutanten aus den betreffenden Ländern erwartet werden.

Die drei Länder haben ihre Gesetzgebungen angepasst, um mehr Einnahmen aus dem gewinnträchtigen Abbau von Gold, Uran oder auch Lithium zu behalten. Allen voran geht Mali, das bereits Mitte 2023 eine erste grundlegende Gesetzesänderung vornahm und gut ein Jahr später nochmal nachjustierte.

Vermutlich Milliarden Tonnen Lithium in Mali

Das Sahel-Land, bisher vor allem als Goldproduzent bekannt, besitzt auch ein durchaus beachtliches Vorkommen an Lithium. Laut einem Bericht der Transparenzinitiative für die extraktiven Industrien (ITIE) und der malischen Regierung von Mitte 2024 liegen vor allem bei Sikasso und Kayes vermutlich Vorkommen von 5781 Millionen Tonnen Lithium.

In Mali sind mehrere Unternehmen autorisiert, den Abbau von Lithium zu prüfen beziehungsweise durchzuführen, unter anderem Mine Kale, Timbuctu Ressources sowie Futur Minerals (eine Tochter der britischen Kale Minerals). Ende Dezember eröffnete nun die Goulamina-Lithium-Mine in Mali, jedoch soll die eigentliche Produktion für den Markt erst später anlaufen. Berichten der afrikanischen Nachrichtenagentur APA zufolge hat sie eine geplante Lebensdauer von 23 Jahren. Die Mine gehört zu 65 Prozent dem chinesischen Unternehmen Ganfeng Lithium, während die malische Regierung 30 Prozent und lokale Investoren fünf Prozent der Anteile halten.

“Strategische und aufrichtige Partnerschaft”

Die jährlichen Einnahmen werden demnach auf über 150 Millionen Euro geschätzt, wobei ein Teil der Gelder in lokale Infrastrukturprojekte, insbesondere in Energie-, Verkehrs- und Wasserinfrastruktur, investiert werden sollen. Wie APA berichtet, war ursprünglich der australische Konzern Leo Lithium Miteigentümer, verkaufte dann seinen Anteil an Ganfeng Lithium, das weltweit zu den großen Unternehmen des Sektors gehört. Junta-Chef Assimi Goïta sprach bei der Eröffnung der Mine von einer “strategischen und aufrichtigen Partnerschaft”. Produziert werden soll dort pro Jahr 500.000 Tonnen Spodumenkonzentrat. Dieses Mineral wird zur Lithiumgewinnung abgebaut.

Den Weg für staatlichen Profit hat Goïtas Regierung durch entsprechende Gesetzesänderungen seit 2023 geebnet: Die wichtigsten Punkte umfassen vor allem die Steigerung der staatlichen und privaten malischen Beteiligung von vorher 20 auf inzwischen 35 Prozent. Außerdem:

  • Der Staat kann einen Anteil von zehn Prozent an neuen Bergbauprojekten nehmen.
  • Zusätzlich besteht die Option, weitere 20 Prozent innerhalb der ersten zwei Jahre der kommerziellen Produktion zu erwerben.
  • Ein zusätzlicher fünfprozentiger Anteil kann an lokale Interessengruppen abgegeben werden.

Priorität für die Regierung bei kritischen Rohstoffen

Beim zweiten Aspekt geht es um die Genehmigungsverfahren – und dort sind inzwischen explizit als kritische Mineralien eingestufte Rohstoffe erwähnt. So erhält die Regierung die Priorität bei der Zuteilung von Minerallizenzen, besonders für “strategische Mineralien” wie Lithium und Uran. Des Weiteren dürfen Unternehmen maximal drei Explorationslizenzen in einem bestimmten Einzugsgebiet halten. Damit soll verhindert werden, dass sich Monopole herausbilden.

Besonders wichtig ist der Militärregierung von Assimi Goïta auch der sogenannte “contenu locale” – eine Formel, die in West- aber auch Zentralafrika immer häufiger zu hören ist, wenn es um die Ressourcenausbeutung geht. Gemeint ist, die Förderung der lokalen Wirtschaft. Dabei geht es um den Einkauf von Materialien vor Ort, aber auch von Verpflegung oder der Einstellung von Mitarbeitern. In wirtschaftlich schwachen und wenig diversifizierten Ländern wie im Sahel stößt diese Bestimmung jedoch schnell an Grenzen.

Die Militärregierungen im Sahel, die allesamt mit klammen Kassen zurechtkommen müssen, erhoffen sich auch mehr Einnahmen aus Steuern, die erhöht wurden – außerdem wurden gewisse Steuerbefreiungen abgeschafft. In Mali gilt für ausländische Unternehmen eine verstärkte staatliche Kontrolle. Jegliche Änderungen eine Lizenz betreffend, müssen staatlich genehmigt werden. Besonders öffentlichkeitswirksam wurde der Machtkampf mit den Unternehmen etwa im Fall von Barrick Gold.

Energiewende wird Nachfrage nach Lithium steigern

Was Afrika insgesamt angeht, so schätzt die Internationale Energieagentur in ihrem Global Critical Minerals Outlook 2024: “Im Jahr 2030 steigt die Gesamtlithiumproduktion Afrikas im Basisfall auf 53 Kilotonnen Lithium und im Hochproduktionsszenario auf 70 Kilotonnen Lithium.”

Weltweit stieg die Nachfrage in 2023 um 30 Prozent. Und vor dem Hintergrund von Energiewende und E-Mobilität schreiben die Autoren: “Die Lithiumnachfrage wird in diesem Jahrzehnt im STEPS-Szenario (Stated Policies Scenario – also wenn die aktuellen politischen Maßnahmen und Trends wie jetzt bleiben, Anm. d. Red.) fast dreimal so schnell steigen und sich dabei schneller entwickeln als alle anderen betrachteten wichtigen Mineralien.”

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AU-Vorsitz: Warum Raila Odinga bei Kenianern so unbeliebt ist

Mitte Februar tagen die afrikanischen Staats- und Regierungschefs in Addis Abeba und wollen einen neuen AU-Kommissionsvorsitzenden wählen. Einer der Kandidaten ist Kenias Oppositionspolitiker Raila Odinga. In seiner Heimat hat sich zuletzt eine heftige Debatte um seine Kandidatur entwickelt. Vor allem junge Kenianer setzen sich auf Social Media gegen seine Kandidatur ein. Immer deutlicher wird: Noch immer wirken die Proteste aus dem Sommer 2024 nach – und die Rolle, die Odinga dabei gespielt hat.

“Odinga hat sich während seiner gesamten politischen Laufbahn an vorderster Front für Menschenrechte eingesetzt“, sagte der Politikanalyst Gatimu Njau wa Gitu. Während der Proteste habe sich Odinga jedoch auf die Seite der Regierung William Rutos gestellt, um seine AU-Kandidatur nicht zu gefährden. Nun engagiert sich Kenias Jugend für Dschibutis Außenminister Mahamud Ali Jussuf.

Odinga erlangt Einfluss nach Protesten

Im Juli und August war es in Kenia zu schweren Protesten gekommen, nachdem Kenias Präsident Ruto ein umstrittenes Finanzgesetz vorgelegt hatte, das auch Steuererhöhungen vorgesehen hatte. In der Folge hatte Ruto das Gesetz zurückgezogen und sein Kabinett neu besetzt. Dabei wurden auch Mitglieder von Odingas Orange Democratic Movement ins Kabinett aufgenommen. Ein Erfolg für Odinga, der sich Ruto 2022 bei den Präsidentschaftswahlen noch geschlagen geben musste und Ruto 2023 als illegitim beschrieb. Diese Zeiten sind mittlerweile wohl vergessen. Denn mit den folgenden vier Ministerien hat Odinga direkten Einfluss auf die Regierung Rutos:

  • Finanzministerium, John Mbadi
  • Bergbauministerium, Hassan Joho
  • Ministerium für Genossenschaften und kleine und mittelständische Unternehmen, Wycliffe Oparanya
  • Energieministerium, Opiyo Wandayi

Insbesondere bei den jungen Kenianerinnen und Kenianern hat diese Zusammenarbeit mit der Regierung einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

Taktiererei fällt Odinga auf die Füße

Odinga stellt sich gerne als Mann des einfachen Volkes und Verteidiger der Menschenrechte dar. Während der autokratischen Herrschaft von Präsident Daniel arap Moi musste er nach einem Staatsstreich mehrere Jahre ins Gefängnis. Seit 1997 ist Odinga insgesamt fünfmal erfolglos als Präsidentschaftskandidat angetreten. Seine Kandidatur als AU-Kommissionspräsident galt Beobachtern als Schachzug Rutos, Odinga als bekanntesten Oppositionspolitiker aus dem Rennen zu nehmen. Darauf hat sich Odinga offenbar dankend eingelassen. Diese Taktiererei fällt Odinga nun offenbar auf die Füße.

Doch es gibt noch weitere Faktoren, die Odinga bei seiner Kandidatur nicht zwingend in die Karten spielen. In der ersten Januarwoche ist Odinga 80 Jahre alt geworden. Sollte er der nächste AU-Kommissionsvorsitzende werden, wäre er mindestens 24 Jahre älter als sein Vorgänger Moussa Faki Mahamat aus dem Tschad, als er den Sitz 2017 zum ersten Mal gewann. Sollte Odinga zwei volle Amtszeiten absolvieren, wäre er am Ende seiner Amtszeit 88 Jahre alt. Das Durchschnittsalter afrikanischer Staatsoberhäupter liegt bei 56 Jahren.

Kein international anerkannter Diplomat

Odinga beherrscht zudem nur zwei der sechs offiziellen Sprachen der Afrikanischen Union – Englisch und Suaheli. Dschibutis Außenminister kann immerhin mit drei Sprachen – Arabisch, Englisch und Französisch – aufwarten. Zudem gibt es Zweifel an Odingas politischem Format. “Er ist ein erfahrener, rücksichtsloser und bisweilen hinterlistiger Basispolitiker und kein geschliffener, international anerkannter Diplomat. Der AU-Kommissionsvorsitz erfordert letzteren, um ein freies Afrika ohne koloniale Bindungen zu erreichen“, sagte Gitu.

Dass Odinga aus einem englischsprachigen Land kommt, erhöht seine Chancen zudem kaum. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die frankophonen Länder einen ihrer eigenen Kandidaten unterstützten, ebenso wie die arabischsprachigen Länder, sagt er. Dem frankophonen Afrika gehören nicht weniger als 26 Länder an. So ist der Block sehr mächtig, sollte er sich hinter einem frankophonen Kandidaten vereinen. Der englischsprachige Block ist sich in der Unterstützung für einen Kandidaten nie einig. Odinga wäre der erste Kommissionsvorsitzende aus Ostafrika.

Ruto wirbt für Odinga

Folgende Personen waren Vorsitzende der AU seit der Gründung 2002:

  • Alpha Oumar Konaré (Mali)
  • Jean Ping (Gabun)
  • Nkosazana Dlamini-Zuma (Südafrika)
  • Moussa Faki (Tschad)

Ob der kenianische Online-Protest gegen den eigenen Kandidaten tatsächlich etwas an dem Ausgang der Wahl zum Kommissionspräsidenten ändert, ist zweifelhaft. Der Kommissionsvorsitzende wird von den Staats- und Regierungschefs gewählt. Ruto hat zuletzt stark für seinen Kandidaten geworben.

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News

DR Kongo: Burundis Präsident warnt vor regionaler Eskalation

Burundis Präsident Évariste Ndayishimiye hat vor einer weiteren Eskalation des Kongo-Konflikts gewarnt. “Wenn es so weitergeht, besteht die Gefahr, dass sich der Krieg in der Region ausbreitet“, sagte Ndayishimiye in einer Videobotschaft am Samstag. Die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen rücken in südlicher Richtung entlang des Kivusees auf Bukavu vor, die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu. Das Rebellenbündnis Alliance Fleuve Congo, das von der M23 dominiert wird, hat unterdessen die Kinshasa zum Ziel der Offensive erklärt. Dies ist aufgrund der Entfernung von über 1.500 Kilometern jedoch eher symbolischer Natur. Eher könnten Ruanda und die M23 erst einmal versuchen, eine Regruppierung verfeindeter Milizen so gut es geht zu unterbinden, und die internationalen Reaktionen auf ihren Vorstoß abwarten.

Burundische Truppen kämpfen in der Grenzregion Süd-Kivu schon länger gemeinsam mit kongolesischen Soldaten gegen bewaffnete Gruppen. Nun werden sie auch in Kampfhandlungen mit der M23 verwickelt. Burundi hat mindestens 10.000 Soldaten im Osten der DR Kongo, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine burundische Militärquelle berichtet. “Es ist nicht nur Burundi, es ist Tansania, Uganda, Kenia – die ganze Region ist bedroht“, so Ndayishimiye.

“Ende von Südafrika als einer regionalen Macht”

Militärisch sind die M23-Rebellen dank der Unterstützung aus Ruanda klar überlegen. Die kongolesischen Streitkräfte, ihre verbündeten Milizen sowie die Friedensmissionen der UN und der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) wurden von den Rebellen schnell überrannt. Die SADC-Truppe unter südafrikanischer Führung hat sich in ihre Unterkünfte in Goma zurückgezogen und ist dem guten Willen der Rebellen ausgeliefert. “Das ist das Ende von Südafrika als einer regionalen Macht für mindestens die nächste Dekade”, sagte der Militärexperte Darren Olivier der südafrikanischen Zeitung Daily Maverick.

Eine diplomatische Lösung scheint derzeit in weiter Ferne. Während Ruandas Präsident Paul Kagame direkte Verhandlungen mit M23 fordert, lehnt sein kongolesischer Amtskollege Félix Tshisekedi dies ab. Der Grund: M23 sei eine Terrorgruppe, und außerdem eine ruandische Marionette. Weder im Luanda-Friedensprozess der Afrikanischen Union noch im Nairobi-Prozess der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) konnten zuletzt Verhandlungsfortschritte erzielt werden.

EU-Ruanda-Rohstoffpartnerschaft steht infrage

DR Kongo fordert internationale Sanktionen gegen Ruanda, bislang allerdings ohne Erfolg. Kinshasa hat auch die Fußballvereine Bayern München, Arsenal London und Paris St-Germain aufgefordert, ihre “blutigen” Sponsoringverträge mit der ruandischen Tourismusagentur zu beenden. Inzwischen wird zumindest von manchem europäischen Politiker eine im Februar 2024 verabredete enge Zusammenarbeit mit Ruanda beim Rohstoffhandel infrage gestellt. Bereits damals war klar, dass große Teile der angeblich ruandischen Bodenschätze eigentlich aus den M23-Gebieten im Kongo kommen.

Entscheidend für Ruanda ist jedoch, wie sich die USA positionieren. Der neue US-Außenminister Marco Rubio hat bereits sowohl mit Tshisekedi als auch mit Kagame telefoniert. Einem Sprecher zufolge verlangte er einen Waffenstillstand und – ohne Ruandas Verstoß gegen das Völkerrecht zu benennen – dass “alle Parteien die souveräne territoriale Integrität respektieren.” av/ajs

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Südafrika: Trump droht mit weniger Geld

US-Präsident Donald Trump hat angedroht, alle künftigen US-Hilfen für Südafrika wegen dessen
Landenteignungspolitik
einzustellen. In einem Beitrag auf Truth Social behauptete er, dass die Regierung durch die jüngsten Maßnahmen in die Lage versetzt wurde, Eigentum zu Unrecht zu konfiszieren. Er fügte hinzu: “Ich werde alle zukünftigen Finanzhilfen für Südafrika einstellen, bis eine vollständige Untersuchung dieser Situation abgeschlossen ist!” Die Äußerungen lösten einen Kurssturz des südafrikanischen Rand um 1,6 Prozent gegenüber dem US-Dollar aus.

Südafrika hat im vergangenen Monat ein Enteignungsgesetz in Kraft gesetzt, das die entschädigungslose Beschlagnahmung von Land nur dann erlaubt, wenn die Regierung dies für “gerecht und angemessen und im öffentlichen Interesse” hält. Als Reaktion auf Trumps Äußerungen erklärte das südafrikanische Außenministerium, es sei zuversichtlich, dass “die Berater von Präsident Trump den Untersuchungszeitraum nutzen werden, um ein gründliches Verständnis der Politik Südafrikas im Rahmen einer rechtsstaatlichen Demokratie zu erlangen”. Präsident Cyril Ramaphosa bestritt in einem Posting auf X, dass die Regierung Land beschlagnahme.

Musk mischt sich ebenfalls ein

Der enge Trump-Verbündete und geborene Südafrikaner Elon Musk antwortete Ramaphosa, ohne Beweise zu liefern: “Warum haben Sie offen rassistische Eigentumsgesetze?” Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Rassismusvorwürfe gegen die südafrikanische Regierung erhoben. Damals sagte Trump, seine Regierung werde Behauptungen über weit verbreitete Morde an weißen Farmern untersuchen. Die südafrikanische Regierung wies diese Vorwürfe als unbegründet zurück.

Im Jahr 2023, dem letzten Jahr, für das Daten verfügbar waren, haben die USA fast 440 Millionen Dollar an Unterstützung für Südafrika bereitgestellt. Die Trump-Regierung hat die gesamte Auslandshilfe für 90 Tage ausgesetzt und die Zukunft der internationalen Hilfsorganisation USAID infrage gestellt. Deren Website ist nicht mehr erreichbar und Dutzende von Mitarbeitern wurden beurlaubt.

Trump hat sich auch schon gegen die Brics-Staaten gewandt, zu denen Südafrika gehört. Er drohte ihnen mit 100-prozentigen Zöllen für den Fall, dass sie sich vom US-Dollar als Leitwährung abwenden. ajs

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Rohstoffe: Bahnstrecke für Exporte in Burundi und Tansania

Tansania und Burundi haben ein Abkommen mit zwei chinesischen Firmen unterzeichnet, um eine Eisenbahnstrecke zwischen den beiden Ländern zu bauen. Diese soll unter anderem Metalle wie Nickel aus Burundi zum Hafen von Daressalam in Tansania transportieren. Nickel ist wichtig für den Batteriebau.

Das 2,15 Milliarden US-Dollar schwere Gemeinschaftsprojekt wird von der China Railway Engineering Group und der China Railway Engineering Design and Consulting Group realisiert. Die Finanzierung übernimmt die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), bestätigte Tansanias Finanzminister Mwigulu Nchemba.

Die beiden Länder rechnen damit, dass die 282 Kilometer lange Normalspurbahn jährlich drei Millionen Tonnen Mineralien transportieren wird, teilte das tansanische Finanzministerium bereits im vergangenen Jahr mit. In den vergangenen zehn Jahren hat China im Rahmen der “Belt and Road Initiative” zahlreiche Infrastrukturprojekte in Afrika finanziert, darunter Eisenbahnstrecken, Kraftwerke und Häfen. rtr

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Standpunkt

Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit mit afrikanischen Staaten konsequent fortsetzen

Von Jamila Schäfer
Jamila Schäfer, Außenpolitikerin und Mitglied des Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen.

“Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit ist ein wichtiges Element für ein zukunftsgerichtetes Miteinander mit den Staaten des afrikanischen Kontinents”, heißt es in den neuen Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Die am 8. Januar 2025 beschlossenen Leitlinien sind richtungsweisend für die nächste Legislaturperiode und betonen die Bedeutung der kolonialen Aufarbeitung für echte Partnerschaften mit afrikanischen Staaten. In den letzten Jahren gab es einige erfolgreiche Projekte.

Gesetzliche Regelung für Umgang mit Human Remains

Die Förderung wissenschaftlicher Forschung, die Anerkennung von geschehenem Unrecht sowie die Unterstützung der Rückführung von Kulturgütern und menschlichen Überresten, sogenannten Human Remains, an afrikanische Staaten wurden bereits angegangen. Trotzdem liegen immer noch über 17.000 Human Remains aus Afrika in deutschen Kellern oder Archiven. Familien und Herkunftsgesellschaften warten weiterhin darauf, dass sie rücküberführt werden. Um eine Gesamtübersicht über die Bestände in Deutschland zu erlangen und die Rückführungen finanziell auszustatten, braucht es in der Zukunft endlich eine klare gesetzliche Grundlage.

In einem Gesetz muss es zunächst darum gehen, den Handel mit Human Remains zu beenden, da dieser leider bis heute uneingeschränkt stattfinden kann. Human Remains kommen größtenteils aus verbrecherischem und kolonialem Kontext und werden offen auf Trödelmärkten in Deutschland zum Verkauf angeboten. Das zeigt einerseits das Ausmaß der Bestände von Human Remains in Deutschland und, dass es noch nicht gelungen ist, in der deutschen Gesellschaft hinsichtlich der menschenverachtenden und ausbeuterischen Kolonialvergangenheit ausreichend aufzuklären. Außerdem brauchen wir eine Meldepflicht für Human Remains, damit eine Übersicht erstellt werden kann, wo sie sich in Deutschland befinden. Die Rückführungsverfahren müssen eine große Flexibilität haben, damit jede Herkunftsgemeinschaft oder Familie ihre eigene Umgangsweise auf Grundlage der eigenen Bedürfnisse auswählen kann. Trotzdem ist es wichtig, Rückführungsverfahren zu institutionalisieren und auf ein stabiles gesetzliches Fundament zu stellen.

Betroffene Gemeinschaften und Völkerrecht müssen an erster Stelle stehen

Für eine erfolgreiche und nachhaltige Aussöhnung müssen immer alle von kolonialen Verbrechen betroffenen Gemeinschaften an den Verhandlungen und Vereinbarungen zur kolonialen Aufarbeitung beteiligt werden. Die Einhaltung aller völkerrechtlichen Standards ist hier absolut notwendig. Aufgrund der Nichteinhaltung dieser Grundsätze hat das Versöhnungsabkommen mit Namibia im Jahr 2021 zu einer großen Kontroverse in der namibischen Gesellschaft geführt und konnte nicht ratifiziert werden. Die Nachverhandlungen sind bis heute noch nicht abgeschlossen. Obwohl die unglückliche Formulierung “Völkermord aus heutiger Sicht” und die Begrenzung der Mittel bei einer Milliarde Euro mittlerweile entfernt wurden, lehnen die betroffenen Gemeinschaften das Versöhnungsabkommen weiterhin ab und fordern Neuverhandlungen. Sie verweisen darauf, dass das Völkerrecht missachtet wurde, da sie nicht ausreichend in die Verhandlungen einbezogen wurden.

Gerade mit Blick auf den gerade begangenen 140. Jahrestag der Berliner Konferenz von 1884/85, bei der der Globale Norden ein internationales System zur Aufteilung Afrikas beschlossen hatte, sollte die Aufarbeitung der Kolonialzeit noch konsequenter fortgesetzt und die Kontinuitäten des Kolonialismus auf internationaler Ebene endgültig beendet werden. Dafür sollte die internationale Gemeinschaft afrikanischen Staaten mehr Repräsentanz und Mitsprache in der internationalen Finanzarchitektur und einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ermöglichen. Nur so können wir den Multilateralismus vor denjenigen verteidigen, die in der heutigen Zeit zum Recht des Stärkeren zurückgehen wollen.

Jamila Schäfer ist für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Mitglied im Haushaltsausschuss und im Auswärtigen Ausschuss. Als Berichterstatterin für das Südliche und Zentrale Afrika und die Vereinten Nationen sowie für den Etat des Auswärtigen Amts setzt sie sich seither für die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit in afrikanischen Staaten ein.

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Presseschau

FAZ: Marokkos König längere Zeit nicht in der Öffentlichkeit. Seit einem Vierteljahr ist der marokkanische König aus der Öffentlichkeit verschwunden. Mohammed VI. gilt schon seit längerem als krank und hat sich immer wieder Auszeiten genommen. Sollte er nun abtreten oder sterben, würde sein Sohn Moulay Hassan sein Nachfolger werden. Er gilt als distanziert und hat wenig Auslandserfahrung. (“Wo ist der marokkanische König?”)

Jeune Afrique: Französischer Journalist mit Buch über seine Gefangenschaft bei Sahel-Terroristen. Der französische Journalist Olivier Dubois wurde im April 2021 in Mali vom örtlichen Al-Qaida-Ableger entführt und im März 2023 freigelassen. In einem Buch hat er nun seine Gefangenschaft beschrieben. Die Wüste, sagt er im Interview, sei ein schreckliches Gefängnis. (“Olivier Dubois : Dans le Sahel, les jihadistes continueront d’exister tant que la corruption et le népotisme séviront”)

SRF: Migration über die Kanaren steigt. Vom Senegal aus versuchen immer mehr Migranten, die zur EU gehörenden Kanarischen Inseln zu erreichen. Über 40.000 Menschen kamen zwischen Januar und November 2024 nach Europa. Laut Schätzungen kommen dabei jeden Monat mehrere Hundert Menschen ums Leben. (“Es gibt nichts, was mich hier hält”)

Le Monde: Vermisste Kenianer tot gefunden. Die Leichen zweier seit Mitte November vermisster Kenianer wurden am Mittwoch in Nairobi gefunden. Es besteht der Verdacht, dass beide von der Polizei entführt wurden. Seit den großen regierungsfeindlichen Protesten im Sommer 2024 wurden Dutzende regierungskritische Kenianer auf der Straße von vermummten Männern entführt. (“Au Kenya, la police accusée d’enlèvements”)

Africa News: Zahl der Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik steigt. Nach Angaben des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) befinden sich etwa 18.000 Flüchtlinge und Rückkehrer, die vor dem anhaltenden Konflikt im Sudan fliehen, im Flüchtlingslager Korsi im Osten der Zentralafrikanischen Republik. Doch auch die Menschen dort leben in bitterer Armut. Unterernährung ist weit verbreitet. Um sudanesische Flüchtlinge zu unterstützen, ist sofortige, umfassende Hilfe nötig. (“Surviving hardship: Sudanese refugees struggle in Korsi camp”)

Le Monde: Diplomatische Beziehungen zwischen der DR Kongo und Belgien weiter angespannt. In der vergangenen Woche hat ein Militärgericht in der DR Kongo das Todesurteil gegen Jean-Jaques Wondo aufrechterhalten. Dem belgischen Staatsbürger kongolesischer Herkunft wird vorgeworfen, am Putschversuch im vergangenen Mai beteiligt gewesen zu sein. Brüssel hat seinen Botschafter aus Kinshasa zu Konsultationen zurückgerufen und den Botschafter der Demokratischen Republik Kongo in Belgien einbestellt. (“RDC : la condamnation de Jean-Jacques Wondo met à mal les relations entre Bruxelles et Kinshasa”)

Guardian: Druck auf EU im Kongo-Konflikt steigt. Die EU steht verstärkt unter Druck, ein umstrittenes Mineralienabkommen mit Ruanda auszusetzen. Belgiens Außenminister forderte Maßnahmen von der EU im Rahmen eines Besuchs in Marokko. (“Pressure grows on EU to freeze minerals deal with Rwanda over DRC fighting”)

NZZ: Grüne Energie auch ohne Trump. Ali Mohamed, der Klimabotschafter der kenianischen Regierung, ist sich sicher, dass auch Donald Trump die grüne Energiewende nicht stoppen kann. Dafür würden schon die fallenden Preise der sauberen Energien sorgen. Das ändere aber nichts daran, dass internationale Zusammenarbeit wichtig sei. (“Entwicklungsländer können in Klimafragen nicht mehr auf die USA zählen. Was bedeutet das für Afrika?”)

Jeune Afrique: Renaturierung des Laq municipal in Yaoundé stockt. Einst war der Lac municipal de Yaoundé das mondäne Zentrum von Kameruns Hauptstadt Yaoundé. In den letzten Jahrzehnten verrottete er immer mehr. Nun soll er wieder das Herz der Stadt werden. Das Wasser wurde bereits gereinigt, aber im Moment passiert auf den Baustellen am See nichts. Bis alles fertig wird, werden wohl noch Jahre vergehen. (“Yaoundé et le drame du lac : entre nostalgie et ambitions contrariées”)

Heads

Horst Köhler – “Ein großer Freund Afrikas hat uns für immer verlassen”

Horst Köhler, Bundespräsident a. D., ist tot.

Bis zuletzt hatte sich Horst Köhler für eines seiner wichtigsten Themen eingesetzt: Afrika. Am Mittwoch sollte der ehemalige Bundespräsident eine Veranstaltung im Gedenken an die Berliner Konferenz vor 140 Jahren eröffnen. Krankheitsbedingt ließ sich Köhler entschuldigen. Seine Rede verlas ein Büromitarbeiter. Darin rief Köhler dazu auf, dass die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte kein “exotisches Reservat für Afrikanologen bleiben dürfe”. Nur eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung könne Voraussetzung für echte Partnerschaften mit den afrikanischen Ländern sein. Zudem warnte Köhler vor den geopolitischen Veränderungen: “Eine Feindschaft zwischen neuen Blockmächten oder zwischen Nord und Süd kann sich die Welt nicht leisten.” Am Wochenende ist Köhler nun im Alter von 81 Jahren gestorben.

Kein Bundespräsident vor oder nach Köhler hat den afrikanischen Kontinent und die Relevanz von globaler nachhaltiger Entwicklung so sehr in den Mittelpunkt gestellt wie Horst Köhler. In seiner Antrittsrede 2004 bereits sagte Köhler: “Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit der Welt am Schicksal Afrikas.”

Karriere im Finanzministerium

Köhler wurde 1943 geboren und wuchs in Baden-Württemberg auf. Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium und mehreren Jahren in der Wissenschaft war Köhler zunächst als Referent im Wirtschaftsministerium beschäftigt. Anfang der 1980er-Jahre trat der in die CDU ein. Es folgten weitere Stationen im Staatsdienst – insbesondere im Bundesfinanzministerium. Zwischen 1990 und 1993 war Köhler Staatssekretär im Finanzministerium und war in dieser Rolle maßgeblich an den Verhandlungen über den Vertrag von Maastricht beteiligt. Nach fünf Jahren als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands leitete Köhler schließlich die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Bevor Köhler 2004 schließlich zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er knapp vier Jahre geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds.

Sein Abschied als Bundespräsident war ein Jahr nach seiner Wiederwahl abrupt. Köhler schied 2010 aus dem Amt, nachdem er in einem Interview nach einem Besuch in Afghanistan sagte: Die Breite der Gesellschaft würde mittlerweile beginnen zu verstehen, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr auch zur Wahrung deutscher Interessen im Notfall notwendig sein könnten. Begründet hatte Köhler das über die deutschen Wirtschaftsinteressen. Dieser verschachtelte Gedanke, der in der heutigen Zeit der multiplen Krisen wohl kaum Widerspruch hervorrufen dürfte, sorgte 2010 hingegen für massive Kritik. So starke Kritik, dass Köhler mit sofortiger Wirkung zurücktrat. Das Amt habe durch ihn irreparablen Schaden erhalten, begründete Köhler seinen Rücktritt damals.

US-Sondergesandter für die Westsahara

Vielleicht auch aufgrund dieser Kritik aus dem Inland konzentrierte sich Köhler nach seiner Amtszeit als Bundespräsident vor allem auf die Außenpolitik. Bereits 2012 wurde Köhler vom damaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in das “High Level Panel of Eminent Persons on the Post-2015 Development Agenda” berufen. Dieses lieferte mit seinem Abschlussbericht maßgebliche Impulse für die Entwicklung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. 2017 ernannte ihn António Guterres zum UN-Sondergesandten für die Westsahara. Das Amt legte er 2019 aus gesundheitlichen Gründen nieder.

Wie kaum ein anderer deutscher Politiker erntete Köhler Respekt für seine politische Arbeit auf dem Nachbarkontinent. “Ein großer Freund Afrikas hat uns für immer verlassen. Wie nur wenige europäische Staatsoberhäupter verstand er den Kontinent auf besondere Weise und setzte sich unermüdlich für die Jugend Afrikas ein. Horst Köhler wird für immer als ein ewiger Freund Afrikas in unseren Herzen bleiben”, teilte der togolesische Außenminister Robert Dussey am Samstag mit. Dussey hatte gemeinsam mit Köhler die Gedenkveranstaltung am Mittwoch eröffnen sollen.

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Dessert

Ausstellung
Ausstellung “A World in Common” in Berlin.

“Die Geschichte der Fotografie in Afrika ist untrennbar verbunden mit der Geschichte des Kolonialismus“, konstatiert James T. Campell in Santu Mofokonegs Bildband “The Black Photoalbum”. Die südafrikanische Fotografin Mofokeng (1965-2020) hat darin 80 Fotos aus der Zeit um die Jahrhundertwende zusammengetragen. Dabei setzt sie die Bilder zum Teil mit lakonischen Einwürfen in Dialog, mit Augenmerk auf das Christentum als Religion der selbsternannten Herrscherklasse. Die Aufnahmen sind von den Menschen selbst beauftragt, rufen aber zum Teil Stilelemente aus den kolonialen Machtzentren auf, etwa England. Mofokeng stößt damit Überlegungen an, über das Verhältnis von Subjekt vor und hinter der Kamera und denen, die heute auf beide schauen. Mofokeng ist eine der Künstlerinnen, deren Werke in der neuen Ausstellung “A World in Common” im c/o in Berlin ausgestellt werden.

Mofokeng ist in namhafter Gesellschaft, vereint unter dem Gedanken Achille Mbembes, die Welt von Afrika aus zu denken: Unter anderem werden auch Arbeiten des Nigerianers George Osodi (geb. 1974) gezeigt. Hinterfragen oder imitieren seine Bilder von traditionellen Königen und einer Königin in Nigeria den kolonialen, exotisierenden Blick, der lange Zeit als einziger legitimiert war? Gezeigt werden auch die Fotos von Mário Macilau aus Mosambik, dessen Kunst sich in der unverstellten Begegnung mit seiner Umwelt manifestiert.

Herausragend auch die Arbeit von Khadidja Saye (1992-2017) einer jungen Fotografin aus London mit Familie in Westafrika. Sie starb beim Brand des Grenfell Towers in North Kensington. Sayes schwarz-weiße, teilweise unscharf wirkende und einem aufwendigen Verfahren produzierte Aufnahmen, in denen die Fotografin kulturelle Gesten aus Gambia an sich selbst inszeniert, wirken umso mehr wie eine Botschaft zwischen Vergangenheit und Gegenwart. lcw

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die globale Energiewende steigert die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen wie Lithium oder Coltan rasant. Darum geht es auch diese Woche bei der Mining Indaba in Kapstadt, einer der wichtigsten Bergbaumessen des Kontinents. Eine wichtige Frage vor Ort: Wie können die afrikanischen Staaten mehr von ihren Rohstoffen profitieren? Die Sahel-Staaten der AES, allen voran Mali, haben einen Plan, wie meine Kollegin Lucia Weiß erklärt.

    Der fortschreitende Rohstoffkonflikt im Osten der DR Kongo dürfte die Messebesucher ebenfalls beschäftigen. Wir berichten über die aktuelle Lage.

    Außerdem beantworten wir in dieser Ausgabe die Frage, wie Raila Odinga sich bei jungen Kenianern unbeliebt gemacht hat und worum sich der neuste Streit zwischen Donald Trump und Südafrika dreht. Nach dem Tod Horst Köhlers am Wochenende blicken wir zudem auf die Verdienste des Alt-Bundespräsidenten um den afrikanischen Nachbarkontinent.

    Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

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    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Mining Indaba: Wie Mali sich im Lithium-Wettlauf aufstellt

    Am Montag hat die Mining Indaba in Kapstadt begonnen. Diese gehört zu den wichtigsten Konferenzen für die Minenindustrie auf dem Kontinent. Dabei stehen auch politische Themen im Fokus. “Machtkampf in der Sahelzone: Ein Win-Win- oder Lose-Lose-Game?” – so lautet der Titel einer Diskussion, die am heutigen Dienstag auf dem Programm steht. Was da in aller Offenheit diskutiert werden soll, sind die jüngsten Umwälzungen und zum Teil sehr offen ausgetragenen Konflikte in den militärregierten Ländern der Sahel-Föderation AES (Burkina Faso, Mali und Niger). So überrascht es nicht, dass von offizieller Seite keine Diskutanten aus den betreffenden Ländern erwartet werden.

    Die drei Länder haben ihre Gesetzgebungen angepasst, um mehr Einnahmen aus dem gewinnträchtigen Abbau von Gold, Uran oder auch Lithium zu behalten. Allen voran geht Mali, das bereits Mitte 2023 eine erste grundlegende Gesetzesänderung vornahm und gut ein Jahr später nochmal nachjustierte.

    Vermutlich Milliarden Tonnen Lithium in Mali

    Das Sahel-Land, bisher vor allem als Goldproduzent bekannt, besitzt auch ein durchaus beachtliches Vorkommen an Lithium. Laut einem Bericht der Transparenzinitiative für die extraktiven Industrien (ITIE) und der malischen Regierung von Mitte 2024 liegen vor allem bei Sikasso und Kayes vermutlich Vorkommen von 5781 Millionen Tonnen Lithium.

    In Mali sind mehrere Unternehmen autorisiert, den Abbau von Lithium zu prüfen beziehungsweise durchzuführen, unter anderem Mine Kale, Timbuctu Ressources sowie Futur Minerals (eine Tochter der britischen Kale Minerals). Ende Dezember eröffnete nun die Goulamina-Lithium-Mine in Mali, jedoch soll die eigentliche Produktion für den Markt erst später anlaufen. Berichten der afrikanischen Nachrichtenagentur APA zufolge hat sie eine geplante Lebensdauer von 23 Jahren. Die Mine gehört zu 65 Prozent dem chinesischen Unternehmen Ganfeng Lithium, während die malische Regierung 30 Prozent und lokale Investoren fünf Prozent der Anteile halten.

    “Strategische und aufrichtige Partnerschaft”

    Die jährlichen Einnahmen werden demnach auf über 150 Millionen Euro geschätzt, wobei ein Teil der Gelder in lokale Infrastrukturprojekte, insbesondere in Energie-, Verkehrs- und Wasserinfrastruktur, investiert werden sollen. Wie APA berichtet, war ursprünglich der australische Konzern Leo Lithium Miteigentümer, verkaufte dann seinen Anteil an Ganfeng Lithium, das weltweit zu den großen Unternehmen des Sektors gehört. Junta-Chef Assimi Goïta sprach bei der Eröffnung der Mine von einer “strategischen und aufrichtigen Partnerschaft”. Produziert werden soll dort pro Jahr 500.000 Tonnen Spodumenkonzentrat. Dieses Mineral wird zur Lithiumgewinnung abgebaut.

    Den Weg für staatlichen Profit hat Goïtas Regierung durch entsprechende Gesetzesänderungen seit 2023 geebnet: Die wichtigsten Punkte umfassen vor allem die Steigerung der staatlichen und privaten malischen Beteiligung von vorher 20 auf inzwischen 35 Prozent. Außerdem:

    • Der Staat kann einen Anteil von zehn Prozent an neuen Bergbauprojekten nehmen.
    • Zusätzlich besteht die Option, weitere 20 Prozent innerhalb der ersten zwei Jahre der kommerziellen Produktion zu erwerben.
    • Ein zusätzlicher fünfprozentiger Anteil kann an lokale Interessengruppen abgegeben werden.

    Priorität für die Regierung bei kritischen Rohstoffen

    Beim zweiten Aspekt geht es um die Genehmigungsverfahren – und dort sind inzwischen explizit als kritische Mineralien eingestufte Rohstoffe erwähnt. So erhält die Regierung die Priorität bei der Zuteilung von Minerallizenzen, besonders für “strategische Mineralien” wie Lithium und Uran. Des Weiteren dürfen Unternehmen maximal drei Explorationslizenzen in einem bestimmten Einzugsgebiet halten. Damit soll verhindert werden, dass sich Monopole herausbilden.

    Besonders wichtig ist der Militärregierung von Assimi Goïta auch der sogenannte “contenu locale” – eine Formel, die in West- aber auch Zentralafrika immer häufiger zu hören ist, wenn es um die Ressourcenausbeutung geht. Gemeint ist, die Förderung der lokalen Wirtschaft. Dabei geht es um den Einkauf von Materialien vor Ort, aber auch von Verpflegung oder der Einstellung von Mitarbeitern. In wirtschaftlich schwachen und wenig diversifizierten Ländern wie im Sahel stößt diese Bestimmung jedoch schnell an Grenzen.

    Die Militärregierungen im Sahel, die allesamt mit klammen Kassen zurechtkommen müssen, erhoffen sich auch mehr Einnahmen aus Steuern, die erhöht wurden – außerdem wurden gewisse Steuerbefreiungen abgeschafft. In Mali gilt für ausländische Unternehmen eine verstärkte staatliche Kontrolle. Jegliche Änderungen eine Lizenz betreffend, müssen staatlich genehmigt werden. Besonders öffentlichkeitswirksam wurde der Machtkampf mit den Unternehmen etwa im Fall von Barrick Gold.

    Energiewende wird Nachfrage nach Lithium steigern

    Was Afrika insgesamt angeht, so schätzt die Internationale Energieagentur in ihrem Global Critical Minerals Outlook 2024: “Im Jahr 2030 steigt die Gesamtlithiumproduktion Afrikas im Basisfall auf 53 Kilotonnen Lithium und im Hochproduktionsszenario auf 70 Kilotonnen Lithium.”

    Weltweit stieg die Nachfrage in 2023 um 30 Prozent. Und vor dem Hintergrund von Energiewende und E-Mobilität schreiben die Autoren: “Die Lithiumnachfrage wird in diesem Jahrzehnt im STEPS-Szenario (Stated Policies Scenario – also wenn die aktuellen politischen Maßnahmen und Trends wie jetzt bleiben, Anm. d. Red.) fast dreimal so schnell steigen und sich dabei schneller entwickeln als alle anderen betrachteten wichtigen Mineralien.”

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    AU-Vorsitz: Warum Raila Odinga bei Kenianern so unbeliebt ist

    Mitte Februar tagen die afrikanischen Staats- und Regierungschefs in Addis Abeba und wollen einen neuen AU-Kommissionsvorsitzenden wählen. Einer der Kandidaten ist Kenias Oppositionspolitiker Raila Odinga. In seiner Heimat hat sich zuletzt eine heftige Debatte um seine Kandidatur entwickelt. Vor allem junge Kenianer setzen sich auf Social Media gegen seine Kandidatur ein. Immer deutlicher wird: Noch immer wirken die Proteste aus dem Sommer 2024 nach – und die Rolle, die Odinga dabei gespielt hat.

    “Odinga hat sich während seiner gesamten politischen Laufbahn an vorderster Front für Menschenrechte eingesetzt“, sagte der Politikanalyst Gatimu Njau wa Gitu. Während der Proteste habe sich Odinga jedoch auf die Seite der Regierung William Rutos gestellt, um seine AU-Kandidatur nicht zu gefährden. Nun engagiert sich Kenias Jugend für Dschibutis Außenminister Mahamud Ali Jussuf.

    Odinga erlangt Einfluss nach Protesten

    Im Juli und August war es in Kenia zu schweren Protesten gekommen, nachdem Kenias Präsident Ruto ein umstrittenes Finanzgesetz vorgelegt hatte, das auch Steuererhöhungen vorgesehen hatte. In der Folge hatte Ruto das Gesetz zurückgezogen und sein Kabinett neu besetzt. Dabei wurden auch Mitglieder von Odingas Orange Democratic Movement ins Kabinett aufgenommen. Ein Erfolg für Odinga, der sich Ruto 2022 bei den Präsidentschaftswahlen noch geschlagen geben musste und Ruto 2023 als illegitim beschrieb. Diese Zeiten sind mittlerweile wohl vergessen. Denn mit den folgenden vier Ministerien hat Odinga direkten Einfluss auf die Regierung Rutos:

    • Finanzministerium, John Mbadi
    • Bergbauministerium, Hassan Joho
    • Ministerium für Genossenschaften und kleine und mittelständische Unternehmen, Wycliffe Oparanya
    • Energieministerium, Opiyo Wandayi

    Insbesondere bei den jungen Kenianerinnen und Kenianern hat diese Zusammenarbeit mit der Regierung einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.

    Taktiererei fällt Odinga auf die Füße

    Odinga stellt sich gerne als Mann des einfachen Volkes und Verteidiger der Menschenrechte dar. Während der autokratischen Herrschaft von Präsident Daniel arap Moi musste er nach einem Staatsstreich mehrere Jahre ins Gefängnis. Seit 1997 ist Odinga insgesamt fünfmal erfolglos als Präsidentschaftskandidat angetreten. Seine Kandidatur als AU-Kommissionspräsident galt Beobachtern als Schachzug Rutos, Odinga als bekanntesten Oppositionspolitiker aus dem Rennen zu nehmen. Darauf hat sich Odinga offenbar dankend eingelassen. Diese Taktiererei fällt Odinga nun offenbar auf die Füße.

    Doch es gibt noch weitere Faktoren, die Odinga bei seiner Kandidatur nicht zwingend in die Karten spielen. In der ersten Januarwoche ist Odinga 80 Jahre alt geworden. Sollte er der nächste AU-Kommissionsvorsitzende werden, wäre er mindestens 24 Jahre älter als sein Vorgänger Moussa Faki Mahamat aus dem Tschad, als er den Sitz 2017 zum ersten Mal gewann. Sollte Odinga zwei volle Amtszeiten absolvieren, wäre er am Ende seiner Amtszeit 88 Jahre alt. Das Durchschnittsalter afrikanischer Staatsoberhäupter liegt bei 56 Jahren.

    Kein international anerkannter Diplomat

    Odinga beherrscht zudem nur zwei der sechs offiziellen Sprachen der Afrikanischen Union – Englisch und Suaheli. Dschibutis Außenminister kann immerhin mit drei Sprachen – Arabisch, Englisch und Französisch – aufwarten. Zudem gibt es Zweifel an Odingas politischem Format. “Er ist ein erfahrener, rücksichtsloser und bisweilen hinterlistiger Basispolitiker und kein geschliffener, international anerkannter Diplomat. Der AU-Kommissionsvorsitz erfordert letzteren, um ein freies Afrika ohne koloniale Bindungen zu erreichen“, sagte Gitu.

    Dass Odinga aus einem englischsprachigen Land kommt, erhöht seine Chancen zudem kaum. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die frankophonen Länder einen ihrer eigenen Kandidaten unterstützten, ebenso wie die arabischsprachigen Länder, sagt er. Dem frankophonen Afrika gehören nicht weniger als 26 Länder an. So ist der Block sehr mächtig, sollte er sich hinter einem frankophonen Kandidaten vereinen. Der englischsprachige Block ist sich in der Unterstützung für einen Kandidaten nie einig. Odinga wäre der erste Kommissionsvorsitzende aus Ostafrika.

    Ruto wirbt für Odinga

    Folgende Personen waren Vorsitzende der AU seit der Gründung 2002:

    • Alpha Oumar Konaré (Mali)
    • Jean Ping (Gabun)
    • Nkosazana Dlamini-Zuma (Südafrika)
    • Moussa Faki (Tschad)

    Ob der kenianische Online-Protest gegen den eigenen Kandidaten tatsächlich etwas an dem Ausgang der Wahl zum Kommissionspräsidenten ändert, ist zweifelhaft. Der Kommissionsvorsitzende wird von den Staats- und Regierungschefs gewählt. Ruto hat zuletzt stark für seinen Kandidaten geworben.

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    DR Kongo: Burundis Präsident warnt vor regionaler Eskalation

    Burundis Präsident Évariste Ndayishimiye hat vor einer weiteren Eskalation des Kongo-Konflikts gewarnt. “Wenn es so weitergeht, besteht die Gefahr, dass sich der Krieg in der Region ausbreitet“, sagte Ndayishimiye in einer Videobotschaft am Samstag. Die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen rücken in südlicher Richtung entlang des Kivusees auf Bukavu vor, die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu. Das Rebellenbündnis Alliance Fleuve Congo, das von der M23 dominiert wird, hat unterdessen die Kinshasa zum Ziel der Offensive erklärt. Dies ist aufgrund der Entfernung von über 1.500 Kilometern jedoch eher symbolischer Natur. Eher könnten Ruanda und die M23 erst einmal versuchen, eine Regruppierung verfeindeter Milizen so gut es geht zu unterbinden, und die internationalen Reaktionen auf ihren Vorstoß abwarten.

    Burundische Truppen kämpfen in der Grenzregion Süd-Kivu schon länger gemeinsam mit kongolesischen Soldaten gegen bewaffnete Gruppen. Nun werden sie auch in Kampfhandlungen mit der M23 verwickelt. Burundi hat mindestens 10.000 Soldaten im Osten der DR Kongo, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine burundische Militärquelle berichtet. “Es ist nicht nur Burundi, es ist Tansania, Uganda, Kenia – die ganze Region ist bedroht“, so Ndayishimiye.

    “Ende von Südafrika als einer regionalen Macht”

    Militärisch sind die M23-Rebellen dank der Unterstützung aus Ruanda klar überlegen. Die kongolesischen Streitkräfte, ihre verbündeten Milizen sowie die Friedensmissionen der UN und der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) wurden von den Rebellen schnell überrannt. Die SADC-Truppe unter südafrikanischer Führung hat sich in ihre Unterkünfte in Goma zurückgezogen und ist dem guten Willen der Rebellen ausgeliefert. “Das ist das Ende von Südafrika als einer regionalen Macht für mindestens die nächste Dekade”, sagte der Militärexperte Darren Olivier der südafrikanischen Zeitung Daily Maverick.

    Eine diplomatische Lösung scheint derzeit in weiter Ferne. Während Ruandas Präsident Paul Kagame direkte Verhandlungen mit M23 fordert, lehnt sein kongolesischer Amtskollege Félix Tshisekedi dies ab. Der Grund: M23 sei eine Terrorgruppe, und außerdem eine ruandische Marionette. Weder im Luanda-Friedensprozess der Afrikanischen Union noch im Nairobi-Prozess der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) konnten zuletzt Verhandlungsfortschritte erzielt werden.

    EU-Ruanda-Rohstoffpartnerschaft steht infrage

    DR Kongo fordert internationale Sanktionen gegen Ruanda, bislang allerdings ohne Erfolg. Kinshasa hat auch die Fußballvereine Bayern München, Arsenal London und Paris St-Germain aufgefordert, ihre “blutigen” Sponsoringverträge mit der ruandischen Tourismusagentur zu beenden. Inzwischen wird zumindest von manchem europäischen Politiker eine im Februar 2024 verabredete enge Zusammenarbeit mit Ruanda beim Rohstoffhandel infrage gestellt. Bereits damals war klar, dass große Teile der angeblich ruandischen Bodenschätze eigentlich aus den M23-Gebieten im Kongo kommen.

    Entscheidend für Ruanda ist jedoch, wie sich die USA positionieren. Der neue US-Außenminister Marco Rubio hat bereits sowohl mit Tshisekedi als auch mit Kagame telefoniert. Einem Sprecher zufolge verlangte er einen Waffenstillstand und – ohne Ruandas Verstoß gegen das Völkerrecht zu benennen – dass “alle Parteien die souveräne territoriale Integrität respektieren.” av/ajs

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    Südafrika: Trump droht mit weniger Geld

    US-Präsident Donald Trump hat angedroht, alle künftigen US-Hilfen für Südafrika wegen dessen
    Landenteignungspolitik
    einzustellen. In einem Beitrag auf Truth Social behauptete er, dass die Regierung durch die jüngsten Maßnahmen in die Lage versetzt wurde, Eigentum zu Unrecht zu konfiszieren. Er fügte hinzu: “Ich werde alle zukünftigen Finanzhilfen für Südafrika einstellen, bis eine vollständige Untersuchung dieser Situation abgeschlossen ist!” Die Äußerungen lösten einen Kurssturz des südafrikanischen Rand um 1,6 Prozent gegenüber dem US-Dollar aus.

    Südafrika hat im vergangenen Monat ein Enteignungsgesetz in Kraft gesetzt, das die entschädigungslose Beschlagnahmung von Land nur dann erlaubt, wenn die Regierung dies für “gerecht und angemessen und im öffentlichen Interesse” hält. Als Reaktion auf Trumps Äußerungen erklärte das südafrikanische Außenministerium, es sei zuversichtlich, dass “die Berater von Präsident Trump den Untersuchungszeitraum nutzen werden, um ein gründliches Verständnis der Politik Südafrikas im Rahmen einer rechtsstaatlichen Demokratie zu erlangen”. Präsident Cyril Ramaphosa bestritt in einem Posting auf X, dass die Regierung Land beschlagnahme.

    Musk mischt sich ebenfalls ein

    Der enge Trump-Verbündete und geborene Südafrikaner Elon Musk antwortete Ramaphosa, ohne Beweise zu liefern: “Warum haben Sie offen rassistische Eigentumsgesetze?” Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Rassismusvorwürfe gegen die südafrikanische Regierung erhoben. Damals sagte Trump, seine Regierung werde Behauptungen über weit verbreitete Morde an weißen Farmern untersuchen. Die südafrikanische Regierung wies diese Vorwürfe als unbegründet zurück.

    Im Jahr 2023, dem letzten Jahr, für das Daten verfügbar waren, haben die USA fast 440 Millionen Dollar an Unterstützung für Südafrika bereitgestellt. Die Trump-Regierung hat die gesamte Auslandshilfe für 90 Tage ausgesetzt und die Zukunft der internationalen Hilfsorganisation USAID infrage gestellt. Deren Website ist nicht mehr erreichbar und Dutzende von Mitarbeitern wurden beurlaubt.

    Trump hat sich auch schon gegen die Brics-Staaten gewandt, zu denen Südafrika gehört. Er drohte ihnen mit 100-prozentigen Zöllen für den Fall, dass sie sich vom US-Dollar als Leitwährung abwenden. ajs

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    Rohstoffe: Bahnstrecke für Exporte in Burundi und Tansania

    Tansania und Burundi haben ein Abkommen mit zwei chinesischen Firmen unterzeichnet, um eine Eisenbahnstrecke zwischen den beiden Ländern zu bauen. Diese soll unter anderem Metalle wie Nickel aus Burundi zum Hafen von Daressalam in Tansania transportieren. Nickel ist wichtig für den Batteriebau.

    Das 2,15 Milliarden US-Dollar schwere Gemeinschaftsprojekt wird von der China Railway Engineering Group und der China Railway Engineering Design and Consulting Group realisiert. Die Finanzierung übernimmt die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), bestätigte Tansanias Finanzminister Mwigulu Nchemba.

    Die beiden Länder rechnen damit, dass die 282 Kilometer lange Normalspurbahn jährlich drei Millionen Tonnen Mineralien transportieren wird, teilte das tansanische Finanzministerium bereits im vergangenen Jahr mit. In den vergangenen zehn Jahren hat China im Rahmen der “Belt and Road Initiative” zahlreiche Infrastrukturprojekte in Afrika finanziert, darunter Eisenbahnstrecken, Kraftwerke und Häfen. rtr

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    Standpunkt

    Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit mit afrikanischen Staaten konsequent fortsetzen

    Von Jamila Schäfer
    Jamila Schäfer, Außenpolitikerin und Mitglied des Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen.

    “Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit ist ein wichtiges Element für ein zukunftsgerichtetes Miteinander mit den Staaten des afrikanischen Kontinents”, heißt es in den neuen Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung. Die am 8. Januar 2025 beschlossenen Leitlinien sind richtungsweisend für die nächste Legislaturperiode und betonen die Bedeutung der kolonialen Aufarbeitung für echte Partnerschaften mit afrikanischen Staaten. In den letzten Jahren gab es einige erfolgreiche Projekte.

    Gesetzliche Regelung für Umgang mit Human Remains

    Die Förderung wissenschaftlicher Forschung, die Anerkennung von geschehenem Unrecht sowie die Unterstützung der Rückführung von Kulturgütern und menschlichen Überresten, sogenannten Human Remains, an afrikanische Staaten wurden bereits angegangen. Trotzdem liegen immer noch über 17.000 Human Remains aus Afrika in deutschen Kellern oder Archiven. Familien und Herkunftsgesellschaften warten weiterhin darauf, dass sie rücküberführt werden. Um eine Gesamtübersicht über die Bestände in Deutschland zu erlangen und die Rückführungen finanziell auszustatten, braucht es in der Zukunft endlich eine klare gesetzliche Grundlage.

    In einem Gesetz muss es zunächst darum gehen, den Handel mit Human Remains zu beenden, da dieser leider bis heute uneingeschränkt stattfinden kann. Human Remains kommen größtenteils aus verbrecherischem und kolonialem Kontext und werden offen auf Trödelmärkten in Deutschland zum Verkauf angeboten. Das zeigt einerseits das Ausmaß der Bestände von Human Remains in Deutschland und, dass es noch nicht gelungen ist, in der deutschen Gesellschaft hinsichtlich der menschenverachtenden und ausbeuterischen Kolonialvergangenheit ausreichend aufzuklären. Außerdem brauchen wir eine Meldepflicht für Human Remains, damit eine Übersicht erstellt werden kann, wo sie sich in Deutschland befinden. Die Rückführungsverfahren müssen eine große Flexibilität haben, damit jede Herkunftsgemeinschaft oder Familie ihre eigene Umgangsweise auf Grundlage der eigenen Bedürfnisse auswählen kann. Trotzdem ist es wichtig, Rückführungsverfahren zu institutionalisieren und auf ein stabiles gesetzliches Fundament zu stellen.

    Betroffene Gemeinschaften und Völkerrecht müssen an erster Stelle stehen

    Für eine erfolgreiche und nachhaltige Aussöhnung müssen immer alle von kolonialen Verbrechen betroffenen Gemeinschaften an den Verhandlungen und Vereinbarungen zur kolonialen Aufarbeitung beteiligt werden. Die Einhaltung aller völkerrechtlichen Standards ist hier absolut notwendig. Aufgrund der Nichteinhaltung dieser Grundsätze hat das Versöhnungsabkommen mit Namibia im Jahr 2021 zu einer großen Kontroverse in der namibischen Gesellschaft geführt und konnte nicht ratifiziert werden. Die Nachverhandlungen sind bis heute noch nicht abgeschlossen. Obwohl die unglückliche Formulierung “Völkermord aus heutiger Sicht” und die Begrenzung der Mittel bei einer Milliarde Euro mittlerweile entfernt wurden, lehnen die betroffenen Gemeinschaften das Versöhnungsabkommen weiterhin ab und fordern Neuverhandlungen. Sie verweisen darauf, dass das Völkerrecht missachtet wurde, da sie nicht ausreichend in die Verhandlungen einbezogen wurden.

    Gerade mit Blick auf den gerade begangenen 140. Jahrestag der Berliner Konferenz von 1884/85, bei der der Globale Norden ein internationales System zur Aufteilung Afrikas beschlossen hatte, sollte die Aufarbeitung der Kolonialzeit noch konsequenter fortgesetzt und die Kontinuitäten des Kolonialismus auf internationaler Ebene endgültig beendet werden. Dafür sollte die internationale Gemeinschaft afrikanischen Staaten mehr Repräsentanz und Mitsprache in der internationalen Finanzarchitektur und einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ermöglichen. Nur so können wir den Multilateralismus vor denjenigen verteidigen, die in der heutigen Zeit zum Recht des Stärkeren zurückgehen wollen.

    Jamila Schäfer ist für die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Mitglied im Haushaltsausschuss und im Auswärtigen Ausschuss. Als Berichterstatterin für das Südliche und Zentrale Afrika und die Vereinten Nationen sowie für den Etat des Auswärtigen Amts setzt sie sich seither für die Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit in afrikanischen Staaten ein.

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    • Kolonialismus

    Presseschau

    FAZ: Marokkos König längere Zeit nicht in der Öffentlichkeit. Seit einem Vierteljahr ist der marokkanische König aus der Öffentlichkeit verschwunden. Mohammed VI. gilt schon seit längerem als krank und hat sich immer wieder Auszeiten genommen. Sollte er nun abtreten oder sterben, würde sein Sohn Moulay Hassan sein Nachfolger werden. Er gilt als distanziert und hat wenig Auslandserfahrung. (“Wo ist der marokkanische König?”)

    Jeune Afrique: Französischer Journalist mit Buch über seine Gefangenschaft bei Sahel-Terroristen. Der französische Journalist Olivier Dubois wurde im April 2021 in Mali vom örtlichen Al-Qaida-Ableger entführt und im März 2023 freigelassen. In einem Buch hat er nun seine Gefangenschaft beschrieben. Die Wüste, sagt er im Interview, sei ein schreckliches Gefängnis. (“Olivier Dubois : Dans le Sahel, les jihadistes continueront d’exister tant que la corruption et le népotisme séviront”)

    SRF: Migration über die Kanaren steigt. Vom Senegal aus versuchen immer mehr Migranten, die zur EU gehörenden Kanarischen Inseln zu erreichen. Über 40.000 Menschen kamen zwischen Januar und November 2024 nach Europa. Laut Schätzungen kommen dabei jeden Monat mehrere Hundert Menschen ums Leben. (“Es gibt nichts, was mich hier hält”)

    Le Monde: Vermisste Kenianer tot gefunden. Die Leichen zweier seit Mitte November vermisster Kenianer wurden am Mittwoch in Nairobi gefunden. Es besteht der Verdacht, dass beide von der Polizei entführt wurden. Seit den großen regierungsfeindlichen Protesten im Sommer 2024 wurden Dutzende regierungskritische Kenianer auf der Straße von vermummten Männern entführt. (“Au Kenya, la police accusée d’enlèvements”)

    Africa News: Zahl der Flüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik steigt. Nach Angaben des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) befinden sich etwa 18.000 Flüchtlinge und Rückkehrer, die vor dem anhaltenden Konflikt im Sudan fliehen, im Flüchtlingslager Korsi im Osten der Zentralafrikanischen Republik. Doch auch die Menschen dort leben in bitterer Armut. Unterernährung ist weit verbreitet. Um sudanesische Flüchtlinge zu unterstützen, ist sofortige, umfassende Hilfe nötig. (“Surviving hardship: Sudanese refugees struggle in Korsi camp”)

    Le Monde: Diplomatische Beziehungen zwischen der DR Kongo und Belgien weiter angespannt. In der vergangenen Woche hat ein Militärgericht in der DR Kongo das Todesurteil gegen Jean-Jaques Wondo aufrechterhalten. Dem belgischen Staatsbürger kongolesischer Herkunft wird vorgeworfen, am Putschversuch im vergangenen Mai beteiligt gewesen zu sein. Brüssel hat seinen Botschafter aus Kinshasa zu Konsultationen zurückgerufen und den Botschafter der Demokratischen Republik Kongo in Belgien einbestellt. (“RDC : la condamnation de Jean-Jacques Wondo met à mal les relations entre Bruxelles et Kinshasa”)

    Guardian: Druck auf EU im Kongo-Konflikt steigt. Die EU steht verstärkt unter Druck, ein umstrittenes Mineralienabkommen mit Ruanda auszusetzen. Belgiens Außenminister forderte Maßnahmen von der EU im Rahmen eines Besuchs in Marokko. (“Pressure grows on EU to freeze minerals deal with Rwanda over DRC fighting”)

    NZZ: Grüne Energie auch ohne Trump. Ali Mohamed, der Klimabotschafter der kenianischen Regierung, ist sich sicher, dass auch Donald Trump die grüne Energiewende nicht stoppen kann. Dafür würden schon die fallenden Preise der sauberen Energien sorgen. Das ändere aber nichts daran, dass internationale Zusammenarbeit wichtig sei. (“Entwicklungsländer können in Klimafragen nicht mehr auf die USA zählen. Was bedeutet das für Afrika?”)

    Jeune Afrique: Renaturierung des Laq municipal in Yaoundé stockt. Einst war der Lac municipal de Yaoundé das mondäne Zentrum von Kameruns Hauptstadt Yaoundé. In den letzten Jahrzehnten verrottete er immer mehr. Nun soll er wieder das Herz der Stadt werden. Das Wasser wurde bereits gereinigt, aber im Moment passiert auf den Baustellen am See nichts. Bis alles fertig wird, werden wohl noch Jahre vergehen. (“Yaoundé et le drame du lac : entre nostalgie et ambitions contrariées”)

    Heads

    Horst Köhler – “Ein großer Freund Afrikas hat uns für immer verlassen”

    Horst Köhler, Bundespräsident a. D., ist tot.

    Bis zuletzt hatte sich Horst Köhler für eines seiner wichtigsten Themen eingesetzt: Afrika. Am Mittwoch sollte der ehemalige Bundespräsident eine Veranstaltung im Gedenken an die Berliner Konferenz vor 140 Jahren eröffnen. Krankheitsbedingt ließ sich Köhler entschuldigen. Seine Rede verlas ein Büromitarbeiter. Darin rief Köhler dazu auf, dass die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte kein “exotisches Reservat für Afrikanologen bleiben dürfe”. Nur eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung könne Voraussetzung für echte Partnerschaften mit den afrikanischen Ländern sein. Zudem warnte Köhler vor den geopolitischen Veränderungen: “Eine Feindschaft zwischen neuen Blockmächten oder zwischen Nord und Süd kann sich die Welt nicht leisten.” Am Wochenende ist Köhler nun im Alter von 81 Jahren gestorben.

    Kein Bundespräsident vor oder nach Köhler hat den afrikanischen Kontinent und die Relevanz von globaler nachhaltiger Entwicklung so sehr in den Mittelpunkt gestellt wie Horst Köhler. In seiner Antrittsrede 2004 bereits sagte Köhler: “Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit der Welt am Schicksal Afrikas.”

    Karriere im Finanzministerium

    Köhler wurde 1943 geboren und wuchs in Baden-Württemberg auf. Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium und mehreren Jahren in der Wissenschaft war Köhler zunächst als Referent im Wirtschaftsministerium beschäftigt. Anfang der 1980er-Jahre trat der in die CDU ein. Es folgten weitere Stationen im Staatsdienst – insbesondere im Bundesfinanzministerium. Zwischen 1990 und 1993 war Köhler Staatssekretär im Finanzministerium und war in dieser Rolle maßgeblich an den Verhandlungen über den Vertrag von Maastricht beteiligt. Nach fünf Jahren als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands leitete Köhler schließlich die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Bevor Köhler 2004 schließlich zum Bundespräsidenten gewählt wurde, war er knapp vier Jahre geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds.

    Sein Abschied als Bundespräsident war ein Jahr nach seiner Wiederwahl abrupt. Köhler schied 2010 aus dem Amt, nachdem er in einem Interview nach einem Besuch in Afghanistan sagte: Die Breite der Gesellschaft würde mittlerweile beginnen zu verstehen, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr auch zur Wahrung deutscher Interessen im Notfall notwendig sein könnten. Begründet hatte Köhler das über die deutschen Wirtschaftsinteressen. Dieser verschachtelte Gedanke, der in der heutigen Zeit der multiplen Krisen wohl kaum Widerspruch hervorrufen dürfte, sorgte 2010 hingegen für massive Kritik. So starke Kritik, dass Köhler mit sofortiger Wirkung zurücktrat. Das Amt habe durch ihn irreparablen Schaden erhalten, begründete Köhler seinen Rücktritt damals.

    US-Sondergesandter für die Westsahara

    Vielleicht auch aufgrund dieser Kritik aus dem Inland konzentrierte sich Köhler nach seiner Amtszeit als Bundespräsident vor allem auf die Außenpolitik. Bereits 2012 wurde Köhler vom damaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon in das “High Level Panel of Eminent Persons on the Post-2015 Development Agenda” berufen. Dieses lieferte mit seinem Abschlussbericht maßgebliche Impulse für die Entwicklung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. 2017 ernannte ihn António Guterres zum UN-Sondergesandten für die Westsahara. Das Amt legte er 2019 aus gesundheitlichen Gründen nieder.

    Wie kaum ein anderer deutscher Politiker erntete Köhler Respekt für seine politische Arbeit auf dem Nachbarkontinent. “Ein großer Freund Afrikas hat uns für immer verlassen. Wie nur wenige europäische Staatsoberhäupter verstand er den Kontinent auf besondere Weise und setzte sich unermüdlich für die Jugend Afrikas ein. Horst Köhler wird für immer als ein ewiger Freund Afrikas in unseren Herzen bleiben”, teilte der togolesische Außenminister Robert Dussey am Samstag mit. Dussey hatte gemeinsam mit Köhler die Gedenkveranstaltung am Mittwoch eröffnen sollen.

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    Dessert

    Ausstellung
    Ausstellung “A World in Common” in Berlin.

    “Die Geschichte der Fotografie in Afrika ist untrennbar verbunden mit der Geschichte des Kolonialismus“, konstatiert James T. Campell in Santu Mofokonegs Bildband “The Black Photoalbum”. Die südafrikanische Fotografin Mofokeng (1965-2020) hat darin 80 Fotos aus der Zeit um die Jahrhundertwende zusammengetragen. Dabei setzt sie die Bilder zum Teil mit lakonischen Einwürfen in Dialog, mit Augenmerk auf das Christentum als Religion der selbsternannten Herrscherklasse. Die Aufnahmen sind von den Menschen selbst beauftragt, rufen aber zum Teil Stilelemente aus den kolonialen Machtzentren auf, etwa England. Mofokeng stößt damit Überlegungen an, über das Verhältnis von Subjekt vor und hinter der Kamera und denen, die heute auf beide schauen. Mofokeng ist eine der Künstlerinnen, deren Werke in der neuen Ausstellung “A World in Common” im c/o in Berlin ausgestellt werden.

    Mofokeng ist in namhafter Gesellschaft, vereint unter dem Gedanken Achille Mbembes, die Welt von Afrika aus zu denken: Unter anderem werden auch Arbeiten des Nigerianers George Osodi (geb. 1974) gezeigt. Hinterfragen oder imitieren seine Bilder von traditionellen Königen und einer Königin in Nigeria den kolonialen, exotisierenden Blick, der lange Zeit als einziger legitimiert war? Gezeigt werden auch die Fotos von Mário Macilau aus Mosambik, dessen Kunst sich in der unverstellten Begegnung mit seiner Umwelt manifestiert.

    Herausragend auch die Arbeit von Khadidja Saye (1992-2017) einer jungen Fotografin aus London mit Familie in Westafrika. Sie starb beim Brand des Grenfell Towers in North Kensington. Sayes schwarz-weiße, teilweise unscharf wirkende und einem aufwendigen Verfahren produzierte Aufnahmen, in denen die Fotografin kulturelle Gesten aus Gambia an sich selbst inszeniert, wirken umso mehr wie eine Botschaft zwischen Vergangenheit und Gegenwart. lcw

    Africa.Table Redaktion

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