der Sieg des Newcomers Bassirou Diomaye Faye in der Präsidentschaftswahl des Senegals scheint einen friedlichen Ausgang der Verfassungskrise im Land bewirkt zu haben. Doch viele Fragen sind offen. Unsere Korrespondentin in Dakar, Lucia Weiß, gibt erste Antworten – sie sind deshalb so wichtig, weil dieses Land durch seine Nähe zum krisengeschüttelten Sahel so wichtig ist.
Das Bevölkerungswachstum in Afrika wird in erster Linie in den Städten stattfinden. Viele Länder auf dem Kontinent finden innovative Lösungen und entwickeln Smart Citys – mit ganz unterschiedlichen Idee und Konzepten. Andreas Sieren, unser Mann in Johannesburg, stellt sie uns vor.
Schließlich gründen die Ölförderländer in Afrika gerade eine neue Bank, die African Energy Bank. Sie ist eine Reaktion darauf, dass der Westen immer weniger Investitionen im Bereich fossiler Energie finanziert. Das bringt einen unerwarteten Partner dazu, sich in dieses Projekt hineinzuzwängen.
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Er ist der jüngste gewählte Präsident in Afrika – und ein politischer Neuling. Senegals neues Staatsoberhaupt Bassirou Diomaye Diakhar Faye steht in den nächsten Tagen vor großen Entscheidungen, die richtungsweisend für seine gesamte Amtszeit sein werden. Sein ungewöhnlicher Werdegang bietet schon jetzt Stoff für Legendenbildung. In zehn Tagen legte Faye den Weg vom Gefängnis in den Präsidentenpalast zurück. Die überwiegend junge Bevölkerung Senegals wählte ihn in der ersten Runde mit 54,3 Prozent der Stimmen ins Amt. Der Abstand auf Herausforderer Amadou Ba von der bisherigen Regierungsmehrheit war deutlich: Ba holte 35,8 Prozent der Stimmen.
Jetzt muss der neue Präsident sein Profil schärfen und liefern. “Die Erwartungen der Leute müssen schnell bedient werden”, sagt die politische Analystin und Journalistin Borso Tall im Gespräch mit Table Briefings. “Die Menschen im Senegal haben nicht für Faye gestimmt, sie haben für ihr eigenes Wohlergehen gestimmt. Und jetzt wollen sie diese Wahl auch spüren.”
Vor allem die hohen Lebenshaltungskosten machen den Menschen zu schaffen. Dakar, wo etwa 3,4 Millionen der rund 18,4 Millionen Senegalesen wohnen, gilt als eine der teuersten Städte in Afrika. “Ohne die Subventionen zum Beispiel für Kraftstoffe wäre alles noch teurer”, meint Tall weiter.
Die Inflation im Senegal ist bei Lebensmitteln besonders hoch. Sie dürfte im laufenden Jahr weiter zurückgehen, auf voraussichtlich 4,1 Prozent. 2022 erreichte die Teuerungsrate einen Spitzenwert von 8,4 Prozent und ging 2023 auf schätzungsweise 5,5 Prozent zurück. Die kommerzielle Nutzung der Öl- und Gasvorkommen lässt internationale Beobachter jedoch hoffen: Der IWF erhöhte seine BIP-Prognose für dieses Jahr auf 8,8 Prozent.
Die stark importabhängige Wirtschaft wird Faye auf jeden Fall nicht von heute auf morgen umbauen können. Die Verträge für Öl und Gas will Faye nachverhandeln, heißt es in seinem Wahlprogramm. Ob ihm dies rasch gelingen wird, ist ungewiss. Immerhin habe Faye andere Möglichkeiten für schnelle Maßnahmen, die ihm ein gutes Image ermöglichten, so Analystin Tall. “Das könnte die Stärkung des öffentlichen Transportwesens sein, zum Beispiel der Ausbau der Schiffsverbindungen von Dakar in die Casamance. Oder zum Schulanfang im Herbst etwas Kleines.”
Faye bemüht sich inzwischen betont, sich ruhig und versöhnlich zu zeigen – genauso wie der scheidende Präsident Sall, der offenbar sein politisches Erbe retten will. Faye und sein politischer Mentor Sonko besuchten Macky Sall vergangenen Donnerstag im Präsidentenpalast. Die Bilder zeigen Faye lächelnd, in enger Halbumarmung mit Sall, beim Handschlag dann mit ernsterer Mine. Auch Sonko lächelt fröhlich und gelöst.
Wie immer sorgte Salls Mannschaft, die ihre Social Media liebende Bevölkerung kennt, für eine schnelle und effektive Verbreitung der Bilder über etliche Whatsapp-Kanäle, Tiktok und dergleichen. Binnen Stunden zirkulierten die Fotos mannigfach in privaten Whatsapp-Statusanzeigen, als Profilfoto und mehr.
Die Harmonie scheint erstaunlich: Fast drei Jahre politische Unruhen mit Dutzenden Toten seit März 2021, die massenhafte Inhaftierung von Demonstranten, die zeitweise Abstellung des Internets, Sall, der Sonko und Faye ins Gefängnis brachte – und jetzt sind alle beste Freunde? Mitnichten. Allerdings gehört es zu Senegals politischer Kultur, den Anschein zu wahren und das Selbstbild als friedlichen und stabilen Ort in Afrika zu pflegen.
Die Bilder weisen außerdem auf zwei große Fragen hin, die Faye bis Ende der Woche beantworten will: Es ist zum einen die Frage, wie er das Land nach der politischen Krise versöhnen will und zum anderen die Frage nach der künftigen Rolle von Fayes Mentor Sonko. Diese dürfte unendlich schwieriger zu beantworten sein.
“Der Wahlslogan Diomaye ist Sonko, und Sonko ist Diomaye ist mehr als das”, meint Politikwissenschaftlerin Tall. Sie denkt, dass die Allianz zwischen den beiden Politikern halten wird. “Die beiden sind wie ein Körper mit zwei starken Gehirnen. Ich denke, Sonko und Diomaye sind ein echtes Team, das weiter zusammenarbeiten will.” Es sei angesichts der lauter werdenden Kritik an Sonko als übermächtiger Schatten sehr gut denkbar, dass er nicht offiziell Teil der Regierung werde. “Sonko könnte auch einfach Berater sein.” Doch wird sich Sonko mit dieser Rolle außerhalb des formalen Machtapparats abfinden?
Fest steht: Sonko bleibt. Nicht ohne Grund begleitete er den künftigen Präsidenten Faye zu Macky Sall, obwohl er keine offizielle Funktion innehatte. Die Partei Pastef wurde unter Sall verboten – was sich schnell ändern dürfte. Formal einen gewissen Abstand zu Fayes Regierung zu wahren, dürfte Sonko auch zupasskommen – für den Fall, dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden und die Stimmung sich verschlechtern könnte. Dann könnte er wieder ein mächtiger Oppositionspolitiker werden – allerdings in Opposition zu Faye.
Faye, der selbsternannte Gegner des Systems, kann seine Absichten bei der Regierungsbildung zeigen: “Zum Beispiel 15 Minister ernennen statt 30, und Ministerien zusammenlegen”, sagt Tall. Außerdem kann er für frische Gesichter sorgen. “Er darf nicht den Fehler machen, vielen Leuten aus dem Establishment öffentlich die Hand zu reichen”, meint Tall weiter.
Was die Versöhnung angeht, so muss sich der Senegal erst wieder als Rechtsstaat behaupten, findet der Aktivist Modiba Sissokho, der sich früher in der populären Jugendbewegung Y’en a marre engagierte. “Unter Macky Sall ist der Rechtsstaat dermaßen mit Füßen getreten worden, das kann man sich kaum vorstellen”, meinte Sissokho bei einer Diskussionsrunde in Dakar vergangenen Freitag. “Wir sprechen oft von denen, die bei den Protesten getötet wurden, aber nicht von den Verletzten.”
Analystin Tall sieht hier einen Ansatzpunkt für Fayes neue Regierung, schnell eine Geste der Versöhnung zu lancieren. “Faye kann rasch die Situation derer regeln, die noch immer im Gefängnis sitzen und nicht unter dem Amnestiegesetz freigekommen sind. Außerdem könnte er eine finanzielle Entschädigung an alle betroffenen Familien auszahlen. Das wäre ein Zeichen, das die Herzen der Menschen im Senegal anspricht.”
Seit Wochen ist in Johannesburg, Südafrikas Finanzmetropole, das Wasser knapp. Das System ist veraltet, Rohre brechen und müssen repariert werden, sehr zum Ärger der Bewohner der Stadt, die sich schon mit Stromausfällen und vielen Schlaglochlöchern auf den Straßen arrangieren müssen. Nicht so am Nordrand der Metropole, in Waterfall City, einer Smart City, in der alles autark funktioniert wie in einer Stadt in der westlichen Welt. Waterfall ist eine innovative Antwort auf afrikanische Städte, die sprunghaft wachsen und den Herausforderungen nicht mehr Herr werden: Überbevölkerung, schwächelnde Infrastruktur, unterentwickelte Verkehrssysteme und Umweltverschmutzung. “Afrikas Städte sind die am schnellsten wachsenden Städte der Welt”, schreibt die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) in einer Studie über die Urbanisierung Afrikas. “Sie sind die jüngsten und verändern sich schnell.”
Afrikas Zukunft wird in den Städten entschieden, denn die Verdopplung der Bevölkerung von heute rund 1,3 Milliarden Menschen auf 2,5 Milliarden im Jahr 2050 wird überwiegend in den Städten stattfiinden. Voraussichtlich 60 Prozent der Bevölkerung des Kontinents werden im Jahr 2050 in Städten leben. Mega-Metropolen wie Lagos, Kairo oder Kinshasa, alle mit zweistelliger Millionen-Bevölkerung, sind heute schon kaum mehr zu verwalten. Ähnlich verhält es sich in kleineren Städten wie Luanda, Daressalam oder auch Johannesburg. Das bremst das Wirtschaftswachstum.
Die Antwort sind Smart Citys, neue eigene Städte oder Stadtviertel, die sich durch moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen auszeichnen, zu denen eine moderne Infrastruktur, schnelles Internet, intelligente Verwaltung und Nachhaltigkeit zählen. Die Smart Cities bündeln neueste Technologie aus den verschiedensten Bereichen und fungieren als moderne Inseln, in denen Menschen unbeschwert arbeiten und leben können. Vorreiter auf dem Kontinent sind Ägypten, Nigeria, und Südafrika, aber auch Ruanda oder Kenia. Finanziert werden Smart Cities in der Regel durch Partnerschaften zwischen dem Privatsektor und der Regierung. Viele dieser Megaprojekte sind nicht weit gekommen und stecken in der Planung. Andere hingegen haben sich als innovative Erfolgsgeschichten einen Namen gemacht.
Der britische Schauspieler Idris Elba, dessen Wurzeln in Sierra Leone liegen, hat jetzt eine Vision für eine Smart City auf der Landzunge Sherbro Island südlich der Hauptstadt Freetown vorgelegt. “Es geht darum, eigenständig zu sein, eine Wirtschaft zu schaffen, die sich selbst ernährt und über Wachstumspotenzial verfügt”, sagte er der BBC. “Ich bin sehr daran interessiert, die Art und Weise wie Afrika betrachtet wird, neu zu definieren.” Die Idee: eine moderne Stadt am Strand in die unberührte Natur zu bauen, die wie eine Sonderwirtschaftszone Westafrika an die Welt anbindet. Baubeginn ist für Ende des Jahres vorgesehen.
Ägypten ist da schon Schritte voraus. Seit 2016 wird die “New Administrative Capital” gebaut. Die neue Verwaltungshauptstadt 50 Kilometer östlich von Kairo soll eines Tages Platz für 8,5 Millionen Menschen bieten. Die ägyptische Regierung ist bereits im vergangenen Jahr mit fast 50.000 Mitarbeitern dorthin gezogen. Mehr als 30 Wolkenkratzer sollen errichtet werden, darunter der Iconic Tower, Afrikas höchstes Gebäude. In der Nähe entsteht der neue Capital International Airport. Ägypten will in der neuen Stadt die Olympischen Spiele 2036 ausrichten.
Auch Eko Atlantic City in Lagos kommt voran. Seit dem Jahr 2013 wird auf 25 Quadratkilometern eine Smart City für 250.000 Menschen gebaut. Ziel ist es, ein nach Manhattan gestaltetes Finanzzentrum am Atlantik zu errichten. Etwas beschaulicher geht es in Ruanda zu, wo die Hauptstadt Kigali zur Smart City aufgerüstet wird, etwa im Stadtviertel Vision City. In Kenia, rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Nairobi an der Fernstraße nach Mombasa, soll seit dem Jahr 2008 die Konza Technopolis entstehen. Sie ist Teil von Kenias Vision 2030, dem nationalen Entwicklungsplan des Landes. Maßgeblich vorangetrieben hat sie der kenianische Außenminister Alfred Mutua, als dieser Gouverneur von Machakos County war, in dem Konza Technopolis entstehen soll.
Das 15 Milliarden US-Dollar schwere Projekt soll mit zuverlässiger Infrastruktur als IT-Hub Unternehmen und Investitionen anlocken. Ziel ist es auch, die 5,5 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Nairobi zu entlasten. Doch das staatliche Projekt kommt nicht voran. Es fehlt an Geld. Anders Tatu City: das Projekt finanzieren Privatinvestoren. Tatu City liegt zudem dichter an Nairobi und hat eine eigene Wasser- und Stromversorgung. Fast 25.000 Menschen leben und arbeiten bereits dort. “Wenn afrikanische Regierungen wollen, dass neue Städte funktionieren, müssen sie den Entwicklern mehr freie Hand lassen”, kommentierte der Economist.
Waterfall City im Norden von Johannesburg ist das Smart-City-Juwel des Landes und auch privat entwickelt worden. Die neue Stadt gewann zahlreiche internationale Preise. Hier findet man alles, was zum modernen und angenehmen Leben gehört: effiziente Bürogebäude, Schulen und ein Krankenhaus. Die Wohnviertel bieten schicke Häuser und Wohnungen für jeden Geldbeutel, inklusive Klubhäusern, Fitnesscentern und Poolanlagen, eine davon eine 270 Meter lange Lagune. Die üppigen Grünanlagen können zu Fuß oder per Mountainbike durchquert werden. Mit der Mall of Africa ist die beste Shoppingmall in Südafrika eingebunden.
Kürzlich bekam Waterfall einen 17 Millionen Euro teuren Upgrade. Mit der Investition biete die Provinz “bessere Infrastruktur und mehr Jobmöglichkeiten”, meint Waterfall-CEO, Willie Vos. Deutsche Unternehmen vor Ort sind unter anderem BMW, DHL und seit vergangenem Monat auch Eppendorf. Andere Smart Citys, die geplant werden, sind Lanseria Smart City am zweiten Flughafen von Johannesburg und die Mooikloof Mega City östlich von Pretoria.
Der Smart City-Traum von Idris Elba muss sich erst noch materialisieren. Denn andere ambitionierte Visionen verliefen im Sand, wie etwa Akon City des US-senegalesischen R&B-Singer Akon, der eine sechs Milliarden US-Dollar schwere Metropolis südlich von Dakar bauen wollte, als “Zufluchtsort für Afroamerikaner, die sich wieder mit ihren Wurzeln verbinden möchten.” Viel mehr als ein Willkommenszentrum ist fünf Jahre später nicht entstanden. Auch Hope City kommt nicht voran. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von zehn Milliarden Dollar liegt am Rande von Ghanas Hauptstadt Accra und sollte 2016 eingeweiht werden. Es kam aber nie zustande. Akright City in der Nähe von Ugandas Hauptstadt Kampala, ebenfalls ambitioniert, fiel nach Schulden und Skandalen zusammen wie ein Kartenhaus.
Warum war es Ihnen wichtig, das Thema in einem Film zu verarbeiten?
Wegner: Der Ausgangspunkt war ein Gespräch mit Ciraj Rassool, einem Historiker in Kapstadt. Er erzählte mir eine Geschichte über die Rückgabe sterblicher Überreste eines Paares aus Südafrika. Diese waren Anfang des 20. Jahrhunderts von einem österreichischen Forscher aus ihren Gräbern in Südafrika geraubt und nach Wien gebracht worden. Rassool gehörte zu dem Team, das für die Rückgabe der Gebeine kämpfte. Als ich zum ersten Mal davon hörte, dass die Nachfahren noch immer darum kämpfen, die menschlichen Überreste zurück in ihre Heimat zu überführen, war ich schockiert. Das ist etwas, worüber wir dringend sprechen müssen.
Mlay: Auch aus tansanischer Sicht gab es ein Bedürfnis, über das Thema zu sprechen. Uns war es wichtig, das Thema sowohl aus einem übergeordneten historischen Blickwinkel als auch aus der Sicht der Betroffenen zu betrachten. Auch in Tansania gibt es einen Erinnerungsbedarf. Die Geschichten über die Verbrechen werden in der Regel innerhalb der Familie aufbewahrt. In der Schule werden diese Geschichten in dieser Art nicht gelehrt. Über die Generationen drohen sie dann verloren zu gehen.
Warum haben Sie sich für eine deutsch-tansanische Koproduktion entschieden?
Wegner: Für mich war ganz klar, dass ich als weiße deutsche Filmemacherin diesen Film nicht allein machen konnte. Zu oft gibt es weiße Filmschaffende, die nach Afrika reisen und mit Geschichten von dort Geld verdienen. Das ist eine Fortschreibung der kolonialen Haltung. Da Deutschland aber so sehr Teil dieser Geschichte ist, müssen wir diese gemeinsam aufarbeiten. Meines Erachtens gibt es von deutscher Seite sogar eine Verpflichtung, über das Thema zu sprechen. Wir haben dieses Kapitel unserer Geschichte immerhin über hundert Jahre lang verleugnet. Wir müssen dieses Schweigen auf der deutschen Seite brechen. Ich will mich dieser Geschichte stellen und sie gemeinsam bewältigen.
Warum gibt es in Deutschland auch in den Schulen kaum Aufklärung über die Kolonialzeit?
Wegner: Es gibt eine Szene in unserem Film, in der wir Schulkinder in Potsdam genau das fragen. Einer dieser Jugendlichen sagt, wir schauen nie über Europa hinaus. Die afrikanischen Länder, die ehemaligen Kolonien, waren einst sehr weit weg. Es war leicht zu verleugnen, leicht zu vergessen. Das Gleiche sehen wir heute übrigens wieder mit der unterschiedlichen Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine oder zum Beispiel Geflüchtete aus Syrien. Es ist derselbe Rassismus, der immer noch existiert.
Passiert aber nicht gerade ein Umdenken in der Politik unter anderem durch die Entschuldigung von Bundespräsident Steinmeier im vergangenen Herbst?
Mlay: Die Entschuldigung des Bundespräsidenten hat die Tür geöffnet. Aber in unseren Traditionen bedeutet eine Entschuldigung zunächst nur eine Anerkennung des Gegenübers und das Eingestehen einer Schuld. Außerdem handelte es sich um eine Entschuldigung, die in der Folge keine rechtlichen Forderungen ermöglicht. Das ist keine echte Entschuldigung, wenn man nicht gleichzeitig bereit ist, für das Unrecht, das man begangen hat, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt geht es um Demut und die Geduld, denn es müssen jetzt die betroffenen Communitys und die tansanische Regierung diejenigen sein, die die Bedingungen für das weitere Vorgehen festlegen.
Gibt es Pläne, den Film auch in Tansania zu zeigen?
Mlay: Auf jeden Fall. Der Film wird in Daressalam und in ganz Tansania in die Kinos kommen. Außerdem wird es auch ein Wanderkino geben, mit einer großen, mobilen Leinwand. So können wir den Film auch den betroffenen Communitys zugänglich machen und es wird die Möglichkeit geben, Diskussionen zu führen. Wir wollen den Film auch an Universitäten und in Schulen in ganz Tansania zeigen. Noch immer ist es nicht leicht, afrikanische Filme auf dem Kontinent zu vertreiben. Filme, die von afrikanischen Filmschaffenden gemacht werden, werden zu oft nicht von ihrem eigenen Publikum gesehen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war König Charles III. auf offizieller Reise in Nairobi. Ein Besuch lag ihm besonders am Herzen. Er wollte bei Burn vorbeischauen, dem weltweit größten Hersteller moderner Öko-Öfen. Auch für Gründer Peter Scott war es ein besonderer Termin. Vor zwei Jahrzehnten erhielt er einen Umweltpreis von Prinz Charles. “Das war der Startschuss meiner Karriere”, sagt Scott heute.
Damals war Burn eine Idee. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für klimafreundliches Kochen. Burn produziert in Afrika und das zu niedrigeren Kosten als in China, wie Scott erzählt. In Kenia betreibt Burn zwei Fabriken. In Ghana, Tansania, Nigeria und Sambia stehen Montageeinrichtungen. 400.000 Stück im Monat baut das Unternehmen. Das sind mehr als mehr als vier Millionen im Jahr. Eine riesige Zahl, und doch nur der Anfang, wie Scott hofft. Gerade baut Scott eine Fabrik in Kinshasa.
Fast alle Öfen funktionieren mit Holzkohle. Die kommt direkt aus dem Regenwald, dem zweitgrößten der Welt. “Die meisten Familien, um die 90 Prozent, kochen wie vor 100 Jahren”, sagt Scott. Das heißt für ihn aber auch: Das Marktpotenzial ist enorm.
Für Peter Scott war es ein langer Weg. Die Idee hatte Scott als Entwicklungshelfer, unter anderem für die GIZ. 1990 reiste er durch den Kongo (damals Zaire) und sah den hohen Verbrauch von Regenwaldholz in den damaligen Öfen. Und er fand eine Mission: Leben und Wälder zu retten. Doch sowohl die Technologie als auch die Investitionen hinkten lange hinterher.
Bis zur Produktion sollten Jahre vergehen. Irgendwann verließ Scott den Job als Entwicklungshelfer und machte sich selbstständig. Scott investierte seine Ersparnisse in Burn und holte Ingenieure und Designer hinzu. Seit zehn Jahren produziert die vertikal integrierte und mit Solarenergie versorgte Fabrik in Ruiru bei Nairobi brennstoffsparende Herde.
Inzwischen sprechen die Zahlen für sich: Knapp 4,4 Millionen Öko-Öfen sind in Betrieb. 21 Millionen Tonnen CO2 wurden dadurch gespart. Summiert sparen die Haushalte dadurch fast 690 Millionen Dollar ein. Um die 6.000 Jobs sind direkt und indirekt entstanden.
Die deutsche NGO Atmosfair, die sich auf CO2-Kompentationen konzentriert, kommt in Nigeria auf 20.000 Tonnen jährliche CO2-Einsparung – auch viel, aber ein Bruchteil dessen, was Scott mit Burn erreicht. Bei der COP28 in Dubai wurde Burn mit dem Energy Transition Changemakers Award ausgezeichnet.
Kohle und Holz – oft aus dem Regenwald – sind weiterhin wichtige Energiequellen für die Küchen afrikanischer Haushalte. Das belastet den Regenwald stark, schädigt aber auch die Gesundheit zahlloser Kinder und Frauen. Denn oft wird mit Holzkohle in Hütten gekocht. Der dabei entstehende Rauch ist lebensgefährlich. Klimaschutzprojekte wie Carbon-Connect helfen, aber in überschaubareren Mengen.
Burn Manufacturing dagegen hat seit Gründung rund 100 Millionen Dollar in sein Wachstum investieren können. Kürzlich kam eine grüne Anleihe von zehn Millionen Dollar hinzu, um in Kenia zu expandieren. Gleichzeitig plant Scott weitere Montagewerke quer über den Kontinent.
“Jeder von uns produzierte Herd ist ein Katalysator für den Fortschritt, der es Haushalten ermöglicht, Zeit und Geld zu sparen und gleichzeitig saubere Energie für alle Nutzer bereitzustellen”, sagt Scott. Die bisher verteilten Kochherde hätten das Leben von 22 Millionen Menschen verbessert.
Leap Frog nennt Scott das Phänomen, das schon oft in Afrika zu beobachten war. Auch die brennstoffsparenden Öfen könnten Afrika dazu verhelfen, eine Technologiestufe zu überspringen. Dabei soll es Scott helfen, dass er sein Geschäftsmodell den Konsumenten leicht erklären kann.
Ursprünglich zahlten die Haushalte 40 Dollar für einen effizienten Holzherd. Aber durch die Kohlenstoff-Finanzierung stehen jetzt nur noch drei Dollar auf ihrer Rechnung. Die durch ihre Öfen eingesparten Kohlendioxid-Emissionen werden über einen Zeitraum von sieben Jahren abgerechnet. Klima-NGOs beispielsweise, die Ausgleichszahlungen für den Ausstoß von CO2 von Autos oder Flugzeugen anbieten, gleichen die Rechnungen aus.
Mittlerweile ist Gründer Scott in Nairobi heimisch geworden. Er sieht die Metropole als einer der dynamischsten Städte Afrikas an. Neuerdings baut er mit einer Gruppe Gleichgesinnter neue Mountainbike-Pfade – noch ein neuer Lifestyle für Nairobi.
Um den Sitz der künftigen African Energy Bank ist ein intensiver Wettbewerb entbrannt. Sieben afrikanische Länder haben ihre Kandidatur bekundet: klassische Ölförderländer wie Nigeria, Ägypten, Südafrika und Algerien, aber auch Benin, Elfenbeinküste und Ghana. Nachdem Ghana schon das Sekretariat der AfCFTA beherbergt, sieht der ghanaische Energieminister Matthew Opoku Prempeh sein Land in einer “Pole-Position“. Doch selbst Venezuela bemüht sich darum, die neue Förderbank zu beherbergen. Die Frage ist, mit welchen Argumenten Präsident Nicolás Maduro die Bank über den Atlantik locken will.
Die Zeit drängt jedenfalls. Noch im Juni dieses Jahres soll die neue African Energy Bank mit einem Eigenkapital von fünf Milliarden Dollar an den Start gehen. Die Eigenmittel sollen alle 18 Mitgliedsländer der African Petroleum Producers Organization (APPO) zu gleichen Teilen aufbringen. Im März hätte die Entscheidung über den Sitz fallen sollen. Das Joint Venture zwischen der Afrexim Bank und der APPO verfolgt das Ziel, die Finanzierung von Förderprojekten im Erdöl- und Gassektor zu erleichtern. Die APPO hob nach einem Treffen in Lagos Mitte Februar besonders Projekte wie den Bau von Gas-Pipelines hervor.
“Wir fokussieren uns jetzt darauf, das Zentralafrikanische Gaspipeline-System CAPS, das elf afrikanische Länder verbinden wird, zu realisieren” sagte der Generalsekretär der APPO Omar Ibrahim und stellte fest, dass Projekte wie die Transsahara-Gaspipeline zurückgestellt sind. Pipeline quer durch die Sahara war jahrzehntelang unter europäischer Führung geplant und sollte Erdgas aus Nigeria durch die Sahara über Algerien nach Europa leiten. Ein weiterer Versuch des russischen Energiekonzerns Gasprom ist ebenfalls abgebrochen worden. Die nigerianische Tochtergesellschaft von Gasprom wurde mittlerweile liquidiert.
Die neue Bank ist auch eine Antwort darauf, dass sich in Europa und den USA viele Banken wie auch Förderinstitute unter dem Druck zu nachhaltigen Geldgeschäften aus der Finanzierung von Projekten im Bereich fossiler Energie zurückziehen. “Während die entwickelte Welt ihre Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zur Bekämpfung des Klimawandels verstärkt, steht Afrika vor der anhaltenden Herausforderung der Energiearmut“, sagte Ibrahim weiter.
Aus diesem Grund wollen die erdölproduzierenden Länder in Afrika andere Finanzressourcen mobilisieren. So hatte die APPO im Januar 2019 die Entwicklungsfinanzinstitution Africa Energy Investment Corporation (Aeicorp) gegründet. Die Aeicorp hat ein genehmigtes Kapital von einer Milliarde Dollar. Ihr Ziel ist es, privatwirtschaftliche Mittel für die Entwicklung im Bereich der Energieinfrastruktur in Afrika zu mobilisieren. Dabei soll sie ausdrücklich, weiteres Kapital mobilisieren und nach Afrika locken.
Aeicorp-Geschäftsführer Zakaria Dosso gab kürzlich bekannt, dass Ghana kürzlich etwas mehr als 20 Millionen Dollar bei der Aeicorp eingezahlt hat. Offen ist, ob dies bei der Kandidatur um den Sitz der African Energy Bank helfen wird. Jedenfalls ist Ghana nach Nigeria und Angola der dritte afrikanische Staat, der einen finanziellen Beitrag leistet. Nigeria und Angola hatten im vergangenen Jahr jeweils zehn Millionen Dollar zur Finanzierung der Aeicorp eingezahlt. hlr
Afrikanische Länder sollten bei den Regierungsverhandlungen über die Entwicklungszusammenarbeit mit Deutschland die Berufsbildung nach oben auf die Agenda setzen, forderte Anette Kasten, Fachkräfteexpertin der GIZ beim Africa.Table Live Briefing am vergangenen Mittwoch: “Wenn das Thema bei diesen Verhandlungen in den Mittelpunkt rücken, folgt eine bessere Finanzierung in diesem Bereich.”
Trotz des großen Arbeitskräftepotenzials würden gut ausgebildete Fachkräfte auf dem Kontinent fehlen, bestätigte auch Norbert Völker, Leiter der Initiative “Fachkräfte für Afrika” des VDMA. Daher investiere der VDMA mit mehreren Ausbildungszentren in verschiedenen afrikanischen Ländern. “Unsere Mitgliedsunternehmen sind überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen, die ihre Maschinen an Unternehmen in Afrika verkaufen wollen. Dafür braucht es gut ausgebildete Fachkräfte vor Ort, die die Maschinen bedienen können“, so Völker.
Gleichzeitig nehme das Thema Fachkräftemigration unter den Auszubildenden in den afrikanischen Ländern zu, erklärte Matti Tomingas von der Handwerkskammer Koblenz. Tomingas leitet ein Berufsausbildungsprojekt in Ostafrika. Dabei stehe Deutschland hoch im Kurs – und das, obwohl Deutschland aufgrund seiner komplizierten Einwanderungspolitik bislang kaum Fachkräftezuwanderung aus Afrika ermöglicht. dre
Die Regierung von Äthiopien hat angekündigt, bis 2030 fast eine halbe Million elektrische Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Der strategische Plan, der jetzt veröffentlicht wurde, beschreibt den Übergang des Landes zur Elektromobilität. Eine ursprüngliche Version, die jetzt revidiert wurde, sah nur rund 150.000 E-Autos und 50.000 E-Busse vor. Laut einer Mitteilung des Verkehrs- und Transportministeriums will die Regierung insgesamt 439.000 E-Fahrzeuge innerhalb von zehn Jahren einführen.
Verschiedene Anreize hat die Regierung bereits geschaffen, um den Übergang zur E-Mobilität zu erleichtern. So hat sie die Steuern auf importierte Fahrzeuge auf 15 Prozent reduziert, bei teilweise vor Ort gefertigten Fahrzeugen sind es nur fünf Prozent. “Die eingeführte Steuererleichterung für die Einfuhr von Elektrofahrzeugen, die im Vergleich zur Steuer auf benzinbetriebene Fahrzeuge deutlich geringer ist, soll die Elektromobilität im Land fördern”, meint Bareo Hassan, Verkehrs- und Transportminister von Äthiopien.
Die Regierung plant auch mehr als 2000 E-Ladestationen in Äthiopien zu errichten, die Hälfte davon allein in der Hauptstadt Addis Abeba. Vor zwei Wochen nahmen bereits die ersten E-Busse den Betrieb auf. E-Minivans gibt es schon länger.
Derzeit sind auf Äthiopiens Straßen geschätzte 1,2 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs, viele davon Gebrauchtimporte und älter als 20 Jahre, die vor allem in den Städten die Luft verpesten. Das Land muss jedes Jahr große Summen von Devisen aufbringen, um die notwendigen Benzinimporte zu bezahlen. 2023 allein waren es sechs Milliarden US-Dollar, die Hälfte davon entfielen auf Fahrzeuge.
Die äthiopische Regierung ermutigt Unernehmen, in die E-Mobilität des Landes zu investieren. Eine davon, Belayneh Kindie Metal Engineering Complex, importiert schon Komponenten vom chinesischen Busunternehmen Golden Dragon, das auf Luxusbusse und Minivans spezialisiert ist.
“Seit Mitte 2023 haben wir komplett zerlegte Elektrofahrzeuge importiert, 216 elektrische Kleinbusse zusammengebaut und sie dem äthiopischen Markt zur Verfügung gestellt”, sagte Besufekad Shewaye, Chef des äthiopischen Unternehmens, der in dem Sektor große Wachstumschancen sieht. as
Am Montag ist die Staatssekretärin im BMZ, Bärbel Kofler, zu einer siebentägigen Reise nach Elfenbeinküste und Sierra Leone aufgebrochen. Schwerpunkte der Reise soll nach Angaben des Ministeriums die Eindämmung terroristischer Gefahr, Armut und die Schaffung neuer Jobs sein. In Elfenbeinküste steht daher unter anderem die Einweihung des ersten Solarkraftwerks des westafrikanischen Landes auf dem Programm.
In Sierra Leone will die Staatssekretärin mit Regierungsvertretern neben den Themen Sicherheit und Jobförderung auch über die Demokratisierung im Land sprechen. Ende 2023 kam es zu Angriffen auf Militäreinrichtungen. Laut Regierungsvertretern habe es sich dabei um einen versuchten Staatsstreich gehandelt.
Nach den zahlreichen Putschen in den Ländern der Sahelzone hat die Bundesregierung in ihrer Sahel-Plus-Strategie das Augenmerk auf die Küstenländer Westafrikas gelegt. So ist die Elfenbeinküste mit 347 Millionen Euro an bilateralen Hilfen im Zeitraum zwischen 2021 und 2023 das Hauptempfängerland deutscher Entwicklungszusammenarbeit in der Region. Der Fokus auf die Küstenländer soll einerseits die staatlichen Strukturen dort stärken und gleichzeitig ein Überschwappen des islamistischen Terrors aus der Sahelzone verhindern. Der Fokus auf die westafrikanischen Küstenländer schlägt sich auch in den Reisen der Entwicklungsministerin nieder. Svenja Schulze hat in diesem Jahr bereits Nigeria und Benin besucht. Zudem reise die Ministerin nach Burkina Faso. dre
Seit Beginn des Jahres wurden in verschiedenen Teilen Afrikas steigende Fälle von Cholera, Masern, Dengue-Fieber, Lassa-Fieber, Meningitis, Chikungunyafieber, Affenpocken, Diphterie und dem West-Nil-Virus registriert. In Afrika gab es 44 Krankheitsausbrüche, die zu 104 aktiven epidemischem Notfällen beitrugen. Das geht aus einem Bericht des Africa Centre for Disease Control and Prevention (Africa CDC) hervor. Die meisten Krankheiten brachen in Nigeria und der DR Kongo aus.
Cholera wurde in diesem Jahr in 15 Ländern auf dem Kontinent gemeldet, besonders in Äthiopien, der DR Kongo, Mosambik, Sambia und Simbabwe. Es gab 8840 bestätigte und 45939 Verdachtsfälle. Sambia hatte mit 577 die meisten Cholera-Tote, gefolgt von Simbabwe mit 182 Toten.
Fälle von Masern wurden fast auf dem ganzen Kontinent festgestellt, vor allem in Angola, Kamerun, dem Chad, der DR Kongo, Somalia und Sambia. Laut Africa CDC gab es 1977 bestätigte Fälle und 885 Todesfälle sowie 37768 Verdachtsfälle. Am stärksten betroffen ist Sambia mit 703 Todesfällen, wo die Masern-Impfquote niedrig ist.
Seit Beginn des Jahres haben vier afrikanische Länder 268 bestätigte Fälle von Affenpocken und 3023 Verdachtsfälle gemeldet. Allein in der DR Kongo wurden 249 Todesfälle des Virus registriert, das auch 2022 erstmals in Deutschland auftrat. In der ersten Märzwoche meldeten Behörden Fälle in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, der Republik Kongo und der DR Kongo. Zusammen mit Partnern, wie der WHO und Regierungen, intensiviert Africa CDC weiterhin “die Überwachung und die aktive Fallsuche” in den betroffenen Gebieten.
Diphterie wurde in diesem Jahr bisher in diesen Ländern gemeldet:
In sechs Ländern wurde Dengue-Fieber festgestellt, darunter im Tschad (993 Fälle), Äthiopien (1725 Fälle und 2 Todesfälle), und Mali (1909 Fälle).
An Lassa-Fieber erkrankten 4657 Menschen seit Beginn des Jahres, 130 Menschen starben. Die Krankheit trat bisher in diesen Ländern auf:
Mali hat zudem 83 Verdachtsfälle einer bakteriellen Meningitis registriert, 19 davon bestätigt. In Nigeria gibt es 101 bestätigte Fälle, 1770 Verdachtsfälle und 157 Todesopfer.
Eine wesentliche Ursache in der Ausbreitung von Infektionskrankheiten sieht das Africa CDC im schwachen Gesundheitswesen auf dem Kontinent: “Die meisten afrikanischen Länder kämpfen damit, einen nachhaltigen und gleichberechtigten Zugang zu den Gesundheitsprodukten zu gewährleisten, die zur Deckung der vorrangigen Gesundheitsbedürfnisse des Kontinents erforderlich sind”, heißt es in einer Erklärung. Auffallend ist, dass sich Infektionskrankheiten in einigen wenigen Ländern besonders häufen, besonders in Ländern mit geschwächten Institutionen. In diesen sind die Möglichkeiten, einer Ausbreitung Infektionen früh und energisch entgegenzutreten, besonders schwach ausgeprägt. Somit wäre es eine Voraussetzung zur Bekämpfung dieser Krankheiten, das Gesundheitswesen in diesen Ländern zu stärken. as
The Guardian: Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Globalen Süden ist “neue Form des Kolonialismus”. Internationale Pflegeexperten kritisieren die Abwerbung von Pflegekräften aus Ländern des Globalen Südens nach Großbritannien und in andere Industrienationen. Diese führe zu Engpässen in der Patientenversorgung. Bei einem Branchenkongress in Ruanda hieß es, mit der Abwerbung der Fachkräfte würde eine neue Form der Abhängigkeit geschaffen. Die WHO will mit einer Roten Liste eigentlich die Abwerbung von Personal aus Ländern mit anfälligen Gesundheitssystemen verhindern.
Financial Times: Preise für Kakao steigen stark. Der Preis für eine Tonne Kakao ist vergangene Woche erstmals über die Marke von 10.000 US-Dollar gestiegen. Grund dafür sind schlechte Ernten nach schweren Regenfällen und Pflanzenkrankheiten in Ghana und der Elfenbeinküste. Es ist das dritte Jahr in Folge akuter Kakao-Knappheit. Der Preisanstieg ist allerdings enorm. Vor zwei Monaten lag der Preis für eine Tonne Kakao noch bei 5000 Dollar.
The Intercept: Pentagon verweigert Auskunft über US-trainierte Putschisten. Das US-Verteidigungsministerium hat eine Berichtsfrist gegenüber dem Kongress verstreichen lassen. Laut einem im Dezember 2023 verabschiedeten Gesetz hätte das Pentagon Rechenschaft über von den USA ausgebildete Militärs ablegen müssen, die in Afrika an Staatsstreichen beteiligt waren. Mindestens 15 US-trainierte Offiziere waren an zwölf Coups im Sahel und in Westafrika beteiligt.
The Intercept: USA suchen Nähe zu Äquatorialguinea. Die Biden-Regierung bemüht sich um ein Engagement auf höchster Ebene mit einer der repressivsten Regierungen Afrikas. Im Februar haben US-Spezialeinheiten medizinisches Hilfsmaterial nach Äquatorialguinea geliefert. Zuvor hatten bereits mehrere hochrangige Offizielle den Präsidenten Teodoro Obiang Nguema Mbasogo besucht. Die US-Regierung sorgt sich um möglichen chinesischen Einfluss im Atlantikraum. In einem Pentagon-Bericht aus dem vergangenen Jahr war Äquatorialguinea als möglicher Standort für eine künftige chinesische Marinebasis genannt worden.
Africa Report: Zenith Bank bekommt ihre erste Vorstandsvorsitzende. Die Zenith Bank, drittgrößte Bank Nigerias nach dem Börsenwert, bekommt 34 Jahre nach ihrer Gründung ihre erste Vorstandsvorsitzende. Adaora Umeoji löst Ebenezer Onyeagwu an der Spitze der Bank ab.
Business Live: Wer wird nun für Steinhoff zahlen? Wie ein Mafioso, der sich weigert, mit den Behörden zu kooperieren, schwieg Markus Jooste laut der südafrikanischen Wirtschaftszeitung Business Live bis zu seinem Freitod und nahm seine Geheimnisse mit ins Grab. Nun ist offen, wer sich für den spektakulären Betrug verantworten muss.
Africa News: Togos Opposition ruft zu Protesten gegen Verfassungsänderung. Die Opposition in Togo hat gegen die geplante Abschaffung der Präsidentschaftswahlen protestiert. Vergangene Woche hatte das Parlament beschlossen, dass der Präsident künftig vom Parlament und nicht mehr von der Bevölkerung gewählt werden soll. Die Opposition sieht darin einen Versuch von Präsident Faure Gnassingbé, seine Amtszeit zu verlängern. Zudem soll das Amt eines Präsidenten des Ministerrats geschaffen werden. Dieser soll im Gegensatz zum Präsidenten unbegrenzt wiedergewählt werden können. Da das Präsidentenamt künftig auf eine Amtszeit begrenzt sein soll, könnte Gnassingbé alternativ als Ministerratspräsident auf unbegrenzte Zeit an der Macht bleiben, fürchtet die Opposition.
Al Jazeera: USA evaluieren Beziehungen zu Südafrika. Das US-Repräsentantenhaus prüft einen Gesetzentwurf, demnach die Beziehungen zu Südafrika neu bewertet werden sollen. Hintergrund sind die diplomatischen Spannungen durch Südafrikas Positionierung im Gaza-Krieg. In dem Gesetzentwurf heißt es laut Al Jazeera, Südafrika habe trotz seiner selbsterklärten Blockfreiheit mit der von den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas zusammengearbeitet. Zudem werden die Beziehungen des Landes zu Russland und China kritisch bewertet. Sollte das Repräsentantenhaus dem Gesetz zustimmen, muss Präsident Biden der Kammer innerhalb 120 Tagen einen Bericht zur Neubewertung vorlegen.
RFI: Malis Parteien fordern Fortschritte bei Übergangsprozess von Junta. Vergangene Woche ist erneut die von der Militärjunta in Mali selbst gesetzte Übergangszeit zur Rückkehr zu einer demokratischen Regierung verstrichen. Die Übergangszeit hält nun schon seit dem ersten Putsch im August 2020 an. In einer breiten Koalition aus Oppositionsparteien und der Junta gegenüber unkritischeren Parteien gibt es jetzt die Forderung, einen konkreten Übergangsplan vorzulegen, der maximal sechs Monate dauern soll.
BBC: ANC scheitert an Verbot der Zuma-nahen MK-Partei. Die vom ehemaligen südafrikanischen Präsidenten unterstützte Partei uMkhonto we Sizwe (MK) darf an den Parlamentswahlen Ende Mai teilnehmen. Das entschied ein Gericht in Südafrika, nachdem der regierende ANC, dem Zuma einst vorsaß, ein Verbot angestrebt hatte. Der ANC fürchtet, weitere Stimmen an die MK zu verlieren.
Arabian Gulf Business Insight: Taqa aus Saudi-Arabien will Investitionen in Ägypten vervierfachen. Das saudische Energieunternehmen Industrialization and Energy Services Company (Taqa) plant, die Investitionen in Ägyptens Energiesektor in den nächsten zwei Jahren zu vervierfachen. Taqa hat bereits Verträge mit 20 Ölunternehmen für die Wartung und Vorbereitung von Bohrlöchern in der westlichen Wüste Ägyptens abgeschlossen und plant nun den Einstieg in Meeresbohrungen in Ägypten.
Ghanas Vizepräsident will mehr werden. Am 4. November wurde Mahamudu Bawumia im Alter von 60 Jahren Präsidentschaftskandidat der New Patriotic Party (NPP). Am 7. Dezember wählen die Ghanaer einen Nachfolger für Präsident Nana Akufo-Addo und ein neues Parlament. Wenig überraschend gewann Bawumia die Vorwahlen der NPP mit 61,4 Prozent der Stimmen. Wenn manche ihn als “Außenseiter” betrachten, so wurde sein Sieg über einen langen Zeitraum vorbereitet.
Nach einer brillanten akademischen Ausbildung in Großbritannien, einer frühen Karriere im Westen und einem Doktortitel der Simon Fraser University in Vancouver in der Tasche begann Bawumia im Jahr 2000 als Ökonom bei der Zentralbank von Ghana. Rasch bekam er dort den Spitzennamen “Adam Smith von Walewale” – Walewale liegt gut 100 Kilometer nördlich seiner Geburtsstadt Tamale in der Region Nordost. In Kperiga nahe Walewale sind auch seine Eltern beerdigt. In nur fünf Jahren hat Bawumia in der Zentralbank die Karrierestufen genommen: Ökonom, Chef-Ökonom, Sonderassistent des Gouverneurs der Zentralbank, Paul Amoako Acquah.
Bawumia liebt Zahlen und stützt seine Gedanken gerne auf Statistiken. Sein technokratischer Stil zog rasch die Aufmerksamkeit des damaligen Präsidenten John Agyekum Kufuor auf sich. Dieser berief Bawumia in den Vorstand von Ghana Telecom. Dann wurde er Ko-Vorsitzender des Koordinierungsausschusses, der die schwierigen Verhandlungen mit dem IWF im Rahmen der Schuldeninitiative für die hochverschuldeten Entwicklungsländer (HIPC) führte. Diese sollten 2007 einen Schuldenerlass von fast vier Milliarden US-Dollar bringen. Im Juni 2006 kamen hohe Weihen, als Präsident Kufuor den Ökonom zum Vizegouverneur der Zentralbank ernannte.
Im Jahr 2008, mitten in den Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahlen, bat der neue Fahnenträger der NPP, Nana Akufo-Addo, den Ökonom, sein Kandidat zu werden. Die Anfrage kam unerwartet – der verblüffte Notenbanker lehnte den Vorschlag zunächst mit der Begründung ab, er sei kein Politiker. Doch nach reiflicher Überlegung nahm er das Angebot an, denn diese Rolle im Wahlkampf empfand er als Chance, seinem Land zu dienen. Schließlich tauschte er sein Amt als stellvertretender Gouverneur der Zentralbank von Ghana gegen das des Kandidaten für die Vize-Präsidentschaft.
Die Ernennung eines “Außenseiters” löste in der NPP heftige Kritik an Nana Akufo-Addo aus, und zwar aus zwei Gründen: Bawumia war kein Mitglied der Partei und, als ob das nicht genug wäre, auch nicht sein Vater. Der verstorbene Anwalt Alhaji Mumuni Bawumia, Vorsitzender des Staatsrates von 1992 bis 2000, war Mitglied der NDC, des schärfsten Konkurrenten der NPP. Die Berufung Bawumias brachte das bis dahin funktionierende Politikgefüge durcheinander. Doch Nana Akufo-Addo ließ sich nicht einschüchtern. Am 7. Januar 2017 wurde Bawumia sein Vize-Präsident.
Der von Natur aus diskrete Ökonom zeichnete sich durch seine Loyalität und unerschütterliche Hingabe an seinen “Boss”, wie er ihn oft nennt, aus. In 16 Jahren war er vier Mal Kandidat für die Vize-Präsidentschaft. Das gab es nie zuvor in der Geschichte Ghanas. Er unterstützte Nana Akufo-Addo – während der Wahlniederlagen 2008 und 2012 wie auch bei den Siegen 2014 und 2016. Gemeinsam mit seiner Frau Samira Bawumia durchkämmte er den Norden das Landes, um die NDC aus ihren traditionellen Hochburgen zu verdrängen. Der Mann hat immer seine Rolle gespielt, diskret hinter Nana Akufo-Addo.
Bawumias Mentoren sind feste Größen in der ghanaischen Politik. Der erste war der ehemalige Präsident Kufuor. Dieser sagte öffentlich, die ghanaische Nation solle sich glücklich schätzen, einen Sohn wie Alhaji Dr. Mahamudu Bawumia zu haben. Er sei “ein verantwortungsbewusster und erfahrener Politiker”. Solche lobenden Worte, ausgesprochen von einem der angesehensten Männer Ghanas, konnten dem Image des Präsidentschaftskandidaten nur zuträglich sein.
Bawumia kann sich auch der Unterstützung einer zweiten einflussreichen Persönlichkeit im Land rühmen: des Königs der Ashanti, Otumfuo Osei Tutu II., der ihn angeblich als seinen Adoptivsohn betrachtet und sogar “Prinz Nana Agyeman” getauft hat, ein starkes Symbol seiner Zuneigung zu ihm.
Schließlich steht ihm sein “Boss”, Nana Akufo-Addo, zur Seite. Auch wenn der Präsident es nicht öffentlich zum Ausdruck brachte, ist dies für alle im Land ersichtlich. Das birgt das Risiko, die Spaltung innerhalb der bereits geschwächten NPP zu vertiefen. Es bestätigt jedoch vor allem das Gerücht, dass Nana Akufo-Addo versucht, seinen “Kronprinzen” an die Spitze des Landes zu bringen.
Ironischerweise hätte sich ein Versuch, Bawumia zu verhindern, leicht gegen Nana Akufo-Addo wenden können. Die NPP steht nämlich ohnehin im Verdacht, die Partei der Akan, der ethnischen Mehrheit im Land zu sein, die überwiegend im Süden lebt. Es wäre nicht gut angekommen, wenn sich der amtierende Präsident dem Vorwurf ausgesetzen würde, einen Vertreter des Nordens verhindern zu wollen. Stéphanie Asare
Wie jedes Jahr zum Osterwochenende waren in Südafrika wieder bis zu 50.000 Minibus-Taxis auf den Straßen unterwegs. Ostern ist nach Weihnachten die wichtigste Reisezeit in dem Land am Kap. Vor allem Pilgerfahrten unzähliger Kirchengruppen sorgen für eine Völkerwanderung.
Viele der Minibus-Taxis hatten den Ort Moria in der Provinz Limpopo zum Ziel, wo sich das Zentrum der Zion Christian Church (ZCC) befindet, einer der wichtigsten und größten Kirchen auf dem afrikanischen Kontinent. Hunderttausende Pilger wurden zu den ersten Massengebeten seit 2019 erwartet, die normalerweise jedes Jahre stattfinden. In diesem Jahr hatte sich unter anderem Präsident Cyril Ramaphosa angekündigt. Die Hauptrouten des Osterverkehrs für die bis zu zwei Millionen Reisenden, die Hälfte davon aus dem benachbarten Ausland, sind von Johannesburg die Fernstraßen in Richtung der Hafenstadt Durban, Mosambik und nach Limpopo. Zu Stoßzeiten drängen sich 2000 Fahrzeuge pro Stunde vor den Mautstationen auf den Autobahnen.
Wie jedes Jahr hatten die Behörden im Vorfeld zur Sicherheit auf den Straßen gemahnt und im ganzen Land Polizeikontrollen eingerichtet. Südafrika ist eines der Länder mit den meisten Verkehrstoten in der Welt. Im vergangenen Jahr starben allein über das Osterwochenende 225 Menschen in 185 Unfällen, ein Anstieg von 161 Toten gegenüber dem Jahr 2022. Bereits am Donnerstag war es zu einem tragischen Unfall in Limpopo gekommen, als ein Bus mit 46 Menschen von einer Brücke in die Tiefe stürzte und in Flammen aufging. 45 Menschen kamen dabei ums Leben. Nur ein achtjähriges Mädchen überlebte schwerverletzt. Die Opfer waren Wallfahrer aus dem Nachbarland Botsuana, die auf dem Weg zur Zion Christian Church waren. as
der Sieg des Newcomers Bassirou Diomaye Faye in der Präsidentschaftswahl des Senegals scheint einen friedlichen Ausgang der Verfassungskrise im Land bewirkt zu haben. Doch viele Fragen sind offen. Unsere Korrespondentin in Dakar, Lucia Weiß, gibt erste Antworten – sie sind deshalb so wichtig, weil dieses Land durch seine Nähe zum krisengeschüttelten Sahel so wichtig ist.
Das Bevölkerungswachstum in Afrika wird in erster Linie in den Städten stattfinden. Viele Länder auf dem Kontinent finden innovative Lösungen und entwickeln Smart Citys – mit ganz unterschiedlichen Idee und Konzepten. Andreas Sieren, unser Mann in Johannesburg, stellt sie uns vor.
Schließlich gründen die Ölförderländer in Afrika gerade eine neue Bank, die African Energy Bank. Sie ist eine Reaktion darauf, dass der Westen immer weniger Investitionen im Bereich fossiler Energie finanziert. Das bringt einen unerwarteten Partner dazu, sich in dieses Projekt hineinzuzwängen.
Außerdem haben wir wieder interessante News, Analysen und Porträts für Sie. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Er ist der jüngste gewählte Präsident in Afrika – und ein politischer Neuling. Senegals neues Staatsoberhaupt Bassirou Diomaye Diakhar Faye steht in den nächsten Tagen vor großen Entscheidungen, die richtungsweisend für seine gesamte Amtszeit sein werden. Sein ungewöhnlicher Werdegang bietet schon jetzt Stoff für Legendenbildung. In zehn Tagen legte Faye den Weg vom Gefängnis in den Präsidentenpalast zurück. Die überwiegend junge Bevölkerung Senegals wählte ihn in der ersten Runde mit 54,3 Prozent der Stimmen ins Amt. Der Abstand auf Herausforderer Amadou Ba von der bisherigen Regierungsmehrheit war deutlich: Ba holte 35,8 Prozent der Stimmen.
Jetzt muss der neue Präsident sein Profil schärfen und liefern. “Die Erwartungen der Leute müssen schnell bedient werden”, sagt die politische Analystin und Journalistin Borso Tall im Gespräch mit Table Briefings. “Die Menschen im Senegal haben nicht für Faye gestimmt, sie haben für ihr eigenes Wohlergehen gestimmt. Und jetzt wollen sie diese Wahl auch spüren.”
Vor allem die hohen Lebenshaltungskosten machen den Menschen zu schaffen. Dakar, wo etwa 3,4 Millionen der rund 18,4 Millionen Senegalesen wohnen, gilt als eine der teuersten Städte in Afrika. “Ohne die Subventionen zum Beispiel für Kraftstoffe wäre alles noch teurer”, meint Tall weiter.
Die Inflation im Senegal ist bei Lebensmitteln besonders hoch. Sie dürfte im laufenden Jahr weiter zurückgehen, auf voraussichtlich 4,1 Prozent. 2022 erreichte die Teuerungsrate einen Spitzenwert von 8,4 Prozent und ging 2023 auf schätzungsweise 5,5 Prozent zurück. Die kommerzielle Nutzung der Öl- und Gasvorkommen lässt internationale Beobachter jedoch hoffen: Der IWF erhöhte seine BIP-Prognose für dieses Jahr auf 8,8 Prozent.
Die stark importabhängige Wirtschaft wird Faye auf jeden Fall nicht von heute auf morgen umbauen können. Die Verträge für Öl und Gas will Faye nachverhandeln, heißt es in seinem Wahlprogramm. Ob ihm dies rasch gelingen wird, ist ungewiss. Immerhin habe Faye andere Möglichkeiten für schnelle Maßnahmen, die ihm ein gutes Image ermöglichten, so Analystin Tall. “Das könnte die Stärkung des öffentlichen Transportwesens sein, zum Beispiel der Ausbau der Schiffsverbindungen von Dakar in die Casamance. Oder zum Schulanfang im Herbst etwas Kleines.”
Faye bemüht sich inzwischen betont, sich ruhig und versöhnlich zu zeigen – genauso wie der scheidende Präsident Sall, der offenbar sein politisches Erbe retten will. Faye und sein politischer Mentor Sonko besuchten Macky Sall vergangenen Donnerstag im Präsidentenpalast. Die Bilder zeigen Faye lächelnd, in enger Halbumarmung mit Sall, beim Handschlag dann mit ernsterer Mine. Auch Sonko lächelt fröhlich und gelöst.
Wie immer sorgte Salls Mannschaft, die ihre Social Media liebende Bevölkerung kennt, für eine schnelle und effektive Verbreitung der Bilder über etliche Whatsapp-Kanäle, Tiktok und dergleichen. Binnen Stunden zirkulierten die Fotos mannigfach in privaten Whatsapp-Statusanzeigen, als Profilfoto und mehr.
Die Harmonie scheint erstaunlich: Fast drei Jahre politische Unruhen mit Dutzenden Toten seit März 2021, die massenhafte Inhaftierung von Demonstranten, die zeitweise Abstellung des Internets, Sall, der Sonko und Faye ins Gefängnis brachte – und jetzt sind alle beste Freunde? Mitnichten. Allerdings gehört es zu Senegals politischer Kultur, den Anschein zu wahren und das Selbstbild als friedlichen und stabilen Ort in Afrika zu pflegen.
Die Bilder weisen außerdem auf zwei große Fragen hin, die Faye bis Ende der Woche beantworten will: Es ist zum einen die Frage, wie er das Land nach der politischen Krise versöhnen will und zum anderen die Frage nach der künftigen Rolle von Fayes Mentor Sonko. Diese dürfte unendlich schwieriger zu beantworten sein.
“Der Wahlslogan Diomaye ist Sonko, und Sonko ist Diomaye ist mehr als das”, meint Politikwissenschaftlerin Tall. Sie denkt, dass die Allianz zwischen den beiden Politikern halten wird. “Die beiden sind wie ein Körper mit zwei starken Gehirnen. Ich denke, Sonko und Diomaye sind ein echtes Team, das weiter zusammenarbeiten will.” Es sei angesichts der lauter werdenden Kritik an Sonko als übermächtiger Schatten sehr gut denkbar, dass er nicht offiziell Teil der Regierung werde. “Sonko könnte auch einfach Berater sein.” Doch wird sich Sonko mit dieser Rolle außerhalb des formalen Machtapparats abfinden?
Fest steht: Sonko bleibt. Nicht ohne Grund begleitete er den künftigen Präsidenten Faye zu Macky Sall, obwohl er keine offizielle Funktion innehatte. Die Partei Pastef wurde unter Sall verboten – was sich schnell ändern dürfte. Formal einen gewissen Abstand zu Fayes Regierung zu wahren, dürfte Sonko auch zupasskommen – für den Fall, dass die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden und die Stimmung sich verschlechtern könnte. Dann könnte er wieder ein mächtiger Oppositionspolitiker werden – allerdings in Opposition zu Faye.
Faye, der selbsternannte Gegner des Systems, kann seine Absichten bei der Regierungsbildung zeigen: “Zum Beispiel 15 Minister ernennen statt 30, und Ministerien zusammenlegen”, sagt Tall. Außerdem kann er für frische Gesichter sorgen. “Er darf nicht den Fehler machen, vielen Leuten aus dem Establishment öffentlich die Hand zu reichen”, meint Tall weiter.
Was die Versöhnung angeht, so muss sich der Senegal erst wieder als Rechtsstaat behaupten, findet der Aktivist Modiba Sissokho, der sich früher in der populären Jugendbewegung Y’en a marre engagierte. “Unter Macky Sall ist der Rechtsstaat dermaßen mit Füßen getreten worden, das kann man sich kaum vorstellen”, meinte Sissokho bei einer Diskussionsrunde in Dakar vergangenen Freitag. “Wir sprechen oft von denen, die bei den Protesten getötet wurden, aber nicht von den Verletzten.”
Analystin Tall sieht hier einen Ansatzpunkt für Fayes neue Regierung, schnell eine Geste der Versöhnung zu lancieren. “Faye kann rasch die Situation derer regeln, die noch immer im Gefängnis sitzen und nicht unter dem Amnestiegesetz freigekommen sind. Außerdem könnte er eine finanzielle Entschädigung an alle betroffenen Familien auszahlen. Das wäre ein Zeichen, das die Herzen der Menschen im Senegal anspricht.”
Seit Wochen ist in Johannesburg, Südafrikas Finanzmetropole, das Wasser knapp. Das System ist veraltet, Rohre brechen und müssen repariert werden, sehr zum Ärger der Bewohner der Stadt, die sich schon mit Stromausfällen und vielen Schlaglochlöchern auf den Straßen arrangieren müssen. Nicht so am Nordrand der Metropole, in Waterfall City, einer Smart City, in der alles autark funktioniert wie in einer Stadt in der westlichen Welt. Waterfall ist eine innovative Antwort auf afrikanische Städte, die sprunghaft wachsen und den Herausforderungen nicht mehr Herr werden: Überbevölkerung, schwächelnde Infrastruktur, unterentwickelte Verkehrssysteme und Umweltverschmutzung. “Afrikas Städte sind die am schnellsten wachsenden Städte der Welt”, schreibt die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) in einer Studie über die Urbanisierung Afrikas. “Sie sind die jüngsten und verändern sich schnell.”
Afrikas Zukunft wird in den Städten entschieden, denn die Verdopplung der Bevölkerung von heute rund 1,3 Milliarden Menschen auf 2,5 Milliarden im Jahr 2050 wird überwiegend in den Städten stattfiinden. Voraussichtlich 60 Prozent der Bevölkerung des Kontinents werden im Jahr 2050 in Städten leben. Mega-Metropolen wie Lagos, Kairo oder Kinshasa, alle mit zweistelliger Millionen-Bevölkerung, sind heute schon kaum mehr zu verwalten. Ähnlich verhält es sich in kleineren Städten wie Luanda, Daressalam oder auch Johannesburg. Das bremst das Wirtschaftswachstum.
Die Antwort sind Smart Citys, neue eigene Städte oder Stadtviertel, die sich durch moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen auszeichnen, zu denen eine moderne Infrastruktur, schnelles Internet, intelligente Verwaltung und Nachhaltigkeit zählen. Die Smart Cities bündeln neueste Technologie aus den verschiedensten Bereichen und fungieren als moderne Inseln, in denen Menschen unbeschwert arbeiten und leben können. Vorreiter auf dem Kontinent sind Ägypten, Nigeria, und Südafrika, aber auch Ruanda oder Kenia. Finanziert werden Smart Cities in der Regel durch Partnerschaften zwischen dem Privatsektor und der Regierung. Viele dieser Megaprojekte sind nicht weit gekommen und stecken in der Planung. Andere hingegen haben sich als innovative Erfolgsgeschichten einen Namen gemacht.
Der britische Schauspieler Idris Elba, dessen Wurzeln in Sierra Leone liegen, hat jetzt eine Vision für eine Smart City auf der Landzunge Sherbro Island südlich der Hauptstadt Freetown vorgelegt. “Es geht darum, eigenständig zu sein, eine Wirtschaft zu schaffen, die sich selbst ernährt und über Wachstumspotenzial verfügt”, sagte er der BBC. “Ich bin sehr daran interessiert, die Art und Weise wie Afrika betrachtet wird, neu zu definieren.” Die Idee: eine moderne Stadt am Strand in die unberührte Natur zu bauen, die wie eine Sonderwirtschaftszone Westafrika an die Welt anbindet. Baubeginn ist für Ende des Jahres vorgesehen.
Ägypten ist da schon Schritte voraus. Seit 2016 wird die “New Administrative Capital” gebaut. Die neue Verwaltungshauptstadt 50 Kilometer östlich von Kairo soll eines Tages Platz für 8,5 Millionen Menschen bieten. Die ägyptische Regierung ist bereits im vergangenen Jahr mit fast 50.000 Mitarbeitern dorthin gezogen. Mehr als 30 Wolkenkratzer sollen errichtet werden, darunter der Iconic Tower, Afrikas höchstes Gebäude. In der Nähe entsteht der neue Capital International Airport. Ägypten will in der neuen Stadt die Olympischen Spiele 2036 ausrichten.
Auch Eko Atlantic City in Lagos kommt voran. Seit dem Jahr 2013 wird auf 25 Quadratkilometern eine Smart City für 250.000 Menschen gebaut. Ziel ist es, ein nach Manhattan gestaltetes Finanzzentrum am Atlantik zu errichten. Etwas beschaulicher geht es in Ruanda zu, wo die Hauptstadt Kigali zur Smart City aufgerüstet wird, etwa im Stadtviertel Vision City. In Kenia, rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Nairobi an der Fernstraße nach Mombasa, soll seit dem Jahr 2008 die Konza Technopolis entstehen. Sie ist Teil von Kenias Vision 2030, dem nationalen Entwicklungsplan des Landes. Maßgeblich vorangetrieben hat sie der kenianische Außenminister Alfred Mutua, als dieser Gouverneur von Machakos County war, in dem Konza Technopolis entstehen soll.
Das 15 Milliarden US-Dollar schwere Projekt soll mit zuverlässiger Infrastruktur als IT-Hub Unternehmen und Investitionen anlocken. Ziel ist es auch, die 5,5 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Nairobi zu entlasten. Doch das staatliche Projekt kommt nicht voran. Es fehlt an Geld. Anders Tatu City: das Projekt finanzieren Privatinvestoren. Tatu City liegt zudem dichter an Nairobi und hat eine eigene Wasser- und Stromversorgung. Fast 25.000 Menschen leben und arbeiten bereits dort. “Wenn afrikanische Regierungen wollen, dass neue Städte funktionieren, müssen sie den Entwicklern mehr freie Hand lassen”, kommentierte der Economist.
Waterfall City im Norden von Johannesburg ist das Smart-City-Juwel des Landes und auch privat entwickelt worden. Die neue Stadt gewann zahlreiche internationale Preise. Hier findet man alles, was zum modernen und angenehmen Leben gehört: effiziente Bürogebäude, Schulen und ein Krankenhaus. Die Wohnviertel bieten schicke Häuser und Wohnungen für jeden Geldbeutel, inklusive Klubhäusern, Fitnesscentern und Poolanlagen, eine davon eine 270 Meter lange Lagune. Die üppigen Grünanlagen können zu Fuß oder per Mountainbike durchquert werden. Mit der Mall of Africa ist die beste Shoppingmall in Südafrika eingebunden.
Kürzlich bekam Waterfall einen 17 Millionen Euro teuren Upgrade. Mit der Investition biete die Provinz “bessere Infrastruktur und mehr Jobmöglichkeiten”, meint Waterfall-CEO, Willie Vos. Deutsche Unternehmen vor Ort sind unter anderem BMW, DHL und seit vergangenem Monat auch Eppendorf. Andere Smart Citys, die geplant werden, sind Lanseria Smart City am zweiten Flughafen von Johannesburg und die Mooikloof Mega City östlich von Pretoria.
Der Smart City-Traum von Idris Elba muss sich erst noch materialisieren. Denn andere ambitionierte Visionen verliefen im Sand, wie etwa Akon City des US-senegalesischen R&B-Singer Akon, der eine sechs Milliarden US-Dollar schwere Metropolis südlich von Dakar bauen wollte, als “Zufluchtsort für Afroamerikaner, die sich wieder mit ihren Wurzeln verbinden möchten.” Viel mehr als ein Willkommenszentrum ist fünf Jahre später nicht entstanden. Auch Hope City kommt nicht voran. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von zehn Milliarden Dollar liegt am Rande von Ghanas Hauptstadt Accra und sollte 2016 eingeweiht werden. Es kam aber nie zustande. Akright City in der Nähe von Ugandas Hauptstadt Kampala, ebenfalls ambitioniert, fiel nach Schulden und Skandalen zusammen wie ein Kartenhaus.
Warum war es Ihnen wichtig, das Thema in einem Film zu verarbeiten?
Wegner: Der Ausgangspunkt war ein Gespräch mit Ciraj Rassool, einem Historiker in Kapstadt. Er erzählte mir eine Geschichte über die Rückgabe sterblicher Überreste eines Paares aus Südafrika. Diese waren Anfang des 20. Jahrhunderts von einem österreichischen Forscher aus ihren Gräbern in Südafrika geraubt und nach Wien gebracht worden. Rassool gehörte zu dem Team, das für die Rückgabe der Gebeine kämpfte. Als ich zum ersten Mal davon hörte, dass die Nachfahren noch immer darum kämpfen, die menschlichen Überreste zurück in ihre Heimat zu überführen, war ich schockiert. Das ist etwas, worüber wir dringend sprechen müssen.
Mlay: Auch aus tansanischer Sicht gab es ein Bedürfnis, über das Thema zu sprechen. Uns war es wichtig, das Thema sowohl aus einem übergeordneten historischen Blickwinkel als auch aus der Sicht der Betroffenen zu betrachten. Auch in Tansania gibt es einen Erinnerungsbedarf. Die Geschichten über die Verbrechen werden in der Regel innerhalb der Familie aufbewahrt. In der Schule werden diese Geschichten in dieser Art nicht gelehrt. Über die Generationen drohen sie dann verloren zu gehen.
Warum haben Sie sich für eine deutsch-tansanische Koproduktion entschieden?
Wegner: Für mich war ganz klar, dass ich als weiße deutsche Filmemacherin diesen Film nicht allein machen konnte. Zu oft gibt es weiße Filmschaffende, die nach Afrika reisen und mit Geschichten von dort Geld verdienen. Das ist eine Fortschreibung der kolonialen Haltung. Da Deutschland aber so sehr Teil dieser Geschichte ist, müssen wir diese gemeinsam aufarbeiten. Meines Erachtens gibt es von deutscher Seite sogar eine Verpflichtung, über das Thema zu sprechen. Wir haben dieses Kapitel unserer Geschichte immerhin über hundert Jahre lang verleugnet. Wir müssen dieses Schweigen auf der deutschen Seite brechen. Ich will mich dieser Geschichte stellen und sie gemeinsam bewältigen.
Warum gibt es in Deutschland auch in den Schulen kaum Aufklärung über die Kolonialzeit?
Wegner: Es gibt eine Szene in unserem Film, in der wir Schulkinder in Potsdam genau das fragen. Einer dieser Jugendlichen sagt, wir schauen nie über Europa hinaus. Die afrikanischen Länder, die ehemaligen Kolonien, waren einst sehr weit weg. Es war leicht zu verleugnen, leicht zu vergessen. Das Gleiche sehen wir heute übrigens wieder mit der unterschiedlichen Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine oder zum Beispiel Geflüchtete aus Syrien. Es ist derselbe Rassismus, der immer noch existiert.
Passiert aber nicht gerade ein Umdenken in der Politik unter anderem durch die Entschuldigung von Bundespräsident Steinmeier im vergangenen Herbst?
Mlay: Die Entschuldigung des Bundespräsidenten hat die Tür geöffnet. Aber in unseren Traditionen bedeutet eine Entschuldigung zunächst nur eine Anerkennung des Gegenübers und das Eingestehen einer Schuld. Außerdem handelte es sich um eine Entschuldigung, die in der Folge keine rechtlichen Forderungen ermöglicht. Das ist keine echte Entschuldigung, wenn man nicht gleichzeitig bereit ist, für das Unrecht, das man begangen hat, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt geht es um Demut und die Geduld, denn es müssen jetzt die betroffenen Communitys und die tansanische Regierung diejenigen sein, die die Bedingungen für das weitere Vorgehen festlegen.
Gibt es Pläne, den Film auch in Tansania zu zeigen?
Mlay: Auf jeden Fall. Der Film wird in Daressalam und in ganz Tansania in die Kinos kommen. Außerdem wird es auch ein Wanderkino geben, mit einer großen, mobilen Leinwand. So können wir den Film auch den betroffenen Communitys zugänglich machen und es wird die Möglichkeit geben, Diskussionen zu führen. Wir wollen den Film auch an Universitäten und in Schulen in ganz Tansania zeigen. Noch immer ist es nicht leicht, afrikanische Filme auf dem Kontinent zu vertreiben. Filme, die von afrikanischen Filmschaffenden gemacht werden, werden zu oft nicht von ihrem eigenen Publikum gesehen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war König Charles III. auf offizieller Reise in Nairobi. Ein Besuch lag ihm besonders am Herzen. Er wollte bei Burn vorbeischauen, dem weltweit größten Hersteller moderner Öko-Öfen. Auch für Gründer Peter Scott war es ein besonderer Termin. Vor zwei Jahrzehnten erhielt er einen Umweltpreis von Prinz Charles. “Das war der Startschuss meiner Karriere”, sagt Scott heute.
Damals war Burn eine Idee. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für klimafreundliches Kochen. Burn produziert in Afrika und das zu niedrigeren Kosten als in China, wie Scott erzählt. In Kenia betreibt Burn zwei Fabriken. In Ghana, Tansania, Nigeria und Sambia stehen Montageeinrichtungen. 400.000 Stück im Monat baut das Unternehmen. Das sind mehr als mehr als vier Millionen im Jahr. Eine riesige Zahl, und doch nur der Anfang, wie Scott hofft. Gerade baut Scott eine Fabrik in Kinshasa.
Fast alle Öfen funktionieren mit Holzkohle. Die kommt direkt aus dem Regenwald, dem zweitgrößten der Welt. “Die meisten Familien, um die 90 Prozent, kochen wie vor 100 Jahren”, sagt Scott. Das heißt für ihn aber auch: Das Marktpotenzial ist enorm.
Für Peter Scott war es ein langer Weg. Die Idee hatte Scott als Entwicklungshelfer, unter anderem für die GIZ. 1990 reiste er durch den Kongo (damals Zaire) und sah den hohen Verbrauch von Regenwaldholz in den damaligen Öfen. Und er fand eine Mission: Leben und Wälder zu retten. Doch sowohl die Technologie als auch die Investitionen hinkten lange hinterher.
Bis zur Produktion sollten Jahre vergehen. Irgendwann verließ Scott den Job als Entwicklungshelfer und machte sich selbstständig. Scott investierte seine Ersparnisse in Burn und holte Ingenieure und Designer hinzu. Seit zehn Jahren produziert die vertikal integrierte und mit Solarenergie versorgte Fabrik in Ruiru bei Nairobi brennstoffsparende Herde.
Inzwischen sprechen die Zahlen für sich: Knapp 4,4 Millionen Öko-Öfen sind in Betrieb. 21 Millionen Tonnen CO2 wurden dadurch gespart. Summiert sparen die Haushalte dadurch fast 690 Millionen Dollar ein. Um die 6.000 Jobs sind direkt und indirekt entstanden.
Die deutsche NGO Atmosfair, die sich auf CO2-Kompentationen konzentriert, kommt in Nigeria auf 20.000 Tonnen jährliche CO2-Einsparung – auch viel, aber ein Bruchteil dessen, was Scott mit Burn erreicht. Bei der COP28 in Dubai wurde Burn mit dem Energy Transition Changemakers Award ausgezeichnet.
Kohle und Holz – oft aus dem Regenwald – sind weiterhin wichtige Energiequellen für die Küchen afrikanischer Haushalte. Das belastet den Regenwald stark, schädigt aber auch die Gesundheit zahlloser Kinder und Frauen. Denn oft wird mit Holzkohle in Hütten gekocht. Der dabei entstehende Rauch ist lebensgefährlich. Klimaschutzprojekte wie Carbon-Connect helfen, aber in überschaubareren Mengen.
Burn Manufacturing dagegen hat seit Gründung rund 100 Millionen Dollar in sein Wachstum investieren können. Kürzlich kam eine grüne Anleihe von zehn Millionen Dollar hinzu, um in Kenia zu expandieren. Gleichzeitig plant Scott weitere Montagewerke quer über den Kontinent.
“Jeder von uns produzierte Herd ist ein Katalysator für den Fortschritt, der es Haushalten ermöglicht, Zeit und Geld zu sparen und gleichzeitig saubere Energie für alle Nutzer bereitzustellen”, sagt Scott. Die bisher verteilten Kochherde hätten das Leben von 22 Millionen Menschen verbessert.
Leap Frog nennt Scott das Phänomen, das schon oft in Afrika zu beobachten war. Auch die brennstoffsparenden Öfen könnten Afrika dazu verhelfen, eine Technologiestufe zu überspringen. Dabei soll es Scott helfen, dass er sein Geschäftsmodell den Konsumenten leicht erklären kann.
Ursprünglich zahlten die Haushalte 40 Dollar für einen effizienten Holzherd. Aber durch die Kohlenstoff-Finanzierung stehen jetzt nur noch drei Dollar auf ihrer Rechnung. Die durch ihre Öfen eingesparten Kohlendioxid-Emissionen werden über einen Zeitraum von sieben Jahren abgerechnet. Klima-NGOs beispielsweise, die Ausgleichszahlungen für den Ausstoß von CO2 von Autos oder Flugzeugen anbieten, gleichen die Rechnungen aus.
Mittlerweile ist Gründer Scott in Nairobi heimisch geworden. Er sieht die Metropole als einer der dynamischsten Städte Afrikas an. Neuerdings baut er mit einer Gruppe Gleichgesinnter neue Mountainbike-Pfade – noch ein neuer Lifestyle für Nairobi.
Um den Sitz der künftigen African Energy Bank ist ein intensiver Wettbewerb entbrannt. Sieben afrikanische Länder haben ihre Kandidatur bekundet: klassische Ölförderländer wie Nigeria, Ägypten, Südafrika und Algerien, aber auch Benin, Elfenbeinküste und Ghana. Nachdem Ghana schon das Sekretariat der AfCFTA beherbergt, sieht der ghanaische Energieminister Matthew Opoku Prempeh sein Land in einer “Pole-Position“. Doch selbst Venezuela bemüht sich darum, die neue Förderbank zu beherbergen. Die Frage ist, mit welchen Argumenten Präsident Nicolás Maduro die Bank über den Atlantik locken will.
Die Zeit drängt jedenfalls. Noch im Juni dieses Jahres soll die neue African Energy Bank mit einem Eigenkapital von fünf Milliarden Dollar an den Start gehen. Die Eigenmittel sollen alle 18 Mitgliedsländer der African Petroleum Producers Organization (APPO) zu gleichen Teilen aufbringen. Im März hätte die Entscheidung über den Sitz fallen sollen. Das Joint Venture zwischen der Afrexim Bank und der APPO verfolgt das Ziel, die Finanzierung von Förderprojekten im Erdöl- und Gassektor zu erleichtern. Die APPO hob nach einem Treffen in Lagos Mitte Februar besonders Projekte wie den Bau von Gas-Pipelines hervor.
“Wir fokussieren uns jetzt darauf, das Zentralafrikanische Gaspipeline-System CAPS, das elf afrikanische Länder verbinden wird, zu realisieren” sagte der Generalsekretär der APPO Omar Ibrahim und stellte fest, dass Projekte wie die Transsahara-Gaspipeline zurückgestellt sind. Pipeline quer durch die Sahara war jahrzehntelang unter europäischer Führung geplant und sollte Erdgas aus Nigeria durch die Sahara über Algerien nach Europa leiten. Ein weiterer Versuch des russischen Energiekonzerns Gasprom ist ebenfalls abgebrochen worden. Die nigerianische Tochtergesellschaft von Gasprom wurde mittlerweile liquidiert.
Die neue Bank ist auch eine Antwort darauf, dass sich in Europa und den USA viele Banken wie auch Förderinstitute unter dem Druck zu nachhaltigen Geldgeschäften aus der Finanzierung von Projekten im Bereich fossiler Energie zurückziehen. “Während die entwickelte Welt ihre Forderung nach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zur Bekämpfung des Klimawandels verstärkt, steht Afrika vor der anhaltenden Herausforderung der Energiearmut“, sagte Ibrahim weiter.
Aus diesem Grund wollen die erdölproduzierenden Länder in Afrika andere Finanzressourcen mobilisieren. So hatte die APPO im Januar 2019 die Entwicklungsfinanzinstitution Africa Energy Investment Corporation (Aeicorp) gegründet. Die Aeicorp hat ein genehmigtes Kapital von einer Milliarde Dollar. Ihr Ziel ist es, privatwirtschaftliche Mittel für die Entwicklung im Bereich der Energieinfrastruktur in Afrika zu mobilisieren. Dabei soll sie ausdrücklich, weiteres Kapital mobilisieren und nach Afrika locken.
Aeicorp-Geschäftsführer Zakaria Dosso gab kürzlich bekannt, dass Ghana kürzlich etwas mehr als 20 Millionen Dollar bei der Aeicorp eingezahlt hat. Offen ist, ob dies bei der Kandidatur um den Sitz der African Energy Bank helfen wird. Jedenfalls ist Ghana nach Nigeria und Angola der dritte afrikanische Staat, der einen finanziellen Beitrag leistet. Nigeria und Angola hatten im vergangenen Jahr jeweils zehn Millionen Dollar zur Finanzierung der Aeicorp eingezahlt. hlr
Afrikanische Länder sollten bei den Regierungsverhandlungen über die Entwicklungszusammenarbeit mit Deutschland die Berufsbildung nach oben auf die Agenda setzen, forderte Anette Kasten, Fachkräfteexpertin der GIZ beim Africa.Table Live Briefing am vergangenen Mittwoch: “Wenn das Thema bei diesen Verhandlungen in den Mittelpunkt rücken, folgt eine bessere Finanzierung in diesem Bereich.”
Trotz des großen Arbeitskräftepotenzials würden gut ausgebildete Fachkräfte auf dem Kontinent fehlen, bestätigte auch Norbert Völker, Leiter der Initiative “Fachkräfte für Afrika” des VDMA. Daher investiere der VDMA mit mehreren Ausbildungszentren in verschiedenen afrikanischen Ländern. “Unsere Mitgliedsunternehmen sind überwiegend kleine und mittelständische Unternehmen, die ihre Maschinen an Unternehmen in Afrika verkaufen wollen. Dafür braucht es gut ausgebildete Fachkräfte vor Ort, die die Maschinen bedienen können“, so Völker.
Gleichzeitig nehme das Thema Fachkräftemigration unter den Auszubildenden in den afrikanischen Ländern zu, erklärte Matti Tomingas von der Handwerkskammer Koblenz. Tomingas leitet ein Berufsausbildungsprojekt in Ostafrika. Dabei stehe Deutschland hoch im Kurs – und das, obwohl Deutschland aufgrund seiner komplizierten Einwanderungspolitik bislang kaum Fachkräftezuwanderung aus Afrika ermöglicht. dre
Die Regierung von Äthiopien hat angekündigt, bis 2030 fast eine halbe Million elektrische Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Der strategische Plan, der jetzt veröffentlicht wurde, beschreibt den Übergang des Landes zur Elektromobilität. Eine ursprüngliche Version, die jetzt revidiert wurde, sah nur rund 150.000 E-Autos und 50.000 E-Busse vor. Laut einer Mitteilung des Verkehrs- und Transportministeriums will die Regierung insgesamt 439.000 E-Fahrzeuge innerhalb von zehn Jahren einführen.
Verschiedene Anreize hat die Regierung bereits geschaffen, um den Übergang zur E-Mobilität zu erleichtern. So hat sie die Steuern auf importierte Fahrzeuge auf 15 Prozent reduziert, bei teilweise vor Ort gefertigten Fahrzeugen sind es nur fünf Prozent. “Die eingeführte Steuererleichterung für die Einfuhr von Elektrofahrzeugen, die im Vergleich zur Steuer auf benzinbetriebene Fahrzeuge deutlich geringer ist, soll die Elektromobilität im Land fördern”, meint Bareo Hassan, Verkehrs- und Transportminister von Äthiopien.
Die Regierung plant auch mehr als 2000 E-Ladestationen in Äthiopien zu errichten, die Hälfte davon allein in der Hauptstadt Addis Abeba. Vor zwei Wochen nahmen bereits die ersten E-Busse den Betrieb auf. E-Minivans gibt es schon länger.
Derzeit sind auf Äthiopiens Straßen geschätzte 1,2 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs, viele davon Gebrauchtimporte und älter als 20 Jahre, die vor allem in den Städten die Luft verpesten. Das Land muss jedes Jahr große Summen von Devisen aufbringen, um die notwendigen Benzinimporte zu bezahlen. 2023 allein waren es sechs Milliarden US-Dollar, die Hälfte davon entfielen auf Fahrzeuge.
Die äthiopische Regierung ermutigt Unernehmen, in die E-Mobilität des Landes zu investieren. Eine davon, Belayneh Kindie Metal Engineering Complex, importiert schon Komponenten vom chinesischen Busunternehmen Golden Dragon, das auf Luxusbusse und Minivans spezialisiert ist.
“Seit Mitte 2023 haben wir komplett zerlegte Elektrofahrzeuge importiert, 216 elektrische Kleinbusse zusammengebaut und sie dem äthiopischen Markt zur Verfügung gestellt”, sagte Besufekad Shewaye, Chef des äthiopischen Unternehmens, der in dem Sektor große Wachstumschancen sieht. as
Am Montag ist die Staatssekretärin im BMZ, Bärbel Kofler, zu einer siebentägigen Reise nach Elfenbeinküste und Sierra Leone aufgebrochen. Schwerpunkte der Reise soll nach Angaben des Ministeriums die Eindämmung terroristischer Gefahr, Armut und die Schaffung neuer Jobs sein. In Elfenbeinküste steht daher unter anderem die Einweihung des ersten Solarkraftwerks des westafrikanischen Landes auf dem Programm.
In Sierra Leone will die Staatssekretärin mit Regierungsvertretern neben den Themen Sicherheit und Jobförderung auch über die Demokratisierung im Land sprechen. Ende 2023 kam es zu Angriffen auf Militäreinrichtungen. Laut Regierungsvertretern habe es sich dabei um einen versuchten Staatsstreich gehandelt.
Nach den zahlreichen Putschen in den Ländern der Sahelzone hat die Bundesregierung in ihrer Sahel-Plus-Strategie das Augenmerk auf die Küstenländer Westafrikas gelegt. So ist die Elfenbeinküste mit 347 Millionen Euro an bilateralen Hilfen im Zeitraum zwischen 2021 und 2023 das Hauptempfängerland deutscher Entwicklungszusammenarbeit in der Region. Der Fokus auf die Küstenländer soll einerseits die staatlichen Strukturen dort stärken und gleichzeitig ein Überschwappen des islamistischen Terrors aus der Sahelzone verhindern. Der Fokus auf die westafrikanischen Küstenländer schlägt sich auch in den Reisen der Entwicklungsministerin nieder. Svenja Schulze hat in diesem Jahr bereits Nigeria und Benin besucht. Zudem reise die Ministerin nach Burkina Faso. dre
Seit Beginn des Jahres wurden in verschiedenen Teilen Afrikas steigende Fälle von Cholera, Masern, Dengue-Fieber, Lassa-Fieber, Meningitis, Chikungunyafieber, Affenpocken, Diphterie und dem West-Nil-Virus registriert. In Afrika gab es 44 Krankheitsausbrüche, die zu 104 aktiven epidemischem Notfällen beitrugen. Das geht aus einem Bericht des Africa Centre for Disease Control and Prevention (Africa CDC) hervor. Die meisten Krankheiten brachen in Nigeria und der DR Kongo aus.
Cholera wurde in diesem Jahr in 15 Ländern auf dem Kontinent gemeldet, besonders in Äthiopien, der DR Kongo, Mosambik, Sambia und Simbabwe. Es gab 8840 bestätigte und 45939 Verdachtsfälle. Sambia hatte mit 577 die meisten Cholera-Tote, gefolgt von Simbabwe mit 182 Toten.
Fälle von Masern wurden fast auf dem ganzen Kontinent festgestellt, vor allem in Angola, Kamerun, dem Chad, der DR Kongo, Somalia und Sambia. Laut Africa CDC gab es 1977 bestätigte Fälle und 885 Todesfälle sowie 37768 Verdachtsfälle. Am stärksten betroffen ist Sambia mit 703 Todesfällen, wo die Masern-Impfquote niedrig ist.
Seit Beginn des Jahres haben vier afrikanische Länder 268 bestätigte Fälle von Affenpocken und 3023 Verdachtsfälle gemeldet. Allein in der DR Kongo wurden 249 Todesfälle des Virus registriert, das auch 2022 erstmals in Deutschland auftrat. In der ersten Märzwoche meldeten Behörden Fälle in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik, der Republik Kongo und der DR Kongo. Zusammen mit Partnern, wie der WHO und Regierungen, intensiviert Africa CDC weiterhin “die Überwachung und die aktive Fallsuche” in den betroffenen Gebieten.
Diphterie wurde in diesem Jahr bisher in diesen Ländern gemeldet:
In sechs Ländern wurde Dengue-Fieber festgestellt, darunter im Tschad (993 Fälle), Äthiopien (1725 Fälle und 2 Todesfälle), und Mali (1909 Fälle).
An Lassa-Fieber erkrankten 4657 Menschen seit Beginn des Jahres, 130 Menschen starben. Die Krankheit trat bisher in diesen Ländern auf:
Mali hat zudem 83 Verdachtsfälle einer bakteriellen Meningitis registriert, 19 davon bestätigt. In Nigeria gibt es 101 bestätigte Fälle, 1770 Verdachtsfälle und 157 Todesopfer.
Eine wesentliche Ursache in der Ausbreitung von Infektionskrankheiten sieht das Africa CDC im schwachen Gesundheitswesen auf dem Kontinent: “Die meisten afrikanischen Länder kämpfen damit, einen nachhaltigen und gleichberechtigten Zugang zu den Gesundheitsprodukten zu gewährleisten, die zur Deckung der vorrangigen Gesundheitsbedürfnisse des Kontinents erforderlich sind”, heißt es in einer Erklärung. Auffallend ist, dass sich Infektionskrankheiten in einigen wenigen Ländern besonders häufen, besonders in Ländern mit geschwächten Institutionen. In diesen sind die Möglichkeiten, einer Ausbreitung Infektionen früh und energisch entgegenzutreten, besonders schwach ausgeprägt. Somit wäre es eine Voraussetzung zur Bekämpfung dieser Krankheiten, das Gesundheitswesen in diesen Ländern zu stärken. as
The Guardian: Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Globalen Süden ist “neue Form des Kolonialismus”. Internationale Pflegeexperten kritisieren die Abwerbung von Pflegekräften aus Ländern des Globalen Südens nach Großbritannien und in andere Industrienationen. Diese führe zu Engpässen in der Patientenversorgung. Bei einem Branchenkongress in Ruanda hieß es, mit der Abwerbung der Fachkräfte würde eine neue Form der Abhängigkeit geschaffen. Die WHO will mit einer Roten Liste eigentlich die Abwerbung von Personal aus Ländern mit anfälligen Gesundheitssystemen verhindern.
Financial Times: Preise für Kakao steigen stark. Der Preis für eine Tonne Kakao ist vergangene Woche erstmals über die Marke von 10.000 US-Dollar gestiegen. Grund dafür sind schlechte Ernten nach schweren Regenfällen und Pflanzenkrankheiten in Ghana und der Elfenbeinküste. Es ist das dritte Jahr in Folge akuter Kakao-Knappheit. Der Preisanstieg ist allerdings enorm. Vor zwei Monaten lag der Preis für eine Tonne Kakao noch bei 5000 Dollar.
The Intercept: Pentagon verweigert Auskunft über US-trainierte Putschisten. Das US-Verteidigungsministerium hat eine Berichtsfrist gegenüber dem Kongress verstreichen lassen. Laut einem im Dezember 2023 verabschiedeten Gesetz hätte das Pentagon Rechenschaft über von den USA ausgebildete Militärs ablegen müssen, die in Afrika an Staatsstreichen beteiligt waren. Mindestens 15 US-trainierte Offiziere waren an zwölf Coups im Sahel und in Westafrika beteiligt.
The Intercept: USA suchen Nähe zu Äquatorialguinea. Die Biden-Regierung bemüht sich um ein Engagement auf höchster Ebene mit einer der repressivsten Regierungen Afrikas. Im Februar haben US-Spezialeinheiten medizinisches Hilfsmaterial nach Äquatorialguinea geliefert. Zuvor hatten bereits mehrere hochrangige Offizielle den Präsidenten Teodoro Obiang Nguema Mbasogo besucht. Die US-Regierung sorgt sich um möglichen chinesischen Einfluss im Atlantikraum. In einem Pentagon-Bericht aus dem vergangenen Jahr war Äquatorialguinea als möglicher Standort für eine künftige chinesische Marinebasis genannt worden.
Africa Report: Zenith Bank bekommt ihre erste Vorstandsvorsitzende. Die Zenith Bank, drittgrößte Bank Nigerias nach dem Börsenwert, bekommt 34 Jahre nach ihrer Gründung ihre erste Vorstandsvorsitzende. Adaora Umeoji löst Ebenezer Onyeagwu an der Spitze der Bank ab.
Business Live: Wer wird nun für Steinhoff zahlen? Wie ein Mafioso, der sich weigert, mit den Behörden zu kooperieren, schwieg Markus Jooste laut der südafrikanischen Wirtschaftszeitung Business Live bis zu seinem Freitod und nahm seine Geheimnisse mit ins Grab. Nun ist offen, wer sich für den spektakulären Betrug verantworten muss.
Africa News: Togos Opposition ruft zu Protesten gegen Verfassungsänderung. Die Opposition in Togo hat gegen die geplante Abschaffung der Präsidentschaftswahlen protestiert. Vergangene Woche hatte das Parlament beschlossen, dass der Präsident künftig vom Parlament und nicht mehr von der Bevölkerung gewählt werden soll. Die Opposition sieht darin einen Versuch von Präsident Faure Gnassingbé, seine Amtszeit zu verlängern. Zudem soll das Amt eines Präsidenten des Ministerrats geschaffen werden. Dieser soll im Gegensatz zum Präsidenten unbegrenzt wiedergewählt werden können. Da das Präsidentenamt künftig auf eine Amtszeit begrenzt sein soll, könnte Gnassingbé alternativ als Ministerratspräsident auf unbegrenzte Zeit an der Macht bleiben, fürchtet die Opposition.
Al Jazeera: USA evaluieren Beziehungen zu Südafrika. Das US-Repräsentantenhaus prüft einen Gesetzentwurf, demnach die Beziehungen zu Südafrika neu bewertet werden sollen. Hintergrund sind die diplomatischen Spannungen durch Südafrikas Positionierung im Gaza-Krieg. In dem Gesetzentwurf heißt es laut Al Jazeera, Südafrika habe trotz seiner selbsterklärten Blockfreiheit mit der von den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas zusammengearbeitet. Zudem werden die Beziehungen des Landes zu Russland und China kritisch bewertet. Sollte das Repräsentantenhaus dem Gesetz zustimmen, muss Präsident Biden der Kammer innerhalb 120 Tagen einen Bericht zur Neubewertung vorlegen.
RFI: Malis Parteien fordern Fortschritte bei Übergangsprozess von Junta. Vergangene Woche ist erneut die von der Militärjunta in Mali selbst gesetzte Übergangszeit zur Rückkehr zu einer demokratischen Regierung verstrichen. Die Übergangszeit hält nun schon seit dem ersten Putsch im August 2020 an. In einer breiten Koalition aus Oppositionsparteien und der Junta gegenüber unkritischeren Parteien gibt es jetzt die Forderung, einen konkreten Übergangsplan vorzulegen, der maximal sechs Monate dauern soll.
BBC: ANC scheitert an Verbot der Zuma-nahen MK-Partei. Die vom ehemaligen südafrikanischen Präsidenten unterstützte Partei uMkhonto we Sizwe (MK) darf an den Parlamentswahlen Ende Mai teilnehmen. Das entschied ein Gericht in Südafrika, nachdem der regierende ANC, dem Zuma einst vorsaß, ein Verbot angestrebt hatte. Der ANC fürchtet, weitere Stimmen an die MK zu verlieren.
Arabian Gulf Business Insight: Taqa aus Saudi-Arabien will Investitionen in Ägypten vervierfachen. Das saudische Energieunternehmen Industrialization and Energy Services Company (Taqa) plant, die Investitionen in Ägyptens Energiesektor in den nächsten zwei Jahren zu vervierfachen. Taqa hat bereits Verträge mit 20 Ölunternehmen für die Wartung und Vorbereitung von Bohrlöchern in der westlichen Wüste Ägyptens abgeschlossen und plant nun den Einstieg in Meeresbohrungen in Ägypten.
Ghanas Vizepräsident will mehr werden. Am 4. November wurde Mahamudu Bawumia im Alter von 60 Jahren Präsidentschaftskandidat der New Patriotic Party (NPP). Am 7. Dezember wählen die Ghanaer einen Nachfolger für Präsident Nana Akufo-Addo und ein neues Parlament. Wenig überraschend gewann Bawumia die Vorwahlen der NPP mit 61,4 Prozent der Stimmen. Wenn manche ihn als “Außenseiter” betrachten, so wurde sein Sieg über einen langen Zeitraum vorbereitet.
Nach einer brillanten akademischen Ausbildung in Großbritannien, einer frühen Karriere im Westen und einem Doktortitel der Simon Fraser University in Vancouver in der Tasche begann Bawumia im Jahr 2000 als Ökonom bei der Zentralbank von Ghana. Rasch bekam er dort den Spitzennamen “Adam Smith von Walewale” – Walewale liegt gut 100 Kilometer nördlich seiner Geburtsstadt Tamale in der Region Nordost. In Kperiga nahe Walewale sind auch seine Eltern beerdigt. In nur fünf Jahren hat Bawumia in der Zentralbank die Karrierestufen genommen: Ökonom, Chef-Ökonom, Sonderassistent des Gouverneurs der Zentralbank, Paul Amoako Acquah.
Bawumia liebt Zahlen und stützt seine Gedanken gerne auf Statistiken. Sein technokratischer Stil zog rasch die Aufmerksamkeit des damaligen Präsidenten John Agyekum Kufuor auf sich. Dieser berief Bawumia in den Vorstand von Ghana Telecom. Dann wurde er Ko-Vorsitzender des Koordinierungsausschusses, der die schwierigen Verhandlungen mit dem IWF im Rahmen der Schuldeninitiative für die hochverschuldeten Entwicklungsländer (HIPC) führte. Diese sollten 2007 einen Schuldenerlass von fast vier Milliarden US-Dollar bringen. Im Juni 2006 kamen hohe Weihen, als Präsident Kufuor den Ökonom zum Vizegouverneur der Zentralbank ernannte.
Im Jahr 2008, mitten in den Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahlen, bat der neue Fahnenträger der NPP, Nana Akufo-Addo, den Ökonom, sein Kandidat zu werden. Die Anfrage kam unerwartet – der verblüffte Notenbanker lehnte den Vorschlag zunächst mit der Begründung ab, er sei kein Politiker. Doch nach reiflicher Überlegung nahm er das Angebot an, denn diese Rolle im Wahlkampf empfand er als Chance, seinem Land zu dienen. Schließlich tauschte er sein Amt als stellvertretender Gouverneur der Zentralbank von Ghana gegen das des Kandidaten für die Vize-Präsidentschaft.
Die Ernennung eines “Außenseiters” löste in der NPP heftige Kritik an Nana Akufo-Addo aus, und zwar aus zwei Gründen: Bawumia war kein Mitglied der Partei und, als ob das nicht genug wäre, auch nicht sein Vater. Der verstorbene Anwalt Alhaji Mumuni Bawumia, Vorsitzender des Staatsrates von 1992 bis 2000, war Mitglied der NDC, des schärfsten Konkurrenten der NPP. Die Berufung Bawumias brachte das bis dahin funktionierende Politikgefüge durcheinander. Doch Nana Akufo-Addo ließ sich nicht einschüchtern. Am 7. Januar 2017 wurde Bawumia sein Vize-Präsident.
Der von Natur aus diskrete Ökonom zeichnete sich durch seine Loyalität und unerschütterliche Hingabe an seinen “Boss”, wie er ihn oft nennt, aus. In 16 Jahren war er vier Mal Kandidat für die Vize-Präsidentschaft. Das gab es nie zuvor in der Geschichte Ghanas. Er unterstützte Nana Akufo-Addo – während der Wahlniederlagen 2008 und 2012 wie auch bei den Siegen 2014 und 2016. Gemeinsam mit seiner Frau Samira Bawumia durchkämmte er den Norden das Landes, um die NDC aus ihren traditionellen Hochburgen zu verdrängen. Der Mann hat immer seine Rolle gespielt, diskret hinter Nana Akufo-Addo.
Bawumias Mentoren sind feste Größen in der ghanaischen Politik. Der erste war der ehemalige Präsident Kufuor. Dieser sagte öffentlich, die ghanaische Nation solle sich glücklich schätzen, einen Sohn wie Alhaji Dr. Mahamudu Bawumia zu haben. Er sei “ein verantwortungsbewusster und erfahrener Politiker”. Solche lobenden Worte, ausgesprochen von einem der angesehensten Männer Ghanas, konnten dem Image des Präsidentschaftskandidaten nur zuträglich sein.
Bawumia kann sich auch der Unterstützung einer zweiten einflussreichen Persönlichkeit im Land rühmen: des Königs der Ashanti, Otumfuo Osei Tutu II., der ihn angeblich als seinen Adoptivsohn betrachtet und sogar “Prinz Nana Agyeman” getauft hat, ein starkes Symbol seiner Zuneigung zu ihm.
Schließlich steht ihm sein “Boss”, Nana Akufo-Addo, zur Seite. Auch wenn der Präsident es nicht öffentlich zum Ausdruck brachte, ist dies für alle im Land ersichtlich. Das birgt das Risiko, die Spaltung innerhalb der bereits geschwächten NPP zu vertiefen. Es bestätigt jedoch vor allem das Gerücht, dass Nana Akufo-Addo versucht, seinen “Kronprinzen” an die Spitze des Landes zu bringen.
Ironischerweise hätte sich ein Versuch, Bawumia zu verhindern, leicht gegen Nana Akufo-Addo wenden können. Die NPP steht nämlich ohnehin im Verdacht, die Partei der Akan, der ethnischen Mehrheit im Land zu sein, die überwiegend im Süden lebt. Es wäre nicht gut angekommen, wenn sich der amtierende Präsident dem Vorwurf ausgesetzen würde, einen Vertreter des Nordens verhindern zu wollen. Stéphanie Asare
Wie jedes Jahr zum Osterwochenende waren in Südafrika wieder bis zu 50.000 Minibus-Taxis auf den Straßen unterwegs. Ostern ist nach Weihnachten die wichtigste Reisezeit in dem Land am Kap. Vor allem Pilgerfahrten unzähliger Kirchengruppen sorgen für eine Völkerwanderung.
Viele der Minibus-Taxis hatten den Ort Moria in der Provinz Limpopo zum Ziel, wo sich das Zentrum der Zion Christian Church (ZCC) befindet, einer der wichtigsten und größten Kirchen auf dem afrikanischen Kontinent. Hunderttausende Pilger wurden zu den ersten Massengebeten seit 2019 erwartet, die normalerweise jedes Jahre stattfinden. In diesem Jahr hatte sich unter anderem Präsident Cyril Ramaphosa angekündigt. Die Hauptrouten des Osterverkehrs für die bis zu zwei Millionen Reisenden, die Hälfte davon aus dem benachbarten Ausland, sind von Johannesburg die Fernstraßen in Richtung der Hafenstadt Durban, Mosambik und nach Limpopo. Zu Stoßzeiten drängen sich 2000 Fahrzeuge pro Stunde vor den Mautstationen auf den Autobahnen.
Wie jedes Jahr hatten die Behörden im Vorfeld zur Sicherheit auf den Straßen gemahnt und im ganzen Land Polizeikontrollen eingerichtet. Südafrika ist eines der Länder mit den meisten Verkehrstoten in der Welt. Im vergangenen Jahr starben allein über das Osterwochenende 225 Menschen in 185 Unfällen, ein Anstieg von 161 Toten gegenüber dem Jahr 2022. Bereits am Donnerstag war es zu einem tragischen Unfall in Limpopo gekommen, als ein Bus mit 46 Menschen von einer Brücke in die Tiefe stürzte und in Flammen aufging. 45 Menschen kamen dabei ums Leben. Nur ein achtjähriges Mädchen überlebte schwerverletzt. Die Opfer waren Wallfahrer aus dem Nachbarland Botsuana, die auf dem Weg zur Zion Christian Church waren. as