Die neue Seidenstraße ist ein Projekt der Volksrepublik China. Ziel ist es, die Land- und Seewege zwischen Europa und dem asiatischen Raum zu verbessern. Die Table.Media-Redaktion liefert alle News dazu.
Woher kommt der Name Neue Seidenstraße?
Offiziell heißt das Projekt der Volksrepublik China
One Belt, One Road. Also
ein Gürtel, eine Straße. Oder auch
Belt and Road Initiative (BRI). Im Volksmund wird das Vorhaben aber
Neue Seidenstraße genannt. Es wurde im Jahr 2013 ins Leben gerufen. Der Name geht auf den deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück. Im Jahr 1877 bezeichnete er so die Karawanenstraßen zwischen dem Mittelmeerraum und Zentral- und Ostasien.
Genutzt wurden diese Wege aber bereits in der Antike. Nach Westen wurde Seide transportiert, nach Osten Wolle, Gold und Silber. Diese Idee hat China wieder aufgegriffen.
One Belt, One Road soll den Güterverkehr zwischen Europa und China effizienter machen. Dafür werden verschiedene Routen durch Infrastrukturmaßnahmen erschlossen. Beispielsweise durch den Bau von Häfen für die Seewege und Schienen und Eisenbahnlinien für die Landwege.
Welche Wirtschaftsgürtel umfasst die Neue Seidenstraße?
Die Namen des Projektes sind verwirrend. Weder geht es bei
One Belt, One Road um nur eine Seidenstraße, noch um nur einen Gürtel. Vielmehr soll ein ganzes Netzwerk aus Korridoren eine Vielzahl von Ländern miteinander verbinden. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Projekte. Als Economic Belt werden die neuen Landwege bezeichnet. Sechs Korridore sollen hier die neue Seidenstraße bilden:
- China – Kasachstan – Russland – Ukraine/Belarus – Polen – Slowakei – Deutschland
- China – Kirgisistan – Usbekistan – Turkmenistan – Iran – Türkei
- China – Mongolei – Russland
- China – Laos – Thailand – Malaysia – Singapur – Indonesien
- China – Myanmar – Bangladesch – Indien
- China – Pakistan
Das zweite Projekt nennt sich Maritime Silk Road. Damit sind neun verschiedene Korridore gemeint, die den Seeweg der Neuen Seidenstraße bilden.
- China – Griechenland – Italien – Frankreich – Spanien
- China – Vietnam – Singapur – Myanmar
- China – Vereinigte Arabische Emirate – Irak
- China – Dschibuti – Saudi-Arabien – Sudan
- China – Philippinen
- China – Kambodscha – Thailand
- China – Malaysia – Pakistan – Indien – Sri Lanka
- China – Singapur – Malaysia
- China – Indonesien – Malaysia – Singapur – Thailand
Welche Länder gehören zur Neuen Seidenstraße?
Insgesamt gehören 140 Länder zur Neuen Seidenstraße. Im Rahmen der Belt and Road Initiative hat China mit ihnen so genannte Memorandums of Understanding (MoU) abgeschlossen. Also Abkommen, die eine Zusammenarbeit garantieren sollen. Dazu kommt ein MoU, das China mit der Afrikanischen Union, also einem ganzen Länderbündnis abgeschlossen hat. In Europa haben 18 der 27 Mitgliedsstaaten ein solches Abkommen getroffen. Rumänien war im Jahr 2015 das erste Land. Deutschland hat (noch) kein MoU unterzeichnet.
Zwar liegen nicht alle Länder, die ein entsprechendes MoU unterzeichnet haben an den Korridoren der Neuen Seidenstraße, sie sind davon aber dennoch betroffen. So soll eine neue Eisenbahnlinie in Kenia entstehen. Sie verbindet die Hauptstadt Nairobi im Landesinneren mit der Hafenstadt Mombasa im Südosten des Landes. In Dschibuti bauen die Chinesen einen neuen Hafen, der per Eisenbahnlinie mit Addis Abeba verbunden wird, der Hauptstadt von Äthiopien. Das Land selbst hat keinen Zugang zum Meer.
Wie finanziert China die Neue Seidenstraße?
Die Belt and Road Initiative soll in Summe 900 Milliarden Dollar kosten. China finanziert die Neue Seidenstraße in erster Linie durch vier Elemente. Mithilfe staatlicher Geschäftsbanken, des Seidenstraßen-Fonds (New Silk Road Fund), der eigens gegründeten Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (Asian Infrastructure Investment Bank, AIIB) und der Neuen Entwicklungsbank (New Development Bank, NDB). Die Belt and Road Initiative wird dabei nicht von China alleine finanziert. Auch andere Länder stellen finanzielle Mittel zur Verfügung.
Bei der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank ist China mit dreißig Prozent des Eigenkapitals der größte Anteilseigner. Bei der Neuen Entwicklungsbank sind neben China und Russland auch noch Brasilien, Indien und Südafrika beteiligt. Bei beiden Banken handelt es sich um multilaterale Banken, deren Schwerpunkt Infrastrukturprojekte sind.
Wie funktioniert die Finanzierung der Neuen Seidenstraße?
Die Banken und Fonds geben zumeist Kredite an Länder, die Infrastrukturprojekte im Rahmen der Neuen Seidenstraße haben. Ein Hafen, eine Brücke oder eine Eisenbahnstrecke etwa. Bei der Absicherung der Kredite geht China allerdings sehr restriktiv vor. So lässt sich China zusichern im Falle einer Staatspleite als erster Gläubiger bedient zu werden.
Das hat Folgen in der internationalen Politik. Andere Geldgeber werden zögerlicher, weil sie befürchten müssen, im Ernstfall gar keine Zahlung mehr zu bekommen. Außerdem gibt es Vertragsklauseln, die China erlauben, das geliehene Geld sofort zurückzufordern, sollte die Volksrepublik nicht mit der Politik des Partnerlandes einverstanden sein.
Was bringt Chinas Neue Seidenstraße?
Offiziell soll One Belt, One Road dazu dienen, die Handelsverbindungen zwischen Asien und Europa zu stärken. Die wirtschaftliche Entwicklung vieler Regionen könne so vorangetrieben und der kulturelle Austausch gefördert werden. Auch Projekte im Bereich des Tourismus und des Gesundheitswesens sind geplant. Der chinesischen Wirtschaft hilft die Neue Seidenstraße dabei, Überkapazitäten aus der Bau- und Stahlwirtschaft zu verkaufen.
Doch die Neue Seidenstraße ist auch ein Zeichen für die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Ziele der Volksrepublik China. Viele Kritiker befürchten, dass China sich ärmere Länder politisch gefügig machen und die Rohstoffe ausbeuten möchte. Auf Kosten der örtlichen Bevölkerung. Umwelt- oder Sozialstandards seien bei den Infrastrukturmaßnahmen der
Belt and Road Initiative nur von untergeordneter Rolle.
Zukunft der Neuen Seidenstraße
Wie es mit der Neuen Seidenstraße weitergeht, erfahren Leser von der Table.Media-Redaktion, die über alle relevanten News rund um One Belt, One Road auf Deutsch berichtet.