die Reise nach Ägypten von Bundespräsident Steinmeier dürfte zu seinen wichtigsten in diesem Jahr zählen. Es geht um Diplomatie und um milliardenschwere Aufträge für die deutsche Wirtschaft. Mein Kollege David Renke wird den Bundespräsidenten auf dieser Reise begleiten. In dieser Ausgabe verrät er Ihnen schon, welche Unternehmen in der Wirtschaftsdelegation vertreten sein werden.
Außerdem haben wir wieder interessante Analysen und Nachrichten für Sie. Lassen Sie sich überraschen.
An diesem Dienstag bricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer mehrtägigen Reise nach Ägypten auf. Im Vordergrund sollen die langjährigen bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland stehen – sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Verbindungen. An der Tagespolitik wird der Bundespräsident angesichts der Lage in Gaza aber kaum vorbeikommen.
Schon in der Ankündigung der Reise wies das Bundespräsidialamt auf Ägyptens “zentrale Rolle als außen- und sicherheitspolitischer Akteur in der Region” hin. Besonders Ägyptens Kontakte und Einfluss auf die Hamas könnten helfen, die von den USA vermittelten Waffenstillstandsverhandlungen im Nahen Osten endlich zu einem Ergebnis zu bringen.
Doch die Hoffnung, die Deutschland und Europa in Ägypten setzen, ist trügerisch: “Im Gaza-Konflikt ist Israels Frage berechtigt: Wie ist die Hamas vor dem 7. Oktober an ihr Material gekommen?“, sagt Ägyptenexperte Stephan Roll von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im Gespräch mit Table.Briefings. “Hier ist nicht nur die offenkundige Tunnelwirtschaft zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen ein Thema, sondern auch der oberirdische Grenzverkehr, der zumindest in Teilen durch ägyptische Sicherheitsorgane kontrolliert wurde. Korrupte Machenschaften weit in den Staatsapparat hinein können hier nicht ausgeschlossen werden”, so Roll weiter.
Deshalb sei die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten für Israel so wichtig. Israelische Sicherheitskräfte eroberten die Kontrolle des 14 Kilometer langen Korridors im Süden des Gazastreifens im Mai dieses Jahres. Das soll nach dem Wunsch der Israelis auch nach Ende der Kämpfe in Gaza so bleiben. Ägypten und Hamas lehnen dies ab.
Der Gaza-Konflikt ist jedoch nicht der einzige in der Region, in dem sich Ägypten als Vermittler präsentiert. Das Land ist mit Sudan und Libyen von zwei weiteren großen Konfliktländern umgeben. Auch dort ist die Rolle Ägyptens ganz ähnlich wie im Gaza-Konflikt: Ägypten ist nicht unbefangen. “Es gibt zwei Fehlwahrnehmungen in Europa und Deutschland. Zum einen wird Ägypten als konstruktiver Akteur und Vermittler in den verschiedenen regionalen Konflikten wahrgenommen. Tatsächlich ist Ägypten in allen Konflikten verwickelt und verfolgt eigene Interessen“, so Roll von der SWP. Im Sudan unterstützt die Sisi-Regierung die sudanesische Armee im Kampf gegen die Rapid Support Forces, in Libyen die international nicht anerkannte Regierung von General Haftar.
Die zweite Fehlwahrnehmung sei die überschätzte Stabilität des Landes, so Roll. Die Regierung verfolge eine desaströse Wirtschaftspolitik und sei ganz darauf ausgerichtet, den Polizeistaat aufrechtzuerhalten. Tatsächlich lag die Inflation im Juli bei rund 25 Prozent – wenngleich die Entwicklung mittlerweile wieder rückläufig ist. Im Mai investierten die Vereinigten Arabischen Emirate 35 Milliarden US-Dollar in Ägypten, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Abhängigkeit von dem Golfstaat wurde dadurch nur noch größer. Vor diesem Hintergrund dürfte auch die Aussöhnung zwischen al-Sisi und dem türkischen Präsidenten Recep Erdoğan zu verstehen sein.
Auch von Deutschland erhofft sich Ägypten weitere Investitionen. Steinmeiers Besuch könnte hier einen Schub liefern. Insgesamt 12 Unternehmen begleiten den Bundespräsidenten. “Ägypten hat sich in den letzten Jahren als führender Standort für internationale Investitionen in Afrika etabliert und spielt eine Schlüsselrolle bei der Diversifizierung der deutschen Wirtschaft in Richtung unseres Nachbarkontinents”, sagte Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, im Vorfeld der Reise.
Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien oder bei Infrastrukturprojekten liegen Potenziale. Ägypten ist für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner in Afrika, umgekehrt ist Deutschland der wichtigste Partner der Ägypter in Europa.
Daneben hat sich Ägypten auch in einem weiteren Bereich als wichtiger Partner für Europa in Stellung gebracht: Migration. Erst im Frühjahr stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 200 Millionen Euro bereit, die das nordafrikanische Land ausschließlich zur Begrenzung von Migration einsetzen soll. Einerseits ist Ägypten ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge, etwa aus dem Sudan. Der Blick in die Zahlen zeigt jedoch auch, dass seit der Corona-Pandemie immer mehr Ägypter das Land in Richtung Europa verlassen. Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten sind laut dem Mediendienst Migration dabei der Hauptgrund für den Trend. Deswegen bietet die EU dafür nochmal gesondert Hilfen an: 7,2 Milliarden Euro solle es geben, um die ägyptische Wirtschaft anzukurbeln sowie Arbeitsplätze und Perspektiven zu schaffen.
Der Migrationsdeal der EU mit Ägypten sorgte allerdings auch für heftige Kritik, insbesondere nachdem bekannt wurde, dass ägyptische Sicherheitskräfte sudanesische Flüchtlinge willkürlich verhaftet haben sollen. “Es kann nicht sein, dass aus EU-Geld bezahlte Grenzschützer Gewalt gegen die sudanesischen Flüchtlinge ausüben!”, sagte Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen, vor der Abreise Steinmeiers nach Ägypten. Reinke appellierte an den Bundespräsidenten, bei seinem Besuch Korruption und Gewalt der ägyptischen Behörden anzusprechen und die Einhaltung der internationalen Regeln des Flüchtlingsschutzes einzufordern.
Aus dem Bundespresseamt hieß es, dass es für Deutschland beim Thema Migration nicht nur um Abschottung gehe. Rund 400.000 Menschen, die Deutsch sprechen oder lernen, gebe es in Ägypten. Diese seien eine wichtige Zielgruppe, um im Zuge von legaler Migration als Fachkräfte nach Deutschland zu kommen.
Ägypten plant, die Kapazität im Bereich der erneuerbaren Energie um 30 Gigawatt jährlich auszubauen. Damit will das Land die Brennstoffkosten um 4,1 Milliarden Dollar senken. Der Plan ist Teil der umfassenderen Strategie des Landes, die Stromerzeugung aus nachhaltigen Quellen zu steigern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine besondere Bedeutung für die deutsche Energiewirtschaft.
Premierminister Mustafa Madbuli leitete das Treffen, bei dem Beamte laufende Projekte für erneuerbare Energien überprüften. An der Beratung nahmen führende Politiker teil:
Esmat berichtete über das Ziel: Ägypten will den Anteil von Erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2035 auf 42 Prozent und bis zum Jahr 2040 auf 58 Prozent steigern. Er erörterte auch die notwendigen Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion und die Rolle erneuerbarer Energien, die Bedeutung von Wasserkraft und Speicherung im ägyptischen Energiemix.
Al-Mashat lieferte ein Update zu Finanzierungen für den Ausbau der erneuerbaren Energie. Sie stellte fest, dass 18 Projekte im Gange sind, die über das Programm Nexus of Water, Food and Energy (NWFE) finanziert werden. Dieses Programm zielt auf die Erhöhung der Kapazität des Stromnetzes ab.
Das im Jahr 2022 gestartete NWFE-Programm soll 14,7 Milliarden US-Dollar für neun Projekte mobilisieren, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Wasser, Nahrungsmittel und Energie befassen.
Die Energie-Expertin Samia Mohamed sagte gegenüber Table.Briefings, dass Ägyptens ehrgeiziger Plan, 30 Gigawatt erneuerbare Energie aufzubauen, ein bedeutender Schritt und gut mit der Integrated and Sustainable Energy Strategy (ISES) 2035 vereinbar sei. “Erneuerbare Energien haben das Potenzial, in Ägypten Arbeitsplätze zu schaffen und Wachstum und Entwicklung anzukurbeln”, so Mohamed.
Das Programm zielt vor allem auf Solar und Wind ab. Allerdings meint Mohamed: “Obwohl die Rolle der Wasserkraft im ägyptischen Energiemix relativ gering ist, stellen bestehende Wasserkraftwerke weiterhin eine zuverlässige Quelle sauberer Energie dar.”
Der Energiespezialist Ibrahim Kshanh sagte gegenüber Table.Briefings, dass Ägyptens Plan in Einklang mit ISES 2035 stünde. Deren Ziel sei, den Anteil erneuerbarer Energien am nationalen Energiemix bis 2035 auf besagte 42 Prozent zu erhöhen. “Die angestrebten 30 Gigawatt werden erheblich zu diesem Ziel beitragen und den Anteil erneuerbarer Energien möglicherweise über die ursprünglichen Erwartungen hinaus steigern und Ägypten als Vorreiter in der MENA-Region positionieren”, meint Kshanh.
Dazu falle der Energiespeicherung eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung des Energiemix des Landes zu. Sie erhöhe die Stabilität und Zuverlässigkeit des Stromnetzes. In diesem Bereich konzentriere Ägypten sich auf Batteriesysteme, Pumpspeicherkraftwerke (PSHP) und Wasserstoff-Energiespeichersysteme (HESS). “Bis 2050 wird erwartet, dass PSHP 3,7 Prozent zur Energieversorgung beiträgt, während HESS eine entscheidende Rolle beim Ausgleich des Netzes spielen wird, insbesondere mit der geplanten Elektrolyseurkapazität von 15 Gigawatt“, sagt Kshanh.
Der Ausbau der erneuerbaren Energie steht und fällt jedoch mit der Finanzierung. Ägypten muss eine tiefgreifende Wirtschaftskrise bewältigen und wird dieses Programm nicht annähernd mit eigenen Mitteln finanzieren können. Kshanh zufolge sind deshalb Mittel von internationalen Organisationen und dem privaten Sektor erforderlich.
In das NWFE-Programm sind bereits Finanzierungen von Entwicklungspartnern eingebaut. Darüber hinaus hat Ägypten zahlreiche Vereinbarungen mit internationalen Finanziers unterzeichnet. Dies ist für Kshanh ein Beleg für die Fähigkeit des Landes, ausländische Investitionen für seine grünen Initiativen anzuziehen.
Multilaterale Entwicklungsbanken wie die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) unterstützen gleichermaßen mit Darlehen, Zuschüssen und technischer Hilfe. Weitere Mittel kommen vom Grünen Klimafonds, der seinen Sitz in Songdo, Südkorea, hat, und von anderen Mechanismen zur Klimafinanzierung.

Herr Baake, wie kommt Südafrika mit der Energiewende voran?
Wir hatten ein Gespräch mit dem stellvertretenden Finanzminister, Dr. David Masondo. Es gab eine große Übereinstimmung, dass die Just Energy Transition Partnerschaft (JETP), die Deutschland maßgeblich unterstützt, weiterlaufen soll. Südafrika möchte die Energiewende vorantreiben, vor allem auch mit der neuen Regierung. Natürlich gibt es viele Fragen, die dabei zu diskutieren sind, etwa die Finanzierung oder die Umsetzung. Wir waren sehr beeindruckt, dass Südafrika kurz vor den Wahlen im Mai zwei wichtige Reformen durchs Parlament gebracht hat: Auf der einen Seite das neue Klimaschutzgesetz, auf der anderen Seite die Energierechtsreform. Die Regierung muss die beiden Gesetzesvorlagen nun umzusetzen, was eine Menge Arbeit bedeutet. Aber beide Gesetze zielen genau auf das, was wir mit der JETP wollen, nämlich eine schnelle Reduzierung von Klimagasen in Südafrika. Das geht nur durch eine massive Abwendung von fossilen Brennstoffen.
Ist mit der neuen Regierung noch einmal frischer Wind in die Klimapolitik gekommen?
Das sagten mir meine südafrikanischen Gesprächspartner. Wir hatten schon in Namibia Gelegenheit, uns mit der stellvertretenden Energieministerin Samantha Graham zu treffen. Minister Kgosientsho Ramokgopa war ja mit Präsident Cyril Ramaphosa in Peking beim China-Afrika-Gipfel und konnte uns nicht empfangen. Wir hatten einen sehr interessanten Austausch mit Frau Graham, die uns versicherte, es herrsche Aufbruchstimmung in Südafrika.
Geht die JETP dann tatsächlich schnell genug voran?
Nennen Sie mir einmal ein Land, dass beim Klimaschutz schnell vorangeht. Ich glaube, wir sind alle dabei, zu kämpfen. Südafrika hat die große Herausforderung, dass sie die Kohleindustrie abbauen und gleichzeitig die erneuerbare Energie aufbauen muss. Namibia hat es da einfacher, weil es dort keine Kohleindustrie gibt. Aber der Ausbau von erneuerbaren Energien ist immer noch eine riesige Herausforderung. In Südafrika kommen die politischen Probleme hinzu, die uns sehr gut bekannt sind. Hier wurde viel in fossile Technik investiert, und da hängen auch viele Arbeitsplätze dran. Die Menschen haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Deswegen heißt die Energiewende hier auch “Just” Energy Transition, es geht auch um Sozialverträglichkeit. Genauso haben wir in Deutschland die Energiewende verstanden, wenn ich an den Kohleausstieg denke. Investitionen, etwa bei den Braunkohlestandorten in Ostdeutschland, mussten getätigt werden. Das ist die Herausforderung, vor der Südafrika jetzt steht.
Südafrika hat Probleme mit der Energieversorgung. Was sind die Engpässe?
Einer der größten Engpässe ist das Netz. Es gibt mittlerweile, auch aufgrund der Energierechtsreform, zahlreiche neue private Anbieter, die in erneuerbare Energie investieren wollen. Im südlichen Afrika ist Wind und Sonne bei Weitem die günstigste Form der Energiegewinnung. Die Firmen kommen von allein und wollen erneuerbare Energie vorantreiben. Aber sie haben bisher noch kein Zugang zum Netz. Und das wird noch dauern. In Deutschland war das am Anfang auch so. Deswegen bin ich froh, dass wir hier mit der Expertise eines unserer größten Netzübertragungsanbieter gekommen sind, und Lösungen anbieten können, wie das derzeitig unzureichende Netz besser genutzt werden kann. Es gibt schon einige Ideen, die wir aber noch mit der Regierung diskutieren möchten. Wir sind bereit, zu investieren.
Sie kommen geraden vom afrikanischen Wasserstoffgipfel in Namibia. Welche Rolle kann Deutschland dabei spielen?
Im Zentrum steht das große Wasserstoffprojekt, das bei Lüderitz im Süden des Landes ausgeschrieben ist. Da ist das Hyphen-Konsortium involviert, in dem der deutsche Erneuerbare-Energie-Anbieter Enertrag beteiligt ist. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis grüner Wasserstoff dort produziert werden kann. Jetzt sind erst einmal Naturschutzuntersuchungen notwendig. Das Projekt liegt im ehemaligen Sperrgebiet, das vor kurzen zum Nationalpark erklärt worden ist. Die Fläche, die beansprucht werden soll, ist zwar mit 0,7 Prozent minimal, aber der Naturschutz ist wichtig. Wir müssen jetzt die Berichte abwarten, aber ich bin zuversichtlich, dass durch eine kluge Standortwahl eine Lösung gefunden werden kann. Wir würden nie eine Investition tätigen, die zu Lasten der Natur geht.
Wie viele deutsche Projekte gibt es in Namibia insgesamt?
Es sind insgesamt zehn Projekte, die in Namibia mit Unterstützung der Bundesregierung durchgeführt werden sollen. Das erste grüne Eisenwerk in Afrika, das HyIron/Oshivela-Projekt, ist schon in Bau und soll Ende dieses Jahres die Produktion aufnehmen. Eine sehr spannende Geschichte. Minister Robert Habeck hat bei seinem Besuch in Namibia Ende 2022 dem Unternehmen HyIron, das von dem Deutschnamibier Johannes Michels geleitet wird, einen Zuschuss von 13 Millionen Euro gegeben. Die große Maschine zur Reduktion des Eisenerzes, die das Unternehmen in Deutschland getestet hat, sollte innerhalb der nächsten Tage im namibischen Hafen Walvis Bay ankommen. Wir haben von Michels bereits das erste grüne Eisenerz überreicht bekommen. Das war auch vergangene Woche der Hit beim Global African Hydrogen Summit in Windhoek. Ich sehe das als Meilenstein.
Aber ab wann kann man denn tatsächlich grünes Eisenerz kaufen?
Das geht 2025. Und es gibt eine Reihe von anderen Projekten, die grüne Industrien aufbauen sollen, was ja auch notwendig ist, denn Namibia leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und Dürre. Deswegen ist nichts wichtiger als die Schaffung von Wirtschaftsstandorten und Arbeitsplätzen, weil das Land ansonsten aus dieser misslichen Lage nicht herauskommt.
Beim China-Afrika-Gipfel hat der südafrikanische Präsident Ramaphosa angekündigt, enger mit China bei klimafreundlicher Technologie zusammenzuarbeiten. Sehen Sie hier Konkurrenz für Deutschland im südlichen Afrika?
Konkurrenz belebt das Geschäft in der Privatwirtschaft und in der Politik. Ich sehe das nicht negativ. Wir müssen beim Thema Klimaschutz international zusammenarbeiten. Wenn ich mir ansehe, wie viel Solarmodule in Europa aus China gekauft werden, erkenne ich enge Zusammenarbeit. Das ist nichts Schlimmes, wir kritisieren niemanden dafür, dass er Geschäfte mit China macht.
Rainer Baake ist seit 2022 Beauftragter des BMZ für die Just Energy Transition Partnership mit Südafrika und Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. Seit 2020 ist er Direktor der Stiftung Klimaneutralität. Zuvor war er mehrere Jahre Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.
Mit seiner am Dienstag beginnenden Reise will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland würdigen. Ein wichtiger Teil davon sind die wirtschaftlichen Beziehungen. Deutschland ist der größte europäische Handelspartner Ägyptens und der viertwichtigste weltweit. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Deshalb nimmt der Bundespräsident zwölf Unternehmensvertreter in seiner Delegation mit. Diese Unternehmen begleiten den Bundespräsidenten:
Kenias Präsident William Ruto wird nach Table.Briefings-Informationen am Freitag zur Unterzeichnung eines bilateralen Migrationsabkommen in Berlin erwartet. Mit dem Abkommen will die Bundesregierung die Fachkräftezuwanderung aus Kenia fördern. Zudem soll irreguläre Migration begrenzt werden. Diese spielt allerdings im Falle Kenias eine untergeordnete Rolle. 2023 schob Deutschland lediglich 10 Menschen nach Kenia ab.
Kenia verfügt über eine große Zahl an jungen Menschen, die auf den Arbeitsmarkt drängen, gleichzeitig fehlen Arbeitsplätze. Daher will Ruto auch an anderer Stelle seinen Aufenthalt in Deutschland nutzen, um für Fachkräfte aus Kenia zu werben. Am Freitagvormittag wird Ruto im Rahmen einer Veranstaltung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ein Memorandum of Understanding für ein digitales Fachkräfte-Pilotprojekt unterzeichnen: Deutsche Unternehmen wollen Arbeitsplätze in Kenia schaffen, die ausschließlich remote funktionieren und für die keine Anwesenheit vor Ort in Deutschland notwendig ist. Damit soll Wirtschaftskraft in Kenia bleiben und ein Braindrain verhindert werden. Auch die Handelskammer Hamburg ist an dem Projekt beteiligt.
Wie gut die Beziehungen zwischen Deutschland und Kenia mittlerweile sind, zeigt sich zudem daran, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Präsident Ruto eingeladen hat, am Bürgerfest des Bundespräsidenten teilzunehmen. Das Fest findet am Freitag und Samstag statt. Kenia ist das erste nicht-europäische Partnerland, das sich auf der Veranstaltung vorstellt. dre
China und Russland verbreiten weitgehend Fake News in Afrika, so eine kürzlich im International Journal of Public Opinion Research veröffentlichte Studie. Die Autoren fanden heraus, dass die meisten Menschen die gängigen russischen und chinesischen strategischen Desinformationsnarrative, die sich gegen den Westen richten, für wahr halten. Der Hauptgrund dafür sei eine antiamerikanische Stimmung, schreiben die Forscher: “Das heißt: Je mehr jemand das Gefühl hatte, die USA seien ein Feind oder hätten einen negativen Einfluss auf das betreffende Land, desto wahrscheinlicher war es, dass die chinesischen und russischen Narrative für wahr gehalten wurden.”
Die Studienergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 4,600 Personen in vier afrikanischen Ländern (Angola, Äthiopien, Südafrika und Sambia), die Ende 2022 durchgeführt wurde. Die Länder wurden ausgewählt, weil sie sehr unterschiedliche politische Landschaften, unterschiedlich starkes Engagement mit China und Russland sowie unterschiedliche historische Erfahrungen mit ausländischem Einfluss haben.
Russlands Medien präsentieren sich häufig als Verteidiger von Souveränität und traditionellen Werten. Der Westen wird als heuchlerisch und imperialistisch dargestellt. Chinas Staatsmedien, wie CGTN, China Daily und Xinhua, loben die Rolle Chinas als Partner bei der Entwicklung Afrikas. Dabei werden negative Aspekte des chinesischen Einflusses heruntergespielt oder gar geleugnet. Im Vergleich werden russische Narrative in den Ländern eher akzeptiert als die aus dem Reich der Mitte. Aussagen wie “Der Krieg in der Ukraine ist eine Folge der Nato-Erweiterung in Osteuropa” oder “Die Sanktionen gegen Russland sind die Hauptursache für die aktuelle Nahrungsmittel- und Energiekrise” wurden von mehr als 70 Prozent der Befragten als wahr befunden. Die Hintergründe dafür liegen in der derzeitigen Geopolitik: “Wenn bei strategischen Narrativen tief verwurzelte Einstellungen, geopolitische Hintergründe und Allianzen ausgenutzt werden,” so die Autoren, “ist es unwahrscheinlich, dass die bloße Entlarvung von Desinformation durch Faktenchecks oder Kampagnen zur Medienkompetenz von selbst zum Erfolg führt.” as
Am Donnerstag beginnt die zweitägige African Economic Development Conference des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) in Kooperation mit dem Centre for Economic Policy Research (CEPR). Ziel der Konferenz ist es, wissenschaftliche Forschungsergebnisse mit politischen Handlungsempfehlungen zu verbinden. In verschiedenen Formaten soll über Themen wie Entwicklungsfinanzierung, Zugang zu Kapital, Arbeitsmarkt sowie politischer Ökonomie diskutiert werden. Die Konferenz wird im Finanzministerium in Berlin stattfinden.
Dafür hat das Kiel-Institut unter anderem den beninischen Wirtschaftswissenschaftler Leonard Wantchekon eingeladen. Der Princeton-Professor hat vor zehn Jahren die African School of Economics unweit von Cotonou, dem wirtschaftlichen Zentrum Benins gegründet. Im vergangenen Jahr hat ihn das IfW Kiel mit dem Kieler Weltwirtschaftlichen Preis für sein Engagement ausgezeichnet, beninischen und afrikanischen Studierenden einen Zugang zu einer international anerkannten, wissenschaftlichen Ausbildung zu verhelfen.
Zudem wird der britisch-belgische Wirtschaftswissenschaftler Stefan Dercon sowie der amerikanische Entwicklungsökonom Christopher Woodruff zur Konferenz erwartet. Die nigerianische Wirtschaftswissenschaftlerin Oyebola Okunogbe, die für die Forschungsgruppe Entwicklung der Weltbank arbeitet, wird mit Tobias Heidland, Leiter des Forschungszentrums Internationale Entwicklung des IfW Kiel, über Steuern und Leistungsfähigkeit afrikanischer Staaten diskutieren. Africa.Table ist Medienpartner der Konferenz. dre

Noch vor einigen Wochen drohten die Proteste gegen das kenianische Finanzgesetz 2024, bei denen sogar eine völlige Neugestaltung der Regierung gefordert wurde, in etwas noch Bedeutsameres umzuschlagen: Große Pläne für einen Nane-Nane-Marsch (etwa: Marsch am 8. August) zum State House wurden geschmiedet.
Doch der Nane-Nane-Marsch wurde gewissermaßen zerschlagen. Zum einen nahm die Zahl der Demonstranten ab. Ein Großteil derjenigen, die sich anfangs für die Straße begeistert haben, zieht sich nun zurück. Es herrscht der Eindruck, die politische Klasse habe den Vorstoß der Generation Z vereinnahmt. Einige derjenigen, die sich zu Beginn der Proteste am lautesten geäußert hatten, wurden angeblich korrumpiert, entweder, indem sie entweder dafür bezahlt oder indem sie bedroht wurden.
Präsident William Ruto ist bereits auf einige Forderungen der Demonstranten eingegangen, insbesondere durch die Aussetzung des umstrittenen Gesetzes und die Auflösung seines Kabinetts. Nach den Entführungen und Schießereien im Rahmen der Proteste, die Dutzende von Menschenleben forderten, herrscht bei vielen Kenianern Skepsis. Der Preis für die Proteste ist hoch, und weiterzumachen scheint sich kaum zu lohnen.
So kommt es zum ersten Mal seit drei Monaten nicht mehr zweimal pro Woche zu Unruhen in den Städten Kenias. In dieser Ruhe stellt sich für viele Menschen die Frage, ob das Ziel der Proteste erreicht wurde. Nur teilweise, würden viele sagen.
Die Proteste haben zwar dazu geführt, dass sich immer mehr Bürger zu Wort melden, die die Regierung überwachen und die unsachgemäße Verwendung öffentlicher Mittel durch die jetzige und frühere Regierungen anprangern. Dabei lassen sie sich von den Berichten der Rechnungsprüfer leiten. Infolgedessen sehen sich viele Politiker nun zum ersten Mal überhaupt mit Fragen zur Rechenschaftspflicht seitens der Öffentlichkeit konfrontiert: Ein Jurastudent verteilt die Verfassung und andere juristische Dokumente in den sozialen Medien. Ein Anwalt fährt durch das Land, um den Status kürzlich gestarteter Regierungsprojekte zu überprüfen. Aktivisten nehmen den Platz der Prediger in den Matatus (Sammeltaxis, Anm. d. R.) in Nairobi ein und treiben die staatsbürgerliche Bildung voran.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die zwei Monate der Demonstrationen Kenia nachhaltig verändert haben. Ist die politische Klasse wirklich aufgewühlt? Wird es einen dauerhaften Wandel in der Regierungsführung geben?
Als Präsident Ruto Mitte Juli sein Kabinett umbildete, ernannte er kurioserweise einige der weniger beliebten Mitglieder erneut zu Ministern. Außerdem nahm Ruto vier Mitglieder der Opposition in seine, wie er sagte, breit aufgestellte Regierung auf. Damals hatten viele das Gefühl, Oppositionsführer Raila Odinga sei der Gewinner der Stunde. Odinga ist in Kenia wohlbekannt. Er hat fünf Präsidentschaftswahlen verloren, aber trotz Niederlagen einen Weg gefunden, in der Regierung mitzumischen. In Kenia kam es zum Eklat. Die Protestierenden erinnerten den Präsidenten daran, dass sie nicht auf der Straße demonstrierten, um die Opposition in die Regierung zu holen. Das war nie eine Forderung der Demonstranten gewesen.
Die Generation Z fordert von ihrer Regierung vor allem Rechenschaft. Sie nehmen für sich in Anspruch, führerlos und ohne ethnische Zugehörigkeit zu sein und weder nach Einfluss zu streben noch irgendeine politische Gruppierung zu unterstützen. Einladungen an den Verhandlungstisch lehnten sie ab. Es gab niemanden, den sie hätten schicken können, denn ihre Bewegung hat keinen Anführer. Das war ein Fehler, denn genau hier setzten opportunistische Politiker und ihre schlitzohrigen Verbündeten an. Sie nutzten die Leichtgläubigkeit der Jugend und ihre mangelnde Bereitschaft, mit den Machthabenden zu sprechen.
Als die Jugendlichen sich weigerten zu verhandeln, auf die Straße zurückkehrten und sich marodierende Schläger den Protesten anschlossen, äußerte ein Teil der Geschäftsleute seine Unzufriedenheit. Ohne Verhandlungen wisse niemand, wie lange die Pattsituation andauern würde. So würden die Händler weiterhin Geschäfte verlieren, und das Land käme nicht vorwärts. Viele Befürworter der Proteste waren der Meinung, dass sich das Ziel verschoben habe und das Leben weitergehen müsse.
Es ist beunruhigend, aber durchaus möglich, dass die Proteste, die der Wirtschaft so viel abverlangt und so viele Menschenleben gefordert haben, für die Zukunft nur sehr wenig bringen könnten. Die Gemüter haben sich abgekühlt. Und doch waren diejenigen, die an der Macht sind, die um des Friedens willen verhandelt haben, Teil des Problems, gegen das die Jugend kämpfte.
Die nächste Wahl steht vor der Tür, im Jahr 2027. Einiges spricht dafür, dass alles wieder in den Standardmodus zurückgekehrt ist und die politische Klasse wieder fest im Sattel sitzt. Während die Demonstrationen hier und da ein paar Veränderungen ausgelöst haben könnten, haben viele das große Ganze aus den Augen und den Fokus verloren. Das Jahr 2027 könnte bestätigen, dass die auf der Straße verlorenen Menschenleben kein lohnendes Opfer waren.
Peter Theuri ist Journalist aus Nairobi (Kenia). Über das Austauschprogramm der Internationalen Journalisten-Programme (IJP) hat er kürzlich in Berlin gearbeitet.
Reuters: Tansanischer Oppositionspolitiker ermordet. Die Leiche eines hochrangigen tansanischen Oppositionsvertreters wurde am Rande der Handelshauptstadt Daressalam gefunden. Sein Körper wies Anzeichen von Schlägen auf und sein Gesicht war mit Säure übergossen worden, wie seine Partei Chadema mitteilte. Der Fall könnte dem reformorientierten Image von Präsidentin Samia Suluhu Hassan schaden, die als Nachfolgerin des vor drei Jahren verstorbenen John Magafuli versucht hat, politische Repression zu reduzieren. Hassan hat einige Schritte unternommen, um Beschränkungen für Medien und Opposition zu lockern, aber Menschenrechtsgruppen berichten, dass es weiterhin zu willkürlichen Verhaftungen kommt. Der Todesfall ereignet sich einen Monat nachdem die Polizei mehr als 500 Chadema-Anhänger, darunter auch die Parteispitze, festgenommen und kurzzeitig inhaftiert hatte.
Le Monde: Kandidaten beklagen “schwere Unregelmäßigkeiten” bei Wahlen in Algerien. Die drei Kandidaten der algerischen Präsidentschaftswahlen, darunter der offenbare Sieger, Präsident Abdelmadjid Tebboune, haben in einer überraschenden gemeinsamen Erklärung “erhebliche Unstimmigkeiten” bei den Ergebnissen der Wahlen vom Wochenende angeprangert. Tebboune erhielt mehr als 94 Prozent der Stimmen. Die Wahlbehörde hatte eine irreführende Zahl über eine “durchschnittliche Wahlbeteiligung” von 48 Prozent angegeben. Internetnutzer wiesen darauf hin, dass die offiziellen Zahlen eine Wahlbeteiligung von nur 23 bis 25 Prozent ausweisen.
BBC: Äthiopien rät von Invasion ab. Der äthiopische Premierminister hat davor gewarnt, dass jeder, der eine Invasion in sein Land plane, “zehnmal nachdenken” solle, bevor er dies tue, da jeder Angriff zurückgeschlagen würde. Abiy Ahmed richtete sich mit seinen Äußerungen nicht explizit gegen ein bestimmtes Land, aber sie fallen in eine Zeit wachsender Spannungen mit Somalia und Ägypten. Berichten zufolge plant Ägypten nach der Unterzeichnung eines Militärpakts die Entsendung von Truppen nach Somalia. Äthiopien ist besorgt über die mögliche Präsenz ägyptischer Soldaten an seiner Grenze.
The Republic: Die ungelösten Fragen der Sahelkrise. Trotz der Gründung der Ecowas vor einem halben Jahrhundert gibt es immer noch keine richtige institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen den westafrikanischen Ländern. Der Mainstreamdiskurs rund um die Ankündigung der Allianz der Sahelstaaten (AES) und ihren Rückzug aus der Ecowas berichtet über die Situation als Nullsummenspiel. Die Geschichte zeige jedoch, dass Allianzen nicht so eindeutig sind, schreibt Osivue Itseumah, und wirft die Frage auf, ob es wirklich so schlimm ist, dass drei afrikanische Militärs ihre Länder vom französischen Neokolonialismus befreien wollen.
Bloomberg: Südafrika umwirbt BYD. Der chinesische E-Autohersteller BYD hat laut Parks Tau, dem südafrikanischen Minister für Handel, Industrie und Wettbewerb, Interesse bekundet, in Südafrika zu arbeiten und zu investieren. Die Regierung sei sowohl mit BYD als auch mit anderen chinesischen Unternehmen aus der Elektroautoindustrie im Gespräch. Während der Verbrauchermarkt für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge in Afrika noch in den Kinderschuhen steckt, setzen chinesische Unternehmen im Bereich der Elektrofahrzeuge schon früh auf Investitionen, insbesondere in die Lieferkette. BYD ist in mehrere afrikanische Märkte eingetreten, darunter Tunesien, Ruanda, Marokko und Südafrika, und folgt damit einem ähnlichen Trend wie andere chinesische Automarken, darunter SAIC Motors und das kleinere Startup-Unternehmen Xpeng.
Bloomberg: Engie sieht Erneuerbare in Afrika reif für Konsolidierung. Der französische Energieversorger Engie SA rechnet mit weiteren Übernahmen in der Branche auf dem gesamten Kontinent. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr die erneuerbaren Energieanlagen eines Konkurrenten in Afrika für eine Milliarde Dollar aufgekauft. Engie möchte Projekte mit einer Leistung von insgesamt sieben Gigawatt entwickeln und plant gleichzeitig, einige Anlagen zu veräußern, da es sein Afrika-Geschäft auf drei Schlüsselmärkte konzentriert: Südafrika, Ägypten und Marokko.
China Global South Project: Was auf dem Focac versprochen wurde. Afrikanische Staats- und Regierungschefs sicherten sich auf dem Forum on China-Africa Cooperation (Focac) ein breites Spektrum an Zusagen zur Verbesserung der Zusammenarbeit in den Bereichen Infrastruktur, Landwirtschaft, Bergbau, Handel und Energie. Darunter Eisenbahnen in Kenia und Tansania, Solarkraft in Sambia, Avocados aus Simbabwe und Handelsabkommen mit Nigeria.
The Guardian: Senegals Regierung im Patt mit dem Parlament. Sechs Monate nach seinem Amtsantritt sind die Versprechungen des senegalesischen Präsidenten Diomaye Faye über weitreichende Veränderungen noch nicht in Erfüllung gegangen. Faye und sein Verbündeter, Premierminister Ousmane Sonko, geben dem Parlament die Schuld, in dem die Anhänger von Ex-Präsident Macky Sall noch immer eine Mehrheit haben. Am 4. September erklärte Sonko, Faye werde das Parlament in den kommenden Tagen auflösen, was den Weg für Wahlen ebnen würde. Das senegalesische Parlament kann erst dann vom Präsidenten aufgelöst werden, wenn es zwei Jahre lang getagt hat. Diese Schwelle wird am 12. September erreicht.
Jeune Afrique: “Die Biden-Regierung muss in Libyen intervenieren”. Seit dem Scheitern des Versuchs Khalifa Haftars, Tripolis einzunehmen, herrscht ein prekäres Gleichgewicht zwischen den konkurrierenden Konfliktparteien im Osten und im Westen Libyens. Die Entlassung von Sadiq al-Kabir, dem Gouverneur der libyschen Zentralbank, verdeutlicht, wie zerstritten die beiden Parteien noch immer sind. Die Zentralbank verwaltet bisher die Einnahmen aus dem Ölexport für beide Seiten. In einem Interview erklärt der Libyen-Experte Jalel Harchaoui vom Royal United Services Institute in London, warum er glaubt, dass Washington und Ankara eingreifen müssen, um die libyschen Parteien wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
The Intercept: Hochrangiger US-General traf Warlord Khalifa Haftar in Libyen. Ende August bereiste der ranghöchste US-Militärbefehlshaber in Afrika Libyen und traf sich unter anderem mit dem berüchtigten Warlord Khalifa Haftar, der den östlichen Teil des Landes kontrolliert. General Michael Langley, der Chef des US-Afrika-Kommandos (Africom), rief Haftar dazu auf, die Zusammenarbeit zwischen den USA und Libyen zu fördern. Haftar “äußerte den Wunsch, das sicherheitspolitische Engagement mit den USA zu erweitern”, heißt es in einer Africom-Pressemitteilung. Haftars Truppen werden Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Die größte Bewährungsprobe in seiner Karriere hat Abdelhamid Addou wohl hinter sich. Vor vier Jahren befand sich die marokkanische Fluggesellschaft Royal Air Maroc (RAM) im Zuge der Corona-Pandemie in einer existenzbedrohenden Finanzkrise. Addou musste die Flotte verkleinern und sechs Boeing 737-700 verkaufen. Das dürfte der RAM 30 bis 90 Millionen Dollar gebracht haben. Hinzu kamen interne Spannungen, die in einer schweren Auseinandersetzung mit den Piloten gipfelten.
Doch nun soll das Unternehmen auf Expansion umschalten. Sichtbares Zeichen: Addou, seit acht Jahren Vorstandsvorsitzender der RAM, kauft wieder groß ein. Denn die Flotte ist zu klein geworden. 52 Flugzeuge besitzt die RAM derzeit, mit denen sie aktuell 99 Reiseziele anfliegt, davon 32 in Afrika. Die meisten Maschinen kommen von Boeing, wobei die neun Dreamliner die Flaggschiffe der RAM sind. Aus Europa sind nur sechs ATR72-600 in Betrieb, die der französisch-italienische Hersteller ATR, ein Joint-Venture von Airbus und Leonardo, gebaut hat.
Damit zählt die RAM in Afrika zu den kleineren Fluggesellschaften. Ethiopian Airlines beispielsweise hat 121 Maschinen im Einsatz. Zugleich wird in Afrikas Flugverkehr heftig investiert. Im Sommer buchte Addou sieben Flugzeuge hinzu, um das Streckennetz kurzfristig auszubauen und die Zahl der Sitzplätze um 300.000 jährlich zu erhöhen.
Die gute Nachricht für Addou ist: Das reicht dem marokkanischen Parlament nicht. In einem Bericht fordern die Parlamentarier den Ausbau der Flotte bis zum Jahr 2037 auf 200 Flugzeuge. Und jetzt laufen schon die Spekulationen, wer wohl von diesem Großauftrag profitieren könnte. Für größere Maschinen ist die RAM Stammkunde bei Boeing. Die Abgeordneten wollen auch, dass die RAM die Kapazitäten im Inland ausbaut, um potenzielle Touristenorte besser zu erschließen. Damit ist wieder das Konsortium ATR im Spiel. Doch auch Embraer ist in diesem Segment stark.
Der Kauf der Maschinen ist schon ausgeschrieben. Doch die Details sind bisher nicht bekannt. Sicher ist nur, dass Addou eine Mischung aus Festbestellungen, Optionen, direkten Käufen und Dry Leases, also die Anmietung von Maschinen ohne Besatzung, anstrebt und dass er nicht nur den Bestand erhöhen, sondern auch die im Durchschnitt zehn Jahre alte Flotte modernisieren will.
Und noch eine Forderung dürfte Addou gerne hören. Das Parlament fordert die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und die Integration von Billigfluggesellschaften. Dabei war die RAM schon zu Beginn der 2000er-Jahre mit ihrer Low-Cost-Linie Atlas Blue gescheitert.
Für eine Kundenoffensive bringt Addou gute Voraussetzungen mit. 1972 in Rabat geboren, absolvierte er das Abitur am Lycée Descartes, der französischen Schule in der Landeshauptstadt, und studierte an der renommierten Technischen Hochschule École Mohammadia d’ingénieurs.
Sein Berufsweg führte ihn zu Procter & Gamble, Coca-Cola und Meditelecom, heute Orange Maroc, bevor er von 2008 bis 2013 die oberste Tourismusbehörde in Marokko leitete und anschließend die Tourismusaktivitäten in Essaouira führte. Im Jahr 2016 wurde er per königliches Dekret zum Vorstandsvorsitzenden von Royal Air Maroc berufen. Damit war er der jüngste CEO der Fluggesellschaft überhaupt.
Unklar ist, wie Addou die Expansion finanzieren soll. Der Staat hält 53,94 Prozent der Anteile, 44,1 Prozent der Staatsfonds Hassan II pour le développement. Die restlichen Anteile liegen wohl bei Qatar Airways, Iberia und diversen marokkanischen Teilhabern. So veröffentlicht das Unternehmen nur ausgewählte Zahlen, bisher auch keine 2023. Im Jahr 2022 erzielte die RAM-Gruppe einen Umsatz von umgerechnet 1,2 Milliarden Euro. Der operative Verlust ist 2022 von 221 Millionen auf 80 Millionen Euro gesunken.
Immerhin. Doch das reicht nicht, um aus eigener Kraft zu wachsen. Im Frühjahr 2016 zeigte sich Qatar Airways interessiert, bei der RAM mit 25 bis 49 Prozent einzusteigen. Sowohl Qatar als auch die RAM sind Mitglied der Flugallianz Oneworld, der auch British Airways, American Airlines oder auch Cathay Pacific angehören. Das eröffnet Optionen. Christian v. Hiller

Lagos und Accra gehören zu den zehn besten Städten in der Welt, wenn es ums Nachtleben geht. Die nigerianische Metropole Lagos schaffte es sogar auf Platz 6 und überholte Partystädte wie Rotterdam (Platz 7) oder Manchester (8) auf dem von dem globalen Magazin TimeOut kürzlich erstellten Ranking. Die ghanaische Küstenstadt Accra kam auf Platz 10.
Laut TimeOut, das in mehr als 300 Städten und fast 60 Ländern aktiv ist, ist derzeit Rio de Janeiro die beste Nachtpartystadt in der Welt, gefolgt von Manila und Berlin, das mit seiner “legendären Clubszene Techno-Partys und seinem Status als echte 24-Stunden-Stadt” von sich reden macht. In Lagos hingegen finden sich die Wurzeln des Afrobeats, der die Tanzflächen auf der ganzen Welt im Sturm erobert hat. 80 Prozent der Befragten finden, dass der nigerianische Ballungsraum Qualität habe, fast die Hälfte halten ihn für erschwinglich. “Diesen Sommer hat das Nachtleben in Lagos ein gewisses Thema angenommen”, sagt der Lagos-Autor Ade Adeniji. “Es gibt Veranstaltungen, die die reiche Geschichte unserer Stadt feiern, neben Nächten, die in die Zukunft blicken.”
In Accra befinden 66 Prozent das Nachtleben als qualitativ gut, 36 Prozent bezeichnen es als erschwinglich. Für die Einheimischen ist das Partyangebot “schön”, “friedlich” und “sicher”, vor allem in dem mit Bars gespickten Viertel Osu und am Labadi Beach, wo nächtelange Strandpartys gefeiert werden. In der Stadt dreht sich alles um Veranstaltungen im Freien. “Denken Sie an Dachbars, Open-Air-Konzerte, Live-DJ-Sets und Kunstfestivals”, sagt Accra-Experte Kofi Dotse. “Das Straßenleben ist noch immer so lebendig wie eh und je – an jedem beliebigen Abend finden Sie Straßen voller Essensstände und Musik. as
die Reise nach Ägypten von Bundespräsident Steinmeier dürfte zu seinen wichtigsten in diesem Jahr zählen. Es geht um Diplomatie und um milliardenschwere Aufträge für die deutsche Wirtschaft. Mein Kollege David Renke wird den Bundespräsidenten auf dieser Reise begleiten. In dieser Ausgabe verrät er Ihnen schon, welche Unternehmen in der Wirtschaftsdelegation vertreten sein werden.
Außerdem haben wir wieder interessante Analysen und Nachrichten für Sie. Lassen Sie sich überraschen.
An diesem Dienstag bricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einer mehrtägigen Reise nach Ägypten auf. Im Vordergrund sollen die langjährigen bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland stehen – sowohl kulturelle als auch wirtschaftliche Verbindungen. An der Tagespolitik wird der Bundespräsident angesichts der Lage in Gaza aber kaum vorbeikommen.
Schon in der Ankündigung der Reise wies das Bundespräsidialamt auf Ägyptens “zentrale Rolle als außen- und sicherheitspolitischer Akteur in der Region” hin. Besonders Ägyptens Kontakte und Einfluss auf die Hamas könnten helfen, die von den USA vermittelten Waffenstillstandsverhandlungen im Nahen Osten endlich zu einem Ergebnis zu bringen.
Doch die Hoffnung, die Deutschland und Europa in Ägypten setzen, ist trügerisch: “Im Gaza-Konflikt ist Israels Frage berechtigt: Wie ist die Hamas vor dem 7. Oktober an ihr Material gekommen?“, sagt Ägyptenexperte Stephan Roll von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) im Gespräch mit Table.Briefings. “Hier ist nicht nur die offenkundige Tunnelwirtschaft zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen ein Thema, sondern auch der oberirdische Grenzverkehr, der zumindest in Teilen durch ägyptische Sicherheitsorgane kontrolliert wurde. Korrupte Machenschaften weit in den Staatsapparat hinein können hier nicht ausgeschlossen werden”, so Roll weiter.
Deshalb sei die Kontrolle über den Philadelphi-Korridor an der Grenze zwischen Gaza und Ägypten für Israel so wichtig. Israelische Sicherheitskräfte eroberten die Kontrolle des 14 Kilometer langen Korridors im Süden des Gazastreifens im Mai dieses Jahres. Das soll nach dem Wunsch der Israelis auch nach Ende der Kämpfe in Gaza so bleiben. Ägypten und Hamas lehnen dies ab.
Der Gaza-Konflikt ist jedoch nicht der einzige in der Region, in dem sich Ägypten als Vermittler präsentiert. Das Land ist mit Sudan und Libyen von zwei weiteren großen Konfliktländern umgeben. Auch dort ist die Rolle Ägyptens ganz ähnlich wie im Gaza-Konflikt: Ägypten ist nicht unbefangen. “Es gibt zwei Fehlwahrnehmungen in Europa und Deutschland. Zum einen wird Ägypten als konstruktiver Akteur und Vermittler in den verschiedenen regionalen Konflikten wahrgenommen. Tatsächlich ist Ägypten in allen Konflikten verwickelt und verfolgt eigene Interessen“, so Roll von der SWP. Im Sudan unterstützt die Sisi-Regierung die sudanesische Armee im Kampf gegen die Rapid Support Forces, in Libyen die international nicht anerkannte Regierung von General Haftar.
Die zweite Fehlwahrnehmung sei die überschätzte Stabilität des Landes, so Roll. Die Regierung verfolge eine desaströse Wirtschaftspolitik und sei ganz darauf ausgerichtet, den Polizeistaat aufrechtzuerhalten. Tatsächlich lag die Inflation im Juli bei rund 25 Prozent – wenngleich die Entwicklung mittlerweile wieder rückläufig ist. Im Mai investierten die Vereinigten Arabischen Emirate 35 Milliarden US-Dollar in Ägypten, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Die Abhängigkeit von dem Golfstaat wurde dadurch nur noch größer. Vor diesem Hintergrund dürfte auch die Aussöhnung zwischen al-Sisi und dem türkischen Präsidenten Recep Erdoğan zu verstehen sein.
Auch von Deutschland erhofft sich Ägypten weitere Investitionen. Steinmeiers Besuch könnte hier einen Schub liefern. Insgesamt 12 Unternehmen begleiten den Bundespräsidenten. “Ägypten hat sich in den letzten Jahren als führender Standort für internationale Investitionen in Afrika etabliert und spielt eine Schlüsselrolle bei der Diversifizierung der deutschen Wirtschaft in Richtung unseres Nachbarkontinents”, sagte Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, im Vorfeld der Reise.
Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien oder bei Infrastrukturprojekten liegen Potenziale. Ägypten ist für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner in Afrika, umgekehrt ist Deutschland der wichtigste Partner der Ägypter in Europa.
Daneben hat sich Ägypten auch in einem weiteren Bereich als wichtiger Partner für Europa in Stellung gebracht: Migration. Erst im Frühjahr stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen 200 Millionen Euro bereit, die das nordafrikanische Land ausschließlich zur Begrenzung von Migration einsetzen soll. Einerseits ist Ägypten ein wichtiges Transitland für Flüchtlinge, etwa aus dem Sudan. Der Blick in die Zahlen zeigt jedoch auch, dass seit der Corona-Pandemie immer mehr Ägypter das Land in Richtung Europa verlassen. Die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten sind laut dem Mediendienst Migration dabei der Hauptgrund für den Trend. Deswegen bietet die EU dafür nochmal gesondert Hilfen an: 7,2 Milliarden Euro solle es geben, um die ägyptische Wirtschaft anzukurbeln sowie Arbeitsplätze und Perspektiven zu schaffen.
Der Migrationsdeal der EU mit Ägypten sorgte allerdings auch für heftige Kritik, insbesondere nachdem bekannt wurde, dass ägyptische Sicherheitskräfte sudanesische Flüchtlinge willkürlich verhaftet haben sollen. “Es kann nicht sein, dass aus EU-Geld bezahlte Grenzschützer Gewalt gegen die sudanesischen Flüchtlinge ausüben!”, sagte Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen, vor der Abreise Steinmeiers nach Ägypten. Reinke appellierte an den Bundespräsidenten, bei seinem Besuch Korruption und Gewalt der ägyptischen Behörden anzusprechen und die Einhaltung der internationalen Regeln des Flüchtlingsschutzes einzufordern.
Aus dem Bundespresseamt hieß es, dass es für Deutschland beim Thema Migration nicht nur um Abschottung gehe. Rund 400.000 Menschen, die Deutsch sprechen oder lernen, gebe es in Ägypten. Diese seien eine wichtige Zielgruppe, um im Zuge von legaler Migration als Fachkräfte nach Deutschland zu kommen.
Ägypten plant, die Kapazität im Bereich der erneuerbaren Energie um 30 Gigawatt jährlich auszubauen. Damit will das Land die Brennstoffkosten um 4,1 Milliarden Dollar senken. Der Plan ist Teil der umfassenderen Strategie des Landes, die Stromerzeugung aus nachhaltigen Quellen zu steigern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine besondere Bedeutung für die deutsche Energiewirtschaft.
Premierminister Mustafa Madbuli leitete das Treffen, bei dem Beamte laufende Projekte für erneuerbare Energien überprüften. An der Beratung nahmen führende Politiker teil:
Esmat berichtete über das Ziel: Ägypten will den Anteil von Erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2035 auf 42 Prozent und bis zum Jahr 2040 auf 58 Prozent steigern. Er erörterte auch die notwendigen Kapazitäten für die Wasserstoffproduktion und die Rolle erneuerbarer Energien, die Bedeutung von Wasserkraft und Speicherung im ägyptischen Energiemix.
Al-Mashat lieferte ein Update zu Finanzierungen für den Ausbau der erneuerbaren Energie. Sie stellte fest, dass 18 Projekte im Gange sind, die über das Programm Nexus of Water, Food and Energy (NWFE) finanziert werden. Dieses Programm zielt auf die Erhöhung der Kapazität des Stromnetzes ab.
Das im Jahr 2022 gestartete NWFE-Programm soll 14,7 Milliarden US-Dollar für neun Projekte mobilisieren, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Wasser, Nahrungsmittel und Energie befassen.
Die Energie-Expertin Samia Mohamed sagte gegenüber Table.Briefings, dass Ägyptens ehrgeiziger Plan, 30 Gigawatt erneuerbare Energie aufzubauen, ein bedeutender Schritt und gut mit der Integrated and Sustainable Energy Strategy (ISES) 2035 vereinbar sei. “Erneuerbare Energien haben das Potenzial, in Ägypten Arbeitsplätze zu schaffen und Wachstum und Entwicklung anzukurbeln”, so Mohamed.
Das Programm zielt vor allem auf Solar und Wind ab. Allerdings meint Mohamed: “Obwohl die Rolle der Wasserkraft im ägyptischen Energiemix relativ gering ist, stellen bestehende Wasserkraftwerke weiterhin eine zuverlässige Quelle sauberer Energie dar.”
Der Energiespezialist Ibrahim Kshanh sagte gegenüber Table.Briefings, dass Ägyptens Plan in Einklang mit ISES 2035 stünde. Deren Ziel sei, den Anteil erneuerbarer Energien am nationalen Energiemix bis 2035 auf besagte 42 Prozent zu erhöhen. “Die angestrebten 30 Gigawatt werden erheblich zu diesem Ziel beitragen und den Anteil erneuerbarer Energien möglicherweise über die ursprünglichen Erwartungen hinaus steigern und Ägypten als Vorreiter in der MENA-Region positionieren”, meint Kshanh.
Dazu falle der Energiespeicherung eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung des Energiemix des Landes zu. Sie erhöhe die Stabilität und Zuverlässigkeit des Stromnetzes. In diesem Bereich konzentriere Ägypten sich auf Batteriesysteme, Pumpspeicherkraftwerke (PSHP) und Wasserstoff-Energiespeichersysteme (HESS). “Bis 2050 wird erwartet, dass PSHP 3,7 Prozent zur Energieversorgung beiträgt, während HESS eine entscheidende Rolle beim Ausgleich des Netzes spielen wird, insbesondere mit der geplanten Elektrolyseurkapazität von 15 Gigawatt“, sagt Kshanh.
Der Ausbau der erneuerbaren Energie steht und fällt jedoch mit der Finanzierung. Ägypten muss eine tiefgreifende Wirtschaftskrise bewältigen und wird dieses Programm nicht annähernd mit eigenen Mitteln finanzieren können. Kshanh zufolge sind deshalb Mittel von internationalen Organisationen und dem privaten Sektor erforderlich.
In das NWFE-Programm sind bereits Finanzierungen von Entwicklungspartnern eingebaut. Darüber hinaus hat Ägypten zahlreiche Vereinbarungen mit internationalen Finanziers unterzeichnet. Dies ist für Kshanh ein Beleg für die Fähigkeit des Landes, ausländische Investitionen für seine grünen Initiativen anzuziehen.
Multilaterale Entwicklungsbanken wie die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) unterstützen gleichermaßen mit Darlehen, Zuschüssen und technischer Hilfe. Weitere Mittel kommen vom Grünen Klimafonds, der seinen Sitz in Songdo, Südkorea, hat, und von anderen Mechanismen zur Klimafinanzierung.

Herr Baake, wie kommt Südafrika mit der Energiewende voran?
Wir hatten ein Gespräch mit dem stellvertretenden Finanzminister, Dr. David Masondo. Es gab eine große Übereinstimmung, dass die Just Energy Transition Partnerschaft (JETP), die Deutschland maßgeblich unterstützt, weiterlaufen soll. Südafrika möchte die Energiewende vorantreiben, vor allem auch mit der neuen Regierung. Natürlich gibt es viele Fragen, die dabei zu diskutieren sind, etwa die Finanzierung oder die Umsetzung. Wir waren sehr beeindruckt, dass Südafrika kurz vor den Wahlen im Mai zwei wichtige Reformen durchs Parlament gebracht hat: Auf der einen Seite das neue Klimaschutzgesetz, auf der anderen Seite die Energierechtsreform. Die Regierung muss die beiden Gesetzesvorlagen nun umzusetzen, was eine Menge Arbeit bedeutet. Aber beide Gesetze zielen genau auf das, was wir mit der JETP wollen, nämlich eine schnelle Reduzierung von Klimagasen in Südafrika. Das geht nur durch eine massive Abwendung von fossilen Brennstoffen.
Ist mit der neuen Regierung noch einmal frischer Wind in die Klimapolitik gekommen?
Das sagten mir meine südafrikanischen Gesprächspartner. Wir hatten schon in Namibia Gelegenheit, uns mit der stellvertretenden Energieministerin Samantha Graham zu treffen. Minister Kgosientsho Ramokgopa war ja mit Präsident Cyril Ramaphosa in Peking beim China-Afrika-Gipfel und konnte uns nicht empfangen. Wir hatten einen sehr interessanten Austausch mit Frau Graham, die uns versicherte, es herrsche Aufbruchstimmung in Südafrika.
Geht die JETP dann tatsächlich schnell genug voran?
Nennen Sie mir einmal ein Land, dass beim Klimaschutz schnell vorangeht. Ich glaube, wir sind alle dabei, zu kämpfen. Südafrika hat die große Herausforderung, dass sie die Kohleindustrie abbauen und gleichzeitig die erneuerbare Energie aufbauen muss. Namibia hat es da einfacher, weil es dort keine Kohleindustrie gibt. Aber der Ausbau von erneuerbaren Energien ist immer noch eine riesige Herausforderung. In Südafrika kommen die politischen Probleme hinzu, die uns sehr gut bekannt sind. Hier wurde viel in fossile Technik investiert, und da hängen auch viele Arbeitsplätze dran. Die Menschen haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Deswegen heißt die Energiewende hier auch “Just” Energy Transition, es geht auch um Sozialverträglichkeit. Genauso haben wir in Deutschland die Energiewende verstanden, wenn ich an den Kohleausstieg denke. Investitionen, etwa bei den Braunkohlestandorten in Ostdeutschland, mussten getätigt werden. Das ist die Herausforderung, vor der Südafrika jetzt steht.
Südafrika hat Probleme mit der Energieversorgung. Was sind die Engpässe?
Einer der größten Engpässe ist das Netz. Es gibt mittlerweile, auch aufgrund der Energierechtsreform, zahlreiche neue private Anbieter, die in erneuerbare Energie investieren wollen. Im südlichen Afrika ist Wind und Sonne bei Weitem die günstigste Form der Energiegewinnung. Die Firmen kommen von allein und wollen erneuerbare Energie vorantreiben. Aber sie haben bisher noch kein Zugang zum Netz. Und das wird noch dauern. In Deutschland war das am Anfang auch so. Deswegen bin ich froh, dass wir hier mit der Expertise eines unserer größten Netzübertragungsanbieter gekommen sind, und Lösungen anbieten können, wie das derzeitig unzureichende Netz besser genutzt werden kann. Es gibt schon einige Ideen, die wir aber noch mit der Regierung diskutieren möchten. Wir sind bereit, zu investieren.
Sie kommen geraden vom afrikanischen Wasserstoffgipfel in Namibia. Welche Rolle kann Deutschland dabei spielen?
Im Zentrum steht das große Wasserstoffprojekt, das bei Lüderitz im Süden des Landes ausgeschrieben ist. Da ist das Hyphen-Konsortium involviert, in dem der deutsche Erneuerbare-Energie-Anbieter Enertrag beteiligt ist. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis grüner Wasserstoff dort produziert werden kann. Jetzt sind erst einmal Naturschutzuntersuchungen notwendig. Das Projekt liegt im ehemaligen Sperrgebiet, das vor kurzen zum Nationalpark erklärt worden ist. Die Fläche, die beansprucht werden soll, ist zwar mit 0,7 Prozent minimal, aber der Naturschutz ist wichtig. Wir müssen jetzt die Berichte abwarten, aber ich bin zuversichtlich, dass durch eine kluge Standortwahl eine Lösung gefunden werden kann. Wir würden nie eine Investition tätigen, die zu Lasten der Natur geht.
Wie viele deutsche Projekte gibt es in Namibia insgesamt?
Es sind insgesamt zehn Projekte, die in Namibia mit Unterstützung der Bundesregierung durchgeführt werden sollen. Das erste grüne Eisenwerk in Afrika, das HyIron/Oshivela-Projekt, ist schon in Bau und soll Ende dieses Jahres die Produktion aufnehmen. Eine sehr spannende Geschichte. Minister Robert Habeck hat bei seinem Besuch in Namibia Ende 2022 dem Unternehmen HyIron, das von dem Deutschnamibier Johannes Michels geleitet wird, einen Zuschuss von 13 Millionen Euro gegeben. Die große Maschine zur Reduktion des Eisenerzes, die das Unternehmen in Deutschland getestet hat, sollte innerhalb der nächsten Tage im namibischen Hafen Walvis Bay ankommen. Wir haben von Michels bereits das erste grüne Eisenerz überreicht bekommen. Das war auch vergangene Woche der Hit beim Global African Hydrogen Summit in Windhoek. Ich sehe das als Meilenstein.
Aber ab wann kann man denn tatsächlich grünes Eisenerz kaufen?
Das geht 2025. Und es gibt eine Reihe von anderen Projekten, die grüne Industrien aufbauen sollen, was ja auch notwendig ist, denn Namibia leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und Dürre. Deswegen ist nichts wichtiger als die Schaffung von Wirtschaftsstandorten und Arbeitsplätzen, weil das Land ansonsten aus dieser misslichen Lage nicht herauskommt.
Beim China-Afrika-Gipfel hat der südafrikanische Präsident Ramaphosa angekündigt, enger mit China bei klimafreundlicher Technologie zusammenzuarbeiten. Sehen Sie hier Konkurrenz für Deutschland im südlichen Afrika?
Konkurrenz belebt das Geschäft in der Privatwirtschaft und in der Politik. Ich sehe das nicht negativ. Wir müssen beim Thema Klimaschutz international zusammenarbeiten. Wenn ich mir ansehe, wie viel Solarmodule in Europa aus China gekauft werden, erkenne ich enge Zusammenarbeit. Das ist nichts Schlimmes, wir kritisieren niemanden dafür, dass er Geschäfte mit China macht.
Rainer Baake ist seit 2022 Beauftragter des BMZ für die Just Energy Transition Partnership mit Südafrika und Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. Seit 2020 ist er Direktor der Stiftung Klimaneutralität. Zuvor war er mehrere Jahre Staatssekretär im Wirtschaftsministerium.
Mit seiner am Dienstag beginnenden Reise will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und Deutschland würdigen. Ein wichtiger Teil davon sind die wirtschaftlichen Beziehungen. Deutschland ist der größte europäische Handelspartner Ägyptens und der viertwichtigste weltweit. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit soll künftig noch weiter ausgebaut werden. Deshalb nimmt der Bundespräsident zwölf Unternehmensvertreter in seiner Delegation mit. Diese Unternehmen begleiten den Bundespräsidenten:
Kenias Präsident William Ruto wird nach Table.Briefings-Informationen am Freitag zur Unterzeichnung eines bilateralen Migrationsabkommen in Berlin erwartet. Mit dem Abkommen will die Bundesregierung die Fachkräftezuwanderung aus Kenia fördern. Zudem soll irreguläre Migration begrenzt werden. Diese spielt allerdings im Falle Kenias eine untergeordnete Rolle. 2023 schob Deutschland lediglich 10 Menschen nach Kenia ab.
Kenia verfügt über eine große Zahl an jungen Menschen, die auf den Arbeitsmarkt drängen, gleichzeitig fehlen Arbeitsplätze. Daher will Ruto auch an anderer Stelle seinen Aufenthalt in Deutschland nutzen, um für Fachkräfte aus Kenia zu werben. Am Freitagvormittag wird Ruto im Rahmen einer Veranstaltung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ein Memorandum of Understanding für ein digitales Fachkräfte-Pilotprojekt unterzeichnen: Deutsche Unternehmen wollen Arbeitsplätze in Kenia schaffen, die ausschließlich remote funktionieren und für die keine Anwesenheit vor Ort in Deutschland notwendig ist. Damit soll Wirtschaftskraft in Kenia bleiben und ein Braindrain verhindert werden. Auch die Handelskammer Hamburg ist an dem Projekt beteiligt.
Wie gut die Beziehungen zwischen Deutschland und Kenia mittlerweile sind, zeigt sich zudem daran, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Präsident Ruto eingeladen hat, am Bürgerfest des Bundespräsidenten teilzunehmen. Das Fest findet am Freitag und Samstag statt. Kenia ist das erste nicht-europäische Partnerland, das sich auf der Veranstaltung vorstellt. dre
China und Russland verbreiten weitgehend Fake News in Afrika, so eine kürzlich im International Journal of Public Opinion Research veröffentlichte Studie. Die Autoren fanden heraus, dass die meisten Menschen die gängigen russischen und chinesischen strategischen Desinformationsnarrative, die sich gegen den Westen richten, für wahr halten. Der Hauptgrund dafür sei eine antiamerikanische Stimmung, schreiben die Forscher: “Das heißt: Je mehr jemand das Gefühl hatte, die USA seien ein Feind oder hätten einen negativen Einfluss auf das betreffende Land, desto wahrscheinlicher war es, dass die chinesischen und russischen Narrative für wahr gehalten wurden.”
Die Studienergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 4,600 Personen in vier afrikanischen Ländern (Angola, Äthiopien, Südafrika und Sambia), die Ende 2022 durchgeführt wurde. Die Länder wurden ausgewählt, weil sie sehr unterschiedliche politische Landschaften, unterschiedlich starkes Engagement mit China und Russland sowie unterschiedliche historische Erfahrungen mit ausländischem Einfluss haben.
Russlands Medien präsentieren sich häufig als Verteidiger von Souveränität und traditionellen Werten. Der Westen wird als heuchlerisch und imperialistisch dargestellt. Chinas Staatsmedien, wie CGTN, China Daily und Xinhua, loben die Rolle Chinas als Partner bei der Entwicklung Afrikas. Dabei werden negative Aspekte des chinesischen Einflusses heruntergespielt oder gar geleugnet. Im Vergleich werden russische Narrative in den Ländern eher akzeptiert als die aus dem Reich der Mitte. Aussagen wie “Der Krieg in der Ukraine ist eine Folge der Nato-Erweiterung in Osteuropa” oder “Die Sanktionen gegen Russland sind die Hauptursache für die aktuelle Nahrungsmittel- und Energiekrise” wurden von mehr als 70 Prozent der Befragten als wahr befunden. Die Hintergründe dafür liegen in der derzeitigen Geopolitik: “Wenn bei strategischen Narrativen tief verwurzelte Einstellungen, geopolitische Hintergründe und Allianzen ausgenutzt werden,” so die Autoren, “ist es unwahrscheinlich, dass die bloße Entlarvung von Desinformation durch Faktenchecks oder Kampagnen zur Medienkompetenz von selbst zum Erfolg führt.” as
Am Donnerstag beginnt die zweitägige African Economic Development Conference des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) in Kooperation mit dem Centre for Economic Policy Research (CEPR). Ziel der Konferenz ist es, wissenschaftliche Forschungsergebnisse mit politischen Handlungsempfehlungen zu verbinden. In verschiedenen Formaten soll über Themen wie Entwicklungsfinanzierung, Zugang zu Kapital, Arbeitsmarkt sowie politischer Ökonomie diskutiert werden. Die Konferenz wird im Finanzministerium in Berlin stattfinden.
Dafür hat das Kiel-Institut unter anderem den beninischen Wirtschaftswissenschaftler Leonard Wantchekon eingeladen. Der Princeton-Professor hat vor zehn Jahren die African School of Economics unweit von Cotonou, dem wirtschaftlichen Zentrum Benins gegründet. Im vergangenen Jahr hat ihn das IfW Kiel mit dem Kieler Weltwirtschaftlichen Preis für sein Engagement ausgezeichnet, beninischen und afrikanischen Studierenden einen Zugang zu einer international anerkannten, wissenschaftlichen Ausbildung zu verhelfen.
Zudem wird der britisch-belgische Wirtschaftswissenschaftler Stefan Dercon sowie der amerikanische Entwicklungsökonom Christopher Woodruff zur Konferenz erwartet. Die nigerianische Wirtschaftswissenschaftlerin Oyebola Okunogbe, die für die Forschungsgruppe Entwicklung der Weltbank arbeitet, wird mit Tobias Heidland, Leiter des Forschungszentrums Internationale Entwicklung des IfW Kiel, über Steuern und Leistungsfähigkeit afrikanischer Staaten diskutieren. Africa.Table ist Medienpartner der Konferenz. dre

Noch vor einigen Wochen drohten die Proteste gegen das kenianische Finanzgesetz 2024, bei denen sogar eine völlige Neugestaltung der Regierung gefordert wurde, in etwas noch Bedeutsameres umzuschlagen: Große Pläne für einen Nane-Nane-Marsch (etwa: Marsch am 8. August) zum State House wurden geschmiedet.
Doch der Nane-Nane-Marsch wurde gewissermaßen zerschlagen. Zum einen nahm die Zahl der Demonstranten ab. Ein Großteil derjenigen, die sich anfangs für die Straße begeistert haben, zieht sich nun zurück. Es herrscht der Eindruck, die politische Klasse habe den Vorstoß der Generation Z vereinnahmt. Einige derjenigen, die sich zu Beginn der Proteste am lautesten geäußert hatten, wurden angeblich korrumpiert, entweder, indem sie entweder dafür bezahlt oder indem sie bedroht wurden.
Präsident William Ruto ist bereits auf einige Forderungen der Demonstranten eingegangen, insbesondere durch die Aussetzung des umstrittenen Gesetzes und die Auflösung seines Kabinetts. Nach den Entführungen und Schießereien im Rahmen der Proteste, die Dutzende von Menschenleben forderten, herrscht bei vielen Kenianern Skepsis. Der Preis für die Proteste ist hoch, und weiterzumachen scheint sich kaum zu lohnen.
So kommt es zum ersten Mal seit drei Monaten nicht mehr zweimal pro Woche zu Unruhen in den Städten Kenias. In dieser Ruhe stellt sich für viele Menschen die Frage, ob das Ziel der Proteste erreicht wurde. Nur teilweise, würden viele sagen.
Die Proteste haben zwar dazu geführt, dass sich immer mehr Bürger zu Wort melden, die die Regierung überwachen und die unsachgemäße Verwendung öffentlicher Mittel durch die jetzige und frühere Regierungen anprangern. Dabei lassen sie sich von den Berichten der Rechnungsprüfer leiten. Infolgedessen sehen sich viele Politiker nun zum ersten Mal überhaupt mit Fragen zur Rechenschaftspflicht seitens der Öffentlichkeit konfrontiert: Ein Jurastudent verteilt die Verfassung und andere juristische Dokumente in den sozialen Medien. Ein Anwalt fährt durch das Land, um den Status kürzlich gestarteter Regierungsprojekte zu überprüfen. Aktivisten nehmen den Platz der Prediger in den Matatus (Sammeltaxis, Anm. d. R.) in Nairobi ein und treiben die staatsbürgerliche Bildung voran.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob die zwei Monate der Demonstrationen Kenia nachhaltig verändert haben. Ist die politische Klasse wirklich aufgewühlt? Wird es einen dauerhaften Wandel in der Regierungsführung geben?
Als Präsident Ruto Mitte Juli sein Kabinett umbildete, ernannte er kurioserweise einige der weniger beliebten Mitglieder erneut zu Ministern. Außerdem nahm Ruto vier Mitglieder der Opposition in seine, wie er sagte, breit aufgestellte Regierung auf. Damals hatten viele das Gefühl, Oppositionsführer Raila Odinga sei der Gewinner der Stunde. Odinga ist in Kenia wohlbekannt. Er hat fünf Präsidentschaftswahlen verloren, aber trotz Niederlagen einen Weg gefunden, in der Regierung mitzumischen. In Kenia kam es zum Eklat. Die Protestierenden erinnerten den Präsidenten daran, dass sie nicht auf der Straße demonstrierten, um die Opposition in die Regierung zu holen. Das war nie eine Forderung der Demonstranten gewesen.
Die Generation Z fordert von ihrer Regierung vor allem Rechenschaft. Sie nehmen für sich in Anspruch, führerlos und ohne ethnische Zugehörigkeit zu sein und weder nach Einfluss zu streben noch irgendeine politische Gruppierung zu unterstützen. Einladungen an den Verhandlungstisch lehnten sie ab. Es gab niemanden, den sie hätten schicken können, denn ihre Bewegung hat keinen Anführer. Das war ein Fehler, denn genau hier setzten opportunistische Politiker und ihre schlitzohrigen Verbündeten an. Sie nutzten die Leichtgläubigkeit der Jugend und ihre mangelnde Bereitschaft, mit den Machthabenden zu sprechen.
Als die Jugendlichen sich weigerten zu verhandeln, auf die Straße zurückkehrten und sich marodierende Schläger den Protesten anschlossen, äußerte ein Teil der Geschäftsleute seine Unzufriedenheit. Ohne Verhandlungen wisse niemand, wie lange die Pattsituation andauern würde. So würden die Händler weiterhin Geschäfte verlieren, und das Land käme nicht vorwärts. Viele Befürworter der Proteste waren der Meinung, dass sich das Ziel verschoben habe und das Leben weitergehen müsse.
Es ist beunruhigend, aber durchaus möglich, dass die Proteste, die der Wirtschaft so viel abverlangt und so viele Menschenleben gefordert haben, für die Zukunft nur sehr wenig bringen könnten. Die Gemüter haben sich abgekühlt. Und doch waren diejenigen, die an der Macht sind, die um des Friedens willen verhandelt haben, Teil des Problems, gegen das die Jugend kämpfte.
Die nächste Wahl steht vor der Tür, im Jahr 2027. Einiges spricht dafür, dass alles wieder in den Standardmodus zurückgekehrt ist und die politische Klasse wieder fest im Sattel sitzt. Während die Demonstrationen hier und da ein paar Veränderungen ausgelöst haben könnten, haben viele das große Ganze aus den Augen und den Fokus verloren. Das Jahr 2027 könnte bestätigen, dass die auf der Straße verlorenen Menschenleben kein lohnendes Opfer waren.
Peter Theuri ist Journalist aus Nairobi (Kenia). Über das Austauschprogramm der Internationalen Journalisten-Programme (IJP) hat er kürzlich in Berlin gearbeitet.
Reuters: Tansanischer Oppositionspolitiker ermordet. Die Leiche eines hochrangigen tansanischen Oppositionsvertreters wurde am Rande der Handelshauptstadt Daressalam gefunden. Sein Körper wies Anzeichen von Schlägen auf und sein Gesicht war mit Säure übergossen worden, wie seine Partei Chadema mitteilte. Der Fall könnte dem reformorientierten Image von Präsidentin Samia Suluhu Hassan schaden, die als Nachfolgerin des vor drei Jahren verstorbenen John Magafuli versucht hat, politische Repression zu reduzieren. Hassan hat einige Schritte unternommen, um Beschränkungen für Medien und Opposition zu lockern, aber Menschenrechtsgruppen berichten, dass es weiterhin zu willkürlichen Verhaftungen kommt. Der Todesfall ereignet sich einen Monat nachdem die Polizei mehr als 500 Chadema-Anhänger, darunter auch die Parteispitze, festgenommen und kurzzeitig inhaftiert hatte.
Le Monde: Kandidaten beklagen “schwere Unregelmäßigkeiten” bei Wahlen in Algerien. Die drei Kandidaten der algerischen Präsidentschaftswahlen, darunter der offenbare Sieger, Präsident Abdelmadjid Tebboune, haben in einer überraschenden gemeinsamen Erklärung “erhebliche Unstimmigkeiten” bei den Ergebnissen der Wahlen vom Wochenende angeprangert. Tebboune erhielt mehr als 94 Prozent der Stimmen. Die Wahlbehörde hatte eine irreführende Zahl über eine “durchschnittliche Wahlbeteiligung” von 48 Prozent angegeben. Internetnutzer wiesen darauf hin, dass die offiziellen Zahlen eine Wahlbeteiligung von nur 23 bis 25 Prozent ausweisen.
BBC: Äthiopien rät von Invasion ab. Der äthiopische Premierminister hat davor gewarnt, dass jeder, der eine Invasion in sein Land plane, “zehnmal nachdenken” solle, bevor er dies tue, da jeder Angriff zurückgeschlagen würde. Abiy Ahmed richtete sich mit seinen Äußerungen nicht explizit gegen ein bestimmtes Land, aber sie fallen in eine Zeit wachsender Spannungen mit Somalia und Ägypten. Berichten zufolge plant Ägypten nach der Unterzeichnung eines Militärpakts die Entsendung von Truppen nach Somalia. Äthiopien ist besorgt über die mögliche Präsenz ägyptischer Soldaten an seiner Grenze.
The Republic: Die ungelösten Fragen der Sahelkrise. Trotz der Gründung der Ecowas vor einem halben Jahrhundert gibt es immer noch keine richtige institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen den westafrikanischen Ländern. Der Mainstreamdiskurs rund um die Ankündigung der Allianz der Sahelstaaten (AES) und ihren Rückzug aus der Ecowas berichtet über die Situation als Nullsummenspiel. Die Geschichte zeige jedoch, dass Allianzen nicht so eindeutig sind, schreibt Osivue Itseumah, und wirft die Frage auf, ob es wirklich so schlimm ist, dass drei afrikanische Militärs ihre Länder vom französischen Neokolonialismus befreien wollen.
Bloomberg: Südafrika umwirbt BYD. Der chinesische E-Autohersteller BYD hat laut Parks Tau, dem südafrikanischen Minister für Handel, Industrie und Wettbewerb, Interesse bekundet, in Südafrika zu arbeiten und zu investieren. Die Regierung sei sowohl mit BYD als auch mit anderen chinesischen Unternehmen aus der Elektroautoindustrie im Gespräch. Während der Verbrauchermarkt für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge in Afrika noch in den Kinderschuhen steckt, setzen chinesische Unternehmen im Bereich der Elektrofahrzeuge schon früh auf Investitionen, insbesondere in die Lieferkette. BYD ist in mehrere afrikanische Märkte eingetreten, darunter Tunesien, Ruanda, Marokko und Südafrika, und folgt damit einem ähnlichen Trend wie andere chinesische Automarken, darunter SAIC Motors und das kleinere Startup-Unternehmen Xpeng.
Bloomberg: Engie sieht Erneuerbare in Afrika reif für Konsolidierung. Der französische Energieversorger Engie SA rechnet mit weiteren Übernahmen in der Branche auf dem gesamten Kontinent. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr die erneuerbaren Energieanlagen eines Konkurrenten in Afrika für eine Milliarde Dollar aufgekauft. Engie möchte Projekte mit einer Leistung von insgesamt sieben Gigawatt entwickeln und plant gleichzeitig, einige Anlagen zu veräußern, da es sein Afrika-Geschäft auf drei Schlüsselmärkte konzentriert: Südafrika, Ägypten und Marokko.
China Global South Project: Was auf dem Focac versprochen wurde. Afrikanische Staats- und Regierungschefs sicherten sich auf dem Forum on China-Africa Cooperation (Focac) ein breites Spektrum an Zusagen zur Verbesserung der Zusammenarbeit in den Bereichen Infrastruktur, Landwirtschaft, Bergbau, Handel und Energie. Darunter Eisenbahnen in Kenia und Tansania, Solarkraft in Sambia, Avocados aus Simbabwe und Handelsabkommen mit Nigeria.
The Guardian: Senegals Regierung im Patt mit dem Parlament. Sechs Monate nach seinem Amtsantritt sind die Versprechungen des senegalesischen Präsidenten Diomaye Faye über weitreichende Veränderungen noch nicht in Erfüllung gegangen. Faye und sein Verbündeter, Premierminister Ousmane Sonko, geben dem Parlament die Schuld, in dem die Anhänger von Ex-Präsident Macky Sall noch immer eine Mehrheit haben. Am 4. September erklärte Sonko, Faye werde das Parlament in den kommenden Tagen auflösen, was den Weg für Wahlen ebnen würde. Das senegalesische Parlament kann erst dann vom Präsidenten aufgelöst werden, wenn es zwei Jahre lang getagt hat. Diese Schwelle wird am 12. September erreicht.
Jeune Afrique: “Die Biden-Regierung muss in Libyen intervenieren”. Seit dem Scheitern des Versuchs Khalifa Haftars, Tripolis einzunehmen, herrscht ein prekäres Gleichgewicht zwischen den konkurrierenden Konfliktparteien im Osten und im Westen Libyens. Die Entlassung von Sadiq al-Kabir, dem Gouverneur der libyschen Zentralbank, verdeutlicht, wie zerstritten die beiden Parteien noch immer sind. Die Zentralbank verwaltet bisher die Einnahmen aus dem Ölexport für beide Seiten. In einem Interview erklärt der Libyen-Experte Jalel Harchaoui vom Royal United Services Institute in London, warum er glaubt, dass Washington und Ankara eingreifen müssen, um die libyschen Parteien wieder an den Verhandlungstisch zu bringen.
The Intercept: Hochrangiger US-General traf Warlord Khalifa Haftar in Libyen. Ende August bereiste der ranghöchste US-Militärbefehlshaber in Afrika Libyen und traf sich unter anderem mit dem berüchtigten Warlord Khalifa Haftar, der den östlichen Teil des Landes kontrolliert. General Michael Langley, der Chef des US-Afrika-Kommandos (Africom), rief Haftar dazu auf, die Zusammenarbeit zwischen den USA und Libyen zu fördern. Haftar “äußerte den Wunsch, das sicherheitspolitische Engagement mit den USA zu erweitern”, heißt es in einer Africom-Pressemitteilung. Haftars Truppen werden Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Die größte Bewährungsprobe in seiner Karriere hat Abdelhamid Addou wohl hinter sich. Vor vier Jahren befand sich die marokkanische Fluggesellschaft Royal Air Maroc (RAM) im Zuge der Corona-Pandemie in einer existenzbedrohenden Finanzkrise. Addou musste die Flotte verkleinern und sechs Boeing 737-700 verkaufen. Das dürfte der RAM 30 bis 90 Millionen Dollar gebracht haben. Hinzu kamen interne Spannungen, die in einer schweren Auseinandersetzung mit den Piloten gipfelten.
Doch nun soll das Unternehmen auf Expansion umschalten. Sichtbares Zeichen: Addou, seit acht Jahren Vorstandsvorsitzender der RAM, kauft wieder groß ein. Denn die Flotte ist zu klein geworden. 52 Flugzeuge besitzt die RAM derzeit, mit denen sie aktuell 99 Reiseziele anfliegt, davon 32 in Afrika. Die meisten Maschinen kommen von Boeing, wobei die neun Dreamliner die Flaggschiffe der RAM sind. Aus Europa sind nur sechs ATR72-600 in Betrieb, die der französisch-italienische Hersteller ATR, ein Joint-Venture von Airbus und Leonardo, gebaut hat.
Damit zählt die RAM in Afrika zu den kleineren Fluggesellschaften. Ethiopian Airlines beispielsweise hat 121 Maschinen im Einsatz. Zugleich wird in Afrikas Flugverkehr heftig investiert. Im Sommer buchte Addou sieben Flugzeuge hinzu, um das Streckennetz kurzfristig auszubauen und die Zahl der Sitzplätze um 300.000 jährlich zu erhöhen.
Die gute Nachricht für Addou ist: Das reicht dem marokkanischen Parlament nicht. In einem Bericht fordern die Parlamentarier den Ausbau der Flotte bis zum Jahr 2037 auf 200 Flugzeuge. Und jetzt laufen schon die Spekulationen, wer wohl von diesem Großauftrag profitieren könnte. Für größere Maschinen ist die RAM Stammkunde bei Boeing. Die Abgeordneten wollen auch, dass die RAM die Kapazitäten im Inland ausbaut, um potenzielle Touristenorte besser zu erschließen. Damit ist wieder das Konsortium ATR im Spiel. Doch auch Embraer ist in diesem Segment stark.
Der Kauf der Maschinen ist schon ausgeschrieben. Doch die Details sind bisher nicht bekannt. Sicher ist nur, dass Addou eine Mischung aus Festbestellungen, Optionen, direkten Käufen und Dry Leases, also die Anmietung von Maschinen ohne Besatzung, anstrebt und dass er nicht nur den Bestand erhöhen, sondern auch die im Durchschnitt zehn Jahre alte Flotte modernisieren will.
Und noch eine Forderung dürfte Addou gerne hören. Das Parlament fordert die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und die Integration von Billigfluggesellschaften. Dabei war die RAM schon zu Beginn der 2000er-Jahre mit ihrer Low-Cost-Linie Atlas Blue gescheitert.
Für eine Kundenoffensive bringt Addou gute Voraussetzungen mit. 1972 in Rabat geboren, absolvierte er das Abitur am Lycée Descartes, der französischen Schule in der Landeshauptstadt, und studierte an der renommierten Technischen Hochschule École Mohammadia d’ingénieurs.
Sein Berufsweg führte ihn zu Procter & Gamble, Coca-Cola und Meditelecom, heute Orange Maroc, bevor er von 2008 bis 2013 die oberste Tourismusbehörde in Marokko leitete und anschließend die Tourismusaktivitäten in Essaouira führte. Im Jahr 2016 wurde er per königliches Dekret zum Vorstandsvorsitzenden von Royal Air Maroc berufen. Damit war er der jüngste CEO der Fluggesellschaft überhaupt.
Unklar ist, wie Addou die Expansion finanzieren soll. Der Staat hält 53,94 Prozent der Anteile, 44,1 Prozent der Staatsfonds Hassan II pour le développement. Die restlichen Anteile liegen wohl bei Qatar Airways, Iberia und diversen marokkanischen Teilhabern. So veröffentlicht das Unternehmen nur ausgewählte Zahlen, bisher auch keine 2023. Im Jahr 2022 erzielte die RAM-Gruppe einen Umsatz von umgerechnet 1,2 Milliarden Euro. Der operative Verlust ist 2022 von 221 Millionen auf 80 Millionen Euro gesunken.
Immerhin. Doch das reicht nicht, um aus eigener Kraft zu wachsen. Im Frühjahr 2016 zeigte sich Qatar Airways interessiert, bei der RAM mit 25 bis 49 Prozent einzusteigen. Sowohl Qatar als auch die RAM sind Mitglied der Flugallianz Oneworld, der auch British Airways, American Airlines oder auch Cathay Pacific angehören. Das eröffnet Optionen. Christian v. Hiller

Lagos und Accra gehören zu den zehn besten Städten in der Welt, wenn es ums Nachtleben geht. Die nigerianische Metropole Lagos schaffte es sogar auf Platz 6 und überholte Partystädte wie Rotterdam (Platz 7) oder Manchester (8) auf dem von dem globalen Magazin TimeOut kürzlich erstellten Ranking. Die ghanaische Küstenstadt Accra kam auf Platz 10.
Laut TimeOut, das in mehr als 300 Städten und fast 60 Ländern aktiv ist, ist derzeit Rio de Janeiro die beste Nachtpartystadt in der Welt, gefolgt von Manila und Berlin, das mit seiner “legendären Clubszene Techno-Partys und seinem Status als echte 24-Stunden-Stadt” von sich reden macht. In Lagos hingegen finden sich die Wurzeln des Afrobeats, der die Tanzflächen auf der ganzen Welt im Sturm erobert hat. 80 Prozent der Befragten finden, dass der nigerianische Ballungsraum Qualität habe, fast die Hälfte halten ihn für erschwinglich. “Diesen Sommer hat das Nachtleben in Lagos ein gewisses Thema angenommen”, sagt der Lagos-Autor Ade Adeniji. “Es gibt Veranstaltungen, die die reiche Geschichte unserer Stadt feiern, neben Nächten, die in die Zukunft blicken.”
In Accra befinden 66 Prozent das Nachtleben als qualitativ gut, 36 Prozent bezeichnen es als erschwinglich. Für die Einheimischen ist das Partyangebot “schön”, “friedlich” und “sicher”, vor allem in dem mit Bars gespickten Viertel Osu und am Labadi Beach, wo nächtelange Strandpartys gefeiert werden. In der Stadt dreht sich alles um Veranstaltungen im Freien. “Denken Sie an Dachbars, Open-Air-Konzerte, Live-DJ-Sets und Kunstfestivals”, sagt Accra-Experte Kofi Dotse. “Das Straßenleben ist noch immer so lebendig wie eh und je – an jedem beliebigen Abend finden Sie Straßen voller Essensstände und Musik. as