- Das chinesische Außenministerium hat kürzlich einen seiner forschesten und aggressivsten Sprecher, Zhao Lijian, in eine weniger öffentliche Position innerhalb der Behörde versetzt.
- Einige Beobachter verstehen dies als ein Zeichen, dass Peking sich von seiner Wolfskrieger-Diplomatie distanziert. Auch andere Anzeichen deuten auf einen sanfteren diplomatischen Ton hin, wie beispielsweise die jüngsten Äußerungen des neuen chinesischen Außenministers, Qin Gang.
- Betrachtet man die öffentliche Wahrnehmung Chinas in den Industriestaaten, so scheint ein Umdenken in der chinesischen Außenpolitik in der Tat erforderlich: In Deutschland stieg die negative Beurteilung Chinas von 54 Prozent der Befragten im Jahr 2020 auf 72 Prozent im Jahr 2022. Ähnlich liegen die Werte in Frankreich mit einem Anstieg von 52 Prozent auf 76 Prozent.
- Chinas selbstbewusstere Außenpolitik scheint sich in der übrigen Welt jedoch nicht negativ ausgewirkt zu haben. In einigen Ländern ist die negative Wahrnehmung in den letzten Jahren sogar zurückgegangen. In Kenia sanken negative Sichtweisen von 39 Prozent im letzten Jahr auf 16 Prozent. In Nigeria gingen sie von 23 Prozent im Jahr 2020 auf 14 Prozent im Jahr 2022 zurück.
- Das könnte der Grund dafür sein, dass Peking es bislang nicht für erforderlich hielt, sich in die Herangehensweise seiner Diplomaten einzumischen. Vielmehr wurden in der Vergangenheit mehrere hochrangige Wolfskrieger wie Außenamtssprecherin Hua Chunying sogar befördert.
- Die aktuellen Personalien deuten dennoch darauf hin, dass sich Chinas Kalkül geändert hat. Eine gemäßigtere politische Haltung Chinas gegenüber der EU dürfte in den europäischen Hauptstädten willkommen sein und könnte die Abwärtsspirale stoppen. Doch solange die politische Rhetorik nicht von substanziellen Änderungen begleitet wird, werden die grundlegenden Spannungen mit dem Westen anhalten.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.