Analyse
Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2025

KI-Fabrik in München: Telekom und Nvidia stellen neues Großprojekt vor

Am Dienstag soll das neue Projekt vorgestellt werden (Symbolfoto) (Imago Images)

Telekom und Nvidia eröffnen in München eine neue KI-Fabrik – ein Milliardenprojekt, das Deutschlands Rechenleistung auf ein neues Niveau heben soll.

Die neue AI-Factory von Deutsche Telekom und Nvidia in München wird mit 10.000 Blackwell-Chips zum größten GPU-Cluster Deutschlands. Im Gespräch ist ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Aus Branchenkreisen erfuhr Table.Briefings, dass die Initiative der beiden Unternehmen die KI-Rechenkapazität in Deutschland um 50 Prozent steigern soll. Die Infrastruktur soll die europäische Industrie unterstützen: AI-gestützte 3-D-Simulationen, digitale Zwillinge, Robotik. Alle Daten bleiben lokal in Deutschland. SAP soll der erste Hauptkunde sein, und für Nvidia – das erste Unternehmen mit fünf Billionen US-Dollar Bewertung – ist es ein weiterer Erfolg im KI-Boom.

Das neue Rechenzentrum soll laut Angaben der Deutschen Telekom „den Grundstein für eine neue Ära der künstlichen Intelligenz in Deutschland und Europa legen“. Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges, SAP-CEO Christian Klein, Deutsche-Bank-Vorstandsvorsitzender Christian Sewing und die Bundesminister Karsten Wildberger und Dorothee Bär werden das Projekt am Dienstag in Berlin vorstellen. Jensen Huang, Nvidia-Gründer und CEO, wird ebenfalls erwartet. Auch das Drohnen-Start-up Quantum Systems und die KI-Suchmaschine Perplexity sollen mit eigenen „Use Cases“ beteiligt sein.

Das geplante Projekt erfüllt aber längst nicht die Anforderungen einer Gigafactory. Bei AI-Gigafactories geht es primär darum, dass Europa souveräne KI-Infrastruktur mit offener Zusammenarbeit schafft – mit über 100.000 Chips für das Training von Frontier-Modellen. AI Factories verfügen über deutlich kleinere Ausstattung und bieten spezialisierte Anwendungen für Fertigung und Engineering direkt für Industriekunden.

Die Initiatoren verstehen das Projekt als Ergänzung zum Ausbau von KI-Gigafactories der Europäischen Kommission. Diese seien erst noch in der Planung; so lange wolle man nicht warten, hieß es. Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, bleibt jedoch optimistisch und betont im Interview mit Table.Briefings: „Wir hoffen, dass wir die Ausschreibung für KI-Gigafactories im Dezember oder Januar eröffnen können.“

Insgesamt plant die Kommission 20 Milliarden Euro in vier oder fünf Gigafactories zu investieren, die ersten sollen bis 2027 in Betrieb sehen. Zehn Konsortien aus Deutschland haben laut Virkkunen bereits Investitionsbereitschaft signalisiert. Dazu gehörte ein Konsortium aus der Deutschen Telekom, SAP, Ionos und der Schwarz Gruppe, das aber an einem gemeinsamen Konzept scheiterte. Nun ermutigt Virkkunen alle europäischen Parteien, ihre Anträge in den kommenden Monaten zu vereinigen.

Auf die Frage, ob Deutschland eine Gigafactory sehen wird, hat Kommissarin Virkkunen eine hoffnungsvolle Antwort: „Deutschland ist ganz klar unser industrielles Kraftzentrum. Wir haben dort bereits zwei große KI-Fabriken, und die meisten europäischen Top-Industrien haben ihren Sitz in Deutschland. Fest steht, dass Deutschland mehr Rechenkapazität benötigt, um KI vor Ort zu entwickeln.“

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Letzte Aktualisierung: 03. November 2025

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