Table.Briefing: Africa

BRI: China mit Strategiewechsel + Ölförderung in Senegal + Airbnb-Streit in Südafrika

Liebe Leserin, lieber Leser,

mit der im Juli angelaufenen Ölförderung will der Senegal die Wirtschaft ankurbeln. Das soll den Übergang zu einer klimafreundlichen Energiewirtschaft ermöglichen und die nachhaltige Entwicklung sichern. Doch noch stocken diese Pläne, wie Samuel Ajala berichtet.

Das beliebte Touristenziel Kapstadt leidet unter einer Immobilienkrise. Zu viele Wohnungen werden über die Reiseplattform Airbnb vermietet und stehen der lokalen Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung. Unser Südafrika-Korrespondent Andreas Sieren erklärt, wie die Regierung dagegen vorgehen will.

Und wie immer haben wir weitere Analysen und aktuelle Nachrichten für Sie.

Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Neue Seidenstraße: Warum die Projekte immer kleiner werden

Das Projektvolumen der neuen Seidenstraße schrumpft. Zudem zieht sich China selbst immer mehr aus der Finanzierung zurück und lässt anderen Geldgebern den Vortritt. In Afrika hingegen nimmt die Zahl der Projekte weiter zu – auch, da die Chinesen dort einen neuen Schwerpunkt legen und dort in sehr unterentwickelten Regionen mit Wasserleitungen oder Krankenhäusern schnelle Entwicklungsarbeit leisten. Das geht aus der aktuellen Auswertung von Daten zu Seidenstraßen-Aktivitäten hervor, die die Germany Trade & Invest (GTAI) vorgenommen hat.

Insgesamt setzte China im ersten Halbjahr dieses Jahres 188 Projekten um. Auf keinem anderen Kontinent ist China so präsent. Gemeinsam mit der zweiten wichtigen BRI-Region Südostasien machte Afrika in diesem Zeitraum einen Anteil von 60 Prozent an allen BRI-Vorhaben aus. Fünf Prozentpunkte mehr als im gleichen Zeitraum 2023.

China backt kleinere Brötchen

Allgemein zeichnet sich allerdings ein eindeutiger Trend ab: Obwohl die Zahl der Projekte insgesamt mit 513 im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu 529 im Vorjahreszeitraum fast gleich bleibt, werden die Auftragsvolumen bescheidener. Viele Projektvolumen liegen unter 100 Millionen US-Dollar. “Die Projekte sollen nach Vorgabe Pekings nicht nur ‘smarter’ und ‘schöner’, sondern vor allem ‘kleiner’ werden”, sagt Regionalexperte Marcus Hernig von der GTAI. Im Oktober 2023 hatte Staatschef Xi Jinping einen Kurswechsel in diese Richtung bekannt gegeben.

Im Jahresverlauf 2024 verstärkte sich die Wahrnehmung noch: Der Anteil vergleichsweise kleiner Investitionen im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI) nahm immer weiter zu. Vom ersten zum zweiten Quartal stieg sie von 40 auf 72.

Die Gründe für die Trendumkehr in Richtung Bescheidenheit:

  • Einige Partnerländer konnten ihre Kredite nicht bedienen. Da Peking meist nicht hart auf Rückzahlung drängt, steigen auch die Belastungen für die staatlichen Geldgeber wie die China Exim-Bank, ein Förderinstitut. Im vergangenen Jahr bereits lag das Volumen der ausstehenden Seidenstraßen-Kredite bei der Exim-Bank bei 2,2 Billionen Yuan (280 Milliarden Euro). Das ist auch für China viel.
  • Es gab Kritik an vielen umweltgefährdenden Projekten wie Kohlekraftwerken.
  • Zudem läuft die chinesische Wirtschaft zu Hause nicht mehr so rund. Das ist zwar einerseits ein Grund, noch mehr Produkte aus Überkapazitäten zu exportieren, andererseits wirken Investitionen in Großprojekte in anderen Ländern in dieser Lage zunehmend unklug.

Mehr Brunnen als Häfen

Statt Tiefseehäfen baut China jetzt mehr überschaubare Einrichtungen mit unmittelbarem Nutzen für die Bevölkerung. Die GTAI nennt als Beispiele:

  • Wasserbauprojekte wie Brunnenpumpen in Simbabwe oder im Tschad,
  • ein neues Krankenhaus in Papua-Neuguinea,
  • ein Schulneubau in Tansania,
  • ein Konfuzius-Institut in Eritrea oder
  • kleinere Produktionsanlagen chinesischer Fertigungsbetriebe in Südostasien,
  • Hochschul- und Schulneubauten in Ägypten, Mosambik oder Angola.

China holt mehr externe Geldgeber ins Boot

Zugleich setzte sich der schon seit zwei Jahren bestehende Trend fort, dass immer weniger Geld von Chinas Staatsbanken kommt und mehr von anderen Geldgebern wie der Weltbank, der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank AIIB oder der deutschen Förderbank KfW.

China hat von Anfang an angestrebt, mit der BRI den Rahmen für Infrastrukturentwicklung zu setzen, am Ende aber nicht alles selbst zahlen zu müssen. Mit der Verkleinerung der Projekte kommt die Verschiebung zu internationalen Investoren nun offenbar besser voran. Die GTAI zählt für ihre Statistik Absichtserklärungen, Neuverträge und Folgeverträge. mit David Renke

  • AIIB
  • GTAI
  • Investitionen
  • Konfuzius-Institute
  • Neue Seidenstraße
Translation missing.

Senegal: So soll neue Ölförderung die nachhaltige Entwicklung sichern

Der Senegal ist mit dem “Sangomar-Projekt” in die Produktion von Offshore-Öl eingestiegen. Das 5-Milliarden-Dollar-Vorhaben des australischen Unternehmens Woodside soll die Wirtschaft des Landes ankurbeln und unabhängiger von Energieimporten machen, stellt aber auch Senegals Klimaschutz-Verpflichtungen infrage. Gleichzeitig soll die Energiepartnerschaft JETP das Land in Richtung Erneuerbare und Gas bewegen.

Die Ölproduktion im Sangomar-Feld begann im Juni nach vier Jahren Vorarbeit. Das Feld vor der Küste etwa 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Dakar ist ein Tiefseeprojekt und wird auf 1,3 Milliarden Barrel Öl geschätzt. Die Anlage kann 100.000 Barrel pro Tag produzieren, und die Unterwasserinfrastruktur ist für einen weiteren Ausbau ausgelegt.

Meg O’Neill, CEO von Woodside, erwartet, dass das Sangomar-Projekt im Rahmen des Production-Sharing-Vertrags “einen Mehrwert für die Aktionäre generiert.” Die staatliche Ölfirma Petrosen ist mit 18 Prozent an dem Projekt beteiligt.

Allerdings hat die neue Regierung von Präsident Diomaye Faye angekündigt, die Öl- und Gasverträge neu verhandeln zu wollen. Mit Woodside gibt es derzeit auch Reibung: Das Unternehmen widerspricht juristisch einer Steuernachforderung des senegalesischen Staates in Höhe von etwa 69 Millionen US-Dollar. Die Angelegenheit soll vor Gericht geklärt werden.

Öl, Gas, Erneuerbare und Hilfe durch die JETP

Der Beginn der Ölproduktion fällt zusammen mit dem Umbau der Energiewirtschaft des Landes. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) will der Senegal seine Stromerzeugung von Schweröl auf Erdgas umstellen. Das soll die Abhängigkeit von Brennstoffimporten verringern und die Stromkosten und CO₂-Emissionen senken. Die Energiepolitik sei “das Herz der Strategie 2035 für Senegal, dem ‘Plan Senegal Emergent’ (PSE), um nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftswachstum zu beschleunigen”, so die IEA 2023.

Im Juni letzten Jahres hat das Land außerdem eine Partnerschaft für eine gerechte Energiewende (JETP) mit Deutschland, Frankreich und der Europäischen Union unterzeichnet. Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix bis 2030 auf 40 Prozent zu erhöhen. Derzeit machen Erneuerbare 30 Prozent der Stromproduktion aus. Nur 65 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zu Strom, die Emissionen des Landes aus der Energieversorgung liegen bei neun Millionen Tonnen CO₂. Bis Ende 2024 will das Land eine Langzeit-Strategie (LTS) für die Entwicklung der Emissionen präsentieren. Für die Partnerschaft sagten die Geberländer die Mobilisierung von Finanzmitteln in Höhe von 2,5 Milliarden Euro über drei bis fünf Jahre zu.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bei einem Besuch im Senegal im Frühjahr 2022 vorgeschlagen, Deutschland könne beim Ausbau von Offshore-Gasfeldern helfen. Das Projekt traf vor allem beim grünen Koalitionspartner und in der Umweltbewegung auf Kritik. Inzwischen ist eine solche Kooperation offenbar eingeschlafen, das Projekt wird von anderen Partnern entwickelt. Das Land hat laut einer Studie auch große Potenziale für die Entwicklung erneuerbarer Energien und möglicherweise auch von grünem Wasserstoff für heimischen Gebrauch und Export. 

Als Unterzeichner des Pariser Abkommens hat sich Senegal auch verpflichtet, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Übergang zu einer nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wirtschaft zu vollziehen. Experten fürchten aber, die neue Ölförderung könne die Verpflichtung des Landes zur Kohlenstoffneutralität behindern.

“Ölgeld für die Entwicklung”

Souleymane Thiam, Projektentwicklungskoordinator bei der NGO-Plattform ONG Senegal, sagte zu Table.Briefings, das Geld aus dem Verkauf von fossilen Brennstoffen – einschließlich des Anteils des Landes an den Gewinnen der Petrosen und der Steuern -, könnten die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln. Auch gebe es Chancen für lokale Unternehmen: “2019 hat der Senegal ein Gesetz zu ‘Local Content’ eingeführt, das die Einstellung von lokalem Personal und Unternehmen sicherstellt.” Das habe lokalen Unternehmen einen Umsatz von über 250 Millionen Dollar eingebracht.

Laut des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Senegal eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika, mit Wachstumsraten von 8,3 Prozent für 2024 und das auch “wegen der Öl- und Gasprojekte, die anlaufen”. Allerdings bleibt der Beitrag des Öl- und Gassektors zum BIP mit unter fünf Prozent gering, warnen Experten laut Medienberichten. Daher könnten auch gut gemanagte Einkünfte aus dem Sektor nur in kleinem Umfang zur Transformation der Wirtschaft beitragen. Und möglicherweise erziele Senegal weniger Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung, als geplant. Bei einem weltweiten Übergang zu sauberer Energie werde die Nachfrage nach Öl und Gas längerfristig sinken, prognostiziert der World Energy Outlook der IEA. Das könnte das Land “in ein ökonomisches Modell einsperren, das nicht mehr funktioniert”, so die Ölanalystin und IPCC-Autorin Yamina Saheb.

Ndeye Fatou Sy, Programmleiterin bei der NGO Lumière Sunergie pour le Développement (LSD Senegal), sagte zu Table.Briefings, dass sich das Land der Dynamik der Energiewende verschrieben habe. Auf der Grundlage der “Gas to Power”-Strategie setze der Senegal auf Erdgas als “Übergangskraftstoff”, um sowohl seinen Energiebedarf als auch seine Emissionsreduktionsziele bis 2030 zu erfüllen.

Es gehe um “wirtschaftliche Gerechtigkeit”

Es gehe auch um “wirtschaftlichen Gerechtigkeit”, weil die Länder des Südens im Vergleich zu den Industrieländern nur einen geringen Anteil am Klimawandel haben. “Deshalb hat die frühere Regierung sehr früh ihre Entscheidung verteidigt, die Öl- und Gasressourcen zur Deckung des Energiebedarfs des Landes zu nutzen.”

Bei der JETP habe Senegal auch die Stromerzeugung aus Gas vorgeschlagen. Das bringe auch Probleme mit dem Klimaschutz, da die Unternehmen das Gas abfackeln und Methan ausstoßen. “Die Herausforderung für das Land wird darin bestehen, aus Beispielen wie Nigeria zu lernen, damit es nicht in dieselbe Situation gerät”. Trotz der JETP mit Europa hat Senegal seine erste Rohöllieferung in die Niederlande und nach Deutschland exportiert. Und auch die JETP lasse noch Fragen offen: “Die JETP befindet sich im Prozess mit dem Ministerium für Erdöl, Energie und Bergbau. Dem JETP-Konzept ‘fair’ mangelt es jedoch an Konkretheit und es ist noch nicht klar definiert, an wen es sich richtet.”

Für Fatou Sy arbeitet die derzeitige Regierung von Präsident Diomaye Faye erst an einem Programm zur Energiewende. Der Präsident habe sich aber verpflichtet, eine nationale Strategie für den ökologischen Übergang zur nachhaltigen Entwicklung (SNTEDD) und einen nationalen Fonds zur Förderung der grünen Wirtschaft (FNPEV) einzurichten.

“Leider wurde die Debatte über die gerechte Energiewende außer von den gesellschaftlichen Akteuren und den betroffenen Gemeinden noch nicht von der breiten Öffentlichkeit aufgegriffen. Dabei sind die Nebeneffekte der Erdöl- und Erdgasförderung für die Masse der Menschen von größerem Interesse”, sagt Sy. Mitarbeit: Lucia Weiß, Dakar

  • Energiepolitik
  • Fossile Brennstoffe
  • IWF
  • JETP
  • Methan
  • NGO
  • Senegal
Translation missing.

Südafrika: Airbnb-Bonanza in Kapstadt

Auch Südafrika hat sich inzwischen von der Reiseflaute während und nach der Covid-19-Pandemie erholt. Mit den wachsenden Besucherzahlen stiegen auch die Airbnb-Vermietungen rasant an. Das zeigt sich vor allem in Kapstadt, wo sich zentrale Viertel wie Sea Point, aber auch die Innenstadt unter Touristen und Besuchern zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die Sunday Times sprach Anfang des Monats von einem “Airbnb-Rausch” auf Kosten der lokalen Bevölkerung.

Kapstadt steht hoch im Kurs bei ausländischen Immobilieninvestoren. Manche Firmen haben bis zu 150 Wohnungen, die sie auf der Airbnb-Plattform vermarkten. Derzeit sind in der “Mother City” am Kap 23.564 Airbnb-Einheiten gelistet, darunter 81,8 Prozent Wohnungen und 17,2 Prozent Zimmer. Der Rest entfällt auf andere Räume, etwa in Hotels. “Dies übertrifft die Zahlen zahlreicher beliebter Touristenziele wie San Francisco (7.888), Amsterdam (9.310), Athen (13.274), Berlin (13.759), Sydney (15.548), Tokio (16.518) und Barcelona (18.925)”, schreibt Business Tech, Südafrikas größte Webseite für Wirtschaftsnachrichten.

Lokaler Immobilienmarkt unter Druck

Doch zunehmend wächst auch am Kap das Unbehagen gegenüber Airbnb, dem 2008 im Silicon Valley gegründete US-Unternehmen, das ein Online-Portal zur Buchung und Vermietung von Unterkünften anbietet. Denn der lokale Immobilienmarkt steht unter Druck: “Wir haben in Südafrika einen enormen Mangel an Wohnraum. Wenn man das mit den Problemen der Erschwinglichkeit kombiniert, muss man die Nachhaltigkeit dieses Wohnraummietmodells in Südafrika infrage stellen”, sagt der Gewerbeimmobilienmakler Ash Müller.

Das Geschäft mit den Vermietungen hingegen floriert: 2023 verzeichnete Airbnb Einnahmen von 9,92 Milliarden US-Dollar, vor allem mit seinem wichtigsten Markt, den USA. Aber auch Buchungen in Frankreich und China erwirtschaften hohe Gewinne. Insgesamt machte das Unternehmen einen Profit von 4,7 Milliarden US-Dollar. Auch der afrikanische Markt nimmt Fahrt auf, vor allem in Ländern wie Marokko, Kenia, der Insel Réunion und Südafrika. Am Kap wuchsen zwischen 2019 und 2022 die Umsätze jährlich um mehr als 30 Prozent. Allein 2022 trug das Unternehmen mehr als eine Milliarde US-Dollar zur Wirtschaft bei und sicherte fast 50.000 Arbeitsplätze. Dies geht aus einem Bericht hervor, der beim Airbnb Africa Travel Summit in Johannesburg im vergangenen Oktober vorgestellt wurde.

Tourismus ist “zentraler Wirtschaftszweig” für Südafrika

Das hat auch mit den wachsenden Besucherzahlen zu tun, die allein zwischen Januar und Mai dieses Jahres um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,8 Millionen anstiegen. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 8,5 Millionen Touristen aus dem Ausland in das Land am Kap, 2022 waren es lediglich 5,7 Millionen. Noch vor Ende des laufenden Jahres werden 10,7 Millionen Besucher erwartet, mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019. Viele der Reisenden besuchen auch Kapstadt, allein 2023 mehr als 1,2 Millionen. Ein Großteil von ihnen bucht die Übernachtung bei Airbnb.

Und der Tourismus soll weiterwachsen. Die südafrikanische Tourismus-Ministerin, Patricia de Lille, hat vor, den Sektor weiter auszubauen, den sie kürzlich erneut zum “zentralen Wirtschaftszweig” erkoren hatte. Er leiste “einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung vor Arbeitsplätzen”, so de Lille. Südafrika ist von hoher Arbeitslosigkeit und magerem Wirtschaftswachstum geplagt.

Erste staatliche Reaktionen auf Sorgen der Anwohner

Aber die Ministerin hat die Sorgen der Bewohner von Kapstadt zur Kenntnis genommen und bereits ein Whitepaper erstellen lassen. Dieses soll mehr Ordnung in den Airbnb-Boom bringen und ist derzeit offen für Kommentare aus der Bevölkerung, bevor es dem südafrikanischen Kabinett vorgestellt wird. Bis dahin bleibt es bei der Wohnungsnot, die vor allem im billigeren Segment zugenommen hat. Es drohen Proteste, wie sie Europa schon seit einiger Zeit in Touristenhochburgen in Portugal und Spanien erlebt. Dort hat sich der Zorn der Bevölkerung gegen die Kurzzeitbesucher entladen und Regierungen zum Umdenken gezwungen. Portugal geht mittlerweile hart gegen Airbnb-Vermietungen vor. Barcelona will Kurzzeitvermietungen ab Ende 2028 komplett verbieten, um das “größte Problem” der Stadt, so Bürgermeister Jaume Collboni, zu lösen. Berlin hat schon vor Jahren durchgegriffen und den Airbnb-Markt stark reguliert.

Auch in Afrika, etwa auf der beliebten Touristen-Insel Sansibar vor der Küste von Tansania, haben Regierungen bei Airbnb bereits durchgegriffen. Wie Ende Juli angekündigt, gibt es dort jetzt strenge Regeln. Demnach müssen alle Unterkünfte, die nicht in Hotels sind, bei der Tourismus-Kommission angemeldet werden, um Qualität, Sicherheit und faire Geschäftspraktiken zu gewährleisten. Zugelassene Gebiete wurden gegrenzt. Die Gebühren für die Registrierung sind mit umgerechnet unter 100 Euro zwar niedrig, bei Verstößen können jedoch Strafen von mehreren Tausend Euro verhängt werden und die Betreiberlizenz entzogen werden. Die Behörden wollen mit den Maßnahmen sicherstellen, dass die Sicherheit für die Touristen und die Qualität der Unterkünfte weiter verbessert wird und Sansibars Attraktivität als Reiseziel weiter bestehen bleibt. Wichtig: Es wurde auch erkannt, dass ein Mitspracherecht der einheimischen Bevölkerung, die über verschiedene Interessengruppen organisiert sind, für die Zukunft des Tourismus auf der Insel unabdinglich ist.

Airbnb verschließt sich der Debatte nicht

Aber Kapstadt ist bisher noch nicht so weit. Derzeit stehen 19.280 Immobilien dem lokalen Markt nicht zur Verfügung, da sie auf Airbnb gelistet sind. Und das meiste Geld wird in der Hauptsaison während des südafrikanischen Sommers gemacht. Den Rest des Jahres stehen die Wohnräume häufig leer. Airbnb ist Neuerungen nicht abgewandt. “Wir glauben tatsächlich, dass Regulierung, wenn sie einfach, angemessen und verhältnismäßig ist, eine wirklich gute Sache sein kann”, sagte Velma Corcoran, Airbnb-Regionalchefin für den Nahen Osten und Afrika, Ende vergangenen Jahres. Jetzt wies sie vage daraufhin, dass der Airbnb-Anteil in Kapstadt lediglich drei Prozent des Wohnungsmarktes ausmacht.

  • Airbnb
  • Immobilienmarkt
  • Südafrika
  • Tourismus

News

Kenia: Luftverkehr-Streiks wegen Adani-Deal angekündigt

Die geplante Verpachtung des Jomo Kenyatta International Airport (JKIA) an den indischen Konzern Adani Airport Holdings hat einen erbitterten Kampf zwischen der kenianischen Regierung und der Kenya Aviation Workers Union (KAWU) ausgelöst. Im Mittelpunkt des Streits steht der Konflikt zwischen den vermeintlichen Vorteilen der Privatisierung und der Sorge um das öffentliche Interesse und um Arbeitnehmerrechte. Berichten zufolge hat Adani vorgeschlagen, 1,84 Milliarden US-Dollar in den Ausbau und den Betrieb des Flughafens zu investieren.

Die Regierung sieht die Vereinbarung als Motor für die Entwicklung der Infrastruktur und bessere Flughafendienste. Die Beteiligung von Adani, so heißt es, werde dem JKIA die dringend benötigten Finanzmittel und Erfahrungen zur Verfügung stellen und ihn in ein regionales Luftfahrtzentrum verwandeln. Die Gewerkschaft lehnt die Vereinbarung jedoch entschieden ab, da sie den Verlust von Arbeitsplätzen, eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und eine Verschlechterung der Dienstleistungsqualität befürchtet.

Flughafen-Deal ist exemplarisch für ÖPPs in Kenia

Ein Streik der Beschäftigten im Luftverkehr stellt eine erhebliche Bedrohung für die kenianische Wirtschaft und insbesondere für den Tourismussektor dar. Eine Unterbrechung des Flughafenbetriebs könnte sich auch auf andere vom Luftverkehr abhängige Branchen auswirken. Der Ausgang dieses Streiks wird nicht nur über das Schicksal des JKIA entscheiden, sondern auch einen Präzedenzfall für künftige öffentlich-private Partnerschaften in Kenia schaffen.

Ein wichtiger Grund für den Widerstand der Öffentlichkeit gegen das Abkommen ist der Eindruck, dass Regierungsbeamte unverhältnismäßig stark davon profitieren werden. Bedenken über Korruption und Gefälligkeitsgeschäfte haben das öffentliche Vertrauen in den Prozess untergraben. Der Mangel an Transparenz und Rechenschaftspflicht hat die Situation noch verschärft. Viele Kenianer stellen die wahren Nutznießer des Pachtvertrags infrage. Die offenbare Selbstbereicherung von Regierungsbeamten war auch einer der vielen Gründe, warum die kenianischen Bürger mit den Protesten gegen ihre Regierung begonnen haben.

Auch die mangelnde Beteiligung der Bevölkerung an der Entscheidungsfindung hat die Spannungen verschärft. Das Versäumnis der Regierung, wichtige Interessengruppen, insbesondere die Arbeitnehmer, einzubeziehen, hat die Kritik verstärkt. Dies wirft größere Bedenken hinsichtlich der Regierungsführung und der Rechenschaftspflicht bei der Verwaltung öffentlicher Mittel auf. frn

  • Arbeitnehmerrechte
  • Flugverkehr
  • Infrastruktur
  • Kenia
  • Proteste
  • Streik
  • Transport

Mosambik: Ehemaliger Finanzminister in Finanzskandal verurteilt

Der ehemalige Finanzminister von Mosambik, Manuel Chang, wurde vergangene Woche von einem Gericht in New York für seine Rolle im größten Finanzskandal in der Geschichte des Landes verurteilt. Eine Bundesjury befand Chang für schuldig, Abfindungen für die Genehmigung von geheimen Krediten angenommen zu haben. Die Kredite sollten eine Flotte von Thunfischfangschiffen und ähnliche Projekte finanzieren, was dem Skandal den Namen “Thunfisch-Anleihen” (“Tuna bonds”) gab. Die Kredite wurden geplündert und hinterließen Mosambik Schulden von zwei Milliarden US-Dollar, damals rund zwölf Prozent des BIPs. Der Skandal von 2013 bis 2016 hatte in dem südostafrikanischen Land die größte Finanzkrise seit seiner Unabhängigkeit ausgelöst und gilt als einer der größten Korruptionsfälle in Afrika.  

“Das heutige Urteil ist ein inspirierender Sieg für die Gerechtigkeit für die Menschen in Mosambik, die von einem korrupten hochrangigen Beamten verraten wurden, dessen Gier und Eigennutz eines der ärmsten Länder der Welt ausverkauft haben”, sagte Breon Peace, US-Anwalt von New York. “Chang wird jetzt verurteilt, weil er Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen hat, um letztlich gescheiterte Projekte zu genehmigen, das Geld gewaschen hat und Investoren und Mosambik auf der Rechnung sitzen geblieben sind.”

Bis zu 20 Jahre Haft möglich

Über das Strafmaß muss noch entschieden werden, dem ehemaligen Minister drohen bis zu 20 Jahre Haft. Die US-Behörden gehen davon aus, dass Chang, der Finanzminister von Mosambik von 2005 bis 2015 war, Bestechungsgelder in Höhe von sieben Millionen US-Dollar erhalten hatte, die dieser über US-Banken auf europäische Konten überwies.

Chang, der 2018 in Südafrika verhaftet und erst vor gut einem Jahr in die USA ausgeliefert worden war, beteuert nach wie vor seine Unschuld. Seine Anwälte argumentierten, es gäbe keine Beweise, dass er auch nur “einen einzigen Penny” erhalten habe. Bereits 2021 wurden drei Banker der Credit Suisse in Großbritannien verurteilt. Sie hatten einen Teil der Kredite an Mosambik genehmigt. Zudem wurde gegen die Bank eine Strafe von 178 Millionen US-Dollar verhängt. as

  • Finanzen
  • Justiz
  • Korruption
  • Mosambik

Senegal: Presse will mit medienfreiem Tag demonstrieren

Im Senegal hat der Presserat (Conseil des Diffuseurs et Éditeurs de la Presse du Sénégal, CDEPS) zu einem medienfreien Tag für den heutigen Dienstag aufgerufen. Ziel ist laut einer Mitteilung des CDEPS, auf die finanziell prekäre Situation der Medien aufmerksam zu machen. Außerdem wirft der CDEPS der neuen Regierung von Diomaye Faye und Ousmane Sonko vor, die Presse unter Druck setzen zu wollen.

Die Medienmacher kritisieren, dass der Staat Werbeverträge mit den Zeitungen gekündigt und einen Fonds zur Unterstützung der Medien auf Eis gelegt sowie zeitweise Konten der Presse blockiert habe. Zudem haben die Medien im Senegal rund 60 Millionen an Steuerschulden angehäuft. Ex-Präsident Macky Sall hatte am Ende seiner Amtszeit im März angekündigt, diese erlassen zu wollen, jedoch kein Dekret dazu veröffentlicht. Die Medienmacher fordern von der neuen Regierung nun zumindest eine Verhandlungslösung, um die Schulden nach und nach abtragen zu können.

Mehr Transparenz im Mediensektor gefordert

Das zuständige Ministerium für Kommunikation fordert mehr Transparenz im Mediensektor und hat eine entsprechende Online-Plattform zur Registrierung angekündigt. Auf Grundlage der Informationen solle es künftig dann Unterstützung für die Medien geben.

Die Medienmacher im Senegal sehen wegen des ökonomischen Drucks die Pressefreiheit in Gefahr. Zwei populäre, auf Sport spezialisierte Zeitungen haben ihr gedrucktes Angebot kürzlich eingestellt. Tageszeitungen im Senegal kosten im Schnitt zwischen 100 und 200 CFA (umgerechnet zwischen 0,15 und 0,30 Euro). In der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der Senegal auf Platz 94 von 180 und hat sich im Vergleich zu 2023 um zehn Plätze nach oben gearbeitet. lcw

  • Medien
  • Pressefreiheit
  • Senegal

Standpunkt

Wie Niger Klima und Konflikten trotzt und warum Deutschland dabei unterstützen sollte

Von Corina Pfitzner
Corina Pfitzner, Geschäftsführerin von International Rescue Committee Deutschland.

Vor 35 Jahren war die Stadt Diffa im Südosten Nigers ein ländliches, dünn besiedeltes Gebiet. Heute leben dort rund 600.000 Einheimische plus 300.000 Geflüchtete, die meisten von ihnen in provisorischen Zeltlagern. Viele sind aufgrund des Militärputsches vor einem Jahr innerhalb Nigers vertrieben worden oder aus dem benachbarten Nigeria vor bewaffneten nichtstaatlichen Gruppen geflohen. Was fast alle Menschen in Diffa gemein haben: Sie sind auf die Landwirtschaft angewiesen. Und das in einer Region, die nicht nur durch gewaltvolle Konflikte geprägt ist, sondern den Klimawandel besonders hart zu spüren bekommt.

Die Temperaturen in Niger steigen 1,5 Mal schneller als im globalen Durchschnitt. Der Klimawandel zeigt sich hier in all seinen Extremen: von monatelangen Dürren und Wüstenbildung bis hin zu sintflutartigem Regen und Überschwemmungen. Bis zu 100.000 Hektar pro Jahr gehen nach UN-Angaben an die Wüste verloren. Der Zugang zu fruchtbarem Land und Wasser ist immer weiter eingeschränkt. Viele der fruchtbaren Felder liegen entlang des Flusses – unter anderem dort kämpfen Truppen der Übergangsregierung gegen ehemals regierungsnahe Gruppierungen. Landwirtschaft und Fischfang sind zu gefährlich geworden, und die Zahlen belegen dies: Die Ernteerträge von 2022 bis 2023 gingen um 39 Prozent zurück, wie Zahlen der nigrischen Regierung zeigen. Rund 3,3 Millionen Menschen im Land sind “ernährungsunsicher”. Das bedeutet, die Sorge um die nächste Mahlzeit ist Alltag.

Drei Strategien zur Klimaanpassung in Diffa

Bei meiner jüngsten Reise nach Diffa habe ich viele Gemeinden gesehen, die zeigen, wie eine Anpassung an den Klimawandel im Kleinen möglich ist.

Ein erster wichtiger Schritt ist, der fortschreitenden Wüstenbildung entgegenzuwirken und mehr Land für die Landwirtschaft zu verwenden. Oft ist in Niger landwirtschaftlich geeignetes Land aufgrund fehlender Infrastruktur für Bewässerung nicht nutzbar. Eine Methode ist, Löcher auszuheben, in denen sich Regenwasser ansammeln kann.

Ein zweiter Ansatz ist, klimaangepasstes Saatgut zu nutzen, das extremer Trockenheit standhält und weniger Wasser benötigt. IRC forscht und testet in verschiedenen Projektregionen Saaten auf ihre Verträglichkeit mit Klimaextremen. Im Verbund mit lokalen Partnern wird das am besten geeignete Saatgut vermehrt und an Landwirte verteilt. Langfristig muss hier das Ziel sein, das Saatgut lokal zu vermehren, sodass keine Abhängigkeit von internationalen Akteuren besteht.

Ein dritter Ansatzpunkt sind alternative Einnahmequellen in den neun Monaten der Dürrezeit, wenn es kaum Ernten gibt. In lokalen Bündnissen können gemeinsame Lagermöglichkeiten geschaffen werden. So lässt sich die Ernte nicht nur ganzjährig nutzen, sondern auch dann verkaufen, wenn sich auf dem Markt der beste Preis dafür erzielen lässt. Dies verringert die Abhängigkeit der Bauern und Bäuerinnen von den drei kurzen Erntemonaten. Mikrokredite unterstützen alternative Einnahmequellen im restlichen Jahr. Hier habe ich erfolgreiches Unternehmertum wie die Herstellung und den Verkauf von hausgemachten Säften oder Seifen gesehen.

Bevölkerungsnahe EZ als letzter Anker für Deutschland in Niger

Die niedrigschwelligen Überlebensstrategien der Bevölkerung in Diffa zeigen, dass eine Anpassung an den Klimawandel möglich ist – selbst unter schwierigsten Bedingungen. Was es braucht, ist ein Ausbau dieser Ansätze und eine Übertragung auf andere fragile, von Konflikten betroffene und einkommensschwache Regionen. Aber dies ist ohne internationale Unterstützung für lokale Initiativen in Niger nicht möglich. Unterstützung der Klimaanpassung liegt hier in unserer Verantwortung. Denn weltweit tragen die Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, die Hauptlast der Auswirkungen. Betroffene Gemeinden müssen von Ländern des globalen Nordens, die weit mehr CO2 produzieren als Länder wie Niger, diplomatisch und finanziell unterstützt werden.

Lange galt im politischen Berlin Niger als “Stabilitätsanker” in der krisengeschüttelten Sahelregion. Gut ein Jahr nach dem Putsch hat die Bundesregierung jüngst entschieden, die letzten verbliebenen Soldatinnen und Soldaten abzuziehen. Mit neuen Militärregimen in der Region und deren Annäherung an Russland muss die deutsche Strategie neu gedacht werden, wenn der Einfluss Deutschlands in der Sahelzone und damit auch die Möglichkeit, Positives für die Menschen vor Ort zu bewirken, nicht sinken soll. Bevölkerungsnahe Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft können hier der letzte Anker in der Sahelregion sein.

Die Bundesregierung kann und sollte Teil eines positiven Wandels für die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen sein. Aber wir müssen jetzt handeln: In Anbetracht der multiplen Krisen der Welt und den immer stärker spürbaren Auswirkungen der Klimakrise wird die Zeit knapp.

Corina Pfitzner ist seit Oktober 2023 Geschäftsführerin von International Rescue Committee (IRC) in Deutschland. Vor ihrer Tätigkeit für IRC arbeitete sie unter anderem für Save the Children International, Save the Children Deutschland, die BMW Stiftung und baute eine gemeinnützige Stiftung für Swiss Life Deutschland auf.

  • Dürre
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Klima
  • Klimaanpassung
  • Niger
  • Sahel

Must-reads

Bloomberg: Tansanische Polizei verhaftet Oppositionsführer und verbietet Jugendproteste. Die tansanischen Behörden haben führende Oppositionspolitiker im Vorfeld einer für Montag geplanten Kundgebung zum Internationalen Tag der Jugend festgenommen. Sie behaupten, die Festnahmen seien notwendig, um das Risiko gewaltsamer Proteste zu verringern. “Die Polizei hat gestern Abend weiterhin Jugendliche aus verschiedenen Teilen des Landes festgenommen, die auf dem Weg nach Mbeya waren, und andere gezwungen, unter Polizeibegleitung umzukehren”, sagte ein Sprecher der Oppositionspartei Chadema. Präsidentin Samia Hassan hatte bei ihrem Amtsantritt das Verbot von Kundgebungen und einigen Zeitungen aufgehoben, aber führende Oppositionspolitiker werfen ihr nun vor, diese Reformen mit Blick auf die Kommunalwahlen im November und die Parlamentswahlen im nächsten Jahr zurückzudrehen.

Reuters: Ethiopian Airlines plant größten Flughafen Afrikas. Äthiopien hat eine Vereinbarung über die Planung eines neuen Flughafens mit vier Start- und Landebahnen unterzeichnet, der nach seiner Fertigstellung im Jahr 2029 der größte Flughafen Afrikas sein wird, teilte der Chef der staatlichen Fluggesellschaft Ethiopian Airlines am Freitag mit. Der Flughafen in der Nähe der Stadt Bishoftu, etwa 45 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wird eine Kapazität für 100 Millionen Passagiere pro Jahr und 270 Flugzeugstellplätze haben. Das in Dubai ansässige Ingenieur- und Beratungsunternehmen Sidara wird den Flughafen entwerfen. Die Pläne für den Bau des Flughafens wurden erstmals 2018 angekündigt.

Al Jazeera: Malische Grenzer vergewaltigen Frauen und Mädchen auf der Flucht. Frauen und Mädchen, die vor bewaffneten Gruppen in Mali fliehen, berichten, dass sie an der Grenze zu Niger von bewaffneten Männern sexuell angegriffen wurden, bevor sie die Grenze überqueren konnten. Einige der Männer werden wegen ihrer militärischen Tarnkleidung verdächtigt, malische Soldaten zu sein. “Sie vergewaltigten uns abwechselnd mit vorgehaltener Waffe”, sagte ein 17-jähriges Opfer gegenüber Al Jazeera. Die Berichte über Vergewaltigungen durch Rebellen und andere Kämpfer in Mali häufen sich seit Beginn des Konflikts im Jahr 2012. Doch die von der Regierung unterstützten Streitkräfte und die zu ihrer Unterstützung angeworbenen russischen Söldner haben vor allem in den letzten drei Jahren erheblich zu den Vorfällen von sexueller Gewalt beigetragen.

Le Monde: Mali verweist schwedische Botschafterin des Landes. Die malische Junta hat die schwedische Botschafterin ausgewiesen. Schweden plant ohnehin mit der Schließung seiner malischen Botschaft bis Dezember 2024. Die Maßnahme sei eine Reaktion auf ein Statement des schwedischen Ministers für internationale Zusammenarbeit und Außenhandel, Johan Forssell, erklärte die Junta. Forssell hatte am Mittwoch auf X gepostet: “Man kann nicht den illegalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine unterstützen und gleichzeitig jedes Jahr mehrere hundert Millionen Kronen an Entwicklungshilfe erhalten. Die Regierung hat daher beschlossen, Schwedens bilaterale Hilfsstrategie für Mali im Jahr 2024 schrittweise zu beenden.”

Reuters: Somalia und Äthiopien verhandeln in Türkei über Hafendeal. Die Außenminister von Somalia und Äthiopien werden nächste Woche in Ankara zu einer zweiten Gesprächsrunde zusammenkommen, um über ein Hafenabkommen zu diskutieren, das Addis Abeba im Januar mit der abtrünnigen Region Somaliland unterzeichnet hat. Äthiopien hatte sich bereit erklärt, im Gegenzug für die Anerkennung der Unabhängigkeit Somalilands einen 20 Kilometer langen Küstenstreifen zu pachten. Mogadischu bezeichnete das Abkommen als illegal und reagierte, indem es den äthiopischen Botschafter auswies und drohte, Tausende von äthiopischen Truppen, die im Land stationiert sind, um islamistische Aufständische zu bekämpfen, auszuweisen. Die Türkei ist ein enger Verbündeten der somalischen Regierung.

AP: Preisschocks erschüttern Äthiopien. Seit die Regierung Ende letzten Monats eine flexible Wechselkurspolitik eingeführt hat, hat der Äthiopische Birr 60 Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren. Kunden sind gezwungen, höhere Preise für Grunderzeugnisse zu zahlen. Viele Supermärkte in Addis Abeba horten Produkte in Lagerhäusern und verkaufen nur kleine Mengen in ihren Geschäften, um einer Bestrafung durch die Stadtbehörden zu entgehen, die versprochen haben, gegen die Hortung vorzugehen. Äthiopien, das in den Monaten vor den Reformen unter Devisenknappheit litt, importiert viele wichtige Waren. Um den Verbrauchern bei der Bewältigung der Auswirkungen der neuen Politik zu helfen, haben die Behörden unter anderem 14 Millionen Liter Speiseöl eingeführt. Angesichts der steigenden Preise für andere lebenswichtige Güter waren diese Maßnahmen allerdings nur von geringer Bedeutung.

The Economist: Warum Südafrikas Armee im Kongo scheitert. Die südafrikanische Armee galt einst als eine der besten in Afrika. In den Jahren der Apartheid überfiel und destabilisierte sie ihre Nachbarn. Nach der Wahl von Nelson Mandela im Jahr 1994 begann Südafrika mit der Entsendung von Friedenstruppen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das Versagen bei der Niederschlagung der Miliz M23 im Ostkongo macht dies deutlich: Haushaltsdefizite und Überlastung haben ihren Tribut gefordert und bedrohen Südafrikas Fähigkeit, Macht und Einfluss auf dem Kontinent auszuüben. Im vergangenen Jahr waren 85 Prozent der Flugzeuge der Luftwaffe nicht flugbereit. Keines der drei U-Boote der Marine ist seetüchtig, und nur eine von vier Fregatten ist einsatzbereit. Der Niedergang des Militärs ist eine Parabel für die aktuelle Situation der Regenbogennation.

The Economist: Südafrikas Außenminister will bessere Beziehungen zum Westen. Die Ersetzung von Naledi Pandor durch den 40-jährigen Ronald Lamlola hat Hoffnungen geweckt, dass Südafrika nach Jahren zunehmender Spannungen und im Vorfeld des G20-Gipfels im nächsten Jahr die Beziehungen zum Westen neu gestalten will. Es ist auch ein Signal, dass Präsident Ramaphosa das jüngste ANC-Mitglied seines Kabinetts als potenziellen Nachfolger ansieht. Der Inhalt der Politik wird sich wahrscheinlich weniger ändern als der Stil. So weist Lamola etwa darauf hin, dass es im nationalen Interesse Südafrikas liege, sowohl eine “Süd-Süd-Kooperation” als auch eine “Süd-Nord-Kooperation” zu verfolgen.

Jeune Afrique: Grüne-Wasserstoff-Revolution in Mauretanien in Sicht. Mauretanien verfügt über beste Voraussetzungen, um grünen Wasserstoff zu geringen Kosten zu produzieren: Erhebliches Solar- und Windpotenzial, riesige Wüstengebiete und die Nähe zu den Gewässern des Atlantiks. Im Jahr 2021 schloss Nouakchott eine Vereinbarung mit mehreren Partnern zur Umsetzung von Nour ab, dem größten Projekt für grünen Wasserstoff in Afrika. Seine Kapazität wird zehn Gigawatt betragen. Die Investitionen könnten sich auf 3,5 Milliarden Dollar belaufen. Vier weitere Projekte mit einer Gesamtkapazität von 85 Gigawatt und Kosten in Höhe von 100 Milliarden Dollar sollen ebenfalls innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren das Licht der Welt erblicken.

Heads

Tom Periello: ein US-Diplomat für Frieden im Sudan

Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.
Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.

Tom Periello hat in den letzten Wochen mächtig Flugstunden angesammelt. Unter anderem nach Ägypten, Äthiopien, Uganda, Dschibuti und Kenia reiste der 49-Jährige zuletzt, um mit regionalen Partnern über mögliche Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Armee (SAF) und der Milizentruppe RSF zu organisieren. Am Mittwoch sollen die Gespräche beginnen, die von den USA federführend und in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und der Schweiz ausgerichtet werden. Trotz aller Bemühungen ist bis zuletzt nicht klar, ob die sudanesische Armee tatsächlich an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die Signale waren zuletzt zwiespältig.

Dass es jedoch erneut ein Dialogforum geben wird, darf Periello als Erfolg verbuchen. Denn erst vor rund fünf Monaten hatte ihn US-Außenminister Antony Blinken zum Sondergesandten der Vereinigten Staaten für den Sudan ernannt. Seither hat sich Periello immer wieder öffentlich dafür eingesetzt, dass das Leiden im Sudan nicht vollends aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwindet. Auch kurz vor Beginn der Konferenz betonte er, wie wichtig ein Ende der Kriegshandlungen für die Zivilisten im Sudan ist: “Sie wollen ein Ende des alltäglichen Terrors durch Artilleriebeschuss, Hungersnöte und Belagerungen, und die Vereinigten Staaten und unsere Partner sind entschlossen, diesem Ruf zu folgen”, schrieb Periello am Sonntag auf X.

Regionale Organisationen einbinden

Auch die Einbindung regionaler Organisationen bei den Gesprächen ist Periello wichtig. “Ich schätze die Rolle, die regionale Organisationen wie die Arabische Liga bei den Vorbereitungen der bevorstehenden Gespräche in der Schweiz spielen”, teilte Periello nach einem Treffen mit dem stellvertretenden Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki, Anfang des Monats in Kairo mit.

Mit Krisenregionen kennt sich Periello aus. Für die Obama-Administration war Periello von Juli 2015 bis Ende 2016 Sondergesandter für die Region der Afrikanischen Großen Seen und der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend kandidierte Periello in den Vorwahlen der demokratischen Partei für das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Virginia. Dabei unterlag Periello allerdings gegen den damaligen Vizegouverneur Ralph Northam, der sich letztendlich auch gegen seinen republikanischen Konkurrenten durchsetzen konnte.

Klare Meinung zum Machtwechsel im Kongo

Trotz des zeitweiligen Fokus auf die Innenpolitik verlor Periello auch nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter in der DR Kongo die Geschehnisse vor Ort nicht aus dem Auge. In einem Meinungsbeitrag in der Washington Post forderte Periello gemeinsam mit der Unternehmerin und späteren Direktorin des Welternährungsprogramms, Cindy McCain, die US-Sanktionen auf den damaligen kongolesischen Machthaber Joseph Kabila zu erhöhen. Dadurch könne der erste – zumindest formal – demokratische Machtwechsel im Kongo seit der Unabhängigkeit eingeleitet und vor allem die Jahrzehnte währende Herrschaft der Kabila-Familie im Kongo beendet werden.

Dass Periello im Februar zum Sudan-Sondergesandten ernannt wurde, sorgte innenpolitisch für Kritik von republikanischer Seite. Viel zu spät habe die Biden-Administration die Position besetzt. Im Februar 2024 war der Krieg im Sudan bereits zehn Monate alt. Für die Republikaner ist das ein Beweis dafür, dass Präsident Biden nicht in der Lage ist, schnell auf Krisen zu reagieren. Die Amerikaner waren allerdings seit Beginn der Kämpfe an den Vermittlungen in Dschidda im vergangenen Jahr beteiligt. Ein ausgehandelter Waffenstillstand wurde jedoch von den Kriegsparteien gebrochen.

Viel diplomatisches Fingerspitzengefühl

Auch jetzt ist nicht klar, ob die Verhandlungen in Genf erfolgreicher sein werden, als die vielen vorausgegangenen Friedenskonferenzen. Die SAF hatte klare Bedingungen gestellt, die die RSF vor Beginn der Gespräche erfüllen müsse, damit sie überhaupt an den Gesprächen teilnimmt. Es bedarf viel diplomatischen Fingerspitzengefühls. David Renke

  • Diplomatie
  • Dschibuti
  • Geopolitik
  • Sudan
  • USA

Nachtisch

Letsile Tebogo aus Botsuana ist der schnellste Mann der Welt über 200 Meter.
Letsile Tebogo aus Botswana ist der schnellste Mann der Welt über 200 Meter.

Während in Deutschland die Debatte um das magere Abschneiden der deutschen Athleten bei Olympia in vollem Gange ist, konnten mehrere afrikanische Länder Premieren bei den Olympischen Spielen feiern. Letsile Tebogo gewann die erste Goldmedaille für Botswana überhaupt im Sprint der Herren über 200 Meter – und löste in seinem Heimatland regelrechte Begeisterungsstürme aus. Tebogo holte zudem noch Silber mit der 4×400-Meter-Staffel. Insgesamt waren das die dritte und vierte Medaille, die das Land bislang seit seiner ersten Teilnahme 1980 gewinnen konnte.

Auch die Kapverdischen Inseln errangen eine besondere Medaille. Der dritte Platz von Boxer David de Pina sicherte dem Land die erste Medaille bei Olympischen Spielen überhaupt. Sambia durfte sich ebenfalls über Bronze freuen. Die Medaille über 400 Meter bei den Männern war die erste seit knapp 30 Jahren.

Insgesamt holten die afrikanischen Länder mit 39 Medaillen zwei mehr als bei den Spielen von Tokio. Klarer Spitzenreiter blieb auch diesmal erneut Kenia mit insgesamt elf Medaillen – vier davon sind golden. Großen Erfolg haben auch die Südafrikaner, die insgesamt drei Medaillen mehr als bei den Spielen 2021 mit nach Hause nehmen. dre

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    mit der im Juli angelaufenen Ölförderung will der Senegal die Wirtschaft ankurbeln. Das soll den Übergang zu einer klimafreundlichen Energiewirtschaft ermöglichen und die nachhaltige Entwicklung sichern. Doch noch stocken diese Pläne, wie Samuel Ajala berichtet.

    Das beliebte Touristenziel Kapstadt leidet unter einer Immobilienkrise. Zu viele Wohnungen werden über die Reiseplattform Airbnb vermietet und stehen der lokalen Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung. Unser Südafrika-Korrespondent Andreas Sieren erklärt, wie die Regierung dagegen vorgehen will.

    Und wie immer haben wir weitere Analysen und aktuelle Nachrichten für Sie.

    Wir wünschen eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Neue Seidenstraße: Warum die Projekte immer kleiner werden

    Das Projektvolumen der neuen Seidenstraße schrumpft. Zudem zieht sich China selbst immer mehr aus der Finanzierung zurück und lässt anderen Geldgebern den Vortritt. In Afrika hingegen nimmt die Zahl der Projekte weiter zu – auch, da die Chinesen dort einen neuen Schwerpunkt legen und dort in sehr unterentwickelten Regionen mit Wasserleitungen oder Krankenhäusern schnelle Entwicklungsarbeit leisten. Das geht aus der aktuellen Auswertung von Daten zu Seidenstraßen-Aktivitäten hervor, die die Germany Trade & Invest (GTAI) vorgenommen hat.

    Insgesamt setzte China im ersten Halbjahr dieses Jahres 188 Projekten um. Auf keinem anderen Kontinent ist China so präsent. Gemeinsam mit der zweiten wichtigen BRI-Region Südostasien machte Afrika in diesem Zeitraum einen Anteil von 60 Prozent an allen BRI-Vorhaben aus. Fünf Prozentpunkte mehr als im gleichen Zeitraum 2023.

    China backt kleinere Brötchen

    Allgemein zeichnet sich allerdings ein eindeutiger Trend ab: Obwohl die Zahl der Projekte insgesamt mit 513 im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu 529 im Vorjahreszeitraum fast gleich bleibt, werden die Auftragsvolumen bescheidener. Viele Projektvolumen liegen unter 100 Millionen US-Dollar. “Die Projekte sollen nach Vorgabe Pekings nicht nur ‘smarter’ und ‘schöner’, sondern vor allem ‘kleiner’ werden”, sagt Regionalexperte Marcus Hernig von der GTAI. Im Oktober 2023 hatte Staatschef Xi Jinping einen Kurswechsel in diese Richtung bekannt gegeben.

    Im Jahresverlauf 2024 verstärkte sich die Wahrnehmung noch: Der Anteil vergleichsweise kleiner Investitionen im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI) nahm immer weiter zu. Vom ersten zum zweiten Quartal stieg sie von 40 auf 72.

    Die Gründe für die Trendumkehr in Richtung Bescheidenheit:

    • Einige Partnerländer konnten ihre Kredite nicht bedienen. Da Peking meist nicht hart auf Rückzahlung drängt, steigen auch die Belastungen für die staatlichen Geldgeber wie die China Exim-Bank, ein Förderinstitut. Im vergangenen Jahr bereits lag das Volumen der ausstehenden Seidenstraßen-Kredite bei der Exim-Bank bei 2,2 Billionen Yuan (280 Milliarden Euro). Das ist auch für China viel.
    • Es gab Kritik an vielen umweltgefährdenden Projekten wie Kohlekraftwerken.
    • Zudem läuft die chinesische Wirtschaft zu Hause nicht mehr so rund. Das ist zwar einerseits ein Grund, noch mehr Produkte aus Überkapazitäten zu exportieren, andererseits wirken Investitionen in Großprojekte in anderen Ländern in dieser Lage zunehmend unklug.

    Mehr Brunnen als Häfen

    Statt Tiefseehäfen baut China jetzt mehr überschaubare Einrichtungen mit unmittelbarem Nutzen für die Bevölkerung. Die GTAI nennt als Beispiele:

    • Wasserbauprojekte wie Brunnenpumpen in Simbabwe oder im Tschad,
    • ein neues Krankenhaus in Papua-Neuguinea,
    • ein Schulneubau in Tansania,
    • ein Konfuzius-Institut in Eritrea oder
    • kleinere Produktionsanlagen chinesischer Fertigungsbetriebe in Südostasien,
    • Hochschul- und Schulneubauten in Ägypten, Mosambik oder Angola.

    China holt mehr externe Geldgeber ins Boot

    Zugleich setzte sich der schon seit zwei Jahren bestehende Trend fort, dass immer weniger Geld von Chinas Staatsbanken kommt und mehr von anderen Geldgebern wie der Weltbank, der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank AIIB oder der deutschen Förderbank KfW.

    China hat von Anfang an angestrebt, mit der BRI den Rahmen für Infrastrukturentwicklung zu setzen, am Ende aber nicht alles selbst zahlen zu müssen. Mit der Verkleinerung der Projekte kommt die Verschiebung zu internationalen Investoren nun offenbar besser voran. Die GTAI zählt für ihre Statistik Absichtserklärungen, Neuverträge und Folgeverträge. mit David Renke

    • AIIB
    • GTAI
    • Investitionen
    • Konfuzius-Institute
    • Neue Seidenstraße
    Translation missing.

    Senegal: So soll neue Ölförderung die nachhaltige Entwicklung sichern

    Der Senegal ist mit dem “Sangomar-Projekt” in die Produktion von Offshore-Öl eingestiegen. Das 5-Milliarden-Dollar-Vorhaben des australischen Unternehmens Woodside soll die Wirtschaft des Landes ankurbeln und unabhängiger von Energieimporten machen, stellt aber auch Senegals Klimaschutz-Verpflichtungen infrage. Gleichzeitig soll die Energiepartnerschaft JETP das Land in Richtung Erneuerbare und Gas bewegen.

    Die Ölproduktion im Sangomar-Feld begann im Juni nach vier Jahren Vorarbeit. Das Feld vor der Küste etwa 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Dakar ist ein Tiefseeprojekt und wird auf 1,3 Milliarden Barrel Öl geschätzt. Die Anlage kann 100.000 Barrel pro Tag produzieren, und die Unterwasserinfrastruktur ist für einen weiteren Ausbau ausgelegt.

    Meg O’Neill, CEO von Woodside, erwartet, dass das Sangomar-Projekt im Rahmen des Production-Sharing-Vertrags “einen Mehrwert für die Aktionäre generiert.” Die staatliche Ölfirma Petrosen ist mit 18 Prozent an dem Projekt beteiligt.

    Allerdings hat die neue Regierung von Präsident Diomaye Faye angekündigt, die Öl- und Gasverträge neu verhandeln zu wollen. Mit Woodside gibt es derzeit auch Reibung: Das Unternehmen widerspricht juristisch einer Steuernachforderung des senegalesischen Staates in Höhe von etwa 69 Millionen US-Dollar. Die Angelegenheit soll vor Gericht geklärt werden.

    Öl, Gas, Erneuerbare und Hilfe durch die JETP

    Der Beginn der Ölproduktion fällt zusammen mit dem Umbau der Energiewirtschaft des Landes. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) will der Senegal seine Stromerzeugung von Schweröl auf Erdgas umstellen. Das soll die Abhängigkeit von Brennstoffimporten verringern und die Stromkosten und CO₂-Emissionen senken. Die Energiepolitik sei “das Herz der Strategie 2035 für Senegal, dem ‘Plan Senegal Emergent’ (PSE), um nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftswachstum zu beschleunigen”, so die IEA 2023.

    Im Juni letzten Jahres hat das Land außerdem eine Partnerschaft für eine gerechte Energiewende (JETP) mit Deutschland, Frankreich und der Europäischen Union unterzeichnet. Ziel ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix bis 2030 auf 40 Prozent zu erhöhen. Derzeit machen Erneuerbare 30 Prozent der Stromproduktion aus. Nur 65 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zu Strom, die Emissionen des Landes aus der Energieversorgung liegen bei neun Millionen Tonnen CO₂. Bis Ende 2024 will das Land eine Langzeit-Strategie (LTS) für die Entwicklung der Emissionen präsentieren. Für die Partnerschaft sagten die Geberländer die Mobilisierung von Finanzmitteln in Höhe von 2,5 Milliarden Euro über drei bis fünf Jahre zu.

    Bundeskanzler Olaf Scholz hatte bei einem Besuch im Senegal im Frühjahr 2022 vorgeschlagen, Deutschland könne beim Ausbau von Offshore-Gasfeldern helfen. Das Projekt traf vor allem beim grünen Koalitionspartner und in der Umweltbewegung auf Kritik. Inzwischen ist eine solche Kooperation offenbar eingeschlafen, das Projekt wird von anderen Partnern entwickelt. Das Land hat laut einer Studie auch große Potenziale für die Entwicklung erneuerbarer Energien und möglicherweise auch von grünem Wasserstoff für heimischen Gebrauch und Export. 

    Als Unterzeichner des Pariser Abkommens hat sich Senegal auch verpflichtet, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und den Übergang zu einer nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wirtschaft zu vollziehen. Experten fürchten aber, die neue Ölförderung könne die Verpflichtung des Landes zur Kohlenstoffneutralität behindern.

    “Ölgeld für die Entwicklung”

    Souleymane Thiam, Projektentwicklungskoordinator bei der NGO-Plattform ONG Senegal, sagte zu Table.Briefings, das Geld aus dem Verkauf von fossilen Brennstoffen – einschließlich des Anteils des Landes an den Gewinnen der Petrosen und der Steuern -, könnten die wirtschaftliche Entwicklung ankurbeln. Auch gebe es Chancen für lokale Unternehmen: “2019 hat der Senegal ein Gesetz zu ‘Local Content’ eingeführt, das die Einstellung von lokalem Personal und Unternehmen sicherstellt.” Das habe lokalen Unternehmen einen Umsatz von über 250 Millionen Dollar eingebracht.

    Laut des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Senegal eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika, mit Wachstumsraten von 8,3 Prozent für 2024 und das auch “wegen der Öl- und Gasprojekte, die anlaufen”. Allerdings bleibt der Beitrag des Öl- und Gassektors zum BIP mit unter fünf Prozent gering, warnen Experten laut Medienberichten. Daher könnten auch gut gemanagte Einkünfte aus dem Sektor nur in kleinem Umfang zur Transformation der Wirtschaft beitragen. Und möglicherweise erziele Senegal weniger Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung, als geplant. Bei einem weltweiten Übergang zu sauberer Energie werde die Nachfrage nach Öl und Gas längerfristig sinken, prognostiziert der World Energy Outlook der IEA. Das könnte das Land “in ein ökonomisches Modell einsperren, das nicht mehr funktioniert”, so die Ölanalystin und IPCC-Autorin Yamina Saheb.

    Ndeye Fatou Sy, Programmleiterin bei der NGO Lumière Sunergie pour le Développement (LSD Senegal), sagte zu Table.Briefings, dass sich das Land der Dynamik der Energiewende verschrieben habe. Auf der Grundlage der “Gas to Power”-Strategie setze der Senegal auf Erdgas als “Übergangskraftstoff”, um sowohl seinen Energiebedarf als auch seine Emissionsreduktionsziele bis 2030 zu erfüllen.

    Es gehe um “wirtschaftliche Gerechtigkeit”

    Es gehe auch um “wirtschaftlichen Gerechtigkeit”, weil die Länder des Südens im Vergleich zu den Industrieländern nur einen geringen Anteil am Klimawandel haben. “Deshalb hat die frühere Regierung sehr früh ihre Entscheidung verteidigt, die Öl- und Gasressourcen zur Deckung des Energiebedarfs des Landes zu nutzen.”

    Bei der JETP habe Senegal auch die Stromerzeugung aus Gas vorgeschlagen. Das bringe auch Probleme mit dem Klimaschutz, da die Unternehmen das Gas abfackeln und Methan ausstoßen. “Die Herausforderung für das Land wird darin bestehen, aus Beispielen wie Nigeria zu lernen, damit es nicht in dieselbe Situation gerät”. Trotz der JETP mit Europa hat Senegal seine erste Rohöllieferung in die Niederlande und nach Deutschland exportiert. Und auch die JETP lasse noch Fragen offen: “Die JETP befindet sich im Prozess mit dem Ministerium für Erdöl, Energie und Bergbau. Dem JETP-Konzept ‘fair’ mangelt es jedoch an Konkretheit und es ist noch nicht klar definiert, an wen es sich richtet.”

    Für Fatou Sy arbeitet die derzeitige Regierung von Präsident Diomaye Faye erst an einem Programm zur Energiewende. Der Präsident habe sich aber verpflichtet, eine nationale Strategie für den ökologischen Übergang zur nachhaltigen Entwicklung (SNTEDD) und einen nationalen Fonds zur Förderung der grünen Wirtschaft (FNPEV) einzurichten.

    “Leider wurde die Debatte über die gerechte Energiewende außer von den gesellschaftlichen Akteuren und den betroffenen Gemeinden noch nicht von der breiten Öffentlichkeit aufgegriffen. Dabei sind die Nebeneffekte der Erdöl- und Erdgasförderung für die Masse der Menschen von größerem Interesse”, sagt Sy. Mitarbeit: Lucia Weiß, Dakar

    • Energiepolitik
    • Fossile Brennstoffe
    • IWF
    • JETP
    • Methan
    • NGO
    • Senegal
    Translation missing.

    Südafrika: Airbnb-Bonanza in Kapstadt

    Auch Südafrika hat sich inzwischen von der Reiseflaute während und nach der Covid-19-Pandemie erholt. Mit den wachsenden Besucherzahlen stiegen auch die Airbnb-Vermietungen rasant an. Das zeigt sich vor allem in Kapstadt, wo sich zentrale Viertel wie Sea Point, aber auch die Innenstadt unter Touristen und Besuchern zunehmender Beliebtheit erfreuen. Die Sunday Times sprach Anfang des Monats von einem “Airbnb-Rausch” auf Kosten der lokalen Bevölkerung.

    Kapstadt steht hoch im Kurs bei ausländischen Immobilieninvestoren. Manche Firmen haben bis zu 150 Wohnungen, die sie auf der Airbnb-Plattform vermarkten. Derzeit sind in der “Mother City” am Kap 23.564 Airbnb-Einheiten gelistet, darunter 81,8 Prozent Wohnungen und 17,2 Prozent Zimmer. Der Rest entfällt auf andere Räume, etwa in Hotels. “Dies übertrifft die Zahlen zahlreicher beliebter Touristenziele wie San Francisco (7.888), Amsterdam (9.310), Athen (13.274), Berlin (13.759), Sydney (15.548), Tokio (16.518) und Barcelona (18.925)”, schreibt Business Tech, Südafrikas größte Webseite für Wirtschaftsnachrichten.

    Lokaler Immobilienmarkt unter Druck

    Doch zunehmend wächst auch am Kap das Unbehagen gegenüber Airbnb, dem 2008 im Silicon Valley gegründete US-Unternehmen, das ein Online-Portal zur Buchung und Vermietung von Unterkünften anbietet. Denn der lokale Immobilienmarkt steht unter Druck: “Wir haben in Südafrika einen enormen Mangel an Wohnraum. Wenn man das mit den Problemen der Erschwinglichkeit kombiniert, muss man die Nachhaltigkeit dieses Wohnraummietmodells in Südafrika infrage stellen”, sagt der Gewerbeimmobilienmakler Ash Müller.

    Das Geschäft mit den Vermietungen hingegen floriert: 2023 verzeichnete Airbnb Einnahmen von 9,92 Milliarden US-Dollar, vor allem mit seinem wichtigsten Markt, den USA. Aber auch Buchungen in Frankreich und China erwirtschaften hohe Gewinne. Insgesamt machte das Unternehmen einen Profit von 4,7 Milliarden US-Dollar. Auch der afrikanische Markt nimmt Fahrt auf, vor allem in Ländern wie Marokko, Kenia, der Insel Réunion und Südafrika. Am Kap wuchsen zwischen 2019 und 2022 die Umsätze jährlich um mehr als 30 Prozent. Allein 2022 trug das Unternehmen mehr als eine Milliarde US-Dollar zur Wirtschaft bei und sicherte fast 50.000 Arbeitsplätze. Dies geht aus einem Bericht hervor, der beim Airbnb Africa Travel Summit in Johannesburg im vergangenen Oktober vorgestellt wurde.

    Tourismus ist “zentraler Wirtschaftszweig” für Südafrika

    Das hat auch mit den wachsenden Besucherzahlen zu tun, die allein zwischen Januar und Mai dieses Jahres um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,8 Millionen anstiegen. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 8,5 Millionen Touristen aus dem Ausland in das Land am Kap, 2022 waren es lediglich 5,7 Millionen. Noch vor Ende des laufenden Jahres werden 10,7 Millionen Besucher erwartet, mehr als im Vor-Pandemiejahr 2019. Viele der Reisenden besuchen auch Kapstadt, allein 2023 mehr als 1,2 Millionen. Ein Großteil von ihnen bucht die Übernachtung bei Airbnb.

    Und der Tourismus soll weiterwachsen. Die südafrikanische Tourismus-Ministerin, Patricia de Lille, hat vor, den Sektor weiter auszubauen, den sie kürzlich erneut zum “zentralen Wirtschaftszweig” erkoren hatte. Er leiste “einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung vor Arbeitsplätzen”, so de Lille. Südafrika ist von hoher Arbeitslosigkeit und magerem Wirtschaftswachstum geplagt.

    Erste staatliche Reaktionen auf Sorgen der Anwohner

    Aber die Ministerin hat die Sorgen der Bewohner von Kapstadt zur Kenntnis genommen und bereits ein Whitepaper erstellen lassen. Dieses soll mehr Ordnung in den Airbnb-Boom bringen und ist derzeit offen für Kommentare aus der Bevölkerung, bevor es dem südafrikanischen Kabinett vorgestellt wird. Bis dahin bleibt es bei der Wohnungsnot, die vor allem im billigeren Segment zugenommen hat. Es drohen Proteste, wie sie Europa schon seit einiger Zeit in Touristenhochburgen in Portugal und Spanien erlebt. Dort hat sich der Zorn der Bevölkerung gegen die Kurzzeitbesucher entladen und Regierungen zum Umdenken gezwungen. Portugal geht mittlerweile hart gegen Airbnb-Vermietungen vor. Barcelona will Kurzzeitvermietungen ab Ende 2028 komplett verbieten, um das “größte Problem” der Stadt, so Bürgermeister Jaume Collboni, zu lösen. Berlin hat schon vor Jahren durchgegriffen und den Airbnb-Markt stark reguliert.

    Auch in Afrika, etwa auf der beliebten Touristen-Insel Sansibar vor der Küste von Tansania, haben Regierungen bei Airbnb bereits durchgegriffen. Wie Ende Juli angekündigt, gibt es dort jetzt strenge Regeln. Demnach müssen alle Unterkünfte, die nicht in Hotels sind, bei der Tourismus-Kommission angemeldet werden, um Qualität, Sicherheit und faire Geschäftspraktiken zu gewährleisten. Zugelassene Gebiete wurden gegrenzt. Die Gebühren für die Registrierung sind mit umgerechnet unter 100 Euro zwar niedrig, bei Verstößen können jedoch Strafen von mehreren Tausend Euro verhängt werden und die Betreiberlizenz entzogen werden. Die Behörden wollen mit den Maßnahmen sicherstellen, dass die Sicherheit für die Touristen und die Qualität der Unterkünfte weiter verbessert wird und Sansibars Attraktivität als Reiseziel weiter bestehen bleibt. Wichtig: Es wurde auch erkannt, dass ein Mitspracherecht der einheimischen Bevölkerung, die über verschiedene Interessengruppen organisiert sind, für die Zukunft des Tourismus auf der Insel unabdinglich ist.

    Airbnb verschließt sich der Debatte nicht

    Aber Kapstadt ist bisher noch nicht so weit. Derzeit stehen 19.280 Immobilien dem lokalen Markt nicht zur Verfügung, da sie auf Airbnb gelistet sind. Und das meiste Geld wird in der Hauptsaison während des südafrikanischen Sommers gemacht. Den Rest des Jahres stehen die Wohnräume häufig leer. Airbnb ist Neuerungen nicht abgewandt. “Wir glauben tatsächlich, dass Regulierung, wenn sie einfach, angemessen und verhältnismäßig ist, eine wirklich gute Sache sein kann”, sagte Velma Corcoran, Airbnb-Regionalchefin für den Nahen Osten und Afrika, Ende vergangenen Jahres. Jetzt wies sie vage daraufhin, dass der Airbnb-Anteil in Kapstadt lediglich drei Prozent des Wohnungsmarktes ausmacht.

    • Airbnb
    • Immobilienmarkt
    • Südafrika
    • Tourismus

    News

    Kenia: Luftverkehr-Streiks wegen Adani-Deal angekündigt

    Die geplante Verpachtung des Jomo Kenyatta International Airport (JKIA) an den indischen Konzern Adani Airport Holdings hat einen erbitterten Kampf zwischen der kenianischen Regierung und der Kenya Aviation Workers Union (KAWU) ausgelöst. Im Mittelpunkt des Streits steht der Konflikt zwischen den vermeintlichen Vorteilen der Privatisierung und der Sorge um das öffentliche Interesse und um Arbeitnehmerrechte. Berichten zufolge hat Adani vorgeschlagen, 1,84 Milliarden US-Dollar in den Ausbau und den Betrieb des Flughafens zu investieren.

    Die Regierung sieht die Vereinbarung als Motor für die Entwicklung der Infrastruktur und bessere Flughafendienste. Die Beteiligung von Adani, so heißt es, werde dem JKIA die dringend benötigten Finanzmittel und Erfahrungen zur Verfügung stellen und ihn in ein regionales Luftfahrtzentrum verwandeln. Die Gewerkschaft lehnt die Vereinbarung jedoch entschieden ab, da sie den Verlust von Arbeitsplätzen, eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und eine Verschlechterung der Dienstleistungsqualität befürchtet.

    Flughafen-Deal ist exemplarisch für ÖPPs in Kenia

    Ein Streik der Beschäftigten im Luftverkehr stellt eine erhebliche Bedrohung für die kenianische Wirtschaft und insbesondere für den Tourismussektor dar. Eine Unterbrechung des Flughafenbetriebs könnte sich auch auf andere vom Luftverkehr abhängige Branchen auswirken. Der Ausgang dieses Streiks wird nicht nur über das Schicksal des JKIA entscheiden, sondern auch einen Präzedenzfall für künftige öffentlich-private Partnerschaften in Kenia schaffen.

    Ein wichtiger Grund für den Widerstand der Öffentlichkeit gegen das Abkommen ist der Eindruck, dass Regierungsbeamte unverhältnismäßig stark davon profitieren werden. Bedenken über Korruption und Gefälligkeitsgeschäfte haben das öffentliche Vertrauen in den Prozess untergraben. Der Mangel an Transparenz und Rechenschaftspflicht hat die Situation noch verschärft. Viele Kenianer stellen die wahren Nutznießer des Pachtvertrags infrage. Die offenbare Selbstbereicherung von Regierungsbeamten war auch einer der vielen Gründe, warum die kenianischen Bürger mit den Protesten gegen ihre Regierung begonnen haben.

    Auch die mangelnde Beteiligung der Bevölkerung an der Entscheidungsfindung hat die Spannungen verschärft. Das Versäumnis der Regierung, wichtige Interessengruppen, insbesondere die Arbeitnehmer, einzubeziehen, hat die Kritik verstärkt. Dies wirft größere Bedenken hinsichtlich der Regierungsführung und der Rechenschaftspflicht bei der Verwaltung öffentlicher Mittel auf. frn

    • Arbeitnehmerrechte
    • Flugverkehr
    • Infrastruktur
    • Kenia
    • Proteste
    • Streik
    • Transport

    Mosambik: Ehemaliger Finanzminister in Finanzskandal verurteilt

    Der ehemalige Finanzminister von Mosambik, Manuel Chang, wurde vergangene Woche von einem Gericht in New York für seine Rolle im größten Finanzskandal in der Geschichte des Landes verurteilt. Eine Bundesjury befand Chang für schuldig, Abfindungen für die Genehmigung von geheimen Krediten angenommen zu haben. Die Kredite sollten eine Flotte von Thunfischfangschiffen und ähnliche Projekte finanzieren, was dem Skandal den Namen “Thunfisch-Anleihen” (“Tuna bonds”) gab. Die Kredite wurden geplündert und hinterließen Mosambik Schulden von zwei Milliarden US-Dollar, damals rund zwölf Prozent des BIPs. Der Skandal von 2013 bis 2016 hatte in dem südostafrikanischen Land die größte Finanzkrise seit seiner Unabhängigkeit ausgelöst und gilt als einer der größten Korruptionsfälle in Afrika.  

    “Das heutige Urteil ist ein inspirierender Sieg für die Gerechtigkeit für die Menschen in Mosambik, die von einem korrupten hochrangigen Beamten verraten wurden, dessen Gier und Eigennutz eines der ärmsten Länder der Welt ausverkauft haben”, sagte Breon Peace, US-Anwalt von New York. “Chang wird jetzt verurteilt, weil er Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen hat, um letztlich gescheiterte Projekte zu genehmigen, das Geld gewaschen hat und Investoren und Mosambik auf der Rechnung sitzen geblieben sind.”

    Bis zu 20 Jahre Haft möglich

    Über das Strafmaß muss noch entschieden werden, dem ehemaligen Minister drohen bis zu 20 Jahre Haft. Die US-Behörden gehen davon aus, dass Chang, der Finanzminister von Mosambik von 2005 bis 2015 war, Bestechungsgelder in Höhe von sieben Millionen US-Dollar erhalten hatte, die dieser über US-Banken auf europäische Konten überwies.

    Chang, der 2018 in Südafrika verhaftet und erst vor gut einem Jahr in die USA ausgeliefert worden war, beteuert nach wie vor seine Unschuld. Seine Anwälte argumentierten, es gäbe keine Beweise, dass er auch nur “einen einzigen Penny” erhalten habe. Bereits 2021 wurden drei Banker der Credit Suisse in Großbritannien verurteilt. Sie hatten einen Teil der Kredite an Mosambik genehmigt. Zudem wurde gegen die Bank eine Strafe von 178 Millionen US-Dollar verhängt. as

    • Finanzen
    • Justiz
    • Korruption
    • Mosambik

    Senegal: Presse will mit medienfreiem Tag demonstrieren

    Im Senegal hat der Presserat (Conseil des Diffuseurs et Éditeurs de la Presse du Sénégal, CDEPS) zu einem medienfreien Tag für den heutigen Dienstag aufgerufen. Ziel ist laut einer Mitteilung des CDEPS, auf die finanziell prekäre Situation der Medien aufmerksam zu machen. Außerdem wirft der CDEPS der neuen Regierung von Diomaye Faye und Ousmane Sonko vor, die Presse unter Druck setzen zu wollen.

    Die Medienmacher kritisieren, dass der Staat Werbeverträge mit den Zeitungen gekündigt und einen Fonds zur Unterstützung der Medien auf Eis gelegt sowie zeitweise Konten der Presse blockiert habe. Zudem haben die Medien im Senegal rund 60 Millionen an Steuerschulden angehäuft. Ex-Präsident Macky Sall hatte am Ende seiner Amtszeit im März angekündigt, diese erlassen zu wollen, jedoch kein Dekret dazu veröffentlicht. Die Medienmacher fordern von der neuen Regierung nun zumindest eine Verhandlungslösung, um die Schulden nach und nach abtragen zu können.

    Mehr Transparenz im Mediensektor gefordert

    Das zuständige Ministerium für Kommunikation fordert mehr Transparenz im Mediensektor und hat eine entsprechende Online-Plattform zur Registrierung angekündigt. Auf Grundlage der Informationen solle es künftig dann Unterstützung für die Medien geben.

    Die Medienmacher im Senegal sehen wegen des ökonomischen Drucks die Pressefreiheit in Gefahr. Zwei populäre, auf Sport spezialisierte Zeitungen haben ihr gedrucktes Angebot kürzlich eingestellt. Tageszeitungen im Senegal kosten im Schnitt zwischen 100 und 200 CFA (umgerechnet zwischen 0,15 und 0,30 Euro). In der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt der Senegal auf Platz 94 von 180 und hat sich im Vergleich zu 2023 um zehn Plätze nach oben gearbeitet. lcw

    • Medien
    • Pressefreiheit
    • Senegal

    Standpunkt

    Wie Niger Klima und Konflikten trotzt und warum Deutschland dabei unterstützen sollte

    Von Corina Pfitzner
    Corina Pfitzner, Geschäftsführerin von International Rescue Committee Deutschland.

    Vor 35 Jahren war die Stadt Diffa im Südosten Nigers ein ländliches, dünn besiedeltes Gebiet. Heute leben dort rund 600.000 Einheimische plus 300.000 Geflüchtete, die meisten von ihnen in provisorischen Zeltlagern. Viele sind aufgrund des Militärputsches vor einem Jahr innerhalb Nigers vertrieben worden oder aus dem benachbarten Nigeria vor bewaffneten nichtstaatlichen Gruppen geflohen. Was fast alle Menschen in Diffa gemein haben: Sie sind auf die Landwirtschaft angewiesen. Und das in einer Region, die nicht nur durch gewaltvolle Konflikte geprägt ist, sondern den Klimawandel besonders hart zu spüren bekommt.

    Die Temperaturen in Niger steigen 1,5 Mal schneller als im globalen Durchschnitt. Der Klimawandel zeigt sich hier in all seinen Extremen: von monatelangen Dürren und Wüstenbildung bis hin zu sintflutartigem Regen und Überschwemmungen. Bis zu 100.000 Hektar pro Jahr gehen nach UN-Angaben an die Wüste verloren. Der Zugang zu fruchtbarem Land und Wasser ist immer weiter eingeschränkt. Viele der fruchtbaren Felder liegen entlang des Flusses – unter anderem dort kämpfen Truppen der Übergangsregierung gegen ehemals regierungsnahe Gruppierungen. Landwirtschaft und Fischfang sind zu gefährlich geworden, und die Zahlen belegen dies: Die Ernteerträge von 2022 bis 2023 gingen um 39 Prozent zurück, wie Zahlen der nigrischen Regierung zeigen. Rund 3,3 Millionen Menschen im Land sind “ernährungsunsicher”. Das bedeutet, die Sorge um die nächste Mahlzeit ist Alltag.

    Drei Strategien zur Klimaanpassung in Diffa

    Bei meiner jüngsten Reise nach Diffa habe ich viele Gemeinden gesehen, die zeigen, wie eine Anpassung an den Klimawandel im Kleinen möglich ist.

    Ein erster wichtiger Schritt ist, der fortschreitenden Wüstenbildung entgegenzuwirken und mehr Land für die Landwirtschaft zu verwenden. Oft ist in Niger landwirtschaftlich geeignetes Land aufgrund fehlender Infrastruktur für Bewässerung nicht nutzbar. Eine Methode ist, Löcher auszuheben, in denen sich Regenwasser ansammeln kann.

    Ein zweiter Ansatz ist, klimaangepasstes Saatgut zu nutzen, das extremer Trockenheit standhält und weniger Wasser benötigt. IRC forscht und testet in verschiedenen Projektregionen Saaten auf ihre Verträglichkeit mit Klimaextremen. Im Verbund mit lokalen Partnern wird das am besten geeignete Saatgut vermehrt und an Landwirte verteilt. Langfristig muss hier das Ziel sein, das Saatgut lokal zu vermehren, sodass keine Abhängigkeit von internationalen Akteuren besteht.

    Ein dritter Ansatzpunkt sind alternative Einnahmequellen in den neun Monaten der Dürrezeit, wenn es kaum Ernten gibt. In lokalen Bündnissen können gemeinsame Lagermöglichkeiten geschaffen werden. So lässt sich die Ernte nicht nur ganzjährig nutzen, sondern auch dann verkaufen, wenn sich auf dem Markt der beste Preis dafür erzielen lässt. Dies verringert die Abhängigkeit der Bauern und Bäuerinnen von den drei kurzen Erntemonaten. Mikrokredite unterstützen alternative Einnahmequellen im restlichen Jahr. Hier habe ich erfolgreiches Unternehmertum wie die Herstellung und den Verkauf von hausgemachten Säften oder Seifen gesehen.

    Bevölkerungsnahe EZ als letzter Anker für Deutschland in Niger

    Die niedrigschwelligen Überlebensstrategien der Bevölkerung in Diffa zeigen, dass eine Anpassung an den Klimawandel möglich ist – selbst unter schwierigsten Bedingungen. Was es braucht, ist ein Ausbau dieser Ansätze und eine Übertragung auf andere fragile, von Konflikten betroffene und einkommensschwache Regionen. Aber dies ist ohne internationale Unterstützung für lokale Initiativen in Niger nicht möglich. Unterstützung der Klimaanpassung liegt hier in unserer Verantwortung. Denn weltweit tragen die Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, die Hauptlast der Auswirkungen. Betroffene Gemeinden müssen von Ländern des globalen Nordens, die weit mehr CO2 produzieren als Länder wie Niger, diplomatisch und finanziell unterstützt werden.

    Lange galt im politischen Berlin Niger als “Stabilitätsanker” in der krisengeschüttelten Sahelregion. Gut ein Jahr nach dem Putsch hat die Bundesregierung jüngst entschieden, die letzten verbliebenen Soldatinnen und Soldaten abzuziehen. Mit neuen Militärregimen in der Region und deren Annäherung an Russland muss die deutsche Strategie neu gedacht werden, wenn der Einfluss Deutschlands in der Sahelzone und damit auch die Möglichkeit, Positives für die Menschen vor Ort zu bewirken, nicht sinken soll. Bevölkerungsnahe Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft können hier der letzte Anker in der Sahelregion sein.

    Die Bundesregierung kann und sollte Teil eines positiven Wandels für die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen sein. Aber wir müssen jetzt handeln: In Anbetracht der multiplen Krisen der Welt und den immer stärker spürbaren Auswirkungen der Klimakrise wird die Zeit knapp.

    Corina Pfitzner ist seit Oktober 2023 Geschäftsführerin von International Rescue Committee (IRC) in Deutschland. Vor ihrer Tätigkeit für IRC arbeitete sie unter anderem für Save the Children International, Save the Children Deutschland, die BMW Stiftung und baute eine gemeinnützige Stiftung für Swiss Life Deutschland auf.

    • Dürre
    • Entwicklungszusammenarbeit
    • Klima
    • Klimaanpassung
    • Niger
    • Sahel

    Must-reads

    Bloomberg: Tansanische Polizei verhaftet Oppositionsführer und verbietet Jugendproteste. Die tansanischen Behörden haben führende Oppositionspolitiker im Vorfeld einer für Montag geplanten Kundgebung zum Internationalen Tag der Jugend festgenommen. Sie behaupten, die Festnahmen seien notwendig, um das Risiko gewaltsamer Proteste zu verringern. “Die Polizei hat gestern Abend weiterhin Jugendliche aus verschiedenen Teilen des Landes festgenommen, die auf dem Weg nach Mbeya waren, und andere gezwungen, unter Polizeibegleitung umzukehren”, sagte ein Sprecher der Oppositionspartei Chadema. Präsidentin Samia Hassan hatte bei ihrem Amtsantritt das Verbot von Kundgebungen und einigen Zeitungen aufgehoben, aber führende Oppositionspolitiker werfen ihr nun vor, diese Reformen mit Blick auf die Kommunalwahlen im November und die Parlamentswahlen im nächsten Jahr zurückzudrehen.

    Reuters: Ethiopian Airlines plant größten Flughafen Afrikas. Äthiopien hat eine Vereinbarung über die Planung eines neuen Flughafens mit vier Start- und Landebahnen unterzeichnet, der nach seiner Fertigstellung im Jahr 2029 der größte Flughafen Afrikas sein wird, teilte der Chef der staatlichen Fluggesellschaft Ethiopian Airlines am Freitag mit. Der Flughafen in der Nähe der Stadt Bishoftu, etwa 45 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wird eine Kapazität für 100 Millionen Passagiere pro Jahr und 270 Flugzeugstellplätze haben. Das in Dubai ansässige Ingenieur- und Beratungsunternehmen Sidara wird den Flughafen entwerfen. Die Pläne für den Bau des Flughafens wurden erstmals 2018 angekündigt.

    Al Jazeera: Malische Grenzer vergewaltigen Frauen und Mädchen auf der Flucht. Frauen und Mädchen, die vor bewaffneten Gruppen in Mali fliehen, berichten, dass sie an der Grenze zu Niger von bewaffneten Männern sexuell angegriffen wurden, bevor sie die Grenze überqueren konnten. Einige der Männer werden wegen ihrer militärischen Tarnkleidung verdächtigt, malische Soldaten zu sein. “Sie vergewaltigten uns abwechselnd mit vorgehaltener Waffe”, sagte ein 17-jähriges Opfer gegenüber Al Jazeera. Die Berichte über Vergewaltigungen durch Rebellen und andere Kämpfer in Mali häufen sich seit Beginn des Konflikts im Jahr 2012. Doch die von der Regierung unterstützten Streitkräfte und die zu ihrer Unterstützung angeworbenen russischen Söldner haben vor allem in den letzten drei Jahren erheblich zu den Vorfällen von sexueller Gewalt beigetragen.

    Le Monde: Mali verweist schwedische Botschafterin des Landes. Die malische Junta hat die schwedische Botschafterin ausgewiesen. Schweden plant ohnehin mit der Schließung seiner malischen Botschaft bis Dezember 2024. Die Maßnahme sei eine Reaktion auf ein Statement des schwedischen Ministers für internationale Zusammenarbeit und Außenhandel, Johan Forssell, erklärte die Junta. Forssell hatte am Mittwoch auf X gepostet: “Man kann nicht den illegalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine unterstützen und gleichzeitig jedes Jahr mehrere hundert Millionen Kronen an Entwicklungshilfe erhalten. Die Regierung hat daher beschlossen, Schwedens bilaterale Hilfsstrategie für Mali im Jahr 2024 schrittweise zu beenden.”

    Reuters: Somalia und Äthiopien verhandeln in Türkei über Hafendeal. Die Außenminister von Somalia und Äthiopien werden nächste Woche in Ankara zu einer zweiten Gesprächsrunde zusammenkommen, um über ein Hafenabkommen zu diskutieren, das Addis Abeba im Januar mit der abtrünnigen Region Somaliland unterzeichnet hat. Äthiopien hatte sich bereit erklärt, im Gegenzug für die Anerkennung der Unabhängigkeit Somalilands einen 20 Kilometer langen Küstenstreifen zu pachten. Mogadischu bezeichnete das Abkommen als illegal und reagierte, indem es den äthiopischen Botschafter auswies und drohte, Tausende von äthiopischen Truppen, die im Land stationiert sind, um islamistische Aufständische zu bekämpfen, auszuweisen. Die Türkei ist ein enger Verbündeten der somalischen Regierung.

    AP: Preisschocks erschüttern Äthiopien. Seit die Regierung Ende letzten Monats eine flexible Wechselkurspolitik eingeführt hat, hat der Äthiopische Birr 60 Prozent seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren. Kunden sind gezwungen, höhere Preise für Grunderzeugnisse zu zahlen. Viele Supermärkte in Addis Abeba horten Produkte in Lagerhäusern und verkaufen nur kleine Mengen in ihren Geschäften, um einer Bestrafung durch die Stadtbehörden zu entgehen, die versprochen haben, gegen die Hortung vorzugehen. Äthiopien, das in den Monaten vor den Reformen unter Devisenknappheit litt, importiert viele wichtige Waren. Um den Verbrauchern bei der Bewältigung der Auswirkungen der neuen Politik zu helfen, haben die Behörden unter anderem 14 Millionen Liter Speiseöl eingeführt. Angesichts der steigenden Preise für andere lebenswichtige Güter waren diese Maßnahmen allerdings nur von geringer Bedeutung.

    The Economist: Warum Südafrikas Armee im Kongo scheitert. Die südafrikanische Armee galt einst als eine der besten in Afrika. In den Jahren der Apartheid überfiel und destabilisierte sie ihre Nachbarn. Nach der Wahl von Nelson Mandela im Jahr 1994 begann Südafrika mit der Entsendung von Friedenstruppen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das Versagen bei der Niederschlagung der Miliz M23 im Ostkongo macht dies deutlich: Haushaltsdefizite und Überlastung haben ihren Tribut gefordert und bedrohen Südafrikas Fähigkeit, Macht und Einfluss auf dem Kontinent auszuüben. Im vergangenen Jahr waren 85 Prozent der Flugzeuge der Luftwaffe nicht flugbereit. Keines der drei U-Boote der Marine ist seetüchtig, und nur eine von vier Fregatten ist einsatzbereit. Der Niedergang des Militärs ist eine Parabel für die aktuelle Situation der Regenbogennation.

    The Economist: Südafrikas Außenminister will bessere Beziehungen zum Westen. Die Ersetzung von Naledi Pandor durch den 40-jährigen Ronald Lamlola hat Hoffnungen geweckt, dass Südafrika nach Jahren zunehmender Spannungen und im Vorfeld des G20-Gipfels im nächsten Jahr die Beziehungen zum Westen neu gestalten will. Es ist auch ein Signal, dass Präsident Ramaphosa das jüngste ANC-Mitglied seines Kabinetts als potenziellen Nachfolger ansieht. Der Inhalt der Politik wird sich wahrscheinlich weniger ändern als der Stil. So weist Lamola etwa darauf hin, dass es im nationalen Interesse Südafrikas liege, sowohl eine “Süd-Süd-Kooperation” als auch eine “Süd-Nord-Kooperation” zu verfolgen.

    Jeune Afrique: Grüne-Wasserstoff-Revolution in Mauretanien in Sicht. Mauretanien verfügt über beste Voraussetzungen, um grünen Wasserstoff zu geringen Kosten zu produzieren: Erhebliches Solar- und Windpotenzial, riesige Wüstengebiete und die Nähe zu den Gewässern des Atlantiks. Im Jahr 2021 schloss Nouakchott eine Vereinbarung mit mehreren Partnern zur Umsetzung von Nour ab, dem größten Projekt für grünen Wasserstoff in Afrika. Seine Kapazität wird zehn Gigawatt betragen. Die Investitionen könnten sich auf 3,5 Milliarden Dollar belaufen. Vier weitere Projekte mit einer Gesamtkapazität von 85 Gigawatt und Kosten in Höhe von 100 Milliarden Dollar sollen ebenfalls innerhalb von zehn bis fünfzehn Jahren das Licht der Welt erblicken.

    Heads

    Tom Periello: ein US-Diplomat für Frieden im Sudan

    Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.
    Tom Periello bei einer Rede vor dem Obersten Gerichtshof 2021 in Washington.

    Tom Periello hat in den letzten Wochen mächtig Flugstunden angesammelt. Unter anderem nach Ägypten, Äthiopien, Uganda, Dschibuti und Kenia reiste der 49-Jährige zuletzt, um mit regionalen Partnern über mögliche Friedensgespräche zwischen der sudanesischen Armee (SAF) und der Milizentruppe RSF zu organisieren. Am Mittwoch sollen die Gespräche beginnen, die von den USA federführend und in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und der Schweiz ausgerichtet werden. Trotz aller Bemühungen ist bis zuletzt nicht klar, ob die sudanesische Armee tatsächlich an den Verhandlungen teilnehmen werden. Die Signale waren zuletzt zwiespältig.

    Dass es jedoch erneut ein Dialogforum geben wird, darf Periello als Erfolg verbuchen. Denn erst vor rund fünf Monaten hatte ihn US-Außenminister Antony Blinken zum Sondergesandten der Vereinigten Staaten für den Sudan ernannt. Seither hat sich Periello immer wieder öffentlich dafür eingesetzt, dass das Leiden im Sudan nicht vollends aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwindet. Auch kurz vor Beginn der Konferenz betonte er, wie wichtig ein Ende der Kriegshandlungen für die Zivilisten im Sudan ist: “Sie wollen ein Ende des alltäglichen Terrors durch Artilleriebeschuss, Hungersnöte und Belagerungen, und die Vereinigten Staaten und unsere Partner sind entschlossen, diesem Ruf zu folgen”, schrieb Periello am Sonntag auf X.

    Regionale Organisationen einbinden

    Auch die Einbindung regionaler Organisationen bei den Gesprächen ist Periello wichtig. “Ich schätze die Rolle, die regionale Organisationen wie die Arabische Liga bei den Vorbereitungen der bevorstehenden Gespräche in der Schweiz spielen”, teilte Periello nach einem Treffen mit dem stellvertretenden Generalsekretär der Arabischen Liga, Hossam Zaki, Anfang des Monats in Kairo mit.

    Mit Krisenregionen kennt sich Periello aus. Für die Obama-Administration war Periello von Juli 2015 bis Ende 2016 Sondergesandter für die Region der Afrikanischen Großen Seen und der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend kandidierte Periello in den Vorwahlen der demokratischen Partei für das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Virginia. Dabei unterlag Periello allerdings gegen den damaligen Vizegouverneur Ralph Northam, der sich letztendlich auch gegen seinen republikanischen Konkurrenten durchsetzen konnte.

    Klare Meinung zum Machtwechsel im Kongo

    Trotz des zeitweiligen Fokus auf die Innenpolitik verlor Periello auch nach seiner Zeit als Sonderbeauftragter in der DR Kongo die Geschehnisse vor Ort nicht aus dem Auge. In einem Meinungsbeitrag in der Washington Post forderte Periello gemeinsam mit der Unternehmerin und späteren Direktorin des Welternährungsprogramms, Cindy McCain, die US-Sanktionen auf den damaligen kongolesischen Machthaber Joseph Kabila zu erhöhen. Dadurch könne der erste – zumindest formal – demokratische Machtwechsel im Kongo seit der Unabhängigkeit eingeleitet und vor allem die Jahrzehnte währende Herrschaft der Kabila-Familie im Kongo beendet werden.

    Dass Periello im Februar zum Sudan-Sondergesandten ernannt wurde, sorgte innenpolitisch für Kritik von republikanischer Seite. Viel zu spät habe die Biden-Administration die Position besetzt. Im Februar 2024 war der Krieg im Sudan bereits zehn Monate alt. Für die Republikaner ist das ein Beweis dafür, dass Präsident Biden nicht in der Lage ist, schnell auf Krisen zu reagieren. Die Amerikaner waren allerdings seit Beginn der Kämpfe an den Vermittlungen in Dschidda im vergangenen Jahr beteiligt. Ein ausgehandelter Waffenstillstand wurde jedoch von den Kriegsparteien gebrochen.

    Viel diplomatisches Fingerspitzengefühl

    Auch jetzt ist nicht klar, ob die Verhandlungen in Genf erfolgreicher sein werden, als die vielen vorausgegangenen Friedenskonferenzen. Die SAF hatte klare Bedingungen gestellt, die die RSF vor Beginn der Gespräche erfüllen müsse, damit sie überhaupt an den Gesprächen teilnimmt. Es bedarf viel diplomatischen Fingerspitzengefühls. David Renke

    • Diplomatie
    • Dschibuti
    • Geopolitik
    • Sudan
    • USA

    Nachtisch

    Letsile Tebogo aus Botsuana ist der schnellste Mann der Welt über 200 Meter.
    Letsile Tebogo aus Botswana ist der schnellste Mann der Welt über 200 Meter.

    Während in Deutschland die Debatte um das magere Abschneiden der deutschen Athleten bei Olympia in vollem Gange ist, konnten mehrere afrikanische Länder Premieren bei den Olympischen Spielen feiern. Letsile Tebogo gewann die erste Goldmedaille für Botswana überhaupt im Sprint der Herren über 200 Meter – und löste in seinem Heimatland regelrechte Begeisterungsstürme aus. Tebogo holte zudem noch Silber mit der 4×400-Meter-Staffel. Insgesamt waren das die dritte und vierte Medaille, die das Land bislang seit seiner ersten Teilnahme 1980 gewinnen konnte.

    Auch die Kapverdischen Inseln errangen eine besondere Medaille. Der dritte Platz von Boxer David de Pina sicherte dem Land die erste Medaille bei Olympischen Spielen überhaupt. Sambia durfte sich ebenfalls über Bronze freuen. Die Medaille über 400 Meter bei den Männern war die erste seit knapp 30 Jahren.

    Insgesamt holten die afrikanischen Länder mit 39 Medaillen zwei mehr als bei den Spielen von Tokio. Klarer Spitzenreiter blieb auch diesmal erneut Kenia mit insgesamt elf Medaillen – vier davon sind golden. Großen Erfolg haben auch die Südafrikaner, die insgesamt drei Medaillen mehr als bei den Spielen 2021 mit nach Hause nehmen. dre

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen