Warum das wichtig ist: Im Jahr 2024 erzielten die DAX-Konzerne im Schnitt nur rund 18 Prozent ihrer Umsätze in Deutschland. Entsprechend können Wechselkursschwankungen – insbesondere beim EUR/USD-Kurs – direkte Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis haben. Seit Jahresanfang hat der Euro gegenüber dem US-Dollar um rund 14 Prozent zugelegt.
Besonders betroffen sind exportorientierte oder international stark verflochtene Unternehmen. Die Allianz beziffert die Auswirkungen einer zehnprozentigen US-Dollar-Abwertung auf das operative Ergebnis auf rund 0,5 Milliarden Euro – das entspricht etwa drei Prozent der angestrebten Zielgröße für 2025. Der Konzern sichert unter anderem Dividendenströme ab. CEO Oliver Bäte betont auf Nachfrage von Table.Briefings:
„In einer soliden Finanzplanung werden solche Szenarien im Vorfeld berücksichtigt. So sichern wir beispielsweise unsere Dividendenzahlungen ab, damit es auf der Ergebnisebene keine Überraschungen gibt. Wechselkursübersetzungen schlagen sich zwar in den Zahlen nieder – aber wenn man den Nettowert betrachtet, ist das für uns sehr gut verkraftbar. Das wird sich auch in den kommenden Zahlen widerspiegeln.“
Adidas sichert erwartete Fremdwährungsströme bis zu 24 Monate im Voraus ab; Ende 2024 war die Absicherung für das laufende Jahr nahezu vollständig. Infineon beziffert die Sensitivität einer US-Cent-Kursveränderung auf 25 Millionen Euro Umsatz und zehn Millionen Euro Ergebnis. MTU Aero Engines erreicht durch Beschaffung in US-Dollar einen natürlichen Hedge von rund 75 Prozent, zusätzlich greift ein rollierendes Absicherungsmodell über 20 Quartale.
Unternehmen wie Beiersdorf, BASF, Daimler Truck, Fresenius und Rheinmetall kombinieren operative Maßnahmen wie lokale Produktion und Vertragsklauseln mit finanzwirtschaftlichen Instrumenten. Beiersdorf nennt eine mögliche Eigenkapitalbelastung von bis zu 26 Millionen Euro bei einer zehnprozentigen Euro-Aufwertung. BASF hat im Juli seine Wechselkursannahme für 2025 auf 1,15 USD/EUR angepasst. Daimler Truck steuert Währungsrisiken über ein internes Modell mit festgelegten Hedge-Quoten.
Weniger stark betroffen sind Unternehmen mit regional fokussiertem Geschäft. Die Deutsche Börse weist bei rund 700 Millionen Euro Umsatz und 300 Millionen Euro Kosten in US-Dollar auf eine teilweise natürliche Absicherung hin. Siemens Energy sichert Fremdwährungsrisiken dezentral über die operativen Einheiten ab, bei Absicherungsquoten zwischen 75 und 100 Prozent. E.ON, RWE und die Deutsche Telekom sehen wegen ihrer Aufstellung im Euroraum oder wegen lokaler Kosten- und Umsatzstrukturen nur begrenzte Wechselkursrisiken. Bei der Telekom entstehen Wechselkursdifferenzen lediglich bei der Umrechnung auf Konzernebene – operative Absicherungen sind nicht erforderlich.