- Xi warnt vor Verwestlichung
- David Ownby öffnet das Tor zum chinesischen Diskurs
- Sinologen streiten über Transparenzregister
- Biden warnt Peking vor Spionage
- Bergung des Ballons läuft
- Deutscher China-Handel erreicht Rekord
- Auto-Absatz bricht ein
- Im Porträt: Sinologie-Professor Marc Matten
die Weltöffentlichkeit achtete am Dienstag vor allem auf die Rede des US-Präsidenten Joe Biden zur Lage der Nation. Weniger Beachtung in der Weltöffentlichkeit, dafür umso mehr bei uns vom China.Table, fand hingegen Xi Jinpings Grundsatzrede. Und auch wenn Xi rhetorisch bei weitem nicht so schillernd wirkte wie Biden, sondern in alter KP-Manier eher sperrig sprach, gab es gute Gründe, ihm genau zuzuhören.
Das hat unser Autor in Peking, Fabian Kretschmer, getan. Xi warnt darin vor „Verwestlichung“ und preist den chinesischen Weg als Vorbild für den globalen Süden. Das klingt keineswegs versöhnlich gegenüber dem Westen, wie einige Beobachter zuletzt gehofft hatten, sondern nach Kampfansage.
Um „chinesische Weltordnung“ geht es auch in unserem zweiten Text. Fabian Peltsch hat sich mit dem kanadischen Geschichtsprofessor David Ownby unterhalten, der sich intensiv mit den gesellschaftspolitischen Debatten unter Chinas Intellektuellen beschäftigt. Diese sind überraschend lebhaft.
Auch so lebhaft wie die Debatte, die unter deutschen Sinologen geführt wird, wenn es um Zusammenarbeit mit Institutionen der Volksrepublik geht? Während einige größtmögliche Transparenz fordern, fürchten andere, kritische Geister in China potenziell zu gefährden, beschreibt Marcel Grzanna den Streit.
Einig sind sich beide Seiten in einem Punkt: Mehr China-Kompetenz ist vor allen in jenen Forschungsbereichen nötig, die sich bislang wenig mit den politischen Verhältnissen beschäftigt haben. Das könnte sich mit dieser Debatte ändern.
Viel Spaß beim Lesen!
Felix Lee

Analyse
Xis Grundsatz-Rede: Gegen die „Verwestlichung“

Wenn der 69-Jährige Staats- und Parteichef Xi Jinping seine erste Grundsatzrede seit langem hält, hat die Weltöffentlichkeit guten Grund dazu, einmal genauer zuzuhören. Schließlich skizziert Xi die politische Stoßrichtung Chinas der nächsten Jahre – nur einen Monat, bevor er beim Nationalen Volkskongress seine dritte Amtszeit beginnen wird.
Am Dienstag trat er, wie immer in weißem Hemd und dunkelblauer Arbeitsjacke gekleidet, vor seine führenden Kader in der Parteischule des Zentralkomitees. Xis Kernbotschaft strotzt vor Selbstbewusstsein: China habe „den Mythos entlarvt, dass Modernisierung gleich Verwestlichung“ bedeute. Mehr noch: Der chinesische Weg diene den Entwicklungsländern des globalen Südens als Vorbild.
Xi: China repräsentiert „ganzheitliche Demokratie“
Seit einigen Jahren bereits versucht die Volksrepublik ihr autokratisches Regierungsmodell ins Ausland zu exportieren. Dabei lässt sich in der Argumentation der Staatsführung ein Paradigmenwechsel beobachten: Lehnte Peking früher noch Begriffe wie „Demokratie“ und „Menschenrechte“ als eurozentristisch ab, hat man diese mittlerweile für sich selbst vereinnahmt.
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