Table.Briefing: Africa

Getreidekrise und die Konsequenzen + Druck auf Afrika + UN-Missionen neu denken

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ihr
Harald Prokosch
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Analyse

Getreidekrise zeigt erste Folgen für Afrika

Putin versucht sich in Schadensbegrenzung, nachdem er vergangene Woche das Getreideabkommen gekündigt hat. Es ermöglichte der Ukraine trotz des Kriegs Getreide durch das von Russland kontrollierte Schwarze Meer zu exportieren. Gleichzeitig will er die Situation nutzen, um die Ukraine als Getreidelieferant so weit wie möglich zu verdrängen.

“Ich möchte versichern, dass unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen, zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten”, schreibt Putin in der Nacht zum Montag auf der Website des Kreml. Im vergangenen Jahr hat Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen.

Zuvor hatte China im UN-Sicherheitsrat Druck gemacht, allerdings ohne Russland beim Namen zu nennen. Peking forderte “alle Parteien” auf, Gespräche zu führen, um eine “ausbalancierte Lösung” zu finden und “die Exporte von Getreide und Düngemittel zu einem frühen Zeitpunkt wieder aufzunehmen”.

Auch Ramaphosa schaltet sich ein

Dies sei im “Interesse der Sicherstellung der internationalen Lebensmittelsicherheit”. Russland ist von China abhängig, weil es aufgrund der Sanktionen fast den gesamten internationalen Zahlungsverkehr Russlands abwickelt und gemeinsam mit Indien einen Großteil des russischen Gases und Öls abnimmt. Noch einen Tag vor dem Ende des Getreideabkommens hat auch der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa in einem Telefonat vergeblich versucht, Putin von einer Verlängerung zu überzeugen. Damit haben zwei BRICS-Länder ihren Unmut geäußert.

Die Black Sea Grain Initiative war im vergangenen Juli von der UN und der Türkei ausgehandelt worden. Seitdem hat die Ukraine mehr als 32 Millionen Tonnen Getreide exportiert. Dadurch sanken die Weltgetreidepreise um 11,6 Prozent. Russland selbst hat im gleichen Zeitraum, also von Juli 2022 bis Juli 2023, mehr als 60 Millionen Tonnen exportiert.

Vor dem Ukrainekrieg importierte Afrika 12 Prozent seines Getreides aus der Ukraine und 32 Prozent aus Russland. Vor allem sind 16 afrikanische Länder stark auf den Import von landwirtschaftlichen Produkten aus beiden Ländern angewiesen.

Hilfsmissionen müssen Tagesrationen kürzen

Spürbar sind die Preissteigerungen auch bei Hilfsmissionen in Ostafrika, wo rund 80 Millionen Menschen von Unterernährung bedroht sind. Nach Kenia sind hunderttausende Menschen vor Bürgerkrieg und Dürre in Somalia geflüchtet. In Dadaab, Afrikas größtem Flüchtlingscamp, finden die Flüchtlinge zwar Frieden, aber nicht genug zu essen. Das World Food Program (WFP) der Vereinten Nationen musste die Rationen von 80 auf 60 Prozent des Tagesbedarfs senken, auch weil globale Hilfsgelder von Afrika in die Ukraine umgeleitet wurden. Bislang bezog das WFP 80 Prozent seines Getreidebedarfs aus der Ukraine. Jetzt werde es “einige gravierende Engpässe geben”, sagte die WFP-Direktorin Cindy McCain. Von Hungersnot könne zurzeit allerdings keine Rede sein.

Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, schossen die Getreidepreise in die Höhe. Nach der Black Sea Grain Initiative beruhigten sich die Märkte, vor allem in den Entwicklungsländern. 65 Prozent des Weizens aus der Ukraine gingen in Länder des globalen Südens, darunter Afrika.

Ägypten ist mit 1,5 Millionen Tonnen Afrikas größter Importeur von Weizen, gefolgt von Tunesien (700.000 Tonnen) und Libyen (500.000 Tonnen). Zum Vergleich: China ist Spitzenreiter mit 7,9 Millionen Tonnen.

Düngerpreis schießt in die Höhe

Ähnlich instabil ist der globale Düngermarkt. Dünger kann 20 bis 30 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion ausmachen. Mit Beginn des Ukrainekrieges verdreifachte sich der Düngerpreis kurzfristig und liegt derzeit etwa 20 Prozent höher als 2019. Russland liefert rund 15 Prozent aller Düngemittel weltweit, wird allerdings durch westliche Sanktionen behindert. Das bringt viele Bauern in Afrika in finanzielle Schwierigkeiten.

Am Donnerstag wird in St. Petersburg der zweite Russland-Afrika-Gipfel stattfinden. Afrikanische Regierungsvertreter hielten sich vergangene Woche mit Kritik an Russland zurück. Auf dem Gipfel wird Russland versuchen, sich als Handelspartner in Position zu bringen.

Laut Financial Times habe der Kreml ein neues Getreideabkommen vorgeschlagen. Demnach soll Katar russische Getreideexporte in die Türkei finanzieren. Die Türkei wiederum solle das Getreide an bedürftige Länder in Afrika verteilen.

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Interview

Putin setzt Afrika unter Druck

Wie hart trifft der Stopp der Getreidelieferungen den afrikanischen Kontinent?

Afrika ist potenziell sehr stark getroffen. Zum einen sind die Konsumenten kurz- und vor allem mittelfristig voraussichtlich deutlichen Preissteigerungen bei bestimmten Getreidearten ausgesetzt. Hinzu kommen mögliche massive Preissteigerungen beim Dünger. Von den bereits deutlich anziehenden Weltmarktpreisen profitieren übrigens russische Bauern, das kommt in Russland innenpolitisch natürlich gut an. Der Spotpreis für Weizen hat innerhalb weniger Tage bereits um gut zehn Prozent angezogen. Noch schwieriger wird die Situation für die afrikanischen Staaten aber dadurch, dass einige von ihnen ohnehin in Zahlungsschwierigkeiten sind und deshalb kaum Spielraum haben, sich auf anderen Märkten zu versorgen oder die Folgen für die Bevölkerung durch Subventionen abzumildern. Dazu kommt, dass zum Beispiel Indien angekündigt hat, den Reisexport zu beschränken. Damit fallen wichtige Alternativen weg.

Welche Produkte fehlen der afrikanischen Wirtschaft besonders?

Weizen ist wichtig, aber Düngemittel sind für den Anbau auf den Böden vieler afrikanischer Länder entscheidend. Auch Kleinbauern brauchen viel davon für ihre Ernten. Die von Putin angestoßene Entwicklung kann die afrikanische Bevölkerung schlimmstenfalls sogar dreifach treffen: Kein Weizen, kein Dünger, und sobald andere Produktgruppen wie etwa Mais von der Markt- und Preisentwicklung erfasst werden, fehlen auch noch Futtermittel.

Wie wird sich die Situation militärisch entwickeln?

Für Afrika wird es nicht leichter. Russische Angriffe auf Lagerhallen und Verladeterminals der Bahn oder an der Donau könnten den Getreideexport der Ukraine weiter schwächen. Diese Alternativen sind aber extrem wichtig, denn wir werden nach meiner Einschätzung in nächster Zeit keine Schiffe in Odessa ablegen sehen, das wäre viel zu riskant.

Wie ist Putins Entscheidung geoökonomisch zu bewerten?

Ich glaube, Russland hat damit das Tischtuch zerschnitten und klar gemacht, dass es kein Interesse daran hat, ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt kommen zu lassen. Dieses Geschäft will Putin selbst machen und er will diplomatisch von der Lebensmittel- und Düngemittelkrise profitieren. Er wird auf dem bevorstehenden Afrika-Russland-Gipfel afrikanische Länder durch bilaterale Vereinbarungen an sich binden, und diese Staaten stehen dann vor der Entscheidung, ob sie Hunger riskieren oder sich mit dem Autokraten im Kreml einlassen. Positiv gewendet könnte man aus afrikanischer Sicht sagen, dass sich hier zeigt, es gibt mehr Wahlmöglichkeiten bei geopolitischen Partnern als noch vor einigen Jahrzehnten.

Tobias Heidland ist Direktor für Internationale Entwicklung am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).

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Analyse

Deutsche Post in Afrika: Großes Potenzial, wenig Gewinn

Seit mehr als 40 Jahren ist die DP DHL Group in Afrika aktiv und das in 51 der 54 afrikanischen Länder. Und dennoch trägt der Kontinent nur wenig zum globalen Geschäft des Weltkonzerns bei. Im März meldete der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr einen weltweiten Umsatz von 94,4 Milliarden Euro. Damit übertraf DHL den Rekordwert des Vorjahres um 15,5 Prozent. Den Beitrag Afrikas zu diesem Erfolg nannte der Konzern allerdings nicht.

Dafür gibt das Unternehmen einen Einblick in den Aufwand, den es in Afrika betreibt: In Subsahara-Afrika verfügt DHL Express, das Pakete von Haus zu Haus zustellt, mehr als 3500 zertifizierte internationale Spezialisten, mehr als 1250 Fahrzeuge, über 20 Einrichtungen für die Luftfracht, fünf Drehkreuze und 15 Flugzeuge.

“Afrika leistet noch nicht den größten Beitrag zu den weltweiten Einnahmen, der Kontinent befindet sich noch in der Entwicklung”, sagt Clement Blanc, CEO von DHL Global Forwarding Sub-Saharan Africa & South Africa, gegenüber Table.Media. Dennoch gesteht er Afrika ein großes Wachstumspotenzial zu.

Demografie spricht für Afrika

Der Kontinent punktet vor allem mit seiner Demografie. Von den 1,6 Milliarden Einwohnern, rechnet Blanc vor, sind zwei Drittel unter 25 Jahren alt: Die Bevölkerung sei “extrem dynamisch und extrem kreativ geworden”, hebt er hervor. “Im Jahr 2022 wurden in den ersten sechs Monaten rund 3,5 Milliarden Euro in Start-ups in Afrika investiert.”

Daran beteiligt sich DHL. In den nächsten Jahren will das Unternehmen rund 30 Millionen Euro in die Digitalisierung von Zoll- und Handelsprozessen in Afrika investieren und arbeitet dabei mit dem BMZ zusammen.

“Wir schauen wirklich auf die Zukunft, wie wir Afrika nicht nur zu unserem Geschäft machen können, sondern wie wir dazu beitragen können, dass Afrika im globalen Handel erfolgreich ist und wir als Ergebnis mit ihnen zusammen wachsen”, beschreibt Blanc das Konzept.

“Wachstumsführer von morgen”

Mit der zuversichtlichen Einstufung Afrikas weiß sich DHL im Einklang mit dem IWF. DHL zog dessen Einschätzungen für seinen “Trade Growth Atlas” heran, den der Konzern vor einem Jahr veröffentlichte. Darin werden die Länder südlich der Sahara unter den “regionalen Wachstumsführern von morgen” eingestuft. Nur in Süd- und Zentralasien und den Asean-Ländern erwartet DHL ein höheres Wachstum. Besonders hohes Wachstum erwartet DHL in der DR Kongo, in Niger, Ruanda, Senegal und Uganda.

Rund 1,7 Milliarden Pakete im Jahr liefert die Gruppe weltweit aus. Und dennoch konzentriert sich die Tätigkeit nicht auf die Zustellung kleiner Pakete. Der Erfolg beruht vielmehr auf Schwertransporten. DHL sei zwar in allen Logistikbereichen tätig, meint Blanc. Doch einige wiesen ein “größeres Gewicht und schnelleres Wachstum als andere” auf. Dazu zählen Öl und Gas in Nigeria und Angola, die Verlagerung von Maschinen für den Bergbau und die Beförderung von Autoersatzteilen aus Deutschland nach Südafrika, Marokko, Ghana und Kenia.

“Interessant ist, dass die Produktion nicht nur für den afrikanischen Markt bestimmt ist, sondern auch für den Export aus Afrika, was ebenfalls ermutigend ist, und zeigt, dass der Kontinent in Produktion und Export weltweit wettbewerbsfähig sein kann”, berichtet Blanc.

Biowissenschaften besonders dynamisch

Der Textilsektor zieht ebenso hohe Investitionen aus China, Korea und der Türkei an. Auch die Biowissenschaften entwickeln sich dynamisch. Dies hängt – einmal mehr – mit der Demografie zusammen. Laut UN wird die Bevölkerung bis 2050 von 1,6 Milliarden auf 2,5 Milliarden steigen. “Natürlich bedeutet das Bevölkerungswachstum auch, dass wir eine gute Gesundheit der Bevölkerung brauchen”, sagt Blanc. “Während der Covid-Pandemie haben wir zum Beispiel einen großen Teil der Impfstoffe nach Afrika geliefert.”

Der Wettbewerb in der Logistik ist auch in Afrika groß. Es gebe lokale, mittelgroße und internationale Anbieter, meint Blanc und fügt hinzu: “Es gibt eine sehr vielfältige Konkurrenz, sie hält uns auf Trab.”

Auch als Arbeitgeber will DHL Vorbild sein. “Wir stellen sicher, dass die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter überall und in jedem Land erstklassig sind.” Deshalb soll auch das Arbeitsumfeld einladend gestaltet sein. “Wir wollen, dass alle unsere Mitarbeiter mit leuchtenden Augen ins Büro kommen und extrem motiviert sind”, sagt Blanc.

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News

Verbraucher blicken optimistisch in die Zukunft

Die Ratingagentur S&P hat am Montag mitgeteilt, dass die Stimmung der Unternehmen im Euroraum auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gefallen ist. Die Verbraucher auf dem afrikanischen Kontinent dagegen blicken nach wie vor mit großer Zuversicht in die Zukunft. Dies teilte das Marktforschungsinstitut Kasi mit. Damit steigt der Index den zweiten Monat in Folge. Kasi erhebt den Verbraucherstimmungsindex monatlich für sieben Länder Afrikas: Während er in Elfenbeinküste zurückging, stieg er in Südafrika, Nigeria, Kenia, Ghana, Kamerun und Tansania.

Diese positive Verschiebung war in erster Linie auf einen kräftigen Anstieg des Index der Zukunftserwartungen um sieben Punkte zurückzuführen. Die höheren Erwartungen gelten besonders für das Haushaltseinkommen, die persönlichen Finanzen, größere Anschaffungen und die Ausgaben für die allgemeine Haushaltsführung. Vor allem der Index für das Haushaltseinkommen zeige einen Trend zu höheren Konsumausgaben und eine Verbesserung des Lebensstandards an.

Damit hebt sich die Verbraucherstimmung in Afrika deutlich vom Rest der Welt ab. Sowohl in den USA wie auch im Euroraum und besonders in China sind die Verbrauchervertrauensindizes zuletzt gefallen, wie der IWF in der Aktualisierung seines Wirtschaftsausblicks für 2023 im April bekanntgegeben hatte. Dies deckt sich mit den besseren Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Afrika: Der IWF erwartet in diesem Jahr für Subsahara-Afrika 3,6 Prozent Wachstum, für die USA 1,6 Prozent, für den Euroraum 0,8 Prozent und für China trotz der schlechten Verbraucherstimmung 5,2 Prozent. Am heutigen Dienstag wird der IWF eine Aktualisierung seines World Economic Outlook 2023 veröffentlichen. hlr

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Spitzentreffen in St. Petersburg

Hochrangigen Besuch aus Afrika darf der russische Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg zum Afrika-Russland-Gipfel erwarten. Unter anderem Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sowie Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi haben sich schon angekündigt, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. Nigeria, die bevölkerungsreichste Wirtschaft Afrikas, schickt Vizepräsident Kashim Shettima. Auch die Präsidenten Ugandas und Simbabwes sind im Programm vermerkt.

Das Treffen in St. Petersburg steht im Zeichen der geopolitischen Konkurrenz in Afrika, die sich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Kündigung des Getreideabkommens im Schwarzen Meer verschärft hat. Nach dem abgebrochenen Wagner-Aufstand bleibt außerdem abzuwarten, wie sich die Präsenz von Wagner-Truppen unter anderem in Mali, der Zentralafrikanischen Republik und Sudan weiter entwickelt.

Im Juni besuchte eine afrikanische Delegation unter Federführung des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa den russischen Präsidenten, um im Krieg gegen die Ukraine zu vermitteln. Putin müsse bis zum Wirtschaftsgipfel zeigen, dass er sich um Frieden bemühe, auch durch humanitäre Gesten, sagte der senegalesische Präsident Macky Sall nach dem Treffen im Gespräch mit der Financial Times. “Deswegen halten wir weiter am Afrika-Russland-Gipfel fest, um zu sehen, wie wir mit den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine weiterkommen, die wir anstoßen wollten.” Er hoffe, dass es während des Gipfels ein weiteres Treffen mit Putin geben werde, um einen Fortschritt zu erzielen, sagte Sall weiter und verwies auf die afrikanische Friedensmission im Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Das zweite russisch-afrikanische Forum für wirtschaftliche und humanitäre Fragen soll am 27. und 28. Juli stattfinden, nachdem ursprünglich vier Tage geplant gewesen waren. Es steht unter dem Motto “Russland und Afrika: Gemeinsam Kräfte bündeln für Frieden, Fortschritt und eine erfolgreiche Zukunft”. Auf dem Programm mit mehr als 50 Veranstaltungen stehen etwa Diskussionen über Nukleartechnologie, humanitäre Hilfe, Kreativwirtschaft und Infrastruktur in Afrika. Der erste Afrika-Russland-Gipfel fand 2019 in Sochi statt.

Putin veröffentlichte vorab eine Stellungnahme zum Afrika-Russland-Gipfel, in der er die lange Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Kontinent betonte. “Wir haben niemals versucht, unseren Partnern unsere eigenen Ideen über interne Strukturen, Formen und Methoden bezüglich der Verwaltung, oder bezüglich von Entwicklungszielen oder wie man diese erreicht, aufzudrängen”, hieß es in dem Text. Russlands Respekt für die Souveränität sowie die Traditionen und Werte afrikanischer Staaten sei unverbrüchlich. lcw

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Afrika im Fokus der Gipfeldiplomatie

Der afrikanische Kontinent nimmt in der internationalen Gemeinschaft immer mehr Bedeutung ein. Das spiegelt sich auch in den Agenden der großen multilateralen Tagungen wider, die in diesem Jahr noch geplant sind. In der zweiten Jahreshälfte wird die Rolle des Kontinents auf einer Vielzahl von Konferenzen diskutiert werden, etwa mit Blick auf die Bekämpfung des Klimawandels, auf die globale Finanzarchitektur, aber auch auf die veränderte geopolitische Gemengelage nach der russischen Invasion der Ukraine.

  • 27. und 28. Juli: In St. Petersburg findet der zweite Russland-Afrika-Gipfel statt. Bei dem Wirtschaftsforum wird es um engere wirtschaftliche Beziehungen zwischen Russland und den afrikanischen Ländern gehen. Die afrikanische Friedensmission für den Ukrainekrieg unter Führung des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa will den Gipfel auch für einen Vermittlungsversuch nutzen. 
  • 22. bis 24. August: Beim BRICS-Gipfel in Johannesburg wird sich der Wirtschaftsblock über eine mögliche Erweiterung beraten. Zu den vielversprechendsten Beitrittskandidaten zählen auch drei afrikanische Länder: Ägypten, Algerien und Äthiopien. Zudem wollen die BRICS-Länder die Einführung einer gemeinsamen Währung diskutieren. 
  • 9. und 10. September: Das G20-Gipfeltreffen in Neu-Delhi findet unter dem Motto “Eine Erde, Eine Familie, Eine Zukunft” statt und legt den Fokus auf die Interkonnektivität der modernen globalen Ordnung und die anvisierte Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Neben dem G20-Mitglied Südafrika sind Ägypten, Mauritius und Nigeria eingeladen. Sowohl das Entwicklungsprogramm der Afrikanischen Union NEPAD als auch die Afrikanische Union selbst sind ebenfalls auf dem Gipfel vertreten. 
  • Erste September-Hälfte: Kenia richtet im Vorfeld des UN-Klimagipfels in Nairobi die erste afrikanische Klimakonferenz aus. Beim Africa Climate Summmit (4. bis 6. September) und der parallel stattfindenden Africa Climate Week (4. bis 8. September) wollen die afrikanischen Länder ihre Position für die UN-Konferenz aufeinander abstimmen und gemeinsame Initiativen zur Bekämpfung des Klimawandels entwickeln. 
  • 18. und 19. September: In New York wird es beim UN SDG Summit um die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN gehen, deren Erreichung bis 2030 die globale Gemeinschaft anstrebt. Afrikanische Länder liegen bei der Zielerreichung besonders weit zurück
  • 9. bis 15. Oktober: Bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Marrakesch steht die internationale Finanzarchitektur auf dem Programm. Die Länder Afrikas und des globalen Südens hatten zuletzt vermehrt beklagt, durch das gegenwärtige System benachteiligt zu werden, und umfassende Reformen gefordert. 
  • 20. und 21. November: Es ist ein Gipfeltreffen des G20 Compact with Africa geplant. Die Initiative wurde 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen und hat die Steigerung der Attraktivität von Privatinvestitionen in afrikanischen Ländern zum Ziel. Zwölf afrikanische Länder sind bereits Teil der Initiative. 
  • 30. November bis 12. Dezember: Auch beim UN-Klimagipfel COP 28 in Dubai werden die Belange Afrikas und des globalen Südens weit oben auf der Agenda angesiedelt sein. Schließlich sind es diese Regionen, die von den Folgen des Klimawandels am schwersten getroffen sind.

ajs

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Starlink startet in Kenia

Der amerikanische Anbieter für Satelliten-Internet Starlink ist in der vergangenen Woche in Kenia an den Start gegangen. Starlink hat sich dafür mit dem lokalen Internetanbieter Karibu Connect zusammengeschlossen. Mithilfe der Satellitenterminals von Starlink soll der Zugang zum Internet von überall ermöglicht werden. Davon könnten besonders abgelegene, ländliche Regionen profitieren, die bisher nicht an das Internet angeschlossen sind.

Die monatlichen Kosten für Starlinks Satelliten-Internet lägen etwa in der Mitte der in Kenia üblichen Preisspanne, berichtet die kenianische Wirtschaftszeitung Business Daily nach einer Stichprobe. Starlinks Start in Kenia bedeutet damit schärfere Konkurrenz für die regionalen Platzhirsche Safaricom, Jamii Telecommunications Limited, und Zuku, die kein Satelliten-Internet anbieten. 

Neben Kenia ist Starlink in Afrika auch in Nigeria, Ruanda, Mosambik und Mauritius verfügbar. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen auch in Angola und Sambia an den Start gehen. ajs

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Kenia und Ruanda bei Digitalthemen selbstbewusst

Kenia und Ruanda sind bei Digitalisierung und Innovationen in der Informations- und Kommunikationstechnik dank des eigenen Erfolgs ambitioniert und selbstsicher. Zugleich bestünde aber auch großes Interesse an den Entwicklungen in Europa, etwa bei der Setzung von Standards. Dies berichten Mitglieder des Digitalausschusses des Bundestags nach einer Delegationsreise in die beiden Länder. Kenia und Ruanda waren vom Digitalausschuss wegen ihrer besonderen Stellung als Vorreiter bei digitaler Innovation als Reiseziel ausgewählt worden. 

Die Reise sei “wahnsinnig beeindruckend und spannend” gewesen, sagt die Bundestagsabgeordnete Anna Kassautzki (SPD) zu Table.Media. “Es war ein reger Austausch, ein Voneinanderlernen.” Sie habe einen selbstbewussten Kontinent erlebt, auf dem die Menschen sagen: “Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, aber wir schauen natürlich ganz genau darauf, was woanders gemacht wird.” Auch die Ausschussvorsitzende Tabea Rößner (Grüne) beschreibt im Gespräch mit Table.Media einerseits großes Interesse an den europäischen Standards, andererseits das Bestreben, an der Setzung künftiger Standards beteiligt zu sein. Ihren Gesprächspartnern in Kenia und Ruanda seien gemeinsame Standards wichtig, so Rößner. So seien etwa die Datenschutzgesetze beider Länder der europäischen Datenschutzgrundverordnung nachempfunden. Zugleich bewerbe sich aber Ruanda um das Internet Governance Forum, eine internationale Institution, die an der Setzung globaler digitaler Standards arbeitet. Und auch Kenia sehe sich und seine erfolgreichen Digitalunternehmen in dieser Hinsicht als Vorreiter und regionaler Stabilitätsanker, sagt Rößner weiter. Kenia und Ruanda kooperieren dabei auch mit anderen afrikanischen Ländern. 

Bei der Digitalisierung der Verwaltung könne sich Deutschland bei der Einfachheit des Zugangs für Bürger einiges bei Ruanda abschauen, so Kassautzki. Das Land denke Digitalisierung aus vielen Perspektiven gleichzeitig. Ruanda hat beispielsweise Digital-Außenstellen in ländlichen Regionen eingerichtet, an denen die Bürger beim Zugang zu digitalen Verwaltungsdiensten unterstützt werden. Außerdem gibt es Digitalbotschafter, die grundlegende digitale Bildung anbieten und die Öffentlichkeit für die digitale Verwaltung sensibilisieren. 60 Prozent der ruandischen Verwaltung seien bereits digitalisiert, sagt der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn (SPD) im Gespräch mit Table.Media. Ruanda sei zuversichtlich, bis zum Jahresende 100 Prozent zu erreichen. “Das Land ist gewillt, Transformationsprozesse durchzugehen”, so Zorn. “Eine Frage der Einstellung”, bestätigt auch Rößner. “Es gibt auf verschiedenen Ebenen der Verwaltung ein Bewusstsein, dass das gut ist. Die denken von Ende zu Ende digitalisiert.” 

In Nairobi trafen die Delegationsteilnehmer eine Gruppe von Content-Moderatoren, die bessere Arbeitsbedingungen und psychologische Betreuung fordern. Alle drei Teilnehmer, mit denen Table.Media über die Reise sprechen konnte, betonten im Gespräch ihre Absicht, die Moderatoren bei ihren Bestrebungen zu unterstützen. “Diese Leute tun etwas im Dienste der Demokratie, im Dienste unserer Gesellschaft”, begründet Rößner das Vorhaben. Teilweise würden die Content-Moderatoren sogar persönlich von Terrorgruppen bedroht, weil sie zuvor deren Inhalte im Netz gesperrt hatten. Neben der erheblichen psychologischen Belastung durch das ständige Sichten von explizitem Material beklagen die Moderatoren unter anderem häufig, unter falschen Vorwänden eingestellt worden zu sein. Zudem würden Arbeitsverträge oft vom Arbeitgeber einbehalten und der Aufenthaltsstatus an den Vertrag geknüpft, sodass die Moderatoren kaum Möglichkeiten hätten, sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu wehren. Auch aus diesem Grund arbeiten die Content-Moderatoren derzeit an der Gründung einer Gewerkschaft. ajs

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Ecowas bespricht Sicherheit in der Region

Der nigerianische Präsident und neue Vorsitzende der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) Bola Tinubu hat Vertreter von drei westafrikanischen Ländern nach Abuja eingeladen, um über die dürftige Sicherheitslage in der Region zu sprechen. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Treffen mit Offiziellen aus Niger, Guinea-Bissau und Benin in der vergangenen Woche ging es vor allem um den Umgang der Wirtschaftsgemeinschaft mit den derzeit von Militärjuntas regierten Mitgliedern Guinea, Mali und Burkina Faso. Die vier Länder, die sich in Abuja trafen, “bekräftigten ihre Unterstützung für rasche demokratische Übergänge in diesen Ländern”, so Omar Alieu Touray, Präsident der Ecowas-Komission. 

Auch die zunehmende Gefahr durch islamistische Terrorgruppen in der Sahelzone und darüber hinaus stand auf der Agenda. Mit Blick auf das Ende der UN-Mission Minusma in Mali haben Nigeria, Benin und Guinea-Bissau nun eine Kommission eingerichtet, die alternative Sicherheitslösungen finden soll. Auch der Einsatz einer Ecowas-Militärmission ist nicht ausgeschlossen. 

Bereits im Dezember hat die Ecowas die Schaffung einer regionalen Truppe beschlossen, die nicht nur gegen den Dschihadismus, sondern auch im Falle eines Putsches eingreifen soll. Details über die Zusammensetzung und Finanzierung der Truppe sind allerdings bisher kaum bekannt. ajs

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Standpunkt

Friedensmissionen neu denken

Von Karamba Diaby
Karamba Diaby (MdB, SPD).
Karamba Diaby ist Bundestagsabgeordneter für die SPD-Fraktion aus dem Wahlkreis Halle (Saale).

Im Juni forderte der malische Außenminister Abdoulaye Diop den Abzug aller Minusma-Einsatzkräfte dem Land. Am 30. Juni 2023 wurde das Mandat im UN-Sicherheitsrat endgültig beendet. Fortwährend werden außerdem Forderungen nach einem sofortigen Abzug der Bundeswehr laut – ohne jedoch alternative Perspektiven aufzuweisen. Was in der Debatte vollends fehlt, sind die Wünsche der Menschen in Mali selbst. Diese müssen für unser künftiges Engagement zielführend sein.

Das Ende von Minusma ist ein weiterer Fall von UN-Friedensmissionen auf dem afrikanischen Kontinent, die hinter den Erwartungen der Regierungen, aber auch der lokalen Bevölkerung, zurückbleiben. Ein weiteres prominentes Beispiel ist in der Demokratischen Republik Kongo die Monusco, vor deren Quartieren es zu Demonstrationen und Ausschreitungen kam.

Obwohl afrikanische Staaten in diesen Missionen fast zwei Drittel des Personals stellen, werden die UN vielerorts mit “dem Westen” gleichgesetzt. Dieser macht sich in den Augen afrikanischer Akteure unglaubwürdig, wenn in einem Kontext Machtwechsel mit Sanktionen belegt und in einem anderen weggesehen wird – wie zuletzt im Tschad.

UN-Blauhelme verlieren Vertrauen

Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Missbrauch durch UN-Blauhelme tragen zum Vertrauensverlust bei. Auch können die Missionen ihren Hauptauftrag, die Zivilbevölkerung zu schützen, nicht nachhaltig erfüllen. Dabei hat kein anderer Kontinent vergleichbar viele UN-Einsätze gesehen. In sechs Staaten sind die UN derzeit engagiert. Die eng abgesteckten Mandate und die sich dynamisch ändernde Gewalt vor Ort erschweren jedoch den effektiven Schutz der Zivilbevölkerung.

Nicht grundlos fordert UN-Generalsekretär Guterres also eine neue Generation von Friedenseinsätzen. Wie könnte diese aussehen?

Zum einen sollte die  lokale und regionale Friedensarbeit im Fokus stehen. Friedensvermittlungsstrategien müssen auf die Vielfalt der bewaffneten Akteure und ihrer unterschiedlichen Agenden zugeschnitten werden sowie die Verstrickungen von nationaler und lokaler Politik berücksichtigen. Dafür ist die Teilhabe der Zivilbevölkerung und inklusive, gemeindebasierte Mediation essentiell. Ziel der Friedensmissionen muss es weiterhin sein, politische Rahmenbedingungen für mehr zivile, demokratische Mitbestimmung zu unterstützen. Nur so kann nachhaltiges Vertrauen in staatliche Strukturen entstehen.

Regionale Organisationen in Afrika einbeziehen

Zum anderen sollten die Strategien der afrikanischen Regionalorganisationen Richtschnur für künftige Friedensmissionen sein. Dazu zählen die Afrikanische Union, die Afrikanische Entwicklungsbank und in Westafrika die Ecowas wie auch die Accra-Initiative. Diese gestalten schon längst die Friedens- und Sicherheitsarchitektur mit.

Die zunehmende Komplexität grenzüberschreitender Konflikte kann aufgrund der geografischen Nähe am besten durch regionale Diplomatie angegangen werden. Vorteil afrikanisch geführter Missionen ist außerdem ein grundlegendes Verständnis der lokalen Gegebenheiten. Ein Beispiel ist die Weiterentwicklung des “umuganda”-Konzepts aus Ruanda, welches auf umfassende Gemeindearbeit und Ausbildung in kürzlich befriedeten Gebieten setzt.

Doch es reicht nicht, mehr Verantwortung an die Regionalorganisationen abzugeben. Dort, wo es gewünscht ist, muss sich Deutschland weiter engagieren. So ist der Vorsitz von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze bei der Sahel-Allianz in diesem Jahr ein wichtiger Schritt.

Wenn afrikanische Friedensmissionen nachhaltig Erfolg haben sollen, müssen die deutsche sowie die multilaterale Zusammenarbeit finanziell und logistisch robust bleiben, wie es auch Henrik Maihack (Friedrich-Ebert-Stiftung) fordert. Eine mangelhafte Finanzierung wie bei der AU-Mission in Somalia darf sich nicht wiederholen. Denn fest steht: Friedensmissionen sichern auch unseren humanitären und entwicklungspolitischen Einsatz vor Ort ab.

Dr. Karamba Diaby, 1961 in Marsassoum (Senegal) geboren, ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Er vertritt direkt gewählt den Wahlkreis 72 – Halle (Saale). Er ist im Fraktionsvorstand der SPD und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie im Unterausschuss Globale Gesundheit. Zudem ist er Vorsitzender der Parlamentariergruppe Westafrika und leitet den Gesprächskreis Afrika der SPD-Bundestagsfraktion.

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Presseschau

The Economist: Afrika könnte wichtiger Akteur auf dem Energiemarkt werden. Das Potenzial für die Nutzung von Flüssiggas ist in einigen afrikanischen Ländern erheblich, auch für den Export in den globalen Norden. Und auch Wind und Sonnenlicht sind auf dem Kontinent in Fülle verfügbar.

Al Jazeera: DR Kongo und VAE unterzeichnen Minen-Abkommen. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit einer staatlichen Bergbaugesellschaft in der DR Kongo einen Vertrag über knapp zwei Milliarden Dollar zur Erschließung von mindestens vier Minen im turbulenten Osten des afrikanischen Landes unterzeichnet.

Africa Intelligence: Nigerias Milliardäre sollen französische Konzerne locken. Die französisch-nigerianische Industrie- und Handelskammer plant in Lagos ein Event für französische Investoren. Die Organisation will die günstigen politischen Rahmenbedingungen für Investitionen in Nigeria nutzen und setzt dabei auf die Anziehungskraft der führenden Geschäftsleute des Landes.

Bloomberg: Eskom storniert Verträge im Wert von 616 Millionen Dollar. Der staatliche südafrikanische Stromversorger hat Verträge über die Lieferung von Kohle sowie über Bauaufträge auf Eis gelegt. Dies sei nötig, um Ermittlungen zu Sabotage-, Betrugs- und Korruptionsvorwürfen im Konzern voranzutreiben, so Präsident Ramaphosa.

African Business: Kann Afrika “digitale Souveränität” erreichen? Die digitale Zukunft Afrikas steht auf dem Spiel, denn die globalen Tech-Giganten investieren in die Internet-Infrastruktur des Kontinents. Das Wirtschaftsmagazin untersucht das afrikanische Streben nach digitaler Souveränität inmitten des wachsenden Einflusses globaler Technologieriesen.

Financial Times: Russland droht wegen Haftbefehl mit Krieg. Südafrika hat erklärt, es könne Wladimir Putin auf dem geplanten BRICS-Gipfel in Johannesburg im nächsten Monat nicht festnehmen. Russland habe mit einer “Kriegserklärung” gedroht, falls der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen seinen Staatschef vollstreckt werde.

AP: Israel erkennt Marokkos Anspruch auf Westsahara an. Marokko betrachtet das besetzte Gebiet als Teil des eigenen Landes. Die USA hatten Marokkos Anspruch 2020 im Austausch für eine Normalisierung der marokkanisch-israelischen Beziehungen anerkannt, nun schließt sich Israel an. Kein weiteres Land erkennt Marokkos Anspruch an.

France 24: Human Rights Watch beklagt Misshandlung von Migranten in Tunesien. Die New Yorker Menschenrechtsorganisation hat den tunesischen Behörden schwere Missstände beim Umgang mit schwarzen Migranten vorgeworfen. Die EU solle darum den Migrationsdeal mit Tunesien aussetzen.

Heads

Akinwumi Adesina – Gefragter Banker mit Wissen aus der Agrarökonomie

Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank.
Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank.

Als Akinwumi Adesina auf seine kurz zuvor verstorbene Mutter zu sprechen kam, war er sichtlich gerührt. “Niemals werde ich vergessen, was ich von ihren klugen Worten gelernt habe”, sagte der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) Anfang des Jahres in einer Rede in Dakar. Die afrikanischen Nationen seien wie Mütter, die ihre Kinder auf dem Rücken tragen und dafür sorgen, dass sie sich gut entwickeln, so Adesina weiter beim zweiten afrikanischen Ernährungsgipfel in der senegalesischen Hauptstadt. Der Entwicklungsbanker sticht durch seinen nahbaren, persönlichen Stil bei hochrangigen Gipfeltreffen regelmäßig heraus.

Seit 2015 führt Akinwumi Ayodeji Adesina – den seine Freunde “Akin” nennen – die AfDB mit Sitz in Abidjan. Damit fand eine beeindruckende Karriere ihren zumindest vorläufigen Höhepunkt. Geboren wurde Adesina 1960 in eine nigerianische Bauernfamilie nahe Ibadan im Bundesstaat Oyo. Er besuchte die Dorfschule, schaffte es bis zum Bachelor in Agrarökonomie und bestand den Abschluss als Erster seines Studiengangs mit der Auszeichnung First Class Honors”. Nach einem weiteren Studium in den USA wurde er in Nigeria promoviert. Seine Doktorarbeit wird als herausragend bezeichnet. Dank dieser akademischen Erfolge war seine Karriere vorgezeichnet: Er arbeitete als Ökonom, unter anderem für die Rockefeller Foundation, und wurde unter Präsident Goodluck Jonathan 2010 Landwirtschaftsminister in Nigeria. Für seine landwirtschaftlichen Reformen zeichnete das US-Magazin “Forbes” ihn zum “Mann des Jahres in Afrika” aus.

Den Ministerposten hatte er bis 2015 inne, bis im Mai 2015 die Berufung an die Spitze der AfDB kam. In seiner ersten Amtszeit musste er sich jedoch auch in der Entwicklungsbank Feinde gemacht haben. 2020 wurde er zwar für weitere fünf Jahre im Amt wiedergewählt. Doch zuvor kamen aus den Reihen der Bank Vorwürfe gegen Adesina wegen der Bevorzugung nigerianischer Mitarbeiter sowie wegen Missmanagements finanzieller Mittel für Verträge und Abfindungen. Diese Anschuldigungen wurden durch interne und externe Untersuchungen entkräftet.

Ernährungsfragen sind sein Thema

Adesinas Wissen und seine Erfahrung in der Landwirtschaft sind angesichts der aktuellen Getreidekrise in Afrika gefragter denn je. Sollten die Lieferungen aus der Ukraine und Russland ausbleiben, wird die Ernährungslage für den Kontinent unsicherer als zuvor. Dennoch beschreibt die AfDB ihren Präsidenten in dessen offizieller Biographie als “Afrikas obersten Optimisten” – eine Eigenschaft, die angesichts der vielfältigen Herausforderungen in Afrika nicht schlecht sein dürfte.

Adesina, der als nigerianischer Landwirtschaftsminister verantwortlich für die Ernährung von 200 Millionen Menschen war, hat sich auch bei der AfDB diesem Thema verschrieben. Jährlich führt Afrika Lebensmittel im Wert von 75 Milliarden Dollar ein, wobei fast ein Drittel der an Hunger leidenden Menschen in Afrika lebt (282 von 820 Millionen). 65 Prozent der weltweit ungenutzten Ackerflächen befinden sich demnach in Afrika. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine legte die afrikanische Entwicklungsbank ein Soforthilfeprogramm für den Kontinent von 1,5 Milliarden Dollar auf.

Geldgeber aus der ganzen Welt

Die 1964 gegründete AfDB vergibt Kredite für Bildung, Infrastruktur oder die Landwirtschaft. Sie umfasst drei Einheiten: die Entwicklungsbank selbst, den Afrikanischen Entwicklungsfonds sowie den Nigeria Trust Fonds. Von den 81 Mitgliedsländern liegen 54 auf dem afrikanischen Kontinent. Zu den 27 nicht-afrikanischen Mitgliedern zählt auch Deutschland, aber auch Länder wie China, Saudi-Arabien, die USA oder Brasilien. Laut Bundesregierung ist Deutschland mit einem Anteil von 4,1 Prozent größter Anteilseigner in Europa und wichtigster Geber für den Afrikanischen Entwicklungsfonds.

Die westlichen Staaten beteiligen sich somit maßgeblich an der Finanzierung von Krediten. Die Afrikanische Entwicklungsbank ist eine von fünf weltweiten Entwicklungsbanken. Sie hat laut Recherchen der schweizerischen Rundfunkanstalt SRF eine Kapitalbasis von 208 Milliarden Dollar und die beste Bonitätsbewertung, die die internationalen Ratingagenturen vergeben können, ein Triple-A-Rating.

Die neue Langfriststrategie (2022 bis 2032) stellt die sogenannten “High Five” in den Mittelpunkt: Verbesserung der Lebensbedingungen, regionale Integration, Energieversorgung, Industrialisierung und Ernährungssicherheit. Der charismatische Chefbanker mit der bunten Fliege wird an der Umsetzung noch bis 2025 beteiligt sein. Somit bleiben ihm rund zwei Jahre an der Spitze der AfDB. Lucia Weiß

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    Analyse

    Getreidekrise zeigt erste Folgen für Afrika

    Putin versucht sich in Schadensbegrenzung, nachdem er vergangene Woche das Getreideabkommen gekündigt hat. Es ermöglichte der Ukraine trotz des Kriegs Getreide durch das von Russland kontrollierte Schwarze Meer zu exportieren. Gleichzeitig will er die Situation nutzen, um die Ukraine als Getreidelieferant so weit wie möglich zu verdrängen.

    “Ich möchte versichern, dass unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen, zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten”, schreibt Putin in der Nacht zum Montag auf der Website des Kreml. Im vergangenen Jahr hat Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika exportiert, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres fast zehn Millionen Tonnen.

    Zuvor hatte China im UN-Sicherheitsrat Druck gemacht, allerdings ohne Russland beim Namen zu nennen. Peking forderte “alle Parteien” auf, Gespräche zu führen, um eine “ausbalancierte Lösung” zu finden und “die Exporte von Getreide und Düngemittel zu einem frühen Zeitpunkt wieder aufzunehmen”.

    Auch Ramaphosa schaltet sich ein

    Dies sei im “Interesse der Sicherstellung der internationalen Lebensmittelsicherheit”. Russland ist von China abhängig, weil es aufgrund der Sanktionen fast den gesamten internationalen Zahlungsverkehr Russlands abwickelt und gemeinsam mit Indien einen Großteil des russischen Gases und Öls abnimmt. Noch einen Tag vor dem Ende des Getreideabkommens hat auch der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa in einem Telefonat vergeblich versucht, Putin von einer Verlängerung zu überzeugen. Damit haben zwei BRICS-Länder ihren Unmut geäußert.

    Die Black Sea Grain Initiative war im vergangenen Juli von der UN und der Türkei ausgehandelt worden. Seitdem hat die Ukraine mehr als 32 Millionen Tonnen Getreide exportiert. Dadurch sanken die Weltgetreidepreise um 11,6 Prozent. Russland selbst hat im gleichen Zeitraum, also von Juli 2022 bis Juli 2023, mehr als 60 Millionen Tonnen exportiert.

    Vor dem Ukrainekrieg importierte Afrika 12 Prozent seines Getreides aus der Ukraine und 32 Prozent aus Russland. Vor allem sind 16 afrikanische Länder stark auf den Import von landwirtschaftlichen Produkten aus beiden Ländern angewiesen.

    Hilfsmissionen müssen Tagesrationen kürzen

    Spürbar sind die Preissteigerungen auch bei Hilfsmissionen in Ostafrika, wo rund 80 Millionen Menschen von Unterernährung bedroht sind. Nach Kenia sind hunderttausende Menschen vor Bürgerkrieg und Dürre in Somalia geflüchtet. In Dadaab, Afrikas größtem Flüchtlingscamp, finden die Flüchtlinge zwar Frieden, aber nicht genug zu essen. Das World Food Program (WFP) der Vereinten Nationen musste die Rationen von 80 auf 60 Prozent des Tagesbedarfs senken, auch weil globale Hilfsgelder von Afrika in die Ukraine umgeleitet wurden. Bislang bezog das WFP 80 Prozent seines Getreidebedarfs aus der Ukraine. Jetzt werde es “einige gravierende Engpässe geben”, sagte die WFP-Direktorin Cindy McCain. Von Hungersnot könne zurzeit allerdings keine Rede sein.

    Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, schossen die Getreidepreise in die Höhe. Nach der Black Sea Grain Initiative beruhigten sich die Märkte, vor allem in den Entwicklungsländern. 65 Prozent des Weizens aus der Ukraine gingen in Länder des globalen Südens, darunter Afrika.

    Ägypten ist mit 1,5 Millionen Tonnen Afrikas größter Importeur von Weizen, gefolgt von Tunesien (700.000 Tonnen) und Libyen (500.000 Tonnen). Zum Vergleich: China ist Spitzenreiter mit 7,9 Millionen Tonnen.

    Düngerpreis schießt in die Höhe

    Ähnlich instabil ist der globale Düngermarkt. Dünger kann 20 bis 30 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion ausmachen. Mit Beginn des Ukrainekrieges verdreifachte sich der Düngerpreis kurzfristig und liegt derzeit etwa 20 Prozent höher als 2019. Russland liefert rund 15 Prozent aller Düngemittel weltweit, wird allerdings durch westliche Sanktionen behindert. Das bringt viele Bauern in Afrika in finanzielle Schwierigkeiten.

    Am Donnerstag wird in St. Petersburg der zweite Russland-Afrika-Gipfel stattfinden. Afrikanische Regierungsvertreter hielten sich vergangene Woche mit Kritik an Russland zurück. Auf dem Gipfel wird Russland versuchen, sich als Handelspartner in Position zu bringen.

    Laut Financial Times habe der Kreml ein neues Getreideabkommen vorgeschlagen. Demnach soll Katar russische Getreideexporte in die Türkei finanzieren. Die Türkei wiederum solle das Getreide an bedürftige Länder in Afrika verteilen.

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    Interview

    Putin setzt Afrika unter Druck

    Wie hart trifft der Stopp der Getreidelieferungen den afrikanischen Kontinent?

    Afrika ist potenziell sehr stark getroffen. Zum einen sind die Konsumenten kurz- und vor allem mittelfristig voraussichtlich deutlichen Preissteigerungen bei bestimmten Getreidearten ausgesetzt. Hinzu kommen mögliche massive Preissteigerungen beim Dünger. Von den bereits deutlich anziehenden Weltmarktpreisen profitieren übrigens russische Bauern, das kommt in Russland innenpolitisch natürlich gut an. Der Spotpreis für Weizen hat innerhalb weniger Tage bereits um gut zehn Prozent angezogen. Noch schwieriger wird die Situation für die afrikanischen Staaten aber dadurch, dass einige von ihnen ohnehin in Zahlungsschwierigkeiten sind und deshalb kaum Spielraum haben, sich auf anderen Märkten zu versorgen oder die Folgen für die Bevölkerung durch Subventionen abzumildern. Dazu kommt, dass zum Beispiel Indien angekündigt hat, den Reisexport zu beschränken. Damit fallen wichtige Alternativen weg.

    Welche Produkte fehlen der afrikanischen Wirtschaft besonders?

    Weizen ist wichtig, aber Düngemittel sind für den Anbau auf den Böden vieler afrikanischer Länder entscheidend. Auch Kleinbauern brauchen viel davon für ihre Ernten. Die von Putin angestoßene Entwicklung kann die afrikanische Bevölkerung schlimmstenfalls sogar dreifach treffen: Kein Weizen, kein Dünger, und sobald andere Produktgruppen wie etwa Mais von der Markt- und Preisentwicklung erfasst werden, fehlen auch noch Futtermittel.

    Wie wird sich die Situation militärisch entwickeln?

    Für Afrika wird es nicht leichter. Russische Angriffe auf Lagerhallen und Verladeterminals der Bahn oder an der Donau könnten den Getreideexport der Ukraine weiter schwächen. Diese Alternativen sind aber extrem wichtig, denn wir werden nach meiner Einschätzung in nächster Zeit keine Schiffe in Odessa ablegen sehen, das wäre viel zu riskant.

    Wie ist Putins Entscheidung geoökonomisch zu bewerten?

    Ich glaube, Russland hat damit das Tischtuch zerschnitten und klar gemacht, dass es kein Interesse daran hat, ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt kommen zu lassen. Dieses Geschäft will Putin selbst machen und er will diplomatisch von der Lebensmittel- und Düngemittelkrise profitieren. Er wird auf dem bevorstehenden Afrika-Russland-Gipfel afrikanische Länder durch bilaterale Vereinbarungen an sich binden, und diese Staaten stehen dann vor der Entscheidung, ob sie Hunger riskieren oder sich mit dem Autokraten im Kreml einlassen. Positiv gewendet könnte man aus afrikanischer Sicht sagen, dass sich hier zeigt, es gibt mehr Wahlmöglichkeiten bei geopolitischen Partnern als noch vor einigen Jahrzehnten.

    Tobias Heidland ist Direktor für Internationale Entwicklung am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW).

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    Analyse

    Deutsche Post in Afrika: Großes Potenzial, wenig Gewinn

    Seit mehr als 40 Jahren ist die DP DHL Group in Afrika aktiv und das in 51 der 54 afrikanischen Länder. Und dennoch trägt der Kontinent nur wenig zum globalen Geschäft des Weltkonzerns bei. Im März meldete der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr einen weltweiten Umsatz von 94,4 Milliarden Euro. Damit übertraf DHL den Rekordwert des Vorjahres um 15,5 Prozent. Den Beitrag Afrikas zu diesem Erfolg nannte der Konzern allerdings nicht.

    Dafür gibt das Unternehmen einen Einblick in den Aufwand, den es in Afrika betreibt: In Subsahara-Afrika verfügt DHL Express, das Pakete von Haus zu Haus zustellt, mehr als 3500 zertifizierte internationale Spezialisten, mehr als 1250 Fahrzeuge, über 20 Einrichtungen für die Luftfracht, fünf Drehkreuze und 15 Flugzeuge.

    “Afrika leistet noch nicht den größten Beitrag zu den weltweiten Einnahmen, der Kontinent befindet sich noch in der Entwicklung”, sagt Clement Blanc, CEO von DHL Global Forwarding Sub-Saharan Africa & South Africa, gegenüber Table.Media. Dennoch gesteht er Afrika ein großes Wachstumspotenzial zu.

    Demografie spricht für Afrika

    Der Kontinent punktet vor allem mit seiner Demografie. Von den 1,6 Milliarden Einwohnern, rechnet Blanc vor, sind zwei Drittel unter 25 Jahren alt: Die Bevölkerung sei “extrem dynamisch und extrem kreativ geworden”, hebt er hervor. “Im Jahr 2022 wurden in den ersten sechs Monaten rund 3,5 Milliarden Euro in Start-ups in Afrika investiert.”

    Daran beteiligt sich DHL. In den nächsten Jahren will das Unternehmen rund 30 Millionen Euro in die Digitalisierung von Zoll- und Handelsprozessen in Afrika investieren und arbeitet dabei mit dem BMZ zusammen.

    “Wir schauen wirklich auf die Zukunft, wie wir Afrika nicht nur zu unserem Geschäft machen können, sondern wie wir dazu beitragen können, dass Afrika im globalen Handel erfolgreich ist und wir als Ergebnis mit ihnen zusammen wachsen”, beschreibt Blanc das Konzept.

    “Wachstumsführer von morgen”

    Mit der zuversichtlichen Einstufung Afrikas weiß sich DHL im Einklang mit dem IWF. DHL zog dessen Einschätzungen für seinen “Trade Growth Atlas” heran, den der Konzern vor einem Jahr veröffentlichte. Darin werden die Länder südlich der Sahara unter den “regionalen Wachstumsführern von morgen” eingestuft. Nur in Süd- und Zentralasien und den Asean-Ländern erwartet DHL ein höheres Wachstum. Besonders hohes Wachstum erwartet DHL in der DR Kongo, in Niger, Ruanda, Senegal und Uganda.

    Rund 1,7 Milliarden Pakete im Jahr liefert die Gruppe weltweit aus. Und dennoch konzentriert sich die Tätigkeit nicht auf die Zustellung kleiner Pakete. Der Erfolg beruht vielmehr auf Schwertransporten. DHL sei zwar in allen Logistikbereichen tätig, meint Blanc. Doch einige wiesen ein “größeres Gewicht und schnelleres Wachstum als andere” auf. Dazu zählen Öl und Gas in Nigeria und Angola, die Verlagerung von Maschinen für den Bergbau und die Beförderung von Autoersatzteilen aus Deutschland nach Südafrika, Marokko, Ghana und Kenia.

    “Interessant ist, dass die Produktion nicht nur für den afrikanischen Markt bestimmt ist, sondern auch für den Export aus Afrika, was ebenfalls ermutigend ist, und zeigt, dass der Kontinent in Produktion und Export weltweit wettbewerbsfähig sein kann”, berichtet Blanc.

    Biowissenschaften besonders dynamisch

    Der Textilsektor zieht ebenso hohe Investitionen aus China, Korea und der Türkei an. Auch die Biowissenschaften entwickeln sich dynamisch. Dies hängt – einmal mehr – mit der Demografie zusammen. Laut UN wird die Bevölkerung bis 2050 von 1,6 Milliarden auf 2,5 Milliarden steigen. “Natürlich bedeutet das Bevölkerungswachstum auch, dass wir eine gute Gesundheit der Bevölkerung brauchen”, sagt Blanc. “Während der Covid-Pandemie haben wir zum Beispiel einen großen Teil der Impfstoffe nach Afrika geliefert.”

    Der Wettbewerb in der Logistik ist auch in Afrika groß. Es gebe lokale, mittelgroße und internationale Anbieter, meint Blanc und fügt hinzu: “Es gibt eine sehr vielfältige Konkurrenz, sie hält uns auf Trab.”

    Auch als Arbeitgeber will DHL Vorbild sein. “Wir stellen sicher, dass die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter überall und in jedem Land erstklassig sind.” Deshalb soll auch das Arbeitsumfeld einladend gestaltet sein. “Wir wollen, dass alle unsere Mitarbeiter mit leuchtenden Augen ins Büro kommen und extrem motiviert sind”, sagt Blanc.

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    News

    Verbraucher blicken optimistisch in die Zukunft

    Die Ratingagentur S&P hat am Montag mitgeteilt, dass die Stimmung der Unternehmen im Euroraum auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten gefallen ist. Die Verbraucher auf dem afrikanischen Kontinent dagegen blicken nach wie vor mit großer Zuversicht in die Zukunft. Dies teilte das Marktforschungsinstitut Kasi mit. Damit steigt der Index den zweiten Monat in Folge. Kasi erhebt den Verbraucherstimmungsindex monatlich für sieben Länder Afrikas: Während er in Elfenbeinküste zurückging, stieg er in Südafrika, Nigeria, Kenia, Ghana, Kamerun und Tansania.

    Diese positive Verschiebung war in erster Linie auf einen kräftigen Anstieg des Index der Zukunftserwartungen um sieben Punkte zurückzuführen. Die höheren Erwartungen gelten besonders für das Haushaltseinkommen, die persönlichen Finanzen, größere Anschaffungen und die Ausgaben für die allgemeine Haushaltsführung. Vor allem der Index für das Haushaltseinkommen zeige einen Trend zu höheren Konsumausgaben und eine Verbesserung des Lebensstandards an.

    Damit hebt sich die Verbraucherstimmung in Afrika deutlich vom Rest der Welt ab. Sowohl in den USA wie auch im Euroraum und besonders in China sind die Verbrauchervertrauensindizes zuletzt gefallen, wie der IWF in der Aktualisierung seines Wirtschaftsausblicks für 2023 im April bekanntgegeben hatte. Dies deckt sich mit den besseren Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Afrika: Der IWF erwartet in diesem Jahr für Subsahara-Afrika 3,6 Prozent Wachstum, für die USA 1,6 Prozent, für den Euroraum 0,8 Prozent und für China trotz der schlechten Verbraucherstimmung 5,2 Prozent. Am heutigen Dienstag wird der IWF eine Aktualisierung seines World Economic Outlook 2023 veröffentlichen. hlr

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    Spitzentreffen in St. Petersburg

    Hochrangigen Besuch aus Afrika darf der russische Präsident Wladimir Putin in St. Petersburg zum Afrika-Russland-Gipfel erwarten. Unter anderem Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sowie Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi haben sich schon angekündigt, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. Nigeria, die bevölkerungsreichste Wirtschaft Afrikas, schickt Vizepräsident Kashim Shettima. Auch die Präsidenten Ugandas und Simbabwes sind im Programm vermerkt.

    Das Treffen in St. Petersburg steht im Zeichen der geopolitischen Konkurrenz in Afrika, die sich mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Kündigung des Getreideabkommens im Schwarzen Meer verschärft hat. Nach dem abgebrochenen Wagner-Aufstand bleibt außerdem abzuwarten, wie sich die Präsenz von Wagner-Truppen unter anderem in Mali, der Zentralafrikanischen Republik und Sudan weiter entwickelt.

    Im Juni besuchte eine afrikanische Delegation unter Federführung des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa den russischen Präsidenten, um im Krieg gegen die Ukraine zu vermitteln. Putin müsse bis zum Wirtschaftsgipfel zeigen, dass er sich um Frieden bemühe, auch durch humanitäre Gesten, sagte der senegalesische Präsident Macky Sall nach dem Treffen im Gespräch mit der Financial Times. “Deswegen halten wir weiter am Afrika-Russland-Gipfel fest, um zu sehen, wie wir mit den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine weiterkommen, die wir anstoßen wollten.” Er hoffe, dass es während des Gipfels ein weiteres Treffen mit Putin geben werde, um einen Fortschritt zu erzielen, sagte Sall weiter und verwies auf die afrikanische Friedensmission im Krieg Russlands gegen die Ukraine.

    Das zweite russisch-afrikanische Forum für wirtschaftliche und humanitäre Fragen soll am 27. und 28. Juli stattfinden, nachdem ursprünglich vier Tage geplant gewesen waren. Es steht unter dem Motto “Russland und Afrika: Gemeinsam Kräfte bündeln für Frieden, Fortschritt und eine erfolgreiche Zukunft”. Auf dem Programm mit mehr als 50 Veranstaltungen stehen etwa Diskussionen über Nukleartechnologie, humanitäre Hilfe, Kreativwirtschaft und Infrastruktur in Afrika. Der erste Afrika-Russland-Gipfel fand 2019 in Sochi statt.

    Putin veröffentlichte vorab eine Stellungnahme zum Afrika-Russland-Gipfel, in der er die lange Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Kontinent betonte. “Wir haben niemals versucht, unseren Partnern unsere eigenen Ideen über interne Strukturen, Formen und Methoden bezüglich der Verwaltung, oder bezüglich von Entwicklungszielen oder wie man diese erreicht, aufzudrängen”, hieß es in dem Text. Russlands Respekt für die Souveränität sowie die Traditionen und Werte afrikanischer Staaten sei unverbrüchlich. lcw

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    Afrika im Fokus der Gipfeldiplomatie

    Der afrikanische Kontinent nimmt in der internationalen Gemeinschaft immer mehr Bedeutung ein. Das spiegelt sich auch in den Agenden der großen multilateralen Tagungen wider, die in diesem Jahr noch geplant sind. In der zweiten Jahreshälfte wird die Rolle des Kontinents auf einer Vielzahl von Konferenzen diskutiert werden, etwa mit Blick auf die Bekämpfung des Klimawandels, auf die globale Finanzarchitektur, aber auch auf die veränderte geopolitische Gemengelage nach der russischen Invasion der Ukraine.

    • 27. und 28. Juli: In St. Petersburg findet der zweite Russland-Afrika-Gipfel statt. Bei dem Wirtschaftsforum wird es um engere wirtschaftliche Beziehungen zwischen Russland und den afrikanischen Ländern gehen. Die afrikanische Friedensmission für den Ukrainekrieg unter Führung des südafrikanischen Präsidenten Ramaphosa will den Gipfel auch für einen Vermittlungsversuch nutzen. 
    • 22. bis 24. August: Beim BRICS-Gipfel in Johannesburg wird sich der Wirtschaftsblock über eine mögliche Erweiterung beraten. Zu den vielversprechendsten Beitrittskandidaten zählen auch drei afrikanische Länder: Ägypten, Algerien und Äthiopien. Zudem wollen die BRICS-Länder die Einführung einer gemeinsamen Währung diskutieren. 
    • 9. und 10. September: Das G20-Gipfeltreffen in Neu-Delhi findet unter dem Motto “Eine Erde, Eine Familie, Eine Zukunft” statt und legt den Fokus auf die Interkonnektivität der modernen globalen Ordnung und die anvisierte Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Neben dem G20-Mitglied Südafrika sind Ägypten, Mauritius und Nigeria eingeladen. Sowohl das Entwicklungsprogramm der Afrikanischen Union NEPAD als auch die Afrikanische Union selbst sind ebenfalls auf dem Gipfel vertreten. 
    • Erste September-Hälfte: Kenia richtet im Vorfeld des UN-Klimagipfels in Nairobi die erste afrikanische Klimakonferenz aus. Beim Africa Climate Summmit (4. bis 6. September) und der parallel stattfindenden Africa Climate Week (4. bis 8. September) wollen die afrikanischen Länder ihre Position für die UN-Konferenz aufeinander abstimmen und gemeinsame Initiativen zur Bekämpfung des Klimawandels entwickeln. 
    • 18. und 19. September: In New York wird es beim UN SDG Summit um die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN gehen, deren Erreichung bis 2030 die globale Gemeinschaft anstrebt. Afrikanische Länder liegen bei der Zielerreichung besonders weit zurück
    • 9. bis 15. Oktober: Bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Marrakesch steht die internationale Finanzarchitektur auf dem Programm. Die Länder Afrikas und des globalen Südens hatten zuletzt vermehrt beklagt, durch das gegenwärtige System benachteiligt zu werden, und umfassende Reformen gefordert. 
    • 20. und 21. November: Es ist ein Gipfeltreffen des G20 Compact with Africa geplant. Die Initiative wurde 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft ins Leben gerufen und hat die Steigerung der Attraktivität von Privatinvestitionen in afrikanischen Ländern zum Ziel. Zwölf afrikanische Länder sind bereits Teil der Initiative. 
    • 30. November bis 12. Dezember: Auch beim UN-Klimagipfel COP 28 in Dubai werden die Belange Afrikas und des globalen Südens weit oben auf der Agenda angesiedelt sein. Schließlich sind es diese Regionen, die von den Folgen des Klimawandels am schwersten getroffen sind.

    ajs

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    Starlink startet in Kenia

    Der amerikanische Anbieter für Satelliten-Internet Starlink ist in der vergangenen Woche in Kenia an den Start gegangen. Starlink hat sich dafür mit dem lokalen Internetanbieter Karibu Connect zusammengeschlossen. Mithilfe der Satellitenterminals von Starlink soll der Zugang zum Internet von überall ermöglicht werden. Davon könnten besonders abgelegene, ländliche Regionen profitieren, die bisher nicht an das Internet angeschlossen sind.

    Die monatlichen Kosten für Starlinks Satelliten-Internet lägen etwa in der Mitte der in Kenia üblichen Preisspanne, berichtet die kenianische Wirtschaftszeitung Business Daily nach einer Stichprobe. Starlinks Start in Kenia bedeutet damit schärfere Konkurrenz für die regionalen Platzhirsche Safaricom, Jamii Telecommunications Limited, und Zuku, die kein Satelliten-Internet anbieten. 

    Neben Kenia ist Starlink in Afrika auch in Nigeria, Ruanda, Mosambik und Mauritius verfügbar. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen auch in Angola und Sambia an den Start gehen. ajs

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    Kenia und Ruanda bei Digitalthemen selbstbewusst

    Kenia und Ruanda sind bei Digitalisierung und Innovationen in der Informations- und Kommunikationstechnik dank des eigenen Erfolgs ambitioniert und selbstsicher. Zugleich bestünde aber auch großes Interesse an den Entwicklungen in Europa, etwa bei der Setzung von Standards. Dies berichten Mitglieder des Digitalausschusses des Bundestags nach einer Delegationsreise in die beiden Länder. Kenia und Ruanda waren vom Digitalausschuss wegen ihrer besonderen Stellung als Vorreiter bei digitaler Innovation als Reiseziel ausgewählt worden. 

    Die Reise sei “wahnsinnig beeindruckend und spannend” gewesen, sagt die Bundestagsabgeordnete Anna Kassautzki (SPD) zu Table.Media. “Es war ein reger Austausch, ein Voneinanderlernen.” Sie habe einen selbstbewussten Kontinent erlebt, auf dem die Menschen sagen: “Wir wollen unseren eigenen Weg gehen, aber wir schauen natürlich ganz genau darauf, was woanders gemacht wird.” Auch die Ausschussvorsitzende Tabea Rößner (Grüne) beschreibt im Gespräch mit Table.Media einerseits großes Interesse an den europäischen Standards, andererseits das Bestreben, an der Setzung künftiger Standards beteiligt zu sein. Ihren Gesprächspartnern in Kenia und Ruanda seien gemeinsame Standards wichtig, so Rößner. So seien etwa die Datenschutzgesetze beider Länder der europäischen Datenschutzgrundverordnung nachempfunden. Zugleich bewerbe sich aber Ruanda um das Internet Governance Forum, eine internationale Institution, die an der Setzung globaler digitaler Standards arbeitet. Und auch Kenia sehe sich und seine erfolgreichen Digitalunternehmen in dieser Hinsicht als Vorreiter und regionaler Stabilitätsanker, sagt Rößner weiter. Kenia und Ruanda kooperieren dabei auch mit anderen afrikanischen Ländern. 

    Bei der Digitalisierung der Verwaltung könne sich Deutschland bei der Einfachheit des Zugangs für Bürger einiges bei Ruanda abschauen, so Kassautzki. Das Land denke Digitalisierung aus vielen Perspektiven gleichzeitig. Ruanda hat beispielsweise Digital-Außenstellen in ländlichen Regionen eingerichtet, an denen die Bürger beim Zugang zu digitalen Verwaltungsdiensten unterstützt werden. Außerdem gibt es Digitalbotschafter, die grundlegende digitale Bildung anbieten und die Öffentlichkeit für die digitale Verwaltung sensibilisieren. 60 Prozent der ruandischen Verwaltung seien bereits digitalisiert, sagt der Bundestagsabgeordnete Armand Zorn (SPD) im Gespräch mit Table.Media. Ruanda sei zuversichtlich, bis zum Jahresende 100 Prozent zu erreichen. “Das Land ist gewillt, Transformationsprozesse durchzugehen”, so Zorn. “Eine Frage der Einstellung”, bestätigt auch Rößner. “Es gibt auf verschiedenen Ebenen der Verwaltung ein Bewusstsein, dass das gut ist. Die denken von Ende zu Ende digitalisiert.” 

    In Nairobi trafen die Delegationsteilnehmer eine Gruppe von Content-Moderatoren, die bessere Arbeitsbedingungen und psychologische Betreuung fordern. Alle drei Teilnehmer, mit denen Table.Media über die Reise sprechen konnte, betonten im Gespräch ihre Absicht, die Moderatoren bei ihren Bestrebungen zu unterstützen. “Diese Leute tun etwas im Dienste der Demokratie, im Dienste unserer Gesellschaft”, begründet Rößner das Vorhaben. Teilweise würden die Content-Moderatoren sogar persönlich von Terrorgruppen bedroht, weil sie zuvor deren Inhalte im Netz gesperrt hatten. Neben der erheblichen psychologischen Belastung durch das ständige Sichten von explizitem Material beklagen die Moderatoren unter anderem häufig, unter falschen Vorwänden eingestellt worden zu sein. Zudem würden Arbeitsverträge oft vom Arbeitgeber einbehalten und der Aufenthaltsstatus an den Vertrag geknüpft, sodass die Moderatoren kaum Möglichkeiten hätten, sich gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu wehren. Auch aus diesem Grund arbeiten die Content-Moderatoren derzeit an der Gründung einer Gewerkschaft. ajs

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    Ecowas bespricht Sicherheit in der Region

    Der nigerianische Präsident und neue Vorsitzende der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) Bola Tinubu hat Vertreter von drei westafrikanischen Ländern nach Abuja eingeladen, um über die dürftige Sicherheitslage in der Region zu sprechen. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Treffen mit Offiziellen aus Niger, Guinea-Bissau und Benin in der vergangenen Woche ging es vor allem um den Umgang der Wirtschaftsgemeinschaft mit den derzeit von Militärjuntas regierten Mitgliedern Guinea, Mali und Burkina Faso. Die vier Länder, die sich in Abuja trafen, “bekräftigten ihre Unterstützung für rasche demokratische Übergänge in diesen Ländern”, so Omar Alieu Touray, Präsident der Ecowas-Komission. 

    Auch die zunehmende Gefahr durch islamistische Terrorgruppen in der Sahelzone und darüber hinaus stand auf der Agenda. Mit Blick auf das Ende der UN-Mission Minusma in Mali haben Nigeria, Benin und Guinea-Bissau nun eine Kommission eingerichtet, die alternative Sicherheitslösungen finden soll. Auch der Einsatz einer Ecowas-Militärmission ist nicht ausgeschlossen. 

    Bereits im Dezember hat die Ecowas die Schaffung einer regionalen Truppe beschlossen, die nicht nur gegen den Dschihadismus, sondern auch im Falle eines Putsches eingreifen soll. Details über die Zusammensetzung und Finanzierung der Truppe sind allerdings bisher kaum bekannt. ajs

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    Standpunkt

    Friedensmissionen neu denken

    Von Karamba Diaby
    Karamba Diaby (MdB, SPD).
    Karamba Diaby ist Bundestagsabgeordneter für die SPD-Fraktion aus dem Wahlkreis Halle (Saale).

    Im Juni forderte der malische Außenminister Abdoulaye Diop den Abzug aller Minusma-Einsatzkräfte dem Land. Am 30. Juni 2023 wurde das Mandat im UN-Sicherheitsrat endgültig beendet. Fortwährend werden außerdem Forderungen nach einem sofortigen Abzug der Bundeswehr laut – ohne jedoch alternative Perspektiven aufzuweisen. Was in der Debatte vollends fehlt, sind die Wünsche der Menschen in Mali selbst. Diese müssen für unser künftiges Engagement zielführend sein.

    Das Ende von Minusma ist ein weiterer Fall von UN-Friedensmissionen auf dem afrikanischen Kontinent, die hinter den Erwartungen der Regierungen, aber auch der lokalen Bevölkerung, zurückbleiben. Ein weiteres prominentes Beispiel ist in der Demokratischen Republik Kongo die Monusco, vor deren Quartieren es zu Demonstrationen und Ausschreitungen kam.

    Obwohl afrikanische Staaten in diesen Missionen fast zwei Drittel des Personals stellen, werden die UN vielerorts mit “dem Westen” gleichgesetzt. Dieser macht sich in den Augen afrikanischer Akteure unglaubwürdig, wenn in einem Kontext Machtwechsel mit Sanktionen belegt und in einem anderen weggesehen wird – wie zuletzt im Tschad.

    UN-Blauhelme verlieren Vertrauen

    Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Missbrauch durch UN-Blauhelme tragen zum Vertrauensverlust bei. Auch können die Missionen ihren Hauptauftrag, die Zivilbevölkerung zu schützen, nicht nachhaltig erfüllen. Dabei hat kein anderer Kontinent vergleichbar viele UN-Einsätze gesehen. In sechs Staaten sind die UN derzeit engagiert. Die eng abgesteckten Mandate und die sich dynamisch ändernde Gewalt vor Ort erschweren jedoch den effektiven Schutz der Zivilbevölkerung.

    Nicht grundlos fordert UN-Generalsekretär Guterres also eine neue Generation von Friedenseinsätzen. Wie könnte diese aussehen?

    Zum einen sollte die  lokale und regionale Friedensarbeit im Fokus stehen. Friedensvermittlungsstrategien müssen auf die Vielfalt der bewaffneten Akteure und ihrer unterschiedlichen Agenden zugeschnitten werden sowie die Verstrickungen von nationaler und lokaler Politik berücksichtigen. Dafür ist die Teilhabe der Zivilbevölkerung und inklusive, gemeindebasierte Mediation essentiell. Ziel der Friedensmissionen muss es weiterhin sein, politische Rahmenbedingungen für mehr zivile, demokratische Mitbestimmung zu unterstützen. Nur so kann nachhaltiges Vertrauen in staatliche Strukturen entstehen.

    Regionale Organisationen in Afrika einbeziehen

    Zum anderen sollten die Strategien der afrikanischen Regionalorganisationen Richtschnur für künftige Friedensmissionen sein. Dazu zählen die Afrikanische Union, die Afrikanische Entwicklungsbank und in Westafrika die Ecowas wie auch die Accra-Initiative. Diese gestalten schon längst die Friedens- und Sicherheitsarchitektur mit.

    Die zunehmende Komplexität grenzüberschreitender Konflikte kann aufgrund der geografischen Nähe am besten durch regionale Diplomatie angegangen werden. Vorteil afrikanisch geführter Missionen ist außerdem ein grundlegendes Verständnis der lokalen Gegebenheiten. Ein Beispiel ist die Weiterentwicklung des “umuganda”-Konzepts aus Ruanda, welches auf umfassende Gemeindearbeit und Ausbildung in kürzlich befriedeten Gebieten setzt.

    Doch es reicht nicht, mehr Verantwortung an die Regionalorganisationen abzugeben. Dort, wo es gewünscht ist, muss sich Deutschland weiter engagieren. So ist der Vorsitz von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze bei der Sahel-Allianz in diesem Jahr ein wichtiger Schritt.

    Wenn afrikanische Friedensmissionen nachhaltig Erfolg haben sollen, müssen die deutsche sowie die multilaterale Zusammenarbeit finanziell und logistisch robust bleiben, wie es auch Henrik Maihack (Friedrich-Ebert-Stiftung) fordert. Eine mangelhafte Finanzierung wie bei der AU-Mission in Somalia darf sich nicht wiederholen. Denn fest steht: Friedensmissionen sichern auch unseren humanitären und entwicklungspolitischen Einsatz vor Ort ab.

    Dr. Karamba Diaby, 1961 in Marsassoum (Senegal) geboren, ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter. Er vertritt direkt gewählt den Wahlkreis 72 – Halle (Saale). Er ist im Fraktionsvorstand der SPD und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie im Unterausschuss Globale Gesundheit. Zudem ist er Vorsitzender der Parlamentariergruppe Westafrika und leitet den Gesprächskreis Afrika der SPD-Bundestagsfraktion.

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    • Sicherheitspolitik

    Presseschau

    The Economist: Afrika könnte wichtiger Akteur auf dem Energiemarkt werden. Das Potenzial für die Nutzung von Flüssiggas ist in einigen afrikanischen Ländern erheblich, auch für den Export in den globalen Norden. Und auch Wind und Sonnenlicht sind auf dem Kontinent in Fülle verfügbar.

    Al Jazeera: DR Kongo und VAE unterzeichnen Minen-Abkommen. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit einer staatlichen Bergbaugesellschaft in der DR Kongo einen Vertrag über knapp zwei Milliarden Dollar zur Erschließung von mindestens vier Minen im turbulenten Osten des afrikanischen Landes unterzeichnet.

    Africa Intelligence: Nigerias Milliardäre sollen französische Konzerne locken. Die französisch-nigerianische Industrie- und Handelskammer plant in Lagos ein Event für französische Investoren. Die Organisation will die günstigen politischen Rahmenbedingungen für Investitionen in Nigeria nutzen und setzt dabei auf die Anziehungskraft der führenden Geschäftsleute des Landes.

    Bloomberg: Eskom storniert Verträge im Wert von 616 Millionen Dollar. Der staatliche südafrikanische Stromversorger hat Verträge über die Lieferung von Kohle sowie über Bauaufträge auf Eis gelegt. Dies sei nötig, um Ermittlungen zu Sabotage-, Betrugs- und Korruptionsvorwürfen im Konzern voranzutreiben, so Präsident Ramaphosa.

    African Business: Kann Afrika “digitale Souveränität” erreichen? Die digitale Zukunft Afrikas steht auf dem Spiel, denn die globalen Tech-Giganten investieren in die Internet-Infrastruktur des Kontinents. Das Wirtschaftsmagazin untersucht das afrikanische Streben nach digitaler Souveränität inmitten des wachsenden Einflusses globaler Technologieriesen.

    Financial Times: Russland droht wegen Haftbefehl mit Krieg. Südafrika hat erklärt, es könne Wladimir Putin auf dem geplanten BRICS-Gipfel in Johannesburg im nächsten Monat nicht festnehmen. Russland habe mit einer “Kriegserklärung” gedroht, falls der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen seinen Staatschef vollstreckt werde.

    AP: Israel erkennt Marokkos Anspruch auf Westsahara an. Marokko betrachtet das besetzte Gebiet als Teil des eigenen Landes. Die USA hatten Marokkos Anspruch 2020 im Austausch für eine Normalisierung der marokkanisch-israelischen Beziehungen anerkannt, nun schließt sich Israel an. Kein weiteres Land erkennt Marokkos Anspruch an.

    France 24: Human Rights Watch beklagt Misshandlung von Migranten in Tunesien. Die New Yorker Menschenrechtsorganisation hat den tunesischen Behörden schwere Missstände beim Umgang mit schwarzen Migranten vorgeworfen. Die EU solle darum den Migrationsdeal mit Tunesien aussetzen.

    Heads

    Akinwumi Adesina – Gefragter Banker mit Wissen aus der Agrarökonomie

    Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank.
    Akinwumi Adesina, Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank.

    Als Akinwumi Adesina auf seine kurz zuvor verstorbene Mutter zu sprechen kam, war er sichtlich gerührt. “Niemals werde ich vergessen, was ich von ihren klugen Worten gelernt habe”, sagte der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) Anfang des Jahres in einer Rede in Dakar. Die afrikanischen Nationen seien wie Mütter, die ihre Kinder auf dem Rücken tragen und dafür sorgen, dass sie sich gut entwickeln, so Adesina weiter beim zweiten afrikanischen Ernährungsgipfel in der senegalesischen Hauptstadt. Der Entwicklungsbanker sticht durch seinen nahbaren, persönlichen Stil bei hochrangigen Gipfeltreffen regelmäßig heraus.

    Seit 2015 führt Akinwumi Ayodeji Adesina – den seine Freunde “Akin” nennen – die AfDB mit Sitz in Abidjan. Damit fand eine beeindruckende Karriere ihren zumindest vorläufigen Höhepunkt. Geboren wurde Adesina 1960 in eine nigerianische Bauernfamilie nahe Ibadan im Bundesstaat Oyo. Er besuchte die Dorfschule, schaffte es bis zum Bachelor in Agrarökonomie und bestand den Abschluss als Erster seines Studiengangs mit der Auszeichnung First Class Honors”. Nach einem weiteren Studium in den USA wurde er in Nigeria promoviert. Seine Doktorarbeit wird als herausragend bezeichnet. Dank dieser akademischen Erfolge war seine Karriere vorgezeichnet: Er arbeitete als Ökonom, unter anderem für die Rockefeller Foundation, und wurde unter Präsident Goodluck Jonathan 2010 Landwirtschaftsminister in Nigeria. Für seine landwirtschaftlichen Reformen zeichnete das US-Magazin “Forbes” ihn zum “Mann des Jahres in Afrika” aus.

    Den Ministerposten hatte er bis 2015 inne, bis im Mai 2015 die Berufung an die Spitze der AfDB kam. In seiner ersten Amtszeit musste er sich jedoch auch in der Entwicklungsbank Feinde gemacht haben. 2020 wurde er zwar für weitere fünf Jahre im Amt wiedergewählt. Doch zuvor kamen aus den Reihen der Bank Vorwürfe gegen Adesina wegen der Bevorzugung nigerianischer Mitarbeiter sowie wegen Missmanagements finanzieller Mittel für Verträge und Abfindungen. Diese Anschuldigungen wurden durch interne und externe Untersuchungen entkräftet.

    Ernährungsfragen sind sein Thema

    Adesinas Wissen und seine Erfahrung in der Landwirtschaft sind angesichts der aktuellen Getreidekrise in Afrika gefragter denn je. Sollten die Lieferungen aus der Ukraine und Russland ausbleiben, wird die Ernährungslage für den Kontinent unsicherer als zuvor. Dennoch beschreibt die AfDB ihren Präsidenten in dessen offizieller Biographie als “Afrikas obersten Optimisten” – eine Eigenschaft, die angesichts der vielfältigen Herausforderungen in Afrika nicht schlecht sein dürfte.

    Adesina, der als nigerianischer Landwirtschaftsminister verantwortlich für die Ernährung von 200 Millionen Menschen war, hat sich auch bei der AfDB diesem Thema verschrieben. Jährlich führt Afrika Lebensmittel im Wert von 75 Milliarden Dollar ein, wobei fast ein Drittel der an Hunger leidenden Menschen in Afrika lebt (282 von 820 Millionen). 65 Prozent der weltweit ungenutzten Ackerflächen befinden sich demnach in Afrika. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine legte die afrikanische Entwicklungsbank ein Soforthilfeprogramm für den Kontinent von 1,5 Milliarden Dollar auf.

    Geldgeber aus der ganzen Welt

    Die 1964 gegründete AfDB vergibt Kredite für Bildung, Infrastruktur oder die Landwirtschaft. Sie umfasst drei Einheiten: die Entwicklungsbank selbst, den Afrikanischen Entwicklungsfonds sowie den Nigeria Trust Fonds. Von den 81 Mitgliedsländern liegen 54 auf dem afrikanischen Kontinent. Zu den 27 nicht-afrikanischen Mitgliedern zählt auch Deutschland, aber auch Länder wie China, Saudi-Arabien, die USA oder Brasilien. Laut Bundesregierung ist Deutschland mit einem Anteil von 4,1 Prozent größter Anteilseigner in Europa und wichtigster Geber für den Afrikanischen Entwicklungsfonds.

    Die westlichen Staaten beteiligen sich somit maßgeblich an der Finanzierung von Krediten. Die Afrikanische Entwicklungsbank ist eine von fünf weltweiten Entwicklungsbanken. Sie hat laut Recherchen der schweizerischen Rundfunkanstalt SRF eine Kapitalbasis von 208 Milliarden Dollar und die beste Bonitätsbewertung, die die internationalen Ratingagenturen vergeben können, ein Triple-A-Rating.

    Die neue Langfriststrategie (2022 bis 2032) stellt die sogenannten “High Five” in den Mittelpunkt: Verbesserung der Lebensbedingungen, regionale Integration, Energieversorgung, Industrialisierung und Ernährungssicherheit. Der charismatische Chefbanker mit der bunten Fliege wird an der Umsetzung noch bis 2025 beteiligt sein. Somit bleiben ihm rund zwei Jahre an der Spitze der AfDB. Lucia Weiß

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