heute geht in Nairobi der fünfte German-African Business Summit (GABS) zu Ende. In dieser Sonderausgabe informieren wir Sie über die wichtigsten Geschehnisse auf dem Gipfel.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat den GABS gestern eröffnet und daran erinnert, dass die wirtschaftliche Kooperation in der DNA der Bundesrepublik liegt. Mein Kollege David Renke hat die Ausführungen des Ministers analysiert und auch mit einigen GABS-Teilnehmern gesprochen.
Unterdessen fordert Christoph Kannengießer, der Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, in einem Gastbeitrag ein Ende der Finanzierungsengpässe. Sein Verband ist auch Mitorganisator des GABS.
Und wir stellen Ihnen Oliver Hermes vor, den CEO der Wilo Gruppe. Der Pumpenhersteller ist in Afrika schon breit aufgestellt und setzt auf den Kontinent als wichtigen Wachstumsmarkt.
Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.
Am Dienstag hat Wirtschaftsminister Robert Habeck den German-African Business Summit (GABS) eröffnet. Ursprünglich hatten sich auch VW-Chef Thomas Schäfer, der auch Vorsitzender der Safri-Initiative ist, sowie Kenias Präsident William Ruto zur Eröffnung angekündigt. Schäfer schickte jedoch aufgrund der Krisenlage bei dem Wolfsburger Autobauer lediglich eine Videobotschaft. Ruto ließ sich von seinem Premierminister vertreten. Indes war das Interesse an dem Gipfel groß. Nach Angaben der Safri haben sich rund 900 Teilnehmer angemeldet. Beim GABS vor zwei Jahren in Johannesburg lag die Zahl noch bei rund 500 Teilnehmern.
Auch Wirtschaftsminister Habeck hob bei seiner Eröffnungsrede zum GABS die bestehende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Afrika hervor. “930 deutsche Unternehmen sind in Afrika tätig und beschäftigen über 230.000 Menschen. Das sind gute Zahlen, aber nicht so gut, dass wir nicht noch besser werden könnten”, sagte Habeck. Deutschland sei eine Handelsnation, unter diesem Gesichtspunkt müsse das Land immer weiter seine Handelsbeziehungen erneuern. Afrika nehme dabei – insbesondere angesichts der weltpolitischen Lage mit China und den USA, die sich weiter abschotten – eine wichtigere Rolle ein.
Um vornehmlich die deutsch-afrikanische Start-up-Szene in Kenia anzukurbeln, kündigte Habeck an, den German Accelerator mit einem eigenen Büro nach Kenia zu bringen, als Drehscheibe, um in ganz Subsahara-Afrika Start-ups zu fördern. Der Accelerator ist ein vom BMWK finanziertes Förderprogramm, um Start-ups weltweit zu unterstützen.
Gemeinsam mit Habeck hatte der Kabinettschef und kenianische Außenminister Musalia Mudavadi den GABS eröffnet. “Nichts ist umsonst. Wir als Kontinent müssen uns von rückwärtsgewandter Gesetzgebung verabschieden“, sagte Mudavadi. Speziell bezog er sich dabei auf eine Gesetzgebung, die Handel und Investitionen hemmt. “Wir müssen die richtige Balance finden, dass wir einerseits Kapital anziehen und dass andererseits die Kenianer davon profitieren“, sagte Mudavadi. Sein Land sei im Prozess, die Gesetzgebung zu überarbeiten, um Investitionen in Kenia zu vereinfachen.
Auch BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth sieht den Zuspruch für den GABS im Gespräch mit Table.Briefings positiv: “Ich habe ja auch am letzten GABS vor zwei Jahren in Johannesburg teilgenommen und gesehen, wie die Business-Community zusammen agiert und hier in Nairobi habe ich den Eindruck gehabt, dass sich das weiter verstärkt hat.” Das sei keine Selbstverständlichkeit in einer Welt, die immer weiter auseinander breche.
Im Zentrum des GABS-Auftakttages standen insbesondere auch Branchen wie die Agrarindustrie und der Bergbausektor im Fokus. Der Agrarsektor gehört in vielen afrikanischen Ländern noch immer zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen. Gleichzeitig leiden laut einer Studie der United Nations Industrial Development Organization (Unido) und der Food and Agricultural Organization der UN (FAO), die Mitte Dezember veröffentlicht werden soll und Table.Briefings vorab vorliegt, in Afrika 20 Prozent der Menschen an Hunger. In Asien sind es lediglich acht Prozent, in Lateinamerika sogar nur sechs Prozent.
Unido-Generalsekretär Gerd Müller sagte Table.Briefings: “Angesichts des Bevölkerungswachstums vor allem in Afrika ist es entscheidend, dass wir ohne Verzögerung strategische Investitionen tätigen. Mit zusätzlichen jährlichen Investitionen von 50 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren in Infrastruktur, Innovation und Technologie sowie Agrarindustrie können wir eine Welt schaffen, in der der Hunger der Vergangenheit angehört.”
Erst vor zwei Wochen war Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit Agrarunternehmern nach Äthiopien und Sambia gereist und hatte deutsche Investitionen im afrikanischen Agrarsektor versprochen.
Am Mittwoch befasst sich ein Side-Event zudem mit der Bergbauwirtschaft in Afrika. Hier ist China führend. Laut einer Studie des Berliner Thinktanks APRI haben chinesische Unternehmen in den vergangenen Jahren allein in den Lithium-Abbau in Afrika 4,5 Milliarden US-Dollar investiert. Deutsche Bergbauexpertise ist in den vergangenen Jahren hingegen vielfach verloren gegangen. Dennoch hätten deutsche Unternehmen Vorteile gegenüber chinesischen, aber auch anderen Anbietern, meint Inge Herbert, Regionaldirektorin für Subsahara-Afrika der Friedrich-Naumann-Stiftung: “Deutsche Unternehmen können sich als verantwortungsvolle Partner für afrikanische Staaten und Unternehmen positionieren. Deutschland als Teil des globalen Nordens und der EU steht für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards und Transparenz. Wirtschaftsakteure wie China, Indien und arabische Staaten wie VAE und Saudi-Arabien fallen da weit ab.” Insbesondere Deutschland habe zudem einen exzellenten Ruf im Bereich technischer Ausbildung und Fachkräfteentwicklung.
Über 300 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren machen Afrika einerseits zu einer der weltweit dynamischsten Regionen – nicht nur mit Blick auf eine aufstrebende Konsumentenbasis, sondern auch mit Blick auf Arbeitskräfte. Jährlich drängen 15 bis 20 Millionen junge Menschen in die lokalen und internationalen Arbeitsmärkte. Diese Zahlen verdeutlichen zugleich die immense Herausforderung, in Afrika ausreichend Arbeitsplätze und damit Lebensperspektiven für die junge Bevölkerung zu schaffen, die diese mit Nachdruck einfordert. Der Druck, die Volkswirtschaften des Kontinents zu diversifizieren, war noch nie so groß wie heute.
Auf der anderen Seite steht die deutsche Wirtschaft, deren Wachstumsbasis in Europa, China und den USA ins Wanken gerät, die aber nach wie vor den afrikanischen Kontinent vorrangig unter Risikogesichtspunkten bewertet. Dabei verkennen viele, dass die Risiken afrikanischer Märkte oft überbewertet werden – und dass eine breitere regionale Streuung von Geschäftsaktivitäten die Resilienz gegen geoökonomische Krisen stärkt.
Die Diversifizierung in Richtung Afrika liegt nicht allein im Interesse der Unternehmen. Nicht nur suchen Deutschland und Europa verstärkt neue politische Partnerschaften, sondern sie haben ein Interesse daran, dass unser Nachbarkontinent auf der Basis verbesserter Lebenschancen und robuster ökonomischer Entwicklung stabil bleibt. Deutsche Unternehmen könnten hier eine Schlüsselrolle übernehmen, indem sie in lokale Wertschöpfung investieren. Mit ihrer Expertise in Bereichen wie Chemie, Gesundheit, Maschinenbau, Automobilindustrie und erneuerbaren Energien könnten sie dazu beitragen, Afrikas Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu reduzieren, und gleichzeitig neue Märkte für sich erschließen.
Aktuell sind wir aber davon noch weit entfernt. Bei den Investitionen in Afrika liegt Deutschland lediglich auf Platz neun. Will man hier aufholen, dann muss viel geschehen. Es braucht endlich eine moderne Afrika-Strategie aus einem Guss, welche in Partnerschaft zwischen Politik und Wirtschaft gemeinsame Kraftanstrengungen und vor allem privates Kapital mobilisiert.
Dieses gelingt nur, wenn in einem ersten Schritt endlich die Finanzierungsthemen angegangen werden, die in Afrika bereits tätige Unternehmen als entscheidenden Engpass für mehr Engagement adressieren. Einige seien benannt:
Dies wären erste Schritte, Afrika nicht länger nur durch die Linse von Problemen zu betrachten, sondern konkrete Schritte nach vorne zu gehen. Für Deutschland besteht jetzt die Chance, mit einer klugen und mutigen Afrika-Strategie zur Entwicklung des Kontinents beizutragen und gleichzeitig dazu, die eigene wirtschaftliche Zukunft zu sichern. Eine zukunftsorientierte Afrika-Politik ist deshalb keine Option, sondern sie ist eine Notwendigkeit.
Christoph Kannengießer ist Jurist und seit 30 Jahren in verantwortlichen Positionen im Verbands- und Stiftungsbereich tätig. Seit 2012 ist er Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.
Oliver Hermes ist ein umtriebiger Geschäftsmann mit Projekten auf der ganzen Welt. Der Präsident und Vorstandsvorsitzende der Wilo Gruppe, die ihren Sitz in Dortmund hat, ist mit seinem Unternehmen in allen Weltregionen aktiv, darunter in 22 afrikanischen Ländern. Wilo ist ein multinationaler Technologiekonzern und einer der weltweit führenden Anbieter von Pumpen und Pumpensystemen für Gebäudetechnik, Wasserwirtschaft und die Industrie. In Afrika unterhält der Konzern Tochtergesellschaften in Ägypten, Kenia, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien.
Hermes ist seit 2006 Mitglied des Vorstands, Vorstandsvorsitzender und CEO. Seit 2019 ist Hermes zudem unternehmerischer Nachfolger von Jochen Opländer, der das Familienunternehmen in vierter Generation geleitet hatte. Dessen Urgroßvater Caspar Ludwig Opländer gründete das Unternehmen 1872 unter dem Namen “Louis Opländer Kupfer- und Messingwarenfabrik”. Der heutige Name des Konzerns ist abgeleitet von Wilhelm Opländer, der Wilo von 1926 bis 1968 führte.
Unter Hermes nahm die Internationalisierung des Unternehmens Fahrt auf. Er verantwortete den Marktneueintritt in Ost-, West- und Zentralafrika sowie in den Ländern Lateinamerikas, und eine Verstärkung der regionalen Präsenz in Südostasien und Nahost. Er veranlasste auch den Bau neuer Werke in Russland, Korea, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA. Erst im letzten Geschäftsjahr wurden zwei neue Fertigungsstätten in Indien und China in Betrieb genommen.
Und die Expansion zahlt sich aus: Laut Geschäftsbericht ist der Umsatz des Unternehmens im letzten Geschäftsjahr auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen, ein Zuwachs von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das Unternehmen beschäftigt knapp 9.000 Angestellte auf der ganzen Welt. Die Wilo Gruppe umfasst neben der Wilo SE mehr als 90 Produktions- und Vertriebsgesellschaften in über 50 Ländern. Der Konzern produziert an 16 Hauptstandorten sowie einigen kleineren Standorten weltweit. Wilo wurde 2021 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Klima ausgezeichnet.
Im Juli wiedereröffnete Wilo ein Zentrum in Kenia, das um Montage-, Test- und Schulungskapazitäten erweitert wurde. Für Hermes ist Afrika ein wichtiger Wachstumsmarkt: “Die ostafrikanischen Länder verfügen über eine enorme Dynamik und ein großes wirtschaftliches Wachstumspotenzial”, sagte er bei der Einweihung in Nairobi. “Mit unserer Plattform in Kenia konnten wir uns hier in den vergangenen fünf Jahren bereits als kompetenter Lösungsanbieter und verlässlicher Partner profilieren – gerade auch angesichts der mit dem Klimawandel und der Urbanisierung verbundenen Herausforderungen wie Wasserknappheit und Sanitärversorgung”, so Hermes weiter. “Dieses Engagement wollen wir fortsetzen und verstärken, um durch langfristige Investitionen Wertschöpfung in der Region und Chancen für qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.”
Seit September 2023 ist Hermes neben weiteren Verbänden auch Mitglied im Vorstand der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri) und des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Die Begründung laut einer Wilo-Pressemitteilung: “Um die Wirtschaftsbeziehungen mit den Ländern Afrikas zu intensivieren, den Kontinent stärker in den Fokus der deutschen Wirtschafts- und Außenpolitik zu rücken und effiziente Afrika-Kooperationen jenseits von Entwicklungshilfe zu prägen.”
Zum German-African Business Summit (GABS) in Nairobi in dieser Woche ist Hermes nicht persönlich angereist. Wilo East Africa ist aber auf dem Gipfel vertreten. “Die großen Herausforderungen unserer Zeit – in Deutschland, in Afrika und vor allem global – können nur in starken Partnerschaften bewältigt werden. Der GABS bietet für den Auf- und Ausbau ebensolcher Partnerschaften einen hervorragenden Rahmen”, erklärt ein Pressesprecher auf Table.Briefings-Anfrage.
Afrika werde in seiner Entwicklung nicht auf Europa warten, meint Hermes: “Mit seinen enormen Rohstoff- und Humanressourcen wird der afrikanische Kontinent im 21. Jahrhundert zu einer neuen Wirtschaftsmacht heranwachsen – ob wir uns als Europäer in diese Entwicklung einbringen oder nicht.” Politik und Wirtschaft müssten entschlossen zusammenarbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren und den Ländern Afrikas wettbewerbsfähige Kooperationsangebote machen zu können, fordert er. “Wir erleben eine geoökonomische Zeitenwende als direkte Konsequenz der geopolitischen Zeitenwende”, sagte Hermes zu Table.Briefings. “Zudem sehen wir global wirkende Megatrends, die für Afrika – so wie für den Globalen Süden insgesamt – eine nie dagewesene Dynamik mit sich bringen.”
Unter dem Motto “Klimaschutz ist Teil unserer DNA” setzt sich Hermes mit Wilo dafür ein, weltweit bessere Lebensstandards zu erreichen und die Effizienz wasserwirtschaftlicher Systeme zu steigern. Neben dem Fokus auf Wasserwirtschaft, Industrie und Gebäudetechnik sieht sich Wilo unter Hermes aber auch als “Pionier bei der Entwicklung von Produkten, Systemen und Lösungen für das Wasserstoffzeitalter“. Hermes sieht hier große Potenziale: “Wasserstoff wird fossile Energieträger ersetzen und Wilo sowie dem Wirtschaftsstandort Deutschland eine unabhängige Energieversorgung ermöglichen”, meint er. Arne Schütte
heute geht in Nairobi der fünfte German-African Business Summit (GABS) zu Ende. In dieser Sonderausgabe informieren wir Sie über die wichtigsten Geschehnisse auf dem Gipfel.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat den GABS gestern eröffnet und daran erinnert, dass die wirtschaftliche Kooperation in der DNA der Bundesrepublik liegt. Mein Kollege David Renke hat die Ausführungen des Ministers analysiert und auch mit einigen GABS-Teilnehmern gesprochen.
Unterdessen fordert Christoph Kannengießer, der Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, in einem Gastbeitrag ein Ende der Finanzierungsengpässe. Sein Verband ist auch Mitorganisator des GABS.
Und wir stellen Ihnen Oliver Hermes vor, den CEO der Wilo Gruppe. Der Pumpenhersteller ist in Afrika schon breit aufgestellt und setzt auf den Kontinent als wichtigen Wachstumsmarkt.
Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.
Am Dienstag hat Wirtschaftsminister Robert Habeck den German-African Business Summit (GABS) eröffnet. Ursprünglich hatten sich auch VW-Chef Thomas Schäfer, der auch Vorsitzender der Safri-Initiative ist, sowie Kenias Präsident William Ruto zur Eröffnung angekündigt. Schäfer schickte jedoch aufgrund der Krisenlage bei dem Wolfsburger Autobauer lediglich eine Videobotschaft. Ruto ließ sich von seinem Premierminister vertreten. Indes war das Interesse an dem Gipfel groß. Nach Angaben der Safri haben sich rund 900 Teilnehmer angemeldet. Beim GABS vor zwei Jahren in Johannesburg lag die Zahl noch bei rund 500 Teilnehmern.
Auch Wirtschaftsminister Habeck hob bei seiner Eröffnungsrede zum GABS die bestehende Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Afrika hervor. “930 deutsche Unternehmen sind in Afrika tätig und beschäftigen über 230.000 Menschen. Das sind gute Zahlen, aber nicht so gut, dass wir nicht noch besser werden könnten”, sagte Habeck. Deutschland sei eine Handelsnation, unter diesem Gesichtspunkt müsse das Land immer weiter seine Handelsbeziehungen erneuern. Afrika nehme dabei – insbesondere angesichts der weltpolitischen Lage mit China und den USA, die sich weiter abschotten – eine wichtigere Rolle ein.
Um vornehmlich die deutsch-afrikanische Start-up-Szene in Kenia anzukurbeln, kündigte Habeck an, den German Accelerator mit einem eigenen Büro nach Kenia zu bringen, als Drehscheibe, um in ganz Subsahara-Afrika Start-ups zu fördern. Der Accelerator ist ein vom BMWK finanziertes Förderprogramm, um Start-ups weltweit zu unterstützen.
Gemeinsam mit Habeck hatte der Kabinettschef und kenianische Außenminister Musalia Mudavadi den GABS eröffnet. “Nichts ist umsonst. Wir als Kontinent müssen uns von rückwärtsgewandter Gesetzgebung verabschieden“, sagte Mudavadi. Speziell bezog er sich dabei auf eine Gesetzgebung, die Handel und Investitionen hemmt. “Wir müssen die richtige Balance finden, dass wir einerseits Kapital anziehen und dass andererseits die Kenianer davon profitieren“, sagte Mudavadi. Sein Land sei im Prozess, die Gesetzgebung zu überarbeiten, um Investitionen in Kenia zu vereinfachen.
Auch BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth sieht den Zuspruch für den GABS im Gespräch mit Table.Briefings positiv: “Ich habe ja auch am letzten GABS vor zwei Jahren in Johannesburg teilgenommen und gesehen, wie die Business-Community zusammen agiert und hier in Nairobi habe ich den Eindruck gehabt, dass sich das weiter verstärkt hat.” Das sei keine Selbstverständlichkeit in einer Welt, die immer weiter auseinander breche.
Im Zentrum des GABS-Auftakttages standen insbesondere auch Branchen wie die Agrarindustrie und der Bergbausektor im Fokus. Der Agrarsektor gehört in vielen afrikanischen Ländern noch immer zu den wichtigsten Wirtschaftsbereichen. Gleichzeitig leiden laut einer Studie der United Nations Industrial Development Organization (Unido) und der Food and Agricultural Organization der UN (FAO), die Mitte Dezember veröffentlicht werden soll und Table.Briefings vorab vorliegt, in Afrika 20 Prozent der Menschen an Hunger. In Asien sind es lediglich acht Prozent, in Lateinamerika sogar nur sechs Prozent.
Unido-Generalsekretär Gerd Müller sagte Table.Briefings: “Angesichts des Bevölkerungswachstums vor allem in Afrika ist es entscheidend, dass wir ohne Verzögerung strategische Investitionen tätigen. Mit zusätzlichen jährlichen Investitionen von 50 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren in Infrastruktur, Innovation und Technologie sowie Agrarindustrie können wir eine Welt schaffen, in der der Hunger der Vergangenheit angehört.”
Erst vor zwei Wochen war Landwirtschaftsminister Cem Özdemir mit Agrarunternehmern nach Äthiopien und Sambia gereist und hatte deutsche Investitionen im afrikanischen Agrarsektor versprochen.
Am Mittwoch befasst sich ein Side-Event zudem mit der Bergbauwirtschaft in Afrika. Hier ist China führend. Laut einer Studie des Berliner Thinktanks APRI haben chinesische Unternehmen in den vergangenen Jahren allein in den Lithium-Abbau in Afrika 4,5 Milliarden US-Dollar investiert. Deutsche Bergbauexpertise ist in den vergangenen Jahren hingegen vielfach verloren gegangen. Dennoch hätten deutsche Unternehmen Vorteile gegenüber chinesischen, aber auch anderen Anbietern, meint Inge Herbert, Regionaldirektorin für Subsahara-Afrika der Friedrich-Naumann-Stiftung: “Deutsche Unternehmen können sich als verantwortungsvolle Partner für afrikanische Staaten und Unternehmen positionieren. Deutschland als Teil des globalen Nordens und der EU steht für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards und Transparenz. Wirtschaftsakteure wie China, Indien und arabische Staaten wie VAE und Saudi-Arabien fallen da weit ab.” Insbesondere Deutschland habe zudem einen exzellenten Ruf im Bereich technischer Ausbildung und Fachkräfteentwicklung.
Über 300 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren machen Afrika einerseits zu einer der weltweit dynamischsten Regionen – nicht nur mit Blick auf eine aufstrebende Konsumentenbasis, sondern auch mit Blick auf Arbeitskräfte. Jährlich drängen 15 bis 20 Millionen junge Menschen in die lokalen und internationalen Arbeitsmärkte. Diese Zahlen verdeutlichen zugleich die immense Herausforderung, in Afrika ausreichend Arbeitsplätze und damit Lebensperspektiven für die junge Bevölkerung zu schaffen, die diese mit Nachdruck einfordert. Der Druck, die Volkswirtschaften des Kontinents zu diversifizieren, war noch nie so groß wie heute.
Auf der anderen Seite steht die deutsche Wirtschaft, deren Wachstumsbasis in Europa, China und den USA ins Wanken gerät, die aber nach wie vor den afrikanischen Kontinent vorrangig unter Risikogesichtspunkten bewertet. Dabei verkennen viele, dass die Risiken afrikanischer Märkte oft überbewertet werden – und dass eine breitere regionale Streuung von Geschäftsaktivitäten die Resilienz gegen geoökonomische Krisen stärkt.
Die Diversifizierung in Richtung Afrika liegt nicht allein im Interesse der Unternehmen. Nicht nur suchen Deutschland und Europa verstärkt neue politische Partnerschaften, sondern sie haben ein Interesse daran, dass unser Nachbarkontinent auf der Basis verbesserter Lebenschancen und robuster ökonomischer Entwicklung stabil bleibt. Deutsche Unternehmen könnten hier eine Schlüsselrolle übernehmen, indem sie in lokale Wertschöpfung investieren. Mit ihrer Expertise in Bereichen wie Chemie, Gesundheit, Maschinenbau, Automobilindustrie und erneuerbaren Energien könnten sie dazu beitragen, Afrikas Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu reduzieren, und gleichzeitig neue Märkte für sich erschließen.
Aktuell sind wir aber davon noch weit entfernt. Bei den Investitionen in Afrika liegt Deutschland lediglich auf Platz neun. Will man hier aufholen, dann muss viel geschehen. Es braucht endlich eine moderne Afrika-Strategie aus einem Guss, welche in Partnerschaft zwischen Politik und Wirtschaft gemeinsame Kraftanstrengungen und vor allem privates Kapital mobilisiert.
Dieses gelingt nur, wenn in einem ersten Schritt endlich die Finanzierungsthemen angegangen werden, die in Afrika bereits tätige Unternehmen als entscheidenden Engpass für mehr Engagement adressieren. Einige seien benannt:
Dies wären erste Schritte, Afrika nicht länger nur durch die Linse von Problemen zu betrachten, sondern konkrete Schritte nach vorne zu gehen. Für Deutschland besteht jetzt die Chance, mit einer klugen und mutigen Afrika-Strategie zur Entwicklung des Kontinents beizutragen und gleichzeitig dazu, die eigene wirtschaftliche Zukunft zu sichern. Eine zukunftsorientierte Afrika-Politik ist deshalb keine Option, sondern sie ist eine Notwendigkeit.
Christoph Kannengießer ist Jurist und seit 30 Jahren in verantwortlichen Positionen im Verbands- und Stiftungsbereich tätig. Seit 2012 ist er Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.
Oliver Hermes ist ein umtriebiger Geschäftsmann mit Projekten auf der ganzen Welt. Der Präsident und Vorstandsvorsitzende der Wilo Gruppe, die ihren Sitz in Dortmund hat, ist mit seinem Unternehmen in allen Weltregionen aktiv, darunter in 22 afrikanischen Ländern. Wilo ist ein multinationaler Technologiekonzern und einer der weltweit führenden Anbieter von Pumpen und Pumpensystemen für Gebäudetechnik, Wasserwirtschaft und die Industrie. In Afrika unterhält der Konzern Tochtergesellschaften in Ägypten, Kenia, Marokko, Nigeria, Südafrika und Tunesien.
Hermes ist seit 2006 Mitglied des Vorstands, Vorstandsvorsitzender und CEO. Seit 2019 ist Hermes zudem unternehmerischer Nachfolger von Jochen Opländer, der das Familienunternehmen in vierter Generation geleitet hatte. Dessen Urgroßvater Caspar Ludwig Opländer gründete das Unternehmen 1872 unter dem Namen “Louis Opländer Kupfer- und Messingwarenfabrik”. Der heutige Name des Konzerns ist abgeleitet von Wilhelm Opländer, der Wilo von 1926 bis 1968 führte.
Unter Hermes nahm die Internationalisierung des Unternehmens Fahrt auf. Er verantwortete den Marktneueintritt in Ost-, West- und Zentralafrika sowie in den Ländern Lateinamerikas, und eine Verstärkung der regionalen Präsenz in Südostasien und Nahost. Er veranlasste auch den Bau neuer Werke in Russland, Korea, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA. Erst im letzten Geschäftsjahr wurden zwei neue Fertigungsstätten in Indien und China in Betrieb genommen.
Und die Expansion zahlt sich aus: Laut Geschäftsbericht ist der Umsatz des Unternehmens im letzten Geschäftsjahr auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen, ein Zuwachs von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Das Unternehmen beschäftigt knapp 9.000 Angestellte auf der ganzen Welt. Die Wilo Gruppe umfasst neben der Wilo SE mehr als 90 Produktions- und Vertriebsgesellschaften in über 50 Ländern. Der Konzern produziert an 16 Hauptstandorten sowie einigen kleineren Standorten weltweit. Wilo wurde 2021 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis im Bereich Klima ausgezeichnet.
Im Juli wiedereröffnete Wilo ein Zentrum in Kenia, das um Montage-, Test- und Schulungskapazitäten erweitert wurde. Für Hermes ist Afrika ein wichtiger Wachstumsmarkt: “Die ostafrikanischen Länder verfügen über eine enorme Dynamik und ein großes wirtschaftliches Wachstumspotenzial”, sagte er bei der Einweihung in Nairobi. “Mit unserer Plattform in Kenia konnten wir uns hier in den vergangenen fünf Jahren bereits als kompetenter Lösungsanbieter und verlässlicher Partner profilieren – gerade auch angesichts der mit dem Klimawandel und der Urbanisierung verbundenen Herausforderungen wie Wasserknappheit und Sanitärversorgung”, so Hermes weiter. “Dieses Engagement wollen wir fortsetzen und verstärken, um durch langfristige Investitionen Wertschöpfung in der Region und Chancen für qualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.”
Seit September 2023 ist Hermes neben weiteren Verbänden auch Mitglied im Vorstand der Subsahara-Afrika-Initiative der deutschen Wirtschaft (Safri) und des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Die Begründung laut einer Wilo-Pressemitteilung: “Um die Wirtschaftsbeziehungen mit den Ländern Afrikas zu intensivieren, den Kontinent stärker in den Fokus der deutschen Wirtschafts- und Außenpolitik zu rücken und effiziente Afrika-Kooperationen jenseits von Entwicklungshilfe zu prägen.”
Zum German-African Business Summit (GABS) in Nairobi in dieser Woche ist Hermes nicht persönlich angereist. Wilo East Africa ist aber auf dem Gipfel vertreten. “Die großen Herausforderungen unserer Zeit – in Deutschland, in Afrika und vor allem global – können nur in starken Partnerschaften bewältigt werden. Der GABS bietet für den Auf- und Ausbau ebensolcher Partnerschaften einen hervorragenden Rahmen”, erklärt ein Pressesprecher auf Table.Briefings-Anfrage.
Afrika werde in seiner Entwicklung nicht auf Europa warten, meint Hermes: “Mit seinen enormen Rohstoff- und Humanressourcen wird der afrikanische Kontinent im 21. Jahrhundert zu einer neuen Wirtschaftsmacht heranwachsen – ob wir uns als Europäer in diese Entwicklung einbringen oder nicht.” Politik und Wirtschaft müssten entschlossen zusammenarbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren und den Ländern Afrikas wettbewerbsfähige Kooperationsangebote machen zu können, fordert er. “Wir erleben eine geoökonomische Zeitenwende als direkte Konsequenz der geopolitischen Zeitenwende”, sagte Hermes zu Table.Briefings. “Zudem sehen wir global wirkende Megatrends, die für Afrika – so wie für den Globalen Süden insgesamt – eine nie dagewesene Dynamik mit sich bringen.”
Unter dem Motto “Klimaschutz ist Teil unserer DNA” setzt sich Hermes mit Wilo dafür ein, weltweit bessere Lebensstandards zu erreichen und die Effizienz wasserwirtschaftlicher Systeme zu steigern. Neben dem Fokus auf Wasserwirtschaft, Industrie und Gebäudetechnik sieht sich Wilo unter Hermes aber auch als “Pionier bei der Entwicklung von Produkten, Systemen und Lösungen für das Wasserstoffzeitalter“. Hermes sieht hier große Potenziale: “Wasserstoff wird fossile Energieträger ersetzen und Wilo sowie dem Wirtschaftsstandort Deutschland eine unabhängige Energieversorgung ermöglichen”, meint er. Arne Schütte