Table.Briefing: Africa

Klimawandel: Mehr Hilfe, weniger Schulden + Pistorius sucht neue Mali-Strategie + Unternehmertum statt CARE-Pakete

Liebe Leserin, lieber Leser,

Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine weltweite Aufgabe. Soweit die Theorie. Doch wenn die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen in Afrika hauptsächlich über Darlehen finanziert werden muss, fürchtet der Kontinent, von Schulden erdrückt zu werden. Was ist dran an der Befürchtung, dass die entwickelten Länder Afrika die Hauptlast des Klimawandels zuschieben?

Die Mali-Mission der Bundeswehr ist gescheitert. Nun muss ein Strategiewechsel her. Wie diffizil die Lage in den Ländern des Globalen Südens allerdings ist, wurde Verteidigungsminister Pistorius auf seiner jüngsten Reise klar. Unser Kollege Horand Knaup hat Pistorius begleitet und festgestellt: Dünnes Eis in Mali und Niger.

Dass eine fossile Ressource die Energiewende voranbringen soll, gehört zu den Kuriositäten im Kampf gegen den Klimawandel. Genau diesen Weg schlägt Senegal ein. Ausgerechnet Gewinne aus Öl und Gas sollen in grüne Energien gesteckt werden.

Von der persönlichen Sinnkrise zur Lebensaufgabe. Für Helene Prölß war dieser Weg selbst eine Überraschung. Daraus ist ihre Stiftungsidee “Manager ohne Grenzen” entstanden, die deutsche Wirtschaftsexpertise mit interessierten afrikanischen Unternehmern zusammenführt. Wahre Entwicklungshilfe heißt für sie: Unternehmertum statt CARE-Pakete.

Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Und wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table und weitere Themen anmelden. 

Ihr
Harald Prokosch
Bild von Harald  Prokosch

Analyse

Kampf gegen Klimawandel treibt die Schulden Afrikas

Selten herrschte auf einer Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington so wenig Einigkeit wie dieses Mal. Der IWF erwartet in seiner jüngsten globalen Prognose, dass die Wirtschaft in Subsahara-Afrika in diesem Jahr voraussichtlich nur um 3,6 Prozent wachsen wird. Damit dürfe sich die Schuldensituation auf dem Kontinent weiter verschärfen.

Vor einem “großen Finanzierungsengpass”, warnte Abebe Aemro Selassie, Leiter Afrika beim IWF, auf einer Pressekonferenz Mitte April. “Wir engagieren uns wie nie zuvor für die Region”, sagte er weiter. Doch das finanzielle Afrika-Engagement internationaler Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank beschränkt sich zunehmend auf Darlehen und Anleihen. Eigenkapital gibt es für Investitionsprojekte in Afrika bei den diversen Förderinstitutionen immer schwerer.

Afrika soll für fremde Versäumnisse haften

Gleichzeitig wollen die entwickelten Länder den afrikanischen Kontinent stärker in den Kampf gegen den Klimawandel einspannen. Werden diese Projekte weiterhin über Anleihen und Darlehen finanziert, droht vielen Ländern in Afrika eine fatale Schuldenfalle, zumal die wirtschaftlich schwächsten Länder auf dem Kontinent zugleich diejenigen sind, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind.

Das führt zu neuen Konflikten zwischen dem Westen und Afrika. “Wie vergangene Finanzierungstrends zeigen, ist es alarmierend, dass der Großteil der Klimafinanzierung über Kredite geleitet wird, was die ohnehin schon hohen Schulden weiter erhöht”, befürchtet James Gathii, Jura-Professor an der Loyola University in Chicago und Mitglied des African Sovereign Debt Justice Network (AfSDJN).

Das Netzwerk kritisiert auch, dass Afrika die Hauptlast im Kampf gegen den Klimawandel schultern soll, obwohl der Kontinent weniger als vier Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen verursacht. “Afrika trägt die Hauptlast des Klimawandels, obwohl dieser nicht das drängendste Problem des Kontinents ist.” Für Afrika gehe es darum, sich über Wasser zu halten und gleichzeitig die Schulden zu bedienen.

DEG-Zahlen unter der Lupe

Ist der Vorwurf aus Afrika gerechtfertigt, dass sich der Westen vor allem über Darlehen in Afrika engagiert und weniger über Eigenkapital? Wir haben uns den Jahresbericht 2022 der DEG Invest der KfW-Bankengruppe angeschaut. Ihr Auftrag ist es, den Ausbau der privaten Wirtschaft in Entwicklungs- und Schuldenländern zu fördern.

Laut Geschäftsbericht hat die DEG im vergangenen Jahr den Posten “Investitionen in Partnerländern” von 6,4 auf 6,9 Milliarden Euro erhöht. Doch das, was die DEG im Finanzüberblick “Investitionen” nennt, können nicht ausschließlich Eigenmittel sein.

Das zeigt ein Blick in die Bilanz: Auf der Aktivseite hat sie den Bestand an Beteiligungen von 1,9 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro erhöht. Die Verbindlichkeiten zur Finanzierung des Investitionsgeschäfts sind mehr als doppelt so hoch und belaufen sich auf 4,5 Milliarden Euro. Die Summe liegt bei 6,6 Milliarden Euro und somit leicht unter den 6,9 Milliarden Euro.

Kreditausfall droht

Auch die Erträge aus Ausleihungen liegen bei der DEG mit 260 Millionen Euro höher als die Erträge aus dem Verkauf von Beteiligungen (112 Millionen Euro) und den Gewinnausschüttungen der Beteiligungen (74 Millionen Euro). Die Erträge aus Darlehen betragen somit bei der DEG 58 Prozent der gesamten Erträge, die sie aus den Projekten bezieht, die sie unterstützt. Insofern ist es irreführend, wenn alle Finanzierungen – Darlehen und Eigenmittel – als “Investitionen” tituliert werden, da im betriebswirtschaftlichen Sinn nur Eigenmittelfinanzierungen Investitionen darstellen.

Für die afrikanischen Länder macht es einen großen Unterschied, ob sie Darlehen erhalten oder Eigenkapital. Bei Darlehen tragen sie allein das wirtschaftliche Risiko der Finanzierung. Können sie den Schuldendienst nicht pünktlich in voller Höhe leisten, droht ihnen der Kreditausfall, eine Herabstufung durch die Ratingagenturen und der Ausschluss von den internationalen Kreditmärkten. Von dieser Gefahr sind rund ein Viertel der Entwicklungsländer und etwa 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen betroffen, wurde auf der Frühlingstagung bekannt.

  • Investitionen
  • IWF
  • Klima
  • Schulden

Druck hilft in der Sahelzone wenig

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte die Schlagzeilen deutscher Blätter im Kopf, als er am vergangenen Donnerstag in Mali eintraf. “Schikanen gegen die Bundeswehr in Mali” oder “Mali setzt voll auf den Kreml”. Schlagzeilen, die das Bild eines Putschistenregimes skizzieren, das vom Westen nichts mehr wissen will und sich Wladimir Putin unterworfen hat, das den Minusma-Truppen, den 12.000 Männern und Frauen unter dem Mandat der Vereinten Nationen, die das Land stabilisieren sollen, vor allem mit Schikanen begegnet und das froh ist, sich erst des französischen Kontingents und dann auch der Deutschen entledigt zu haben.

Die Eindrücke, die Boris Pistorius und Entwicklungsministerin Svenja Schulze mit nach Hause genommen haben, waren dann doch differenzierter. Erst bat Malis Staatspräsident Assimi Goïta – was ursprünglich nicht geplant war – um ein Gespräch mit den beiden, und offensichtlich ließ der Oberst wenig Zweifel daran, dass er die Zusammenarbeit mit den Deutschen gerne fortsetzen würde. “Er hat das Signal verstanden, dass wir zu zweit gekommen sind”, berichtete Pistorius später. Und: “Freude über unseren Abzug habe ich in keinem der Gespräche vernommen.”

Aber erst einmal bleibt es dabei: Die deutschen Soldaten werden Mali in den nächsten zwölf Monaten verlassen. Sie werden ihr Material in rund 1.500 Seecontainern nach Niamey im Niger schaffen und von dort aus nach Hause fliegen. Kein westliches Land wird dann Minusma noch unterstützen. Wie es überhaupt mit dem Mandat weiter geht, ist offen.

Schulterschluss mit Frankreich bringt wenig

Zwei weitere Erkenntnisse nahm Pistorius mit nach Hause: Die Franzosen sind ob ihrer angeblichen Arroganz, der vermeintlich rücksichtslosen Verfolgung eigener Interessen und ihres selbstherrlichen Auftretens in Westafrika verhasst – und in Mali ganz besonders. Zwar sind die Franzosen aus Gao abgezogen, aber im Minusma-Stab sitzen ihre Offiziere immer noch. Was bei den Einheimischen tiefes Misstrauen auslöst. Lange haben die Deutschen versucht, sich trotz nicht immer kongruenter Interessen einigermaßen mit Frankreich abzustimmen. In Westafrika ist das derzeit eher kontraproduktiv.

Derart in die Defensive geraten, versucht Emmanuel Macron gegenzusteuern. Im Juni lädt er in Paris zu einem Frankreich-China-Afrika-Gipfel. Vordergründig soll es um Klimafragen gehen. In Wahrheit ist es der fast schon verzweifelte Versuch, verlorenen Boden auf dem Nachbarkontinent zurückzuerobern.

Offensichtlich wurde aber, und das nicht zum ersten Mal: Auch die Attitüde der Deutschen gegenüber den Ländern des Südens ist ausbaufähig. Politischer Druck bringt gar nichts. Der erhobene Zeigefinger, und das gilt auch für eine betont werteorientierte Außenpolitik, kommt nicht gut an. Und es hilft auch nicht weiter, wie geschehen, die malischen Gastgeber streng zu befragen, warum sie im UN-Sicherheitsrat Wladimir Putin unterstützt haben.

Nationale Souveränität ist nicht verhandelbar

Die Länder des Globalen Südens mögen noch so arm sein, noch so unfähig, ihre Bevölkerung zu ernähren oder zu schützen, noch so unzulänglich in ihren Strukturen: Ihre nationale Souveränität ist nicht mehr verhandelbar. In Brasilien genauso wie in Indien – oder in Mali.

In den sozialen Medien kursiert seit kurzem ein schon älteres Video von Norbert Lammert als Vorsitzendem der Konrad-Adenauer-Stiftung, der dem namibischen Präsidenten Hage Geingob die chinesische Präsenz in seinem Land vorhält. Der Präsident reagiert schnell und entschieden: “Was reden Sie da? Wir brauchen Ihnen nicht leid zu tun. Die Chinesen behandeln uns nicht wie ihr Deutschen…”

Boris Pistorius sprach zum ersten Mal seit Amtsbeginn in Afrika als Verteidigungsminister vor. Und so war der Besuch in Niamey und Bamako vor allem eine Lernerfahrung: Entweder gelingt es den Ländern des Nordens, das neue Selbstbewusstsein der Länder im Globalen Süden in ihre Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen – oder sie verlieren den Zugang.

  • Mali
  • Niger
  • Sicherheitspolitik

Erdgas soll Erneuerbare Energie voranbringen

Erdgas als Ressource für den energetischen Übergang nutzen – mit diesem Ansatz will der senegalesische Präsident Macky Sall die Entwicklung in seinem Land vorantreiben und Senegal trotz der Nutzung fossiler Brennstoffe in Richtung Erneuerbare Energien steuern. Die Idee: Die Gewinne aus Öl und Gas sollen in grüne Energie und Technologie fließen.

Ein Aspekt des sogenannten “Gas to Power”-Ansatzes: Das Gas soll in modernen Kraftwerken hocheffizient genutzt werden und damit Emissionen verringern. In Malicounda, rund 85 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, ging Ende Februar ein solches Kraftwerk an den Start. Es kombiniert künftig eine Gas- und eine Dampfturbine, wird aber vorerst noch mit Öl betrieben. “Die Energiegewinnung ist dadurch 15 bis 35 Prozent effizienter”, sagt Saer Diop im Gespräch mit Table.Media in Dakar. Er ist Direktor der staatlichen Agentur für Energieeffizienz (Agence pour l’Economie et la Maîtrise de l’Energie).

Ein schwimmendes LNG-Terminal von BP

Die systematische Nutzung von Gas soll voraussichtlich Ende 2023 beginnen. Das Projekt Grand Tortue Ahmeyim (GTA) ist laut Hauptinvestor BP Ende Februar in eine weitere Phase eingetreten. Dort soll ein schwimmendes LNG-Terminal entstehen, das voraussichtlich rund 2,3 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr produzieren wird, wie der globale Energiekonzern BP schätzt.

Für die industrielle Entwicklung des Senegals brauche es gerade jetzt eine Menge Energie, sagt Diop. Trotzdem stehe die Ausbeutung der fossilen Energieträger nicht im Widerspruch zum Ausbau der Erneuerbaren Energie. “Senegal ist ja schon längst auf diesem Weg”, sagt Diop. Noch bevor die Gas- und Ölvorkommen vor der westafrikanischen Küste zwischen dem Senegal und Mauretanien 2015 entdeckt worden seien, habe man sich intensiv um den Ausbau Erneuerbarer Energien bemüht. “Sie machen im senegalesischen Energiemix 30 Prozent aus, das ist mehr als in vielen Industrieländern.”

Westafrika liegt weit zurück

Doch bei den Investitionen in Erneuerbare Energien liegt Westafrika nach aktuellen Angaben der Weltbank auf dem letzten Platz hinter den Regionen Süd-, Nord- und Ostafrika: 3,9 Milliarden Dollar flossen zwischen 2010 und 2020 in den Ausbau von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Nur in Zentralafrika ist noch weniger Geld in Erneuerbare Energien geflossen.

Zwischen 2010 und 2020 entfielen demnach 75 Prozent aller Investitionen auf nur vier Länder auf dem gesamten Kontinent: Südafrika, Marokko, Kenia und Ägypten. Auch wenn die Investitionen in Erneuerbare Energien im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt (2000-2009) in Afrika sprunghaft von 4,8 auf 55 Milliarden Dollar gestiegen sind, verschärft sich die Ungleichheit der Geldflüsse zwischen den afrikanischen Ländern weiter, heißt es in einem Bericht der Weltbank von Anfang April.

Angst vor unfairer Verteilung

Nach 4,2 Prozent Wachstum in 2022 sieht eine jüngste Weltbank-Prognose Senegal bei 4,7 Prozent in 2023 und 9,9 Prozent in 2024. Die Hoffnung ist, dass Elektrizität mit der Nutzung der eigenen Energieressourcen billiger wird und die Wirtschaft ankurbelt. Bisher importiert der Senegal fossile Brennstoffe, um seinen Energiebedarf zu decken.

Mit der Entdeckung von Öl und Gas herrscht in Senegal gleichzeitig auch Angst vor einem “resource curse”, einem Fluch der Rohstoffe. “Möglicherweise wird die einheimische Bevölkerung nicht in fairer Weise von diesen Ressourcen profitieren. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass die Gewinne der Ausbeutung oft der politischen und wirtschaftlichen Elite zugute kommen anstatt der breiten Bevölkerung. Deswegen ist es wichtig, dass es Mechanismen gibt, die die Pflicht zur Rechenschaftslegung und die Beteiligung der Zivilgesellschaft regeln”, sagt der Sozialwissenchaftler Latyr Tine vom senegalesischen Gorée-Institut gegenüber Table.Media.

  • Energie
  • Erneuerbare Energien
  • Gas
  • Investitionen
  • Senegal

“Wir wollen helfen, dass Kapstadt ein Modell wird”

Jens Kerstan ist Umweltsenator in Hamburg.

Kann man mit einer südafrikanischen Stadt zusammenarbeiten? Die Regierung distanziert sich nicht von Putin und hat kürzlich sogar mit Russland und China Militärmanöver veranstaltet.

In Kapstadt regiert die Opposition. Die Stadtverwaltung hat sich klar und deutlich von Putins Angriffskrieg distanziert. Wir setzen also in der Kooperation mit Kapstadt ein klares politisches Zeichen. Hamburg ist als Hansestadt schon immer auf internationale Netzwerke angewiesen gewesen, und da ist Kapstadt ideal.

Was verbindet Hamburg und Kapstadt eigentlich, außer, dass es Hafenstädte sind?

Sie sind beide die zweitgrößten Städte ihres Landes. Tourismus ist in beiden Städten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und wir sind beide ehrgeizig bei Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Gehört dazu auch, dass in Südafrika rund 70 Prozent des Stromes aus Kohle kommt?

Kapstadt versucht, sich von der nationalen Energiepolitik, die in der Tat viel zu sehr auf Kohle basiert, zu emanzipieren und als Vorreiter stärker auf Erneuerbare Energien zu setzen. Das entspricht auch dem Anspruch von Hamburg. Wir sehen uns als Energiewende-Stadt, nicht nur Deutschlands, sondern Europas. Wir treffen hier also Gleichgesinnte.

Was kann Hamburg von Kapstadt lernen?

Die Trinkwasseraufbereitung der Stadt ist vorbildlich. Wir haben eine große und sehr moderne Anlage besucht. Selbst sämtliches Brauchwasser aus den Haushalten wird so aufbereitet, dass es wieder als Trinkwasser verwendet werden kann. Davon können wir tatsächlich in Hamburg lernen. Und umgekehrt: Wir gewinnen Energie etwa mit Klärschlämmen. So etwas gibt es in Kapstadt noch nicht. Also, wir sehen viel Potenzial für eine strategische Partnerschaft.

Mit welchem Ziel?

Wenn wir unsere Erfahrungen teilen, vermeiden wir die Fehler, die in der jeweils anderen Stadt gemacht wurden. Das spart Zeit und Geld.

Um welche Fehler geht es?

In Deutschland haben wir in der Vergangenheit auf den Ausbau von Erneuerbaren Energien gesetzt. Wir haben die Wind- und Solarenergien weltmarktfähig gemacht. Aber gleichzeitig haben wir zu lange versucht, die Kohleindustrie und damit verbundene Arbeitsplätze zu retten. Dabei sind wiederum Hunderttausende Arbeitsplätze im Solar- und Windbereich verloren gegangen. Südafrika, und gerade eben auch Kapstadt, möchte jetzt bei Erneuerbaren Energien vor Ort Arbeitsplätze schaffen, was sehr wichtig ist. Die Lehre, die man aus der Politik in Deutschland ziehen kann: Den Ausstieg aus der Kohle sollte man nicht verschleppen.

Die Sorge vor einer Massenarbeitslosigkeit durch diesen Strukturwandel ist hier groß.

Umso mehr Sinn macht es, stärker mit Geld und Energie in die Schaffung neuer, nachhaltiger Arbeitsplätze zu investieren, anstatt die alten zu subventionieren.

Welche Fehler hat Deutschland noch gemacht, aus denen Südafrika lernen kann?

Unser zweiter großer Fehler war, dass wir in Deutschland massiv Erneuerbare Energien ausgebaut haben, aber nicht unsere Netze, so dass der erzeugte Strom auch abtransportiert werden kann. Hier in Kapstadt braucht das Netz eher früher als später mehr Aufmerksamkeit.

In welchen Bereichen wollen Sie enger zusammenarbeiten?

Im Bereich der Wasserwirtschaft und der Abfallwirtschaft. Auch zum Thema Erneuerbare Energien gab es gute Gespräche. Vielleicht könnten wir mit der Provinz Westkap im Bereich des grünen Wasserstoffs kooperieren. Wir haben einen Cluster der Erneuerbaren Energien mit vielen international erfahrenen Unternehmen. Wir können beim Aufbau von Infrastruktur helfen, so dass Kapstadt Erneuerbare Energien optimal einsetzen kann.

Wie soll das gehen?

Wir haben bereits Pilotprojekte im Bereich der Abfall- und Wasserwirtschaft. Nun wollen wir Technikexperten austauschen, etwa um Abfallsysteme zu verbessern, Recycling auszuweiten oder Lösungen für die Wartung von Kläranlagen erarbeiten. Und auch in der Wissenschaft müssen wir uns enger verzahnen. Wir wollen helfen, dass Kapstadt ein Modell für Südafrika wird, das den Rest des Landes mitzieht und auch in die Nachbarländer abstrahlt.

Was hat Hamburg davon?

Deutschland und Hamburg sollten sich mit einer aktiveren Rolle in der Welt anfreunden. Wir müssen weltweit enger zusammenarbeiten, um die globalen Herausforderungen zu lösen. Das geht nur gemeinsam. Zwei so dynamischen Städten wie Kapstadt und Hamburg fällt dies natürlich leichter. Die gemütlichen Zeiten, in denen wir warten konnten, dass andere die Verantwortung übernehmen, sind vorbei. Wir müssen schneller Verantwortung übernehmen und glaubwürdig vorangehen.

Dennoch arbeitet Südafrika immer enger mit autoritären Staaten wie Russland und China zusammen. Was hat der Westen falsch gemacht?

Ja, leider stehen der westliche Lebenswandel und die freiheitliche demokratische Grundordnung weltweit unter Druck. Da wäre es schon wichtig, dass ein demokratisches Land im globalen Süden sich stärker mit dem Westen zusammenschließt. Selbstkritisch müssen wir aber auch sagen, wir haben uns zu lange nicht um Entwicklungen in Afrika gekümmert.

  • Erneuerbare Energien
  • Südafrika
  • Wasser

China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider.

Jetzt kostenlos registrieren.

News

Machtkampf im Sudan zwischen Generälen eskaliert

Bei schweren Kämpfen zwischen Einheiten der beiden mächtigsten Generäle des Sudans sind bis Dienstagmorgen mehr als hundert Zivilisten getötet worden. Soldaten von Armeechef Abdel Fattah al-Burhan lieferten sich am Montag in verschiedenen Landesteilen den dritten Tag in Folge Gefechte mit Kämpfern des mächtigsten Milizenführers des Landes, Mohammed Hamdan Dagalo, der die Rapid Support Forces (RSF) kommandiert. Großbritannien und die Vereinigten Staaten forderten am Montag ein sofortiges Ende der Kämpfe und eine Rückkehr zu Gesprächen über eine Zivilregierung. 

Beide Konfliktseiten behaupteten am Montag, Kontrolle über die Hauptstadt Khartum erlangt zu haben. Dort kommandieren Burhan wie Dagalo, die 2021 gemeinsam an die Spitze des seitdem regierenden Souveränen Rats gelangt waren, jeweils Zehntausende rivalisierende Einheiten. Dagalo, formal Stellvertreter Burhans, widersetzt sich der Eingliederung seiner Rapid Support Forces (RSF) in die reguläre, von Burhan geführte Armee. Trotz internationaler Forderungen, die Feindseligkeiten zu beenden, hielt der RSF-Oberkommandierende am Montag an seinem Machtanspruch fest. Die Armee setzte Artillerie, Kampfflugzeuge und Panzer ein.

Kämpfe an der Grenze zum Tschad

Der UN-Sondergesandte der Vereinten Nationen für den Sudan, der Deutsche Volker Perthes, forderte die Konfliktparteien am Wochenende zum Einlenken auf. Bereits zuvor setzte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) seinen Einsatz im Sudan aus, nachdem drei WFP-Mitarbeiter am Wochenende nahe der Grenze zum Tschad getötet worden waren. Auch in der Hafenstadt Port Sudan kam es am Montag zu Kämpfen.

Sudan liegt an der Schnittstelle zwischen Nahem Osten und Subsahara-Afrika, was zu einer intensiven Krisendiplomatie geführt hat, regional angeführt von Afrikanischer Union (AU) und Saudi-Arabien. Außenminister Farhan bin Faisal forderte die beiden rivalisierenden Generäle in Telefonaten auf, “alle Arten militärischer Eskalation” einzustellen.

Israel und Russland involviert

Durch die Präsenz von Söldnern der Gruppe Wagner ist auch Russland in den seit dem Sturz des früheren Präsidenten Omar al-Baschirs 2019 und dessen Überstellung an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zwei Jahre später anhaltenden Machtkampf im Sudan involviert. Israel nahm 2020 Beziehungen mit dem damaligen sudanesischen Militärrat auf und wollte eigentlich bis Jahresende ein Friedensabkommen mit Machthaber Burhan schließen.

Am Wochenende nahmen Einheiten der Rapid Support Forces nördlich der Hauptstadt Khartum zudem mehrere ägyptische Soldaten fest. Das Regime von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Sisi in Kairo unterstützt den Vorsitzenden des Souveränen Rats, Burhan, in dem Konflikt. Markus Bickel

  • Afrikanische Union
  • Sicherheit

Piraterie im Golf von Guinea

Ein Öltanker unter singapurischer Flagge ist im Atlantik vor Elfenbeinküste offenbar von Piraten geentert worden. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf das Westafrikanische Zentrum für regionale maritime Sicherheit (Cresmao). Der Tanker mit dem Namen Success 9 hatte etwa 550 Kilometer vor dem ivorischen Festland keine Funksignale mehr gesendet. Eine nigerianische Anti-Piraterie-Einheit konnte den Tanker am letzten bekannten Standort nicht mehr ausfindig machen. Die 20 Mann Besatzung befinden sich offenbar in der Gewalt der Piraten. Ende März war vor der Küste der Republik Kongo bereits ein dänisches Schiff gekapert und die Besatzung ebenfalls gekidnappt worden.

International wächst die Sorge um die maritime Sicherheit in der Region. Der Golf von Guinea galt schon in der Vergangenheit als internationaler Hotspot für Piraterie. ajs

  • Elfenbeinküste
  • Handel
  • Nigeria
  • Sicherheit

IWF erwartet geringeres Wachstum

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wirtschaftsprognose 2023 für die Region Subsahara-Afrika auf nur noch 3,6 Prozent Wirtschaftswachstum zurückgeschraubt. Im nächsten Jahr werden 4,2 Prozent erwartet. Dies geht aus dem aktuellen Regional Economic Outlook der Institution hervor. Für einige Länder werden unverändert hohe Wachstumsraten erwartet, doch strauchelnde Schwergewichte wie Südafrika ziehen den regionalen Durchschnitt nach unten. Für die Republik am Kap hat der IWF seine Prognose um 1,1 Prozent gesenkt und geht für das laufende Jahr nur noch von geringfügigem Wirtschaftswachstum aus. Nächstes Jahr soll die südafrikanische Volkswirtschaft wieder etwas stärker wachsen, um 1,8 Prozent. Auch Nigeria bleibt unter dem regional erwarteten Durchschnitt: 3 Prozent im laufenden Jahr, 3,2 Prozent im kommenden Jahr.

Die hohe Inflation verteuert zudem die Aufnahme von Krediten für die Regierungen. Etwa die Hälfte der afrikanischen Staaten weisen zweistellige Teuerungsraten auf. Am schwersten getroffen sind Ghana und Äthiopien, für die der IWF im aktuellen World Economic Outlook eine Inflation von 45 beziehungsweise 31 Prozent im laufenden Jahr erwartet. Sollten die Länder aufgrund der Finanzierungsknappheit gezwungen sein, Ausgaben für wichtige Entwicklungsbereiche wie Gesundheit, Bildung und Infrastruktur zu kürzen, hätte dies weitere Folgen für das Wachstumspotenzial.

Mehr dazu auch in unserer Analyse “Kampf gegen den Klimawandel treibt die Schulden Afrikas“. ajs

  • IWF
  • Nigeria
  • Südafrika
  • Wirtschaft

Dangote kauft französischen Fußballclub

Der nigerianische Milliardär Aliko Dangote plant, den französischen Fußballverein FC Valenciennes zu übernehmen. Dies berichtet die französische Zeitung L’Équipe. Demnach laufen derzeit Verhandlungen zwischen dem Zementmagnaten und dem nordfranzösischen Club, der in der französischen Ligue 2 auf einem der letzten Tabellenplätze steht. Dangote will den Verein komplett übernehmen.

Der 66 Jahre alte Geschäftsmann gilt als reichster Mann Afrikas. Sein Vermögen schätzt das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes auf mehr als 13 Milliarden Dollar. Neben der Produktion von Zement hat Dangote sein Geld vor allem mit Öl und Zucker verdient, ist aber auch in vielen anderen Branchen aktiv. Er ist als Fußballfan bekannt und hatte in der Vergangenheit bereits versucht, europäische Clubs zu übernehmen. Als sein Lieblingsverein gilt der Londoner Verein Arsenal FC, den er 2016 und 2020 kaufen wollte, allerdings ohne Erfolg. ajs

  • Investitionen
  • Nigeria
  • Sport

Presseschau

New York Times: Russische Medienoffensive in Afrika. Moskau setzt im diplomatischen Gerangel um seine Macht auf dem afrikanischen Kontinent neben Söldnertrupps vor allem auf Beeinflussung durch Medien. Sputnik, RT und Co. fördern russische Interessen in Afrika und finden auf dem Kontinent tatsächlich immer mehr Anhänger.

Welt: Putins afrikanischer Brückenkopf in Algerien. Moskau verstärkt seit Längerem seine Präsenz in der Sahelzone. Für den Westen ist das ein Problem. Auch Algerien baut seine Beziehungen zu Russland immer weiter aus. Beide Länder verbindet eine strategische Partnerschaft mit langfristigen, für den Westen gefährlichen Zielen.

Jeune Afrique: Algerien will Schlüsselpartner für Europas Energiewirtschaft werden. Sonatrach, das algerische Staatsunternehmen und größter Konzern Afrikas, hofft nach der Entdeckung von sechs weiteren Erdölquellen, seine Bedeutung für die Versorgung Europas mit Erdöl und Erdgas weiter ausbauen zu können.

Eco Matin: Castel will Mühlengeschäft verkaufen. Das französische Familienunternehmen Castel, einer der größten Akteure auf den afrikanischen Märkten für Bier, Wein und Mehlprodukte, hat Verkaufsabsichten. Die Mühlen in Kamerun, Togo und Gabun sollen abgestoßen werden. Ihr Mehl wird unter der Marke “Grand Moulin” vertrieben. Die beiden Unternehmen Seaboard und Ameropa haben bereits Interesse gezeigt.

African Business: Sonderwirtschaftszonen für E-Autos in Sambia und DR Kongo. Die mineralreichen Länder Afrikas wollen die Rohstoffverarbeitung und damit Wertschöpfung auf dem Kontinent halten. Sambia und DR Kongo etwa gründen nun ein Unternehmen, das Sonderzonen für die Produktion von Batterieteilen, Batterien und Elektrofahrzeugen in beiden Ländern betreiben soll.

taz: Deutschland verharrt im Sahel in Frankreichs Schatten. Tschads Ausweisung des deutschen Botschafters wirft massive Fragen auf, etwa in der Sahelpolitik der EU. Man könne nicht glaubwürdig gegen die Juntas in Mali und Burkina Faso eintreten, wenn man an der Seite Frankreichs zur Militärdiktatur Tschads schweigen müsse. Deshalb sollte sich Deutschland von französischen Machtinteressen lösen, rät die taz.

The Economist: Ägyptens Armee behält Wirtschaft im Griff. Die ägyptische Regierung kündigt seit geraumer Zeit an, einige vom Militär kontrollierte Unternehmen zu privatisieren. Doch die Armee sträubt sich dagegen. Offenbar will sie ihren erheblichen wirtschaftlichen Einfluss nicht aufgeben.

Heads

Helene Prölß – Unternehmertum statt CARE-Pakete

Helene Prölß leitet in Stuttgart die Stiftung “Manager ohne Grenzen”.

Ihr Herzensprojekt entstand aus einer Sinnkrise. Helene Prölß’ Geschäft als Beraterin in der Öffentlichkeitsarbeit lief gut, und doch fragte sie sich irgendwann: “War das schon alles?”. Prölß litt damals unter Burnout und der, wie sie sagt, “typischen 50er-Krise” in der viele Menschen den Sinn ihres Lebenswerks suchen. Ingenieure und Ärzte seien überall gefragt und täten Gutes, aber BWLer brauche niemand. Das jedenfalls habe sie damals geglaubt. “Es war völlig außerhalb jeder Vorstellung, dass Wirtschaftsleute in der sogenannten Entwicklungshilfe überhaupt tätig sein können. Das waren – und sind heute noch – zwei Welten.”

Ein afrikanischer Kunde brachte die Wende. Über die Beratungstätigkeit für den nigerianischen Botschafter in Deutschland kommt Prölß erstmals nach Afrika und stellt schnell fest, auf dem Kontinent ist unternehmerische Expertise stark gefragt. Aus dieser Erfahrung gründet sie 2005 die Stiftung “Manager ohne Grenzen” (managerohnegrenzen), die erfahrene deutsche Manager mit interessierten afrikanischen Unternehmen zusammenbringt.

Gegenseitiger Respekt ist elementar

Seither hat “Manager ohne Grenzen” weit über 500 Projekte betreut. Heute sind es bereits mindestens 100 pro Jahr. Und jeden Monat erreichten sie bis zu 40 Anfragen von deutschen Managern und afrikanischen Unternehmern. Die eingesetzten Manager beraten ihre Partner bis zu zwölf Wochen lang und setzen dabei voll auf deren branchenspezifische Expertise. Mindestens genauso wichtig aber ist der respektvolle Austausch auf Augenhöhe: “Wir sind keine White Saviours. Wir kommen nicht und wissen, wo’s lang geht, sondern wir unterstützen das, was auf der anderen Seite die Bedarfssituation zeigt.”

Im Fokus stehen vor allem die in Afrika wichtigen Branchen Landwirtschaft, Energie und Infrastruktur, aber zunehmend auch der Dienstleistungssektor. Meist treten Unternehmer, die Unterstützung brauchen, direkt an die Stiftung heran. Aber “Manager ohne Grenzen” hat auch Kunden wie die GIZ, die Welthungerhilfe oder christliche Hilfsorganisationen.

Geld allein untergräbt Eigeninitiative

Für Prölß ist ihr unternehmerischer Ansatz der herkömmlichen Entwicklungshilfe klar überlegen. “Die Erwartungshaltung der klassischen Entwicklungshilfe ist: Irgendwoher kommt Geld und irgendwie komme ich damit schon durch.” So sei eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung aber nicht möglich.

In Sambia traf Prölß erst kürzlich Regierungsvertreter, die sie in ihrem Ansatz bestätigten: Nur durch Geld entstehe keine Eigenverantwortung, aber eine Hängemattenmentalität. “Man muss sich das mal vorstellen. Die sambischen Partner haben gesagt: Hört auf, uns nur Entwicklungshilfe unkontrolliert reinzuschütten. Kooperiert lieber mit uns und unterstützt uns mit Beratung auf Augenhöhe.” Mit ihrer Stiftung will Prölß den Aufbau eigenständiger Kompetenzen und Expertise vor Ort befördern. So sollen kleine und mittelständische Unternehmen fit gemacht und auch für Investoren attraktiv und sinnvoll werden.

Prölß zieht den Vergleich zum deutschen Wirtschaftswunder. Die CARE-Pakete der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg seien zwar wichtig gewesen, aber die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands sei nicht von oben herab angetrieben worden. Viele erfolgreiche kleine und mittelständische Unternehmen hätten Deutschland schließlich zu einer wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft gemacht. Solange afrikanische Länder weiterhin im großen Umfang von CARE-Paketen lebten, werde sich in ihrem gesellschaftlichen Fortschritt nichts zum Positiven verändern.

Dialog mit der Politik ohne Erfolg

In der deutschen Politik hat sie trotz vieler Anläufe für ihre Herangehensweise keine Unterstützung gefunden. Wirtschaftliche Entwicklung und Entwicklungshilfe würden getrennt behandelt, lautete stets die Antwort aus Berlin. Prölß dagegen würde eine Zusammenlegung des Auswärtigen Amts und des Entwicklungsministeriums nach französischem Vorbild oder eine enge Verbindung zum Wirtschaftsministerium für “extrem sinnvoll” halten. “Damit könnte man eine Afrikastrategie aus einem Guss machen.”

Inzwischen hat sie es aufgegeben, deutsche Politiker zu bearbeiten. Sie geht lieber direkt dorthin, wo die Leistungen ihrer Stiftung auf fruchtbaren Boden fallen. So etwa in Togo, wo sie besonders stolz auf ein Projekt ihrer Stiftung ist. Ein Exporteur landwirtschaftlicher Rohprodukte war dort von einem einzigen Abnehmer abhängig. Durch die Expertise der von ihr eingesetzten Manager konnte die Kundenstruktur mitten in der Pandemie umgebaut werden. Die Folge: Hunderte Familienunternehmen wurden als Zulieferer gerettet. Arne Schütte

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine weltweite Aufgabe. Soweit die Theorie. Doch wenn die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen in Afrika hauptsächlich über Darlehen finanziert werden muss, fürchtet der Kontinent, von Schulden erdrückt zu werden. Was ist dran an der Befürchtung, dass die entwickelten Länder Afrika die Hauptlast des Klimawandels zuschieben?

    Die Mali-Mission der Bundeswehr ist gescheitert. Nun muss ein Strategiewechsel her. Wie diffizil die Lage in den Ländern des Globalen Südens allerdings ist, wurde Verteidigungsminister Pistorius auf seiner jüngsten Reise klar. Unser Kollege Horand Knaup hat Pistorius begleitet und festgestellt: Dünnes Eis in Mali und Niger.

    Dass eine fossile Ressource die Energiewende voranbringen soll, gehört zu den Kuriositäten im Kampf gegen den Klimawandel. Genau diesen Weg schlägt Senegal ein. Ausgerechnet Gewinne aus Öl und Gas sollen in grüne Energien gesteckt werden.

    Von der persönlichen Sinnkrise zur Lebensaufgabe. Für Helene Prölß war dieser Weg selbst eine Überraschung. Daraus ist ihre Stiftungsidee “Manager ohne Grenzen” entstanden, die deutsche Wirtschaftsexpertise mit interessierten afrikanischen Unternehmern zusammenführt. Wahre Entwicklungshilfe heißt für sie: Unternehmertum statt CARE-Pakete.

    Wenn Ihnen der Africa.Table gefällt, leiten Sie uns bitte weiter. Und wenn Ihnen diese Mail weitergeleitet wurde: Hier können Sie sich für den Africa.Table und weitere Themen anmelden. 

    Ihr
    Harald Prokosch
    Bild von Harald  Prokosch

    Analyse

    Kampf gegen Klimawandel treibt die Schulden Afrikas

    Selten herrschte auf einer Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington so wenig Einigkeit wie dieses Mal. Der IWF erwartet in seiner jüngsten globalen Prognose, dass die Wirtschaft in Subsahara-Afrika in diesem Jahr voraussichtlich nur um 3,6 Prozent wachsen wird. Damit dürfe sich die Schuldensituation auf dem Kontinent weiter verschärfen.

    Vor einem “großen Finanzierungsengpass”, warnte Abebe Aemro Selassie, Leiter Afrika beim IWF, auf einer Pressekonferenz Mitte April. “Wir engagieren uns wie nie zuvor für die Region”, sagte er weiter. Doch das finanzielle Afrika-Engagement internationaler Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank beschränkt sich zunehmend auf Darlehen und Anleihen. Eigenkapital gibt es für Investitionsprojekte in Afrika bei den diversen Förderinstitutionen immer schwerer.

    Afrika soll für fremde Versäumnisse haften

    Gleichzeitig wollen die entwickelten Länder den afrikanischen Kontinent stärker in den Kampf gegen den Klimawandel einspannen. Werden diese Projekte weiterhin über Anleihen und Darlehen finanziert, droht vielen Ländern in Afrika eine fatale Schuldenfalle, zumal die wirtschaftlich schwächsten Länder auf dem Kontinent zugleich diejenigen sind, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind.

    Das führt zu neuen Konflikten zwischen dem Westen und Afrika. “Wie vergangene Finanzierungstrends zeigen, ist es alarmierend, dass der Großteil der Klimafinanzierung über Kredite geleitet wird, was die ohnehin schon hohen Schulden weiter erhöht”, befürchtet James Gathii, Jura-Professor an der Loyola University in Chicago und Mitglied des African Sovereign Debt Justice Network (AfSDJN).

    Das Netzwerk kritisiert auch, dass Afrika die Hauptlast im Kampf gegen den Klimawandel schultern soll, obwohl der Kontinent weniger als vier Prozent der globalen Kohlenstoffemissionen verursacht. “Afrika trägt die Hauptlast des Klimawandels, obwohl dieser nicht das drängendste Problem des Kontinents ist.” Für Afrika gehe es darum, sich über Wasser zu halten und gleichzeitig die Schulden zu bedienen.

    DEG-Zahlen unter der Lupe

    Ist der Vorwurf aus Afrika gerechtfertigt, dass sich der Westen vor allem über Darlehen in Afrika engagiert und weniger über Eigenkapital? Wir haben uns den Jahresbericht 2022 der DEG Invest der KfW-Bankengruppe angeschaut. Ihr Auftrag ist es, den Ausbau der privaten Wirtschaft in Entwicklungs- und Schuldenländern zu fördern.

    Laut Geschäftsbericht hat die DEG im vergangenen Jahr den Posten “Investitionen in Partnerländern” von 6,4 auf 6,9 Milliarden Euro erhöht. Doch das, was die DEG im Finanzüberblick “Investitionen” nennt, können nicht ausschließlich Eigenmittel sein.

    Das zeigt ein Blick in die Bilanz: Auf der Aktivseite hat sie den Bestand an Beteiligungen von 1,9 Milliarden auf 2,1 Milliarden Euro erhöht. Die Verbindlichkeiten zur Finanzierung des Investitionsgeschäfts sind mehr als doppelt so hoch und belaufen sich auf 4,5 Milliarden Euro. Die Summe liegt bei 6,6 Milliarden Euro und somit leicht unter den 6,9 Milliarden Euro.

    Kreditausfall droht

    Auch die Erträge aus Ausleihungen liegen bei der DEG mit 260 Millionen Euro höher als die Erträge aus dem Verkauf von Beteiligungen (112 Millionen Euro) und den Gewinnausschüttungen der Beteiligungen (74 Millionen Euro). Die Erträge aus Darlehen betragen somit bei der DEG 58 Prozent der gesamten Erträge, die sie aus den Projekten bezieht, die sie unterstützt. Insofern ist es irreführend, wenn alle Finanzierungen – Darlehen und Eigenmittel – als “Investitionen” tituliert werden, da im betriebswirtschaftlichen Sinn nur Eigenmittelfinanzierungen Investitionen darstellen.

    Für die afrikanischen Länder macht es einen großen Unterschied, ob sie Darlehen erhalten oder Eigenkapital. Bei Darlehen tragen sie allein das wirtschaftliche Risiko der Finanzierung. Können sie den Schuldendienst nicht pünktlich in voller Höhe leisten, droht ihnen der Kreditausfall, eine Herabstufung durch die Ratingagenturen und der Ausschluss von den internationalen Kreditmärkten. Von dieser Gefahr sind rund ein Viertel der Entwicklungsländer und etwa 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen betroffen, wurde auf der Frühlingstagung bekannt.

    • Investitionen
    • IWF
    • Klima
    • Schulden

    Druck hilft in der Sahelzone wenig

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte die Schlagzeilen deutscher Blätter im Kopf, als er am vergangenen Donnerstag in Mali eintraf. “Schikanen gegen die Bundeswehr in Mali” oder “Mali setzt voll auf den Kreml”. Schlagzeilen, die das Bild eines Putschistenregimes skizzieren, das vom Westen nichts mehr wissen will und sich Wladimir Putin unterworfen hat, das den Minusma-Truppen, den 12.000 Männern und Frauen unter dem Mandat der Vereinten Nationen, die das Land stabilisieren sollen, vor allem mit Schikanen begegnet und das froh ist, sich erst des französischen Kontingents und dann auch der Deutschen entledigt zu haben.

    Die Eindrücke, die Boris Pistorius und Entwicklungsministerin Svenja Schulze mit nach Hause genommen haben, waren dann doch differenzierter. Erst bat Malis Staatspräsident Assimi Goïta – was ursprünglich nicht geplant war – um ein Gespräch mit den beiden, und offensichtlich ließ der Oberst wenig Zweifel daran, dass er die Zusammenarbeit mit den Deutschen gerne fortsetzen würde. “Er hat das Signal verstanden, dass wir zu zweit gekommen sind”, berichtete Pistorius später. Und: “Freude über unseren Abzug habe ich in keinem der Gespräche vernommen.”

    Aber erst einmal bleibt es dabei: Die deutschen Soldaten werden Mali in den nächsten zwölf Monaten verlassen. Sie werden ihr Material in rund 1.500 Seecontainern nach Niamey im Niger schaffen und von dort aus nach Hause fliegen. Kein westliches Land wird dann Minusma noch unterstützen. Wie es überhaupt mit dem Mandat weiter geht, ist offen.

    Schulterschluss mit Frankreich bringt wenig

    Zwei weitere Erkenntnisse nahm Pistorius mit nach Hause: Die Franzosen sind ob ihrer angeblichen Arroganz, der vermeintlich rücksichtslosen Verfolgung eigener Interessen und ihres selbstherrlichen Auftretens in Westafrika verhasst – und in Mali ganz besonders. Zwar sind die Franzosen aus Gao abgezogen, aber im Minusma-Stab sitzen ihre Offiziere immer noch. Was bei den Einheimischen tiefes Misstrauen auslöst. Lange haben die Deutschen versucht, sich trotz nicht immer kongruenter Interessen einigermaßen mit Frankreich abzustimmen. In Westafrika ist das derzeit eher kontraproduktiv.

    Derart in die Defensive geraten, versucht Emmanuel Macron gegenzusteuern. Im Juni lädt er in Paris zu einem Frankreich-China-Afrika-Gipfel. Vordergründig soll es um Klimafragen gehen. In Wahrheit ist es der fast schon verzweifelte Versuch, verlorenen Boden auf dem Nachbarkontinent zurückzuerobern.

    Offensichtlich wurde aber, und das nicht zum ersten Mal: Auch die Attitüde der Deutschen gegenüber den Ländern des Südens ist ausbaufähig. Politischer Druck bringt gar nichts. Der erhobene Zeigefinger, und das gilt auch für eine betont werteorientierte Außenpolitik, kommt nicht gut an. Und es hilft auch nicht weiter, wie geschehen, die malischen Gastgeber streng zu befragen, warum sie im UN-Sicherheitsrat Wladimir Putin unterstützt haben.

    Nationale Souveränität ist nicht verhandelbar

    Die Länder des Globalen Südens mögen noch so arm sein, noch so unfähig, ihre Bevölkerung zu ernähren oder zu schützen, noch so unzulänglich in ihren Strukturen: Ihre nationale Souveränität ist nicht mehr verhandelbar. In Brasilien genauso wie in Indien – oder in Mali.

    In den sozialen Medien kursiert seit kurzem ein schon älteres Video von Norbert Lammert als Vorsitzendem der Konrad-Adenauer-Stiftung, der dem namibischen Präsidenten Hage Geingob die chinesische Präsenz in seinem Land vorhält. Der Präsident reagiert schnell und entschieden: “Was reden Sie da? Wir brauchen Ihnen nicht leid zu tun. Die Chinesen behandeln uns nicht wie ihr Deutschen…”

    Boris Pistorius sprach zum ersten Mal seit Amtsbeginn in Afrika als Verteidigungsminister vor. Und so war der Besuch in Niamey und Bamako vor allem eine Lernerfahrung: Entweder gelingt es den Ländern des Nordens, das neue Selbstbewusstsein der Länder im Globalen Süden in ihre Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen – oder sie verlieren den Zugang.

    • Mali
    • Niger
    • Sicherheitspolitik

    Erdgas soll Erneuerbare Energie voranbringen

    Erdgas als Ressource für den energetischen Übergang nutzen – mit diesem Ansatz will der senegalesische Präsident Macky Sall die Entwicklung in seinem Land vorantreiben und Senegal trotz der Nutzung fossiler Brennstoffe in Richtung Erneuerbare Energien steuern. Die Idee: Die Gewinne aus Öl und Gas sollen in grüne Energie und Technologie fließen.

    Ein Aspekt des sogenannten “Gas to Power”-Ansatzes: Das Gas soll in modernen Kraftwerken hocheffizient genutzt werden und damit Emissionen verringern. In Malicounda, rund 85 Kilometer von der Hauptstadt Dakar entfernt, ging Ende Februar ein solches Kraftwerk an den Start. Es kombiniert künftig eine Gas- und eine Dampfturbine, wird aber vorerst noch mit Öl betrieben. “Die Energiegewinnung ist dadurch 15 bis 35 Prozent effizienter”, sagt Saer Diop im Gespräch mit Table.Media in Dakar. Er ist Direktor der staatlichen Agentur für Energieeffizienz (Agence pour l’Economie et la Maîtrise de l’Energie).

    Ein schwimmendes LNG-Terminal von BP

    Die systematische Nutzung von Gas soll voraussichtlich Ende 2023 beginnen. Das Projekt Grand Tortue Ahmeyim (GTA) ist laut Hauptinvestor BP Ende Februar in eine weitere Phase eingetreten. Dort soll ein schwimmendes LNG-Terminal entstehen, das voraussichtlich rund 2,3 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr produzieren wird, wie der globale Energiekonzern BP schätzt.

    Für die industrielle Entwicklung des Senegals brauche es gerade jetzt eine Menge Energie, sagt Diop. Trotzdem stehe die Ausbeutung der fossilen Energieträger nicht im Widerspruch zum Ausbau der Erneuerbaren Energie. “Senegal ist ja schon längst auf diesem Weg”, sagt Diop. Noch bevor die Gas- und Ölvorkommen vor der westafrikanischen Küste zwischen dem Senegal und Mauretanien 2015 entdeckt worden seien, habe man sich intensiv um den Ausbau Erneuerbarer Energien bemüht. “Sie machen im senegalesischen Energiemix 30 Prozent aus, das ist mehr als in vielen Industrieländern.”

    Westafrika liegt weit zurück

    Doch bei den Investitionen in Erneuerbare Energien liegt Westafrika nach aktuellen Angaben der Weltbank auf dem letzten Platz hinter den Regionen Süd-, Nord- und Ostafrika: 3,9 Milliarden Dollar flossen zwischen 2010 und 2020 in den Ausbau von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie. Nur in Zentralafrika ist noch weniger Geld in Erneuerbare Energien geflossen.

    Zwischen 2010 und 2020 entfielen demnach 75 Prozent aller Investitionen auf nur vier Länder auf dem gesamten Kontinent: Südafrika, Marokko, Kenia und Ägypten. Auch wenn die Investitionen in Erneuerbare Energien im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt (2000-2009) in Afrika sprunghaft von 4,8 auf 55 Milliarden Dollar gestiegen sind, verschärft sich die Ungleichheit der Geldflüsse zwischen den afrikanischen Ländern weiter, heißt es in einem Bericht der Weltbank von Anfang April.

    Angst vor unfairer Verteilung

    Nach 4,2 Prozent Wachstum in 2022 sieht eine jüngste Weltbank-Prognose Senegal bei 4,7 Prozent in 2023 und 9,9 Prozent in 2024. Die Hoffnung ist, dass Elektrizität mit der Nutzung der eigenen Energieressourcen billiger wird und die Wirtschaft ankurbelt. Bisher importiert der Senegal fossile Brennstoffe, um seinen Energiebedarf zu decken.

    Mit der Entdeckung von Öl und Gas herrscht in Senegal gleichzeitig auch Angst vor einem “resource curse”, einem Fluch der Rohstoffe. “Möglicherweise wird die einheimische Bevölkerung nicht in fairer Weise von diesen Ressourcen profitieren. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass die Gewinne der Ausbeutung oft der politischen und wirtschaftlichen Elite zugute kommen anstatt der breiten Bevölkerung. Deswegen ist es wichtig, dass es Mechanismen gibt, die die Pflicht zur Rechenschaftslegung und die Beteiligung der Zivilgesellschaft regeln”, sagt der Sozialwissenchaftler Latyr Tine vom senegalesischen Gorée-Institut gegenüber Table.Media.

    • Energie
    • Erneuerbare Energien
    • Gas
    • Investitionen
    • Senegal

    “Wir wollen helfen, dass Kapstadt ein Modell wird”

    Jens Kerstan ist Umweltsenator in Hamburg.

    Kann man mit einer südafrikanischen Stadt zusammenarbeiten? Die Regierung distanziert sich nicht von Putin und hat kürzlich sogar mit Russland und China Militärmanöver veranstaltet.

    In Kapstadt regiert die Opposition. Die Stadtverwaltung hat sich klar und deutlich von Putins Angriffskrieg distanziert. Wir setzen also in der Kooperation mit Kapstadt ein klares politisches Zeichen. Hamburg ist als Hansestadt schon immer auf internationale Netzwerke angewiesen gewesen, und da ist Kapstadt ideal.

    Was verbindet Hamburg und Kapstadt eigentlich, außer, dass es Hafenstädte sind?

    Sie sind beide die zweitgrößten Städte ihres Landes. Tourismus ist in beiden Städten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und wir sind beide ehrgeizig bei Innovation, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

    Gehört dazu auch, dass in Südafrika rund 70 Prozent des Stromes aus Kohle kommt?

    Kapstadt versucht, sich von der nationalen Energiepolitik, die in der Tat viel zu sehr auf Kohle basiert, zu emanzipieren und als Vorreiter stärker auf Erneuerbare Energien zu setzen. Das entspricht auch dem Anspruch von Hamburg. Wir sehen uns als Energiewende-Stadt, nicht nur Deutschlands, sondern Europas. Wir treffen hier also Gleichgesinnte.

    Was kann Hamburg von Kapstadt lernen?

    Die Trinkwasseraufbereitung der Stadt ist vorbildlich. Wir haben eine große und sehr moderne Anlage besucht. Selbst sämtliches Brauchwasser aus den Haushalten wird so aufbereitet, dass es wieder als Trinkwasser verwendet werden kann. Davon können wir tatsächlich in Hamburg lernen. Und umgekehrt: Wir gewinnen Energie etwa mit Klärschlämmen. So etwas gibt es in Kapstadt noch nicht. Also, wir sehen viel Potenzial für eine strategische Partnerschaft.

    Mit welchem Ziel?

    Wenn wir unsere Erfahrungen teilen, vermeiden wir die Fehler, die in der jeweils anderen Stadt gemacht wurden. Das spart Zeit und Geld.

    Um welche Fehler geht es?

    In Deutschland haben wir in der Vergangenheit auf den Ausbau von Erneuerbaren Energien gesetzt. Wir haben die Wind- und Solarenergien weltmarktfähig gemacht. Aber gleichzeitig haben wir zu lange versucht, die Kohleindustrie und damit verbundene Arbeitsplätze zu retten. Dabei sind wiederum Hunderttausende Arbeitsplätze im Solar- und Windbereich verloren gegangen. Südafrika, und gerade eben auch Kapstadt, möchte jetzt bei Erneuerbaren Energien vor Ort Arbeitsplätze schaffen, was sehr wichtig ist. Die Lehre, die man aus der Politik in Deutschland ziehen kann: Den Ausstieg aus der Kohle sollte man nicht verschleppen.

    Die Sorge vor einer Massenarbeitslosigkeit durch diesen Strukturwandel ist hier groß.

    Umso mehr Sinn macht es, stärker mit Geld und Energie in die Schaffung neuer, nachhaltiger Arbeitsplätze zu investieren, anstatt die alten zu subventionieren.

    Welche Fehler hat Deutschland noch gemacht, aus denen Südafrika lernen kann?

    Unser zweiter großer Fehler war, dass wir in Deutschland massiv Erneuerbare Energien ausgebaut haben, aber nicht unsere Netze, so dass der erzeugte Strom auch abtransportiert werden kann. Hier in Kapstadt braucht das Netz eher früher als später mehr Aufmerksamkeit.

    In welchen Bereichen wollen Sie enger zusammenarbeiten?

    Im Bereich der Wasserwirtschaft und der Abfallwirtschaft. Auch zum Thema Erneuerbare Energien gab es gute Gespräche. Vielleicht könnten wir mit der Provinz Westkap im Bereich des grünen Wasserstoffs kooperieren. Wir haben einen Cluster der Erneuerbaren Energien mit vielen international erfahrenen Unternehmen. Wir können beim Aufbau von Infrastruktur helfen, so dass Kapstadt Erneuerbare Energien optimal einsetzen kann.

    Wie soll das gehen?

    Wir haben bereits Pilotprojekte im Bereich der Abfall- und Wasserwirtschaft. Nun wollen wir Technikexperten austauschen, etwa um Abfallsysteme zu verbessern, Recycling auszuweiten oder Lösungen für die Wartung von Kläranlagen erarbeiten. Und auch in der Wissenschaft müssen wir uns enger verzahnen. Wir wollen helfen, dass Kapstadt ein Modell für Südafrika wird, das den Rest des Landes mitzieht und auch in die Nachbarländer abstrahlt.

    Was hat Hamburg davon?

    Deutschland und Hamburg sollten sich mit einer aktiveren Rolle in der Welt anfreunden. Wir müssen weltweit enger zusammenarbeiten, um die globalen Herausforderungen zu lösen. Das geht nur gemeinsam. Zwei so dynamischen Städten wie Kapstadt und Hamburg fällt dies natürlich leichter. Die gemütlichen Zeiten, in denen wir warten konnten, dass andere die Verantwortung übernehmen, sind vorbei. Wir müssen schneller Verantwortung übernehmen und glaubwürdig vorangehen.

    Dennoch arbeitet Südafrika immer enger mit autoritären Staaten wie Russland und China zusammen. Was hat der Westen falsch gemacht?

    Ja, leider stehen der westliche Lebenswandel und die freiheitliche demokratische Grundordnung weltweit unter Druck. Da wäre es schon wichtig, dass ein demokratisches Land im globalen Süden sich stärker mit dem Westen zusammenschließt. Selbstkritisch müssen wir aber auch sagen, wir haben uns zu lange nicht um Entwicklungen in Afrika gekümmert.

    • Erneuerbare Energien
    • Südafrika
    • Wasser

    China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider.

    Jetzt kostenlos registrieren.

    News

    Machtkampf im Sudan zwischen Generälen eskaliert

    Bei schweren Kämpfen zwischen Einheiten der beiden mächtigsten Generäle des Sudans sind bis Dienstagmorgen mehr als hundert Zivilisten getötet worden. Soldaten von Armeechef Abdel Fattah al-Burhan lieferten sich am Montag in verschiedenen Landesteilen den dritten Tag in Folge Gefechte mit Kämpfern des mächtigsten Milizenführers des Landes, Mohammed Hamdan Dagalo, der die Rapid Support Forces (RSF) kommandiert. Großbritannien und die Vereinigten Staaten forderten am Montag ein sofortiges Ende der Kämpfe und eine Rückkehr zu Gesprächen über eine Zivilregierung. 

    Beide Konfliktseiten behaupteten am Montag, Kontrolle über die Hauptstadt Khartum erlangt zu haben. Dort kommandieren Burhan wie Dagalo, die 2021 gemeinsam an die Spitze des seitdem regierenden Souveränen Rats gelangt waren, jeweils Zehntausende rivalisierende Einheiten. Dagalo, formal Stellvertreter Burhans, widersetzt sich der Eingliederung seiner Rapid Support Forces (RSF) in die reguläre, von Burhan geführte Armee. Trotz internationaler Forderungen, die Feindseligkeiten zu beenden, hielt der RSF-Oberkommandierende am Montag an seinem Machtanspruch fest. Die Armee setzte Artillerie, Kampfflugzeuge und Panzer ein.

    Kämpfe an der Grenze zum Tschad

    Der UN-Sondergesandte der Vereinten Nationen für den Sudan, der Deutsche Volker Perthes, forderte die Konfliktparteien am Wochenende zum Einlenken auf. Bereits zuvor setzte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) seinen Einsatz im Sudan aus, nachdem drei WFP-Mitarbeiter am Wochenende nahe der Grenze zum Tschad getötet worden waren. Auch in der Hafenstadt Port Sudan kam es am Montag zu Kämpfen.

    Sudan liegt an der Schnittstelle zwischen Nahem Osten und Subsahara-Afrika, was zu einer intensiven Krisendiplomatie geführt hat, regional angeführt von Afrikanischer Union (AU) und Saudi-Arabien. Außenminister Farhan bin Faisal forderte die beiden rivalisierenden Generäle in Telefonaten auf, “alle Arten militärischer Eskalation” einzustellen.

    Israel und Russland involviert

    Durch die Präsenz von Söldnern der Gruppe Wagner ist auch Russland in den seit dem Sturz des früheren Präsidenten Omar al-Baschirs 2019 und dessen Überstellung an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zwei Jahre später anhaltenden Machtkampf im Sudan involviert. Israel nahm 2020 Beziehungen mit dem damaligen sudanesischen Militärrat auf und wollte eigentlich bis Jahresende ein Friedensabkommen mit Machthaber Burhan schließen.

    Am Wochenende nahmen Einheiten der Rapid Support Forces nördlich der Hauptstadt Khartum zudem mehrere ägyptische Soldaten fest. Das Regime von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Sisi in Kairo unterstützt den Vorsitzenden des Souveränen Rats, Burhan, in dem Konflikt. Markus Bickel

    • Afrikanische Union
    • Sicherheit

    Piraterie im Golf von Guinea

    Ein Öltanker unter singapurischer Flagge ist im Atlantik vor Elfenbeinküste offenbar von Piraten geentert worden. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf das Westafrikanische Zentrum für regionale maritime Sicherheit (Cresmao). Der Tanker mit dem Namen Success 9 hatte etwa 550 Kilometer vor dem ivorischen Festland keine Funksignale mehr gesendet. Eine nigerianische Anti-Piraterie-Einheit konnte den Tanker am letzten bekannten Standort nicht mehr ausfindig machen. Die 20 Mann Besatzung befinden sich offenbar in der Gewalt der Piraten. Ende März war vor der Küste der Republik Kongo bereits ein dänisches Schiff gekapert und die Besatzung ebenfalls gekidnappt worden.

    International wächst die Sorge um die maritime Sicherheit in der Region. Der Golf von Guinea galt schon in der Vergangenheit als internationaler Hotspot für Piraterie. ajs

    • Elfenbeinküste
    • Handel
    • Nigeria
    • Sicherheit

    IWF erwartet geringeres Wachstum

    Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wirtschaftsprognose 2023 für die Region Subsahara-Afrika auf nur noch 3,6 Prozent Wirtschaftswachstum zurückgeschraubt. Im nächsten Jahr werden 4,2 Prozent erwartet. Dies geht aus dem aktuellen Regional Economic Outlook der Institution hervor. Für einige Länder werden unverändert hohe Wachstumsraten erwartet, doch strauchelnde Schwergewichte wie Südafrika ziehen den regionalen Durchschnitt nach unten. Für die Republik am Kap hat der IWF seine Prognose um 1,1 Prozent gesenkt und geht für das laufende Jahr nur noch von geringfügigem Wirtschaftswachstum aus. Nächstes Jahr soll die südafrikanische Volkswirtschaft wieder etwas stärker wachsen, um 1,8 Prozent. Auch Nigeria bleibt unter dem regional erwarteten Durchschnitt: 3 Prozent im laufenden Jahr, 3,2 Prozent im kommenden Jahr.

    Die hohe Inflation verteuert zudem die Aufnahme von Krediten für die Regierungen. Etwa die Hälfte der afrikanischen Staaten weisen zweistellige Teuerungsraten auf. Am schwersten getroffen sind Ghana und Äthiopien, für die der IWF im aktuellen World Economic Outlook eine Inflation von 45 beziehungsweise 31 Prozent im laufenden Jahr erwartet. Sollten die Länder aufgrund der Finanzierungsknappheit gezwungen sein, Ausgaben für wichtige Entwicklungsbereiche wie Gesundheit, Bildung und Infrastruktur zu kürzen, hätte dies weitere Folgen für das Wachstumspotenzial.

    Mehr dazu auch in unserer Analyse “Kampf gegen den Klimawandel treibt die Schulden Afrikas“. ajs

    • IWF
    • Nigeria
    • Südafrika
    • Wirtschaft

    Dangote kauft französischen Fußballclub

    Der nigerianische Milliardär Aliko Dangote plant, den französischen Fußballverein FC Valenciennes zu übernehmen. Dies berichtet die französische Zeitung L’Équipe. Demnach laufen derzeit Verhandlungen zwischen dem Zementmagnaten und dem nordfranzösischen Club, der in der französischen Ligue 2 auf einem der letzten Tabellenplätze steht. Dangote will den Verein komplett übernehmen.

    Der 66 Jahre alte Geschäftsmann gilt als reichster Mann Afrikas. Sein Vermögen schätzt das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes auf mehr als 13 Milliarden Dollar. Neben der Produktion von Zement hat Dangote sein Geld vor allem mit Öl und Zucker verdient, ist aber auch in vielen anderen Branchen aktiv. Er ist als Fußballfan bekannt und hatte in der Vergangenheit bereits versucht, europäische Clubs zu übernehmen. Als sein Lieblingsverein gilt der Londoner Verein Arsenal FC, den er 2016 und 2020 kaufen wollte, allerdings ohne Erfolg. ajs

    • Investitionen
    • Nigeria
    • Sport

    Presseschau

    New York Times: Russische Medienoffensive in Afrika. Moskau setzt im diplomatischen Gerangel um seine Macht auf dem afrikanischen Kontinent neben Söldnertrupps vor allem auf Beeinflussung durch Medien. Sputnik, RT und Co. fördern russische Interessen in Afrika und finden auf dem Kontinent tatsächlich immer mehr Anhänger.

    Welt: Putins afrikanischer Brückenkopf in Algerien. Moskau verstärkt seit Längerem seine Präsenz in der Sahelzone. Für den Westen ist das ein Problem. Auch Algerien baut seine Beziehungen zu Russland immer weiter aus. Beide Länder verbindet eine strategische Partnerschaft mit langfristigen, für den Westen gefährlichen Zielen.

    Jeune Afrique: Algerien will Schlüsselpartner für Europas Energiewirtschaft werden. Sonatrach, das algerische Staatsunternehmen und größter Konzern Afrikas, hofft nach der Entdeckung von sechs weiteren Erdölquellen, seine Bedeutung für die Versorgung Europas mit Erdöl und Erdgas weiter ausbauen zu können.

    Eco Matin: Castel will Mühlengeschäft verkaufen. Das französische Familienunternehmen Castel, einer der größten Akteure auf den afrikanischen Märkten für Bier, Wein und Mehlprodukte, hat Verkaufsabsichten. Die Mühlen in Kamerun, Togo und Gabun sollen abgestoßen werden. Ihr Mehl wird unter der Marke “Grand Moulin” vertrieben. Die beiden Unternehmen Seaboard und Ameropa haben bereits Interesse gezeigt.

    African Business: Sonderwirtschaftszonen für E-Autos in Sambia und DR Kongo. Die mineralreichen Länder Afrikas wollen die Rohstoffverarbeitung und damit Wertschöpfung auf dem Kontinent halten. Sambia und DR Kongo etwa gründen nun ein Unternehmen, das Sonderzonen für die Produktion von Batterieteilen, Batterien und Elektrofahrzeugen in beiden Ländern betreiben soll.

    taz: Deutschland verharrt im Sahel in Frankreichs Schatten. Tschads Ausweisung des deutschen Botschafters wirft massive Fragen auf, etwa in der Sahelpolitik der EU. Man könne nicht glaubwürdig gegen die Juntas in Mali und Burkina Faso eintreten, wenn man an der Seite Frankreichs zur Militärdiktatur Tschads schweigen müsse. Deshalb sollte sich Deutschland von französischen Machtinteressen lösen, rät die taz.

    The Economist: Ägyptens Armee behält Wirtschaft im Griff. Die ägyptische Regierung kündigt seit geraumer Zeit an, einige vom Militär kontrollierte Unternehmen zu privatisieren. Doch die Armee sträubt sich dagegen. Offenbar will sie ihren erheblichen wirtschaftlichen Einfluss nicht aufgeben.

    Heads

    Helene Prölß – Unternehmertum statt CARE-Pakete

    Helene Prölß leitet in Stuttgart die Stiftung “Manager ohne Grenzen”.

    Ihr Herzensprojekt entstand aus einer Sinnkrise. Helene Prölß’ Geschäft als Beraterin in der Öffentlichkeitsarbeit lief gut, und doch fragte sie sich irgendwann: “War das schon alles?”. Prölß litt damals unter Burnout und der, wie sie sagt, “typischen 50er-Krise” in der viele Menschen den Sinn ihres Lebenswerks suchen. Ingenieure und Ärzte seien überall gefragt und täten Gutes, aber BWLer brauche niemand. Das jedenfalls habe sie damals geglaubt. “Es war völlig außerhalb jeder Vorstellung, dass Wirtschaftsleute in der sogenannten Entwicklungshilfe überhaupt tätig sein können. Das waren – und sind heute noch – zwei Welten.”

    Ein afrikanischer Kunde brachte die Wende. Über die Beratungstätigkeit für den nigerianischen Botschafter in Deutschland kommt Prölß erstmals nach Afrika und stellt schnell fest, auf dem Kontinent ist unternehmerische Expertise stark gefragt. Aus dieser Erfahrung gründet sie 2005 die Stiftung “Manager ohne Grenzen” (managerohnegrenzen), die erfahrene deutsche Manager mit interessierten afrikanischen Unternehmen zusammenbringt.

    Gegenseitiger Respekt ist elementar

    Seither hat “Manager ohne Grenzen” weit über 500 Projekte betreut. Heute sind es bereits mindestens 100 pro Jahr. Und jeden Monat erreichten sie bis zu 40 Anfragen von deutschen Managern und afrikanischen Unternehmern. Die eingesetzten Manager beraten ihre Partner bis zu zwölf Wochen lang und setzen dabei voll auf deren branchenspezifische Expertise. Mindestens genauso wichtig aber ist der respektvolle Austausch auf Augenhöhe: “Wir sind keine White Saviours. Wir kommen nicht und wissen, wo’s lang geht, sondern wir unterstützen das, was auf der anderen Seite die Bedarfssituation zeigt.”

    Im Fokus stehen vor allem die in Afrika wichtigen Branchen Landwirtschaft, Energie und Infrastruktur, aber zunehmend auch der Dienstleistungssektor. Meist treten Unternehmer, die Unterstützung brauchen, direkt an die Stiftung heran. Aber “Manager ohne Grenzen” hat auch Kunden wie die GIZ, die Welthungerhilfe oder christliche Hilfsorganisationen.

    Geld allein untergräbt Eigeninitiative

    Für Prölß ist ihr unternehmerischer Ansatz der herkömmlichen Entwicklungshilfe klar überlegen. “Die Erwartungshaltung der klassischen Entwicklungshilfe ist: Irgendwoher kommt Geld und irgendwie komme ich damit schon durch.” So sei eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung aber nicht möglich.

    In Sambia traf Prölß erst kürzlich Regierungsvertreter, die sie in ihrem Ansatz bestätigten: Nur durch Geld entstehe keine Eigenverantwortung, aber eine Hängemattenmentalität. “Man muss sich das mal vorstellen. Die sambischen Partner haben gesagt: Hört auf, uns nur Entwicklungshilfe unkontrolliert reinzuschütten. Kooperiert lieber mit uns und unterstützt uns mit Beratung auf Augenhöhe.” Mit ihrer Stiftung will Prölß den Aufbau eigenständiger Kompetenzen und Expertise vor Ort befördern. So sollen kleine und mittelständische Unternehmen fit gemacht und auch für Investoren attraktiv und sinnvoll werden.

    Prölß zieht den Vergleich zum deutschen Wirtschaftswunder. Die CARE-Pakete der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg seien zwar wichtig gewesen, aber die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands sei nicht von oben herab angetrieben worden. Viele erfolgreiche kleine und mittelständische Unternehmen hätten Deutschland schließlich zu einer wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft gemacht. Solange afrikanische Länder weiterhin im großen Umfang von CARE-Paketen lebten, werde sich in ihrem gesellschaftlichen Fortschritt nichts zum Positiven verändern.

    Dialog mit der Politik ohne Erfolg

    In der deutschen Politik hat sie trotz vieler Anläufe für ihre Herangehensweise keine Unterstützung gefunden. Wirtschaftliche Entwicklung und Entwicklungshilfe würden getrennt behandelt, lautete stets die Antwort aus Berlin. Prölß dagegen würde eine Zusammenlegung des Auswärtigen Amts und des Entwicklungsministeriums nach französischem Vorbild oder eine enge Verbindung zum Wirtschaftsministerium für “extrem sinnvoll” halten. “Damit könnte man eine Afrikastrategie aus einem Guss machen.”

    Inzwischen hat sie es aufgegeben, deutsche Politiker zu bearbeiten. Sie geht lieber direkt dorthin, wo die Leistungen ihrer Stiftung auf fruchtbaren Boden fallen. So etwa in Togo, wo sie besonders stolz auf ein Projekt ihrer Stiftung ist. Ein Exporteur landwirtschaftlicher Rohprodukte war dort von einem einzigen Abnehmer abhängig. Durch die Expertise der von ihr eingesetzten Manager konnte die Kundenstruktur mitten in der Pandemie umgebaut werden. Die Folge: Hunderte Familienunternehmen wurden als Zulieferer gerettet. Arne Schütte

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen