- China baut Einfluss in Afghanistan aus
- Das bedeuten die typischen Phrasen der KP
- Huawei entlässt Manager nach Kritik an selbstfahrenden Autos
- Taiwan bringt seinen heimischen Impfstoff nach vorn
- Milliardär und Schweinezüchter Sun verurteilt
- Standpunkt: Globale Arbeitsteilung bringt Wohlstand
die USA verlassen das Land durch die Vordertür – China kommt durch die Hintertür herein. Ganz so simpel ist die Lage in Afghanistan dann zwar doch nicht. Doch der US-Truppenabzug läuft noch, da trifft sich Außenminister Wang bereits mit einer Abordnung der Taliban. Auf der Negativseite macht er die gefürchteten Gotteskrieger damit salonfähig, auf der Positivseite wirkt er auf sie ein, sich der afghanischen Regierung unterzuordnen. Chinas Präsenz kann durchaus viel Gutes bewirken. Die neue Großmacht kommt mit einem anderen Ansatz als die Intervention der westlichen Allianz: Sie erkennt die Realität im Land an, statt von schönen Theorien auszugehen.
Wang betonte bei dem Treffen, China werde sie nie in die „inneren Angelegenheiten Afghanistans einmischen“. Eine bekannte Phrase, schließlich verlangt China die „Nichteinmischung“ in seine Angelegenheiten gebetsmühlenartig von westlichen Ländern. Es handelt sich dabei um eine klassische „Tifa“, eine feststehende Wendung, die im Sprachgebrauch der chinesischen KP eine besondere Bedeutung hat. In der Kommunikation der Führung tauchen die gleichen Tifa immer wieder auf. Wir geben Ihnen in dieser Ausgabe eine kleine Einführung in die Kunst, Chinas politische Phrasen zu dekodieren. Wer einigermaßen geübt darin ist, kann sogar aus Parteitagsreden der KP ein gewisses Vergnügen ziehen. Es ließe sich sogar Tifa-Bingo spielen, denn Wortkombinationen wie die „drei kritischen Kämpfe“ oder „das Konzept der fünf Entwicklungen“ kommen garantiert vor.
Finn Mayer-Kuckuk

Analyse
Peking wittert seine Chance in Afghanistan
Michael Radunski
Der Rückzug der Amerikaner aus Afghanistan läuft. Bis Ende August sollen alle US-Truppen aus dem Land am Hindukusch abgezogen sein. So will es US-Präsident Joe Biden.
Doch je weniger US-amerikanische Truppen im Land sind, desto stärker werden die im Land verbreiteten Terrorgruppen – allen voran die islamistischen Taliban. Die selbsternannten Gotteskrieger befinden sich auf dem Vormarsch. Region für Region, Bezirk um Bezirk erobern sie das Territorium von der Zentralregierung in Kabul zurück. Allein in den vergangenen zwei Monaten sollen 120 Bezirke in ihre Hände gefallen sein, darunter zuletzt auch der für China strategisch so wichtige Bezirk Wakhan in der Provinz Badakhshan. Die Taliban selbst behaupten, schon 75 Prozent des Landes unter Kontrolle zu haben. Das mag aus Propagandagründen übertrieben sein, doch fest steht: Der vergangene Monat war der tödlichste seit zwei Jahrzehnten.
Peking sorgt sich um Sicherheit und Stabilität
Unsicherheit, Gewalt und Instabilität breiten sich aus. Und in Afghanistans Nachbarländern wächst die Sorge, all das könne sich über die Landesgrenzen hinaus ausbreiten. Vor allem in Peking wird man unruhig. „Der eigenmächtige Abzug der Amerikaner hinterlässt nur Instabilität, Chaos und Desaster“, urteilt Wang Jin, Professor an der Nordwest-Universität in Xi’an. Es handele sich um einen vollkommen unverantwortlichen Vorgang, die angrenzenden Staaten müssten das alles nun ausbaden und versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Allen voran China.
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