Im Portrait: Haining (Helen) Feng – Musikalisches Multitalent
Liebe Leserin, lieber Leser,
Xi Jinping hat derzeit alle Hände voll zu tun: Die Corona-Pandemie ist wieder aufgeflammt, das Wachstum hat sich verlangsamt und ausländische Investoren drohen mit dem Exodus. Also keine Zeit mehr für den Konflikt mit Taiwan? Das wäre ein Trugschluss, warnt Alexander Görlach im Interview mit Michael Radunski. Xi habe das klare Ziel, die Inselrepublik zu seinen Lebzeiten zu annektieren. Aufgrund seines nicht mehr ganz so jugendlichen Alters von 69 Jahren werfen Analysten schon mit möglichen Jahreszahlen einer Invasion um sich. Russlands verlustreicher Einmarsch in der Ukraine werde Xi nicht abschrecken, so Görlach. Man kann das als Alarmismus abtun, weil wir alle nicht in die Zukunft schauen können. Doch auch Putins Einmarsch in die Ukraine hat viele Beobachter überrascht.
Auch Australien spielt im globalen Mächtespiel um Einfluss im Indopazifik eine wichtige Rolle. „Down Under“ hat kürzlich am eigenen Leib erfahren, was es heißt, wenn Peking im eigenen „Hinterhof“ aktiv wird. Das chinesische Abkommen mit den Salomonen war ein Schock für Australien. China stößt damit direkt in die Einflusssphäre Canberras vor. Am Sonntag wählen die Australier:innen einen neuen Premierminister und das China-Thema spielt im Wahlkampf eine große Rolle, wie Christiane Kühl berichtet.
Auf diplomatischen Gegenwind aus Fernost kann sich auch die Bundesregierung bald gefasst machen. Der Bundestag hat sich gestern für eine stärkere Einbindung Taiwans in der Weltgesundheitsorganisation ausgesprochen. Peking ist das ein Dorn im Auge, denn es riecht nach diplomatischer Aufwertung Taiwans.
Ihr Nico Beckert
Interview
„China will den Westpazifik zu seinem Meer machen“
Alexander Görlach – China-Experte und Buchautor
Während die Welt erschrocken auf den Ukraine-Krieg blickt, warnt Alexander Görlach vor einem viel gefährlicheren Konflikt: China werde in wenigen Jahren Taiwan angreifen. Das sei aber nur der Anfang. Es geht um eine Neuordnung der Welt. Der deutschen Politik wirft er Denkfaulheit vor.
Chinas Präsident Xi Jinping kann gerade im Ukraine-Krieg mitansehen, wie ein großes und militärisch überlegenes Land möglicherweise an einem vermeintlich unterlegenen Staat scheitert. Viele glauben, dass dadurch ein Krieg Chinas gegen Taiwan unwahrscheinlicher geworden sei. Sie behaupten in ihrem aktuellen Buch „Alarmstufe Rot“ das Gegenteil: China werde schon bald nach Taiwan greifen. Wie kommen Sie darauf?
Weil es viele Parallelen zwischen Xi Jinping und Wladimir Putin gibt. Vielleicht am wichtigsten: Beide glauben, dass sie von der Geschichte auserwählt wurden, ihr Land zu alter Glorie zurückzuführen. Und dadurch entsteht eine gewisse Eile.
Aber China wird im Vergleich zu Taiwan ohnehin immer mächtiger. Man könnte sagen: Die Zeit ist auf der Seite Chinas.
Geopolitik
Indopazifik
Russland
Taiwan
Ukraine
Jetzt weiterlesen
… und 30 Tage kostenlos dieses Professional Briefing kennenlernen.