Table.Briefing: Africa

GABS-Spezial: Wirtschaftstreffen in Kenia startet

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Sonntag ist Wirtschaftsminister Robert Habeck nach Kenia aufgebrochen. Am Dienstag wird er den German African Business Summit (GABS) eröffnen. Wir starten heute unsere tägliche Sonderberichterstattung mit allen wichtigen Informationen rund um den Gipfel. Im Interview erklärt Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte der DIHK, was nun nötig ist, um die wirtschaftlichen Potenziale Afrikas zu aktivieren.

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Ihr
David Renke
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Interview

Nicole Renvert: “Afrika muss ein natürlicher Partner für uns sein”

Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte bei der DIHK.
Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte bei der DIHK.

Frau Renvert, die großen afrikanischen Volkswirtschaften verzeichneten zuletzt Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Ist Afrika wirklich noch ein Chancenkontinent?

Mit Blick auf die Demografie und Chancen muss Afrika ein natürlicher Partner für uns sein. Vor allem Subsahara-Afrika hat eine sehr junge Bevölkerung, die es in Europa oder auch in Asien so nicht gibt. Gleichzeitig sind dort politische Kontinuität und Stabilität ein Risiko. In den letzten Jahren haben Länder in Afrika hier einige Rückschläge erlebt. Es gab solche, die wirtschaftlich und politisch auf einem guten Weg waren und dann doch wieder zurückgefallen sind. Vor ein paar Jahren war dies Äthiopien, das als ein Land angesehen wurde, in dem man viel machen kann. Auch das Interesse an der DR Kongo ist aufgrund des Potenzials sehr groß. Bislang sind Unternehmen jedoch verhalten, sich dort zu engagieren.

Trotzdem sehen deutsche Unternehmen zunehmend Chancen für ihre Produkte und Dienstleistungen. Dieser Trend wird weiter zunehmen. Man wird nur noch stärker zwischen den Ländern differenzieren müssen, in denen es tatsächlich Geschäftsmöglichkeiten gerade für deutsche Unternehmen gibt.

Warum haben Sie sich in diesem Jahr für Kenia als Standort für den GABS entschieden?

Kenia ist ein bevölkerungsreiches Land mit großem Potenzial und in der Region eines der vielversprechendsten Länder für Start-ups in ganz unterschiedlichen Branchen. Hinzu kommt, dass das Land schon längst als attraktiver Ort für viele deutsche Unternehmen bekannt ist. Für den GABS 2024 gibt es auch einen praktischen Aspekt, da wir beim Standort zwischen Westafrika, Ostafrika und dem südlichen Afrika rotieren. In diesem Jahr fiel eben die Wahl auf unser AHK-Büro vor Ort in Kenia, das das logistisch in Zusammenarbeit mit der DIHK als Dachorganisation sehr gut hinbekommt.

Safri hat sich zum Ziel gesetzt, deutsche Unternehmen beim Markteinstieg in afrikanischen Ländern zu unterstützen. Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?

Geschäfte werden immer über Kontakte eingefädelt. Das war in der Geschichte immer schon so und gilt weiterhin. Wir versuchen, mit den anderen Trägerverbänden der Initiative, eine Plattform zu geben. Wir als DIHK wollen mit unseren AHKs vor Ort Unternehmen unterstützen. Es ist enorm wertvoll, weil viele Unternehmen keine Büros vor Ort haben. Selbst das Unternehmen, für das ich früher gearbeitet habe und das nicht zu den kleinen Unternehmen zählt, musste sich auf sogenannte “Agents”, also lokale Vermittler verlassen. Ein Gipfel wie der GABS kann viel ermöglichen, wenn es um Geschäftsanbahnung geht.

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich zum GABS angekündigt. Nach Südafrika und Namibia ist es überhaupt erst sein zweiter Besuch in Subsahara-Afrika. Hat der Minister das Potenzial Afrikas zu spät erkannt?

Es ist ein starkes Signal, dass der Wirtschaftsminister den Gipfel gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Safri-Initiative, Herrn Schäfer, eröffnet. Der Bundespräsident reist häufig in afrikanische Länder und wenn das Wirtschaftsministerium mehr in Afrika präsent ist, ist das sehr zu begrüßen. Dass der Minister gemeinsam mit einer Wirtschaftsdelegation nach Ostafrika reist  – in dieser nicht gerade einfachen Zeit – ist für uns zudem Beweis, dass wir mit unserer Initiative auf einem richtigen Weg sind. Auch bei der Diversifizierung von Lieferketten muss Afrika im Fokus Deutschlands stehen.

Sollte die kommende Regierung darüber nachdenken, wirtschaftliche Entwicklung und Außenwirtschaft im Wirtschaftsministerium zusammenzulegen?

Die Forderung, dass man verschlankt und effizienter wird, existiert, seitdem es diese Ministerien gibt. Bisher hat sich das noch nie durchgesetzt. Aber mit Blick auf die Zukunft und unter dem Gesichtspunkt des Bürokratieabbaus, ist es überfällig, dass man einen schnelleren Zugang für Unternehmen schafft und Kriterien anpasst. Es ist sehr ungünstig, wenn Unternehmen in einem bestimmten Land investieren und Beratung der Ministerien in Anspruch nehmen wollen, diese sich dann aber in vielen Bereichen widersprechen. Dadurch verlieren die Unternehmen Zeit. Wir haben in Afrika aber eigentlich gar keine Zeit zu verlieren. Wir sind nicht die einzigen Wettbewerber und Anbieter.

Seit Oktober 2024 leitet Nicole Renvert den Bereich Internationale Märkte bei der DIHK. Zuvor arbeitete Renvert als Head of Governmental Relations für den Technologiekonzern Voith.

  • Afrika
  • Deutsche Wirtschaft
  • DIHK
  • GABS
  • Lieferketten
  • Wirtschaft
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Analyse

GABS 2024: Das sind die wichtigsten Termine

An diesem Montag startet die fünfte Ausgabe des German African Business Summit (GABS) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Ausgerichtet wird der Gipfel von der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (Safri). Die Initiative wird gemeinschaftlich von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und dem Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft (AV) getragen.

In diesem Jahr liegen die thematischen Schwerpunkte des Gipfels neben grüner Energie vor allem auf Agrarwirtschaft, Gesundheit, Wassermanagement und Kreislaufwirtschaft. Zudem soll die Frage diskutiert, welche Finanzierungsinstrumente deutsche Unternehmen nutzen können, um den Markteinstieg möglichst risikoarm zu gestalten. Zwar startet das Hauptprogramm der Konferenz inhaltlich offiziell erst am Dienstag, doch schon heute erwartet die Teilnehmer ein Eröffnungsempfang am Abend. Zudem sind schon am Montag weitere Veranstaltungen im Rahmen des GABS geplant, die nicht Teil des offiziellen Programms sind. Wir geben Ihnen einen Überblick über die interessantesten Panels.

Afrika Roundtable zu digitaler Infrastruktur

Bereits am Montag veranstaltet zum Beispiel die Global Perspectives Initiative (GPI) ihren siebten Africa Roundtable zum Thema digitale Infrastruktur. Die GPI will in diesem Format mit ausgewählten Gästen diskutieren, welche wirtschaftlichen Chancen für die afrikanischen Länder in der Internetwirtschaft liegen. An dem Roundtable nehmen unter anderem Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Entwicklungsministerium (BMZ), John Tanui, Staatssekretär im kenianischen Ministerium für Information, Kommunikation und Technologie, Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung und Esther Waititu, CFO Safaricom teil.

Am Dienstag soll der Wirtschaftsminister Robert Habeck den GABS eröffnen. Am ersten Konferenztag folgen vor allem branchenspezifische Diskussionsforen. So veranstaltet der BGA ein Panel zur Agrarproduktion. Bei dem Podium soll die Frage diskutiert werden, wie Wirtschaftspartnerschaften zwischen Deutschland und Afrika gegenseitiges Wachstum fördern können und wie dadurch afrikanische Agrarunternehmen näher an globale Märkte heranrücken können.

Mehrere Wasserstoff-Events

Über die Chancen einer grünen Wasserstoffwirtschaft diskutiert Staatssekretär Flasbarth mit Andrea Hauser, Mitglied der Geschäftsbereichsleitung der KfW sowie Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Wasserstoffindustrie.

Wasserstoff ist auch Thema eines der Side-Events am Dienstag. Das Wasserstoffdiplomatiebüro der GIZ in Kenia widmet sich gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Nairobi der Frage, wie private Investitionen zum Aufbau der kenianischen Wasserstoffwirtschaft angezogen werden können. Am Nachmittag gibt es zudem eine Netzwerkmöglichkeit für Start-up-Gründer, die vom German Accelerator organisiert wird.

Fachkräfte und Digitalisierung

Der zweite Konferenztag widmet sich verstärkt Zukunftsthemen. So befasst sich eine Diskussion mit dem Thema, wie Digitalisierung dem Kontinent neue Chancen bietet. Zudem ist ein Start-up-Pitch geplant. Auch über die Frage, wie Afrika und Deutschland künftig an hoch qualifizierte Arbeitskräfte kommen können, soll gesprochen werden.

Am Mittwochmorgen veranstaltet die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Diskussionspanel zur Minenwirtschaft in Mosambik. Zudem lädt die deutsche Botschaft zu einem Frühstück mit deutschen Botschaftern aus 14 afrikanischen Ländern ein und die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung richtet gemeinsam mit dem BDI ein Frauenfrühstück aus. Dabei soll es um die Themen Digitalisierung und KI gehen.

  • Afrika-Verein
  • BDI
  • BMZ
  • Deutsche Wirtschaft
  • Digitalisierung
  • DIHK
  • GABS
  • Grüner Wasserstoff
  • Kenia
  • KfW
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Standpunkt

Warum Deutschland in Afrika investiert

Von Svenja Schulze
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).

Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland ein angesehener Wirtschaftspartner in der Welt ist. Beim afrikanisch-deutschen Business-Gipfel, der in diesen Tagen in Kenias Hauptstadt Nairobi stattfindet, wird aber auch deutlich: Es müssen alle Partner profitieren, damit Wirtschaftsbeziehungen langfristig funktionieren können.

Kurz: Ohne “Win-Win” keine stabilen Partnerschaften. Und stabile Partnerschaften sind der Schlüssel für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland: Als Industriestandort sind wir auf funktionierende Lieferketten und zuverlässige Energieversorgung angewiesen. Wir brauchen sie, um unseren Wohlstand zu erhalten.

Doppelt gut: Grüner Wasserstoff

Ein “Win-Win”-Thema, das beim Business-Gipfel in Nairobi ganz oben auf der Agenda steht, ist die Produktion von grünem Wasserstoff, zum Beispiel in Ländern wie Kenia oder Ägypten: Sie ist gut für die Menschen in den Produktionsländern, weil sie zur lokalen Energieversorgung beiträgt und Wertschöpfungsketten mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen schafft. Und sie ist gut für die Menschen in Deutschland, weil schädliches CO₂ eingespart und die deutsche Industrie gestärkt wird. Denn sie bekommt so den grünen Wasserstoff für die Energiewende, sowie Exportmöglichkeiten für ihre Technologien und schafft damit hierzulande Arbeitsplätze.

Deshalb unterstützt das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) den Ausbau von grünem Wasserstoff in diesen Ländern – zum Beispiel mit einem Fonds, der die Finanzierungslücke für Wasserstoffprojekte schließt. Diese existiert, weil der Markt für grünen Wasserstoff erst im Aufbau ist und daher die Finanzierungswürdigkeit aus Sicht von Banken noch nicht vollumfänglich gegeben ist. Dieser Fonds, den ich 2022 ins Leben gerufen habe, fördert staatliche und private Unternehmen und sorgt für lokale Wertschöpfung, etwa wenn ein Teil des Wasserstoffs zu Düngemitteln weiterverarbeitet wird und somit die Ernährungssicherheit stärkt.

Jung und innovativ

Immer mehr tragen auch junge, afrikanische Start-ups zur lokalen Wertschöpfung bei. Und gehen dabei viele der gesellschaftlichen Probleme an. Wie zum Beispiel Geraldine Mupandanyama aus Simbabwe. Mit ihrem Risikokapital-Beratungsunternehmen unterstützt sie afrikanische Start-ups im klimatechnologischen Sektor. Indem sie Jungunternehmer*innen finanziert und berät, sorgt sie dafür, dass Innovationen ihre Wirkung entfalten können. Etwa wenn Start-ups den Zugang zu Elektrizität verbessern – und dabei gleichzeitig neue Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien generieren.

Afrikanische Jung-Unternehmer*innen sind damit im Sinne von “Win-Win” auch für die deutschen Wirtschaftspartner beim Business-Gipfel attraktiv. Denn sie kennen die Bedarfe und Potenziale in ihren Ländern genau und setzen stark auf die Technologien von morgen. Ihre Ideen und Business-Modelle sind innovativ und tragen häufig dazu bei, den Wandel hin zu ökologisch und sozial gerechten Gesellschaften voranzubringen.

Wichtiges Thema Arbeitsmigration

Für Wirtschafts- und Politikakteure aus afrikanischen Ländern sowie aus Deutschland ist ein weiteres Thema zentral, das viele der Diskussionen beim Business-Gipfel durchzieht: Arbeitsmigration. Deutschland ist mehr denn je auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Schon jetzt sind rund 1,34 Millionen Stellen in Deutschland offen und die demografischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt wachsen weiter. Gleichzeitig können die Arbeitsmärkte in vielen afrikanischen Ländern die wachsende junge Bevölkerung nicht aufnehmen.

Die Entwicklungspolitik setzt sich deshalb dafür ein, berufliche Perspektiven für Menschen aus diesen Ländern zu schaffen. Gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft fördert sie Qualifizierungsmaßnahmen, um Menschen für gute Arbeit vorzubereiten – sowohl in ihren Herkunftsländern als auch im Rahmen von Arbeitsmigration nach Deutschland. Davon profitieren alle – ein echter “Win-Win”.

Mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit

Wer sich in diesen Tagen durch die Konferenzräume in Nairobi bewegt, dürfte vor allem eins spüren: Vom Ausgang der US-Wahl lässt sich hier kaum jemand beirren. Denn afrikanische wie deutsche Teilnehmende wissen: Es braucht mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit.

Svenja Schulze (SPD) ist seit 2021 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit Juli 2023 ist Schulze zudem Präsidentin der Sahel-Allianz.

  • Afrika
  • BMZ
  • Deutsche Wirtschaft
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Fachkräfteeinwanderung
  • GABS
  • Grüner Wasserstoff
  • Innovation
  • Lieferketten
  • Svenja Schulze

Heads

Monika Erath – Co-Organisatorin des GABS

Monika Erath leitet seit September die AHK Eastern Africa in Nairobi.

Als Leiterin der Außenhandelskammer in Nairobi (AHK Eastern Africa) ist Monika Erath so etwas wie die Gastgeberin des 5. German African Business Summit (GABS), der in dieser Woche in der kenianischen Hauptstadt stattfindet. “Ich freue mich unglaublich auf diesen Gipfel”, erzählt Erath im Gespräch mit Table.Briefings. “Ich möchte alle Gäste ganz herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns auf Sie und wir tun alles, um Ihnen hier einen guten Aufenthalt zu bereiten.”

Sie rechnet mit weit über 600 Gästen, von denen etwa 30 Prozent aus Deutschland kommen, der Großteil kommt vom Kontinent. Erstmals sind auf dem GABS auch Vertreter aus Algerien und Tunesien. “Darauf habe ich großen Wert gelegt, dass der gesamte afrikanische Kontinent im Fokus steht und nicht nur Sub-Sahara“, sagt Erath, die bis September für viereinhalb Jahre die AHK in Algerien geleitet hat.

Für mehr intra-afrikanischen Handel

“Ich halte das für ein ganz zentrales Element. Wir alle sprechen von der afrikanischen Freihandelszone. Wir alle sprechen über die Notwendigkeit, im Übrigen auch für deutsche Unternehmen, den intra-afrikanischen Handel zu befördern.” Sonst ergebe die Freihandelszone schließlich keinen Sinn, meint sie. “Ich glaube, dass hier auch gerade für die deutsche Wirtschaft große Chancen bestehen. Nach dem Motto: Aus Afrika für Afrika.” Diesen Gedanken will sie in den Fokus rücken.

“Unsere Erwartung ist, dass wir Geschäftsleute und Organisationen zusammenbringen, dass wir Finanzen in Afrika, den Gesundheitssektor, Automotive, Agrikultur und Ernährungswirtschaft, Beschaffung von Rohmaterialien in Afrika für deutsche Unternehmen und viele, viele andere Themen im deutsch-afrikanischen Kontext diskutieren, erörtern und dass sich im besten Sinne neue Geschäftsprojekte ergeben”, sagt Erath.

Wasser und Energie zentrale Themen

Doch es werden nicht nur Geschäftsleute anreisen. Die Organisatoren bemühen sich auch, afrikanische Regierungsvertreter einzuladen. “Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Gespräche ich in den letzten Wochen in den afrikanischen Botschaften hier in Nairobi geführt habe, um persönlich zum GABS einzuladen”, so Erath. “Und dasselbe tun die Kollegen von der DIHK in Berlin.”

Thematisch ist der GABS breit aufgestellt, von der Industrie über die Finanzwirtschaft bis hin zu Start-ups. Eine zentrale Rolle spielen erneuerbare Energien, inklusive grünem Wasserstoff, aber auch Wassermanagement, erzählt Erath. Energie und Wasser sind auf dem afrikanischen Kontinent ausgesprochen wichtige Themen, wo laut Unctad 600 Millionen Menschen ohne Strom leben und der Klimawandel die Dürreperioden besonders stark verschärft.

Fachkräftemangel tangiert alle anderen Bereiche

Auch die Berufsausbildung nimmt auf dem GABS eine wichtige Rolle ein. “Das Thema Fachkräftemobilität wird hier eine ganz zentrale Rolle spielen“, sagt Erath. “Es ist egal, ob Sie über erneuerbare Energien sprechen, über Industrieansiedlung oder über Investment allgemein. Es ist ein Begleitthema zu jedem anderen Thema.”

“Einen Fachkräftemangel gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem afrikanischen Kontinent”, erklärt Erath. Ihre AHK ist gerade dabei, ein “Fachkräftemobilitätszentrum” aufzubauen, das Wissenstransfers zwischen Deutschland und Afrika erleichtern soll, berichtet sie. “Wir wollen Praktikanten nach Deutschland bringen, vielleicht Trainingsprogramme organisieren, genauso aber auch deutsche Fachkräfte nach Kenia oder andere afrikanische Länder bringen, die hier vor Ort Know-how einbringen, aber vielleicht auch Know-how aus Afrika wieder mit nach Hause bringen.”

Ein Herzensanliegen beim GABS ist für Erath die Agrarwirtschaft, in der etwa zwei Drittel aller Afrikaner beschäftigt sind, wenn auch oft informell oder in Subsistenzwirtschaft. “Ich glaube, dass hier ein enormes Potenzial noch brachliegt”, stellt die studierte Agrarökonomin fest. “Die Landwirtschaft ist Teil der Wirtschaft. Wir müssen in der gesamten Wertschöpfung arbeiten. Das heißt, hier geht es nicht nur um Rohstoffbeschaffung, sondern es geht um die Stärkung der Agrarwirtschaft bis hin zur Ernährungswirtschaft.”

Jahrelange Erfahrung in der Agrarkooperation

Die Agrarwirtschaft steht Erath schon seit ihrer Kindheit nahe. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Ulm, wo sie auch ihr Abitur machte. Nach dem Studium in Hohenheim engagierte sie sich für den Aufbau der landwirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland, zunächst über den baden-württembergischen Bauernverband, dann über den Verein Agrarkontakte International. Über 27 Jahre besuchte sie Russland immer wieder und lernte dabei auch Russisch. “Das ist für mich eine Frage des Respekts”, sagt sie.

Mit der Zeit kamen weitere Länder in Asien hinzu, etwa China und Vietnam. Mit Mitte 50 entschloss sie sich, noch einmal umzusatteln und übernahm die Leitung der AHK Algerien, “ein Geschenk des Lebens”, wie sie findet. Auf ihrem neuen Posten in Kenia fühlt sie sich ebenfalls wohl: “Ich empfinde eine unglaubliche Freude und Dankbarkeit.” Auch Swahili will sie so schnell wie möglich lernen. Arne Schütte

  • Abitur
  • Deutsche Wirtschaft
  • DIHK
  • Energie
  • Erneuerbare Energien
  • Fachkräftemangel
  • GABS
  • Gipfel
  • Kenia

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    am Sonntag ist Wirtschaftsminister Robert Habeck nach Kenia aufgebrochen. Am Dienstag wird er den German African Business Summit (GABS) eröffnen. Wir starten heute unsere tägliche Sonderberichterstattung mit allen wichtigen Informationen rund um den Gipfel. Im Interview erklärt Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte der DIHK, was nun nötig ist, um die wirtschaftlichen Potenziale Afrikas zu aktivieren.

    Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

    Ihr
    David Renke
    Bild von David  Renke

    Interview

    Nicole Renvert: “Afrika muss ein natürlicher Partner für uns sein”

    Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte bei der DIHK.
    Nicole Renvert, Bereichsleiterin Internationale Märkte bei der DIHK.

    Frau Renvert, die großen afrikanischen Volkswirtschaften verzeichneten zuletzt Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Ist Afrika wirklich noch ein Chancenkontinent?

    Mit Blick auf die Demografie und Chancen muss Afrika ein natürlicher Partner für uns sein. Vor allem Subsahara-Afrika hat eine sehr junge Bevölkerung, die es in Europa oder auch in Asien so nicht gibt. Gleichzeitig sind dort politische Kontinuität und Stabilität ein Risiko. In den letzten Jahren haben Länder in Afrika hier einige Rückschläge erlebt. Es gab solche, die wirtschaftlich und politisch auf einem guten Weg waren und dann doch wieder zurückgefallen sind. Vor ein paar Jahren war dies Äthiopien, das als ein Land angesehen wurde, in dem man viel machen kann. Auch das Interesse an der DR Kongo ist aufgrund des Potenzials sehr groß. Bislang sind Unternehmen jedoch verhalten, sich dort zu engagieren.

    Trotzdem sehen deutsche Unternehmen zunehmend Chancen für ihre Produkte und Dienstleistungen. Dieser Trend wird weiter zunehmen. Man wird nur noch stärker zwischen den Ländern differenzieren müssen, in denen es tatsächlich Geschäftsmöglichkeiten gerade für deutsche Unternehmen gibt.

    Warum haben Sie sich in diesem Jahr für Kenia als Standort für den GABS entschieden?

    Kenia ist ein bevölkerungsreiches Land mit großem Potenzial und in der Region eines der vielversprechendsten Länder für Start-ups in ganz unterschiedlichen Branchen. Hinzu kommt, dass das Land schon längst als attraktiver Ort für viele deutsche Unternehmen bekannt ist. Für den GABS 2024 gibt es auch einen praktischen Aspekt, da wir beim Standort zwischen Westafrika, Ostafrika und dem südlichen Afrika rotieren. In diesem Jahr fiel eben die Wahl auf unser AHK-Büro vor Ort in Kenia, das das logistisch in Zusammenarbeit mit der DIHK als Dachorganisation sehr gut hinbekommt.

    Safri hat sich zum Ziel gesetzt, deutsche Unternehmen beim Markteinstieg in afrikanischen Ländern zu unterstützen. Wie sieht diese Unterstützung konkret aus?

    Geschäfte werden immer über Kontakte eingefädelt. Das war in der Geschichte immer schon so und gilt weiterhin. Wir versuchen, mit den anderen Trägerverbänden der Initiative, eine Plattform zu geben. Wir als DIHK wollen mit unseren AHKs vor Ort Unternehmen unterstützen. Es ist enorm wertvoll, weil viele Unternehmen keine Büros vor Ort haben. Selbst das Unternehmen, für das ich früher gearbeitet habe und das nicht zu den kleinen Unternehmen zählt, musste sich auf sogenannte “Agents”, also lokale Vermittler verlassen. Ein Gipfel wie der GABS kann viel ermöglichen, wenn es um Geschäftsanbahnung geht.

    Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich zum GABS angekündigt. Nach Südafrika und Namibia ist es überhaupt erst sein zweiter Besuch in Subsahara-Afrika. Hat der Minister das Potenzial Afrikas zu spät erkannt?

    Es ist ein starkes Signal, dass der Wirtschaftsminister den Gipfel gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Safri-Initiative, Herrn Schäfer, eröffnet. Der Bundespräsident reist häufig in afrikanische Länder und wenn das Wirtschaftsministerium mehr in Afrika präsent ist, ist das sehr zu begrüßen. Dass der Minister gemeinsam mit einer Wirtschaftsdelegation nach Ostafrika reist  – in dieser nicht gerade einfachen Zeit – ist für uns zudem Beweis, dass wir mit unserer Initiative auf einem richtigen Weg sind. Auch bei der Diversifizierung von Lieferketten muss Afrika im Fokus Deutschlands stehen.

    Sollte die kommende Regierung darüber nachdenken, wirtschaftliche Entwicklung und Außenwirtschaft im Wirtschaftsministerium zusammenzulegen?

    Die Forderung, dass man verschlankt und effizienter wird, existiert, seitdem es diese Ministerien gibt. Bisher hat sich das noch nie durchgesetzt. Aber mit Blick auf die Zukunft und unter dem Gesichtspunkt des Bürokratieabbaus, ist es überfällig, dass man einen schnelleren Zugang für Unternehmen schafft und Kriterien anpasst. Es ist sehr ungünstig, wenn Unternehmen in einem bestimmten Land investieren und Beratung der Ministerien in Anspruch nehmen wollen, diese sich dann aber in vielen Bereichen widersprechen. Dadurch verlieren die Unternehmen Zeit. Wir haben in Afrika aber eigentlich gar keine Zeit zu verlieren. Wir sind nicht die einzigen Wettbewerber und Anbieter.

    Seit Oktober 2024 leitet Nicole Renvert den Bereich Internationale Märkte bei der DIHK. Zuvor arbeitete Renvert als Head of Governmental Relations für den Technologiekonzern Voith.

    • Afrika
    • Deutsche Wirtschaft
    • DIHK
    • GABS
    • Lieferketten
    • Wirtschaft
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    Analyse

    GABS 2024: Das sind die wichtigsten Termine

    An diesem Montag startet die fünfte Ausgabe des German African Business Summit (GABS) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Ausgerichtet wird der Gipfel von der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (Safri). Die Initiative wird gemeinschaftlich von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und dem Afrika-Verein der Deutschen Wirtschaft (AV) getragen.

    In diesem Jahr liegen die thematischen Schwerpunkte des Gipfels neben grüner Energie vor allem auf Agrarwirtschaft, Gesundheit, Wassermanagement und Kreislaufwirtschaft. Zudem soll die Frage diskutiert, welche Finanzierungsinstrumente deutsche Unternehmen nutzen können, um den Markteinstieg möglichst risikoarm zu gestalten. Zwar startet das Hauptprogramm der Konferenz inhaltlich offiziell erst am Dienstag, doch schon heute erwartet die Teilnehmer ein Eröffnungsempfang am Abend. Zudem sind schon am Montag weitere Veranstaltungen im Rahmen des GABS geplant, die nicht Teil des offiziellen Programms sind. Wir geben Ihnen einen Überblick über die interessantesten Panels.

    Afrika Roundtable zu digitaler Infrastruktur

    Bereits am Montag veranstaltet zum Beispiel die Global Perspectives Initiative (GPI) ihren siebten Africa Roundtable zum Thema digitale Infrastruktur. Die GPI will in diesem Format mit ausgewählten Gästen diskutieren, welche wirtschaftlichen Chancen für die afrikanischen Länder in der Internetwirtschaft liegen. An dem Roundtable nehmen unter anderem Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Entwicklungsministerium (BMZ), John Tanui, Staatssekretär im kenianischen Ministerium für Information, Kommunikation und Technologie, Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung und Esther Waititu, CFO Safaricom teil.

    Am Dienstag soll der Wirtschaftsminister Robert Habeck den GABS eröffnen. Am ersten Konferenztag folgen vor allem branchenspezifische Diskussionsforen. So veranstaltet der BGA ein Panel zur Agrarproduktion. Bei dem Podium soll die Frage diskutiert werden, wie Wirtschaftspartnerschaften zwischen Deutschland und Afrika gegenseitiges Wachstum fördern können und wie dadurch afrikanische Agrarunternehmen näher an globale Märkte heranrücken können.

    Mehrere Wasserstoff-Events

    Über die Chancen einer grünen Wasserstoffwirtschaft diskutiert Staatssekretär Flasbarth mit Andrea Hauser, Mitglied der Geschäftsbereichsleitung der KfW sowie Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Wasserstoffindustrie.

    Wasserstoff ist auch Thema eines der Side-Events am Dienstag. Das Wasserstoffdiplomatiebüro der GIZ in Kenia widmet sich gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Nairobi der Frage, wie private Investitionen zum Aufbau der kenianischen Wasserstoffwirtschaft angezogen werden können. Am Nachmittag gibt es zudem eine Netzwerkmöglichkeit für Start-up-Gründer, die vom German Accelerator organisiert wird.

    Fachkräfte und Digitalisierung

    Der zweite Konferenztag widmet sich verstärkt Zukunftsthemen. So befasst sich eine Diskussion mit dem Thema, wie Digitalisierung dem Kontinent neue Chancen bietet. Zudem ist ein Start-up-Pitch geplant. Auch über die Frage, wie Afrika und Deutschland künftig an hoch qualifizierte Arbeitskräfte kommen können, soll gesprochen werden.

    Am Mittwochmorgen veranstaltet die Konrad-Adenauer-Stiftung ein Diskussionspanel zur Minenwirtschaft in Mosambik. Zudem lädt die deutsche Botschaft zu einem Frühstück mit deutschen Botschaftern aus 14 afrikanischen Ländern ein und die Agentur für Wirtschaft und Entwicklung richtet gemeinsam mit dem BDI ein Frauenfrühstück aus. Dabei soll es um die Themen Digitalisierung und KI gehen.

    • Afrika-Verein
    • BDI
    • BMZ
    • Deutsche Wirtschaft
    • Digitalisierung
    • DIHK
    • GABS
    • Grüner Wasserstoff
    • Kenia
    • KfW
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    Standpunkt

    Warum Deutschland in Afrika investiert

    Von Svenja Schulze
    Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).
    Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD).

    Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland ein angesehener Wirtschaftspartner in der Welt ist. Beim afrikanisch-deutschen Business-Gipfel, der in diesen Tagen in Kenias Hauptstadt Nairobi stattfindet, wird aber auch deutlich: Es müssen alle Partner profitieren, damit Wirtschaftsbeziehungen langfristig funktionieren können.

    Kurz: Ohne “Win-Win” keine stabilen Partnerschaften. Und stabile Partnerschaften sind der Schlüssel für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland: Als Industriestandort sind wir auf funktionierende Lieferketten und zuverlässige Energieversorgung angewiesen. Wir brauchen sie, um unseren Wohlstand zu erhalten.

    Doppelt gut: Grüner Wasserstoff

    Ein “Win-Win”-Thema, das beim Business-Gipfel in Nairobi ganz oben auf der Agenda steht, ist die Produktion von grünem Wasserstoff, zum Beispiel in Ländern wie Kenia oder Ägypten: Sie ist gut für die Menschen in den Produktionsländern, weil sie zur lokalen Energieversorgung beiträgt und Wertschöpfungsketten mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen schafft. Und sie ist gut für die Menschen in Deutschland, weil schädliches CO₂ eingespart und die deutsche Industrie gestärkt wird. Denn sie bekommt so den grünen Wasserstoff für die Energiewende, sowie Exportmöglichkeiten für ihre Technologien und schafft damit hierzulande Arbeitsplätze.

    Deshalb unterstützt das deutsche Entwicklungsministerium (BMZ) den Ausbau von grünem Wasserstoff in diesen Ländern – zum Beispiel mit einem Fonds, der die Finanzierungslücke für Wasserstoffprojekte schließt. Diese existiert, weil der Markt für grünen Wasserstoff erst im Aufbau ist und daher die Finanzierungswürdigkeit aus Sicht von Banken noch nicht vollumfänglich gegeben ist. Dieser Fonds, den ich 2022 ins Leben gerufen habe, fördert staatliche und private Unternehmen und sorgt für lokale Wertschöpfung, etwa wenn ein Teil des Wasserstoffs zu Düngemitteln weiterverarbeitet wird und somit die Ernährungssicherheit stärkt.

    Jung und innovativ

    Immer mehr tragen auch junge, afrikanische Start-ups zur lokalen Wertschöpfung bei. Und gehen dabei viele der gesellschaftlichen Probleme an. Wie zum Beispiel Geraldine Mupandanyama aus Simbabwe. Mit ihrem Risikokapital-Beratungsunternehmen unterstützt sie afrikanische Start-ups im klimatechnologischen Sektor. Indem sie Jungunternehmer*innen finanziert und berät, sorgt sie dafür, dass Innovationen ihre Wirkung entfalten können. Etwa wenn Start-ups den Zugang zu Elektrizität verbessern – und dabei gleichzeitig neue Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien generieren.

    Afrikanische Jung-Unternehmer*innen sind damit im Sinne von “Win-Win” auch für die deutschen Wirtschaftspartner beim Business-Gipfel attraktiv. Denn sie kennen die Bedarfe und Potenziale in ihren Ländern genau und setzen stark auf die Technologien von morgen. Ihre Ideen und Business-Modelle sind innovativ und tragen häufig dazu bei, den Wandel hin zu ökologisch und sozial gerechten Gesellschaften voranzubringen.

    Wichtiges Thema Arbeitsmigration

    Für Wirtschafts- und Politikakteure aus afrikanischen Ländern sowie aus Deutschland ist ein weiteres Thema zentral, das viele der Diskussionen beim Business-Gipfel durchzieht: Arbeitsmigration. Deutschland ist mehr denn je auf ausländische Arbeits- und Fachkräfte angewiesen. Schon jetzt sind rund 1,34 Millionen Stellen in Deutschland offen und die demografischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt wachsen weiter. Gleichzeitig können die Arbeitsmärkte in vielen afrikanischen Ländern die wachsende junge Bevölkerung nicht aufnehmen.

    Die Entwicklungspolitik setzt sich deshalb dafür ein, berufliche Perspektiven für Menschen aus diesen Ländern zu schaffen. Gemeinsam mit der deutschen Wirtschaft fördert sie Qualifizierungsmaßnahmen, um Menschen für gute Arbeit vorzubereiten – sowohl in ihren Herkunftsländern als auch im Rahmen von Arbeitsmigration nach Deutschland. Davon profitieren alle – ein echter “Win-Win”.

    Mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit

    Wer sich in diesen Tagen durch die Konferenzräume in Nairobi bewegt, dürfte vor allem eins spüren: Vom Ausgang der US-Wahl lässt sich hier kaum jemand beirren. Denn afrikanische wie deutsche Teilnehmende wissen: Es braucht mehr statt weniger internationale Zusammenarbeit.

    Svenja Schulze (SPD) ist seit 2021 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit Juli 2023 ist Schulze zudem Präsidentin der Sahel-Allianz.

    • Afrika
    • BMZ
    • Deutsche Wirtschaft
    • Entwicklungszusammenarbeit
    • Fachkräfteeinwanderung
    • GABS
    • Grüner Wasserstoff
    • Innovation
    • Lieferketten
    • Svenja Schulze

    Heads

    Monika Erath – Co-Organisatorin des GABS

    Monika Erath leitet seit September die AHK Eastern Africa in Nairobi.

    Als Leiterin der Außenhandelskammer in Nairobi (AHK Eastern Africa) ist Monika Erath so etwas wie die Gastgeberin des 5. German African Business Summit (GABS), der in dieser Woche in der kenianischen Hauptstadt stattfindet. “Ich freue mich unglaublich auf diesen Gipfel”, erzählt Erath im Gespräch mit Table.Briefings. “Ich möchte alle Gäste ganz herzlich willkommen heißen. Wir freuen uns auf Sie und wir tun alles, um Ihnen hier einen guten Aufenthalt zu bereiten.”

    Sie rechnet mit weit über 600 Gästen, von denen etwa 30 Prozent aus Deutschland kommen, der Großteil kommt vom Kontinent. Erstmals sind auf dem GABS auch Vertreter aus Algerien und Tunesien. “Darauf habe ich großen Wert gelegt, dass der gesamte afrikanische Kontinent im Fokus steht und nicht nur Sub-Sahara“, sagt Erath, die bis September für viereinhalb Jahre die AHK in Algerien geleitet hat.

    Für mehr intra-afrikanischen Handel

    “Ich halte das für ein ganz zentrales Element. Wir alle sprechen von der afrikanischen Freihandelszone. Wir alle sprechen über die Notwendigkeit, im Übrigen auch für deutsche Unternehmen, den intra-afrikanischen Handel zu befördern.” Sonst ergebe die Freihandelszone schließlich keinen Sinn, meint sie. “Ich glaube, dass hier auch gerade für die deutsche Wirtschaft große Chancen bestehen. Nach dem Motto: Aus Afrika für Afrika.” Diesen Gedanken will sie in den Fokus rücken.

    “Unsere Erwartung ist, dass wir Geschäftsleute und Organisationen zusammenbringen, dass wir Finanzen in Afrika, den Gesundheitssektor, Automotive, Agrikultur und Ernährungswirtschaft, Beschaffung von Rohmaterialien in Afrika für deutsche Unternehmen und viele, viele andere Themen im deutsch-afrikanischen Kontext diskutieren, erörtern und dass sich im besten Sinne neue Geschäftsprojekte ergeben”, sagt Erath.

    Wasser und Energie zentrale Themen

    Doch es werden nicht nur Geschäftsleute anreisen. Die Organisatoren bemühen sich auch, afrikanische Regierungsvertreter einzuladen. “Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Gespräche ich in den letzten Wochen in den afrikanischen Botschaften hier in Nairobi geführt habe, um persönlich zum GABS einzuladen”, so Erath. “Und dasselbe tun die Kollegen von der DIHK in Berlin.”

    Thematisch ist der GABS breit aufgestellt, von der Industrie über die Finanzwirtschaft bis hin zu Start-ups. Eine zentrale Rolle spielen erneuerbare Energien, inklusive grünem Wasserstoff, aber auch Wassermanagement, erzählt Erath. Energie und Wasser sind auf dem afrikanischen Kontinent ausgesprochen wichtige Themen, wo laut Unctad 600 Millionen Menschen ohne Strom leben und der Klimawandel die Dürreperioden besonders stark verschärft.

    Fachkräftemangel tangiert alle anderen Bereiche

    Auch die Berufsausbildung nimmt auf dem GABS eine wichtige Rolle ein. “Das Thema Fachkräftemobilität wird hier eine ganz zentrale Rolle spielen“, sagt Erath. “Es ist egal, ob Sie über erneuerbare Energien sprechen, über Industrieansiedlung oder über Investment allgemein. Es ist ein Begleitthema zu jedem anderen Thema.”

    “Einen Fachkräftemangel gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem afrikanischen Kontinent”, erklärt Erath. Ihre AHK ist gerade dabei, ein “Fachkräftemobilitätszentrum” aufzubauen, das Wissenstransfers zwischen Deutschland und Afrika erleichtern soll, berichtet sie. “Wir wollen Praktikanten nach Deutschland bringen, vielleicht Trainingsprogramme organisieren, genauso aber auch deutsche Fachkräfte nach Kenia oder andere afrikanische Länder bringen, die hier vor Ort Know-how einbringen, aber vielleicht auch Know-how aus Afrika wieder mit nach Hause bringen.”

    Ein Herzensanliegen beim GABS ist für Erath die Agrarwirtschaft, in der etwa zwei Drittel aller Afrikaner beschäftigt sind, wenn auch oft informell oder in Subsistenzwirtschaft. “Ich glaube, dass hier ein enormes Potenzial noch brachliegt”, stellt die studierte Agrarökonomin fest. “Die Landwirtschaft ist Teil der Wirtschaft. Wir müssen in der gesamten Wertschöpfung arbeiten. Das heißt, hier geht es nicht nur um Rohstoffbeschaffung, sondern es geht um die Stärkung der Agrarwirtschaft bis hin zur Ernährungswirtschaft.”

    Jahrelange Erfahrung in der Agrarkooperation

    Die Agrarwirtschaft steht Erath schon seit ihrer Kindheit nahe. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Ulm, wo sie auch ihr Abitur machte. Nach dem Studium in Hohenheim engagierte sie sich für den Aufbau der landwirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland, zunächst über den baden-württembergischen Bauernverband, dann über den Verein Agrarkontakte International. Über 27 Jahre besuchte sie Russland immer wieder und lernte dabei auch Russisch. “Das ist für mich eine Frage des Respekts”, sagt sie.

    Mit der Zeit kamen weitere Länder in Asien hinzu, etwa China und Vietnam. Mit Mitte 50 entschloss sie sich, noch einmal umzusatteln und übernahm die Leitung der AHK Algerien, “ein Geschenk des Lebens”, wie sie findet. Auf ihrem neuen Posten in Kenia fühlt sie sich ebenfalls wohl: “Ich empfinde eine unglaubliche Freude und Dankbarkeit.” Auch Swahili will sie so schnell wie möglich lernen. Arne Schütte

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