Table.Briefing: Africa

Kenia: Warum Rutos Kehrtwende vergebens war + Tansania: Welche Schwächen die Wasserkraft hat + Top 100: die zehn ausgezeichneten Wissenschaftler

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kenias Präsident William Ruto ist in keiner beneidenswerten Lage. Die fiskalische Situation seines Landes und die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds erfordern von ihm unliebsame Maßnahmen wie die Erhöhung verschiedener Steuern. Doch die Bevölkerung, die ohnehin schon unter hohen Lebenshaltungskosten leidet, nimmt die Reformen des Präsidenten nicht hin. Mit seiner brutalen Reaktion auf die Proteste hat Ruto die Lage noch verschärft, wie wir in einer aktuellen Analyse aufzeigen.

In unserer Serie der 100 wichtigsten Akteure der deutschsprachigen Afrika-Szene stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe die entscheidenden Köpfe in der Wissenschaft vor.

Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Kenia: Rutos Einlenken macht keinen Eindruck auf Demonstranten

Kenias Präsident William Ruto hat angesichts der Protestwelle klein beigegeben und den umstrittenen Haushaltsplan zurückgezogen. Doch die Bevölkerung, die ohnehin schon unter hohen Lebenshaltungskosten leidet, will sich damit nicht zufriedengeben. Die Proteste halten trotz Rutos Zugeständnissen an.

Ruto kann noch so überzeugend erklären, die harten Steuererhöhungen kämen dem Land und der Bevölkerung zugute. Viele Bürger trauen den Versprechen des Präsidenten nicht, sind unzufrieden mit der mageren staatlichen Gegenleistung und befürchten, das Geld landet in den Taschen Rutos und seiner Verbündeten.

Im Westen beliebt

In den vergangenen Monaten hat Ruto außenpolitisch vor allem im Westen gepunktet:

  • Er richtete den Klimagipfel Afrika in Nairobi aus und warb dort für Erneuerbare Energie in Afrika.
  • Er folgt den harten Vorgaben des IWF, um die Staatsfinanzen zu sanieren, erhöht die Steuern und verbreitert die Steuerbasis. Die Steuereinnahmen stiegen im Mai 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent – Geld, das der Bevölkerung nun fehlt, um die Inflation auszugleichen.
  • Er hat eine Liste mit Staatsunternehmen erstellt, die privatisiert werden sollen. Die Erlöse sind etwas mehr als sieben Millionen Euro.
  • Von einer Reise in die USA ist er mit Aufträgen in Höhe von 671,1 Millionen Dollar zurückgekommen.
  • Zur Belohnung für seine Westorientierung erklärte US-Präsident Biden Kenia kürzlich zum “wichtigen Verbündeten außerhalb der Nato“.

Durch diese Politik ist Ruto zwar zum Star im Westen geworden, aber nicht zum Liebling des Volkes. Das liegt zum großen Teil daran, dass die öffentlichen Finanzen ineffizient geführt werden. Mehr als 70 Prozent der Staatsausgaben versickern in den laufenden Ausgaben. Für Investitionen bleiben weniger als 20 Prozent.

Ruto nimmt Reformen zurück

Am Mittwoch teilte Ruto in einer Ansprache mit, er werde das entsprechende Gesetz angesichts der Proteste nicht unterzeichnen: “Das Volk hat gesprochen.” Er kündigte an, einen Dialog mit der kenianischen Jugend aufzunehmen und an Sparmaßnahmen zu arbeiten – angefangen beim Präsidentenbüro. Damit will er das Defizit im Haushalt ausgleichen.

Rutos Regierung hatte zunächst versucht, die Proteste mithilfe der Sicherheitskräfte kleinzuhalten und ihre Forderungen zu ignorieren. Noch am Dienstag hatte Ruto davon gesprochen, die Proteste seien von “organisierten Kriminellen” infiltriert worden und müssten “um jeden Preis” niedergeschlagen werden. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Gewalt und setzten scharfe Munition gegen die Demonstranten ein. Auch das Militär patrouilliert, obwohl ein Gerichtsbeschluss vom Mittwoch den Einsatz des Militärs zur Unterstützung der Polizei während der Proteste ausgesetzt hat. Mindestens 22 Menschen sind bislang ums Leben gekommen.

Parlamentsgebäude gestürmt

In der Hauptstadt Nairobi hatten Demonstranten am Dienstag das Parlamentsgebäude gestürmt, als die Abgeordneten gerade den umstrittenen Haushalt verabschieden wollten. Teile des Parlaments standen kurzzeitig in Flammen. Journalisten berichten von mindestens drei Leichen außerhalb des Gebäudes, in dem die Polizei das Feuer eröffnet hatte. Der kenianische Ärzteverband erklärte, dass mindestens fünf Menschen erschossen wurden, als sie versuchten, Verwundete am Tatort zu behandeln. Auch die Residenz des Gouverneurs von Nairobi brannte kurzzeitig.

In den sozialen Medien kursieren Fotos und Videos von bewaffneten Männern in Zivil, offenbar Angehörige von Polizei und Militär, die mit scharfer Munition in Richtung der Demonstranten schießen. Sogar Scharfschützen waren offenbar im Einsatz. In Githurai, einem Vorort von Nairobi, berichten Anwohner von einem Massaker der Sicherheitskräfte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. In der Gegend wurde heftig geschossen, und es wurden mehrere Tote gemeldet. Laut Polizeibericht wurden mehr als 750 Gewehrpatronen und 700 Tränengaskanister abgefeuert.

Schock über brutales Vorgehen von Militär und Polizei

Die kenianische Menschenrechtskommission teilte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Polizisten auf Demonstranten schießen, und forderte Ruto auf, sofort “die Tötungen zu stoppen”. Etwa 50 Kenianer wurden von Personen entführt, bei denen es sich vermutlich um Polizeibeamte handelt. Einige hatten sich an den Demonstrationen beteiligt und wurden vor den Protesten am Dienstag aus ihren Häusern, von ihren Arbeitsplätzen und von öffentlichen Plätzen geholt, wie zivilgesellschaftliche Gruppen berichten. In einer Erklärung von Diplomaten aus 13 westlichen Ländern hieß es, sie seien “schockiert” über die Szenen vor dem Parlament.

Die brutale Reaktion des kenianischen Staates auf die Proteste ist für viele junge Demonstranten Grund genug, auch nach der Kehrtwende ihres Präsidenten weiter auf die Straße zu gehen. Sie fordern nun nicht mehr nur eine Lösung für die zu hohen Lebenshaltungskosten, sondern auch die restlose Aufklärung der Todesfälle und den Rücktritt William Rutos.

  • Inflation
  • Kenia
  • Ostafrika
  • Proteste
  • Staatsschulden
  • Steuerpolitik
Translation missing.

Tansania: Starkregen legt Schwachstellen in der Stromerzeugung offen

Tansania musste fünf Wasserkraftwerke schließen, um überschüssigen Strom im Stromnetz zu reduzieren. Laut Premierminister Kassim Majaliwa erzeugt allein das Hauptkraftwerk, das Wasserkraftwerk Mwalimu Nyerere, genug Strom, um die großen Städte zu versorgen, darunter Daressalam, die Wirtschaftsmetropole des Landes.

Das Land habe diese Kraftwerke wegen geringer Stromnachfrage und hoher Produktion abgeschaltet, sagte ein Beamter des staatlichen Energieunternehmens Tanzania Electric Supply Company Limited (Tanesco). Er bestätigte, dass in Tansania Strom wieder zugeteilt wurde.

In den vergangenen 20 Jahren war die Erzeugung und Verteilung von Strom in dem rund 69 Millionen Menschen zählenden Land von Kapazitätsengpässen, einem Mangel an privaten Investitionen und einer geringen Zuverlässigkeit der Versorgung geprägt.

Kraftwerke wegen Starkregen gesschlossen

Besonders ungewöhnlich starke Regenfälle brachten den Julius-Nyerere-Staudamm an seine Kapazitätsgrenze. Es ist das erste Mal, dass Tansania trotz chronischer Angebotsengpässe ein Wasserkraftwerk aufgrund von Überproduktion schließen musste.

Der Julius-Nyerere-Staudamm wird derzeit am Rufiji-Fluss im Osten des Landes gebaut. Obwohl umstritten, genehmigte die Regierung den Bau im Jahr 2018. Das Kraftwerk soll eine installierte Leistung von 2.115 Megawatt haben und jährlich 5.920 Gigawattstunden Strom produzieren. Wasserkraft trägt mit einem Anteil von 35 bis 40 Prozent wesentlich zur Stromerzeugungskapazität Tansanias bei.

Die Abschaltung der Kraftwerke hätten erhebliche Auswirkungen auf den Zugang zu Elektrizität in Tansania, sagte Abdulaziz Bakari, ein Berater und Energieexperte, zu Table.Briefings. Dies beeinträchtige die gesamte Stromversorgung im Land. “Dies betraf Unternehmen, Industrien, Haushalte und wichtige Dienstleister, die auf eine stabile und unterbrechungsfreie Stromversorgung angewiesen sind.”

Diversifizierung notwendig

Bakari merkte an, dass erhöhte Niederschläge den Wasserzufluss in den Stausee erhöhten. “Dieses überschüssige Wasser führt dazu, dass der Staudamm seine Kapazitätsgrenze erreicht, da der Zufluss die Abflusskapazität des Staudamms übersteigt, die genutzt werden muss, um mit den Turbinen des Staudamms Strom zu erzeugen, und daher überläuft.”

Das Land muss die Energiequellen diversifizieren und die ländlichen Gebiete elektrifizieren, sagte Baraka Machumu, Experte für Klima und erneuerbare Energien, im Gespräch mit Table.Briefings. Eine laufende Wartung und eine regelmäßige Aufrüstung der Netzinfrastruktur seien notwendig, um ihre Widerstandsfähigkeit sicherzustellen.

Vor allem ist ein breiterer Energiemix, bestehend aus Solar, Wind, Geothermie und Wasserkraft, laut Bakari notwendig. “Diese Diversifizierung kann die Energiesicherheit erhöhen und die Abhängigkeit von einer einzigen Energiequelle verringern”, meint Bakari. Investitionen in die Infrastruktur zur Übertragung und Verteilung von Strom seien jetzt entscheidend. “Die Verbesserung der Betriebseffizienz bestehender Kraftwerke und des Verteilungsnetzes kann durch sorgfältigere Wartung, eine bessere Infrastruktur und Smart-Grid-Technologien erreicht werden”, fügte er hinzu.

Regionale Vernetzung notwendig

Ein weiteres Element ist die regionale Vernetzung. So ist das Übertragungsverbindungsprojekt zwischen Tansania und Sambia Teil des Eastern Africa Power Pool (EAPP). Es soll den regionalen Stromhandel und die regionale Zusammenarbeit durch die Verbindung der Stromnetze von Tansania und Sambia verbessern.

Diese Verbindung umfasst den Bau von Übertragungsleitungen und der zugehörigen Infrastruktur, um den Stromaustausch zwischen den beiden Ländern zu erleichtern. Dieses Projekt kann laut Machumu die regionale Energiezusammenarbeit stärken, die Energiesicherheit verbessern und eine nachhaltige Entwicklung in ganz Ostafrika fördern.

“Wenn ein Land überschüssigen Strom produziert, kann es ihn über die verbundene Netzinfrastruktur in Nachbarländer exportieren. Dies hilft, die verfügbaren Ressourcen effizient zu nutzen und die Verschwendung zu minimieren”, sagt Machumu weiter.

“Indem die beiden Länder diese Aspekte umfassend angehen, können Tansania und Sambia zusammen mit anderen Ländern in der Region die Vorteile des Übertragungsverbundprojekts maximieren“, meint Machumu. “Das trägt zu einer integrierten und nachhaltigen Energielandschaft in Ostafrika bei.”

  • Strom
  • Strommarkt
  • Stromnetze
  • Wasserkraft
Translation missing.

Ghana: Geplantes Gesetz gegen LGBTQI sorgt für Streit im Land und mit der Weltbank

Den dieses Wochenende anstehenden Christopher Street Day und damit die Vielfalt von Menschen zu feiern, ist in Ghana schwer vorstellbar. Unter transgeschlechtlichen Personen in Ghana war gut jede und jeder Dritte Opfer von Diskriminierung und Anfeindungen innerhalb von sechs Monaten, wie eine Studie des Gesundheitsministeriums und der Universität Ghana zeigt, die Table.Briefings vorliegt. Physische und sexuelle Gewalt hatten im Mittel um die fünf Prozent aller Transpersonen erfahren.

Der Menschenrechtsaktivist Texas Kadir Moro ist einer der wenigen, der sich in Ghana öffentlich als queer geoutet hat. Seine Ein-Mann-Demonstration in Accra gegen das restriktive LGBTQI-Gesetz erregte Mitte April große Aufmerksamkeit, wie Table.Briefings bei Vor-Ort-Recherchen erlebte. Solche Demonstrationen könnten künftig schwerwiegende Folgen haben. Das Gesetz sieht eine Mindeststrafe von sechs Monaten und eine Höchststrafe von drei Jahren für Menschen vor, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Strafbar wird auch die Unterstützung und Finanzierung von Aktivitäten, die Anliegen und Menschen der LGBTQI-Community betreffen. Zwischen drei und fünf Jahre Gefängnis sind vorgesehen.

Weltbank will Finanzmittel einfrieren

Noch-Präsident Nana Akufo-Addo, der im Dezember nicht mehr antritt, weigert sich, das Gesetz zu unterschreiben. Unterdessen läuft allerdings ein Gerichtsprozess, der ihn aus dem Gesetzgebungsverfahren herausnehmen soll. Die beiden Hauptbewerber um das Präsidentenamt haben sich für das Gesetz ausgesprochen. Die Weltbank hat angekündigt – wie schon in Uganda – Finanzmittel einzufrieren, wenn das Gesetz in Ghana kommen sollte. Das entspricht ihren Kriterien, die unter anderem in der World Bank Group Gender Strategy 2024-2030 festgehalten sind.

“Dass Projektmittel von der Weltbank zurückgehalten werden, wenn es zu Problemen mit den Implementierungsbedingungen oder dem Bruch von Absprachen kommt, ist gang und gäbe. Nur so hat die Weltbank die Möglichkeit, Druck auf die Empfängerregierungen auszuüben und sicherzustellen, dass auch begleitende Absprachen eingehalten werden. Ich empfinde das Verhalten der Weltbank daher als konsequent“, sagt der Ökonom Tobias Heidland vom Kiel Institut für Weltwirtschaft im Gespräch mit Table.Briefings.

Aufregerthema lenkt von strukturellen Themen ab

Neben gesellschaftlichen Strömungen, die etwa aus einer christlich verstandenen Argumentation heraus LGBTQI-Angehörige prinzipiell ablehnen, spielt in Ghana auch die politische Dynamik eine Rolle. Im Wahlkampfjahr komme das Aufregerthema den Kandidaten zugute: Damit könnten Politiker auch von größeren strukturellen Problemen oder eigenem Versagen abzulenken, meint Heidland.

Gerade der Umgang mit Minderheiten polarisiere, und zwar weltweit: “Das sehen wir beim Thema Gendern auch in Deutschland. Das Muster, dass insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Menschengruppen stärker ausgegrenzt werden oder gesellschaftliche Außenseiter besonders hart attackiert werden, kennen wir auch in Deutschland bereits seit dem Mittelalter. Diese Mechanismen lassen sich leider in vielen Kontexten weltweit und in verschiedenen Jahrhunderten nachweisen”, so Heidland, der sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit Afrika beschäftigt.

Khatondi Soita Wepukhulu, die für das Projekt Open Democracy aus Uganda heraus arbeitet, findet den Ansatz der Weltbank allerdings kontraproduktiv – denn die Kürzungen treffe besonders jene, die sowieso schon benachteiligt seien: darunter gerade Menschen der LGBTQI-Community. “Arbeitslosigkeit und systematische Ausgrenzung von Gesundheitsdiensten sind einige der häufigsten Herausforderungen, denen sich queere Menschen im Land gegenübersehen, was größtenteils auf staatlich geförderte Homophobie zurückzuführen ist. Zum Beispiel leiden LGBTQI-Personen unter einer unverhältnismäßig hohen HIV-Infektionsrate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung”, so Wepukhulu in einem Beitrag.

Ghanas Wirtschaft leidet unter hohen Schulden und braucht dringend Investitionen. Dass ein besonders hartes Vorgehen gegen LGBTQI-Angehörige auf Unternehmen abschreckend wirkt, hat die AHK Ghana bisher jedoch noch nicht festgestellt. Für deutsche Unternehmen habe es dazu aktuell noch keinen gesonderten Gesprächsbedarf gegeben, hieß es auf Anfrage von Table.Briefings.

  • Ghana
  • IWF
  • LGBTQ
  • Menschenrechte
  • Westafrika

News

Table.Briefings-Sommerfest: Das waren unsere Gäste

Auf dem Table.Briefings-Sommerfest trifft sich die Prominenz aus Politik und Wirtschaft

Bis spät in den Abend hielt das gute Wetter beim ersten Table.Briefings-Sommerfest am Mittwochabend in den Innenhöfen unserer Redaktion in der Wöhlertstraße. Beste Voraussetzungen also für einen spannenden Austausch zwischen der Table-Redaktion und den rund 600 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Prominent vertreten war das Bundeskabinett mit Finanzminister Christian Lindner, Justizminister Marco Buschmann, Familienministerin Lisa Paus und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt. Das BMWK war mit dem parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner vertreten, das AA mit Staatsministerin Katja Keul. Zudem waren mit Ricarda Lang, Rolf Mützenich, Bijan Djir-Sarai, Ralph Brinkhaus, Britta Hasselmann und Katarina Dröge führende Partei- und Fraktionspolitiker zu Gast.

Auch die Wirtschaft war prominent vertreten. So zählte unter anderem die BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner, KfW-Chef Stefan Wintels und Handwerkspräsident Jörg Dittrich zu den Gästen des Sommerfests.

Auch viele Experten rund um das Thema Afrika kamen zusammen. Mit dabei war das ein oder andere frisch gekürte Mitglied unserer “Top of the Table“-Liste der 100 entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Afrika-Szene. So waren unsere Gäste neben Olumide Abimbola, Gründer und Direktor des APRI, Jeremy Gaines, Gründer und Geschäftsführer von Gaines Consulting, sowie Stefan Liebing, Geschäftsführer Conjuncta GmbH und ehemaliger Vorsitzender des Afrika-Vereins, auch die beiden Ökonomen Robert Kappel und Helmut Asche.

Zudem haben wir uns über diese Teilnehmer gefreut: Nikolai Fichtner, Till Mansmann, Christoph Hoffmann, Simone Pott, Rhoda Berger, Dagmar Dehmer, Gregor Darmer, Joe Chialo, Melanie Hauenstein, Olaf Deutschbein, Julie Gekle und Holger Paul. dre

  • Afrika-Verein
  • Berlin
  • Bijan Djir-Sarai
  • Bundesregierung
  • Deutsche Wirtschaft
  • Lisa Paus
  • Table.Briefings

Auswärtiges Amt: Von Nouakchott an die Spitze des Westafrika-Referats

Die deutsche Botschafterin in Mauretanien, Isabel Hénin, wird im August ins Auswärtige Amt nach Berlin wechseln. Sie war seit 2021 in Nouakchott. Nach Informationen von Table.Briefings übernimmt Hénin künftig die Leitung des Westafrika-Referats im Außenamt. In ihrer Laufbahn hat sie in den Jahren 2010 bis 2014 Afrika-Erfahrung an der Botschaft in Addis Abeba gesammelt. Von 2014 bis 2016 war die mit einem Franzosen verheiratete Diplomatin als Austauschbeamtin im französischen Außenministerium und von 2016 bis 2017 an der deutschen Botschaft in Paris.

Das Westafrika-Referat, das die Ordnungsnummer 321 trägt, ist zuständig für Westafrika, Zentralafrika mit Ausnahme des Sahel, Ecowas, Cemac und Ceeac. Es ist der Abteilung 3 zugeordnet, in deren Leitung Christoph Retzlaff als Beauftragter für die Abteilung 3-B-2 Subsahara-Afrika und Sahel eingebunden ist.

Nachfolger kommt von der Botschaft in Jordanien

Ihr Nachfolger in Mauretanien wird Florian Reindel. Dieser ist derzeit Gesandter an der deutschen Botschaft in Jordanien und damit der Ständige Vertreter von Botschafter Bertram v. Moltke.

Am Samstag wird in Mauretanien ein neuer Präsident für die kommenden fünf Jahre gewählt. Amtsinhaber Mohamed Ould Ghazouani, der seit 2019 an der Spitze des Landes steht, kandidiert für eine zweite Amtszeit. Der 67-Jährige ist unter den sieben Kandidaten Favorit. Weitere Bewerber um das höchste Staatsamt sind Hamidine Moctar Kane, Mohamed Ould El Mounir, El’Id Mohameden Mbareck und Ba Mamadou Bocar.

Investitionen in grünen Wasserstoff

Mauretanien ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der deutschen Energiepolitik gerückt. So arbeiten mehrere Konsortien im Land an Projekten zur Herstellung grünen Wasserstoffs. Darunter befindet sich ein deutsches Konsortium unter Führung des ehemaligen Vorsitzenden des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing. Diesem gehört die Unternehmensberatung Conjucta, die das Projekt koordiniert.

Bisher gibt es dazu eine Absichtserklärung mit der mauretanischen Regierung für das 34 Milliarden Dollar schwere Projekt. Bis zum Jahr 2028 soll in Mauretanien eine 400-Megawatt-Anlage nordöstlich von Nouakchott entstehen. Der Hamburger Unternehmensberater hat sich dazu mit Infinity Power zusammengetan. Hinter dem Unternehmen stehen der ägyptische Grünstromerzeuger Infinity aus Ägypten und das Staatsunternehmen für erneuerbare Energie, Masdar, aus Abu Dhabi. lcw

  • Afrika-Verein
  • Außenpolitik
  • Auswärtiges Amt
  • Diplomatie
  • Energiepolitik
  • Grüner Wasserstoff
  • Mauretanien
  • Sahel

Südafrika: Ramaphosa unterbreitet ein vergiftetes Angebot

Die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung in Südafrika finden kein Ende. Zuletzt unterbreitete Präsident Cyril Ramaphosa der Democratic Alliance (DA), seinem wichtigsten Koalitionspartner, ein neues Angebot. Demnach soll die DA sechs statt sieben Ministerien bekommen. Doch es handelt sich dabei um ein vergiftetes Angebot. Denn die DA soll künftig kein wichtiges Ministerium mehr besetzen. Ursprünglich hatte die Partei acht Ministerposten gefordert. Berichten zufolge ist dies Ramaphosas letztes Angebot an den DA-Parteivorsitzenden John Steenhuisen. Ramaphosa gibt Steenhuisen bis Sonntag Zeit, sich zu entscheiden. Am Mittwochnachmittag traf sich die DA-Spitze zu Beratungen, aus denen bis Redaktionsschluss nichts nach außen gedrungen ist.

Die Kabinettsverhandlungen haben vor einer Woche begonnen und wurden anfangs als “konstruktiv” bezeichnet. Ursprünglich hatte der ANC der DA drei Ministerposten angeboten, was die DA ablehnte. Dann standen sechs Ministerien und eine Reihe von stellvertretenden Ministerposten zur Debatte. Auch hier versuchte die DA nachzuverhandeln.

Nahe geglaubte Einigung gescheitert

Für Aufsehen sorgte ein an die Öffentlichkeit gelangter Brief von Helen Zille, der Vorsitzenden des DA Federal Council, an den ANC. Darin forderte sie am Sonntag zwölf Ministerien für die DA. Das jedoch lehnte der ANC als “empörend” ab. Am Dienstag schienen sich beide Parteien nach einem nachgebesserten Angebot geeinigt zu haben. Dann kündigte Ramaphosa an, er müsse den Deal von seiner Parteispitze absegnen lassen. Es folgte das letzte Angebot am Mittwoch.

Falls bis Sonntag keine Einigung erreicht werden kann, wird Ramaphosa von seiner verfassungsmäßigen Befugnis Gebrauch machen und die Ministerposten selbst bestimmen. Als Staatschef ernennt er den stellvertretenden Präsidenten und alle Minister. Doch sollte er dies ohne Absprache mit seinen Bündnisparteien tun, hat er keine Mehrheit im Parlament.

In den Parlamentswahlen Ende Mai hat der ANC seine absolute Mehrheit verloren und mit 40,2 Prozent das schlechteste Ergebnis seiner Geschichte eingefahren. Die DA erhielt 21,8 Prozent der Stimmen. Mit acht weiteren Parteien einigte sich der ANC auf eine “Regierung der nationalen Einheit”, was positiv aufgenommen wurde. “Wir haben eine goldene Gelegenheit, die Entwicklung des Landes umzukehren”, sagte Busi Mavuso, Leiter der Lobbygruppe Business Leadership South Africa, diese Woche. “Im Augenblick läuft in unserem Land vieles nicht richtig. Wir brauchen Wirtschaftswachstum. Ich denke, dies ist eine Gelegenheit für uns, das zu tun.” Doch der Weg dahin gestaltet sich schwierig. as

  • Regierungsbildung
  • Südafrika

Südafrika: Börseneuphorie nach der Wahl lässt spürbar nach

Der südafrikanische Aktienmarkt hat zum Teil kräftige Kursgewinne nach den Parlamentswahlen und der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit verzeichnet. Am Tag nach der Wahl, am Montag, 10. Juni, stand der Standardwerteindex FTSE South Africa bei 3865 Punkten. Seitdem stieg er auf bis zum 19. Juni auf 4195 Punkte. Das ist ein Anstieg von 8,5 Prozent an acht Handelstagen. Aktuell steht der Index bei rund 4010 Punkten. Bis zu Ramaphosas Vereidigung haben die Anleger die neue Regierung gefeiert. Seitdem ist Ernüchterung eingekehrt.

Der südafrikanische Rand hat nach der Wahl aufgewertet: von 18,90 Rand je Dollar am 10. Juni bis auf 17,89 Rand am 21. Juni. Aktuell notiert er bei rund 18,35 Rand. Der jüngste Kursrückgang ist eine Reaktion auf die schwierige Regierungsbildung und Spannungen zwischen Ramaphosa und der Democratic Alliance.

Deutsche Bank sieht Kontinuität

“Die politische Einigung auf eine Regierungskoalition hat nach den Parlamentswahlen das Vertrauen der Anleger in die wirtschaftspolitische Kontinuität und eine weitere Haushaltskonsolidierung gestärkt“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. “Eine Mehrparteienkoalition könnte disziplinierend auf die künftige Haushaltspolitik wirken und mittelfristig dazu beitragen, die Defizitquote Südafrikas unter drei Prozent zu senken”, meint Stephan.

Volkmar Baur, Devisenstratege der Commerzbank, bleibt vorsichtiger: “Politisch gesehen ist zu beachten, dass Koalitionen für Südafrika und den African National Congress etwas Neues sind. Es wird daher immer wieder zu Spannungen innerhalb der Regierung kommen, und ein Auseinanderbrechen (der Koalitionsregierung) ist jederzeit möglich.”

“Rand-Investoren beschäftigen zwei Dinge”, sagt Sebastien Barbe, Leiter der Analyse Schwellenmärkte bei Crédit Agricole CIB. “Die Zusammensetzung der Regierung ist das Wichtigste. Auch wenn diese Allianz zwischen ANC und DA bereits eingepreist ist, könnte es dem Rand Auftrieb verleihen, wenn die DA wichtige Schlüsselministerien erhält.”

Zinssenkungen erwartet

Die Anleger rechnen überwiegend mit einer Aufhellung des makroökonomischen Umfelds. Für das laufende Jahr erwartet der IWF ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent. Damit bliebe das Wachstum zwar deutlich unter den 3,8 Prozent, die der IWF im Mittel für Subsahara-Afrika erwartet. Doch immerhin erlebt das Land eine leichte Wirtschaftsbelebung, nach 0,6 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr.

Die Hoffnung der Aktienkäufer stützt sich auch darauf, dass die Zentralbank in der zweiten Jahreshälfte die Leitzinsen senken könnte, möglicherweise schon im September. Die Erwartung stützt sich darauf, dass die Inflationsrate im Mai unverändert gegenüber April bei 5,2 Prozent verharrte. Die Zentralbank will die Inflation auf 4,5 Prozent herunterführen. hlr

  • Aktien
  • Devisen
  • Finanzmarkt
  • IWF
  • Leitzinsen

Sahel: USA suchen neue Militärpartner

In der botswanischen Hauptstadt Gaborone fand in dieser Woche ein Treffen afrikanischer Militärs mit US-Generälen statt. Das Treffen wurde vom Afrika-Kommando der Vereinigten Staaten (Africom) organisiert und gemeinsam mit Botswana ausgerichtet. Dies ist das erste Jahr, in dem die USA die Konferenz gemeinsam mit einem afrikanischen Land ausrichten. Es ist auch das erste Mal, dass die Konferenz in Afrika stattfindet. Es geht darum, Wissen auszutauschen, Partnerschaften zu fördern und die Zusammenarbeit bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Stabilität zu unterstützen.

Militärs aus 32 afrikanischen Ländern waren bei dem Treffen vertreten, darunter auch Abgesandte der libyschen Einheitsregierung und der konkurrierenden libyschen Armee unter Feldmarschall Khalifa Haftar. Simbabwe stand auf Bestreben der USA nicht auf der Einladungsliste.

Das Treffen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA nach neuen militärischen Partnern auf dem Kontinent suchen, besonders im Sahel. Derzeit müssen die USA ihre rund tausend Soldaten aus Niger abziehen, darunter auch aus einem wichtigen Stützpunkt für Drohnen und Terrorismusbekämpfung. Auch die US-Truppenpräsenz im Tschad wird derzeit reduziert.

Ein US-Beamter sagte Reuters, die Regierung von Präsident Joe Biden habe erste Gespräche mit Benin, Elfenbeinküste und Ghana geführt. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass das US-Militär in absehbarer Zeit in der Lage sein wird, seine starke Präsenz bei der Terrorismusbekämpfung in Niger zu ersetzen. Eine große militärische Bauankündigung oder ein bedeutender neuer Stützpunkt sind unwahrscheinlich. Stattdessen wird sich die angestrebte künftige Kooperation wohl in einem kleineren Rahmen abspielen. ajs

  • Botsuana
  • Militär
  • Sahel
  • Sicherheit
  • Sicherheitspolitik
  • US-Militär
  • USA

Welthungerhilfe warnt vor weiteren Kürzungen des Entwicklungsetats

Die Welthungerhilfe und Terre des Hommes warnen vor weiteren Kürzungen der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe im Bundeshaushalt. In Zeiten, in denen sich gleich mehrere Krisen überlappen, würden weitere Einschnitte in dem Entwicklungsetat die nachhaltige globale Entwicklung gefährden, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten entwicklungspolitischen Bericht “Kompass 2024”.

“Wenn die derzeitige Finanzplanung von Bundesfinanzminister Christian Lindner umgesetzt würde, sinkt die Finanzierung 2025 um weitere etwa 1,6 Milliarden Euro. Das wäre insgesamt ein Rückgang von rund 25 Prozent innerhalb einer Legislaturperiode“, sagte Joshua Hofert, Vorstandsmitglied von Terre des Hommes. Vor allem mit Blick auf Afrika müsse die Bundesregierung ihren entwicklungspolitischen Kurs prüfen. “Es ist an der Zeit, die unterschiedlichen Afrika-Papiere der Ressorts an die veränderten Herausforderungen in Afrika anzupassen. Das überholte Narrativ vom ‘Krisenkontinent’ Afrika sollte überwunden und die Rolle Afrikas als umworbener Partner anerkannt werden”, sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.

Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Ottmar von Holtz, zeigte sich angesichts der Befunde des Berichts besorgt: “Es alarmiert uns, dass Deutschlands öffentliche Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit (ODA) 2023 gemessen am Vorjahr gesunken sind.” Von Holtz wies darauf hin, dass vor allem die deutschen ODA-Ausgaben für die am wenigsten entwickelten Länder seit 2018 gesunken sind. “Durch die geplanten Einsparungen vergrößert sich die Lücke zwischen dem globalen Bedarf an Entwicklungsfinanzierung und deren Verfügbarkeit”, so von Holtz weiter. dre

  • Bundespolitik
  • Entwicklungsarbeit
  • Entwicklungspolitik
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • NGO

Medien: Zeitschrift Afrika Süd kämpft um ihre Existenz

Vor mehr als 50 Jahren ist die Informationsstelle Südliches Afrika (Issa) als gemeinnütziger Verein in Bonn entstanden. Bekannt wurde sie mit der Zeitschrift Afrika Süd. Jetzt ist die Zeitschrift in eine existenzbedrohende finanzielle Schieflage geraten. “Leider ist uns im letzten Jahr ein wichtiges Standbein unserer Arbeit weggebrochen”, wirbt Lothar Berger, Chefredakteur von Afrika Süd, in einem verzweifelten Brief um Spenden.

“Dies hat uns erneut in eine substanzielle finanzielle Schieflage gebracht, gerade zu einer Zeit, als wir dabei waren, die Weichen für eine Neuaufstellung für Issa und Afrika Süd zu stellen.” Die Issa war fester Bestandteil der Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika. Auch nach dem Ende dieses Regimes zu Beginn der 1990er-Jahre sieht der Verein den Bedarf für eine Fortführung von Afrika Süd als Teil einer unabhängigen Berichterstattung über das südliche Afrika. hlr

  • Medien
  • Südafrika

Presseschau

New York Times: Mindestens 750.000 Menschen im Sudan von Hungertod bedroht. Mindestens 14 Gebiete im ganzen Land stehen kurz vor einer Hungersnot, darunter auch einige in der Hauptstadt Khartum. Dies geht aus den jüngsten Zahlen der Integrated Food Security Phase Classification hervor, einer Gruppe von Experten aus UN-Organisationen und großen Hilfsorganisationen. 25,6 Millionen Sudanesen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung, befinden sich demnach in einer Ernährungskrise. Davon sind 8,5 Millionen akut unterernährt oder kämpfen ums Überleben, während sich 755.000 in einer “Katastrophe” befinden, also in einer Hungersnot. Der Bericht scheint die Warnungen von Hilfsexperten zu bestätigen, dass der Sudan auf eine humanitäre Katastrophe zusteuert, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.

BBC: Haiti empfängt kenianische Polizisten. 400 kenianische Polizeibeamte sind in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince eingetroffen, um das Problem der Bandengewalt im Land anzugehen. Gewalttätige Banden kontrollieren 80 Prozent der haitianischen Hauptstadt und haben mehr als 580.000 Menschen im ganzen Land obdachlos gemacht. Die Ankunft der Kenianer ist der vierte größere ausländische Militäreinsatz in Haiti. In Kenia regt sich heftiger Widerstand gegen den Einsatz – nicht zuletzt, weil der Polizei im eigenen Land Brutalität vorgeworfen wird, wie zuletzt bei den tödlichen Schüssen auf Demonstranten am Dienstag in der Hauptstadt Nairobi.

AP: Ecowas-Verteidigungschefs schlagen 2,6-Milliarden-Dollar-Sicherheitsplan vor. Die westafrikanischen Verteidigungsminister haben am Donnerstag einen ehrgeizigen Plan zur Entsendung einer 5.000 Mann starken Bereitschaftstruppe vorgeschlagen, um die sich verschärfenden Sicherheitskrisen in der Region zu bekämpfen. Der Präsident der Ecowas-Kommission, Omar Alieu Touray, sagte, der Block habe auch Beamte aus den Putsch-Ländern Mali, Burkina Faso und Niger eingeladen, an dem Treffen am Donnerstag teilzunehmen und sich an der Bildung einer solchen Truppe zu beteiligen. Analysten wiesen auf die Herausforderungen hin, denen sich die Truppe gegenübersehen könnte, darunter der Mangel an finanziellen Mitteln seitens der Mitgliedstaaten und die Sicherung der Unterstützung der von den Putschen betroffenen Länder, die am meisten von den Sicherheitskrisen betroffen sind.

African Business: Nigeria will seine Bergbauindustrie wiederbeleben. Industriemetalle, Edelsteine, Kolumbit, Tantalit, Kalkstein und Zink – Nigeria ist voll von unerschlossenen Bergbauressourcen, deren Wert konservativ auf 750 Milliarden Dollar geschätzt wird. Der Mangel an verlässlichen geologischen Daten, das Fehlen durchsetzbarer Vorschriften, die Unsicherheit in den Gemeinden und das schwache Humankapital sind Gründe für das mangelnde Interesse. Jetzt will die Regierung von Präsident Tinubu das Problem angehen: mit Steuergutschriften, neuen Mitteln für die Exploration und der Gründung einer staatlichen Mineraliengesellschaft.

Bloomberg: Dürre in Marokko ist schlechtes Omen für globale Lebensmittelversorgung. Die marokkanischen Behörden gehen davon aus, dass die aktuelle Weizenernte weniger als 2,5 Millionen Tonnen betragen wird – das ist weit weniger, als der Staatshaushalt vorsieht, und die niedrigste Ernte seit der weltweiten Nahrungsmittelkrise von 2007. Das Land wird Rekordmengen an Weizen einführen müssen, während wichtige Anbieter wie Frankreich und Russland selbst Ernteeinbußen hinnehmen müssen, und weniger Obst und Gemüse in die Regale der Geschäfte in Europa, den USA und dem restlichen Afrika bringen.

Le Monde: Bolloré-Gruppe wegen geheimer Absprachen in Kamerun verurteilt. Der französische Kassationsgerichtshof hat in einem Handelsstreit zugunsten des Port Autonome de Douala (PAD), des größten Hafens in Zentralafrika, entschieden. Damit wird die Entscheidung der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris aufgehoben, die im November 2020 den PAD dazu verurteilt hatte, 58,6 Millionen Euro an eine Tochtergesellschaft des französischen Logistikkonzerns zu zahlen. Der Konflikt hatte begonnen, als der PAD beschloss, die Konzession für das Containerterminal nicht zu verlängern. Daraufhin leitete die Bolloré-Gruppe ein Schiedsverfahren beim ICC ein. Das Kassationsgericht hat nun festgestellt, dass das Schiedsgericht nicht ordnungsgemäß zusammengesetzt war und dass es Absprachen zwischen einem seiner Richter und einem Anwalt der Bolloré-Gruppe gab.

Financial Times: Energiearmut und Finanzierungshürden behindern Afrikas grüne Transformation. Rund 600 Millionen Menschen auf dem Kontinent, etwa die Hälfte der Bevölkerung, haben immer noch keinen Zugang zu Strom. Die Meinungen darüber, wie die Industrialisierung erreicht werden soll, gehen jedoch auseinander. Hochrangige Persönlichkeiten, darunter der südafrikanische Energieminister, fordern, dass Afrika weiterhin fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung nutzen soll. Afrika könne es sich nicht leisten, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und direkt auf erneuerbare Energien umzusteigen.

The East African: Sambia legt gegen Simbabwe Beschwerde bei AU und SADC ein. Sambia beschuldigt Simbabwe, seine Souveränität zu untergraben. Der Streit zwischen den beiden Ländern eskalierte Anfang des Monats, nachdem Moskau ein Video veröffentlicht hatte, in dem sich Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa beim russischen Staatschef Wladimir Putin über Sambias Beziehungen zu westlichen Ländern beschwert. Sambia habe kein Interesse daran, die freundschaftlichen Beziehungen zu Simbabwe, Russland oder den westlichen Partnern aufzugeben, und auch nicht den Wunsch, die einen gegen die anderen auszuspielen, so Außenminister Mulambo Haimbe am Donnerstag.

Heads

Die entscheidenden Köpfe der Afrika-Szene – Wissenschaft

Wissenschaft


Tobias Heidland – Leiter Forschungsprogramm “Internationale Entwicklung” am Kiel Institut für Weltwirtschaft

Prof. Dr. Tobias Heidland ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Gleichzeitig leitet er das Forschungszentrum “Internationale Entwicklung” am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Heidland befasst sich in seiner Forschung vor allem mit Migration und Kapitalströmen in Entwicklungsländern. Für seine Arbeit ist er oft in Afrika unterwegs. Heidland ist auch an dem von AA, BMVg und BMZ finanzierten Projekt “Megatrends Afrika” beteiligt.

Robert Kappel – Professor Emeritus, Universität Leipzig

Prof. Dr. em. Robert Kappel ist emeritierter Professor des Instituts für Afrikastudien an der Universität Leipzig. Von 2004 bis 2011 war er Präsident des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Kappel forscht und schreibt weiterhin über ökonomische und politische Entwicklungen in Afrika, etwa für das IPG-Journal der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.

Helmut Asche – Professor im Ruhestand, Universität Mainz

Es gibt nur wenige in Deutschland, die sich im Sahel wirklich auskennen. Der Ökonom Helmut Asche, der lange an der Universität Mainz lehrte und forschte, ist einer von ihnen. So schuf die Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland im September 2020 auf Asches Betreiben hin einen Sahel-Ausschuss, der im August 2021 ein Positionspapier zur deutschen Sahelpolitik veröffentlichte. Neben seinem politischen Engagement machte Asche sich einen Namen in der Handels- und Industriepolitik, in der Entwicklungsökonomie und der Erforschung der Beziehungen zwischen Afrika und China.

Kay Pfaffenberger – Leiter Centre for Business and Technology in Africa an der Hochschule Flensburg

Die Hochschule Flensburg ist aus der Wissenschaftslandschaft Afrika in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Dazu trägt das Centre for Business and Technology in Africa maßgeblich bei, das Kay Pfaffenberger leitet. Neun Professoren sind dort aktiv. Pfaffenberger beschäftigt sich mit großer Leidenschaft mit Afrika und ist unter anderem Mitglied im Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und dem Hochschulnetzwerk der Hochschulen Weihenstephan, Neu Ulm, Bonn-Rhein-Sieg, Rhein Waal und eben auch Flensburg aktiv.

Philipp von Carlowitz Professor für Internationales Management an der Hochschule Reutlingen

Der Professor der ESB Business School zählt zu den wenigen Wissenschaftlern in Deutschland, die sich mit einer unternehmerischen und betriebswirtschaftlichen Sicht auf Afrika befassen, mit Fragen rund um den Aufbau eines erfolgreichen Afrikageschäfts. Damit hat die ESB Business School der Hochschule Reutlingen einen renommierten Namen an sich gebunden.

Bettina Brockmeyer – Professorin für Neuere Geschichte und Kolonialgeschichte Ostafrikas an der Universität Gießen

Brockmeyer gilt als Expertin für die deutsche Kolonialgeschichte in Ostafrika. Seit 2021 ist sie Professorin für neuere Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Neben dem Kolonialismus liegen ihre Schwerpunkte insbesondere in der Geschlechter- und Körpergeschichte. 2021 erschien ihr Buch “Geteilte Geschichte, geraubte Geschichte. Koloniale Biografien in Ostafrika”. Darin beschreibt Brockmeyer anhand verschiedener Individualbiografien die Herrschaftsverhältnisse im kolonialen Ostafrika.

Henning Melber – Politikwissenschaftler, Entwicklungssoziologe und Afrikawissenschaftler am Nordischen Afrika-Institut in Uppsala (Schweden)

Prof. Dr. Henning Melber ist Politikwissenschaftler und Entwicklungssoziologe, mit einem Schwerpunkt auf Namibia. Melber arbeitete in den 1990er-Jahren an der Universität Windhoek. Er hat unter anderem zum deutschen Kolonialismus in Namibia und zum Völkermord an den Herero und Nama publiziert. Melber ist assoziierter Forscher am Nordischen Afrika Institut in Uppsala, Schweden. Außerdem ist er außerordentlicher Professor an der Universität Pretoria und der Universität des Freistaates in Bloemfontein, beide in Südafrika, sowie Senior Research Fellow am Institute for Commonwealth Studies/School for Advanced Study der Universität London.

Jürgen Zimmerer – Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg

Der Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer lehrt und forscht seit 2010 an der Universität Hamburg. Dort leitet er auch die Forschungsstelle “Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung”. Zimmerer kommentiert regelmäßig in den Medien und sozialen Netzwerken aktuelle Geschehnisse in Afrika für die breite Öffentlichkeit. Er hat zwei Monografien zur deutschen Kolonialgeschichte insbesondere in Namibia veröffentlicht, von denen eine 2021 auf Englisch übersetzt erschienen ist. Zimmerer arbeitet seit Jahren auch vergleichend über Genozid.

Dieter Neubert – Professor Emeritus, Universität Bayreuth

Dieter Neubert dürfte einer der profiliertesten Entwicklungssoziologen in Deutschland sein. Bis zu seiner Emeritierung lehrte und forschte er an der Universität Bayreuth, einer der führenden Adressen für Afrika-Studien in Deutschland. Dort war Neubert auch am Institut für Afrikastudien engagiert, erst als stellvertretender Geschäftsführer, dann als Geschäftsführer. Auch in der Vereinigung von Afrikawissenschaften in Deutschland engagierte er sich stark.

Tim Zajontz – Dozent für Globale Politische Ökonomie an der Universität Freiburg / Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Internationale und Vergleichende Politik an der Universität Stellenbosch / Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Second Cold War Observatory

Der Politikwissenschaftler Dr. Tim Zajontz unterrichtet an der Universität Freiburg am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen von Prof. Dr. Sandra Destradi. Außerdem ist er Research Fellow am Centre for International and Comparative Politics der Stellenbosch Universität. Seine Leidenschaft für Afrika entdeckte Zajontz nach einer Safari-Reise vor Studienbeginn. In seiner Forschung beschäftigt er sich vor allem mit dem südlichen und östlichen Afrika. Themen sind unter anderem Chinas Belt and Road Initiative oder die G7-Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen.

  • Afrika-Verein
  • BMVg
  • Heads
  • Sahel
  • Top of the Table

Nachtisch

Wrestling Dakar
Schon zum zweiten Mal: Wrestlingwettkampf in Afrika.

Schon zum zweiten Mal hat in Dakar nun das African Beach Wrestling Championship stattgefunden. 103 Athleten aus 33 afrikanischen Ländern haben an dem zweitägigen Wettkampf in der Arène Nationale de Lutte in Dakar teilgenommen. Die Kämpfe wurden in jeweils vier Gewichtsklassen für Frauen und Männer ausgetragen. Das erste Wrestling-Turnier an einem afrikanischen Strand fand im vergangenen Jahr in Hammamet in Tunesien statt.

Auch wenn Wrestling als uramerikanischer Sport gilt, so hat doch diese Art von Kampfsport auch im Senegal seit langem eine populäre Variante. Das Volk der Serer kennt eine traditionelle Art Volksringen, Njom genannt. Njom ist Nationalsport im Senegal und in Teilen Gambias. Dabei sind Schläge mit den Händen erlaubt. Heute gibt es eine internationale Variante ohne Schläge (lutte traditionnelle sans frappe) und eine Schlagversion, lutte traditionnelle avec frappe. hlr

  • Sport
  • Wettbewerb

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Kenias Präsident William Ruto ist in keiner beneidenswerten Lage. Die fiskalische Situation seines Landes und die Vorgaben des Internationalen Währungsfonds erfordern von ihm unliebsame Maßnahmen wie die Erhöhung verschiedener Steuern. Doch die Bevölkerung, die ohnehin schon unter hohen Lebenshaltungskosten leidet, nimmt die Reformen des Präsidenten nicht hin. Mit seiner brutalen Reaktion auf die Proteste hat Ruto die Lage noch verschärft, wie wir in einer aktuellen Analyse aufzeigen.

    In unserer Serie der 100 wichtigsten Akteure der deutschsprachigen Afrika-Szene stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe die entscheidenden Köpfe in der Wissenschaft vor.

    Daneben haben wir wieder spannende News, Analysen und Berichte für Sie. Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Kenia: Rutos Einlenken macht keinen Eindruck auf Demonstranten

    Kenias Präsident William Ruto hat angesichts der Protestwelle klein beigegeben und den umstrittenen Haushaltsplan zurückgezogen. Doch die Bevölkerung, die ohnehin schon unter hohen Lebenshaltungskosten leidet, will sich damit nicht zufriedengeben. Die Proteste halten trotz Rutos Zugeständnissen an.

    Ruto kann noch so überzeugend erklären, die harten Steuererhöhungen kämen dem Land und der Bevölkerung zugute. Viele Bürger trauen den Versprechen des Präsidenten nicht, sind unzufrieden mit der mageren staatlichen Gegenleistung und befürchten, das Geld landet in den Taschen Rutos und seiner Verbündeten.

    Im Westen beliebt

    In den vergangenen Monaten hat Ruto außenpolitisch vor allem im Westen gepunktet:

    • Er richtete den Klimagipfel Afrika in Nairobi aus und warb dort für Erneuerbare Energie in Afrika.
    • Er folgt den harten Vorgaben des IWF, um die Staatsfinanzen zu sanieren, erhöht die Steuern und verbreitert die Steuerbasis. Die Steuereinnahmen stiegen im Mai 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent – Geld, das der Bevölkerung nun fehlt, um die Inflation auszugleichen.
    • Er hat eine Liste mit Staatsunternehmen erstellt, die privatisiert werden sollen. Die Erlöse sind etwas mehr als sieben Millionen Euro.
    • Von einer Reise in die USA ist er mit Aufträgen in Höhe von 671,1 Millionen Dollar zurückgekommen.
    • Zur Belohnung für seine Westorientierung erklärte US-Präsident Biden Kenia kürzlich zum “wichtigen Verbündeten außerhalb der Nato“.

    Durch diese Politik ist Ruto zwar zum Star im Westen geworden, aber nicht zum Liebling des Volkes. Das liegt zum großen Teil daran, dass die öffentlichen Finanzen ineffizient geführt werden. Mehr als 70 Prozent der Staatsausgaben versickern in den laufenden Ausgaben. Für Investitionen bleiben weniger als 20 Prozent.

    Ruto nimmt Reformen zurück

    Am Mittwoch teilte Ruto in einer Ansprache mit, er werde das entsprechende Gesetz angesichts der Proteste nicht unterzeichnen: “Das Volk hat gesprochen.” Er kündigte an, einen Dialog mit der kenianischen Jugend aufzunehmen und an Sparmaßnahmen zu arbeiten – angefangen beim Präsidentenbüro. Damit will er das Defizit im Haushalt ausgleichen.

    Rutos Regierung hatte zunächst versucht, die Proteste mithilfe der Sicherheitskräfte kleinzuhalten und ihre Forderungen zu ignorieren. Noch am Dienstag hatte Ruto davon gesprochen, die Proteste seien von “organisierten Kriminellen” infiltriert worden und müssten “um jeden Preis” niedergeschlagen werden. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Gewalt und setzten scharfe Munition gegen die Demonstranten ein. Auch das Militär patrouilliert, obwohl ein Gerichtsbeschluss vom Mittwoch den Einsatz des Militärs zur Unterstützung der Polizei während der Proteste ausgesetzt hat. Mindestens 22 Menschen sind bislang ums Leben gekommen.

    Parlamentsgebäude gestürmt

    In der Hauptstadt Nairobi hatten Demonstranten am Dienstag das Parlamentsgebäude gestürmt, als die Abgeordneten gerade den umstrittenen Haushalt verabschieden wollten. Teile des Parlaments standen kurzzeitig in Flammen. Journalisten berichten von mindestens drei Leichen außerhalb des Gebäudes, in dem die Polizei das Feuer eröffnet hatte. Der kenianische Ärzteverband erklärte, dass mindestens fünf Menschen erschossen wurden, als sie versuchten, Verwundete am Tatort zu behandeln. Auch die Residenz des Gouverneurs von Nairobi brannte kurzzeitig.

    In den sozialen Medien kursieren Fotos und Videos von bewaffneten Männern in Zivil, offenbar Angehörige von Polizei und Militär, die mit scharfer Munition in Richtung der Demonstranten schießen. Sogar Scharfschützen waren offenbar im Einsatz. In Githurai, einem Vorort von Nairobi, berichten Anwohner von einem Massaker der Sicherheitskräfte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. In der Gegend wurde heftig geschossen, und es wurden mehrere Tote gemeldet. Laut Polizeibericht wurden mehr als 750 Gewehrpatronen und 700 Tränengaskanister abgefeuert.

    Schock über brutales Vorgehen von Militär und Polizei

    Die kenianische Menschenrechtskommission teilte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Polizisten auf Demonstranten schießen, und forderte Ruto auf, sofort “die Tötungen zu stoppen”. Etwa 50 Kenianer wurden von Personen entführt, bei denen es sich vermutlich um Polizeibeamte handelt. Einige hatten sich an den Demonstrationen beteiligt und wurden vor den Protesten am Dienstag aus ihren Häusern, von ihren Arbeitsplätzen und von öffentlichen Plätzen geholt, wie zivilgesellschaftliche Gruppen berichten. In einer Erklärung von Diplomaten aus 13 westlichen Ländern hieß es, sie seien “schockiert” über die Szenen vor dem Parlament.

    Die brutale Reaktion des kenianischen Staates auf die Proteste ist für viele junge Demonstranten Grund genug, auch nach der Kehrtwende ihres Präsidenten weiter auf die Straße zu gehen. Sie fordern nun nicht mehr nur eine Lösung für die zu hohen Lebenshaltungskosten, sondern auch die restlose Aufklärung der Todesfälle und den Rücktritt William Rutos.

    • Inflation
    • Kenia
    • Ostafrika
    • Proteste
    • Staatsschulden
    • Steuerpolitik
    Translation missing.

    Tansania: Starkregen legt Schwachstellen in der Stromerzeugung offen

    Tansania musste fünf Wasserkraftwerke schließen, um überschüssigen Strom im Stromnetz zu reduzieren. Laut Premierminister Kassim Majaliwa erzeugt allein das Hauptkraftwerk, das Wasserkraftwerk Mwalimu Nyerere, genug Strom, um die großen Städte zu versorgen, darunter Daressalam, die Wirtschaftsmetropole des Landes.

    Das Land habe diese Kraftwerke wegen geringer Stromnachfrage und hoher Produktion abgeschaltet, sagte ein Beamter des staatlichen Energieunternehmens Tanzania Electric Supply Company Limited (Tanesco). Er bestätigte, dass in Tansania Strom wieder zugeteilt wurde.

    In den vergangenen 20 Jahren war die Erzeugung und Verteilung von Strom in dem rund 69 Millionen Menschen zählenden Land von Kapazitätsengpässen, einem Mangel an privaten Investitionen und einer geringen Zuverlässigkeit der Versorgung geprägt.

    Kraftwerke wegen Starkregen gesschlossen

    Besonders ungewöhnlich starke Regenfälle brachten den Julius-Nyerere-Staudamm an seine Kapazitätsgrenze. Es ist das erste Mal, dass Tansania trotz chronischer Angebotsengpässe ein Wasserkraftwerk aufgrund von Überproduktion schließen musste.

    Der Julius-Nyerere-Staudamm wird derzeit am Rufiji-Fluss im Osten des Landes gebaut. Obwohl umstritten, genehmigte die Regierung den Bau im Jahr 2018. Das Kraftwerk soll eine installierte Leistung von 2.115 Megawatt haben und jährlich 5.920 Gigawattstunden Strom produzieren. Wasserkraft trägt mit einem Anteil von 35 bis 40 Prozent wesentlich zur Stromerzeugungskapazität Tansanias bei.

    Die Abschaltung der Kraftwerke hätten erhebliche Auswirkungen auf den Zugang zu Elektrizität in Tansania, sagte Abdulaziz Bakari, ein Berater und Energieexperte, zu Table.Briefings. Dies beeinträchtige die gesamte Stromversorgung im Land. “Dies betraf Unternehmen, Industrien, Haushalte und wichtige Dienstleister, die auf eine stabile und unterbrechungsfreie Stromversorgung angewiesen sind.”

    Diversifizierung notwendig

    Bakari merkte an, dass erhöhte Niederschläge den Wasserzufluss in den Stausee erhöhten. “Dieses überschüssige Wasser führt dazu, dass der Staudamm seine Kapazitätsgrenze erreicht, da der Zufluss die Abflusskapazität des Staudamms übersteigt, die genutzt werden muss, um mit den Turbinen des Staudamms Strom zu erzeugen, und daher überläuft.”

    Das Land muss die Energiequellen diversifizieren und die ländlichen Gebiete elektrifizieren, sagte Baraka Machumu, Experte für Klima und erneuerbare Energien, im Gespräch mit Table.Briefings. Eine laufende Wartung und eine regelmäßige Aufrüstung der Netzinfrastruktur seien notwendig, um ihre Widerstandsfähigkeit sicherzustellen.

    Vor allem ist ein breiterer Energiemix, bestehend aus Solar, Wind, Geothermie und Wasserkraft, laut Bakari notwendig. “Diese Diversifizierung kann die Energiesicherheit erhöhen und die Abhängigkeit von einer einzigen Energiequelle verringern”, meint Bakari. Investitionen in die Infrastruktur zur Übertragung und Verteilung von Strom seien jetzt entscheidend. “Die Verbesserung der Betriebseffizienz bestehender Kraftwerke und des Verteilungsnetzes kann durch sorgfältigere Wartung, eine bessere Infrastruktur und Smart-Grid-Technologien erreicht werden”, fügte er hinzu.

    Regionale Vernetzung notwendig

    Ein weiteres Element ist die regionale Vernetzung. So ist das Übertragungsverbindungsprojekt zwischen Tansania und Sambia Teil des Eastern Africa Power Pool (EAPP). Es soll den regionalen Stromhandel und die regionale Zusammenarbeit durch die Verbindung der Stromnetze von Tansania und Sambia verbessern.

    Diese Verbindung umfasst den Bau von Übertragungsleitungen und der zugehörigen Infrastruktur, um den Stromaustausch zwischen den beiden Ländern zu erleichtern. Dieses Projekt kann laut Machumu die regionale Energiezusammenarbeit stärken, die Energiesicherheit verbessern und eine nachhaltige Entwicklung in ganz Ostafrika fördern.

    “Wenn ein Land überschüssigen Strom produziert, kann es ihn über die verbundene Netzinfrastruktur in Nachbarländer exportieren. Dies hilft, die verfügbaren Ressourcen effizient zu nutzen und die Verschwendung zu minimieren”, sagt Machumu weiter.

    “Indem die beiden Länder diese Aspekte umfassend angehen, können Tansania und Sambia zusammen mit anderen Ländern in der Region die Vorteile des Übertragungsverbundprojekts maximieren“, meint Machumu. “Das trägt zu einer integrierten und nachhaltigen Energielandschaft in Ostafrika bei.”

    • Strom
    • Strommarkt
    • Stromnetze
    • Wasserkraft
    Translation missing.

    Ghana: Geplantes Gesetz gegen LGBTQI sorgt für Streit im Land und mit der Weltbank

    Den dieses Wochenende anstehenden Christopher Street Day und damit die Vielfalt von Menschen zu feiern, ist in Ghana schwer vorstellbar. Unter transgeschlechtlichen Personen in Ghana war gut jede und jeder Dritte Opfer von Diskriminierung und Anfeindungen innerhalb von sechs Monaten, wie eine Studie des Gesundheitsministeriums und der Universität Ghana zeigt, die Table.Briefings vorliegt. Physische und sexuelle Gewalt hatten im Mittel um die fünf Prozent aller Transpersonen erfahren.

    Der Menschenrechtsaktivist Texas Kadir Moro ist einer der wenigen, der sich in Ghana öffentlich als queer geoutet hat. Seine Ein-Mann-Demonstration in Accra gegen das restriktive LGBTQI-Gesetz erregte Mitte April große Aufmerksamkeit, wie Table.Briefings bei Vor-Ort-Recherchen erlebte. Solche Demonstrationen könnten künftig schwerwiegende Folgen haben. Das Gesetz sieht eine Mindeststrafe von sechs Monaten und eine Höchststrafe von drei Jahren für Menschen vor, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Strafbar wird auch die Unterstützung und Finanzierung von Aktivitäten, die Anliegen und Menschen der LGBTQI-Community betreffen. Zwischen drei und fünf Jahre Gefängnis sind vorgesehen.

    Weltbank will Finanzmittel einfrieren

    Noch-Präsident Nana Akufo-Addo, der im Dezember nicht mehr antritt, weigert sich, das Gesetz zu unterschreiben. Unterdessen läuft allerdings ein Gerichtsprozess, der ihn aus dem Gesetzgebungsverfahren herausnehmen soll. Die beiden Hauptbewerber um das Präsidentenamt haben sich für das Gesetz ausgesprochen. Die Weltbank hat angekündigt – wie schon in Uganda – Finanzmittel einzufrieren, wenn das Gesetz in Ghana kommen sollte. Das entspricht ihren Kriterien, die unter anderem in der World Bank Group Gender Strategy 2024-2030 festgehalten sind.

    “Dass Projektmittel von der Weltbank zurückgehalten werden, wenn es zu Problemen mit den Implementierungsbedingungen oder dem Bruch von Absprachen kommt, ist gang und gäbe. Nur so hat die Weltbank die Möglichkeit, Druck auf die Empfängerregierungen auszuüben und sicherzustellen, dass auch begleitende Absprachen eingehalten werden. Ich empfinde das Verhalten der Weltbank daher als konsequent“, sagt der Ökonom Tobias Heidland vom Kiel Institut für Weltwirtschaft im Gespräch mit Table.Briefings.

    Aufregerthema lenkt von strukturellen Themen ab

    Neben gesellschaftlichen Strömungen, die etwa aus einer christlich verstandenen Argumentation heraus LGBTQI-Angehörige prinzipiell ablehnen, spielt in Ghana auch die politische Dynamik eine Rolle. Im Wahlkampfjahr komme das Aufregerthema den Kandidaten zugute: Damit könnten Politiker auch von größeren strukturellen Problemen oder eigenem Versagen abzulenken, meint Heidland.

    Gerade der Umgang mit Minderheiten polarisiere, und zwar weltweit: “Das sehen wir beim Thema Gendern auch in Deutschland. Das Muster, dass insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, Menschengruppen stärker ausgegrenzt werden oder gesellschaftliche Außenseiter besonders hart attackiert werden, kennen wir auch in Deutschland bereits seit dem Mittelalter. Diese Mechanismen lassen sich leider in vielen Kontexten weltweit und in verschiedenen Jahrhunderten nachweisen”, so Heidland, der sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit Afrika beschäftigt.

    Khatondi Soita Wepukhulu, die für das Projekt Open Democracy aus Uganda heraus arbeitet, findet den Ansatz der Weltbank allerdings kontraproduktiv – denn die Kürzungen treffe besonders jene, die sowieso schon benachteiligt seien: darunter gerade Menschen der LGBTQI-Community. “Arbeitslosigkeit und systematische Ausgrenzung von Gesundheitsdiensten sind einige der häufigsten Herausforderungen, denen sich queere Menschen im Land gegenübersehen, was größtenteils auf staatlich geförderte Homophobie zurückzuführen ist. Zum Beispiel leiden LGBTQI-Personen unter einer unverhältnismäßig hohen HIV-Infektionsrate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung”, so Wepukhulu in einem Beitrag.

    Ghanas Wirtschaft leidet unter hohen Schulden und braucht dringend Investitionen. Dass ein besonders hartes Vorgehen gegen LGBTQI-Angehörige auf Unternehmen abschreckend wirkt, hat die AHK Ghana bisher jedoch noch nicht festgestellt. Für deutsche Unternehmen habe es dazu aktuell noch keinen gesonderten Gesprächsbedarf gegeben, hieß es auf Anfrage von Table.Briefings.

    • Ghana
    • IWF
    • LGBTQ
    • Menschenrechte
    • Westafrika

    News

    Table.Briefings-Sommerfest: Das waren unsere Gäste

    Auf dem Table.Briefings-Sommerfest trifft sich die Prominenz aus Politik und Wirtschaft

    Bis spät in den Abend hielt das gute Wetter beim ersten Table.Briefings-Sommerfest am Mittwochabend in den Innenhöfen unserer Redaktion in der Wöhlertstraße. Beste Voraussetzungen also für einen spannenden Austausch zwischen der Table-Redaktion und den rund 600 Gästen aus Politik und Wirtschaft. Prominent vertreten war das Bundeskabinett mit Finanzminister Christian Lindner, Justizminister Marco Buschmann, Familienministerin Lisa Paus und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt. Das BMWK war mit dem parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner vertreten, das AA mit Staatsministerin Katja Keul. Zudem waren mit Ricarda Lang, Rolf Mützenich, Bijan Djir-Sarai, Ralph Brinkhaus, Britta Hasselmann und Katarina Dröge führende Partei- und Fraktionspolitiker zu Gast.

    Auch die Wirtschaft war prominent vertreten. So zählte unter anderem die BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner, KfW-Chef Stefan Wintels und Handwerkspräsident Jörg Dittrich zu den Gästen des Sommerfests.

    Auch viele Experten rund um das Thema Afrika kamen zusammen. Mit dabei war das ein oder andere frisch gekürte Mitglied unserer “Top of the Table“-Liste der 100 entscheidenden Köpfe der deutschsprachigen Afrika-Szene. So waren unsere Gäste neben Olumide Abimbola, Gründer und Direktor des APRI, Jeremy Gaines, Gründer und Geschäftsführer von Gaines Consulting, sowie Stefan Liebing, Geschäftsführer Conjuncta GmbH und ehemaliger Vorsitzender des Afrika-Vereins, auch die beiden Ökonomen Robert Kappel und Helmut Asche.

    Zudem haben wir uns über diese Teilnehmer gefreut: Nikolai Fichtner, Till Mansmann, Christoph Hoffmann, Simone Pott, Rhoda Berger, Dagmar Dehmer, Gregor Darmer, Joe Chialo, Melanie Hauenstein, Olaf Deutschbein, Julie Gekle und Holger Paul. dre

    • Afrika-Verein
    • Berlin
    • Bijan Djir-Sarai
    • Bundesregierung
    • Deutsche Wirtschaft
    • Lisa Paus
    • Table.Briefings

    Auswärtiges Amt: Von Nouakchott an die Spitze des Westafrika-Referats

    Die deutsche Botschafterin in Mauretanien, Isabel Hénin, wird im August ins Auswärtige Amt nach Berlin wechseln. Sie war seit 2021 in Nouakchott. Nach Informationen von Table.Briefings übernimmt Hénin künftig die Leitung des Westafrika-Referats im Außenamt. In ihrer Laufbahn hat sie in den Jahren 2010 bis 2014 Afrika-Erfahrung an der Botschaft in Addis Abeba gesammelt. Von 2014 bis 2016 war die mit einem Franzosen verheiratete Diplomatin als Austauschbeamtin im französischen Außenministerium und von 2016 bis 2017 an der deutschen Botschaft in Paris.

    Das Westafrika-Referat, das die Ordnungsnummer 321 trägt, ist zuständig für Westafrika, Zentralafrika mit Ausnahme des Sahel, Ecowas, Cemac und Ceeac. Es ist der Abteilung 3 zugeordnet, in deren Leitung Christoph Retzlaff als Beauftragter für die Abteilung 3-B-2 Subsahara-Afrika und Sahel eingebunden ist.

    Nachfolger kommt von der Botschaft in Jordanien

    Ihr Nachfolger in Mauretanien wird Florian Reindel. Dieser ist derzeit Gesandter an der deutschen Botschaft in Jordanien und damit der Ständige Vertreter von Botschafter Bertram v. Moltke.

    Am Samstag wird in Mauretanien ein neuer Präsident für die kommenden fünf Jahre gewählt. Amtsinhaber Mohamed Ould Ghazouani, der seit 2019 an der Spitze des Landes steht, kandidiert für eine zweite Amtszeit. Der 67-Jährige ist unter den sieben Kandidaten Favorit. Weitere Bewerber um das höchste Staatsamt sind Hamidine Moctar Kane, Mohamed Ould El Mounir, El’Id Mohameden Mbareck und Ba Mamadou Bocar.

    Investitionen in grünen Wasserstoff

    Mauretanien ist in den vergangenen Jahren in den Fokus der deutschen Energiepolitik gerückt. So arbeiten mehrere Konsortien im Land an Projekten zur Herstellung grünen Wasserstoffs. Darunter befindet sich ein deutsches Konsortium unter Führung des ehemaligen Vorsitzenden des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Stefan Liebing. Diesem gehört die Unternehmensberatung Conjucta, die das Projekt koordiniert.

    Bisher gibt es dazu eine Absichtserklärung mit der mauretanischen Regierung für das 34 Milliarden Dollar schwere Projekt. Bis zum Jahr 2028 soll in Mauretanien eine 400-Megawatt-Anlage nordöstlich von Nouakchott entstehen. Der Hamburger Unternehmensberater hat sich dazu mit Infinity Power zusammengetan. Hinter dem Unternehmen stehen der ägyptische Grünstromerzeuger Infinity aus Ägypten und das Staatsunternehmen für erneuerbare Energie, Masdar, aus Abu Dhabi. lcw

    • Afrika-Verein
    • Außenpolitik
    • Auswärtiges Amt
    • Diplomatie
    • Energiepolitik
    • Grüner Wasserstoff
    • Mauretanien
    • Sahel

    Südafrika: Ramaphosa unterbreitet ein vergiftetes Angebot

    Die Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung in Südafrika finden kein Ende. Zuletzt unterbreitete Präsident Cyril Ramaphosa der Democratic Alliance (DA), seinem wichtigsten Koalitionspartner, ein neues Angebot. Demnach soll die DA sechs statt sieben Ministerien bekommen. Doch es handelt sich dabei um ein vergiftetes Angebot. Denn die DA soll künftig kein wichtiges Ministerium mehr besetzen. Ursprünglich hatte die Partei acht Ministerposten gefordert. Berichten zufolge ist dies Ramaphosas letztes Angebot an den DA-Parteivorsitzenden John Steenhuisen. Ramaphosa gibt Steenhuisen bis Sonntag Zeit, sich zu entscheiden. Am Mittwochnachmittag traf sich die DA-Spitze zu Beratungen, aus denen bis Redaktionsschluss nichts nach außen gedrungen ist.

    Die Kabinettsverhandlungen haben vor einer Woche begonnen und wurden anfangs als “konstruktiv” bezeichnet. Ursprünglich hatte der ANC der DA drei Ministerposten angeboten, was die DA ablehnte. Dann standen sechs Ministerien und eine Reihe von stellvertretenden Ministerposten zur Debatte. Auch hier versuchte die DA nachzuverhandeln.

    Nahe geglaubte Einigung gescheitert

    Für Aufsehen sorgte ein an die Öffentlichkeit gelangter Brief von Helen Zille, der Vorsitzenden des DA Federal Council, an den ANC. Darin forderte sie am Sonntag zwölf Ministerien für die DA. Das jedoch lehnte der ANC als “empörend” ab. Am Dienstag schienen sich beide Parteien nach einem nachgebesserten Angebot geeinigt zu haben. Dann kündigte Ramaphosa an, er müsse den Deal von seiner Parteispitze absegnen lassen. Es folgte das letzte Angebot am Mittwoch.

    Falls bis Sonntag keine Einigung erreicht werden kann, wird Ramaphosa von seiner verfassungsmäßigen Befugnis Gebrauch machen und die Ministerposten selbst bestimmen. Als Staatschef ernennt er den stellvertretenden Präsidenten und alle Minister. Doch sollte er dies ohne Absprache mit seinen Bündnisparteien tun, hat er keine Mehrheit im Parlament.

    In den Parlamentswahlen Ende Mai hat der ANC seine absolute Mehrheit verloren und mit 40,2 Prozent das schlechteste Ergebnis seiner Geschichte eingefahren. Die DA erhielt 21,8 Prozent der Stimmen. Mit acht weiteren Parteien einigte sich der ANC auf eine “Regierung der nationalen Einheit”, was positiv aufgenommen wurde. “Wir haben eine goldene Gelegenheit, die Entwicklung des Landes umzukehren”, sagte Busi Mavuso, Leiter der Lobbygruppe Business Leadership South Africa, diese Woche. “Im Augenblick läuft in unserem Land vieles nicht richtig. Wir brauchen Wirtschaftswachstum. Ich denke, dies ist eine Gelegenheit für uns, das zu tun.” Doch der Weg dahin gestaltet sich schwierig. as

    • Regierungsbildung
    • Südafrika

    Südafrika: Börseneuphorie nach der Wahl lässt spürbar nach

    Der südafrikanische Aktienmarkt hat zum Teil kräftige Kursgewinne nach den Parlamentswahlen und der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit verzeichnet. Am Tag nach der Wahl, am Montag, 10. Juni, stand der Standardwerteindex FTSE South Africa bei 3865 Punkten. Seitdem stieg er auf bis zum 19. Juni auf 4195 Punkte. Das ist ein Anstieg von 8,5 Prozent an acht Handelstagen. Aktuell steht der Index bei rund 4010 Punkten. Bis zu Ramaphosas Vereidigung haben die Anleger die neue Regierung gefeiert. Seitdem ist Ernüchterung eingekehrt.

    Der südafrikanische Rand hat nach der Wahl aufgewertet: von 18,90 Rand je Dollar am 10. Juni bis auf 17,89 Rand am 21. Juni. Aktuell notiert er bei rund 18,35 Rand. Der jüngste Kursrückgang ist eine Reaktion auf die schwierige Regierungsbildung und Spannungen zwischen Ramaphosa und der Democratic Alliance.

    Deutsche Bank sieht Kontinuität

    “Die politische Einigung auf eine Regierungskoalition hat nach den Parlamentswahlen das Vertrauen der Anleger in die wirtschaftspolitische Kontinuität und eine weitere Haushaltskonsolidierung gestärkt“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. “Eine Mehrparteienkoalition könnte disziplinierend auf die künftige Haushaltspolitik wirken und mittelfristig dazu beitragen, die Defizitquote Südafrikas unter drei Prozent zu senken”, meint Stephan.

    Volkmar Baur, Devisenstratege der Commerzbank, bleibt vorsichtiger: “Politisch gesehen ist zu beachten, dass Koalitionen für Südafrika und den African National Congress etwas Neues sind. Es wird daher immer wieder zu Spannungen innerhalb der Regierung kommen, und ein Auseinanderbrechen (der Koalitionsregierung) ist jederzeit möglich.”

    “Rand-Investoren beschäftigen zwei Dinge”, sagt Sebastien Barbe, Leiter der Analyse Schwellenmärkte bei Crédit Agricole CIB. “Die Zusammensetzung der Regierung ist das Wichtigste. Auch wenn diese Allianz zwischen ANC und DA bereits eingepreist ist, könnte es dem Rand Auftrieb verleihen, wenn die DA wichtige Schlüsselministerien erhält.”

    Zinssenkungen erwartet

    Die Anleger rechnen überwiegend mit einer Aufhellung des makroökonomischen Umfelds. Für das laufende Jahr erwartet der IWF ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent. Damit bliebe das Wachstum zwar deutlich unter den 3,8 Prozent, die der IWF im Mittel für Subsahara-Afrika erwartet. Doch immerhin erlebt das Land eine leichte Wirtschaftsbelebung, nach 0,6 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr.

    Die Hoffnung der Aktienkäufer stützt sich auch darauf, dass die Zentralbank in der zweiten Jahreshälfte die Leitzinsen senken könnte, möglicherweise schon im September. Die Erwartung stützt sich darauf, dass die Inflationsrate im Mai unverändert gegenüber April bei 5,2 Prozent verharrte. Die Zentralbank will die Inflation auf 4,5 Prozent herunterführen. hlr

    • Aktien
    • Devisen
    • Finanzmarkt
    • IWF
    • Leitzinsen

    Sahel: USA suchen neue Militärpartner

    In der botswanischen Hauptstadt Gaborone fand in dieser Woche ein Treffen afrikanischer Militärs mit US-Generälen statt. Das Treffen wurde vom Afrika-Kommando der Vereinigten Staaten (Africom) organisiert und gemeinsam mit Botswana ausgerichtet. Dies ist das erste Jahr, in dem die USA die Konferenz gemeinsam mit einem afrikanischen Land ausrichten. Es ist auch das erste Mal, dass die Konferenz in Afrika stattfindet. Es geht darum, Wissen auszutauschen, Partnerschaften zu fördern und die Zusammenarbeit bei der Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Stabilität zu unterstützen.

    Militärs aus 32 afrikanischen Ländern waren bei dem Treffen vertreten, darunter auch Abgesandte der libyschen Einheitsregierung und der konkurrierenden libyschen Armee unter Feldmarschall Khalifa Haftar. Simbabwe stand auf Bestreben der USA nicht auf der Einladungsliste.

    Das Treffen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA nach neuen militärischen Partnern auf dem Kontinent suchen, besonders im Sahel. Derzeit müssen die USA ihre rund tausend Soldaten aus Niger abziehen, darunter auch aus einem wichtigen Stützpunkt für Drohnen und Terrorismusbekämpfung. Auch die US-Truppenpräsenz im Tschad wird derzeit reduziert.

    Ein US-Beamter sagte Reuters, die Regierung von Präsident Joe Biden habe erste Gespräche mit Benin, Elfenbeinküste und Ghana geführt. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass das US-Militär in absehbarer Zeit in der Lage sein wird, seine starke Präsenz bei der Terrorismusbekämpfung in Niger zu ersetzen. Eine große militärische Bauankündigung oder ein bedeutender neuer Stützpunkt sind unwahrscheinlich. Stattdessen wird sich die angestrebte künftige Kooperation wohl in einem kleineren Rahmen abspielen. ajs

    • Botsuana
    • Militär
    • Sahel
    • Sicherheit
    • Sicherheitspolitik
    • US-Militär
    • USA

    Welthungerhilfe warnt vor weiteren Kürzungen des Entwicklungsetats

    Die Welthungerhilfe und Terre des Hommes warnen vor weiteren Kürzungen der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe im Bundeshaushalt. In Zeiten, in denen sich gleich mehrere Krisen überlappen, würden weitere Einschnitte in dem Entwicklungsetat die nachhaltige globale Entwicklung gefährden, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten entwicklungspolitischen Bericht “Kompass 2024”.

    “Wenn die derzeitige Finanzplanung von Bundesfinanzminister Christian Lindner umgesetzt würde, sinkt die Finanzierung 2025 um weitere etwa 1,6 Milliarden Euro. Das wäre insgesamt ein Rückgang von rund 25 Prozent innerhalb einer Legislaturperiode“, sagte Joshua Hofert, Vorstandsmitglied von Terre des Hommes. Vor allem mit Blick auf Afrika müsse die Bundesregierung ihren entwicklungspolitischen Kurs prüfen. “Es ist an der Zeit, die unterschiedlichen Afrika-Papiere der Ressorts an die veränderten Herausforderungen in Afrika anzupassen. Das überholte Narrativ vom ‘Krisenkontinent’ Afrika sollte überwunden und die Rolle Afrikas als umworbener Partner anerkannt werden”, sagte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.

    Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Ottmar von Holtz, zeigte sich angesichts der Befunde des Berichts besorgt: “Es alarmiert uns, dass Deutschlands öffentliche Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit (ODA) 2023 gemessen am Vorjahr gesunken sind.” Von Holtz wies darauf hin, dass vor allem die deutschen ODA-Ausgaben für die am wenigsten entwickelten Länder seit 2018 gesunken sind. “Durch die geplanten Einsparungen vergrößert sich die Lücke zwischen dem globalen Bedarf an Entwicklungsfinanzierung und deren Verfügbarkeit”, so von Holtz weiter. dre

    • Bundespolitik
    • Entwicklungsarbeit
    • Entwicklungspolitik
    • Entwicklungszusammenarbeit
    • NGO

    Medien: Zeitschrift Afrika Süd kämpft um ihre Existenz

    Vor mehr als 50 Jahren ist die Informationsstelle Südliches Afrika (Issa) als gemeinnütziger Verein in Bonn entstanden. Bekannt wurde sie mit der Zeitschrift Afrika Süd. Jetzt ist die Zeitschrift in eine existenzbedrohende finanzielle Schieflage geraten. “Leider ist uns im letzten Jahr ein wichtiges Standbein unserer Arbeit weggebrochen”, wirbt Lothar Berger, Chefredakteur von Afrika Süd, in einem verzweifelten Brief um Spenden.

    “Dies hat uns erneut in eine substanzielle finanzielle Schieflage gebracht, gerade zu einer Zeit, als wir dabei waren, die Weichen für eine Neuaufstellung für Issa und Afrika Süd zu stellen.” Die Issa war fester Bestandteil der Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika. Auch nach dem Ende dieses Regimes zu Beginn der 1990er-Jahre sieht der Verein den Bedarf für eine Fortführung von Afrika Süd als Teil einer unabhängigen Berichterstattung über das südliche Afrika. hlr

    • Medien
    • Südafrika

    Presseschau

    New York Times: Mindestens 750.000 Menschen im Sudan von Hungertod bedroht. Mindestens 14 Gebiete im ganzen Land stehen kurz vor einer Hungersnot, darunter auch einige in der Hauptstadt Khartum. Dies geht aus den jüngsten Zahlen der Integrated Food Security Phase Classification hervor, einer Gruppe von Experten aus UN-Organisationen und großen Hilfsorganisationen. 25,6 Millionen Sudanesen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung, befinden sich demnach in einer Ernährungskrise. Davon sind 8,5 Millionen akut unterernährt oder kämpfen ums Überleben, während sich 755.000 in einer “Katastrophe” befinden, also in einer Hungersnot. Der Bericht scheint die Warnungen von Hilfsexperten zu bestätigen, dass der Sudan auf eine humanitäre Katastrophe zusteuert, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.

    BBC: Haiti empfängt kenianische Polizisten. 400 kenianische Polizeibeamte sind in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince eingetroffen, um das Problem der Bandengewalt im Land anzugehen. Gewalttätige Banden kontrollieren 80 Prozent der haitianischen Hauptstadt und haben mehr als 580.000 Menschen im ganzen Land obdachlos gemacht. Die Ankunft der Kenianer ist der vierte größere ausländische Militäreinsatz in Haiti. In Kenia regt sich heftiger Widerstand gegen den Einsatz – nicht zuletzt, weil der Polizei im eigenen Land Brutalität vorgeworfen wird, wie zuletzt bei den tödlichen Schüssen auf Demonstranten am Dienstag in der Hauptstadt Nairobi.

    AP: Ecowas-Verteidigungschefs schlagen 2,6-Milliarden-Dollar-Sicherheitsplan vor. Die westafrikanischen Verteidigungsminister haben am Donnerstag einen ehrgeizigen Plan zur Entsendung einer 5.000 Mann starken Bereitschaftstruppe vorgeschlagen, um die sich verschärfenden Sicherheitskrisen in der Region zu bekämpfen. Der Präsident der Ecowas-Kommission, Omar Alieu Touray, sagte, der Block habe auch Beamte aus den Putsch-Ländern Mali, Burkina Faso und Niger eingeladen, an dem Treffen am Donnerstag teilzunehmen und sich an der Bildung einer solchen Truppe zu beteiligen. Analysten wiesen auf die Herausforderungen hin, denen sich die Truppe gegenübersehen könnte, darunter der Mangel an finanziellen Mitteln seitens der Mitgliedstaaten und die Sicherung der Unterstützung der von den Putschen betroffenen Länder, die am meisten von den Sicherheitskrisen betroffen sind.

    African Business: Nigeria will seine Bergbauindustrie wiederbeleben. Industriemetalle, Edelsteine, Kolumbit, Tantalit, Kalkstein und Zink – Nigeria ist voll von unerschlossenen Bergbauressourcen, deren Wert konservativ auf 750 Milliarden Dollar geschätzt wird. Der Mangel an verlässlichen geologischen Daten, das Fehlen durchsetzbarer Vorschriften, die Unsicherheit in den Gemeinden und das schwache Humankapital sind Gründe für das mangelnde Interesse. Jetzt will die Regierung von Präsident Tinubu das Problem angehen: mit Steuergutschriften, neuen Mitteln für die Exploration und der Gründung einer staatlichen Mineraliengesellschaft.

    Bloomberg: Dürre in Marokko ist schlechtes Omen für globale Lebensmittelversorgung. Die marokkanischen Behörden gehen davon aus, dass die aktuelle Weizenernte weniger als 2,5 Millionen Tonnen betragen wird – das ist weit weniger, als der Staatshaushalt vorsieht, und die niedrigste Ernte seit der weltweiten Nahrungsmittelkrise von 2007. Das Land wird Rekordmengen an Weizen einführen müssen, während wichtige Anbieter wie Frankreich und Russland selbst Ernteeinbußen hinnehmen müssen, und weniger Obst und Gemüse in die Regale der Geschäfte in Europa, den USA und dem restlichen Afrika bringen.

    Le Monde: Bolloré-Gruppe wegen geheimer Absprachen in Kamerun verurteilt. Der französische Kassationsgerichtshof hat in einem Handelsstreit zugunsten des Port Autonome de Douala (PAD), des größten Hafens in Zentralafrika, entschieden. Damit wird die Entscheidung der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris aufgehoben, die im November 2020 den PAD dazu verurteilt hatte, 58,6 Millionen Euro an eine Tochtergesellschaft des französischen Logistikkonzerns zu zahlen. Der Konflikt hatte begonnen, als der PAD beschloss, die Konzession für das Containerterminal nicht zu verlängern. Daraufhin leitete die Bolloré-Gruppe ein Schiedsverfahren beim ICC ein. Das Kassationsgericht hat nun festgestellt, dass das Schiedsgericht nicht ordnungsgemäß zusammengesetzt war und dass es Absprachen zwischen einem seiner Richter und einem Anwalt der Bolloré-Gruppe gab.

    Financial Times: Energiearmut und Finanzierungshürden behindern Afrikas grüne Transformation. Rund 600 Millionen Menschen auf dem Kontinent, etwa die Hälfte der Bevölkerung, haben immer noch keinen Zugang zu Strom. Die Meinungen darüber, wie die Industrialisierung erreicht werden soll, gehen jedoch auseinander. Hochrangige Persönlichkeiten, darunter der südafrikanische Energieminister, fordern, dass Afrika weiterhin fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung nutzen soll. Afrika könne es sich nicht leisten, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und direkt auf erneuerbare Energien umzusteigen.

    The East African: Sambia legt gegen Simbabwe Beschwerde bei AU und SADC ein. Sambia beschuldigt Simbabwe, seine Souveränität zu untergraben. Der Streit zwischen den beiden Ländern eskalierte Anfang des Monats, nachdem Moskau ein Video veröffentlicht hatte, in dem sich Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa beim russischen Staatschef Wladimir Putin über Sambias Beziehungen zu westlichen Ländern beschwert. Sambia habe kein Interesse daran, die freundschaftlichen Beziehungen zu Simbabwe, Russland oder den westlichen Partnern aufzugeben, und auch nicht den Wunsch, die einen gegen die anderen auszuspielen, so Außenminister Mulambo Haimbe am Donnerstag.

    Heads

    Die entscheidenden Köpfe der Afrika-Szene – Wissenschaft

    Wissenschaft


    Tobias Heidland – Leiter Forschungsprogramm “Internationale Entwicklung” am Kiel Institut für Weltwirtschaft

    Prof. Dr. Tobias Heidland ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Gleichzeitig leitet er das Forschungszentrum “Internationale Entwicklung” am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Heidland befasst sich in seiner Forschung vor allem mit Migration und Kapitalströmen in Entwicklungsländern. Für seine Arbeit ist er oft in Afrika unterwegs. Heidland ist auch an dem von AA, BMVg und BMZ finanzierten Projekt “Megatrends Afrika” beteiligt.

    Robert Kappel – Professor Emeritus, Universität Leipzig

    Prof. Dr. em. Robert Kappel ist emeritierter Professor des Instituts für Afrikastudien an der Universität Leipzig. Von 2004 bis 2011 war er Präsident des German Institute of Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Kappel forscht und schreibt weiterhin über ökonomische und politische Entwicklungen in Afrika, etwa für das IPG-Journal der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.

    Helmut Asche – Professor im Ruhestand, Universität Mainz

    Es gibt nur wenige in Deutschland, die sich im Sahel wirklich auskennen. Der Ökonom Helmut Asche, der lange an der Universität Mainz lehrte und forschte, ist einer von ihnen. So schuf die Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland im September 2020 auf Asches Betreiben hin einen Sahel-Ausschuss, der im August 2021 ein Positionspapier zur deutschen Sahelpolitik veröffentlichte. Neben seinem politischen Engagement machte Asche sich einen Namen in der Handels- und Industriepolitik, in der Entwicklungsökonomie und der Erforschung der Beziehungen zwischen Afrika und China.

    Kay Pfaffenberger – Leiter Centre for Business and Technology in Africa an der Hochschule Flensburg

    Die Hochschule Flensburg ist aus der Wissenschaftslandschaft Afrika in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Dazu trägt das Centre for Business and Technology in Africa maßgeblich bei, das Kay Pfaffenberger leitet. Neun Professoren sind dort aktiv. Pfaffenberger beschäftigt sich mit großer Leidenschaft mit Afrika und ist unter anderem Mitglied im Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und dem Hochschulnetzwerk der Hochschulen Weihenstephan, Neu Ulm, Bonn-Rhein-Sieg, Rhein Waal und eben auch Flensburg aktiv.

    Philipp von Carlowitz Professor für Internationales Management an der Hochschule Reutlingen

    Der Professor der ESB Business School zählt zu den wenigen Wissenschaftlern in Deutschland, die sich mit einer unternehmerischen und betriebswirtschaftlichen Sicht auf Afrika befassen, mit Fragen rund um den Aufbau eines erfolgreichen Afrikageschäfts. Damit hat die ESB Business School der Hochschule Reutlingen einen renommierten Namen an sich gebunden.

    Bettina Brockmeyer – Professorin für Neuere Geschichte und Kolonialgeschichte Ostafrikas an der Universität Gießen

    Brockmeyer gilt als Expertin für die deutsche Kolonialgeschichte in Ostafrika. Seit 2021 ist sie Professorin für neuere Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Neben dem Kolonialismus liegen ihre Schwerpunkte insbesondere in der Geschlechter- und Körpergeschichte. 2021 erschien ihr Buch “Geteilte Geschichte, geraubte Geschichte. Koloniale Biografien in Ostafrika”. Darin beschreibt Brockmeyer anhand verschiedener Individualbiografien die Herrschaftsverhältnisse im kolonialen Ostafrika.

    Henning Melber – Politikwissenschaftler, Entwicklungssoziologe und Afrikawissenschaftler am Nordischen Afrika-Institut in Uppsala (Schweden)

    Prof. Dr. Henning Melber ist Politikwissenschaftler und Entwicklungssoziologe, mit einem Schwerpunkt auf Namibia. Melber arbeitete in den 1990er-Jahren an der Universität Windhoek. Er hat unter anderem zum deutschen Kolonialismus in Namibia und zum Völkermord an den Herero und Nama publiziert. Melber ist assoziierter Forscher am Nordischen Afrika Institut in Uppsala, Schweden. Außerdem ist er außerordentlicher Professor an der Universität Pretoria und der Universität des Freistaates in Bloemfontein, beide in Südafrika, sowie Senior Research Fellow am Institute for Commonwealth Studies/School for Advanced Study der Universität London.

    Jürgen Zimmerer – Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität Hamburg

    Der Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer lehrt und forscht seit 2010 an der Universität Hamburg. Dort leitet er auch die Forschungsstelle “Hamburgs (post-)koloniales Erbe/Hamburg und die frühe Globalisierung”. Zimmerer kommentiert regelmäßig in den Medien und sozialen Netzwerken aktuelle Geschehnisse in Afrika für die breite Öffentlichkeit. Er hat zwei Monografien zur deutschen Kolonialgeschichte insbesondere in Namibia veröffentlicht, von denen eine 2021 auf Englisch übersetzt erschienen ist. Zimmerer arbeitet seit Jahren auch vergleichend über Genozid.

    Dieter Neubert – Professor Emeritus, Universität Bayreuth

    Dieter Neubert dürfte einer der profiliertesten Entwicklungssoziologen in Deutschland sein. Bis zu seiner Emeritierung lehrte und forschte er an der Universität Bayreuth, einer der führenden Adressen für Afrika-Studien in Deutschland. Dort war Neubert auch am Institut für Afrikastudien engagiert, erst als stellvertretender Geschäftsführer, dann als Geschäftsführer. Auch in der Vereinigung von Afrikawissenschaften in Deutschland engagierte er sich stark.

    Tim Zajontz – Dozent für Globale Politische Ökonomie an der Universität Freiburg / Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Internationale und Vergleichende Politik an der Universität Stellenbosch / Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Second Cold War Observatory

    Der Politikwissenschaftler Dr. Tim Zajontz unterrichtet an der Universität Freiburg am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen von Prof. Dr. Sandra Destradi. Außerdem ist er Research Fellow am Centre for International and Comparative Politics der Stellenbosch Universität. Seine Leidenschaft für Afrika entdeckte Zajontz nach einer Safari-Reise vor Studienbeginn. In seiner Forschung beschäftigt er sich vor allem mit dem südlichen und östlichen Afrika. Themen sind unter anderem Chinas Belt and Road Initiative oder die G7-Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen.

    • Afrika-Verein
    • BMVg
    • Heads
    • Sahel
    • Top of the Table

    Nachtisch

    Wrestling Dakar
    Schon zum zweiten Mal: Wrestlingwettkampf in Afrika.

    Schon zum zweiten Mal hat in Dakar nun das African Beach Wrestling Championship stattgefunden. 103 Athleten aus 33 afrikanischen Ländern haben an dem zweitägigen Wettkampf in der Arène Nationale de Lutte in Dakar teilgenommen. Die Kämpfe wurden in jeweils vier Gewichtsklassen für Frauen und Männer ausgetragen. Das erste Wrestling-Turnier an einem afrikanischen Strand fand im vergangenen Jahr in Hammamet in Tunesien statt.

    Auch wenn Wrestling als uramerikanischer Sport gilt, so hat doch diese Art von Kampfsport auch im Senegal seit langem eine populäre Variante. Das Volk der Serer kennt eine traditionelle Art Volksringen, Njom genannt. Njom ist Nationalsport im Senegal und in Teilen Gambias. Dabei sind Schläge mit den Händen erlaubt. Heute gibt es eine internationale Variante ohne Schläge (lutte traditionnelle sans frappe) und eine Schlagversion, lutte traditionnelle avec frappe. hlr

    • Sport
    • Wettbewerb

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen