Table.Briefing: Africa

2025: Die wichtigsten Termine + Elfenbeinküste: Frankreichs Militär muss abziehen + Senegal und Mauretanien beginnen Gas-Förderung

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein frohes 2025! Ich hoffe, Sie sind gut in das neue Jahr gestartet.

Auch zwischen den Jahren hat sich auf der Weltbühne einiges getan. So hat etwa der ivorische Präsident Ouattara in seiner Neujahrsansprache angekündigt, Frankreich werde seine Truppen aus dem Land abziehen müssen – eine weitere afrikapolitische Niederlage für Paris. Wir schauen für Sie auf die Hintergründe.

Das Jahr hat kaum begonnen, da stehen auch schon die ersten wichtigen Termine an. Mein Kollege David Renke hat die wichtigsten Konferenzen und Wahltermine der nächsten zwölf Monate zusammengetragen.

Außerdem in dieser Ausgabe: Die Wirtschaftshistorikerin Marie Huber blickt in einem Standpunkt auf die afrikanische Luftfahrtbranche und fordert, diese solle sich ein Beispiel an Ethiopian Airlines nehmen.

Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

Ihr
Arne Schütte
Bild von Arne  Schütte

Analyse

Ausblick: Die wichtigsten Termine 2025

Bereits im Februar (3. bis 6.) trifft sich die Bergbaubranche zur Mining Indaba 2025 in Kapstadt. Im Rahmen der Konferenz wird es am 4. Februar auch einen “deutschen Tag” geben, der von der Deutschen Rohstoffagentur und der AHK für das südliche Afrika organisiert wird.

Fintechbranche trifft sich in Nairobi

In Nairobi trifft sich vom 12. bis 13. Februar die Fintechbranche zum African Tech Summit. Der Gipfel dreht sich um Techniktrends wie Blockchain, Kryptowährungen und mobile Finanztechnologien. Eine weitere Ausgabe des Gipfels ist zudem im Juni in London geplant. Ebenfalls in Nairobi findet am 25. bis 27. Juni in diesem Jahr die Messe “Made in Germany – Africa” statt. Die Konferenz zieht damit von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba nach Kenia um.

Nicht nur wirtschaftlich interessant dürfte der US-African Business Summit in diesem Jahr in Angola werden, der ebenfalls Ende Juni vom 23. bis 27. stattfindet. Angola war das einzige Land, das US-Präsident Joe Biden in seiner Amtszeit in Afrika besucht hat. Mit dem Lobito-Korridor-Projekt hat das Land geostrategische Relevanz für die USA. Anhand der Angebote, die die USA den afrikanischen Ländern auf dem Gipfel machen, dürfte schon ablesbar sein, welchen Stellenwert die neue Regierung unter Donald Trump dem afrikanischen Kontinent einräumen wird.

Weitere wichtige Konferenzen sind:

  • 11. bis 13. Februar: Pan Africa Conference in Dakar
  • 11. bis 13. Februar: 9th Sub-Saharan Africa International Petroleum Exhibition and Conference in Lagos
  • 18. bis 19. Februar: Francophone Africa Business Summit in Lagos
  • 19. bis 21. Februar: Africa’s Green Economy Summit in Kapstadt
  • 6. bis 7. März: 10th Powering Africa Summit
  • 12. bis 13. Mai: Africa CEO Forum in Abidjan
  • 13. Mai: Investment in African Energy Forum in Paris
  • 26. bis 30. Mai: Jahrestagung der Afrikanischen Entwicklungsbank
  • 21. bis 22. Oktober: Financial Times Africa Summit in London
  • 4. bis 6. November: 8th Senegal International Mining Conference in Dakar.

Wo in Afrika gewählt wird

Mit den anhaltenden Protesten in Mosambik hallt das Superwahljahr 2024 noch nach. Auch 2025 steht eine Reihe an politischen Entscheidungen an – wenngleich sich die Wahlen überwiegend auf das zweite Halbjahr konzentrieren. Den Auftakt machen die Senatswahlen im Februar in Togo, die alles andere als unumstritten sind. Der Senat wird nach einer Verfassungsänderung im vergangenen Jahr zum ersten Mal überhaupt gewählt. Die Opposition wirft Präsident Faure Gnassingbé vor, mit dem Manöver seine Amtszeit auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Zwar wird die Position des Präsidenten geschwächt, viel interessanter dürfte für Gnassingbé hingegen jedoch das neu geschaffene, machtvolle Amt des Präsidenten des Ministerrates sein. In diesem Amt fallen Amtszeitbeschränkungen weg. Präsident des Ministerrates ist laut der Verfassungsänderung der Parteiführer der Mehrheitspartei im Parlament. Nach den Senatswahlen wird der Präsident neu gewählt.

Auch in der Elfenbeinküste und in Kamerun ist unklar, ob die Langzeitpräsidenten Alassane Ouattara und Paul Biya eine weitere Amtszeit anstreben. Für Ouattara wäre es eine vierte Amtszeit. Eigentlich sieht die ivorische Verfassung lediglich zwei aufeinander folgende Amtszeiten vor. In Kamerun will der 91-jährige Paul Biya erneut kandidieren. Auch in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) sowie in Malawi wird ein neuer Präsident gewählt. Amtsinhaber Faustin-Archange Touadéra darf in der ZAR nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Sein Amtskollege Lazarus Chakwera in Malawi strebt eine zweite Amtszeit an.

Wahlen im Sahel möglich aber nicht sicher

Unklar ist, ob es in den Putschstaaten im Sahel, aber auch in Gabun, wo seit dem vergangenen Jahr eine Militärregierung an der Macht ist, 2025 Wahlen geben wird.

Klarer sind die Rahmenbedingungen bei den Präsidentschaftswahlen in Tansania und auf den Seychellen. Die Amtsinhaber wollen im Amt bleiben. Für die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan ist es die erste Präsidentschaftswahl. Die damalige Vizepräsidentin Hassan war 2021 nach dem Tod des ehemaligen tansanischen Präsidenten John Magufuli in das Amt aufgerückt. Nachdem Hassan zunächst einen liberaleren Kurs als ihr autokratisch regierender Vorgänger eingeschlagen hatte, geriet Hassan zuletzt mit ihrem restriktiveren Vorgehen gegen die Opposition in die Kritik. Die Wahlen sind für Oktober geplant. Auf den Seychellen tritt Wavel Ramkalawan nach 2020 erneut an. Hier ist die Stimmabgabe im September geplant.

AU-Kommission wählt neuen Vorsitzenden

Zudem stehen Parlamentswahlen in folgenden Ländern im Kalender:

  • Burundi
  • Ägypten
  • Seychellen
  • Komoren
  • Äquatorialguinea
  • Tansania
  • Gabun
  • Zentralafrikanische Republik
  • Kamerun

Nicht unwichtig ist zudem die Wahl der neuen AU-Kommission im Frühjahr 2025. Nach acht Jahren im Amt muss Moussa Faki das Amt des Kommissionsvorsitzenden an seinen Nachfolger abgeben. Zur Wahl stehen:

  • Mahamoud Ali Youssouf (Außenminister Dschibuti)
  • Raila Odinga (ehemaliger kenianischer Ministerpräsident)  
  • Richard Randriamandrato (ehemaliger Wirtschafts- und Außenminister Madagaskar).

Gewählt wird der neue Kommissionsvorsitzende von der Unionsversammlung der AU, die aus den 55 Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer besteht.

  • Afrikanische Union
  • Demokratie
  • Gipfel
  • Joe Biden
  • Sahel
  • Wahlen
  • Wirtschaft
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News

Elfenbeinküste: Warum Frankreich im Januar seine Truppen abzieht

Die Elfenbeinküste hat den Abzug französischer Soldaten aus dem Land angekündigt. In seiner Neujahrsansprache am 31. Dezember sagte Präsident Alassane Ouattara, dass der Abzug der französischen Streitkräfte organisiert werde. “Wir können stolz auf unsere Armee sein, deren Modernisierung jetzt erfolgreich ist”, sagte Ouattara. In dem Rahmen erfolge auch das Ende der französischen Stationierung. Der Standort des 43. Marine-Infanterie-Bataillons in Abidjan werde noch im Januar 2025 an die ivorischen Streitkräfte übergeben. Die französischen Soldaten waren zur Eindämmung dschihadistischer Gruppen stationiert.

Schon zuvor musste Frankreich Militärstandorte in weiteren afrikanischen Staaten aufgeben. Am 26. Dezember übergab Frankreich einen Stützpunkt an den Tschad, nachdem der Präsident, Mahamat Idriss Déby, Ende November angekündigt hatte, dass das Land die militärischen Beziehungen zu Frankreich aufkündigen werde. Kurz zuvor hatte auch der senegalesische Präsident Diomaye Faye gesagt, dass es bald keine französischen Truppen im Senegal mehr geben solle. In seiner Neujahrsansprache präzisierte er, dass alle ausländischen Truppen das Land 2025 verlassen müssten.

Letzte französische Stützpunkte in Dschibuti und Gabun

Anders als in Mali, Niger und Burkina Faso, die sich seit Militärputschen stärker Russland zuwenden, bedeutet der Abzug der Truppen aus dem Senegal, dem Tschad und der Elfenbeinküste keinen kompletten Bruch mit der früheren Kolonialmacht Frankreich.

Schon vorher hatte Frankreich Pläne zur Reduzierung der Truppen in Afrika. Ganz zurückziehen wollte sich Paris aber nicht. Aktuell gibt es noch Stützpunkte in Dschibuti und Gabun. bub

  • Afrika
  • Dschibuti
  • Elfenbeinküste
  • Frankreich

Senegal und Mauretanien machen Fortschritt auf dem Weg zur Gasproduktion

Im Projekt Greater Tortue Ahmeyim (GTA) wurde erstmals Gas gefördert, wie die African Energy Chamber (AEC), eine Interessensvertretung der Öl- und Gasindustrie, mitteilte. Am 31. Dezember sei erstmals Gas aus dem Gemeinschaftsprojekt der Energieunternehmen BP und Kosmos Energy zusammen mit den nationalen Ölgesellschaften Petrosen und SMH geflossen. Die Anlage befindet sich den Angaben zufolge 120 Kilometer vor der westafrikanischen Küste.

Sie wird über ein Unterwasser-System mit vier Bohrlöchern in 2.850 Metern Wassertiefe betrieben. An dieses Unterwasser-System ist ein Schiff angeschlossen: eine schwimmende Produktions-, Lager- und Verlade-Einheit (Floating Production Storage and Offloading Unit, FPSO). Es verarbeitet die Flüssigkeit aus den Bohrlöchern. In einem nächsten Schritt werden die flüssigen Bestandteile auf Shuttle-Tanker verladen. Das Gas wird gesondert über eine Pipeline vom FPSO zu einem schwimmenden LNG-Terminal (FLNG) geleitet. Dieses liegt hinter einem Wellenbrecher aus Beton.

Dort befinden sich auch zusammengeschlossene Wohn- und Versorgungsplattformen, die zusammen das GTA-Terminalzentrum bilden. Nach Angaben der Projektentwickler liegt der Baufortschritt für den kompletten Produktionskomplex im Meer bei mehr als 75 Prozent. Die Anlage soll demnach im kommenden Jahr ihren regulären Betrieb aufnehmen können.

Kritik von Fischern und Umweltschützern

Umweltschützer und Fischer kritisieren immer wieder, dass es durch die Nähe zu dicht besiedelten Gebieten ein hohes Unfallrisiko gebe. Außerdem wird befürchtet, dass die Fischwelt durch den Lärm und das Licht negativ beeinflusst wird. Die AEC sieht in der Gasproduktion dagegen eine “neue Ära der Energiesicherheit in Westafrika“, wie es in der Mitteilung vom Donnerstag hieß.

Das Projekt umfasst geschätzte Reserven von 425 Milliarden Kubikmetern Gas. In der ersten Phase soll eine Produktionskapazität von 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht werden, die sich in einer zweiten Phase auf fünf Millionen Tonnen verdoppeln könnte. Während die erste Phase hauptsächlich auf Exporte ausgerichtet ist, soll die zweite Phase auch die lokale Gasversorgung im Senegal und in Mauretanien stärken.

Die beiden Länder haben in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen zu verbessern. Senegal hat seine Gesetzgebung zur Erdölförderung von 1998 modernisiert. Mauretanien will über Kooperationen mit internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds Investitionen anlocken. Beide Länder erhoffen sich, die eigene Wirtschaft durch neue Investitionen zu stärken. lcw

  • Energie
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Standpunkt

Afrikas Luftfahrt muss sich dekolonisieren

Von Marie Huber
Luftfahrt-Expertin Marie Huber.

Afrikas wachsender Luftverkehr wird von veralteten Strukturen ausgebremst. Das bestehende Streckennetz trägt noch deutlich die Handschrift der Kolonialzeit. Statt einer innerafrikanischen Neuordnung zeichnet sich bereits die nächste externe Dominanz ab: China und Indien intensivieren ihre Präsenz, während die Golfstaaten und die Türkei sich als zentrale Drehkreuze zwischen den Kontinenten positionieren.

Afrika-Verbindungen nicht in afrikanischen Händen

Die Dominanz ausländischer Fluggesellschaften lässt sich klar beziffern: Nicht einmal 60 Prozent der Afrika-Verbindungen werden von afrikanischen Airlines bedient. Unter den zehn größten Fluggesellschaften auf dem Kontinent finden sich mit Air France/KLM, Saudia, Ryanair und Emirates gleich vier nicht-afrikanische Anbieter. Bezeichnend ist auch das Streckennetz: Während Ethiopian Airlines als größte afrikanische Airline 66 Ziele auf dem Kontinent anfliegt, kommen KLM/Air France und Turkish Airlines bereits auf 51 beziehungsweise 50 Destinationen.

Eine eigenständige afrikanische Luftfahrtindustrie wäre in mehrfacher Hinsicht wichtig: Sie würde die wachsenden Wirtschaftsbeziehungen nach China, Indien und in die arabische Welt stärken. Auch die Verbindungen zur international verteilten Diaspora ließen sich selbstbestimmt ausbauen. Vor allem aber könnten afrikanische Airlines dann verstärkt in weniger profitable, aber strategisch wichtige Verbindungen innerhalb des Kontinents investieren. Damit könnte sich Afrikas Wirtschaft also ein Stück von der Kolonialvergangenheit loslösen.

Afrikanischer Luftverkehr schon Vision seit den 1960er Jahren

Dies setzt aber voraus, dass mehr Fluggesellschaften in afrikanischer Hand profitabel wirtschaften. Auch die Wertschöpfung aus dem Tourismus würde stärker der afrikanischen Wirtschaft zugutekommen, wenn Langstreckenflüge von einheimischen statt von europäischen Airlines und Chartergesellschaften durchgeführt würden. Die Diagnose, dass der Luftfahrtsektor eher Bremse als Motor für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung darstellt, stellt sich nicht zuletzt die Branche selbst aus.

Dabei war der afrikanische Anteil am globalen Luftverkehr nie größer als fünf Prozent – selbst nicht in den optimistischen sechziger Jahren, als das Jet-Zeitalter, die Dekolonisierung und ehrgeizige Entwicklungsprogramme ein rasches Aufholen verhießen. Diese Diskrepanz zwischen Hoffnung und Realität zeigt, welch symbolische Bedeutung der Luftfahrt in den verschiedenen afrikanischen Entwicklungsszenarien zukommt – vom schlichten Aufholen bis zum “leapfrogging” (technologischen Quantensprung).

Ethiopian Airlines als Positivbeispiel

Ethiopian Airlines zeigt exemplarisch, wie eine afrikanische Fluggesellschaft erfolgreich sein kann – und zwar im hundertprozentigen Staatsbesitz. Als einzige Airline des Kontinents verzeichnet sie kontinuierliches Wachstum. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der konsequent unternehmerischen Ausrichtung, die Vorrang vor nationaler Repräsentation genießt.

Schon früh setzte das Management auf zwei entscheidende Faktoren: den Aufbau eigener Instandhaltungseinrichtungen (Maintenance Repair and Overhaul, MRO) und die Ausbildung einheimischer Fachkräfte. Diese Strategie ermöglichte lukrative Zusatzgeschäfte – von Leasing-Verträgen mit Saudi-Arabien in den sechziger Jahren bis zur Umnutzung von Blumen-Kühlhäusern als Medikamentenlager während der Corona-Pandemie. Solche Einnahmequellen gleichen bis heute Schwankungen im Passagiergeschäft aus.

Besonders bemerkenswert ist die Personalpolitik: Seit Mitte der siebziger Jahre besetzen äthiopische Fachkräfte nahezu alle Positionen – vom Cockpit über die Wartung bis ins Management. Die Airline betreibt heute eines der wichtigsten Ausbildungszentren für Piloten in Afrika. Diese langfristigen Investitionen in Ausbildung und Sicherheit haben Ethiopian Airlines den Ruf eines Vorzeigeunternehmens eingebracht.

Blick in die Geschichte macht kontinentweite Projekte sichtbar

Der Erfolg von Ethiopian Airlines blieb eine Ausnahme. Nach der Dekolonisierung setzten die ehemaligen britischen und französischen Kolonien zunächst auf multinationale Fluggesellschaften – ein Modell, das damals kleineren Staaten bessere Verhandlungspositionen gegenüber den dominanten US-Airlines versprach.

Doch beide Großprojekte scheiterten: Die britisch inspirierte East African Airways ging früh unter. Air Afrique, ein Zusammenschluss von elf frankophonen westafrikanischen Staaten, hielt sich länger. Die Airline war international konkurrenzfähig und hatte einen guten Ruf, sie galt lange als Symbol für erfolgreiche afrikanische Zusammenarbeit und wird bis heute nostalgisch verklärt. Doch die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Länder und Frankreichs, das ein Drittel der Anteile hielt, erwiesen sich als unvereinbar. Mit dem Bankrott 2002 endete auch dieser Versuch multinationaler Kooperation.

Regionale Kooperationen sollten gestärkt werden

Die Zukunft der afrikanischen Luftfahrt liegt paradoxerweise in ihrer Vergangenheit – aber nicht in der kolonialen: Vielmehr rücken wieder regionale Kooperationen in den Fokus. Die Afrikanische Union treibt ein kontinentales Luftverkehrsabkommen (Single African Air Transport Market) voran, flankiert von Projekten wie dem African Passport. Doch die Umsetzung stockt: Von 26 Staaten, die das Abkommen unterzeichnen wollten, haben es bisher nur 14 ratifiziert.

Die Herausforderungen sind zu vielschichtig für schnelle Lösungen. Dennoch gibt es Lichtblicke: Der Markteintritt internationaler Airlines könnte als Katalysator wirken. Auch innerafrikanische Initiativen wie die togolesische Asky, die auf regionale Partnerschaften setzt, weisen neue Wege.

Entscheidend wird sein, ob die betriebswirtschaftliche Logik die politischen Entscheidungsträger erreicht. Nur wenn Regierungen und panafrikanische Organisationen die richtigen Weichen stellen, kann der Kontinent das Potenzial seines Luftfahrtmarktes eigenständig entwickeln.

Dr. Marie Huber ist Wirtschaftshistorikerin und forscht zur Wirtschaftspolitik der Entwicklungsländer und zur globalen Entwicklungspolitik, insbesondere in Afrika. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Marburg. Zuvor leitete sie ein Forschungsprojekt über Luftfahrt im postkolonialen Afrika an der Humboldt-Universität zu Berlin.

  • Afrika
  • Afrikanische Union
  • Äthiopien
  • Ausbildung
  • Diaspora
  • Luftfahrt
  • Transport
  • Wirtschaft

Presseschau

Al Jazeera: Vorbehalte gegenüber Lobito-Korridor in DR Kongo. Der Lobito-Korridor soll den Transport von Mineralien aus den Bergbauregionen der DR Kongo an die Atlantikküste erleichtern. Doch in den kongolesischen Städten entlang der Eisenbahnstrecke gibt es gemischte Gefühle und schwelende Ängste. Während einige Kongolesen glauben, dass das Projekt ein nützlicher Knotenpunkt für den Handel zwischen afrikanischen Ländern werden könnte, befürchten andere, dass es lediglich zur weiteren Ausplünderung der natürlichen Ressourcen der Region führen wird.(“‘Modern plunderers’: Lobito Corridor plans bring fear, hesitation in DRC“)

Financial Times: Wieder Wertpapierhandel in Äthiopien. Noch im Januar wird nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder eine Börse in Äthiopien ihre Arbeit aufnehmen. Die Börse ist Bestandteil liberaler Wirtschaftsreformen, mit denen die Regierung von Premierminister Abiy Ahmed das Land wieder für Investitionen attraktiv machen will. (“Ethiopia opens first stock market since Emperor Haile Selassie”)

Wall Street Journal: Die ignorierten Kriege Afrikas. In Afrika hat die Zahl der Konflikte wieder zugenommen – von Mali am westlichen Rand des Kontinents bis nach Somalia am östlichen Horn. In der weltweiten Wahrnehmung werden die vielen Kriege in Afrika jedoch von denen in der Ukraine und im Nahen Osten überschattet. (“Africa Has Entered a New Era of War”)

Semafor: Weniger Risikokapital für Afrika. Für afrikanische Technologie-Start-ups war 2024 bei der Kapitalbeschaffung besonders herausfordernd. Der weltweite Rückgang bei Risikokapitalgebern hat die Technologiezentren des Kontinents stark getroffen. Das Institut “Africa: The Big Deal”, das Daten zu Start-ups sammelt, schätzt, dass die Finanzierung für 2024 etwa 2,2 Milliarden US-Dollar betragen wird, was einem Rückgang von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. (“Who cares about African unicorns?”)

Reuters: Ägypten leidet unter Huthi-Angriffen. Ägypten verkündete am Samstag, dass ein neuer zehn Kilometer langer Kanal am südlichen Ende des Suezkanals erfolgreich getestet wurde. Jedoch sind die Einnahmen des Landes aus der Wasserstraße seit den Angriffen der jemenitischen Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer deutlich zurückgegangen. In einer Erklärung teilte die Suezkanal-Behörde mit, dass bei einer Probefahrt zwei Schiffe einen neuen Abschnitt des zweispurigen Kanals ohne Zwischenfälle passiert hätten. (“Egypt completes trial run of new Suez Canal channel extension”)

CNBC Africa: Sicherheit statt Gas. Der südafrikanische Petrochemiekonzern Sasol hat aufgrund der weit verbreiteten Unruhen nach den Wahlen im Nachbarland Mosambik die Erdgasproduktion in seiner zentralen Verarbeitungsanlage in Temane reduziert, um die Sicherheit seiner Mitarbeiter und Anlagen zu gewährleisten. Südafrika bezieht den Großteil seiner Gasimporte aus Mosambik. (“Sasol reduces gas output at Mozambique plant due to unrest”)

RFI: Netzwerke stützen Slum-Bewohner. Nachdem der Hurrikan Chido Teile des französischen Überseedepartements Mayotte verwüstet hatte, wurde es von Premierminister François Bayrou besucht. Zu den Versprechen des neuen Premierministers gehörte, den Wiederaufbau von Elendsvierteln auf der Insel zu verbieten. Doch die Zerstörung der Slums mit ihren gewachsenen Netzwerken würde vielen der Bewohner schaden. (“Mayotte: «interdire» les bidonvilles, une solution d’urgence qui peut tourner à la fausse bonne idée”)

All Africa: Lebenslänglich statt Todesstrafe. Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa hat das Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe unterzeichnet. In Simbabwe sitzen derzeit über 60 Häftlinge in der Todeszelle, deren Strafen nun in eine Begnadigung umgewandelt werden. Die letzte Hinrichtung in dem Land fand vor fast zwei Jahrzehnten im Jahr 2005 statt. Das Parlament hatte sich für eine Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozessordnung und des Verteidigungsgesetzes eingesetzt, die in Fällen von Mord unter erschwerenden Umständen die Todesstrafe vorsah. (“Zimbabwe Abolishes Death Penalty, Prisoners On Death Row to Be Sentenced Afresh”)

Tagesschau: Sorge um Minenarbeiter. Niemand weiß genau, wie viele illegale Minenarbeiter sich noch in Südafrika in bis zu 2000 Metern tiefen Schächten vor der Polizei verstecken. Bürgerrechtler fordern nun, die Menschen möglichst schnell zu retten. Allein der Aufstieg aus den Bergwerken an die Oberfläche kann bis zu fünf Tagen dauern. (“Bürgerrechtler fordern Rettung von Minenarbeitern”)

Reuters: Flucht aus Mosambik. Mehr als 2.000 mosambikanische Familien haben diese Woche in Malawi Zuflucht gefunden, wie die malawischen Behörden mitteilten. Dies geschah nach den sich ausbreitenden Unruhen im Zusammenhang mit einer umstrittenen Wahl im Oktober, bei denen Dutzende Menschen getötet worden sein sollen. In Mosambiks Hauptstadt Maputo blieben am Freitag einige Geschäfte, darunter auch Banken, geschlossen. In einigen Gebieten wurden nach einem tödlichen Gefängnisaufstand und einem Gefängnisausbruch am Mittwoch Patrouillen eingerichtet. (“Mozambicans flee to neighbouring Malawi amid post-election unrest”)

Voice of America: Simbabwe setzt auf Atomenergie. Simbabwe will die chronische Stromknappheit im Land auch mithilfe von Atomenergie lindern. Harare hat sich diesbezüglich an die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und russische Investoren gewandt. Das Land will bis 2035 etwa 4.000 Megawatt Strom produzieren. Derzeit liegt die Kapazität laut Regierung bei etwa 2.600 Megawatt. Die tatsächliche tägliche Erzeugung beträgt etwa die Hälfte davon. (“Zimbabwe to work with Russia, IAEA to establish nuclear energy“)

Heads

Welche Ideen Kandidat Amadou Hott für die Afrikanische Entwicklungsbank hat

Amadou Hott will neuer Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank werden.
Amadou Hott will neuer Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank werden.

Dunkelblaues Sakko, weißes Hemd, weinrot getupfte Krawatte und eckige schwarze Brille, dazu ein breites Lachen und ein fester Händedruck: So präsentierte sich der senegalesische Finanzfachmann Amadou Hott in Dakar Ende November. Hott will an die Spitze der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB). Beim Empfang im Konferenzbereich des Nobelhotels Terrou Bi schüttelte Hott im Anschluss an seine Rede fleißig Hände, posierte für Selfies und umarmte seine Wegbegleiter.

Sall-Vertrauter mit Unterstützung von Faye und Sonko

Nahbar und ein Macher mit einer klaren Vision, dieses Bild vermittelte Hott. Obwohl er unter Ex-Präsident Macky Sall als Wirtschaftsminister arbeitete (2019 bis 2022), unterstützt ihn die aktuelle Regierung von Diomaye Faye und Ousmane Sonko geräuschlos – Hott bedankte sich artig. Zu wichtig ist der Posten, um den es geht und den der Senegal gerne mit seinem eigenen Personal besetzen möchte.

Der 52-jährige Hott hat einen Bachelor-Abschluss in angewandter Mathematik sowie einen Master in Finanzwesen von der Sorbonne Universität in Paris. Zusätzlich absolvierte er ein Masterprogramm in Finanzmathematik an der New York University. Hott arbeitete 20 Jahre im Investment Banking und Investmentbereich, seit 2004 konzentrierte er sich auf Afrika. Verschiedene Positionen führten in nach New York, London, Dubai und Lagos.

Kandidat mit AfDB-Erfahrung

Als Gründer und CEO leitete Hott Fonsis, den staatlichen Investitionsfonds Senegals für strategische Investitionen (2012 bis 2016) und war Berater von Präsident Macky Sall. Beim Empfang Ende November fiel immer wieder schmunzelnd und mit einem Augenzwinkern der Ausdruck “fils de maison” bei den Gästen, denn als Ehemaliger der AfDB werden Hott gute Chancen für seine Bewerbung eingeräumt: Von 2016 bis 2019 hatte Hott die Position des Vizepräsidenten für Energie, Klimawandel und grünes Wachstum bei der Afrikanischen Entwicklungsbank inne.

Nach seinem Abstecher zurück ins senegalesische Kabinett war Hott zuletzt Sondergesandter der AfBD für die Allianz für grüne Infrastruktur in Afrika. Er ließ sich von Chefbanker Adesina freistellen, um seine Kandidatur zu verfolgen. Hott habe “wirkungsvolle Partnerschaften aufgebaut”, die “bedeutende Finanzmittel” für die AfDB eingespielt hätten, lobte Adesina zu Hotts Abschied – der ja nur ein vorübergehender sein soll.

Fünf Kernthemen formuliert

Zur offiziellen Verkündung seiner Kandidatur formulierte Hott in seine Rede fünf strategische Hauptpunkte, die er für die AfDB verfolgen möchte. Sie machen deutlich, dass Hott sich eher auf klassische Bereiche wie Effizienzsteigerung, bessere Verwaltung und mehr Geld für größeren Spielraum konzentriert – grüne Themen kommen eher am Rand vor:

• Massive Mobilisierung von Ressourcen unter Beibehaltung der erstklassigen Bonitätsbewertung (A) der AfDB. Dies soll durch innovative Mechanismen wie Sonderziehungsrechte, Risikokapital und die Einführung des Afrikanischen Entwicklungsfonds an den Kapitalmärkten erreicht werden. Zusätzlich sollen Steuerreformen unterstützt werden, um illegale Finanzströme aus Afrika – die etwa 90 Milliarden Dollar jährlich erreichen, wie Hott sagte – zu reduzieren.

• Dynamisierung des Privatsektors durch die Einrichtung einer eigenen Vizepräsidentschaft für den Privatsektor. Diese soll Gelder mobilisieren und mit dem Privatsektor zusammenarbeiten. Zudem soll die “afrikanische Risikoprämie” – wie Hott sie nannte –  überprüft werden. Die Bewertung afrikanischer Staaten am internationalen Finanzmarkt spiegele oft nicht deren tatsächliche Bonität wider, kritisierte Hott. Damit entstünden afrikanischen Regierungen große Nachteile, wenn es etwa um den Zugang zu Krediten oder die Einwerbung von Investitionen gehe.

• Massive Stärkung der Verwaltung von Projekten, die durch den afrikanischen Entwicklungsfonds (Fonds africain de développement, FAD) finanziert werden. Die Staaten sollen technisch bei der Verwaltung unterstützt werden, um die Projekte erfolgreicher zu machen.

• Modernisierung der AfDB durch leistungsbasierte Anreizsysteme, Digitalisierung der Prozesse und optimiertes Management. Hott hat das Ziel ausgegeben, die Bank agiler zu machen und die Reaktionsgeschwindigkeit bei Interaktionen mit Stakeholdern zu erhöhen.

Konsolidierung strategischer Partnerschaften, um noch mehr Finanzmittel zu günstigen Bedingungen für die ärmsten Länder einzuwerben, Förderung von Innovation und Weiterführung von bewährter good practice. Dies soll die Grundlage für die Umsetzung der neuen Zehnjahresstrategie der Bank bilden.

Weitere Kandidaten für Adesinas Nachfolge

Bis Ende Januar können noch Kandidaturen für Adesinas Nachfolge eingereicht werden. Bisher haben sich der Ökonom Samuele Munzele Maimbo (Sambia) für die SADC positioniert. Südafrika geht mit Bajabulile Swazi Tshabalala mit einer eigenen Kandidatin ins Rennen. Außerdem bewerben sich der beninische Wirtschaftsminister Romuald Wadagni, sowie Mahamat Abbas Tolli (Tschad) für die Cemac-Länder. Lucia Weiß

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  • Innovation
  • SADC
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  • Wirtschaftsentwicklung

Dessert

Zeitz-Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst in Kapstadt.

Kapstadt zählt nicht umsonst zu den beliebtesten Reisezielen auf dem Kontinent. Schon allein dank ihrer wunderschönen Lage zwischen Atlantik, Tafelberg und den Weinbaugebieten gibt es in Südafrikas ältester Stadt vieles zu bestaunen. Und auch für Kunstliebhaber lohnt sich ein Besuch am Kap, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeugen kann. Das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) im Hafenviertel gilt als das weltweit größte Museum für afrikanische Gegenwartskunst. Steinmeier hatte es 2018 im Rahmen eines Staatsbesuchs besichtigt.

Das eindrückliche Museumsgebäude befindet sich in den ehemaligen Kornspeichern der Stadt, denen der Londoner Architekt Thomas Heatherwick neuen Glanz verliehen hat. Die 42 zylinderförmigen Silos sind von innen teilweise angeschnitten, sodass das Atrium des Gebäudes einer Kathedrale ähnelt. Der dadurch entstandene Hohlraum erinnert an die Form eines Getreidekorns. Eines der neun Stockwerke dient zudem als Zentrum für künstlerische Bildung.

Neben der ständigen Sammlung werden in den Galerien des Museums auch wechselnde, zeitlich begrenzte Ausstellungen gezeigt, die das Schaffen bedeutender Künstler aus Afrika und der Diaspora in den Mittelpunkt rücken und sich auf die afrikanische Geschichte konzentrieren.

Noch bis zum 20. Juli 2025 gibt es etwa die Ausstellung The Other Side of Now des vietnamesisch-amerikanischen Künstlers Tuấn Andrew Nguyễn zu sehen. Sie beleuchtet die uns ungeläufigen transnationalen Verflechtungen, die durch Kolonisierung und Krieg entstanden sind, indem sie die Erfahrungen afrikanischer Soldaten während und nach dem französischen Indochinakrieg erforscht. Einige dieser Soldaten aus dem Senegal und dem Maghreb desertierten damals von der französischen Kolonialarmee, um sich dem vietnamesischen Widerstand anzuschließen, und gründeten Familien mit Vietnamesinnen. Die Ausstellung zeigt, dass das Thema der Migrationserzählungen und der Darstellung von Diaspora-Erfahrungen heute noch genauso aktuell ist wie damals. ajs

Africa.Table Redaktion

AFRICA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    ein frohes 2025! Ich hoffe, Sie sind gut in das neue Jahr gestartet.

    Auch zwischen den Jahren hat sich auf der Weltbühne einiges getan. So hat etwa der ivorische Präsident Ouattara in seiner Neujahrsansprache angekündigt, Frankreich werde seine Truppen aus dem Land abziehen müssen – eine weitere afrikapolitische Niederlage für Paris. Wir schauen für Sie auf die Hintergründe.

    Das Jahr hat kaum begonnen, da stehen auch schon die ersten wichtigen Termine an. Mein Kollege David Renke hat die wichtigsten Konferenzen und Wahltermine der nächsten zwölf Monate zusammengetragen.

    Außerdem in dieser Ausgabe: Die Wirtschaftshistorikerin Marie Huber blickt in einem Standpunkt auf die afrikanische Luftfahrtbranche und fordert, diese solle sich ein Beispiel an Ethiopian Airlines nehmen.

    Ich wünsche eine aufschlussreiche Lektüre.

    Ihr
    Arne Schütte
    Bild von Arne  Schütte

    Analyse

    Ausblick: Die wichtigsten Termine 2025

    Bereits im Februar (3. bis 6.) trifft sich die Bergbaubranche zur Mining Indaba 2025 in Kapstadt. Im Rahmen der Konferenz wird es am 4. Februar auch einen “deutschen Tag” geben, der von der Deutschen Rohstoffagentur und der AHK für das südliche Afrika organisiert wird.

    Fintechbranche trifft sich in Nairobi

    In Nairobi trifft sich vom 12. bis 13. Februar die Fintechbranche zum African Tech Summit. Der Gipfel dreht sich um Techniktrends wie Blockchain, Kryptowährungen und mobile Finanztechnologien. Eine weitere Ausgabe des Gipfels ist zudem im Juni in London geplant. Ebenfalls in Nairobi findet am 25. bis 27. Juni in diesem Jahr die Messe “Made in Germany – Africa” statt. Die Konferenz zieht damit von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba nach Kenia um.

    Nicht nur wirtschaftlich interessant dürfte der US-African Business Summit in diesem Jahr in Angola werden, der ebenfalls Ende Juni vom 23. bis 27. stattfindet. Angola war das einzige Land, das US-Präsident Joe Biden in seiner Amtszeit in Afrika besucht hat. Mit dem Lobito-Korridor-Projekt hat das Land geostrategische Relevanz für die USA. Anhand der Angebote, die die USA den afrikanischen Ländern auf dem Gipfel machen, dürfte schon ablesbar sein, welchen Stellenwert die neue Regierung unter Donald Trump dem afrikanischen Kontinent einräumen wird.

    Weitere wichtige Konferenzen sind:

    • 11. bis 13. Februar: Pan Africa Conference in Dakar
    • 11. bis 13. Februar: 9th Sub-Saharan Africa International Petroleum Exhibition and Conference in Lagos
    • 18. bis 19. Februar: Francophone Africa Business Summit in Lagos
    • 19. bis 21. Februar: Africa’s Green Economy Summit in Kapstadt
    • 6. bis 7. März: 10th Powering Africa Summit
    • 12. bis 13. Mai: Africa CEO Forum in Abidjan
    • 13. Mai: Investment in African Energy Forum in Paris
    • 26. bis 30. Mai: Jahrestagung der Afrikanischen Entwicklungsbank
    • 21. bis 22. Oktober: Financial Times Africa Summit in London
    • 4. bis 6. November: 8th Senegal International Mining Conference in Dakar.

    Wo in Afrika gewählt wird

    Mit den anhaltenden Protesten in Mosambik hallt das Superwahljahr 2024 noch nach. Auch 2025 steht eine Reihe an politischen Entscheidungen an – wenngleich sich die Wahlen überwiegend auf das zweite Halbjahr konzentrieren. Den Auftakt machen die Senatswahlen im Februar in Togo, die alles andere als unumstritten sind. Der Senat wird nach einer Verfassungsänderung im vergangenen Jahr zum ersten Mal überhaupt gewählt. Die Opposition wirft Präsident Faure Gnassingbé vor, mit dem Manöver seine Amtszeit auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Zwar wird die Position des Präsidenten geschwächt, viel interessanter dürfte für Gnassingbé hingegen jedoch das neu geschaffene, machtvolle Amt des Präsidenten des Ministerrates sein. In diesem Amt fallen Amtszeitbeschränkungen weg. Präsident des Ministerrates ist laut der Verfassungsänderung der Parteiführer der Mehrheitspartei im Parlament. Nach den Senatswahlen wird der Präsident neu gewählt.

    Auch in der Elfenbeinküste und in Kamerun ist unklar, ob die Langzeitpräsidenten Alassane Ouattara und Paul Biya eine weitere Amtszeit anstreben. Für Ouattara wäre es eine vierte Amtszeit. Eigentlich sieht die ivorische Verfassung lediglich zwei aufeinander folgende Amtszeiten vor. In Kamerun will der 91-jährige Paul Biya erneut kandidieren. Auch in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) sowie in Malawi wird ein neuer Präsident gewählt. Amtsinhaber Faustin-Archange Touadéra darf in der ZAR nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Sein Amtskollege Lazarus Chakwera in Malawi strebt eine zweite Amtszeit an.

    Wahlen im Sahel möglich aber nicht sicher

    Unklar ist, ob es in den Putschstaaten im Sahel, aber auch in Gabun, wo seit dem vergangenen Jahr eine Militärregierung an der Macht ist, 2025 Wahlen geben wird.

    Klarer sind die Rahmenbedingungen bei den Präsidentschaftswahlen in Tansania und auf den Seychellen. Die Amtsinhaber wollen im Amt bleiben. Für die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan ist es die erste Präsidentschaftswahl. Die damalige Vizepräsidentin Hassan war 2021 nach dem Tod des ehemaligen tansanischen Präsidenten John Magufuli in das Amt aufgerückt. Nachdem Hassan zunächst einen liberaleren Kurs als ihr autokratisch regierender Vorgänger eingeschlagen hatte, geriet Hassan zuletzt mit ihrem restriktiveren Vorgehen gegen die Opposition in die Kritik. Die Wahlen sind für Oktober geplant. Auf den Seychellen tritt Wavel Ramkalawan nach 2020 erneut an. Hier ist die Stimmabgabe im September geplant.

    AU-Kommission wählt neuen Vorsitzenden

    Zudem stehen Parlamentswahlen in folgenden Ländern im Kalender:

    • Burundi
    • Ägypten
    • Seychellen
    • Komoren
    • Äquatorialguinea
    • Tansania
    • Gabun
    • Zentralafrikanische Republik
    • Kamerun

    Nicht unwichtig ist zudem die Wahl der neuen AU-Kommission im Frühjahr 2025. Nach acht Jahren im Amt muss Moussa Faki das Amt des Kommissionsvorsitzenden an seinen Nachfolger abgeben. Zur Wahl stehen:

    • Mahamoud Ali Youssouf (Außenminister Dschibuti)
    • Raila Odinga (ehemaliger kenianischer Ministerpräsident)  
    • Richard Randriamandrato (ehemaliger Wirtschafts- und Außenminister Madagaskar).

    Gewählt wird der neue Kommissionsvorsitzende von der Unionsversammlung der AU, die aus den 55 Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer besteht.

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    News

    Elfenbeinküste: Warum Frankreich im Januar seine Truppen abzieht

    Die Elfenbeinküste hat den Abzug französischer Soldaten aus dem Land angekündigt. In seiner Neujahrsansprache am 31. Dezember sagte Präsident Alassane Ouattara, dass der Abzug der französischen Streitkräfte organisiert werde. “Wir können stolz auf unsere Armee sein, deren Modernisierung jetzt erfolgreich ist”, sagte Ouattara. In dem Rahmen erfolge auch das Ende der französischen Stationierung. Der Standort des 43. Marine-Infanterie-Bataillons in Abidjan werde noch im Januar 2025 an die ivorischen Streitkräfte übergeben. Die französischen Soldaten waren zur Eindämmung dschihadistischer Gruppen stationiert.

    Schon zuvor musste Frankreich Militärstandorte in weiteren afrikanischen Staaten aufgeben. Am 26. Dezember übergab Frankreich einen Stützpunkt an den Tschad, nachdem der Präsident, Mahamat Idriss Déby, Ende November angekündigt hatte, dass das Land die militärischen Beziehungen zu Frankreich aufkündigen werde. Kurz zuvor hatte auch der senegalesische Präsident Diomaye Faye gesagt, dass es bald keine französischen Truppen im Senegal mehr geben solle. In seiner Neujahrsansprache präzisierte er, dass alle ausländischen Truppen das Land 2025 verlassen müssten.

    Letzte französische Stützpunkte in Dschibuti und Gabun

    Anders als in Mali, Niger und Burkina Faso, die sich seit Militärputschen stärker Russland zuwenden, bedeutet der Abzug der Truppen aus dem Senegal, dem Tschad und der Elfenbeinküste keinen kompletten Bruch mit der früheren Kolonialmacht Frankreich.

    Schon vorher hatte Frankreich Pläne zur Reduzierung der Truppen in Afrika. Ganz zurückziehen wollte sich Paris aber nicht. Aktuell gibt es noch Stützpunkte in Dschibuti und Gabun. bub

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    Senegal und Mauretanien machen Fortschritt auf dem Weg zur Gasproduktion

    Im Projekt Greater Tortue Ahmeyim (GTA) wurde erstmals Gas gefördert, wie die African Energy Chamber (AEC), eine Interessensvertretung der Öl- und Gasindustrie, mitteilte. Am 31. Dezember sei erstmals Gas aus dem Gemeinschaftsprojekt der Energieunternehmen BP und Kosmos Energy zusammen mit den nationalen Ölgesellschaften Petrosen und SMH geflossen. Die Anlage befindet sich den Angaben zufolge 120 Kilometer vor der westafrikanischen Küste.

    Sie wird über ein Unterwasser-System mit vier Bohrlöchern in 2.850 Metern Wassertiefe betrieben. An dieses Unterwasser-System ist ein Schiff angeschlossen: eine schwimmende Produktions-, Lager- und Verlade-Einheit (Floating Production Storage and Offloading Unit, FPSO). Es verarbeitet die Flüssigkeit aus den Bohrlöchern. In einem nächsten Schritt werden die flüssigen Bestandteile auf Shuttle-Tanker verladen. Das Gas wird gesondert über eine Pipeline vom FPSO zu einem schwimmenden LNG-Terminal (FLNG) geleitet. Dieses liegt hinter einem Wellenbrecher aus Beton.

    Dort befinden sich auch zusammengeschlossene Wohn- und Versorgungsplattformen, die zusammen das GTA-Terminalzentrum bilden. Nach Angaben der Projektentwickler liegt der Baufortschritt für den kompletten Produktionskomplex im Meer bei mehr als 75 Prozent. Die Anlage soll demnach im kommenden Jahr ihren regulären Betrieb aufnehmen können.

    Kritik von Fischern und Umweltschützern

    Umweltschützer und Fischer kritisieren immer wieder, dass es durch die Nähe zu dicht besiedelten Gebieten ein hohes Unfallrisiko gebe. Außerdem wird befürchtet, dass die Fischwelt durch den Lärm und das Licht negativ beeinflusst wird. Die AEC sieht in der Gasproduktion dagegen eine “neue Ära der Energiesicherheit in Westafrika“, wie es in der Mitteilung vom Donnerstag hieß.

    Das Projekt umfasst geschätzte Reserven von 425 Milliarden Kubikmetern Gas. In der ersten Phase soll eine Produktionskapazität von 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht werden, die sich in einer zweiten Phase auf fünf Millionen Tonnen verdoppeln könnte. Während die erste Phase hauptsächlich auf Exporte ausgerichtet ist, soll die zweite Phase auch die lokale Gasversorgung im Senegal und in Mauretanien stärken.

    Die beiden Länder haben in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen zu verbessern. Senegal hat seine Gesetzgebung zur Erdölförderung von 1998 modernisiert. Mauretanien will über Kooperationen mit internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds Investitionen anlocken. Beide Länder erhoffen sich, die eigene Wirtschaft durch neue Investitionen zu stärken. lcw

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    Standpunkt

    Afrikas Luftfahrt muss sich dekolonisieren

    Von Marie Huber
    Luftfahrt-Expertin Marie Huber.

    Afrikas wachsender Luftverkehr wird von veralteten Strukturen ausgebremst. Das bestehende Streckennetz trägt noch deutlich die Handschrift der Kolonialzeit. Statt einer innerafrikanischen Neuordnung zeichnet sich bereits die nächste externe Dominanz ab: China und Indien intensivieren ihre Präsenz, während die Golfstaaten und die Türkei sich als zentrale Drehkreuze zwischen den Kontinenten positionieren.

    Afrika-Verbindungen nicht in afrikanischen Händen

    Die Dominanz ausländischer Fluggesellschaften lässt sich klar beziffern: Nicht einmal 60 Prozent der Afrika-Verbindungen werden von afrikanischen Airlines bedient. Unter den zehn größten Fluggesellschaften auf dem Kontinent finden sich mit Air France/KLM, Saudia, Ryanair und Emirates gleich vier nicht-afrikanische Anbieter. Bezeichnend ist auch das Streckennetz: Während Ethiopian Airlines als größte afrikanische Airline 66 Ziele auf dem Kontinent anfliegt, kommen KLM/Air France und Turkish Airlines bereits auf 51 beziehungsweise 50 Destinationen.

    Eine eigenständige afrikanische Luftfahrtindustrie wäre in mehrfacher Hinsicht wichtig: Sie würde die wachsenden Wirtschaftsbeziehungen nach China, Indien und in die arabische Welt stärken. Auch die Verbindungen zur international verteilten Diaspora ließen sich selbstbestimmt ausbauen. Vor allem aber könnten afrikanische Airlines dann verstärkt in weniger profitable, aber strategisch wichtige Verbindungen innerhalb des Kontinents investieren. Damit könnte sich Afrikas Wirtschaft also ein Stück von der Kolonialvergangenheit loslösen.

    Afrikanischer Luftverkehr schon Vision seit den 1960er Jahren

    Dies setzt aber voraus, dass mehr Fluggesellschaften in afrikanischer Hand profitabel wirtschaften. Auch die Wertschöpfung aus dem Tourismus würde stärker der afrikanischen Wirtschaft zugutekommen, wenn Langstreckenflüge von einheimischen statt von europäischen Airlines und Chartergesellschaften durchgeführt würden. Die Diagnose, dass der Luftfahrtsektor eher Bremse als Motor für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung darstellt, stellt sich nicht zuletzt die Branche selbst aus.

    Dabei war der afrikanische Anteil am globalen Luftverkehr nie größer als fünf Prozent – selbst nicht in den optimistischen sechziger Jahren, als das Jet-Zeitalter, die Dekolonisierung und ehrgeizige Entwicklungsprogramme ein rasches Aufholen verhießen. Diese Diskrepanz zwischen Hoffnung und Realität zeigt, welch symbolische Bedeutung der Luftfahrt in den verschiedenen afrikanischen Entwicklungsszenarien zukommt – vom schlichten Aufholen bis zum “leapfrogging” (technologischen Quantensprung).

    Ethiopian Airlines als Positivbeispiel

    Ethiopian Airlines zeigt exemplarisch, wie eine afrikanische Fluggesellschaft erfolgreich sein kann – und zwar im hundertprozentigen Staatsbesitz. Als einzige Airline des Kontinents verzeichnet sie kontinuierliches Wachstum. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der konsequent unternehmerischen Ausrichtung, die Vorrang vor nationaler Repräsentation genießt.

    Schon früh setzte das Management auf zwei entscheidende Faktoren: den Aufbau eigener Instandhaltungseinrichtungen (Maintenance Repair and Overhaul, MRO) und die Ausbildung einheimischer Fachkräfte. Diese Strategie ermöglichte lukrative Zusatzgeschäfte – von Leasing-Verträgen mit Saudi-Arabien in den sechziger Jahren bis zur Umnutzung von Blumen-Kühlhäusern als Medikamentenlager während der Corona-Pandemie. Solche Einnahmequellen gleichen bis heute Schwankungen im Passagiergeschäft aus.

    Besonders bemerkenswert ist die Personalpolitik: Seit Mitte der siebziger Jahre besetzen äthiopische Fachkräfte nahezu alle Positionen – vom Cockpit über die Wartung bis ins Management. Die Airline betreibt heute eines der wichtigsten Ausbildungszentren für Piloten in Afrika. Diese langfristigen Investitionen in Ausbildung und Sicherheit haben Ethiopian Airlines den Ruf eines Vorzeigeunternehmens eingebracht.

    Blick in die Geschichte macht kontinentweite Projekte sichtbar

    Der Erfolg von Ethiopian Airlines blieb eine Ausnahme. Nach der Dekolonisierung setzten die ehemaligen britischen und französischen Kolonien zunächst auf multinationale Fluggesellschaften – ein Modell, das damals kleineren Staaten bessere Verhandlungspositionen gegenüber den dominanten US-Airlines versprach.

    Doch beide Großprojekte scheiterten: Die britisch inspirierte East African Airways ging früh unter. Air Afrique, ein Zusammenschluss von elf frankophonen westafrikanischen Staaten, hielt sich länger. Die Airline war international konkurrenzfähig und hatte einen guten Ruf, sie galt lange als Symbol für erfolgreiche afrikanische Zusammenarbeit und wird bis heute nostalgisch verklärt. Doch die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Länder und Frankreichs, das ein Drittel der Anteile hielt, erwiesen sich als unvereinbar. Mit dem Bankrott 2002 endete auch dieser Versuch multinationaler Kooperation.

    Regionale Kooperationen sollten gestärkt werden

    Die Zukunft der afrikanischen Luftfahrt liegt paradoxerweise in ihrer Vergangenheit – aber nicht in der kolonialen: Vielmehr rücken wieder regionale Kooperationen in den Fokus. Die Afrikanische Union treibt ein kontinentales Luftverkehrsabkommen (Single African Air Transport Market) voran, flankiert von Projekten wie dem African Passport. Doch die Umsetzung stockt: Von 26 Staaten, die das Abkommen unterzeichnen wollten, haben es bisher nur 14 ratifiziert.

    Die Herausforderungen sind zu vielschichtig für schnelle Lösungen. Dennoch gibt es Lichtblicke: Der Markteintritt internationaler Airlines könnte als Katalysator wirken. Auch innerafrikanische Initiativen wie die togolesische Asky, die auf regionale Partnerschaften setzt, weisen neue Wege.

    Entscheidend wird sein, ob die betriebswirtschaftliche Logik die politischen Entscheidungsträger erreicht. Nur wenn Regierungen und panafrikanische Organisationen die richtigen Weichen stellen, kann der Kontinent das Potenzial seines Luftfahrtmarktes eigenständig entwickeln.

    Dr. Marie Huber ist Wirtschaftshistorikerin und forscht zur Wirtschaftspolitik der Entwicklungsländer und zur globalen Entwicklungspolitik, insbesondere in Afrika. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Marburg. Zuvor leitete sie ein Forschungsprojekt über Luftfahrt im postkolonialen Afrika an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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    Presseschau

    Al Jazeera: Vorbehalte gegenüber Lobito-Korridor in DR Kongo. Der Lobito-Korridor soll den Transport von Mineralien aus den Bergbauregionen der DR Kongo an die Atlantikküste erleichtern. Doch in den kongolesischen Städten entlang der Eisenbahnstrecke gibt es gemischte Gefühle und schwelende Ängste. Während einige Kongolesen glauben, dass das Projekt ein nützlicher Knotenpunkt für den Handel zwischen afrikanischen Ländern werden könnte, befürchten andere, dass es lediglich zur weiteren Ausplünderung der natürlichen Ressourcen der Region führen wird.(“‘Modern plunderers’: Lobito Corridor plans bring fear, hesitation in DRC“)

    Financial Times: Wieder Wertpapierhandel in Äthiopien. Noch im Januar wird nach vielen Jahrzehnten erstmals wieder eine Börse in Äthiopien ihre Arbeit aufnehmen. Die Börse ist Bestandteil liberaler Wirtschaftsreformen, mit denen die Regierung von Premierminister Abiy Ahmed das Land wieder für Investitionen attraktiv machen will. (“Ethiopia opens first stock market since Emperor Haile Selassie”)

    Wall Street Journal: Die ignorierten Kriege Afrikas. In Afrika hat die Zahl der Konflikte wieder zugenommen – von Mali am westlichen Rand des Kontinents bis nach Somalia am östlichen Horn. In der weltweiten Wahrnehmung werden die vielen Kriege in Afrika jedoch von denen in der Ukraine und im Nahen Osten überschattet. (“Africa Has Entered a New Era of War”)

    Semafor: Weniger Risikokapital für Afrika. Für afrikanische Technologie-Start-ups war 2024 bei der Kapitalbeschaffung besonders herausfordernd. Der weltweite Rückgang bei Risikokapitalgebern hat die Technologiezentren des Kontinents stark getroffen. Das Institut “Africa: The Big Deal”, das Daten zu Start-ups sammelt, schätzt, dass die Finanzierung für 2024 etwa 2,2 Milliarden US-Dollar betragen wird, was einem Rückgang von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. (“Who cares about African unicorns?”)

    Reuters: Ägypten leidet unter Huthi-Angriffen. Ägypten verkündete am Samstag, dass ein neuer zehn Kilometer langer Kanal am südlichen Ende des Suezkanals erfolgreich getestet wurde. Jedoch sind die Einnahmen des Landes aus der Wasserstraße seit den Angriffen der jemenitischen Huthi-Milizen auf Schiffe im Roten Meer deutlich zurückgegangen. In einer Erklärung teilte die Suezkanal-Behörde mit, dass bei einer Probefahrt zwei Schiffe einen neuen Abschnitt des zweispurigen Kanals ohne Zwischenfälle passiert hätten. (“Egypt completes trial run of new Suez Canal channel extension”)

    CNBC Africa: Sicherheit statt Gas. Der südafrikanische Petrochemiekonzern Sasol hat aufgrund der weit verbreiteten Unruhen nach den Wahlen im Nachbarland Mosambik die Erdgasproduktion in seiner zentralen Verarbeitungsanlage in Temane reduziert, um die Sicherheit seiner Mitarbeiter und Anlagen zu gewährleisten. Südafrika bezieht den Großteil seiner Gasimporte aus Mosambik. (“Sasol reduces gas output at Mozambique plant due to unrest”)

    RFI: Netzwerke stützen Slum-Bewohner. Nachdem der Hurrikan Chido Teile des französischen Überseedepartements Mayotte verwüstet hatte, wurde es von Premierminister François Bayrou besucht. Zu den Versprechen des neuen Premierministers gehörte, den Wiederaufbau von Elendsvierteln auf der Insel zu verbieten. Doch die Zerstörung der Slums mit ihren gewachsenen Netzwerken würde vielen der Bewohner schaden. (“Mayotte: «interdire» les bidonvilles, une solution d’urgence qui peut tourner à la fausse bonne idée”)

    All Africa: Lebenslänglich statt Todesstrafe. Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa hat das Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe unterzeichnet. In Simbabwe sitzen derzeit über 60 Häftlinge in der Todeszelle, deren Strafen nun in eine Begnadigung umgewandelt werden. Die letzte Hinrichtung in dem Land fand vor fast zwei Jahrzehnten im Jahr 2005 statt. Das Parlament hatte sich für eine Änderung des Strafgesetzbuches, der Strafprozessordnung und des Verteidigungsgesetzes eingesetzt, die in Fällen von Mord unter erschwerenden Umständen die Todesstrafe vorsah. (“Zimbabwe Abolishes Death Penalty, Prisoners On Death Row to Be Sentenced Afresh”)

    Tagesschau: Sorge um Minenarbeiter. Niemand weiß genau, wie viele illegale Minenarbeiter sich noch in Südafrika in bis zu 2000 Metern tiefen Schächten vor der Polizei verstecken. Bürgerrechtler fordern nun, die Menschen möglichst schnell zu retten. Allein der Aufstieg aus den Bergwerken an die Oberfläche kann bis zu fünf Tagen dauern. (“Bürgerrechtler fordern Rettung von Minenarbeitern”)

    Reuters: Flucht aus Mosambik. Mehr als 2.000 mosambikanische Familien haben diese Woche in Malawi Zuflucht gefunden, wie die malawischen Behörden mitteilten. Dies geschah nach den sich ausbreitenden Unruhen im Zusammenhang mit einer umstrittenen Wahl im Oktober, bei denen Dutzende Menschen getötet worden sein sollen. In Mosambiks Hauptstadt Maputo blieben am Freitag einige Geschäfte, darunter auch Banken, geschlossen. In einigen Gebieten wurden nach einem tödlichen Gefängnisaufstand und einem Gefängnisausbruch am Mittwoch Patrouillen eingerichtet. (“Mozambicans flee to neighbouring Malawi amid post-election unrest”)

    Voice of America: Simbabwe setzt auf Atomenergie. Simbabwe will die chronische Stromknappheit im Land auch mithilfe von Atomenergie lindern. Harare hat sich diesbezüglich an die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und russische Investoren gewandt. Das Land will bis 2035 etwa 4.000 Megawatt Strom produzieren. Derzeit liegt die Kapazität laut Regierung bei etwa 2.600 Megawatt. Die tatsächliche tägliche Erzeugung beträgt etwa die Hälfte davon. (“Zimbabwe to work with Russia, IAEA to establish nuclear energy“)

    Heads

    Welche Ideen Kandidat Amadou Hott für die Afrikanische Entwicklungsbank hat

    Amadou Hott will neuer Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank werden.
    Amadou Hott will neuer Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank werden.

    Dunkelblaues Sakko, weißes Hemd, weinrot getupfte Krawatte und eckige schwarze Brille, dazu ein breites Lachen und ein fester Händedruck: So präsentierte sich der senegalesische Finanzfachmann Amadou Hott in Dakar Ende November. Hott will an die Spitze der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB). Beim Empfang im Konferenzbereich des Nobelhotels Terrou Bi schüttelte Hott im Anschluss an seine Rede fleißig Hände, posierte für Selfies und umarmte seine Wegbegleiter.

    Sall-Vertrauter mit Unterstützung von Faye und Sonko

    Nahbar und ein Macher mit einer klaren Vision, dieses Bild vermittelte Hott. Obwohl er unter Ex-Präsident Macky Sall als Wirtschaftsminister arbeitete (2019 bis 2022), unterstützt ihn die aktuelle Regierung von Diomaye Faye und Ousmane Sonko geräuschlos – Hott bedankte sich artig. Zu wichtig ist der Posten, um den es geht und den der Senegal gerne mit seinem eigenen Personal besetzen möchte.

    Der 52-jährige Hott hat einen Bachelor-Abschluss in angewandter Mathematik sowie einen Master in Finanzwesen von der Sorbonne Universität in Paris. Zusätzlich absolvierte er ein Masterprogramm in Finanzmathematik an der New York University. Hott arbeitete 20 Jahre im Investment Banking und Investmentbereich, seit 2004 konzentrierte er sich auf Afrika. Verschiedene Positionen führten in nach New York, London, Dubai und Lagos.

    Kandidat mit AfDB-Erfahrung

    Als Gründer und CEO leitete Hott Fonsis, den staatlichen Investitionsfonds Senegals für strategische Investitionen (2012 bis 2016) und war Berater von Präsident Macky Sall. Beim Empfang Ende November fiel immer wieder schmunzelnd und mit einem Augenzwinkern der Ausdruck “fils de maison” bei den Gästen, denn als Ehemaliger der AfDB werden Hott gute Chancen für seine Bewerbung eingeräumt: Von 2016 bis 2019 hatte Hott die Position des Vizepräsidenten für Energie, Klimawandel und grünes Wachstum bei der Afrikanischen Entwicklungsbank inne.

    Nach seinem Abstecher zurück ins senegalesische Kabinett war Hott zuletzt Sondergesandter der AfBD für die Allianz für grüne Infrastruktur in Afrika. Er ließ sich von Chefbanker Adesina freistellen, um seine Kandidatur zu verfolgen. Hott habe “wirkungsvolle Partnerschaften aufgebaut”, die “bedeutende Finanzmittel” für die AfDB eingespielt hätten, lobte Adesina zu Hotts Abschied – der ja nur ein vorübergehender sein soll.

    Fünf Kernthemen formuliert

    Zur offiziellen Verkündung seiner Kandidatur formulierte Hott in seine Rede fünf strategische Hauptpunkte, die er für die AfDB verfolgen möchte. Sie machen deutlich, dass Hott sich eher auf klassische Bereiche wie Effizienzsteigerung, bessere Verwaltung und mehr Geld für größeren Spielraum konzentriert – grüne Themen kommen eher am Rand vor:

    • Massive Mobilisierung von Ressourcen unter Beibehaltung der erstklassigen Bonitätsbewertung (A) der AfDB. Dies soll durch innovative Mechanismen wie Sonderziehungsrechte, Risikokapital und die Einführung des Afrikanischen Entwicklungsfonds an den Kapitalmärkten erreicht werden. Zusätzlich sollen Steuerreformen unterstützt werden, um illegale Finanzströme aus Afrika – die etwa 90 Milliarden Dollar jährlich erreichen, wie Hott sagte – zu reduzieren.

    • Dynamisierung des Privatsektors durch die Einrichtung einer eigenen Vizepräsidentschaft für den Privatsektor. Diese soll Gelder mobilisieren und mit dem Privatsektor zusammenarbeiten. Zudem soll die “afrikanische Risikoprämie” – wie Hott sie nannte –  überprüft werden. Die Bewertung afrikanischer Staaten am internationalen Finanzmarkt spiegele oft nicht deren tatsächliche Bonität wider, kritisierte Hott. Damit entstünden afrikanischen Regierungen große Nachteile, wenn es etwa um den Zugang zu Krediten oder die Einwerbung von Investitionen gehe.

    • Massive Stärkung der Verwaltung von Projekten, die durch den afrikanischen Entwicklungsfonds (Fonds africain de développement, FAD) finanziert werden. Die Staaten sollen technisch bei der Verwaltung unterstützt werden, um die Projekte erfolgreicher zu machen.

    • Modernisierung der AfDB durch leistungsbasierte Anreizsysteme, Digitalisierung der Prozesse und optimiertes Management. Hott hat das Ziel ausgegeben, die Bank agiler zu machen und die Reaktionsgeschwindigkeit bei Interaktionen mit Stakeholdern zu erhöhen.

    Konsolidierung strategischer Partnerschaften, um noch mehr Finanzmittel zu günstigen Bedingungen für die ärmsten Länder einzuwerben, Förderung von Innovation und Weiterführung von bewährter good practice. Dies soll die Grundlage für die Umsetzung der neuen Zehnjahresstrategie der Bank bilden.

    Weitere Kandidaten für Adesinas Nachfolge

    Bis Ende Januar können noch Kandidaturen für Adesinas Nachfolge eingereicht werden. Bisher haben sich der Ökonom Samuele Munzele Maimbo (Sambia) für die SADC positioniert. Südafrika geht mit Bajabulile Swazi Tshabalala mit einer eigenen Kandidatin ins Rennen. Außerdem bewerben sich der beninische Wirtschaftsminister Romuald Wadagni, sowie Mahamat Abbas Tolli (Tschad) für die Cemac-Länder. Lucia Weiß

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    Zeitz-Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst in Kapstadt.

    Kapstadt zählt nicht umsonst zu den beliebtesten Reisezielen auf dem Kontinent. Schon allein dank ihrer wunderschönen Lage zwischen Atlantik, Tafelberg und den Weinbaugebieten gibt es in Südafrikas ältester Stadt vieles zu bestaunen. Und auch für Kunstliebhaber lohnt sich ein Besuch am Kap, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeugen kann. Das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) im Hafenviertel gilt als das weltweit größte Museum für afrikanische Gegenwartskunst. Steinmeier hatte es 2018 im Rahmen eines Staatsbesuchs besichtigt.

    Das eindrückliche Museumsgebäude befindet sich in den ehemaligen Kornspeichern der Stadt, denen der Londoner Architekt Thomas Heatherwick neuen Glanz verliehen hat. Die 42 zylinderförmigen Silos sind von innen teilweise angeschnitten, sodass das Atrium des Gebäudes einer Kathedrale ähnelt. Der dadurch entstandene Hohlraum erinnert an die Form eines Getreidekorns. Eines der neun Stockwerke dient zudem als Zentrum für künstlerische Bildung.

    Neben der ständigen Sammlung werden in den Galerien des Museums auch wechselnde, zeitlich begrenzte Ausstellungen gezeigt, die das Schaffen bedeutender Künstler aus Afrika und der Diaspora in den Mittelpunkt rücken und sich auf die afrikanische Geschichte konzentrieren.

    Noch bis zum 20. Juli 2025 gibt es etwa die Ausstellung The Other Side of Now des vietnamesisch-amerikanischen Künstlers Tuấn Andrew Nguyễn zu sehen. Sie beleuchtet die uns ungeläufigen transnationalen Verflechtungen, die durch Kolonisierung und Krieg entstanden sind, indem sie die Erfahrungen afrikanischer Soldaten während und nach dem französischen Indochinakrieg erforscht. Einige dieser Soldaten aus dem Senegal und dem Maghreb desertierten damals von der französischen Kolonialarmee, um sich dem vietnamesischen Widerstand anzuschließen, und gründeten Familien mit Vietnamesinnen. Die Ausstellung zeigt, dass das Thema der Migrationserzählungen und der Darstellung von Diaspora-Erfahrungen heute noch genauso aktuell ist wie damals. ajs

    Africa.Table Redaktion

    AFRICA.TABLE REDAKTION

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