Table.Briefing: Africa

Desinformation: Mediensektor in Afrika anfällig + Bundestag: Afrikapoltische Expertise schrumpft + EU: Mitgliedsstaaten suchen mehr EZ-Kooperation

Liebe Leserin, lieber Leser,

ab Freitag treffen Regierungsvertreter aus aller Welt zur Münchner Sicherheitskonferenz zusammen. Afrika steht zwar nicht ganz oben auf der Agenda, nimmt aber im Vergleich zu früheren Jahren immer mehr Raum ein. Ein wichtiges Thema: Desinformationskampagnen aus Russland oder China, die in Afrika auf fruchtbaren Boden fallen. Warum gerade der afrikanische Mediensektor anfällig für Desinformation ist, hat meine Kollegin Lucia Weiß für Sie analysiert.

Kurz vor der Bundestagswahl zeichnet sich ab, dass viele erfahrene Entwicklungspolitiker nicht wieder in das Parlament zurückkehren werden. Das wird auch Auswirkungen auf die deutsche EZ-Debatte haben. David Renke erklärt, wer warum nicht mehr kandidiert.

Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf die entwicklungspolitischen Pläne der EU-Mitglieder und stellen ihnen Donald Trumps möglichen neuen Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat vor.

Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Desinformation: Warum der Mediensektor in Afrika besonders anfällig ist

Der Mediensektor in Afrika ist weiterhin von systematischen Schwächen geprägt, was die zunehmende Ausbreitung von Desinformation begünstigen könnte. Der Ausgangsbefund ist dramatisch: Zwischen 2022 und 2024 haben sich Desinformationskampagnen in Afrika vervierfacht, wie Forschende des in Washington ansässigen Thinktanks Africa Center for Strategic Studies in einer Studie herausgearbeitet haben. Zudem hat Russland bereits Künstliche Intelligenz bei Desinformationskampagnen in Afrika einsetzt, jedoch eher vereinzelt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Table.Briefings vor der Veröffentlichung kommende Woche vorlag.

Westafrika Hotspot für Desinformation

Besonders betroffen: Westafrika mit den militärregierten Sahel-Staaten (72 Kampagnen), gefolgt von Ostafrika (33 Kampagnen), dem südlichen Afrika (25 Kampagnen) und Zentralafrika (21 Kampagnen). Als Hauptakteur wurde Russland identifiziert, aber auch China war der Studie zufolge vereinzelt aktiv. Dabei geht es nicht nur um politische Aktualität – wie in Niger rund um den Putsch 2023 – oder die gezielte Verbreitung gewisser Narrative – etwa das von Russland als einzig dekolonialem Akteur in Afrika – sondern auch um globale Themen wie den Klimawandel.

Deutschland hat sich unter anderem mit BMZ-Mitteln im Mediensektor in Afrika engagiert. Ein Großteil der aktuellen Projekte fließt in die Aus- und Fortbildung. Unter anderem baut das BMZ mit 14 Millionen Euro eine Fakultät für Medien und Kommunikation in Ostafrika auf (bis 2025).

Strukturelle Probleme im Mediensektor

Nach wie vor gibt es auf dem afrikanischen Kontinent allerdings strukturelle Bedingungen im Mediensektor, die Qualitätsjournalismus schwierig machen – und damit mehr Raum für Desinformation lassen. Dazu gehört etwa ein weit verbreitetes Geschäftsmodell: So sind private Medien abhängig von Anzeigenkunden und im Printbereich, insbesondere von Abonnements. In ärmeren Ländern sind Ministerien und Regierungseinrichtungen oft die wichtigsten Kunden. Wenn diese kündigen, bedeutet das einen massiven Einbruch im Budget. Medien müssen sich dann als Unternehmen breiter aufstellen und über andere Dienstleistungen Einnahmen erwirtschaften: Beispielsweise über bezahlte Auftragspublikationen für NGOs oder Firmen. In Räumen, wo die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sehr eng vernetzt sind – wie zum Beispiel in Mali – ist das ein heikles Unterfangen. Dann kann eine klare Trennung der Interessen teils nicht mehr gegeben sein.

Die Abo-Kündigung ist ein wirksames Druckmittel, jenseits von Überwachung, Repressalien und Gewalt gegen Psyche und Körper der Medienschaffenden. Dies sind allerdings auch Mittel, die nach Recherchen der Unesco in vielen afrikanischen Ländern ebenfalls von Machthabern eingesetzt werden, um die freie Presse zu behindern.

Schlechte Gehälter machen anfällig für Korruption

Der finanzielle Druck, der auch über das Anzeigengeschäft ausgespielt werden kann, führt nicht selten zur Selbstzensur der Journalisten. Eine weitere Rolle spielt die vielerorts geringe Bezahlung – selbst von angestellten Journalisten. So zahlen Veranstalter von Pressekonferenzen in vielen Ländern den Berichterstattern sogenannte Per Diems – also Fahrt- und Unkosten. Natürlich wird damit eine Anreizstruktur geschaffen, die einer unabhängigen und freien Berichterstattung widerspricht. Außerdem werden Journalisten in armen Ländern dadurch gezwungen, zum Teil in die Nebenberuflichkeit zu wechseln und sich für den Lebensunterhalt einen anderen “Brotjob” zu besorgen.

Während russische und chinesische Medienpräsenz in Afrika zugenommen hat, haben dagegen westliche Medien ihre Netzwerke und die Berichterstattung zum Teil stark zurückgefahren: Am schwersten dürften die massiven Einsparungen bei der BBC, einem der traditionell am meisten rezipierten Medien in Afrika, wiegen.

New Deal für Medienförderung gefordert

Das Forum on Information and Democracy forderte schon 2021 einen New Deal für den weltweiten Journalismus: 0,1 Prozent des globalen BIPs sollten in die Medienförderung fließen. Inzwischen haben sich sowohl in einzelnen afrikanischen Ländern, Regionen und afrikaweit auch Fact-Checker-Organisationen etabliert. Zu letzteren gehören:

  • Code for Africa
  • Africa Check
  • Tri Facts
  • AU-EU D4D Hub
  • PesaCheck
  • Afrika
  • BMZ
  • China
  • Desinformation
  • Medien
  • Russland
  • Sahel
  • Sicherheitspolitik

Bundestagswahl: Warum die afrikapolitische Expertise schrumpfen könnte

Nach der Bundestagswahl dürfte die Zahl der Afrika-Fachpolitiker im Bundestag deutlich schrumpfen. Denn eine ganze Reihe erfahrener Abgeordneter wird nicht noch einmal antreten – insbesondere im entwicklungspolitischen Bereich. Hinzu kommt die Frage, welche Parteien überhaupt im Bundestag vertreten sein und welche an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern werden. Dass es künftig vor allem an Entwicklungspolitikern mangeln könnte, überrascht. Denn die Debatte um die Zukunft der Entwicklungspolitik wird seit Anfang des vergangenen Jahres mit besonderer Schärfe geführt. Hier ein Überblick, welche Politiker künftig nicht mehr im Bundestag vertreten sein werden:

CDU/CSU

Hermann Gröhe saß über 30 Jahre im Bundestag. Als stellvertretender Unions-Fraktionsvorsitzender war Gröhe für den Bereich wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verantwortlich. Gemeinsam mit dem entwicklungspolitischen Sprecher der Union, Volkmar Klein, verfasste Gröhe im März 2024 einen Brief an die Unionsfraktion, in dem er zu einer faktenbasierteren Debatte um die Entwicklungszusammenarbeit aufrief.

Auch Volkmar Klein wird nicht erneut für ein Mandat im Bundestag kandidieren. Klein war seit 2009 Mitglied des Bundestags und seit 2017 Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ) sowie entwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Außen- und Sicherheitspolitikerin Katja Leikert wird nach über zehn Jahren im Bundestag ebenfalls nicht erneut kandidieren. Für die Unionsfraktion war Leikert Berichterstatterin zu Grundsatzfragen der deutschen Afrika-Politik im Auswärtigen Ausschuss.

SPD

Karamba Diaby war 2013 gemeinsam mit Charles M. Huber (CDU) einer der ersten beiden schwarzen Abgeordneten in den Bundestag. Zunächst war Diaby im Ausschuss für Menschenrechte sowie im Bildungsausschuss. In der vergangenen Legislatur wurde der im Senegal geborene Politiker schließlich Mitglied im AWZ sowie im Auswärtigen Ausschuss. Außerdem saß Diaby der Parlamentariergruppe Westafrika vor.

Michelle Müntefering war zuletzt Vorsitzende der Parlamentariergruppe Südliches Afrika sowie Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Seit 2013 vertrat Müntefering als Direktkandidatin den Wahlkreis Herne – Bochum II und setzte sich zwischen 2017 und 2021 als Staatsministerin für Kulturpolitik im Auswärtigen Amt für die Rückgabe von Kulturgütern ein. Müntefering scheidet aus persönlichen Gründen aus dem Bundestag aus.

Manuel Gava gewann 2021 überraschend das Direktmandat im Wahlkreis Osnabrück Stadt. Im Bundestag wurde Gava ebenfalls Mitglied im AWZ und legte seinen thematischen Schwerpunkt vor allem auf Lateinamerika. Nach nur einer Legislatur tritt Gava nicht erneut für den Bundestag an, nachdem bekannt wurde, dass er eingestand, Kokain konsumiert zu haben.

Bündnis 90/Die Grünen

Als Staatsministerin im Auswärtigen Amt war die Grünenpolitikerin Katja Keul in erster Linie als Vertreterin der Bundesregierung präsent. Keul trieb die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit voran. Daneben vertrat Keul außerdem den Wahlkreis Nienburg II im Bundestag.

Kordula Schulz-Asche war seit ihrem ersten Einzug in den Bundestag Mitglied im Gesundheitsausschuss und legte dabei auch einen Schwerpunkt auf das Thema globale Gesundheit. Schulz-Asche lebte über zehn Jahre in Afrika und war selbst in Ruanda, als der Genozid gegen die Tutsi und gemäßigten Hutu begann.

Zuletzt war Beate Walter-Rosenheimer Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Zudem war Walter-Rosenheimer stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe Westafrika.

Susanne Menge tritt ebenfalls nach einer Legislatur nicht erneut für den Bundestag an und kehrt in die Kommunalpolitik zurück. Menge war ebenfalls Mitglied im AWZ. Nach eigenen Angaben will sich Menge aber auch weiterhin für globale Gerechtigkeit einsetzen und dafür, dass feministische Außen- und Entwicklungspolitik auch in der kommenden Legislatur eine wichtige Rolle in der Bundespolitik spielen.

FDP

Da die AfD mit ihren Kandidaten für den Vorsitz des AWZ durchgefallen war, übernahm Christoph Hoffmann den kommissarischen Vorsitz des Ausschusses in der vergangenen Legislatur. Hoffmann war zudem stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika.

Bis zum Ampel-Bruch war Till Mansmann Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Mansmann tritt zwar noch einmal für die FDP an, mit Listenplatz 19 in Hessen ist ein Wiedereinzug allerdings ausgeschlossen.

Knut Gerschau war Obmann seiner Partei im AWZ sowie Mitglied im Unterausschuss für Globale Gesundheit. Vor seiner Abgeordnetentätigkeit war Gerschau Mitglied im Vorstand der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

Neben den Entwicklungspolitikern haben auch Manfred Todtenhausen, Mitglied in der Parlamentariergruppe Östliches Afrika, sowie Olaf van der Beek, Mitglied in der Parlamentariergruppe Südliches Afrika, ihren Rückzug angekündigt.

Linke und AfD

Entwicklungspolitikerin Claudia Möhring von der Linken sowie der afrikapolitische Sprecher der AfD, Dietmar Friedhoff, treten ebenfalls nicht erneut zur Wahl an.

  • Afrika
  • Afrika-Politik
  • Bundestag
  • Bundestagswahl
  • Bundestagswahl 2025
  • Entwicklungspolitik
  • Menschenrechte
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News

EU-Entwicklungspolitik: Wege für engere Zusammenarbeit gesucht

Deutschland und Frankreich wollen ihre entwicklungspolitische Zusammenarbeit weiter vertiefen. “Es ist heute wichtiger denn je, dass die demokratischen Länder Europas eng zusammenstehen“, teilte BMZ-Staatssekretärin Bärbel Kofler vor ihrer Abreise nach Paris am Sonntag mit. Dafür traf sich Kofler im Rahmen ihrer mehrtägigen Reise unter anderem mit dem Generaldirektor der französischen Entwicklungsbehörde Agence Francaise de Développement, Rémy Rioux.

Zudem nimmt Kofler am OECD-Forum zu nachhaltigen und fairen Arbeitsbedingungen im Textilsektor teil und besucht den AI Action Summit, auf dem auch die Frage des gerechten Einsatzes von Künstlicher Intelligenz eine Rolle spielen soll. Laut Kofler sei es wichtig, dass nicht nur eine Handvoll Länder die Vorteile der Künstlichen Intelligenz nutzen und ihre Regeln festlegen. “Alle Regionen, und besonders die des Globalen Südens, müssen an der Entwicklung, Nutzung und Steuerung von KI beteiligt werden”, so Kofler weiter.

Die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit einzufrieren und zu evaluieren, ob und wenn ja in welche Projekte auch künftig wieder Geld fließen soll, beschäftigt die europäische Entwicklungspolitik auch an anderer Stelle. In Warschau treffen sich am Montag und Dienstag die Entwicklungsministerinnen und -minister zu einem informellen Austausch. Dabei soll unter anderem über Global Gateway sowie die Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit beraten werden. Die Bundesregierung wird von Staatssekretär Jochen Flasbarth vertreten. dre

  • BMZ
  • Donald Trump
  • Entwicklungspolitik
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Global Gateway
  • Globaler Süden
  • KI
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Africa Tech Summit: Welche Branchen die Digitalisierung vorantreiben

Die afrikanische Techszene trifft sich in dieser Woche in Nairobi zur siebten Auflage des Africa Tech Summit. Bei dem am Montag gestarteten dreitägigen Gipfel sprechen Technologieführer vom Kontinent und internationale Akteure über die Chancen und Herausforderungen einer digitalisierten Wirtschaft für Afrika. Besonders im Fokus stehen dabei Mobilfunkbetreiber, Fintech, dezentrales Finanzwesen (DeFI) und Kryptowährungen sowie die Digitalisierung der Landwirtschaft. Die Veranstaltung bringt über 2.000 Branchenführer und mehr als 1.000 Unternehmen zusammen.

Zu den angekündigten Sprechern zählen Vertreter von der Londoner Börse, Deloitte, Amazon Web Services (AWS), Opera, IBM und den südafrikanischen Banken Absa Group und Standard Bank. Eine Vertreterin des Department for Business and Trade der britischen Regierung steht ebenfalls im Programm.

Die Techbranche verspricht großes Wachstumspotenzial auf dem Kontinent. 2023 machten mobile Technologien und Dienstleistungen rund acht Prozent des BIPs in Subsahara-Afrika aus. Nairobi gilt dabei als Zentrum für digitalen Fortschritt.

Von der GIZ unterstützter Gipfel

Neben privatwirtschaftlichen Sponsoren wird die Veranstaltung auch von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt, ebenso von der International Finance Corporation (IFC) der Weltbank und staatlichen Außenhandels- und Investitionsorganisationen aus Japan, Großbritannien, Ungarn und den Niederlanden.

Am Donnerstag werden auf dem Gipfel Auszeichnungen in elf Kategorien für besonders innovative Tech-Lösungen verliehen. Die entsprechenden elf Sektoren sind:

  • Agritech
  • Künstliche Intelligenz
  • Klimatechnologien
  • Grenzüberschreitende Zahlungen
  • Onlinehandel
  • Bildungstechnologien
  • Unternehmenslösungen
  • Femtech
  • Fintech
  • Gesundheitswesen
  • Web3

ajs

  • Bitcoin
  • Kenia
  • Kryptowährungen
  • Start-ups
  • Tech
  • Technologie

Standpunkt

Afrika-Politik – Gute Geschäfte statt gute Absichten

Von Daniel Schönwitz
Daniel Schönwitz, Wirtschaftsjournalist und Buchautor
Daniel Schönwitz, Wirtschaftsjournalist und Buchautor

In ihren Wahlprogrammen geloben SPD und Grüne Besserung: Beide Parteien betonen, dass künftig wieder mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in Entwicklungszusammenarbeit fließen sollen. Im letzten Jahr hat die Ampel dieses Ziel knapp verfehlt und laut vorläufigen Berechnungen lediglich 0,66 Prozent erreicht.

In diesem Jahr dürfte die Quote nach Kürzungen im Entwicklungshaushalt sogar Richtung 0,5 Prozent sinken. Dabei bezieht die Regierung sogar Kosten für die Unterbringung Geflüchteter ein, was Hilfsorganisationen als “Schönrechnerei” kritisieren.

Entwicklungsbudget aufstocken

Ich halte es für wichtig, dass die nächste Koalition das Entwicklungsbudget wieder erhöht – und zwar nicht aus “Gutmenschentum”, sondern aus Eigennutz: Gute Entwicklungspolitik reduziert die Zahl der Flüchtlinge, stärkt geopolitische Partnerschaften und fördert den Aufstieg neuer Handelspartner für die deutsche Exportwirtschaft. 

Angesichts der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump, des russischen Angriffskriegs und der chinesischen Drohungen gegen Taiwan sind solche Partnerschaften im globalen Süden wichtiger denn je. Entwicklungspolitik ist deshalb nicht “nice to have”, sondern in unserem ureigensten strategischen Interesse.  

Entwicklungsarbeit senkt deutschen Transformationsdruck

Zudem ist sie ein zentrales Instrument im Kampf gegen die Klimakrise: Weil es egal ist, wo auf der Welt CO₂-Emissionen sinken, nutzen Radwege in Peru und Solaranlagen in Afrika auch deutschen Bürgern und Unternehmern. Denn sie tragen zum Schutz des gemeinsamen Klimas bei und senken den Transformationsdruck auf die hiesige Wirtschaft.

Wer wie AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schimpft, Deutschland habe “Geld für Radwege in Peru und Öko-Kühlschränke in Kolumbien, nicht aber für die eigenen Bürger”, offenbart provinzielles Denken – und Nachhilfebedarf bei physikalischen Zusammenhängen.

Doch auch ernstzunehmende Kritik

Zugleich gibt es ernstzunehmende Kritik an der Entwicklungspolitik: Noch immer fließt Geld in ineffiziente Projekte, noch immer wird Unterstützung an bürokratische Kriterien geknüpft, noch immer droht guten Projekten das Aus, weil eine neue Regierung andere Schwerpunkte setzt.

Bloße Forderungen nach einem höheren Budget greifen deshalb zu kurz. Wichtig ist darüber hinaus, dass unsere Entwicklungspolitik effektiver wird – und dass es der nächsten Bundesregierung gelingt, mehr private Investitionen in Afrika auszulösen. Hier schlummert riesiges Potenzial, Beträge weit jenseits staatlicher Finanz-Spielräume zu mobilisieren.  

Entfremdung zwischen Entwicklungsministerium und Unternehmen

Klar ist: Private Investitionen zahlen oft auf entwicklungspolitische Ziele ein. Wer Fabriken baut, Solarparks finanziert oder in Start-ups investiert, schafft Jobs und fördert die Entwicklung vor Ort. Bereits der vorletzte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) setzte deshalb verstärkt auf die Privatwirtschaft.

Auch Nachfolgerin Svenja Schulze (SPD) versprach “einen besonderen Fokus auf die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor”, hatte aber keinen durchschlagenden Erfolg. Denn sie sprach viel über Solidarität und feministische Entwicklungspolitik, aber wenig über wirtschaftliche Herausforderungen. Damit schürte sie den Eindruck, dass sie unternehmerische Probleme ausblendet und Investitionshilfen an kleinteilige ESG-Kriterien knüpfen will. Die Entfremdung zwischen BMZ und Privatwirtschaft sei nie größer gewesen, hieß es

Neue Instrumente zur Risikoabsicherung

Wer auch immer auf Schulze folgt, sollte einen besseren Draht aufbauen – mit guter Kommunikation, aber vor allem mit konkreten Angeboten. Besonders wichtig sind aus meiner Sicht neue Instrumente zur Risikoabsicherung für unternehmerische Investitionen, eingebettet in eine engere Verzahnung von Entwicklungspolitik und Außenwirtschaftsförderung.  

Ein zweiter starker Hebel wäre, breit gestreute Investitionen institutioneller Anleger auf den Wachstumsmärkten Afrikas zu erleichtern, etwa mit innovativen Fondsvehikeln. Spätestens in den Koalitionsverhandlungen gilt es, wohlklingende Formulierungen in den Wahlprogrammen um konkrete Vorschläge in diesen beiden Bereichen zu ergänzen – und Floskeln mit Leben zu füllen.   

Daniel Schönwitz ist Publizist und Medientrainer. Er engagiert sich im “Africa First Network”, das sich für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa einsetzt.

  • BMZ
  • Bundespolitik
  • Bundestagswahl 2025
  • Entwicklungspolitik
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • ESG-Kriterien
  • Svenja Schulze

Presseschau

Africa News: Senegals Regierung zahlt Hilfen für Hinterbliebene von Opfern von Protesten aus. Nach den gewalttätigen Protesten, die den Senegal zwischen 2021 und 2024 erschüttert haben, hat die Regierung nun ein finanzielles Hilfspaket für die Familien der Getöteten angekündigt. Jede Familie erhält zehn Millionen CFA-Francs. Menschenrechtsorganisationen fordern hingegen eine umfassende juristische Aufarbeitung der Vorfälle. (“Senegal to aid families of protest victims”)

Zeit: Ruto fordert Waffenruhe in der DR Kongo. Kenias Präsident William Ruto hat angesichts der Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo eine “sofortige Waffenruhe” gefordert. Ruto, Vorsitzender der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), beriet gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten der EAC und der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) bei einem Treffen in Tansania am Wochenende. Zu einem geplanten persönlichen Treffen zwischen Félix Tshisekedi und Paul Kagame kam es nach der kurzfristigen Absage Tshisekedi allerdings nicht. Der kongolesische Präsident ließ sich per Video zuschalten. (“Kenias Präsident ruft zu Frieden im Ostkongo auf”)

Reuters: Weiße Südafrikaner lehnen Angebot von Trump ab. US-Präsident Donald Trumps Angebot, weiße Südafrikaner als Flüchtlinge umzusiedeln, stößt auf wenig Resonanz. Trump hatte dies ins Spiel gebracht, nachdem er ein südafrikanisches Landenteignungsgesetz kritisiert und die US-Hilfen für das Land gekürzt hatte. Präsident Ramaphosa verteidigt das Gesetz. (“’No thanks’: White South Africans turn down Trump’s immigration offer”)

Deutsche Welle: Regierung greift hart durch. Kenias Regierung geht streng gegen Aktivismus in sozialen Medien vor. Seit Juni 2024 wurden 82 Entführungen gemeldet, 29 entführte Personen werden weiterhin vermisst. Die Behörden bestreiten jede Beteiligung. Der harte Kurs befeuert dabei allerdings den Einsatz KI-generierter Inhalte. Dazu gehören KI-erzeugte Protestsongs, satirische Deepfakes und viral gehende politische Memes. (“Kenia am digitalen Scheideweg: KI, Aktivismus und Verbote”)

Semafor: Afrikanische Investoren setzen auf Klimatechnik. Afrikanische Investoren sammeln zunehmend Kapital, um Start-ups zu unterstützen, die Lösungen für den Klimawandel bieten. Schwerpunkte sind Landwirtschaft, saubere Energie, sauberes Kochen und Transport. EchoVC Partners hat in den letzten zwölf Monaten über einen “Öko”-Fonds von drei Millionen US-Dollar in 14 klimabezogene Start-ups auf dem Kontinent investiert. (“African investors are plowing more funds into climate tech”)

VOA: Trump will in Bergbau investieren. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump zeigt Interesse an der Entwicklung des Bergbausektors in Afrika. Gleich am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete Trump eine Durchführungsverordnung, die sich auf den Abbau und die Verarbeitung von Mineralien konzentriert. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Export-Import-Bank der Vereinigten Staaten die amerikanischen Investitionen in afrikanische Mineralien, die für saubere Energie benötigt werden, vorangetrieben. (“US declares interest in developing African mining sector”)

Jeune Afrique: Selenskyj sucht Kontakt nach Afrika. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mehrere afrikanische Staatsoberhäupter kontaktiert. Er will die Zahl der ukrainischen Botschaften auf dem Kontinent erhöhen. Selenskyj stellte außerdem ein Team von Beratern und Diplomaten zusammen, um die Interessen seines Landes in Afrika zu fördern. Sein Ziel ist es, dem Einfluss Moskaus entgegenzuwirken. (“Contre la Russie, le dispositif africain de Volodymyr Zelensky”)

BBC: Sudanesische Armee bittet um Unterstützung. Das sudanesische Militär bittet um diplomatische Unterstützung für eine geplante neue Regierung nach der Rückeroberung von Khartum. In den letzten Wochen hat die Armee Gebiete in der Stadt von den Rapid Support Forces (RSF) zurückgewonnen. General Abdel Fattah al-Burhan kündigte die Bildung einer “technokratischen” Kriegsregierung mit einem Premierminister an. (“Sudan army plans new government as it advances in capital”)

Heads

Joe Foltz – Ein Naturschutzverfechter in Trumps Afrika-Team 

Joe Foltz soll Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat der USA werden.
Joe Foltz soll Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat der USA werden.

Schon im Dezember gehörte Joe Foltz zum Kreis der Personen, die eine Delegation aus der Demokratischen Republik Kongo empfingen, um die künftige Zusammenarbeit mit der US-Regierung unter Präsident Trump zu besprechen. Nun soll Foltz übereinstimmenden Berichten zufolge der neue Leiter der Afrika-Abteilung des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) im Weißen Haus werden. Schon ab August 2020 arbeitete Foltz in dem Gremium, zunächst unter Trump, dann bis August 2021 unter Joe Biden.  

Auch als Experte für den afrikanischen Kontinent ist Foltz in den USA bereits lange bekannt. Die vergangenen zwei Jahre wirkte er als Stabsdirektor für Afrika im Unterausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses

Experte für Landwirtschaft auf dem Kontinent 

Aufgewachsen ist Foltz auf einem Milchbauernhof in Michigan. Er studierte Agrarökonomie und Internationale Beziehungen und ging anschließend als Freiwilliger des Friedenscorps, der US-Behörde für Völkerverständigung, nach Ghana. Dort unterstützte er von 2003 bis 2005 als Berater einen Verband von Bäuerinnen.  

2009 kehrte Foltz auf den afrikanischen Kontinent zurück. Bei der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) war er Beauftragter für Wirtschaftswachstum in Ruanda, kümmerte sich besonders um private Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Wasserversorgung. Entsprechend gilt Foltz heute besonders im Bereich Landwirtschaft als Experte für den Kontinent. Den Großteil seiner weiteren Karriere verbrachte Foltz in verschiedenen Positionen bei USAID und hatte den afrikanischen Kontinent dabei immer im Blick.  

Passt Foltz zu “America First”? 

Obwohl er bereits unter Trump arbeitete, sollen einige Republikaner daran zweifeln, dass Foltz wirklich zur nationalistischen Strategie des US-Präsidenten passt. Unter anderem gilt Foltz als Verfechter des Naturschutzes. Unter Barack Obama war er stellvertretender Leiter des USAID-Büros für Umwelt, Energie und Klima in Manila. Das Sozialunternehmen Devex zeichnete ihn für seine Arbeit in der philippinischen Hauptstadt aus. In einem Interview 2013 mit Devex bezeichnete er den Klimawandel als “das wichtigste Thema meiner Generation, das alle anderen prägen wird”.  

Während seiner Zeit im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten galt Foltz als die treibende Kraft hinter dem Gesetz zur Gründung der U.S. Foundation for International Conservation (USFIC), einer öffentlich-privaten Initiative zur Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen auf der ganzen Welt. Nun soll Foltz unter einem Präsidenten arbeiten, der die Folgen des menschengemachten Klimawandels leugnet und fossile Energien massiv fördert

Dennoch scheint Foltz sich auf die nationalistische Rhetorik von US-Präsident Trump einzulassen. Zuletzt teilte er auf X einen Tweet des Kongressabgeordneten Mike Waltz aus Florida, der behauptete, dass jeder im Nationalen Sicherheitsrat “voll und ganz auf seine America-First-Agenda ausgerichtet sein werde”. 

Einfluss auf Trumps Afrika-Politik ungewiss 

Wie aber könnte Trumps Afrika-Politik mit Foltz aussehen? Im Unterausschuss für auswärtige Angelegenheiten forderte Foltz Präsident Joe Biden gemeinsam mit dem Abgeordneten John James auf, die Beziehungen der USA zu Südafrika auf den Prüfstand zu stellen. Besonders den zollfreien Zugriff auf Waren aus den USA gemäß dem African Growth and Opportunity Act (AGOA) sollte die Regierung angesichts der südafrikanischen Beziehungen zu Russland, China und dem Iran sowie der Feindseligkeit gegenüber Israel überdenken

In seiner Position beim NSC aber dürfte Foltz nun vor allem die Sicherheitspolitik der USA auf dem afrikanischen Kontinent im Blick haben. Unter anderem könnte die Souveränität Marokkos über die Westsahara oder die Anerkennung Somalilands eine Rolle spielen. Einen wachsenden Fokus auf den afrikanischen Kontinent erwarten Experten unter Trump aber nicht. In seiner ersten Amtszeit besuchte der US-Präsident den Kontinent nicht einmal und wetterte gegen Migranten aus “shithole countries” in Afrika. Nun wird sich zeigen, wie sehr Foltz die Afrika-Politik unter Donald Trump beeinflussen kann. Julian Hilgers

  • Afrika-Politik
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Dessert

Filmstill aus Petna Ndaliko Katondolos Film Mikuba.
Filmstill aus Petna Ndaliko Katondolos Film Mikuba.

In dem Dokumentarfilm Mikuba beschreibt der kongolesische Regisseur Petna Ndaliko Katondolo die Situation in den Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo. Kein Land auf der Welt verfügt über so große Kobaltvorkommen, wie die Demokratische Republik. Die Bergbaustadt Kolwezi im Süden des Landes ist das Zentrum des Abbaus. Die Unternehmen dort kommen allerdings fast ausschließlich aus dem Ausland. Ausbeutung steht dabei an der Tagesordnung. Bereits 2022 zeigte Katondolo auf der Berlinale einen Dokumentarfilm. In Kumbuka setzt er sich mit noch immer bestehenden kolonialen Sichtweisen auf Afrika – unter anderem im Medium Film selbst – auseinander.

Neben Mikuba werden neun weitere Beiträge afrikanischer Filmemacherinnen und Filmemacher im Rahmen der diesjährigen Berlinale gezeigt. Folgende Länder sind vertreten: Ägypten, Südafrika, Ruanda, Sudan, Ghana, Lesotho, Senegal. Die Berlinale startet am 13. Februar und läuft eine gute Woche bis zum 23. Februar. dre

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    ab Freitag treffen Regierungsvertreter aus aller Welt zur Münchner Sicherheitskonferenz zusammen. Afrika steht zwar nicht ganz oben auf der Agenda, nimmt aber im Vergleich zu früheren Jahren immer mehr Raum ein. Ein wichtiges Thema: Desinformationskampagnen aus Russland oder China, die in Afrika auf fruchtbaren Boden fallen. Warum gerade der afrikanische Mediensektor anfällig für Desinformation ist, hat meine Kollegin Lucia Weiß für Sie analysiert.

    Kurz vor der Bundestagswahl zeichnet sich ab, dass viele erfahrene Entwicklungspolitiker nicht wieder in das Parlament zurückkehren werden. Das wird auch Auswirkungen auf die deutsche EZ-Debatte haben. David Renke erklärt, wer warum nicht mehr kandidiert.

    Außerdem schauen wir in dieser Ausgabe auf die entwicklungspolitischen Pläne der EU-Mitglieder und stellen ihnen Donald Trumps möglichen neuen Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat vor.

    Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
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    Analyse

    Desinformation: Warum der Mediensektor in Afrika besonders anfällig ist

    Der Mediensektor in Afrika ist weiterhin von systematischen Schwächen geprägt, was die zunehmende Ausbreitung von Desinformation begünstigen könnte. Der Ausgangsbefund ist dramatisch: Zwischen 2022 und 2024 haben sich Desinformationskampagnen in Afrika vervierfacht, wie Forschende des in Washington ansässigen Thinktanks Africa Center for Strategic Studies in einer Studie herausgearbeitet haben. Zudem hat Russland bereits Künstliche Intelligenz bei Desinformationskampagnen in Afrika einsetzt, jedoch eher vereinzelt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Table.Briefings vor der Veröffentlichung kommende Woche vorlag.

    Westafrika Hotspot für Desinformation

    Besonders betroffen: Westafrika mit den militärregierten Sahel-Staaten (72 Kampagnen), gefolgt von Ostafrika (33 Kampagnen), dem südlichen Afrika (25 Kampagnen) und Zentralafrika (21 Kampagnen). Als Hauptakteur wurde Russland identifiziert, aber auch China war der Studie zufolge vereinzelt aktiv. Dabei geht es nicht nur um politische Aktualität – wie in Niger rund um den Putsch 2023 – oder die gezielte Verbreitung gewisser Narrative – etwa das von Russland als einzig dekolonialem Akteur in Afrika – sondern auch um globale Themen wie den Klimawandel.

    Deutschland hat sich unter anderem mit BMZ-Mitteln im Mediensektor in Afrika engagiert. Ein Großteil der aktuellen Projekte fließt in die Aus- und Fortbildung. Unter anderem baut das BMZ mit 14 Millionen Euro eine Fakultät für Medien und Kommunikation in Ostafrika auf (bis 2025).

    Strukturelle Probleme im Mediensektor

    Nach wie vor gibt es auf dem afrikanischen Kontinent allerdings strukturelle Bedingungen im Mediensektor, die Qualitätsjournalismus schwierig machen – und damit mehr Raum für Desinformation lassen. Dazu gehört etwa ein weit verbreitetes Geschäftsmodell: So sind private Medien abhängig von Anzeigenkunden und im Printbereich, insbesondere von Abonnements. In ärmeren Ländern sind Ministerien und Regierungseinrichtungen oft die wichtigsten Kunden. Wenn diese kündigen, bedeutet das einen massiven Einbruch im Budget. Medien müssen sich dann als Unternehmen breiter aufstellen und über andere Dienstleistungen Einnahmen erwirtschaften: Beispielsweise über bezahlte Auftragspublikationen für NGOs oder Firmen. In Räumen, wo die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sehr eng vernetzt sind – wie zum Beispiel in Mali – ist das ein heikles Unterfangen. Dann kann eine klare Trennung der Interessen teils nicht mehr gegeben sein.

    Die Abo-Kündigung ist ein wirksames Druckmittel, jenseits von Überwachung, Repressalien und Gewalt gegen Psyche und Körper der Medienschaffenden. Dies sind allerdings auch Mittel, die nach Recherchen der Unesco in vielen afrikanischen Ländern ebenfalls von Machthabern eingesetzt werden, um die freie Presse zu behindern.

    Schlechte Gehälter machen anfällig für Korruption

    Der finanzielle Druck, der auch über das Anzeigengeschäft ausgespielt werden kann, führt nicht selten zur Selbstzensur der Journalisten. Eine weitere Rolle spielt die vielerorts geringe Bezahlung – selbst von angestellten Journalisten. So zahlen Veranstalter von Pressekonferenzen in vielen Ländern den Berichterstattern sogenannte Per Diems – also Fahrt- und Unkosten. Natürlich wird damit eine Anreizstruktur geschaffen, die einer unabhängigen und freien Berichterstattung widerspricht. Außerdem werden Journalisten in armen Ländern dadurch gezwungen, zum Teil in die Nebenberuflichkeit zu wechseln und sich für den Lebensunterhalt einen anderen “Brotjob” zu besorgen.

    Während russische und chinesische Medienpräsenz in Afrika zugenommen hat, haben dagegen westliche Medien ihre Netzwerke und die Berichterstattung zum Teil stark zurückgefahren: Am schwersten dürften die massiven Einsparungen bei der BBC, einem der traditionell am meisten rezipierten Medien in Afrika, wiegen.

    New Deal für Medienförderung gefordert

    Das Forum on Information and Democracy forderte schon 2021 einen New Deal für den weltweiten Journalismus: 0,1 Prozent des globalen BIPs sollten in die Medienförderung fließen. Inzwischen haben sich sowohl in einzelnen afrikanischen Ländern, Regionen und afrikaweit auch Fact-Checker-Organisationen etabliert. Zu letzteren gehören:

    • Code for Africa
    • Africa Check
    • Tri Facts
    • AU-EU D4D Hub
    • PesaCheck
    • Afrika
    • BMZ
    • China
    • Desinformation
    • Medien
    • Russland
    • Sahel
    • Sicherheitspolitik

    Bundestagswahl: Warum die afrikapolitische Expertise schrumpfen könnte

    Nach der Bundestagswahl dürfte die Zahl der Afrika-Fachpolitiker im Bundestag deutlich schrumpfen. Denn eine ganze Reihe erfahrener Abgeordneter wird nicht noch einmal antreten – insbesondere im entwicklungspolitischen Bereich. Hinzu kommt die Frage, welche Parteien überhaupt im Bundestag vertreten sein und welche an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern werden. Dass es künftig vor allem an Entwicklungspolitikern mangeln könnte, überrascht. Denn die Debatte um die Zukunft der Entwicklungspolitik wird seit Anfang des vergangenen Jahres mit besonderer Schärfe geführt. Hier ein Überblick, welche Politiker künftig nicht mehr im Bundestag vertreten sein werden:

    CDU/CSU

    Hermann Gröhe saß über 30 Jahre im Bundestag. Als stellvertretender Unions-Fraktionsvorsitzender war Gröhe für den Bereich wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verantwortlich. Gemeinsam mit dem entwicklungspolitischen Sprecher der Union, Volkmar Klein, verfasste Gröhe im März 2024 einen Brief an die Unionsfraktion, in dem er zu einer faktenbasierteren Debatte um die Entwicklungszusammenarbeit aufrief.

    Auch Volkmar Klein wird nicht erneut für ein Mandat im Bundestag kandidieren. Klein war seit 2009 Mitglied des Bundestags und seit 2017 Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ) sowie entwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

    Außen- und Sicherheitspolitikerin Katja Leikert wird nach über zehn Jahren im Bundestag ebenfalls nicht erneut kandidieren. Für die Unionsfraktion war Leikert Berichterstatterin zu Grundsatzfragen der deutschen Afrika-Politik im Auswärtigen Ausschuss.

    SPD

    Karamba Diaby war 2013 gemeinsam mit Charles M. Huber (CDU) einer der ersten beiden schwarzen Abgeordneten in den Bundestag. Zunächst war Diaby im Ausschuss für Menschenrechte sowie im Bildungsausschuss. In der vergangenen Legislatur wurde der im Senegal geborene Politiker schließlich Mitglied im AWZ sowie im Auswärtigen Ausschuss. Außerdem saß Diaby der Parlamentariergruppe Westafrika vor.

    Michelle Müntefering war zuletzt Vorsitzende der Parlamentariergruppe Südliches Afrika sowie Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Seit 2013 vertrat Müntefering als Direktkandidatin den Wahlkreis Herne – Bochum II und setzte sich zwischen 2017 und 2021 als Staatsministerin für Kulturpolitik im Auswärtigen Amt für die Rückgabe von Kulturgütern ein. Müntefering scheidet aus persönlichen Gründen aus dem Bundestag aus.

    Manuel Gava gewann 2021 überraschend das Direktmandat im Wahlkreis Osnabrück Stadt. Im Bundestag wurde Gava ebenfalls Mitglied im AWZ und legte seinen thematischen Schwerpunkt vor allem auf Lateinamerika. Nach nur einer Legislatur tritt Gava nicht erneut für den Bundestag an, nachdem bekannt wurde, dass er eingestand, Kokain konsumiert zu haben.

    Bündnis 90/Die Grünen

    Als Staatsministerin im Auswärtigen Amt war die Grünenpolitikerin Katja Keul in erster Linie als Vertreterin der Bundesregierung präsent. Keul trieb die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit voran. Daneben vertrat Keul außerdem den Wahlkreis Nienburg II im Bundestag.

    Kordula Schulz-Asche war seit ihrem ersten Einzug in den Bundestag Mitglied im Gesundheitsausschuss und legte dabei auch einen Schwerpunkt auf das Thema globale Gesundheit. Schulz-Asche lebte über zehn Jahre in Afrika und war selbst in Ruanda, als der Genozid gegen die Tutsi und gemäßigten Hutu begann.

    Zuletzt war Beate Walter-Rosenheimer Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Zudem war Walter-Rosenheimer stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe Westafrika.

    Susanne Menge tritt ebenfalls nach einer Legislatur nicht erneut für den Bundestag an und kehrt in die Kommunalpolitik zurück. Menge war ebenfalls Mitglied im AWZ. Nach eigenen Angaben will sich Menge aber auch weiterhin für globale Gerechtigkeit einsetzen und dafür, dass feministische Außen- und Entwicklungspolitik auch in der kommenden Legislatur eine wichtige Rolle in der Bundespolitik spielen.

    FDP

    Da die AfD mit ihren Kandidaten für den Vorsitz des AWZ durchgefallen war, übernahm Christoph Hoffmann den kommissarischen Vorsitz des Ausschusses in der vergangenen Legislatur. Hoffmann war zudem stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe Zentralafrika.

    Bis zum Ampel-Bruch war Till Mansmann Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung und entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Mansmann tritt zwar noch einmal für die FDP an, mit Listenplatz 19 in Hessen ist ein Wiedereinzug allerdings ausgeschlossen.

    Knut Gerschau war Obmann seiner Partei im AWZ sowie Mitglied im Unterausschuss für Globale Gesundheit. Vor seiner Abgeordnetentätigkeit war Gerschau Mitglied im Vorstand der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung.

    Neben den Entwicklungspolitikern haben auch Manfred Todtenhausen, Mitglied in der Parlamentariergruppe Östliches Afrika, sowie Olaf van der Beek, Mitglied in der Parlamentariergruppe Südliches Afrika, ihren Rückzug angekündigt.

    Linke und AfD

    Entwicklungspolitikerin Claudia Möhring von der Linken sowie der afrikapolitische Sprecher der AfD, Dietmar Friedhoff, treten ebenfalls nicht erneut zur Wahl an.

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    News

    EU-Entwicklungspolitik: Wege für engere Zusammenarbeit gesucht

    Deutschland und Frankreich wollen ihre entwicklungspolitische Zusammenarbeit weiter vertiefen. “Es ist heute wichtiger denn je, dass die demokratischen Länder Europas eng zusammenstehen“, teilte BMZ-Staatssekretärin Bärbel Kofler vor ihrer Abreise nach Paris am Sonntag mit. Dafür traf sich Kofler im Rahmen ihrer mehrtägigen Reise unter anderem mit dem Generaldirektor der französischen Entwicklungsbehörde Agence Francaise de Développement, Rémy Rioux.

    Zudem nimmt Kofler am OECD-Forum zu nachhaltigen und fairen Arbeitsbedingungen im Textilsektor teil und besucht den AI Action Summit, auf dem auch die Frage des gerechten Einsatzes von Künstlicher Intelligenz eine Rolle spielen soll. Laut Kofler sei es wichtig, dass nicht nur eine Handvoll Länder die Vorteile der Künstlichen Intelligenz nutzen und ihre Regeln festlegen. “Alle Regionen, und besonders die des Globalen Südens, müssen an der Entwicklung, Nutzung und Steuerung von KI beteiligt werden”, so Kofler weiter.

    Die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit einzufrieren und zu evaluieren, ob und wenn ja in welche Projekte auch künftig wieder Geld fließen soll, beschäftigt die europäische Entwicklungspolitik auch an anderer Stelle. In Warschau treffen sich am Montag und Dienstag die Entwicklungsministerinnen und -minister zu einem informellen Austausch. Dabei soll unter anderem über Global Gateway sowie die Finanzierung von Entwicklungszusammenarbeit beraten werden. Die Bundesregierung wird von Staatssekretär Jochen Flasbarth vertreten. dre

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    Africa Tech Summit: Welche Branchen die Digitalisierung vorantreiben

    Die afrikanische Techszene trifft sich in dieser Woche in Nairobi zur siebten Auflage des Africa Tech Summit. Bei dem am Montag gestarteten dreitägigen Gipfel sprechen Technologieführer vom Kontinent und internationale Akteure über die Chancen und Herausforderungen einer digitalisierten Wirtschaft für Afrika. Besonders im Fokus stehen dabei Mobilfunkbetreiber, Fintech, dezentrales Finanzwesen (DeFI) und Kryptowährungen sowie die Digitalisierung der Landwirtschaft. Die Veranstaltung bringt über 2.000 Branchenführer und mehr als 1.000 Unternehmen zusammen.

    Zu den angekündigten Sprechern zählen Vertreter von der Londoner Börse, Deloitte, Amazon Web Services (AWS), Opera, IBM und den südafrikanischen Banken Absa Group und Standard Bank. Eine Vertreterin des Department for Business and Trade der britischen Regierung steht ebenfalls im Programm.

    Die Techbranche verspricht großes Wachstumspotenzial auf dem Kontinent. 2023 machten mobile Technologien und Dienstleistungen rund acht Prozent des BIPs in Subsahara-Afrika aus. Nairobi gilt dabei als Zentrum für digitalen Fortschritt.

    Von der GIZ unterstützter Gipfel

    Neben privatwirtschaftlichen Sponsoren wird die Veranstaltung auch von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt, ebenso von der International Finance Corporation (IFC) der Weltbank und staatlichen Außenhandels- und Investitionsorganisationen aus Japan, Großbritannien, Ungarn und den Niederlanden.

    Am Donnerstag werden auf dem Gipfel Auszeichnungen in elf Kategorien für besonders innovative Tech-Lösungen verliehen. Die entsprechenden elf Sektoren sind:

    • Agritech
    • Künstliche Intelligenz
    • Klimatechnologien
    • Grenzüberschreitende Zahlungen
    • Onlinehandel
    • Bildungstechnologien
    • Unternehmenslösungen
    • Femtech
    • Fintech
    • Gesundheitswesen
    • Web3

    ajs

    • Bitcoin
    • Kenia
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    Standpunkt

    Afrika-Politik – Gute Geschäfte statt gute Absichten

    Von Daniel Schönwitz
    Daniel Schönwitz, Wirtschaftsjournalist und Buchautor
    Daniel Schönwitz, Wirtschaftsjournalist und Buchautor

    In ihren Wahlprogrammen geloben SPD und Grüne Besserung: Beide Parteien betonen, dass künftig wieder mindestens 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung in Entwicklungszusammenarbeit fließen sollen. Im letzten Jahr hat die Ampel dieses Ziel knapp verfehlt und laut vorläufigen Berechnungen lediglich 0,66 Prozent erreicht.

    In diesem Jahr dürfte die Quote nach Kürzungen im Entwicklungshaushalt sogar Richtung 0,5 Prozent sinken. Dabei bezieht die Regierung sogar Kosten für die Unterbringung Geflüchteter ein, was Hilfsorganisationen als “Schönrechnerei” kritisieren.

    Entwicklungsbudget aufstocken

    Ich halte es für wichtig, dass die nächste Koalition das Entwicklungsbudget wieder erhöht – und zwar nicht aus “Gutmenschentum”, sondern aus Eigennutz: Gute Entwicklungspolitik reduziert die Zahl der Flüchtlinge, stärkt geopolitische Partnerschaften und fördert den Aufstieg neuer Handelspartner für die deutsche Exportwirtschaft. 

    Angesichts der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump, des russischen Angriffskriegs und der chinesischen Drohungen gegen Taiwan sind solche Partnerschaften im globalen Süden wichtiger denn je. Entwicklungspolitik ist deshalb nicht “nice to have”, sondern in unserem ureigensten strategischen Interesse.  

    Entwicklungsarbeit senkt deutschen Transformationsdruck

    Zudem ist sie ein zentrales Instrument im Kampf gegen die Klimakrise: Weil es egal ist, wo auf der Welt CO₂-Emissionen sinken, nutzen Radwege in Peru und Solaranlagen in Afrika auch deutschen Bürgern und Unternehmern. Denn sie tragen zum Schutz des gemeinsamen Klimas bei und senken den Transformationsdruck auf die hiesige Wirtschaft.

    Wer wie AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel schimpft, Deutschland habe “Geld für Radwege in Peru und Öko-Kühlschränke in Kolumbien, nicht aber für die eigenen Bürger”, offenbart provinzielles Denken – und Nachhilfebedarf bei physikalischen Zusammenhängen.

    Doch auch ernstzunehmende Kritik

    Zugleich gibt es ernstzunehmende Kritik an der Entwicklungspolitik: Noch immer fließt Geld in ineffiziente Projekte, noch immer wird Unterstützung an bürokratische Kriterien geknüpft, noch immer droht guten Projekten das Aus, weil eine neue Regierung andere Schwerpunkte setzt.

    Bloße Forderungen nach einem höheren Budget greifen deshalb zu kurz. Wichtig ist darüber hinaus, dass unsere Entwicklungspolitik effektiver wird – und dass es der nächsten Bundesregierung gelingt, mehr private Investitionen in Afrika auszulösen. Hier schlummert riesiges Potenzial, Beträge weit jenseits staatlicher Finanz-Spielräume zu mobilisieren.  

    Entfremdung zwischen Entwicklungsministerium und Unternehmen

    Klar ist: Private Investitionen zahlen oft auf entwicklungspolitische Ziele ein. Wer Fabriken baut, Solarparks finanziert oder in Start-ups investiert, schafft Jobs und fördert die Entwicklung vor Ort. Bereits der vorletzte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) setzte deshalb verstärkt auf die Privatwirtschaft.

    Auch Nachfolgerin Svenja Schulze (SPD) versprach “einen besonderen Fokus auf die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor”, hatte aber keinen durchschlagenden Erfolg. Denn sie sprach viel über Solidarität und feministische Entwicklungspolitik, aber wenig über wirtschaftliche Herausforderungen. Damit schürte sie den Eindruck, dass sie unternehmerische Probleme ausblendet und Investitionshilfen an kleinteilige ESG-Kriterien knüpfen will. Die Entfremdung zwischen BMZ und Privatwirtschaft sei nie größer gewesen, hieß es

    Neue Instrumente zur Risikoabsicherung

    Wer auch immer auf Schulze folgt, sollte einen besseren Draht aufbauen – mit guter Kommunikation, aber vor allem mit konkreten Angeboten. Besonders wichtig sind aus meiner Sicht neue Instrumente zur Risikoabsicherung für unternehmerische Investitionen, eingebettet in eine engere Verzahnung von Entwicklungspolitik und Außenwirtschaftsförderung.  

    Ein zweiter starker Hebel wäre, breit gestreute Investitionen institutioneller Anleger auf den Wachstumsmärkten Afrikas zu erleichtern, etwa mit innovativen Fondsvehikeln. Spätestens in den Koalitionsverhandlungen gilt es, wohlklingende Formulierungen in den Wahlprogrammen um konkrete Vorschläge in diesen beiden Bereichen zu ergänzen – und Floskeln mit Leben zu füllen.   

    Daniel Schönwitz ist Publizist und Medientrainer. Er engagiert sich im “Africa First Network”, das sich für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa einsetzt.

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    Presseschau

    Africa News: Senegals Regierung zahlt Hilfen für Hinterbliebene von Opfern von Protesten aus. Nach den gewalttätigen Protesten, die den Senegal zwischen 2021 und 2024 erschüttert haben, hat die Regierung nun ein finanzielles Hilfspaket für die Familien der Getöteten angekündigt. Jede Familie erhält zehn Millionen CFA-Francs. Menschenrechtsorganisationen fordern hingegen eine umfassende juristische Aufarbeitung der Vorfälle. (“Senegal to aid families of protest victims”)

    Zeit: Ruto fordert Waffenruhe in der DR Kongo. Kenias Präsident William Ruto hat angesichts der Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo eine “sofortige Waffenruhe” gefordert. Ruto, Vorsitzender der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC), beriet gemeinsam mit den Mitgliedsstaaten der EAC und der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) bei einem Treffen in Tansania am Wochenende. Zu einem geplanten persönlichen Treffen zwischen Félix Tshisekedi und Paul Kagame kam es nach der kurzfristigen Absage Tshisekedi allerdings nicht. Der kongolesische Präsident ließ sich per Video zuschalten. (“Kenias Präsident ruft zu Frieden im Ostkongo auf”)

    Reuters: Weiße Südafrikaner lehnen Angebot von Trump ab. US-Präsident Donald Trumps Angebot, weiße Südafrikaner als Flüchtlinge umzusiedeln, stößt auf wenig Resonanz. Trump hatte dies ins Spiel gebracht, nachdem er ein südafrikanisches Landenteignungsgesetz kritisiert und die US-Hilfen für das Land gekürzt hatte. Präsident Ramaphosa verteidigt das Gesetz. (“’No thanks’: White South Africans turn down Trump’s immigration offer”)

    Deutsche Welle: Regierung greift hart durch. Kenias Regierung geht streng gegen Aktivismus in sozialen Medien vor. Seit Juni 2024 wurden 82 Entführungen gemeldet, 29 entführte Personen werden weiterhin vermisst. Die Behörden bestreiten jede Beteiligung. Der harte Kurs befeuert dabei allerdings den Einsatz KI-generierter Inhalte. Dazu gehören KI-erzeugte Protestsongs, satirische Deepfakes und viral gehende politische Memes. (“Kenia am digitalen Scheideweg: KI, Aktivismus und Verbote”)

    Semafor: Afrikanische Investoren setzen auf Klimatechnik. Afrikanische Investoren sammeln zunehmend Kapital, um Start-ups zu unterstützen, die Lösungen für den Klimawandel bieten. Schwerpunkte sind Landwirtschaft, saubere Energie, sauberes Kochen und Transport. EchoVC Partners hat in den letzten zwölf Monaten über einen “Öko”-Fonds von drei Millionen US-Dollar in 14 klimabezogene Start-ups auf dem Kontinent investiert. (“African investors are plowing more funds into climate tech”)

    VOA: Trump will in Bergbau investieren. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump zeigt Interesse an der Entwicklung des Bergbausektors in Afrika. Gleich am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit unterzeichnete Trump eine Durchführungsverordnung, die sich auf den Abbau und die Verarbeitung von Mineralien konzentriert. Bereits in den vergangenen Jahren hat die Export-Import-Bank der Vereinigten Staaten die amerikanischen Investitionen in afrikanische Mineralien, die für saubere Energie benötigt werden, vorangetrieben. (“US declares interest in developing African mining sector”)

    Jeune Afrique: Selenskyj sucht Kontakt nach Afrika. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mehrere afrikanische Staatsoberhäupter kontaktiert. Er will die Zahl der ukrainischen Botschaften auf dem Kontinent erhöhen. Selenskyj stellte außerdem ein Team von Beratern und Diplomaten zusammen, um die Interessen seines Landes in Afrika zu fördern. Sein Ziel ist es, dem Einfluss Moskaus entgegenzuwirken. (“Contre la Russie, le dispositif africain de Volodymyr Zelensky”)

    BBC: Sudanesische Armee bittet um Unterstützung. Das sudanesische Militär bittet um diplomatische Unterstützung für eine geplante neue Regierung nach der Rückeroberung von Khartum. In den letzten Wochen hat die Armee Gebiete in der Stadt von den Rapid Support Forces (RSF) zurückgewonnen. General Abdel Fattah al-Burhan kündigte die Bildung einer “technokratischen” Kriegsregierung mit einem Premierminister an. (“Sudan army plans new government as it advances in capital”)

    Heads

    Joe Foltz – Ein Naturschutzverfechter in Trumps Afrika-Team 

    Joe Foltz soll Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat der USA werden.
    Joe Foltz soll Afrika-Chef im Nationalen Sicherheitsrat der USA werden.

    Schon im Dezember gehörte Joe Foltz zum Kreis der Personen, die eine Delegation aus der Demokratischen Republik Kongo empfingen, um die künftige Zusammenarbeit mit der US-Regierung unter Präsident Trump zu besprechen. Nun soll Foltz übereinstimmenden Berichten zufolge der neue Leiter der Afrika-Abteilung des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) im Weißen Haus werden. Schon ab August 2020 arbeitete Foltz in dem Gremium, zunächst unter Trump, dann bis August 2021 unter Joe Biden.  

    Auch als Experte für den afrikanischen Kontinent ist Foltz in den USA bereits lange bekannt. Die vergangenen zwei Jahre wirkte er als Stabsdirektor für Afrika im Unterausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses

    Experte für Landwirtschaft auf dem Kontinent 

    Aufgewachsen ist Foltz auf einem Milchbauernhof in Michigan. Er studierte Agrarökonomie und Internationale Beziehungen und ging anschließend als Freiwilliger des Friedenscorps, der US-Behörde für Völkerverständigung, nach Ghana. Dort unterstützte er von 2003 bis 2005 als Berater einen Verband von Bäuerinnen.  

    2009 kehrte Foltz auf den afrikanischen Kontinent zurück. Bei der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) war er Beauftragter für Wirtschaftswachstum in Ruanda, kümmerte sich besonders um private Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Wasserversorgung. Entsprechend gilt Foltz heute besonders im Bereich Landwirtschaft als Experte für den Kontinent. Den Großteil seiner weiteren Karriere verbrachte Foltz in verschiedenen Positionen bei USAID und hatte den afrikanischen Kontinent dabei immer im Blick.  

    Passt Foltz zu “America First”? 

    Obwohl er bereits unter Trump arbeitete, sollen einige Republikaner daran zweifeln, dass Foltz wirklich zur nationalistischen Strategie des US-Präsidenten passt. Unter anderem gilt Foltz als Verfechter des Naturschutzes. Unter Barack Obama war er stellvertretender Leiter des USAID-Büros für Umwelt, Energie und Klima in Manila. Das Sozialunternehmen Devex zeichnete ihn für seine Arbeit in der philippinischen Hauptstadt aus. In einem Interview 2013 mit Devex bezeichnete er den Klimawandel als “das wichtigste Thema meiner Generation, das alle anderen prägen wird”.  

    Während seiner Zeit im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten galt Foltz als die treibende Kraft hinter dem Gesetz zur Gründung der U.S. Foundation for International Conservation (USFIC), einer öffentlich-privaten Initiative zur Finanzierung von Naturschutzmaßnahmen auf der ganzen Welt. Nun soll Foltz unter einem Präsidenten arbeiten, der die Folgen des menschengemachten Klimawandels leugnet und fossile Energien massiv fördert

    Dennoch scheint Foltz sich auf die nationalistische Rhetorik von US-Präsident Trump einzulassen. Zuletzt teilte er auf X einen Tweet des Kongressabgeordneten Mike Waltz aus Florida, der behauptete, dass jeder im Nationalen Sicherheitsrat “voll und ganz auf seine America-First-Agenda ausgerichtet sein werde”. 

    Einfluss auf Trumps Afrika-Politik ungewiss 

    Wie aber könnte Trumps Afrika-Politik mit Foltz aussehen? Im Unterausschuss für auswärtige Angelegenheiten forderte Foltz Präsident Joe Biden gemeinsam mit dem Abgeordneten John James auf, die Beziehungen der USA zu Südafrika auf den Prüfstand zu stellen. Besonders den zollfreien Zugriff auf Waren aus den USA gemäß dem African Growth and Opportunity Act (AGOA) sollte die Regierung angesichts der südafrikanischen Beziehungen zu Russland, China und dem Iran sowie der Feindseligkeit gegenüber Israel überdenken

    In seiner Position beim NSC aber dürfte Foltz nun vor allem die Sicherheitspolitik der USA auf dem afrikanischen Kontinent im Blick haben. Unter anderem könnte die Souveränität Marokkos über die Westsahara oder die Anerkennung Somalilands eine Rolle spielen. Einen wachsenden Fokus auf den afrikanischen Kontinent erwarten Experten unter Trump aber nicht. In seiner ersten Amtszeit besuchte der US-Präsident den Kontinent nicht einmal und wetterte gegen Migranten aus “shithole countries” in Afrika. Nun wird sich zeigen, wie sehr Foltz die Afrika-Politik unter Donald Trump beeinflussen kann. Julian Hilgers

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    Dessert

    Filmstill aus Petna Ndaliko Katondolos Film Mikuba.
    Filmstill aus Petna Ndaliko Katondolos Film Mikuba.

    In dem Dokumentarfilm Mikuba beschreibt der kongolesische Regisseur Petna Ndaliko Katondolo die Situation in den Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo. Kein Land auf der Welt verfügt über so große Kobaltvorkommen, wie die Demokratische Republik. Die Bergbaustadt Kolwezi im Süden des Landes ist das Zentrum des Abbaus. Die Unternehmen dort kommen allerdings fast ausschließlich aus dem Ausland. Ausbeutung steht dabei an der Tagesordnung. Bereits 2022 zeigte Katondolo auf der Berlinale einen Dokumentarfilm. In Kumbuka setzt er sich mit noch immer bestehenden kolonialen Sichtweisen auf Afrika – unter anderem im Medium Film selbst – auseinander.

    Neben Mikuba werden neun weitere Beiträge afrikanischer Filmemacherinnen und Filmemacher im Rahmen der diesjährigen Berlinale gezeigt. Folgende Länder sind vertreten: Ägypten, Südafrika, Ruanda, Sudan, Ghana, Lesotho, Senegal. Die Berlinale startet am 13. Februar und läuft eine gute Woche bis zum 23. Februar. dre

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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