Liebe Leserin, lieber Leser,
die Beziehungen zwischen Paris und Berlin waren nicht die besten zuletzt – aber beide Seiten bemühen sich darum, sie zu verbessern: Vom 2. bis 4. Juli soll Emmanuel Macron zum Staatsbesuch nach Deutschland kommen, wie unsere Kollegen von „Contexte“ und wir aus Kreisen beider Regierungen erfahren haben. An der Agenda werde noch intensiv gearbeitet, heißt es dort. In den vergangenen Monaten hatte es viel Dissens gegeben, insbesondere um den Status der Kernenergie bei der Energiewende.
Die immer noch hohen Preise für Strom sollen durch eine Reform des europäischen Strommarktes eingedämmt werden. Über den Vorschlag der Kommission sprachen am Mittwoch Experten aus der Generaldirektion Energie, der Wissenschaft und der Energiewirtschaft bei einem Table.Live-Briefing bei den Berliner Energietagen. Mein Kollege Manuel Berkel moderierte das Ganze. Eine Zusammenfassung lesen Sie in seiner Analyse.
Kennen Sie das Joint Research Centre? Das EU-eigene Forschungsinstitut soll der Kommission bei Entscheidungen wichtige Daten zuliefern und sie beraten. Doch das Zentrum könnte bekannter sein. Kein Wunder, dass auch Forschungskommissarin Mariya Gabriel bei ihrem Besuch daran erinnert, die Arbeit des Instituts, wann immer es geht, zu berücksichtigen. Und auch das Institut selbst will nachbessern berichtet Tim Gabel.
Analyse
Strommarktreform: „Längerfristig eine Absicherung gegen schwankende Preise“
Die französische Haltung auf die Strommarktreform hat zuletzt immer wieder zu Kontroversen geführt. Céline Pizzotti, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutsch-französischen Büros für die Energiewende, schilderte in einem Einführungsvortrag am Mittwoch deshalb die französische Sicht. Frankreich hatte durchgesetzt, dass auch Kernenergie in die Regeln für eine Förderung über Differenzverträge (CfD) einbezogen wurde. Weniger bekannt ist, dass Frankreich schon seit 2017 Erneuerbare über zweiseitige CfDs fördert, erklärte Pizzotti. Das beschere dem Staat in der Energiekrise Einnahmen durch abgeschöpfte Erlöse. Auch staatliche Garantiefonds für langfristige Stromabnahmeverträge (PPA) – einen weiteren Kernpunkt der anstehenden EU-Reform – führte Frankreich bereits Anfang dieses Jahres ein.
Den Vorschlag der Kommission für die europäische Strommarktreform stellte Michael Schütz vor, Referent für den Energiebinnenmarkt aus der Generaldirektion Energie. „Längerfristig werden wir eine Absicherung der Kundinnen und Kunden vor schwankenden Strompreisen und damit eben auch stark nach oben schwankenden Strompreisen erreichen“, sagte Schütz. Er trat damit der Kritik mancher entgegen, die eine dauerhafte Abschöpfung von Übererlösen über zweiseitige CfDs am liebsten auch auf bestehende Anlagen ausweiten würde. Eine Kritik, die etwa von der spanischen Ökonomin Natalia Fabra geäußert wurde.
„Zweiseitige CfDs schaffen immerhin Klarheit“
„Bei dem Aufwuchs von Erneuerbaren, die wir bis 2040 brauchen, wird ein Großteil der Erneuerbaren eben keine bestehenden Anlagen sein – zumal ja auch beim Repowering wieder die Regelungen greifen“, erläuterte Schütz. Ein stärkeres Gewicht auf Langfristverträge berge aber auch eine Gefahr: „Das ist dann eine Debatte in ein paar Jahren, wenn die Kurzfristpreise wieder sehr niedrig sind, warum wir jetzt so teure langfristige Verträge haben. Aber gut, langfristige Verträge sind eben eine Versicherung und eine Versicherung kostet durchaus Geld.“
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