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der graue Mao-Anzug sagte eigentlich schon alles. Dazu die Rhetorik mit den üblichen Sprüchen vom Marxismus mit chinesischen Charakteristiken und der ruhmreichen Partei. Natürlich wagt ein Machthaber wie Xi Jinping keinen mutigen Schritt in die Zukunft. Doch es erschreckt auch nach acht Jahren noch immer, ihm beim Marsch in die Vergangenheit zuzusehen. Frank Sieren hat Xi zugehört und analysiert dessen Rede zum 100. Jahrestag der Kommunistischen Partei. Es fanden sich zwar nur wenig Neuerungen, dafür aber die markige Formulierung von der „Mauer aus Stahl“, mit der sich China vor der Welt schützen will.
Johnny Erling erzählt da von einer anderen Zeit im Umgang mit China, in der die Volksrepublik faktisch zwar viel abgeriegelter war, zugleich aber höchst neugierig auf die Welt da draußen. Ein Franz Josef Strauß wurde da spontan von der Großen Mauer zu einer Überraschungs-Audienz bei Mao im 1.450 Kilometer entfernten Changsha abgeholt. Deutsche Politiker wie die Rivalen Strauß, Kohl und Schmidt haben sich noch darin überboten, wer länger mit Mao reden durfte. Sie fanden China wichtig, obwohl damals von den später so guten Wirtschaftsbeziehungen nicht einmal Ansätze zu erkennen waren.
Heute zeigt sich der Volkswagen-Konzern auf hohem Niveau enttäuscht, wenn er in einem Monat auf seinem Lieblingsmarkt nur 1.500 Stück eines neuen Modells verkauft. Der Elektro-SUV ID.4 hat einfach nicht genug moderne Technik an Bord, schreibt Felix Lee. Während deutsche Autokunden die digitalen Funktionen vielleicht noch als Schnickschnack abtun und eher auf Spaltbreiten, Laufruhe und andere Qualitätsmerkmale achten, stehen die Gimmicks für Chinas junge Autofahrer:innen im Vordergrund. VW will nun bei den kommenden Modelleinführungen nachbessern und von Anfang an mehr KI einbauen.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Die Große Mauer aus Stahl

Frank Sieren
Die Welt blieb nicht stehen in China, als Staats- und Parteichef Xi Jinping gestern Morgen am Platz des Himmlischen Friedens in Peking die Rede zu 100 Jahre KP Chinas gehalten hat. Die Bauarbeiter unterbrachen die Arbeiten an den beiden neuen Brücken über den Liangma Fluss zwischen Kempinski Hotel und der Solana Shopping Mall nicht, obwohl die Rede über einen Livestream am Smartphone leicht zu empfangen ist. In Sanlitun Taikoo Li, einem der angesagtesten und edelsten Shopping- und Ausgehviertel Pekings, wird die Rede sogar über eine riesige Leinwand übertragen. Doch der Public Viewing Spot ist bis auf eine Handvoll Zuschauer verwaist. Die Chinesen wissen, viel Neues wird ihr Präsident nicht sagen. Und stolz auf die Erfolge Chinas sind sie sowieso.

Xi ließ die Veranstaltung denn auch vergleichsweise schlicht gestalten. Keine große Parade, wie immer wieder in den vergangenen 20 Jahren. Nur eine Formation von Militärhubschraubern bildete die Zahl 100 am Himmel und flog mit herabhängenden Fahnen, auf denen unter anderem „Lang lebe die Kommunistische Partei“ stand. Formationen des modernen chinesischen Überschall-Kampfjets J-20, die blaue, gelbe und rote Farbstreifen hinter sich herzogen, flogen kurz über den Platz. Eher eine festliche Geste als eine militärische Machtdemonstration.
Xi Jinpingss Selbstinszenierung knüpft bei Mao an
Aus 56 Kanonen, die die Zahl der ethnischen Gruppen in China repräsentieren, wurden 100 Schuss Salut gefeuert, während eine Ehrengarde der drei Waffengattungen vom Monument der Helden im Zentrum des Platzes zum Teil im Stechschritt marschierte. Den Platz säumten 100 Flaggen. Ansonsten keine großen Aufbauten auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Nur drei große rote Bögen im Zentrum. Auf dem einen steht 1921 auf dem zweiten, dem größten, sind Hammer und Sichel zu sehen. Auf dem dritten steht 2021. Der Platz ist vor allem mit 70.000 Parteimitgliedern aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gefüllt. Die meisten davon sitzen auf Klappstühlen. Die Präsentation der Massen auf dem Platz des Himmlischen Friedens ist erstaunlich traditionell und spiegelt das moderne vielfältige China nicht wider.
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