Table.Briefing: Africa

Global-Gateway-Finanzierung + Prosteste in Nigeria + Zwischenbilanz zu Regierung im Senegal

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Finanzierung der Global-Gateway-Initiative der Europäischen Union ließ bis zuletzt viele Fragen offen. Nun bringt ein Bericht der deutschen Außenwirtschaftsagentur GTAI etwas Licht ins Dunkel. Demnach soll die Finanzierung über den EU-Fonds EFSD+ abgesichert werden. Mein Kollege Arne Schütte hat sich den Bericht vorab angeschaut und erklärt, wo das Geld herkommen soll und wie deutsche und europäische Unternehmen von der Initiative profitieren können.

Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf die Proteste in Nigeria. Samuel Ajala hat mit Demonstranten vor Ort über deren Forderungen gesprochen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr
David Renke
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Analyse

Global Gateway: Wie die Initiative finanziert werden soll

Die Global Gateway Initiative der Europäischen Union soll als globales Konnektivitätsprogramm Europa als wichtigen Player bei Infrastrukturprojekten etablieren und seine Außenpolitik strategischer ausrichten. Bislang wird die 2021 vorgestellte Initiative jedoch noch kaum wahrgenommen, was auch an der unscharfen Definition und mangelnden Kohärenz des Programms liegt. Immerhin über die Finanzierung dringt nun mehr an die Öffentlichkeit, wie aus einem Bericht der bundeseigenen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) hervorgeht, der Table.Briefings vorab vorliegt.

Insgesamt 300 Milliarden Euro sollen zwischen 2021 und 2027 im Rahmen von Global Gateway aufgewandt werden. Doch gibt es keinen zentralen EU-Topf, aus dem sich Unternehmen Zuschüsse erhoffen können. Die Gelder sollen vielmehr zu einem großen Teil aus der Privatwirtschaft kommen. Die EU wird die Investitionen lediglich mit Garantien absichern.

Absicherung über EFSD+

Im Zentrum dieser Pläne steht laut GTAI der Europäische Fonds für Nachhaltige Entwicklung Plus (European Fund for Sustainable Development Plus, EFSD+) mit einem Umfang von knapp 40 Milliarden Euro zur Projektabsicherung und Mischfinanzierung. Ähnlich dem Prinzip von deutschen Exportkreditgarantien, den sogenannten Hermesdeckungen, erhalten Banken beim Scheitern von abgesicherten Risikoprojekten eine Entschädigung aus dem EFSD+. Der Fonds soll öffentliche und private Investitionen in Höhe von 135 Milliarden Euro mobilisieren, die von einem Netzwerk von rund 20 Entwicklungsbanken umgesetzt werden.

EFSD+ basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen. So sind zwei Drittel des Garantievolumens (26,7 Milliarden Euro) für die Europäische Investitionsbank (EIB) vorgesehen. Diese Summe wiederum ist auf vier sogenannte Investitionsfenster aufgeteilt. Zwei von ihnen sollen Entwicklungsländern zugutekommen, die ihre Infrastrukturvorhaben nicht selbst auf dem Kapitalmarkt finanzieren können. Die betreffenden Kredite gehen nicht direkt an Unternehmen, sondern an die Regierungen der Partnerländer beziehungsweise deren gewerbliche Stellen wie staatliche Energieversorger und Telekommunikationsbetreiber. Chancen für europäische Unternehmen ergeben sich hier nur, wenn die lokalen Akteure die Mittel für internationale Ausschreibungen nutzen.

KfW und DEG beteiligt

Die anderen beiden EIB-Investitionsfenster haben direktere Relevanz für den Privatsektor: Das dritte Fenster deckt politische Risiken ab. Das vierte Fenster bietet Garantien für Privatinvestitionen in afrikanischen, karibischen und asiatisch-pazifischen Partnerstaaten. Eine Niederlassung vor Ort ist Voraussetzung dafür, dass europäische Unternehmen von den abgesicherten Krediten profitieren können.

Weitere 13,1 Milliarden Euro sind für andere europäische Entwicklungsbanken und Finanzinstitutionen vorgesehen, darunter die KfW-Entwicklungsbank und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese zweite Säule des EFSD+ umfasst sieben Investitionsfenster für folgende Bereiche:

  • Konnektivität (Transport, Energie, Digitales)
  • Landwirtschaft, Biodiversität und Forstwirtschaft
  • Nachhaltige Finanzierung
  • Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU)
  • Nachhaltige Stadtentwicklung
  • Menschliche Entwicklung (insbesondere Gesundheit)
  • Kritische Rohstoffe

EFSD+ nimmt erst seit Anfang 2024 Fahrt auf

Laut Website der Generaldirektion Internationale Partnerschaften der Europäischen Kommission (DG INTPA) sind bislang sechs Garantieprogramme aktiv. Weitere Programme befinden sich in fortgeschrittenem Stadium der Verhandlungen. Bis zum Jahresende sollen rund 50 Garantien zur Verfügung stehen: 40 über die DG INTPA sowie zehn weitere der Generaldirektion Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen (DG NEAR). Sie können nach Unterzeichnung für bis zu fünf Jahre genutzt werden.

Erster Ansprechpartner für Interessierte sollte zunächst die EU-Delegation im jeweiligen Partnerland sein. Unternehmen können sich mit ihren Vorschlägen aber auch direkt an Entwicklungsbanken wie DEG und EIB wenden oder das Beratungsangebot der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) wahrnehmen. Die Banken können dann eine maßgeschneiderte Finanzierung mit einer Garantie im Rahmen von EFSD+ bereitstellen.

Mehrjähriger Finanzrahmen ist entscheidend

Mit EFSD+ wird etwas klarer, wie die für Global Gateway angekündigten Investitionen zustanden kommen. Das kann auch europäischen Unternehmen die Partizipation an dem Programm erleichtern – wenn sie vor Ort niedergelassen sind oder sich an lokalen Ausschreibungen beteiligen. Den meisten profitierenden Konzernen dürfte allerdings kaum klar sein, dass sie zu einem Teil von Global Gateway geworden sind. Das liegt zum einen daran, dass die Garantien nur auf indirektem Wege zu ihnen gelangen. Zum anderen gibt es keine Definition der EU, welche Projekte zu Global Gateway zählen und welche nicht.

Entscheidend für die künftige Finanzierung von Global Gateway wird darum laut GTAI-Bericht vor allem der nächste mehrjährige Finanzrahmen der EU sein, der ab 2025 vorbereitet und ab 2028 für sieben Jahren gelten wird. Der vorherige mehrjährige Finanzrahmen (2021-27) war schon beschlossen, als Global Gateway ins Leben gerufen wurde, und umfasst deshalb keine Gelder für das Programm. Damit bleibt es bei der altbekannten Kritik: Global Gateway ist eine hehre Initiative – doch getan hat sich bislang noch kaum etwas.

  • Biodiversität
  • DEG
  • EU-Finanzen
  • Europäische Kommission
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  • KMU
  • kritische Rohstoffe
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Nigeria: Protestierende fordern Sozialmaßnahmen der Regierung ein

Sie seien frustriert über die wirtschaftliche Lage, sagen die Organisatoren der Proteste, die derzeit Nigeria erschüttern. “Tage des Zorns” hatten sie angekündigt. Doch mit den Protesten ist der Zorn der Jugend nicht verklungen.

Seit Beginn der Proteste wurden Banken und Schulen im ganzen Land geschlossen. Polizisten und Sicherheitskräfte sind landesweit im Einsatz, um einen friedlichen Protest zu gewährleisten und verheerende Ereignisse wie während des EndSARS-Angriffs 2020 zu vermeiden. Bei den Protesten gegen Polizeigewalt und Korruption kamen damals nach Angaben des damaligen Präsidenten Muhammadu Buhari rund 70 Menschen ums Leben.

Ende der schlechten Regierungsführung gefordert

Nigerias Jugend fordert nicht weniger als ein Ende der schlechten Regierungsführung. Seit 25 Jahren ist Nigeria eine Demokratie. Damals im Jahr 1999 hatte General Abdulsalami Abubakar eine Verfassung ausarbeiten und freie Wahlen abhalten lassen, um dem Militärregime ein Ende zu setzen. Doch mit der Demokratie, wie sie heute in Nigeria herrscht, in der sich Politiker in Ämter wählen lassen, um sich zu bereichern, können die jugendlichen Demonstranten nichts anfangen.

Einige der Demonstranten sagen gegenüber Table.Briefings, dass die Not der armen Bevölkerung mit der Streichung der Treibstoffsubventionen und der Abwertung der Naira durch Präsident Bola Tinubu begann. Das National Bureau of Statistics berichtet, dass die Inflationsrate von 22,8 Prozent im Juni 2023 und 34,0 Prozent im Mai 2024 auf 34,2 Prozent im Juni 2024 gestiegen ist. Das ist der höchste Anstieg der Verbraucherpreise seit 28 Jahren.

Regierung kündigt Steuererleichterungen an

Bevor der Protest begann, kündigte die Regierung die Aussetzung von Einfuhrzöllen und Steuern auf Grundnahrungsmittel an, um die wichtigsten Güter für die Nigerianer erschwinglicher zu machen und die Lebensmittelinflation zu bekämpfen. Aber die Demonstranten wollen die Straßen nicht verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Sie fordern die Abschaffung der Kraftstoffsubventionen, drängen auf erschwingliche Stromtarife und die Einrichtung eines Notfallfonds zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, dem Rückgrat der nigerianischen Wirtschaft.

Ezekiel Tyak, ein 30 Jahre alter Demonstrant aus Karu, Nasarawa, einem Nachbarstaat des Hauptstadtterritoriums Abuja, sagt gegenüber Table.Briefings, die Menschen protestierten, weil die Regierung die Armen im Stich lasse. “Die Massen leiden, es gibt nichts zu essen”, meint Tyak. “Das Leben des einfachen Mannes in Nigeria wird täglich schlechter.” Und er betont immer wieder: “Wir wollen ein friedliches Nigeria. Wir sind nicht hier, um Gewalt zu verursachen. Wir sind hier, um für unsere Rechte zu kämpfen, denn die Menschen leiden ernsthaft.”

Klare Botschaft an die Regierung

Majam Tekinam, ein Unternehmer aus Abuja, beklagt sich ebenfalls über die hohen Lebenshaltungskosten. Die Marktpreise seien durch die Abschaffung der Treibstoffsubventionen in die Höhe getrieben worden. Der Preis für das Grundnahrungsmittel Garri – aus Cassava hergestelltes Mehl – ist beispielhaft für die rasant steigenden Preise. “Dafür haben wir früher 800 Naira pro Kilo bezahlt. Jetzt kostet ein Garri 1.500 Naira“, rechnet er vor. Umgerechnet ist das ein Anstieg von 0,46 Euro auf 0,87 Euro. “Wohin führen wir unser Land? Ich rate den zuständigen Personen in der Regierung, sich darum zu kümmern und die Subventionskürzung rückgängig zu machen”, fordert Majam.

Inibehe Effiong, ein Menschenrechtsanwalt, sagt, die Menschen hätten sich versammelt, um dem Präsidenten, den Gouverneuren der 36 Bundesstaaten, den Ministern, dem Senatspräsidenten und dem Sprecher des Repräsentantenhauses sowie anderen Politikern eine klare Botschaft zu übermitteln: Das Leid der armen Massen solle beendet werden.

Kritik an Ausgaben der Regierung

Der Anwalt kritisierte zudem die übermäßigen Ausgaben der Regierung für den Kauf neuer Präsidentenflugzeuge in Höhe von 150 Milliarden Naira (87 Millionen Euro) inmitten der landesweiten wirtschaftlichen Not. “Tinubu sagt, es sei kein Geld für Nigeria da, aber er hat bereits 22 Milliarden Naira (12,7 Millionen Euro) ausgegeben, um ein neues Haus für Vizepräsident Shettima zu bauen.”

Effiong versichert den Demonstranten, dass jeder, der in Lagos und anderen Teilen des Landes festgenommen werde, kostenlos verteidigt werde. “Ihr Recht zu protestieren ist ein Recht, das Ihnen die Verfassung Nigerias gewährt, nicht die Regierung“, sagt der Anwalt. “Niemand kann sie vom Protestieren abhalten. Sie haben ein Recht auf Frieden. Die Armut und der Hunger, die die Nigerianer durchmachen, kennt man nicht in Yoruba, kennt man nicht in Igbo. Alle Nigerianer sind hungrig. Also sagen wir: Es reicht!”

Laut einem lokalen Medienbericht wurden während der Proteste in Yobe, Kano und Borno, bei denen es zu massivem Vandalismus und Plünderungen kam, 14 Menschen getötet. Infolgedessen haben einige Bundesstaaten Ausgangssperren verhängt, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. In einer Erklärung, die Table.Briefings vorliegt, verurteilte Amnesty International Nigeria die Versuche angeheuerter Schläger, die Proteste im Land zu kapern.

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Diomaye Faye: Stiller Präsident zwischen lauten Rufen nach Veränderung

Die Regierung von Diomaye Faye hat bei ihrer Wählerschaft hohe Erwartungen geschürt, die sich unmöglich innerhalb kurzer Zeit befriedigen lassen. Um den Zuspruch der Menschen zu bewahren, bräuchte es kontinuierliche, gezielte – und mit dem Premierminister Ousmane Sonko abgestimmte – Kommunikation, aber genau die fehlt in den ersten 100 Tagen der Amtszeit. Diese wäre gerade auch mit dem Blick auf mögliche vorgezogene Parlamentswahlen im Herbst wichtig, mit denen Faye seinen politischen Kurs konsolidieren möchte.

Die Liste der Probleme im Senegal ist jedoch lang:

  • die teuren Preise für Lebensmittel und Energie
  • fehlende Arbeitsplätze – jährlich drängen etwa 200.000 bis 300.000 junge Menschen neu in den Arbeitsmarkt
  • die hohe Zahl der Unfalltoten wegen schlechter Straßen und unsicherer, überfüllter Busse und Autos
  • die anhaltende Emigration über das Mittelmeer, Mauretanien und Niger
  • die grassierende Korruption und Vetternwirtschaft, die den Staatshaushalt belastet
  • und schließlich die Neugestaltung der Beziehungen mit Frankreich

Bürokratische Detailarbeit

Der Senegal ist noch immer ein “Land, in dem alles Priorität hat“, wie es jüngst in einem Beitrag der Tageszeitung L’Observateur hieß. Die Regierung von Faye konzentriert sich nach eigenen Angaben noch auf das Prüfen von Ausgaben und Beschäftigungsverhältnissen im öffentlichen Dienst – in dem es keine Seltenheit ist, dass Beamten gar nicht erst zur Arbeit erscheinen. Zudem stehen die Fischerei- und Ölverträge auf dem Prüfstand.

Und es werden tatsächlich Verträge aufgelöst, wie ein erstes bedeutendes Beispiel zeigt: So kündigte Fayes Regierung Anfang Juli einen Vertrag über eine Investition von 700 Millionen Euro mit einer saudi-arabischen Firma, für den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage.

Sichtbare Erfolge brauchen Zeit

Es ist klar, dass sich die Probleme aus Jahrzehnten nicht binnen von Monaten in Luft auflösen lassen. Jedoch wäre es für die Regierung gut, der Bevölkerung ihre oftmals bürokratische Anfangsarbeit besser zu erklären. Es geht dabei nicht nur darum, die gewonnenen Sympathien für Fayes und Sonkos Projekt der Erneuerung zu festigen – denn bis sich sichtbare Erfolge einstellen, könnte es zwei bis drei Jahre dauern.

Es geht auch darum, angesichts der gemischten wirtschaftlichen Aussichten positive Signale zu senden. Die jüngste Prognose über die wirtschaftliche Lage im Senegal befürchtet sogar einen möglichen Schock: Das liege vor allem an externen Faktoren, die den Druck auf den importabhängigen Senegal erhöhen, heißt es in einem Bericht aus dem Wirtschaftsministerium. Dazu gehört die anhaltende Inflation, aber auch gestiegene Weltmarktpreise sowie die Spannungen im Sahel – die etwa die Exporte ins Nachbarland Mali sehr schwierig machen. Die Experten geben ein Wachstum von 7,3 Prozent für 2024 aus – ursprünglich hatte die Regierung mit 9,2 Prozent gerechnet.

Schlechte Bedingungen am Finanzmarkt

Positive Faktoren für die Wirtschaft sind die im Juni begonnene Ölförderung, der Start des 5G-Netzes sowie die Inbetriebnahme des Elektrobusses BRT in Dakar (der von Deutschland mitfinanziert worden ist). Allerdings lasten kurz- und mittelfristig die schlechten Bedingungen am Finanzmarkt auf der senegalesischen Wirtschaft. 2025 blicken die Ökonomen vom Wirtschaftsministerium daher sehr verhalten entgegen. Sie schätzen, dass die Öl- und Gasförderung im Senegal 50 Prozent hinter den Zielen zurückbleiben könnte – weil sie zu hoch eingeschätzt worden sein könnte und der Import von für die Ölindustrie benötigten Materialien vom Weltmarkt schwierig ausfallen könnte.

Auch aus dem Senegal selbst kommen für Investoren weitere, eher besorgniserregende Signale. Seit Ende Juli hat die Regierung alle Bauarbeiten in mehreren Stadtvierteln Dakars sowie in weiteren Zonen des Landes untersagt, etwa in St. Louis. Betroffen sind sämtliche Bauarbeiten, außer solche, die vom Staat selbst in Auftrag gegeben wurden. Eine Erklärung beinhaltet die Anordnung nicht. Hintergrund dürften die immer wieder auftretenden Streitereien um die Rechtmäßigkeit von Grundstückeigentum sein.

Baugewerkschaften beklagen sich

Die Gewerkschaften des Baugewerbes wehren sich dagegen und wenden ein, vor dem Beginn von Bauarbeiten würden alle Papiere geprüft. Eine Nachprüfung in jedem Einzelfall sei unmöglich. Das Baugewerbe beklagt sich nicht nur über die finanziellen Einbußen, sondern auch über den Verlust von Arbeitsplätzen.

Auch institutionell geht es nur in kleinen Schritten voran: Nach den schweren Ausschreitungen vor den Wahlen steht eine Reform der Justiz im Programm der Regierung, die beide lange unter Ex-Präsident Sall inhaftiert waren. Ein nationaler Dialog war das erste Schritt, nun steht die Umsetzung an. Vor allem der Oberste Justizrat (Conseil supérieur de la magistrature) soll von der Exekutive, dem Präsidenten, gelöst werden.

Sonko mit eigenem Kopf

Wenig hilfreich ist es da, dass Premier Sonko ein Stück weit sein eigenes Süppchen kocht und weiterhin im Stil eines Oppositionspolitikers auftritt. Sein lauter Ton irritiert und gereicht Faye nicht zum Vorteil. Öffentlich benennen will das niemand, aber den Satz “Sonko gêne Diomaye” (Sonko stört Diomaye) hört man in Dakar zumindest immer wieder.

Sonko verstrickt sich derweil in lauten Polemiken, wie jüngst die Wiedereröffnung der Diskussion über das Tragen des Kopftuches in katholischen Schulen – eine alte Debatte im Senegal, in dem man auf das friedliche Miteinander von Muslimen und Christen sehr stolz ist.

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News

Ukrainischer Außenminister beendet Afrika-Reise

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat am Donnerstag seine viertägige Afrika-Reise nach Malawi, Sambia und Mauretanien beendet. In Sambia unterzeichnete Kuleba mit seinem Amtskollegen Mulambo Haimbe ein Memorandum of Understanding für langfristige politische Konsultationen. Das Land soll nach Angaben von Kuleba auch Getreide von der Ukraine erhalten.

Dem mauretanischen Premierminister Kumar Jugnath dankte Kuleba zudem in einem Post auf X für die Unterstützung seines Landes im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Beide Länder wollen sich über Doppelbesteuerungs- und Investitionsschutzabkommen verständigen.

Diplomatische Spannungen in Sahel ungelöst

Im Sahel haben sich die Spannungen mit der Ukraine indes nicht gelöst. Das ukrainische Außenministerium bedauerte in einer Mitteilung am Donnerstag Nigers Entscheidung, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen. Die nigrische Junta von General Tchiani war bereits Anfang der Woche Malis Entschluss gefolgt.

Wie schon in der Reaktion auf Malis Rückzug, bemängelte die ukrainische Regierung nochmals, dass es keine Grundlage dafür gebe. Der ukrainische Geheimdienst hatte vor gut einer Woche erklärt, er habe die Tuareg-Rebellen im Norden Malis bei ihrem erfolgreichen Kampf gegen malische Regierungstruppen und Wagner unterstützt. Mali und Niger führen dies als Begründung für den Abbruch der Beziehungen an.

Burkina Faso könnte ebenfalls nachziehen

Dass auch Burkina Faso die Beziehungen mit der Ukraine abbrechen könnte, gilt als sehr wahrscheinlich. Die drei Staaten der AES-Konföderation bemühen sich bisher, politisch geeint aufzutreten. Bei einem Besuch Mitte der Woche lobte Sierra Leones Präsident Julius Maada Bio indessen den Austausch mit Burkinas Übergangspräsident Ibrahim Traoré, der für weitere fünf Jahre das Land regieren soll. Sierra Leone hat für August den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat inne und für Mitte des Monats eine Debatte über die Mitsprache Afrikas in dem Gremium angesetzt. lcw

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Ägypten: Welche geopolitischen Gründe der bislang größte Weizenkauf haben könnte

Ägypten hat mit einer Kaufanfrage für eine ungewöhnlich große Weizenmenge Spekulationen um die politische Lage im Nahe Osten angeheizt. Der staatliche Getreideaufkäufer, die General Authority for Supply Commodities (GASC), hat am Dienstag dieser Woche eine Ausschreibung über 3,8 Millionen Tonnen Brotweizen veröffentlicht. Händler können sich nicht erinnern, dass das nordafrikanische Land jemals eine so große Menge auf einen Schlag kaufen wollte. Normalerweise umfassen die ägyptischen Weizen-Tender eine Menge von 500.000 bis einer Million Tonnen.

Neu ist auch der lange Lieferzeitraum, der sich bis in den April 2025 streckt, während der Weizen bisher in den folgenden zwei bis drei Monaten in den ägyptischen Häfen eintreffen musste. Mit jährlich zwölf Millionen Tonnen ist Ägypten der weltweit größte Weizenimporteur. Internationale Händler spekulieren über die Beweggründe für das ungewöhnliche Vorgehen der Regierung. Denkbar ist, dass das Land das aktuell niedrige Preisniveau nutzen möchte. Seit Ende Mai sind die Preise auf dem Weltmarkt um rund 20 Prozent gefallen und bewegen sich auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie zuletzt vor drei Jahren. Als mögliche Erklärung gilt aber auch, dass sich Ägypten gegen die Folgen eines möglichen Krieges im Nahen Osten wappnet, der die Versorgungssicherheit in der Region gefährden könnte. sb

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Auswärtiges Amt gedenkt Rudolf Douala Manga Bell

Das Auswärtige Amt hat dem vor 110 Jahren von der deutschen Kolonialregierung hingerichteten König Rudolf Douala Manga Bell sowie dessen Sekretär und Mitstreiter Adolf Ngoso Din gedacht. In einer Mitteilung am Donnerstag sagte AA-Staatsministerin Katja Keul: “König Rudolf Douala Manga Bell und Adolf Ngoso Din haben sich friedlich und mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen die von der deutschen Kolonialverwaltung betriebene Enteignung und Umsiedlung ihres Volkes aus ihrer Heimat eingesetzt.”

Der Douala-König hatte sich mit Petitionen und Telegrammen gegen die Vertreibung seines Volkes aus seinem angestammten Siedlungsgebiet zur Wehr gesetzt. Durch seinen Protest erreichte Manga Bell, dass der Wortbruch der deutschen Kolonialverwaltung und die herrschende Brutalität in Kamerun in der deutschen Öffentlichkeit bekannt wurde. Auch im Reichstag wurde über die Vorgänge in der Kolonie debattiert. Anschließend wurden Manga Bell und Ngoso Din von der Kolonialverwaltung wegen “Hochverrats” angeklagt und in einem Blitzverfahren verurteilt und gehängt.

Todesurteil war unrecht

Bereits im November 2022 war Staatsministerin Keul nach Kamerun gereist und hatte vor Nachfahren das Todesurteil als “Unrecht” bezeichnet. Mit der politischen Rehabilitierung erkenne die Bundesregierung die Unschuld König Rudolf Douala Manga Bells und Adolf Ngoso Dins und das an ihnen von der deutschen Kolonialverwaltung begangene Unrecht an, hieß es in der Mitteilung vom Donnerstag. Die Bundesregierung wolle sich auch zukünftig dafür einsetzen, Manga Bell und Ngoso Din ein würdiges und ehrendes Andenken zu bewahren.

Eine Rehabilitierung im juristischen Sinne sei hingegen nicht mehr möglich, teilte das Auswärtige Amt mit. Grund dafür ist, dass die deutsche Rechtsordnung kein entsprechendes Verfahren für Fälle vorsieht, die so weit in der Vergangenheit liegen. dre

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Investitionen: In welchen Ländern sich der Einsatz lohnt

Die Seychellen und Mauritius haben sich zu Top-Investitionsländern in Afrika entwickelt, so der Bericht, “Where to Invest in Africa 2024”, den die südafrikanische Rand Merchant Bank (RMB) diese Woche vorgelegt hat. Beide Länder sind zwar klein, weisen aber wirtschaftliche Stabilität, starkes Wachstumspotential, niedrige Korruption und transparente Regulierungsrahmen auf. Sie verfügen zudem über diversifizierte Volkswirtschaften, gute Finanzdienstleistungen und gelten als innovationsfreundlich.

Es folgen die wirtschaftlichen Zugpferde des Kontinents, Ägypten, Südafrika und Marokko. Ägypten bietet einen Markt mit vielfältigen Möglichkeiten in den Sektoren Technologie, Fertigung und Dienstleistungen. Südafrika mit seinem robusten Finanzsektor, diversifizierter Wirtschaft und Infrastrukturpotential bleibt trotz struktureller Probleme ein wichtiger Knotenpunkt für Investitionen. Marokko zeichnet sich durch gute Vernetzung, Innovation und Stabilität aus. Weitere Länder mit hohem Potenzial sind Senegal, die Elfenbeinküste, Nigeria, Kenia, Ruanda, Mosambik, Uganda und Tunesien.  

“Afrika ist kein Land, sondern ein riesiger, vielfältiger und komplexer Kontinent mit unterschiedlichen Kulturen, Volkswirtschaften und Investitionspotenzialen”, so RMB-Chefökonom Isaah Mhlanga. “Unser Bericht ist daher kein definitiver Leitfaden, sondern soll vielmehr Einblicke geben, um die zugrunde liegenden Treiber der Leistung eines Landes aufzudecken, die sein Ranking beeinflussen.” Afrika biete eine dynamische Wirtschaftslandschaft mit einer jungen und konsumfreudigen Bevölkerung, Rohstoffen, regionaler Integration und gute Investitionsmöglichkeiten in Infrastruktur.

Der RMB-Bericht kategorisiert Länder auf dem Kontinent anhand ihrer Wirtschaftsstrukturen und Investitionsprofile in verschiedene Typen: Grenzmärkte mit unterentwickelter Infrastruktur und aufstrebenden Finanzmärkten, die erhebliches Wachstumspotential mit hohem Risiko bieten (Ghana, Kenia); Schwellenmärkte mit besserer Infrastruktur und Finanzsystemen, wo sich gute Investitionsmöglichkeiten mit weniger Risiko finden (Südafrika, Ägypten); und entwickelte Märkte mit reifen Volkswirtschaften und Wachstum, guter Infrastruktur und Finanzsystemen, die wenig Risiko bedeuten, aber auch geringe Rendite versprechen (Seychellen, Mauritius). as

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Must-reads

Blätter für deutsche und internationale Politik: Europas Afrikapolitik – Kein Plan, kein Vertrauen. Die europäische Afrikapolitik ist planlos. Die Regierungen hierzulande lassen sich vielmehr von der Stimmungsmache ihrer jeweiligen Nationalisten vor sich hertreiben, die auf den heimischen Marktplätzen gegen Zuwanderer und Billigimporte hetzen und die Wiederherstellung von Kontrolle und Souveränität versprechen. Doch dieses Einknicken zu Hause wird zunehmend zu einem Problem. Im Kontext der aktuellen Kriege und der Konfrontation mit Russland hat der Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit in Afrika für die Stellung und das Ansehen europäischer Regierungen in der Welt schwerwiegende Folgen, schreibt Armin Osmanovic.

The East African: Waffenstillstand in DR Kongo hält nicht. Der mit angolanischer Vermittlung zwischen Ruanda und DR Kongo ausgehandelte Waffenstillstand wurde gebrochen, noch bevor er in Kraft treten konnte. Im Osten der DR Kongo kam es zum Ausbruch von Gewalt zwischen den Kriegsparteien. Trotz der Verpflichtung zu einem Waffenstillstand ab dem 4. August begannen die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen mit dem Vormarsch und der Einnahme von Städten in der unruhigen Region, insbesondere Nyamilima und Ishasha. Die Rebellen behaupten, sie seien nicht an den Waffenstillstand gebunden, da dieser nur zwischen zwei staatlichen Akteuren vereinbart wurde.

Financial Times: Krieg im Sudan wird von externen Akteuren befeuert. Die verschiedenen Sponsoren des Sudankriegs sind aufstrebende Mittelmächte in der gesamten Region, einschließlich dem Persischen Golf. Der Stellvertreterkrieg, den sie führen und der sich in einem Netz konkurrierender Vermittlungsbemühungen widerspiegelt, macht die verworrenen Zielsetzungen der Konfliktparteien noch schwerer zu entschlüsseln und seine Lösung noch schwieriger, meint FT-Afrika-Redakteur und Kolumnist David Pilling. Hinter der sudanesischen Armee stehen Ägypten und Saudi-Arabien. Die VAE und Russland unterstützen die RSF, eine paramilitärische Gruppe, die aus der berüchtigten Janjaweed-Miliz hervorgegangen ist. Amnesty International zufolge wurden Waffen und militärische Ausrüstung von den VAE, der Türkei, China und Russland geliefert.

New York Times: Sudan – der von der Welt vergessene Krieg. Während die sudanesische Armee und die Miliz RSF um die Kontrolle über das Land kämpfen, wurden mehr als elf Millionen Menschen vertrieben und nach Schätzungen des US-Außenministeriums mehr als 150.000 Menschen getötet. Doch im Süden des Landes führt eine weitere Gruppierung Krieg: Die säkulare SPML behauptet, sie kämpfe für eine Demokratie nach westlichem Vorbild. Die Gruppe kämpft seit 1983 mit Unterbrechungen gegen den sudanesischen Staat und war maßgeblich an der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 beteiligt. Ein Autor der New York Times hat die Gruppe besucht.

Al Jazeera: Tansania will Massai umsiedeln – aber sie wehren sich. Die Massai-Gemeinschaft Tansanias kämpft gegen die Bemühungen der Regierung, sie aus Gebieten um Nationalparks zu vertreiben. Offiziell heißt es, die Vertreibungen dienten dem Wildtierschutz. Massai-Vertreter beschuldigen jedoch Parkwächter und Sicherheitskräfte der Einschüchterung sowie Tötungen, sexueller Übergriffe und Viehbeschlagnahmungen. Die Weltbank gab im April Petitionen über Rechtsverletzungen nach und setzte neue Auszahlungen eines Zuschusses in Höhe von 150 Millionen Dollar aus. Im Juni strich die EU Tansania einen weiteren Zuschuss in Höhe von 18 Millionen Euro. Deutschland hat Tansania jahrzehntelang über die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die KfW Entwicklungsbank finanziell unterstützt. Im Jahr 2022 hat Deutschland 87 Millionen Euro an Fördermitteln zugesagt, vor allem für den Naturschutz.

The Guardian: Wirtschaftliche Probleme junger Afrikaner schüren Proteste. In Kenia, Uganda und Nigeria sind junge Menschen mit Nachdruck auf die Straße gegangen. Auch wenn die Proteste jeweils ihre eigenen Ursachen haben, so haben sie doch einiges gemeinsam: eine boomende junge Bevölkerung, die mit einer hohen Inflation, einem Mangel an guten Arbeitsplätzen und einer politischen Klasse zu kämpfen hat, der sie nicht vertrauen. Ein Oxfam-Forscher macht auch die zunehmende Ungleichheit und die Schuldenkrise verantwortlich, die dazu geführt hat, dass Regierungen mit knappen Kassen versuchen, die Steuern für die einfachen Leute zu erhöhen.

AP: Polnische Staatsangehörige in Nigeria wegen russischer Flagge verhaftet. Nigerianische Sicherheitskräfte haben sieben polnische Staatsangehörige, darunter sechs Studenten und einen Dozenten, festgenommen, weil sie bei Protesten gegen die wirtschaftliche Notlage in dem Land russische Flaggen gezeigt haben sollen, bestätigten nigerianische und polnische Behörden. Die Studenten “waren zur falschen Zeit am falschen Ort”, erklärte der stellvertretende polnische Außenminister Andrzej Szejna und fügte hinzu, sie hätten keine russischen Flaggen getragen. In mehreren nördlichen Bundesstaaten Nigerias wurden einige Demonstranten gesehen, die russische Flaggen schwenkten.

African Business: Afrikas Agrifood-Sektor erwägt Geothermie. Geothermische Energie kann nicht nur zur Stromerzeugung genutzt werden. Die direkte Nutzung der Wärme ermöglicht die Verwendung beispielsweise im Agrar- und Lebensmittelsektor, etwa zum Heizen und Kühlen von Gewächshäusern. Bislang hat Afrika mit einigen wenigen Pilotprojekten das Potenzial der Geothermie in der Agrarwirtschaft kaum angekratzt. Länder wie Kenia und Äthiopien sind jedoch in einer idealen Position, um die geothermische Wärme in der Landwirtschaft zu nutzen.

Bloomberg: Johannesburg muss 12 Milliarden Dollar in Infrastruktur investieren. Johannesburg leidet unter einem Investitionsstau für die Instandhaltung und überfällige Modernisierung seiner Straßen-, Strom- und Wassernetze in Höhe von 221 Milliarden Rand (12 Milliarden Dollar). Der Rückstau “weist auf erhebliche Risiken für die öffentliche Sicherheit, die wirtschaftliche Sicherheit und die Umwelt hin”, so die Stadtverwaltung über das Straßennetz. “Das Ignorieren des Rückstands könnte zu sich verschlechternden Straßen, unsicheren Brücken, Überschwemmungen und vermehrten Unfällen führen.” Dokumente zeigen, dass die Stadt ihr jährliches Ziel für Investitionen in die Wasserinfrastruktur seit mindestens 2008 jedes Jahr verfehlt hat und dass ihr Stromversorger City Power “dringenden Bedarf an Upgrades und Ersatz hat, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzes zu gewährleisten.”

Africa Defense Forum: Indien positioniert sich als Sicherheitspartner für Afrika. Indien hat sich zu einem wichtigen Sicherheitspartner für Staaten in ganz Afrika entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf den Bereichen Terrorismus, Piraterie und maritimer Bereichsüberwachung liegt. Premierminister Narendra Modi hat im Rahmen seines Plans zum Aufbau von Beziehungen auf dem Kontinent Kabinettsminister in alle afrikanischen Länder entsandt. Indien hat den Aufbau von Verteidigungsakademien in Äthiopien, Nigeria und Tansania sowie eines Zentrums für militärische Kriegsspiele in Uganda unterstützt. Indische Ausbilder haben Botswana, Lesotho, Mauritius, die Seychellen, Tansania, Uganda und Sambia besucht. In Afrika leben mehr als drei Millionen Menschen indischer Abstammung, deren Familien während der britischen Kolonialzeit auf den Kontinent kamen.

South China Morning Post: Wie Chinas KP politische Schulen und Einfluss in Afrika aufbaut. Die kenianische Regierungspartei UDM ist die jüngste afrikanische Partei, die von Chinas Soft-Power-Maßnahmen zur Förderung seines Entwicklungsmodells und seiner Ideologie auf dem Kontinent profitiert. UDM hat mit der Kommunistischen Partei Chinas eine Vereinbarung über den Bau einer Führungsschule für die kenianische Partei in Nairobi abgeschlossen. Peking erklärte sich auch bereit, den neuen Sitz des kenianischen Außenministeriums zu finanzieren und zu bauen. Zahlreiche weitere afrikanische Parteien haben sich an die Kommunistische Partei gewandt, um ihre Kaderschmieden zu bauen und den Parteiaufbau zu unterstützen, darunter Parteien aus Burundi, der Republik Kongo, Äquatorialguinea, Marokko und Uganda.

Dessert

Stadtführerin Justice Mvemba.

Die Kolonialgeschichte spielt in der deutschen Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur immer noch eine nachgeordnete Rolle. Dabei prägt sie in vielerlei Hinsicht noch heute die Denkmuster, die gesellschaftlichen Verhältnisse und sogar das Stadtbild – gerade in Berlin. Justice Mvemba hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte aufzuarbeiten und den Menschen näherzubringen. Die 33-Jährige bietet mit ihren Decolonial Tours Stadtführungen in Berlin an, die den Teilnehmern vor Augen führen, wie sehr Kolonialismus und Gegenwart zusammenhängen.

Seit 2022 führen Mvemba und ihr Team von insgesamt 14 Personen Interessierte durch die Berliner Innenstadt, etwa am Humboldt-Forum oder im Afrikanischen Viertel. “Am wichtigsten für mich ist, dass sich die Menschen überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen”, sagt Mvemba, die aus der Gegend um Freiburg stammt und seit zehn Jahren in Berlin lebt. “Ich wünsche mir, dass die Menschen in die Selbstreflexion gehen und realisieren, dass Kolonialismus nicht nur eine Angelegenheit der Nicht-Weißen ist. Er ist Teil unserer Gesellschaft, Teil unserer Kultur.”

Ihr Unternehmen hat die Stadtführerin nach einem BWL-Studium und einigen Jobs bei Start-ups gegründet, um über diese Zusammenhänge aufzuklären: “Kolonialismus betrifft eigentlich alles: Unsere Lebensmittel, wie wir unsere Wohnungen einrichten, unser Berufsleben.” Sie bemängelt, dass die Kolonialgeschichte kein verpflichtender Teil deutscher Lehrpläne ist und wünscht sich eine fächerübergreifende Aufarbeitung: “Kolonialismus und Rassismus müssen aktiv dekonstruiert und bewusst verlernt werden.”

Deutschland habe hier noch einen weiten Weg vor sich, sagt Mvemba. Allerdings sei die Bundesrepublik anderen Ex-Kolonialmächten durchaus voraus: Durch die Aufarbeitung der NS-Zeit habe Deutschland bewiesen, dass eine Auseinandersetzung mit den eigenen Verbrechen möglich und sinnvoll ist. Auch sei die deutsche Identität weniger an den Gedanken eines Empire gebunden, der etwa Frankreich und Großbritannien nach wie vor in seinem Bann halte, meint Mvemba. as

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Analyse

    Global Gateway: Wie die Initiative finanziert werden soll

    Die Global Gateway Initiative der Europäischen Union soll als globales Konnektivitätsprogramm Europa als wichtigen Player bei Infrastrukturprojekten etablieren und seine Außenpolitik strategischer ausrichten. Bislang wird die 2021 vorgestellte Initiative jedoch noch kaum wahrgenommen, was auch an der unscharfen Definition und mangelnden Kohärenz des Programms liegt. Immerhin über die Finanzierung dringt nun mehr an die Öffentlichkeit, wie aus einem Bericht der bundeseigenen Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) hervorgeht, der Table.Briefings vorab vorliegt.

    Insgesamt 300 Milliarden Euro sollen zwischen 2021 und 2027 im Rahmen von Global Gateway aufgewandt werden. Doch gibt es keinen zentralen EU-Topf, aus dem sich Unternehmen Zuschüsse erhoffen können. Die Gelder sollen vielmehr zu einem großen Teil aus der Privatwirtschaft kommen. Die EU wird die Investitionen lediglich mit Garantien absichern.

    Absicherung über EFSD+

    Im Zentrum dieser Pläne steht laut GTAI der Europäische Fonds für Nachhaltige Entwicklung Plus (European Fund for Sustainable Development Plus, EFSD+) mit einem Umfang von knapp 40 Milliarden Euro zur Projektabsicherung und Mischfinanzierung. Ähnlich dem Prinzip von deutschen Exportkreditgarantien, den sogenannten Hermesdeckungen, erhalten Banken beim Scheitern von abgesicherten Risikoprojekten eine Entschädigung aus dem EFSD+. Der Fonds soll öffentliche und private Investitionen in Höhe von 135 Milliarden Euro mobilisieren, die von einem Netzwerk von rund 20 Entwicklungsbanken umgesetzt werden.

    EFSD+ basiert im Wesentlichen auf zwei Säulen. So sind zwei Drittel des Garantievolumens (26,7 Milliarden Euro) für die Europäische Investitionsbank (EIB) vorgesehen. Diese Summe wiederum ist auf vier sogenannte Investitionsfenster aufgeteilt. Zwei von ihnen sollen Entwicklungsländern zugutekommen, die ihre Infrastrukturvorhaben nicht selbst auf dem Kapitalmarkt finanzieren können. Die betreffenden Kredite gehen nicht direkt an Unternehmen, sondern an die Regierungen der Partnerländer beziehungsweise deren gewerbliche Stellen wie staatliche Energieversorger und Telekommunikationsbetreiber. Chancen für europäische Unternehmen ergeben sich hier nur, wenn die lokalen Akteure die Mittel für internationale Ausschreibungen nutzen.

    KfW und DEG beteiligt

    Die anderen beiden EIB-Investitionsfenster haben direktere Relevanz für den Privatsektor: Das dritte Fenster deckt politische Risiken ab. Das vierte Fenster bietet Garantien für Privatinvestitionen in afrikanischen, karibischen und asiatisch-pazifischen Partnerstaaten. Eine Niederlassung vor Ort ist Voraussetzung dafür, dass europäische Unternehmen von den abgesicherten Krediten profitieren können.

    Weitere 13,1 Milliarden Euro sind für andere europäische Entwicklungsbanken und Finanzinstitutionen vorgesehen, darunter die KfW-Entwicklungsbank und die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Diese zweite Säule des EFSD+ umfasst sieben Investitionsfenster für folgende Bereiche:

    • Konnektivität (Transport, Energie, Digitales)
    • Landwirtschaft, Biodiversität und Forstwirtschaft
    • Nachhaltige Finanzierung
    • Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU)
    • Nachhaltige Stadtentwicklung
    • Menschliche Entwicklung (insbesondere Gesundheit)
    • Kritische Rohstoffe

    EFSD+ nimmt erst seit Anfang 2024 Fahrt auf

    Laut Website der Generaldirektion Internationale Partnerschaften der Europäischen Kommission (DG INTPA) sind bislang sechs Garantieprogramme aktiv. Weitere Programme befinden sich in fortgeschrittenem Stadium der Verhandlungen. Bis zum Jahresende sollen rund 50 Garantien zur Verfügung stehen: 40 über die DG INTPA sowie zehn weitere der Generaldirektion Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen (DG NEAR). Sie können nach Unterzeichnung für bis zu fünf Jahre genutzt werden.

    Erster Ansprechpartner für Interessierte sollte zunächst die EU-Delegation im jeweiligen Partnerland sein. Unternehmen können sich mit ihren Vorschlägen aber auch direkt an Entwicklungsbanken wie DEG und EIB wenden oder das Beratungsangebot der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE) wahrnehmen. Die Banken können dann eine maßgeschneiderte Finanzierung mit einer Garantie im Rahmen von EFSD+ bereitstellen.

    Mehrjähriger Finanzrahmen ist entscheidend

    Mit EFSD+ wird etwas klarer, wie die für Global Gateway angekündigten Investitionen zustanden kommen. Das kann auch europäischen Unternehmen die Partizipation an dem Programm erleichtern – wenn sie vor Ort niedergelassen sind oder sich an lokalen Ausschreibungen beteiligen. Den meisten profitierenden Konzernen dürfte allerdings kaum klar sein, dass sie zu einem Teil von Global Gateway geworden sind. Das liegt zum einen daran, dass die Garantien nur auf indirektem Wege zu ihnen gelangen. Zum anderen gibt es keine Definition der EU, welche Projekte zu Global Gateway zählen und welche nicht.

    Entscheidend für die künftige Finanzierung von Global Gateway wird darum laut GTAI-Bericht vor allem der nächste mehrjährige Finanzrahmen der EU sein, der ab 2025 vorbereitet und ab 2028 für sieben Jahren gelten wird. Der vorherige mehrjährige Finanzrahmen (2021-27) war schon beschlossen, als Global Gateway ins Leben gerufen wurde, und umfasst deshalb keine Gelder für das Programm. Damit bleibt es bei der altbekannten Kritik: Global Gateway ist eine hehre Initiative – doch getan hat sich bislang noch kaum etwas.

    • Biodiversität
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    Nigeria: Protestierende fordern Sozialmaßnahmen der Regierung ein

    Sie seien frustriert über die wirtschaftliche Lage, sagen die Organisatoren der Proteste, die derzeit Nigeria erschüttern. “Tage des Zorns” hatten sie angekündigt. Doch mit den Protesten ist der Zorn der Jugend nicht verklungen.

    Seit Beginn der Proteste wurden Banken und Schulen im ganzen Land geschlossen. Polizisten und Sicherheitskräfte sind landesweit im Einsatz, um einen friedlichen Protest zu gewährleisten und verheerende Ereignisse wie während des EndSARS-Angriffs 2020 zu vermeiden. Bei den Protesten gegen Polizeigewalt und Korruption kamen damals nach Angaben des damaligen Präsidenten Muhammadu Buhari rund 70 Menschen ums Leben.

    Ende der schlechten Regierungsführung gefordert

    Nigerias Jugend fordert nicht weniger als ein Ende der schlechten Regierungsführung. Seit 25 Jahren ist Nigeria eine Demokratie. Damals im Jahr 1999 hatte General Abdulsalami Abubakar eine Verfassung ausarbeiten und freie Wahlen abhalten lassen, um dem Militärregime ein Ende zu setzen. Doch mit der Demokratie, wie sie heute in Nigeria herrscht, in der sich Politiker in Ämter wählen lassen, um sich zu bereichern, können die jugendlichen Demonstranten nichts anfangen.

    Einige der Demonstranten sagen gegenüber Table.Briefings, dass die Not der armen Bevölkerung mit der Streichung der Treibstoffsubventionen und der Abwertung der Naira durch Präsident Bola Tinubu begann. Das National Bureau of Statistics berichtet, dass die Inflationsrate von 22,8 Prozent im Juni 2023 und 34,0 Prozent im Mai 2024 auf 34,2 Prozent im Juni 2024 gestiegen ist. Das ist der höchste Anstieg der Verbraucherpreise seit 28 Jahren.

    Regierung kündigt Steuererleichterungen an

    Bevor der Protest begann, kündigte die Regierung die Aussetzung von Einfuhrzöllen und Steuern auf Grundnahrungsmittel an, um die wichtigsten Güter für die Nigerianer erschwinglicher zu machen und die Lebensmittelinflation zu bekämpfen. Aber die Demonstranten wollen die Straßen nicht verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Sie fordern die Abschaffung der Kraftstoffsubventionen, drängen auf erschwingliche Stromtarife und die Einrichtung eines Notfallfonds zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen, dem Rückgrat der nigerianischen Wirtschaft.

    Ezekiel Tyak, ein 30 Jahre alter Demonstrant aus Karu, Nasarawa, einem Nachbarstaat des Hauptstadtterritoriums Abuja, sagt gegenüber Table.Briefings, die Menschen protestierten, weil die Regierung die Armen im Stich lasse. “Die Massen leiden, es gibt nichts zu essen”, meint Tyak. “Das Leben des einfachen Mannes in Nigeria wird täglich schlechter.” Und er betont immer wieder: “Wir wollen ein friedliches Nigeria. Wir sind nicht hier, um Gewalt zu verursachen. Wir sind hier, um für unsere Rechte zu kämpfen, denn die Menschen leiden ernsthaft.”

    Klare Botschaft an die Regierung

    Majam Tekinam, ein Unternehmer aus Abuja, beklagt sich ebenfalls über die hohen Lebenshaltungskosten. Die Marktpreise seien durch die Abschaffung der Treibstoffsubventionen in die Höhe getrieben worden. Der Preis für das Grundnahrungsmittel Garri – aus Cassava hergestelltes Mehl – ist beispielhaft für die rasant steigenden Preise. “Dafür haben wir früher 800 Naira pro Kilo bezahlt. Jetzt kostet ein Garri 1.500 Naira“, rechnet er vor. Umgerechnet ist das ein Anstieg von 0,46 Euro auf 0,87 Euro. “Wohin führen wir unser Land? Ich rate den zuständigen Personen in der Regierung, sich darum zu kümmern und die Subventionskürzung rückgängig zu machen”, fordert Majam.

    Inibehe Effiong, ein Menschenrechtsanwalt, sagt, die Menschen hätten sich versammelt, um dem Präsidenten, den Gouverneuren der 36 Bundesstaaten, den Ministern, dem Senatspräsidenten und dem Sprecher des Repräsentantenhauses sowie anderen Politikern eine klare Botschaft zu übermitteln: Das Leid der armen Massen solle beendet werden.

    Kritik an Ausgaben der Regierung

    Der Anwalt kritisierte zudem die übermäßigen Ausgaben der Regierung für den Kauf neuer Präsidentenflugzeuge in Höhe von 150 Milliarden Naira (87 Millionen Euro) inmitten der landesweiten wirtschaftlichen Not. “Tinubu sagt, es sei kein Geld für Nigeria da, aber er hat bereits 22 Milliarden Naira (12,7 Millionen Euro) ausgegeben, um ein neues Haus für Vizepräsident Shettima zu bauen.”

    Effiong versichert den Demonstranten, dass jeder, der in Lagos und anderen Teilen des Landes festgenommen werde, kostenlos verteidigt werde. “Ihr Recht zu protestieren ist ein Recht, das Ihnen die Verfassung Nigerias gewährt, nicht die Regierung“, sagt der Anwalt. “Niemand kann sie vom Protestieren abhalten. Sie haben ein Recht auf Frieden. Die Armut und der Hunger, die die Nigerianer durchmachen, kennt man nicht in Yoruba, kennt man nicht in Igbo. Alle Nigerianer sind hungrig. Also sagen wir: Es reicht!”

    Laut einem lokalen Medienbericht wurden während der Proteste in Yobe, Kano und Borno, bei denen es zu massivem Vandalismus und Plünderungen kam, 14 Menschen getötet. Infolgedessen haben einige Bundesstaaten Ausgangssperren verhängt, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. In einer Erklärung, die Table.Briefings vorliegt, verurteilte Amnesty International Nigeria die Versuche angeheuerter Schläger, die Proteste im Land zu kapern.

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    Diomaye Faye: Stiller Präsident zwischen lauten Rufen nach Veränderung

    Die Regierung von Diomaye Faye hat bei ihrer Wählerschaft hohe Erwartungen geschürt, die sich unmöglich innerhalb kurzer Zeit befriedigen lassen. Um den Zuspruch der Menschen zu bewahren, bräuchte es kontinuierliche, gezielte – und mit dem Premierminister Ousmane Sonko abgestimmte – Kommunikation, aber genau die fehlt in den ersten 100 Tagen der Amtszeit. Diese wäre gerade auch mit dem Blick auf mögliche vorgezogene Parlamentswahlen im Herbst wichtig, mit denen Faye seinen politischen Kurs konsolidieren möchte.

    Die Liste der Probleme im Senegal ist jedoch lang:

    • die teuren Preise für Lebensmittel und Energie
    • fehlende Arbeitsplätze – jährlich drängen etwa 200.000 bis 300.000 junge Menschen neu in den Arbeitsmarkt
    • die hohe Zahl der Unfalltoten wegen schlechter Straßen und unsicherer, überfüllter Busse und Autos
    • die anhaltende Emigration über das Mittelmeer, Mauretanien und Niger
    • die grassierende Korruption und Vetternwirtschaft, die den Staatshaushalt belastet
    • und schließlich die Neugestaltung der Beziehungen mit Frankreich

    Bürokratische Detailarbeit

    Der Senegal ist noch immer ein “Land, in dem alles Priorität hat“, wie es jüngst in einem Beitrag der Tageszeitung L’Observateur hieß. Die Regierung von Faye konzentriert sich nach eigenen Angaben noch auf das Prüfen von Ausgaben und Beschäftigungsverhältnissen im öffentlichen Dienst – in dem es keine Seltenheit ist, dass Beamten gar nicht erst zur Arbeit erscheinen. Zudem stehen die Fischerei- und Ölverträge auf dem Prüfstand.

    Und es werden tatsächlich Verträge aufgelöst, wie ein erstes bedeutendes Beispiel zeigt: So kündigte Fayes Regierung Anfang Juli einen Vertrag über eine Investition von 700 Millionen Euro mit einer saudi-arabischen Firma, für den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage.

    Sichtbare Erfolge brauchen Zeit

    Es ist klar, dass sich die Probleme aus Jahrzehnten nicht binnen von Monaten in Luft auflösen lassen. Jedoch wäre es für die Regierung gut, der Bevölkerung ihre oftmals bürokratische Anfangsarbeit besser zu erklären. Es geht dabei nicht nur darum, die gewonnenen Sympathien für Fayes und Sonkos Projekt der Erneuerung zu festigen – denn bis sich sichtbare Erfolge einstellen, könnte es zwei bis drei Jahre dauern.

    Es geht auch darum, angesichts der gemischten wirtschaftlichen Aussichten positive Signale zu senden. Die jüngste Prognose über die wirtschaftliche Lage im Senegal befürchtet sogar einen möglichen Schock: Das liege vor allem an externen Faktoren, die den Druck auf den importabhängigen Senegal erhöhen, heißt es in einem Bericht aus dem Wirtschaftsministerium. Dazu gehört die anhaltende Inflation, aber auch gestiegene Weltmarktpreise sowie die Spannungen im Sahel – die etwa die Exporte ins Nachbarland Mali sehr schwierig machen. Die Experten geben ein Wachstum von 7,3 Prozent für 2024 aus – ursprünglich hatte die Regierung mit 9,2 Prozent gerechnet.

    Schlechte Bedingungen am Finanzmarkt

    Positive Faktoren für die Wirtschaft sind die im Juni begonnene Ölförderung, der Start des 5G-Netzes sowie die Inbetriebnahme des Elektrobusses BRT in Dakar (der von Deutschland mitfinanziert worden ist). Allerdings lasten kurz- und mittelfristig die schlechten Bedingungen am Finanzmarkt auf der senegalesischen Wirtschaft. 2025 blicken die Ökonomen vom Wirtschaftsministerium daher sehr verhalten entgegen. Sie schätzen, dass die Öl- und Gasförderung im Senegal 50 Prozent hinter den Zielen zurückbleiben könnte – weil sie zu hoch eingeschätzt worden sein könnte und der Import von für die Ölindustrie benötigten Materialien vom Weltmarkt schwierig ausfallen könnte.

    Auch aus dem Senegal selbst kommen für Investoren weitere, eher besorgniserregende Signale. Seit Ende Juli hat die Regierung alle Bauarbeiten in mehreren Stadtvierteln Dakars sowie in weiteren Zonen des Landes untersagt, etwa in St. Louis. Betroffen sind sämtliche Bauarbeiten, außer solche, die vom Staat selbst in Auftrag gegeben wurden. Eine Erklärung beinhaltet die Anordnung nicht. Hintergrund dürften die immer wieder auftretenden Streitereien um die Rechtmäßigkeit von Grundstückeigentum sein.

    Baugewerkschaften beklagen sich

    Die Gewerkschaften des Baugewerbes wehren sich dagegen und wenden ein, vor dem Beginn von Bauarbeiten würden alle Papiere geprüft. Eine Nachprüfung in jedem Einzelfall sei unmöglich. Das Baugewerbe beklagt sich nicht nur über die finanziellen Einbußen, sondern auch über den Verlust von Arbeitsplätzen.

    Auch institutionell geht es nur in kleinen Schritten voran: Nach den schweren Ausschreitungen vor den Wahlen steht eine Reform der Justiz im Programm der Regierung, die beide lange unter Ex-Präsident Sall inhaftiert waren. Ein nationaler Dialog war das erste Schritt, nun steht die Umsetzung an. Vor allem der Oberste Justizrat (Conseil supérieur de la magistrature) soll von der Exekutive, dem Präsidenten, gelöst werden.

    Sonko mit eigenem Kopf

    Wenig hilfreich ist es da, dass Premier Sonko ein Stück weit sein eigenes Süppchen kocht und weiterhin im Stil eines Oppositionspolitikers auftritt. Sein lauter Ton irritiert und gereicht Faye nicht zum Vorteil. Öffentlich benennen will das niemand, aber den Satz “Sonko gêne Diomaye” (Sonko stört Diomaye) hört man in Dakar zumindest immer wieder.

    Sonko verstrickt sich derweil in lauten Polemiken, wie jüngst die Wiedereröffnung der Diskussion über das Tragen des Kopftuches in katholischen Schulen – eine alte Debatte im Senegal, in dem man auf das friedliche Miteinander von Muslimen und Christen sehr stolz ist.

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    Ukrainischer Außenminister beendet Afrika-Reise

    Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat am Donnerstag seine viertägige Afrika-Reise nach Malawi, Sambia und Mauretanien beendet. In Sambia unterzeichnete Kuleba mit seinem Amtskollegen Mulambo Haimbe ein Memorandum of Understanding für langfristige politische Konsultationen. Das Land soll nach Angaben von Kuleba auch Getreide von der Ukraine erhalten.

    Dem mauretanischen Premierminister Kumar Jugnath dankte Kuleba zudem in einem Post auf X für die Unterstützung seines Landes im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Beide Länder wollen sich über Doppelbesteuerungs- und Investitionsschutzabkommen verständigen.

    Diplomatische Spannungen in Sahel ungelöst

    Im Sahel haben sich die Spannungen mit der Ukraine indes nicht gelöst. Das ukrainische Außenministerium bedauerte in einer Mitteilung am Donnerstag Nigers Entscheidung, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen. Die nigrische Junta von General Tchiani war bereits Anfang der Woche Malis Entschluss gefolgt.

    Wie schon in der Reaktion auf Malis Rückzug, bemängelte die ukrainische Regierung nochmals, dass es keine Grundlage dafür gebe. Der ukrainische Geheimdienst hatte vor gut einer Woche erklärt, er habe die Tuareg-Rebellen im Norden Malis bei ihrem erfolgreichen Kampf gegen malische Regierungstruppen und Wagner unterstützt. Mali und Niger führen dies als Begründung für den Abbruch der Beziehungen an.

    Burkina Faso könnte ebenfalls nachziehen

    Dass auch Burkina Faso die Beziehungen mit der Ukraine abbrechen könnte, gilt als sehr wahrscheinlich. Die drei Staaten der AES-Konföderation bemühen sich bisher, politisch geeint aufzutreten. Bei einem Besuch Mitte der Woche lobte Sierra Leones Präsident Julius Maada Bio indessen den Austausch mit Burkinas Übergangspräsident Ibrahim Traoré, der für weitere fünf Jahre das Land regieren soll. Sierra Leone hat für August den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat inne und für Mitte des Monats eine Debatte über die Mitsprache Afrikas in dem Gremium angesetzt. lcw

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    Ägypten: Welche geopolitischen Gründe der bislang größte Weizenkauf haben könnte

    Ägypten hat mit einer Kaufanfrage für eine ungewöhnlich große Weizenmenge Spekulationen um die politische Lage im Nahe Osten angeheizt. Der staatliche Getreideaufkäufer, die General Authority for Supply Commodities (GASC), hat am Dienstag dieser Woche eine Ausschreibung über 3,8 Millionen Tonnen Brotweizen veröffentlicht. Händler können sich nicht erinnern, dass das nordafrikanische Land jemals eine so große Menge auf einen Schlag kaufen wollte. Normalerweise umfassen die ägyptischen Weizen-Tender eine Menge von 500.000 bis einer Million Tonnen.

    Neu ist auch der lange Lieferzeitraum, der sich bis in den April 2025 streckt, während der Weizen bisher in den folgenden zwei bis drei Monaten in den ägyptischen Häfen eintreffen musste. Mit jährlich zwölf Millionen Tonnen ist Ägypten der weltweit größte Weizenimporteur. Internationale Händler spekulieren über die Beweggründe für das ungewöhnliche Vorgehen der Regierung. Denkbar ist, dass das Land das aktuell niedrige Preisniveau nutzen möchte. Seit Ende Mai sind die Preise auf dem Weltmarkt um rund 20 Prozent gefallen und bewegen sich auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie zuletzt vor drei Jahren. Als mögliche Erklärung gilt aber auch, dass sich Ägypten gegen die Folgen eines möglichen Krieges im Nahen Osten wappnet, der die Versorgungssicherheit in der Region gefährden könnte. sb

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    Auswärtiges Amt gedenkt Rudolf Douala Manga Bell

    Das Auswärtige Amt hat dem vor 110 Jahren von der deutschen Kolonialregierung hingerichteten König Rudolf Douala Manga Bell sowie dessen Sekretär und Mitstreiter Adolf Ngoso Din gedacht. In einer Mitteilung am Donnerstag sagte AA-Staatsministerin Katja Keul: “König Rudolf Douala Manga Bell und Adolf Ngoso Din haben sich friedlich und mit rechtsstaatlichen Mitteln gegen die von der deutschen Kolonialverwaltung betriebene Enteignung und Umsiedlung ihres Volkes aus ihrer Heimat eingesetzt.”

    Der Douala-König hatte sich mit Petitionen und Telegrammen gegen die Vertreibung seines Volkes aus seinem angestammten Siedlungsgebiet zur Wehr gesetzt. Durch seinen Protest erreichte Manga Bell, dass der Wortbruch der deutschen Kolonialverwaltung und die herrschende Brutalität in Kamerun in der deutschen Öffentlichkeit bekannt wurde. Auch im Reichstag wurde über die Vorgänge in der Kolonie debattiert. Anschließend wurden Manga Bell und Ngoso Din von der Kolonialverwaltung wegen “Hochverrats” angeklagt und in einem Blitzverfahren verurteilt und gehängt.

    Todesurteil war unrecht

    Bereits im November 2022 war Staatsministerin Keul nach Kamerun gereist und hatte vor Nachfahren das Todesurteil als “Unrecht” bezeichnet. Mit der politischen Rehabilitierung erkenne die Bundesregierung die Unschuld König Rudolf Douala Manga Bells und Adolf Ngoso Dins und das an ihnen von der deutschen Kolonialverwaltung begangene Unrecht an, hieß es in der Mitteilung vom Donnerstag. Die Bundesregierung wolle sich auch zukünftig dafür einsetzen, Manga Bell und Ngoso Din ein würdiges und ehrendes Andenken zu bewahren.

    Eine Rehabilitierung im juristischen Sinne sei hingegen nicht mehr möglich, teilte das Auswärtige Amt mit. Grund dafür ist, dass die deutsche Rechtsordnung kein entsprechendes Verfahren für Fälle vorsieht, die so weit in der Vergangenheit liegen. dre

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    Investitionen: In welchen Ländern sich der Einsatz lohnt

    Die Seychellen und Mauritius haben sich zu Top-Investitionsländern in Afrika entwickelt, so der Bericht, “Where to Invest in Africa 2024”, den die südafrikanische Rand Merchant Bank (RMB) diese Woche vorgelegt hat. Beide Länder sind zwar klein, weisen aber wirtschaftliche Stabilität, starkes Wachstumspotential, niedrige Korruption und transparente Regulierungsrahmen auf. Sie verfügen zudem über diversifizierte Volkswirtschaften, gute Finanzdienstleistungen und gelten als innovationsfreundlich.

    Es folgen die wirtschaftlichen Zugpferde des Kontinents, Ägypten, Südafrika und Marokko. Ägypten bietet einen Markt mit vielfältigen Möglichkeiten in den Sektoren Technologie, Fertigung und Dienstleistungen. Südafrika mit seinem robusten Finanzsektor, diversifizierter Wirtschaft und Infrastrukturpotential bleibt trotz struktureller Probleme ein wichtiger Knotenpunkt für Investitionen. Marokko zeichnet sich durch gute Vernetzung, Innovation und Stabilität aus. Weitere Länder mit hohem Potenzial sind Senegal, die Elfenbeinküste, Nigeria, Kenia, Ruanda, Mosambik, Uganda und Tunesien.  

    “Afrika ist kein Land, sondern ein riesiger, vielfältiger und komplexer Kontinent mit unterschiedlichen Kulturen, Volkswirtschaften und Investitionspotenzialen”, so RMB-Chefökonom Isaah Mhlanga. “Unser Bericht ist daher kein definitiver Leitfaden, sondern soll vielmehr Einblicke geben, um die zugrunde liegenden Treiber der Leistung eines Landes aufzudecken, die sein Ranking beeinflussen.” Afrika biete eine dynamische Wirtschaftslandschaft mit einer jungen und konsumfreudigen Bevölkerung, Rohstoffen, regionaler Integration und gute Investitionsmöglichkeiten in Infrastruktur.

    Der RMB-Bericht kategorisiert Länder auf dem Kontinent anhand ihrer Wirtschaftsstrukturen und Investitionsprofile in verschiedene Typen: Grenzmärkte mit unterentwickelter Infrastruktur und aufstrebenden Finanzmärkten, die erhebliches Wachstumspotential mit hohem Risiko bieten (Ghana, Kenia); Schwellenmärkte mit besserer Infrastruktur und Finanzsystemen, wo sich gute Investitionsmöglichkeiten mit weniger Risiko finden (Südafrika, Ägypten); und entwickelte Märkte mit reifen Volkswirtschaften und Wachstum, guter Infrastruktur und Finanzsystemen, die wenig Risiko bedeuten, aber auch geringe Rendite versprechen (Seychellen, Mauritius). as

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    Must-reads

    Blätter für deutsche und internationale Politik: Europas Afrikapolitik – Kein Plan, kein Vertrauen. Die europäische Afrikapolitik ist planlos. Die Regierungen hierzulande lassen sich vielmehr von der Stimmungsmache ihrer jeweiligen Nationalisten vor sich hertreiben, die auf den heimischen Marktplätzen gegen Zuwanderer und Billigimporte hetzen und die Wiederherstellung von Kontrolle und Souveränität versprechen. Doch dieses Einknicken zu Hause wird zunehmend zu einem Problem. Im Kontext der aktuellen Kriege und der Konfrontation mit Russland hat der Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit in Afrika für die Stellung und das Ansehen europäischer Regierungen in der Welt schwerwiegende Folgen, schreibt Armin Osmanovic.

    The East African: Waffenstillstand in DR Kongo hält nicht. Der mit angolanischer Vermittlung zwischen Ruanda und DR Kongo ausgehandelte Waffenstillstand wurde gebrochen, noch bevor er in Kraft treten konnte. Im Osten der DR Kongo kam es zum Ausbruch von Gewalt zwischen den Kriegsparteien. Trotz der Verpflichtung zu einem Waffenstillstand ab dem 4. August begannen die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen mit dem Vormarsch und der Einnahme von Städten in der unruhigen Region, insbesondere Nyamilima und Ishasha. Die Rebellen behaupten, sie seien nicht an den Waffenstillstand gebunden, da dieser nur zwischen zwei staatlichen Akteuren vereinbart wurde.

    Financial Times: Krieg im Sudan wird von externen Akteuren befeuert. Die verschiedenen Sponsoren des Sudankriegs sind aufstrebende Mittelmächte in der gesamten Region, einschließlich dem Persischen Golf. Der Stellvertreterkrieg, den sie führen und der sich in einem Netz konkurrierender Vermittlungsbemühungen widerspiegelt, macht die verworrenen Zielsetzungen der Konfliktparteien noch schwerer zu entschlüsseln und seine Lösung noch schwieriger, meint FT-Afrika-Redakteur und Kolumnist David Pilling. Hinter der sudanesischen Armee stehen Ägypten und Saudi-Arabien. Die VAE und Russland unterstützen die RSF, eine paramilitärische Gruppe, die aus der berüchtigten Janjaweed-Miliz hervorgegangen ist. Amnesty International zufolge wurden Waffen und militärische Ausrüstung von den VAE, der Türkei, China und Russland geliefert.

    New York Times: Sudan – der von der Welt vergessene Krieg. Während die sudanesische Armee und die Miliz RSF um die Kontrolle über das Land kämpfen, wurden mehr als elf Millionen Menschen vertrieben und nach Schätzungen des US-Außenministeriums mehr als 150.000 Menschen getötet. Doch im Süden des Landes führt eine weitere Gruppierung Krieg: Die säkulare SPML behauptet, sie kämpfe für eine Demokratie nach westlichem Vorbild. Die Gruppe kämpft seit 1983 mit Unterbrechungen gegen den sudanesischen Staat und war maßgeblich an der Abspaltung des Südsudan im Jahr 2011 beteiligt. Ein Autor der New York Times hat die Gruppe besucht.

    Al Jazeera: Tansania will Massai umsiedeln – aber sie wehren sich. Die Massai-Gemeinschaft Tansanias kämpft gegen die Bemühungen der Regierung, sie aus Gebieten um Nationalparks zu vertreiben. Offiziell heißt es, die Vertreibungen dienten dem Wildtierschutz. Massai-Vertreter beschuldigen jedoch Parkwächter und Sicherheitskräfte der Einschüchterung sowie Tötungen, sexueller Übergriffe und Viehbeschlagnahmungen. Die Weltbank gab im April Petitionen über Rechtsverletzungen nach und setzte neue Auszahlungen eines Zuschusses in Höhe von 150 Millionen Dollar aus. Im Juni strich die EU Tansania einen weiteren Zuschuss in Höhe von 18 Millionen Euro. Deutschland hat Tansania jahrzehntelang über die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die KfW Entwicklungsbank finanziell unterstützt. Im Jahr 2022 hat Deutschland 87 Millionen Euro an Fördermitteln zugesagt, vor allem für den Naturschutz.

    The Guardian: Wirtschaftliche Probleme junger Afrikaner schüren Proteste. In Kenia, Uganda und Nigeria sind junge Menschen mit Nachdruck auf die Straße gegangen. Auch wenn die Proteste jeweils ihre eigenen Ursachen haben, so haben sie doch einiges gemeinsam: eine boomende junge Bevölkerung, die mit einer hohen Inflation, einem Mangel an guten Arbeitsplätzen und einer politischen Klasse zu kämpfen hat, der sie nicht vertrauen. Ein Oxfam-Forscher macht auch die zunehmende Ungleichheit und die Schuldenkrise verantwortlich, die dazu geführt hat, dass Regierungen mit knappen Kassen versuchen, die Steuern für die einfachen Leute zu erhöhen.

    AP: Polnische Staatsangehörige in Nigeria wegen russischer Flagge verhaftet. Nigerianische Sicherheitskräfte haben sieben polnische Staatsangehörige, darunter sechs Studenten und einen Dozenten, festgenommen, weil sie bei Protesten gegen die wirtschaftliche Notlage in dem Land russische Flaggen gezeigt haben sollen, bestätigten nigerianische und polnische Behörden. Die Studenten “waren zur falschen Zeit am falschen Ort”, erklärte der stellvertretende polnische Außenminister Andrzej Szejna und fügte hinzu, sie hätten keine russischen Flaggen getragen. In mehreren nördlichen Bundesstaaten Nigerias wurden einige Demonstranten gesehen, die russische Flaggen schwenkten.

    African Business: Afrikas Agrifood-Sektor erwägt Geothermie. Geothermische Energie kann nicht nur zur Stromerzeugung genutzt werden. Die direkte Nutzung der Wärme ermöglicht die Verwendung beispielsweise im Agrar- und Lebensmittelsektor, etwa zum Heizen und Kühlen von Gewächshäusern. Bislang hat Afrika mit einigen wenigen Pilotprojekten das Potenzial der Geothermie in der Agrarwirtschaft kaum angekratzt. Länder wie Kenia und Äthiopien sind jedoch in einer idealen Position, um die geothermische Wärme in der Landwirtschaft zu nutzen.

    Bloomberg: Johannesburg muss 12 Milliarden Dollar in Infrastruktur investieren. Johannesburg leidet unter einem Investitionsstau für die Instandhaltung und überfällige Modernisierung seiner Straßen-, Strom- und Wassernetze in Höhe von 221 Milliarden Rand (12 Milliarden Dollar). Der Rückstau “weist auf erhebliche Risiken für die öffentliche Sicherheit, die wirtschaftliche Sicherheit und die Umwelt hin”, so die Stadtverwaltung über das Straßennetz. “Das Ignorieren des Rückstands könnte zu sich verschlechternden Straßen, unsicheren Brücken, Überschwemmungen und vermehrten Unfällen führen.” Dokumente zeigen, dass die Stadt ihr jährliches Ziel für Investitionen in die Wasserinfrastruktur seit mindestens 2008 jedes Jahr verfehlt hat und dass ihr Stromversorger City Power “dringenden Bedarf an Upgrades und Ersatz hat, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Netzes zu gewährleisten.”

    Africa Defense Forum: Indien positioniert sich als Sicherheitspartner für Afrika. Indien hat sich zu einem wichtigen Sicherheitspartner für Staaten in ganz Afrika entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf den Bereichen Terrorismus, Piraterie und maritimer Bereichsüberwachung liegt. Premierminister Narendra Modi hat im Rahmen seines Plans zum Aufbau von Beziehungen auf dem Kontinent Kabinettsminister in alle afrikanischen Länder entsandt. Indien hat den Aufbau von Verteidigungsakademien in Äthiopien, Nigeria und Tansania sowie eines Zentrums für militärische Kriegsspiele in Uganda unterstützt. Indische Ausbilder haben Botswana, Lesotho, Mauritius, die Seychellen, Tansania, Uganda und Sambia besucht. In Afrika leben mehr als drei Millionen Menschen indischer Abstammung, deren Familien während der britischen Kolonialzeit auf den Kontinent kamen.

    South China Morning Post: Wie Chinas KP politische Schulen und Einfluss in Afrika aufbaut. Die kenianische Regierungspartei UDM ist die jüngste afrikanische Partei, die von Chinas Soft-Power-Maßnahmen zur Förderung seines Entwicklungsmodells und seiner Ideologie auf dem Kontinent profitiert. UDM hat mit der Kommunistischen Partei Chinas eine Vereinbarung über den Bau einer Führungsschule für die kenianische Partei in Nairobi abgeschlossen. Peking erklärte sich auch bereit, den neuen Sitz des kenianischen Außenministeriums zu finanzieren und zu bauen. Zahlreiche weitere afrikanische Parteien haben sich an die Kommunistische Partei gewandt, um ihre Kaderschmieden zu bauen und den Parteiaufbau zu unterstützen, darunter Parteien aus Burundi, der Republik Kongo, Äquatorialguinea, Marokko und Uganda.

    Dessert

    Stadtführerin Justice Mvemba.

    Die Kolonialgeschichte spielt in der deutschen Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur immer noch eine nachgeordnete Rolle. Dabei prägt sie in vielerlei Hinsicht noch heute die Denkmuster, die gesellschaftlichen Verhältnisse und sogar das Stadtbild – gerade in Berlin. Justice Mvemba hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte aufzuarbeiten und den Menschen näherzubringen. Die 33-Jährige bietet mit ihren Decolonial Tours Stadtführungen in Berlin an, die den Teilnehmern vor Augen führen, wie sehr Kolonialismus und Gegenwart zusammenhängen.

    Seit 2022 führen Mvemba und ihr Team von insgesamt 14 Personen Interessierte durch die Berliner Innenstadt, etwa am Humboldt-Forum oder im Afrikanischen Viertel. “Am wichtigsten für mich ist, dass sich die Menschen überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen”, sagt Mvemba, die aus der Gegend um Freiburg stammt und seit zehn Jahren in Berlin lebt. “Ich wünsche mir, dass die Menschen in die Selbstreflexion gehen und realisieren, dass Kolonialismus nicht nur eine Angelegenheit der Nicht-Weißen ist. Er ist Teil unserer Gesellschaft, Teil unserer Kultur.”

    Ihr Unternehmen hat die Stadtführerin nach einem BWL-Studium und einigen Jobs bei Start-ups gegründet, um über diese Zusammenhänge aufzuklären: “Kolonialismus betrifft eigentlich alles: Unsere Lebensmittel, wie wir unsere Wohnungen einrichten, unser Berufsleben.” Sie bemängelt, dass die Kolonialgeschichte kein verpflichtender Teil deutscher Lehrpläne ist und wünscht sich eine fächerübergreifende Aufarbeitung: “Kolonialismus und Rassismus müssen aktiv dekonstruiert und bewusst verlernt werden.”

    Deutschland habe hier noch einen weiten Weg vor sich, sagt Mvemba. Allerdings sei die Bundesrepublik anderen Ex-Kolonialmächten durchaus voraus: Durch die Aufarbeitung der NS-Zeit habe Deutschland bewiesen, dass eine Auseinandersetzung mit den eigenen Verbrechen möglich und sinnvoll ist. Auch sei die deutsche Identität weniger an den Gedanken eines Empire gebunden, der etwa Frankreich und Großbritannien nach wie vor in seinem Bann halte, meint Mvemba. as

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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