China
Xi und Putin in Samarkand + Franziska Brantner zur Zeitenwende
Liebe Leserin, lieber Leser,
"gemeinsam Stabilität und positive Energie in eine chaotische Welt bringen": Wie böse Ironie klingen diese Worte Xi Jinpings beim Zusammentreffen mit seinem "alten Freund" Wladimir Putin in Usbekistan. Das Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Samarkand zeigt aber viel mehr als einen Schulterschluss zwischen China und Russland, analysiert Michael Radunski. Es macht deutlich, wie China seine Macht in Zentralasien ausbaut — ausgerechnet in Russlands ehemaligem Einflussgebiet.
Chinas wachsender Einfluss treibt derzeit auch die Bundesregierung um. Im Interview mit Table.Media spricht sich Wirtschafts-Staatssekretärin Franziska Brantner dafür aus, Investitionsgarantien nicht zu geben, wenn ethische oder arbeitsrechtliche Standards bei der Produktion in einer Region nicht eingehalten werden. Dass sich deutsche Unternehmen vom chinesischen Markt gänzlich zurückziehen, wünscht sie sich aber nicht. Brantner spricht sich stattdessen für mehr deutsche Innovationen auf, für eine stärkere Diversifizierung der Märkte und ein klareres Risikobewusstsein der Unternehmen. Die deutsche China-Politik müsse begreifen, wie sich das Land in den letzten Jahren verändert habe. Ansonsten drohten gefährliche Abhängigkeiten, warnt Brantner.
Um die schönste aller politischen "Einwickel-Techniken" geht es in der Kolumne von Johnny Erling. Bei seinen Recherchen stieß er auf ein US-amerikanisches Geheimdokument aus dem Jahr 1971, das einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Der damalige nationale Sicherheitsberater Henry Kissinger berichtet seinem Chef Richard Nixon darin von einer Vorbereitungsreise für dessen Staatsbesuch in China — und schwärmt in höchsten Tönen vom Essen. Zhou Enlai persönlich hatte die Einwickel-Technik bei ihm und einer knusprigen Ente angewendet. Garniert mit feinen Gurkenstreifen und einer herrlichen Soße, hatte Chinas Premier das Herz der Gesandten schnell gewonnen. Für Nixon kochte bei dessen Reise im Jahr 1972 dann sogar Maos Küchenchef persönlich. Auch Diplomatie geht eben durch den Magen.
