- Parlament: Macron muss um Mehrheit bangen
- China: Unterstützen Russland nicht materiell
- US-Datentransfer: Abkommen ins Ungewisse
- DSA: Streit um Änderungen spitzt sich zu
- EU-Beitritt: Von der Leyen lobt Anstrengungen Kiews
- Scholz dringt auf Verhandlungen mit Nordmazedonien
- Schweiz schließt sich Ölembargo an
- Presseschau
- Daniel Gros: Warum das Ölembargo wenig bewirken wird
für Emmanuel Macron war der gestrige Wahlabend kein sonderlich guter: Frankreichs Präsident dürfte mit seinem Bündnis Ensemble zwar die meisten Sitze in der Nationalversammlung erringen, eine eigene Mehrheit ist ihm aber nicht sicher. Das Linksbündnis um den EU- und Deutschlandkritiker Jean-Luc Mélenchon legte im ersten Wahlgang gestern stark zu, wie Tanja Kuchenbecker aus Paris berichtet. Abgerechnet wird nach dem zweiten Wahlgang in einer Woche – ohne Mehrheit wäre der Handlungsspielraum Macrons in seiner zweiten Amtszeit stark eingeschränkt.
Reist Macron bald gemeinsam mit Olaf Scholz und Mario Draghi nach Kiew zu Wolodymyr Selenskyj? Das pfeifen die Spatzen von den Dächern, eine Bestätigung steht aber aus. Selenskyj wartet sehnlich auf ein klares Signal der Unterstützung von Macron und Scholz für den EU-Beitrittsantrag der Ukraine. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen weilte am Wochenende bereits zum zweiten Mal in Kiew – und lobte die „enormen Anstrengungen“ der Regierung. Am Freitag dürfte sie die Empfehlung der Kommission zum Kandidatenstatus vorstellen.
Zwischen Wladimir Putin und Xi Jinping passt kein Blatt Papier – das war jedenfalls das Bild, das die beiden Präsidenten öffentlich vermittelten. Die Verbrüderung geht aber offenbar nicht so weit, dass China Russland in seinem Feldzug gegen die Ukraine mit Waffen helfen würde. Chinas Verteidigungsminister Wei Fenghe betonte beim Shangri-La-Dialog in Singapur, sein Land habe keinerlei materielle Unterstützung geleistet. Die Verbindung zwischen beiden Staaten sei eine Partnerschaft, aber kein Bündnis. Michael Radunski und Felix Lee haben die Einzelheiten von der Konferenz, die stark von der Rivalität zwischen den USA und China geprägt war.
Eigentlich war der Digital Services Act (DSA) fertig. Doch bevor Rat und Parlament ihn abschließend absegnen können, gibt es Ärger: Einige von der französischen Ratspräsidentschaft als Ergebnis vorgeschlagene Formulierungen sind für weite Teile der Parlamentsvertreter inakzeptabel. Falk Steiner hat mehr dazu in den News.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und einen guten Start in die Woche!
Till Hoppe

Analyse
Macron muss um Mehrheit bangen
Emmanuel Macron wurde im April wiedergewählt, doch der Staatspräsident muss noch um eine eigene Mehrheit in der Nationalversammlung bangen. Bei den Parlamentswahlen am Sonntag erreichte das von Jean-Luc Mélenchon angeführte Linksbündnis NUPES mehr Stimmen als Macrons Lager. Laut Hochrechnungen kam es auf mehr als 25 Prozent und lag knapp vor dem Bündnis von Macron. Die rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen erreichte rund 19 Prozent der Stimmen.
Der Grund: Nach dem Mehrheitswahlrecht zählen für die Verteilung der Sitze nur die Stimmen für den Gewinner im jeweiligen Bezirk, alle anderen fallen unter den Tisch. Wenn im ersten Wahldurchgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, gelangen alle in den zweiten Wahlgang, die mindestens 12,5 Prozent der eingeschriebenen Wähler erreicht haben. Die relative Mehrheit reicht dann für den Sieg aus.
Macron darf auf Stimmen in vielen Landesteilen rechen. Mélenchon ist mit dem Linksbündnis hingegen in weniger Wahlkreisen in Großstädten und Vorstädten stark. Laut den Prognosen dürfte NUPES auf 180 bis 230 Sitze in der Nationalversammlung kommen. Für Macrons Bündnis Ensemble sagen die Meinungsforscher 270 bis 305 Sitze voraus. Le Pens RN dürfte demnach 34 Sitzen erreichen.
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