- Ökologische Souveränität: Frankreichs Konzept für Europa
- Markus Exenberger (H2Global): „Wasserstoff-Kolonialismus darf es nicht geben“
- ETS: Zwei Jahre Emissionshandel in China
- CSAM-Bekämpfung: Johansson will große Anbieter verpflichten
- Lemke kündigt deutsches Nein zu Taxonomie-Vorschlag an
- Cornelius Matthes (Dii Desert Energy): Energiewende in der Wüste
- Apéropa: Französische Identitätskrise à la carte
Manchmal ist es ganz gut, wenn man eine konkrete Zahl sieht: 500 Milliarden Euro. Dies ist die Größenordnung für Investitionen in die neue Generation Kernkraftwerke, die EU-Industriekommissar Thierry Breton bis 2050 für notwendig hält, wie er dem Journal di Dimanche im Interview sagte. Angesichts der Preishistorie von Kernkraftwerken, deren Bau selten im geplanten Kostenrahmen blieb, könnte dies sogar noch tiefgestapelt sein. Doch Breton, der umtriebigen Kommissar, dem Kritiker gern vorwerfen, in erster Linie französischer und dann EU-Kommissar zu sein, ist von der Notwendigkeit überzeugt. So wie Teile Europas und weite Teile der französischen Politik, allerdings nicht die Bundesregierung, wie die neue Umweltministerin Steffi Lemke gestern noch einmal klarstellte.
Frankreichs Ratspräsidentschaft fällt mit dem Präsidentschaftswahlkampf Emmanuel Macrons für die Wahl im April zeitlich zusammen. Macrons Credo: Souveränität. In der Energie- und Klimapolitik geht der zweit-einwohnerstärkste Mitgliedstaat dabei mit massiven Eigeninteressen in die Ratspräsidentschaft. Was das für das Fit for 55-Paket bedeutet und warum Frankreichs Regierung den Grenzausgleichmechanismus (CBAM) liebt, analysiert Stephan Israel.
Wenn der CBAM kommt, wird auch eine wesentliche Rolle spielen, wie beispielsweise mit China und dessen Emissionshandelssystem umgegangen wird. Noch liegt die konkrete EU-CBAM-Ausgestaltung in der Ferne – doch ein Blick auf das chinesische ETS, das jetzt in sein zweites Kalenderjahr geht, lohnt umso mehr. Christiane Kühl hat die Startphase analysiert.
Die Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung setzt auf grünen Wasserstoff – doch was ist grün? Darüber wird im Rahmen der Taxonomie derzeit intensiv gestritten. Warum diese auch für den Wasserstoffmarkt höchst relevant ist, weshalb Wasserstoff als Ersatzbrennstoff noch etwas Zeit braucht und welche Rolle Geopolitik dabei spielt, hat Markus Exenberger, der Geschäftsführer der Stiftung H2Global, meinem Kollegen Timo Landenberger im Interview verraten.
Doch ganz so leicht ist das alles nicht: Cornelius Matthes soll die Energiewende in der Wüste Realität werden lassen. Desertec, jetzt auch mit grünem Wasserstoff, das Portrait in dieser energiegeladenen Ausgabe.
Es geht um mehr als Energiepreise, wenn sich Russland und der Westen in mehreren Formaten über die Frage beraten, wie kalt oder heiß es jetzt zwischenstaatlich werden soll. US-Außenminister Anthony Blinken jedenfalls machte in einem ABC-Interview klar: „Wir tun nichts und verpflichten uns zu nichts zu Europa ohne Europa. Alles, was europäische Sicherheitsinteressen berührt, wird vollständig mit den Europäern am Tisch koordiniert sein.“ Welche Europäer genau an seinem Tisch sitzen dürfen, verriet Blinken dabei nicht. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert dürfte nach seinen Äußerungen zu Nord Stream 2, dass irgendwann Rechtsfrieden nötig und die Pipeline nun einmal so gut wie fertig gebaut sei, derzeit eher keinen Platz dort finden.
Kommen Sie gut und gesund in die neue Woche.
Falk Steiner

Analyse
Ökologische Souveränität: Frankreichs Konzept für Europa
Frankreichs Regierung hatte Ende vergangener Woche das Brüsseler Pressekorps nach Paris eingeladen und dort ihre Pläne präsentiert, wie zum Auftakt der rotierenden Ratspräsidentschaft jeweils üblich. Emmanuel Macron selbst blieb dabei sehr allgemein. Er sprach davon, bis Sommer die wichtigsten Gesetzestexte des Klimapakets „fit for 55“ voranzubringen, also dem erklärten Ziel, bis 2030 die klimaschädlichen CO2-Emissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent zu reduzieren. Und erwähnte explizit, dass die Bereiche Wohnen und Verkehr künftig auch einen Beitrag zur „Dekarbonisierung“ leisten müssten.
Die Details überließ der Präsident seinen Ministerinnen und Ministern, die der Reihe nach ihre Pläne präsentierten, aber nicht zitiert werden dürfen. In Frankreich hat der Präsident im Vorwahlmodus das letzte Wort. Die große Überschrift Macrons: die „ökologische Souveränität“: Europa soll seine kohlenstofffreie Energie selber produzieren, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen sichern, auf dem Kontinent die grünen Zukunftstechnologien entwickeln und auch herstellen. Europa soll zudem seine Normen und ökologischen Standards exportieren, unter anderem mithilfe des geplanten CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM).
Soviel zu den großen Linien. Konkret will Barbara Pompili, Ministerin für ökologische Transition (Europe.Table berichtete), die Umwelt- und Energieminister der Mitgliedstaaten vom 20. bis 22. Januar nach Amiens zu einem informellen Treffen einladen. Dort soll der Umweltrat am 6. und 7. März vorbereitet werden. Für März geplant ist eine Einigung unter den Mitgliedstaaten über die neue Batterieverordnung, in der die ökologische Herstellung und das Recycling geregelt werden. Auf der Agenda auch die Verordnung zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR), die Ladestationen spätestens alle 60 Kilometer vorschreiben wird.
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