Ukraine-Verhandlungen in Berlin: Ein Sonntag voller Gespräche, Ortswechsel und taktischer Manöver

Günter Sautter, Steve Witkoff, Jared Kushner und Friedrich Merz (IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

Ukraine-Verhandlungen in Berlin: Ein Tag voller Gespräche, Ortswechsel und taktischer Manöver. Es beginnt früh in Berlin; zur Frühstückszeit treffen die beiden US-Vertreter Jared Kushner und Steve Witkoff im Hotel Adlon ein. Eine gute Stunde später kommen die Berater von Wolodymyr Selenskyj und Friedrich Merz, Rustem Umjerow und Günter Sautter, dazu. Das Adlon ist Ort erster Gespräche. Wenig später erreicht der Kanzler sein Kanzleramt; Selenskyj landet gegen halb eins. Am frühen Nachmittag zeigt ein Foto der Bild einen nachdenklichen Kanzler in Hemd und Pullover am Fenster seines Büros.

Eine zweite Phase beginnt am frühen Nachmittag. Gegen 15 Uhr trifft Selenskyj mit seinen Leuten im Kanzleramt ein; damit ist der Kanzler direkt involviert. Auch Witkoff und Kushner kommen ins Kanzleramt. Die Ukrainer und die Amerikaner beginnen dort mit den Gesprächen, zu denen am Anfang auch der Kanzler stößt. Merz hält ein paar einleitende Worte, spricht noch einmal über den Ernst der Lage. Dann zieht er sich zurück und lässt die beiden Parteien verhandeln. Deutschland verhandelt nicht direkt, ist in Person von Sautter aber längere Zeit mit am Tisch, wenn auch nicht als Moderator, wie es zunächst heißt. Mit dem Ort, der Organisation und dem Großtreffen am Montag will Berlin durchsetzen, dass die Europäer nicht umgangen werden können.

Gegen 21 Uhr verlassen Merz und Selenskyj das Kanzleramt, den übrigen wird ein Abendessen serviert. Welche Ergebnisse erzielt wurden, bleibt zunächst offen. Genauso wie die Frage, ob auf Berater-Ebene danach weitergesprochen wird. Im Kern ging und geht es vor allem um territoriale Fragen. Sollte man sich dort einen Schritt in Richtung gemeinsamer Lösung bewegen, wäre das bereits ein Erfolg, den man am Montag den anderen Europäern in Berlin vorstellen könnte. Für Merz wie für Keir Starmer und Emmanuel Macron ist klar: Am Ende entscheidet die Ukraine, wie weit sie zu gehen bereit ist. Ziel ist es, eine gemeinsame Position, im besten Fall mit den Amerikanern, zu formulieren. Doch eine wirkliche Lösung gibt es erst, wenn auch Russland dazu bereit ist. Am Abend deutet sich das allerdings nicht an.

Moskau versucht den ganzen Sonntag über, die Rolle der Europäer kleinzuhalten. Am liebsten wären dem Kreml Absprachen nur zwischen Moskau und Washington. Juri Uschakow, einer der Chefverhandler Putins, sagt, der Beitrag der Europäer und der Ukrainer werde „wohl kaum konstruktiv sein“, wenn es jetzt darum gehe, schon Verhandeltes wieder aufzuschnüren. Insbesondere Änderungen bei territorialen Fragen seien für Moskau „unannehmbar“. Dabei geht es vor allem um den Donbass. Knapp 20 Prozent des Territoriums hält die Ukraine bisher. Russland verlangt den Abzug aus diesem Gebiet. Sollte Moskau sich durchsetzen, besteht das Risiko, dass Ähnliches auch im Süden geschieht. Russland hatte 2022 vier ukrainische Regionen zu russischem Territorium erklärt, neben den teilweise besetzten Luhansk und Donezk sind es Cherson und Saporischschja. Alle vier Regionen bildeten bis zur Besetzung und Zerstörung das industrielle Herz der Ukraine. Stefan Braun, Viktor Funk, Sara Sievert

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Letzte Aktualisierung: 14. Dezember 2025