Table.Briefing: Africa

Fachkräfte: Warum kaum Afrikaner kommen + Mali: Wie die Ukraine im Sahel agiert + TFTA: Was die neue Freihandelszone verändern kann

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Niederlage der Wagner-Gruppe im Norden Malis ist eine der größten der russischen Söldner außerhalb der Ukraine. Für weltweit Aufmerksamkeit sorgte aber vor allem, was folgte: Ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes machte geltend, dass der GRU den Rebellen geholfen habe. Wie mein Kollege Viktor Funk und ich recherchiert haben, ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Als ehemalige Sowjetrepublik haben die Ukrainer tiefe Einblicke auch ins russische Militär. Inwieweit sich der Konflikt in Nordmali zu einem Nebenschauplatz des Ukrainekrieges entwickelt, erfahren Sie in unserer Analyse.

Dazu haben wir weitere spannende News, Analysen und Lesetipps in der aktuellen Ausgabe. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünsche ich Ihnen!

Ihre
Lucia Weiß
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Analyse

Fachkräftemangel: Warum Deutschland so wenig Arbeitskräfte aus Afrika will

Trotz der Bemühungen der Bundesregierung kommen relativ wenige Fachkräfte aus Afrika nach Deutschland. Es kommen verstärkt Menschen aus Europa, Asien und Lateinamerika nach Deutschland. Nur in Afrika bleibt das Interesse relativ gering.

Laut Destatis haben 21,2 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Die ausländische Bevölkerung beläuft sich auf 13,9 Millionen. Ende 2023 waren in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt Destatis rund 419.000 Personen aus Ländern außerhalb der EU mit einem befristeten Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbstätigkeit im Ausländerzentralregister erfasst. Seit Jahren steigt die Zahl kontinuierlich. Vor zehn Jahren, 2013, lag die Zahl bei 105.000.

Akademiker gesucht

Der Fokus der deutschen und europäischen Migrationspolitik liegt auf Akademikern, die im vergangenen Jahr rund 27 Prozent der Erwerbsimmigration in Deutschland ausmachten. Hinzu kommen Fachkräfte mit akademischer Ausbildung, deren Anteil zusätzlich 12 Prozent betrug.

In der Vergangenheit haben nordafrikanische Länder, vor allem Marokko und Tunesien, zwischen 1955 und 1973 Abkommen mit der Bundesregierung zur Gastarbeitermigration nach Deutschland unterzeichnet. Das hat dazu geführt, dass die meisten Afrikaner, die in Deutschland arbeiten, aus dem Norden des Kontinents stammen.

“Wir haben im Augenblick 750.000 Personen in Deutschland mit afrikanischen Staatsangehörigkeiten, von denen 300.000 beschäftigt sind”, sagt Wido Geis-Thöne, Senior Economist für Familienpolitik und Migrationsfragen beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, gegenüber Table.Briefings. “Etwa ein Drittel der Personen stammt aus den fünf nordafrikanischen Ländern Ägypten, Marokko, Tunesien, Libyen und Algerien.”

Deutsche EZ verantwortlich

Er sieht die Ursache für den geringen Anteil afrikanischer Fachkräfte in der deutschen Entwicklungspolitik. Der deutsche Ansatz in Bezug auf Subsahara-Afrika sei eher auf Entwicklungszusammenarbeit (EZ) als auf die Gewinnung von Fachkräften ausgerichtet, meint Geis-Thöne, der viele Studien mit Schwerpunkt auf Fachkräfte, Migration und Flüchtlinge durchgeführt hat.

Der 16. Entwicklungspolitische Bericht des BMZ aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Deutschland seit 2017 “insgesamt rund acht Milliarden Euro an bilateralen Mitteln für afrikanische Partnerländer zugesagt” hat. Der Bericht benennt auch die “vier Säulen” der deutschen EZ:

  • Stärkung der Eigeninitiative,
  • Stärkung privater Investitionen,
  • Innovations- und Technologietransfer,
  • Fairer Handel.

Die Ausbildung von Fachkräften wird unter den entwicklungspolitischen Säulen nicht explizit genannt.

Sorge vor Brain Drain

Das hat in der Logik der deutschen Entwicklungspolitiker einen guten Grund, weil viele von ihnen einen Brain Drain, den Entzug von Fachkräften von den lokalen Arbeitsmärkten, fürchten. So will das BMZ in der EZ die wenigen Fachkräfte in Afrika fördern und dazu bringen, dass sie in ihrem Heimatland einen Beitrag zur Entwicklung leisten.

Dem stimmt Geis-Thöne zu: “Das ist tendenziell immer noch den Fall.” Der Experte betrachtete es auch aus der Bevölkerungsperspektive. Zum Beispiel sei die afrikanische Bevölkerung nicht mit Indien vergleichbar, wo Deutschland ebenfalls Fachkräfte sucht.

Ungünstige Demographie

Für 2023 wird die Bevölkerung der afrikanischen Länder südlich der Sahara auf 1,24 Milliarden Menschen geschätzt. Das ist weniger als die Bevölkerung Indiens, die bei rund 1,43 Milliarden Einwohnern liegt. “Wenn man das Gesamtbild anschaut, ist es eigentlich nicht zwangsweise naheliegend, Afrika als erstes zu adressieren“, meint deshalb auch Geis-Thöne. “Viel naheliegender ist es, nach Süd- und Südostasien zu gehen, weil da sehr viel mehr Menschen leben.”

Ein weiteres Hindernis für eine stärke Anwerbung afrikanischer Fachkräfte sind Klischees, die sich zum Teil hartnäckig halten, beispielsweise das Vorurteil, dass es in Subsahara-Afrika wenig qualifizierte Fachkräfte gibt. Auch das Stereotyp, dass Afrikaner “faul” seien, hält sich in Deutschland nach wie vor.

Diese Erklärungen relativiert Geis-Thöne jedoch. “Dass Stereotype gegen Afrika eine Rolle spielen, kann ich nicht ausschließen”, meint der IW-Ökonom. “Dem ist aber definitiv nicht das größte Gewicht beizumessen.” Der zentrale Punkt für den Experten ist, dass Subsahara-Afrika in Sachen Entwicklung weit hinter anderen Ländern zurückliegt. Im Bericht über den Human Development Index 2022 wird der Wert für Indien mit 0,644 angegeben, während er für Subsahara-Afrika im Mittel bei 0,549 liegt.

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Wagner-Söldner: Wie die Ukraine den Tuareg in Mali geholfen haben könnte

Wie hoch die Verluste auf Seiten der malischen Armee (Fama) und der russischen Wagner-Söldner am vergangenen Wochenende wirklich waren, ist nicht klar. Der auf islamistischen Terrorismus spezialisierte Analyst Wassim Nasr vom Soufan Center in New York spricht von etwa fünfzig Kämpfern, die am 27. Juli im Gefecht bei Tinzaouaten an der algerischen Grenze gefallen sind. Es handele sich um den “wichtigsten Rückschlag, den Wagner seit 2018 außerhalb der Ukraine einstecken musste”, so Nasr.

Die malische Armee räumte in einer Mitteilung vom 29. Juli “bedeutende” Verluste auf ihrer Seite ein. Auch einschlägige, wagnernahe Telegram-Kanäle sprachen von schweren Verlusten. Angreifer auf Fama und Wagner-Truppen waren vor allem Kämpfer des separatistischen CSP-PSD (Cadre stratégique permanent pour la paix, la sécurité et le développement), dem mehrere Gruppen angehören, zu denen mehrheitlich, aber nicht ausschließlich, Tuareg gehören.

Kooperationen verschiedener Gruppen gegen Wagner

Innerhalb der CSP gibt es zwei Fraktionen: Die eine lehnt Kontakte zu den Terroristen ab, die andere ist weniger strikt – wenn auch sie eine direkte Zusammenarbeit ausschließt. Am jüngsten Überfall waren offenbar auch Terroristen beteiligt. Laut Nasr sei dies aber ein kurzzeitiger Zusammenschluss gewesen, da beide sowohl die Fama wie auch Wagner zum Gegner haben.

Kurz nach Bekanntwerden der Kämpfe verbreitete sich in sozialen Medien und über die ukrainische Zeitung Kyiv Post ein Foto, das Kämpfer des CSP mit einer ukrainischen Flagge zeigt. Seine Echtheit bleibt fraglich. Vor einigen Monaten bereits gab es unbestätigte Berichte, denen zufolge ukrainische Kämpfer Wagner-Milizen im Sudan verfolgten.

Grundsätzlich verfügt der ukrainische Geheimdienst über eine Sondereinheit, die für Auslandsmissionen eingesetzt wird. Sie spielte unter anderem während der Evakuierung des Kabuler Flughafens im August 2021 eine wichtige Rolle.

Ukrainischer Freiheitskampf als Vorbild für die Tuareg?

“Die Tuareg haben intensiv versucht, weltweite Sympathie zu gewinnen, indem sie ihren Kampf als Teil desselben Kampfes wie den der Ukraine darstellen”, sagte der Afrika-Analyst Jedrzej Czerep vom polnischen Institut für Internationale Beziehungen (PISM) gegenüber Table.Briefings. “Es gab viele Nachrichten in sozialen Medien auf Ukrainisch, Hashtags und Flaggen, sodass die Flagge nicht unbedingt etwas bedeuten muss.”

Zwar will Czerep eine “gewisse Koordination und Verbindung” nicht ausschließen, ist im konkreten Fall aber skeptisch, was die Mitwirkung der Ukraine angeht. “Ich sehe in diesem Fall keinen wirklichen Mehrwert durch ukrainische Geheimdienste.” Nach der Einnahme Inafaraks (einem Ort, der ebenfalls an der malisch-algerischen Grenze liegt, Anm. d. Red.) durch malische Streitkräfte und Wagner-Einheiten erscheine es ihm glaubwürdig, “dass die Separatisten in einer guten Position waren, um es allein zu schaffen”, sagt Czerep vom PISM.

Ukrainische Piloten bei der Minusma-Mission

Der ukrainische Geheimdienst könnte also am globalen Informationskrieg mit Russland mitwirken und ein Gerücht für sich nutzen. Doch nach Aussagen von Kennern, die gute Verbindungen in den ukrainischen Geheimdienst haben, ist eine Hilfe realistisch. Diese Hilfe könnte technischer Art gewesen sein: Störung der Wagner-Kommunikation, sowie taktischer Art: Bereitstellung von Informationen über das übliche Vorgehen von Wagner-Kämpfern.

Für die Ukraine ist Mali kein unbekanntes Terrain. Das liegt an der technischen und personellen Beteiligung an der UN-Friedensmission Minusma. Die Ukraine hatte Hubschrauber gestellt, und ein privates ukrainisches Unternehmen vermittelte die Piloten dafür. Zumindest die Hubschrauber wurden nach Februar 2022 wieder in die Ukraine geholt.

“Die meisten Piloten der eingestellten Minusma-Blauhelmmission kamen aus der Ukraine”, sagt Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung, gegenüber Table.Briefings. “Die kennen das Terrain sehr gut.” Die Ukraine habe kürzlich eine Botschaft in Mauretanien eröffnet. “Falls ukrainische Kommandos dabei waren, kamen die sicherlich über Mauretanien nach Nord-Mali”, meint Laessing. “Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Mauretanien so etwas erlauben würde. Nouakchott hat bisher alle Konfrontationen mit Mali vermieden.”

Vergeltungsschlag der Junta

Laessing bezweifelt dennoch eine mögliche Unterstützung der Tuareg durch die Ukraine. “Ich denke, dass die Ukraine versucht, die Wagner-Niederlage für eigene Informationskampagnen auszunutzen, aber nicht an dem Angriff beteiligt war.”

Inzwischen haben die Fama und die Wagner-Kämpfer einen ersten Vergeltungsschlag verübt. Am Dienstag wurde die Gegend um Tinzaouaten aus der Luft angegriffen. Dabei sollen auch türkische Bayar-Drohnen eingesetzt worden sein. Laut malischer Regierung sicherte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan dem malischen Staatschef General Goïta in einem Telefonat weiterhin seine Unterstützung zu.

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Handel: Dreigliedrige Freihandelszone läutet neue Ära ein

Am 25. Juli 2024 trat endlich die Dreigliedrige Freihandelszone Comesa-EAC-SADC (TFTA) in Kraft, 16 Jahre nach der Formulierung der ersten Pläne. Dieses monumentale Abkommen vereint die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC), die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) und den Gemeinsamen Markt für das östliche und südliche Afrika (Comesa) zu einem einzigen Handelsblock und ist damit das größte Handelsabkommen auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Dreiergruppe aus Comesa, SADC und EAC wurde 2005 ins Leben gerufen. Im Jahr 2008 wurde auf dem ersten Dreiergipfel, an dem die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten teilnahmen, ein Programm zur Harmonisierung der Handelsregeln zwischen den regionalen Wirtschaftsblöcken entworfen. Auf einem zweiten Gipfel im Jahr 2011 wurde ein Projekt zur Einführung des TFTA beschlossen.

Ziel des TFTA ist die Schaffung eines riesigen gemeinsamen Marktes und eines einheitlichen Wirtschaftsraums, der 26 Länder und über 600 Millionen Menschen umfasst. Das Inkrafttreten bedeutet jedoch nicht die sofortige Abschaffung von Zöllen zwischen allen Mitgliedsstaaten. Durch die schrittweise Liberalisierung der Zolltarife und die Beseitigung nichttarifärer Hemmnisse soll das Abkommen den innerafrikanischen Handel ankurbeln und das Wirtschaftswachstum fördern. Es umfasst bewährte Praktiken in den Bereichen Transport und Handelserleichterung sowie die Entwicklung von Wertschöpfungsketten, was das TFTA zu einem Wendepunkt für den regionalen Handel macht.

Ambitionierte Zollerleichterungen

Das Abkommen stützt sich im Wesentlichen auf drei Säulen: Marktintegration, Entwicklung der Infrastruktur und industrielle Entwicklung. Dies spiegelt die Tatsache, dass in der Region zahlreiche Handelshemmnisse bestehen. Deshalb sind Anstrengungen zur Steigerung und Diversifizierung der Industrieproduktion sowie zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich.

Die wahrscheinlich wichtigste Säulen für die Wirtschaftsakteure ist die Marktintegration. Ziel dieses Pfeilers ist die Schaffung eines nahtlosen Handelsumfelds durch die Abschaffung von Zöllen und den Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse. Mit Blick auf geplante Zollstreichungen übertrifft das TFTA sogar die AfCFTA an Umfang. Durch geringere Handelskosten und besseren Marktzugang verspricht es, ein noch größeres Wirtschaftspotenzial zu erschließen.

Sprungbrett zur globalen Integration

Regionale Handelsabkommen wie das TFTA dienen den Entwicklungsländern als Kanal zur Integration in die Weltwirtschaft. Durch die Förderung des Wirtschaftswachstums und der Armutsbekämpfung dienen diese Abkommen als Sprungbrett für eine stärkere globale Integration. Der Erfolg der TFTA kann den afrikanischen Ländern den Weg zu einer aktiveren Teilnahme am Welthandel ebnen, ausländische Investitionen anziehen und die wirtschaftliche Entwicklung fördern.

Ein Bericht des Europäischen Parlaments von 2015 hebt hervor, dass die Vorteile dieses Abkommens weit über die quantifizierbaren hinausgehen. Durch ein verbessertes und harmonisiertes Handelsregime könnten die Unternehmen die Betriebskosten senken. Durch den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in die Region würden sich neue Möglichkeiten eröffnen. Im gleichen Atemzug könnte die TFTA das Wirtschaftswachstum in den afrikanischen Ländern beschleunigen. So kann es ihnen ermöglichen, eine regionale Integrationsstrategie umzusetzen, bei der die Entwicklung der Infrastruktur im Vordergrund steht.

Nach Untersuchungen von Samar H. Albagoury von der Universität Kairo kann das Abkommen den internen Handel um knapp 30 Prozent steigern. Das entspricht einer Wertsteigerung von 8,5 Milliarden Dollar. Von dem Anstieg würden demnach vor allem die Schwerindustrie (plus 3,3 Milliarden Dollar), die Leichtindustrie (2,6 Milliarden Dollar) und verarbeitete Lebensmittel (1,8 Milliarden Dollar) profitieren.

Ungleiches Wettbewerbsumfeld?

Doch das Abkommen bringt auch Schattenseiten mit sich, derer sich die Entscheider annehmen müssen. Es gibt Bedenken hinsichtlich der ungleichen Verteilung der Vorteile unter den Mitgliedstaaten. Auf kontinentaler Ebene dominieren einige wenige Länder den innerafrikanischen Handel: Südafrika, Nigeria, Elfenbeinküste, Kenia und Ägypten (in dieser Reihenfolge). Auf sie entfallen zusammen 62,3 Prozent der gesamten innerafrikanischen Exporte. Diese Unterschiede können zu ungleichem Wettbewerb führen, der kleineren Volkswirtschaften wie etwa Simbabwe schaden kann.

Um dem entgegenzuwirken, muss die TFTA-Region handelspolitische Abhilfemaßnahmen, einschließlich Antidumping-, Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen, ergreifen, um die heimischen Industrien schwächerer Volkswirtschaften vor den negativen Auswirkungen der Handelsliberalisierung zu schützen.

Afrikanische Unternehmen stärken

Einige Regierungen und Marktteilnehmer befürchten zudem, dass – obwohl das TFTA ein afrikanisches Projekt ist, das die afrikanische Produktion ankurbeln soll – die wirklich großen Gewinner am Ende multinationale Konzerne von außerhalb des Kontinents sein könnten. Viele von ihnen haben sich in Afrikas Großstädten niedergelassen. Dank des TFTA gewinnen sie einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl lokaler Märkte.

Um die Risiken, die mit einer multinationalen Marktbeherrschung einhergehen – Marktkonzentration, wettbewerbswidrige Praktiken, eingeschränkte Technologietransfers – wirksam zu mindern, müssen die Entscheider der Einführung einer soliden Wettbewerbspolitik und der Integration von KMU in Export- und Importketten Vorrang einräumen. Die TFTA kann eine ausgewogenere und integrative Wirtschaftslandschaft schaffen. Dazu muss sie gleiche Wettbewerbsbedingungen für in- und ausländische Unternehmen fördern, das Wachstum von KMU unterstützen und umfassende Schutzmaßnahmen umsetzen.

Ein neues Kapitel des afrikanischen Handels

Die Dreigliedrige Freihandelszone Comesa-EAC-SADC hat das Potenzial, den afrikanischen Handel und die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents positiv zu verändern. Der ehrgeizige Zeitplan für die Liberalisierung der Zölle kann einen fairen und wettbewerbsfähigen Markt schaffen. Gleichzeitig muss die TFTA jedoch die Liberalisierung durch einen Schutz der heimischen Industrie begleiten.

Während sich der Kontinent vorwärts bewegt, ist es wichtig, die Schwachpunkte im Abkommen anzugehen. Mit Engagement und Kooperation kann das TFTA zu einem Katalysator für Afrikas Wirtschaftswachstum und Integration in die Weltwirtschaft werden.

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News

Äthiopien: Warum die Währungsfreigabe Segen und Fluch zugleich ist

Die äthiopische Regierung wurde mit Segen und Fluch überschüttet, nachdem sie am 29. Juli beschloss, mit ihrer drei Jahrzehnte alten Politik der Wechselkurssteuerung zu brechen, um 10,7 Milliarden Dollar von internationalen Gläubigern zu erhalten.

Noch am selben Tag lobte der Internationale Währungsfonds (IWF), einer der Gläubiger, die Entscheidung der Regierung und erklärte, dass Äthiopien in den kommenden vier Jahren 3,4 Milliarden Dollar erhalten werde. Laut IWF unterstützt diese Finanzierung die Regierung dabei, “makroökonomische Ungleichgewichte zu beseitigen, die Tragfähigkeit der Auslandsverschuldung wiederherzustellen und die Grundlagen für ein höheres, integratives und vom Privatsektor getragenes Wachstum zu schaffen.”

IWF und Weltbank begrüßen Reform

Am 30. Juli erklärte Maryam Salim, Länderdirektorin der Weltbank für Ostafrika, dass “der Schwerpunkt darauf liegt, arme und gefährdete Menschen vor den Kosten der wirtschaftlichen Anpassung zu schützen und ihnen mehr Möglichkeiten zur Teilnahme an der Wirtschaft zu bieten.”

Zemedeneh Nigatu, Global Chairman des Fairfax Africa Fund, der “die Reformen voll und ganz unterstützt,” erklärte unter anderem, dass die Reformen “die makroökonomische Stabilität aufrechterhalten, insbesondere durch die Verringerung der Inflation, die Erhöhung der Devisenliquidität und die Minimierung von Verzerrungen, die durch die oligopolistischen Strukturen verursacht werden, von denen nur einige wenige profitieren”.

Sorge vor steigender Inflation

Es gibt jedoch auch Stimmen, die die Reform kritisieren. Ayele Gelan, Wirtschaftswissenschaftler am Kuwait Institute for Scientific Research, argumentiert, dass die Devisenreform “nie von einer sinnvollen Politik zur Ankurbelung der Produktion von Exportgütern in der erforderlichen Größenordnung begleitet wurde. Die Einfuhren wurden verteuert, so dass das einzige Ergebnis die Inflation war.”

Am 31. Juli äußerten auch Mitglieder des äthiopischen Parlaments ihre Besorgnis über die mögliche Inflation, die mit dem Rückgang der Kaufkraft der äthiopischen Währung einhergeht. Seit der Entscheidung hat der Birr, die äthiopische Währung, Berichten zufolge gegenüber dem Dollar fast 40 Prozent an Wert verloren.

Ahmed Shide, der äthiopische Finanzminister, antwortete den Parlamentariern, dass die “Reform in den ersten Monaten oder Jahren Auswirkungen haben wird. Aber in Zukunft haben wir keine andere Möglichkeit, die Inflation unter Kontrolle zu bringen.” myb

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EU: Sozialisten sorgen sich um Entwicklungszusammenarbeit

Die Europäischen Sozialisten kritisieren in einem Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ihre Äußerung vor dem EU-Parlament, dass Geopolitik und Geoökonomie Hand in Hand gehen müssten. “Es wäre ein Fehler, mit unseren Partnern ausschließlich auf der Grundlage dieser Interessen zusammenzuarbeiten und dabei ihre Grundbedürfnisse und ihre menschliche Entwicklung außer Acht zu lassen”, heißt es in dem Brief, den die Vorsitzende der S&D-Fraktion im Europa-Parlament, Iratxe García Pérez, sowie Kathleen Van Brempt und Udo Bullmann unterschrieben haben.

“Die EU sollte die Schwellen- und Entwicklungsmärkte im Rahmen einer konsequenten und starken multilateralen und bilateralen Entwicklungszusammenarbeit angehen”, fordern die sozialistische Fraktion. Die Abgeordneten haben Sorge, dass die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) – in Brüssel als Kommissar für internationale Zusammenarbeit bekannt – bei der Postenverteilung in der künftigen Kommission mit anderen Aufgaben vermischt werden könnte, beispielsweise mit Wirtschaftsthemen oder mit der Sicherheit.

Bullmann fordert ganzheitlichen Ansatz

“Es ist beunruhigend, dass Ursula von der Leyen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) weder in ihrer Rede noch in ihren politischen Leitlinien erwähnt hat”, sagte Bullmann, der Koordinator für die S&D im Ausschuss für Internationale Entwicklung ist, gegenüber Table.Briefings. “Sie hat keinen ganzheitlichen Ansatz für die Beziehungen der EU mit dem Globalen Süden.” Dies lasse vermuten, dass die Außenbeziehungen nur auf kurzfristige eigene Ziele ausgerichtet seien und eine langfristige Strategie außer Acht ließen.

“Die Nicht-Erwähnung des Portfolios für internationale Partnerschaften macht uns Sorgen”, sagte Bullmann weiter. “Die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für eine gerechte und nachhaltige Transformation wird in den Zielen für die neue Legislaturperiode von Ursula von der Leyen völlig heruntergespielt.” Außerdem werde sie den Erfolgen der Kommissarin für Internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, zum Beispiel in der Bekämpfung globaler Ungleichheiten nicht gerecht.

Kommission betont Bedeutung der EZ

Bei der Kommission hält man die Sorge, die Entwicklungszusammenarbeit könne vernachlässigt werden, für unbegründet. Dort verweist man auf die politischen Leitlinien 2024-2029. In diesen gebe es eine lange Passage zur Bedeutung der Entwicklungspolitik. Dort wird als Ziel benannt, “langfristige, allseits vorteilhafte Partnerschaften (zu) schaffen, indem wir in eine gemeinsame Zukunft investieren und uns auf lange Sicht engagieren.”

Außerdem heißt es dort auch: “Das dritte Element unserer Außenwirtschaftspolitik sind Partnerschaften und gemeinsame Investitionen in unsere Interessen und unsere Partner im Rahmen von Global Gateway, unserer Initiative für weltweite Investitionen in Infrastrukturprojekte.” hlr

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Staatsschulden: Welche Motive China bei der Kreditvergabe verfolgt

Die Motive des Westens und Chinas für die Kreditvergabe an afrikanische Länder sind sehr unterschiedlich. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), das als eines der ersten Institute die Motive für Kreditvergabe untersucht hat. Wenig überraschend ist die Feststellung, dass Chinas Kreditvergabe vor allem von seinen wirtschaftlichen Interessen geleitet ist. Neu hingegen ist eine Erkenntnis über westliche Kredite: Die westlichen Länder verfolgen mit ihrer Kreditvergabe auch Ziele, die ihren Eigeninteressen zu widersprechen scheinen.

Für die Studie hat IfW-Autor Eckhardt Bode für den Zeitraum zwischen 2000 und 2019 systematisch die Kreditvergabe Chinas mit der von sechs großen westlichen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Japan und den USA) abgeglichen. Die entsprechenden Daten basieren auf der Africa Debt Database des IfW, einem Datensatz von knapp 7.000 Krediten, die China, westliche Länder und multilaterale Organisationen an afrikanische Länder vergeben haben.

Unverhältnismäßig hohe Zinsen

Demnach vergab China in diesem Zeitraum Kredite eher an afrikanische Länder mit mehr natürlichen Ressourcen, geringerem Ausfallrisiko und höherer Zahlungsbereitschaft für Kredite. Peking nutzte die höhere Zahlungsbereitschaft der afrikanischen Länder aus, indem es unverhältnismäßig hohe Zinsen für seine Kredite verlangte. Diese Motive zeigen sich in der Kreditvergabe westlicher Länder nicht, die Kredite eher an ressourcenarme und hochverschuldete Länder vergaben und niedrigere Zinsen für Kredite verlangten. Der westliche Ansatz könnte durch die Bereitstellung von Entwicklungshilfe motiviert sein, vermutet Bode. Es seien jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die tatsächlichen Beweggründe zu ermitteln.

Für China zählten bei der Kreditvergabe vor allem wirtschaftliche Interessen: die Förderung des eigenen Wirtschaftswachstums, der Zugang zu natürlichen Ressourcen, die Expansion chinesischer Unternehmen im Ausland sowie die Anlage seiner enormen Devisenreserven. Der Zugang zu den Ressourcen und Märkten Afrikas ist auch ein Motiv für die Kreditvergabe westlicher Länder. Allerdings beschränkte sich der Westen auf die Sicherung der bestehenden Importe, während China auf die Erschließung neuer Lieferanten setzte.  

Schuldenkrise erfordert Kompromissbereitschaft

Auch geopolitische Überlegungen spielten für China eine Rolle: Peking verlieh eher Kredite an afrikanische Länder, die das Ein-China-Prinzip unterstützen – also Taiwan nicht als souveränen Staat anerkennen – und in der UN-Generalversammlung eher mit den Positionen Chinas übereinstimmen. Die westlichen Länder teilten diese Motive nicht und bevorzugten stattdessen die Kreditvergabe an Länder mit einer stabilen Regierung.

Zurzeit sind einige von Chinas afrikanischen Schuldnern in große finanzielle Schwierigkeiten geraten, darunter Tschad, Äthiopien, Ghana und Sambia. Die Verhandlungen über eine Umstrukturierung der Staatsschulden gehen nicht recht voran, auch aufgrund der nach wie vor ungelösten Interessenkonflikte und tiefem Misstrauen zwischen China und den westlichen Ländern. “Chinas derzeit mangelnde Kompromissbereitschaft bei den Schuldenverhandlungen könnte die Schuldenkrise verschärfen und weitere afrikanische Länder in die Zahlungsunfähigkeit treiben.”

“Das derzeitige Vorgehen erinnert an die 1980er und 1990er Jahre, als westliche Gläubiger eine ähnlich harte Haltung gegenüber verschuldeten lateinamerikanischen Ländern einnahmen”, warnt IfW-Forscher Bode. “Diese Länder haben dann ein Jahrzehnt durch wiederkehrende Zahlungsprobleme und eine verzögerte wirtschaftliche Erholung verloren.” ajs

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Alexander von Humboldt-Stiftung: Gutachter empfehlen Fortsetzung von sechs Forschungshubs in Afrika 

Eine wissenschaftliche Zwischenbegutachtung von sechs Forschungshubs der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvHS) in Afrika fällt positiv aus und empfiehlt die Fortsetzung der Förderung bis 2026. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) hatte die Forschungszentren in Benin, Kamerun, der Republik Kongo, Nigeria und Simbabwe analysiert. Die Hubs hätten es trotz schwieriger Ausgangslage und in einzelnen Fällen auch äußerst prekärer Bedingungen geschafft, Forschungszentren aufzubauen, die national und international wissenschaftlich stark vernetzt sind, eine hohe Sichtbarkeit aufweisen und eine wichtige Plattform insbesondere für Nachwuchswissenschaftler*innen bilden, heißt es in dem Gutachten. Eine Anschlussfinanzierung ist aufgrund der aktuellen Haushaltslage höchstwahrscheinlich nicht gegeben, erklärt eine Sprecherin der AvHS gegenüber Table.Briefings. 

Forschung im Kampf gegen das Mpox-Virus und Malaria 

Die Hubs sind beauftragt, Forschungsergebnisse zur Bewältigung von Pandemien und Strategien zur Erhöhung der Resilienz afrikanischer Gesellschaften für künftige Krisensituationen entstehen zu lassen. Geleitet werden die Hubs von Wissenschaftlern aus dem afrikanischen Humboldt-Netzwerk.   

Aktiv wurden die Forscher etwa in der Bekämpfung der neuen Variante des Mpox-Virus (früher “Affenpocken”), die sich aktuell ausbreitet. So hat ein Forschungshub in Nigeria durch seine große Probensammlung aus Wildtieren Zugang zum natürlichen Wirt des Virus, was seit 2022 für weitergehende Analysen zu Mpox genutzt wird. In der Republik Kongo hat der Forschungshub seinen Arbeitsschwerpunkt von COVID-19 auf andere Infektionskrankheiten wie Mpox oder Malaria verlagert. 

Das attestieren die Gutachter den sechs Hubs:  

  • Beachtliche wissenschaftliche Kooperationen und Vernetzungen  
  • Stärkung des wissenschaftlichen Knowhows in Afrika  
  • Frauenanteil unter allen Nachwuchswissenschaftlern von knapp 50 Prozent 
  • Vertrauensvolle Kooperationen zwischen afrikanischen und deutschen Partnern 
  • Ein Hub konnte mit der Erweiterung auf ein zweites Forschungsfeld zur strategischen Weiterentwicklung der Universität beitragen, an der er angesiedelt ist 
  • Entwicklung starker Süd-Süd-Vernetzungen 

Zu den Herausforderungen für die Hubs zählten schwierige sozio-ökonomische und sicherheitspolitische Ausgangslagen, häufige Stromausfälle oder Verzögerungen und Probleme bei der Beantragung von Einreisevisa für Deutschland, berichten die Gutachter.  

Haushaltslage verhindert wohl weitere Förderung der Forschungshubs 

Die Forschungshub-Leitungen reagierten kreativ auf solche Hindernisse. Sie initiierten zum Beispiel neue Kooperationen zu anderen afrikanischen Forschungsinstitutionen, stärkten Kompetenzen zur eigenverantwortlichen Mittelverwaltung oder beschafften Solaranlagen.  

Die Hubs erhalten aktuell eine Förderung von bis zu 750.000 Euro über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren. Fünf der sechs Forschungshubs werden durch das Auswärtige Amt gefördert, eines durch die Bayer Foundation.  

Da das Auswärtige Amt seine Ausgaben von 2025 an kürzen muss, kann derzeit keine neue Ausschreibung von Humboldt-Forschungshubs in Aussicht gestellt werden, berichtet eine Sprecherin der Stiftung. Die allgemein schwierige Haushaltslage des Bundes verschlechtere außerdem auch die Chancen auf die Finanzierung der Forschungshubs durch andere Ministerien.  nik 

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Presseschau

Reuters: Hunderte Nigerianer protestieren gegen höhere Lebenshaltungskosten. Nigerianische Polizeikräfte setzten am Donnerstag Augenzeugenberichten zufolge Tränengas ein, um eine Menschenmenge in der Hauptstadt Abuja zu zerstreuen. Hunderte Demonstranten protestierten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten und Regierungsprobleme in Afrikas bevölkerungsreichstem Land.

Bloomberg: Südafrika sucht Gespräche über EU-Kohlenstoffsteuer. Südafrika wird sich an die Europäische Union wenden, um über den sogenannten Kohlenstoff-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) zu diskutieren – eine Steuer auf kohlenstoffintensive Güter wie Düngemittel, Zement, Eisen, Stahl und Aluminium, die in die EU eingeführt werden, die von 2026 an vollständig in Kraft treten wird. Nach Ansicht Südafrikas verstößt die Steuer gegen die Regeln der Welthandelsorganisation und verlagert die Last von Klimaschutzmaßnahmen ungerechtfertigt auf ärmere Regionen. Bei einem Brics-Treffen in der vergangenen Woche waren sich die Handelsminister “einig, dass CBAM überdacht werden muss”, sagte der südafrikanische Handelsminister Parks Tau am Dienstag vor Reportern in Kapstadt.

Sudouest: Macron bevorzugt Marokko gegenüber Algerien. Die französische in Bordeaux erscheinende Tageszeitung vertritt in einem Leitartikel die Ansicht, dass Präsident Macron gerade einen weiteren großen Stein in den diplomatischen Teich geworfen habe, indem er sich in der Westsahara-Frage auf die Seite Marokkos und gegen Algerien gestellt hat. Dies verursache “einige kalte Schweißausbrüche” in diplomatischen Kreisen.

Financial Times: Algerien zieht Botschafter aus Frankreich ab. Algerien hat seinen Botschafter in Paris abberufen, nachdem Frankreich einen Plan für die marokkanische Souveränität über das umstrittene Gebiet der Westsahara unterstützt hat. Marokko, das den größten Teil der dünn besiedelten Westsahara seit dem Rückzug Spaniens im Jahr 1975 kontrolliert, beansprucht das Gebiet. Algerien beherbergt und unterstützt jedoch die Polisario-Front, eine saharauische Gruppe, die für die Unabhängigkeit der Westsahara kämpft. Die Beziehungen zwischen den beiden Maghreb-Ländern sind seit ihrer Unabhängigkeit größtenteils schwierig.

Africa Intelligence: Französische Konzerne bauen Eisenbahn in Marokko. Der marokkanische Eisenbahnbetreiber ONCF hat den Gewinner einer wichtigen Ausschreibung bekannt gegeben. Gemeinsam mit der marokkanischen Novec werden die französischen Unternehmen Egis und Systra eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Marrakesch und Kenitra bauen. Sie haben sich unter anderem gegen das spanische Ingenieursunternehmen Ineco durchgesetzt.

The Guardian: Wüstenbegrünung in Ägypten belastet Wasserversorgung. Bis 2027 will die ägyptische Regierung 16.800 Quadratkilometer Wüste in Ackerland umwandeln. Bislang sind nur 20 Prozent dieses Ziels erreicht worden. Im Gegensatz zu den reichen Böden des Niltals, die seit Jahrtausenden durch Überschwemmungen und Bewässerung bewässert und gedüngt werden, sind die Wüstensande seit langem trocken und bieten nur wenige Nährstoffe für den Anbau. Sie benötigen riesige Mengen an Bewässerung, um fruchtbar zu werden  – Wasser, das unmöglich zurückgewonnen werden kann. Dabei leidet Ägypten laut UN bereits jetzt unter einem jährlichen Wasserdefizit von sieben Milliarden Kubikmetern.

New York Times: Nach Bidens Rückzug bekommen andere ältere Staatschefs ernste Seitenblicke. Elf der 20 ältesten Staatsoberhäupter der Welt sind Afrikaner. Sie sind teils über 80 Jahre alt; Paul Biya, Kameruns Präsident und ältester Staatschef der Welt, ist sogar schon 91. Zugleich hat Afrika die jüngste Bevölkerung aller Kontinente. Und viele der jungen Menschen in den betreffenden Ländern wünschen sich, dass ihre Präsidenten dem Beispiel von Joe Biden folgen und den Rückzug antreten.

Reuters: Einigung auf Waffenstillstand im Ostkongo. Ab dem 4. August sollen im Osten der DR Kongo die Waffen schweigen. Dies ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen den Außenministern Kongos und Ruandas unter Vermittlung ihres angolanischen Amtskollegen. Kongo beschuldigt Ruanda, die Rebellengruppe M23 im Ostkongo zu unterstützen, was Ruanda jedoch bestreitet. Welche Konfliktparteien dem Waffenstillstand zugestimmt haben, geht aus der entsprechenden Mitteilung des angolanischen Präsidentenbüros nicht hervor.

South China Morning Post: Stellvertretender US-Außenminister: Washington muss der Präsenz Chinas im globalen Süden Priorität einräumen. Die USA liegen in Afrika und anderen Regionen des globalen Südens weit hinter China zurück und riskieren, dass bestimmte Ziele wie die Sicherung wichtiger Mineralien und allgemeinere Ziele wie die Bekämpfung von Desinformation nicht erreicht werden, warnte der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell vor dem außenpolitischen Ausschuss des US-Senats. Ein wesentlicher Schritt sei die Beschleunigung der Genehmigung eines Rückstaus von Botschafterernennungen, so Campbell.

Le Monde: Senegal tut sich schwer, eigenes Öl zu raffinieren. Senegal zählt seit Juli zu den Ölexporteuren. Allerdings wurden die ersten Ladungen Rohöl zur Raffination nach Deutschland und in die Niederlande gebracht, anstatt in die heimische Raffinerie, die schon seit 1961 Öl aus Nigeria und Libyen verarbeitet. Laut einer Quelle im zuständigen Ministerium wollte man so die Raffinerie vor den bei Erstlieferungen typischen Verunreinigungen schützen. Die Kapazität der Raffinerie liegt allerdings auch weiter unter dem Output des Sangomar-Ölfelds. Senegal plant darum die Modernisierung der Raffinerieanlage.

Heads

Nah an den Menschen – Der mosambikanische Fotograf Mário Macilau

Selbstporträt des Fotografen Mário Macilau.

Wenn Mário Macilau fotografiert, entstehen Bilder mit intensivem Fokus auf die Menschen. Bilder, die Nähe schaffen, ohne übergriffig zu wirken. Sein Blick ist dabei genau, aufmerksam zufälligen Situationen und spontanen Regungen gegenüber. Und: Wenn Macilau sich an die Arbeit macht, kann es dauern. Jahre mitunter. Denn die Grundlage ist für ihn die Begegnung. Er verklärt oder romantisiert nicht in seinen Bildern, zeigt aber was sich ihm darstellt. Als Mosambikaner ist er oft in seinem Land unterwegs. Dabei öffnen sich unterschiedliche Lebenswelten, denen Macilau ebenso offen gegenüber steht

Langzeitprojekte liegen Mário Macilau. Für seine Bilderserie Faith fotografierte Macilau Menschen in Mosambik während sie animistische Rituale durchführen. Die Arbeit soll in diesem Jahr beim Kehrer-Verlag in Heidelberg als Buch erscheinen. Begleittexte dafür haben unter anderem der Schriftsteller José Eduardo aus Angola oder die Architektin Paula Nascimento beigesteuert.

Selbst erlernter Fotograf

Viele Fotografien in Macilaus jüngster Serie sind in schwarz-weiß gehalten, nuanciert und kontrastreich. Etwa ein Junge in weißem Gewand, der eine staubige Puppe mit Lockenkopf vor seinen Körper hält, sein Blick nach unten gerichtet, die Gesichtszüge entspannt. Der Junge und die Puppe erscheinen in dem Bild als Einheit, der Hintergrund ist verschwommen, die Tageszeit schwer bestimmbar, der eingefangene Moment scheint über der Zeit zu stehen. 

Animistischer Glaube gründet auf dem Verständnis, dass die Natur und ihre Phänomene eine Seele haben. Den Bildern ist anzusehen, dass Macilau eine Beziehung zu den Menschen hat, die er fotografiert. Der 40-Jährige wurde in armen Verhältnissen in Mosambik geboren und hat sich das Fotografieren selbst beigebracht. Als Kind faszinierten ihn die Fotografen, die auf den Straßen von Maputo unterwegs waren, um gegen kleines Geld ihre Bilder zu machen, wie Macilau in einem Interview erzählte. Seine erste Kamera bekam er, als er heimlich das Telefon seiner Mutter dafür eintauschte.

Kritischer Geist

Weltweit Anerkennung brachte Macilau sein erstes Langzeitprojekt ein: Growing in Darkness, in dem er Straßenkinder in Mosambik in ihrem Alltag porträtierte. Er verbrachte viel Zeit mit den Kindern und fand einen einzigartigen Zugang zu ihrer Welt, die er aus seinen eigenen Kindertagen gut kannte, als er selbst eine Zeit lang auf der Straße lebt.

Macilau ist in der persönlichen Begegnung ein herzlicher Mensch, ein kritischer Geist, der über alles was er sieht und vor allem die Ungerechtigkeiten in der Welt nachdenkt. Ein Fotograf, der nicht nur Abzüge von seiner Umwelt macht, sondern in den Kontakt geht. Dazu passt eine seiner neuesten Ideen: Ein Fotostudio in Maputo, in das er Menschen einlädt, die sich mit selbst gewählten Stoffen einkleiden und dann fotografieren lassen, als Hommage an den urbanen mosambikanischen Modemix aus traditionell und modern.

Weltweit ausgestellt

Dubai, London, Lissabon, Venedig zur Biennale 2015: Macilaus Fotografien sind weltweit ausgestellt worden. Zu seinen jüngsten Preisen zählen der Prix Roger Pic 2023 sowie der James Barnor Prize 2023. Macilau lebt zwischen Mosambik, Portugal und Südafrika.

Mit seinem scharfen geduldigen Blick und dem unermüdlichen Interesse an Menschen und ihren Leben ist Macilau einer der spannendsten Fotografen auf dem Kontinent. Lucia Weiß

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Dessert

Osun Festival
Auch in diesem Jahr haben viele Nigerianer am Osun-Osogbo-Festival teilgenommen.

Auch in diesem Jahr zieht das Osun-Osogbo-Festival wieder Tausende Nigerianer aus dem ganzen Südwesten des Landes an, um Osun, der Göttin des gleichnamigen Osun-Flusses, zu huldigen – in der Erwartung, dass diese Fruchtbarkeit und gute Geschäfte bringt. Die Hauptstadt Osogbo des Bundesstaats Osun liegt rund 200 Kilometer nördlich von Lagos. Dieses Festival ist laut den Veranstaltern “tief in der Kultur der Yoruba verwurzelt”. Es sei “ein starkes Symbol der Einheit der Gemeinschaft und der kulturellen Kontinuität”.

Zu den Ritualen zählt, dass die Teilnehmer Wasser aus dem Osun-Fluss trinken. Trotz Hygienebedenken könne die Regionalregierung die Teilnehmer davon nicht abhalten, sagte Abiodun Ojo, Minister für Kunst, Kultur und Tourismus des Bundesstaats Osun, auf einer Pressekonferenz. Deshalb müsse die Regionalregierung dafür sorgen, dass das Wasser unbedenklich sei. Am 9. August soll in Osogbo die große Abschluss-Prozession mit Musik und Tanz stattfinden. hlr

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Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    die Niederlage der Wagner-Gruppe im Norden Malis ist eine der größten der russischen Söldner außerhalb der Ukraine. Für weltweit Aufmerksamkeit sorgte aber vor allem, was folgte: Ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes machte geltend, dass der GRU den Rebellen geholfen habe. Wie mein Kollege Viktor Funk und ich recherchiert haben, ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Als ehemalige Sowjetrepublik haben die Ukrainer tiefe Einblicke auch ins russische Militär. Inwieweit sich der Konflikt in Nordmali zu einem Nebenschauplatz des Ukrainekrieges entwickelt, erfahren Sie in unserer Analyse.

    Dazu haben wir weitere spannende News, Analysen und Lesetipps in der aktuellen Ausgabe. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünsche ich Ihnen!

    Ihre
    Lucia Weiß
    Bild von Lucia  Weiß

    Analyse

    Fachkräftemangel: Warum Deutschland so wenig Arbeitskräfte aus Afrika will

    Trotz der Bemühungen der Bundesregierung kommen relativ wenige Fachkräfte aus Afrika nach Deutschland. Es kommen verstärkt Menschen aus Europa, Asien und Lateinamerika nach Deutschland. Nur in Afrika bleibt das Interesse relativ gering.

    Laut Destatis haben 21,2 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund. Die ausländische Bevölkerung beläuft sich auf 13,9 Millionen. Ende 2023 waren in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt Destatis rund 419.000 Personen aus Ländern außerhalb der EU mit einem befristeten Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbstätigkeit im Ausländerzentralregister erfasst. Seit Jahren steigt die Zahl kontinuierlich. Vor zehn Jahren, 2013, lag die Zahl bei 105.000.

    Akademiker gesucht

    Der Fokus der deutschen und europäischen Migrationspolitik liegt auf Akademikern, die im vergangenen Jahr rund 27 Prozent der Erwerbsimmigration in Deutschland ausmachten. Hinzu kommen Fachkräfte mit akademischer Ausbildung, deren Anteil zusätzlich 12 Prozent betrug.

    In der Vergangenheit haben nordafrikanische Länder, vor allem Marokko und Tunesien, zwischen 1955 und 1973 Abkommen mit der Bundesregierung zur Gastarbeitermigration nach Deutschland unterzeichnet. Das hat dazu geführt, dass die meisten Afrikaner, die in Deutschland arbeiten, aus dem Norden des Kontinents stammen.

    “Wir haben im Augenblick 750.000 Personen in Deutschland mit afrikanischen Staatsangehörigkeiten, von denen 300.000 beschäftigt sind”, sagt Wido Geis-Thöne, Senior Economist für Familienpolitik und Migrationsfragen beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, gegenüber Table.Briefings. “Etwa ein Drittel der Personen stammt aus den fünf nordafrikanischen Ländern Ägypten, Marokko, Tunesien, Libyen und Algerien.”

    Deutsche EZ verantwortlich

    Er sieht die Ursache für den geringen Anteil afrikanischer Fachkräfte in der deutschen Entwicklungspolitik. Der deutsche Ansatz in Bezug auf Subsahara-Afrika sei eher auf Entwicklungszusammenarbeit (EZ) als auf die Gewinnung von Fachkräften ausgerichtet, meint Geis-Thöne, der viele Studien mit Schwerpunkt auf Fachkräfte, Migration und Flüchtlinge durchgeführt hat.

    Der 16. Entwicklungspolitische Bericht des BMZ aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Deutschland seit 2017 “insgesamt rund acht Milliarden Euro an bilateralen Mitteln für afrikanische Partnerländer zugesagt” hat. Der Bericht benennt auch die “vier Säulen” der deutschen EZ:

    • Stärkung der Eigeninitiative,
    • Stärkung privater Investitionen,
    • Innovations- und Technologietransfer,
    • Fairer Handel.

    Die Ausbildung von Fachkräften wird unter den entwicklungspolitischen Säulen nicht explizit genannt.

    Sorge vor Brain Drain

    Das hat in der Logik der deutschen Entwicklungspolitiker einen guten Grund, weil viele von ihnen einen Brain Drain, den Entzug von Fachkräften von den lokalen Arbeitsmärkten, fürchten. So will das BMZ in der EZ die wenigen Fachkräfte in Afrika fördern und dazu bringen, dass sie in ihrem Heimatland einen Beitrag zur Entwicklung leisten.

    Dem stimmt Geis-Thöne zu: “Das ist tendenziell immer noch den Fall.” Der Experte betrachtete es auch aus der Bevölkerungsperspektive. Zum Beispiel sei die afrikanische Bevölkerung nicht mit Indien vergleichbar, wo Deutschland ebenfalls Fachkräfte sucht.

    Ungünstige Demographie

    Für 2023 wird die Bevölkerung der afrikanischen Länder südlich der Sahara auf 1,24 Milliarden Menschen geschätzt. Das ist weniger als die Bevölkerung Indiens, die bei rund 1,43 Milliarden Einwohnern liegt. “Wenn man das Gesamtbild anschaut, ist es eigentlich nicht zwangsweise naheliegend, Afrika als erstes zu adressieren“, meint deshalb auch Geis-Thöne. “Viel naheliegender ist es, nach Süd- und Südostasien zu gehen, weil da sehr viel mehr Menschen leben.”

    Ein weiteres Hindernis für eine stärke Anwerbung afrikanischer Fachkräfte sind Klischees, die sich zum Teil hartnäckig halten, beispielsweise das Vorurteil, dass es in Subsahara-Afrika wenig qualifizierte Fachkräfte gibt. Auch das Stereotyp, dass Afrikaner “faul” seien, hält sich in Deutschland nach wie vor.

    Diese Erklärungen relativiert Geis-Thöne jedoch. “Dass Stereotype gegen Afrika eine Rolle spielen, kann ich nicht ausschließen”, meint der IW-Ökonom. “Dem ist aber definitiv nicht das größte Gewicht beizumessen.” Der zentrale Punkt für den Experten ist, dass Subsahara-Afrika in Sachen Entwicklung weit hinter anderen Ländern zurückliegt. Im Bericht über den Human Development Index 2022 wird der Wert für Indien mit 0,644 angegeben, während er für Subsahara-Afrika im Mittel bei 0,549 liegt.

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    Wagner-Söldner: Wie die Ukraine den Tuareg in Mali geholfen haben könnte

    Wie hoch die Verluste auf Seiten der malischen Armee (Fama) und der russischen Wagner-Söldner am vergangenen Wochenende wirklich waren, ist nicht klar. Der auf islamistischen Terrorismus spezialisierte Analyst Wassim Nasr vom Soufan Center in New York spricht von etwa fünfzig Kämpfern, die am 27. Juli im Gefecht bei Tinzaouaten an der algerischen Grenze gefallen sind. Es handele sich um den “wichtigsten Rückschlag, den Wagner seit 2018 außerhalb der Ukraine einstecken musste”, so Nasr.

    Die malische Armee räumte in einer Mitteilung vom 29. Juli “bedeutende” Verluste auf ihrer Seite ein. Auch einschlägige, wagnernahe Telegram-Kanäle sprachen von schweren Verlusten. Angreifer auf Fama und Wagner-Truppen waren vor allem Kämpfer des separatistischen CSP-PSD (Cadre stratégique permanent pour la paix, la sécurité et le développement), dem mehrere Gruppen angehören, zu denen mehrheitlich, aber nicht ausschließlich, Tuareg gehören.

    Kooperationen verschiedener Gruppen gegen Wagner

    Innerhalb der CSP gibt es zwei Fraktionen: Die eine lehnt Kontakte zu den Terroristen ab, die andere ist weniger strikt – wenn auch sie eine direkte Zusammenarbeit ausschließt. Am jüngsten Überfall waren offenbar auch Terroristen beteiligt. Laut Nasr sei dies aber ein kurzzeitiger Zusammenschluss gewesen, da beide sowohl die Fama wie auch Wagner zum Gegner haben.

    Kurz nach Bekanntwerden der Kämpfe verbreitete sich in sozialen Medien und über die ukrainische Zeitung Kyiv Post ein Foto, das Kämpfer des CSP mit einer ukrainischen Flagge zeigt. Seine Echtheit bleibt fraglich. Vor einigen Monaten bereits gab es unbestätigte Berichte, denen zufolge ukrainische Kämpfer Wagner-Milizen im Sudan verfolgten.

    Grundsätzlich verfügt der ukrainische Geheimdienst über eine Sondereinheit, die für Auslandsmissionen eingesetzt wird. Sie spielte unter anderem während der Evakuierung des Kabuler Flughafens im August 2021 eine wichtige Rolle.

    Ukrainischer Freiheitskampf als Vorbild für die Tuareg?

    “Die Tuareg haben intensiv versucht, weltweite Sympathie zu gewinnen, indem sie ihren Kampf als Teil desselben Kampfes wie den der Ukraine darstellen”, sagte der Afrika-Analyst Jedrzej Czerep vom polnischen Institut für Internationale Beziehungen (PISM) gegenüber Table.Briefings. “Es gab viele Nachrichten in sozialen Medien auf Ukrainisch, Hashtags und Flaggen, sodass die Flagge nicht unbedingt etwas bedeuten muss.”

    Zwar will Czerep eine “gewisse Koordination und Verbindung” nicht ausschließen, ist im konkreten Fall aber skeptisch, was die Mitwirkung der Ukraine angeht. “Ich sehe in diesem Fall keinen wirklichen Mehrwert durch ukrainische Geheimdienste.” Nach der Einnahme Inafaraks (einem Ort, der ebenfalls an der malisch-algerischen Grenze liegt, Anm. d. Red.) durch malische Streitkräfte und Wagner-Einheiten erscheine es ihm glaubwürdig, “dass die Separatisten in einer guten Position waren, um es allein zu schaffen”, sagt Czerep vom PISM.

    Ukrainische Piloten bei der Minusma-Mission

    Der ukrainische Geheimdienst könnte also am globalen Informationskrieg mit Russland mitwirken und ein Gerücht für sich nutzen. Doch nach Aussagen von Kennern, die gute Verbindungen in den ukrainischen Geheimdienst haben, ist eine Hilfe realistisch. Diese Hilfe könnte technischer Art gewesen sein: Störung der Wagner-Kommunikation, sowie taktischer Art: Bereitstellung von Informationen über das übliche Vorgehen von Wagner-Kämpfern.

    Für die Ukraine ist Mali kein unbekanntes Terrain. Das liegt an der technischen und personellen Beteiligung an der UN-Friedensmission Minusma. Die Ukraine hatte Hubschrauber gestellt, und ein privates ukrainisches Unternehmen vermittelte die Piloten dafür. Zumindest die Hubschrauber wurden nach Februar 2022 wieder in die Ukraine geholt.

    “Die meisten Piloten der eingestellten Minusma-Blauhelmmission kamen aus der Ukraine”, sagt Ulf Laessing, Leiter des Sahel-Programms der Konrad-Adenauer-Stiftung, gegenüber Table.Briefings. “Die kennen das Terrain sehr gut.” Die Ukraine habe kürzlich eine Botschaft in Mauretanien eröffnet. “Falls ukrainische Kommandos dabei waren, kamen die sicherlich über Mauretanien nach Nord-Mali”, meint Laessing. “Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Mauretanien so etwas erlauben würde. Nouakchott hat bisher alle Konfrontationen mit Mali vermieden.”

    Vergeltungsschlag der Junta

    Laessing bezweifelt dennoch eine mögliche Unterstützung der Tuareg durch die Ukraine. “Ich denke, dass die Ukraine versucht, die Wagner-Niederlage für eigene Informationskampagnen auszunutzen, aber nicht an dem Angriff beteiligt war.”

    Inzwischen haben die Fama und die Wagner-Kämpfer einen ersten Vergeltungsschlag verübt. Am Dienstag wurde die Gegend um Tinzaouaten aus der Luft angegriffen. Dabei sollen auch türkische Bayar-Drohnen eingesetzt worden sein. Laut malischer Regierung sicherte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan dem malischen Staatschef General Goïta in einem Telefonat weiterhin seine Unterstützung zu.

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    Handel: Dreigliedrige Freihandelszone läutet neue Ära ein

    Am 25. Juli 2024 trat endlich die Dreigliedrige Freihandelszone Comesa-EAC-SADC (TFTA) in Kraft, 16 Jahre nach der Formulierung der ersten Pläne. Dieses monumentale Abkommen vereint die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC), die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) und den Gemeinsamen Markt für das östliche und südliche Afrika (Comesa) zu einem einzigen Handelsblock und ist damit das größte Handelsabkommen auf dem afrikanischen Kontinent.

    Die Dreiergruppe aus Comesa, SADC und EAC wurde 2005 ins Leben gerufen. Im Jahr 2008 wurde auf dem ersten Dreiergipfel, an dem die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten teilnahmen, ein Programm zur Harmonisierung der Handelsregeln zwischen den regionalen Wirtschaftsblöcken entworfen. Auf einem zweiten Gipfel im Jahr 2011 wurde ein Projekt zur Einführung des TFTA beschlossen.

    Ziel des TFTA ist die Schaffung eines riesigen gemeinsamen Marktes und eines einheitlichen Wirtschaftsraums, der 26 Länder und über 600 Millionen Menschen umfasst. Das Inkrafttreten bedeutet jedoch nicht die sofortige Abschaffung von Zöllen zwischen allen Mitgliedsstaaten. Durch die schrittweise Liberalisierung der Zolltarife und die Beseitigung nichttarifärer Hemmnisse soll das Abkommen den innerafrikanischen Handel ankurbeln und das Wirtschaftswachstum fördern. Es umfasst bewährte Praktiken in den Bereichen Transport und Handelserleichterung sowie die Entwicklung von Wertschöpfungsketten, was das TFTA zu einem Wendepunkt für den regionalen Handel macht.

    Ambitionierte Zollerleichterungen

    Das Abkommen stützt sich im Wesentlichen auf drei Säulen: Marktintegration, Entwicklung der Infrastruktur und industrielle Entwicklung. Dies spiegelt die Tatsache, dass in der Region zahlreiche Handelshemmnisse bestehen. Deshalb sind Anstrengungen zur Steigerung und Diversifizierung der Industrieproduktion sowie zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur erforderlich.

    Die wahrscheinlich wichtigste Säulen für die Wirtschaftsakteure ist die Marktintegration. Ziel dieses Pfeilers ist die Schaffung eines nahtlosen Handelsumfelds durch die Abschaffung von Zöllen und den Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse. Mit Blick auf geplante Zollstreichungen übertrifft das TFTA sogar die AfCFTA an Umfang. Durch geringere Handelskosten und besseren Marktzugang verspricht es, ein noch größeres Wirtschaftspotenzial zu erschließen.

    Sprungbrett zur globalen Integration

    Regionale Handelsabkommen wie das TFTA dienen den Entwicklungsländern als Kanal zur Integration in die Weltwirtschaft. Durch die Förderung des Wirtschaftswachstums und der Armutsbekämpfung dienen diese Abkommen als Sprungbrett für eine stärkere globale Integration. Der Erfolg der TFTA kann den afrikanischen Ländern den Weg zu einer aktiveren Teilnahme am Welthandel ebnen, ausländische Investitionen anziehen und die wirtschaftliche Entwicklung fördern.

    Ein Bericht des Europäischen Parlaments von 2015 hebt hervor, dass die Vorteile dieses Abkommens weit über die quantifizierbaren hinausgehen. Durch ein verbessertes und harmonisiertes Handelsregime könnten die Unternehmen die Betriebskosten senken. Durch den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in die Region würden sich neue Möglichkeiten eröffnen. Im gleichen Atemzug könnte die TFTA das Wirtschaftswachstum in den afrikanischen Ländern beschleunigen. So kann es ihnen ermöglichen, eine regionale Integrationsstrategie umzusetzen, bei der die Entwicklung der Infrastruktur im Vordergrund steht.

    Nach Untersuchungen von Samar H. Albagoury von der Universität Kairo kann das Abkommen den internen Handel um knapp 30 Prozent steigern. Das entspricht einer Wertsteigerung von 8,5 Milliarden Dollar. Von dem Anstieg würden demnach vor allem die Schwerindustrie (plus 3,3 Milliarden Dollar), die Leichtindustrie (2,6 Milliarden Dollar) und verarbeitete Lebensmittel (1,8 Milliarden Dollar) profitieren.

    Ungleiches Wettbewerbsumfeld?

    Doch das Abkommen bringt auch Schattenseiten mit sich, derer sich die Entscheider annehmen müssen. Es gibt Bedenken hinsichtlich der ungleichen Verteilung der Vorteile unter den Mitgliedstaaten. Auf kontinentaler Ebene dominieren einige wenige Länder den innerafrikanischen Handel: Südafrika, Nigeria, Elfenbeinküste, Kenia und Ägypten (in dieser Reihenfolge). Auf sie entfallen zusammen 62,3 Prozent der gesamten innerafrikanischen Exporte. Diese Unterschiede können zu ungleichem Wettbewerb führen, der kleineren Volkswirtschaften wie etwa Simbabwe schaden kann.

    Um dem entgegenzuwirken, muss die TFTA-Region handelspolitische Abhilfemaßnahmen, einschließlich Antidumping-, Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen, ergreifen, um die heimischen Industrien schwächerer Volkswirtschaften vor den negativen Auswirkungen der Handelsliberalisierung zu schützen.

    Afrikanische Unternehmen stärken

    Einige Regierungen und Marktteilnehmer befürchten zudem, dass – obwohl das TFTA ein afrikanisches Projekt ist, das die afrikanische Produktion ankurbeln soll – die wirklich großen Gewinner am Ende multinationale Konzerne von außerhalb des Kontinents sein könnten. Viele von ihnen haben sich in Afrikas Großstädten niedergelassen. Dank des TFTA gewinnen sie einen einfachen Zugang zu einer Vielzahl lokaler Märkte.

    Um die Risiken, die mit einer multinationalen Marktbeherrschung einhergehen – Marktkonzentration, wettbewerbswidrige Praktiken, eingeschränkte Technologietransfers – wirksam zu mindern, müssen die Entscheider der Einführung einer soliden Wettbewerbspolitik und der Integration von KMU in Export- und Importketten Vorrang einräumen. Die TFTA kann eine ausgewogenere und integrative Wirtschaftslandschaft schaffen. Dazu muss sie gleiche Wettbewerbsbedingungen für in- und ausländische Unternehmen fördern, das Wachstum von KMU unterstützen und umfassende Schutzmaßnahmen umsetzen.

    Ein neues Kapitel des afrikanischen Handels

    Die Dreigliedrige Freihandelszone Comesa-EAC-SADC hat das Potenzial, den afrikanischen Handel und die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents positiv zu verändern. Der ehrgeizige Zeitplan für die Liberalisierung der Zölle kann einen fairen und wettbewerbsfähigen Markt schaffen. Gleichzeitig muss die TFTA jedoch die Liberalisierung durch einen Schutz der heimischen Industrie begleiten.

    Während sich der Kontinent vorwärts bewegt, ist es wichtig, die Schwachpunkte im Abkommen anzugehen. Mit Engagement und Kooperation kann das TFTA zu einem Katalysator für Afrikas Wirtschaftswachstum und Integration in die Weltwirtschaft werden.

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    Äthiopien: Warum die Währungsfreigabe Segen und Fluch zugleich ist

    Die äthiopische Regierung wurde mit Segen und Fluch überschüttet, nachdem sie am 29. Juli beschloss, mit ihrer drei Jahrzehnte alten Politik der Wechselkurssteuerung zu brechen, um 10,7 Milliarden Dollar von internationalen Gläubigern zu erhalten.

    Noch am selben Tag lobte der Internationale Währungsfonds (IWF), einer der Gläubiger, die Entscheidung der Regierung und erklärte, dass Äthiopien in den kommenden vier Jahren 3,4 Milliarden Dollar erhalten werde. Laut IWF unterstützt diese Finanzierung die Regierung dabei, “makroökonomische Ungleichgewichte zu beseitigen, die Tragfähigkeit der Auslandsverschuldung wiederherzustellen und die Grundlagen für ein höheres, integratives und vom Privatsektor getragenes Wachstum zu schaffen.”

    IWF und Weltbank begrüßen Reform

    Am 30. Juli erklärte Maryam Salim, Länderdirektorin der Weltbank für Ostafrika, dass “der Schwerpunkt darauf liegt, arme und gefährdete Menschen vor den Kosten der wirtschaftlichen Anpassung zu schützen und ihnen mehr Möglichkeiten zur Teilnahme an der Wirtschaft zu bieten.”

    Zemedeneh Nigatu, Global Chairman des Fairfax Africa Fund, der “die Reformen voll und ganz unterstützt,” erklärte unter anderem, dass die Reformen “die makroökonomische Stabilität aufrechterhalten, insbesondere durch die Verringerung der Inflation, die Erhöhung der Devisenliquidität und die Minimierung von Verzerrungen, die durch die oligopolistischen Strukturen verursacht werden, von denen nur einige wenige profitieren”.

    Sorge vor steigender Inflation

    Es gibt jedoch auch Stimmen, die die Reform kritisieren. Ayele Gelan, Wirtschaftswissenschaftler am Kuwait Institute for Scientific Research, argumentiert, dass die Devisenreform “nie von einer sinnvollen Politik zur Ankurbelung der Produktion von Exportgütern in der erforderlichen Größenordnung begleitet wurde. Die Einfuhren wurden verteuert, so dass das einzige Ergebnis die Inflation war.”

    Am 31. Juli äußerten auch Mitglieder des äthiopischen Parlaments ihre Besorgnis über die mögliche Inflation, die mit dem Rückgang der Kaufkraft der äthiopischen Währung einhergeht. Seit der Entscheidung hat der Birr, die äthiopische Währung, Berichten zufolge gegenüber dem Dollar fast 40 Prozent an Wert verloren.

    Ahmed Shide, der äthiopische Finanzminister, antwortete den Parlamentariern, dass die “Reform in den ersten Monaten oder Jahren Auswirkungen haben wird. Aber in Zukunft haben wir keine andere Möglichkeit, die Inflation unter Kontrolle zu bringen.” myb

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    EU: Sozialisten sorgen sich um Entwicklungszusammenarbeit

    Die Europäischen Sozialisten kritisieren in einem Brief an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ihre Äußerung vor dem EU-Parlament, dass Geopolitik und Geoökonomie Hand in Hand gehen müssten. “Es wäre ein Fehler, mit unseren Partnern ausschließlich auf der Grundlage dieser Interessen zusammenzuarbeiten und dabei ihre Grundbedürfnisse und ihre menschliche Entwicklung außer Acht zu lassen”, heißt es in dem Brief, den die Vorsitzende der S&D-Fraktion im Europa-Parlament, Iratxe García Pérez, sowie Kathleen Van Brempt und Udo Bullmann unterschrieben haben.

    “Die EU sollte die Schwellen- und Entwicklungsmärkte im Rahmen einer konsequenten und starken multilateralen und bilateralen Entwicklungszusammenarbeit angehen”, fordern die sozialistische Fraktion. Die Abgeordneten haben Sorge, dass die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) – in Brüssel als Kommissar für internationale Zusammenarbeit bekannt – bei der Postenverteilung in der künftigen Kommission mit anderen Aufgaben vermischt werden könnte, beispielsweise mit Wirtschaftsthemen oder mit der Sicherheit.

    Bullmann fordert ganzheitlichen Ansatz

    “Es ist beunruhigend, dass Ursula von der Leyen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) weder in ihrer Rede noch in ihren politischen Leitlinien erwähnt hat”, sagte Bullmann, der Koordinator für die S&D im Ausschuss für Internationale Entwicklung ist, gegenüber Table.Briefings. “Sie hat keinen ganzheitlichen Ansatz für die Beziehungen der EU mit dem Globalen Süden.” Dies lasse vermuten, dass die Außenbeziehungen nur auf kurzfristige eigene Ziele ausgerichtet seien und eine langfristige Strategie außer Acht ließen.

    “Die Nicht-Erwähnung des Portfolios für internationale Partnerschaften macht uns Sorgen”, sagte Bullmann weiter. “Die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für eine gerechte und nachhaltige Transformation wird in den Zielen für die neue Legislaturperiode von Ursula von der Leyen völlig heruntergespielt.” Außerdem werde sie den Erfolgen der Kommissarin für Internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, zum Beispiel in der Bekämpfung globaler Ungleichheiten nicht gerecht.

    Kommission betont Bedeutung der EZ

    Bei der Kommission hält man die Sorge, die Entwicklungszusammenarbeit könne vernachlässigt werden, für unbegründet. Dort verweist man auf die politischen Leitlinien 2024-2029. In diesen gebe es eine lange Passage zur Bedeutung der Entwicklungspolitik. Dort wird als Ziel benannt, “langfristige, allseits vorteilhafte Partnerschaften (zu) schaffen, indem wir in eine gemeinsame Zukunft investieren und uns auf lange Sicht engagieren.”

    Außerdem heißt es dort auch: “Das dritte Element unserer Außenwirtschaftspolitik sind Partnerschaften und gemeinsame Investitionen in unsere Interessen und unsere Partner im Rahmen von Global Gateway, unserer Initiative für weltweite Investitionen in Infrastrukturprojekte.” hlr

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    Staatsschulden: Welche Motive China bei der Kreditvergabe verfolgt

    Die Motive des Westens und Chinas für die Kreditvergabe an afrikanische Länder sind sehr unterschiedlich. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), das als eines der ersten Institute die Motive für Kreditvergabe untersucht hat. Wenig überraschend ist die Feststellung, dass Chinas Kreditvergabe vor allem von seinen wirtschaftlichen Interessen geleitet ist. Neu hingegen ist eine Erkenntnis über westliche Kredite: Die westlichen Länder verfolgen mit ihrer Kreditvergabe auch Ziele, die ihren Eigeninteressen zu widersprechen scheinen.

    Für die Studie hat IfW-Autor Eckhardt Bode für den Zeitraum zwischen 2000 und 2019 systematisch die Kreditvergabe Chinas mit der von sechs großen westlichen Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Japan und den USA) abgeglichen. Die entsprechenden Daten basieren auf der Africa Debt Database des IfW, einem Datensatz von knapp 7.000 Krediten, die China, westliche Länder und multilaterale Organisationen an afrikanische Länder vergeben haben.

    Unverhältnismäßig hohe Zinsen

    Demnach vergab China in diesem Zeitraum Kredite eher an afrikanische Länder mit mehr natürlichen Ressourcen, geringerem Ausfallrisiko und höherer Zahlungsbereitschaft für Kredite. Peking nutzte die höhere Zahlungsbereitschaft der afrikanischen Länder aus, indem es unverhältnismäßig hohe Zinsen für seine Kredite verlangte. Diese Motive zeigen sich in der Kreditvergabe westlicher Länder nicht, die Kredite eher an ressourcenarme und hochverschuldete Länder vergaben und niedrigere Zinsen für Kredite verlangten. Der westliche Ansatz könnte durch die Bereitstellung von Entwicklungshilfe motiviert sein, vermutet Bode. Es seien jedoch weitere Untersuchungen erforderlich, um die tatsächlichen Beweggründe zu ermitteln.

    Für China zählten bei der Kreditvergabe vor allem wirtschaftliche Interessen: die Förderung des eigenen Wirtschaftswachstums, der Zugang zu natürlichen Ressourcen, die Expansion chinesischer Unternehmen im Ausland sowie die Anlage seiner enormen Devisenreserven. Der Zugang zu den Ressourcen und Märkten Afrikas ist auch ein Motiv für die Kreditvergabe westlicher Länder. Allerdings beschränkte sich der Westen auf die Sicherung der bestehenden Importe, während China auf die Erschließung neuer Lieferanten setzte.  

    Schuldenkrise erfordert Kompromissbereitschaft

    Auch geopolitische Überlegungen spielten für China eine Rolle: Peking verlieh eher Kredite an afrikanische Länder, die das Ein-China-Prinzip unterstützen – also Taiwan nicht als souveränen Staat anerkennen – und in der UN-Generalversammlung eher mit den Positionen Chinas übereinstimmen. Die westlichen Länder teilten diese Motive nicht und bevorzugten stattdessen die Kreditvergabe an Länder mit einer stabilen Regierung.

    Zurzeit sind einige von Chinas afrikanischen Schuldnern in große finanzielle Schwierigkeiten geraten, darunter Tschad, Äthiopien, Ghana und Sambia. Die Verhandlungen über eine Umstrukturierung der Staatsschulden gehen nicht recht voran, auch aufgrund der nach wie vor ungelösten Interessenkonflikte und tiefem Misstrauen zwischen China und den westlichen Ländern. “Chinas derzeit mangelnde Kompromissbereitschaft bei den Schuldenverhandlungen könnte die Schuldenkrise verschärfen und weitere afrikanische Länder in die Zahlungsunfähigkeit treiben.”

    “Das derzeitige Vorgehen erinnert an die 1980er und 1990er Jahre, als westliche Gläubiger eine ähnlich harte Haltung gegenüber verschuldeten lateinamerikanischen Ländern einnahmen”, warnt IfW-Forscher Bode. “Diese Länder haben dann ein Jahrzehnt durch wiederkehrende Zahlungsprobleme und eine verzögerte wirtschaftliche Erholung verloren.” ajs

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    Alexander von Humboldt-Stiftung: Gutachter empfehlen Fortsetzung von sechs Forschungshubs in Afrika 

    Eine wissenschaftliche Zwischenbegutachtung von sechs Forschungshubs der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvHS) in Afrika fällt positiv aus und empfiehlt die Fortsetzung der Förderung bis 2026. Das Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (ISI) hatte die Forschungszentren in Benin, Kamerun, der Republik Kongo, Nigeria und Simbabwe analysiert. Die Hubs hätten es trotz schwieriger Ausgangslage und in einzelnen Fällen auch äußerst prekärer Bedingungen geschafft, Forschungszentren aufzubauen, die national und international wissenschaftlich stark vernetzt sind, eine hohe Sichtbarkeit aufweisen und eine wichtige Plattform insbesondere für Nachwuchswissenschaftler*innen bilden, heißt es in dem Gutachten. Eine Anschlussfinanzierung ist aufgrund der aktuellen Haushaltslage höchstwahrscheinlich nicht gegeben, erklärt eine Sprecherin der AvHS gegenüber Table.Briefings. 

    Forschung im Kampf gegen das Mpox-Virus und Malaria 

    Die Hubs sind beauftragt, Forschungsergebnisse zur Bewältigung von Pandemien und Strategien zur Erhöhung der Resilienz afrikanischer Gesellschaften für künftige Krisensituationen entstehen zu lassen. Geleitet werden die Hubs von Wissenschaftlern aus dem afrikanischen Humboldt-Netzwerk.   

    Aktiv wurden die Forscher etwa in der Bekämpfung der neuen Variante des Mpox-Virus (früher “Affenpocken”), die sich aktuell ausbreitet. So hat ein Forschungshub in Nigeria durch seine große Probensammlung aus Wildtieren Zugang zum natürlichen Wirt des Virus, was seit 2022 für weitergehende Analysen zu Mpox genutzt wird. In der Republik Kongo hat der Forschungshub seinen Arbeitsschwerpunkt von COVID-19 auf andere Infektionskrankheiten wie Mpox oder Malaria verlagert. 

    Das attestieren die Gutachter den sechs Hubs:  

    • Beachtliche wissenschaftliche Kooperationen und Vernetzungen  
    • Stärkung des wissenschaftlichen Knowhows in Afrika  
    • Frauenanteil unter allen Nachwuchswissenschaftlern von knapp 50 Prozent 
    • Vertrauensvolle Kooperationen zwischen afrikanischen und deutschen Partnern 
    • Ein Hub konnte mit der Erweiterung auf ein zweites Forschungsfeld zur strategischen Weiterentwicklung der Universität beitragen, an der er angesiedelt ist 
    • Entwicklung starker Süd-Süd-Vernetzungen 

    Zu den Herausforderungen für die Hubs zählten schwierige sozio-ökonomische und sicherheitspolitische Ausgangslagen, häufige Stromausfälle oder Verzögerungen und Probleme bei der Beantragung von Einreisevisa für Deutschland, berichten die Gutachter.  

    Haushaltslage verhindert wohl weitere Förderung der Forschungshubs 

    Die Forschungshub-Leitungen reagierten kreativ auf solche Hindernisse. Sie initiierten zum Beispiel neue Kooperationen zu anderen afrikanischen Forschungsinstitutionen, stärkten Kompetenzen zur eigenverantwortlichen Mittelverwaltung oder beschafften Solaranlagen.  

    Die Hubs erhalten aktuell eine Förderung von bis zu 750.000 Euro über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren. Fünf der sechs Forschungshubs werden durch das Auswärtige Amt gefördert, eines durch die Bayer Foundation.  

    Da das Auswärtige Amt seine Ausgaben von 2025 an kürzen muss, kann derzeit keine neue Ausschreibung von Humboldt-Forschungshubs in Aussicht gestellt werden, berichtet eine Sprecherin der Stiftung. Die allgemein schwierige Haushaltslage des Bundes verschlechtere außerdem auch die Chancen auf die Finanzierung der Forschungshubs durch andere Ministerien.  nik 

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    Presseschau

    Reuters: Hunderte Nigerianer protestieren gegen höhere Lebenshaltungskosten. Nigerianische Polizeikräfte setzten am Donnerstag Augenzeugenberichten zufolge Tränengas ein, um eine Menschenmenge in der Hauptstadt Abuja zu zerstreuen. Hunderte Demonstranten protestierten gegen die steigenden Lebenshaltungskosten und Regierungsprobleme in Afrikas bevölkerungsreichstem Land.

    Bloomberg: Südafrika sucht Gespräche über EU-Kohlenstoffsteuer. Südafrika wird sich an die Europäische Union wenden, um über den sogenannten Kohlenstoff-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) zu diskutieren – eine Steuer auf kohlenstoffintensive Güter wie Düngemittel, Zement, Eisen, Stahl und Aluminium, die in die EU eingeführt werden, die von 2026 an vollständig in Kraft treten wird. Nach Ansicht Südafrikas verstößt die Steuer gegen die Regeln der Welthandelsorganisation und verlagert die Last von Klimaschutzmaßnahmen ungerechtfertigt auf ärmere Regionen. Bei einem Brics-Treffen in der vergangenen Woche waren sich die Handelsminister “einig, dass CBAM überdacht werden muss”, sagte der südafrikanische Handelsminister Parks Tau am Dienstag vor Reportern in Kapstadt.

    Sudouest: Macron bevorzugt Marokko gegenüber Algerien. Die französische in Bordeaux erscheinende Tageszeitung vertritt in einem Leitartikel die Ansicht, dass Präsident Macron gerade einen weiteren großen Stein in den diplomatischen Teich geworfen habe, indem er sich in der Westsahara-Frage auf die Seite Marokkos und gegen Algerien gestellt hat. Dies verursache “einige kalte Schweißausbrüche” in diplomatischen Kreisen.

    Financial Times: Algerien zieht Botschafter aus Frankreich ab. Algerien hat seinen Botschafter in Paris abberufen, nachdem Frankreich einen Plan für die marokkanische Souveränität über das umstrittene Gebiet der Westsahara unterstützt hat. Marokko, das den größten Teil der dünn besiedelten Westsahara seit dem Rückzug Spaniens im Jahr 1975 kontrolliert, beansprucht das Gebiet. Algerien beherbergt und unterstützt jedoch die Polisario-Front, eine saharauische Gruppe, die für die Unabhängigkeit der Westsahara kämpft. Die Beziehungen zwischen den beiden Maghreb-Ländern sind seit ihrer Unabhängigkeit größtenteils schwierig.

    Africa Intelligence: Französische Konzerne bauen Eisenbahn in Marokko. Der marokkanische Eisenbahnbetreiber ONCF hat den Gewinner einer wichtigen Ausschreibung bekannt gegeben. Gemeinsam mit der marokkanischen Novec werden die französischen Unternehmen Egis und Systra eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Marrakesch und Kenitra bauen. Sie haben sich unter anderem gegen das spanische Ingenieursunternehmen Ineco durchgesetzt.

    The Guardian: Wüstenbegrünung in Ägypten belastet Wasserversorgung. Bis 2027 will die ägyptische Regierung 16.800 Quadratkilometer Wüste in Ackerland umwandeln. Bislang sind nur 20 Prozent dieses Ziels erreicht worden. Im Gegensatz zu den reichen Böden des Niltals, die seit Jahrtausenden durch Überschwemmungen und Bewässerung bewässert und gedüngt werden, sind die Wüstensande seit langem trocken und bieten nur wenige Nährstoffe für den Anbau. Sie benötigen riesige Mengen an Bewässerung, um fruchtbar zu werden  – Wasser, das unmöglich zurückgewonnen werden kann. Dabei leidet Ägypten laut UN bereits jetzt unter einem jährlichen Wasserdefizit von sieben Milliarden Kubikmetern.

    New York Times: Nach Bidens Rückzug bekommen andere ältere Staatschefs ernste Seitenblicke. Elf der 20 ältesten Staatsoberhäupter der Welt sind Afrikaner. Sie sind teils über 80 Jahre alt; Paul Biya, Kameruns Präsident und ältester Staatschef der Welt, ist sogar schon 91. Zugleich hat Afrika die jüngste Bevölkerung aller Kontinente. Und viele der jungen Menschen in den betreffenden Ländern wünschen sich, dass ihre Präsidenten dem Beispiel von Joe Biden folgen und den Rückzug antreten.

    Reuters: Einigung auf Waffenstillstand im Ostkongo. Ab dem 4. August sollen im Osten der DR Kongo die Waffen schweigen. Dies ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen den Außenministern Kongos und Ruandas unter Vermittlung ihres angolanischen Amtskollegen. Kongo beschuldigt Ruanda, die Rebellengruppe M23 im Ostkongo zu unterstützen, was Ruanda jedoch bestreitet. Welche Konfliktparteien dem Waffenstillstand zugestimmt haben, geht aus der entsprechenden Mitteilung des angolanischen Präsidentenbüros nicht hervor.

    South China Morning Post: Stellvertretender US-Außenminister: Washington muss der Präsenz Chinas im globalen Süden Priorität einräumen. Die USA liegen in Afrika und anderen Regionen des globalen Südens weit hinter China zurück und riskieren, dass bestimmte Ziele wie die Sicherung wichtiger Mineralien und allgemeinere Ziele wie die Bekämpfung von Desinformation nicht erreicht werden, warnte der stellvertretende US-Außenminister Kurt Campbell vor dem außenpolitischen Ausschuss des US-Senats. Ein wesentlicher Schritt sei die Beschleunigung der Genehmigung eines Rückstaus von Botschafterernennungen, so Campbell.

    Le Monde: Senegal tut sich schwer, eigenes Öl zu raffinieren. Senegal zählt seit Juli zu den Ölexporteuren. Allerdings wurden die ersten Ladungen Rohöl zur Raffination nach Deutschland und in die Niederlande gebracht, anstatt in die heimische Raffinerie, die schon seit 1961 Öl aus Nigeria und Libyen verarbeitet. Laut einer Quelle im zuständigen Ministerium wollte man so die Raffinerie vor den bei Erstlieferungen typischen Verunreinigungen schützen. Die Kapazität der Raffinerie liegt allerdings auch weiter unter dem Output des Sangomar-Ölfelds. Senegal plant darum die Modernisierung der Raffinerieanlage.

    Heads

    Nah an den Menschen – Der mosambikanische Fotograf Mário Macilau

    Selbstporträt des Fotografen Mário Macilau.

    Wenn Mário Macilau fotografiert, entstehen Bilder mit intensivem Fokus auf die Menschen. Bilder, die Nähe schaffen, ohne übergriffig zu wirken. Sein Blick ist dabei genau, aufmerksam zufälligen Situationen und spontanen Regungen gegenüber. Und: Wenn Macilau sich an die Arbeit macht, kann es dauern. Jahre mitunter. Denn die Grundlage ist für ihn die Begegnung. Er verklärt oder romantisiert nicht in seinen Bildern, zeigt aber was sich ihm darstellt. Als Mosambikaner ist er oft in seinem Land unterwegs. Dabei öffnen sich unterschiedliche Lebenswelten, denen Macilau ebenso offen gegenüber steht

    Langzeitprojekte liegen Mário Macilau. Für seine Bilderserie Faith fotografierte Macilau Menschen in Mosambik während sie animistische Rituale durchführen. Die Arbeit soll in diesem Jahr beim Kehrer-Verlag in Heidelberg als Buch erscheinen. Begleittexte dafür haben unter anderem der Schriftsteller José Eduardo aus Angola oder die Architektin Paula Nascimento beigesteuert.

    Selbst erlernter Fotograf

    Viele Fotografien in Macilaus jüngster Serie sind in schwarz-weiß gehalten, nuanciert und kontrastreich. Etwa ein Junge in weißem Gewand, der eine staubige Puppe mit Lockenkopf vor seinen Körper hält, sein Blick nach unten gerichtet, die Gesichtszüge entspannt. Der Junge und die Puppe erscheinen in dem Bild als Einheit, der Hintergrund ist verschwommen, die Tageszeit schwer bestimmbar, der eingefangene Moment scheint über der Zeit zu stehen. 

    Animistischer Glaube gründet auf dem Verständnis, dass die Natur und ihre Phänomene eine Seele haben. Den Bildern ist anzusehen, dass Macilau eine Beziehung zu den Menschen hat, die er fotografiert. Der 40-Jährige wurde in armen Verhältnissen in Mosambik geboren und hat sich das Fotografieren selbst beigebracht. Als Kind faszinierten ihn die Fotografen, die auf den Straßen von Maputo unterwegs waren, um gegen kleines Geld ihre Bilder zu machen, wie Macilau in einem Interview erzählte. Seine erste Kamera bekam er, als er heimlich das Telefon seiner Mutter dafür eintauschte.

    Kritischer Geist

    Weltweit Anerkennung brachte Macilau sein erstes Langzeitprojekt ein: Growing in Darkness, in dem er Straßenkinder in Mosambik in ihrem Alltag porträtierte. Er verbrachte viel Zeit mit den Kindern und fand einen einzigartigen Zugang zu ihrer Welt, die er aus seinen eigenen Kindertagen gut kannte, als er selbst eine Zeit lang auf der Straße lebt.

    Macilau ist in der persönlichen Begegnung ein herzlicher Mensch, ein kritischer Geist, der über alles was er sieht und vor allem die Ungerechtigkeiten in der Welt nachdenkt. Ein Fotograf, der nicht nur Abzüge von seiner Umwelt macht, sondern in den Kontakt geht. Dazu passt eine seiner neuesten Ideen: Ein Fotostudio in Maputo, in das er Menschen einlädt, die sich mit selbst gewählten Stoffen einkleiden und dann fotografieren lassen, als Hommage an den urbanen mosambikanischen Modemix aus traditionell und modern.

    Weltweit ausgestellt

    Dubai, London, Lissabon, Venedig zur Biennale 2015: Macilaus Fotografien sind weltweit ausgestellt worden. Zu seinen jüngsten Preisen zählen der Prix Roger Pic 2023 sowie der James Barnor Prize 2023. Macilau lebt zwischen Mosambik, Portugal und Südafrika.

    Mit seinem scharfen geduldigen Blick und dem unermüdlichen Interesse an Menschen und ihren Leben ist Macilau einer der spannendsten Fotografen auf dem Kontinent. Lucia Weiß

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    Dessert

    Osun Festival
    Auch in diesem Jahr haben viele Nigerianer am Osun-Osogbo-Festival teilgenommen.

    Auch in diesem Jahr zieht das Osun-Osogbo-Festival wieder Tausende Nigerianer aus dem ganzen Südwesten des Landes an, um Osun, der Göttin des gleichnamigen Osun-Flusses, zu huldigen – in der Erwartung, dass diese Fruchtbarkeit und gute Geschäfte bringt. Die Hauptstadt Osogbo des Bundesstaats Osun liegt rund 200 Kilometer nördlich von Lagos. Dieses Festival ist laut den Veranstaltern “tief in der Kultur der Yoruba verwurzelt”. Es sei “ein starkes Symbol der Einheit der Gemeinschaft und der kulturellen Kontinuität”.

    Zu den Ritualen zählt, dass die Teilnehmer Wasser aus dem Osun-Fluss trinken. Trotz Hygienebedenken könne die Regionalregierung die Teilnehmer davon nicht abhalten, sagte Abiodun Ojo, Minister für Kunst, Kultur und Tourismus des Bundesstaats Osun, auf einer Pressekonferenz. Deshalb müsse die Regionalregierung dafür sorgen, dass das Wasser unbedenklich sei. Am 9. August soll in Osogbo die große Abschluss-Prozession mit Musik und Tanz stattfinden. hlr

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    Africa.Table Redaktion

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